Projekt: Müll und Umwelt

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Projekt: Müll und Umwelt
Abfallberatung für den pädagogischen Bereich
Projekt: Müll und Umwelt
Eine Auseinandersetzung mit dem Themenkreis Müll und Umwelt für Schülerinnen und
Schüler der Primarstufe
Zielvorstellungen
Die Schülerinnen und Schüler sollen mit dem Themenkreis Müll und Umwelt vertraut
gemacht werden und lernen
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unterschiedliche Arten von Abfällen zu erkennen und sie den richtigen Verwertungs- oder
Entsorgungswegen zuzuordnen
Abfälle im Klassenzimmer sicher dem dreiteiligen Trennungssystem (Papier/ Restmüll/
Leichtverpackungen) zuzuordnen
dass Beziehungsgeflecht zwischen ihrem eigenen Umgang mit Müll und dem Schutz der
Umwelt zu erkennen
ihr Wissen und ihre Erfahrung zu dokumentieren und an andere Schüler weiterzugeben
Maßnahme: Vergegenwärtigung des „Müllproblems“ im alltäglichen Leben
1. Erste Einheit: Was ist eigentlich Müll?
Einstieg:
Die Schülerinnen und Schüler bilden einen Stuhlkreis. In der Mitte des Kreises werden auf
einem Tisch verschiedene Abfälle aufgebaut, die den meisten Kindern aus ihrem Alltagsleben
bekannt sein dürften.
Verpackungen (restentleert, ausgespült)
Milch-Tetrapack, Trinkpäckchen, Joghurtbecher, Plastikflasche 0,5 l für Getränke (Multivitaminsaft,
Limo), Getränkedose (Limo, Cola, Eistee), Konservendose (Gemüse, Eintopf, Ravioli), Glasflasche
(Saft), Nutellaglas, Folie von Kindersnacks (Milchschnitte o. Ä.)
Papiere und Kartons
Zeitung, Fernsehzeitschrift, Schulheft, Malblockblatt, Brötchentüte, Lebensmittelfaltkarton
(Cornflakespaket, Reisfaltschachtel), Schuhkarton, Papprolle vom Klopapier
Essensreste
Angebissenes Knäckebrot, Schalen und Reste von Obst und Gemüse
Ausgediente Gebrauchsgegenstände
Kaputter Plastikball, Kugelschreibermine, zerknülltes Papiertaschentuch, alter Putzlappen, verbogene
Gabel, alte Zahnbürste
Im gemeinsamen Gespräch werden Erfahrungen im Umgang mit Müll gesammelt. Die Kinder
sollen lernen, Abfälle den richtigen Entsorgungs- oder Verwertungswegen zuzuordnen. Das
Abfallberatung für den pädagogischen Bereich
Erkunden der Abfälle nach ihrer Funktion und durch Betasten des Materials schult in der
Sicherheit bei der Zuordnung.
Beispiel aus der Unterrichtspraxis:
Grundschule an der Langforthstraße, Projekttage im Herbst 1999, Arbeit mit
Erstklässlern
In der ersten Unterrichtseinheit wird das Müllerkennen und Sortieren erlernt und vertieft. An
mitgebrachten Alltagsbeispielen aus dem Bereich Haushalt erkunden die Kinder einzelne Materialien,
aus denen „Müll“ bestehen kann: Verpackungen aus Weißblech, Aluminium, Glas, Papier und Pappe
und aus Verbundstoffen.
Das „Begreifen“ mit den Händen ist besonders wichtig, um die verschiedenen Materialien sicher
zuordnen zu können. Glas klingt, wenn man es mit dem Fingernagel beklopft, Papier und „sein dickerer
Bruder“ Pappe können gerissen werden. Packungen für Saft und Milch bestehen aus mehreren
Materialien, die man sehen und fühlen kann. Kunststoffe und Folien knistern, wenn man sie
zusammendrückt. In einem zweiten Schritt lernen die Kinder, dass Müll nicht nur aus Verpackungen
besteht. Auch alte abgenutzte Haushaltsgegenstände, Reste vom Essen, Spielzeuge, Zeitungen und
anderes wird eines Tages zu „Müll“.
Die mitgebrachten „Mülldinge“ werden einzelnen Entsorgungssystemen zugeordnet. Bald erkennen die
Kinder, dass es Müll gibt, der zu schade zum Wegwerfen ist. Es ist sinnvoll, Papier und Pappe zum
Container zu bringen, wenn man daraus in einer Papierfabrik noch einmal etwas Neues machen kann.
Einige Kinder haben Mappen und Hefte mit dem blauen Umweltengel in ihren Schultaschen und stellen
fest: das wird aus dem alten Papier!
Das „Geheimnis“ der organischen Abfälle, aus denen Erde werden kann, wenn man sie nicht in die
Restmülltonne wirft, ist nur wenigen Kinder bereits bekannt. Ein paar Jungen und Mädchen haben im
Garten der Familie ( oder im Garten der Großeltern) die Kompostierung beobachtet und können
berichten, dass die „Regenwürmer“ Obst- und Gemüseabfälle fressen und daraus Erde machen. Die
Biotonne war keinem Kind ein Begriff. Deshalb wurde sie als eine Möglichkeit für all die Leute
eingeführt, die keinen Garten haben, aber trotzdem nicht wollen, dass organische Abfälle im „Müllofen“
verbrannt werden. Schließlich- und diese Feststellung kam aus Kindermund- soll man gute Erde nicht
verschwenden.
Beispiel aus der Unterrichtspraxis:
Veranstaltungsreihe „Müll und Umwelt“ an der Grundschule Forellstraße, Arbeit mit
Kindern der 3.Klasse
Die Kinder der Klasse 3c beschäftigen sich intensiv mit dem Thema „Müll und Umwelt“. Drei
Doppelstunden sind angesetzt, um Grundsätzliches über den umweltgerechten Umgang mit Abfällen,
den Kriterien zu Umweltfreundlichkeit, Nachhaltigkeit und Abfallvermeidung und den
Recyclinggedanken zu erfahren.
Erste Doppelstunde
Heute steht die Mülltrennung im Mittelpunkt des Unterrichts.
Alle Kinder wissen bereits, dass es nicht nur die Mülltonne gibt, um das, was keiner mehr braucht, zu
entsorgen. Papier- und Glascontainer sind ebenfalls bekannt. Kleine Erlebnisschilderungen und
Beobachtungen zeigen, dass viele Kinder schon Papier und Glas zu den Containern ihres
Wohnumfeldes bringen. Auch der gelbe Sack ist allen Kindern ein Begriff.
Einige Mädchen und Jungen können berichten, dass Obst- und Gemüseschalen sowie Rasenschnitt und
Laub kompostiert werden können. Ein kleiner Biomüll-Experte erzählt anschaulich von der Tätigkeit
der „Regenwürmer“, die die Bioabfälle fressen und „Erde kacken“ können. Gemeinsam überlegen die
Kinder, was die Leute tun können, die keinen eigenen Garten haben und nicht möchten, dass der
wertvolle organische Abfall in der Restmülltonne landet, um schließlich verbrannt zu werden. Es wird
vorgeschlagen, dass solche Leute bei Verwandten oder Nachbarn mitkompostieren sollen. Sehr schnell
geben einige Kinder zu bedenken, dass nicht jeder einen anderen kennt, der einen Kompost im Garten
hat. Es müsste, so wird gefolgert, einen großen Komposthaufen geben, zu dem alle Leute ihren Biomüll
bringen können. Die Kinder finden es gut, dass an diese Möglichkeit schon gedacht worden ist- sogar in
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einer Form, die recht bequem für alle ist. Wer die Biotonne zur Verfügung hat, kann dort seine
organischen Abfälle sammeln. Der gesammelte Inhalt aller Biotonnen in Herne wird dann auf einen
großen Komposthaufen gegeben, der sogar ein Dach über sich hat. Dort kann dann neue Erde entstehen.
Viele Kinder wollen Zuhause nachfragen, ob man eine Biotonne hat - denn wer will schon gute Erde
verschwenden?
Bei der Beschäftigung mit Restabfällen wird es schwierig, so viele aufzuzählen, dass eine ganze Tonne
damit gefüllt werden könnte. Nur die Kinder, die kleine Geschwister haben, können sofort auf „jede
Menge Pampers“ für die Restmülltonne verweisen.
Und was macht man, wenn man etwas „Umweltunfreundliches“ oder gar „Giftiges“ zu entsorgen hat?
Der Vorschlag, solche Sachen gar nicht zu kaufen, wird gemacht. Aber - wird eingewendet- manchmal
weiß man das erst hinterher. Die Einrichtung des Schadstoffmobils wird erläutert: dort wird man
Insektensprays, Lackdosen und andere Sachen los - ohne das die Umwelt gefährdet wird.
Jetzt wollen wir unser Müllwissen testen. Jedes Kind erhält ein Arbeitsblatt. Es gilt, verschiedene
Abfälle der jeweils umweltgerechtesten Entsorgungsmöglichkeit zuzuordnen. Selbstverständlich kann
man seine Freunde um Rat fragen und gemeinsam überlegen, „was wohin“ gehört. Die abgebildeten
Abfälle können der Restmülltonne, der Biotonne, dem gelben Sack, dem Glas- oder dem
Papiercontainer zugeordnet werden. Nach zehn Minuten machen wir uns an die Besprechung. Jedes
Kind, das etwas richtig zugeordnet hat, kann sich einen Punkt gutschreiben, wer einen organischen
Abfall der Biotonne zugeordnet hat, darf sich sogar zwei Punkte gutschreiben. 19 Abfälle waren
einzuordnen, darunter fünf organische Abfälle. Die Höchstpunktzahl war 24. Fast alle Kinder kamen auf
eine Punktzahl, die um 18 bis 20 Punkte lag. Ein paar kamen sogar auf stolze 24 Punkte. Ob viele
Erwachsene so toll abschneiden würden?
Jede einzelne Abfallart wird besprochen: Was kann damit geschehen, wohin geht dieser Abfall, kann
daraus noch einmal etwas Neues werden?
Nach so viel angestrengtem Nachdenken machen wir noch ein Müllspiel, bei dem nicht nur das
„Köpfchen“ gefragt ist, sondern auch schnelles Laufen eine Rolle spielt.
Auf einen Tisch in einer Ecke des Klassenzimmers werden „Mülldinge“ gelegt: Verpackungen aus
Leichtstoffen, aus Papier und Pappe, Zeitungspapier, ein altes Schulheft, unbrauchbares Spielzeug, eine
Fahrradglühbirne, eine ausgemusterte Zahnbürste, ein „gebrauchtes“ Schnupfenpapiertaschentuch und
andere Dinge mehr. In einer anderen Ecke des Raumes werden die drei Abfallbehälter der Klasse 3c
aufgestellt. Die Aufgabe für die Kinder lautet: Sortiert die Abfälle in die richtigen Behälter ein,
möglichst schnell und natürlich auch richtig. Der „Startschuss“ wird gegeben und die Kinder flitzen los.
In Windeseile ist der Mülltisch leer und die Abfallbehälter sind voll. Von einigen Kindern werden
schnell noch Nachsortierungen durchgeführt- manches Teil wird neu eingeordnet. Nach drei Minuten ist
das Spiel beendet.
Zum Abschluss unserer Doppelstunde schauen wir gemeinsam nach, was in den Abfallbehältern
gelandet ist. Kaum ein Fehlwurf ist zu verzeichnen! Alle Kinder der Klasse 3c bekommen das Recht
zugesprochen, sich künftig als „geprüfte Müllfachleute“ bezeichnen zu dürfen.
Abfallberatung für den pädagogischen Bereich
Zweite Einheit: Was machen wir mit dem Müll, der in unserem Klassenzimmer anfällt?
Nachdem die Kinder gelernt haben, unterschiedliche Abfälle zu erkennen und den geeigneten
Verwertungs- und Entsorgungssystemen zuzuordnen, kann die Frage erörtert werden, was mit
dem Müll passiert, der in den Klassenzimmern anfällt. Jedes Klassenzimmer ist mit drei
Abfallbehältern ausgestattet: Restmüll, Leichtverpackungen, Papier. Die Kinder können
versuchen, die „Mülldinge“ einzusortieren.
Dabei werden sie auf zwei „harte Nüsse“ treffen: Es gibt keine Entsorgungsmöglichkeit für Glas. Es gibt (in der
Regel noch) keine Möglichkeit, organische Abfälle zur Kompostierung bereit zustellen.
• Organische Abfälle werden dem Restmüll beigegeben, es sei denn, die Schule beschließt, eine
Kompostierung zu betreiben, um die Reste vom Obst zusammen mit dem Grün aus dem Gelände verrotten
zu lassen.
• Wer eine Flasche aus Glas mitbringt, muss diese entweder mit nach Hause nehmen, oder auf dem Heimweg
in einen Glascontainer werfen.
Detektivspiel: Wir verfolgen den Weg unserer Abfälle
Nachdem die Kinder den Müll einsortiert haben, kommt die Frage auf: Was passiert jetzt mit
den Abfällen?
In der Dienstanweisung zur Entsorgung von Abfälle und zur Erfassung von Wert- und
Problemstoffen innerhalb der Stadtverwaltung vom 28.Mai 1993 ist der Umgang mit
verschiedenen Abfallfraktionen innerhalb der Gebäude der Stadtverwaltung
vorgeschrieben. Diese Regelung bezieht sich ausdrücklich auch auf Schulgebäude.
Wenn die Behälter für die einzelnen Abfallfraktionen ordentlich sortiert sind, werden
sie vom Reinigungspersonal getrennt entsorgt. Für die Fraktion Restmüll gibt es die
Restmülltonne/den Restmüllcontainer, für die Leichtverpackungen steht die „Gelbe
Tonne“ zur Verfügung. Die Papierabfälle werden gesammelt und von der GbH
abgeholt oder vom Hausmeister /von der Hausmeisterin zum nächstgelegenen
Papiercontainer gebracht.
Die Kinder können das Reinigungspersonal und den Hausmeister/ die Hausmeisterin
„interviewen“ und sich die Entsorgungsbehälter „vor Ort“ auf dem Schulhof anschauen.
Was mit den Abfällen passiert, wenn sie in der „richtigen“ Tonne gelandet sind, kann im
Unterrichtsgespräch gemeinsam herausgearbeitet werden. Hilfreich ist ein Diavortrag, der die
Verwertungs- und Entsorgungswege der wichtigsten Abfallfraktionen in Herne praxisnah und
altersadäquat aufbereitet aufzeigt.
Abfallberatung für den pädagogischen Bereich
Beispiel aus der Unterrichtspraxis:
Grundschule an der Langforthstraße, Projekttage Müll und Umwelt, Arbeit mit
Erstklässlern
Die „Hausaufgabe“ für den zweiten Teil der Unterrichtseinheit bestand darin, Sachen mit- zubringen,
die in den Glas- oder in den Papiercontainer gehören. Jede „Sammlung“ wird von allen Kindern
begutachtet. Zeitungen, Zeitschriften, Papiertüten und verschiedene Faltschachteln wurden mitgebracht. Einige Kinder hatten auch Leichtverpackungen mitgebracht, um darauf hinzuweisen, dass
diese nicht in einen Container gehören, obwohl man es vermuten könnte. „Also, nicht reinlegen
lassen!“: Ein Tetrapack sieht zwar aus, als ob er aus Papier wäre- aber bei genauer Untersuchung findet
man auch Alu und Plastikfolie darin versteckt. Eine Putzmittelflasche ist zwar eine „Flasche“, aber nicht
aus Glas! Gemeinsam werden die Glas- und Papierabfälle zu einem Containerstandplatz gebracht, der
an das Schulgelände angrenzt. Der Anblick, der sich den Kindern der 1 a bot, ließ sie nachdenklich
werden. In den Papiercontainer ging kaum noch etwas hinein und „Müllfrevler“ hatten Tüten mit Müll
aller Art neben den Containern abgeladen. Was ist in einem solchen Fall zu tun? Zusammen wurde
herausgefunden, dass es „bei der Müllabfuhr“ Leute gibt, die sich um solche Probleme kümmern, wenn
man ihnen meldet, was man gesehen hat. Ein Junge erklärte sich bereit, telefonisch durchzugeben, was
die Kinder der Klasse 1 a vorgefunden haben. Im Schulsekretariat wurde die Nummer 16 16 70
angewählt und Bericht erstattet Am Tag der Präsentation sah der Containerstandplatz „wie aus dem Ei
gepellt“ aus.
Dritte Einheit: Müllsammelaktion auf dem Schulgelände
Die Schülerinnen und Schüler haben eine Menge über den richtigen umweltbewussten
Umgang mit Abfällen gelernt. Leider werden sie tagtäglich mit der Unkenntnis oder
Gleichgültigkeit kleiner und großer Mitmenschen konfrontiert: überall liegt Müll herum!
Diese Beobachtung kann Kinder mutlos machen. Deshalb ist die Erfahrung wichtig, dass sie
zumindest in ihrem Umfeld etwas ändern können. Eine Müllsammelaktion auf dem
Schulgelände ist ein gemeinschaftliches Erleben gegen das Gefühl der Ohnmacht („Wir
Kinder können sowieso nichts tun“) und die Resignation ( „Das lohnt sich alles nicht“).
Beispiel aus der Unterrichtspraxis:
Grundschule an der Langforthstraße, Projekttage Müll und Umwelt, Arbeit mit Erstklässlern
Die Kinder der Klassen 1a und 1 b bilden kleine „Einsatzgruppen“ und ziehen bewaffnet mit Müllsäcken,
Greifzangen und Handschuhen los, um den Müll auf dem Schulgelände aufzusammeln. Es kamen mehrere Säcke
voller Abfälle zusammen. Ein Teil des aufgefundenen Mülls mag von den Grundschülern und ihren
Altersgenossen, die am Nachmittag den Schulhof zum Spielen nutzen, weggeworfen worden sein:
Trinkpäckchen, Limodosen, Schokoriegelfolie. Doch eine ganze Menge des aufgefundenen Mülls lässt eher auf
erwachsene Übeltäter schließen: zerbeulte Hausratgegenstände und ganze „Schrankladungen“ alter Kleidung
fanden sich in den Gebüschpflanzungen, die das Schulgelände umgeben
In der Aula wird eine große Folie ausgelegt und die Fundstücke werden darauf gelegt.
Ein leider sehr eindrucksvoller Müllberg zeigt, dass nicht alle Leute soviel Müllwissen haben wie die Kinder der
Klassen 1 a und 1 b.

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