Neuzeit: Pockenimpfung
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Neuzeit: Pockenimpfung
Schulbuch online für Geschichte Geschichte der Heilkunst Neuzeit: Pockenimpfung In China war eine Form der Pockenimpfung schon im 16. Jh. weit verbreitet. Dabei wurden winzige Mengen des Inhalts einer Pockenpustel in die Nasenlöcher der Patienten eingeführt. In Europa wurde vor dem Jahr 1800 fast jeder irgendwann in seinem Leben mit dem Pockenvirus angesteckt. Man bekam Blasen im Gesicht und am übrigen Körper und hohes Fieber. Ungefähr 1/3 aller Kinder starb an dieser Krankheit. Wer überlebte, hatte oft hässliche Pockennarben. Edward Jenner (1749-1823) war ein Dorfarzt in England. Eines Tages kam er in ein Dorf, in dem ein Großteil der Bewohner eben an den Pocken gestorben war. Er traf eine Bäuerin, in deren Haus alle an den Pocken zugrunde gegangen waren. Sie erklärte ihm, dass sie keine Pocken bekommen könne, weil sie bereits Kuhpocken gehabt hätte (eine Form der Pocken, die Kühe bekamen). Jenner hielt diese Erklärung der Frau für Unsinn. Aber die Frau bekam wirklich keine Pocken, während fast alle anderen Dorfbewohner daran starben. In den nächsten 20 Jahren beobachtete Jenner immer wieder, dass die Erklärung der Bäuerin stimmte: Menschen, die früher einmal an den harmlosen Kuhpocken erkrankt waren, bekamen die tödlichen Pocken NICHT! Schließlich wagte Jenner während einer neuerlichen Pockenepidemie einen Versuch: Als ihn eine Frau in seiner Praxis aufsuchte, die an den harmlosen Kuhpocken erkrankt war, entnahm er aus den Eiterbläschen ihrer Hände Flüssigkeit. Damit ging er zu einem achtjährigen Jungen, dessen Familie schwer an den gefährlichen Menschenpocken erkrankt war. Jenner steckte den Buben künstlich mit Kuhpocken an, indem er ihm die Haut ritzte und das Eiter der an Kuhpocken erkrankten Frau unter die Haut schmierte. Der Bub erkrankte an den Kuhpocken. Nach sechs Wochen war die Krankheit vorbei. Konnte der Bub nun wirklich nicht mehr an den gefährlichen Menschenpocken erkranken? Um diese Frage zu beantworten, ritzte Edward Jenner wieder die Haut des Jungen und schmierte das Eiter von sterbenden Pockenkranken in die Wunden. Das Kind blieb gesund! Jenners Erkenntnis wurde zunächst nicht ernst genommen. Aber schon 1806 wurde in der Schweiz die Pockenimpfung gesetzlich verpflichtend. Bald war die Schutzimpfung auf der ganzen Welt gesetzliche Pflicht. Heute gibt es die Pockenkrankheit außer vereinzelt in Entwicklungsländern nicht mehr. Zu: Elfriede Windischbauer, Margarete Gimpl „Geschichte der Heilkunst“, © VERITAS-VERLAG, Linz Schulbuch online für Geschichte Auftrag: 1. Lies den Informationstext genau. 2. Schreibe die Geschichte aus der Sicht von Edward Jenner in dein Heft (ca. 10 Sätze). Beginne so: Ich heiße Edward Jenner und bin ein Dorfarzt in England. Derzeit werden wieder einmal durch die Pocken hunderte Menschen getötet. Vor Jahren erzählte mir eine alte Bäuerin ... 3. Suche dir einen Partner/eine Partnerin. Diskutiert, was ihr vom Menschenversuch Jenners haltet. Einerseits hat er damit viele Menschenleben gerettet, andererseits hat er nicht gewusst, ob der Junge überleben wird. Schreibt mindestens drei Meinungen dazu in eure Hefte! Zu: Elfriede Windischbauer, Margarete Gimpl „Geschichte der Heilkunst“, © VERITAS-VERLAG, Linz