Pragmatisch, einfach, gut – erfolgreicher Umgang mit Wissen
Transcription
Pragmatisch, einfach, gut – erfolgreicher Umgang mit Wissen
gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie Pragmatisch, einfach, gut – erfolgreicher Umgang mit Wissen 25 Beispiele Guter Praxis aus kleinen und mittleren Unternehmen www.wissenmanagen.net Redaktion VOLLMAR Wissen+Kommunikation, Reutlingen www.wissen-kommunizieren.de Gestaltung Simone Haasis Design und Konzeption, Filderstadt www.simonehaasis.de Reproduktion Digital Joints GmbH, Leinfelden-Echterdingen www.undercovergroup.de Druck D+N Bürotechnik GmbH, Kelkheim Bildnachweis Titelfoto: Getty Images Distribution AWV – Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e.V. Düsseldorfer Straße 40 65760 Eschborn www.awv-net.de Herausgeber VOLLMAR Wissen+Kommunikation, Reutlingen www.wissen-kommunizieren.de Gefördert durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen des Projektes „KMU-Roadshow Wissensmanagement“ Stand Januar 2007 Inhalt Themenmatrix ......................................................................................................................... 2 Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .................................................................................. 5 Das Projekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .................................................................................. 6 Beispiele Guter Praxis: ARCADIS Deutschland GmbH: Bau-Dienstleister fasst sein Wissen prozessorientiert zusammen ................. 9 B.C.S.: Business-Dienstleister baut Wissens-Datenbank auf ................................................................. 13 B&W Fahrzeugentwicklung: Fahrzeug-Entwickler baut internen Wissenspool auf .................................. 16 Bad & Heizung Concept AG: Handwerksunternehmen schließen Zweckpartnerschaft ............................. 19 BENNEWITZ® – EYECARE, DRUGS AND MORE: Augenoptiker bringt sein Wissen in verwertbare Form ......... 22 Bremer Werk für Montagesysteme GmbH: Spezialist für Montagetechnik optimiert eine kommunikative Schnittstelle ....................................................................................................... 26 brühne gruppe: Baustoff-Anbieter entwickelt sich zur lernenden Organisation ...................................... 29 CADTRONIC® Computer-Systeme GmbH: IT-Systemhaus stellt seine Kundendatei auf neue Basis ................ 33 Campus Consult e.V.: Studentische Unternehmensberatung sichert Beratungs- und Trainingsqualität auf professionellem Niveau ............................................................. 36 CONET Solutions GmbH: IT-Dienstleister setzt erfolgreich Standards ................ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 39 Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH: Raschere Innovationen bei Hersteller von Bildanalyse-Systemen . . . . . . .................................................................................. 44 domino-world - domino e.v.: Werte- und Ideengemeinschaft für bessere soziale Dienste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer: Dienstleister entwickelt Standards und steigert seine Effizienz ... 51 IMM Gruppe: Elektrogeräte-Entwickler macht internes und externes Wissen nutzbar .............................. 55 incowia GmbH: Software-Dienstleister standardisiert Projektabläufe ................................................... 59 INOSOFT AG: Umgebung schaffen, in der Wissen gedeiht ................................................................... 65 Köhler & Ziegler GmbH: Hersteller von Blockheizkraftwerken bereitet Generationswechsel vor ................. 68 Kübler GmbH: Heizungs-Spezialist organisiert den internen Wissenstransfer ......................................... 71 Malerweiß: Informationsflussverbesserung durch Baustellenmappe ................................................... 77 META-LEVEL Software AG: Softwarehaus optimiert Umgang mit Erfahrungswissen ................................. 81 PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG: Ausbildung als Startrampe für ein erfolgreiches Wissensmanagement ... 84 Reichhart Logistik Gruppe: Logistik-Dienstleister entwickelt unternehmensweite Vorgaben .................... 89 SCHWEIZER ELECTRONIC AG: Aufbau bereichsübergreifender Kompetenzen entlang der Innovationskette, in Theorie und Praxis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 Sitec Industrietechnologie GmbH: Maschinenbauer organisiert Wissenserhalt und Wissenserwerb ..........100 usd.de ag: IT-Systemhaus will von eigenen Mitarbeitern lernen ..........................................................103 Themenmatrix Fragestellung Führung Eine Wissenskultur gestalten Akzeptanz schaffen Maßnahmen-Controlling durchführen Mitarbeiter Kompetenzen transparent darstellen Mitarbeiter zielgerichtet qualifizieren Erfahrungswissen bewahren, Wissensverlust vorbeugen Wissensinseln auflösen Kunden und Mitbewerber Wissen von und über Kunden nutzen Wissen von und über Mitbewerber nutzen Partnerschaften/ Kooperationen Durch Kooperationen Wissen erweitern Externes Wissen einbinden Strategie & Politik Strategie leben und kommunizieren Prozessunterstützung Wissen (ver)teilen, Wissen weitergeben Ganzheitliches WissensmanagementKonzept umsetzen Lösungsbeispiel Seite brühne gruppe 29 CONET Solutions GmbH 39 domino-world - domino e.v. INOSOFT AG Reichhart Logistik Gruppe B.C.S. CONET Solutions GmbH incowia GmbH Kübler GmbH Malerweiß ARCADIS Deutschland GmbH Campus Consult e.V. ARCADIS Deutschland GmbH IMM Gruppe Kübler GmbH PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG SCHWEIZER ELECTRONIC AG usd.de ag B.C.S. BENNEWITZ® – EYECARE, DRUGS AND MORE Bremer Werk für Montagesysteme GmbH Campus Consult e.V. Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer Köhler & Ziegler GmbH Sitec Industrietechnologie GmbH B.C.S. B&W Fahrzeugentwicklung ARCADIS Deutschland GmbH CADTRONIC® Computer-Systeme GmbH domino-world - domino e.v. Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer IMM Gruppe Malerweiß SCHWEIZER ELECTRONIC AG Bad & Heizung Concept AG SCHWEIZER ELECTRONIC AG 47 65 89 13 39 59 71 77 9 36 9 55 71 84 95 103 13 22 26 36 51 68 100 13 16 9 33 47 51 55 77 95 19 95 Bad & Heizung Concept AG PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG B&W Fahrzeugentwicklung IMM Gruppe Malerweiß PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG Sitec Industrietechnologie GmbH 19 84 16 55 77 84 100 Reichhart Logistik Gruppe Sitec Industrietechnologie GmbH Campus Consult e.V. PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG 89 100 36 84 B&W Fahrzeugentwicklung Bad & Heizung Concept AG brühne gruppe Bremer Werk für Montagesysteme GmbH Campus Consult e.V. 16 19 29 26 36 Fragestellung Prozessunterstützung Wissen (ver)teilen, Wissen weitergeben Verteiltes Wissen sammeln Wissen dokumentieren Geschäftsprozesse effizienter gestalten Qualitätsmanagement unterstützen Projektarbeit verbessern Kommunikation Kommunikation unterstützen Informationsflut beherrschen Innovation Wissen erweitern und entwickeln Lösungsbeispiel CONET Solutions GmbH Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer Seite 39 51 IMM Gruppe incowia GmbH INOSOFT AG Köhler & Ziegler GmbH Kübler GmbH META-LEVEL Software AG Reichhart Logistik Gruppe SCHWEIZER ELECTRONIC AG ARCADIS Deutschland GmbH Bad & Heizung Concept AG B.C.S. BENNEWITZ® – EYECARE, DRUGS AND MORE CONET Solutions GmbH Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer incowia GmbH INOSOFT AG Köhler & Ziegler GmbH Kübler GmbH Malerweiß META-LEVEL Software AG usd.de ag ARCADIS Deutschland GmbH Bremer Werk für Montagesysteme GmbH CONET Solutions GmbH Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH incowia GmbH Kübler GmbH Malerweiß SCHWEIZER ELECTRONIC AG CONET Solutions GmbH domino-world - domino e.v. ARCADIS Deutschland GmbH CONET Solutions GmbH incowia GmbH Sitec Industrietechnologie GmbH usd.de ag 55 59 65 68 71 81 89 95 9 19 13 22 39 51 59 65 68 71 77 81 103 9 26 39 44 59 71 77 95 39 47 9 39 59 100 103 brühne gruppe Bremer Werk für Montagesysteme GmbH B&W Fahrzeugentwicklung INOSOFT AG brühne gruppe Sitec Industrietechnologie GmbH 29 26 16 65 29 100 IMM Gruppe Kübler GmbH META-LEVEL Software AG SCHWEIZER ELECTRONIC AG 55 71 81 95 Die Beispiele Guter Praxis konzentrieren sich in der Darstellung auf eine oder einige wenige erfolgreich im Unternehmen umgesetzte Maßnahmen. Der Anspruch ist nicht, Unternehmen und ihre Leistungen insgesamt darzustellen. Im Mittelpunkt stehen vielmehr ausgewählte Aktivitäten – Ansätze, die vor allem Impulse zum kreativen Nachahmen geben sollen. Alle Fallbeispiele sowie zahlreiche weitere Informationen rund um das Thema Wissensmanagement und die Projekte aus „Fit für den Wissenswettbewerb“ und „Wissensmedia“ finden Sie unter www.wissenmanagen.net Vorwort In einer globalen Wirtschaft entscheidet heute zunehmend der Wissensvorsprung. Dies gilt im Wettbewerb mit den so genannten Niedriglohn- ländern vor allem für den Mittelstand, der mit seiner Innovationskraft das Rückgrat der deutschen Wirtschaft bildet. Obwohl Wissen in den letzten Jahren zur entscheidenden Ressource unserer Wirtschaft wurde, ist ein systematischer und effektiver Umgang mit der Ressource Wissen noch längst keine Selbstverständlichkeit. Knappe zeitliche und finanzielle Kapazitäten führen dazu, dass mittelständische Unternehmen die Beschäftigung mit dem scheinbar schwergewichtigen Thema „Wissensmanagement“ scheuen. Um diese Hürden abzubauen, werden auf den folgenden Seiten Unternehmen vorgestellt, die erfolgreiche Lösungen für ein pragmatisches Wissensmanagement entwickelt und in die Praxis umgesetzt haben: Lösungen, die ganz konkrete Herausforderungen in Unternehmen adressieren, wie z. B. den Weggang von Mitarbeitern, das verteilte Arbeiten in Projekten, die Kommunikation zwischen Unternehmensbereichen oder auch die Optimierung des Innovationsprozesses. Es geht also nicht um die Einführung eines umfassenden Wissensmanagement-Systems, sondern um die Nutzung von konkreten WissensmanagementMethoden und -Werkzeugen in unterschiedlichen Kontexten und Aufgabenstellungen. Das Zusammenwirken mehrerer solcher Maßnahmen im Unternehmen ergibt dann ein gewachsenes und in der Praxis verankertes Wissensmanagement-System. „Aus der Praxis für die Praxis“ – unter diesem Motto werden durch die Beispielunternehmen Hilfestellungen geboten, wie das Thema „Wissensmanagement“ in kleinen Schritten pragmatisch anzugehen ist. Dabei steht im Vordergrund, wie intelligente Lösungen für aktuelle Problemstellungen im eigenen Unternehmen gestaltet oder selbst entwickelt werden können – angeregt durch die erprobte Gute Praxis anderer Unternehmen. Ich bin überzeugt, Sie werden auf den nächsten Seiten wertvolle Anregungen finden, wie Sie Ihre ganz eigenen Herausforderungen im Umgang mit Wissen angehen und meistern können. Dabei wünsche ich Ihnen viel Erfolg. Ihr Michael Glos Bundesminister für Wirtschaft und Technologie 25 Beispiele Guter Praxis: Hintergrundinformationen zum Projekt Aufgabenstellung Die Initiative „Fit für den Wissenswettbewerb“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) möchte Methoden und Werkzeuge des Wissensmanagements nachhaltig in die Praxis kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) transferieren. Dazu gehört, durch konkrete Praxisbeispiele anzuregen, sich mit dem Thema Wissensmanagement auseinanderzusetzen, von Beispielen Guter Praxis zu lernen und deren Lösungen gegebenenfalls nachzuahmen. Aufgabe des Projektes „Beispiele Guter Praxis für den Umgang mit Wissen in KMU“ im Rahmen der Initiative war es 3 Beispiele Guter Praxis zu lokalisieren 3 diese Beispiele zu evaluieren („Ist dies tatsächlich Gute Praxis?“) 3 die Fallbeispiele textlich didaktisch aufzubereiten. Dazu hatte des Projektteam ein Jahr Zeit. Heute sind die Beispiele Guter Praxis Teil der Internet-Plattform www.wissenmanagen.net. bewusst weitere Kriterien aufgenommen, wie z. B. Top 100-Unternehmen, Innovationspreisträger usw. Auch hier folgte das Projektteam einer Grundannahme, dass insgesamt erfolgreiche oder überdurchschnittlich innovative Unternehmen auch beispielhaft mit der Ressource Wissen umgehen. So konnten knapp 300 Unternehmen lokalisiert werden, zu denen dann telefonisch Kontakt aufgenommen wurde. Eine telefonische Kontaktaufnahme hatte sich als notwendig erwiesen, weil das Thema „Umgang mit Wissen“ nach wie vor erklärungsbedürftig ist, vor allem bei jenen Unternehmen, die sich selbst noch nicht bewusst in diesem Kontext gesehen hatten. Bewertung der Maßnahmen Die Evaluation gliederte sich in zwei Stufen: 1. Zusendung eines Fragebogens Materialzusendung seitens des Unternehmens Telefoninterview bei einer positiven Bewertung des Fragebogens 2. Vor-Ort-Besuch im Unternehmen Vorgehen Grundannahme Das Projektteam ist von der Grundannahme ausgegangen, dass viele kleine und mittelständische Unternehmen den Umgang mit ihrem Know-how sehr effizient gestalten, ohne dabei von Wissensmanagement zu sprechen. Oft finden sich pragmatische und innovative Wissensmanagement-Maßnahmen in den Bereichen Qualitätsmanagement, Innovationsmanagement, Personalentwicklung usw. Bewusst wurde daher in der Außenpräsentation und im Kontakt mit den Unternehmen der Begriff „Wissensmanagement“ vermieden und stattdessen von „Umgang mit Wissen“ gesprochen. Kontakt zu den Unternehmen Um auch die „hidden champions“ des Wissensmanagement in KMU zu finden, wurden in die Unternehmensrecherche neben Initiativen und Forschungsprojekten aus dem Wissensmanagement In Phase 1 der Evaluation scheiterten zahlreiche Unternehmen bereits an den so genannten No Go-Kriterien: 3 Unternehmen ist nicht aus dem deutschsprachigen Raum. 3 Das Unternehmen beschäftigt mehr als 2.000 MitarbeiterInnen. 3 Die geschilderten Maßnahmen sind seit weniger als 12 Monaten im Praxisbetrieb. 3 Der Erfolg des Projektes wurde vom KMU selbst im Fragebogen nicht als mindestens „gut“ bewertet. 3 Die Übertragbarkeit auf andere Unternehmen ist nicht möglich oder sehr schwierig. In Phase 2, also bei den Vor-Ort-Besuchen in den Unternehmen, wurden dann die folgenden Kriterien zur Bewertung herangezogen: 3 Zeit: Wie lange haben Entwicklung und Einführung eines bestimmten Verfahrens gedauert? 3 Kosten: Wie hoch waren die entstandenen Kosten? Projektteam: Dr. Wolfgang Sturz Projektleitung Steinbeis-Transferzentrum Wissensmanagement & Kommunikation Reutlingen Gabriele Vollmar Operative Projektleitung VOLLMAR Wissen+Kommunikation Reutlingen 3 Nutzen: Werden ökonomischer und/oder qualitativer Nutzen gemessen? 3 Kontinuität der Nutzung 3 Beteiligung: Wurden die relevanten MitarbeiterInnen in die Entwicklung und die Einführung des Verfahrens einbezogen? Stehen die MitarbeiterInnen hinter dem eingeführtem Verfahren? 3 Transparenz: Wissen die relevanten MitarbeiterInnen, wie das Verfahren läuft? 3 Führung: Wurde das Projekt von der Unternehmensführung unterstützt? 3 Anfang: Wie wurde eine Einigung erzielt? Welche ersten Schritte wurden gemacht? Wie schnell wurde Nutzen generiert? 3 Instrumente: Welche Instrumente wurden benutzt? Welche Instrumente haben sich als nutzbar erwiesen? 3 Probleme Dem ökonomischen Nutzen wurde bei der Evaluation besondere Bedeutung beigemessen. Dies bedeutet nicht, dass die Unternehmen um die Offenlegung von Finanzdaten gebeten wurden, anhand derer man einen klaren ökonomischen Christian Keller ck2 Beratung für Wissensmanagement Bielefeld Daniela Nowak nowCon Köln Dr. Ulrich Steller Textstrategie Ditzingen Nutzen messbar hätte nachvollziehen können. Dies wäre auch in den meisten Fällen nicht möglich gewesen. Augenmerk wurde seitens der Evaluatoren im Gespräch jedoch darauf gelegt, dass ein ökonomischer Nutzen im Gespräch argumentativ eindeutig nachvollziehbar ist und dass der Gedanke eines ökonomischen Nutzens Konzeption und Umsetzung der Maßnahme wahrnehmbar beeinflusst hatte. Neben den Evaluationskriterien wurden bei der Auswahl der 25 für die Online-Plattform zu beschreibenden Unternehmen dann letztlich noch eine regionale Verteilung und die Verteilung nach Sektoren / Branchen berücksichtigt. Herausforderungen und Erfolgsfaktoren für den Umgang mit Wissen in KMU Was zeichnet den Umgang mit Wissen in den 25 als Beispiele Guter Praxis identifizierten Unternehmen aus? Zunächst ist festzuhalten, dass die Rahmenbedingungen in KMU auf den ersten Blick eher ungünstig für eine Beschäftigung mit dem Thema zu sein scheinen, denn Zeit und Geld, damit auch Personalkapazitäten sind knapp, um sich mit Fragestellungen zu beschäftigen, die über das operative Tagesgeschäft hinausgehen. Dies gilt auch für die Beispiele Guter Praxis. Das Projekt Wissensmanagement ist in KMU also einem enorm hohen Erfolgsdruck ausgesetzt. Aber was macht es nun erfolgreich? Wichtige Faktoren in den evaluierten Unternehmen sind: 3 Fähigkeit zur Problemidentifikation 3 Klare Problemorientierung 3 Konkrete Ziele 3 Frühes und konsequentes Einbeziehen der Mitarbeiter 3 Pragmatismus der Lösung 3 Einordnung in Gesamtstrategie [teilweise Verknüpfung mit weiteren Methoden (EFQM…) oder Initiativen] 3 Unterstützende „kulturelle“ Maßnahmen 3 Klare Unterstützung seitens der Geschäftsführung 3 Hohes Engagement der Projektbeteiligten 3 Bewusstsein von IT als Hilfsmittel Bei allen Unternehmen stand keinesfalls der Wunsch, sich mit Wissensmanagement auseinandersetzen zu wollen, im Vordergrund, sondern sehr konkrete Probleme, wie z.B. Ineffizienz in der Innovationskette von Vertrieb bis Fertigung, Gefährdung der Geschäftsgrundlage durch Wegzug der Kundschaft oder eine unterdurchschnittliche Rentabilität in den Kundenprojekten. Diese Probleme wurden – oft sehr pragmatisch – gelöst, wobei Wissensmanagement-Methoden teilweise eher unbemerkt zum Einsatz kamen. „Wissensmanagement ist in KMU kein Thema.“ Diese Aussage trifft in dem Sinne zu, dass in vielen Unternehmen Wissensmanagement als Begriff nicht thematisiert wird, Wissensmanagement-Werkzeuge und -Methoden aber durchaus zum Einsatz kommen oder gar selbst entwickelt werden. Gemeinsam ist den Unternehmen, die ihr Wissen erfolgreich einsetzen und entwickeln, außerdem vor allem, dass der Mensch als wichtigster Wissensträger im Unternehmen in den Fokus gestellt wurde und wird. Und vielleicht liegt ja auch genau darin ihr Erfolgsrezept. Bei Fragen zum Projekt oder zu den Fallbeispielen: Gabriele Vollmar VOLLMAR Wissen+Kommunikation [email protected] „Unternehmen lernen von Unternehmen“ dieses Motto verfolgt das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie auch mit einer bundesweiten Roadshow „Wissensmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen“: In einer Reihe von Veranstaltungen in ganz Deutschland berichten Vertreter von Unternehmen, in denen Wissensmanagement erfolgreich umgesetzt wird, aus der Praxis für die Praxis. Doch nicht Vorträge stehen im Mittelpunkt der Veranstaltung, sondern der lebendige Erfahrungsaustausch und ein nachhaltiges voneinander Lernen. Die Roadshow wird unter Leitung des Instituts für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in Bremen unter Beteiligung der Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e. V. in Eschborn, der ck2 Beratung für Wissensmanagement in Bielefeld, der Core Business Development GmbH in Berlin sowie VOLLMAR Wissen+Kommunikation in Reutlingen durchgeführt (Kontaktdaten siehe letzte Seite). Nähere Informationen finden Sie unter www.wissenmanagen.net Autorin: Gabriele Vollmar ARCADIS Deutschland GmbH: Bau-Dienstleister fasst sein Wissen prozessorientiert zusammen Firmenprofil ARCADIS ist ein führender internationaler Dienstleister in den Bereichen Consulting, Planung und Projektmanagement. Der Schwerpunkt liegt auf den Arbeitsfeldern Infrastruktur, Umwelt und Bauwerke. Die ARCADIS Deutschland ist aus vier eigenständigen Ingenieurbüros des Unternehmens entstanden und bietet ihren Kunden ein abgerundetes Leistungsspektrum in allen Arbeitsfeldern. ARCADIS ist für öffentliche Auftraggeber ebenso tätig wie für private Investoren, Industrie- und Wirtschaftsunternehmen. Bei allen Projekten strebt das Unternehmen integrierte Lösungen an, die positiv zur nachhaltigen Entwicklung unserer Lebens- und Arbeitswelt beitragen und technische Möglichkeiten mit der Umwelt in Einklang bringen. ARCADIS bietet seinen Kunden in der Regel keine gängigen Bauleistungen an, sondern bevorzugt sehr innovative Lösungen. Die ARCADIS Deutschland GmbH besitzt eine dezentrale Organisationsstruktur und beschäftigt etwa 600 Mitarbeiter an über 20 Standorten in Deutschland. Nach dem Prinzip „think global, act local“ gewährleisten diese Niederlassungen eine starke regionale Präsenz und gestatten kundennahes Handeln. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Als wissensintensives und innovatives Unternehmen ist ARCADIS Deutschland bestrebt, die Ressource Wissen optimal zu nutzen. Der Dienstleister verknüpft sein Wissensmanagement eng mit den strategischen Unternehmenszielen. Seine wesentlichen Wettbewerbsvorteile sieht ARCADIS im Erfahrungswissen, der Kundennähe und innovativen Komplettlösungen. Um diese Pluspunkte dauerhaft zu sichern, hat ARCADIS ein stark prozessorientiertes Vorgehen entwickelt, das vom ersten Kundenkontakt bis zur jeweiligen Durchführung des Projekts reicht. Charakteristisch für diesen Prozess ist der effiziente Umgang mit Wissen und Informationen: jeden Schritt des Prozesses stützen geeignete Wissens- ARCADIS Deutschland GmbH 3Firmensitz Darmstadt (Hessen) 3Branche Consulting 3Produkt Dienstleistungen in den Bereichen Infrastruktur, Umwelt und Bauwerke 3Gegründet 1993 3Mitarbeiter (2006) 600 3Ansprechpartner Bertram Subtil: [email protected] 3Internet www.arcadis.de management-Maßnahmen. So kommen beispielsweise so genannte Yellow Pages und eine Kompetenzmatrix zum Einsatz, um in den deutschlandweit verteilten 20 Büros diejenigen Profis zu lokalisieren, die ein konkretes Projekt durchführen sollen. So sind zwar die einzelnen Projektschritte stark standardisiert, nicht aber die Leistungen von ARCADIS. Denn gerade weil sich das Unternehmen stets an den Wünschen der Kunden und den Ge- gebenheiten vor Ort orientiert, kann es individuelle und innovative Lösungen anbieten. Ausgangssituation und Ziele: Bau-Dienstleister fasst sein Wissen prozessorientiert zusammen Wie alle, die auf dem Markt überleben wollen, ist auch ARCADIS um den entscheidenden Vorsprung im Wettbewerb bemüht. Als ersten Wettbewerbsvorteil wertet das Unternehmen sein ausgeprägtes 10 ARCADIS Deutschland GmbH und Beratung zurück; seine Experten sind deutschlandweit verteilt. Ein ausgefeiltes System macht das Erfahrungswissen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und das Know-how aus sämtlichen bisherigen Projekten immer und überall verfügbar. So ziehen die Kunden von ARCADIS Nutzen aus dem kompletten Erfahrungsschatz des Unternehmens. Eine zentrale Plattform – und ihre Verästelungen Umbau und Renovierung des Olympiastadions in Berlin, Gesamtplanung von ARCADIS Erfahrungswissen. ARCADIS baut auf seine mehr als 100-jährige Praxis in der Branche ebenso wie auf das gesammelte Know-how seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Zweitens erhebt ARCADIS den Anspruch auf lokale Präsenz. Ein deutschlandweites Netz von 20 Niederlassungen stellt die Kundennähe sicher und unterstützt den Auf- und Ausbau von regionalen Kenntnissen und Beziehungen. Um dies zu erreichen, hat ARCADIS verschiedene Wissensmanagement-Instrumente ins Leben gerufen, die in einer internen Informations- und Kommunikationsplattform zusammenlaufen. Generell lässt sich das wissensorientierte Vorgehen durch ein Prozessmodell mit drei Phasen darstellen: Kundenanfrage Customer Relationship Management Angebotserstellung Kompetenzen (Yellow Pages, Kompetenzmatrix) Referenzen (Projektblätter) Projektdurchführung Projektmanagement Mitarbeitergespräch als Controlling-Instrument Drittens bietet ARCADIS seinen Kunden Komplettlösungen – von der Projektvorbereitung über die Planung und die Ausführung bis hin zur Abnahme. Dabei spielen sowohl technische als auch rechtliche und ökonomische Fragestellungen eine Rolle. Bei ARCADIS arbeiten demnach interdisziplinäre Teams zusammen. Damit diese Vorteile als Vorteile greifen, lau- tete die Aufgabe: Wissen, das örtlich stark verteilt ist und aus verschiedenen Disziplinen stammt, muss zentral zugänglich sein und sich in jedem Projekt maßgeschneidert zusammenführen lassen. Was konkret im Unternehmen geschieht Die ARCADIS Deutschland GmbH bietet Consultingund Management-Dienstleistungen in den Bereichen Infrastruktur, Bauwerke und Umwelt. Das Unternehmen greift auf gut 100 Jahre Erfahrung in Planung Phase 1: Die Kundenanfrage Die persönliche und gute Beziehung zum Kunden ist das A und O für den Erfolg. Beispielsweise finden einmal im Jahr Review-Gespräche mit ausgewählten Kunden statt. Das strategische Ziel in diesem Bereich formuliert man so: „Weniger ist mehr. Mit weniger Kunden bessere Geschäfte machen.“ Um die Kundenprozesse insgesamt effizient zu gestalten, setzt ARCADIS ein Customer Relationship Management (CRM)-System ein. Die Besonderheit hier ist, dass ARCADIS auf eine Eigenentwicklung setzt. So ist ein mit Leben gefülltes System entstanden. Trifft bei ARCADIS eine Kundenanfrage ein, so können für die Bearbeitung alle relevanten Informationen über den Kunden ausgewertet werden. Dies schafft oftmals Klarheit über den konkreten Kundenkontext. 11 Viaduct von Millau über das Tarn-Tal in Südfrankreich, Tragwerksplanung von ARCADIS Phase 2: Das Angebot Mit Hilfe dieser Informationen über den Kunden wird im nächsten Schritt das Angebot erstellt. Dafür gilt es zunächst unternehmensintern alle Kompetenzen zu lokalisieren, die das Projekt erfordert. Mit Hilfe von zwei Systemen finden sich die passenden Experten: Die Yellow Pages verzeichnen Namen, Adressen, jährlich aktualisierte Lebensläufe sowie die Kernkompetenzen und Funktionen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei ARCADIS. Mit der Kompetenzmatrix hat ARCADIS ein Netzwerk von Experten für die verschiedenen Tätigkeitsfelder etabliert. Möchte ein Projektleiter das für einen Zweck bestmögliche Team zusammenstellen, dienen die Experten der Kompetenzmatrix als Ansprechpartner und Knotenpunkte für weitere Informationen. Über sie lässt sich das optimale Projektteam sehr schnell aufstellen. Dabei wird auf die Lebensläufe und die Projektreferenzlisten der Kollegen zurückgegriffen. Entscheidend sind außerdem Referenzen zur jeweiligen Angebotsthematik: Welche ähnlichen Projekte hat es gegeben? Welche Lösungen haben sich bewährt? Was können wir daraus für das aktuelle Projekt lernen? Die Antworten lassen sich gezielt mit Hilfe der Projekt-Datenblätter finden – verfügbar in regelmäßig aktualisierter Form im Netzwerk. Das fertige Angebot spricht man mit dem Kunden durch. Falls erforderlich, überarbeitet man es. Nun kann der Auftrag bestätigt werden und das Projekt starten. Phase 3: Projektdurchführung ARCADIS strebt nach erstklassigen innovativen Resultaten. Die wichtigste Voraussetzung dafür sind selbstverständlich die Expertinnen und Experten, die vor Ort zum Einsatz kommen, und ihre hohe Qualifikation. Sie liefern individuelle innovative Leistungen, die sich nur nach den Gegebenheiten vor Ort und nach den Wünschen des Kunden richten. Kundenorientierung bedeutet bei ARCADIS, dass die Realisierung eines Projekts – anders als bei der Erstellung des Angebots – nirgends standardisiert ist. „Man kann nur 80% der Hürden ausräumen; für die anderen 20% braucht man Geduld.“ Aus den Lessons Learned bei ARCADIS Das zu jedem Projekt gehörende Projektmanagement wird komplett dokumentiert. Ist ein Projekt abgeschlossen, werden alle Ordner mit Dokumentationen (außer Verträge und kaufmännische Ablage) vollständig eingescannt und im CD-Rom-Archiv abgelegt – das Papier kann anschließend entsorgt werden. 12 ARCADIS Deutschland GmbH Zu jedem Projekt legt man außerdem Projekt-Datenblätter an, die in der Phase 2 aller nachfolgenden Projekte wichtig werden. Auf der Homepage wird jeweils ein Projekt des Monats veröffentlicht. Dies funktioniert zum einen als Anreizsystem, zum anderen erhöht es die Zugriffe auf Netzwerk und Homepage. Mitarbeitergespräche: dem Wissen auf den Fersen Eine Schlüsselrolle im WissensmanagementSystem von ARCADIS spielen die einmal pro Jahr stattfindenden Mitarbeitergespräche. Sie dienen zum einen der Aktualisierung des Lebenslaufes. Wichtig ist dies besonders im Hinblick auf die Kernkompetenzen – denn sie sind ausschlaggebend für die Zusammenstellung der Projektteams während der Angebotsphase. Großen Wert legt man bei den Gesprächen auf die Frage: Hat die Mitarbeiterin (der Mitarbeiter) ihr (sein) Wissen weitergegeben? Die Projektreferenzen werden aktualisiert und erfasst, ob Projekte beispielsweise in der Hauszeitung vorgestellt oder Kongressvorträge gehalten worden sind. Eine weitere Aufgabe der Mitarbeitergespräche besteht darin, den Weiterbildungsbedarf zu ermitteln – und zu prüfen, wer sein Wissen durch die Teilnahme an Weiterbildungen fortentwickelt hat. Damit erfüllen die Mitarbeitergespräche eine Controlling-Funktion in Bezug auf die Wissensmanagement-Instrumente, weil sie deren Aktualität durchleuchten. Auch wird ein Wissenscontrolling durchgeführt, indem in diesen Gesprächen geprüft wird, ob Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihr Wissen weitergeben und weiterentwickeln. Umgekehrt wirkt dieses Controlling-System als Anreiz, Weiterbildungen zu besuchen oder Wissen in offiziellem Rahmen an andere weiterzugeben. Zakarpattia Bergregion und Anrainer-Staaten des Flusses Tisza (Ukraine, Slovakei, Ungarn, Rumänien), Grenzübergreifendes Hochwasserfrühwarnsystem von ARCADIS Competence Exchange (ABCX). Der Grad an Informationstiefe variiert je nach Benutzergruppe; das Feintuning geschieht über individuelle Zugriffsrechte. Die Informations- und Kommunikationsplattform ABCX dient wie beschrieben dazu, beim Erstellen eines Angebots systematisch nach denjenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu suchen, die für das anstehende Projekt am geeignetsten sind. Stellt ein Kunde Fragen zu einem bestimmten Fachgebiet, so ermittelt man über die Kompetenzmatrix eine kompetente Gesprächspartnerin oder einen kompetenten Gesprächspartner. Sie oder er stellt daraufhin, aufbauend auf den Lebensläufen und den Projektreferenzlisten seiner Kolleg(inn)en, ein Team zusammen. Sonstige Aktivitäten Einige feste Social Events strukturieren das Jahr bei ARCADIS. Einmal im Jahr trifft man sich drei Tage lang in der „großen Runde“. Traditionell verankert sind auch das Sommerfest, das Weihnachtsfest und ein Fußballturnier. Für jede(n) soll etwas dabei sein, denn: „Uns ist wichtig, dass die Leute sich kennen.“ Drehscheibe ABCX Alle Dokumentationen auf den Ebenen Kundenmanagement, Projekt- und Mitarbeitermanagement werden in die Informations- und Kommunikationsplattform von ARCADIS eingespeist. Diese Plattform trägt die Bezeichnung ARCADIS Business and Darüber hinaus gibt es Fachtreffen (Global Account Management) und Staff-Exchange-Programme: Nachwuchstalente werden in einem einjährigen Programm besonders gefördert, die Mitarbeit in europaweit verteilten Büros ist vorgesehen. Wissen soll über die Grenzen wachsen, um wieder lokal fruchtbar zu werden. 13 B.C.S.: Business-Dienstleister baut Wissens-Datenbank auf Firmenprofil B.C.S. (Business Consulting Solution) aus dem österreichischen Mank versteht sich als kaufmännischer Partner für Unternehmen. Der Geschäftsführer ist von Hause aus Steuerberater und bietet dazu EDV-Lösungen an. Die weiteren Serviceleistungen decken auch das Rechnungswesen ab – damit können die Experten von B.C.S. ihren Kunden praktisch die komplette Verwaltungsarbeit abnehmen. Die Kunden wiederum können sich dank der Unterstützung ganz auf ihre jeweiligen Kernbereiche konzentrieren. Denn B.C.S. betreut beispielsweise die laufende Buchhaltung und Lohnverrechnung sowie, im EDV-Bereich, die komplette Hard- und Softwareausstattung. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Bei B.C.S. stand im Vordergrund, das implizit vorhandene Wissen zu explizieren und leicht abrufbar in einer Datenbank abzulegen. Realisieren konnte man dies durch eigene EDV-Kompetenzen. Heute verfügt das Unternehmen über ein in die Geschäftsprozesse integriertes System, dessen Kern eine selbst entwickelte und gut gefüllte Wissens-Datenbank bildet. Mit dieser Datenbank wird relevantes Wissen erfasst, verwaltet und aktuell gehalten. Davon pro- fitieren alle im Unternehmen. Denn das System gestattet den Zugriff auf Wissen, das zuvor nur impli- zit existierte, beispielsweise im Kopf des Geschäfts- führers. In dem Maße, wie nun Team und Kunden auf die explizite Wissensbasis zugreifen, gewinnt der Geschäftsführer neuen Freiraum für andere Aufgaben. Die Kunden von B.C.S. profitieren ebenfalls – das System beantwortet ihre Anfragen schnell und ist rund um die Uhr verfügbar. Eine wissensförderliche Unternehmenskultur rundet diese Lösung ab und sorgt für intensive Nutzung und Pflege. Ausgangssituation und Ziele: Business-Dienstleister baut Wissens-Datenbank auf Der Geschäftsführer des Steuerberatungs- und EDVDienstleistungsunternehmens B.C.S. stand nach der Gründungsphase vor einem Problem: Im Laufe der ersten beiden Jahre war er zu einer Wissensinsel im Unternehmen geworden. Um die Nachfragen seiner Mitarbeiter und die seiner Kunden im Rahmen der zumeist kostenfreien Service-Leistungen zu beantworten, musste er ständig seine Arbeit unterbrechen. Häufiges Handyklingeln prägte diese Zeit. B.C.S. 3Firmensitz Mank, Österreich 3Branche Kaufmännische Dienstleistungen 3Produkt Buchhaltung und EDV-Dienstleistungen, Wissensmanagement-Lösungen 3Gegründet 2000 3Mitarbeiter (2005) 12 Das Unternehmen besteht nicht mehr. Oberstes Ziel: eine Wissensinsel auflösen Sämtliche Anfragen der Mitarbeiter und der Kunden konzentrierten sich auf den Geschäftsführer und sein implizites Wissen. Überdies wurden immer wieder die gleichen Fragen gestellt. So suchte man nach einer Lösung, die zweierlei leisten sollte: den Geschäftsführer entlasten – und zugleich interne wie externe Anfragen zuverlässig beantworten. Was konkret im Unternehmen geschieht Um vorhandenes Wissen zu explizieren und gut zugänglich zu machen, entwickelte B.C.S. eine eigene Softwarelösung. Doch der österreichische Dienstleister tat noch mehr: Eine wissensförderliche Unternehmenskultur stellt bei B.C.S. sicher, dass die einmal geschaffene Wissensbasis nachhaltigen Nutzen abwirft. 14 B.C.S. Die Unterstützer-Software Der Geschäftsführer des Serviceunternehmens B.C.S. suchte nach einem Tool, mit dem sich externe wie interne Anfragen rationeller beantworten ließen. Vor allem wollte er den Zeitaufwand minimieren, den er dafür stets selbst aufbringen musste – aber nicht in Rechnung stellen konnte. B.C.S. fand am Markt jedoch zum damaligen Zeitpunkt für seine Bedürfnisse und Größe nichts, was die Explizierung des Wissens geeignet unterstützen konnte. Insbesondere den Anforderungen eines Kleinunternehmens wurde keine der verfügbaren Lösungen gerecht. So fiel die Entscheidung, die gesuchte Unterstützer-Software in Eigenregie zu entwickeln. Diese Software sollte sämtliche firmenspezifischen Fragen und Lösungen in einer Datenbank erfassen. Als Erstes entstand ein Businessplan für die Unterstützer-Software. Allerdings fand B.C.S. in der schwierigen Phase nach dem Niedergang des Neuen Marktes keinen Geldgeber für dieses Vorhaben. Doch von der Idee war man nach wie vor überzeugt. Daher beschritt das Unternehmen einen anderen Weg, um das geplante System in (kleinen) Teilen zu finanzieren: B.C.S. bot den Kunden zusätzliche Serviceleistungen an und stellte ihnen dafür ein – relativ moderates – Entgelt in Rechnung. Der Geschäftsführer konnte den Kunden diesen Schritt gut vermitteln. Alle ak- zeptierten die Umstellung, weil sie von dem neuen 24-Stunden-Zugriff auf die Wissensplattform er- kennbar profitierten. Mitarbeiter Kunden Eingabe explizieren, dokumentieren, Gesetze Nutzung Nutzung: Push (Newsletter) & Pull (nach Bedarf) – Zugriff rund um die Uhr Explizite Wissensbasis von BCS Die Datenbank bei B.C.S. trägt wesentlich dazu bei, effizienter mit dem Wissen im Unternehmen umzugehen Das Datenbanksystem macht vor allen Dingen das explizierte Wissen zugänglich und besser nutzbar – dieses Wissen kann jetzt zentral und zügig abgerufen werden. Zum anderen hält das B.C.S.-Team die Datenbank kontinuierlich aktuell. Auf Kundenebene ermöglicht das Tool einen klar überlegenen Service. Denn wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter intern, so können auch die Kunden von B.C.S. über die Plattform auf dieses explizierte Wissen zugreifen. B.C.S. kann rascher auf Anfragen reagieren, die Dienstleistungszeiten sind deutlich erweitert. Im Gegensatz zu früher profitieren die Kunden ja von einem Rund-um-die-Uhr-Service. Der förderliche Rahmen – Wissenskultur bei B.C.S. Um sicherzustellen, dass das Wissenssystem dauerhaft gut funktioniert, hat B.C.S. wichtige Anforderungen des Umfeldes schon bei der Entwicklung berücksichtigt. So achtete man strikt auf Benutzerfreundlichkeit. Denn klar war: Damit das Tool maximal genutzt wird, damit Antworten wie geplant systematisch erfasst und weiterverwendet werden, ist eine einfachste Bedienung unverzichtbar. Wesentlich war außerdem, Aktualität nicht nur in hohem Maße zu gewährleisten, sondern auch transparent zu machen. Wenn neue Gesetze in Kraft treten, werden sie unmittelbar ins System eingepflegt. Ein „Ampelsystem“ signalisiert den Status der Informationen. Rot bedeutet: nicht mehr aktuelles Wissen. Gelb bedeutet: teilweise aktuell. Grünes Licht bedeutet, das eingegebene Wissen ist aktuell. nicht mehr aktuell teilweise aktuell aktuell Grünes Licht für frisches Wissen: das Ampelsystem bei B.C.S. 15 Als weiteres sehr nützliches Hilfsmittel hat sich der Newsletter erwiesen. Der B.C.S.-Newsletter informiert beispielsweise über Änderungen im System und gibt aktuelle Meldungen weiter. Seitdem er vom System aus automatisch an den Verteiler (Mandanten) verschickt wird, erhöhten sich die Zugriffe auf die Datenbank um 50 %. Expliziertes Wissen: einfacher Zugriff, doppelter Nutzen Aus seinem Bestreben heraus, effizienter mit Wissen umzugehen, hat B.C.S. sehr viel Kraft, Ausdauer und Disziplin auf den Prozess des Explizierens verwendet. Diese Investition hat sich gelohnt. B.C.S. hat sich einen doppelten Nutzen verschafft – denn die Vorteile schlagen intern wie extern zu Buche. Erst suchen, dann fragen Mit den neuen Möglichkeiten verbindet sich bei B.C.S. auch die neue Pflicht, das Wissenssystem intensiv zu nutzen. Wer eine Frage stellt, die schon im System erfasst ist, muss sich einen Hinweis auf die vereinbarten Regeln gefallen lassen. Diese Regeln veranlassen die Mitarbeiter, immer erst in der Wissensbasis zu recherchieren – und nur dann nachzufragen, wenn die Suche dort erfolglos blieb. „Wer zu mir mit einer Frage kommt, deren Antwort im Help2Know steht, bekommt einen Minuspunkt.“ Josef Karner, Geschäftsführer B.C.S. Der interne Nutzen: Die „Wissensinsel Geschäftsführer“ hat sich durch Explizieren des Wissens teilweise aufgelöst. Damit kann nun zum einen der Geschäftsführer ungestört seiner Arbeit nachgehen. Denn er wird nicht mehr durch ständige Nachfragen unterbrochen. Zum anderen können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter direkt bei Auftreten einer Frage im System recherchieren. Dadurch arbeiten auch sie effizienter, denn die bisher unvermeidbaren gelegentlichen Wartezeiten fallen weg. Darüber hinaus können sie sich anhand von Einträgen aus dem Kollegenkreis auch über andere Arbeitsbereiche informieren und dadurch weiterbilden. Das Team hat diese Vorteile erkannt und nutzt die Unterstützer-Software bei der täglichen Arbeit. Der externe Nutzen: Die Kunden können auf einen verbesserten Service zurückgreifen. Sie be- kommen ihre Fragen nicht nur rascher beantwortet – sondern sie können sie, dank Rund-um-die-Uhr- Service, auch zu beliebiger Zeit stellen. 16 B&W Fahrzeugentwicklung: Fahrzeug-Entwickler baut internen Wissenspool auf Firmenprofil Als Dienstleister im Bereich Komponenten ist die B&W Fahrzeugentwicklung GmbH darauf spezialisiert, sowohl einzelne Bauteile als auch komplette Baugruppen zu konstruieren. B&W bietet von der Idee bis zur Serienreife alle erforderlichen Leistungen aus einer Hand. Das Unternehmen war bisher vor allem an der Karosserie- und Interieur-Entwicklung für den VW-Konzern beteiligt und hat in Deutschland drei Standorte. Aufbauend auf der Initiative und Kompetenz eines einzelnen Mitarbeiters hat B&W eine interne Kommunikationsplattform eingerichtet. Ein gutes Beispiel dafür, wie sich „Wissensinseln“ mittels leistungsfähiger Technik zu einem unternehmensweiten Wissensland zusammenschließen lassen. B&W Fahrzeugentwicklung GmbH 3Firmensitz Oebisfelde (Sachsen-Anhalt) 3Branche Fahrzeugentwicklung 3Produkt Karosserie-Rohbau, Oberflächendesign, Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Informationen und Wissen sind für den Fahrzeugentwickler B&W überlebenswichtig. Und Wissen teilen ist unter der Belegschaft kein Fremdwort. Seit einiger Zeit hat diese Gewohnheit noch eine neue Dimension gewonnen. Ausgangspunkt der Aktivitäten war ein Mitarbeiter, der in seiner Freizeit sehr viel berufsrelevantes Material lokalisiert und gesammelt hatte. Daraus entwickelte sich im Unternehmen eine Initiative zur Wissensteilung, die von diesem Mitarbeiter mit Kolleginnen und Kollegen getragen und von der Leitung unterstützt wird. Der Wissens-Sammler baute eine Intranet-Datenbank auf und stellte seine private Dokumentation unternehmensweit zur Verfügung. Dem engagierten Entwickler war das nicht genug. Er richtete im Internet eine Expertenplattform ein, von der auch B&W profitiert: das Unternehmen freut sich über einen stetigen Zustrom von relevanten und aktuellen Fachinformationen. Interieur, Sitzentwicklung 3Gegründet 1998 3Mitarbeiter (2005) 60 3Ansprechpartner Jürgen Wiemann: juergen.wiemann@ 3Internet b-w-fahrzeugentwicklung.de www.b-w-fahrzeugentwicklung.de Ausgangssituation und Ziele: Fahrzeug-Entwickler baut internen Wissenspool auf Die Konstruktion von Bauteilen und Baugruppen für die Fahrzeugproduktion ist hoch komplex. Sie verlangt nach einer leistungsstarken technischen Basis und nach qualifizierten Experten, die sich permanent auf dem Laufenden halten. Daher lag es bei B&W besonders nahe, eine technische Grundlage zu schaffen, mit deren Hilfe man die Know-how-Träger im Unternehmen vernetzen konnte. Vorrangiges strukturelles Ziel war also, Brücken zu bauen. Es galt, die „Wissensinseln“ zu einem durchgängigen „Wissensland“ zusammenzubinden – intern und idealerweise auch über die Firma hinaus. Was konkret im Unternehmen geschieht Kommunikationssysteme und technische Infrastruktur für den Wissensaustausch werden zumeist in 17 den Führungsetagen geboren und anschließend „von oben“ im Unternehmen etabliert. Doch auch der umgekehrte Weg ist sehr wohl möglich – bei B&W Fahrzeugentwicklung hat eine Bottom-up-Initiative die Wissenslandschaft neu gestaltet. Ein Intranet wächst „von unten“ Alles begann mit einem Hobby fernab von jedem Fahrzeugthema: Ein Mitarbeiter aus der Forschungsund Entwicklungsabteilung von B&W sammelt KarlMay-Bände. Er engagiert sich in einer Internet-Community, die an einer Bibliographie ab 1963 arbeitet. Diese „Karl-May-Freunde“ pflegen ein ausgeprägtes Community-Denken. Ihr Ziel heißt, neue Auflagen zu identifizieren und jedem Interessierten relevante Informationen zugänglich zu machen. Von Winnetou ... Dieses Hobby wurde zum Zünder für eine Wissensinitiative. Denn der begeisterte Karl-May-Freund pflegt seit langem auch eine Sammlung Kfz-spezifischer Dokumentationen. So entstand ein umfangreicher Pool von relevanten Fachinformationen, die naturgemäß nicht nur für den Besitzer von Interesse sind. Vielmehr enthält sie manches, was auch die Kolleginnen und Kollegen bei der täglichen Arbeit weiterbringen kann. Einen Pferdefuß jedoch gab es: Zugreifen konnte man auf diese Informationen nicht oder nur in sehr eingeschränkter Weise. Denn der eine Teil der Sammlung bestand aus Unterlagen im Büro des Mitarbeiters, der andere Teil war allein im Dateisystem seines privaten Computers gespeichert – insgesamt drei Gigabyte interessante, aktuelle Informationen rund um die Konstruktion von Autos. ... zum Wissens-Tool Nun war der Besitzer von sich aus motiviert, anderen seine Dokumente zugänglich zu machen. Darüber hinaus hatte er mit dem Karl-May-Projekt gute Erfahrungen gesammelt. So wurde die Idee geboren, eine Intranet-Plattform für das Unternehmen einzurichten. In privat investierter Zeit entwickelte der Sammler mit Zustimmung der Geschäftsführung ein Intranet, über das seine Dokumente und die seiner Kolle- Basis des Wissensmanagements bei B&W: Technische Unterlagen zu Leichtbau-Studien (hier ULSAB-AVC) gen firmenweit abgerufen werden können. Nachdem der Zugriff geschaffen ist, geht es aktuell im zweiten Schritt darum, Idee und Plattform innerhalb des Unternehmens zu bewerben – also möglichst alle Kolleginnen und Kollegen zum Mitmachen zu bewegen. Zusätzlich attraktiv wird die Plattform durch den integrierten Newsticker, der die Zugriffe spürbar erhöht hat. Aufgrund des erfolgreichen Starts hat B&W den Initiator des neuen Tools auch offiziell mit einem Zeitbudget für die weitere Pflege ausgestattet. Privates Forum, für alle von Vorteil Damit war bei B&W die Verbreitung des Kfz-spezifischen Wissens auf Unternehmensebene gesichert. Doch der Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung ging noch einen Schritt weiter: Er richtete ein Internetforum ein, in dem Experten aus unterschiedlichen Firmen Informationen zum Thema Karosserie- und Leichtbau austauschen – hier lassen sich Beiträge und Dokumente einstellen, durchsuchen und (teilweise) abrufen. So entstand ein Werkzeug, um Kfz-relevantes Wissen weltweit zu verbreiten und zu teilen. Das Beispiel hat Schule gemacht – ein Kollege griff die Idee inzwischen auf und entwarf etwas Vergleichbares für den Bereich Kunststoff und Karosserie. Der Vorteil dieser Foren liegt auf der Hand. Denn an ähnlichen, wenn nicht den gleichen Fragestellungen wie bei B&W arbeitet man auch in anderen Unternehmen. Deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nutzen das Forum ebenfalls, um Informationen zu fin- 18 B&W Fahrzeugentwicklung GmbH den und um Wissen zu teilen. Das erspart ihnen eine lange und aufwändige Fahndung nach Materialien und Experten. Denn die übergreifende Suchfunktion führt rasch zu einschlägigen Dokumenten. „Es soll das firmenübergreifende Kontaktieren der Kollegen gefördert werden, ohne die Grenzen der Geheimhaltung zu verletzen. Es soll und muss in Zukunft möglich sein, dass sich ein Konstrukteur der Adam Opel AG bei seinen Kollegen von der Volvo Car Corporation nach einer Präsentation aus dem Jahre 2002 erkundigt, weil er sich für einen durchgehenden Längsträger interessiert.“ Aus: Karosserie- und Leichtbauforum, Einleitung Land in Sicht, wo Inseln waren Wo es um unternehmensweit effizienten Umgang mit Wissen geht, gelten Insel-Strukturen als entscheidende Barriere. Der engagierte Mitarbeiter bei B&W Fahrzeugentwicklung hat mit der beschriebenen Initiative „sein“ Wissen anderen zugänglich gemacht. Während er vorher eine „Wissensinsel“ darstellte, bereitet er jetzt den Boden für die Entstehung eines „Wissenslandes“. Seine Kolleginnen und Kollegen greifen künftig auf dieses Wissen zu und verwenden es zur Lösung ihrer Aufgaben. Auf diese Weise kann jede(r) seine Arbeit mit neuen Ideen bereichern – ein evidenter Nutzen für alle. 19 Bad & Heizung Concept AG: Handwerksunternehmen schließen Zweckpartnerschaft Die bad & heizung concept AG ist ein bundesweiter Zusammenschluss von 36 Handwerksunternehmen aus der Sanitär- und Heizungsbranche. Aus der Taufe gehoben wurde sie im September 2000 von 29 Gründungsaktionären. Die AG stellt ihren Mitgliedern einheitliche Gestaltungsrichtlinien sowie Marketinginstrumente zur Verfügung, berät in betriebswirtschaftlichen Fragen, führt Qualifizie- rungsmaßnahmen durch und vieles mehr. Die gute Praxis besteht also in gezielter Ent- lastung: Unterstützt durch ihre AG, können sich die einzelnen Aktionäre ihrer Kernaufgabe widmen – der Führung ihres Handwerksunternehmens. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist der Erwerb von Aktien der bad & heizung concept sowie eine eigene Badausstellung. Die AG versteht sich als Zusammenschluss der Innovativsten ihrer Branche. Sie verfolgt konsequent das Ziel, den Wissenstransfer zwischen den Mitgliedsbetrieben zu optimieren und ihnen nutzbares Wissen zur Verfügung zu stellen. Der Erfolg dieser Philosophie und der auf ihr basierenden Arbeit trug der AG bereits zahlreiche Preise und Auszeichnungen ein. So war der Aktionär Eberhard Bürgel stellvertretend für die AG Wissensmanager des Jahres 2002. bad & heizung concept AG 3Firmensitz Berlin 3Branche Sanitär- und Heizungsbranche 3Produkt Leistungen im Bereich Bad, Heizung, Solartechnik und Wellness 3Gegründet 2000 3Mitarbeiter (2005) (36 Partnerbetriebe) 3Ansprechpartner Thomas Wienforth: [email protected] 3Internet www.bad-heizung.de Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten den Fachfragen auch Führungsthemen wie Strategie, Struktur und Philosophie des Unternehmens zur Diskussion. Für den Wissensaustausch stellt die bad & heizung concept AG ihren Partnerbetrieben vor allem zwei Werkzeuge zur Verfügung. Zum einen wurde ein leistungsfähiges Extranet geschaffen. Über dieses Netz verteilt die AG das von ihren Partnern gesammelte Wissen an alle Aktionäre und ihre Mitarbeiter. Die Inhalte aktualisiert sie laufend und baut sie aus. Ausgangssituation und Ziele: Handwerksunternehmen schließen Zweckpartnerschaft Zum anderen veranstaltet die AG regelmäßig Fachworkshops zu Themen wie Marketing, Organisation, EDV, Wellness oder Energie. Die Teilnahme an mindestens einem solchen Workshop mit vier Terminen pro Jahr ist für jeden Aktionär verpflichtend. Dies zeigt, welch großen Wert die bad & heizung concept AG auf persönlichen Erfahrungsaustausch und Vernetzung legt. Darüber hinaus gestaltet jeder Aktionär die Zielsetzungen der AG durch seine Teilnahme an den Workshops selbst mit. Denn dort stehen neben Moderne Handwerksbetriebe stehen vor einer Fülle von Herausforderungen. Das beginnt beim Erstellen von überzeugenden Angeboten und hört beim erfolgreichen Vermarkten der eigenen Leistungen längst nicht auf. Jeder im Unternehmen ist gefordert, sich fachlich auf dem Laufenden zu halten. Und wer den Betrieb leitet, muss die Wirtschaftlichkeit ebenso im Blick haben wie die Motivation seines Teams. Auffällig viele dieser Aufgaben haben mit Wissen zu tun. Die bad & heizung concept AG versteht sich als Wissensnetzwerk, dessen Kapital im Know-how 20 bad & heizung concept AG dieser Kommunikationsplattform sind eine Datenbank und ein Kommunikationsforum. Sie stellen das Wissen der AG den Aktionären und ihren Mitarbeitern zur Verfügung. Darüber hinaus wird im Extranet auch die laufende Workshoparbeit verwaltet und dokumentiert. Dadurch können alle Aktionäre und Mitarbeiter auf die Ergebnisse der verschiedenen Workshops zugreifen – unabhängig davon, ob sie teilgenommen haben oder nicht. Somit stehen die Aktionäre und ihre Mitarbeiter auf der Kommunikationsplattform an beiden Seiten des Wissenstransfers: sie sind Anbieter und Nutzer des Wissens zugleich. seiner freien Partnerbetriebe liegt. Denn am Anfang stand die Frage: Wie kann man das Wissen der einzelnen Betriebe durch Kooperation systematisch zum Nutzen aller einsetzen? Ziel der Kooperation ist es seit der Gründung, dieses Wissen offen auf allen Ebenen in den Betrieben auszutauschen. Man will kontinuierlich voneinander lernen und sich gemeinsam wei- terentwickeln, Synergien nutzen und Vorteile im Wettbewerb schaffen. Was konkret im Unternehmen geschieht Das Kapital der bad & heizung concept AG als Kooperationsnetzwerk von derzeit 36 Unternehmen liegt nicht primär in materiellen Werten. Was zählt, ist vielmehr das Know-how der einzelnen Partnerbetriebe – dieses Wissen gilt es effizient zu zusammenzuführen und wieder zu verteilen. Arbeit für alle: zwei Arten von Workshops Mindestens viermal jährlich finden Workshops zu jedem relevanten Thema statt – zu betriebswirtschaftlichen Aspekten (Marketing, Organisation) ebenso wie zu allen fachlich relevanten Themen (Bad, Wellness, Fliesen). In einer ersten Phase initiierte man diese Workshops ausschließlich für die Leitungsebene, um strategische Aspekte und betriebswirtschaftliche Themen zu diskutieren. Dann aber entwickelte man dieses Instrument weiter und bot schließlich auch Themen für Mitarbeiter an, beispielsweise einen Kundendienst-Workshop. Teilnehmer dieser eher fachlich ausgerichteten Workshops steigen tief in die jeweilige Materie ein. Sie bekommen viel Stoff für konkrete Diskussionen anhand von Beispielen aus der Praxis. Durch diese zwei Arten von Workshops – für Aktionäre und für Mitarbeiter – fördert die bad & heizung concept AG einen Wissenstransfer, der sowohl den Kontakt von Unternehmensleitung zu Unternehmensleitung umfasst, also auch alle Mitarbeiter der Aktionärsbetriebe mit einbindet. Lebendiges Netzwerk Ein wichtiges Werkzeug zur Wissensverteilung bei der bad & heizung concept AG ist das Extranet. Kern Informationsbroker Der Geschäftsführer der AG übernimmt die Funktion eines Informationsbrokers: er moderiert und begleitet jeden der Workshops und berichtet dabei immer auch kurz über die Ergebnisse der anderen. Diese Ergebnisse werden außerdem auf den halbjährlichen Mitgliederversammlungen präsentiert. Dies stellt die Rückkopplung her – die Bedürfnisse und Erwartungen aller Aktionäre steuern letztlich die Inhalte. 21 Aktionäre und Mitarbeiter haben durch die regelmäßigen Treffen in den Workshops ein persönliches Beziehungsgeflecht aufgebaut. Über die offiziellen Kanäle hinaus berichten sie sich auch gern direkt per Telefon oder Mail über die Workshops. Ein Beispiel: der Workshop „Kundendienst“ An einem Workshop zum Thema Kundendienst im Jahr 2005 nahmen 15 Mitarbeiter aus verschiedenen Partnerbetrieben teil. Er zeigt stellvertretend, wie diese Veranstaltungen den aktiven Erfahrungsaustausch und den kontinuierlichen Wissenstransfer fördern: Die Impulse aus dem Workshop halfen den Teilnehmern, das eigene Leistungsspektrum zu reflektieren und eventuelle Lücken im Angebot zu entdecken. Gesprochen wurde in diesem Workshop auch über sensible Themen wie Preiskalkulation. So konnte jeder Betrieb sein Preis-Leistungs-Verhältnis mit dem der Partner vergleichen und überprüfen. An einem Strang: Erfolgsfaktoren Warum funktioniert dieses lebendige Wissensnetzwerk der bad & heizung concept AG so vorbildlich? Die bad & heizung concept AG versteht sich als Zusammenschluss von freien Unternehmern, die in der AG gleiche Rechte und Pflichten haben. Ein maßgeblicher Teil des Erfolgs verdankt sich den Netzwerk- regeln, die alle Partnerbetriebe konsequent beachten: 3 Selbstverständnis: Sehr ausgeprägt ist das ge- meinsame Selbstverständnis als Verbund der inno- vativsten Unternehmen ihrer Branche. Dieses Bewusstsein schlägt sich sichtbar nieder: Die bad & heizung concept AG nimmt an Wettbewerben und Förderprojekten teil und kann bereits zahlrei- che Preise und Auszeichnungen vorweisen. So demonstriert sie die Werthaltigkeit ihrer Arbeit. Und sie nutzt den Effekt zum intensiven Eigenmar- keting auf sachlicher Grundlage – sowohl nach außen, gegenüber Wettbewerbern und Kunden, als auch nach innen. Förderprojekte dienen insbeson- dere der Weiterentwicklung der AG. 3 Aktien: Mitgliedschaft ist über den Besitz von Aktien definiert; Aktionäre sind die Mitglieder der Partnerbetriebe (zumeist die Geschäftsleitung). 3 Gebietsschutz: Dem Eintritt eines potentiellen Neumitgliedes müssen die benachbarten Partner zustimmen. Dies beugt direktem Wettbewerb unter den Mitgliedern des Netzwerks vor. 3 Monetärer Anreiz: Alle Partner zahlen einen monatlichen oder jährlichen Beitrag. Wer an Workshops teilnimmt, bekommt einen Teil davon erstattet. 3 Unterstützung: Das Netzwerk nimmt gezielt professionelle Unterstützung in Anspruch und engagiert beispielsweise externe Berater. 22 BENNEWITZ® – EYECARE, DRUGS AND MORE: Augenoptiker bringt sein Wissen in verwertbare Form BENNEWITZ ist ein Familienunternehmen mit Tradition. Wie viele andere in seiner Branche muss es sich gegen schlagkräftige Mitbewerber behaup- ten. Aus dieser Not hat es eine Tugend gemacht und begonnen, das im Unternehmen vorhandene Wissen auf innovative Weise zu seinem Vorteil anzuwenden. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Das vorhandene Wissen über das Unternehmen und das Wissen im Unternehmen hat BENNEWITZ in verwertbare Form gebracht. Wissen ist damit in diesem Unternehmen zum Schlüssel für die Zukunft geworden. BENNEWITZ Inhalte und Maßnahmen 1. Wissen über das Unternehmen explizieren: das Unternehmen in elektronische Netze integrieren 2. Wissen im Unternehmen explizieren: Wissen integrativ aktivieren Ausgangssituation und Ziele: Augenoptiker bringt sein Wissen in verwertbare Form 3Firmensitz Annaberg-Buchholz (Sachsen) 3Branche Augenoptik, Versandhandel, Verwertung von Schutzrechten 3Produkt Herstellung und (Distanz-)Verkauf von Brillen, Kontaktlinsen und (augen)optischem Zubehör, Entwicklung und Unterhaltung der Online-Plattform www.bennewitz.com 3Gegründet 1946, von Horst Apian-Bennewitz, als Einzelunternehmen „Augenoptik Bennewitz“ 3 3Ansprechpartner Alexander Apian-Bennewitz: alexander_ [email protected] www.bennewitz.com war vielmehr ein Quantensprung: weg vom intuitiven, hin zum bewussten Umgang mit dem unternehmenseigenen Wissen. Die Ziele im Überblick So galt es zunächst den vorhandenen Absatz zu sichern und den Umsatz zu konsolidieren. Klar war aber: Für Fortbestand und Entwicklung war es un- erlässlich, neue Märkte und Geschäftsfelder zu erschließen. Hierzu wiederum musste der Umsatz gesteigert und der Gewinn erhöht werden – wozu es die Kosten zu senken galt, zugleich jedoch das Sortiment zu verbreitern und zu vertiefen. Verbesserungen allein reichten dafür nicht aus. Erforderlich 3 3 3 3 3 3Mitarbeiter (2005) 3Internet Mit dem kontinuierlichen Zuzug großer Optiker- ketten bei gleichzeitiger Bevölkerungsabwanderung wuchs auf dem regionalen Markt von BENNEWITZ der Wettbewerbsdruck. Die Kundschaft blieb zusehends aus. Nachfrage, Umsatz und Gewinn begannen zu stagnieren. Eine Erhöhung des Anteiles am angestammten Markt war wegen dessen regional beschränkter Größe nicht mehr zu erwarten. 1. Absatz sichern 2. Umsatz konsolidieren und steigern 3. Sortiment vertiefen und verbreitern 4. Kosten senken, Gewinn erhöhenneue Märkte und Geschäftsfelder erschließen 5. neue Märkte und Geschäftsfelder erschließen 23 Was konkret im Unternehmen geschieht BENNEWITZ hat eine große Herausforderung auf grundlegende Weise gemeistert: Nicht nur, dass der Absatz gesichert und Kosten gesenkt werden konnten – das Unternehmen hat sich auch neue Märkte erschließen sowie sein Sortiment vertiefen und zugleich verbreitern können. Im Unternehmen spricht man vom „Integriert-integral-Sein“. Das Unternehmen integrieren Der Weg dorthin führte über die Entwicklung und den kontinuierlichen Ausbau der Online-Plattform (www.bennewitz.com). Ziel dieser Plattform war nicht, das Internet ins Unternehmen zu integrieren, sondern vielmehr das Unternehmen ins Internet zu integrieren. Mit diesem Ansatz ging es BENNEWITZ nicht nur darum, in einer zunehmend vernetzten Welt präsent zu sein und zu bleiben. Die Integration des Unternehmens in elektronische Netze ergab vielmehr gerade erst die Grundlage dafür, Wissen auch und insbesondere im Unternehmen zu explizieren. Gesammelt in Praxis und Ausbildung, war dieses Wissen jedoch teilweise nur im Erinnerungsvermögen des Einzelnen abgelegt. Es war weder zu beliebiger Zeit greifbar, noch lag es durchgängig in weiterverwertbarer Form vor. Über diesen bloß intuitiven Umgang mit Wissen ist BENNEWITZ mit der Online-Plattform hinausgegangen. Denn die Struktur von www.bennewitz.com ist so angelegt, dass sie das im Unternehmen vor- handene Wissen anwendungs-, kunden-, prozessund partnerintegrativ zu aktivieren gestattet: Anwendungsintegration Alles Wissen über das Unternehmen und im Unternehmen aktualisiert und bildet BENNEWITZ über die Online-Plattform ab. Hierfür braucht man auf Seiten eines Client-Computers lediglich einen Internet-Browser. Diese eine Anwendung genügt, um alle Funktionen abzudecken – was im Alltag vieler anderer Unternehmen meist mehrere Software-Anwendungen erfordert. „Den Integrieren-Integrieren-Irrtum vermeiden: Elektronische Netze gehören nicht Kundenintegration in Unternehmen, sondern Unternehmen in elektronische Netze.“ Alexander Apian-Bennewitz Wissen integrativ aktivieren „Wissen im Unternehmen“ bedeutet bei BENNEWITZ insbesondere Wissen über 3 betriebswirtschaftliche und rechtliche Zusammenhänge, 3 Prozesse und Betriebsorganisation, 3 Produkte und Dienstleistungen, 3 Kunden, 3 Hardware- und Softwaretechnik. Kunden integriert BENNEWITZ über die so genannte Storefront der Online-Plattform. Sie können über diese Schnittstelle ihre Auftragsdaten an das Optikunternehmen übermitteln. Doch bildet das Unternehmen hier nicht nur sein Waren- und Dienstleistungssortiment ab, sondern bietet darüber hinaus etwas, das Kunden regelmäßig nur in Ladengeschäften erwarten: umfangreiche Beratungsleistungen. Denn auf der Storefront stehen nicht lediglich lange Texte, die über Produkteigenschaften und Allgemeines zum Unternehmen aufklären. Die Besucher erwartet auch hier, im Internet, eine virtuelle und trotzdem individuelle Beratung. BENNEWITZ hat der Storefront sein fachliches und kaufmännisches Wissen unterlegt und es für Kunden im Internet zugänglich und nachvollziehbar abgebildet. Damit gelingt selbst auf diesem Weg des mittelbaren Kundenkontaktes die kompetente Fachberatung. 24 Bennewitz Um 1950: Die Tradition im Auge... Der konkreten elektronischen Serviceleistung hat man im Unternehmen einen eigenen Namen gegeben: QuickProductAdviser (QPA). Grundlage der unterliegenden QPA-Technologie ist das Wissen um die typischen Kundenwünsche und -bedürfnisse sowie um den regelmäßigen Verlauf eines Beratungsgespräches. Mit Hilfe des QuickProductAdvisers werden den Produkten, je nach Produktgruppe, Eigenschaften zugewiesen. Über sie kann eine Kundin oder ein Kunde dann auf das gesuchte Produkt zurückschließen. Der QPA-QuickProductAdviser bietet Optionen beispielsweise zur Ausstattung, zu den optischen Daten, aber auch zu den ästhetischen Kriterien eines Produktes. Über die Auswahl führt er nach und nach zu einem individuellen Produktvorschlag. ... und ein Beispiel: Brille, bitte! Eine Kundin kommt in ein Ladengeschäft und sucht nach einer Lesebrille in ihrer Stärke. Prinzipiell läuft dann immer derselbe Vorgang ab. Der Augenoptiker fragt zunächst die Wünsche ab: Welchen Stil bevorzugt die Kundin – elegant, sportlich, dezent? Welche Korrektionsstärke braucht sie? Dann greift der Augenoptiker auf seinen Erfahrungsschatz zurück. Er bestimmt, welche Modelle am besten zur Kundin passen. Selbstverständlich berücksichtigt er nur Damenfassungen, nur bestimmte Größen und Stilrichtungen. So nähert er sich Schritt für Schritt der Erfüllung der Kundenwünsche. ... Und die Zukunft im Blick: www.bennewitz.com ist seit 1997 im Netz. Die Entwicklungsleistung der QPA-Technologie liegt nun darin, dass sie all die vorausgehenden fachlichen Überlegungen berücksichtigt, bis hin zu den kleinsten Unterscheidungen. Dadurch wird das komplette Fachwissen auch für Kunden greifbar und anwendbar. Für den Beispielfall stellt der QuickProduct- Adviser also einen Algorithmus zur Verfügung, durch den die Kundin auch virtuell auf eine ihren indivi- duellen Vorstellungen entsprechende Brille schließen kann. Gespeist wird die Beratung über eine Matrix aus Produkt- und Leistungseigenschaften. Sobald diese Matrix für eine Gruppe von Produkten oder Leistungen definiert ist, kann man das individuelle Wissen des Augenoptikers über Produkte oder Leistungen von seiner Person ablösen. Hinzu kommt die Verknüpfung mit einem Abfrageformular. So können Kunden auch mittelbar stets korrekt und aktuell zu den jeweiligen Produkten beraten werden. Prozessintegration und Partnerintegration Prozesse und Partner, insbesondere Lieferanten, integriert BENNEWITZ über den Administrationsbereich der Online-Plattform. Waren- und Auftrags- verwaltung sowie Bestellwesen sind hier eng miteinander verwoben. 25 Dabei kommt das kaufmännische Know-how zum Produktvertrieb und speziell zum Vertrieb (augen)optischer Produkte von seinen Trägern abgelöst zum Einsatz. Eingang gefunden hat ferner das gesammelte Wissen über die verschiedenen Lieferanten sowie über deren Produkte und Leistungen. möglichen Wechsel der Betreiber hinaus. Anders gesprochen, durch die Wissensarbeit ist der eigentliche Unternehmenswert fassbar geworden. Er ist jetzt, da er nicht nur dokumentiert, sondern auch aktiviert wurde, messbar, entwickelbar und verwertbar. Voraussetzungen Der Erfolg ist sichtbar: Auch die große Anzahl der täglichen Transaktionen samt Bearbeitungsstatus lässt sich abbilden und steuern. Damit ist das Team in der Lage, alles reibungslos und prozesskostengüns- tig abzuwickeln – selbst dann, wenn viele Online- Bestellungen parallel eintreffen. Nutzen Aus der integrativen Aktivierung seines Wissens zieht das Unternehmen einen doppelten Nutzen. Zum einen konnte es seine Kundenanzahl vervielfachen und die Stagnation am regionalen Markt durch überregionale und internationale Zugewinne ausgleichen. Zum anderen bedeutet hier „mehr Kunden“ nicht wie im Laden „höherer Aufwand“. Denn während die Optiker im Ladengeschäft für jeden persönlichen Kundenkontakt Zeit aufwenden, „bedient“ das Unternehmen virtuell nahezu beliebig viele Internetkunden parallel. Mehr noch, aufgrund der beim elektronischen Vertrieb niedrigeren Betriebskosten kann es das auch deutlich preisgünstiger tun. „Der Vorteil ist, dass wir keine Schnittstelle zwischen Optiker-Fachwissen und Programmierer haben. Beides liegt in unserer Hand.“ Matthias Haase Betriebswirtschaftlich betrachtet lässt sich der zentrale Nutzen des geänderten Umgangs mit Wissen so zusammenfassen: BENNEWITZ verfügt heute über eine Struktur, dank derer das Unternehmenswissen von seinen Trägern abgelöst in jederzeit verwertbarer Form greifbar ist. Damit stützt der elektronische Vertriebskanal nicht nur den Fortbestand des Unternehmens. Er sichert das im Unternehmen vorhandene Know-how dauerhaft, letztlich sogar über einen Eine wichtige Voraussetzung hierfür waren die im Unternehmen vorhandenen Kompetenzen und das unternehmerische Engagement. So findet sich neben augenoptischer und betriebswirtschaftlicher Kompetenz auch Spezialistenwissen für Internetanwendungen, Datenbanken und Client-Server-Technologien. Die nicht immer leicht zu überwindende Schnittstelle zwischen Anwender und Programmierer entfiel somit. Das individuelle Wissen der langjährig erfahrenen und praktizierenden Augenoptiker konnte direkt Eingang in die Online-Plattform sowie die unterliegende Softwareapplikation finden. 26 Bremer Werk für Montagesysteme GmbH: Spezialist für Montagetechnik optimiert eine kommunikative Schnittstelle Die Geschäftsfelder der Bremer Werk für Montagesysteme (BWM) GmbH reichen vom Maschinenbau bis hin zur Montagesystem-Technik. In erster Linie konstruiert, projektiert und produziert das Unternehmen Montagetechnik für den Fertigungsbereich – in der Regel als Einzellösungen. BWM ist nach DIN ISO 9001 zertifiziert. Angeregt durch ein Wissensmanagement- Projekt hat BWM eine interne Funktion wiederbelebt, die bereits seit einiger Zeit nicht mehr besetzt war. Mit gutem Erfolg: Zwei Abteilungen arbeiten effizienter zusammen, kostbares Fachwissen wird verteilt und im Unternehmen bewahrt. Bremer Werk für Montagesysteme GmbH Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Wissensmanagement ist im Hause BWM schon seit Jahren ein etablierter Begriff. So ist BWM beispielsweise Mitinitiator von „Wissensmanagement im Maschinen- und Anlagenbau“ (WISMA) – einem Gemeinschaftsprojekt, für das sich drei Bremer Unternehmen zusammengeschlossen haben. Unterstützt werden sie durch ein Forschungsinstitut sowie eine Unternehmensberatung. Ziel von WISMA ist es, das Wissensmanagement in den Servicebereichen der Unternehmen zu verbessern und eine gute Wissenskultur zu schaffen. Das Projekt startete im Oktober 2003 und lief bis März 2005. BWM hat mit WISMA und mit weiteren Förderprojekten also bereits gute Erfahrungen gemacht. BWM strebt ausdrücklich die Vernetzung mit anderen Unternehmen zum Zweck des Erfahrungsaustausches an. Für den internen Austausch hat das Bremer Unternehmen eine clevere Lösung gefunden, die den sorgsamen Umgang mit Wissen besonders deutlich vor Augen führt. Ausgangssituation und Ziele: Spezialist für Montagetechnik optimiert eine kommunikative Schnittstelle Bei BWM arbeiten Ingenieure an der Entwicklung und Konstruktion von Montageeinrichtungen. Ihre Pläne werden in enger Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern in der Werkstatt umgesetzt. Dafür ist 3Firmensitz Bremen 3Branche Montagesysteme, Maschinenbau 3Produkt Montagetechnik für den Fertigungs- bereich 3Gegründet 1961 3Mitarbeiter (2005) 100 3Ansprechpartner Hans-Jürgen Schönert: 3Internet [email protected] www.bwm-gmbh.de in der Regel eine kontinuierliche Kommunikation notwendig. Negativ formuliert bedeutet das jedoch: Insbesondere die Konstrukteure werden durch Rückfragen der Kollegen aus der Werkstatt laufend in ihrer Arbeit unterbrochen. Ziel war es daher, diese Störungen zu vermeiden – zugleich aber für perfekte Kommunikation der beiden Abteilungen zu sorgen. Denn von dieser Abstimmung hängen Effizienz und Erfolg des Unternehmens in entscheidendem Maße ab. Was konkret im Unternehmen geschieht Die Bremer Werk für Montagetechnik GmbH ist als Partner des Projektes „Wissensmanagement in Maschinen- und Anlagebau“ (WISMA) bestrebt, mit dem Wissen und Erfahrungsschatz im Unternehmen möglichst effizient umzugehen. 27 Diese Schnittstellenarbeit hilft die Anzahl der Rückfragen aus der Werkstatt an die Konstruktion maßgeblich zu reduzieren. Das entlastet die Ingenieure, denn nun können sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren, ohne laufend unterbrochen zu werden. Im Gegenzug kommunizieren und kooperieren beide Abteilungen verstärkt während der Planungsphase ihrer Projekte. Der Kümmer hat zwei zentrale Aufgaben: Die bwm-Montagelinien ermöglichen die Fertigung von unterschiedlichen Versionen komplexer Bauteile mit der Option, die Bauteilvielfalt nach Bedarf zu steigern. Um ein chronisches Kommunikationsproblem zu lösen, griff BWM auf ein bewährtes, aber zeitweilig „ad acta gelegtes“ Modell zurück: Im Zuge der Teilnahme am Projekt WISMA wurde jetzt wieder ein Kümmerer eingesetzt – er erfüllt eine Funktion, die es im Unternehmen schon einmal gab, unter neuen Vorzeichen mit Leben. Wissenstransfer an einer Schnittstelle: der Kümmerer Die Bremer Werk für Montagetechnik GmbH beschäftigt an der Schnittstelle zwischen Konstruktion und Werkstatt einen Mitarbeiter, der sein Wissen ausschließlich für die Kommunikation dieser beiden Abteilungen einsetzt – dieser so genannte Kümmerer reguliert und optimiert den Wissenstransfer in beiden Richtungen. Er filtert gleichsam die Kommunikation zwischen den Abteilungen, wie die Abbildung veranschaulicht. Konstruktion Der Kümmerer Werkstatt Puffer und „Rohrpost“ in einem: Der Kümmerer bei BWM vermittelt zwischen zwei Abteilungen, damit möglichst viel Kommunikation möglichst wenig Aufwand macht. 3 Qualität sichern: im Kontakt mit den Konstrukteuren wird der Kümmerer zum Partner fürs Vier-Augen-Prinzip; 3 Ansprechpartner sein: im Kontakt mit der Werkstatt entlastet er die Konstrukteure – diese können ihrer Arbeit jetzt ohne Unterbrechung durch Rückfragen aus der Werkstatt nachgehen. Wer diese anspruchsvollen Schnittstellen-Aufgaben erfolgreich bewältigen will, muss besondere Eigenschaften mitbringen. Die oder der Betreffende muss 3 langjährige Erfahrung im Unternehmen haben 3 soziale und kulturelle Kompetenz mitbringen 3 fachliche Kompetenz besitzen 3 fähig sein, auf Fragen und Bedürfnisse aller Seiten einzugehen 3 mit Entscheidungsbefugnissen ausgestattet sein Die Latte liegt also hoch – doch bei BWM hat man eine Person gefunden, die alle geforderten Kompetenzen perfekt auf sich vereinigt. Der zum Kümmerer ernannte Mitarbeiter kommt aus der Montage und ist nun in der Konstruktion beschäftigt. Gleichzeitig ist er dort für den Bereich Pneumatik verantwortlich. Er hat seine Ausbildung als Werkzeugmacher im Hause BWM gemacht und ist daher bei den Mitarbeitern in der Werkstatt bekannt. Er spricht ihre Sprache und hat den richtigen „Stallgeruch“. Bedeutend für seine Position als Kümmerer sind überdies seine Kompetenzen in der Pneumatik – einem sehr wichtigen, auch problemträchtigen Bereich. Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung kennt er vor allem die typischen Fehlerquellen in diesem Spezialgebiet. Dies sichert ihm die Anerkennung der Konstrukteure, die er nebenbei mit wichtigen In- formationen aus seinem Erfahrungsschatz versorgt. 28 Bremer Werk für Montagesysteme GmbH Kurz gesagt hat der Kümmerer Erfahrungen in den drei wesentlichen Prozessschritten – von der Entwicklung bis hin zur Montage. Um seine Kompetenzen weiter zu vervollkommnen, wird er zusätzlich intensiv in die EDV-Nutzung eingewiesen. Dies erschien vor allem aus der Sicht der Konstruktion als unabdingbare Ergänzung. Mit dem zum Kümmerer bestimmten Mitarbeiter hat BWM also doppelt ins Schwarze getroffen. Zum einen sind die Abläufe zwischen Konstruktion und Werkstatt optimiert worden. Zum anderen hat man die Grundlage dafür geschaffen, das praxiserprobte Erfahrungswissen eines älteren und sozial kompeten- ten Mitarbeiters auszuschöpfen und für das Unternehmen in besonders wertvoller Weise nutzbar zu machen. bwm Roboterzellen – P3-Modul 29 brühne gruppe: Baustoff-Anbieter entwickelt sich zur lernenden Organisation Die brühne gruppe in Dortmund ist ein traditionelles Familienunternehmen in der dritten Generation. 1899 gegründet, ist es heute mit rund 70 Mitarbeitern an vier Standorten in Nordrhein-Westfalen tätig. Die Unternehmensgruppe betreibt einen eigenen Steinbruch, dessen hochwertiger Kalkstein in eigenen Anlagen aufbereitet und in der Zement-, Kalk-, Stahl-, Futtermittel- und Bauindustrie vermarktet wird. Mit zwei Tochtergesellschaften werden außerdem Recyclinganlagen und eine öffentliche Deponie betrieben. Entsorgungsdienstleistungen für Industriebetriebe sowie Logistikdienstleistungen runden das Angebot ab. brühne gruppe Mit ausgesuchten Wissensmanagement-Maßnahmen hat die brühne gruppe strategisch wichtige Aufgaben effizient gelöst – und profiliert sich in einem eher konservativen Marktumfeld. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Die brühne gruppe begann sehr früh damit, verschiedene Wissensmanagement-Aktivitäten einzuführen. Bereits im Jahr 1990 wurde mit „brühne 2000“ ein Konzept verabschiedet, das die Verbesserung von Soft Skills beinhaltete. Darüber hinaus trieb man in der Folgezeit insbesondere drei Prozesse voran: 3 Erneuerung der Informations- und Kommunikationstechnologie 3 Einführung mehrerer Management-Systeme (EFQM, Balanced Scorecard, ISO) 3 Einführung des eigenentwickelten ManagementExperten-Systems PAMELA (planen, agieren, messen, erklären, lernen, Annahmen treffen) Die brühne gruppe setzte sich zum Ziel, eine lernende Organisation zu werden. Eines der Schlüsselelemente dafür ist heute die „Wissens-Community“. Zu ihrer technologischen Unterstützung setzt man ein kostenloses Content-Management-System ein. Als virtuelle Kommunikations- und Wissensplattform ermöglicht es den standortübergreifenden Informationsaustausch in Echtzeit. 3Firmensitz Dortmund (NRW) 3Branche Baustoffe und Entsorgung 3Produkt Produkte und Dienstleistungen für die Stahl-, Gießerei-, Bau- und Baustoffindustrie 3Gegründet 1899 3Mitarbeiter (2005) 68 3Ansprechpartner Rainer Weichbrodt: 3Internet [email protected] www.bruehne.de Doch die Technologie ist nicht alles – man sieht sie als unterstützendes Element. Denn Wissens- management wird bei Brühne unter einem ganz- heitlichen Ansatz geplant und umgesetzt: Im Vordergrund steht der Mensch und die Organisation. Ausgangssituation und Ziele: Baustoff-Anbieter entwickelt sich zur lernenden Organisation Generell befinden sich Unternehmen heute in einer „teuflischen Zeitschere“: Veränderungen im Umfeld vollziehen sich immer rascher, und sie werden immer vielfältiger. Nun bräuchte man in einem komplexeren Umfeld mehr Zeit, um das erforderliche Wissen zu generieren. Doch in Wirklichkeit steht – unter Bedingungen einer wachsenden Komplexität und einer zunehmenden Dynamik – immer weniger Zeit zur Verfügung, um auf Herausforderungen zu reagieren. 30 brühne gruppe Die brühne gruppe war und ist diesem Problem nicht nur durch äußeren Druck ausgesetzt. Auch interne Strukturen und Entwicklungen verlangten nach einer Lösung: Die massiven Veränderungsprozesse innerhalb des Unternehmens erforderten vor allen Dingen eine ständige Kommunikation zwischen Teams und Projektgruppen. Dies machte häufige Meetings notwendig und erhöhte den Zeitaufwand für die Projektarbeit. Die Folge: Die jeweils übrig bleibende, eigene Arbeitszeit wurde immer knapper. Zugleich wuchs der Druck, der für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch die externen Veränderungsprozesse entstand. Interner wie externer Druck drohten zu BurnoutEffekten und Produktivitätsverlusten zu führen. Um dieser Gefahr zuvorzukommen, definierte Brühne das Wissensmanagement als übergeordnetes Ziel – mit der Absicht, die Effizienz der Prozesse, der Projekte und des Lernens zu steigern. Was konkret im Unternehmen geschieht Der Baustoffanbieter und Entsorgungs-Dienstleister Brühne setzt in seinem Wissensmanagement ganzheitlich an – mit einer Vielzahl von ineinander greifenden Aktivitäten. Dies wird exemplarisch deutlich an der zentralen Kommunikationsplattform und an einer bei Meetings sehr erfolgreichen Methode. Die Wissens-Community Wie viel Transparenz lasse ich zu? Eine Frage, die sehr stark mit dem Innenleben einer Organisation verknüpft ist. Die brühne gruppe beantwortet sie mit: vollständige Transparenz – außer bei Gehältern, Preislisten und M&A-Aktivitäten. wertschöpfend in die Geschäftsprozesse zu integrieren. Auf dieser Plattform werden nicht nur einzelne Projekte dokumentiert und Fachwissen veröffentlicht, sondern sie enthält auch sämtliche unternehmensrelevanten Informationen. Alle Mitarbeiterinnen, alle Mitarbeiter haben uneingeschränkten Zugang zu allen Daten (von den genannten Ausnahmen abgesehen). Sie können sogar die Kontostände des Unternehmens einsehen. Vom Nutzen der Transparenz Der spezifische Nutzen des Community-Konzeptes besteht darin, dass es Interaktion anregt und technisch unterstützt. Auf diesem Weg werden beständig Wissen und Ideen generiert, die zur kontinuierlichen Verbesserung und Weiterentwicklung des Unternehmens beitragen. Ein Beispiel macht das deutlich: Mit Hilfe der Wissens-Community erlaubt die brühne gruppe intern den Einblick in sämtliche Bereiche des Unternehmens. So können Mitarbeiter beispielsweise die Gewinn- und Verlustrechnung des Unternehmens einsehen – eine anregende Informationsmöglichkeit, die Kreativitätsprozesse anstößt. Kritik willkommen Ähnlich kreativ geht Brühne mit Beschwerden und Reklamationen um. Man betrachtet Kritik als idealen Ausgangspunkt für Verbesserungsprozesse und fürs Lernen. So werden Kundenreklamationen, statt demotivierende Kraft zu entfalten, zum Motor fürs Ideenmanagement. Information nach Maß Möglich wird die Transparenz bei Brühne durch eine virtuelle Plattform für Kommunikation und Zusammenarbeit. Diese Wissens-Community entwickelte Brühne im Jahr 2001 auf der Basis einer kostenlosen PHP-Software. Sie ermöglicht zum einen den standortübergreifenden Austausch von Informationen in Echtzeit. Zum anderen gestattet es die Wissens-Community, die Fülle der vorhandenen Informationen bedarfsgerecht zu kanalisieren und damit das Wissen Mailverteiler, die nach dem Push-Prinzip jedem Mitarbeiter unselektiert Informationen zukommen lassen, wirken oft erdrückend. In der Menge der Informationen fällt es meist schwer zu erkennen, welche davon relevant sind und verarbeitet werden müssen. Ein Problem, das sich bei Brühne in verschärfter Form stellt – eben wegen der weitgehenden Transparenz. Denn theoretisch könnte ja jede(r) 31 Die „Mechanik“ des Wissens: ein Streiflicht auf die Details Die Software der Community bei Brühne integriert neben diversen Kommunikationsressourcen wie Diskussionsforen, Webmail und Chaträumen auch Wissensressourcen. Aus Enzyklopädien, Bücherecken und per Download kann man sich genau nach Bedarf Informationen beschaffen. Zum Austausch von Informationen nutzt die brühne gruppe verschiedene Standard- sowie Spezial-Module der Software PHP Nuke. Zu diesen gehören unter anderem News nahezu alles zur Kenntnis nehmen und verarbeiten. Bei Brühne hat es sich bewährt, diese Aufgabe von der anderen Seite her zu lösen. Die Nutzer der Wissens-Community dürfen und müssen nach dem Pull-Prinzip selbst entscheiden, welche und wie viele Informationen für sie relevant und sinnvoll sind: Jede(r) steuert den Zugriff auf die Daten in der Wissens-Community eigenverantwortlich. Dieses Modul dient der Veröffentlichung unternehmensrelevanter Informationen – beispielsweise aktueller Marktinformationen oder interner In- formationen aus den verschiedenen Abteilungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können je- den Artikel kommentieren. Forum Das Forum ist offen für den Meinungsaustausch über allgemeine und betriebsinterne Themen. Hier kann man diskutieren, Hilfe suchen oder Hilfe anbieten. Weblinks Dadurch vermeidet man, die Belegschaft flächendeckend mit Informationen zu überfluten, die gar nicht oder nur teilweise und punktuell gebraucht werden. Die Frage „Wie viel Transparenz lasse ich zu?“ gewinnt damit eine neue Dimension – sie beantwortet sich letztendlich immer individuell. Dieses ist der Ort, an dem man Links zu externen Wissensquellen findet. Darüber hinaus enthält das Modul interne organisatorische Informationen – beispielsweise Telefonlisten, Urlaubsplanungen und Abwesenheitslisten. Calendar Freiwillig, aber unentgeltlich Dieses Modul nutzt, wer Termine bekannt geben will. Die Teilnahme am Wissensmanagement ist freiwillig. Sanktionen dafür, dass jemand keine Informationen zur Verfügung stellt, gibt es nicht. Umgekehrt werden gute Ideen auch nicht zusätzlich belohnt. Motivierend wirkt die Tatsache, dass sich jede(r) in der Belegschaft aktiv für die erfolgreiche Zukunft des Unternehmens einsetzen kann und somit an der Sicherung des eigenen Arbeitsplatzes mitwirkt. Nukesearch Das Suchmodul hat Brühne gegenüber der Standardversion selbst weiterentwickelt. Es erlaubt jetzt, das gesamte Intranet – über alle Module – differenziert zu durchsuchen. 32 brühne gruppe Reklamations-Management Hier werden neben Kundenreklamationen auch interne Reklamationen kommuniziert. Eine Bear- beiterin oder ein Bearbeiter ist für die weitere Verfolgung bestimmt und sorgt für Transparenz in der Bearbeitung der Reklamation. Maßnahmen-Controlling Die aus einer Reklamation abgeleiteten Maßnahmen werden systematisch erfasst, so dass sie laufend verfolgt werden können. Kontrollleuchten zeigen den Fortschritt des Prozesses auf einen Blick. SMS-Modul Über dieses Modul kann jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter SMS-Mitteilungen innerhalb des Unternehmens verschicken. Die Sechs-Hüte-Methode Ein entscheidendes Ziel der brühne gruppe war, Meetings effizienter zu machen. Zu diesem Zweck setzt man seit einiger Zeit die Sechs-Hüte-Methode ein. Diese bewährte Arbeitsmethode hilft, Themen oder Probleme mit gewisser innerer Distanz und nach sinnvollen Aspekten und Regeln zu behandeln. Jeder der sechs (imaginären) Hüte hat eine eigene Farbe und eine besondere Bedeutung: 3 Weiß (neutrale, objektive Sicht) steht für Informationen – vorhandene und solche, die man gerne hätte. 3 Gelb (optimistische Sicht, positives Denken) steht für Durchführbarkeit, Nutzen und Werte. 3 Rot (Emotionen) steht für rein emotionale Bewertung einer Idee und für Fragen wie diese: Welche Ängste verbinde ich damit? Vertraue ich der Sache trotzdem? 3 Schwarz (negatives Denken, Vorsicht, Kritik) richtet sich auf die Frage: Welche Gefahren sind mit einer Idee verbunden? Welche Einwände gibt es? 3 Grün (kreatives Denken) markiert neue Ideen und Alternativen: Was können wir anders und besser machen? Wie können wir die Sache weiterentwickeln? 3 Blau (Überblick) symbolisiert strategisches Denken, Kontrolle, Organisation: Haben wir an alles gedacht? Was wollen wir erreichen, was legen wir als Ziel fest? Mehrere Regeln bestimmen, wie die sechs Hüte während einer Diskussion zum Einsatz kommen müssen. Beispielsweise sollten alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeden der Hüte für eine vorher festgelegte Zeit „aufsetzen“ und damit die entsprechende Rolle einnehmen. So lassen sich festgefahrene Positionen neutralisieren, die Diskussion wird nicht mehr von bestimmten Vorlieben und Verhaltensweisen dominiert. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor dieser Methode ist, dass immer erst am Ende der Diskussion Schlüsse gezogen werden. So vermeidet man, dass jemand allzu frühzeitig einen Standpunkt bezieht. Denn grundsätzlich geht es bei der Methode nicht darum, Ideen zu kritisieren, sondern darum, aus einer Idee ein Produkt aller Mitarbeiter werden zu lassen. Die Sechs-Hüte-Methode fördert die Fähigkeit zur Selbstreflexion und zum strukturierten Wechsel der Perspektive – wesentliche Erfolgsfaktoren einer lernenden Organisation. Die Sechs-Hüte-Methode funktionierte bei der brühne gruppe in Meetings so gut, dass man diese Hüte auch als Icons in der Wissens-Community einführte, um Aussagen die entsprechende Perspektive zuzuordnen. 33 CADTRONIC® Computer-Systeme GmbH: IT-Systemhaus stellt seine Kundendatei auf neue Basis Das 1981 gegründete Unternehmen hat sich vom Anbieter für Tektronix-kompatible Terminals zum Systemhaus für schlüsselfertige CAD- und ITLösungen entwickelt. Mit seinen heute 15 Mitarbeitern erzielte das Unternehmen 2004 einen Jahresumsatz von € 6 Mio. „Basis für gute Arbeit ist die Kommunikation.“ Christof Wirtz, Geschäftsführer CADTRONIC Computer-Systeme GmbH Wirtschaftlich steht die Firma auf drei Säulen: 3 3 3 1. Bundesweiter Verkauf von maßgeschnei- derter PC-Hardware für den Mittelstand 2. Dienstleistungen im Konnektivitätsbereich bei der Softwareintegration von UNIX / VAX auf PCs 3. Umbau und Nachbau von CAD-Plänen CADTRONIC Computer-Systeme GmbH Eng vernetzt Zudem verfügt das Unternehmen über ein dichtes Netzwerk an Partnern, darunter die SHH GmbH, das SystemHaus Hemminger in Esslingen, Hewlett-Packard, EIZO, IEZ und speedikon. Mit diesen Partnern pflegt CADTRONIC nicht nur regen Austausch, sondern bearbeitet auch gemeinsame Projekte. Darüber hinaus ist das Unternehmen seit Dezember 2000 offizieller Bentley Integrator und, mit rund 60 CAD-Schulungen pro Jahr, einer der größten Anbieter von Trainings für Bentley-Software. CADTRONIC zählt außerdem zu den bedeutends- ten Partnern von Hummingbird Inc., einem welt- weit führenden Anbieter von Enterprise Information Management-Systemen (EIMS). Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Die im Kundenkontakt relevanten Daten entscheiden bei CADTRONIC mit über den Erfolg der Geschäftsbeziehungen. Denn sowohl die Zufriedenheit der Kunden als auch die Effizienz des Vertriebsteams hängen von diesen Daten ab. CADTRONIC entwickelte daher verbindliche und sehr ins Detail gehende Vorgaben für den internen Umgang mit seinen Kontaktdaten. Das Unternehmen baute bewusst auf Standardsoftware und verknüpfte beispielsweise seine Telefonanlage mit MS Outlook. 3Firmensitz Bergisch Gladbach (Nordrhein-Westfalen) 3Branche CAD und IT 3Produkt CAD- und IT-Dienstleistungen, Hardwarelösungen für den Mittel- stand, Dienstleister im Konnektivitäts- bereich bei der Softwareintegration von UNIX / VAX 3Gegründet 1981 3Mitarbeiter (2005) 15 Das Unternehmen besteht nicht mehr. Ausgangssituation und Ziele: IT-Systemhaus stellt seine Kundendatei auf neue Basis Durch schnelles Wachstum und durch die große Anzahl der Kunden kam es bei CADTRONIC zu Reibungen, die dem effektiven Vertrieb im Wege standen. Denn das alte Karteikartensystem zur Kundenverwaltung war den neuen Aufgaben nicht mehr gewachsen – die immer komplexer werdenden Probleme und Anfragen verlangten nach einer besseren Lösung. Daher nahm man die Umstellung auf ein PC-basiertes System in Angriff. Ziele 3 3 1. Gute Dokumentation aller Kundendaten 2. Übertragung des Wissens über jeden Kunden an alle Mitarbeiter 34 CADTRONIC Computer-Systeme GmbH Diese Ziele wollte CADTRONIC bei minimalem Aufwand, mit geringstmöglichen Kosten erreichen. Was konkret im Unternehmen geschieht Eine effiziente Kundenverwaltung ist für viele Unternehmen unverzichtbar. Bei CADTRONIC hat man sich eine eigene Lösung zusammengestellt – sie ist leistungsfähig, basiert auf Standardsoftware und verursachte keine hohen Kosten. Die Optimierung des Kundenverwaltungssystems Das Software-Systemhaus CADTRONIC beschloss, sein Kundenverwaltungssystem auf aktuelle Ansprüche umzustellen und auf der Basis zeitgemäßer Technologien neu zu strukturieren. Eine wichtige Vorgabe war, Aufwand und Kosten minimal zu halten. Deshalb wollte man nur Software einsetzen, die bereits angeschafft war – und sie nur durch kostenlose Plug-ins funktional erweitern. Der Startschuss fiel 1998. MS Outlook als Bausatz Die Wahl fieI auf ein Produkt von Microsoft, das auf fast jedem PC vorinstalliert ist und folglich hohe Kompatibilität besitzt: das Programm MS Outlook. Bereits die Standardversion geht über ein bloßes E-Mail-System hinaus. Denn Outlook ist auch für die Verwaltung von Kundendaten gedacht – es umfasst nützliche und umfangreiche Zusatzfunktionen für die Pflege von Kundenkontakten, eine Kalenderfunktion (unter anderem mit Erinnerungsoption, Gruppenterminen, Ressourcenplanungen) und eine Funktion für die effiziente Aufgabenplanung. „Den Kunden verstehen – und ihm das zu verstehen geben.“ Christof Wirtz, Geschäftsführer CADTRONIC Computer-Systeme GmbH CADTRONIC erweiterte das vorinstallierte Outlook-Paket in vier Schritten: 3 1. Entwickeln eines Konzepts für den optimalen Umgang mit Kundendaten. Der konkrete Plan sah vor, wie, wo, und welche Informationen über die Kunden erfasst werden sollten. Außerdem hielt manfest, welche Unterstützungsfunktionen erforderlich waren. 3 2. Verknüpfen von Outlook mit dem in MS Excel angelegten Schulungsplan. 3 3. Verknüpfen von Outlook mit der hauseigenen Telefonanlage. 3 4. Interne Schulung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von CADTRONIC. Kundendaten in Reih‘ und Glied Seither dokumentieren alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vertrieb jedes Telefonat nach festen und klar kommunizierten Vorgaben auf einer Kundenkarte. Diese Karten sind auf einem Server zentral gespeichert und für alle Mitarbeiter einsehbar. Jede Kundenkarte zeichnet die gesamte zu einem Kunden gehörende Kontakthistorie auf – vom Mail-Verkehr bis hin zu Supportanfragen und der Teilnahme an Schulungen. Mails werden getrennt gespeichert, um das System nicht mit großen Datenmengen zu belasten. Die Kundenkarte enthält zudem einen Kalender, in den die Bearbeiterin oder der Bearbeiter alle Termine und anstehenden Aufgaben einträgt. Wer von einem Termin erfahren muss, erhält zu einem gewünschten Zeitpunkt vorab eine Mail mit dem Hinweis, was zu tun ist. Auch Gruppen von Personen lassen sich auf diese Weise benachrichtigen. Ein kostenloses Plug-in gestattet, Schulungen aus einer MS-Excel-Tabelle in MS Outlook zu übertragen. Auch die aus Schulungsterminen resultieren- den Aufgaben lassen sich mit diesem System managen – beispielweise die Ressourcenplanung und die Benachrichtigung aller Beteiligten. 35 Bei Anruf: Popup Welche Schwierigkeiten hat es gegeben? Zusätzlich wurde die Telefonanlage mit jedem Arbeitsplatz-PC verknüpft. Wenn ein Kunde anruft, erscheint jetzt auf dem Bildschirm automatisch ein Popup-Fenster mit den Kundendaten (Name, Firma, Liste mit Inhalten der letzten Gespräche, Geburtsdatum, usw.). Wer auch immer das Gespräch entgegennimmt, ist in Bezug auf den Anrufer sofort auf dem neuesten Stand. Anfangs wurden intern rechtliche Bedenken laut: Hatte man die Belange des Datenschutzes ausreichend berücksichtigt? Die schriftliche Verpflichtung der Mitarbeiter, keine Informationen nach außen zu tragen, entschärft diesen Vorbehalt und sichert das Unternehmen ab. Die Abhängigkeit des Unternehmens von einzelnen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern entfällt – denn das einmal gesammelte Wissen geht nicht mehr verloren. Ein weiterer spürbarer Vorteil: Das System schont die Nerven der Kunden, denn sich müssen nicht bei jedem Anruf ihre Probleme wieder neu er- klären. Es erhöht daher auch die Kundenzufriedenheit. Was wird außerdem noch getan? Unterstützend findet jeden Monat ein Meeting in den einzelnen Bereichen Dienstleistung, Vertrieb und Technik statt. Hier bespricht man die aktuellen Probleme. Vorgesehen ist außerdem immer eine kurze Schulung. Auch von Seiten der Mitarbeiterinnen und Mit- arbeiter entwickelten sich Anfangswiderstände. Einige befürchteten, das Tool würde auch eingesetzt, um ihre Tätigkeit zu kontrollieren. Doch im Zuge der Arbeit mit dem neuen Hilfsmittel verflogen diese anfänglichen Bedenken: de facto wurde mit dem Tool keinerlei Kontrolle ausgeübt. Stattdessen setzte sich die Erkenntnis durch, dass das System die Arbeit erleichtert und Zeit einsparen hilft, die man früher für die umständliche Suche aufwenden musste. So waren die möglichen Einwände rasch entkräftet, und übrig blieben die zahlreichen Vorteile des Systems. Auf sie möchte bei CADTRONIC heute niemand mehr verzichten. 36 Campus Consult e.V.: Studentische Unternehmensberatung sichert Beratungsund Trainingsqualität auf professionellem Niveau Gut aufgestellt: Campus Consult ist eine studentische Unternehmensberatung, die ein breites Produktportfolio in den Bereichen Management-Beratung, IT-Beratung und Training anbietet. Seit der Gründung 1993 hat sich Campus Consult zu einer der erfolgreichsten studentischen Unternehmensberatungen an Deutschlands Hochschulen entwickelt. Bei Unternehmen ist Campus Consult auch über Paderborn hinaus bekannt. Die Leitidee von Campus Consult setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen. Zum einen sollen interessierte Studenten die Möglichkeit bekommen, ihr akademisches Wissen durch Praxiserfahrungen zu ergänzen. Zum anderen bietet Campus Consult Firmen aller Branchen und Größen Beratungsleistungen an. So werden Studenten und Unternehmen zusammengebracht – ein Gewinn für beide Seiten. Campus Consult e. V. 3Firmensitz Paderborn (NRW) 3Branche Studentische Unternehmensberatung 3Produkt Management-Beratung, IT-Beratung, Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Um nicht isolierten Aktionismus zu betreiben, entschied sich Campus Consult dafür, sämtliche Wissensmanagement-Aktivitäten in eine systematische Struktur zu bringen. Programmatisch formuliert: „Ziel dieses rahmengebenden Konzepts ist es, das Wissensmanagement in der studentischen Unternehmensberatung Campus Consult ganzheitlich zu betrachten, zu strukturieren, die Anwendung von Wissensmanagement bei Campus Consult zu erarbeiten und die bisher genutzten Elemente des Wissensmanagements in das Wissensmanagementkonzept zu integrieren.“ Hierfür griff das studentische Team auf das Wissensmanagement-Modell von Probst zurück. Die Integration in ein übergreifendes Wissens- management-Konzept lag auch aus einem weiteren Grund sehr nahe: Zum Zeitpunkt der Konzeptentwicklung (03/2003) waren im Unternehmen bereits wichtige Wissensmanagement-Aktivitäten ange- laufen. Das Erstellen eines Gesamtprozesses zielte also auf Synergieeffekte ab – und darauf, Doppelarbeit zu vermeiden. Training 3Gegründet 1993 3Mitarbeiter (2005) 80 3Ansprechpartner Lutz Milke: 3Internet [email protected] www.campus-consult.de Ausgangssituation und Ziele: Studentische Unternehmensberatung sichert Beratungs- und Trainingsqualität auf professionellem Niveau Wie kann man die Beratungs- und Trainingsqualität nachhaltig sicherstellen? Diese Frage betrifft jede Unternehmensberatung. Doch wer als Mitarbeiter Studenten beschäftigt, muss eine besonders hohe Fluktuation bewältigen: Bei Campus Consult beträgt die Verweildauer der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durchschnittlich 2 Jahre. Zu den Hauptaufgaben, die Campus Consult zu lösen hatte, zählt folglich das Sichern einer dauerhaften Kompetenzbasis. Zentrales Ziel der Wissensmanagement-Aktivitäten bei Campus Consult ist dabei die gut organisierte Weitergabe internen Wissens an neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Ein solcher Transfer wiederum setzt die Transparenz der organisationsinternen Wissensbestände voraus. Daraus 37 ergab sich bei Campus Consult ein weiteres Wissensmanagementfeld: die Aufgabe, diese Transparenz erst einmal zu schaffen. Was konkret im Unternehmen geschieht Campus Consult baute ein integriertes Wissensma- nagement-System zur Sicherstellung der organisations- internen Kompetenzen auf. Dieses System setzt bei einem wissenschaftlich fundierten Konzept an und organisiert ein ganzes Bündel von Aktivitäten für Wissensweitergabe und -bewertung. Konzeptentwicklung Mitarbeiter 3 zielgerichtet Wissen für Campus Consult bereitstellen 3 Mitarbeitern immer den neuesten Stand des Wissens zur Verfügung stellen 3 Mitarbeiterqualifikationen erhöhen 3 effektive bedarfs- und kompetenzorientierte Weiterbildung ausbauen Qualität 3 Qualität der internen und externen Zusammenarbeit erhöhen 3 relevantes Wissen konservieren 3 Wissensqualität erhöhen Netzwerke 3 Netzwerkressourcen besser nutzen Kunden 3 höhere Qualität der Dienstleistungen garantieren Kunden regelmäßig in Wissensmanagement-Aktivitäten mit einbeziehen „Außerordentlich wichtig war die Unterstützung durch den Vorstand.“ Mitarbeiter bei Campus Consult Die Weitergabe internen Wissens an neue Mitarbeiter Zunächst identifizierte Campus Consult die relevanten Wissensträger: 3 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter 3 Externe (Kunden, Konkurrenten, Netzwerke) 3 Datenbanken 3 Bücher, Zeitschriften Anschließend galt es zu ermitteln, über welches Wissen diese Wissensträger verfügen (denn nur wer das kennt, weiß, was er weitergeben will). Um die verschiedenen organisationsinternen Wissensbestände transparent zu machen, führte Campus Consult Methoden aus der Wissensmanagement-Praxis ein: 3 Wissensquellenkarten geben an, wer bei einer gegebenen Aufgabe innerhalb eines Teams wichtiges Wissen beitragen kann. 3 Wissenstopographien veranschaulichen, welche Wissensart in welcher Ausprägung bei dem jeweiligen Wissensträger vorhanden ist. 3 Wissensbestandkarten zeigen an, wo und wie bestimmte Wissensbestände gespeichert sind. Ergänzend zu diesen Instrumenten – die den Wissensbestand greifbar machen – setzt Campus Consult auch auf Instrumente zur Wissensweitergabe: 3 Das Ressort Wissensmanagement führt Schulungen zu verschiedenen Themen innerhalb von Campus Consult durch. 3 Campus Consult verfügt über soziale Netzwerke, die sich zur Wissensweitergabe eignen: strategische Wochenenden, Stammtische und einiges mehr. 38 Campus Consult e. V. 3 Campus Consult verfügt über verschiedene fachliche Netzwerke, in den ebenfalls – aber noch einmal gezielter als in den sozialen – Wissen weitergegeben wird: Workshops, strategische Wochenenden und mehr. „Die Nutzung der WM-Instrumente ist leicht erlernbar und unterstützt hervorragend das eigene Handeln.“ Mitarbeiter bei Campus Consult Wissenscontrolling Sind Wissensmanagement-Aktivitäten einmal eingeführt, entsteht oft ein großes neues Problem: es fehlt ein Controlling und eine Bewertung dieser Aktivitäten. Auch dieser Herausforderung hat sich Campus Consult gestellt. Zweimal jährlich, im April und im Oktober, führt Campus Consult ein so genanntes Wissenscontrolling durch. Hierfür setzt sich das Kompetenzteam Wissensmanagement mit dem Vorstand zusammen. Die Aufgaben: 3 Erwartungen an das Wissensmanagement überprüfen 3 Konzept des Wissensmanagements hinterfragen 3 Ziele bearbeiten 3 neue Erwartungen definieren: Ausgangssituation, Zielsituation, Kennzahlen überlegen Maßnahmen festlegen Beim gesamten Controlling greift Campus Consult auf das im Unternehmen bereits verwende- te Instrument der Balanced Scorecard zurück. Zum Speichern des organisationsinternen Wissens nutzt Campus Consult Lotus Notes. Für diese Plattform hat das Unternehmen ein vielfältiges Informationsspeichersystem entwickelt. „Lotus Notes ist für uns ein unerlässliches Instrument.“ Mitarbeiter bei Campus Consult Erfolgsfaktoren Der Erfolg beim Aufbau eines integrierten Wissens- managementsystems zur Sicherstellung der organisa- tionsinternen Kompetenzen beruht auf einer Reihe von Faktoren. Maßgeblich waren: 3 Orientierung an einem WissensmanagementModell 3 Definition von Wissenszielen 3 Einrichtung eines eigenen Ressorts „Wissensmanagement“ 3 Vorhandensein klarer WissensmanagementProbleme 3 Einbindung des Wissensmanagements in bisherige Managementaktivitäten, beispielsweise Balanced Scorecard 3 Einbeziehen von vorhandenen Instrumenten, die nicht explizit dem Wissensmanagement entstammen Nutzen Sämtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Campus Consult schätzen den Nutzen der Wissensmanagement-Aktivitäten in ihrem Unternehmen als sehr hoch ein. Dieser Nutzen drückt sich jedoch nicht in monetären Indikatoren aus. Charakteristische Antworten des Teams auf die Frage, woran sich der Nutzen festmachen lässt: 3 Das Unternehmen verfügt über eine sichere Wissensbasis 3 Die Mitarbeiter bei Campus Consult sind besser qualifiziert 3 Optimierung der Prozesse, insbesondere in Projekten 3 Kontinuierliche Verbesserung der Qualität 3 Verbesserung der internen Kommunikation Ein Abgleich mit den von Campus Consult verfolgten Wissensmanagement-Zielen zeigt: Diese Ziele spiegeln sich im belegbaren Nutzen wider. 39 CONET Solutions GmbH: IT-Dienstleister setzt erfolgreich Standards In der CONET Solutions GmbH sind die traditionellen CONET-Kernleistungsbereiche auf den Gebieten Consulting, Software-Entwicklung sowie Informationstechnologie und Telekommunikation (ITK) zusammengefasst. Industrieunternehmen und öffentliche Auftraggeber nutzen das Know-how des mittelständischen IT-System- und Beratungshauses. Derzeit arbeiten mehr als 200 Mitarbeiter an den Standorten Hennef, Augsburg und Berlin für das Hennefer Unternehmen, das mit der neubrandenburgischen CONET Informationssysteme GmbH über eine Tochtergesellschaft verfügt. Wo hoch spezialisiertes Wissen eine zentrale Rolle spielt, muss es aktuell und verfügbar gehalten werden. Die CONET Solutions GmbH hat diese Herausforderung – was bei einem IT-Spezialisten nahe liegt – auf der Basis einer Softwarelösung gemeistert. Dennoch ist dieser Weg auch für andere nachvollziehbar, die nicht in der Software-Branche beheimatet sind. Denn der Ansatz von CONET ist prozessnah, sehr gut strukturiert und vorbildlich geeignet, um Wissen unternehmensweit zu verteilen. CONET Solutions GmbH 3Firmensitz Hennef / Sieg (NRW) 3Branche IT-Beratung und Software-Entwicklung 3Produkt Consulting, Software-Entwicklung sowie Lösungen der Informations- und Kommunikationstechnologie 3Gegründet 1987 3Mitarbeiter (2006) > 200 3Ansprechpartner Rainer Mrasek: [email protected] 3Internet www.conet.de Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Allem voran waren es zwei Dinge, die bei CONET auf der Wunschliste standen: zum einen die Zertifizierung nach ISO 9000; zum anderen fehlerfreie, effiziente Arbeitsprozesse. 3 6. Neue Mitarbeiter(innen) gezielt schulen 3 7. Die Unternehmensverfassung verbreiten und fördern Das Projekt ging im Jahr 2000 an den Start. Ein Mitarbeiter entwickelte ein System zur Dokumentation von Arbeitsabläufen im Rahmen der Zertifizierung für ISO 9000. Angelegt war es von vornherein als Software. Dieses System ist leicht auf verschiedene Unternehmensbereiche übertragbar und lässt sich problemlos um neue Dokumentationsgegenstände erweitern. Ausgangssituation und Ziele: IT-Dienstleister setzt erfolgreich Standards Die Maßnahmen im Einzelnen: 3 3 3 3 3 1. Ausführliche Dokumentationen erarbeiten 2. Standards festlegen 3. Phasenmodelle definieren 4. Alle Projekte durch IT unterstützen 5. Mentoren-Modell einführen Früher hatte sich bei CONET negativ bemerkbar gemacht, dass standardisierte Vorgehensweisen innerhalb der Arbeitsprozesse fehlten. Daraus resultierten zwei Probleme. Erstens wurden Prozesse nicht optimiert, sondern das „Rad“ unter spürbarem Aufwand ständig „neu erfunden“. Zweitens waren Mängel in den Abläufen kaum vermeidbar. So kam es beispielsweise beim Erstellen der Angebote – ein besonders sensibler Geschäftsprozess – vor, dass man veraltete AGB verwendete. 40 CONET Solutions GmbH CONET wollte diese Probleme energisch angehen und setzte sich eine ganze Reihe konkreter Ziele: 3 1. Zertifizierung nach ISO 9000 erreichen 3 2. Redundanzen in den Arbeitsprozessen beseitigen 3 3. Standardisierte Vorgehensweisen definieren 3 4. Zentrale Anlaufstelle für projektbezogene Themen schaffen 3 5. Mentoren-Modell einführen 3 6. Einarbeitung neuer Kräfte standardisieren und beschleunigen 3 7. Einheitliche Unternehmenskultur erarbeiten und verankern „Der Erfolg des Unternehmens hängt von den Projekten ab.“ Rainer Mrasek, QM-Beauftragter, CONET Solutions GmbH Dann kam ein Content-Management-System zum Einsatz. Mit seiner Hilfe hielt man fest, was jede Abteilung in jeder Phase macht. Zwei Mitarbeiter betreuten dieses System. Sie unterlegten das Ergebnis mit Prozessen – denn man wollte eine an Prozesse gekoppelte Darstellung gewinnen. Im Jahr 2001 folgte das Audit für die Zertifizierung. Was konkret im Unternehmen geschieht Um seine definierten Ziele zu erreichen, startete das Software-Unternehmen CONET Solutions GmbH eine Reihe miteinander verzahnter Wissensprojekte. ISO 9000 – und wie man dorthin gelangt Bei der Zertifizierung nach ISO 9000 liegt ein Schwerpunkt auf der Prozessorientierung. CONET organisierte den Weg dorthin in Form von Workshops. Beim Projektstart im Jahr 2000 wurde als erstes jede Abteilung zu ihrer Arbeitsweise befragt. Über die so gewonnenen Vorgehens-Schemata legte man anschließend ein Phasenmodell. Im nächsten Schritt folgte eine genaue und vergleichende Analyse: Wie laufen die einzelnen Phasen bei den verschiedenen Projekten ab? Sind Übereinstimmungen zu verzeichnen, oder beschreitet de facto jedes Projekt neue, andere Wege? Wenn ja, wo liegen die Unterschiede? Effiziente Arbeitsprozesse: „Am Anfang war das Wort“ Die Entscheidung für das Projekt und die Auswahl der Maßnahmen war eine Top-Down-Entscheidung der Geschäftsführung. Von Beginn an jedoch waren alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weitgehend in die Gestaltung des Projekts einbezogen. Auch für dieses Projekt galt die Devise „Am Anfang war das Wort“. Konkret ausgesprochen wurde es alle zwei Monate auf der CONET-Versammlung. Dort tauschte man Neuigkeiten aus den Abteilungen aus, hielt sich gegenseitig auf dem Laufenden: An welchen Projekten arbeiten die anderen? Was für Probleme traten auf, und wie wurden sie gelöst? Diese Treffen finden bis heute regelmäßig statt. „Wissen will weitergetragen sein.“ Holger Gimbel, Projektleiter, Projektentwicklung, QS bei der CONET Solutions GmbH 41 Zusätzlich gibt es Einzelmeetings – „Geschäftsfeldsitzungen“ – für jeweils eine Abteilung und die Geschäftsführung. In diesen Besprechungen geht es ebenfalls um die Projekte, darüber hinaus aber auch um Finanzen und weitere allgemeine Themen. Vorgehensweisen standardisieren Zunächst erstellte man ein Phasenmodell anhand der Leitfrage: Wie werden Projekte durchgeführt? Hierbei teilte man Projekte ein in verschiedende Projekttypen mit jeweils eigenen, individuellen Ausprägungen. Hinzu kam die Einordnung in eine von vier Größenkategorien. Denn proportional zur Größe eines Projektes wachsen auch Anzahl und Komplexität der Regeln und Vorschriften. Die Projektzentrale: pM@NAGER mit der Oberfläche einer Homepage, inklusive News-Ticker, Volltextsuche und Phasenmodell. Projektsoftware „pM@NAGER“ – die Schaltzentrale Um die Durchführung von Projekten systematisch zu unterstützen, entwickelte CONET das Software-Tool pM@NAGER. Das „P“ steht darin für Projekt, Projektleitung und ähnliche Begriffe. Der pM@NAGER basiert auf einem Vier-PhasenModell und unterscheidet bei jedem Projekt zwischen Start, Planungsphase, Durchführung und Nachbereitung – jeweils mit den Unterpunkten Methoden, Gefahren, Erfolgsfaktoren. Kernstück sind immer die Checklisten. Gewonnen aus der Erfahrung der zurückliegenden Projekte, verzeichnen sie alles, was beim Umsetzen zu beachten ist. „Wissen braucht eine vernünftige Oberfläche.“ Rainer Mrasek, QM-Beauftragter, CONET Solutions GmbH Individueller Zuschnitt garantiert effizientes Arbeiten: Die Software richtet sich nach dem Projekt – nicht umgekehrt. Methodisch ist erwähnenswert: Nicht die Projekte wurden einem Modell untergeordnet, sondern das Tool orientiert sich an den Anforderungen. Denn diese fallen je nach Projekt recht unterschiedlich aus. Der pM@NAGER hält daher unterschiedliche Modelle bereit und lässt sich an jedes Projekt individuell anpassen. Zusätzlich bietet das Tool Hinweise und Hintergrundinformationen sowie gute und schlechte Beispiele aus der Vergangenheit. Über mehrere Einstiegspunkte gelangt man zu dem gesuchten Thema, beispielsweise den Angebotsvorlagen. Was finde ich wo? Eine Checkliste hilft beim Erstellen des Angebots. 42 CONET Solutions GmbH Der pM@NAGER ist ein bequemes Arbeitsinstrument und liefert den Schlüssel zum gesammelten Projektwissen des Unternehmens. Der pM@NAGER garantiert den tagesaktuellen Stand der Vorlagen. Der pM@NAGER ist durchgängig prozessorientiert angelegt. Ergänzend steht ein Formular für Feedback zur Verfügung. Diese Anregung wird zusätzlich durch das Mentoren-Modell unterstützt, das CONET eingeführt hat. Mentoren-Modell: die Prozess-Verbesserer Jedem Bereich sind ein bis zwei Mentoren zugeordnet. Zum Einsatz kommen für diese Aufgabe die erfahrensten und angesehensten Projektleiter aus dem jeweiligen Bereich. Diese Mentoren treffen sich zwei- bis dreimal im Jahr zu einem Feedbackgespräch. Sie tauschen sich aus und besprechen, was optimiert werden kann. Neu im Team? Aller Anfang ist geregelt Durch Feedback wird die ProjektmanagementSoftware kontinuierlich verfeinert. Die Akzeptanz der pM@NAGER-Software unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist exzellent. Diejenigen, die täglich mit dem Tool arbeiten, sind von der Lösung besonders überzeugt. Viele von ihnen brauchen tagesaktuelle Informationen für ihre Arbeit und finden sich damit bestens versorgt. Im pM@NAGER stehen immer die neuesten Versionen von AGB oder Preislisten bereit. Nur diese aktuellsten Fassungen sollen auch zum Einsatz kommen. Entscheidend ist dies für das korrekte Arbeiten mit den Vorlagen, denn sie werden häufig, bisweilen täglich aktualisiert. Neue Mitarbeiter(innen) rasch und zuverlässig einarbeiten – wie gelingt das? Bei CONET beginnen alle Neuankömmlinge mit einer zweitägigen Schulung. Inhalt des ersten Tages ist eine Übersicht über das Unternehmen: Was macht eigentlich CONET? Damit verbunden ist eine Unterweisung zu den Arbeitsabläufen und ihrem jeweiligen Stellenwert. Tag zwei der Schulung besteht in einem Training mit dem pM@NAGER. Hierbei erfährt die oder der „Neue“ das Wichtigste über das Tool und darüber, wie man es benutzen soll: wie Projekte durchgeführt werden, welche Kategorien es für Projekte gibt, wie man Angebote schreibt, wo die Preislisten zu finden sind, wo die aktuellen AGB und Vorlagen zu finden sind – und vieles mehr. 43 Unternehmenskultur: Trümpfe für alle Die Unternehmensverfassung der CONET Solutions GmbH beschreibt die wichtigsten Punkte der Unternehmenskultur. Das ist das eine. Das andere ist eine clevere Brücke, die CONET zwischen „Philosophie“ und der täglichen Arbeit geschlagen hat. Den Kern der Unternehmenskultur hat man in Form eines gedruckten Kartenspiels an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verteilt. Ein nützliches Instrument – denn aus dem Spiel kann man bei Bedarf die passende Karte ziehen und beispielsweise um mehr Offenheit in der Diskussion bitten. Jürgen Zender, Wilfried Pütz, Rüdiger Zeyen, Geschäftsleitung Welchen Nutzen bringen die Wissensmanagement-Aktivitäten? Nach dem Nutzen gefragt, zählt man bei CONET viele Pluspunkte auf. Die verbesserte Ablage erspart langwieriges Suchen und hilft Fehler vermeiden. Auch bei den Abläufen zeigen sich deutliche Verbesserungen. Die Suche liefert schnellere und bessere Ergebnisse. Das standardisierte Verfahren zur Einarbeitung neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist dem früheren Vorgehen deutlich überlegen. Prozesse sind wiederholbar und lassen sich dadurch leichter vergleichen. „Jetzt finde ich alles.“ Nicole Goebel, Projektassistentin bei der CONET Solutions GmbH Welche Schwierigkeiten hat es gegeben? Ein paar Hemmnisse gab es, doch sie sind rasch aufgezählt. Beim Standardisieren der Vorgehensweisen und beim Entwickeln der Projektsoftware konnte man nicht gleich durchstarten. Denn alle Beteiligten waren durch das Tagesgeschäft voll ausgelastet. Zudem gab es anfangs Erklärungsbedarf – immer wieder wurde die Frage laut: Wie kann ein System, das doch den althergebrachten Arbeitsfluss zunächst bremst, auf lange Sicht von Vorteil sein? Bei der Projektsoftware sprudelte das Feedback zunächst nicht in erhofftem Umfang. Das änderte sich jedoch nach und nach, nicht zuletzt dank der Mithilfe der Mentoren. Nach wie vor sind Bequemlichkeit und Zeitdruck die größten „Gegenspieler“ einer perfekten Nutzung des Systems. „Die Sache wächst ja auch, wenn man damit arbeitet.“ Holger Gimbel, Projektleiter, Projektentwicklung, QS bei der CONET Solutions GmbH Die Wirkung der Schulungen beim Einarbeiten neuer Kräfte hatte man zunächst leicht überschätzt. Schulungen sind gut, aber kein Wundermittel – vielmehr stellte sich die Kombination der Methoden als bessere Lösung heraus. Denn zu viele Informationen strömen auf Neuangestellte ein. Daher verkürzen Schulungen zwar die anschließende Einarbeitungsphase, können sie aber nicht völlig ersetzen. Empfehlungen an andere Unternehmen Wichtig bei der Einführung eines unterstützenden Instrumentes ist die Nähe zu den bisherigen Abläufen und Prozessen. Dabei sollte zuerst erfasst werden, wie momentan gearbeitet wird: Welche Prozesse, welche Arbeitschritte laufen wann und wie ab? Auf dieser Basis kann man beginnen zu optimieren. Ein von oben aufgesetztes Modell hingegen, dem sich die bisherigen Abläufe unterordnen müssen, ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt – es wird keine ausreichende Akzeptanz bekommen. 44 Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH (CLK GmbH): Raschere Innovationen bei Hersteller von Kamera-Kontroll Systemen Die CLK GmbH entwickelt komplette optische Prüfsysteme (inklusive Hardware, Software und Handling) für die automatisierte Qualitätskontrolle und zur Identifikation von Produkten. Zum Einsatz kommen diese Systeme schwerpunktmäßig bei der Nahrungsmittelherstellung – vom Agrarprodukt bis hin zur Verpackung – und im Automotive-Bereich. Mit Erfolg nahm und nimmt die CLK GmbH auch die eigenen Abläufe und Produkte unter die Lupe: Dadurch gelingt es dem Unternehmen, Wissen effektiv aufzubauen und zu nutzen sowie kontinuierlich weiterzuentwickeln. Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Im Zuge einer Neuordnung ihrer Unternehmensstruktur hat die CLK GmbH den Erwerb sowie die Entwicklung von Wissen auf eine systematische Grundlage gestellt d.h. Entwicklung von Wissen durch einen „evolutionären Prozess“: Mutation (= definierte Änderung der Strukturen) und Selektion (= Bewertungen nach definierten Zeiten und Kriterien). Besonders positiv bemerkbar machte sich die Wissensarbeit in der Fähigkeit, neue Produkte rascher zu entwickeln – für das innovative Unternehmen ein geschäftsentscheidender Vorteil. Auch Angebote lassen sich dank einer ausgefeilten Standardisierung flexibler und präziser erstellen. Darüber hinaus kann die CLK GmbH in der Akquise einen Schritt nach vorn verbuchen: Durch optimierte Verteilung und Nutzung des vorhandenen Wissens fällt es signifikant leichter, zielgerichtet neue Kunden zu gewinnen. Ausgangssituation und Ziele: Raschere Innovationen bei Hersteller von Kamera-Kontroll Systemen Der Startschuss für das Unternehmen fiel 1996, als sich die beiden Geschäftspartner Dr. Carsten Cruse und Dr. Stefan Leppelmann direkt von der Uni- versität in die Selbstständigkeit begaben. Das neu gegründete Unternehmen Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH stellte sich anfangs sehr breit auf – von Firmeninsolvenzvorhersagen zur 3Firmensitz Münster (NRW) 3Branche Industrielle Bildverarbeitung 3Produkt Systeme für Qualitätskontrolle und Produktidentifikation 3Gegründet 1996 3Mitarbeiter (2006) 18 3Ansprechpartner Martin Decker: [email protected] 3Internet www.clkgmbh.de Abschätzung von Kreditrisiken bis zur Auswertung von Luft und Satellitenbildern – schränkte dieses Spektrum aber ab 2003 aufgrund eines effizienteren Vertriebs auf die Qualitätskontrolle in der Nahrungsmittel- und Automotiveindustrie ein. Klar war, dass der langfristige Erfolg entscheidend von der Innovationskraft des Unternehmens abhängt. Daher musste ein übergeordnetes Ziel sein, eine effiziente Basis für die Entwicklung neuer Produkte zu schaffen – und die Vorgabe lautete, pro Vierteljahr eine Innovation im Unternehmen zu generieren. Was konkret im Unternehmen geschieht Die Aktivitäten der Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH sind vielfältig: Was für Produkte und Service zutrifft, gilt auch in puncto Wissensarbeit. Besonders hervorzuheben sind die Erfolge in der Produktentwicklung sowie ein systematisiertes „Trial 45 and Error“-Verfahren zur Optimierung der Abläufe im Vertrieb. Entwicklung neuer Produkte Für die CLK GmbH stand stets im Vordergrund, neue Produkte zu entwickeln und damit neue Projekte und Kunden zu gewinnen. Man ging diese Herausforderung in mehreren Schritten an. Arbeitsteilung Anfangs hatten sich beide Geschäftsführer um alle Belange des Unternehmens gemeinschaftlich gekümmert. Im Lauf der Zeit jedoch zeichnete sich ab, dass es sinnvoller und effektiver wäre, sich gegenseitig zu entlasten. Daher beschloss man Mitte 2004 eine Neustrukturierung in der Geschäftsleitung und teilte die Geschäftsbereiche auf. Jeder Geschäftsführer sollte einen Bereich in Eigenregie übernehmen und sich auf ihn konzentrieren – einer hatte künftig die alleinige Verantwortung für den Vertrieb, der andere für die Produktion. Der nächste Schritt: Verschlankung der Verwaltung. Ein zuvor in der Verwaltung tätiger Mitarbeiter wechselte in den Vertrieb. Er erstellt seither die Angebote und unterstützt direkt die Geschäftsführung. Die Buchhaltung arbeitet dennoch bestens, weil die „übrigen“ Aufgaben zwischen der Sekretärin und einem externen Steuerberater aufgeteilt sind. Zwischenbilanzen als Wissensbilanzen Den Erfolg dieser Umstellungen unterstützt eine turnusmäßige interne Prüfung. Einmal pro Vierteljahr stellt man Fragen wie diese: Ist unser Vorgehen effizient? Müssen wir an irgendeiner Stelle korrigierend eingreifen? Grundlage der Prüfung ist ein Vergleich zwischen dem jeweiligen „Heute“ und dem Zustand drei Monate davor – anhand von Kennzahlen wie: Summe der telefonischen Erstkontakte mit potentiellen Kunden, Anzahl der versendeten Angebote, erteilte Aufträge und anderes mehr. An diesen Zwischenbilanzen nimmt stets die gesamte Belegschaft teil. Das hat zwei Vorteile: Zum einen kann alles Wissen und alle Erfahrung mit in das Ergebnis einfließen. Zum anderen dient das Quar- VakuCheck-Anlage: Prüfung von vakuumverpacktem Käse talstreffen zugleich als Plattform für den Wissensaustausch; hier werden neue Produkte vorgestellt und in großer Runde diskutiert. Gut steuern, gut auftreten Der nächste Schritt für die verbesserte Vertriebsentwicklung war das Einführen eines CRM Systems. Dies war erforderlich, um Projekte und Zuständigkeiten in den Projekten besser leiten zu können. Darüber hinaus richtete die CLK GmbH ein internes Call Center ein, um potentielle Kunden aktiv ansprechen zu können. Zudem entwickelte man neues Informationsmaterial und frischte die Webpräsenz auf. Differenzierte Angebote – aus Standards erstellt Neben der Produktentwicklung war die zweite Schlüsselfrage: Wie lässt sich das Erstellen von Angeboten, angesichts der so unterschiedlichen Produkte und Kunden, beschleunigen und zugleich verbessern? Früher entstanden neue Angebote meist auf der Grundlage von alten Dokumenten. Heute kommt bei der Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH ein ausgetüfteltes Kalkulationsschema zum Einsatz. Das Ziel ist eine möglichst genaue, aber rasche Kalkulation. Dafür wird jedes Projekt zunächst in seine 46 Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH Wiedervorlageterminen und Alarmfunktionen für die Weiterbearbeitung. Freie Bahn für den Vertrieb „Seit wir unsere Angebote mit System erstellen, können wir viel flexibler und schneller reagieren.“ Martin Decker, Vertrieb einzelnen Komponenten zerlegt und durchleuchtet: Welche Hardware brauchen wir? Welche Teile müssen wir extern einkaufen, wie viele Arbeitsstunden sind für die einzelnen Teilaufgaben erforderlich? Wie viele interne Meetings wird es geben, wie viele mit dem Kunden? Immer im Angebot: Erfahrung Diese und weitere Daten werden in einem Kalkulationsprogramm zusammengetragen, das per Formelfunktion ein Kalkulationsergebnis ausgibt. Einige Extra-Optionen erlauben, besondere Gegebenheiten differenziert zu berücksichtigen, beispielsweise „Kunde installiert selber“ oder Ähnliches. Die aus früheren Projekten gewonnenen Erfahrungen spiegeln sich also in der einfach handhabbaren Methode und einer rasch verfügbaren, konkreten Zahl. Das Dokument, das der Kunde erhält, übernimmt den so berechneten Endpreis und führt alle individuell erforderlichen Projektschritte auf. Darüber hinaus hilft ein Fundus von Textbausteinen, die man speziell für die Angebote zusammengestellt hat. Sie gewährleisten ein einheitliches Auftreten und vermeiden Doppelarbeit. Jeder Auftrag, jedes verschickte Angebot wird im CRM System eingestellt, einschließlich Kontaktdaten, Historie, Auf diese Weise konnte die Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH die gesamten Abläufe ihres Vertriebs optimieren und in den letzten Jahren jeweils zweistellige Wachstumsraten erreichen. Das Call Center ruft im ersten Schritt potentielle Kunden aus einer Adressdatenbank an und erkundigt sich nach dem Bedarf für eines der Produkte. Unternehmen, die Interesse zeigen, bekommen individuelles Infomaterial zugeschickt. Anhand der Wünsche des Kunden erstellt ein Vertriebsmitarbeiter mit Hilfe der Kalkulationssoftware ein Angebot. Nach Prüfung durch den zuständigen Geschäftsführer geht das Angebot auf die Reise zum Kunden. Vertragsverhandlungen führen der Vertriebsmitarbeiter und der Geschäftsführer gemeinsam. Beide treffen sich zusätzlich einmal pro Woche, um die letzten Entwicklungen zu besprechen und weitere Vorhaben zu planen. Der Kreis schließt sich: Wissen kommt wieder dort zum Einsatz, wo es gewonnen wurde. 47 domino-world – domino e.v.: Werte- und Ideengemeinschaft für bessere soziale Dienste domino-world hat sich der Lebensqualität und Gesundheit von pflegebedürftigen alten Menschen verschrieben und unterhält ambulante, stationäre und teilstationäre Pflege- und Betreuungseinrichtungen in Berlin und Brandenburg. Das Unternehmen wuchs über gut 20 Jahre von einem kleinen, öffentlich geförderten Sozialprojekt mit vier ehrenamtlichen Mitarbeitern zu einem professionell geführten Dienstleitungsunternehmen. Heute pflegt und betreut der Verein in insgesamt elf Einrichtungen täglich über 1.000 Patienten. Mit seinem Betreuungskonzept, namentlich durch das eigens entwickelte Verfahren „dominocoaching“, vertritt domino-world eine Philosophie, die weit über bloße Pflege hinausgeht. Die Patienten sollen nicht nur „satt und sauber“ sein – der Anspruch zielt vorrangig auf das psychosoziale Wohlbefinden. Wie gut sich domino-world mit diesem Kurs im rauen Seegang der Gesundheitsbranche behauptet, beweisen nicht zuletzt zahlreiche Auszeichnungen und Zertifikate, beispielsweise aktuell der „Qualitätspreis Berlin-Brandenburg 2004“. domino-world - domino e.v. Gesundheits- und soziale Dienste 3Firmensitz Birkenwerder (Berlin) 3Branche Gesundheits- und Soziale Dienste 3Produkt Pflege- und Betreuungseinrichtungen 3Gegründet 1982 3Mitarbeiter (2005) 400 3Ansprechpartner Lutz Karnauchow: 3Internet [email protected] www.domino-world.de Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten domino-world hat sich für die Strategie entschieden, die Qualität seiner Dienstleistungen und des Managements stetig weiterzuentwickeln. Das Total-Quality-Modell der European Foundation for Quality Management (EFQM) soll diese Entwicklungen gewährleisten. Die Basis des Erfolgs ist ein effizienter Umgang mit dem hoch spezialisierten Wissen, das für die Ausübung der Aufgaben zwingend notwendig ist. Charakteristisch für diese Strategie ist die innovative Entwicklung des Produktes domino-coaching. An ihr wird exemplarisch klar, dass es bei dominoworld nicht auf ständiges Besserwerden (KVP = kontinuierlicher Verbesserungsprozess) ankommt, sondern auf das Anderswerden. Tatsächlich hat domino-coaching dem Verein eine Unique Selling Position eingebracht. Die Mitarbeiter sind für domino-world das wichtigste Kapital. Sie sind es, die neue Ideen und ihr Wissen täglich in der Arbeit umsetzen und innova- tive, ungewöhnliche, aber erfolgreiche Produkte entwickeln. Sie sind es, die die Qualität in Form von Leistung für die Kunden greifbar machen. Deshalb versteht sich domino als eine Werte- und Ideengemeinschaft, deren Fundament ein Wertekodex bildet. Ausgangssituation und Ziele: Pflegedienstleister löst hohe Ansprüche ein Wie alle Unternehmen der Pflegebranche kämpft domino-world mit schwierigen, ja äußerst turblenten Rahmenbedingungen. In der Gesundheitsbranche herrscht scharfer Wettbewerb, und sie befindet sich zudem durch politische Deregulierungen im Umbruch. So stand domino-world gleich vor mehreren Herausforderungen: Der Pflegeanbieter musste sich nicht nur im Markt behaupten, sondern steht auch 48 domino-world – domino e.v. Gesundheits- und soziale Dienste in Konkurrenz um die wenigen examinierten Pflegekräfte (Pflegenotstand). Zugleich galt es die stetig gestiegenen Qualitätsanforderungen zu erfüllen. Was konkret im Unternehmen geschieht Was domino-world vor allem auszeichnet, ist der konsequent ganzheitliche Ansatz. Besonders deutlich zeigt er sich am Konzept des domino-coaching und an der wissensförderlichen Lernkultur des Unternehmens, das sich in erster Linie als Wertegemeinschaft begreift. Preisverleihung „Ludwig-Erhard-Preis“ 2006 Innovative Produktentwicklung am Beispiel von domino-coaching Um im hart umkämpften Pflegemarkt zu überleben, musste domino-world Dienstleistungen anbieten, die sich von der Konkurrenz abheben. Das Unternehmen hat eine Lücke auf dem Markt erkannt und sich mit Hilfe eines innovativen Produktes ein Alleinstellungsmerkmal (Unique Selling Position, USP) erarbeitet, das dem Unternehmen langfristig einen deutlichen Vorsprung im Wettbewerb verschafft. Am Puls der Kunden: Patientenwünsche strukturiert erfassen Drei Hauptgruppen haben ein Interesse an den innovativen Dienstleistungen von domino-world: Patienten und Angehörige, als „direkte“ Kunden, haben ein Bedürfnis nach Verbesserung des Gesundheitszustandes. Multiplikatoren wie Krankenhäuser und Ärzte möchten therapeutische Prozesse beschleunigen. Die eigenen Mitarbeiter schließlich sind interessiert an möglichst attraktiven Arbeitsplätzen. Die aktuellen und künftigen Bedürfnisse dieser drei Interessensgruppen fragt domino-world regelmäßig ab – und hat dafür ein aufwändiges System entwickelt: 1. Patienten und Angehörige 3 laufende Rückmeldungen aus dem Tagesgeschäft 3 mündliche Befragungen (dreimonatlich) 3 schriftliche Befragungen (jährlich) 2. Multiplikatoren (Kliniken, Ärzte) 3 laufende Rückmeldungen aus dem Tagesgeschäft 3 regelmäßige Gespräche (monatlich) 3 schriftliche Befragungen (jährlich, seit 2003) 3. Mitarbeiter 3 laufende Rückmeldungen aus dem Tagesgeschäft 3 Entwicklungsgespräch mit einer Führungskraft (monatlich) 3 schriftliche Mitarbeiterbefragungen (jährlich) Erkannt und genutzt: die Marktlücke Die bisherige Pflegepraxis konzentriert sich darauf, für das physische Wohlbefinden der Patienten zu sorgen. Doch Pflegebedürftigkeit ist nicht nur ein körperliches Problem – die Seele leidet stets mit. Die Lebensqualität der Pflegebedürftigen ist typischerweise durch körperliche Beschwerden, eingeschränkte Mobilität und den Verlust sozialer Kontakte gemindert. Als Folge treten nicht selten schwere Depressionen auf. Die Ursache dieses Missstands ist nicht etwa ein Fehlen von adäquaten pflegewissenschaftlichen Modellen, sondern die mangelhafte praktische Umsetzung. Eine Erkenntnis, die auch durch die regelmäßigen Befragungen der Interessensgruppen belegt ist. Mit Blick auf diese Marktlücke begann dominoworld im Frühjahr 2000 ein eigenes therapeutisches Verfahren zu entwickeln: domino-coaching. 49 Für ein besseres Leben: Modellentwicklung Der zentrale Punkt war also, dass Pflegebedürftige oftmals weniger unter ihrer Krankheit selbst leiden als vielmehr unter den aus ihr resultierenden Einschränkungen. Daher sollte ein neu entwickeltes Modell gestatten, das Kranksein und seine Folgen in neuem Licht zu betrachten – und besser bewältigen zu helfen. Erforderlich war dafür zunächst, theoretisches Wissen aus verschiedenen Disziplinen zusammenzuführen. Die wissenschaftlichen Säulen des Modells 3 1. Psychologie: entwicklungsorientiertes Menschenbild Alles Lebendige trägt den Impuls zur Weiterentwicklung in sich. Das bedeutet, auch bei Pflegebedürftigen ist eine Veränderung hin zu Genesung, Wohlbefinden und größerer Autonomie möglich. 3 2. Soziologie: systemische Perspektive Der Mensch ist Teil eines sozialen, institutionellen und gesellschaftlich-kulturellen Umfeldes. Auch Patienten werden als Elemente ihres sozialen Gesamtsystems betrachtet. 3 3. Kommunikationstheorie: Gesprächsmodell Die im Rahmen des Coachings geführten Gespräche laufen nach wissenschaftlichen Kommunikationsgrundsätzen ab. Ihr Ziel ist die vertrauensvolle Interaktion zwischen Patienten und Coach. Betriebswirtschaft: der Patient als Chef seiner selbst Auf dieser Grundlage kommt das Coaching-Modell ins Spiel: Die drei wissenschaftlichen Säulen des Modells werden eingebettet in eine Ausbildung der Pflegekräfte zum Coach. Diese Coaching-Ausbildung ist eine Theorie-Praxis-Ausbildung, verteilt auf sieben Trainingstage mit anschließender Supervision innerhalb von sieben Monaten. In der Ausbildung zum Coach eignen sich die Pflegekräfte therapeutisches Wissen an, das sie zu therapeutischer Arbeit mit den Patienten befähigt. Der Kern des Coaching-Modells besteht darin, dass die Patienten „Coach zu sein bedeutet, nicht mehr nur verlängerter Arm des Arztes zu sein – quasi als bessere Hilfskraft – sondern völlig eigenständig Therapieprogramme aufzusetzen, zu erstellen, zu koordinieren, zu evaluieren, und dann auch plötzlich zu merken: Ich kann Menschen echt helfen, wieder gesünder zu werden, wieder auf die Beine zu kommen, und das ist ein tolles Gefühl.“ Lutz Karnauchow, Vorstand domino-world den Kurs selbst bestimmen. Die Coaches (Pflegekräfte) wenden „nur“ die zielführenden Techniken an. Bemerkenswert ist darüber hinaus zweierlei. Zum einen führt domino-world die Coaching-Ausbildung komplett aus eigenen Mitteln und mit eigenen personellen Ressourcen durch. Zum anderen erhalten die Pflegekräfte mit der Coaching-Ausbildung ein Zertifikat, das ihnen ein großes, über den pflegerischen Bereich hinausgehendes Tätigkeitsfeld eröffnet. Wissenschaftliches „Gütesiegel“ Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts evaluierten das domino-coaching im Rahmen eines Forschungsauftrages. Das Resultat spricht für sich: Patienten, die im Rahmen von domino-coaching betreut wurden, ging es signifikant besser als denen, die nach herkömmlichen Standards gepflegt wurden – unabhängig von Alter und Erkrankungen. 50 domino-world – domino e.v. Gesundheits- und soziale Dienste Die 10 domino-Regeln 1. Glaube daran, daß jeder Mensch fähig ist, sich zu ver- ändern, sich weiter zuentwickeln und über sich hinauszuwachsen. Aus Fehlern kannst du lernen. 2. Betrachte jeden Menschen als prinzipiell okay, gleich wertvoll und in seinen Besonderheiten liebenswert. Erkenne dies, zeige es dem anderen und bringe ihm deine Wertschätzung zum Ausdruck. Wissensförderliche Lernkultur: Ideen- und Wertegemeinschaft Das Produkt eines Pflegedienstes sind Leistungen, deren Erfolg allein auf einem Kapital beruht: auf den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie deren Wissen und Können. Denn ganz entscheidend ist, dass sie ihr Wissen, ihre Erfahrungen und ihre Kompetenzen tagtäglich umsetzen und dafür sorgen, dass sich die Patienten wohl fühlen. Dies wiederum setzt voraus, dass sie dauerhaft hoch motiviert an die Arbeit gehen – eine Herausforderung an jede(n) Einzelne(n) und an das Unternehmen als ganzes. domino-world hat als Strategie zum Erfolg eine Unternehmenskultur geschaffen, die den Faktor Mensch in den Mittelpunkt stellt und das Unternehmen als eine Ideen- und Wertegemeinschaft definiert. Denn als Grundregel hat sich bestätigt: Je mehr die Einzelnen das kollektive Wertesystem teilen, desto stärker wirken die Kräfte des Zusammenhaltes (Kohäsionskräfte) nach innen und die der Abgrenzung nach außen. Die Pflege der Werte ... domino-world hat einen Wertekatalog mit zehn Regeln entwickelt. Er dient als Verhaltenskodex für den Umgang mit Menschen – regelt also nicht nur das Verhalten der Mitarbeiter untereinander, sondern auch das Verhalten gegenüber Patienten. Regel 1 beispielsweise unterstützt die Lernkultur im Unternehmen, indem sie jeden Menschen als lern- und veränderungsfähig postuliert und Fehler als Lernanstoß angesehen werden sollen. ... steigert den Wert der Pflege Um diese Regeln im täglichen Miteinander zu verankern, müssen die Führungskräfte sie vorleben. Dies setzt voraus, dass die Werte der Führungskräfte sich mit dem erarbeiteten Regelkatalog decken. Nun verhalten sich jedoch auch Führungskräfte nicht immer perfekt – und so ging domino-world noch einen Schritt weiter. Aus der Beobachtung von Fehlern, die Führungskräften unterliefen, gewann das Unternehmen den zusätzlichen Katalog unverzichtbarer Grundfähigkeiten von Führungskräften. 3. Begegne anderen Meinungen und Andersartigkeiten mit Toleranz und Achtung. Unterschiede bereichern. 4. Schenke anderen Vertrauen und du bekommst es doppelt zurück. Vertrauen ist die Grundlage jeder guten Beziehung. Sei ehrlich und offen. Dies fördert Vertrauen. 5. Lerne Stärken in dir und in anderen zu sehen und du wirst erfolgreich, indem du sie nutzt. 6. Betrachte Schwächen als Blockaden im Fluß der Antriebsquellen oder als unbestellte Felder. 7. Glaube daran, daß Motivation und Antrieb stets von innen kommen und daß jeder diese Quellen in sich trägt. Manchmal bedarf es eines Anstoßes von außen, um sie zum Sprudeln zu bringen. 8. Jeder muß seinen eigenen Weg suchen. Zufriedenheit und Erfolg findest du nur in dir selbst. 9. Jede Veränderung in der Außenwelt, die du bewirken willst, fängt mit deiner eigenen Veränderung in deinem Kopf und in deinem Herzen an. 10. Vergiß nie den Spaß und die Freude im Leben. Sie sind ein Lebenselixier und ein wahrer Schatz. Der Anspruch ist klar: Wer nicht alle mitbringt, sollte sie sich aneignen. Gute Mitarbeiterführung versteht dominoworld als Mittelweg zwischen Liebe und Strenge, zwischen Autonomie und Zurückhaltung, Nähe und Distanz. Das Pflegeunternehmen hat eine Reihe von Modellen und Methoden entwickelt, die das Fundament der Ideen- und Wertegemeinschaft bilden: 3 ein Leitbild dient als Kompass auf dem Weg. Dieses Leitbild enthält die Vision, die Basisstrategie, das Selbstverständnis sowie die Mission von domino-world. 3 ein Prisma der Unternehmensidentität soll das Leitbild konkretisieren, vor allen Dingen im Hinblick auf Eigenschaften der Dienstleistung und der Mitarbeiter, Kultur- und Wertesystem, Kundenbeziehung, Vision sowie Idealimage der Kundenzielgruppe. 3 der domino-Führungszirkel stellt ein praktisches Handlungsmodell für Führungskräfte dar. Er definiert und beschreibt die notwendigen Eigenschaften, Verhaltensweisen und Ziele von Führung. Das Leitbild und die daran anknüpfenden Instrumente bieten somit eine ausgewogene, engagierte Grundlage für die Führungskräfte und das Funktionieren der Wertegemeinschaft. Dass dieses Fundament auch die Zukunft des Pflegeanbieters sichert – davon ist man bei domino-world überzeugt. 51 Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer: Dienstleister entwickelt Standards und steigert seine Effizienz Das Kölner Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer hat sich auf die Erforschung, Aufbereitung und Darstellung der Geschichte von Unternehmen, Verbänden, Produkten, ganzen Branchen oder Familien spezialisiert. Das Ergebnis ist in der Regel eine populärwissenschaftlich geschriebene Unternehmensgeschichte, die als Magazin, Broschüre, gebundenes Buch, DVD oder im Internet veröffentlicht wird („History Communication“). Einsatzbereiche sind Unternehmensanlässe wie Firmenjubiläen, Messen, Kunden- oder Mitarbeiterveranstaltungen oder Produktpräsentationen. Überall da, wo man einen besonderen Weg der Kundenwerbung oder Mitarbeiterbindung gehen möchte, kann man die Firmengeschichte ideal nutzen. Die ersten Aufträge bearbeiteten die drei Gesellschafter noch selbst. Sie entwickelten dabei ein spezifisches Know-how zum Thema Recherche, einer dem Unternehmen sprachlich und inhaltlich angemessenen Darstellung sowie Gestaltung der Unternehmensgeschichte. Als die Nachfrage so groß wurde, dass das Historikerteam neue Mitarbeiter benötigte, entstand die Herausforderung, das erworbene Wissen systematisch weiterzugeben. Dies gelang ausgezeichnet: Das Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer hat es durch cleveren Einsatz mehrerer Methoden zur Wissensweitergabe geschafft, sein Geschäft zu festigen und auszubauen. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Das Geschichtsbüro setzt verschiedene Wissensmanagement-Maßnahmen zur Weitergabe von Erfahrungen und Vorwissen bei der Erstellung von Unternehmens-Chroniken ein. Dieses Wissensmanagement machte das Delegieren von Aufgaben und damit das Unternehmenswachstum überhaupt erst möglich. Darüber hinaus verbesserte man die Arbeitseffizienz und setzte Standards für die Textqualität. Zu den Maßnahmen gehören: 3 Qualitätsstandards: Eine Anleitung für neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hält fest, welche Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer 3Firmensitz Köln (NRW) 3Branche Dienstleistung 3Produkt Unternehmensgeschichten, Branchen- geschichten, Markengeschichten, beispielsweise anlässlich von Firmen- jubiläen oder Produkteinführungen 3Gegründet 1998 3Mitarbeiter (2005) 18 3Ansprechpartner Dr. Dirk Reder: [email protected] 3Internet www.geschichtsbuero.de formalen und stilistischen Anforderungen die Geschichtsbüro-Produkte zu erfüllen haben. 3 Textbausteine zu wirtschaftshistorischen Hintergründen und branchenspezifischen Besonderheiten. Diese Textbausteine, die aus abgeschlossenen Projekten stammen, erleichtern die Arbeit der Autorin oder des Autors und sichern die Qualität des Ergebnisses. 3 Projektmeetings: In regelmäßigen Projektmeetings unterstützt einer der Gesellschafter die verantwortliche Mitarbeiterin oder den verantwortlichen Mitarbeiter und gibt dabei Erfahrungswissen weiter – beispielsweise über Archivarbeit, Bildrecherchen, das Formulieren kritischer Textstellen oder den Umgang mit Kunden. 3 Mitarbeitermeetings: Zweimal im Jahr finden Meetings statt, bei denen das gesamte Team zusammenkommt. Hier bespricht man kritische Erfolgsfaktoren, stilistische Fragen oder Vertriebsaspekte. 52 Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer Ausgangssituation und Ziele: Dienstleister entwickelt Standards und steigert seine Effizienz Auch das Geschichtsbüro hat seine eigene Geschichte: Direkt nach der Gründung begann ein rasanter Aufschwung. Innerhalb kürzester Zeit konnten die drei Geschäftsführer ihre vielen Aufträge nicht mehr allein bearbeiten. Neue Kräfte mussten eingestellt werden. Da die Aufträge immer nur projektbezogen waren, engagierte man größtenteils freie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dadurch entstand, gleichsam als Kehrseite des Erfolgs, die Gefahr einer erhöhten Fluktuation – und deren Auswirkungen machen sich bei der wissensintensiven Historiker-Tätigkeit besonders stark bemerkbar. und Überlegungen erneut zu durchlaufen? Es galt, die bereits gemachten Erfahrungen und das erworbene Wissen in die Produktion einfließen zu lassen. Hier entlang: Anleitung für Schreibende Das erste Ziel war folglich, die gleich bleibend gute Qualität und die Effizienz der Text-Produktion auch angesichts eines wechselnden Autorenstamms zu gewährleisten. So begann man Standards zu entwickeln, um die Produktion gezielt zu unterstützen. Das zweite Ziel war, eine langfristig hohe Auftragslage sicherzustellen. Das Geschichtsbüro musste dafür sorgen, dass die Akquisetätigkeit nicht im Alltagsgeschäft untergeht. Was konkret im Unternehmen geschieht Effizienz erhöhen und Standards sichern: Im Kölner Unternehmen Geschichtsbüro geht das Hand in Hand. Wissen wird gezielt weitergegeben, und ein ausgeklügeltes System von Hilfsmitteln sorgt dafür, dass jedes neue Projekt von den schon erarbeiteten Geschichten profitiert. Erfahrungswissen weitergeben, Texte effektiver produzieren Das Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer ist seit seiner Gründung stark gewachsen. Je mehr Firmengeschichten man erstellte, desto wichtiger wurde die Frage: Wie produzieren wir effizienter – wie vermeiden wir es, jedesmal alle Arbeitsschritte Wo so viele Autorinnen und Autoren arbeiten wie für das Geschichtsbüro, treffen zwangsläufig verschiedene Schreibstile aufeinander. Auch die Herangehensweisen hinsichtlich Aufbau und Inhalt der Texte weichen mehr oder minder stark voneinander ab. Daher entwickelte das Geschichtsbüro als erstes ein „Writer‘s Manual“, das die effiziente Produktion ebenso unterstützt wie die einheitliche, hochwertige Qualität der Texte. Diese Anleitung fasst alles Wesentliche zusammen, das es beim Erstellen neuer Texte zu beachten gilt. Das sind zum einen formale Hinweise, etwa zur Gestaltung der Überschriften oder zur Verwendung von Vorlagen. Zum anderen werden Stil und Konzept der zu entwickelnden Texte dargestellt und erläutert. Auf die beabsichtigte Homogenität und Güte der Geschichten hat sich dies immens positiv ausgewirkt. In dieser Anleitung stecken die Erkenntnisse und die Erfahrung der drei Geschäftsführer, gewonnen aus einer Vielzahl bereits erstellter Chroniken und Texte, und expliziert für das ganze Team. Daher wird es für das „Writer‘s Manual“ naturgemäß nie eine finale Version geben. Denn weiterhin werden alle Erfahrungen in dieses Dokument einfließen und es auf diese Weise aktuell halten. 53 Greifen Sie zu: Textbausteine Geschichtliche Entwicklungen und Ereignisse, seien es politische, soziale oder auch technische, hinterlassen in praktisch jedem Unternehmen ihre epochentypischen Spuren – wenn auch in unterschiedlicher Weise. So kam man auf die Idee, die entsprechenden Textpassagen einmal unter die Lupe zu nehmen. Es stellte sich heraus, dass sie sich verhältnismäßig leicht auch für andere Unternehmen verwenden ließen. Diese Tatsache machte sich das Geschichtsbüro zunutze und begann ein differenziertes System von Textbausteinen zusammenzustellen – Beschreibungen geschichtlicher Rahmenbedingungen, bezeichnender Episoden und markanter Ereignisse. Die Autorinnen und Autoren setzen diese Textelemente in Beziehung zu den individuellen Veränderungen, auf die sie sich gerade konzentrieren, beispielsweise zur Geschichte eines Unternehmens. Dank der Textpassagen, die schon entwickelt sind, müssen also die geschichtlichen Hintergründe nicht immer wieder neu beschrieben werden. Das spart erheblich zeitliche Ressourcen. Was dennoch neu entwickelt werden muss, wird ins System aufgenommen. Die Anzahl der Textbausteine, die auf diese Weise bereits zusammengekommen sind, ist beträchtlich – und sie steigt stetig weiter. „Unsere Vorlagen und Dokumente sind Stift- und Kosmetikhersteller Schwan-STABILO, Kunde des Geschichtsbüros: Packraum in der Wiener Niederlassung im Jahre 1910 Auf dem Laufenden: Mitarbeitermeetings Auch über aktuelle Fragen hinaus soll das verfügbare Wissen „die Runde machen“ unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Geschichtsbüros. Regelmäßige Mitarbeitermeetings dienen dazu, Erfahrungen und Wissen an alle zu übertragen und auf organisierte Weise zu verteilen. Hier bespricht man laufende und neue Projekte, tauscht Ideen dazu aus und gibt Erfahrungen weiter, die man bei ähnlich gelagerten früheren Fällen gesammelt hat. Außerdem steht jedes Treffen unter einem ausgewählten Thema. Die Geschäftsführer als Referenten verteilen ihre Erfahrung und ihr Wissen an die Kolleginnen und Kollegen. lebendig und wachsen immer weiter.“ Dr. Dirk Reder, Geschäftsführer bei Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer Wissens-Tandem: Projektmeetings In regelmäßigen Meetings unterstützen die Gesellschafter jede(n) für ein Projekt Verantwortliche(n). Jeweils einer der Geschäftsführer gibt sein Erfahrungswissen mit Blick auf das laufende Projekt weiter. Die Autorin oder der Autor bekommt Hinweise für die Archivarbeit, die Bildrecherche, zum Formulieren von kritischen Textstellen und vielem mehr. Die Akquise-Datenbank In der Anfangsphase war die Akquisition von Kunden im Unternehmen Geschichtsbüro Sache einer einzigen Person. Bald jedoch wurde diese Aufgabe auf mehrere Schultern verteilt. Damit entstand der Wunsch, das Wissen über Kunden und Interessenten zu bewahren, zusammenzufassen und für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zugänglich zu machen. Die Lösung war eine einfache, aber wirkungsvolle Datenbank auf der Basis einer Excel-Tabelle. Damit sie die Akquisearbeit unterstützt, war zweierlei wichtig: zum einen ein allgemeiner Zugriff, 54 Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer damit mehrere Kolleginnen und Kollegen die Datenbank nutzen können; zum anderen die einheitliche Bedienung. Entstanden war die Datenbank aus der Akquise-Erfahrung eines Geschäftsführers. Sie wurde bewusst transparent und benutzerorientiert angelegt, damit jede(r) im Team das Instrument leicht bedienen kann. Historisch wirksam organisiert In die Akquise-Datenbank werden alle Adressdaten von potentiellen und natürlich auch von bestehenden Kunden aufgenommen, einschließlich der konkreten Ansprechpartner(innen) bei den zu umwerbenden Firmen. Jede einzelne Kontaktaufnahme mit einem Unternehmen wird in einer Kontakthistorie gespeichert. Sie stehen daher bei Bedarf jederzeit wieder zur Verfügung, und man kann gezielt an bereits Bekanntes oder an vergangene Verhandlungen anknüpfen. Ein Gesprächsprotokoll zeigt, was beim letzten Kontakt als Ergebnis herauskam. Die Hunderte von Firmeneinträgen in der Datenbank sind zudem unter historischen Gesichtspunkten sortiert. So kann man sich leicht eine Übersicht verschaffen, welche Firmen denn als nächste mögliche Kunden zu sehen sind. Denn geeignete Anlässe – beispielsweise ein 10-jähriges, 50-jähriges oder 200-jähriges Firmenjubiläum – sind leicht zu erkennen, und dadurch kann man sehr gezielt auf die Firmen zugehen. Standardisierung von Prozessen Mit verschiedenen Maßnahmen ging das Unternehmen daran, wiederkehrende Abläufe effizient und effektiv zu organisieren – vom Erstellen der Angebote über den Briefverkehr bis hin zum einheitlichen Verlauf von Telefonaten zur Kundenakquise. Hierfür gibt es jeweils eine schriftlich festgelegte Vorgehensweise, die sich bewährt hat und als Referenz für gleiche Situationen gilt. Das bisher umfangreichste Projekt des Geschichtsbüros: Die Geschichte der K+S AG (Gemälde von Otto Seeck, zeigt „Douglashall“, das 1873 eröffnete erste privat betriebene Kaliwerk der Welt). 55 IMM Gruppe: Elektrogeräte-Entwickler macht internes und externes Wissen nutzbar Diplom-Ingenieur Detlev Müller startete als selbstständiger CAD-Techniker und gründete 1991 ein Einpersonen-Unternehmen. In wenigen Jahren wuchs dieses Unternehmen stark und weitete sein Geschäft auf vor- und nachgelagerte Dienstleistungen aus. Heute besteht die IMM Firmengruppe aus fünf Unternehmen an fünf Standorten, die sich der Entwicklung, Herstellung, Applikation und Vermarktung von elektronischen Baugruppen und Geräten widmen. Ihre Hauptgeschäftsfelder sind Audiotechnik, Medizintechnik, Automatisierungstechnik, Umwelttechnik, Lehrmitteltechnik sowie Gebäudeund Energietechnik. IMM Gruppe Die IMM Gruppe verfügt über eine eigene Akademie und eine IMM Stiftung. Sie ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001 (Qualitätsmanagement), DIN EN ISO 14001 (Umweltmanagement) und DIN SN ISO 13485 (Medizinprodukte). Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Zentrale Maßnahme bei IMM war die Gründung der IMM Akademie, die über eigene Räumlichkeiten und technische Ausstattung verfügt. Ihr breit aufgestelltes Weiterbildungsangebot berücksichtigt alle bei IMM unternehmensrelevanten Themen. Als Vortragende und Leiter der Workshops und Seminare treten interne wie externe Referenten auf. Von Anfang an setzte man, besonders beim Thema Zukunftstechnologien, auf die Kooperation mit Hochschulen und anderen Bildungsträgern. Dahinter stand unter anderem der Wunsch, den Wissenstransfer aus der Forschung in die Praxis zu beschleunigen. Zum anderen organisiert IMM gezielt Konferenzen und Workshops mit Endverbrauchern – denn deren Erfahrungswissen kann die Produktentwicklung entscheidend optimieren helfen. „Für neue Konzepte müssen die Theoretiker mit den Praktikern zusammenarbeiten.“ Mandy Honomichl, Projektleiterin IMM Akademie und Marketingleiterin 3Firmensitz Mittweida (Sachsen) 3Branche Elektrogerätebau 3Produkt Entwicklung, Herstellung, Applikation und Vermarktung von elektronischen Baugruppen und Geräten; Geschäfts- felder: Audiotechnik, Medizintechnik, Automatisierungstechnik, Umwelt- technik, Lehrmitteltechnik, Gebäude- und Energietechnik 3Gegründet 1991 3Mitarbeiter (2007) 173 3Ansprechpartner Mandy Honomichl: 3Internet [email protected] www.imm-gruppe.de Ausgangssituation und Ziele: Elektrogeräte-Entwickler macht internes und externes Wissen nutzbar Im Elektrogerätebau kommt der Forschung und Entwicklung ein hoher Stellenwert zu. Daher suchte IMM nach Möglichkeiten, diesen Bereich und die eigenen Prozessabläufe effizienter zu gestalten. Die konkreten Ziele: 3 1. Wissen systematisch verbreiten und weiterentwickeln – angefangen von Mitarbeitern und Partnern bis hin zu Kunden und Lieferanten 3 2. Endverbraucher frühzeitig einbeziehen, um die Produktentwicklung zu optimieren 3 3. Neue wissenschaftliche Erkenntnisse auf 56 IMM Gruppe Die IMM Akademie: Institut mit Bodenhaftung Um die systematische Verbreitung von Wissen zu fördern, wurde im Jahr 2003 ein Konzept erstellt. Die zentrale Idee war, eine eigene Akademie zu gründen. Sie sollte auf drei Säulen ruhen: auf Eigeninitiative, auf Kooperationen mit Bildungsträgern sowie auf Ressourcen- und Leistungsangeboten. „Angefangen haben wir mit dem Lötkolben. Heute bieten wir die neueste Technologie.“ Detlev Müller, Geschäftsführer IMM Gruppe praktischer Ebene nutzbar machen 3 4. Gegenseitige Vertretungen sicherstellen: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so breit qualifizieren, dass sie auch die Aufgaben anderer (etwa bei Krankheit) übernehmen können 3 5. Motivation der Mitarbeiter erhöhen – alle sollen zur Philosophie des Unternehmens stehen 3 6. Partnerbindungen festigen 3 7. Innovationsfähigkeit und damit Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens sichern Firmenstruktur der IMM-Gruppe: IMM Holding GmbH IMM IMM IMM IMM Ingenieurbüro Elektronik GmbH proagil GmbH prounique GmbH Was konkret im Unternehmen geschieht Die IMM Gruppe hat eine Reihe von Aktivitäten entfaltet, um Wissen zu entwickeln – insbesondere dafür sucht man den Kontakt zur Wissenschaft und zu den Kunden – und zu verbreiten. Die IMM Akademie tritt bewusst nicht als Konkurrentin anderer Bildungsträger, sondern als deren Partnerin auf. Dies gelang gut, zumal die Akademie unter ihrem Namen auch einige Aktivitäten bündelte, die bereits vor ihrer Gründung angestoßen worden waren. Säule I: Eigeninitiative Ein attraktiver, ja dominanter Aspekt der Planung war die Perspektive, Schulungen im eigenen Haus abhalten zu können. Die Vorteile liegen auf der Hand – angefangen von der maßgerechten Gestaltung der Inhalte bis hin zum internen Motivationsfaktor. In der Akademie lässt sich Wissen sehr gezielt an Mitarbeiter, Kunden und Partner weitergeben. Mitarbeiter in allen Bereichen können Qualifikationen erwerben. Heute steht eine große Bandbreite von Veranstaltungen auf dem Programm der Akademie: Inhouse-Schulungen und Traineeprogramme, „Mitarbeiter qualifizieren Mitarbeiter“; Schulungen mit und von Partnern, Kunden und Lieferanten; Workshops und Schwerpunktseminare. Hinzu kommen Ausbildungsmaßnahmen – Vergabe von Praktika und Diplomarbeiten, Ausbildung über Ausbildungsringe, Verbundinitiativen und Umschulungsmaßnahmen. Lernen und Lernen lassen: In der IMM Akademie qualifizieren sich die Mitarbeiter von heute auch zu Ausbildern von morgen. Säule II: Kooperationen mit Bildungsträgern Gewünscht ist stets eine enge Verbindung von Theorie und Praxis. Daher finden in den Schulungsräumen der IMM Akademie auch Kooperationsprojekte und Bildungsmaßnahmen statt, die IMM ge- 57 Audioprodukt Fireface 800, u.a. Preisträger des 2. Sächsischen Innovationspreises 2005 meinsam mit Hochschulen anbietet – beispielsweise Workshops, Symposien und Fachgruppen. Säule III: Ressourcen- und Leistungsangebote IMM stellt Räumlichkeiten, Ausstattung und Technik zur Verfügung; als Referenten und Dozenten treten IMM-Mitarbeiter und -Partner auf. In diesem Fall fungiert die IMM Gruppe als Bindeglied zwischen den einzelnen Partnern und den Bildungsträgern. Sie vermittelt auch den Kontakt zwischen Wirtschaft und Behörden. Jede Schulung wird mit einem Fragebogen nachbereitet, um laufend die Akzeptanz und Effektivität der einzelnen Maßnahmen zu ermitteln. Eines der Schulungsziele ist, Mitarbeiter zu befähigen, bald auch als Referenten aufzutreten. „Wir müssen rechtzeitig Nachwuchs aufbauen, palette verschaffen. Zum anderen wird Jede(r) im Team vielseitiger einsetzbar. Das wiederum bedeutet weniger Stillstand bei Personalausfall. Nicht zuletzt wird den Mitarbeitern im Lauf der Weiterbildung deutlich, welche Leistung man von ihnen erwartet. Philosophie für alle Nicht nur die Führungsebene, sondern auch alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen zur Philosophie des Unternehmens stehen. Daher galt es zunächst, die IMM-Firmenphilosophie mit Unterstützung einer Unternehmensberatung zu verbalisieren und schriftlich festzuhalten. Die Philosophie wurde über alle verfügbaren Medien verbreitet: über die eigene Hauszeitung ebenso wie im Intranet (Neuigkeiten), über das Internet, per Aushang und auf weiteren Kanälen. Schulterschluss mit externen Wissensträgern das sichert unsere Existenz.“ Mandy Honomichl, Projektleiterin IMM Akademie und Marketingleiterin Mehr Qualifikation, weniger Stillstand Die Schulungspläne werden von Mitarbeitern entwickelt. Grundsätzlich steht jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter die Teilnahme an (fast) allen Schulungen frei. Das bringt mehrere Vorteile: Zum einen kann sich die oder der Einzelne einen besseren Überblick über das Unternehmen und seine Produkt- Bestimmend war bei IMM der Wunsch, von möglichst allen Seiten dazuzulernen. Daher suchte man den Kontakt zu Wissenschaft und Forschung, knüpfte enge Hochschulkontakte und legte den Grundstein zu dauerhaften Kooperationen. Früh fragen, Erfahrungen sammeln Doch die Theorie war nicht das einzige Standbein. IMM suchte das Gespräch mit den Endverbrauchern und Anwendern der Produkte, um Erfahrungen zu sammeln. So lud man Sehbehinderte zu 58 IMM Gruppe einem Workshop ein und konnte ein Produkt noch während der Entwicklungsphase an die Bedürfnisse dieser Zielgruppe anpassen. Ein weiteres Beispiel: Beim Aufbau neuer Vermarktungskonzepte im Gesundheitsbereich nutzte IMM die Chance, Physiotherapeuten und Patienten frühzeitig in einem gemeinsamen Workshop zusammenzubringen. Generell bezieht IMM die Endverbraucher von Anfang an in die Entwicklung neuer Produkte mit ein. Auch Ideen von Partnern nimmt man auf und entwickelt sie weiter. Das funktioniert selbstverständlich nur unter einer Bedingung: Das grundlegende Know-how muss bereits im Unternehmen vorhanden sein. Nutzen Der große Erfolg der Akademie zeigt sich auf vielen Ebenen, im Unternehmen wie außerhalb. Vielleicht am bezeichnendsten ist das Verhältnis zur Forschung: Heute fragt nicht mehr die IMM Gruppe bei den Hochschulen nach Schulungen, sondern die Hochschulen kommen auf die IMM Gruppe zu. Auch der finanzielle Durchbruch scheint bei der Akademie in Reichweite zu sein – und sobald sie selber Gewinne erwirtschaftet, plant man diesen Unternehmensteil in späteren Jahren ebenfalls zu einem Tochterunternehmen der Gruppe zu machen. Welche Schwierigkeiten hat es gegeben? Zunächst stellten die Formulare eine Hemmschwelle für die Nachbereitung dar: Die Rücklaufquote der Fragebögen nach den Schulungen blieb anfangs gering. Dann jedoch gelang es, zu kommunizieren, wie wichtig und notwendig das Feedback per Fragebogen innerhalb des ganzen Konzeptes ist. Ergänzend hakte man im Anschluss an die Veranstaltungen behutsam nach. So wurde das Ausfüllen der Fragebögen mit der Zeit zur allgemein akzeptierten Routine. 59 incowia GmbH: Software-Dienstleister standardisiert Projektabläufe Firmenprofil Ein Jahr nach Gründung wuchs das Unternehmen mit Projektgeschäften für große Kunden und modernste Technologie. Es folgten der Aufkauf durch GFT und die Umbenennung in GFT Systems GmbH. Ein weiterer großer Aufschwung fand bis 2001 statt. Über 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren tätig in den Geschäftsfeldern Aufbau eines Kompetenzzentrums für Wissensmanagement, Realisierung kundenspezifischer Internet- und Intranet-Projekte sowie Spezialisierung auf Microsoft-Technologien. Der allgemeine Umsatzrückgang ab September 2001, von dem auch die GFT betroffen war, führte zu einer strategischen Neuausrichtung und zur Abspaltung von der GFT im Jahr 2004. Weitere Folgen waren die Beschränkung der Mitarbeiterzahl auf derzeit 30, die Umbenennung in „incowia GmbH“ und eine Konzentration auf die Kernkompetenzen: 3 Wissensmanagement Innovation Management: Innovationen und Wissen managen 3 Enterprise search Konzeption und Realisierung effektiver und effizienter unternehmensübergreifender Suchstrategien 3 Enterprise Architecture vorhandene IT-Strukturen mit Unternehmenszielen kompatibel machen 3 IT-Solutions IT-Projekte managen und durchführen Ein Beispiel Guter Praxis – incowia hat seine Projektabläufe standardisiert, Wissen erfolgreich verteilt und die Projekteffizienz methodisch gesteigert. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten incowia errichtete eine „Softwarefabrik“: Die erfahrensten Mitarbeiter teilte man in sechs Gruppen – Projektleitung, Projektsupport, Konzeption, Realisierung, Qualitätssicherung und Infrastruktur. Die Teams erarbeiteten Standards für die incowia GmbH 3Firmensitz Ilmenau (Thüringen) 3Branche IT-Dienstleistungen 3Produkt IT-Beratung und Imple- mentieren von Lösungen 3Gegründet 1990, als Meta Tools 3Mitarbeiter (2006) 30 3Ansprechpartner Dr. Ingo Schrewe: [email protected] 3Internet www.incowia.de Abwicklung von Projekten. Sowohl die einzelnen Projektphasen als auch die Arbeitsschritte wurden visualisiert. So entstand eine Übersicht der verschiedenen Dienstleistungen und der Abhängigkeiten zwischen ihnen. Eine Reihe weiterer Maßnahmen förderte den Umgang mit Wissen. Dazu gehörte der Anstoß von Zielvereinbarungen ebenso wie die Anwendung der CMMI®-Methode, eines „Knowledge Ocean“ und ein firmeninternes „Wiki“ zum Austausch von Wissen und Projekterfahrungen. Auch veranstaltet incowia eine Reihe von Feiern und Meetings, deren Ziel unter anderem ist, das Vertrauen zu stärken – Vertrauen der Mitarbeitenden untereinander und Vertrauen zur Unternehmensführung. 60 incowia GmbH Was konkret im Unternehmen geschieht Der IT-Dienstleister incowia GmbH hat seine Projektabläufe von Grund auf neu organisiert und sich ein standardisiertes Vorgehen zunutze gemacht. Weitere Maßnahmen ergänzen diesen Kern zu einem sehr effektiven Wissensmanagement. Die Softwarefabrik Ausgangssituation und Ziele: Von der Massenproduktion zum spezialisierten Problemlöser Projektwissen fehlte oder war nicht da, wo es gebraucht wurde. Man stellte fünf Grundprobleme fest: 3 1. incowia wuchs in 2 Jahren von 30 auf 60 Mitarbeiter. Wissensweitergabe wurde dadurch zur Herausforderung. 3 2. Projekte waren nicht effizient genug. Denn viele Arbeitschritte wurden häufig „neu erfunden“. Das Projektmanagement kämpfte damit, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nicht flexibel zwischen Projekten austauschen zu können. 3 3. Jedes Projekt lief anders ab. Die Projekte der GFT Systems wurden unterschiedlich durchgeführt – vor allem deshalb, weil jeder Projektleiter anders vorging. Auch die Projektdokumentationen trugen nicht zu einer Vereinheitlichung der Prozesse bei, da das Einlesen zu zeitaufwendig war. 3 4. Expertenwissen wurde nicht fürs Unternehmen festgehalten. Jedes Ausscheiden von Fachkräften ging mit Wissensverlust einher. 3 5. Aufwand war nur ungenau abzuschätzen. Festpreisprojekte bedeuteten oft viel mehr Arbeit als beim Erstellen des Angebots vermutet. Die Folge waren spürbare Verluste in einigen Projekten. 3 6. Projektarten änderten sich. Kunden forderten mehr und mehr Festpreisprojekte. Aufwandsprojekte gingen sehr stark zurück. Noch fehlte jedoch Erfahrung, um Projekte in der Angebotsphase immer korrekt zu bewerten. Die Suche nach Abhilfe für die mangelnde Projekteffizienz stand bei incowia ab 2000/2001 auf dem Programm. In Workshops wurde zunächst das Problem spezifiziert. Um Projekte effizient durchzuführen, brauchte man eine „Transportstraße“, mit standardisierten Einstiegspunkten im Ablauf jedes Projektes. Dies ergab sich aus der Erkenntnis, dass Ablauf und Vorgehen bei allen Projekten grob betrachtet immer gleich waren – man sah Phasen, die sich von Projekt zu Projekt wiederholten und im Wesentlichen nach demselben Schema abliefen. Gleiche Probleme, gleiche Lösungen Aber die Ausführung der einzelnen Phasen war jedes Mal unterschiedlich, weil stets andere Mitarbeiter ihre individuelle Note in die Projekte einbrachten. Dies bewirkte immer wieder veränderte Abläufe und damit auch längere Bearbeitungszeiten. Denn die oder der Projektmitarbeitende musste sich jedes Mal neu in das aktuelle Verfahren einarbeiten. Daraus folgte die Idee der Arbeitsteilung nach Projektphasen: Am Anfang jeder klassischen Projektdurchführung steht die Konzeption. Warum soll sich um diese Projektkonzeption nicht grundsätzlich dieselbe Mitarbeiterin oder derselbe Mitarbeiter kümmern? Oder, noch besser, ein festes Team? Denn dieses – das liegt in der Natur der Sache – wird sich der Aufgabe immer wieder nach dem gleichen Muster nähern und sie anschließend auch immer wieder gleich und systematisch lösen. 61 Diesen Ansatz verfolgte man konsequent weiter. Könnte man nicht für jede der Phasen ein Team definieren, das sich nur noch um eine Teilphase einer Projektdurchführung kümmert? Als Ergebnis müssten die Phasen nicht nur immer gleich aussehen – sondern auch wesentlich schneller, effektiver und damit effizienter ablaufen können. Die Fabrik Die Idee der „Softwarefabrik“ ist aus dem produzierenden Gewerbe geliehen: Man stellt sich ein Unternehmen vor, dessen Produkt sich aus mehreren einzelnen Teilen zusammensetzt. Es wird in einer Fabrikhalle produziert, an einem Fließband mit vielen einzelnen Stationen. An jeder Station wird dem Produkt ein bestimmter Teil hinzugefügt, bis es fertig ist. Dieses Verfahren hat einen entscheidenden Vorteil: Die einzelnen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kennen sich mit dem eigenen Arbeitschritt sehr gut aus. Sie produzieren daher schneller, und darüber hinaus garantiert ihr Wissen auch eine hohe Qualität des Endprodukts. Nun galt es, nach dieser Idee eine „Softwarefabrik“ aufzubauen, die einzelnen „Stationen“ zu besetzen und das Fließband anzuwerfen. Schritt 1: Wissensträger identifizieren – diejenigen Personen, die sich bei bestimmten Problemen oder Projektthemen als treibende Kraft hervorgetan hatten. Ein weiteres Auswahlkriterium war die Fähigkeit, andere zu leiten. Schritt 2: Ablauf-„Bausteine“ identifizieren, die in jedem Projekt gleich sind. Diese Bausteine waren Projektmanagement, Projektsupport, Konzeption, Realisierung, Qualitätssicherung und Infrastruktur. Drei dieser Bausteine (Projektmanagement und -support sowie Qualitätssicherung) werden über den gesamten Ablauf des Projektes bearbeitet; die übrigen bilden aufeinander folgende Schritte. Bausteine Spezialisierte Teams Zeitablauf Die „Bausteine“ und ihre Zuordnung in der „Softwarefabrik“ Schritt 3: Ausgewählte Personen gezielt weiterbilden, jedoch keine Spezialisierung betreiben. Teams für die einzelnen Bausteine bilden. 62 incowia GmbH „Ihr seid die Leute, die etwas bewegen können.“ Dr. Ingo Schrewe zu seinen Fachkräften Beim Aufbau der Teams waren mehrere Fragen zu klären: 3 Wie wird das Team zusammengesetzt? Wie sieht vor allem der Zeitrahmen bis zur Einsatzfähigkeit aus? 3 Wie lässt sich der Erfolg oder Misserfolg einzelner Maßnahmen oder der Teamleistung insgesamt messen? 3 Wie sind die Verantwortlichkeiten geregelt? 3 Wie geht man mit kleinen Projekten um, für die sich der (komplette) Aufwand nicht lohnt? Das Neue an der Methode: Bisher konnte jeder seine Projekte nur mit seiner eigenen, je unterschiedlichen Vorgehensweise durchführen. Nun musste man ein projektübergreifendes Arbeiten mit standardisiertem Vorgehen sicherstellen. Jedes Team sollte nur noch einen Baustein bearbeiten. Schritt 4: Zielvereinbarungen anstoßen, um zugleich ein allseitiges Interesse am Erfolg zu gewährleisten. Schritt 5: Den Gruppenbeitrag klären: Wie und mit welchen internen Dienstleistungen kann eine Gruppe das Gesamtprojekt und die anderen Teams unterstützen? Grundlage war eine grafische Übersicht der Gruppenleistungen und der Abhängigkeiten zwischen den einzelnen Gruppen. Schritt 6: „Spielregeln“ auflisten: Was ist bei jedem Projekt zu beachten, was darf nicht vergessen werden und in welcher Reihenfolge soll es stattfinden? Diese Spieloder Benimmregeln wurden aus einzelnen Checklisten von Mitarbeitern zusammengeführt. „Die Türen bei uns sind immer offen.“ Dr. Ingo Schrewe Schritt 7: Pragmatisch modifizieren – einzelne Punkte des Modells mussten an die Realität angepasst werden. Dies steigerte die Effizienz. Schritt 8: Einführung der Idee „Softwarefabrik“ in der Praxis. Jedes Team bearbeitet nur noch seinen Baustein, gibt jedoch den anderen Teams Hilfestellung – nicht nur nach den definierten Dienstleistungen, sondern auch übergreifend. Mittel gegen Wachstums-Schmerzen incowia war sehr schnell gewachsen, weshalb sich nicht alle Mitarbeiter untereinander gut genug kannten. Schnelle Vertrauensbildung war nicht einfach – aber sie war essentielle Voraussetzung für eine gute Kommunikation und effektives Wissensmanagement. incowia baute dafür zum einen auf „Multiplikatoren“, also auf Angestellte, die schon länger im Unternehmen waren. Sie sollten mit ihrem Wissen aktiv auf die Neuen zugehen. Auch wurden eine Reihe von Betriebsfesten und Teammeetings eingeführt: ein Sommer- und ein Weihnachtsfest versammelt alle Mitarbeitenden und deren Familien; kleinere Gruppenevents dienen zusätzlich der Teambildung. Mit diesen Maßnahmen unterstützt incowia die Vertrauenskultur – eine wichtige Voraussetzung für offenen Wissensaustausch. Wissen verbreiten Der Weiterleitung von Wissen dienen bei incowia der Newsletter, direkter Kontakt und Dokumentationen. Dokumente wurden für jeden einsehbar abgelegt. Insbesondere richtete man einen „Knowledge Ocean“ und eine „Wiki“-Datenbank ein. Der Knowledge Ocean ist eine Datenbank, die alles aufnimmt, was für das Unternehmen interessant ist: offizielle Vorlagen, Projektzusammenfassungen, Newsletter, Daten der Ansprechpartner 63 bei den Kunden – bis hin zu Wetterberichten und Mensaspeiseplänen. Die Inhalte sind ansprechend und locker aufbereitet. Alles ist von jedem Arbeitsplatz aus via Intranet leicht abrufbar. Die meisten Inhalte kann jeder Mitarbeiter selbst auf einfache Weise pflegen. Die Wiki-Datenbank enthält alle Daten aus vergangenen und laufenden Projekten. Auch sie ist für jeden Firmenangehörigen über das Intranet leicht erreichbar. Mehr noch, sie hat eine eigene Kultur entwickelt und ähnelt einem Forum, in dem sich die Mitarbeiter über Probleme sehr aktiv austauschen. Wichtig dabei: Zeit für eine Diskussion im Wiki verrechnet man im Projekt und bekommt sie somit bezahlt – die aktive Teilnahme am Forum macht bis zu 10% des Gehaltes aus. Geeignete Zielvereinbarungen vergrößern den Anreiz zur Teilnahme an der Diskussion zusätzlich. Das Ergebnis ist eine ausgesprochen rege Nutzung der Datenbank. Aufwände besser planen Tool Nr. 3 dient als Kommunikationsmittel: der Projektleiter gibt die geplanten Arbeitspakete an die Mitarbeiter weiter; diese melden die noch zu erwartenden Restaufwände an den Projektleiter. Der Vorteil: Für die jeweilige Mitarbeiterin oder den Mitarbeiter entsteht kein Zusatzaufwand durch eventuelle Aufwandsänderungen und Neukalkulation der Zeiten. Der Prozess ist weitestgehend automatisiert und liefert die nötigen Informationen von selbst. Darüber hinaus hat die Projektleitung immer eine aktuelle Übersicht über die schon geleistete und die noch zu leistende Arbeit. Damit steht ihr eine effiziente Unterstützung für Planung und Durchführung des weiteren Projektes zur Verfügung – die relevanten Informationen sind jederzeit abrufbar. Zeiterfassung Arbeitspakete und Soll-Ist Abgleich Durch das Zusammenspiel der standardisierten Projektmethode von incowia und dreier SoftwareTools sind Projekte heute erheblich besser plan- und steuerbar. Die geleisteten Stunden werden laufend mit dem kalkulierten Gesamtaufwand verglichen. Dadurch lassen sich jegliche Änderungen bei den Anforderungen oder bei der Umsetzung frühzeitig erkennen, und man kann gegenlenken. Engpässe sind früher zu identifizieren und leichter zu umgehen. Im Einzelnen funktioniert dies so: Softwaretool Nr. 1 dient der permanenten, stets aktuellen Arbeitszeiterfassung. Hierzu trägt Jede/r im Projektteam am Ende des Arbeitstages die für jeden Arbeitsschritt eingesetzte Arbeitszeit in ein Formular ein. Die Software errechnet daraus die Ist-Aufwände für die Gesamtkalkulation. Tool Nr. 2 hilft die Arbeitspakete zu erstellen und die Ist-Aufwände mit den geplanten Sollaufwänden sowie den vom Mitarbeiter über das dritte Tool gemeldeten Restaufwänden abzugleichen. Welchen Nutzen bringen die Wissensmanagementaktivitäten? Die Wachstumsprobleme konnten beseitigt und Projektrisiken minimiert werden: Projekte werden heute sicherer geplant und effizienter durchgeführt; allem voran konnten die Kosten gesenkt werden. Die Kommunikation zwischen den einzelnen Teams 64 incowia GmbH hat sich spürbar verbessert. Darüber hinaus ist das Bausteinsystem für die Kunden verständlich und nachvollziehbar. Dies trug auch zu mehr Kundenzufriedenheit bei. Welche Schwierigkeiten hat es gegeben? Das erste Problem war, sich auf einen Ansatz zu einigen: Für welches Modell entscheiden wir uns? Welche Wissensmanagementlösung sollen wir umsetzen? Das zweite Problem war die Aufteilung in die einzelnen Gruppen: Wer kommt mit wem gut aus, welche Kompetenzen gehören in welche Gruppe? Druck von außen vermied man, da die Meinung vorherrschte, diese Dinge sollten sich von alleine finden und jeder Zwang wäre der Umsetzung hinderlich. Dadurch kam es zu leichten Verzögerungen. Ein drittes Problem ergab sich aus dem unterschiedlichen Tempo, mit dem die einzelnen Gruppen die Umsetzung vorantrieben. Die Gründe dafür lagen einerseits in der Motivation und im Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, andererseits in den unterschiedlich schwierigen Aufgabenstellungen. Daneben wirkte sich natürlich auch aus, dass die Gruppen unterschiedlich groß und unterschiedlich stark in Kundenprojekte eingebunden waren. Daher war viel Überzeugungsarbeit zu leisten: Die Mitarbeiter mussten erkennen, dass das Projekt nicht nur Mehrarbeit verursacht, sondern dem Unternehmen nachhaltig hilft, wettbewerbsfähig zu bleiben. Besonders durch die verstärkte Qualitätssicherung fühlten sich manche Mitarbeiter kontrolliert und einem neuen Rechtfertigungszwang unterworfen. Nach dem Anpassungsprozess jedoch konnte jeder sehen, dass die Ergebnisse besser wurden. Daraufhin ließ der Widerstand nach. „Die Ergebnisse sind besser und die Leute fühlen sich besser.“ Dr. Ingo Schrewe Auch beim Knowledge Ocean galt es Schwierigkeiten zu überwinden. Ein Problem lag und liegt in der Datendopplung – es gilt künftig die Synchronität der Daten mit anderen Systemen zu gewährleisten. Außerdem mussten anfängliche Unzulänglichkeiten bei der Suche nach Daten in der neu geschaffenen Plattform überwunden werden, bis eine effiziente Suchabfrage gewährleistet war. 65 INOSOFT AG: Umgebung schaffen, in der Wissen gedeiht Firmenprofil INOSOFT ist spezialisiert auf die Beratung, Konzeption und Realisierung von innovativen Software-Lösungen für Unternehmen mit komplexer IT-Struktur. IT-Beratung, Software- Entwicklung, Wissensmanagement und Training sind die wichtigsten Geschäftsbereiche. Für die erfolgreiche Umsetzung einer IT-Strate- gie bietet die INOSOFT AG somit von der Konzep- tion über die Entwicklung bis zum Betrieb alles aus einer Hand. Darüber hinaus hat die INOSOFT AG eine eigene Softwarelösung im Bereich Wissensmanagement entwickelt. Themen wie Wissensmanagement und organisationales Lernen sind somit für die INOSOFT AG kein Neuland. Das Software-Haus ist langjähriger und zertifizierter Partner von Microsoft. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Nicht nur im Hinblick auf die Produktpalette der INOSOFT AG spielt Wissensmanagement eine große Rolle. Auch bezogen auf die internen Prozesse und Arbeitsabläufe ist ein systematischer und effizienter Umgang mit Wissen für das erfolgreiche Beratungsund Entwicklungsunternehmen eine Selbstverständlichkeit. Um innovative und zukunftssichere Lösungen für seine Kunden zu entwickeln, arbeitet auch das Software-Haus selbst immer auf dem neuesten Stand der Informationstechnologie. So dient beispielsweise eine Wissensdatenbank im Intranet den Mitarbeitern von INOSOFT dazu, Dokumente abzulegen, Arbeitszeiten sowie den Status laufender Projekte zu erfassen. Außerdem lassen sich über ein GelbeSeiten-System sehr schnell Experten für bestimmte Fragestellungen im Unternehmen lokalisieren und kontaktieren. INOSOFT hat viele Initiativen ins Leben gerufen, um eine wissensförderliche Unternehmenskultur zu schaffen. Insbesondere auf den Aspekt „Work-Life- Balance“ legt man großen Wert. INOSOFT AG 3Firmensitz Marburg (Hessen) 3Branche Informationstechnologie 3Produkt IT-Consulting und Software-Entwicklung 3Gegründet 1993 3Mitarbeiter (2005) 45 3Ansprechpartner Thomas Winzer [email protected] 3Internet www.inosoft.de Ausgangssituation und Ziele: Umgebung schaffen, in der Wissen gedeiht INOSOFT ist in besonderem Maße auf kreatives, teamorientiertes Arbeiten angewiesen. Wissensintensive Kernbereiche wie Beratung und Entwicklung machen es unverzichtbar, das im Unternehmen vorhandene Wissen optimal zu erschließen und verfügbar zu halten. Für ein Unternehmen aus der Informationstechnologie lag es nahe, passgenaue IT-basierte Werkzeuge zu entwickeln. Nicht weniger jedoch war INOSOFT an der Grundlage interessiert, auf der sich solche Hilfsmittel überhaupt erst effizient einsetzen lassen: man ging mit viel Einfallsreichtum daran, ein wissensförderliches Gesamtklima im Unternehmen aufzubauen und zu stärken. 66 INOSOFT AG die in Meetings ausgetauscht werden, gehen einige Dinge einfach unter. Oder die Meeting-Teilnehmer erkennen nicht, welche Bedeutung die Informationen für abwesende Kolleginnen und Kollegen – beispielsweise aus anderen Abteilungen – haben. INOSOFT hat sich über diese wesentliche Wissensbarriere Gedanken gemacht. Und das Unternehmen fand ein Mittel gegen den „Schwund“ von wichtigem Wissen: eine intelligente Meetingstruktur. Mit im Boot, mit im Bilde Karin Batz Thomas Winzer „Um innovative und komplexe Lösungen entwickeln zu können, brauchen wir Menschen, die Spaß an ganzheitlichem und zugleich unkonventionellem Denken haben. Solche Menschen denken nicht nur ganzheitlich, sie leben auch so. Die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben ist für uns daher keine Frage der Ehre, sondern eine Komponente unseres Geschäftserfolges.“ Karin Batz, Vorstandsmitglied und Mitbegründerin von INOSOFT Meetings bei INOSOFT sind stets so organisiert, dass sie benachbarte Bereiche einbeziehen. So nimmt beispielsweise an den Meetings der Berater je ein Mitarbeiter aus dem Entwicklerteam teil; umgekehrt schickt das Beraterteam immer eine(n) der Ihren zu den Meetings der Entwickler. Ein Teilnehmer des Meetings schreibt ein Protokoll, das auch die oder der Entsendete erhält. Die jeweils andere Abteilung informiert sich über die Besprechung mit Hilfe dieses Protokolls und der persönlichen Berichterstattung der oder des Entsendeten. Entwicklerteam Was konkret im Unternehmen geschieht Das Software- und Beratungsunternehmen INOSOFT hat das Wissensmanagement auf vielfältige Weise im Unternehmen verankert. Das betrifft nicht nur die Datenmanagement-Lösungen für Kunden, sondern auch die Ebene der internen Organisation. In Bezug auf den Wissenswettbewerb kommt zwei Themen eine besondere Rolle zu. Die intelligente Meetingstruktur Besprechungen und Meetings, die dem Wissensaustausch unter Kollegen dienen, gehören in den meisten Unternehmen zur täglichen Arbeit. Doch obwohl in der Regel ein Protokoll geschrieben wird, kommt es nicht selten vor, dass wesentliche Informationen nicht weiter getragen werden. Der Grund dafür ist manchmal banal; in der Fülle der Informationen, Meeting Informationstransfer der Entsendeten: Feedback / Berichte Beraterteam Meeting Bericht „nach Hause“ und Feedback an die Gastgeber: Meetings bei INOSOFT fördern den Austausch über Abteilungsgrenzen hinweg. Diese Meetingstruktur bewirkt, dass relevantes Wissen bei allen ankommt, die es im Unternehmen brauchen. Der Vertreter der jeweils anderen Abteilung filtert die Bedeutung der im Meeting ausgetauschten Informationen – „wie relevant sind sie für meine Abteilung?“ – und gibt Wichtiges entsprechend weiter. So bleiben auch Informationen, die für Berater und Entwickler unterschiedliche Bedeutung haben, nicht auf der Strecke. Dadurch geschieht aber noch mehr als nur der konkrete Informationstransfer: Indem die Planung den Wissensaustausch zwischen den Beratern und 67 dem Entwicklern unterstützt, fördert sie das wechselseitige Verständnis für die Arbeit der Kollegen in den anderen Teams. Außerdem kann die oder der Außenstehende ein Meeting bei den „Nachbarn“ bereichern – durch Vorschläge und Anmerkungen, die Ansätze für Optimierungen oder innovative Ideen enthalten. Wissensförderliche Unternehmenskultur – am Beispiel Work-Life-Balance Die INOSOFT AG pflegt eine äußerst mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur. Ein ausgefeiltes Work-LifeBalance-Konzept unterstützt das Gleichgewicht von Berufsleben und Privatem. Beide zu vereinbaren, gilt auch als Komponente des Geschäftserfolgs. Die Führungsebene unterstützt das Konzept und lebt es vor. Das Work-Life-Balance-Konzept ruht auf mehreren Säulen: 3 Flexible Gestaltung der Arbeitszeit – auf Vertrauensbasis 3 Individuelle Arbeitszeitmodelle Statt starrer Vorgabe entwickelt man Arbeitszeitmodelle je nach Bedarf und Lebensphase. Beispielsweise gibt es zwei Kolleginnen, die sich einen Arbeitsplatz teilen. Auch haben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten (Telearbeit). 3 Teilzeit auch für Führungskräfte Führungskräfte haben Vollzeit-Pflicht? Nicht bei INOSOFT. So nimmt beispielsweise der ConsultantLeiter des Unternehmens jeden Freitag seinen „PapiTag“, und auch der Vorstand plant Teilzeitarbeit. 3 Intranet Auch Mitarbeiter in ruhenden Arbeitsverhältnissen haben noch externen Zugang zum Intranet. So gerät niemand durch eine Pause ins Abseits; der Kontakt zum Unternehmen bleibt intensiver. 3 Freizeit- und Sporteinrichtungen Die „Extras“ auf dem Betriebsgelände darf jeder nutzen – auch privat, für eine Feier oder zum Treffen mit Freunden. 3 Familienfreundliche Zusatzleistungen Entgeltbestandteile: Berater, die aufgrund eines Termines oder Auftrages in einer anderen Stadt übernachten müssen, bekommen einen Zeitbonus. Wohnung: Für ein größeres Projekt musste ein Berater über ein halbes Jahr in Berlin verbringen. INOSOFT mietete dort für ihn eine Wohnung an. So konnte der Mitarbeiter seine Familie mitnehmen, statt allein im Hotel zu wohnen. Kinderbetreuung: Montag, Dienstag und Mittwoch bietet INOSOFT Kinderbetreuung im Unternehmen an. So werden die Partner der Mitarbeiter entlastet und gewinnen Freiraum für eigene Interessen. Auf der Basis dieses Konzepts der Work-LifeBalance stellt INOSOFT die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sicher. Die Unternehmensziele stehen im Einklang mit den persönlichen Lebensentwürfen der Beschäftigten, wodurch sich Spannungen weitgehend vermeiden lassen. Mehr noch, die freundlichen Rahmenbedingungen sorgen bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für dauerhafte Motivation und Bindung ans Unternehmen. Wissensförderliche Kultur – ein Plus für alle Vor allem stützt diese mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur wissensförderliche Rahmenbedingungen im Unternehmen. Berater und Entwickler werden vor „Verschleiß“ durch Überarbeiten bewahrt. Davon profitiert das Unternehmen und jede(r) Einzelne - denn wo die Arbeitskraft bis an die Grenzen der Belastbarkeit ausgenutzt wird, wirkt sich dies negativ auf die Innovationskraft und Kreativität aus. Stattdessen wird bei INOSOFT gelegentlich empfohlen, kürzer zu treten und Fitness- und Freizeitangebote zu nutzen, um aus der Entspannung neue kreative Kraft zu schöpfen. Kraft, die durch frische Ideen und Austausch wieder allen zugute kommt. 68 Köhler & Ziegler GmbH: Hersteller von Blockheizkraftwerken bereitet Generationswechsel vor Firmenprofil Die Köhler & Ziegler GmbH stellt energietechnische Anlagen her, insbesondere Gasmotor-Blockheizkraftwerke für Biogas-, Klärgas- und Erdgasbetrieb sowie zugehörige Gasreinigungsanlagen. Seinen Kunden, zum Beispiel Biogas-Anlagenbauern oder Landwirten, bietet das Unternehmen Komplettlösungen an – von der Herstellung über die Installation und Inbetriebnahme der Heizkraftwerke bis zu den Wartungsarbeiten. Köhler & Ziegler hat ein QualitätsmanagementSystem eingeführt und wurde nach DIN ISO 9001 und DIN ISO 14001 zertifiziert. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Die Köhler & Ziegler GmbH wurde 1983 von zwei Personen gegründet, die gemeinsam die Geschäftsführung übernahmen. Im Jahr 2004 ging der erste der beiden Geschäftsführer in den Ruhestand, zu Beginn des kommenden Jahrzehnts wird der andere ebenfalls ausscheiden. Im Zuge der Zertifizierung nach DIN ISO griff das Unternehmen im Jahr 2002 das Thema Wissensmanagement auf – nicht zuletzt deshalb, weil die Pensionierung eines wertvollen Wissensträgers bevorstand. Die konkreten Überlegungen und Analysen richteten sich besonders auf das Explizieren und Dokumentieren von Wissen. Als kurzfristiges Ziel wurde formuliert, das Expertenwissen von Know-how-Trägern frühzeitig zu dokumentieren und den Nachfolgern zur Verfügung zu stellen. Diese Aufgabe übernahm ein Praktikant, der dem Geschäftsführer zur Seite gestellt wurde. Neben dem erfolgreichen Abschluss der Dokumentationen schrieb er als Diplomand dort auch seine Diplomarbeit und ist als DiplomIngenieur seitdem in fester Anstellung im Unternehmen tätig. Der Einsatz von WissensmanagementInstrumenten hat aber noch weitere Vorteile gebracht. So steigerte Köhler & Ziegler beispielsweise die Effizienz seiner Angebote, seit der Prozess Köhler & Ziegler GmbH 3Firmensitz Lollar (Hessen) 3Branche Anlagentechnik 3Produkt Gasmotor- Blockheizkraftwerke 3Gegründet 1983 3Mitarbeiter (2006) 86 3Ansprechpartner Helmut Ziegler [email protected] 3Internet www.koehler-ziegler.de der Angebotserstellung stärker strukturiert und besser dokumentiert ist. Ausgangssituation und Ziele: Hersteller von Blockheizkraftwerken bereitet Generationswechsel vor Die Köhler & Ziegler GmbH hat sich auf die Herstellung von Gasmotor-Blockheizkraftwerken spezialisiert. Wie so oft hat die Spezialisierung auch hier ihre zwei Seiten – der Marktvorsprung ist gekoppelt an die Herausforderung, sehr sorgsam mit dem Wissen umzugehen, auf dem er wesentlich beruht. Wenn dieses Wissen stark an einzelne Personen gebunden ist, dann gilt es Verlusten rechtzeitig vorzubeugen. Bei Köhler & Ziegler stand die Pensionierung eines entscheidenden Wissensträgers an. Daher lautete die vordringliche Aufgabe: Ein praktikables 69 Verfahren entwickeln, das den Erfahrungsschatz dieser Person für das Unternehmen sichert. Was konkret im Unternehmen geschieht Die Köhler & Ziegler GmbH, ein in Hessen ansässiger Hersteller von Blockheizkraftwerken, entdeckte das Thema Wissensmanagement im Zug einer geplanten Zertifizierung. Hinzu kam rasch ein weiterer Anlass: Einer der beiden Geschäftsführer, so zeichnete sich ab, würde bald in den Ruhestand wechseln. Helmut Ziegler Generationennachfolge Steht ein Generationswechsel bevor, so gilt es die Wissensweitergabe zu sichern und zu regeln. Sonst verlässt mit dem Ausscheiden des Experten auch dessen Erfahrungswissen das Unternehmen. Das hat man bei Köhler & Ziegler sofort erkannt und ernst genommen. Vor dem Hintergrund der baldigen Pensionierung eines der beiden Geschäftsführer nahm das Unternehmen mit Hilfe von WissensmanagementMaßnahmen einen systematischen DebriefingProzess in Angriff. Exkurs: Debriefing Dieser Begriff meint hier, Mitarbeiterwissen über einen Dialog zu explizieren und zu dokumentieren mit dem Ziel, wertvolles Wissen und Kompetenz für die Wiederverwendung zu bewahren. Debriefing ist also nicht als negativ behaftet zu verstehen („Enteignung“), sondern als positive Aktivität des Unternehmens. Im Debriefing profitiert die einzelne Mitarbeiterin oder der einzelne Mitarbeiter selber durch die Kommunikation des Wissens und der Kompetenz. Dieses Wissen und diese Kompetenz gehen dabei in eine Art Gesamtwerk des Wissens eines Unternehmens (Wissensbasis) ein. Die Teilnahme am Debriefing ist somit als Auszeichnung zu verstehen, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als wertvolle Experten im Unternehmen anerkennt. Im Falle des Geschäftsführers von Köhler & Ziegler kommt etwas hinzu, durch das die Explizie- rung seines Wissens eine besondere Bedeutung und Notwendigkeit erhielt: Er hatte nie mit einem Computer gearbeitet und folglich keine eigenen elektronischen Dokumente angelegt. „Dokumentiert“ wurde eher nach Bedarf oder auf zufällig greifbarem Papier. Der Grund für diese lückenhafte Dokumentationen war nach eigenen Angaben Zeitmangel. „Jemanden einfach aufzufordern: Sag‘ mal, was du weißt – das funktioniert nicht.“ Helmut Ziegler, Geschäftsführer Köhler und Ziegler GmbH Das Unternehmen erkannte nun, dass es schon aus Kostengründen nicht immer möglich ist, Stelleninhaber und Nachfolger parallel arbeiten zu lassen. Daher galt es den Wissenstransfer auf andere Art zu gewährleisten. Am wichtigsten erschien eine sichere und verständliche Dokumentation des Expertenwissens. Dabei sah man es trotz allem als entscheidend an, Wissen im persönlichen Austausch zu explizieren und zu dokumentieren. Diese Aufgabe übertrug das Unternehmen einem qualifizierten HochschulPraktikanten. Der Praktikant als Dokumentar des Wissens Einen Praktikanten mit dieser Tätigkeit zu betrauen – und nicht einen der eigenen Ingenieure – bot mehrere Vorzüge. Der Einsatz eines Praktikanten war kostengünstiger. Er würde unbefangen ans 70 Köhler & Ziegler GmbH Werk gehen und nicht im Stillen eigene Ambitionen auf die Nachfolge entwickeln. Schließlich war eine externe Kraft leicht verfügbar, wohingegen alle im Unternehmen arbeitenden Ingenieure vollkommen ausgelastet waren. Der Praktikant bekam die Aufgabe, den Geschäftsführer vor allem in zwei Hinsichten zu beobachten und sein Wissen zu dokumentieren: 3 1. Operative Tätigkeiten Im Vordergrund standen beim operativen Bereich die beiden Entwicklungsprojekte „Biologische Entschwefelung“ und „Dampfschrauben-ORC-Anlage“. Denn beide Projekte lagen bis zum damaligen Zeitpunkt in der alleinigen Verantwortung des ausscheidenden Geschäftsführers. 3 2. Tagesgeschäft Leitfragen für diesen Teil der Aufgabe waren beispielsweise: Wie wird ein Angebot erstellt? Wie werden Lieferanten ausgewählt oder Projektierungen angelegt? Über die reine Wissensdokumentation hinaus sollte der Praktikant den Geschäftsführer auch konkret entlasten. Der Wissenstransfer fand stets pragmatisch nach dem Frage-und-Antwort-Prinzip statt. Eine besondere Software war nicht erforderlich. Der Praktikant nutzte die gängigen Office-Anwendungen, beispielsweise die Tabellenkalkulation für Berechnungen. Im Anschluss an sein Praktikum schrieb der Maschinenbau-Student bei Köhler & Ziegler seine Diplomarbeit zum Thema „ORC (Organic Rankine Cycle) Anlage zur Abwärmenutzung bei der Biogasverstromung“, einem der Entwicklungsprojekte des Geschäftsführers. Mit dieser Diplomarbeit trug der Praktikant also auf einer weiteren Ebene zur Explizierung des Erfahrungswissens bei, das der scheidende Geschäftsführer zur Verfügung stellen wollte. Nach seiner Diplomarbeit trat der ehemalige Praktikant bei Köhler & Ziegler eine Festanstellung an. Auf diese Weise kam seine Zeit als Wissensdokumentar an der Seite des Geschäftsführers allen Beteiligten auch als vorweggenommene Einarbeitung zugute. Energia ideal Was sonst noch im Unternehmen geschieht... Köhler & Ziegler hat verschiedene Wissensmanagement-Aktivitäten mit dem Ziel gestartet, das im Unternehmen vorhandene Wissen transparent zu machen: 3 Eine Kompetenzmatrix bewertet das Wissen und die Kenntnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – sowie ganzer Abteilungen. Diese Matrix macht Schwachstellen und Wissensdefizite erkennbar. Sie hilft, aus dem Ist-Zustand den Informations- und Schulungsbedarf abzuleiten. 3 Die Dokumentenverwaltung bekommt eine transparentere und einheitlichere Grundlage. Mit dem Windows-Explorer werden Ordner und Dateien neu strukturiert und katalogisiert. 3 Das Team trifft sich zu regelmäßigen Projektbesprechungen (jeden Freitag). Nutzen Das sehr erfolgreich abgeschlossene Projekt hat für alle großen Nutzen abgeworfen: für den scheidenden Geschäftsführer; für das Unternehmen und für den Praktikanten, der jetzt Mitarbeiter ist. Nicht zuletzt darf die Explizierung des Wissens als Pilotprojekt angesehen werden. Denn der zweite Geschäftsführer wird in wenigen Jahren ebenfalls in den Ruhestand gehen. Er plant bereits jetzt die systematische Übergabe seines Lebenswerkes. 71 Kübler GmbH: Heizungs-Spezialist organisiert den internen Wissenstransfer Gegründet wurde die Kübler GmbH vor 18 Jahren in Ludwigshafen. Bald darauf expandierte das Unternehmen international, mit Schwerpunkt in Osteuropa. Das verwundert nicht – denn Hallenheizungen sind naturgemäß in raueren Klimazonen besonders gefragt. Die Expansionsphase hält noch immer an. Die Kübler GmbH arbeitet heute an 13 Standorten. Sie kann auf zahlreiche Innovationen bauen und hat sich in der kurzen Anlaufphase zu einem der führenden Unternehmen der Branche entwickelt. Folgerichtig ist Kübler mehrfach ausgezeichnet worden, etwa mit dem Innovationspreis Rheinland-Pfalz 2004 und dem Bayerischen Staatspreis 2006. Ein Beispiel Guter Praxis: Kübler setzt eine nachhaltige Wissensstrategie um und agiert am Markt sehr erfolgreich. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Beim Wissensmanagement setzt die Kübler GmbH auf Vielfalt und Vielschichtigkeit: Das Unternehmen treibt eine ganze Palette von Projekten voran, die einander ergänzen. Das übergeordnete Ziel lautet, den internen Wissenstransfer zu optimieren. So bietet Kübler beispielsweise Schulungen im Rahmen der Kübler-Akademie, sorgt für Job-Rotation und hat unternehmensweite Standards eingeführt. Das „Kübler-Buch“ enthält das gesammelte fachliche Know-how. Es gibt ein eigenes Projekt zur Nutzung von Erfahrungswissen im Montageprozess. Externes Wissen gewinnt Kübler kontinuierlich im Kontakt mit Hochschulen, Kunden und der Konkurrenz. Gespräche und Befragungen klären den individuellen Fortbildungsbedarf der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die geplanten Maßnahmen finden sich dann in der Balanced Scorecard wieder. „Wichtig: Die interne Kommunikation muss stimmen.“ Thomas Kübler, Geschäftsführer Kübler GmbH Kübler GmbH 3Firmensitz Ludwigshafen (Rheinland-Pfalz) 3Branche Heizung und Sanitär 3Produkt Hallenheizungen 3Gegründet 1989 3Mitarbeiter (2007) 65 3Ansprechpartner Emilia Maier [email protected] 3Internet www.kuebler-hallenheizungen.de Ausgangssituation und Ziele: Heizungs-Spezialist organisiert den internen Wissenstransfer Die Kübler GmbH wollte sich von ihren Wettbewerbern absetzen. Als einen wesentlichen Faktor dafür erkannte man die interne Weitergabe von Wissen. Damit stellte sich die Frage: Wie lässt sich dieser Austausch gestalten und fest verankern? Wie kann man insbesondere das Wissen von ausscheidenden Mitarbeitern im Unternehmen halten? Den Anfang machten vereinzelte informelle Treffen der Abteilungen. Über diese Treffen legte man mehr und mehr eine Struktur, bis daraus die KüblerAkademie entstanden war. Sie sollte vor allem helfen, Wissen möglichst systematisch weiterzugeben. Inhalte der Kübler-Akademie waren zum einen interne Schulungen, zum anderen ein System zur Dokumentenblage. Doch darüber hinaus setzt Kübler auf eine ganze Reihe weiterer Maßnahmen. Hier ein kleiner 72 Kübler GmbH Das Hochleistungssystem Optima steht für hohe Einsparpotenziale und Energieeffizienz. Überblick über die Wissensziele – und wie man sie konkret zu erreichen sucht: Wissen im Unternehmen identifizieren und bewerten Wissen intern verbreiten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erweitern ihr persönliches Wissen in Schulungen der KüblerAkademie und durch die fest vorgesehene Job-Rotation. Einmal jährlich findet eine Mitarbeiterbefragung statt. Sie dient nicht nur dem Erforschen der Mitarbeiterzufriedenheit, sondern gibt auch Aufschluss über Wissenslücken und neu gewonnenes Wissen. Wissen im Unternehmen halten Internen Wissenstransfer aktiv gestalten Standards, die über alle Unternehmensbereiche hinweg gelten, tragen dazu bei, Wissen zu bewahren. Greifbar wird das Know-how außerdem im „Kübler-Buch“ – dem Wissensschatz des Unternehmens. Jährlich finden die zweitägigen „Kübler-Tage“ statt. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind zu dieser Veranstaltung eingeladen und dafür freigestellt. Erfahrungswissen nutzen Systematisch intern Wissen beschaffen Ein besonderes Projekt widmet sich der Nutzung von Erfahrungswissen. Ausgangsfrage dafür war: Wie lässt sich die Montage effizienter gestalten? Mindestens mindestens einmal jährlich soll ein Mitarbeitergespräch Wissenslücken aufdecken und Weiterbildungsbedarf anzeigen. Auch Verbesserungsprozesse (KVP) sind fester Bestandteil der Unternehmenskultur: Die briefkastenähnliche „Ideenbox“ nimmt ständig Vorschläge auf. Externes Wissen sammeln Die Zusammenarbeit mit Hochschulen hat bereits Innovationen hervorgebracht – bis hin zur Setzung europäischer Normen in der Messtechnik. In Vertriebsmeetings diskutiert man über neue Produkte von Konkurrenten und sucht nach Wegen, deren Vorteile auch selbst zu nutzen. Wissen von Kunden sammelte man da, wo Probleme bei der Bedienung der Geräte auftraten. Kübler nutzte dieses Wissen, um intuitiv einsetzbare Bedienungen zu entwickeln. Wissensmanagement mit Balanced Scorecard Der Weiterbildungsbedarf wird jeweils anhand des Jahresgesprächs bestimmmt. Mit dem Managementinstrument Balanced Scorecard legt man innerhalb des Personalbereiches fest, wieviele Stunden und welches Budget individuell für die Weiterbildung zur Verfügung stehen. 73 Was konkret im Unternehmen geschieht „Ziel ist es, das beste Produkt zu bauen.“ Kübler Hallenheizungen hat im Lauf der Zeit eine Reihe von erfolgreichen Instrumenten entwickelt, um Wissen intern aufzubereiten und zu verbreiten. Thomas Kübler, Geschäftsführer Kübler GmbH Die Kübler-Akademie Die passive Säule: Dokumentenmanagement Die unternehmenseigene Akademie der Kübler GmbH ruht auf zwei Säulen. Die aktive sind die Schulungen und Seminare. Die passive Säule besteht in einem Dokumentenablagesystem. Alle Unternehmensvorlagen sind an einem zentralen Ort gespeichert. Dies verhindert, dass innerhalb des Unternehmens unterschiedliche Vorlagen benutzt werden. Im zentralen Ablagesystem ist stets die Vorlage mit dem neuesten Stand schnell zu finden. Dieses System spart aufwändiges Suchen, vermeidet doppelte Arbeit – und gewährleistet einen einheitlichen Außenauftritt der Kübler GmbH. Die aktive Säule: Schulungen Wachstum und Fluktuation hatten dazu geführt, dass nicht mehr jede(r) im Unternehmen alle Vorgänge und Produktspezifikationen kannte. Als Gegenmaßnahme dienen seitdem fachliche und interdisziplinäre Schulungen. Sie sollen alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Lage versetzen, Kunden generell in allen Fragen zu beraten. Heute sind Vertriebskräfte fähig, auch technische Anfragen ihrer Kunden zu beantworten. Umgekehrt wissen die technischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vertriebsfragen Bescheid. Damit entfällt das umständliche Weiterverbinden am Telefon, und der Kunde braucht bei Kübler nur einen Ansprechpartner. Eingeführt wurde dieses Prinzip nicht allein „von oben“ durch die Geschäftsleitung. Vielmehr nahm man bewusst auch Impulse „von unten“ auf, indem man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausführlich befragte: Was wünschen Sie sich konkret? Welche Schulungsthemen brauchen wir? Die einzelnen Veranstaltungen lagen – je nach den vorhandenen Kompetenzen – in der Hand von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern oder wurden an externe Berater vergeben. Die Teilnahme plant man teils nach dem individuellen Bedarf (ersichtlich aus dem Jahresgespräch), teils nach interdisziplinären Gesichtspunkten. Kleine Tests gestatten eine gewisse Kontrolle dieser Schulungen. Sie zeigen, welche Wirkung eine Veranstaltung hat, und ob die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sich aktiv und interessiert beteiligt haben. Die Handhabung des Dokumentenmanagements ist denkbar einfach: In einer zentral abgelegten Excel-Datei sind alle Vorlagen mit einer kurzen Erklärung aufgelistet. Ein Link führt von dort zum eigentlichen Speicherort. Dokumentenwarte haben die Aufgabe, diese Vorlagen zu pflegen. Sie aktualisieren die Dokumente, wenn beispielsweise rechtliche Änderungen oder technische Neuerungen zu berücksichtigen sind. Die Kübler-Tage Einmal im Jahr steht bei Kübler alles im Zeichen einer ganz besonderen Veranstaltung: Die KüblerTage fördern einen sehr intensiven Wissensaustausch. Gedacht für die gesamte Belegschaft aller Standorte, finden sie stets außerhalb des Unternehmens statt. Die beiden Tage sind randvoll mit Angeboten – sie reichen von Schulungen über Workshops bis hin zu Seminaren und Outdoor-Events für die Teambildung. Auch thematisch ist der Austausch denkbar breit angelegt. Er umfasst Vertriebsfragen ebenso wie Technik, Produkteigenschaften oder Montage. Die Veranstaltungsleiterinnen und -leiter setzen sich aus internen Kräften und externen Referenten zusammen. 74 Kübler GmbH Mitarbeitergespräche Arbeitsabläufe optimieren Grundlage der Jahresgespräche ist ein Formular, das über längere Zeit hinweg im Unternehmen erarbeitet wurde und alle relevanten Bereiche abdeckt. Das Ziel ist es, die Arbeit des vergangenen Jahres zu begutachten, eventuelle Missstände aufzudecken und gegebenenfalls zu beseitigen. Ein weiterer Akzent liegt auf der Suche nach Wissenslücken. Zeigen sich solche Lücken, dann plant man Gegenmaßnahmen. Das können Schulungen sein – oder auch ein Wechsel in andere Unternehmensbereiche, um neue Aufgaben und Arbeitsweisen kennen zu lernen. Wie können wir den Montageprozess effektiver gestalten? Hintergrund dieser wichtigen Frage war das Ziel, durch effizientere und effektivere Montage einen Wettbewerbsvorteil zu erlangen. Zudem wollte man die Kapazitätsplanung verbessern und Nachreparaturen vermindern. Dies führte zu der Idee, die Arbeitszeiten auszuwerten und die einzelnen Abläufe und Prozesse zu analysieren. Ein Problem bestand jedoch darin, dass die Monteure nur außerhalb des Unternehmens arbeiten und daher weniger engen Kontakt zum Unternehmen haben. Ideenbox Wer frische Ideen hat, kann sie an mehreren Standorten einer Ideenbox anvertrauen. Diese Anregung zeigt Wirkung, und jährlich gehen unternehmensweit etwa 20 bis 40 Vorschläge ein. Jede Einreichung durchläuft ein standardisiertes Verfahren: Bei der monatlichen Führungsebenensitzung werden die Vorschläge diskutiert, und hier entscheidet sich auch ihre Nutzung. Bei positiver Resonanz nimmt das Orga-Team (Führungsebene) den Vorschlag auf und verändert die Ablaufpläne für Arbeitsprozesse sowie entsprechende Checklisten. Die oder der Vorschlagende kann daher stets mit einem aussagekräftigen Feedback innerhalb von maximal vier Wochen rechnen. Bei ausreichender Erfindungshöhe kann sich eine Präsentation auf den Kübler-Tagen anschließen. „Mitarbeiterschulung ist lebendiges Wissen.“ Thomas Kübler, Geschäftsführer Kübler GmbH Die Lösung: Man erfasste zunächst alle Zeiten, die bei der normalen Montagearbeit anfallen – für Anfahrt, Vormontage, Endmontage und anderes mehr. Wo sich Veränderungen des Zeitschemas zeigten, also bei Über- oder Unterschreitungen der Zeit, forschte man nach: Woran mangelt es im Prozess? Was lässt sich verbessern? Darüber hinaus richtete Kübler vierteljährliche Afterwork-Veranstaltungen mit Fortbildungscharakter ein. Sie sollen das Zugehörigkeitsgefühl zum Unternehmen stärken – verfolgen also denselben Zweck wie die Kübler-Tage. Abbildung der Unternehmensprozesse Als Grundlage für jede Art der Analyse war es wichtig, alle Unternehmensprozesse abzubilden. Sie wurden mit Hilfe der Software MS Visio dargestellt und zentral gespeichert. Durch Anklicken der Felder gelangt man eine Ebene tiefer und kann sich dort zum Beispiel die zugehörigen Dokumente oder Beschreibungen ansehen. Dabei ist jeweils erkennbar, auf welche Datenbasis gerade zugegriffen wird. So kann sich jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter schnell einen Überblick über die Abläufe im Unternehmen verschaffen. Vorteile bringt das bei vielen Gelegenheiten – es fördert beispielsweise das Einarbeiten neuer Mitarbeiter(innen) und die Job-Rotation. 75 Visualisierung der Unternehmensprozesse bei Kübler Darüber hinaus gibt es eine in MS Excel angelegte Liste, die kritische Anmerkungen zu den einzelnen Prozessen und Prozesspunkten enthält. Dieses Instrument ist als Grundlage zur Prozessoptimierung geschaffen worden. Es kann von jeder Ebene aus aufgerufen werden. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben die Möglichkeit, die Liste zu ergänzen und damit aktiv zu Prozessverbesserungen im Unternehmen beizutragen. Kübler-Standards Früher herrschte in vielen Arbeitsbereichen das Gefühl vor, man „erfinde das Rad immer wieder neu“. Das ist heute nicht mehr so. Stattdessen hat Kübler Standards geschaffen, die sich im gesamten Unternehmen durchgesetzt haben. Die Vorteile liegen auf der Hand. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die das Unternehmen nach außen repräsentieren, treten in den wesentlichen Dingen einheitlich auf und pflegen dadurch einen professionellen Eindruck. Sie stützen sich auf durchdachte Vorlagen, angefangen vom Geschäftsbrief über Angebotsmuster bis hin zu Standardvorlagen für Gesprächsnotizen und Präsentationen. Auch der Arbeitsplatz ist vorbereitet: Arbeitsmaterialien, etwa die neuen Visitenkarten, liegen zum sofortigen Einsatz bereit. Das „Kübler-Buch“ Das Kübler-Buch enthält das komplette technische Know-how über den Hallenheizungsbau. Es wurde vollständig verschlagwortet und ganz pragmatisch – mit überschaubarem Aufwand – in einer Excel-Tabelle aufgelistet. Links verweisen dort auf die eigentlichen Inhalts-Dokumente. Die Texte selbst enthalten weitere Links mit Erklärungen zu technischen Fachbegriffen und Referenzen. Der große Vorteil für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vertrieb: Man braucht kein Ingenieurstudium mehr, um jeden Kunden zu (einfachen) technischen Fragen zu beraten. Denn die Antworten lassen sich im interaktiven Kübler-Buch rasch finden. Damit gehört das lästige Weiterverbinden von Telefonanfragen der Vergangenheit an – die Kunden können bei einer Ansprechperson im Unternehmen „bleiben“. Welche Schwierigkeiten hat es gegeben? Und sie halten sich an einheitliche Vorgehensweisen – beispielsweise bei der Begrüßung am Telefon oder auch bei Neueinstellungen. Denn wer bei Kübler anfängt, bekommt vor dem eigentlichen Arbeitsantritt eine Begrüßungsmappe zugeschickt. Ein Hauptproblem, das dem Wissensmanagement bei Kübler immer wieder im Wege stand, war die Zeitknappheit. Denn zum einen fehlte es oft am nötigen Freiraum, um neue Ideen neben dem Tages- 76 Kübler GmbH geschäft umzusetzen. Denn das lief selbstverständlich unvermindert weiter. Zum anderen war und ist es meist nicht einfach, einen Termin für eine Schulung zu finden – einen Termin, an dem tatsächlich alle Teilnehmer Zeit für diese „Sonderaktion“ haben. „Ein nur auf IT gestütztes Wissensmanagement ist ein totes Wissensmanagement.“ Thomas Kübler, Geschäftsführer Kübler GmbH Nutzen Der Nutzen der Wissensmanagement-Aktivitäten liegt auf der Hand. Von außen betrachtet: Dank der interdisziplinären Schulungen kann Kübler alle Kunden besser bedienen. Es gibt kaum noch lästiges Verbinden am Telefon. Denn alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in der Lage, Anfragen bis zu einem gewissen Schwierigkeitsgrad selber zu beantworten. Aus der Innensicht kommen weitere wichtige Nutzenaspekte hinzu. Die Abläufe sind effizienter geworden, das einmal erworbene Know-how bleibt erhalten. Außerdem kann Kübler seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gezielt fördern und kontinuierlich qualifizieren – ein erkennbarer Gewinn für alle. Empfehlungen an andere Unternehmen Nicht zuletzt durch die Vielzahl der Aktivitäten hat man bei Kübler ein Maßnahmen-Wissen gesammelt, aus dem sich grundsätzliche Empfehlungen für andere Unternehmen ableiten lassen. Jedes Projekt sollte, bevor es an den Start geht, möglichst detailliert geplant sein. Auch seine Ziele müssen im Voraus sehr genau definiert sein. Nur auf diese Weise, das hat man bei Kübler gelernt, lässt sich der Erfolg einer Maßnahme inklusive Geld- und Zeitbudget effizient überprüfen. Bei aller Planung lohnt es sich allerdings nicht, allzu tief in wissenschaftliche Methoden einzusteigen. Wichtiger ist es, jedes Projekt pragmatisch zu gestalten. Denn damit bleibt es für alle Beteiligten verständlich und kann auf dieser Basis gut umgesetzt werden. 77 Malerweiß: Informationsflussverbesserung durch Baustellenmappe Geschäftsführer Joachim Weiß gründete das Unternehmen 1998. Er arbeitete anfangs mit einem Mitarbeiter, kaufte Wissen von einem Franchisegeber zu und baute diese Ressource konsequent aus. Malerweiß hat heute einen umfangreichen Stamm von Privat- und Industriekunden. Ein Beispiel Guter Praxis: Dem Unternehmen Malerweiß gelingt es, ausgewählte Technologien und Methoden clever einzusetzen. Davon profitiert die schlanke, effiziente Organisation ebenso wie der nachdrücklich gepflegte, herausragend kundenorientierte Service des Handwerksbetriebes. Malerweiß Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Ausgefeilte Konzepte und Strategien sind im Mittelstand überlebenswichtig – davon ist man bei Malerweiß überzeugt. Firmenchef Weiß legt großen Wert darauf, Menschen, Organisation und Technik optimal zusammenwirken zu lassen. Er ist aufgeschlossen für technologisch basierte Lösungen, die finanziell tragbar sind und das Unternehmen voranbringen. 3Firmensitz Schwabach (Bayern) 3Branche Malerfachbetrieb 3Produkt Malerarbeiten 3Gegründet 1998 3Mitarbeiter (2006) 40 3Ansprechpartner Joachim Weiß: [email protected] 3Internet www.malerweiss.de Das Ziel ist stets ein flexibler, reibungsfrei funktionierender Service, der effektive Wettbewerbsvorteile bringt. Denn Malerweiß muss sich auch gegen günstigere Anbieter behaupten. Ausgangssituation und Ziele: Handwerksbetrieb in schwierigem Markt Der Markt für das Handwerk ist schwieriger denn je, die Tendenz sogar rückläufig. Auslöser dafür, sich intensiv mit Wissen zu beschäftigen, war ein fest umrissenes, zentrales Ziel: Malerweiß musste schnell und solide wachsen, um zu bestehen. Das Unternehmen brauchte und braucht 3 3 3 3 3 Festigung am regionalen Markt strategische Weiterentwicklung effizienten internen Wissensfluss hoch zufriedene Kunden, die Malerweiß weiterempfehlen eine steigende Zahl von Mitarbeitern Malermeister Weiß begann mit einem Mitarbeiter und einem wohl durchdachten Geschäftsplan. Um das geplante Wachstum zu realisieren, schloss er sich im ersten Schritt einem Franchise-System an, zu dem 140 selbstständige Malerbetriebe zählen. Dessen primäre Zielgruppe sind Privatkunden ab 45 Jahren, die einen umfassenden, perfekten Service erwarten. Unter Wissensgesichtspunkten bedeutete dieser Schritt: auf externe Wissensquellen unmittelbar Zugriff erhalten und nicht wertvolle Zeit vergeuden. „Der Kunde muss begeistert sein.“ Joachim Weiß, Geschäftsführer Malerweiß Im zweiten Schritt und bis heute ging es um den konsequenten Auf- und Ausbau von eigenem Wissen. Vorangebracht wird diese strategische Entwicklung durch eine prozessorientierte Vorgehensweise, 78 Malerweiß die allerdings nach außen nur als perfekter Dienst am Kunden wahrnehmbar ist. Was konkret im Unternehmen geschieht In der Folge ging es bei Malerweiß darum, den Wissensbestand im Betrieb selbst weiterzuentwickeln. Dies geschah sehr strukturiert, sowohl hinsichtlich der Prozessorganisation als auch in puncto der unterstützenden Technologie und nicht zuletzt der Mitarbeiterführung. Denn die Mitarbeiter waren entscheidend, um das erforderliche Wissen aufzubauen und einzusetzen. Treibende Kraft der Aktivitäten ist der Gründer und Geschäftsführer selbst. Inhaber Birgit und Joachim Weiß Übersicht Prozessorganisation Die Basis des Wissensmanagements bei Malerweiß ist eine sehr weit gehende Analyse des eigenen Handelns und der Prozessabläufe. Jeder Prozess wird in Einzelschritte aufgesplittet. Dies gestattet Malerweiß, beliebige Teile des Ablaufs einzeln zu analysieren und zu optimieren. Ziel und Messlatte dieser Verbesserungen ist der zufriedene Kunde, der Malerweiß aktiv weiterempfiehlt. Die Prozessanalyse erfolgt unter anderem in regelmäßigen Besprechungen mit den Mitarbeitern. Der so gewonnene Erfahrungsschatz fließt unmittelbar in die Prozessoptimierung ein. Derart optimierte Prozesse werden wiederum an alle Mitarbeiter in Form von Schulungen transferiert – daraus resultiert eine kontinuierliche Verbesserung mit einem spürbaren Wettbewerbsvorteil. 3 3 3 3 3 3 3 3 3 Baustellenmappe: Checklisten standardisieren das Erstellen von Angeboten abschließender Baustellenbericht erfasst Kundenkritik und gestattet Reflexion ausgefeiltes Werbekonzept spezielle Unterlagen und Schulungen zum Einarbeiten neuer Mitarbeiter ausgeprägte IT-Landschaft: vernetzte Fotohandys, zentrales Dokumentenmanagement via Internet Handbuch regelt Verhalten gegenüber Kunden regelmäßige Schulungen der Mitarbeiter Mitarbeiter-Orientierungsgespräche Kooperationspartner (Call-Center, Handwerks- betriebe) Baustellenmappe und -bericht Dreh- und Angelpunkt der wissensbezogenen Aktivitäten sind die Prozesse. In der Baustellenmappe fließen viele systematische Optimierungen zusammen, vom standardisierten Erstellen der Angebote bis zum abschließenden Baustellenbericht. Aufgliederung des Wertschöpfungsprozesses Die Arbeitsabläufe und -prozesse beim Kunden werden lückenlos dokumentiert. So dient die Mappe insbesondere der schnellen Einarbeitung neuer Mitarbeiter vor Ort und vermindert den durch Flexibilität drohenden „Reibungsverlust“. Schließlich gestattet die Baustellenmappe auch die Projektreflexion und somit weitere kontinuierliche Optimierung der Prozesse. 79 Das Leistungsangebot wurde standardisiert: Der Meister trägt beim Kundengespräch Ziffern in die Checkliste ein, anhand derer die Sekretärin das Angebot erstellt. Dann wird die Baustellenmappe angelegt. Sie enthält Zeitvorgaben, Wegbeschreibung, Materialbedarf und -verwendung, Zusatzarbeiten und Abnahme durch den Kunden. Der abschließende Baustellenbericht mit der Kritik des Kunden, Grundlage der Projektreflexion, basiert ebenfalls auf einer Checkliste. Der Meister (Betreuer) füllt sie im Gespräch mit dem jeweiligen Baustellenteam aus. Inhalt und Aufbau der Mappe sind im Rahmen des Prozessmanagements immer weiter entwickelt worden. Effizienz, die man sieht – denn Baustellenberichte sind inzwischen fast verzichtbar, weil sich das System stabilisiert hat. Handbuch „Verhalten gegenüber Kunden“ Die Verhaltensregeln sind ein gutes Beispiel dafür, wie wichtig soziale Faktoren für die Kundenzufriedenheit und für das Vorgehen bei Malerweiß sind. Sie wurden teils beim Kunden niedergeschrieben, teils entstanden sie aus Gesprächen mit Mitarbeitern. Häufig wurden sie spontan im Alltag entworfen, als Reaktion auf Kritik seitens der Kunden. Heute dient das Handbuch zur Einarbeitung und Sensibilisierung der Mitarbeiter. · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Arbeitszeit Ärger Alkoholverbot Badezimmer Bitte und Danke Diskussionen Druck Ehrlichkeit Eigentum von Kunden Einwände des Kunden Enttäuschung des Kunden Fehler Fernsehen Fettnäpfchen vermeiden Flapsigkeit Fluchen Fragen zulassen und selbst stellen Handy Hausfrau Hausherr Haustiere Informationen jammern Kinder Kollegen Konflikte I: beim Kunden Konflikt II: mit Kollegen Kooperation beim Kunden Körperpflege Körpersprache · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · · Verhaltensregeln für die Mitarbeiter Kranke und Behinderte Kunden-Typen Lachen Lärm Lösungen Musik Nachbarn Nachlieferung Namen Ordnung Pausen plaudern Privatzone Pünktlichkeit Rauchen Reinigung Reklamation Religionen Respekt Rosenkrieg Sauberkeit Schäden Schuhe Strom Tabu-Wörter und -sätze Trinkgeld Treppenhaus Wahrnehmung Werkzeug Zusatz-Aufträge Technologien Der Wertschöpfungsprozess wird stark durch Technologie unterstützt. Nur durch Technologie ist es möglich, Prozesse zentral zusammenfließen zu lassen. Das ist unverzichtbar, denn nicht nur die Mitarbeiter sind ständig unterwegs, sondern auch die Büros sind örtlich verteilt und Dienstleistungen teilweise outgesourct. Dem Wissensmanagement dient bei Malerweiß eine ausgeprägte IT-Landschaft: zentrale Datenbanken mit Zugriff von beliebigem Standort, Kundeninformationssysteme mit historischen Kundendaten; ein Dokumentenmanagement, in das alle noch auf Papier existierenden Daten bald eingepflegt sein sollen. Dadurch ist Malerweiß an jedem Punkt des Prozesses fähig, flexibel und sehr schnell zu reagieren. So kann etwa der Geschäftsführer beim Kunden jederzeit Termine für seine Mitarbeiter vereinbaren. Ein wichtiges Einzelinstrument sind Foto-Handys der Mitarbeiter. Mit ihnen schicken sie Baustellenfotos direkt an die Zentrale; der Betreuer kann dann schneller reagieren. Mitarbeiterführung Reflexionsbereite, kooperative Mitarbeiter waren von Anfang an ein entscheidender Erfolgsfaktor. Mitarbeiter zu finden, die die hohen Anforderungen erfüllen, ist für Malerweiß eine große Herausforderung. Neben fachlichen Kompetenzen sind Soft Skills unabdingbar. Wer bei Malerweiß arbeitet, muss vor allem 3 Fehler zugeben können, 3 aus Fehlern lernen, 3 über die Arbeit nachdenken, 3 kommunikativ sein und 3 analytisch denken. Den hohen Stellenwert dieser Fähigkeiten bekommt jeder neue Mitarbeiter als Firmenphilosophie vermittelt: Regelmäßige Besprechungen tragen ständig dazu bei, jeden im Team für die „weichen“ Faktoren des Erfolgs zu sensibilisieren. 80 Malerweiß Verhalten gegenüber Kunden Das Franchise-System Der Umgang mit Kunden ist Thema spezieller Schulungen für die (vorrangig gewerblichen) Mitarbeiter. Der Schulungsplan erstreckt sich über ein halbes Jahr: Immer donnerstags alle drei bis vier Wochen findet eine Schulung statt. Sie dauert nicht länger als ein bis zwei Stunden, um die Aufnahmespanne der Mitarbeiter gut zu nutzen. Die Schulungsunterlagen hat das Unternehmen durch Analyse seiner Dokumentationen und im Dialog mit den Mitarbeitern selbst entwickelt. In Hinblick auf das Wissensmanagement diente das Franchise-System vor allem als Grundlage für die eigene Entwicklung von Malerweiß. Das Netzwerk ist keine Einkaufsgemeinschaft. Die Vorteile für den Franchise-Nehmer Malerweiß sind Mindestens einmal jährlich findet ein Mitarbeiter-Orientierungsgespräch statt. Die Mitarbeiter bekommen die Formulare vorab ausgehändigt. Selbstbewertung und Fremdbewertung analysiert man im Einzelgespräch; der Geschäftsführer ist permanent in Kontakt mit seinen beiden Meistern. 3 3 3 schnellerer Aufbau am Anfang durch Zukauf von Wissen schnelle Reaktion auf Kundenwünsche, dank der Partnerfirmen gemeinsames Marketing und überregionale Werbung „Der Franchise-Geber stellt ein Fahrrad zur Verfügung. Fahren muss man selber.“ Joachim Weiß, Geschäftsführer Malerweiß Erfolgsfaktoren Am Anfang stand das erforderliche Startkapital. Wesentlich für die folgende, günstige Geschäftsentwicklung war das persönliche Engagement des Gründers. Er hält sich methodisch auf dem Laufenden, sucht ständig nach Optimierungspotential. Und baut dafür auch auf externe Unterstützung, beispielsweise durch Trainings für seine Mitarbeiter. Bei strategischen und personellen Entscheidungen kam J. Weiß seine Erfahrung als Verkaufsleiter in einem größeren Betrieb zugute – dort hatte er eine Abteilung mit über 100 Mitarbeitern aufgebaut. Malerweiß profitierte außerdem von einer in der Branche durchaus nicht selbstverständlichen Aufgeschlossenheit gegenüber technologischen Lösungen. Dies freilich nicht als Selbstzweck, sondern immer unter sorgfältiger Rücksicht darauf, was dem Betrieb finanziell und funktionell gut tut. Weitere Maßnahmen im Überblick Zusammenarbeit mit einem Call-Center sorgt für ständige Erreichbarkeit. Partnerschaften mit Handwerksbetrieben runden das Leistungsspektrum ab. Das Konzept zum Informationsfluss war nützlich, musste aber angepasst und weiterentwickelt werden. So erstellt Malerweiß inzwischen auch eigene Marktanalysen, um seine Werbung gezielt einzusetzen. Nutzen Die beschriebenen Maßnahmen wirken sich auf unterschiedliche Weise positiv aus: sie stabilisieren das „System Malerweiß“, und sie setzen den perfektionistischen Anspruch um, alle Wünsche der Kunden zu erfüllen. Zudem kann das Unternehmen mit verhältnismäßig wenigen Mitarbeitern etwa 20 Baustellen pro Woche in einem schon heute großen Einzugsgebiet bearbeiten. Finanzielle Vorteile bringen die Wissensmanagement-Aktivitäten eher indirekt. Das vorhandene Wissen sorgt in erster Linie für die Stabilität des Unternehmens, auch in turbulenten Zeiten. Es kann beispielsweise dazu dienen, Werbung konjunkturabhängig zu schalten. Generell zielt die Werbestrategie von Malerweiß darauf ab, Bedarf auszulösen, andererseits das Einzugsgebiet über den Umkreis von 50 km hinaus zu vergrößern. 81 META-LEVEL Software AG: Softwarehaus optimiert Umgang mit Erfahrungswissen META-LEVEL gehört einer Branche an, die in hohem Maße von der Wissenserweiterung lebt. Als ITSpezialist verfügt das Unternehmen zugleich auch über geeignete Mittel, um seine Probleme selbst anzupacken. Ein Beispiel Guter Praxis: META-LEVEL hat ein System aufgebaut, mit dem es seine WissensRessourcen systematisch erweitert und nutzt. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten META-LEVEL löst Probleme beim Aufbau und bei der Nutzung von Erfahrungswissen. Besonders zum Wiederfinden von Daten hat das IT-Unternehmen ein sehr wirksames Instrument entwickelt – eine softwaregestützte Wissensdatenbank (META-DOK). Dieses vielseitige Tool entstand ursprünglich auf der Basis von Lotus Notes und wurde in den folgenden Jahren in eine webbasierte Form überführt. Ausgangssituation und Ziele: Softwarehaus optimiert Umgang mit Erfahrungswissen Was hat zur Beschäftigung mit Wissen geführt? Das Führungsteam von META-LEVEL kam 1995 zu der Erkenntnis, dass „das Rad zu oft neu erfunden“ wurde. Einmal erworbenes Wissen über technische Lösungen wurde nicht systematisch zur Verfügung gestellt. Seine Weitergabe blieb dem Zufall überlassen. Wissen wurde nicht zuletzt deshalb schlecht weitergegeben, weil die Mitarbeiter in Kundenprojekte eingebunden sind und sich untereinander nicht regelmäßig sehen. Ziele Als Konsequenz definierte META-LEVEL die Ziele, die es in den Blick zu nehmen galt: META-LEVEL Software AG 3Firmensitz Saarbrücken (Saarland) 3Branche IT-Beratung und Softwareentwicklung 3Produkt Softwareprojekte, Softwareprodukte, Schulungen und Coaching 3Gegründet 1983 3Mitarbeiter (2006) 27 3Ansprechpartner Peter Raber: 3Internet [email protected] www.meta-level.de 3 Erleichterungen schaffen – bei den Zugriff- berechtigungen, der Versionsverwaltung, der Archivierung und Löschung von Dokumenten 3 Serverkapazitäten schonen – statt Mehrfachablage großer Datenmengen (beispielsweise bei Downloads von Open-Source-Software) 3 Anfragen reduzieren – die Kunden bekommen direkten Zugriff auf relevante Informationen, zum Beispiel auf Handbücher oder Updates. Das steigert auch die Kundenzufriedenheit Was konkret im Unternehmen geschieht 3 Erfahrungswissen verfügbar machen, damit bekannte technische oder softwaretechnische Probleme leichter zu lösen sind 3 Zeit und Kosten sparen – bei der Suche nach Informationen ebenso wie beim Wiederfinden von Dokumenten 3 Innovation vorantreiben – Technologien entwickeln und nutzbar machen Wissen erweitern und Wissen weitergeben – bei dem IT-Beratungs- und Softwareunternehmen META-LEVEL hat man dafür eine systematische Lösung entwickelt. Sehr wichtig war dem Unternehmen dabei, die Potentiale und Bedürfnisse der Belegschaft mit der Software in Einklang zu bringen. 82 META-LEVEL Software AG „Unser größtes Kapital steckt in den Köpfen Screenshot von der Wissensdatenbank META-DOK unserer Mitarbeiter.“ Peter Raber, Vorstand Die Wissensdatenbank META-DOK Um seine vielschichtigen Ziele zu erreichen, hat META-LEVEL eine softwaregestützte Wissensdatenbank aufgebaut. Ihre Funktionalitäten im Überblick: 3 Die Einbettung in Office-Programme (Word, Excel, Powerpoint, Outlook) gestattet die „By-the-way“-Katalogisierung von Dokumenten durch automatische Übernahme ihrer Metadaten 3 automatische Verschlagwortung, Kategorienbildung, Mehrfachverlinkung und weitere Optionen, um Wissen zu strukturieren 3 Zugriff über das Internet, ortsunabhängig und jederzeit 3 Ordner-Abonnements: Interessenten abonnieren Dateiverzeichnisse und bekommen daraus automatisch Links auf neue Dokumente zugeschickt 3 Das System nimmt Anfragen entgegen (beispielsweise zu speziellen IT-Problemen); ein Moderator leitet sie weiter, Experten antworten Begleitende Maßnahmen, Tools und Hilfsmittel Einmal im Jahr können sich Beschäftigte eine Auszeit von ein bis zwei Tagen nehmen, um sich fachlich weiterzuentwickeln. Zusätzlich bekommen sie einen Sachmittelzuschuss, beispielsweise für Literatur oder Software, um ein neues Thema aufzubereiten. Das Ergebnis der Auszeit ist ein Vortrag im Rahmen der regelmäßigen Meetings, in denen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ihren Projekterfahrungen berichten. Das Mitarbeiterportal dient dazu, Informationen auf verschiedenen Ebenen auszutauschen. Hier tragen die Mitarbeiter ihre An- und Abwesenheiten ein. Auch Urlaubsanträge werden im Portal gestellt und bearbeitet. In der aktuellen Version von META-DOK stecken die Erfahrungen der langjährigen Nutzung des Systems, das sich seit Mitte der 90er Jahre weiter- entwickelt hat. Screenshot des Mitarbeiterportals von META-LEVEL 83 Nutzen Die Wissensmanagement-Aktivitäten haben METALEVEL in mehr als einer Hinsicht Vorteile gebracht: Liste interessanter Themen aus Zeitschriften „Das war ein richtiger Fortschritt – das hat jedem Spaß gemacht.“ Peter Brück, Systemadministrator Mit den Systemadministratoren kann man ganz unkompliziert Kontakt aufnehmen: Ein eigenes Tool gestattet, Anfragen eintragen und abarbeiten zu lassen. Ein Schrifterkennungsscanner hilft, Unterlagen zu erfassen und zu archivieren. Damit sind Papier- dokumente erstmals leicht zu verwalten und wiederzufinden. Durch Abonnieren solcher Ordner kann man sich alle neuen Dokumente zum Thema automatisch zumailen lassen. 3 Wissenserweiterung – Abos führen den Mitarbeitern regelmäßig technische Neuerungen zu. Innovationstage bringen neues Wissen ins Unter- nehmen hinein. Fachzeitschriften wertet man systematisch aus und stellt den Ertrag über METADOK allgemein zur Verfügung. 3 Wissensweitergabe – Meetings, Wissensdatenbank und moderierte Anfragen unterstützen die Weitergabe von technischem Spezialwissen. 3 Wissenserhalt – Erfahrungswissen wird schriftlich festgehalten und damit für das Unternehmen gesichert. Plug-Ins für gängige Office-Programme erleichtern die Ablage und Katalogisierung von Wissen wesentlich. Dies vermeidet aufwändige zusätzliche Dokumentation von eigenem oder fremdem Wissen in der Datenbank. 3 Wiederfindbarkeit – Suchfunktionen und automatische Verschlagwortung sorgen dafür, dass Wissen gezielt und rasch abrufbar ist. 3 Weniger Arbeit – Versionsverwaltung, Archi- vierung und Pflege von alten Dokumenten sind mit den eingesetzten Tools entscheidend leichter geworden. 3 Der direkte Zugriff auf relevantes Wissen hat die Kunden zufriedener gemacht und spart META-LEVEL Aufwand. Welche Schwierigkeiten hat es gegeben? Am Anfang haben die Mitarbeiter das System wenig genutzt. Erst mit der Umstellung auf die webbasierte Version stieg die Akzeptanz deutlich. „Allein die Beschäftigung mit dem Thema Wissen bringt dem Unternehmen schon Vorteile.“ Peter Raber, Vorstand Der Grund ist klar: Viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind darauf angewiesen, von jedem Ort aus auf Unternehmenswissen zuzugreifen – nicht nur im Firmenbüro. Und sie wollen das zu jeder Zeit tun können. Heute rufen die Berater die Wissensdatenbank auch abends im Hotel oder am Wochenende von zu Hause aus auf. 84 PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG: Ausbildung als Startrampe für ein erfolgreiches Wissensmanagement Phoenix Contact ist in fünf Geschäftsbereichen aktiv: Industrielle Verbindungstechnik, Geräte-Anschlusstechnik, Überspannungsschutz, Signalanpassung und Automatisierung. Das Unternehmen ist 1923 als mittelständische „Elektrizitätsgesellschaft“ gegründet worden. Dieses Selbstverständnis prägt das Haus Phoenix Contact noch heute. Die Unternehmensgruppe Phoenix Contact hat im Jahr 2005 einen konsolidierten Umsatz von € 803 Mio. erwirtschaftet und gehört damit in allen Geschäftsbereichen zu den Marktführern in den wichtigen Weltmarktregionen. Für seine Kunden bündelt Phoenix Contact sämtliche Produkte und Dienstleistungen durch sein Vertriebsnetzwerk zu einem schlüssigen, individuellen Angebot. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Ausgangspunkt der Aktivitäten bei Phoenix Contact war der Gedanke, mit dem Wissensmanagement ganz frühzeitig anzufangen – in der Ausbildung. Unter dem Namen FAKT wurde ein Modellversuch durchgeführt, der dem ganzheitlich aufgefassten Wissensmanagement-Prozess innerhalb der beruflichen Erstausbildung Rechnung trägt. PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG 3Firmensitz Blomberg (NRW) 3Branche Elektrische Verbindungs- und Automatisierungstechnik 3Produkt Elektrische und elektronische Verbindungstechnik, Interfacetechnik, Überspannungsschutz, Automatisie- rungssysteme 3Gegründet Wichtigstes technisches Werkzeug in diesem Modellversuch ist das regionale Online-Portal. Dieses Portal erfüllt mehrere Funktionen zugleich: Es dient als Informations- und Kommunikations-Plattform, als Datenbasis und als integriertes Lern- und Wissensmanagement-System. Mit dem Projekt FAKT hat das Unternehmen Phoenix Contact selbst lernen können. Und es hat auf dieser Basis damit begonnen, weitere Instrumente für das Wissensmanagement zu entwickeln. 1923, als Phönix Elektrizitätsgesellschaft H. Knümann & Co. 3Mitarbeiter (2007) 8.400 (Gruppe weltweit) 3Ansprechpartner Boris Hagemeier: Das Projekt wird bestimmt von einer – für Phoenix Contact typischen – überlegten und bodenständigen Vorgehensweise. Ziel war es, das Wissensmanagement über Auszubildende ins Unternehmen zu bringen, dabei verschiedene Wege zu testen und Erfahrungen sammeln. Der Modellversuch FAKT ruht auf drei Säulen: 3 Persönliche Gruppen- und Transfergespräche zwischen Auszubildenden und Ausbildern 3 FAKT-Online-Plattform 3 Konzeption der Projektgestaltung 3Internet [email protected] www.phoenixcontact.com/de Der Modellversuch wurde vom Bundesinstitut für Berufsbildung aus den Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Ausgangssituation und Ziele: Ausbildung als Startrampe für ein erfolgreiches Wissensmanagement Die berufliche Ausbildung ist in einem tief greifenden Wandel begriffen. Neue Berufsbilder entstehen, insbesondere in den Informations- und Kommunikations-Berufen. Neue Kanäle wie Mail, Intranet oder Videokonferenzen prägen die Kommunikation der Zukunft. Phoenix Contact hat darüber nachgedacht, 85 Azubi n isse Wissen W Azubi Wis sen Ausbilder Ausbilder und Auszubildende lernen bei Phoenix Contact gemeinsam wie die Ausbildung vor diesem Hintergrund neu gestaltet werden kann. und gemeinsam zu lernen? Strukturell bedeutet „gemeinsam lernen“, dass jede(r) von allen profitiert. Die klassische Ausbildung folgt dem Prinzip, fachliche Grundlagen zu legen, auf die man langsam aufbaut. Die heutigen Anforderungen aus der betrieblichen Praxis, beispielsweise in den Abteilungen, die Auszubildende betreuen, sehen oft anders aus – frühzeitig ist insbesondere die Fähigkeit gefragt, komplexe Systeme zu analysieren. Bereits in der Ausbildung stehen junge Auszubildende daher vor Aufgaben wie dem Erstellen eines Fehlerprotokolls: digitale Bilder anfertigen, sie in ein Dokument einbinden, den Fehler zusätzlich textlich zu beschreiben und dieses Fehlerprotokoll für andere bereitzustellen, etwa im Intranet. Wer solche Anforderungen berücksichtigen will, muss die Ausbildung selbst verändern. In den Vordergrund rückt konsequenterweise die Entwicklung von Medienkompetenzen und das gemeinsame Lernen. Damit sind die Herausforderungen für Phoenix Contact umrissen. Das Projekt FAKT sollte jedoch nicht nur diese interne Veränderung anstoßen. Die Reichweite sollte über Phoenix Contact hinausgehen und Partner-Unternehmen sowie die berufsbildenden Schulen mit einbinden. Gemeinsames Lernen beschränkt sich hierbei nicht auf die Auszubildenden (lernen unter sich), sondern erstreckt sich auf die gesamte Ausbildung und somit auch auf die Ausbilder. Denn neue Technologien, neue Medien zwingen auch die Ausbilder, ihr Wissen kontinuierlich und immer rascher weiterzuentwickeln. Mehr noch, die einst so fest gefügten Strukturen geraten in Bewegung. So kann es durchaus einmal vorkommen, dass eine neue Auszubildende in Sachen Netzwerktechnik schon mehr Erfahrung mitbringt als ihr Ausbilder. Was liegt also näher, als aus der „Not“ eine Tugend zu machen FAKT ist der Start Für Phoenix Contact ist FAKT nur der Start in Sachen Wissensmanagement. Mit FAKT verfolgt man noch ein weiteres Ziel: Wissensmanagement im gesamten Unternehmen etablieren – und dabei hilft FAKT substantiell. Denn Auszubildende haben irgendwann ausgelernt und arbeiten dann im Unternehmen integriert. Sie sind wunderbare Multiplikatoren, um Wissensmanagement in das Unternehmen zu tragen. Was konkret im Unternehmen geschieht Bei Phoenix Contact, einem weltweit operativen Anbieter für elektrische und elektronische Verbindungs- und Automatisierungstechnik, wollte man die betriebliche Ausbildung vom Kopf auf die Füße stellen. Lieb gewonnene Gewohnheiten, die der Realität der Arbeitswelt nicht mehr gerecht werden, sollten keine heiligen Kühe mehr sein. Das neue Konzept heißt „Exchange of Experience“. Es ruht auf 3 Säulen und einem vorgeschalteten Workshop. 86 PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG Produktspektrum Grundstruktur des Modellversuchs FAKT bei Phoenix Contact Der Workshop als Einstieg in den Austausch des Wissens Auf diese Weise gelang es, eine gute Basis für ein gemeinsames Verständnis von Wissensmanagement zu legen. Diskutiert werden neben dem Nutzen auch Risiken, die mit dem Wissensmanagement verbunden sind. Der Workshop schließt mit einer Vereinbarung, die jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer unterschreibt. Was ist Wissensmanagement? Warum sollte ich mich dafür interessieren? Solange diese und weitere Fragen nicht schlüssig beantwortet sind, ergibt konkretes Wissensmanagement kaum einen Sinn. Daher ging man bei Phoenix Contact daran, die grundlegenden Fragen im Rahmen eines Workshops zu klären – als Basis für ein gemeinsames Verständnis von Wissensmanagement. Wissensmanagement-Grundausbildung Konsequent steht das eintägige Basisseminar Wissensmanagement [W6] unter dem Leitgedanken „Wir wollen wissen, was wir wissen“. Ziele des Workshops: 3 Bewusstsein bilden 3 Offenheit fördern 3 Wissen transparent machen 3 Wissen teilen 3 Wissensquellen erkennen und bewerten 3 Wissen aufbereiten 3 Nutzen und Gefahren aufzeigen Im Rahmen des Projektes FAKT wurden bei Phoenix Contact alle Auszubildenden im Bereich Wissensmanagement geschult. Insgesamt nahmen 150 Personen an der Schulung teil – Auszubildende, Projektleitung und Ausbilder sowie Teilnehmer aus Partnerunternehmen. Säule Nr. 1: Gruppen- und Transfergespräche Gemeinsames Lernen in Gruppen hat sich bei Phoenix Contact rasch bewährt. So treffen sich alle Auszubildenden der Systeminformatik zweimal wöchentlich für 1,5 Stunden mit ihren Ausbildern. Ziel ist der offene Erfahrungsaustausch – hier berichtet beispielsweise ein Auszubildender über seine Erfahrungen aus der Abteilung internationaler Vertrieb. Wichtig und hilfreich ist es, seine persönliche Vokabelliste mitzubringen (am besten schon ab dem ersten Tag in der Abteilung). Die in den Treffen gewonnenen Erkenntnisse werden festgehalten und in der Online-Plattform abgelegt. Ein weiterer Vorteil: In den Gesprächen bekommen die Ausbilder informative Rückmeldungen über das, was in den einzelnen Abteilungen geschieht. Zugleich nutzt man die Treffen, um die Auszubildenden zeitnah über die aktuellen Entwicklungen im Unternehmen zu informieren. Auf strukturierte Weise erfahren sie hier, was in der Bereichsleitersitzung, der Abteilungsleitersitzung und der Gruppenleitersitzung berichtet wird. Dies ist bereits 87 ein wichtiger Schritt hin zur Integration der Auszubildenden in die internen Kommunikationswege des Unternehmens. Säule Nr. 2: Die Online-Plattform Die Online-Plattform – angelegt als regionales Portal – ist das wichtigste technische Instrument im Modellversuch. Entsprechend intensiv hat man bei Phoenix Contact über Konzeption und Gestaltung nachgedacht und die Plattform mit mehreren Funktionalitäten ausgestattet: sie ist Online-Portal, Datenbank, Kommunikationsmedium und Informationsinstrument in einem. Diese Plattform dient als zentrales Werkzeug für die gesamte Ausbildungsabteilung. Wissen, zum Greifen nahe Wie nutzen die Auszubildenden dieses Angebot konkret? Sie können erstens Lernarrangements durchlaufen und dabei Handlungswissen erwerben. Anhand zahlreicher Fotos und Grafiken von realen Systemen erschließen sich komplexe Zusammenhänge. Zweitens steht ein breites Spektrum von Wissensinhalten zur Verfügung. Es reicht von Überblickseinheiten („Was ist ein Router?“) bis zu Detailfragen („Wie konfiguriert man ...?“) und persönlichen Erfahrungen der Ausbildenden. Der dritte Bereich ist interaktiv angelegt und rundet das Angebot mit Foren, Wissenslandkarten, Chats und vielem mehr ab. Das Portal arbeitet seit 2003 voll funktionsfähig. Bereits mehr als 250 Auszubildende haben damit erfolgreich gearbeitet. Die Inhalte umfassen schon heute mehr als 10.000 Beiträge, und das Portal wächst weiter. Um die Nachhaltigkeit zu sichern, wurde die Betreuung der Plattform nach dem offiziellen Ende des Modellversuches FAKT einer neu gegründeten Junior Business Unit (JBU) übertragen. Drei Auszubildende führen diese Firma als „Junior Manager“, die Zeichnungsvollmacht liegt in den Händen eines Ausbilders. Die jungen Menschen lernen in diesem Rahmen das Unternehmersein und haben mit der Plattform bereits einen interessanten Dienstleistungsauftrag übernommen. Aufbau der von Phoenix Contact geschaffenen AusbildungsPlattform – deren Motto lautet: „Aus Lernen und Denken wird Verstehen“ Säule Nr. 3: Hierarchieübergreifende Projektgruppen Diese – neben den Gesprächen und der OnlinePlattform – dritte Säule beinhaltet die Entwicklung, den Transfer und den Erwerb von (externem) Wissen für Phoenix Contact im Ausbildungsbereich. Nichts eignet sich besser als Projekte, um neues Wissen für das Unternehmen zu erschließen – insbesondere dann, wenn eine Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern möglich ist. Ein Beispiel ist die Fernwartung von Anlagen. Durchgeführt wurde dieses Projekt zusammen mit dem Partner DaimlerChrysler in Berlin. Das System sollte es gestatten, eine Fehlernachricht per Fax oder SMS von Berlin nach Blomberg zu senden, als Basis für die ortsunabhängige Fehleranalyse. Für die Auszubildenden bei Phoenix Contact bedeutete dieses Projekt gleichzeitig, einen Blick über die Grenzen des eigenen Unternehmens hinaus zu werfen. Sie sehen beispielsweise bei DaimlerChrysler die Komponenten im Praxiseinsatz, die in Blomberg gefertigt werden. Eine wichtige Erfahrung, die hilft, sich ein Bild von der gesamten Wertschöpfungskette des Unternehmens zu machen. In diesen Projekten lernen nicht nur die Auszubildenden, sondern alle – auch die Ausbilder. 88 PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG Das Projektkonzept sieht 6 Stufen vor: 3 1. Anstoß 3 2. Informationsphase, in der sich das Team 2 Tage lang der Projektklärung und -planung widmet. Man definiert Teilprojekte, macht Kompetenzen transparent und erzeugt Profile der Teilnehmer. 3 3. Präsenzphase: Zurück im Unternehmen, lokalisieren die Projektteilnehmer relevantes Wissen im Unternehmen. Das kann auch Wissen in Dokumenten betreffen – meist jedoch sind es Wissensträger, die etwas zum Projekterfolg beitragen können. Sehr intensiv nutzt man hierzu auch die Gruppenund Transfergespräche (Säule Nr. 1), um andere Auszubildende einzuweihen und deren Hinweise aufzunehmen. 3 4. Basisdokumentation. In diesem Schritt geht es darum, die bisher gesammelten Erkenntnisse zu dokumentieren. Das Wissen soll in greifbarer Form bewahrt werden, damit andere davon profitieren können. Eine solche Dokumentation, die Überblickswissen vermittelt, kann beispielsweise den Titel tragen: „Wie funktioniert ein Roboter?“ 3 5. Präsenzphase. Als Nächstes steht die Vor-OrtArbeit am Projekt im Vordergrund. Bis zum Projektabschluss arbeiten die Projektmitglieder immer wieder an konkreten Aufgaben und vermitteln ihre Erfahrungen und Kenntnisse an andere Auszubildende. Auch Treffen mit dem Kooperationspartner sind vorgesehen. 3 6. Publikation. Den Abschluss bestimmt das Projektziel, Erfahrungswissen zu veröffentlichen. Was sich die Auszubildenden im Lauf des Projekts vor allem aneignen, sind Aspekte wie diese: Projektmanagement-Werkzeuge kennen lernen und einsetzen, neue Medien einbinden, Projekte transparent dokumentieren und Erfahrungen austauschen. Fazit und Nutzen Wie kann ein Wissensmanagement-Konzept für die betriebliche Ausbildung aussehen? Auf diese Frage gibt Phoenix Contact gute, nachahmenswerte Antworten. Die Lösung, die das Unternehmen erprobt hat, besteht aus den beschriebenen 4 Elementen – den Workshops als Verständigungsbasis und den „3 Säulen“: den Gruppen- und Transfergesprächen zum kontinuierlichen Wissensaustausch (1); der Plattform als Ablage für Dokumente und zur Kommunikation (2); der Projektarbeit für die Wissensentwicklung (3). Ein „einfaches“ Konzept also, das eine gute Basis schafft, um Wissensmanagement in eine Organisation einzuführen – immerhin bekommt das Unternehmen bestens ausgebildete Multiplikatoren für Wissensmanagement. Der Erfolg gibt Phoenix Contact Recht, die Investition hat sich offenbar bereits gelohnt. 89 Reichhart Logistik Gruppe: Logistik-Dienstleister entwickelt unternehmensweite Vorgaben Die Reichhart Logistik-Gruppe ist in besonderem Maße auf spezialisiertes Know-how angewiesen und war damit – bisher – stark von Spezialisten im eigenen Unternehmen abhängig. Das Unternehmen hat die Herausforderung angenommen. Ein Beispiel Guter Praxis: Reichhart Logistik hat es geschafft, internes Wissen systematisch zu erschließen, zu sichern und zu verteilen. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Reichhart Logistik hat eine Balanced Scorecard eingeführt – nach der hauseigenen Terminologie des Unternehmens hier im Folgenden „Durchgängige Nachhaltige Strategie (DNS)“ genannt. Reichhart Logistik Gruppe Damit erreichte man gleich mehrere Ziele: 3 Die DNS gestattet es, die Strategie des Unternehmens an jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter weiterzugeben. 3 Seit Einführung der DNS haben alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Arbeitsziele transparent vor Augen. 3 Die DNS deckt auf, wie sich die Wissensweitergabe optimieren lässt. 3 Diese BSC-Lösung ermöglicht, neben dem Finanzcontrolling, die Steuerung von Innovationen und Prozessen – also auch den Aufbau und die Weitergabe von Wissen. Beides ist als Aufgabe in den individuellen DNS der Führungskräfte festgehalten. Ausgangssituation und Ziele: Logistik-Dienstleister entwickelt unternehmensweite Vorgaben Seit mehreren Jahren verzeichnet Reichhart hinsichtlich Mitarbeiterzahl und Umsatz ein anhaltendes Wachstum in der Größenordnung von jährlich 15 bis 20%. Der Löwenanteil davon – etwa 80 bis 90% der Neuaufträge – entfällt auf Bestandskunden. Gilching (Bayern) 3Branche Transport und Logistik 3Produkt Transport- und Logistiklösungen 3Gegründet 1967 3Mitarbeiter (2006) 500 3Ansprechpartner Melanie Theil: [email protected] 3Internet www.reichhart.eu Unternehmerisches Denken und Handeln fördern Am Anfang standen daher Fragen wie diese: Wie können wir die Eigenverantwortung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhöhen? Wie stellen wir sicher, dass ihre tägliche Arbeit auf die Unternehmensziele ausgerichtet ist? Und nicht zuletzt: Wie können wir das Wissen des Unternehmens systematisch weitergeben und sichern? Starkes Wachstum 3Firmensitz „Unser Ziel war, unsere Mitarbeiter zu Unternehmern im Unternehmen zu machen.“ Alexander Reichhart, Geschäftsführender Gesellschafter, Reichhart Logistik Gruppe Rentabilität steigern, spezifisches Unternehmens-Know-how sichern Ausgangspunkt war der Wunsch, die Qualität zu steigern; gleichzeitig sollten jedoch die Strukturen 90 Reichhart Logistik Gruppe „Wir wissen, wie‘s geht – das ist unser wichtigstes Kapital.“ Michael Jackl, Geschäftsführender Gesellschafter der Reichhart Logistik Gruppe schlank bleiben und die Kosten niedrig. Der Hintergrund: Vor allem im Bereich Logistik und Sondertransporte hat Reichhart durch lange Erfahrung ein wertvolles Spezialwissen gesammelt. Dieses Wissen galt und gilt es zu sichern und für das Unternehmen nutzbar zu machen. Orientierungs- und Entscheidungshilfe für Mitarbeiter Eine Balanced Scorecard wurde als guter Überbau für diese Ziele angesehen. So war als erstes Ziel eine klare Strategie erforderlich, an der sich alle orientieren konnten. Eine solche Strategie existierte zuvor nur im Finanzbereich. Nun ging es darum, Prozess-, Kunden- und Mitarbeiterstrategien mittels Kennzahlen einzubinden. Auch weiche Indikatoren sollten gewertet werden. Was konkret im Unternehmen geschieht Entscheidendes Wissen sichern und verteilen: vor dieser Aufgabe stehen viele Unternehmen. Der Transport- und Logistikspezialist Reichhart hat die Lösung an seine strategischen Unternehmensziele gekoppelt – und ebenso konsequent wie pragmatisch in die Tat umgesetzt. Festlegen der Strategie durch die Geschäftsleitung Über die Konsequenz der Weichenstellung war man sich bei Reichhart Logistik einig: Strategie und Ziele sollten nicht bei der Geschäftsleitung hängen bleiben, sondern unternehmensweit greifen. Anders gesagt, die Strategie musste auf jede(n) Einzelne(n) und jedes individuelle Arbeitsfeld abgebildet werden. Von der Vision zu operativen Zielen und Maßnahmen So wurde ein Regelkreislauf entworfen, der die Durchsetzung der Strategie sicherstellen konnte. Als erstes wurde die neue Strategie auf der Führungs ebene entworfen – die sich in die vier Bereiche Finan zen, Kunden, Prozesse und Mitarbeiter unterteilt –, dann jedoch der gesamten Belegschaft bekannt gegeben. Im nächsten Schritt sollte jede(r) im Unternehmen die Gesamtziele des Unternehmens auf die jeweiligen individuellen Ziele herunterbrechen. Aus diesen Zielen wurden wiederum die dafür erforderlichen individuellen Maßnahmen bestimmt und zum Prüfen der Zielerreichung geeignete Kennzahlen festgelegt. Das Resultat wurde mit der Geschäftsleitung in einer Feedbackrunde abgesprochen, diskutiert und schließlich ausgeführt. Sollten sich hierbei Änderungen ergeben haben, wurde der Regelkreislauf noch einmal durchlaufen, bis das Ergebnis zufrieden stellte. Am Ende standen also klare Zielvereinbarungen für jede(n) Einzelne(n) im Team Reichhart.Unerlässlich dafür war eine fortwährende Motivationsarbeit von Seiten der Geschäftsleitung. 91 Zielvereinbarungen Zielvereinbarungen mit jeder Mitarbeiterin und jedem Mitarbeiter sollten die breite Akzeptanz der neuen Linie fördern und gleichzeitig als ein Steuerungssystem für den Unternehmenserfolg fungieren – eine Strategie, an der alle mitarbeiten konnten, und zu der es kein strikt durch die Geschäftsleitung vorgegebenes, aufgezwungenes Konzept gab. „Wir haben eine Vision und Strategie entwickelt, die gemeinsam mit den Mitarbeitern in der täglichen Arbeit nachhaltig umgesetzt wird.“ Alexander Reichhart, Geschäftsführender Gesellschafter der Reichhart Logistik Gruppe Wichtig war außerdem, Transparenz über die Zahlen der einzelnen Bereiche zu schaffen. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sollten wissen, was sie erwartet und was von ihnen verlangt wird. Die Umsetzung erfolgte mit Hilfe der Balanced Scorecard. Das Projekt startete im Mai 2002 mit einem Brainstorming in der Führungsetage, der gemeinsamen Strategieentwicklung und Zieldefinitionen für die ersten sechs Monate. Es folgte eine Kick-Off-Veranstaltung für die obere Führungsriege, bei der Visionen und Strategie vorgestellt wurden. Der Arbeitsauftrag lautete, die eigenen langfristigen (Wissens-) Ziele zu definieren. Bei der Umsetzung bestand ein Anfangsproblem darin, dass die Ziele zumeist nicht konkret genug gefasst waren. In einer zweiten Runde bekam man diese Schwierigkeit dann gut in den Griff: aufbauend auf den gesammelten Erfahrungen fiel es leichter, die Ziele zu konkretisieren. Das Hauptaugenmerk lag weiterhin recht pragmatisch auf der Anwendbarkeit, denn man wollte nicht zu sehr in die Theorie „abrutschen“. Die ersten Feedbackrunden gestalteten sich allerdings recht aufwändig – dies vor allem durch die relativ große Anzahl von Abteilungsleitern und Standortkoordinatoren, die der oberen Führungsriege angehören. Dank dieser Zielvereinbarungen erfahren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Detail, welche Strategie die Geschäftsführung verfolgt, und mehr noch, wie sie konkret dabei mithelfen können. Es entstand ein ganzheitliches und umfassendes Steuerungssystem, basierend auf regelmäßigem Reporting und Feedback an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um diese auch an dem Erfolg durch die DNS zu beteiligen. Ein weiterer Vorteil: Im Zuge dieser Umstellung wurden die Abteilungsleiter dafür gewonnen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Insbesondere betraf das die Akquise, die zuvor im wörtlichen Sinne Chefsache gewesen war. Ab sofort sah sich auch die Managementebene in der Pflicht, Neuaufträge heranzuziehen. Für jede Abteilung wurden Zielvereinbarungen festgehalten und auf einem DIN-A4-Papier ausgegeben, damit alle ihre Ziele beständig vor Augen haben. Bei den DNS für einzelne Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter achtete man darauf, dass sie auf einer Seite Platz finden, damit die Übersicht gewahrt bleibt. Jede(r) überwacht die eigenen Ziele selbst und trägt die relevanten Kennzahlen in eine vorgegebene Excel-Tabelle ein. Sie oder er hat somit stets die Kontrolle darüber, welche Ziele schon erreicht sind und auf welche anderen man noch hinarbeiten muss. Harte Nuss: die „weichen“ Fakten Nun sind allerdings nicht alle Ziele gleich gut erfassbar und messbar. So sind die Kennzahlen in dem Finanz- und Kundenbereich leichter zu überprüfen, da es sich hierbei naturgemäß vornehmlich um Zahlen handelt. Dagegen sind die Kennzahlen für die Bereiche Mitarbeiter und Prozesse eher nicht 92 Reichhart Logistik Gruppe so griffig, sondern müssen häufig indirekt über so genannte Soft Facts erfasst werden. Soft Facts zeichnen sich durch eine gewisse Unschärfe bei der Zielvorgabe und -erreichung aus. Um bei der Beurteilung der nicht quantifizierten Ziele Willkür auszuschließen und möglichem Unmut in der Belegschaft vorzubeugen, muss die Geschäftsleitung in den Gesprächen viel Feingefühl beweisen. Die Konsequenzen für Nichteinhalten oder Erfüllen der Vorgaben konnte man noch nicht unmittelbar nach Einführung der Zielvereinbarungen voll geltend machen. Vielmehr brauchten beide Seiten – Arbeitnehmer wie Geschäftsleitung – eine Eingewöhnungszeit für die Feinjustierung der Vorgaben. Seit das System richtig angelaufen ist, gibt es jährliche Feedbackrunden mit allen, die eine eigene DNS haben. Thema sind Fragen wie diese: Was lief gut, was lief weniger gut? An welchen Stellen gab es Probleme? Was können wir besser machen? Auch die Ziele stehen jedesmal aufs Neue zur Disposition. Eine weitere Aufgabe der Balanced Scorecard (bei Reichhart, wie beschrieben, „Durchgängige nachhaltige Strategie“, DNS) ist es, Schwächen in den einzelnen Abteilungen beheben zu helfen. Auch wenn bestimmte Positionen in der DNS als selbstverständlich erscheinen mögen – die Karte gibt Anhaltspunkte und sorgt dafür, dass Schwachstellen stärker auffallen, transparenter werden und besser im Bewusstsein haften. Weitergabe von Wissen Mit dem System der Durchgängigen nachhaltigen Strategie wurde zugleich ein einheitlicher Wissensstand gefördert – nicht nur bezogen auf Strategie und Unternehmensziele, sondern auch auf die speziellen Erfahrungen und das spezifische Wissen, das Reichhart Logistik kontinuierlich sammelt. Zur Wissensweitergabe im Unternehmen führte Reichhart Logistik mehrere Maßnahmen ein, die teilweise auch als Ziele definiert sind. Unter anderem setzt man auf interne Schulungen. Zielvereinbarungen schreiben die Anzahl von Schulungen oder Fortbildungen vor, an denen die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter innerhalb wie außerhalb der Firma teilzunehmen hat. Wissensvorteil durch Rotation Einige Abteilungen von Reichhart Logistik haben die Jobrotation eingeführt: Mitglieder dieser Abteilungen tauschen vierteljährlich oder in anders festgelegtem Rhythmus ihre Aufgabenbereiche. Das funktioniert selbstverständlich nur innerhalb gewisser Grenzen – beispielsweise nicht zwischen Geschäftsleitung und Staplerfahrer. Bewährt hat sich die Rotation jedoch innerhalb der Buchhaltung oder auch innerhalb der Produktion. Denn sie führt zu mehr Abwechslung am Arbeitsplatz und steigert die Motivation der Teammitglieder spürbar. Ein weiterer großer Vorteil des Systems: Es entstehen weniger Spezialisten, Wissensmacht wird abgebaut. Denn jede(r) kennt sich in jedem Bereich aus, teilt das arbeitstechnische Wissen permanent mit den Kollegen. So steht heute der Teamgedanke viel stärker im Vordergrund. Personalausfälle etwa durch Krankheit bleiben weniger gravierend, weil sich Engpässe flexibler beheben lassen. In jeder individuellen Balanced Scorecard der Abteilungsleiter sind Ziele festgehalten, die direkt eine Wissensweitergabe und -verbreitung beinhalten. Dazu gehören 3 Jobrotation (mit Vorgabe des zeitlichen Turnus) 3 Einführung eines DokumentenmanagementSystems (mit Zeit- und Entwicklungsstandvorgabe) 3 Anzahl der im Jahr zu besuchenden Seminare 93 3 Intensivierung des Verbesserungsvorschlagswesens (gemessen an der Zahl der Vorschläge pro Quartal) 3 permanente Bereitstellung von Information und gegenseitiges Informieren über Arbeitsinhalte (gemessen an dokumentierten Gesprächen pro Quartal) Die Ziele wiederum waren am Anfang teilweise zu ehrgeizig gesteckt. Als Folge „packte“ man die DNS (Balanced Scorecard) so voll, dass die Übersicht darunter litt. Erst die Erfahrung gestattete es mit der Zeit, die richtige Linie zu finden; heute sind die Ziele realistischer gesteckt. Alles auf eine Karte? Erfolgsfaktoren Welche Faktoren haben sich bei Reichhart Logistik erfolgsentscheidend ausgewirkt? Zunächst ist die betont pragmatische Umsetzung der BalancedScorecard-Theorie zu nennen. Denn nur mit dieser „Bodenhaftung“ konnte es gelingen, das Projekt auf allen Ebenen zu verankern. Ausschlaggebend für die Akzeptanz war eine durchgängig transparente Zielfindung, Zielsetzung und Zielerreichung. Als wichtig erwiesen hat sich ferner der Regelkreislauf (siehe oben) sowie das Steuerungssystem mit den Zielvereinbarungen. Sie wurden flächendeckend getroffen und binden alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Umsetzung ein. Ein strategisches Muss bestand schließlich darin, die Umsetzung konsequent auf lange Sicht in den Blick zu nehmen. Welche Schwierigkeiten hat es gegeben? Anfangs waren viele Ziele nicht klar genug definiert, sondern zu oberflächlich beschrieben. In der zweiten Zielerhebungsrunde gelang dies bereits deutlich besser. Doch schon beim bloßen Anwenden der Methode wurde schnell klar, wie gering der Abstraktionsgrad gehalten werden musste. Bitte Zahlen Die Kennzahlen zu erheben gestaltete sich relativ aufwändig. Heterogene und wenig standardisierte Ziele und Zahlen machten und machen es noch immer schwierig, eine zuverlässige und einheitliche Datengrundlage zu erstellen. Das führte dazu, dass man im ersten Anlauf einige wichtige Kennzahlen wegfallen ließ. Diese Startprobleme sind allerdings inzwischen überwunden. Geplant war ursprünglich, eine einheitliche Form der DNS für den gesamten Verwaltungsapparat einzuführen. Das ließ sich nicht realisieren. Denn man stellte fest: Die Abteilungen ließen sich nicht alle über einen Kamm scheren. So hat etwa der Personalbereich eben zu deutlich andere Aufgaben als die Buchhaltung – um nur ein Beispiel zu nennen. Daher galt es in einem zweiten Schritt, die DNS stärker an die Bedürfnisse der einzelnen Abteilungen anzupassen. Nutzen Reichhart Logistik zieht auf mehreren Ebenen große Vorteile aus seinen Wissensmanagement-Projekten. Es herrscht ein einheitlicher Wissenstand über die Ziele im Unternehmen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verstehen die Strategien der Unternehmensführung und setzen sie in ihrer täglichen Arbeit um. Die übergeordneten Ziele vor Augen zu haben, macht alle Tätigkeiten und Aufgaben transparenter. Auch für den Lagerarbeiter herrscht nun Klarheit, wohin das Unternehmen steuert. Im Gegenzug bringt die Belegschaft mehr Verständnis auf für die Anforderungen, die das Unternehmen an jede(n) Einzelne(n) stellt. Zielvereinbarungen fallen damit ebenfalls leichter – wichtig insbesondere für diejenigen, die schon vor der Einführung der „Durchgängigen Nachhaltigen Strategie“ eine Zielvereinbarung hatten. „Die DNS unterstützt mich dabei, die Arbeitsziele zu erreichen. Sie hilft mir, keinen Fehler doppelt zu begehen.“ Petra Krieg, Personal-Team Gilching 94 Reichhart Logistik Gruppe Im Jahr 2004 waren rund 40 % der Mitarbeiter direkt oder indirekt in eine DNS eingebunden. Im Geschäftsjahr 2005 konnte die Quote auf rund 80 % verdoppelt werden und für das Jahr 2006 wird eine 100%ige Durchdringung im Unternehmen erwartet. Steuerungs-, nicht Kontrollinstrument Die DNS wird als Steuerung und Zielerreichungsinstrument angesehen. Sie unterstützt bei der Erfüllung der Arbeitsaufgaben und zeigt Fehler auf, die es abzustellen gilt. Sie wird nicht als Kontrollfunktion eingesetzt, sondern ist eine Dokumentation der geleisteten Arbeit und eine Hilfestellung. Positiv wirkt sie schon zum Zeitpunkt der Einstellung, da sie neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleich konkret vermittelt, was von ihnen erwartet wird. Als förderlich hat sich das System noch in einer weiteren Hinsicht erwiesen: Unter den Verantwortlichen ist ein interner Wettbewerb (Benchmarking) entstanden, weil jeder in puncto Zielerreichung die Nase vorn haben möchte. Empfehlungen Die Erfahrungen, die man bei Reichhart Logistik gesammelt hat, lassen sich in weitem Umfang auf andere Unternehmen in ähnlicher Situation übertragen. Am wichtigsten war es, mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Gespräch zu bleiben, ihnen Vertrauen zu schenken. Niemand fühlte sich von oben herab behandelt oder bevormundet. Im Vordergrund stand die Einsicht: Wir ziehen alle am selben Strang. Erfolgsentscheidend war jedoch auch der selbstverordnete Plan mit zeitlichen Vorgaben. Er sorgte dafür, dass das Projekt nicht ins Stocken geriet oder gar Maßnahmen im Sande verlaufen konnten. Dies war um so wichtiger, als der Gesamtaufwand beträchtlich war; der Weg von der ersten Idee bis zur funktionierenden DNS nahm immerhin ein volles Jahr in Anspruch. Viel Arbeit also, doch bei Reichhart weiß man: Das sollte niemanden entmutigen – der Nutzen überwiegt sehr deutlich. 95 SCHWEIZER ELECTRONIC AG: Aufbau bereichsübergreifender Kompetenzen entlang der Innovationskette, in Theorie und Praxis Die SCHWEIZER ELECTRONIC AG ist einer der führenden Hersteller von starren Leiterplatten in Europa. Die SEAG erwirtschaftete im Jahr 2004 einen Umsatz von € 87,8 Mio. Das Unternehmen hat sich auf innovative Lösungen nach Maß spezialisiert. Ein Beispiel Guter Praxis: Die SCHWEIZER ELECTRONIC AG verschafft sich entscheidende Wettbewerbsvorteile durch Wissensmanagement. Die von SEAG entwickelte integrative Mehrebenen-Qualifikation kann insbesondere für Produktionsbereiche mit hohem Innovationsbedarf als Modell der Zukunft gelten. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten SCHWEIZER ELECTRONIC AG Das zentrale Wissensmanagement-Projekt bei der SCHWEIZER ELECTRONIC AG (SEAG) ist eine Personalentwicklungsmaßnahme – eine Mehrebenen-Qualifikation für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlang der gesamten Innovationskette. Die Projektleitung liegt bei der Personalabteilung; verantwortlich ist Personalreferentin Carola Heinsius. 3Firmensitz Schramberg (Baden-Württemberg) 3Branche Elektronikindustrie/ Leiterplattenindustrie Das Projekt startete im Juni 2004. Die Kosten sind mit € 1,2 Mio. auf 3 Jahre veranschlagt; das Projekt wird mit Mitteln des Europäischen Sozialfonds der Wirtschaftsverwaltung Baden-Württemberg gefördert. „Am Anfang hat der Vorstand entschieden, es zu probieren, und nach der Pilotphase sprang dann der Funke über.“ Carola Heinsius, Projektleiterin 3Produkt Starre Leiterplatten und Lösungen rund um die Leiterplatte 3Gegründet 1849 3Mitarbeiter (2005) 815 3Ansprechpartner Carola Heinsius: [email protected] 3Internet www.seag.de auf die kundenspezifische Fertigung von HighTech-Produkten, auf differenzierte Problemlösungen und Nischenprodukte. SEAG versteht sich als führender Spezialist für Technologie und Serienanläufe und ist vor allem Technologieführer bei der Einbauoptimierung von Leiterplatten. Voraussetzung dafür sind permanente Innovation und eine hohe Problemlösekompetenz. Ziele Ausgangssituation und Ziele: Von der Massenproduktion zum spezialisierten Problemlöser SEAG ist Produzent von Leiterplatten. In diesem Markt herrscht hoher Konkurrenzdruck durch Massenproduktion aus asiatischen Billiglohnländern; Unternehmen mit Standort Deutschland sind gefährdet. 3 Schritt halten mit der hoch dynamischen technologischen Entwicklung 3 die eigene Innovationskraft stärken 3 Innovationszeiten verkürzen, Produkte schneller marktreif machen 3 Kundenorientierung in allen Unternehmensbereichen durchsetzen Um im Wettbewerb zu bestehen, hat SEAG seinen Fokus verlagert – von der Massenproduktion Daher musste die Kundenorientierung noch stärker in den Mittelpunkt rücken: Entscheidend war 96 SCHWEIZER ELECTRONIC AG zum einen das Wissen um die konkreten Bedürfnisse der Kunden, zum anderen die interne Vermittlung dieses Wissens bei SEAG. Nur wenn die Abteilungsgrenzen zwischen Vertrieb, Entwicklung und Produktion überwunden werden, ist ein effizienter Wissensfluss entlang des Innovationsprozesses möglich. „Wichtig ist, dass jeder Mitarbeiter eine gute Arbeitsleistung erbringt. Voraussetzung dafür ist, dass jeder über sein Arbeitsgebiet und über die wesentlichen Gesamtzusammenhänge Bescheid weiß.“ Edwin Böckeler, Fertigungsleitung gesamt Konkrete Ansatzpunkte Um die Bedürfnisse und das Wissen der Kunden effizient in den eigenen Innovationsprozess einzubeziehen, galt es nun konkret 3 den Wissenstransfer entlang der Prozesskette zu optimieren – vom Vertrieb über die Entwicklung bis in die Produktion; 3 das Wissensniveau der Mitarbeiter aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen anzuheben und sie auf einen gemeinsamen Wissensstand zu bringen; 3 die Sensibilität für Nachbarbereiche im Unternehmen zu stärken sowie 3 die Qualifikation der Mitarbeiter kontinuierlich und zielgerichtet auszubauen. Erfordernisse und Ineinandergreifen der Kompetenzbereiche bei SEAG Integrative Mehrebenen-Qualifikation entlang der Innovationskette Ziel der integrativen Mehrebenen-Qualifikation bei der SCHWEIZER ELECTRONIC AG (SEAG) ist der Aufbau bereichsübergreifender Kompetenzen entlang der Innovationskette, in Theorie und Praxis. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sollen alle wesentlichen Zusammenhänge erfassen: Anforderungen von Seiten der Kunden, Transfer ins Unternehmen hinein, zum Kundenbetreuer, zu den Schnittstellen technische Entwicklung und operative Ebene. So werden diese Schnittstellen verzahnt, damit die SEAG die Wünsche ihrer Kunden unternehmensweit auf allen Ebenen realisieren und am Markt bestehen kann. Innovationsfachmann und -fachfrau in drei Schritten Was konkret im Unternehmen geschieht Der Leiterplatten-Produzent SEAG setzt mit seinem Wissensmanagement zugleich beim Innovationsmanagement und bei der Personalentwicklung an. Ein integriertes Projekt fördert den Aufbau und Ausbau von Kompetenzen. Sehr wichtig ist dabei immer der Blick auf das, was andere im Unternehmen tun. Die Qualifizierung gliedert sich in drei Module: 3 3 3 1. Projektmanagement-Fachmann/-frau (GPM/RKW), PMF 2. Innovationsbetreuer/-in (produktionsorientiert), IBP 3. Innovationsbetreuer/-in (vertriebsorientiert)/ Hochschule Mittweida (FH), IBV Das Unternehmen möchte seine verschiedenen Bereiche möglichst weitgehend verknüpfen. Jeder Bereich soll sich Kenntnisse über die anderen 97 PMF IBV Kunde IBP Bereichsübergreifende Kompetenz als Mehrwert: PMF = Projektmanagementfachmann (GPM) IBP = Innovationsbetreuer/in produktionsorientiert IBV = Innovationsbetreuer/in vertriebsorientiert Bereiche aneignen, damit die Mitarbeiter ein ganzheitliches Verständnis des Innovationsprozesses entwickeln. Zu diesem Zweck werden in jedem Qualifizierungsbereich auch so genannte Nahtstellenkompetenzen der beiden anderen Module vermittelt, beispielsweise: 3 3 3 3 3 3 3 Umgang mit Projektarbeit Arbeitszeitmodelle und deren potenzielle Wissensverluste (etwa beim Schichtwechsel) Optimale Gestaltung von Hochlaufphasen Kundenentwicklungsplantechnik Vertriebs- und Produktionskennzahlen Preispolitik Beschwerdemanagement Geplant ist: Teilnehmer(innen), die alle drei Module mit erfolgreicher Prüfung absolviert haben, erhalten die Berechtigung, die Prüfung zur Abschlussqualifikation als „Innovations-Fachkraft“ abzulegen. Jedes Modul beinhaltet sowohl eine Zwischenprüfung als auch eine unabhängige, anerkannte Abschlussprüfung: dies erhöht die Lernmotivation der Teilnehmer zusätzlich. Lehrgang ist Freizeit Die Teilnahme an den Qualifizierungen ist freiwillig. Die Zeit des Lehrgangs gilt nicht als Arbeitszeit. Bisher haben 40 Mitarbeiter die Qualifizierungen erfolgreich absolviert, und die Wartelisten für weitere Termine sind lang. Prinzipiell kann jeder Mitarbeiter, unabhängig von der Art seiner Tätigkeit, jedes der Qualifizierungsmodule besuchen. Die Lehrgänge werden im Unternehmen öffentlich ausgeschrieben. Die Zahl der Teilnehmer ist jedoch auf 12 pro Kurs begrenzt. Falls erforderlich, entscheidet ein Eignungstest (IBP) oder Gespräche mit dem direkten Vorgesetzten über die Auswahl. Referenten und Betreuer der Lehrgänge sind, neben einigen externen Trainern, die jeweiligen Hauptabteilungsleiter, Abteilungsleiter und Schichtführer. Auch für sie bedeutet das Projekt Integrative Mehrebenen-Qualifikation ein hohes zeitliches Engagement, zusätzlich zu den sonstigen Arbeitsaufgaben. Die externen Referenten stimmen die Inhalte ihrer Kurse im Vorfeld eng ab, sodass eine zielgerichtete Qualifizierung im Sinne des Unternehmens gewährleistet ist. Offen für alle: Vorteile für alle Neben den eigenen Mitarbeitern sind zu den Lehrgängen auch Mitarbeiter von Fremdunternehmen, hauptsächlich aus der eigenen Region, zugelassen – und bewusst auch Kunden und Mitbewerber. Diesen Anteil externer Teilnehmer nutzt SEAG als Benchmark, um sich selbst im Vergleich mit Fremdunternehmen zu bewerten, sich kontinuierlich zu verbessern und Kundenwissen unmittelbar ins Unternehmen zu holen. Es entsteht ein Wissensnetzwerk, durch das aus den Erfahrungen und Problemen der anderen gelernt werden kann. Hinzu kommt ein finanzieller Aspekt: Gäste aus externen Unternehmen zahlen eine Teilnahmegebühr; bei internen Teilnehmern trägt SEAG die Kosten. SCHWEIZER ELECTRONIC AG „Sie können sich nur eine Zeitlang verstellen.“ Bernfried Fleiner, Lehrgangsleiter, auf die Frage, ob es Verhaltensregeln gebe für den Umgang mit Lehrgangs-Teilnehmern aus Konkurrenzfirmen. Vertrieb Personal Abhängigkeiten Attraktivität Produktion Entwicklung Verwaltung Geld (Budgets) Vorräte Anlagen Umsetzung Ergebnis Idee Potenziale Idee Wunschbild Vision Wunschbild Impuls Impuls Nach jedem Lehrgang werden Referentenund Teilnehmerfragebögen ausgegeben. So kann man im Projektteam Lehrgangsinhalte und Ablauf kritisch beleuchten und bei Bedarf für die nächste Durchführung optimieren (Lessons Learned). Innovationsprozess Ablauf einer Innovation Verkaufsprozess 98 Unternehmensstrategie Marktbearbeitungsstrategie Koalition Gleichgesinnter Handlungsenergie Organisationsstruktur Steuerungssysteme Verkaufsziele Unterstützende Materialien, Maßnahmen Verkaufsergebnisse Verkaufsstrategien Verhalten im Kundenkontakt Führung und Management Innovationsbetreuer (produktionsorientiert), IBP Projektmanagementfachmann /-frau, PMF/RKW Die Ausbildung zum Innovationsbetreuer (produktionsorientiert) findet aufgrund des Schichtmodells für die Mitarbeiter als Blockunterricht statt: eine Woche Theorieunterricht, drei Wochen Praxis im Unternehmen; eine weitere Woche Theorie, wieder drei Wochen Praxis und abschließend eine Woche Theorie mit Abschlussprüfung. Der Theorieunterricht findet außerhalb des Unternehmens statt, in einem benachbarten Feriendorf. Für die Theoriephase bekommen die Teilnehmer einen „Wissensspeicher“ – einen Ordner mit Unterlagen und Fachliteratur – den sie nach dem Lehrgang behalten. Die Qualifizierung zum Projektfachmann /-frau findet in acht Präsenzphasen statt, jeweils etwa einmal im Monat am Freitag und Samstag. Dazwischen liegen „Heimlernphasen“, in denen die folgende Präsenzphase mithilfe des Wissensspeichers in Eigenarbeit vorzubereiten ist. Der Wissensspeicher besteht auch hier in erster Linie aus Papierunterlagen. Darüber hinaus können die Teilnehmer für die Dauer des Lehrgangs eine elektronische Projektplattform nutzen – mit Gruppenkalender, Diskussionsforum, Kontaktliste, Kursplan und Dokumentenarchiv. Während des Lehrgangs bearbeiten die Teilnehmer im Unternehmen, an ihrem Arbeitsplatz, ein konkretes Transferprojekt. Sie präsentieren es als Studienarbeit im Kurs und arbeiten es schriftlich aus. Auch am Ende des PMF-Lehrgangs steht eine anerkannte Abschlussprüfung und damit ein durch die Gesellschaft für Projektmanagement (GPM/RKW) anerkannter Titel. Während der Praxisphase durchlaufen die Teilnehmer gemeinsam alle Stationen des Produktionsprozesses und lernen die Arbeitsschritte kennen, die ihrer eigenen Tätigkeit vor- und nachgelagert sind. „Was es braucht, ist, dass sich die Leute gegenseitig verstehen. “ Bernfried Fleiner, Hauptabteilungsleiter Entwicklung und Lehrgangsleiter bei der SEAG Die Qualifizierung zum produktionsorientierten Innovationsbetreuer umfasst alle Inhalte des Leiterplattenwerkers; ihren Abschluss bildet eine anerkannte IHK-Prüfung zum Leiterplattenwerker. Dieses dritte Modul wird derzeit von der SEAG mit Unterstützung eines externen Beraters inhaltlich konzipiert. Der Ablauf orientiert sich am PMF-Lehrgang. Wie für den produktionsorientierten Innovationsbetreuer gilt, dass es eine solche Qualifizierung bisher in dieser Form nicht gibt. Auch den Titel Innovationsbetreuer hat die SEAG selbst entwickelt. 99 Erfolgsfaktoren Maßgeblich für den Erfolg des Projekts Integrative Mehrebenen-Qualifikation waren drei Faktoren: „Seit ich weiß, wie viel Arbeit aus den vor- und nachgelagerten Produktionsschritten in einer Platte steckt, gehe ich an meiner Station mit den Werkstücken noch mal sorgfältiger um und 3 1. Die Unternehmensleitung bekannte sich klar zum Projekt, der Vorstand beschloss einen finanziellen Initialanschub („Risikobudget“ – „Wir probieren das jetzt“). Diese Haltung wurde sicherlich unterstützt durch einen Zwang zur strategischen Neuausrichtung im Jahr 2002. 3 2. Die Hauptabteilungsleiter als Lehrgangsleiter und Referenten haben sich in der Konzeptionsphase des Projektes zeitlich stark engagiert – und die Mitarbeiter waren hoch motiviert. 3 3. Statt isolierter Einzelmaßnahmen entstand ein stimmiges Gesamtkonzept, das die Unternehmensziele berücksichtigte Nutzen Durch die Verknüpfung der thematischen Ausbildung in den Bereichen Vertrieb, Entwicklung und Serienanlauf wird das Wissensniveau im gesamten Innovationsprozess angeglichen. Ein besseres gegenseitiges Verständnis der in den Innovationsprozess involvierten Bereiche verbessert den Prozessablauf insgesamt und verkürzt dadurch die Zeitspanne zwischen Produktidee und Marktfähigkeit. Die Schnittstellenproblematik hat sich deutlich verbessert, was die Effizienz steigert und die Produktivität erhöht. Die raschere Marktfähigkeit der neuen Produkte und deren größere Passgenauigkeit (gemessen an den Kundenanforderungen) resultieren nachweislich in höheren Kostendeckungsbeiträgen. Zu verzeichnen sind außerdem ein erhöhtes Qualitätsbewusstsein sowie, aufgrund des vergleichbaren Wissensniveaus der Mitarbeiter, zielgerichteter verlaufende Projektbesprechungen im Unternehmen. Der Nutzen für die Führungskräfte liegt in einer schnelleren und besseren Delegation und einem besseren Verständnis der übertragenen Aufgaben – dank der jetzt einheitlichen Wissensbasis und Kompetenz in puncto grundlegende Werkzeuge, etwa des Projektmanagements. beachte auch die Qualitätsvorschriften genauer als früher.“ Steffen Pollak, Produktionsmitarbeiter, Arbeitsstation Bohren Das auch in technischer Hinsicht qualifiziert auftretende Personal bringt einen Imagegewinn beim Kunden: Vertriebsmitarbeiter mit Kenntnissen aus Entwicklung und Produktion können mit einem technisch orientierten Kunden auf Augenhöhe kommunizieren. Zudem erfassen sie die Kundenanforderungen besser und transferieren Kundenwissen effektiver ins Unternehmen. Die Motivation der Mitarbeiter steigt durch die Aussicht auf einen anerkannten Titel und die besseren Karrierechancen im Unternehmen zur Teilnahme am Lehrgang – obgleich damit kein explizites Karriereversprechen seitens des Unternehmens verbunden ist. 100 Sitec Industrietechnologie GmbH: Maschinenbauer organisiert Wissenserhalt und Wissenserwerb Das mit 36 Mitarbeitern gegründete Unternehmen beschäftigt heute 150 Menschen. Weitere 26 Mitarbeiter zählt die vor einigen Jahren aus der Taufe gehobene Tochterfirma Sitec Automations GmbH. Sitec erzielt einen Jahresumsatz von 27 Mio. Euro. An den Start gingen 1991 zwei Geschäftsführer, die zuvor leitende Mitarbeiter in einem industrienahen Forschungsinstitut für Werkzeugmaschinenbau gewesen waren. Sie nutzten ihre dort geknüpften, teils auch ausländischen Kontakte, um Sitec aufzubauen. Nach der Wende standen sie erstmalig vor der Aufgabe, ihre Produkte zu vermarkten. Sitec stellt Produktionsanlagen und Sondermaschinen für Montage, Laser- und elektrochemische Bearbeitung her – kundenspezifisch und in Serie. Spezialität und Alleinstellungsmerkmal ist die Integration von verschiedenen Technologien in Montageanlagen, insbesondere der Lasertechnologie. Durch Nutzung von entwickelten Prototypen zur Fertigung von Zulieferteilen für den Automotivebereich werden unmittelbar im Unternehmen wichtige Informationen zu Qualität, Verfügbarkeit und Bedienerfreundlichkeit gewonnen. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Sitec Industrietechnologie GmbH 3Firmensitz Chemnitz (Sachsen) 3Branche Maschinenbau 3Produkt Entwicklung und Bau von Sonderma- schinen (Montage-, Laser- und elektro- chemische Anlagen); Spezialist bei der Integration von innovativen Techno- logien, insbesondere von Lasertechno- 1991 3Mitarbeiter (2006) 150 3Ansprechpartner Dr. Dieter Fischer: 3Internet Um sich neues Wissen systematisch anzueignen, hat das Unternehmen zunächst die 50 wichtigsten fachlichen Themenfelder definiert. Auf dieser Grundlage legte Sitec ein Verfahren fest, mit dem brand- aktuelle Informationen aus Fachzeitschriften systematisch erfasst und unternehmensintern zur Verfügung gestellt werden. Eine zweite zentrale Aufgabe war, den Wissensaustausch zu organisieren. Zu diesem Zweck hat Sitec mehrere Instrumente entwickelt: Ein wöchentliches Meeting sorgt für Erfahrungsaustausch, bei dem die Jüngeren von den Erfahrungen der Älteren profitieren. „Wichtig ist, vor der Wissensexplosion zu handeln“ Dr. Dieter Fischer logie in Montageanlagen 3Gegründet [email protected] www.sitec-chemnitz.de Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen einen Mentor oder eine Mentorin zur Seite gestellt. Sie oder er hilft ihnen, sich in die wissensintensiven Aufgaben bei Sitec einzufinden. Jedes Projekt wird umfangreich dokumentiert, und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können auf diese Dokumentationen zugreifen. Ausgangssituation und Ziele: Maschinenbauer organisiert Wissenserhalt und Wissenserwerb In Bezug auf das unternehmensrelevante Wissen sah sich Sitec vor zwei große Probleme gestellt: Zum einen galt es die eigene Innovationskraft zu stärken – den wichtigsten Faktor bei der nachhal- 101 Was konkret im Unternehmen geschieht Sitec engagiert sich zum einen, um das vorhandene Wissen im Unternehmen zu halten und nutzbar zu machen. Zum anderen hat das Unternehmen ein Verfahren entwickelt, um sich neues Fachwissen aus externen Quellen anzueignen. Organisierter Erfahrungsaustausch tigen Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Daher muss sich das Unternehmen ständig neues Wissen aneignen. Zum anderen sind die Wissensträger bereits überdurchschnittlich alt – einige von ihnen 60 Jahre und älter; sie waren im Alter von 50 bereits bei der Gründung dabei. Damit ist der drohende Wissensverlust durch Ausscheiden von Experten zum brennenden Problem geworden. Erschwerend kommt ein hoher Grad der Spezialisierung hinzu: Spezialisiertes Wissen ist oft in einzelnen Personen konzentriert. Zudem sind fast alle Wissensträger bei Sitec Akademiker. Sie haben das Lernen gelernt und sind gewöhnt, sich neues Wissen selbstständig anzueignen – was arbeitsteilige Lösungen für den Wissenserwerb nicht unbedingt fördert. Darüber hinaus stand das in eigenen Projekten gewonnene Wissen nicht allgemein zur Verfügung und ging daher beim Ausscheiden des jeweiligen Experten teilweise verloren. So musste das Rad immer wieder neu erfunden werden. Sitec hatte also vor allem zwei Ziele: 3 1. Wissen sichern gegen den Verlust durch Fluktuation, da viele Wissensträger in Kürze altersbedingt ausscheiden; 3 2. Wissen generieren, um die eigene Innova- tionskraft zu sichern. Immer wieder freitags: Um den Transfer des Projektwissens zu fördern, steht bei Sitec ein wöchentliches zweistündiges Projektleitertreffen auf dem Programm. Hier kommen aktuelle Probleme aus den Projekten zur Sprache, und die Projektleiter tauschen ihre Erfahrungen aus. Als Projektleiter bestimmt man bevorzugt Generalisten, die den Überblick über ein Projekt als Ganzes wahren können, und die nicht „zu tief“ in einer bestimmten Materie stecken. Jeder Projektleiter betreut 3 bis 6 Projekte parallel, die sich in unterschiedlichen Stadien der Bearbeitung befinden. Möglich ist dies, weil sich die Abläufe der Projekte immer ähneln, vom Start über die Planung hin zur Realisierung und zur Qualitätssicherung. Dokumentation und Archivierung helfen, Wissen aus abgeschlossenen Projekten zu nutzen: Wann immer zusätzliches Spezialwissen erforderlich ist, kann der Projektleiter auf eine Dokumentenablage mit Beschreibungen aus vergangenen Projekten zurückgreifen, um das fehlende Know-how zu ergänzen. Alt hilft Neu Auch um die Nachwuchskräfte kümmert man sich gezielt und intensiv. Jede(r) neu Eingestellte bekommt in der Anfangszeit einen Mentor zur Seite gestellt, der in die Abläufe und Arbeitsgänge einweist und beim Vertrautwerden mit der neuen Umgebung behilflich ist. So findet das Wissen seinen Weg von den alteingesessenen Mitarbeitern zu den Neuen. Begleitend: Treffen mit Wirkung Jedes Jahr im November veranstaltet Sitec eine zweitägige Klausurtagung, auf der leitende und 102 Sitec Industrietechnologie GmbH verantwortliche Mitarbeiter über Strategie und Visionen des Unternehmens beraten. Während dieser Tagungen entstehen meist neue F&E-Projekte, die man gleich durchdiskutiert: Wie gut passt die Idee zur Strategie und Ausrichtung des Unternehmens? Welche Schwierigkeiten können bei der Umsetzung auftreten? Welche Vorgehensweisen bieten sich an? Des Weiteren treffen sich vierteljährlich die Verantwortlichen des F&E-Bereichs, um über den Fortschritt, über Methoden und über Probleme der Projekte zu sprechen. Sekretärin die Titel aller gesammelten Beiträge in einer Word-basierten Liste, die in einem öffentlich zugänglichen Dateiordner („Infocenter“) gespeichert ist. Den Aufwand im Griff Der Aufwand für dieses Projekt blieb erfreulich überschaubar. Das Briefing für die Mitarbeiter war kurz gehalten. Statt einen fremden Thesaurus zu übernehmen und anzupassen, erstellte man einen eigenen und verteilte diese Arbeit auf die jeweils zuständigen Abteilungen. Das bedeutete unterm Strich weniger Aufwand, denn alles lief im Tagesgeschäft mit. Neues Wissen aufgelesen: das Zeitschriftenprojekt Welche Schwierigkeiten hat es gegeben? Den Erwerb von neuem Fachwissen zu systematisieren, war für Sitec die zweite entscheidende Herausforderung. In der Startphase des Projektes recherchierte ein Sitec-Mitarbeiter 3 Monate lang die Möglichkeiten des Wissensmanagements in einem KMU. Seine Ergebnisse bewertete er nach dem Verhältnis von Aufwand und Nutzen. Das Fazit lautete: Eine technische Lösung in Form eines Speichersystems mit ausgefeilten Suchmöglichkeiten war für ein KMU wie Sitec zu teuer. Schritt 1 des Zeitschriftenprojektes bestand daher wieder in „Handarbeit“. Die Abteilungsleiterrunde definierte die für das Unternehmen wichtigsten Themenfelder. Diese inhaltlichen Bereiche untergliederte man in 50 Einzelbegriffe und hatte damit den Sitec-eigenen „Thesaurus“ geschaffen – eine Systematik zum Erfassen neuer Wissensinhalte. Als Schritt 2 folgte die Suche nach den ent- scheidenden Wissensquellen: 10 ausgewählte Personen bekamen den Auftrag, die für Sitec wichtigsten Fachzeitschriften herauszufiltern. Das Ziel war eine Routine, nach der jeder jeweils einen Zeitschriftentitel im Erscheinungsintervall anhand des „Thesaurus“ durchforstet. Die Abteilungsleiter kennzeichnen die relevanten Beiträge, die Sekretärin fertigt Kopien an und heftet sie nach der Thesaurus-Systematik in Papierordnern ab. In dieser Form stehen sie dann als Kopiervorlagen allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung. Darüber hinaus erfasst die Vereinzelt gab es Startprobleme, insbesondere bei der Zuteilung der Aufgaben im Rahmen des Zeitschriftenprojekts. Auf der einen Seite fühlten sich einzelne Mitarbeiter in ihren Kompetenzen übergangen, weil sie nicht in die Zeitschriftenrecherche eingebunden wurden. Ursache dieses Problems ist allerdings eine, aus der Wissensperspektive betrachtet, erfreuliche Tatsache: Etwa die Hälfte der Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind akademisch ausgebildet, und fast alle waren für die Recherche geeignet. Auf der anderen Seite gab es zur Recherche Eingeteilte, die diese Aufgabe gar nicht übernehmen wollten. Zudem zeigte sich im Fortgang des Zeitschriftenprojektes, dass man um kontinuierliche Kontrolle nicht herumkam. Nur auf diese Weise konnte man das erforderliche Niveau an Sorgfalt dauerhaft stützen. So etablierte sich bei Sitec auch im Umgang mit der Ressource Wissen, was in der Fertigung längst als Selbstverständlichkeit gilt: durchgängiges Qualitätsmanagement. 103 usd.de ag: IT-Systemhaus will von eigenen Mitarbeitern lernen usd.de ag (usd – Unternehmensberatung, Softwareentwicklung und Dienstleistungen) ist als Systemhaus spezialisiert auf strategische IT-Themen und komplexe IT-Projekte. Die usd erbringt Beratungsleistungen und entwickelt IT-Lösungen speziell in den Bereichen IT Security, Informationsmanagement und Qualitätsmanagement. Kurzprofil der Wissensmanagement-Aktivitäten Von zentraler Bedeutung im Wissensmanagement der usd ist die Mitarbeiter-Akademie. Ihr Ziel ist es, den internen Austausch von Wissen zu fördern. Jeder, der im Unternehmen projektrelevante Erfahrungen gesammelt oder sich Fachwissen angeeignet hat, kann und soll sein Wissen in diesem Rahmen aufbereiten und zugänglich machen – unabhängig von seiner Position. Ergänzt wird das Programm der usd-Akademie durch externe Dozenten, die zu ausgewählten Fachthemen vortragen. Außerdem hat die usd verschiedene Wissensmanagement-Instrumente im Bereich Projekt- management entwickelt, um projektbezogene Informationen transparent zu dokumentieren und die gewonnenen Erfahrungen für das Unterneh- men nutzbar zu machen. Ausgangssituation und Ziele: IT-Systemhaus will von eigenen Mitarbeitern lernen Die Kundenprojekte der usd haben in der Regel einen komplexen Zuschnitt und erfordern die neuesten Technologien und Konzepte. Entsprechend vielschichtig ist das Wissen, das jede Projektgruppe braucht, um ihre Aufgabe effizient zu bewältigen. Das im Projektverlauf erworbene Know-how einschließlich des spezialisierten Fachwissens soll nachhaltig in das Unternehmen einfließen. Ziele Generelles Ziel war es, Instrumente zu entwickeln und zu etablieren, mit denen das Unternehmen von jedem einzelnen Mitarbeiter und aus jedem einzelnen Projekt lernt und sein Know-how erweitert. usd.de ag 3Firmensitz Langen (Hessen) 3Branche Informationstechnologie 3Produkt Beratung, Softwareentwicklung und Service 3Gegründet 1994 als GmbH (AG seit 2000) 3Mitarbeiter (2005) 40 3Internet www.usd.de Im Einzelnen gewünscht waren 3 3 3 3 aktuelles Fach- und Methodenwissen für möglichst viele Mitarbeiter eine breite Wissensbasis auf hohem Niveau detailliertes Spezialwissen in den einzelnen Bereichen (IT Security, Informationsmanage- ment, Qualitätsmanagement und Softwareentwicklung) Weitergabe von Erfahrungen und „Best Practices“ aus Projekten Was konkret im Unternehmen geschieht: Mitarbeiter schulen Mitarbeiter Wissen kontinuierlich weiterzugeben lohnt sich besonders in Unternehmen, die mit jedem Projekt wichtiges neues Wissen erwerben. Gefordert sind hierbei vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbst. Das Systemhaus usd.de ag hat diese Grundidee zu einem schlüssig konzipierten Prozess weiterentwickelt. 104 usd.de ag Die usd-Akademie Das Motto „Mitarbeiter schulen Mitarbeiter“ drückt den Kern der Idee aus, die bei der usd hinter der Akademie steht. Dieser Kern wurde noch erweitert – die Akademie steht ausdrücklich auch Partnern und Kunden offen. Das Prinzip „Mitarbeiter schulen Mitarbeiter“ hat zwei insbesondere unter WissensmanagementGesichtspunkten wertvolle Nebeneffekte gezeigt: Zum einen schulen sich die aktiven Mitarbeiter beim Erstellen ihres Vortrags in Präsentationstechniken; darüber hinaus setzen sie sich intensiv mit ihrem Thema auseinander. Bei den einzelnen Veranstaltungen herrscht eine angenehme, zwanglose Atmosphäre. Dies spiegelt sich auch in Details wie der Anredeform „Du“ auf dem Feedbackbogen wider. Die Motivation der Mitarbeiter sowohl zur Teilnahme als auch zum Vortragen bei der Akademie ist sehr gut: Pro Jahr werden bei der usd etwa 20 bis 30 Schulungen angeboten – und mehr als 90% davon finden tatsächlich statt. Schritt für Schritt: Ein Vortrag – von der Idee bis zur Nachbereitung Einen Vortrag, bitte ... Wer sich ein bestimmtes Thema als Vortrag wünscht oder eine Idee für einen eigenen Vortrag hat, kann dies über seinen Bereichsleiter oder direkt an die Koordination für die Akademie weitergeben. Umgekehrt geben die Bereichsleiter und die Akademie-Koordination Anregungen, welche Themen adressiert werden könnten und sollten. Sofern ein Themenwunsch am Anfang stand, ist als Nächstes zu klären: Wer kann und möchte den Vortrag halten? Den Startschuss für die Realisierung eines AkademieVortrags gibt der Bereichsleiter. Am Anfang steht dabei immer eine erste Abschätzung, welchen Nutzen die Beschäftigung mit dem gewünschten Thema hat – konkret, wie relevant das Thema für die usd ist und wie viele Teilnehmer der Vortrag interessieren wird. Die Messlatte liegt hoch Der Bereichsleiter entscheidet, ob eine Vortragsidee verfolgt wird oder nicht. Er berücksichtigt alle Aspekte der Durchführung: Wie relevant ist das Thema, wie tief gehend der Ansatz? Ist eine ausreichend hohe positive Resonanz abzusehen? Bringt ein solcher Vortrag das Unternehmen voran? Gemeinsam mit dem als Dozent vorgesehenen Mitarbeiter gilt es dann den Aufwand abzuschätzen, den die Vorbereitung verursachen wird – schließlich gilt die Vorbereitungszeit für Akademieprojekte in der Regel als Arbeitszeit. Dozenten-Information Ein eigens entwickeltes Informationsblatt gibt Dozenten aktuelle und praktische Hinweise an die Hand. Besonders hilfreich ist er für Mitarbeiter, die mit didaktischen Techniken nicht so vertraut sind. In dem Dokument finden sie auch konkrete Hinweise auf Anforderungen und Pflichten des Dozenten – von 105 Ist der Vortrag auch für Kunden und Partner der usd vorgesehen, erhalten diese eine persönliche Einladung per E-Mail. Außerdem steht die Information auf dem usd-Akademiekalender im Internet (www.usd.de) zur Verfügung. Für Themen, die besonders viel Zuspruch erfahren, wird gegebenenfalls ein zusätzlicher Termin vorgesehen. Dr. Patrick Theobald, Vostand Die sorgfältige Vorbereitung und generell hohe Weiterbildungsbereitschaft zahlen sich aus: Mehr als 9 von 10 angekündigten Vorträgen finden tatsächlich statt. Konkrete Vorbereitung und Durchführung der Auswertung des optionalen Feedbackbogens bis hin zur Verantwortung für die Räumlichkeiten. Konkrete Planung Ist der Dozent gefunden, folgt die Feinplanung: Die Inhalte werden abgestimmt, ein Termin wird festgelegt, und ein geeigneter Raum wird reserviert – Beamer und entsprechende Infrastruktur sind immer vorhanden. Vorträge finden im geräumigen Besprechungsraum statt; sofern praktische Übungen am Rechner anstehen, ist der EDV-Raum der Ort der Wahl. Die Koordination erarbeitet zusammen mit dem Dozenten einen Textvorschlag für die Ankündigung und stimmt diesen gegebenenfalls mit dem jeweiligen Bereichsleiter ab. Sofern zu einem Vortrag auch Kunden der usd eingeladen werden sollen, erfolgt außerdem eine Abstimmung mit dem Vertrieb. Ankündigung Steht ein Termin fest, wird er per E-Mail (Outlook/ Push) bekannt gegeben, das heißt, alle usd-Mitar- beiter erhalten eine elektronische Einladung etwa 4 Wochen vorab. So können sie per Klick ab – oder zusagen. Bei einer Zusage wird der Termin automa- tisch in ihrem Kalender vermerkt. Eine Liste der Vorträge mit allen relevanten Details ist außerdem im usd-Intranet zu finden. Jeder Dozent führt seine Veranstaltung eigen- verantwortlich durch. Dazu gehört auch, den Raum für den Vortrag herzurichten und im Anschluss wieder aufzuräumen. Außerdem gilt es, die hausübliche Verpflegung zu organisieren – denn Getränke, Brezeln und Obst sorgen für angenehmes Klima. Dies wird vom Bereich Personal & Organisation sicher gestellt. Die Vorträge dauern in der Regel 1,5 bis 2 Stunden. Eine Teilnehmerliste liegt zur Unterschrift aus. Unmittelbar nach dem Vortrag erfahren die Dozenten mündlich, welchen fachlichen und persönlichen Eindruck sie bei den Teilnehmern hinterlassen haben. Darüber hinaus füllen die Teilnehmer nach der Veranstaltung einen Feedbackbogen aus – aber nur, wenn der Dozent das wünscht. Nachbereitung Der Feedbackbogen ist in erster Linie für den Dozenten selbst gedacht und soll bei der Vorbereitung künftiger Vorträge helfen. Das Feedback wird nicht dazu benutzt, um Vortragende zu beurteilen. Der Dozent stellt seine Folien nach seiner Veranstaltung im Intranet zur Verfügung. Im Fall von mehrteiligen Veranstaltungen erstellt die AkademieKoordination ein Zertifikat als Teilnahmebestätigung, wobei die Inhalte mit dem Dozenten abgestimmt werden. Eine formlose Nachbetrachtung des Vortrags mit dem Bereichsleiter und der Akademie-Koordination rundet das Vortragsprojekt ab. 106 usd.de ag Die Abteilung Personal & Organisation übernimmt die Aufgabe, die verbindlich geführte Teilnehmerliste in die Mitarbeiterakten und -profile einzupflegen. Eigene Vorträge und die besuchten Termine spielen bei Mitarbeitergesprächen eine Rolle, beispielsweise im Rahmen von Zielvereinbarungen. Erfolgsfaktoren Eine wesentliche Herausforderung für das Funktio nieren der Akademie liegt bei den Bereichsleitern und der Akademie-Koordination: Sie müssen die Relevanz der Themenvorschläge und die Erfolgsaussichten der einzelnen Vorträge richtig einschätzen. Nur wenn ein Thema bei den Mitarbeitern, Partnern und Kunden auf ausreichendes Interesse stößt, wird die Veranstaltung besucht und der investierte Aufwand hat sich gelohnt. Begleitende Maßnahmen im Überblick Die Mitarbeiter-Akademie existiert nicht im luftleeren Raum. Um aus den eigenen Projekten Wissen zu gewinnen und in möglichst standardisierter Form zu dokumentieren, hat die usd eine ganze Reihe weiterer Instrumente entwickelt. Die wichtigsten in Stichworten: 3 Das Projektdatenblatt hält die Eckdaten jedes Projekts fest, von der Aufgabe über die verwendeten Technologien bis zu den Ansprechpartnern und Mitarbeitern. Es stellt dabei wichtige Planungsdaten und tatsächlichen Projektverlauf gegenüber (zum Beispiel: Aufwand, Zeitbedarf). Das Projektdatenblatt wird zu Beginn des Projektes erstellt und im Rahmen des Projektabschlusses ergänzt und aktualisiert. Die Projektdatenblätter werden zentral abgelegt und sind für alle Mitarbeiter der usd zugänglich – so kann sich jeder über die aktuelle Projektlage informieren. 3 Der Projektstatusbericht standardisiert die Statusabfrage, einschließlich Terminen, Erfüllungsgrad, Perspektive des Kunden (Zufriedenheit) und aktuellem Änderungsbedarf bei der Ressourcenplanung. Projektstatusberichte werden in der Regel wöchentlich erstellt, zentral abgelegt und dienen vorrangig als Information für den Kreis der Projektleiter. 3 Der Leitfaden zur ProjektabschlussBesprechung gibt konkrete Anregungen und Hilfestellungen zur Durchführung der vorgesehenen Nachbetrachtung des Projekts im Team. 3 Der Projekt-Abschlussbericht wird vom Projektleiter als Ergebnis der Nachbetrachtung verbindlich erstellt. Er hält die wichtigsten Ergebnisse und Erfahrungen in standardisierter Form fest. Ihre Ideen zu einem guten Umgang mit Wissen in Ihrem Unternehmen: Ihre Ideen zu einem guten Umgang mit Wissen in Ihrem Unternehmen: Ihre Ideen zu einem guten Umgang mit Wissen in Ihrem Unternehmen: Ihre Ideen zu einem guten Umgang mit Wissen in Ihrem Unternehmen: Das Projektkonsortium der „Roadshow Wissensmanagement“ Die Unternehmen ARCADIS Deutschland GmbH Bertram Subtil [email protected] www.arcadis.de IMM Gruppe Mandy Honomichl [email protected] www.imm-gruppe.de B&W Fahrzeugentwicklung GmbH Jürgen Wiemann [email protected] www.b-w-fahrzeugentwicklung.de incowia GmbH Dr. Ingo Schrewe [email protected] www.incowia.com bad & heizung concept AG Thomas Wienforth [email protected] www.bad-heizung.de INOSOFT AG Thomas Winzer [email protected] www.inosoft.de BENNEWITZ Alexander Apian-Bennewitz [email protected] www.bennewitz.com Köhler & Ziegler Anlagentechnik GmbH Helmut Ziegler [email protected] www.koehler-ziegler.de Bremer Werk für Montagesysteme GmbH Hans-Jürgen Schönert [email protected] www.bwm-gmbh.de Kübler GmbH Emilia Maier [email protected] www.kuebler-hallenheizungen.de brühne gruppe Rainer Weichbrodt [email protected] www. bruehne.de Malerweiß Joachim Weiß [email protected] www.malerweiss.de Campus Consult e.V. Lutz Milke [email protected] www.campus-consult.de META-LEVEL Software AG Peter Raber [email protected] www.meta-level.de CONET Solutions GmbH Rainer Mrasek [email protected] www.conet.de PHOENIX CONTACT GmbH & Co. KG Boris Hagemeier [email protected] www.phoenixcontact.com Cruse Leppelmann Kognitionstechnik GmbH Martin Decker [email protected] www.clkgmbh.de Reichhart Logistik Gruppe Melanie Theil [email protected] www.reichhart.eu domino-world - domino e.v. Lutz Karnauchow [email protected] www.domino-world.de Schweizer Electronic AG Carola Heinsius [email protected] www.seag.de Geschichtsbüro Reder, Roeseling & Prüfer Dr. Dirk Reder [email protected] www.geschichtsbuero.de Sitec Industrietechnologie GmbH Dieter Fischer [email protected] www.sitec-chemnitz.de usd.de ag Michaela Kuhn [email protected] www.usd.de Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) [email protected] www.isl.org AWV – Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung [email protected] www.awv-net.de ck2 Beratung für Wissensmanagement [email protected] www.ck2wissen.de Core Business Development GmbH Institut für Produkt- und Prozessinnovation [email protected] www.cbd-berlin.de VOLLMAR Wissen+Kommunikation [email protected] www.wissen-kommunizieren.de Alle Fallbeispiele sowie zahlreiche weitere Informationen rund um das Thema Wissensmanagement und die Projekte aus „Fit für den Wissenswettbewerb“ und „Wissensmedia“ finden Sie unter www.wissenmanagen.net Bestelladresse: Diese Publikation wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Interessenten können die Publikation bei der AWV – Arbeitsgemeinschaft für wirtschaftliche Verwaltung e.V. unter der E-Mail-Adresse [email protected] oder auf der AWV-Website unter www.awv-net.de/schriften bestellen. Diese Druckschrift wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderten Projektes „Roadshow Wissensmanagement in kleinen und mittleren Unternehmen“ herausgegeben. Sie wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt. Sie darf weder von Parteien noch von Wahlwerbern oder Wahlhelfern während eines Wahlkampfes zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie das Einlegen, Aufdrucken und Aufkleben parteipolitischer Informationen oder Werbemittel. Untersagt ist gleichfalls die Weitergabe an Dritte zum Zwecke der Wahlwerbung. Unabhängig davon, wann, auf welchem Weg und in welcher Anzahl diese Schrift dem Empfänger zugegangen ist, darf sie auch ohne zeitlichen Bezug zu einer Wahl nicht in einer Weise verwendet werden, die als Parteinahme der Bundesregierung zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden werden könnte.