Zu allererst möchte ich mich ganz herzlich bei Prof. Gänsbacher, Dr

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Zu allererst möchte ich mich ganz herzlich bei Prof. Gänsbacher, Dr
Erfahrungsbericht Neurology-Rotation am UT Southwestern Medical Center in Dallas
29.03.2012 – 26.05.2012:
Zu allererst möchte ich mich ganz herzlich bei Prof. Gänsbacher, Dr. Stüve, Dr. Agostini und
Joyce Mohler für diese ausgesprochen interessante und lehrreiche Zeit bedanken. Der
Aufenthalt war die Mühe im Vorfeld jede Sekunde wert.
1. Organisatorisches:
Man sollte sich auf keinen Fall von dem ganzen Papierkram, den man vor der Abreise
erledigen muss, abschrecken lassen, die Mühe lohnt sich auf jeden Fall. Dieser Teil
meines PJs war bis jetzt definitiv der Beste. Zuerst würde ich Joyce Mohler schreiben, sie
ist der Student Coordinator an der UTSW für das Fachgebiet Neurologie
([email protected]) und mit ihr alle Details bezüglich des passenden
Termins besprechen. Bei mir gab es da keine Probleme. Wenn ihr das hinter euch habt,
sucht ihr alle erforderlichen Dokumente zusammen. Dazu lohnt sich ein Blick auf die
Homepage der UTSW zu werfen: http://www.utsouthwestern.edu/education/medicalschool/student-support-services/visiting-medical-students.html. Dort erfahrt ihr alles
Wissenswerte, was ihr braucht. Um euch das Leben zu erleichtern hier einige Tipps:
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Immunization Record: Am besten lasst ihr das von eurem Hausarzt ausfüllen,
zusätzlich braucht ihr eine Meningokokkenimpfung, eine Influenzaimpfung und einen
Nachweis, dass ihr noch keinen Kontakt mit Tb hattet (Tb skin test). Den Tb Test
habe ich am Biederstein gemacht, hier war es kostenlos, da in einem Labor noch
Restposten übrig waren..
Official medical school transcript: am allerbesten einen letter of good standing vom
Dekanat
BLS/ALS/ Mask fit test: Bittet Prof. Gänsbacher einfach das essential function form
für euch auszufüllen, das reicht.
Ihr braucht kein polizeiliches Führungszeugnis oder ähnliches, ich musste auch
keinen background check nachweisen
Die 150$ müsst ihr per check mit schicken, Überweisungen gehen leider nicht,
genauso wenig wie Bargeld. Am besten ihr fragt einen Bekannten in den USA, ob er
euch einen check per Post zuschicken kann.
Dies alles schickt ihr per Post an Joyce Mohler, sie wird sich dann mit dem International
Affair Office in Verbindung setzen, die euch wiederum schreiben werden. Per Post
erhaltet ihr die Visa-Unterlagen, mit denen ihr einen Termin beim Amerikanischen
Konsulat vereinbaren müsst. Dies geht am besten online. Für diesen Termin muss man
auch noch aller Hand organisieren, so dass ihr es am besten zwei Monate vor Abreise
macht. Vielleicht schreibt ihr auch noch eine Email an Dr. Stüve (deutscher
Ansprechpartner: [email protected]) und Dr. Agostini (organisiert die
Rotation
der
amerikanischen
und
internationalen
Studenten
vor
Ort:
[email protected]). Wenn dann endlich alles geschafft ist, kann es
endlich los gehen. Dort angekommen, verbringt man erst einmal den ersten Tag damit
unterschiedliche Behördengänge zu absolvieren. Man geht um sieben Uhr zu Miss
Mohler, ihr Zimmer ist im J-Building im dritten Stock. Sie erklärt euch das weitere
Vorgehen. Am besten ihr holt euch auch noch einen Parkausweis für die zwei Monate
dort, um in der Studentengarage parken zu können. Das alles dauert sehr lange, aber
lasst euch nicht davon verunsichern. Es kann auch gut passieren, dass ihr euch ständig
verlauft. Nur Mut, irgendwann kennt man das Gelände im Schlaf .
2. Krankenhausalltag
Ihr braucht euren eigenen Kittel, einen Reflexhammer, Sicherheitsnadeln und eine
Vision Card. Die Stimmgabel habe ich mir von einem anderen Studenten geliehen, da
sie in den USA anders ist als bei uns. Ein Ophthalmoskop hatte ich nicht, war aber
auch nicht nötig. Die Tage gingen um 07.00 Uhr los und endeten um ca. 16.00 Uhr.
Natürlich gab es da Abweichungen.
Meine erste und letzte Woche habe ich in der Aston Clinic verbracht. Dort werden alle
outpatient follow ups behandelt. Die Klinik ist in die unterschiedlichen Subdivisions
unterteilt: General neurology, movement disorders, neuromuscular junction diseases,
MS Clinic usw, so dass man eine unglaubliche Bandbreite an verschiedenen
Krankheitsbildern erleben kann. Man kann völlig frei entscheiden, wo man mit laufen
möchte. Die meisten Ärzte lassen einen bereitwillig die neurologische Untersuchung
machen, sind immer bereit Fragen zu beantworten und sind sehr nett und offen. Ich
bin eigentlich jeden Tag zur Noon conferences von den residents gegangen (dort gibt
es kostenlos Mittagessen ) und jeden Mittwoch zu den grand rounds. Das ist
wirklich sehr zu empfehlen.
Vier Wochen habe ich mit zwei amerikanischen Studenten inpatient service/consults
am privaten Krankenhaus St. Paul verbracht. Wir hatten einen wahnsinnigen netten
Resident und sehr nette Attendings. Dort bekommt man seine eigenen Patienten zu
geteilt und stellt diese in den rounds dem Attending vor. Anschließend sieht man sich
den Patienten zusammen an. Das strukturierte Patientenvorstellen ist ähnlich wie in
den case discussion rounds von Prof. Gänsbacher, so dass sich eine Teilnahme hier
sicher auszahlt. Anschließend schreibt man seine Notes über seine Patienten. Die
anderen Studenten hatte ungefähr das gleiche Wissen wie ich, und auch die
Sprachbarriere war schnell überwunden. Am St. Paul sprechen die meisten Patienten
gut Englisch. Insgesamt war diese rotation wahnsinnig lehrreich, jeder hat versucht,
wenn Zeit war, uns etwas zu erklären. Zwei Wochen war ich dann noch im inpatient
service am county hospital Parkland. Dort sieht man ein ganz anderes
Patientenkollektiv, was nicht minder interessant war. Die meisten Patienten sprechen
nur Spanisch (wenn man kein Spanisch kann, es gibt immer Dolmetscher), sind nicht
versichert und haben oft noch nie einen Arzt in ihrem Leben gesehen, so dass man
viele end-stage diseases zu Gesicht bekommt, die es so in Deutschland fast gar nicht
mehr gibt. Auch hier war jeder sehr hilfsbereit, ich muss sagen, dass ich in der
ganzen rotation niemanden kennengelernt habe, der schlecht gelaunt war oder
seinen Frust an den Studenten ausgelassen hat.
Jeden Mittag gibt es wie bereits erwähnt die resident lectures, Mittwoch von 13.00 bis
15.00 Uhr und freitags von 12.00 bis 13.00 Uhr student lectures. Zusätzlich gibt es
noch immer die legendäre Rosenberg Conference von Dr. Rosenberg freitags um
14.00 Uhr. Er ist an der UTSW eine Legende und bietet einen fast all umfassenden
neurologischen Wissensfundus. Er stellt dort einen interessanten Patienten vor, den
man anschließend bedside mit ihm zusammen untersucht. Dies würde ich auf keinen
Fall verpassen.
Abbildung 1 Rosenberg-Lecture
Insgesamt fand ich alle meine rotations sehr lehrreich, aber auch das menschliche ist
nie zu kurz gekommen. Anders als in Deutschland ist man wirklich Teil eines Teams,
die Meinung der Studenten zu ihren eigenen Patienten zählt sehr viel, schließlich
kennt man meistens seine Patienten am besten. Durch das strukturierte Fallvorstellen
während der Visite erfasst man selber noch mal das ganze Erscheinungsbild des
Patienten, was einem später bei den mögliche Differentialdiagnosen unglaublich hilft.
Des Öfteren habe ich es erlebt, dass der/die Student/in zur Aufklärung eines
schwierigen Falls beigetragen hat. Man wird immer motiviert und wenn man gute
Arbeit macht auch sehr häufig gelobt, was einem die langen Tage doch immer wieder
versüßt. Zusätzlich muss man kein Blut abnehmen und keine Entlassungsbriefe
schreiben, was ich nach meinem Innere Tertial als sehr angenehm empfand. Das
Progress Notes schreiben hat man schnell raus. Das alles ist doch sehr anders als in
Deutschland, auch wenn vielleicht das Gesundheitssystem der USA viele Mängel und
Lücken aufweist, an der Lehre dort und der Integration der Studenten gibt es fast
nichts zu bemängeln. Zusätzlich ist die Hierarchie viel flacher als bei uns, so dass viel
mehr Entscheidungen als Team gefällt werden, auch ein eindeutiges Plus.
Noch ein kleiner Tipp: um am Parkland Hospital einen Epic-Zugang zu erhalten (das
ist das elektronische Datensystem ohne das gar nichts geht) muss man einen Kurs
gemacht haben. Am besten gleich in der ersten Woche einen mit Joyce ausmachen,
ich wusste es nicht und es hat mir einige Scherereien beschert.
3. Leben vor Ort
Ich hatte sehr viel Glück, Rajini, eine sehr nette Dame vom International Affair Office,
hat mir bei der Wohnungssuche geholfen. Sie hat bei Craiglist eine Medizinstudentin
in ihrem dritten Jahr entdeckt, die einen Mitbewohner gesucht hat. Ihr Name ist Anita
Kallepalli ([email protected]), ihre Condo ist nur 7 Minuten von dem Klinikgelände
mit dem Auto entfernt und sie ist wahnsinnig nett und hilfsbereit. Durch sie habe ich
auch sofort Anschluss zu den amerikanischen Studenten gehabt, so dass ich gleich
integriert war. Die Miete betrug 600$, für Dallas bei der Lage (Anfang von Uptown)
fast schon ein Schnäppchen. Mein Problem war allerdings, dass ich niemanden
gefunden habe, der mir privat sein Auto leiht. Jeder, der meinen Vorgängern ein Auto
geliehen hat, ist entweder weg gezogen oder hat nur noch ein Auto. Letztlich konnte
mir da niemand helfen, so dass ich nach drei Tagen ohne Auto in Dallas, resigniert
aufgegeben und mir eins geliehen habe, was natürlich unverschämt teuer war. Aber
ohne Auto in Dallas geht leider gar nichts, ein großer Nachteil der Stadt ist das
schlechte public transportation system.
Obwohl Dallas sicher nicht so aufregend ist wie New York, kann man einiges hier
erleben. Das sixth floor museum (Geschichte über die Ermordung J.F. Kennedys),
das Arboretum (ein wunderschöner botanischer Garten), der White Rock Lake und
der Arts District mit seinem Sculptuer Garden in Dallas und der Fort Worth Zoo und
die Stockyards dort sind sicher alle einen Besuch wert. Sehr gut hat mir auch Austin
gefallen, wir sind am Cinco de Mayo dorthin gefahren, die ganze Stadt war ein
einziges Festival. Überall gab es Food Trucks und Live Musik. Shoppen kann man
natürlich hier auch gut, Dallas hat die größte Mall-Dichte pro Einwohner in ganz
Amerika.
März bis Ende Mai ist auch die beste Reisezeit in Dallas. Es wird zwar schon bis 35
Grad warm, allerdings ist das noch gut zum aushalten. Überall blühen die
bluebonnets (Nationalblume von Texas) und es weht oft ein angenehmer Wind.
Regen gibt es nur selten. Danach wird es im Sommer unerträglich heiß. Letzter Jahr
wurde der Rekord geknackt: es gab 100 Tage über 40 Grad im Schatten.
Abbildung 2 Bluebonnet am White Rock Lake
Man sollte auch versuchen, Dr. Stüve frühzeitig zu treffen, er ist sehr sympathisch
und nimmt einen sofort unter seine Fittiche. Ich war zweimal mit ihm essen, einmal
brunchen und Kaffee trinken, er hat mit mir eine Stadtrundfahrt gemacht und er hat
mir bei jeder meiner Fragen zu Seite gestanden.
Allgemein ist der Lifestyle der Amerikaner schon ein anderer als bei uns. Alles ist
größer und schneller. Jeder ist wahnsinnig offen und freundlich und man kommt sehr
schnell ins Gespräch. Auch wenn vieles etwas oberflächlich bleibt, ist es für die kurze
Zeit, in der man da ist, perfekt. Jeden Abend war irgendetwas los oder ich saß mit
den anderen Studenten im Starbucks (die zweite Bibliothek der Studenten) zum
lernen. Ich muss sagen, meine Lernkurve war hier definitiv am steilsten.
Meine Zeit hier in Dallas war mit die aufregendste in meinem ganzen PJ und eine
einmalige Erfahrung. Ich kann es euch nur wärmstens empfehlen und ich möchte
keine Sekunde davon vermissen.
Bei Fragen könnt ihr euch jederzeit gerne an mich wenden.
[email protected]

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