Erfahrungsbericht

Transcription

Erfahrungsbericht
Erfahrungsbericht
1.) Organisation und Planung vor Auslandsaufenthalt
Meine Praktikumsstelle habe ich nicht auf einer bestimmten Internetseite gefunden und auch
nicht von irgendeiner Vermittlung bekommen, sondern aus erster Hand von meinem
zukünftigen Chef. Ich war ein Jahr davor im Urlaub in Andalusien, da ich bereits vorher
wusste, dass ich in diese Gegend gehen will, und habe während der 2 Wochen Urlaub immer
wieder mal in den Hotels, Museen oder anderen Sehenswürdigkeiten herumgefragt, ob man
dort nicht vielleicht ein Praktikum machen könnte, oder ob die Leute von einer
Praktikumsstelle wüssten. Das war letztendlich im Nachhinein die beste und effektivste
Variante, um eine Arbeitsstelle zu finden, denn über das Internet hatte ich vorher vergeblich
gesucht und mit dieser direkten Art und Weise war ich gleich vor Ort, konnte mir ein Bild
vom Arbeitsplatz machen und habe auch von den Sevillanern Ratschläge bekommen, wo ich
doch noch fragen könnte.
Als ich dann in Sevilla als ganz normale Touristin in das Museo del Baile Flamenco gegangen
bin, erfuhr ich dort, dass man bei ihnen ohne Probleme Praktika machen kann.
Ich erhielt die Kontaktadresse des Direktors des modernen Museums und die Zusage für eine
Praktikumsstelle im nächsten Herbst. Ich hatte die Chance mich mit einigen Praktikanten
auszutauschen, die zu der Zeit im Museum gearbeitet haben, und die mich dann auch darin
bestärkt haben, die Möglichkeit eines Praktikums im Museo del Baile Flamenco
(www.museoflamenco.com) wahr zunehmen. Sie versicherten mir, dass die Arbeit sehr
abwechslungsreich wäre und man toll seine Spanischsprachkenntnisse verbessern könne,
daher war die Entscheidung, aufgrund meines Spanischstudiums, schnell gefallen, dass ich
dort arbeiten wollte.
2.) Unterkunft
Mit meiner Unterkunftssuche hatte ich viel Glück. Ich schrieb bereits Monate vorher immer
mal wieder an die Praktikantenbetreuerin im Museum, dass sie für mich unter den ehemaligen
oder gerade abgehenden Praktikanten nach einem freien Zimmer in einer Studenten-WG
frägt. Und letztendlich konnte ich tatsächlich, als ich in Sevilla ankam, direkt das Zimmer
einer ehemaligen Praktikantin aus dem Museum übernehmen. Ansonsten suchen die
Studenten oder Praktikanten immer am schwarzen Brett der Uni. Dort gibt es zahlreiche WGAngebote bzw. es wird laufend nach WG-Mitbewohnern/innen gesucht. Auch an den
Ampelsäulen um die Uni herum kann man zu Beginn des neuen Wintersemesters viele
1
Aushänge finden. Man sollte sich Zeit nehmen bei der Auswahl seines Zimmers und sich
durchaus mehr als 10 anschauen. Die Zimmer können sehr unterschiedlich groß bzw. teuer
sein (250,- bis ca. 400,- pro Monat) und für den Winter, der in Sevilla nachts sehr kalt sein
kann, sollte man schauen, ob vielleicht eine Heizung in der Miete mit inbegriffen ist.
Falls man über Bekanntschaften oder das „schwarze Brett“ kein Glück hatte, kann man noch
auf www.roommates-sevilla.com schauen. Das ist eine Homepage extra für Sevilla, die
Wohnungen, WGs und Unterkünfte generell für einen sucht. Dazu gibt es im Zentrum auch
ein Büro, in das man direkt gehen kann. Ansonsten gibt es für WG-Suche auch noch die
Homepage www.pisocompartido.com. Um mit den Vermietern in Kontakt zu treten, kauft
man sich am besten schnell eine spanische SIM-Karte. Besonders häufig verbreitet ist hier
ORANGE, Yoigo und Lebara. ORANGE hat den Vorteil, dass es besondere Guthaben-Karten
verkauft, auf der man dann eine bestimmte Nummer frei rubbeln muss. Mit ihr kann man
dann für 0,03 Cent pro Minute auf ein deutsches Festnetz oder für ca. 0,15 Cent pro Minute
auf ein deutsches Handy telefonieren.
3.) Praktikum
Da man mir bereits vor dem Praktikum gesagt hatte, dass der Inhalt meiner Zeit im Museum
auch enorm von mir und meiner Eigeninitiative abhänge, hatte ich nicht all zu viele
Erwartungen und entschied nur für mich, dass ich natürlich versuchen würde, das Beste aus
meiner Zeit zu machen. Ich war am 1. Tag aufgrund des vorherigen Emailkontakts den Leuten
nicht mehr all zu fremd und wurde gleich sehr freundlich von allen willkommen geheißen und
in das Team aufgenommen. Das Museum wird nur von 6 fest angestellten Leuten geleitet, alle
anderen sind Praktikanten aus aller Welt.
Die Arbeitszeiten waren immer in 2 Schichten aufgeteilt, die sich wöchentlich wechselten.
Entweder man arbeitete morgens von 9:30h bis 17:30h, oder nachmittags von 13h bis 21h.
Aufgebaut ist das Museumsgebäude in verschiedene Bereiche. Es ist nicht nur ein
Museumsteil vorhanden mit einer Bilderausstellung, sondern das Museum lebt hauptsächlich
von seinem interaktiven Teil im 1. Stock. Dort gibt es viele Computer, in denen man unter 6
Sprachen auswählen und Informationen zu den unterschiedlichen Tanzstylen des Flamencos
erhalten kann, oder aber auch verschiedene Filme, die einem die Geschichte des Flamencos
erklären. Zudem gibt es in dem Haus aber auch eine Tanzschule, einen überdachten Innenhof
für Flamencovorstellungen, einen Laden und einen Konferenzsaal.
Die Aufgaben eines Praktikanten im Museum sind sehr vielfältig. Man wird in
unterschiedliche Bereiche eingeführt, z.B. die Betreuung von Kunden. Sei es an der Rezeption
2
(Auskünfte geben, Tickets verkaufen), vor oder während einer Vorstellung, während einer
Museumsführung oder auch im eigenen Laden. Ein weiterer Bereich wäre auch die
Organisation und das Management von allem was unter der Woche ansteht. Zudem sucht man
sich als Praktikant Projekte, an denen man dann unterschiedlich lang selbstständig arbeitet
und somit viel Eigeninitiative zeigen muss bzw. teils viel Selbstverantwortung übernimmt. Ich
hab anfangs z.B. Artikel für die Museumszeitung auf Spanisch verfasst und später neben
vielen weiteren kleinen Projekten die Gesamtorganisation aller Praktikanten im Museum
übernommen (Wochenarbeitsplan, Eventarbeitsplan, Urlaubsplanung etc.). Das war ein völlig
neues Arbeitsfeld für mich und ich musste lernen mit soviel Verantwortung umzugehen, denn
wir waren teilweise mehr als 17 Praktikanten. War aber gleichzeitig auch dankbar für diese
Chance. Ich habe sehr viel dabei lernen können und konnte bei meinem Chef immer um Rat
fragen. Ansonsten muss man ab und zu auch mal am Wochenende arbeiten, wodurch man
sich für die gearbeiteten Tagen aber wieder Tage unter der Woche frei nehmen kann. Auch
Museumsführungen in Spanisch, Englisch und Deutsch habe ich gehalten.
4.) Alltag und Freizeit
Auch wenn ich mit meinen WG-Mitbewohnern tolle Leute gefunden hatte, mit denen ich oft
was in unserer gemeinsamen Freizeit gemacht habe, war dennoch das Praktikum mit den
Jugendlichen aus aller Welt eine Möglichkeit Gleichaltrige zu finden, mit denen man etwas
zusammen unternehmen konnte. Auch wenn die wechselnden Arbeitszeiten ein regelmäßiges
Treffen immer zur gleichen Zeit erschwerten, so konnte sich mit den Mitpraktikanten auch
immer wieder ganz spontan etwas ergeben.
Ansonsten gab es auch immer mittwochs einen Tandemabend in der Uni zwischen Deutschen
und Sevillanern. Auch dort, hab ich mir sagen lassen, war es ein leichtes, Gleichgesinnte für
verschiedene Wochenendtrips zu finden.
Was die verschiedenen Arbeitszeiten beeinflusst hat, war außerdem das Essen einkaufen.
Denn teilweise war es schon sehr spät bzw. gerade noch Siesta (14h - ca.17h). In diesem Fall
war der Mercadona an der Plaza de Armas, eine Supermarktkette, immer meine Rettung. Er
hat von Montag bis Samstag immer bis 22h auf und hat von einer eigenen Fischtheke bis hin
zur eigenen Bäckerei alles dabei.
Was ich für die Freizeit auch noch empfehlen kann, ist der Fahrradausleihservice in Sevilla
(www.sevici.es). Hierzu muss man sich ein Konto bei SEVICI erstellen lassen (für 7 Tage
oder 1 Jahr) und kann sich dann immer kostenlos 30 min ein Fahrrad von den in der ganzen
Stadt verteilten Fahrradsammelständern ausleihen.
3
Wenn man abends weggehen möchte, so empfiehlt sich die Plaza Alfalfa oder die Calle Betis
im Stadtviertel Triana. Zum Thema Bankkonto empfehle ich unbedingt ein Konto noch in
Deutschland bei der Deutschen Bank zu eröffnen. Ihre Filialen kann man nicht nur in Sevilla,
sondern auch in vielen weiteren spanischen Städten finden und bei ihnen kostenlos sein Geld
abheben. Nur Überweisungen, Kontoeinsicht oder Kontoausdrucke sind nicht möglich.
5.) Fazit
Mir hat das Praktikum viel Freude bereitet und ich kann es mit gutem Gewissen weiter
empfehlen. Das Museum lebt zu einem gewissen Teil von der Hilfe durch Praktikanten, daher
ist es sicher, dass auch in den folgenden Jahren Praktikanten gern gesehen sind. Ich habe, mal
ganz abgesehen von der Sprache, auch sonst sehr viel dazu gelernt durch für mich völlig neue
Arbeitsbereiche. Anfangs hatte ich ein paar Mal die Angst, dass sich das Praktikum auf
„Tickets verkaufen“ beschränken könnte, und das dann 3 Monate lang. Aber dem war
überhaupt nicht so, sodass ich meinen Aufenthalt im Museum nach kürzester Zeit von 3
Monaten auf 4 verlängert habe. Es herrscht im Museo del Baile Flamenco eine sehr
angenehme Arbeitsatmosphäre. Man kann sich schnell integrieren und aufgrund des
internationalen Teams und der internationalen Kunden des Museum, verliert man schnell die
Angst vor der fremden Sprache und die Scheu in einem so bunt gemixten Unternehmen zu
arbeiten. Außerdem sitzt man quasi an der Quelle alles über das Kulturgut, den Flamenco
selbst, zu erfahren, der mich ganz persönlich auch schon vorher immer interessiert hat. Auch
die Stadt Sevilla selbst und die so lebenslustigen Sevillaner haben mir meinen Aufenthalt sehr
schön werden lassen. Man kann hier als Jugendlicher billig leben und doch sehr viel dafür
erleben. Auch im Winter ist Sevilla sehr grün. Alles ist voller Palmen und meistens hat es
einen iceblauen Himmel. Wer also dem harten Winter von daheim entfliehen will, sollte sich
das fröhliche Sevilla aussuchen in dem es im Winter niemals unter 0°C werden wird. Mich
hat meine Zeit im Ausland durch dieses Praktikum darin bestärkt, ohne Ängste später nach
meinem Studium nach einem Job in einem Büro zu suchen, bei dem das Team international
zusammen gewürfelt ist und ich hoffentlich mein Spanisch im Arbeitsalltag wieder
verwenden kann, wie in meinen letzten Monaten hier in Sevilla.
4