Untersuchungen zur ebony Mutation der Taufliege Drosophila
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Untersuchungen zur ebony Mutation der Taufliege Drosophila
Untersuchungen zur ebony Mutation der Taufliege Drosophila melanogaster Dissertation zur Erlangung des Grades eines Doktors der Naturwissenschaften der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum Angefertigt am Lehrstuhl für Neurobiochemie in der Arbeitsgruppe von Professor Dr. Hovemann Vorgelegt von Arnd Richardt aus Bochum, Deutschland Bochum, 2003 Mein Dank gilt Professor Dr. Hovemann für das anspruchsvolle Thema, sein Interesse an meiner Arbeit und seine Diskussionsbereitschaft. Professor Dr. Heumann danke ich für die Übernahme des Co-Referats. Privatdozent Dr. habil. Klemens F. Störtkuhl danke ich für die vielen guten Ratschläge. Stefanie Wagner gilt mein besonderer Dank für ihre hervorragende technische Assistenz. Allen Mitgliedern der AG Hovemann möchte ich für das hervorragende, freundschaftliche Arbeitsklima und die konstruktiven Diskussionen danken. Den Mitgliedern der AG von Professor Dr. Marahiel (Philipps-Universität Marburg), insbesondere Dr. Dirk Schwarzer, sowie der Arbeitsgruppe von Dr. Ian Meinertzhagen (Dalhousie Universiät, Halifax, Kanada) danke ich für die gelungene Zusammenarbeit. Der AG von Professor Dr. Feigel (Ruhr-Universität Bochum) danke ich für die Synthese der Referenzsubstanzen. Meiner Familie danke ich für die Unterstützung und das Interesse an meiner Arbeit. Teile dieser Arbeit wurden bereits veröffentlicht, bzw. zur Veröffentlichung eingereicht: Richardt, A., et al.; "Ebony protein in the Drosophila nervous system: Optic neuropile expression in glial cells"; J Comp Neurol (2002); 452 (1) Richardt, A. et al; ”Ebony: a novel nonribosomal peptide synthetase for β-alanine conjugation with biogenic amines in Drosophila”; Eingereicht bei: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America Für Denise Inhalt INHALT 1. EINLEITUNG 1 1.1 Die ebony Mutation 1 1.2 Lokalisierung und Charakterisierung des ebony Gens 3 1.3 Nichtribosomale Peptidsynthetasen 5 1.4 Phosphopantethein-Transferasen 8 1.5 Die Cuticula der adulten Drosophila melanogaster 8 1.6 Der Aufbau des visuellen Systems der adulten Drosophila melanogaster 11 1.7 Die visuelle Signaltransduktion 16 1.8 Zielsetzung 20 2. MATERIAL UND METHODEN 21 2.1 Material 21 2.1.1 Chemikalien, Seren und Antibiotika 21 2.1.2 Enzyme 22 2.1.3 Kits 22 2.1.4 Antikörper 23 2.1.5 Radioisotope 23 2.1.6 Verbrauchsmaterialien 24 2.1.7 Bakterienstämme 24 2.1.8 Fliegenstämme 25 2.1.9 Plasmide 26 2.1.10 Oligonukleotide 26 2.1.11 Häufig verwendete Puffer 26 2.1.12 Medien und Kulturplatten 27 I Inhalt 2.2 Methoden 28 2.2.1 Methoden zur Untersuchung von Genexpression 28 2.2.1.1 Antikörper-Färbung auf Cryoschnitten 28 2.2.1.2 Antikörperfärbung von Embryonen 29 2.2.1.3 Antikörperfärbung von S2-Zellen 30 2.2.1.4 Detektion von β-Galaktosidase-Aktivität durch X-Gal-Färbung (Brand und Perrimon, 1993) 30 2.2.2 Molekularbiologische Methoden (Sambrook et al., 1989) 31 2.2.2.1 Restriktion von DNA 31 2.2.2.2 Agarose-Gelelektrophorese von DNA-Fragmenten 31 2.2.2.3 Ligation von DNA 32 2.2.2.4 Herstellung kompetenter Bakterien 32 2.2.2.4.1 Herstellung von Hitze-Schock kompetenten C600-Bakterien nach der CaCl2-Methode 33 2.2.2.4.2 Herstellung von Bakterien für die Elektroporation (DH 10B-Bakterien) 33 2.2.2.5 Transformation kompetenter Bakterien 33 2.2.2.5.1 Transformation von C600, TOP10 und BL21 durch Hitze-Schock 33 2.2.2.5.2 Transformation von DH10B durch Elektroporation 33 2.2.2.6 Plasmidaufreinigung aus E.coli (Birnboim und Doly, 1979) 34 2.2.2.6.1 Isolierung im kleinen Maßstab zur qualitativen Analyse 34 2.2.2.6.2 Präparative Isolierung im mittleren Maßstab 34 2.2.2.7 Isolierung von genomischer DNA aus adulten Drosophila Fliegen 35 2.2.2.8 PCR-Experimente (Saiki et al., 1985), modifiziert 35 2.2.3 Drosophila Schneider S2-Zellkultur (Schneider, 1972) 36 2.2.3.1 Haltung der S2-Kultur 36 2.2.3.2 Aufnahme eine Hygromycin B Titrationskurve 36 2.2.3.3 Transfektion von Schneider S2-Zellen 37 2.2.4 Proteinchemie 38 2.2.4.1 SDS-PAGE (Laemmli, 1970), modifiziert 38 2.2.4.2 Semi-Dry Western-Blot (Khyse-Anderson, 1984) 39 2.2.4.3 Proteinexpression in Drosophila Schneider S2-Zellen 40 2.2.4.4 Proteinexpression in E.coli BL21-pREP4-Gsp und C600 40 2.2.4.4.1 Auswahl eines Expressionsklons durch Western Blot Analyse 40 2.2.4.4.2 Optimierung der IPTG Konzentration 41 2.2.4.4.3 Optimierung der Induktionszeit 41 2.2.4.4.4 Präparative Expression mit optimierten Bedingungen 41 2.2.4.5 Proteinaufreinigung über Affinitätschromatographie 42 2.2.4.6 ATP-PPi-Austauschassay (Gevers et al., 1968; Lee und Lipmann, 1975) 43 2.2.4.7 Beladung mit radioaktivem [3H]-β-Alanin (Stachelhaus et al., 1996a) 43 2.2.4.8 Bestimmung von möglichen 2.Substraten 44 2.2.4.9 Identifizierung gebildeter Produkte durch Massenspektroskopie 44 2.2.5 Mikroinjektion von DNA in Drosophila-Embryonen (Steller und Pirrotta, 1984) 45 II Inhalt 3. ERGEBNISSE 46 3.1 Vergleich der Anti-Ebony Färbung in Wildtyp-Fliegen mit der β-Galaktosidase Lokalisation in der Transformande 120 46 3.2 Untersuchung der Ebony-Expression im Verlauf der Entwicklung von Drosophila melanogaster 47 3.2.1 Ebony-Expression in Embryonen 47 3.2.2 Ebony-Expression in Larven 48 3.2.3 Ebony-Expression in der Puppe 49 3.2.4 Ebony-Expression in den optischen Loben der Imago 50 3.3 Bestimmung des Ebony exprimierenden Zelltyps in den optischen Loben von Drosophila melanogaster 52 3.4 Untersuchungen zum Enhancer des ebony-Gens 54 3.4.1.1 Ergebnisse der Transformation 56 3.4.1.2 Lokalisation der Enhancer-Aktivität 58 3.5 Expression und Isolierung des Ebony-Proteins 59 3.5.1 Expression und Aufreinigung von Ebony aus S2-Zellen 60 611 3.5.2 Expression und Aufreinigung von Ebony und Ebony Ser -Ala aus BL21-pREP4-Gsp 62 3.5.2.1 Optimierung der bakteriellen Proteinexpression 64 3.5.2.1.1 Auswahl des Expressionsklons 64 3.5.2.1.2 Optimierung der IPTG-Konzentration und der Induktionszeit 64 3.5.2.2 Präparative Expression und Aufreinigung der Proteine 65 3.6 In vitro Charakterisierung der Ebony Reaktion 67 3.6.1 Aktivität und Spezifität der Adenylierungsdomäne 67 3.6.1.1 Bestimmung des Km Werts für die Adenylierung von β-Alanin 69 3.6.1.2 Einfluss von zweiwertigen Kationen auf die Adenylierungsreaktion 69 3.6.2 Die Thiolierungsreaktion 71 3.6.2.1 Beladung des Zellkultur-Proteins mit Ppant 71 3.6.2.2 Beladung der T-Domäne mit β-Alanin 72 3.6.3 Untersuchungen zur Produktbildung 73 3.6.4 Untersuchungen zur Spezifität der β-Alanylierungsreaktion 75 3.7 Identifizierung und Klonierung einer putativen PPT aus Drosophila melanogaster 79 3.8 Homologe Proteine zu Ebony und EAP in Anopheles gambiae 82 III Inhalt 4. DISKUSSION 87 4.1 Ebony wird in Gliazellen der optischen Loben exprimiert 87 4.2 Ebony verwendet einen zu NRPS analogen Mechanismus, um biogene Amine mit β-Alanin zu verknüpfen 88 4.3 Die Funktion von Ebony beim Aufbau der Cuticula 91 4.4 Die Funktion von Ebony in den optischen Loben 92 4.5 Mögliche weitere Funktionen von Ebony 94 4.6 Untersuchungen zum Enhancer von ebony 95 5. ZUSAMMENFASSUNG 98 6. ANHANG 100 6.1 Abbildungsverzeichnis 100 6.2 Literaturverzeichnis 102 6.3 Abkürzungsverzeichnis 111 6.4 Aminosäure-Kürzel 112 6.5 EAP-Sequenz 113 6.6 Hygromycin Titratrionskurve 114 6.7 Lebenslauf 115 IV Einleitung 1. Einleitung 1.1 Die ebony Mutation Die Drosophila melanogaster Mutante ebony zeigt gegenüber dem Wildtyp eine Vielzahl von Veränderungen, die sich auf die Cuticula, die optische Signalverarbeitung und das Verhalten auswirken. Auffälligstes Merkmal der ebony Mutation (Bridges und Morgan, 1923) ist die dunkel gefärbte Cuticula der adulten Fliege, die auch die Grundlage für die Bezeichnung (in deutsch „ebenholz“) bildet. Im Gegensatz zur dunkleren Cuticula der adulten Fliege ist die Puppenhülle heller als bei der wildtypischen Fliege. Biochemische Untersuchungen zeigten, dass sich in den Puppen der Mutante β-Alanin und Dopamin in doppelt so hoher Konzentration wie in wildtypischen Fliegen anreichern (Hodgetts, 1972; Hodgetts und Konopka, 1973). Gleichzeitig ist der Einbau von β-Alanin in die Puppenhülle jedoch reduziert (Jacobs und Brubaker, 1963; Jacobs, 1966; Hodgetts, 1972). Elektronenmikroskopische Aufnahmen der Cuticula adulter Fliegen zeigen bei der Mutante Störungen in der Ultrastruktur der Chitinfasern, die durch in vitro Applikation von β-Alanin behoben werden können (Jacobs, 1980; Jacobs, 1985). Zudem stellte sich bei Untersuchungen der Catecholamin-Zusammensetzung heraus, dass neben der erhöhten Konzentration von βAlanin und Dopamin, das Konjugat β-Alanyldopamin kaum vorhanden ist (Wright, 1987; Walter et al., 1996). Dies führte zu der Annahme, dass es sich bei Ebony um eine βAlanyldopamin Synthetase handelt, ohne dass ein direkter biochemischer Nachweis dieser enzymatischen Aktivität bisher erbracht werden konnte. Neben dem Defekt im Dopamin Stoffwechsel und der daraus resultierenden CuticulaFärbung, zeigen Mutanten auch eine Störung in der visuellen Wahrnehmung. Mutanten reagieren verzögert in phototaktischen Experimenten (Dürrwächter, 1957; Hotta und Benzer, 1969; Heisenberg, 1972) und weisen einen interessanten Unterschied zu wildtypischen Fliegen im Elektroretinogramm (ERG: elektrophysiologische Ableitung vom Auge der Fliege) auf. Bei ebony Mutanten fehlen die charakteristischen „an“ und „aus“ Transienten (a und b in Abbildung1), die man in wildtypischen Fliegen findet (Hotta und Benzer, 1969). 1 Einleitung Abbildung1: ERG-Aufnahmen von Wildtyp (links) und der ebony Mutante (rechts) Die Dauer des Lichtimpulses beträgt eine Sekunde. Das ERG der Wildtyp-Fliege zeigt die typischen „an“(a)- und „aus“(b)Transienten. Diese fehlen bei der ebony Null-Mutante (aus (Hovemann et al., 1998;, modifiziert). Durch Aufspalten des ERGs in einzelne Komponenten konnte Heisenberg zeigen, dass die Signalgenerierung in den Photorezeptorzellen der Mutante normal erfolgt, es dann jedoch zu einer Störung der Signalweiterleitung von den Photorezeptorzellen zu den nachgeschalteten Neuronen L1-L5 in der Lamina kommt (Heisenberg, 1971). Dies könnte an einem Defekt im Histamin-Metabolismus liegen, da ebony Mutanten einen verringerten Histamingehalt aufweisen (Borycz et al., 2002). Zufüttern von Carcinin (β-Alanylhistamin (Arnould und Frentz, 1975) führt zur deutlichen Erhöhung des Histamingehalts im Kopf der Fliegen, der nach der Fütterung fast das 20-fache des normalen wildtypischen Wertes zeigte. In der Fleischfliege Sarcophaga bullata konnte an Kopfpräparaten gezeigt werden, dass Histamin zu Carcinin umgesetzt wird (Borycz et al., 2002). Somit wäre es möglich, dass ebony nicht nur Dopamin, sondern auch Histamin mit β-Alanin konjugieren kann. Ein direkter biochemischer Nachweis dieser Reaktion fehlt jedoch auch hier. Der Verhaltensdefekt von ebony-Fliegen äußert sich auf verschiedenen Ebenen. In Untersuchungen zum Paarungsverhalten wurde festgestellt, dass die Erfolgsquote bei der Paarung im Vergleich zu Wildtyp reduziert ist (Rendel, 1951; Jacobs, 1960; Crossley und Zuill, 1970). Im Dunkeln gleichen sich die Quoten jedoch an (Kyriacou et al., 1978; Kyriacou, 1981). Diese Beobachtung lässt sich auf den visuellen Phänotyp zurückführen, der zu häufigerem Abbruch des Balzrituals führt. Zusätzlich wurde aber auch festgestellt, dass ebony Männchen ein verändertes Balzlied, welches durch Vibrationen der Flügel erzeugt wird, spielen (Kyriacou et al., 1978). Untersuchungen zur circadianen Aktivitäts-Rhythmik von ebony Populationen zeigten ebenfalls Störungen. Demnach sind die Bewegungsaktivitäten von Ebony deutlich ungeordneter als beim Wildtyp. Interessanterweise scheint jedoch das Schlüpfen der adulten Fliege, welches ebenfalls einer Rhythmik unterliegt, nicht gestört zu sein (Newby und 2 Einleitung Jackson, 1991). Es bleibt unklar, ob diese Verhaltensstörungen durch fehlerhafte visuelle Informationen, bedingt durch den Defekt in der Signalübertragung, hervorgerufen werden. Auch eine Beeinträchtigung durch die erhöhten Konzentrationen an Dopamin und β-Alanin ist möglich. Vor kurzem konnte für die Expression von ebony eine circadiane Rhythmik gezeigt werden, so dass ein direkter Einfluss des Enzyms auf den Tag-Nacht-Rhythmus nicht ausgeschlossen werden kann (Claridge-Chang et al., 2001). 1.2 Lokalisierung und Charakterisierung des ebony Gens Das ebony Gen liegt in der Nähe des Hitze-Schock Locus 93D in der Region 93D1 (D`Alessandro, 1977; Mohler und Pardue, 1984; Walldorf et al., 1984). RestriktionsAnalysen und Northern Blot Experimente, die eine genauere Eingrenzung des Gen-Locus ermöglichten (Caizzi et al., 1987), führten schließlich zur Klonierung und Charakterisierung des Gens und des Genproduktes (Hovemann et al., 1998): S 0 E 1 Exon: 2 3 4 XK S E 5 6 I X E 7 8 EE 9 B S 10 2xE 11 II III B 12 IV V 13 E X 14 15 kB VII VI Abbildung 2: Das ebony-Gen Dargestellt ist die genomische Region, die für die Wiederherstellung des wildtypischen Phänotyps benötigt wird (Hovemann et al., 1998). S: Sal I; E: Eco I; X: Xho I; B: Bgl II; K: Kpn I Das Gen (siehe Abbildung 2) erstreckt sich über einen genomischen Bereich von 7,3 kb und besteht aus sieben Exons, wobei das erste Exon nicht translatiert und von einem 3,7 kb Intron von den restlichen Exons getrennt wird. In Experimenten zur Rettung des ebony –Phänotyps zeigte ein Fragment, das von 5,5 kb stromaufwärts bis zur ersten BglII-Restriktionsstelle im 3.Exon reicht, ebony-spezifisch Aktivität (Hovemann et al., 1998). In Expressionsstudien konnte das ebony Transkript in allen Entwicklungsstufen von Drosophila melanogaster nachgewiesen werden, wobei die Expression im Puppenstadium herausragt (Hovemann et al., 1998). Durch Kombination des bakteriellen Gens für β-Galaktosidase lacZ mit dem Leserahmen von ebony und anschließendem Nachweis des Fusionsproteins über die βGalaktosidase-Aktivität konnte gezeigt werden, dass Ebony nicht nur in der Cuticula, sondern unter anderem auch in den optischen Loben der adulten Fliege, dem Thorakalganglion und im Gehirn der Larve exprimiert wird (Hovemann et al., 1998). Dabei lässt das Färbemuster der Zellen in den optischen Loben eine Expression in Gliazellen vermuten. 3 Einleitung Der Leserahmen des Ebony-Proteins startet mit dem zweiten Exon und erstreckt sich bis 200bp vor Ende des 7. Exons. Das kodierte Protein besteht aus 879 Aminosäuren, woraus sich ein Molekulargewicht von knapp 99 kDa errechnet. Im N-terminalen Teil weist es hohe Homologie zu Proteinen aus der Familie der Peptidsynthetasen auf (Hovemann et al., 1998), die wiederum zu einer Super-Familie von Adenylat bildenden Enzymen gehören, wie auch die Luziferasen und Acyl-CoA Ligasen (Conti et al., 1996). Peptidsynthetasen sind modular aufgebaute Enzyme, die in der Lage sind, unabhängig von der ribosomalen Proteinbiosynthese Peptide zu synthetisieren. Sie werden daher auch als nichtribosomale Peptidsynthetasen bezeichnet (NRPS; siehe 1.3: Nichtribosomale Peptidsynthetasen auf Seite 5). 0 Peptidsynthetasen 100 core 1 200 300 400 500 3 2 600 5 4 700 6 KAXXAYXPXD AYVIYTSG XTGXPKG YXTGD GRXDXQVKIR GXRIEXXEIE NGKVD FFXXGGXS KAGGAYLPID AIVLYTSG STGVPKG YRTGD GRTDSQVKIR GHRVDLSEVE NGKVD NFYELGGNS Ebony core 1 0 100 3 2 200 300 400 4 5 500 6 600 700 800 Abbildung 3: Homologie zwischen Ebony und Peptidsynthetasen Gezeigt ist der Vergleich von sechs hochkonservierten Regionen (core-Sequenzen) (Stachelhaus et al., 1996b) der Adenylierungs- (grün) und der Thiolierungsdomäne (blau) der Peptidsynthetasen mit Ebony. Für die Peptidsynthetasen wurde die Consensus-Sequenz der einzelnen Module folgender Enzyme verwendet: Cylcosporin Synthetase aus Tolypocladium niveum (Weber et al., 1994), Bacitracin Synthetase aus Bacillus licheniformis (Konz et al., 1997), Surfactin Synthetase aus B. subtilis (Cosmina et al., 1993) und Tyrocidin Synthetase aus B. brevis (Mootz und Marahiel, 1997). X steht dabei für eine beliebige Aminosäure, übereinstimmende Aminosäuren sind fett gedruckt. Die rot markierten Aminosäuren sind charakteristisch für die Superfamilie der adenylierenden Enzyme (Conti et al., 1996) (aus Hovemann et al., 1998, modifiziert). Die hohe Homologie (siehe Abbildung 3) zu den Adenylierungs- und Thiolierungsdomänen der Peptidsynthetasen führte zu der Modellvorstellung, dass die Aktivierung der Aminosäure β-Alanin nach ähnlichem Mechanismus wie bei Peptidsynthetasen ablaufen könnte. Diese Aktivierung könnte von den putativen A- und T-Domänen von Ebony katalysiert werden. Der carboxyterminale Teil von Ebony, der keine Homologie zu Peptidsynthetasen zeigt (in Abbildung 3 orange unterlegt), katalysiert vermutlich die Verknüpfung der Aminosäure mit Dopamin. Nach der Modellvorstellung sollte ein nukleophiler Angriff der Aminogruppe des Dopamins auf die aktivierte Aminosäure zur Bildung einer Peptidbindung und Freigabe des Konjugats führen (Hovemann et al., 1998). 4 Einleitung 1.3 Nichtribosomale Peptidsynthetasen Die nichtribosomale Peptidsynthese ist bisher nur aus Bakterien und Pilzen bekannt (Kleinkauf und von Döhren, 1990) und produziert eine Vielzahl biologisch aktiver Substanzen, zu denen Antibiotika, Toxine und Immunsuppressiva gehören (Marahiel, 1992). Im Gegensatz zum ribosomalen Proteinbiosyntheseapparat verwenden nichtribosomale Peptidsynthetasen (NRPS) dabei auch eine Vielzahl nicht proteinogener Substanzen wie DAminosäuren und Hydroxy-Säuren. Zusätzlich können diese Substrate einer Vielzahl von Modifikationen, z.B. N-Methylierung, Acylierung oder Glykosylierung unterzogen werden, so dass mittlerweile über 300 verschiedene Bausteine dieser Peptide bekannt sind. Trotz der Vielseitigkeit in der Zusammensetzung und Struktur ihrer Produkte sind sich NRPS in ihrem Aufbau sehr ähnlich. Alle setzen sich aus funktionalen Untereinheiten (Modulen) zusammen (Stachelhaus und Marahiel, 1995; Marahiel et al., 1997). Per Definition ist ein Modul die Einheit, die alle katalytischen Aktivitäten enthält, die zum spezifischen Einbau eines Substrates in das Produkt gebraucht werden. Jedes Modul erkennt spezifisch sein Substrat und konjugiert es über eine Peptidbindung mit dem Substrat des vorhergehenden Moduls, mit Ausnahme des Start-Moduls. Diesem ersten Modul am N-terminalen Ende der NRPS fehlt die Kondensationsdomäne (s.u.), die die Bildung der Peptidbindung mit dem Substrat im vorhergehenden Modul katalysiert. Die Peptidsynthese erfolgt gerichtet: Nach Initiation am Start-Modul erfolgt die Elongation in Richtung des letzten Moduls, wo das fertige Peptid durch Hydrolyse oder Zyklisierung abgespalten wird. So bestimmen die Anzahl und die Reihenfolge der einzelnen Module der NRPS die Sequenz des Produktes. Die katalytischen Untereinheiten eines Moduls werden als Domänen bezeichnet. Ein Modul, das nur aus einer Adenylierungs(A)- und einer Thiolierungsdomäne (T) besteht, wird als Minimalmodul bezeichnet, da diese beiden Domänen ausreichen, ein Substrat vollständig zu aktivieren und für die Verknüpfung zur Verfügung zu stellen. Die A-Domäne bildet unter ATP-Verbrauch und in Abhängigkeit von Magnesium-Ionen das Adenylat ihres Substrates (siehe Abbildung 4), welches mit dem Enzym assoziiert bleibt. Sie zeigt hohe Homologie zur Superfamilie der adenylierenden Enzyme (Conti et al., 1996), wobei acht Aminosäuren für die Spezifität der Adenylierungsreaktion verantwortlich zu sein scheinen (Stachelhaus et al., 1999; Challis et al., 2000). 5 Einleitung Abbildung 4: Von der A-Domäne katalysierte reversible Adenylierung des Substrats Die Aminoacylgruppe des Adenylats wird auf die Sulfhydrylgruppe des an der T-Domäne gebundenen Co-Faktors 4’-Phosphopantethein (Ppant) transferiert, wo sie als Thioester kovalent gebunden wird (Pfeifer et al., 1995; Stachelhaus et al., 1996a) (siehe Abbildung 5). Der Co-Faktor wird durch Phosphopantethein Transferasen (PPT) (Lambalot et al., 1996) an den OH-Rest eines invarianten Serins der T-Domäne gebunden (Gocht und Marahiel, 1994; Stein et al., 1994). -AMP Abbildung 5: Bindung des Substrats in der T-Domäne Die Bindung erfolgt kovalent als Thioester an den Co-Faktor Ppant. Dabei wird AMP freigesetzt. Die in den T-Domänen gebundenen Substrate werden von den Kondensationsdomänen (K) mit den Substraten der folgenden Module verknüpft (siehe Abbildung 6). Es wird angenommen, dass die K-Domäne den nukleophilen Angriff der freien Aminogruppe des Aminoacyl-S-Ppant-Akzeptors auf das elektrophile Carboxy-C-Atom des Aminoacyl- oder Peptidyl-S-Ppant Donors katalysiert (Stachelhaus et al., 1998). Diese Reaktion läuft weiter in Richtung C-Terminus der Peptidsynthetase ab, bis das fertige Endprodukt schließlich durch eine Acyl-Thioester spaltende Terminationsdomäne (Te) vom Protein abgespalten wird. 6 Einleitung T-Domäne 1 T-Domäne 2 T-Domäne 2 Abbildung 6: Bildung der Peptidbindung Zusätzlich zu A-, T- und K-Domänen, die zur Peptidsynthese ausreichen würden, weisen einige Module noch Modifikationsdomänen auf. Bisher sind Epimerisierungs (E)-, NMethylierungs (M)-, Reduktions (R)- und Heterozyklisierungsdomänen (Z) identifiziert worden (Konz und Marahiel, 1999). Die modifizierenden Domänen erhöhen die strukturelle Vielfalt der Produkte deutlich. Abbildung 7 fasst den Aufbau eines einzelnen Moduls zusammen. Neben den A- und T-Domänen des Minimalmoduls, sind alle anderen Domänen variabel. Eine Kondensationsdomäne findet sich in allen verlängernden Modulen. Eine Thioesterasedomäne charakterisiert das letzte Modul. Abbildung 7: Die verschiedenen möglichen Domänen eines Moduls Gezeigt sind die einzelnen möglichen Domänen mit ihren relativen Positionen zueinander. Die durchnummerierten Sequenzen in den einzelnen Domänen kennzeichnen die hoch konservierten Regionen. 7 Einleitung 1.4 Phosphopantethein-Transferasen Ein notwendiger Schritt für die Aktivität von NRPS ist die Beladung des invarianten Serins der Thiolierungsdomäne mit dem Co-Faktor Ppant. Dieser Schritt wird von Enzymen der Familie der PPT katalysiert. Diese Enzyme zeichnen sich durch zwei konservierte Regionen aus. Diese sind GXD und (F,W)XXKE(A,S)XXK,wobei X für eine beliebige Aminosäure steht (Lambalot et al., 1996). Abbildung 8: Die Umwandlung von apo-NRPS zu holo-NRPS durch PPT Es wird angenommen, dass jede Peptidsynthetase eine spezifische PPT besitzt, die sie posttranslational modifiziert. Es hat sich jedoch auch gezeigt, dass einige PPT neben ihrer natürlichen NRPS auch andere Synthetasen akzeptieren. Sfp (Nakano et al., 1992; Quadri et al., 1998), ein Protein, das normalerweise die Surfactin Synthetase aus Bacillus subtilis belädt, zeigt eine so hohe Unspezifität, dass sie sogar die apo-Untereinheiten der FettsäureSynthasen akzeptiert (Lambalot et al., 1996). Die Verwendung solcher unspezifischer PPT ermöglicht die Untersuchung von Peptidsynthetasen, deren spezifische Transferase noch nicht bekannt ist. 1.5 Die Cuticula der adulten Drosophila melanogaster Die hohe Homologie des Ebony Proteins zu den NRPS legt nahe, dass die Aminosäure βAlanin über einen analogen Mechanismus aktiviert und anschliessend mit Dopamin verknüpft wird. Das Produkt β-Alanyldopamin gilt als wichtiger Bestandteil der Cuticula von Drosophila melanogaster (Hodgetts und Choi, 1974). Die Cuticula bildet das Exo-Skelett der Insekten und dient nicht nur dem mechanischen Schutz, sondern auch zur Verankerung der Muskeln und der Vermeidung von Flüssigkeitsverlust. Sie setzt sich aus verschiedenen Komponenten zusammen. Neben Struktur-Proteinen und Chitin (ein Polymer des N8 Einleitung Acetylglucosamins), findet man die an dem Aufbau beteiligten Enzyme, sowie verschiedene Derivate des Brenzcatechins (Dihydroxy-Benzol; Catechol). Der Aufbau der Cuticula erfolgt durch zwei zeitlich leicht versetzte Prozesse (Bodenstein, 1950). Dies ist zum einen die Sklerotisierung, die der Cuticula die nötige mechanische Stabilität durch Quervernetzung des Chitins und der Strukturproteine verleiht, zum anderen die Melanisierung, in deren Verlauf die typischen Pigmentmuster angelegt werden. Diese sind unter anderem für die Partnerwahl, die Thermoregulation und die Tarnung von großer Bedeutung. Die zugrunde liegenden Mechanismen der Sklerotisierung und Melanisierung sind weitestgehend bekannt, wenn auch bisher nicht alle beteiligten Gene in Drosophila identifiziert werden konnten (siehe Abbildung 9, (Wright, 1987; Sugumaran, 1988)). Abbildung 9: Mögliche Synthese und Modifikation von Phenol- und Catecholaminen Gezeigt sind mögliche Synthesewege und Modifikationen bis hin zur Bildung von Sklerotin oder Melanin, die bisher nur teilweise in Drosophila gezeigt werden konnten. Der Übersicht halber wurde auf einige mögliche Modifikationen, z.B. die Verknüpfung der Amine mit Sulfaten, verzichtet. Die vermutliche β-Alanyldopamin Synthetase Funktion von Ebony ist eingerahmt (modifiziert aus Wright, 1987). Sowohl an der Sklerotisierung, als auch an der Melanisierung sind Catecholamine beteiligt, die hauptsächlich aus Tyrosin synthetisiert werden. Diese sind wenig reaktiv und daher weder zur Quervernetzung noch zur Polymerisierung geeignet. Durch Oxidation erhält man jedoch die entsprechenden Chinone, die sehr reaktionsfreudig sind. Bei der Melanisierung lagern sich die Chinone zu entsprechenden Indolen um, die nach erneuter Oxidation zu hochmolekularen Melaninen polymerisieren. 9 Einleitung Die Sklerotisierung läuft vermutlich durch zwei unabhängige Mechanismen ab. Pryor schlug 1940 einen ähnlichen Mechanismus wie bei der Melanisierung vor. Dabei findet jedoch keine Indol-Umlagerung der Chinone statt, sondern es erfolgt ein nukleophiler Angriff (z.B. durch die Seitenkette eines Proteins, oder aber Chitin) auf den Ring. Durch erneute Oxidation können so mehrere Struktur-Komponenten über den Ring des Catecholamins miteinander quervernetzt werden (Pryor, 1940b; Pryor, 1940a; Pryor, 1962). Mit der Entdeckung von Andersen, dass es auch zu nukleophilen Angriffen auf den β-Kohlenstoff des Catechols kommen kann, wurde klar, dass ein zweiter Mechanismus der Quervernetzung möglich sein müsse. Dieser wurde von Andersen als β-Sklerotisierung bezeichnet (Andersen, 1974). In dieser Reaktion ist das reaktive Zwischenprodukt nicht das einfache Chinon, sondern ein Chinon Methid (Lipke et al., 1983), das entweder direkt durch Oxidation des Amins oder aus dem Chinon durch eine Isomerase gebildet wird (Saul und Sugumaran, 1988). Das Methid besitzt am β-Kohlenstoffatom ein elektrophiles Zentrum, über das die Quervernetzung der Struktur-Komponenten erfolgen kann. Da beide Prozesse, Melanisierung und Sklerotisierung, dieselben Catecholamine als Vorstufen verwenden, ist eine genaue enzymatische Regulierung nötig. Wie in Abbildung 9 zu sehen ist, gelten N-Acetyldopamin (NADA) und N-β-Alanyldopamin (NBAD) als Vorläufer für die Sklerotisierung, während die Chinone von Dopamin und Dopa zur Pigmentierung beitragen (Karlson und Sekeris, 1962; Hopkins et al., 1982; Aso et al., 1984). Dies liegt vor allem an der schnellen und spontanen Umlagerung der Chinone von Dopamin und Dopa zum Indol und der nachfolgenden Polymerisierung zum Pigment. Bei den Chinonen von NADA und NBAD findet die Indolisierung ca. 40x langsamer statt, so dass diese Substanzen zur Quervernetzung von Struktur-Komponenten bevorzugt werden (Aso et al., 1984). Daher gilt die Bildung von NADA und NBAD durch die entsprechenden Enzyme als Wegbereiter für die Sklerotisierung bei gleichzeitiger Inhibierung der Melanisierung. In neueren Arbeiten wurde herausgefunden, dass in Drosophila in der Tat der Expressionslevel verschiedener Enzyme von Bedeutung für die Pigmentierung ist. Es wurde gezeigt, dass Ebony homogen in der Epidermis des Abdomens exprimiert wird, während Yellow, ein Enzym, das die Pigmentierung begünstigt, in den stark pigmentierten Regionen mit Ebony coexprimiert wird (Wittkopp et al., 2002). Somit könnte das Muster der Pigmentierung der Cuticula von der räumlich und/oder zeitlich kontrollierten Expression der beteiligten Enzyme abhängig sein. 10 Einleitung 1.6 Der Aufbau des visuellen Systems der adulten Drosophila melanogaster Neben der auffälligen Pigmentierung der Cuticula, manifestiert sich die ebony Mutation auch in einem visuellen Defekt, der zu stark reduziertem Sehvermögen führt. Die Rolle des Ebony Proteins im visuellen System ist dabei noch weitestgehend unerforscht. A C Cornea Ter. Pigmentzelle Sek. Pigmentzelle Rhabdomer Borste R7Rhabdomer Konische Zelle Prim. Pigmentzelle B Fortsatz der konischen Zelle R8Rhabdomer Abschluss der konischen Zelle Axone Abbildung 10: Das visuelle System von Drosophila melanogaster In A ist die rasterelektronemikroskopische Aufnahme des linken Auges von Drosophila melanogaster zu sehen. Zu erkennen ist die hexagonale Anordnung der ca. 800 Ommatidien, aus denen die Retina zusammengesetzt ist. Zwischen den Ommatidien liegen Borsten, die als mechanische Sensoren dienen (aus Montell, 1999). In B ist schematisch ein horizontaler Schnitt durch die linke Kopfhälfte zu sehen. Zur besseren Darstellung sind die Photorezeptorzellen R1-6, R7 und R8 in verschiedene Ommatidien der Retina (Re) eingezeichnet. La: Lamina; Me: Medulla; Lo: Lobula; Lp: Lobula Platte; OOC: Äußeres optisches Chiasma; IOC: Inneres optisches Chiasmata (aus Pflugfelder und Heisenberg, 1995; modifiziert). In C ist der Aufbau eines einzelnen Ommatidiums der Retina gezeigt, links in einer Längsansicht, rechts Querschnitte in unterschiedlichen Ebenen, die die Lage der Zellen zu einander verdeutlichen sollen. Cornea und Kristallkegel werden von den konischen Zellen sekretiert, die Pigmentzellen schirmen die einzelnen Ommatidien voneinander ab, um Streueffekte zu vermeiden. Die Photorezeptorzellen R1-R6 sind um die zentralen R7 und R8 angeordnet und erstrecken sich über die gesamte Länge des Ommatidiums. R7 und R8 liegen in der distalen bzw. proximalen Hälfte (aus (Wolff und Ready, 1993; modifiziert). 11 Einleitung Das visuelle System der adulten Drosophila melanogaster besteht aus dem Komplexauge und den optischen Loben Lamina, Medulla und Lobula Komplex (siehe Abbildung 10). Die Retina des Komplexauges ist modular aufgebaut. Sie setzt sich aus ca. 800 Ommatidien zusammen, von denen jedes als ein einzelnes Auge betrachtet werden kann. Unterhalb der Retina und von dieser durch die Basalmembran abgetrennt, liegt der erste optische Lobus, die Lamina. Proximal davon befindet sich die Medulla, der zweite optische Lobus. Den Abschluss bildet der Lobula Komplex, der sich aus Lobula und Lobula Platte zusammensetzt (siehe Abbildung 10 B). Das einzelne Ommatidium ist ein Zusammenschluss von ca. 20 Zellen, darunter die acht Photorezeptorzellen R1-R8 und weitere Zellen, die nicht direkt an der Signalperzeption beteiligt sind (Wolff und Ready, 1993). Die Cornea und der Kristallkegel dienen zur Fokussierung des einfallenden Lichts, sind aber keine eigenständigen Zellen, sondern werden während der Entwicklung des Auges von den darunter liegenden konischen Zellen und den Pigmentzellen sekretiert (Wolff und Ready, 1993). Zusätzliche Aufgabe der Pigmentzellen ist es, die einzelnen Ommatidien gegeneinander abzuschirmen, um Streulichteffekte zu vermeiden. Die konischen Zellen erstrecken sich über das gesamte Ommatidium und bilden einen Fuß mit einer Öffnung für die Axone der Rezeptorzellen im proximalen Bereich aus. Im Inneren des Ommatidiums liegen die eigentlichen Photorezeptorzellen, die in den Rhabdomeren (siehe 1.7: Die visuelle Signaltransduktion; Seite 16) die Komponenten der Lichtperzeption tragen. Die Photorezeptorzellen werden auf Grund der Lage ihrer Rhabdomere, dem exprimierten Rhodopsin und ihres Projektionsortes in den optischen Loben in drei Gruppen unterteilt: Die Rhabdomere der Zellen R1-R6 liegen ringförmig um die zentralen Photorzeptorzellen R7 und R8 und erstrecken sich über die gesamte Länge des Ommatidiums. Sie exprimieren ein einziges Rhodopsin Rh1, das ein breites Absorptionsspektrum mit einem Maximum bei 478nm (Zuker et al., 1985) hat. Die Axone von R1-R6 enden in der Lamina (Braitenberg, 1967; Fischbach und Dittrich, 1989; Shaw et al., 1989) siehe Abbildung 11). Das Rhabdomer von R7 liegen im Zentrum der proximalen Hälfte des Ommatidiums und verwendet eins von zwei möglichen Rhodopsinen, Rh3 oder Rh4, mit Absorptionsmaxima bei 345nm bzw. 375nm (Huber et al., 1997; Chou et al., 1999; Salcedo et al., 1999). Das Rhabdomer von R8 liegt im Zentrum der distalen Hälfte des Ommatidiums und benutzt ebenfalls eins von zwei möglichen Rhodopsinen, Rh5 oder Rh6, mit Absorptionsmaxima bei 437nm und 508nm (Fryxell und Meyerowitz, 1987; Montell et al., 1987). Die Axone der Zellen R7 und R8 enden gemeinsam in einer Säule der Medulla, 12 Einleitung dort jedoch in unterschiedlichen Schichten (Braitenberg, 1967; Fischbach und Dittrich, 1989; Shaw et al., 1989); siehe Abbildung 11). Lamina Serpentinenschicht Medulla Abbildung 11: Organisation der neuronalen Zellen der Lamina Gezeigt sind Lamina und Medulla, sowie die neuronalen Zellen, die in der Lamina enden oder sie durchqueren. L1-L5: Große Monopolare Zellen, die ihre Zellkörper im Lamina-Cortex haben und von dort durch die Lamina in die Medulla projizieren; C2, C3 und T1: Neurone, die ihre Zellkörper im Bereich des Medulla-Cortex haben und deren Axone in der Lamina enden. Die Medulla wird durch die Serpentinenschicht in einen distalen (äußeren) und einen proximalen (inneren) Abschnitt getrennt (Strausfeld und Nässel, 1981). Zahlen neben der Medulla bezeichnen die unterschiedlichen Schichten (aus Fischbach und Dittrich, 1989). Analog zum modularen Aufbau der Retina, sind auch Lamina und Medulla in Modulen organisiert. Die Module der Lamina werden als Cartridges bezeichnet und setzen sich aus insgesamt 15 neuronalen Komponenten zusammen (Strausfeld und Campos-Ortega, 1977; Shaw, 1981). Dazu gehören die synaptischen Endigungen der R1-R6 Zellen, die Axone von R7 und R8, die Axone und Dendriten der nachgeschalteten monopolaren Zellen L1-L5 und die Endigungen dreier Zelltypen mit Somata in der Medulla (C2, C3 und T1; siehe Abbildung 11). Weitere Zellen der Lamina sind verschieden Arten von Gliazellen, die in sechs morphologisch unterscheidbaren Schichten angeordnet sind (Saint Marie und Carlson, 1983). Direkt im Anschluss an die Basalmembran findet man die Gliazellen der fenestrierten Schicht. Die Fortsätze dieser Zellen umhüllen die austretenden Axone und dringen bis in die Retina vor. In der folgenden Schicht bilden die Axone eine den Cartridges ähnelnde Struktur aus, in der die Axone der R1-R6 Rezeptorzellen kreisförmig um die Axone von R7 und R8 angeordnet sind. Daher werden die Gliazellen dieser Schicht als pseudocartridge Gliazellen bezeichnet. Mit den Zellen der Satelliten Glia beginnt der Lamina-Cortex, in dem sich die Zellkörper der Monopolaren Zellen L1-L5 befinden (Trujillo-Cenoz, 1965). Die Axone dieser Zellen ziehen in das Lamina-Neuropil, wo vor allem L1-L3 in den Cartridges mehrere synaptische Verknüpfungen mit den Axonen der R1-R6 Zellen eingehen. R7 und R8 durchqueren die 13 Einleitung Cartridges ohne synaptische Verbindung. Die Projektion der Rezeptorneurone R1-R6 in die Cartridges erfolgt nach dem Prinzip des Superpositionsauges (Kirschfeld, 1967; Kirschfeld, 1969). Dabei wird ein einzelnes Modul nicht von den Neuronen eines einzelnen Ommatidiums innerviert, sondern durch sechs verschiedene Rezeptorzellen aus sechs benachbarten Ommatidien. Die Zusammensetzung der in den Cartridges terminierenden Photorezeptoren ist daher ebenfalls R1-R6, es werden jedoch diejenigen zusammengefasst, die auf Grund ihrer Lage denselben Punkt im Sichtfeld sehen (siehe Abbildung 12 B). Erreicht wird diese Verschaltung durch die Verdrehung und Aufspaltung der Rezeptor-Axone nach dem Verlassen der fenestrierten Glia (siehe Abbildung 12 A) (Trujillo-Cenoz, 1965; Melamed und Trujillo-Cenoz, 1966; Braitenberg, 1967; Kirschfeld, 1967; Meinertzhagen und Hanson, 1993). Abbildung 12: Gliazellen der Lamina und Projektionsmodell der Rezeptorneurone R1-R6 in die Lamina Cartridges In A sind die einzelnen morphologisch unterscheidbaren Gliazellschichten gezeigt: bm: Basalmembran; fg: fenestrierte Glia in der fenestrierten Schicht (fl); pg: pseudocartidge Glia; sg: SatellitenGliazellen im Lamina Cortex (nl); eg: ephiteliale Glia im Lamina Neuropil (pl); mg: marginale Glia (aus Saint Marie und Carlson, 1983). Durch die Verdrillung und Aufspaltung der einzelnen Rezeptoraxone (ra) eines Ommatidiums in verschiedene Cartridges der Lamina wird eine „Sortierung“ der Rezeptorneurone mit selbem Blickwinkel auf die Cartridges erreicht (Trujillo-Cenoz, 1965; Braitenberg, 1967; Kirschfeld, 1967). Der Einfachheit halber sind in B nur jeweils drei Rezeptorzellen pro Ommatidium eingezeichnet (nach Braitenberg, 1967) . Die einzigen Zellen mit Zellkörper im Lamina-Neuropil sind die epithelialen Gliazellen. Diese sind säulenförmig aufgebaut und ziehen sich durch das gesamte Neuropil hindurch, wobei sie die einzelnen Cartridges voneinander isolieren. Die proximale Grenze der Lamina 14 Einleitung wird durch eine Schicht marginaler Gliazellen gebildet (Trujillo-Cenoz, 1965). Diese ist für die Entwicklung der optischen Loben wichtig, da sie das Wachstum der R1-R6 Axone stoppt (Winberg et al., 1992). Sie wird nur von den Axonen der R7 und R8 Rezeptorzellen, sowie der Monopolaren Zellen durchdrungen, die von dort über das äußere optische Chiasma in die Medulla eindringen. Auch die Medulla ist modular aufgebaut, wobei die einzelnen Module auf Grund ihrer Struktur als Säulen bezeichnet werden. Im Vergleich zu den Cartridges der Lamina sind die Säulen der Medulla in Bezug auf Zelltypen, Zellzahl und Verschaltung deutlich komplexer aufgebaut. Daher sind sie auch noch nicht erschöpfend untersucht (Meinertzhagen und Hanson, 1993). In einer Säule der Medulla terminieren die Axone der monopolaren Zellen L1-L5 einer Cartridge, sowie der Photorezeptorzellen R7 und R8, die denselben Bereich im Sichtfeld sehen und im Gegensatz zur oben erwähnten Aufteilung von R1-R6 aus demselben Ommatidium stammen. Dabei dringen die Endigungen unterschiedlich tief in die Medulla ein, terminieren jedoch alle vor der Serpentinenschicht (siehe Abbildung 11). Jede Säule erhält so Informationen von genau einem Punkt im Sichtfeld, direkt durch R7 und R8 und indirekt von R1-R6 über die Monopolaren Zellen der Lamina. In der Medulla finden sich auch die ersten Verschaltungen zu höheren Bereichen des Gehirns, sowie direkte Verbindungen zu den Muskeln. Über die Zusammensetzung der Gliazellen in der Medulla ist nur wenig bekannt, auch scheinen sie nicht in geordneten Schichten zu liegen, wie dies bei der Lamina der Fall ist. Identifiziert werden konnten Satelliten Gliazellen und Medulla-Neuropil Gliazellen (Eule et al., 1995; Tix et al., 1997). Die Satelliten Zellen liegen, wie die Zellen der Lamina, im Cortex zusammen mit den Zellkörpern der Medulla-Neurone. Die Zellkörper der NeuropilGliazellen liegen zwischen Cortex und Neuropil der Medulla und senden lange Fortsätze in das Neuropil. Ihre Position ist dabei nicht auf den distalen Bereich der Medulla beschränkt, sondern es werden auch Zellkörper im Cortex proximal der Serpentinenschicht gefunden (Eule et al., 1995). Proximal der Medulla liegt der Lobula Komplex, der sich aus der anterioren Lobula und der posterioren Lobula Platte zusammensetzt. Lobula, Lobula Platte und Medulla sind über das innere optische Chiasmata miteinander verbunden. Der Lobula Komplex selber erhält kein direktes Signal von Photorezeptorzellen, sondern nur indirekt durch Neurone aus der Medulla (Fischbach und Dittrich, 1989). Wie die Medulla ist auch der Lobula Komplex direkt mit Muskeln verbunden, was darauf hindeutet, dass er Funktionen in der Bewegungswahrnehmung und -steuerung hat (Frye und Dickinson, 2001). Auch über die Gliazellen des Lobula Komplexes ist wenig bekannt. Eule (1995) konnte jedoch in Lobula 15 Einleitung und Lobula Platte Neuropil-Gliazellen nachweisen, die zwischen Cortex und Neuropil angeordnet sind und Fortsätze in das Neuropil aussenden 1.7 Die visuelle Signaltransduktion Rezeptorzelle Rhabdomer 1µm Phosphoinositid Stoffwechsel Abbildung 13: Signaltransduktion im Rhabdomer der Photorzeptorzelle Oben links ist der Querschnitt durch eine Photorezeptorzelle zu sehen, darunter die elektronenmikroskopische Vergrößerung des Rhabdomers. Zu erkennen sind die Microvilli, die ca. 1000 Rhodopsinmoleküle pro Mikrovillus, sowie den Großteil der benötigten Komponenten für die Signaltransduktion beinhalten. Die schematische Zeichnung ist eine Vergrößerung des im Bild eingekreisten Bereichs und stellt die bei Lichtaktivierung ablaufenden Reaktionen dar. Rot markiert sind die Namen der bekannten Gene, die die einzelnen Komponenten kodieren. Für weitere Details siehe Text; modifiziert aus (Hardie, 2001; Hardie und Raghu, 2001). 16 Einleitung Ort der Lichtaufnahme sind die Rhabdomere, eng gepackte Membraneinstülpungen der Photorezeptorzellen, die dem Inneren des Ommatidiums zugewandt sind (siehe Abbildung 13). Die Signalkaskade wird bei Lichteinfall mit der Photoisomerisierung von Rhodopsin (Rh) zu Metarhodopsin (M) gestartet (Abbildung 13: Schritt 1). Dies führt zur Aktivierung des G-Proteins Gq durch GDP-GTP-Austausch und der Abspaltung der Gqα-GTP Untereinheit. In Schritt 2 aktiviert die α-Untereinheit das Enzym Phospholipase C (PLC), welche dann Phosphatidylinositol-4,5-bisphosphat (PIP2) in Inositoltrisphosphat (IP3) und Diacylglycerin (DAG) spaltet (Bloomquist et al., 1988; Scott et al., 1995). Es ist noch unbekannt, auf welche Weise IP3 und DAG schließlich zu der in Schritt 3 gezeigten Öffnung zweier unabhängiger lichtsensitiver Kationen-Kanäle, TRP und TRPL, führen (Niemeyer et al., 1996; Putney und McKay, 1999). Da jedoch Mutanten des einzig bekannten IP3-Rezeptors keinen Defekt in der visuellen Transduktion aufweisen (Acharya et al., 1997; Raghu et al., 2000), scheint DAG der auslösende Botenstoff zu sein. Es konnte gezeigt werden, dass sowohl mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFA; das mögliche Produkt einer DAG Lipase) als auch DAG alleine in situ in der Lage sind, TRP und TRPL zu öffnen (Chyb et al., 1999; Estacion et al., 2001). Eine DAG Lipase wurde bisher jedoch nicht in Eukaryonten nachgewiesen (Hardie, 2001). Eine weitere wichtige Komponente des Signal-Komplexes ist das Protein INAD, das über PDZ Domänen TRP, PLC und die Protein Kinase C (PKC) komplexiert (Tsunoda et al., 1997; Montell, 1998). Das Öffnen der Kationen-Kanäle führt zum Einstrom von Kationen in die Photorezeptorzelle. Die resultierende Depolarisierung löst die Ausschüttung des Neurotransmitters Histamin aus, der die postsynaptischen Zellen inhibiert (s.u.). Somit entsteht das weiterführende Signal nicht durch Bindung des Neurotransmitters an den postsynaptischen Rezeptor, sondern durch die Verringerung des Neurotransmitters. Daher sind ein schnelles Beenden der Ausschüttung und ein zügiges Entfernen des Transmitters aus dem synaptischen Spalt für eine effektive Signaltransduktion notwendig. Zur Beendigung der Neurotransmitter-Ausschüttung muss jede Komponente der PhotoSignalkaskade effektiv inaktiviert werden. Dies geschieht in mehreren Schritten. Das aktive Metarhodopsin wird durch Bindung an Arrestin deaktiviert (Dolph et al., 1993). Eine zusätzlich stattfindende Phosphorylierung scheint im Gegensatz zu Vertebraten keine essentielle Funktion zu haben (Chen et al., 1995; Vinos et al., 1997). Weiterer Unterschied zu Vertebraten ist die Möglichkeit, Rhodopsin nicht ausschließlich enzymatisch, sondern durch Re-Isomerisierung von Metarhodopsin bei Absorption von längerwelligem Licht zu 17 Einleitung regenerieren. Die von Gqα-GTP aktivierte PLC bewirkt, dass das gebundene GTP zu GDP hydrolysiert wird, was die Deaktivierung und Trennung der beiden Proteine bewirkt (Cook, 2000). Die Ionenkanäle TRP und TRPL werden beide durch Ca2+-Ionen deaktiviert (Reuss et al., 1997). Dies könnte durch Calmodulin vermittelt werden, da sowohl TRP als auch TRPL Bindungsstellen für Calmodulin aufweisen. Ihre Deletion resultiert in einer verzögerten Inaktivierung (Warr und Kelly, 1996; Chevesich et al., 1997; Scott et al., 1997). Eine weitere wichtige Komponente der Signalinaktivierung scheint das Enzym PKC zu sein, da Mutanten des PKC kodierenden Gens inaC Defekte in Signaltermination und Adaptation aufweisen (Smith et al., 1991; Hardie et al., 1993). Bereits identifizierte Substrate der PKC sind TRP und INAD (Huber et al., 1998). Die genaue Auswirkung der Phosphorylierung auf die Signalkaskade ist jedoch unbekannt. Der Botenstoff DAG wird zunächst in der Membran der Submicrovillaren Zisternen (SMC) durch die DAG Kinase phosphoryliert (PA) (Masai et al., 1993)(Schritt 5; Abbildung 13) und dann durch die CDP-DAG Synthase in CDP-DAG umgewandelt (Wu et al., 1995). CDPDAG wird zu Phosphatidylinositol (PI) umgesetzt und zurück in die Membran der Microvilli transportiert (Hotta und Benzer, 1970; Vihtelic et al., 1991; Vihtelic et al., 1993). Neben der Umwandlung von DAG könnte die Lagerung und Ausschüttung von Ca2+-Ionen eine weitere Aufgabe der Zisternen sein (Schritt 4 in Abbildung 13), da die Membran mit IP3-Rezeptoren und Ca2+-ATPasen bestückt ist (Hardie, 2001). Sowohl immunhistochemisch (Nässel et al., 1988b; Pirvola et al., 1988; Pollack und Hofbauer, 1991; Sarthy, 1991) als auch elektrophysiologisch (Hardie, 1987; Hardie, 1989; Schlemermeyer et al., 1989) konnte gezeigt werden, dass Histamin der wichtigste Neurotransmitter in den optischen Loben der Arthropoden ist (Hardie, 1987; Callaway und Stuart, 1989; Stuart, 1999). Es wird direkt aus Histidin durch die Histidin Decarboxylase (HDC) synthetisiert (Burg et al., 1993; Morgan et al., 1999). Adulte Drosophila melanogaster hdc-Mutanten, bei denen die Funktion dieses Enzyms gestört ist, weisen visuelle und motorische Defekte auf, die sich durch Zufütterung von Histamin beheben lassen (Burg et al., 1993; Melzig et al., 1996; Melzig et al., 1998). Der Neurotransmitter aktiviert Cl-Ionenkanäle der postsynaptischen Zellen, was zum Einstrom von Cl--Ionen und zur Inhibierung der Zellen durch Hyperpolarisierung führt (Hardie, 1989; Skingsley et al., 1995). Diese Kanäle konnten kürzlich auch in den optischen Loben von Drosophila melanogaster nachgewiesen werden (Gisselmann et al., 2002; Zheng et al., 2002). 18 Einleitung Für die sensitive Signalübertragung ist es erforderlich, den Neurotransmitter schnell aus dem synaptischen Spalt zu entfernen oder aber zu inaktivieren, um so die postsynaptische Inhibierung aufzuheben. Inaktivierung kann durch Abbau, wie zum Beispiel beim Acetylcholin, das durch die Acetylcholinesterase gespalten wird (Massoulie et al., 1993a; Massoulie et al., 1993b), erfolgen. Viele Neurotransmitter werden jedoch auch direkt aus dem synaptischen Spalt entfernt, vor allem bei Synapsen mit hoher Ausschüttung an Neurotransmitter, wie dies auch bei Photorezeptoren der Fall ist. Tatsächlich wurde für die Photorezeptoren von Balanus nubilus nachgewiesen, dass der Neurotransmitter Histamin aus dem synaptischen Spalt zurückgewonnen wurde (Stuart et al., 1996). Auf Grund der langsamen de novo Synthese scheint sogar ein Großteil des Histamins über Wiederaufnahme in die Synapsen zu gelangen (Morgan et al., 1999). Zudem stellte sich heraus, dass sich Histamin bei Dunkelheit in Gliazellen anreichert, während es in den Photorezeptorzellen verringert vorzuliegen scheint (Stuart et al., 1996). Eine Beteiligung der Gliazellen am Rückführungsprozess ist demnach nicht ausgeschlossen. Auch für Drosophila konnte ein solcher Aufnahme-Prozess in die Rezeptorzellen indirekt durch Fütterungsexperimente mit Histamin nachgewiesen werden (Melzig et al., 1998). 19 Einleitung 1.8 Zielsetzung Die ebony-Mutante zeigt eine Vielzahl von Defekten, die auf eine multifunktionelle Rolle des Ebony Proteins in der Fliege Drosophila melanogaster hindeuten. Besonders der visuelle Phänotyp der ebony Mutante wurde lange diskutiert. Es gilt als gesichert, dass Histamin als Neurotransmitter in der visuellen Signaltransduktion von Drosophila fungiert (Hardie, 1987; Stuart, 1999). Hinzu kommt, dass Dopamin in der Lamina nicht nachgewiesen werden konnte (Nässel et al., 1988a). Ob Ebony als putative β-Alanyldopamin Synthetase direkt an der visuellen Signaltransduktion beteiligt ist oder aber der visuelle Defekt durch einen Nebeneffekt, z.B. erhöhte Dopamin-Konzentrationen hervorgerufen wurde, blieb lange unklar. Erste Hinweise auf eine direkte Beteiligung des Ebony Proteins an der visuellen Signaltransduktion lieferte der Nachweis eines β-Galktosidase-Fusionskonstruktes in den optischen Loben von Drosophila melanogaster (Hovemann et al., 1998). Ein Ziel meiner Arbeit ist es daher, das Ebony Protein direkt mit Hilfe eine Antiserums (Ryseck, 1987) im Nervensystem und insbesondere in den optischen Loben der adulten Fliege nachzuweisen und dort den Typ der ebony exprimierenden Zellen zu bestimmen. Sollte Ebony tatsächlich in den optischen Loben exprimiert werden, stellt sich die Frage nach der Funktion des Proteins, da eine β-Alanyldopamin Synthetase Funktion in der Lamina auf Grund des fehlenden Dopamins unwahrscheinlich wäre. Daher sollen im Rahmen dieser Arbeit mögliche Substrate identifiziert und der zu Grunde liegende Mechanismus aufgeklärt werden. Dazu sollte das Protein aufgereinigt werden, um es unter definierten Bedingungen in vitro untersuchen zu können. Da das Ebony Protein als sehr instabil bekannt ist und daher eine Aufreinigung direkt aus der Fliege bisher scheiterte (Black et al., unveröffentlichte Daten;Perez et al., 2002), sollten als Alternative Expressionssysteme etabliert werden, die eine schnelle Aufreinigung des Proteins über Affinitätschromatographie ermöglichen. 20 Material und Methoden 2. Material und Methoden 2.1 Material 2.1.1 Chemikalien, Seren und Antibiotika Substanz 5-bromo-4-chloro-3-indolyl Phosphat (BCIP) Hersteller Roche 5-Bromo-4-chloro-3-indolyl-beta-D-Galaktosid (X-Gal) Roth Rotiphorese Gel 30 Roth Agar-Agar Roth Agarose Roth Albumin aus Rinderserum (BSA) Serva Alkylphenylpolyethylenglykol (Triton X-100) Serva Ammoniumperoxodisulfat (APS) Merck Ampicillin Sigma Bromphenolblau Serva Butanol Baker Dithiothreitol (DTT) Serva dNTPs MBI Fermentas Ethidiumbromid Serva Ethylendiaminotetraacetat (EDTA) Merck Ethylenglykol-bis-(aminoethylether)-tetraacetat (EGTA) Serva Fötales Rinderserum Sigma Glutamin Gibco Glycerin Merk Hygromycin B Roche Ipegal Sigma 21 Material und Methoden Isopropyl-beta-D-thiogalaktopyranosid (IPTG) Sigma Kanamycin Sigma N,N,N’,N’-Tetramethylethylendiamin (TEMED) Merck Nitro Blue Tetrazolium Salz (NBT) Roche Normalserum aus Esel Sigma Normalserum aus Pferd Vector Normalserum aus Ziege Alexis Paraformaldehyd Merck Penicillin/Streptomycin-Lösung Sigma Polyoxyethylensorbitanmonolaurat (Tween 20) Serva Ponceau S Sigma Tris-(hydroxymethyl)-aminomethan (Tris) BRL Voltalef Öl 10 S Atochem Xylencyanol FF Serva Pyrokohlensäurediethylester (DEPC) Aldrich Coenzym A (CoA) Sigma Nicht aufgeführte Chemikalien wurden von den Firmen Baker, Biomol, Fluka, Merck, Riedel de Haen und Roth bezogen. 2.1.2 Enzyme Enzym Hersteller Alkalische Phosphatase aus Kälberdarm (CIAP) MBI-Fermentas Restriktionsendonukleasen MBI-Fermentas T4 – DNA-Ligase MBI-Fermentas Taq-Polymerase MBI-Fermentas 2.1.3 Kits Kit Hersteller Expand High Fidelity PCR System Roche Expand Long Template PCR System Roche High Pure PCR Purification Kit Roche 22 Material und Methoden Nucleobond NX 100 Macherey-Nagel TOPO-Cloning Kit Invitrogen Drosophila Expression System (DES) Invitrogen T7-Transkriptionskit MBI-Fermentas 2.1.4 Antikörper Antiköper Maus Anti-β-Galaktosidase (monoklonal) Kaninchen Anti-Ebony (4.Serum) Maus Anti-Penta-His (monoklonal) Hersteller Roche AG Hovemann (Ryback, 1987) Qiagen AG Fischbach, (Albert-Ludwigs- Ratte Anti-ELAV Universität, Freiburg) (Robinow und White, 1991) 2 Esel Anti-Maus-Cy Rockland Ziege Anti-Kaninchen-Cy3 Jackson Immuno Research Ziege Anti-Kaninchen-AP Dianova Ziege Anti-Maus- AP Dianova Pferd Anti-Maus-Biotin Vector 2.1.5 Radioisotope Radioaktive Substanz / Aktivität [3H]-β-Alanin // 60Ci/mmol [32P]-Pyrophosphat // 50Ci/mmol Hersteller American Radiolabeled Chemicals Inc. Perkin Elmer 23 Material und Methoden 2.1.6 Verbrauchsmaterialien Verbrauchsmaterial Hersteller Blot-Papier Schleicher & Schuell Nitrocellulose Schleicher & Schuell Sterile Kulturschalen (6er, 24er, 96er) Sarstedt Sterile Einwegpipetten (5ml,10ml ,25ml) Sarstedt Sterile Zentrifugenröhrchen (15ml, 50ml) Sarstedt Sterile Kryo-Röhrchen (2ml) Roth Sterile Kulturflaschen (25ml) Sarstedt Sterile Kulturflaschen (260ml) Nunc Sterilfilter Sarstedt Filterpapier Schleicher & Schuell 2.1.7 Bakterienstämme Bakterienstamm C 600 Genotyp F-, thi-1, thr-1, leuB6, lacY1, tonA21, supE44 F-, mcrA, ∆(mvr-hsdRMS-mcrBC), DH 10 B φ80dlacZ∆M15, ∆lacX74, deoR, recA1, endA1, (Gibco) araD139, ∆(ara,leu)7697, galU, galK, λ-, rpsL, nupG F-, mcrA, ∆(mrr-hsdRMS-mcrBC), Top 10 φ80lacZ∆M15, ∆lacX74, deoR, recA1, araD139, (Invitrogen) ∆(ara,leu)7697, galU, galK, rpsL, (StrR), endA1, nupG, BL21(DE3) pREP4-Gsp (Stratagene; AG Marahiel, PhillipsUniversität, Marburg) E. coli, B, F-, dcm+, Hte, ompT, hsdS(rB- mB-), gal, λ(DE3), endA, Tetr, mit pREP4-Gsp Helperplasmid 24 Material und Methoden 2.1.8 Fliegenstämme Soweit nicht anders angegeben, stammen die Linien aus der Stammsammlung der AG Hovemann. Fliegenstamm und Genotyp Beschreibung Canton S Wildtyp 120 + P(ebony − lacZ ; ry + ) ry 506 ; ; 506 + CyO ry Ebony-β-Galaktosidase Fusionstransformande (Hovemann et al., 1998) eAFA AFA + + In(3R )e ; ; + + In(3R )e AFA ebony-Null-Mutante (Caizzi et al., 1987) w1118-eAFA Deletion eines Teils des white Gens (Hazelrigg et AFA w + In(3 R )e ; ; w + In(3 R )e AFA al., 1984) und ebony Null-Mutante 3-66 + + P(lacZ ; rsy + ) ; ; + + TM 2 Gliamarker AG Fischbach, (Albert-Ludwigs-Universität, Freiburg) (Tix et al., 1997) Balancer 2.Chromosom CyO: curly, nach Oster AFA w Cyo In ( 3R ) e ; ; w Sco In ( 3R ) e AFA Sco: scutoid Balancer 3.Chromosom Sb: Stubbled eAFA: ebony Null-Mutante CxD: CxD-Inversion (3LR) Crossover Supressor w + Sb ; ; w + CxD Dichaete UAS-lacZ + w + p (UAS − lacZ ; w ) ; ; w + p (UAS − lacZ ; w + ) β-Galaktosidase-Expressionslinie AG Technau (Universität Mainz) 25 Material und Methoden 2.1.9 Plasmide Vektor Lieferant pBluescript (pBS) KS II + Stratagene pCR4-Topo Invitrogen pMT-V5-His Invitrogen AG Knust P221-4 Universität Düsseldorf ∆2-3wc-Helferplasmid AG Walldorf Universität Hohenheim, Stuttgart Ebony genomischer Klon 8 AG Hovemann Ebony genomischer Klon 10 AG Hovemann pCoHygro Invitrogen 2.1.10 Oligonukleotide Name BamHI-3’-putDrPPT Sequenz 5’-CTGGATCCTGATCGCTTGTAGGGCTTAAGAAGAGC-3’ KpnI-3’-Ebony-Intron I 5’-GGTACCTCTAGGCACGAAGTCTTGC-3’ NcoI-5’-putDrPPT 5’-AACCATGGGTATGAGCAAACACATCTGCACCCGCTG-3’ 5’-KpnI-Ebony 5’-CCAAGTAAAGCGGTACCAATGC-3’ KpnI-5’-Ebony-cDNA 5’- GGTACCATGGGTTCGCTGCCACAATTGTCG-3’ AgeI-3’-Ebony-cDNA 5’- ACCGGTTTTGCCCACCTCCTTCCAATGGAC-3’ XhoI-5'-putDrPPT 5’-AACTCGAGGTATGAGCAAACACATCTGCACCCGCTG-3’ BamHI-Ebony 5’- GGATCCTTTGCCCACCTCCTTCCAATG-3’ Primer 41 5’-TTCCACTGTCGAATACCGTGGTC-3’ 2.1.11 Häufig verwendete Puffer TE: TBS: 10mM Tris/ HCl (pH 7.9) 100mM Tris / HCl (pH 7.4) 1mM EDTA 150mM NaCl 26 Material und Methoden TBST-20: 0,2% Tween 20 in TBS PBST-20: 0,2% Tween 20 in BBS TBST-100: 0,1% Triton X-100 in TBS PBS: PBST-100: 0,1% Triton X-100 in PBS 137mM NaCl 3mM KCl 10mM Na2HPO4 2mM KH2PO4 pH 7.2 2.1.12 Medien und Kulturplatten LB-Medium: Amp-Medium: 10g Pepton (Baktotrypton) 100µg/ml Ampicillin 10g NaCl in Medium 5g Hefe-Extrakt pro Liter Kan-Medium: 50µg/ml Kanamycin SOB: in Medium 20g Pepton 5g Hefe-Extrakt Bakterienplatten: 8,6mM NaCl 1,5% Agar 2,5mM KCl in Medium 10mM MgCl2 pH 7.0 Eiablageplatten: 8g Agar-Agar SOC: 300ml H2O 20mM Glukose 100ml Apfelsaft in SOB 1ml Ethylacetat 27 Material und Methoden Fliegen-Futter: Zellkultur Medium: 300g inaktive Hefe 10% fötales Rinderserum 300g Maismehl 18mM Glutamin 300g Zucker 50u/ml Penicillin G 55g Agar 50µg/ml Streptomycin 30ml Propionsäure in SFM-Medium (Gibco) 40ml Nipaginlösung (0,25 g/ml in Ethanol) in 6 l Wasser 2.2 Methoden 2.2.1 Methoden zur Untersuchung von Genexpression 2.2.1.1 Antikörper-Färbung auf Cryoschnitten Fixierlösung (pH7.2): Drosophila-Ringer: 4%-Paraformaldehyd 46mM NaCl 25mM Na2HPO4 182mM KCl 12,5mM KH2PO4 3mM CaCl2 10mM Tris / HCl (pH 7.2) Um die Ebony-Expression über den Zeitraum der Entwicklung zu untersuchen, wird das AntiEbony Serum aus Kaninchen (Ryseck et al., 1987) auf Cryoschnitten von Larven, Puppen und adulten Fliegen eingesetzt. Für die Untersuchung verschiedener Puppenstadien werden frisch verpuppte Larven als weiße Puppen (0-4 Stunden nach Verpuppung (APF)) gesammelt und in Petrischalen bis zur Präparation gehalten. Ein effektives Eindringen der Fixierlösung wird bei adulten Fliegen durch Entfernen der Proboscis, bei Puppen durch Entfernen der Hülle gewährleistet. Bei Larven wird ein kleiner Schnitt am Abdomen angebracht. Die Fixierung erfolgt für 3 Stunden bei 4°C, anschließend werden die Präparate über Nacht bei 4°C in Drosophila Ringer mit 25%-Sucrose entwässert. Nach dem Einbetten in Cryomedium 28 Material und Methoden (Microm) werden sie in flüssigem Stickstoff eingefroren, im Mikrotom (HM 500, Microm) für 10 Minuten bei –20°C äquilibriert und dann horizontal geschnitten. Die Schnitte werden auf beschichtete Objektträger (Super Frost plus, Menzel-Gläser) aufgenommen und entweder bei –20°C eingefroren oder direkt für die Antikörper-Färbung verwendet. Dazu wird zunächst mit TBST-100 für 20 Minuten gewaschen, bevor 30 Minuten bei Raumtemperatur mit einem geeigneten Serum geblockt und anschließend für eine Stunde bei 37°C oder über Nacht bei 4°C mit dem ersten Antikörper in Blockserum inkubiert wird. Nach zweimaligem Waschen für 20 Minuten mit TBST-100 bei 37 °C, einer Stunde Inkubation mit dem zweiten Antikörper und erneutem zweimaligem Waschen werden die Präparate in Glycergel (Dako Corporation) eingebettet. Bei Doppelfärbungen erfolgt die Auswertung mit einem Axioplan (Zeiss) und dem Filtersatz 24 (Anregung: 485nm und 546nm; Emission: 515nm-540nm und 610nm; Zeiss). Einzelfärbungen mit Cy3 werden mit dem Filter 15 von Zeiss (Anregung: 546nm; Emission: 580nm, Zeiss) oder mit einem konfokalen Mikroskop (LSM 510 META, Zeiss) ausgewertet. 2.2.1.2 Antikörperfärbung von Embryonen PEMS-Puffer (pH 6.9): Fixierlösung: 100mM Pipes 4% Paraformaldehyd 2mM MgSO4 40% n-Heptan 1mM EGTA in PEMS-Puffer in ddH2O Nach Eiablage über Nacht werden die Embryonen kurz mit Wasser gewaschen und dann mit 3%-Hypochlorid dechorioniert. Zur Fixierung werden die Embryonen für 20 Minuten in Fixierlösung geschüttelt, die wässrige Phase abgenommen, 2 Volumen Methanol zugegeben und erneut für 30 Sekunden geschüttelt. Nach der Phasentrennung wird möglichst viel Flüssigkeit entfernt, zweimal mit Methanol und zweimal mit TBST-100 gewaschen. Geblockt wird für 30 Minuten mit geeignetem Blockserum, bevor der erste Antikörper in Blockserum zugegeben und entweder 2 Stunden bei 37°C oder über Nacht bei 4°C inkubiert wird. Nach fünf mal Waschen für zehn Minuten mit TBST-100 wird der zweite Antikörper in Blockserum zugegeben, eine Stunde bei 37°C inkubiert, erneut fünf mal gewaschen und in Glycergel eingebettet. Die Detektion erfolgt mit einem Axioplan wie oben angegeben. 29 Material und Methoden 2.2.1.3 Antikörperfärbung von S2-Zellen NTBST: Fixierlösung: 1% Triton-X100 3,7%-Formaldehyd 10% Normalserum in TBS-Puffer in TBS-Puffer 3ml Expressionskultur mit 4-6·106 Zellen/ml werden in einer Zellkultur-Schale ausplattiert, in die vorher ein mit 70%-Ethanol desinfiziertes Deckglas gelegt wurde und mit 15µl 100mM CuSO4-Lösung (Endkonzentration 0,5mM) induziert. Nach 24 Stunden Inkubation wird der Überstand abgenommen, die Zellen auf dem Deckglas für 12 Minuten fixiert und dreimal mit TBS fünf Minuten gewaschen. Das Blocken erfolgt für eine Stunde mit NTBST, bevor der erste Antikörper (1:300 in NTBST) zugegeben und über Nacht bei 4°C inkubiert wird. Nach zweimaligem Waschen mit TBST-100 für fünf Minuten wird mit dem zweiten Antikörper (1:200 in NTBST) für 2 Stunden bei Raumtemperatur inkubiert, erneut zweimal mit TBST100 gewaschen und eingebettet. Die Färbung wird an einem Axioplan mit geeigneten Filtern ausgewertet. 2.2.1.4 Detektion von β-Galaktosidase-Aktivität durch X-Gal-Färbung (Brand und Perrimon, 1993) Färbelösung: 150mM NaCl 1mM MgCl2 3,1mM K3Fe(CN)6 3,1mM K4Fe(CN)6 0,03% Triton-X100 0,26% X-Gal in 10mM Natrium-Phosphat-Puffer pH 6.9 Die Präparate werden für eine Minute in Ethanol entwässert, bevor sie eingebettet, geschnitten und für 15 Minuten mit 1% Glutaraldehyd in PBS fixiert werden. Nach dreimaligem Waschen für 10 Minuten mit PBS werden die Schnitte bei 37°C in einer feuchten Kammer bis zur erwünschten Intensität mit Färbelösung inkubiert, erneut dreimal 30 Material und Methoden gewaschen und eingebettet. Anschließend erfolgt die Auswertung bei normalem Durchlicht mit Interferenzkontrast an einem Axioplan. 2.2.2 Molekularbiologische Methoden (Sambrook et al., 1989) 2.2.2.1 Restriktion von DNA Die Restriktion von DNA erfolgte nach den Angaben des Enzym-Herstellers. Für Doppelrestriktionen wird ein Puffer gewählt, der eine möglichst hohe Aktivität beider Enzyme gewährleistet. Für Partialverdaue wird nur 1/10 der normalen Enzymmenge eingesetzt und es werden nach 5 und 15 Minuten Aliquots aus dem Reaktionsgefäß entnommen. Für anschließende Ligationen wird nach dem Verdau Phosphatase aus Kälberdarm mit 1u/pmol 5’-Enden direkt zum Restriktionsansatz gegeben und weitere 30 Minuten bei 37°C inkubiert. 2.2.2.2 Agarose-Gelelektrophorese von DNA-Fragmenten 50x TAE: 5x DNA-Pobenpuffer: 2M Tris-Acetat (pH 8.0) 7,5% Ficoll 0,05M EDTA 0,1% Bromphenolblau 0,1% Xylencyanol FF Laufpuffer: in ddH2O 1x TAE 0,5µg/ml Ethidiumbromid Je nach gewünschtem Auftrennungsbereich erfolgt die Elektrophorese mit 0,8%-1,5% Agarosegele bei einer Spannung von 15-20 V/cm für 15 Minuten bis zu zwei Stunden. Zur Isolierung von Fragmenten aus präparativen Gelen wird das PCR-Purification Kit von Roche verwendet. Dabei wird sich an die Vorschrift des Herstellers gehalten, mit der Ausnahme, dass die Elution in drei Schritten (25µl, 12,5µl, 12,5µl) mit 10mM Tris/HCl pH 8.2 erfolgt. 31 Material und Methoden 2.2.2.3 Ligation von DNA Standard-Ligationen werden bei RT für 3h oder bei 16°C über Nacht durchgeführt. Für die Ligation sehr großer Fragmente wird zur Verbesserung der Effizienz die „Temperatur-CycleMethode“ (Lund et al., 1996) nach folgendem Programm eingesetzt: 5x: 10 Minuten 22°C 10 Minuten 16°C 50x: 30 Sekunden 4°C 30 Sekunden 27°C 30 Sekunden 13°C 30 Sekunden 4°C 1x: 1 Stunde 16°C 1 Stunde 22°C 3 Stunden 18°C Zum Abstoppen der Ligation werden die Ansätze für 20 Minuten auf 60°C aufgeheizt, bevor sie transformiert werden. 2.2.2.4 Herstellung kompetenter Bakterien CaCl2-Lösung: 50mM CaCl2 in ddH2O autoklaviert Bakterien (C600 für Hitze-Schock oder DH 10 B für Elektroporation) werden auf einer LBPlatte ausgestrichen und über Nacht im Inkubationsschrank bei 37 °C wachsen gelassen. Mit einer Kolonie von dieser Platte werden 2ml LB-Medium angeimpft, im Inkubationsschüttler für 3 Stunden bei 37 °C und 180 rpm geschüttelt, bevor mit 1ml aus dieser Kultur 250ml LBMedium angeimpft und bei 37 °C und 130 rpm bis zu einer OD600 von 0,6 hochgezogen 32 Material und Methoden werden. Die Bakterien werden in einem vorgekühlten Tube abzentrifugiert (15 Minuten, 4 °C, 4100g). Je nach Bakterienstamm wird danach wie folgt verfahren: 2.2.2.4.1 Herstellung von Hitze-Schock kompetenten C600-Bakterien nach der CaCl2Methode Das Bakterienpellet wird mit 125ml eiskalter CaCl2-Lösung gewaschen, pelletiert und in 4,25ml CaCl2-Lösung aufgenommen. Nach einer Stunde Inkubation auf Eis und Zugabe von 4,25ml CaCl2-Lösung mit 40% Glycerin werden 200µl Aliquots abgefüllt und in flüssigem Stickstoff eingefroren. 2.2.2.4.2 Herstellung von Bakterien für die Elektroporation (DH 10B-Bakterien) Die pelletierten Bakterien werden einmal mit 250ml, 125ml und 20ml eiskaltem Wasser gewaschen. Anschließend werden sie mit 0,5ml 10%-Glycerin in Wasser aufgenommen, aliquotiert und in flüssigem Stickstoff eingefroren. 2.2.2.5 Transformation kompetenter Bakterien 2.2.2.5.1 Transformation von C600, TOP10 und BL21 durch Hitze-Schock Der halbe Ligationsansatz wird zu einem Aliquot Bakterien gegeben, eine 30 Minuten auf Eis inkubiert, für 45 Sekunden auf 42°C geheizt und nach Zugabe von 800µl eiskaltem SOCMedium für 45 Minuten bei 37°C geschüttelt. Anschließend werden 200µl auf einer vorgewärmten Kulturplatte mit geeignetem Antibiotikum ausgestrichen. Der Rest wird bei 1700g fünf Minuten zentrifugiert, der Überstand bis auf 200µl abgenommen, das Pellet resuspendiert und auf einer weiteren Platte ausgestrichen, bevor beide Platten über Nacht bei 37°C inkubiert werden. 2.2.2.5.2 Transformation von DH10B durch Elektroporation Der Ligationsansatz wird mit dem 2,5-fachen Volumen Ethanol, 1/10 Volumen 2,5M Natriumacetat (pH 5.2) und 1µl Glycogen (Roche) bei -20°C gefällt, das Pellet mit 500µl 70%- Ethanol gewaschen und in 5µl Wasser aufgenommen. Ein Aliquot kompetenter DH10B 33 Material und Methoden wird zugegeben und der gesamte Ansatz in eine eisgekühlte Elektroporationsküvette überführt. Die Elektroporation erfolgt in einem E.coli TransPorator (BTX). Nach dem Strompuls (5ms, 1350V) werden die Bakterien mit 1ml eiskaltem SOC-Medium aus der Küvette gespült, 45 Minuten bei 37°C mit 170rpm geschüttelt und dann wie oben beschrieben ausplattiert und inkubiert. 2.2.2.6 Plasmidaufreinigung aus E.coli (Birnboim und Doly, 1979) Puffer I: Puffer II: 50mM Tris/HCl 10mM EDTA 200mM NaOH 100µg/ml RNAse (DNAse frei) 1% SDS pH 8.0 Puffer III: 3M Kaliumacetat, pH 5.5 2.2.2.6.1 Isolierung im kleinen Maßstab zur qualitativen Analyse 2ml Medium mit geeignetem Antibiotikum werden mit einer Einzelkolonie angeimpft und über Nacht bei 37°C wachsen gelassen. Die pelletierten Bakterien werden in 300µl Puffer I resuspendiert und nach Zugabe von 300µl Puffer II 5 Minuten inkubiert, bevor 300µl Puffer III und 100µl Chloroform zugegeben werden. Nach 30 Minuten Zentrifugation bei 20800g in einer Tischzentrifuge wird die wässrige Phase abgenommen, die enthaltene DNA mit 600µl Isopropanol gefällt, mit 500µl 70%-Ethanol gewaschen, getrocknet und in 50µl TE aufgenommen. 10µl dieser DNA-Lösung werden für Testrestriktionen eingesetzt. 2.2.2.6.2 Präparative Isolierung im mittleren Maßstab PEG-Lösung 40% PEG-6000 30mM MgCl2 50ml Medium werden mit einer Einzelkolonie angeimpft und über Nacht bei 37°C inkubiert. Das Bakterienpellet wird in 4ml Puffer I resuspendiert, nach Zugabe von 4ml Puffer II fünf Minuten bei Raumtemperatur und nach Zugabe von 4ml Puffer III 15 Minuten auf Eis 34 Material und Methoden inkubiert. Nach Filtration durch einen Falten-Filter werden 7,2ml Isopropanol zugegeben, es wird 30 Minuten bei 19800g zentrifugiert, das Pellet einmal mit 70%-Ethanol gewaschen und in 400µl TE aufgenommen. Nach Phenol-Chloroform Extraktion (Sambrook et al., 1989) wird mit 80µl Ammoniumacetat und 1ml Ethanol gefällt, das Pellet mit 500µl 70% Ethanol gewaschen, in 1ml Wasser aufgenommen und mit 500µl PEG-Lösung bei 4°C erneut gefällt. Nach zweimaligem Waschen mit 70%-Ethanol wird das Pellet in 200µl geeignetem Puffer aufgenommen und Konzentration sowie Reinheit im Photometer (Ultrospec 2000, Pharmacia) bestimmt. 2.2.2.7 Isolierung von genomischer DNA aus adulten Drosophila Fliegen Homogenisierungspuffer: 0,1M Tris (pH 9.0) 0,1M EDTA 1% SDS Je 40 Fliegen werden in 100µl eiskaltem Puffer homogenisiert. Nach Zugabe von weiteren 400µl Puffer wird für 30 Minuten bei 70 °C inkubiert. Es werden 70µl 8M Kaliumacetat zugegeben und nach einer Inkubation für 30 Minuten auf Eis unlösliche Bestandteile 15 Minuten bei 20800g abzentrifugiert. Die genomische DNA wird aus dem Überstand mit 300µl Isopropanol gefällt, mit 70% Ethanol gewaschen und in 50 µl TE aufgenommen. 2.2.2.8 PCR-Experimente (Saiki et al., 1985), modifiziert PCR-Ansatz: 5µl 10x Puffer 1,5mM – 4mM MgCl2 200µM dNTPs Template DNA 1µM je Primer ad 50µl mit ddH2O 0,75µl Enzym-Mix bzw. 1µl Taq-Polymerase 35 Material und Methoden Die präparativen PCR-Experimente werden mit den High-Fidelity und Long Template Kits der Firma Roche nach den Angaben des Herstellers durchgeführt. Für qualitative PCR wird der Enzym-Mix gegen Taq-Polymerase (MBI-Fermentas) ausgetauscht. Alle PCRExperimente laufen nach folgendem Programm ab, wobei die Annealing-Temperatur vom verwendeten Primer und die Verlängerungsphase von der Größe des zu amplifizierenden Fragments abhängig sind. Vorbehandlung: 3 Minuten 95 °C 30-40 Zyklen mit: 30 Sekunden 95 °C 30 Sekunden Annealing Temperatur 1 Minute pro 1,5kb 72°C Nachbehandlung: 10 Minuten 72 °C Bei Fragmenten über 3kb wird die Elongationstemperatur auf 68°C erniedrigt. Zusätzlich wird die Elongationszeit jeweils um 15 Sekunden pro Zyklus verlängert. 2.2.3 Drosophila Schneider S2-Zellkultur (Schneider, 1972) 2.2.3.1 Haltung der S2-Kultur Die S2-Zellen werden ohne zusätzliches CO2 bei normaler Luftfeuchtigkeit und 23°C in S2Zellkulturmedium gehalten. Beim Erreichen einer Zelldichte von 1·107 Zellen/ml wird die Kultur umgesetzt und dabei auf 0,5-1·106 Zellen/ml verdünnt. Alle Arbeiten mit der Zellkultur erfolgen unter sterilen Bedingungen. 2.2.3.2 Aufnahme eine Hygromycin B Titrationskurve Bei der Selektion sollen resistente Zellen in knapp einer Woche heranwachsen. Die nötige Konzentration von Hygromycin B wird in einer Titrationskurve bestimmt. Dazu werden jeweils 3ml Zellkultur mit einer Zelldichte von 5·106 Zellen pro ml in Kulturschalen ausplattiert und steigenden Konzentrationen von Hygromycin B (im Bereich von 200-800 µg/ml) ausgesetzt. Die Erfassung der Zellpopulation erfolgt täglich und wird gegen die Zeit aufgetragen. Es wird die Konzentration gewählt, die ein Absterben eines Großteils der nichtresistenten Zellen nach einer Woche gewährleistet. 36 Material und Methoden 2.2.3.3 Transfektion von Schneider S2-Zellen Transfektionsansatz: 2xHBS: 20µg Expressionsvektor 50mM HEPES 240mM CaCl2 1,5mM NaHPO4 in 300 µl sterilem H2O 280mM NaCl pH 7.1 Cryomedium: 45% frisches Zellkultur-Medium 45% konditioniertes ZellkulturMedium 10% DMSO Der Transfektionsansatz wird in 15µl-Schritten zu 300µl 2xHBS gegeben und für 30 Minuten bei Raumtemperatur inkubiert. Nach Zugabe zu 3ml ausplattierten S2-Zellen (4-6•106 Zellen/ml) wird 24h inkubiert, einmal mit 3ml Medium gewaschen, in 3ml ausplattiert und die Proteinexpression nach 48h durch Zugabe von 500µM Kupfersulfat (Endkonzentration) induziert. Die Transfektionsrate wird über Antikörperfärbung mit dem Anti-Ebony Serum nach 24h Induktion bestimmt. Zum Erhalt einer stabilen Zelllinie wird dem Transfektionsansatz 1µg Selektionsvektor pCoHygro (Invitrogen) hinzugefügt. An Stelle der Induktion erfolgt dann die Selektion in Selektionsmedium (Zellkulturmedium mit 500µg/ml Hygromycin B; Titrationskurve siehe Anhang). Die stabilen Zelllinien werden ebenfalls auf ihre Proteinexpression hin überprüft, in 1ml Aliquots mit einer Zelldichte von 1•107 Zellen/ml in Cryomedium bei –75°C eingefroren und in flüssigem Stickstoff gelagert. Zum Auftauen wird ein Aliquot schnell bei 37°C aufgetaut und mit 5ml frischem Selektionsmedium in Zellkulturflaschen ausplattiert. 37 Material und Methoden 2.2.4 Proteinchemie 2.2.4.1 SDS-PAGE (Laemmli, 1970), modifiziert Upper-Tris: SDS-Probenpuffer (5x) : 0,5M Tris/HCl, pH6,8 60mM Tris/HCl, pH 6,8 0,4% SDS 25% Glycerin in ddH2O 2% SDS 14,4mM β-Mercaptoethanol Lower Tris : 1,5M Tris/HCl, pH 8,8 0,1% Bromphenolblau in ddH2O 0,4% SDS in ddH2O Sammelgel (4%): 4ml Rotiphorese Gel 30 SDS-Laufpuffer : 5ml Upper-Tris 0,025M Tris/HCl, pH 8,6 21ml ddH2O 0,192M Glycin 100µl 10% APS 0,1% SDS 10 µl TEMED in ddH2O Trenngel (X%): Coomassie-Färbelösung: Xml Rotiphorese Gel 30 0,125% Coomassie blue R250 5ml Lower-Tris 10% Essigsäure 25-Xml ddH2O 45% Methanol 300µl 10% APS in ddH2O 30µl TEMED Es werden diskontinuierliche Gele mit einem 4%-igen-Sammelgel und je nach Auftrennungsbereich mit einem 8-15%igen Trenngel verwendet. Die Proben werden vor dem Auftragen 5 Minuten in Lämmli-Puffer bei 95°C gekocht, auf Eis abgekühlt und und unlösliche Bestandteile abzentrifugiert. Die Spannung beträgt im Sammelgel 60V, im Trenngel 100V. 38 Material und Methoden Nach Abschluss der Elektrophorese wird das Trenngel entweder mit Coomassie-Färbelösung gefärbt (Bennett und Scott, 1971) oder geblottet und anschliessend gefärbt. Die Entfärbung der Gele erfolgt in 10%iger Essigsäure. 2.2.4.2 Semi-Dry Western-Blot (Khyse-Anderson, 1984) Blot-Puffer I: Ponceau S-Färbelösung: 20% Methanol 1% Ponceau S in 25mM Tris pH 10.4 50% Essigsäure in ddH2O Blot-Puffer II: 20% Methanol in 300mM Tris pH 10.4 Blot-Färbelösung: 0,1M NaCl 50mM MgCl2 Blot-Puffer III: 40mM Norleucin in 25mM Tris pH9.4 0,1% Tween 20 0,45% NBT-Stocklösung 0,35% BCIP-Stocklösung in 0,1M Tris/HCl, pH 9.5 Blockserum: 1% Normalserum aus Ziege in TBST-20 Das Trenngel wird in Blot-Puffer I zusammen mit der Nitrocellulose gewaschen. Sechs Lagen Blot-Papier getränkt in Puffer II und drei Lagen getränkt in Puffer I werden auf die Anode aufgebracht und darauf die Nitrocellulose und das Gel platziert. Zum Abschluss werden sechs Lagen Blotpapier mit Puffer III aufgelegt. Es wird 45 Minuten bis eine Stunde bei 0,8mA/cm2 Gel-Fläche geblottet. Der Blot wird zur Markierung des Markers mit Ponceau S für 30 Minuten gefärbt. Die folgenden Schritte des immunologischen Nachweises finden alle bei Raumtemperatur auf dem Schüttler statt. Es wird zwei mal zehn Minuten mit TBST-20 gewaschen und 30 Minuten mit Blockserum geblockt, bevor der erste Antikörper in Blockserum zugegeben und für eine Stunde inkubiert wird. Nach zweimaligem Waschen für 15 Minuten mit TBST-20 wird der zweite Antikörper in Blockserum zugegeben und erneut 39 Material und Methoden eine Stunde inkubiert, bevor der Blot nach zweimaligem Waschen mit Färbelösung entwickelt wird. 2.2.4.3 Proteinexpression in Drosophila Schneider S2-Zellen S2-Lyse-Puffer: 300mM NaCl 10mM Imidazol 1% Ipegal (Sigma) in 50mM Natrium-Phosphat-Puffer pH 7.9 Für die Proteinaufreinigung werden 400ml Selektionsmedium in einem 3l-Fernbachkolben mit 3•108 Zellen angeimpft und bis zu einer Dichte von 4-6•106 Zellen/ml bei 100 rpm wachsen gelassen bevor die Proteinexpression mit 500µM Kupfersulfat (Endkonzentration) induziert wird. Nach 48h wird die Zelldichte bestimmt, die Zellen durch zehn Minuten Zentrifugation bei 1000g pelletiert, zweimal mit 100ml PBS gewaschen und mit 10ml LysePuffer eine Stunde auf Eis inkubiert. Nach 15 Minuten Zentrifugation bei 19800g wird der Überstand abgenommen, durch einen Sterilfilter filtriert und über Nickel-NTA- Affinitätschromatographie aufgereinigt. 2.2.4.4 Proteinexpression in E.coli BL21-pREP4-Gsp und C600 2.2.4.4.1 Auswahl eines Expressionsklons durch Western Blot Analyse Mit Einzelkolonien der BL-21 Expressionsklone werden 2ml LB-Kanamycin-Ampicillin Kulturen angeimpft und über Nacht bei 37°C wachsen gelassen. 100µl dieser Kulturen werden zum Animpfen frischer, auf 30°C vorgewärmter 2ml Kulturen verwendet, die nach Erreichen einer OD600 von 0,6 mit 1mM IPTG (Endkonzentration) versetzt werden, um die Proteinexpression zu starten. Nach vier Stunden Induktion werden 1,5ml abgenommen, die Bakteriendichte bestimmt, die Bakterien pelletiert, in 100µl Lämmli-Puffer gekocht und mit Western Blots analysiert. Der Klon mit der höchsten Expression wurde für die Optimierung der Induktionszeit und der IPTG-Konzentration verwendet. 40 Material und Methoden 2.2.4.4.2 Optimierung der IPTG Konzentration Mit 1,5ml einer 3ml LB-Kanamycin-Ampicillin über Nacht Kultur werden 30ml auf 30°C vorgewärmtes Medium angeimpft. Bei Erreichen einer OD600 von 0,6 wird die Kultur auf 2ml Aliquots aufgeteilt und jedes Aliquot mit einer anderen IPTG-Konzentration versetzt. Nach 4h Induktion wird von jedem Aliquot die Bakteriendichte bestimmt und das Bakterienpellet in Lämmli-Puffer gekocht. Durch Western Blot Analyse wird die beste IPTG Konzentration identifiziert. 2.2.4.4.3 Optimierung der Induktionszeit Mit 1,5ml einer 3ml LB-Kanamycin-Ampicillin über Nacht Kultur werden 30ml auf 30°C vorgewärmtes Medium angeimpft. Bei Erreichen einer OD600 von 0,6 wird mit der optimierten IPTG-Konzentration induziert. In regelmäßigen Abständen werden 1,5ml abgenommen, die Bakteriendichte bestimmt und nach Zentrifugation das Bakterienpellet in Lämmli-Puffer gekocht. Nach Entnahme der letzten Probe erfolgt die Analyse der Expressionstärke über Western Blot. 2.2.4.4.4 Präparative Expression mit optimierten Bedingungen Mit einer Einzelkolonie der positiven Expressions-Klone wird eine 25ml Kultur mit geeignetem Selektionsmedium angeimpft und über Nacht bei 200 rpm und 30°C inkubiert. 20ml werden auf 400ml mit frischem Medium verdünnt, bis zu einer OD600 von 0,6 wachsen gelassen und durch Zugabe von 0,4mM IPTG (Endkonzentration) wird die Proteinexpression induziert. Nach 3h Induktion werden die Bakterien 10 Minuten bei 6000g pelletiert, in 10ml HEPES A (siehe Affinitätschromatographie) resuspendiert und bei –20°C mindestens über Nacht eingefroren. Die Lyse erfolgt in einer gekühlten French-Press-Apparatur durch drei KompressionsDekompressionszyklen bei 1000ips. Unlösliche Bestandteile werden durch 30 Minuten Zentrifugation bei 27000g und 4°C pelletiert und das Protein aus dem Überstand über NickelNTA-Affinitätschromatographie aufgereinigt. 41 Material und Methoden 2.2.4.5 Proteinaufreinigung über Affinitätschromatographie Hepes A Na-Phosphat-Puffer 50mM Hepes 50mM NaH2PO4 300mM NaCl 100mM NaCl pH 8.0 pH 7.0 Hepes B Dialysepuffer Hepes A Na-Phosphat-Puffer 250mM Imidazol 150mg DTT/l Die mit einem His6-Peptid fusionierten Expressionsproteine werden bei 4°C durch Affinitätschromatographie mit Ni-NTA (Qiagen) aufgereinigt. Das Säulenvolumen beträgt dabei 1-2ml. Um unspezifische Bindungen zu mindern, erfolgt die Auftragung der Proben mit 8%-Hepes B bei 1ml/min. Vor der Elution wird mit 12ml 8%-Hepes B gewaschen (1ml/min). Das Zellkulturprotein wird direkt mit 50% Hepes B eluiert. Zur Elution des bakteriellen Proteins wird ein Konzentrationsgradient angelegt, um höhere Reinheit zu gewährleisten. Der Gradient wird nach folgendem Programm bei einer Geschwindigkeit von 1ml/min aufgebaut: 30 Milliliter 8%-40% Hepes B 10 Milliliter 40%-100% Hepes B 10 Milliliter 100% Hepes B 15 Milliliter 100%-8% Hepes B Vom Durchlauf werden 4ml, von der Waschung 2ml, und der Elution 1ml Fraktionen gesammelt, jeweils 10µl im Bradford-Test (Bradford, 1976) auf ihren Proteingehalt getestet. Die positiven Elutions-Fraktionen werden vereinigt und gegen Dialyse-Puffer dialysiert. Vor dem Einfrieren bei –75°C wird die Protein-Konzentration im Photometer bestimmt und eine Glycerinkonzentration von 10% eingestellt. 42 Material und Methoden 2.2.4.6 ATP-PPi-Austauschassay (Gevers et al., 1968; Lee und Lipmann, 1975) Reaktionsansatz: Terminationslösung : 1µM Enzym 100mM Natriumpyrophosphat 2mM Substrat 560mM Perchlorsäure 50mM MgCl2 1,2% Aktivkohle (Norit A, Sigma) in 50mM Natrium-Phosphat-Puffer in ddH2O pH 7.0 Radioaktiv-Mix: 2mM ATP 0,1mM Natriumpyrophosphat 0,5µCi Natriumpyrophosphat 25mM MgCl2 in 50mM Natrium-Phosphat-Puffer pH 7.0 Nach fünf Minuten Vorinkubation bei 37°C wird zu einem Volumen Reaktionsansatz das gleiche Volumen an Radioaktivmix zugegeben. Nach 15 Minuten bei 37°C wird der Ansatz zu 500 µl eiskalter Terminationslösung gegeben, gemischt und für zehn Minuten auf Eis inkubiert. Nach Zentrifugation wird das Aktivkohle-Pellet zweimal mit 1ml Wasser gewaschen, in 500 µl Wasser resuspendiert und in 5ml Szintillationsflüssigkeit (Rotiszint Eco Plus, Roth) überführt, bevor die gebundene Radioaktivität für 1 Minute im Szintillationszähler (LS 6000 TA, Beckmann) bestimmt wird. Als Kontrolle wird der Assay ohne Substrat durchgeführt. 2.2.4.7 Beladung mit radioaktivem [3H]-β-Alanin (Stachelhaus et al., 1996a) Reaktionsansatz: 500nM holo-Enzym 0,5-1µM [3H]-β-Alanin (60Ci/mmol) 1mM ATP 25mM MgCl2 in Natrium-Phosphat-Puffer pH 7.0 43 Material und Methoden Das Zellkultur-Protein wird vor dem eigentlichen Assay durch Inkubation mit Sfp in vitro mit Ppant beladen, um eine nachfolgende Beladung mit β-Alanin zu ermöglichen. Dazu werden 50pmol apo-Enzym mit 25pmol Sfp und 20nmol CoA für 5 Minuten in Assay-Puffer präinkubiert, bevor die radioaktive Aminosäure zugegeben wird. Nach 15 minütiger Inkubation des Reaktionsansatzes bei 37°C wird durch Zugabe von 15µl BSA-Lsg. (25mg/ml) und 800µl eiskalter 10%-TCA-Lösung präzipitiert, das Pellet zweimal mit 1ml eiskalter TCA-Lösung gewaschen und mit 200µl Ameisensäure in 5ml Szintilationsflüssigkeit überführt. Die co-präzipitierte Radioaktivität wird für 2 Minuten im Szintillationszähler gemessen. Als Kontrolle dienen Ansätze ohne ATP, bzw. mit mutierter oder unbeladener Thiolierungsdomäne (Ser611-Mutante bzw. Zellkultur-Protein). 2.2.4.8 Bestimmung von möglichen 2.Substraten Reaktionsansatz: 500nM holo-Enzym 0,5-1µM [3H]-β-Alanin (60Ci/mmol) 1mM 2.Substrat 1mM ATP 25mM MgCl2 in Natrium-Phosphat-Puffer pH 7.0 Einem Standard-Beladungsansatz werden nach 15 Minuten Beladung zwei Aliquots von 100µl entnommen, von denen eins sofort gefällt wird, um den Beladungszustand zu bestimmen. Das andere wird bis zur Beendigung der Messreihe weiter bei 37°C inkubiert. Der restliche Ansatz wird mit 1mM 2.Substrat (Endkonzentration) versetzt, 100µl Aliquots nach 15, 30, 60, 120 und 600 Sekunden bei 37°C entnommen und wie oben angegeben, die präzipitierbare Radioaktivität bestimmt. Nach Abschluss aller Messungen wird das vorher entnommene zweite Kontroll-Aliquot gefällt, um den Beladungszustand nach Ablauf aller Messungen zu bestimmen. 2.2.4.9 Identifizierung gebildeter Produkte durch Massenspektroskopie Zur Identifizierung von Produkten wird der Reaktionsansatz aus 2.2.4.8 in zehnfachem Maßstab durchgeführt. Das radioaktive β-Alanin wird durch unmarkiertes ersetzt, wobei die 44 Material und Methoden Endkonzentration auf 1mM erhöht wird. Entweder nach 2 Stunden oder über Nacht Inkubation bei 37°C, wird die Reaktion mit 500µl n-Butanol/Chloroform (4:1) gestoppt und im Vakuum eingedampft. Die Rückstände werden mittels Massenspektroskopie auf gebildete Produkte untersucht. Als Kontrolle werden die Ansätze mit der Ser611-Ala-Mutante wiederholt. 2.2.5 Mikroinjektion von DNA in Drosophila-Embryonen (Steller und Pirrotta, 1984) Injektionspuffer: 5mM KCl 100mM Natriumphosphat-Puffer (pH 6.8) Die zu injizierende DNA sowie das Helfer-Plasmid werden in Injektionspuffer gelöst (Injektionskonzentration 750 ng/µl (DNA) bzw. 300 ng/µl (Helper)) und in bis zu 45 Minuten alte Embryonen injiziert. Nach 72h Stunden werden die geschlüpften Larven gesammelt und in Zuchtröhrchen überführt. Geschlüpfte Fliegen werden in Einzelkreuzungen auf Transposoninsertion getestet und positive Transformanden anschliessend über Kreuzung mit geeigneten Balancer-Stämme balanciert. 45 Ergebnisse 3. Ergebnisse 3.1 Vergleich der Anti-Ebony Färbung in Wildtyp-Fliegen mit der βGalaktosidase Lokalisation in der Transformande 120 In früheren Arbeiten wurde nach Fusion des ebony-Leserahmens mit lacZ nicht nur in der Cuticula, sondern auch in den optischen Loben der Fliegen β-Galaktosidase-Aktivität gefunden, was auf eine mögliche Funktion von Ebony in den optischen Loben hindeutete (Hovemann et al., 1998). Dieses Ergebnis sollte durch den direkten Nachweis des unveränderten Proteins überprüft und möglichst verifiziert werden. Dazu wurde mit einem Anti-Ebony Serum (Ryseck, 1987) die Ebony-Expression in Cryoschnitten vom Kopf adulter Wildtypfliegen und eAFA-Mutanten untersucht und die resultierende Färbung mit den bisherigen Ergebnissen aus der Anti-β-Galaktosidase-Färbung der Transformande 120 verglichen (Abbildung 14). Abbildung 14: Lokalisation des Ebony-Proteins im Wildtyp (A) und der Mutante eAFA (C) im Vergleich zum Ebony-β-Galaktosidase-Fusionsprotein in der Transformande 120 (B; aus Hovemann et al., 1998). La: Lamina; Me: Medulla. Vergrößerung: A, B und C 500x Das Muster der Ebony exprimierenden Zellen in der wildtypischen Fliege (A) gleicht dem Muster der Zellen in der Transformande 120 (B), die das Fusionsprotein exprimieren (Hovemann et al., 1998). Starke Färbung zeigt sich in der Lamina und in einzelnen Zellen des Medulla Cortex (Pfeilspitzen), von denen Fortsätze in das Medulla-Neuropil hinein ziehen. Demnach bestätigt die Färbung mit dem Antiserum, dass Ebony nicht nur in der Cuticula, sondern auch in den optischen Loben der Fliege exprimiert wird. Die eAFA Null-Mutante (C), zeigt weder in der Medulla, noch in der Lamina Färbung, woraus geschlossen werden kann, 46 Ergebnisse dass das Antiserum spezifisch das Ebony Protein erkennt und daher für den direkten Nachweis verwendet werden kann. 3.2 Untersuchung der Ebony-Expression im Verlauf der Entwicklung von Drosophila melanogaster Northern Blot Untersuchungen zeigten, dass ebony-mRNA nicht nur in adulten Fliegen, sondern auch in früheren Entwicklungsstadien nachweisbar ist (Ryseck, 1987). Mit dem lacZFusions-Protein konnte β-Galaktosidase Aktivität nicht nur in der adulten Fliege, sondern auch im Gehirn von Larven des dritten Larvenstadiums detektiert werden (Hovemann et al., 1998). Um einen vollständigen Überblick über den zeitlichen Ablauf der Ebony Aktivität zu bekommen, wurde unter Verwendung des Antiserums die Ebony-Expression in sämtlichen Entwicklungsstadien bis zur adulten Fliege untersucht. 3.2.1 Ebony-Expression in Embryonen Zum Nachweis der embryonalen Expression von Ebony wurden ganze wildtypische Embryonen mit dem Anti-Ebony Serum gefärbt. Als Kontrolle wurden Embryonen der eAFANull-Mutante unter denselben Bedingungen eingesetzt. Das Ergebnis für Embryonen des Wildtyps ist in Abbildung 15 zu sehen. Abbildung 15: Ebony-Expression in Abdominal-Segmenten des Embryos Links ist ein Embryo des 13. Stadiums (Campos-Ortega und Hartenstein, 1985) im Durchlicht mit Interferenzkontrast abgebildet. Die rechte Aufnahme zeigt denselben Embryo mit Fluoreszenzfilter. In den Abdominal-Segmenten wird jeweils eine einzelne Zelle auf jeder Seite gefärbt. Vergrößerung 250x. Das Ebony Protein lässt sich zum ersten Mal in Stadium 12 (Campos-Ortega und Hartenstein, 1985) nachweisen. Man findet jeweils zwei Zellen in den Abdominal-Segmenten A1 bis A7, 47 Ergebnisse die Ebony-Expression zeigen. Sie befinden sich mittig auf den gegenüberliegenden Seiten der Segmente (siehe Pfeile in Abbildung 15). Die starke Hintergrundfärbung findet man auch in Embryonen der Null-Mutante eAFA (nicht gezeigt). Sie tritt generell bei der Färbung von ungeschnittenem Gewebe mit dem Antiserum auf. Die Zellen der Abdominal-Segmente werden in der Null-Mutante jedoch nicht gefärbt, so dass sie als spezifisch angesehen werden kann. Bis zum Schlüpfen der Larve sind keine weiteren Ebony-positiven Zellen zu detektieren, wobei nicht ausgeschlossen werden kann, dass die hohe Hintergrundfärbung mögliche weitere Ebony exprimierende Zellen überstrahlt. 3.2.2 Ebony-Expression in Larven Von Larven des 1., 2. und 3. Stadiums wurden 10µm Kryo-Schnitte angefertigt und auf Ebony-Expression untersucht. Es stellte sich heraus, dass alle drei Stadien des Wildtyps dasselbe Expressionsmuster zeigen. Es ist in Abbildung 16 A am 2. Larvenstadium exemplarisch gezeigt. Ebony wird in den Hemisphären und dem Ventralganglion aller drei Larvenstadien exprimiert. Die Zellen der Hemisphären liegen in einem kreisförmigen Muster vor und zeigen Zellfortsätze, die besonders im dritten Stadium gut zu erkennen sind (B). Im Ventralganglion erstrecken sich die Ebony exprimierenden Zellen in zwei Reihen über die gesamte Länge des Ganglions. Anzahl und Muster der Zellen deuten dabei auf die Zellen der lateralen Glia hin (Granderath und Klämbt, 1999), die das Neuropil des Ventralganglions umschließen. In einem separaten Projekt sollten zur genauen Bestimmung Marker hinzugezogen werden, um den Zelltyp genau zu identifizieren. Zusätzlich zu den Zellen im Nervengewebe werden die Öffnungen der Tracheen am posterioren und anterioren Ende der Larven stark angefärbt. Im Gegensatz zu der Neuropil-Färbung, zeigt sich diese Färbung auch in eAFA Null-Mutanten und kann deshalb nicht spezifisch sein. 48 Ergebnisse A B C Abbildung 16: Ebony-Expression in Larven des 2. und 3. Larvenstadiums A: Expression im 2. Larvenstadium; Pfeilspitzen: Ebony-Expression im Ventralganglion und den Hemisphären des Larven-Gehirns; Pfeile: Expression in den anterioren und posterioren Öffnungen der Tracheen. B: Expressionsmuster in den Hemisphären des Gehirns einer Larve des 3. Stadiums. C: Ebony exprimierende Zellen in den Hemisphären (Pfeile) und dem Ventralganglion (Pfeilspitzen) des 2. Larvenstadiums. Vergrößerung: A 80x; B 200x; C 220x. 3.2.3 Ebony-Expression in der Puppe Zum Zeitpunkt der Verpuppung (0-4 Stunden APF (after pupal formation), siehe Abbildung 17 A) entspricht das Muster der Ebony exprimierenden Zellen noch dem des 3. Larvenstadiums, wie man in der Vergrößerung des Ventralganglions in Abbildung 17 A sehen kann. Zwischen 24 und 60 Stunden nach der Verpuppung lässt sich Ebony nicht mehr im ZNS nachweisen (gezeigt für die optischen Loben 48 Stunden APF in Abbildung 17 B). Ab 60 Stunden APF findet man ein mit der Imago vergleichbares Expressions-Muster (siehe Abbildung 17 C), mit starker Expression in der Lamina und in Zellen der Medulla sowie des Lobula Komplexes. Im ZNS findet man Ebony positive Zellen aber auch in den AntennalLoben und weiteren, nicht genauer bestimmten Regionen (nicht gezeigt). Bis zum Schlüpfen 49 Ergebnisse der Fliege ändert sich das Muster der Ebony exprimierenden Zellen nicht mehr. In Puppen der Null-Mutante eAFA desselben Alters lässt sich Ebony nicht nachweisen (Abbildung 17 D). A B Re La Me Lo P C Re Lo D La Lo Me Lo P La Lo Me LoP Re Abbildung 17: Ebony-Expression in der Puppe von Drosophila melanogaster A: Ebony-Expression in der frisch verpuppten Fliege (0-4h APF). Die Vergrößerung zeigt die Ebony exprimierenden Zellen des Ventralganglions. B: 48h nach der Verpuppung (48h APF) zeigen die optischen Loben keine Ebony-Expression. C: Mit der adulten Fliege vergleichbares Expressionsmuster 60h APF. D: 60h APF der eAFA-Null-Mutante. La: Lamina, Me: Medulla, Lo: Lobula, LoP: Lobula-Platte; Re: Retina; Vergrößerung: A 40x (Ausschnitt 70x); B,C und D 350x 3.2.4 Ebony-Expression in den optischen Loben der Imago Das charakteristische Expressionsmuster in den optischen Loben der adulten Wildtyp-Fliege zeigt Ebony exprimierende Zellen in der Lamina, in der Medulla und im Lobula-Komplex (Abbildung 18 A). Hochauflösende Aufnahmen von Laminaschnitten mit einem Konfokalmikroskop (Abbildung 18 B) zeigen, dass die Ebony positiven Zellen die Lamina in Kompartimente aufzuteilen scheinen und sich über das gesamte Neuropil erstrecken. Dies deutet auf eine Expression in den Zellen der epithelialen Glia hin, die als einzige Zellen ihren Zellkörper im Neuropil der Lamina haben. In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgruppe von Ian Meinertzhagen (Dalhousie Universität, Halifax, Kanada) konnte dieses Ergebnis bestätigt und ausgeweitet werden. Durch Verwendung eines Markers für die Axone der Photorezeptorzellen wurde 50 Ergebnisse nachgewiesen, dass die Ebony exprimierenden Zellen die Cartridges der Lamina umschließen (Richardt et al., 2002), ein weiteres Kriterium, das nur für die Epithelial-Glia gilt. Charakteristikum dieser Gliazellen sind auch Einstülpungen der Membran. Diese konnten in EM-Aufnahmen ebenfalls für die Ebony positiven Zellen gezeigt werden (Richardt et al., 2002). Abbildung 18: EbonyExpression in den optischen Loben der adulten Fliege A zeigt eine Übersicht über die Färbung in den optischen Loben. Neben der starken Färbung der Lamina (La), lässt sich Ebony in der Peripherie der Medulla (Me; Pfeile) und des Lobula Komplexes (Lo und LoP; Pfeilspitzen) nachweisen. Re: Retina; *: Äußeres optisches Chiasmata. B und C: Hochauflösende Aufnahmen der Lamina (B) und der Medulla (C) mit einem konfokalen Mikroskop (gegenüber A jeweils um 90° gegen den Uhrzeigersinn gedreht). Ebony positve Zellen finden sich nicht nur in der distalen (Pfeile), sondern auch in der anterioren und posterioren (Pfeilspitze) Peripherie der Medulla. Vergrößerung: A 550x; B und C 750x. In Konfokal-Aufnahmen der Medulla (Abbildung 18 C) erkennt man, dass sich Ebony ausschließlich im Cytoplasma der Zellen befindet. Der Zellkern erscheint ungefärbt und hebt sich vom Cytoplasma ab (Pfeile in C). Neben den Zellen in der distalen Peripherie der Medulla, werden auch Zellen im posterioren und anterioren Bereich gefärbt (Pfeilspitze in A). Die Zellkörper der Ebony exprimierenden Zellen im Lobula Komplex liegen ebenfalls in der 51 Ergebnisse Peripherie des Neuropils (Pfeilspitzen in A). Wie die Zellen der Medulla senden sie Fortsätze in das Neuropil aus. Diese Charakteristika deuten insgesamt auf eine Expression in Neuropil Gliazellen hin (Eule et al., 1995) Muster und Form der Ebony exprimierenden Zellen lassen darauf schliessen, dass Ebony in den epithelialen Gliazellen der Lamina und den Neuropil-Gliazellen der Medulla und des Lobula-Komplexes exprimiert wird. Um zu bestätigen, dass es sich um Gliazellen handelt, wurden die Ebony exprimierenden Zellen mit Neuronen und Gliazellen verglichen. 3.3 Bestimmung des Ebony exprimierenden Zelltyps in den optischen Loben von Drosophila melanogaster Zum Vergleich der Ebony positiven Zellen mit neuronalen Zellen wurde ein Antikörper gegen das neuronal exprimierte ELAV-Protein (Robinow et al., 1988; Robinow und White, 1991) zusammen mit dem Anti-Ebony Serum auf Kopf-Schnitten von adulten wildtypischen Fliegen verwendet. Als Kontrollexperiment wurde die gleiche Färbung an Kryoschnitten der NullMutante durchgeführt. Zum Nachweis einer eventuellen Expression in Gliazellen, wurde die Enhancer-Trap-Linie 3-66 verwendet (Tix et al., 1997). Diese Fliegen exprimieren unter Einfluss eines Enhancers β-Galaktosidase gekoppelt an eine Zellkern-Transportsequenz, wodurch die β-Galaktosidase-Aktivität auf den Zellkern von Gliazellen der optischen Loben beschränkt ist. Die Fliegen zeigen keine Beeinträchtigung der Lebensfähigkeit oder im Aufbau des Nervensystems. Zum Vergleich wurden Kopfschnitte der Linie 3-66 mit Anti-βGalaktosidase und dem Anti-Ebony Serum gefärbt. Abbildung 19 zeigt die ELAV(grün)-/Ebony(rot)-Doppelfärbung im Wildtyp (A und B) und der Null-Mutante (C). Es ist zu sehen, dass sich die neuronale Färbung im peripheren Bereich der Medulla (Me) von den Ebony-positiven Zellen deutlich abhebt (A und Vergrößerung in B; Pfeile). Auch die Zellen der Lobula und Lobula-Platte zeigen keine Co-Expression von Ebony und ELAV (Abbildung 19 A, Pfeilspitzen). Eine Co-Lokalisation von ELAV und Ebony und damit eine Expression von Ebony in Neuronen der optischen Loben ist demnach nicht gegeben. Im Vergleich von Null-Mutante und Wildtyp sieht man, dass sich das Muster der ELAV-positiven Zellen nicht unterscheidet. Da die optischen Loben der Null-Mutante zudem nicht wesentlich in Größe, Struktur und Lage verändert scheinen, sind Unterschiede in der Abbildung eher auf leicht unterschiedliche Schnittebenen bzw. individuelle Unterschiede 52 Ergebnisse einzelner Fliegen zurückzuführen. Das bestätigt, dass es sich bei dem visuellen Phänotyp nicht um einen durch morphologische Veränderungen hervorgerufenen Defekt handelt. Abbildung 19: Doppelfärbung von Wildtyp und Mutante mit Anti-Ebony Serum und Anti-ELAV Antikörper A und B: Doppelfärbung von Wildtyp-Fliegen mit dem Anti-Ebony Serum (2.Antikörper Cy3 gekoppelt: rot) und Anti-ELAV Antikörper (2.Antikörper Cy2 gekoppelt: grün). C: Gleiche Färbung bei eAFA. La: Lamina, Me: Medulla, Lo: Lobula, LoP: Lobula-Platte. Vergrößerung A und C: 350x; B: 700x. Die Doppelfärbung der Linie 3-66 mit Anti-β-Galaktosidase und Anti-Ebony zeigt, dass es zu partialen Überlappungen der Färbungen im Bereich des Medulla Cortex kommt (Abbildung 20). Abbildung 20: Co-Lokalisation von Ebony und β-Galaktosidase in der Glia-Marker-Linie 3-66 Ebony exprimierende Zellen sind rot, β-Galaktosidase exprimierende Zellen grün gefärbt. B und C zeigen Vergrößerungen der in A als Rechteck eingezeichneten Bereiche. Me: Medulla, La: Lamina; Vergrößerung: A 450x; B und C 2000x. Während in den großen Gliazellen der inneren und äußeren Chiasmata nur β-Galaktosidase nachweisbar ist (Pfeilspitzen in A, Vergrößerung B), exprimieren Gliazellen des Medulla Cortex sowohl Ebony als auch β-Galaktosidase (Pfeile in A, Vergrößerung C). In der Vergrößerung ist zu erkennen, dass sich in der Zelle die Ebony-Färbung von der grünen 53 Ergebnisse Zellkernfärbung abhebt. Dies bestätigt, dass Ebony cytosolisch und nicht im Zellkern lokalisiert ist. Die Untersuchung der zeitlichen Expression von Ebony zeigt, dass Ebony ab dem zwölften Embryonalstadium bis zur Verpuppung exprimiert wird. Im Laufe der Puppenentwicklung setzt die Expression für knapp 60h aus. Danach findet man in den optischen Loben das Expressionsmuster der adulten Fliege. Durch Vergleich mit neuronalen und Glia Markern konnten die Ebony exprimierenden Zellen als Gliazellen der optischen Loben identifiziert werden. Dies bestätigt, dass Ebony nicht nur an Prozessen des Cuticula-Aufbaus sondern auch des visuellen Systems beteiligt ist. Interessanterweise wird es dabei jedoch nicht neuronal, wie man auf Grund des Defekts in der Signaltransduktion hätte vermuten können, sondern in Gliazellen exprimiert. Aus der Untersuchung der Ebony-Expression ergeben sich zwei Fragen, die in den folgenden Abschnitten untersucht werden sollen. Zum einen deutet die Anwesenheit von Ebony in verschiedenen Entwicklungsstadien und in verschiedenen Geweben auf eine komplexe Genregulierung hin, wie sie auch von ähnlich exprimierten Genen, z.B. der Dopa Decarboxylase ddc bekannt ist (Dewhurst et al., 1972; Bray et al., 1988; Scholnick et al., 1991). Der Enhancer der DDC ist in funktionelle Bereiche aufgeteilt, die unabhängig voneinander die gewebespezifische Expression von ddc kontrollieren. Vergleichbare Bereiche könnten auch für ebony existieren und daher wurde im folgenden Abschnitt die EnhancerAktivität verschieden großer Fragmente aus dem 5’-Bereich von ebony getestet. Die zweite Frage ergibt sich aus dem Typ der ebony exprimierenden Zellen. Es konnte eindeutig bewiesen werden, dass Ebony in Gliazellen der optischen Loben, aber nicht in den Neuronen lokalisiert ist. Daraus resultiert die Frage, welche Funktion Ebony in den Gliazellen hat und wie sich diese auf Signaltransduktion und Neurotransmitter-Metabolismus auswirkt. Da nicht auszuschließen war, dass Ebony neben Dopamin auch Histamin mit β-Alanin konjugiert, wurde beschlossen, dass Protein aufzureinigen, um seine Substratspezifität und den Reaktionsmechanismus unter definierten Bedingungen in vitro zu untersuchen. 3.4 Untersuchungen zum Enhancer des ebony-Gens In Vorarbeiten wurde gezeigt, dass ein 5,5kb großes genomisches Fragment vor Exon 1 zusammen mit dem ebony Gen ausreicht, um die Ebony-Funktion in eAFA-Mutanten wieder herzustellen. In der vorliegenden Arbeit sollte versucht werden, den Enhancer von ebony in seine funktionellen Bereiche aufzutrennen, um sowohl den für die Cuticula als auch das 54 Ergebnisse Nervensystem verantwortlichen Teil zu identifizieren. Das würde die Möglichkeit eröffnen, Cuticula und Nervensystem Phänotyp getrennt voneinander zu untersuchen, da man ausgehend von einer eAFA-Nullmutante gezielt einen Teil des Ebony Phänotyps retten könnte. So kann z.B. über den Cuticula-spezifischen Anteil des ebony Enhancers das Ebony Protein in der Cuticula von Null-Mutanten exprimiert werden, während im Nervensystem kein Ebony gebildet wird. Die resultierende Fliege sollte also eine wildtypische Cuticula, aber eine defekte visuelle Signaltransduktion aufweisen. Somit kann dann der visuelle Defekt unabhängig von dem Cuticula Defekt untersucht werden. Um Hinweise auf die Aktivität vermittelnden Regionen des ebony Enhancers zu bekommen, wurden drei unterschiedlich große genomische Fragmente in den Gal4-Transfektionsvektor p221-4 kloniert und in Fliegen transformiert. Die resultierenden Fliegen wurden mit einem UAS-lacZ Reporterstamm gekreuzt und die Enhancer-Aktivität über X-Gal Färbung bestimmt. S E 0 XK S E 5 Exon: X E EE B S 2xE B E 10 I X 15 II III IV V kb VII VI 6,3kb-Transformationskonstrukt 9,9kb-Transformationsklon 11,1 kb-Transformationsklon lacZ LacZ-Fusionsklon (Hovemann et al. 1998) Abbildung 21: Übersicht über die drei klonierten und transformierten Klone Dargestellt ist das Ebony Gen mit 5,5kb zusätzlicher genomischer Sequenz und den Positionen der sieben Exons (I-VII), die drei Transformationsklone und im Vergleich dazu das Ebony-β-Galaktosidase Fusionskonstrukt. Ausgewählte Restriktions-Stellen: B: BglII; E: EcoRI; K: KpnI; S: SalI; X: XhoI Das kürzeste Konstrukt besteht aus dem 6,3kb großen SalI Fragment. Dieses wurde über EcoRI und KpnI (partial) aus einem genomischen Bluescript(BS)-Klon (AG Hovemann, Ruhr-Universität Bochum) geschnitten und gerichtet vor das 5’-Ende des HSP70 Promotors des Gal4-Vektors p221-4 ligiert. Die richtige Orientierung wurde über Sequenzierung und Testrestriktion überprüft. Für die zweite Transformation wurde das erste Konstrukt um das Intron 1 und einen kleinen Teil des Exons 2 erweitert. Dazu wurde das Intron 1 mit den Primern 5’-KpnI-Ebony und KpnI-3’-Ebony-Intron 1 aus dem genomischen BS-Klon 10 (AG Hovemann, Ruhr-Universität Bochum) amplifiziert. Dabei wurde eine synthetische KpnI-Schnittstelle am 3’-Ende eingefügt. Nach Subklonierung im pCR4-Topo Vektor wurde das Fragment über KpnI in das 55 Ergebnisse kurze Konstrukt eingefügt und die Orientierung durch Testrestriktion und Sequenzierung kontrolliert. Das längste Konstrukt erstreckt sich bis zur ersten BglII-Schnittstelle und damit über die gleiche genomische Region, die auch für ein lacZ-Fusionskonstrukt (Hovemann et al., 1998) verwendet wurde und die zur wildtypischen Expression des Fusionsproteins in der Cuticula und den optischen Loben führte. Um es zu klonieren, wurde das 6,3kb-Konstrukt mit dem KpnI-BglII-Fragment aus dem genomischen Klon 10 erweitert. Als Akzeptor des 3’-BglIIEndes diente dabei die BamHI-Schnittstelle des p221-4-Vektors, so dass das Fragment über KpnI-BamHI gerichtet kloniert werden konnte. Nach Fertigstellung wurden die Konstrukte in Embryonen injiziert und transgene Linien etabliert. 3.4.1.1 Ergebnisse der Transformation Die Ergebnisse der Transformationen für die einzelnen Konstrukte sind in Tabelle 1 dargestellt. Konstrukt Embryonen 6,3kb 177 9,9kb 690 11,1kb 1555 Larven Puppen Adulte Transformanden 65 27 22 4 (36,7%) (41,5%) (81,5%) (18,18%; 2,3%) 112 82 76 8 (16,2%) (73,2%) (92,7%) (10,53%; 1,3%) 135 100 96 2 (8,7%) (74,1%) (96%) (2,08%; 0,1%) Tabelle 1: Ergebnisse der Transformation Angegeben ist die Anzahl der injizierten Embryonen, der geschlüpften Larven, der Puppen, der geschlüpften Fliegen und der erhaltenen Transformanden. Die Prozentzahlen geben das Verhältnis zu der vorhergegangenen Entwicklungsstufe an. Bei den Transformanden bezeichnet die erste Prozentzahl das Verhältnis zu den adulten Fliegen, die zweite das Verhältnis zu den injizierten Embryonen. 56 Ergebnisse Die Injektionsserien lieferten insgesamt 14 unabhängige transgene Tiere. Diese hatten zum Teil mehrere Nachkommen, die als einzelne Linien (abhängige Transformanden) aufgezogen wurden (Tabelle 2). Konstrukt Unabhängige Transformande Injektionsstamm w1118 A 13 3 w1118 A 14 3 w1118 A 15 3 w1118 A 16 3 w1118 A 17 3 w1118 A 18 3 w1118 A 19 2 w1118 A 20 2 w1118 A 21 2 w1118 A 22 2 w1118 II.9 A 23 2 yellow, w1118 II.13 A 24 3 yellow, w1118 A 25 2 yellow, w1118 A 26 2 yellow, w1118 A 27 2 yellow, w1118 A 28 2 yellow, w1118 A 29 2 yellow, w1118 A 30 2 yellow, w1118 A 31 2 yellow, w1118 A 32 2 yellow, w1118 A 33 2 yellow, w1118 A 34 3 yellow, w1118 A 35 3 yellow, w1118 A 36 3 yellow, w1118 V.7 A 37 3 white-AFA V.7 A 38 2 white-AFA IV.2 V.2 III.14 III.18 IV.8 IV.11 11,1kb Chromosom 3 V.1 9,9kb Insertions- A 12 III.13 6,3kb Linien Tabelle 2: Liste der aus den Injektionsserien erhaltenen Transformations-Linien Das Insertionschromosom wurde über Balancer-Kreuzungen bestimmt und die Linien werden balanciert gehalten, um Rekombinationen zu vermeiden. Die Linien A34-A36 sind homozygot letal. 57 Ergebnisse Um die Enhancer-Aktivität der einzelnen Transformanden zu bestimmen, wurden sie mit einem UAS-lacZ Reporter-Stamm gekreuzt und die Nachkommen mit X-Gal-Färbung auf Enhancer spezifische β-Galaktosidase-Aktivität getestet. 3.4.1.2 Lokalisation der Enhancer-Aktivität Abbildung 22 zeigt das Ergebnis für ausgewählte Linien der drei verschiedenen Konstrukte. Abbildung 22: Enhancer kontrollierte β-Galaktosidase Aktivität der drei verschiedenen Konstrukte X-Gal-Färbung von Kryoschnitten: A und B: Linie A16 (6,3kb Fragment); C und D: Linie A23 (9,9kb Fragment), E und F: Linie A38 (11,1kb Fragment). Vergrößerung: A, C und E: 62,5x; B,D und F: 100x. Alle drei Konstrukte zeigen spezifische Aktivität in der Cuticula des Abdomens (A, C, E) und des Kopfes (B, D, F). Bei größerer Vergrößerung zeigt sich, dass die starke Färbung im Gehirn der Linie A16 (B) und die leichtere Gehirn-Färbung in der Linie A38 (F) keine 58 Ergebnisse spezifische Färbung von Zellen darstellt (Pfeile). Vermutlich wird sie durch Färbeartefakte hervorgerufen. Im Gegensatz zu Untersuchungen mit dem ebony-lacZ Fusionsprotein konnte keines der getesteten Konstrukte eine Expression in den optischen Loben bewirken. Die Cuticula-Aktivität der Enhancer führte jedoch tatsächlich zu einer ebony-spezifischen Expression. Dies konnte für das mittlere Konstrukt in Rettungs-Experimenten gezeigt werden. Kreuzungen mit einer UAS-ebony-cDNA Linie führen bei homozygotem eAFA-Hintergrund zur Wiederherstellung der wildtypischen Cuticula-Färbung. Der visuelle Defekt bleibt dabei aber erhalten (Kemme, 2001). Es ist denkbar, dass eine Fusion des Gal4-Leserahmens mit dem ebony Gen notwendig ist, um wie beim ebony-lacZ-Fusionskonstrukt zusätzlich zur Cuticula Expression auch eine Expression in den optischen Loben zu bewirken. Da die Herstellung transgener Tiere sehr zeitaufwendig ist, konnten weitere Experimente im Rahmen dieser Arbeit nicht mehr durchgeführt werden. Die folgenden Abschnitte beschäftigen sich mit der Frage nach der Spezifität und dem Reaktionsmechanismus des Ebony Proteins. Da eine Proteinisolierung aus Drosophila als äußerst schwierig bekannt war (Black et al., unveröffentlichte Daten; Perez et al., 2002), wurde als Alternative die Aufreinigung des Proteins aus einem bakteriellen und einem Zellkulturexpressionssystem gewählt. Dies sollte die schnelle Aufreinigung des instabilen Proteins über His-Tag Affinitätschromatographie ermöglichen. 3.5 Expression und Isolierung des Ebony-Proteins Für Ebony als potentielle Peptidsynthetase wäre es essentiell, dass es mit dem Co-Faktor Ppant beladen wird. Dies geschieht in NRPS durch spezifische PhosphopantetheinTransferasen (PPT). Für Drosophila melanogaster war ein solches Enzym nicht bekannt, so dass bei der Aufreinigung zwei Strategien gewählt wurden, um sicherzustellen, dass holoEbony in den biochemischen Untersuchungen eingesetzt werden kann. Drosophila melanogaster Schneider S2-Zellen (Schneider, 1972) wurden als homologes System zur Expression verwendet, um zu testen, ob ein endogenes Protein der S2-Zellen in der Lage ist, das exprimierte Protein ausreichend mit Ppant zu beladen. Falls die Funktion nicht in S2-Zellen zur Verfügung steht, sollte das aufgereinigte apo-Protein in vitro mit der PPT Sfp aus Bacillus subtilis (Nakano et al., 1992; Quadri et al., 1998) in die holo-Form überführt werden. Sfp weist eine geringe Substratspezifität auf (Lambalot et al., 1996) und 59 Ergebnisse wird daher standardmäßig für den Ppant Transfer auf solche Peptidsynthetasen verwendet, bei denen die spezifische PPT unbekannt ist. Als Alternative wurde ein bakterielles Expressionssystem gewählt. Der verwendete Bakterien-Stamm BL21-pREP4-Gsp exprimiert die PPT Gsp aus Bacillus brevis (Borchert et al., 1994) konstitutiv. Gsp weist ebenfalls eine geringe Substratspezifität auf, so dass eine co- exprimierte Peptidsynthetase in vivo von der apo-Form in die holo-Form überführt wird (Stachelhaus et al., 1998). 3.5.1 Expression und Aufreinigung von Ebony aus S2-Zellen Der Leserahmen von ebony wurde aus dem UAS-ebony-cDNA Konstrukt (Kemme, 2001) mit den Primern KpnI-5’-Ebony-cDNA und AgeI-3’-Ebony-cDNA amplifiziert und über KpnI und AgeI in den Transfektionsvektor pMT-V5/His-A (Invitrogen) kloniert. Dabei wird das V5-Epitop des Vektors entfernt und die kodierende Sequenz von ebony mit dem Leserahmen eines carboxyterminalen His-Tags fusioniert. Der Leserahmen des fertigen Konstruktes wurde vollständig sequenziert, um Unversehrtheit der Sequenz zu gewährleisten. Der fertige Transfektionsvektor ist in Abbildung 23 dargestellt. Beta-Lactamase Metallothionein Promotor Kpn I(854) Nco I(854) Zellkultur Expressionskonstrukt Abbildung 23: Der Ebony-Transfektionsvektor für die S2-Zellkultur Ausgewählte Schnittstellen sind mit ihrer Position angegeben. Die Leserahmen der β-Lactamase (vermittelt die Resistenz gegen Ampicillin) und von Ebony sind in schwarz in Transkriptionsrichtung dargestellt. 6055 bp Nco I(2366) His-Tag Age I(3493) Bsu 36I(2570) Eco RI(2691) Eco RI(2749) Eco RV(2997) Nach Transfektion und Selektion mit 500µg/ml Hygromycin B wurde eine stabile Zellpopulation erhalten, die nach 24 Stunden Induktion mit Kupfersulfat zu etwa 40% mit dem Ebony Antiserum angefärbt wird (siehe Abbildung 24 A). Eine Western Blot Analyse mit dem Anti-Penta-His Antikörper (Qiagen) zeigt, dass das gebildete Protein tatsächlich die 60 Ergebnisse Größe des Ebony Proteins aufweist. Induktionszeiten über 24h scheinen keinen deutlichen Einfluss auf die Expressionsstärke zu haben. Der Nachweis des His-Tags bestätigt weiterhin, dass das Protein erfolgreich mit dem His6-Peptid fusioniert wurde (Abbildung 24 B). B A Abbildung 24: Nachweis der Ebony-Expression nach 24h Induktion A: Färbung der Zellkultur mit dem Anti-Ebony Serum. B: Nachweis des His6Fusionierten Proteins im Western Blot. 1-3: 24,48 und 96h Induktion. Die Aufreinigung aus einer 400ml Großkultur erfolgte über Nickel-Säulen- Affinitätschromatographie, deren Verlauf in Abbildung 25 und Abbildung 26 dokumentiert ist. 60% 1,2 D1 D2 D3 W1 50% W2 E7 E8 W3 E9 E10 W4 Bradford O.D. 40% E11 W5 E12E13 E6 W6 E14E15 E1 E2 E3 E4 30% E16E17E18E19E20 E5 %-Hepes B 0,8 20% 0,4 10% 0% 0 0 5 10 15 20 25 30 35 Fraktion Abbildung 25: Elutions-Diagramm der FPLC des Zellkultur-Proteins Aufgetragen ist die OD aus dem Bradford-Test gegen die Fraktionsnummer. Die gestrichelte Linie verdeutlicht die Hepes-B Konzentration. D: Durchlauf, W: Waschung, E: Elution 61 Ergebnisse 1 2 3 4 5 M 7 8 9 1 2 3 4 5 M 7 8 9 250kDa 150kDa 100kDa 75kDa 50kDa 38kDa Abbildung 26: SDS-PAGE und Western Blot ausgewählter Fraktionen der Aufreinigung Auftragung: 1: „Zell-Lysat“, 2: Pellet, 3: D1, 4: W2, 5: W6, M: Marker, 7: E6, 8: E8, 9: E10. Der in der Mitte aufgetragene Marker gilt für beide Abbildungen. Die O.D. Werte des Bradford-Test für die Elutions-Fraktionen E6 bis E15 lassen auf die Präsenz von Protein schließen. Die Coomassie-Färbung des SDS-PAGE Gels mit ausgewählten Fraktionen der Aufreinigung zeigt in den Elutions-Fraktionen neben einigen kleineren Proteinen eine deutliche Bande mit einem Molekulargewicht im Bereich von 75100kDa. Ein Western Blot mit Anti-Ebony Serum bestätigt, dass es sich dabei tatsächlich um das Ebony Protein handelt. Für die nachfolgenden Untersuchungen wurden die Elutions-Fraktionen E6-E13 vereinigt und dialysiert. Aus der Konzentrationsbestimmung ergab sich eine Konzentration von 1µg/µl. Es wurden insgesamt 8mg Protein aus der Zellkultur gewonnen. Das Protein wurde nach der Konzentrationsbestimmung eingefroren oder aber sofort verwendet. 3.5.2 Expression und Aufreinigung von Ebony und Ebony Ser611-Ala aus BL21pREP4-Gsp Der ebony Leserahmen wurde über die NcoI und die BamHI Restriktionsstellen in den Expressions-Vektor pQE60 (siehe Abbildung 27) einkloniert. Dazu wurde ein Fragment zunächst aus dem UAS-ebony-cDNA Klon (Kemme, 2001) mit den Primern 41 und EbonyBamHI über die interne NcoI-Schnittstelle bis zum Translations-Ende amplifiziert, wobei der Translationsstop entfernt und eine synthetische BamHI-Schnittstelle eingefügt wurde. Dieses Fragment wurde über NcoI und BamHI in den pQE60 Vektor kloniert und mit dem NcoIFragment des Zellkultur-Transfektionsklons (siehe Abbildung 23 auf Seite 60) am 5’ Ende vervollständigt. 62 Ergebnisse Um die Analogie des Ebony Reaktionsmechanismus zu NRPS zu untersuchen, wurde zusätzlich zum wildtypischen Protein eine Mutante aufgereinigt. Bei dieser ist das Ser611, das über Homologien als Bindungsstelle für den Co-Faktor Ppant identifiziert wurde, durch Alanin ersetzt. In in vivo Experimenten zeigt diese Mutante keine Funktionalität mehr (Kemme, 2001). Da in vivo nur Aussagen zur generellen Funktionalität möglich sind, soll in vitro die Aktivität der einzelnen Domänen der Mutante untersucht und so der Funktionsverlust aufgeklärt werden. Um die Mutation durch den Ser-Ala-Austausch in den Leserahmen einzubringen, wurde das Bsu36I-EcoRV-Fragment gegen ein Bsu36I-EcoRVFragment mit der Mutation (Kemme, 2001) ausgetauscht. Beide Klone wurden über Sequenzierung und Testverdau kontrolliert, bevor sie in den Expressionsstamm BL21-pREP4Gsp transformiert wurden. XhoI(2) T5 Promotor/Lac Operator EcoRI(89) NcoI(114) Beta-Lactamase Bakterielle Expressionsklone 6062 bp NcoI(1626) Bsu36I(1830) EcoR I(1951) EcoR I(2009) His6-Tag T gegen G Austausch (1945) Eco R I (2009) Eco RV (2257) Abbildung 27: Die bakteriellen Expressionskonstrukte Zum Erhalt des mutierten Ser611-Ala-Poteins wurde das wildtypische Bsu36I/EcoRV-Fragment gegen das mutierte Fragment ausgetauscht. Der Austausch ist in der Abbildung dargestellt. Die unterstrichene EcoRISchnittstelle an der Position 1951 ist im mutierten Fragment durch eine stille Mutation entfernt worden und ist daher nur im Klon mit der wildtypischen Sequenz vorhanden. 63 Ergebnisse 3.5.2.1 Optimierung der bakteriellen Proteinexpression 3.5.2.1.1 Auswahl des Expressionsklons Vor der Optimierung von IPTG-Konzentration und Induktionszeit wurden Einzelkolonien auf die Stärke der Expression untersucht, um einen möglichst gut exprimierenden Klon zu identifizieren. Abbildung 28 zeigt das Ergebnis. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 116kDa 97kDa 66kDa 116kDa 97kDa 66kDa 45kDa 45kDa Abbildung 28: Western-Blot Analyse der Koloniereihe mit Anti-Penta-His Auf der linken Seite ist die Koloniereihe für die Bakterien des wildtypischen Proteins zu sehen, auf der rechten Seite die Reihe für das mutierte Ser611-Ala-Protein. Die Markergrößen sind jeweils rechts vom Blot angegeben. Bei den Klonen, die das wildtypische Protein exprimieren zeigen sich deutliche Unterschiede in der Stärke der Expression. Die größte Proteinmenge wird von den Kolonien 5 und 7 produziert, wo allerdings auch eine Reihe von weiteren Proteinen mit dem Antikörper detektiert wird. Trotzdem wurde Klon 5 zur weiteren Optimierung verwendet, da das Signal in der richtigen Größe am stärksten ist. Bei den Expressionsklonen der Ser611-Ala-Mutante zeigen sich kaum Unterschiede in der Menge des gebildeten Proteins. Für die Aufreinigung wird der Klon 7 benutzt. Die Optimierung der Expression wird in den folgenden Experimenten für das wildtypische Protein durchgeführt. 3.5.2.1.2 Optimierung der IPTG-Konzentration und der Induktionszeit Abbildung 29 zeigt den Einfluss der Induktionszeit und unterschiedlicher IPTGKonzentrationen auf die Expressionsstärke von Klon 5. 64 Ergebnisse 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 M 1 2 3 4 5 M 7 8 116kDa 97kDa 9 10 11 12 116kDa 97kDa 66kDa 45kDa Abbildung 29: Zeitreihe und IPTG-Konzentrationsreihe Der linke Western-Blot zeigt das Ergebnis der Zeitreihe: Spur 1:0; Spur2-Spur9: jeweils +30 Minuten Expressionszeit; Spur 10: 24h. Der rechte Teil zeigt die abnehmende IPTG-Konzentrationsreihe: IPTGEndkonzentrationen: Spur 1: 0mM; Spur 2-Spur 5: 1-0,7mM; Spur7-Spur12:0,6-0,1mM. M: Marker. Der Größenstandard ist rechts vom jeweiligen Blot angegeben. Bei der Zeitreihe sieht man, dass das Protein 30 Minuten nach Induktionsbeginn schon nachweisbar ist. Bis zur dritten Induktionsstunde nimmt die Menge an gebildetem Protein zu, danach ist keine Steigerung mehr feststellbar. Daher wird eine Induktionszeit von drei Stunden gewählt. Beim Test mit abnehmender IPTG-Konzentration zeigen sich kaum größere Unterschiede in der Expressionsstärke. Das Signal bei der Endkonzentration von 0,4mM IPTG ist jedoch am besten ausgeprägt. Daher wird diese Konzentration für die Induktion der Großkultur verwendet. 3.5.2.2 Präparative Expression und Aufreinigung der Proteine Im Gegensatz zur Konzentrationsstufe bei der Aufreinigung des Proteins aus der Zellkultur wurden die bakteriellen Proteine über einen Imidazol-Gradienten aufgereinigt. Dies ermöglichte eine Abtrennung von kontaminierenden Proteinen, besonders eines Threonin adenylierenden Proteins, das in den Adenylierungs-Assays detektiert wurde (Daten nicht gezeigt). Der Verlauf der Affinitätschromatographie ist in Abbildung 30 und Abbildung 31 dokumentiert. 65 Ergebnisse 1,8 D5 40% D10 D11 D2 1,5 30% D1 W1 0,9 20% W2 W3 0,6 W4 W5 W6 E1 E2 E3 E4 E5 E6 E7 E8 E9 E10E11E12E13E14E15 E16 E17E18 E19E20 E21E22 %-Hepes B Bradford O.D. 1,2 10% 0,3 0 0% 0 5 10 15 20 25 30 35 Fraktion Abbildung 30: Elutions-Diagramm der FPLC des bakteriellen Proteins Aufgetragen ist die OD aus dem Bradford-Test gegen die Fraktionsnummer. Die gestrichelte Linie verdeutlicht die Hepes-B Konzentration. D: Durchlauf, W: Waschung, E: Elution. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 M 14 116kDa 97kDa 66kDa Abbildung 31: Western Blot ausgewählter Fraktionen der Proteinaufreinigung Auftragung von links: 1: Bakterien-Kultur, 2: Lysat, 3: Durchlauf D1, 4: Waschung W1, 5: W6, 6: Elution E3, 7: E18, 8: E5, 9: E7, 10: E9, 11: E12, 12: E14, 13: E16, M: Marker, 14: vereinigte Fraktionen E5-E17 nach der Dialyse. Die Markergrößen sind rechts neben dem Blot angegeben. Das Elutionsprofil zeigt im Vergleich zur Zellkultur einen deutlich flacheren Peak. Die Western-Blot Analyse der Fraktionen mit einem Anti-Penta-His Antikörper zeigt, dass ab Fraktion E5 Ebony-His6-Protein in den Elutions-Fraktionen vorhanden ist. Für die Dialyse wurden die Fraktionen E5-E17 vereinigt. Insgesamt wurden mit dem bakteriellen Expressionssystem jeweils 1,2mg des wildtypischen und des mutierten Proteins erhalten. Die Konzentration betrug jeweils 0,1µg/µl. Das Protein wurde nach der Konzentrationsbestimmung bei -75°C eingefroren oder sofort getestet. 66 Ergebnisse 3.6 In vitro Charakterisierung der Ebony Reaktion Die Tests für die Charakterisierung der von Ebony katalysierten Reaktion gliedern sich in drei Abschnitte. Im ersten Teil wird die A-Domäne auf ihre Aktivität und ihre Spezifität bei der Auswahl einer Aminosäure untersucht. Von Peptidsynthetasen ist bekannt, dass die Adenylierungsreaktion von zweiwertigen Kationen abhängig ist. Daher wird auch für die von Ebony katalysierte Adenylierung von β-Alanin getestet, welchen Einfluss zweiwertige Kationen haben. Im zweiten Teil werden die Eigenschaften der T-Domäne charakterisiert. Es wird getestet, ob dort Ppant gebunden wird und ob das Aminosäure-Adenylat aus der A-Domäne auf die TDomäne übertragen wird. Im letzten Teil wird der produktbildende Reaktionsschritt, die Verknüpfung der aktivierten Aminosäure mit Aminen untersucht. Dieser Schritt wird vermutlich von den letzten knapp 200 Aminosäuren katalysiert, die hinter der T-Domäne liegen und keine Homologie zu Peptidsynthetasen aufweisen. 3.6.1 Aktivität und Spezifität der Adenylierungsdomäne Um die Aktivität der Adenylierungsdomänen zu überprüfen, wurden alle Proteine in ATPPPi-Austauschassays eingesetzt. Der Austauschassay beruht auf der reversiblen Adenylatbildung (siehe 1.3). Durch Zugabe von radioaktivem Pyrophosphat entsteht so bei der Rückreaktion radioaktives ATP. Im Gegensatz zu Pyrophosphat wird ATP von Aktivkohle adsorbiert und kann selektiv aus dem Gemisch entfernt werden. Über die Bestimmung der gebundenen Radioaktivität kann somit auf eine stattgefundene Adenylierungsreaktion geschlossen und diese quantitativ ausgewertet werden. Um die generelle Aktivität und die Substratspezifität der Adenylierungsdomäne der aufgereinigten Enzyme zu testen, wurden PPi-ATP-Austausch-Assays mit verschiedenen Substraten durchgeführt. Die Ergebnisse sind in Abbildung 32 dargestellt. Zusätzlich zu βAlanin wurden Aminosäure(AS)-Mixe, die um eine Methylgruppe längere γ-Aminobutylsäure (GABA), Propionsäure und Propylamin eingesetzt. 67 Ergebnisse 100% rel. cpm 80% 60% 40% 20% -A S Al an in β- -A la in /β äu re Pr o py la m io ns in op Pr AB A py la m Pr o /β 4 ix M G la -A 5 ix M M ix 4 3 ix M M ix 2 1 ix M -A S β- Al an in 0% Abbildung 32: Substratspezifität der Adenylierungsdomäne des wildtypischen und mutierten Proteins Auf der linken Seite sind die Ergebnisse für das wildtypische bakterielle Protein aufgetragen. Die relativen Werte für das Protein aus der Zellkultur sind identisch. Die höchste Aktivität wurde für die Adenylierung von βAlanin gemessen und als 100% aufgetragen. Im abgetrennten rechten Teil ist das Ergebnis für die Mutante gezeigt, die ebenfalls in der Lage ist, β-Alanin zu adenylieren. Mix1: L-Ala, Gly, Thr, Ser; Mix2: Pro, Leu, Val; Mix3: Asp, Asn, Phe, His; Mix4: Lys, Arg, Cys, Met, Tyr, Ile; Mix 5: Gln, Trp, Glu. Für die Untersuchung der Substratspezifität wurden nur die wildtypischen Proteine untersucht. Die Ser611-Ala-Mutante wurde mit β-Alanin nur auf generelle Aktivität der Adenylierungsdomäne getestet. Alle drei Proteine zeigen Adenylierungs-Aktivität bei der Verwendung von β-Alanin. Andere Aminosäuren, sowie die strukturverwandten Substanzen Propylamin, Propionsäure und GABA zeigen gegenüber der Kontrolle (ohne Substrat: -AS) keine signifikante Erhöhung der Radioaktivität. Durch Zusatz von β-Alanin (Mix4/β-Alanin; Propylamin/β-Alanin) wird die für β-Alanin typische Stärke der Adenylierungs-Aktivität wieder erreicht. Da die Relationen der einzelnen Messwerte zueinander identisch sind, werden nur die Werte für das bakterielle Protein gezeigt. Der Ansatz mit der Ser611-Ala-Mutante zeigt, dass die Adenylierungsdomäne von der Mutation unbeeinträchtigt geblieben ist. 68 Ergebnisse 3.6.1.1 Bestimmung des Km Werts für die Adenylierung von β-Alanin Durch Variation der β-Alanin Konzentration unterhalb der Sättigungsgrenze und Bestimmung der Reaktionsgeschwindigkeit lässt sich der Km-Wert für β-Alanin aus der doppeltreziproken Auftragung von Konzentration und Geschwindigkeit bestimmen (Kittelberger et al., 1982). Diese Auftragung ist für das wildtypische Ebony aus Bakterien in Abbildung 33 gezeigt. Abbildung 33: Bestimmung des KmWerts Die Reaktionsgeschwindigkeit (in cpm pro pmol Enzym und Sekunde) ist reziprok gegen den Umkehrwert der Substratkonzentration (mM) aufgetragen. Die gestrichelten Linien stellen Ausgleichsgeraden dar, die aus den Schwankungen der Messung resultieren. pmol·s/cpm 0,25 0,2 1/v 0,15 0,1 1/v 0,05 0 0 5 10 15 20 25 1/[S] 1/[S] 1/mM Aus der Auftragung ergeben sich ein Km-Wert von 0,23±0,08mM und ein vMax von 54±2 cpm·pmol-1·s-1. Dieser Wert ist vergleichbar mit Km-Werte für A-Domänen der TyrocidinSynthetase aus Bacillus brevis oder von EntF aus Escherichia .coli. Diese liegen im Bereich von 0,08±0,05 bis 0,85±0,2 mM für die wildtypisch aktivierten Aminosäuren (Reichert et al., 1992; Mootz und Marahiel, 1997). Aus der spezifischen Aktivität des eingesetzten Pyrophosphats und der Menge des eingesetzten Enzyms ergibt sich eine Zerfalls-Rate von 0,037 ± 0,001 min-1. Dieser Wert spiegelt die Geschwindigkeit der Rückreaktion bei Substratsättigung wieder und ist damit ein Maß für die Stabilität des Enzym-Adenylat-Komplexes. In Messungen einer A-Domäne der Yersiniabactin Synthetase aus Yersinia pestis wurde eine Zerfalls-Rate von 0,24 pro Minute festgestellt (Keating et al., 2000). Ebony scheint somit das Adenylat deutlich stabiler halten zu können. 3.6.1.2 Einfluss von zweiwertigen Kationen auf die Adenylierungsreaktion Von Peptidsynthetasen ist bekannt, dass der Adenylierungsmechanismus von Mg2+-Ionen abhängig ist. In Arbeiten über ein niger-Mutante der Mittelmeerfruchtfliege Ceratitis capitata, bei der ebenfalls eine β-Alanyldopamin Synthetase betroffen zu sein scheint, konnte 69 Ergebnisse gezeigt werden, dass die in Zellextrakten untersuchte Reaktion ebenfalls von Mg2+-Ionen abhängig ist. Diese konnten durch andere zweiwertige Ionen ersetzt werden. Für Cobalt wurde bei höheren Konzentrationen eine inhibierende Wirkung festgestellt (Perez et al., 2002). Das in dieser Arbeit aufgereinigte Protein ermöglicht die direkte Untersuchung der Ionenabhängigkeit der Adenylierungsreaktion unter definierten Bedingungen. Dazu wurde die Adenylierungsreaktion bei unterschiedlichen Konzentrationen von Mg2+, Co2+ und Mn2+Ionen durchgeführt und die ermittelte Aktivität gegen die steigende Konzentrationen aufgetragen. 120000 100000 cpm 80000 60000 40000 20000 0 0 2 4 6 8 10 12 14 mM MgCl2 CoCl2 MnCl2 Abbildung 34: Abhängigkeit der Adenylierungsreaktion von zweiwertigen Metallionen Die Ionenkonzentration ist in mM gegen die gemessene Radioaktivität in cpm für Mg2+, Co2+ und Mn2+ aufgetragen. Wie man in Abbildung 34 sehen kann, sind sowohl Mangan- als auch Cobalt-Ionen in der Lage, die Magnesium-Ionen zu ersetzen. Die Werte sind für den Ansatz mit Magnesiumchlorid jedoch am höchsten. Interessant ist die Abnahme der Radioaktivität bei steigenden Co2+-Konzentrationen. Während bei einer Konzentration von 12,5mM die Ansätze mit Mg2+ und Mn2+ noch über 60% der maximalen Aktivität zeigen, liegt die Aktivität des Co2+-Ansatzes nur noch knapp über dem Nullwert. Mit den ATP/PPi-Austauschassays konnte gezeigt werden, dass die A-Domänen der wildtypischen Proteine aus S2 und BL21 Zellen, sowie des mutierten Proteins aktiv sind. Dabei zeigt sich eine hohe Spezifität für β-Alanin. Alle anderen getesteten Substanzen zeigen keine signifikanten Werte in den Tests. Eine Abhängigkeit der Adenylierungsreaktion von 70 Ergebnisse zweiwertigen Kationen konnte nachgewiesen werden. Diese Ergebnisse bekräftigen das Modell, dass Ebony in einem zu Peptidsynthetasen homologen Reaktionsweg sein Substrat zunächst adenyliert, bevor es in der T-Domäne kovalent gebunden wird. In den folgenden Experimenten wird daher der zweite Schritt der Reaktion, die Thiolierung, d.h. die Übertragung des Aminosäure-Adenylats auf die T-Domäne, untersucht. 3.6.2 Die Thiolierungsreaktion 3.6.2.1 Beladung des Zellkultur-Proteins mit Ppant Die T-Domäne von Peptidsynthetasen muss zur Funktionsfähigkeit mit dem Co-Faktor Phosphopantethein (Ppant) beladen werden. Dies geschieht durch Phosphopantetheintransferasen. Da sich in massenspektroskopischen Analysen herausstellte, dass das Ebony Protein aus der Zellkultur in vivo nicht mit Ppant beladen worden war (H. Prinz, MPI Dortmund), wurde in einem Vorexperiment zu den eigentlichen Beladungstests mit β-Alanin untersucht, ob die T-Domäne von Ebony von der unspezifischen PPT Sfp aus Bacillus subtilis als Substrat für den Ppant-Transfer akzeptiert wird. Dazu wurde das apo-Ebony aus der Zellkultur mit Sfp und radioaktivem CoA inkubiert. Bei Akzeptanz der T-Domäne durch Sfp sollte ein Teil des Ebony-Proteins durch den radioaktiven Ppant-Rest des CoAs markiert werden. Nach erfolgter Inkubation werden die Proteine mit TCA selektiv gefällt, während das radioaktive CoA in Lösung bleibt. Das Resultat der Beladung ist in Abbildung 35 gezeigt. Abbildung 35: Beladung des ZellkulturProteins mit [3H]-CoA Die höchste gemessene Radioaktivität findet sich im Beladungsansatz (+) und wird mit 100% angegeben. Als Kontrollen wurden Ansätze ohne Sfp oder MgCl2 gemessen. 100% rel. dpm 80% 60% 40% 20% 0% + -Sfp -MgCl 2 Die präzipitierbare Radioaktivität nimmt bei Einsatz von Sfp im Vergleich zu den NegativKontrollen (ohne Sfp oder ohne essentielle Mg2+-Ionen (Reuter et al., 1999)) deutlich zu. Die T-Domäne von Ebony wird demnach von der bakteriellen PPT Sfp akzeptiert. Aus dieser 71 Ergebnisse erfolgreichen in vitro Phosphopantetheinylierung von Ebony durch eine bakterielle PPT kann mit großer Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass auch im bakteriellen Expressionssystem in vivo eine Beladung der T-Domäne mit Ppant durch Gsp erfolgt. Damit wäre es möglich, die fehlende PPT aus Drosophila melanogaster durch bakterielle PPT mit geringer Substratspezifität zu ersetzen. Dies zeigt, dass sich die hohe Homologie der Aminosäure-Sequenz von Ebony zu Peptidsynthetasen offensichtlich auch in der SekundärStruktur widerspiegelt. 3.6.2.2 Beladung der T-Domäne mit β-Alanin Die Beladung der T-Domäne aller drei Proteine mit β-Alanin wurde ebenfalls über TCAPräzipitation untersucht. Hierbei wird radioaktiv markiertes β-Alanin verwendet, das durch die kovalente Bindung an Ppant in der T-Domäne zusammen mit dem Protein co-präzipitiert werden sollte. Eine erfolgreiche Beladung zeigt sich daher in einer Steigerung der präzipitierbaren Radioaktivität. In den Ansätzen wurden die bakteriellen Proteine nach der Aufreinigung direkt eingesetzt, da sie durch das co-exprimierte Gsp bereits in der holo-Form vorliegen sollten, bzw. im Falle der Mutante nicht mit Ppant beladen werden können (Kemme, 2001). Das Zellkultur-Protein wurde zunächst durch Prä-Inkubation mit Sfp und CoA in die holo-Form überführt. Die Ergebnisse der Beladung mit β-Alanin sind in Abbildung 36 dargestellt. Abbildung 36: Beladung der Ebony-Proteine mit βAlanin Die Werte der bakteriellen Proteine (Wildtyp bzw. Ser611-Ala-Mutante) sind als schwarze Säulen dargestellt, die des Zellkultur Proteins als weiße. Das wildtypische bakterielle Protein zeigt die höchste Beladung und wird daher mit 100% angegeben. 100% rel. dpm 80% 60% 40% 20% 0% Bakt. Wildtyp Bakt. Mutante Bakt. Wildtyp; - ATP Zellkultur +Sfp;+ATP Zellkultur -Sfp;+ATP Zellkultur +Sfp; - ATP Sowohl das wildtypische Protein aus der Bakterienkultur, als auch das holo-Zellkultur-Protein sind in der Lage, das radioaktive β-Alanin kovalent zu binden, wie man an dem Anstieg der 72 Ergebnisse präzipitierbaren Radioaktivität im Vergleich zu den Negativ-Kontrollen (Ansätze ohne ATP, keine in vitro Modifikation des apo-Zellkultur-Enzyms mit Sfp) sehen kann. Die T-DomänenMutante Ser611-Ala zeigt keine Zunahme an präzipitierbarer Radioaktivität. Sie ist also tatsächlich nicht in der Lage, trotz aktiver Adenylierungsdomäne, die Aminosäure kovalent an das Protein zu binden. Auch das Zellkultur-Protein bindet ohne Prä-Inkubation mit Sfp kein β-Alanin. Damit wird bestätigt, dass es in vivo nicht durch eine endogene PPT beladen wurde. Die quantitative Auswertung der Beladung der wildtypischen Proteine ergibt, dass 7-10% des bakteriellen Proteins und knapp 2% des Zellkultur-Proteins beladen wurden. Die höhere Aktivität des bakteriellen Proteins könnte dabei aus der in vivo Beladung des Proteins resultieren, die eventuell eine höhere Stabilität bewirkt. Normalerweise liegt die Beladung von aufgereinigten Modulen von NRPS im Bereich von 25% (D. Schwarzer, AG Marahiel, Phillips-Universität Marburg). Da Variationen der Versuchsbedingungen, z.B. längere Beladung mit Ppant oder Aminosäure, keine Steigerung der Beladbarkeit der Proteine brachten, muss davon ausgegangen werden, dass ein Teil des aufgereinigten Proteins zumindest die Aktivität der T-Domäne verloren hat. Die Ursache hierfür könnte die geringe Stabilität des Proteins sein. Diese wurde von Black (unveröffentlichte Daten) und von Perez für das vermutlich homologe Niger Protein aus Ceratitis capitata beschrieben (Perez et al., 2002) und vereitelte bis zu dieser Arbeit eine Aufreinigung des Proteins. Da sich die hier gemessenen Beladungswerte jedoch signifikant von den Kontrollen abhoben, wird von weiteren Optimierungen der Aufreinigung abgesehen. Da das bakterielle Protein eine höhere Aktivität zeigt, werden die folgenden Versuche, soweit nicht anders angegeben, damit durchgeführt. 3.6.3 Untersuchungen zur Produktbildung In der Modellvorstellung des Reaktionsmechanismus für Ebony wird davon ausgegangen, dass das aktivierte, als Thioester in der T-Domäne gebundene β-Alanin auf ein Substrat übertragen und das Produkt vom Enzym abgespalten wird. Um dieses Modell zu verifizieren, wird das Enzym zunächst ohne 2.Substrat mit radioaktiv markiertem β-Alanin beladen und der Beladungszustand bestimmt. Anschliessend werden mögliche Konjugationspartner hinzu gegeben. Erfolgt die Verknüpfung mit β-Alanin, sollte dies in einer Abnahme der mit TCA präzipitierbaren Radioaktivität resultieren, da die radioaktive Aminosäure mit dem Produkt vom Enzym freigesetzt wird. Wird die Substanz nicht als Reaktionspartner akzeptiert, bleibt die Radioaktivität am Enzym gebunden und man sieht keine Veränderung zum beladenen 73 Ergebnisse Zustand. Hauptaugenmerk bei der Bestimmung von möglichen β-Alanin Akzeptoren liegt auf Dopamin und Histamin, zusätzlich wurden Octopamin, Serotonin und Tyramin getestet, da sie die relevanten biogenen Amine in Drosophila darstellen. 100% 80% rel. dpm 60% 40% 20% 0% Beladen Dopamin Histamin Octopamin Serotonin Tyramin -ATP Beladen Dopamin Histamin -ATP Abbildung 37: Abnahme der präzipitierbaren Radioaktivität bei Zugabe von biogenen Aminen Die Reaktion wurde für das bakterielle Protein (schwarz) mit allen fünf, für das Zellkultur Protein (weiß) mit Dopamin und Histamin durchgeführt. Die Aktivität des beladenen Proteins vor Zugabe des zweiten Substrats wird mit 100% angegeben. Wie man in Abbildung 37 an der deutlichen Abnahme präzipitierbarer Radioaktivität sieht, dienen alle fünf Amine in vitro als Reaktionspartner für die Konjugation mit β-Alanin. Mit dem Zellkultur Protein kann dieses Ergebnis für Dopamin und Histamin bestätigt werden. Dort zeigt sich ebenfalls eine Verringerung der präzipitierbaren Radioaktivität. Um zu verifizieren, dass die Abnahme der Radioaktivität tatsächlich auf eine Produktbildung zurückzuführen ist, wurden massenspektroskopische Produktanalysen vorgenommen. Als Kontrolle diente die Ser611-Ala-Mutante, da sie nicht in der Lage ist, die aktivierte Aminosäure zu binden und daher auch kein Produkt bildet. Die Ansätze wurde mit einem Qstar Pulsar i ESI-Q-TOF Hybridmassenspektrometer von Applied Biosystems im Labor von Professor Marahiel (Philipps-Universität, Marburg) ausgewertet. Es zeigte sich, dass das wildtypische Ebony in vitro tatsächlich alle fünf biogenen Amine mit β-Alanin verknüpft. In den Ansätzen der Mutante finden sich nur die Massen der Substrate, ein Signal mit der Masse des Produktes fehlt (U. Linne, AG Marahiel, Phillips-Universität, Marburg). 74 Ergebnisse Im Gegensatz zur hohen Spezifität der A-Domäne für β-Alanin scheint die Spezifität des produktbildenden Schrittes deutlich geringer zu sein. Im Experiment konnte gezeigt werden, dass nicht nur Dopamin und Histamin, sondern auch anderen biogene Amine als Akzeptoren des β-Alanins dienen können. Unter dem Gesichtspunkt, dass Ebony in verschiedenen Entwicklungsstadien und Geweben exprimiert wird, die nicht immer dopaminerge Neuronen enthalten, erscheint das Ergebnis einer breiteren Akzeptanz von 2.Substraten passend. Gleichzeitig stellt sich aber auch die Frage nach den Faktoren, die darüber entscheiden, ob eine Substanz mit β-Alanin konjugiert wird. Um die strukturellen Kriterien zu identifizieren, die über eine β-Alanylierung durch Ebony entscheiden, wurden Substrat ähnliche Substanzen auf ihre Konjugation mit β-Alanin getestet. 3.6.4 Untersuchungen zur Spezifität der β-Alanylierungsreaktion Die biogenen Amine werden aus Aminosäuren synthetisiert, dabei entstehen Tyramin und Histamin direkt aus der Decarboxylierung der Aminosäuren Tyrosin bzw. Histidin. Das bedeutet, dass sich Tyramin und Histamin nur durch eine Carboxylgruppe von Tyrosin und Histidin unterscheiden. Wegen dieser hohen Ähnlichkeit wurden daher diese Aminosäuren zuerst getestet. Zusätzlich wurde Lysin wegen seiner isolierten Aminogruppe am Seitenarm eingesetzt. Abbildung 38: Test verschiedener Aminosäuren auf Akzeptanz als 2.Substrat 120% rel. dpm 100% 80% 60% 40% 20% in D op am -A TP sk on tro lle Be la du ng Ly si n os in Ty r Hi st id in Be la de n 0% Wie man in Abbildung 38 erkennen kann, werden weder die Vorstufen der biogenen Amine, noch die Aminogruppen der Lysin-Seitenkette für die Verknüpfung mit β-Alanin akzeptiert. Die Werte bleiben auf dem Niveau des beladenen Enzyms. Zusätzlich wurde in diesem Experiment eine Beladungskontrolle durchgeführt, indem ein Aliquot des Proteins über die 75 Ergebnisse gesamte Versuchsphase ohne Zugabe von 2.Substrat inkubiert wurde. Wie man sieht, bleibt die Beladung konstant, bzw. nimmt scheinbar leicht zu. Eine Entladung ohne passendes 2.Substrat ist somit ausgeschlossen. Das Ergebnis für die Vorstufen zeigt, dass das Einbringen einer Carboxylgruppe die Verknüpfung mit β-Alanin verhindert. Während Histamin und Tyramin als Akzeptoren dienen, zeigen Tyrosin und Histidin keinen Effekt. Um den Einfluss der Carboxylgruppe näher zu untersuchen, wurden Aminosäuren mit zunehmendem Abstand zwischen Aminound Carboxy-Funktion eingesetzt und die Werte in Relation zueinander gesetzt. Das Ergebnis zeigt Abbildung 39. 120% 100% rel. dpm 80% 60% 40% 20% 0% Beladen Glycin β-Alanin GABA 5-AVA Abbildung 39: Zunehmende Entladung des Proteins mit Erhöhung des Abstandes zwischen Carboxylund Aminogruppe Die Radioaktivität des beladenen Proteins ist mit 100% angegeben. Der Abstand von Carboxyl- und Aminogruppe nimmt von Glycin bis 5Aminovaleriansäure (5-AVA) jeweils um eine Methylengruppe zu. GABA: γAminobutylsäure. Während die Zugabe von Glycin und β-Alanin keine Reduzierung des gebundenen β-Alanins bewirkt, wird die Beladung von Ebony bei Zugabe von GABA und 5-AVA um knapp 30% verringert. Die Produktbildung ist allerdings noch deutlich geringer im Vergleich zu den 9095% die man für die untersuchten biogenen Amine erhält. Alle untersuchten und akzeptierten biogenen Amine weisen Ringstrukturen am aliphatischen Rest auf. Um deren Einfluss auf die Akzeptanz zur β-Alanylierung ebenfalls zu untersuchen, wurden Ethylaminderivate des Imidazols (Histamin), des Benzols (Phenylethylamin), des Pyridins (2-(2-Aminoethyl)-Pyridin) und des Indols (Tryptamin) im Test verwendet. Um den Einfluss des Abstands zwischen Ring und Aminogruppe zu untersuchen, wurde zusätzlich Anilin eingesetzt, bei dem die Aminogruppe direkt am Ring positioniert ist. 76 Ergebnisse Abbildung 40: Einfluss der Ringstruktur auf die Produktbildung 100% rel. dpm 80% 60% 40% 20% An ilin Tr yp ta m in -A m in oe th yl) -P yr id in hy la m in 2- (2 Ph en yle t Hi st am in Be la de n 0% Wie man sieht, resultieren alle Ethylaminderivate in einer starken Abnahme des gebundenen β-Alanins. Größe und Zusammensetzung des Ringes scheinen in diesem Rahmen keine Auswirkung auf die katalysierte Kopplungsreaktion zu haben. Der Wert für Anilin zeigt keine signifikante Abnahme an gebundener Aminosäure. Damit zeigt sich wieder, dass die Länge der aliphatischen Komponente und damit der Abstand von Aminogruppe und Ringstruktur ein limitierendes Kriterium zu sein scheint. Um den Einfluss der aliphatischen Komponente genauer zu untersuchen, wurden Amine mit einer Kohlenstoffkette von zwei (Ethylamin) bis zu fünf (Pentylamin) Kohlenstoffatomen eingesetzt. Die resultierenden Aktivitätswerte sind in Abbildung 41 dargestellt. Abbildung 41: Verknüpfung von β-Alanin mit primären Aminen unterschiedlicher Länge 100% rel. dpm 80% 60% 40% 20% 0% Beladen Ethylamin Propylamin Butylamin Pentylamin 77 Ergebnisse Während Ethylamin eine Reduktion der präzipitierbaren Radioaktivität von ca. 20% bewirkt, scheinen die längerkettigen Amine Propyl-, Butyl- und Pentylamin deutlich besser für die Verknüpfung mit β-Alanin geeignet zu sein. Die für diese Substanzen gemessene Restbeladung von Ebony mit radioaktivem β-Alanin ist deutlich verringert und erreicht mit 10% für Pentylamin einen mit den biogenen Aminen vergleichbaren Wert. Die vorliegenden Ergebnisse zeigen, dass Ebony in einem zu NRPS analogen Mechanismus β-Alanin adenyliert und als Thioester kovalent an die T-Domäne bindet. Der erste Reaktionsschritt zeigt dabei eine hohe Spezifität für β-Alanin. Im Gegensatz dazu ist der zweite Reaktionsschritt, die Verknüpfung des β-Alanins mit einem Amin, deutlich weniger streng in der Auswahl von Reaktionspartnern. Ausschlaggebend für die β-Alanylierung scheint die Beschaffenheit des aliphatischen Restes des Amins zu sein. Alle Substanzen mit einem aliphatischen Rest in der Größe des Ethylamins werden erfolgreich für die Produktbildung akzeptiert. Wie man an den Werten für Octopamin sehen kann, stört eine Hydroxygruppe am Ethylamin-Rest die Reaktion nicht. Im Gegensatz dazu haben Carboxylgruppen einen inhibierenden Einfluss. Dabei scheint die Inhibierung vom Abstand zwischen Carboxyl- und Aminogruppe abhängig zu sein, da im Gegensatz zu Glycin und β-Alanin, GABA und 5-AVA geringe Produktbildung zeigten. Im Vergleich mit den akzeptierten Aminen zeigt sich jedoch, dass diese Produktbildung immer noch stark eingeschränkt ist. Es kann daher davon ausgegangen werden, dass eine vorhandene Carboxylgruppe die Produktbildung deutlich inhibiert. Dies erscheint auch sinnvoll, da die zellinternen Proteine und Aminosäuren vor einer unspezifischen β-Alanylierung geschützt werden müssen. Ein weiteres Kriterium, das Einfluss auf die Verknüpfung von Aminen mit βAlanin hat, ist die Länge des aliphatischen Anteils. Mit zunehmender Kettenlänge erhöht sich auch die Akzeptanz zur Konjugation mit β-Alanin. Dabei ist der Anstieg sprunghaft. Während bei Verwendung von Ethylamin kaum Produkt gebildet wird, liegen die Werte für Propyl-, Butyl- und Pentylamin im Bereich der biogenen Amine. Dieser sprunghafte Anstieg in der Akzeptanz zur Konjugation zeigt sich auch im Vergleich von Anilin mit den Ethylaminderivaten verschiedener Aromaten und Heterocyclen. Während Anilin nicht mit βAlanin verknüpft wird, zeigen Ringgröße und Zusammensetzung im untersuchten Rahmen keinen Einfluss. Alle Ethylaminderivate werden akzeptiert und zeigen mit den biogenen Aminen vergleichbare Werte. Somit scheint das Vorhandensein einer Ethylaminogruppe gekoppelt mit einem ungeladenen Rest entscheidend für den letzten Reaktionsschritt zu sein. 78 Ergebnisse Es ist bekannt, dass Peptidsynthetasen Phosphopantethein-Transferasen zur Überführung in die aktive holo-Form benötigen. Auch für Ebony wurde gezeigt, dass die Reaktion von der Beladung durch bakterielle PPT in vivo und in vitro abhängig ist. Dies bedeutet, dass auch in Drosophila melanogaster ein zu PPT homologes Protein existieren muss, dass in vivo den Transfer von Ppant auf die T-Domäne von Ebony katalysiert. Um dieses Protein und das zugehörige Gen zu identifizieren, wurde die genomische Datenbank von Drosophila (Adams et al., 2000) mit den Aminosäure-Sequenzen von Gsp und Sfp nach homologen Proteinen durchsucht (WU-Blast 2.0; Gish, W., Persönliche Mitteilung). 3.7 Identifizierung und Klonierung einer putativen PPT aus Drosophila melanogaster Die Suche in der Datenbank lieferte die 1104 bp lange cDNA GH12334, die im Kopf der adulten Fliege exprimiert wird. Das kodierte Protein GH12334-Tr ist zu 25% identisch mit Gsp und zu 31% Identisch mit Sfp. Es besitzt die Konsensus-Motive I GXD und II WXXKE(A/S)XXK der PPT (Lambalot et al., 1996) (siehe Abbildung 42). GH12334-Tr Gsp Sfp M S K H I C T R W A M I E M L F V K V P ~ M K I Y G I Y M D F D L G S W R P T L N E I D . . R H V F R P L S . . Q E E N P Q L S Q A V A S I N F L S S N V S . . E R F M T F I S . . Q P E E R A R L M K . K E K Q Q A F V R . P E K R E K C R R 40 35 34 GH12334-Tr Gsp Sfp F H F I D D F L S S Y V N V K D A Y R S F Y H K E D A H R T L I G R L F M R K Y L L G E L L I R K Y L L G D V L V R S V V S T C S G L P S A L I Q V L N I P N E I S R Q Y Q L D K S E V K F A R D V R G N I L F R K N E Y G D I R F S T Q E Y G 80 75 74 GH12334-Tr Gsp Sfp K P Y W V K G E D Y K P F V D . . . . . K P C I P D L . . . D G P P L S F N V S . . F D I H F N I S . . P D A H F N I S H Q G S L V L L A G H S D E W V V C A I H S G R W V I G A F I A G E S S D P D F S N . . . . H P . . D S . . . . Q P . . 120 102 103 GH12334-Tr Gsp Sfp G I G T D V M K I E . V G I D I E R I S . I G I D I E K T K Y N G G K P L S E F E I D . . . . . . . P I S . . . . . . . F G L M K S K F S A I K I A E Q F F H E L E I A K R F F S K E E W S Y I G R P H N E Y I W L Q S K A T E Y S D L L A K D 160 134 135 GH12334-Tr Gsp Sfp H D E R E Q V K A F Q N S . . Q V S S F K D E . . Q T D Y F M R H W C L K E A Y F E L W T I K E S Y Y H L W S M K E S F V K E L G V G I T V I K A I G K G M Y I I K Q E G K G L S L D L Q K I S F S V D P I N S F W I D K N P L D S F S V R L H 200 172 173 GH12334-Tr Gsp Sfp T T R S L E T D V S Q . . . . . . . . . Q D . . . . . . . . P L I G T S L R C H . . T Q T V I Y K Q . . G Q V S I E L P D Q P M D N W H F E N K K E P V T I Y E D S H S P C Y I K T E H L L Q E D Y C A P E L F E G Y K C S Y E V D P G Y K M A 240 201 203 GH12334-Tr Gsp Sfp A I A F R N C L P Q C C S L F S S V T N V C A A H P D F P . E R G K F K F L Q V . . L S I T K L Q V . . E D I T M V S Y E E L L V K S E D S Q E L C N L F L D S E E L L ~ ~ ~ ~ ~ ~ E L E E V I S Y C Q T F S E N N N F ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ 280 237 224 GH12334-Tr Gsp Sfp K A L L K P Y K R S ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ 290 237 224 Abbildung 42: Sequenzvergleich der putativen Drosophila PPT mit Sfp aus Bacillus subtilis und Gsp aus Bacillus brevis Schwarz unterlegte Aminosäuren sind in allen drei Proteinen konserviert. Die konservierten Regionen der PPT sind mit I und II gekennzeichnet. 79 Ergebnisse Ein Vergleich von GH12334 mit der Proteindatenbank des Drosophila Genom-Projektes (BDGP, Berkley, USA) zeigt, dass GH12334 mit dem Computer generierten CG32099 Gen identisch ist. CG32099 liegt auf dem Chromosom 3 an der Position 68F6 im 2.Intron des Neurexin Gens Nrx. Die genaue Lage des Gens ist in Abbildung 43 dargestellt. Nrx A Nrx B CG32099 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 kB Abbildung 43: Position des putativen PPT Gens CG32099 Die beiden Varianten von Nrx sind mit Nrx A und Nrx B gekennzeichnet. Der Translations-Start des Exons liegt an Position 96. Das Stopp-Signal befindet sich 137bp vor dem 3’-Ende der mRNA. Um die Funktion des Proteins zu untersuchen, wurde der Leserahmen mit den Primern NcoI-5’-putDrPPT und BamHI-3’-putDrPPT aus genomischer DNA amplifiziert und über NcoI und BamHI in den Expressionsvektor pQE60 einkloniert (siehe Abbildung 44). Xho I (2) T5 Promotor/lac Operator Element R I (89) Nco I (114) Eco R I (536) Beta-Lactamase putDrPPT PutDrPPT-pQE60 4301 bp Abbildung 44: Expressionskonstrukt zur Aufreinigung der putativen Drosophila PPT Ausgewählte Schnittstellen sind mit ihrer Position angegeben. Die Leserahmen sind mit Orientierung in schwarz eingezeichnet. Der Promotor ist in grau angegeben. Nco I (789) BamHI (992) His6-Tag Das Expressionsplasmid wurde in C600-Bakterien transformiert. Proteinexpression und Aufreinigung erfolgten nach dem optimierten Protokoll der bakteriellen Ebony Proteine. Das Ergebnis der Aufreinigung zeigt Abbildung 45: 80 Ergebnisse Abbildung 45: Coomassie gefärbtes SDS-PAGE Gel der aufgereinigten putativen Drosophila PPT : Aufgetragen sind zunehmende Mengen der Proteinlösung, um die Reinheit zu beurteilen. Die Markergrößen (M) sind neben dem Gel angegeben. M 5µl 10µl20 µl 67 kDa 45 kDa 36 kDa 29 kDa 24 kDa Das aufgereinigte Protein zeigt das aus dem Leserahmen abgeleitete Molekulargewicht von knapp 35kDa. Verunreinigende Proteine sind auch bei der größten aufgetragenen Menge nicht zu erkennen. Insgesamt wurden 6 mg Protein erhalten. Um seine Funktion als PPT zu bestätigen, wurde getestet, ob das von GH12334 kodierte Protein in der Lage ist, das apo-Ebony aus der Zellkultur in die holo-Form zu überführen. Dazu müsste es in der Lage sein, in einem Standard-Beladungsansatz Sfp zu ersetzen. Abbildung 46 zeigt das Ergebnis der Tests. Abbildung 46: Vergleich zwischen Sfp und der putativen Drosophila PPT Die Beladungsansätze mit Sfp (schwarz) bzw. der putativen Drosophila PPT (weiß) wurde jeweils mit 100% relativer Aktivität angegeben (siehe Text). Als Kontrolle wurde kein CoA, keine Transferase oder kein ATP zugegeben. 100% 80% rel. dpm 60% 40% 20% 0% Beladen -CoA -PPT -ATP Da weder für die putative Drosophila PPT noch Sfp die Möglichkeit bestand, die Aktivität quantitativ zu bestimmen, wurde die erhaltene Beladung mit Ppant für beide Proteine mit jeweils 100% angegeben. Dies ermöglicht den qualitativen Vergleich der Relationen zu den Kontrollen. Beide Beladungsansätze weisen einen deutlich höheren Anteil an präzipitierbarer Radioaktivität auf als die Kontrollen. Die Abnahme der Radioaktivität in den Ansätzen ohne CoA, ohne PPT oder ohne ATP zeigt für beide Proteine die gleichen Relationen. Das 81 Ergebnisse Drosophila Protein ist genau wie Sfp in der Lage, Ppant auf Ebony zu übertragen. Da es damit die Produktbildung durch Ebony erst ermöglicht, wird es im Folgenden als Ebony aktivierendes Protein (EAP) bezeichnet, wobei anzumerken ist, dass es sich dabei nicht zwingend um die PPT handeln muss, die auch in vivo Ebony mit Ppant belädt (siehe Diskussion). 3.8 Homologe Proteine zu Ebony und EAP in Anopheles gambiae Mehrere Arbeiten deuten darauf hin, dass die Konjugation mit β-Alanin eine verbreitete Reaktion bei Arthropoden ist. Im Nervensystem der Strandkrabbe Carcinus maenas wurde die Synthese von β-Alanylhistamin (Carcinin) nachgewiesen (Arnould und Frentz, 1975; Arnould, 1985; Arnould, 1987a; Arnould, 1987b). In Zellextrakten der Mittelmeerfruchtfliege Ceratitis capitata wurde neben der Synthese von β-Alanyldopamin auch die Synthese von β- Alanylnorepinephrin festgestellt. Beide Reaktionen könnten dabei von einem Enzym katalysiert werden (Perez et al., 2002). In keiner der Arbeiten konnte jedoch bisher das verantwortliche Enzym isoliert werden. Es ist denkbar, dass Ebony homologe Proteine in verschiedenen Arten verschiedene Substrate mit β-Alanin konjugieren. Dazu müssten die verantwortlichen Enzyme oder ihre Gene charakterisiert werden. Da neben Drosophila melanogaster auch das Genom von Anopheles gambiae vollständig sequenziert vorliegt, wurden mit den Aminosäure-Sequenzen von Ebony und EAP homologe Proteine und die dazugehörigen Gene gesucht. Tatsächlich konnte sowohl für Ebony als auch für EAP ein homologes Protein identifiziert werden. Das EbonyHomologe agCP14835 hat 58% Identität und wird von dem putativen computergenerierten Gen agCG49920 kodiert. Das zu EAP Homologe agCP3252 hat 46% Identität und wird von agCG57180 kodiert. Der Vergleich von Ebony und agCP14835 ist in Abbildung 47 dargestellt. 82 Ergebnisse Ebony agCP14835 MGS L P QL S I V MGT L P QL A V V K GL QQD F V P R K GK L CP L QP T A L H R I F E E . Q L L H R T F E S N V QL R H A D K V A L D K F CGT D T A L 39 40 Ebony agCP14835 I Y QP S T T GQG I Y N D E . . . D G MA P S QS S Y R Q R GE V QI N Y H A MN E R A N R A A R L N S T A N R L A T L L V A E T H GR F A ML H R I K E QA 79 77 Ebony agCP14835 L Q. P N S D GD F R S QP N T D GD Y I V A V C MQP S E I V A V C MH P T D GL V T T L L A I W R L V T T L L A I W K A GGA Y L P I D K A GA A Y L P I D 118 117 Ebony agCP14835 P S F P A N R I H H P T F P P N R I QH I L L E A K P T L V I L GE A K P A L V I R D D D I D. A G V Y D A D Y DN A A R F QGT P T L S T I F GK T P A V S Y 157 157 Ebony agCP14835 T E L Y A K S L QL A E L R K R A S D L A GS N L L S E E M S N A N I R P E A M L R GGN D H I A I L GK GE A QL A L V L Y T S GS T GV V L Y T S GS T GV 197 197 Ebony agCP14835 P K GV R L P H E S P K GV R L N H E T I L N R L QWQWA I L N R L QWQWG T F P Y T A NE A V R F P Y S A T E R I S V F K T A L T F V GV F K T A L T F V 237 237 MC GL A I L V V P L N GMA I V I V P K A V T K D P QR L K R I T N N P E K L V A L L E R Y K I R V D L L E R Y R I E 277 277 L QI WV C S GE P L R I WV C S GE P 1 Ebony agCP14835 2 3 D S I A E L WGP L D S V S E I WGP L 4 Ebony agCP14835 R L V L V P T L L R R L V L S . . . . . S L L MY L K ME G . . . . . . . . . . GGA A QK L L Y N . . GS T K L L Y H Ebony agCP14835 L S V S L A S S F F L QI S L A R E F F D Y F D E GV H R L D Y F QE GV H QL Y N F Y GS T E V L CN F Y GS T E V M Ebony agCP14835 K K QL S L Y D N V R K QL E GY E K V P I GI P L S N T V P I GY P L D N T T Ebony agCP14835 A S GL N L A A GY V A GL N L A E GY Ebony agCP14835 7 5 6 8 317 300 GD V T Y F A CE S GD V T Y F V CE S 357 340 V Y L L D A DY R P I Y I MS P D L R P V K N GE I GE I F V R T E E I GE L Y 397 380 V N GR D P E R F L V N GR D P D R F I E N P L A V E K K Y D N P L A I DP S F A R L Y R T GD Y G GR L Y K T GD Y A 437 420 S L K N G S I MY E S V S K GCV Y Y Q GR T D S QV K I R GR MD S QI K I R GH R V D L S E V E GH R V D L S E V E K N V A E L P L V D A N L L GL A GV D 477 460 Ebony agCP14835 K A I V L CY H A G K GI V L CY R A G QV D QA I L A F V E I D QA L L GF V K L R D D A P MV T T L E QGA P F QT E MQME A R L K D GL QV E A A L GD 517 500 Ebony agCP14835 K L A D Y MT P Q V K L A H Y MI P Q V V I L E H V P L L V V L L E S I P L L V N GK V D R QA L L N GK I D R QT L L K T Y E T A N N N E K MY E S T N N N D 557 540 Ebony agCP14835 GD S S I V L D F D . D T QI E I E Y D Y S QV P E D L K L Y S D V P A GR L T T A R D L F E T V G V A K D L F E T V G GV I GR S T R A T QV I GR S T R A K 597 579 Ebony agCP14835 L A P H S N F Y E L I CL A S N F Y E L GGN S L N S I F T GGN S L N S I I T V T L L R E K GY N V T QL CGK GY P I GI S E F I A A K I S I T T F I GA K 637 619 Ebony agCP14835 N L GE I I E K MA N L GE I L D K I C A N . . . H D A V Q A D E R E L A K H Q L E E E S L N A CP L E S A N GN A E E . . . . . H L K ME GE F D Y R MQL T 669 659 Ebony agCP14835 A V P L R L E H R Q A Y P L A L E H K S E V I D I I V A S F D T I N I I T S S F Y N K A D L E QWL F E K A D L E QWL K P GV L R T D Y S K P QI H E T D Y R 709 699 Ebony agCP14835 D I L N D I WN V L D I L E D I WT V L V E R D L S F V V Y I E K GL S F I V K D T N T D R I I GT D . E T GR P V GV A L N F D A R N E P S L N F D A H D E P 749 738 Ebony agCP14835 E V D I K S K L L I E V T V T S K L I I V F E F L E F CE G V F E F L E F V E G P I R D N Y L P K G P I R D S QL P T G L N QI L H S F MM K N QI L H S F MM 789 778 Ebony agCP14835 GT A E K L N P R E GT CA E L S A QE N I A C MH F ME H N I E A MH F ME S E V L R V A R E K Q E V L K L A R R R N F A GI F T T N T S F A GI F T T N T N 829 818 Ebony agCP14835 P L T QQL A D . V P L T QQL GS N V Y H Y K T L L N F Q Y R Y QT ML D Y Q V N E Y V H S . D G V N QF V Y S A D G S R P F GD A P D E T R P F A A A P D S 867 858 Ebony agCP14835 QR A I V H WK E V QR A V V H WK D I G K ~879 R C A 871 Abbildung 47: Vergleich von Ebony und dem Anopheles gambiae Homologen agCP14835 Die möglicherweise an der Substratspezifität beteiligten acht Aminosäuren der A-Domäne (Stachelhaus et al., 1999; Challis et al., 2000) sind nummeriert. Identische Aminosäuren sind schwarz unterlegt. 83 Ergebnisse AgCP14835 besitzt genau wie Ebony die konservierten Domänen der A- und T-Domäne (siehe Tabelle 3 ). Motiv NRPS agCP14835 Ebony A1 L(TS)YxEL -FEHLT- LLVAET A2 LKAGxAY(VL)P(LI)D WKAGAAYLPID WKAGGAYLPID A3 LAYxxYTSG(ST)TGxPKG LALVLYTSGSTGVPKG IAIVLYTSGSTGVPKG A4 FDxS FVDS FVDS A5 NxYGPTE NFYGSTE NFYGSTE A6 GELxIxGxG(VL)ARGYL GELYVAGLNLAEGYV GEIFASGLNLAAGYV A7 Y(RK)TGDL YKTGDY YRTGDY A8 GRxDxQVKIRGxRIELGEIE GRMDSQIKIRGHRVDLSEVE GRTDSQVKIRGHRVDLSEVE A9 LPxYM(IV)P LAHYMIP LADYMTP A10 NGK(VL)DR NGKIDR NGKVDR T DxFFxLGG(HD)S(LI) SNFYELGGNSL SNFYELGGNSL Tabelle 3: Vergleich der konservierten Regionen der A- und T-Domänen von Ebony und agCP14835 mit den Konsensus-Sequenzen der NRPS Wie man sieht, sind bis auf die Region A1 alle Konsensus-Sequenzen auch in agCP14835 konserviert. Auch die in Abbildung 47 mit Nummern gekennzeichneten, möglicherweise an der Substratspezifität beteiligten acht Aminosäuren, sind alle bis auf eine identisch. β-Alanin könnte somit durch das Aminosäure Muster V D (A/S) V V S F G kodiert werden (Stachelhaus et al., 1999; Challis et al., 2000). Mit 871 Aminosäuren ist das Protein fast genauso groß wie Ebony und auch das Computer generierte Gen agCG49920 zeigt Ähnlichkeit mit ebony. Tabelle 4 vergleicht den Aufbau von ebony und agCG49920. 84 Ergebnisse Exon Länge (bp) Intron ebony agCG49920 1 283 665 2 1123 3 Länge (bp) Ebony agCG 49920 1 3855 11771 198 2 67 3388 167 467 3 88 838 4 771 244 4 67 79 5 90 774 5 62 70 6 175 399 6 57 69 7 529 263 7 82 333 8 Tabelle 4: Vergleich der Intron-Exon Struktur von ebony und agCG49920 AgCG49920 hat ein Exon mehr als ebony. Bei beiden Genen liegt der Translations-Start im 2.Exon. Somit wird auch von agCG49920 das erste Exon nicht translatiert. Der untranslatierte Bereich am 5’-Ende der mRNA ist mit 704bp deutlich länger als beim Transkript von ebony, wo er nur 299 bp beträgt. Für den 3’-untranslatierten Bereich von agCG49920 gibt es keine Daten, so dass ein Vergleich nicht möglich ist. Das zweite gefundene Protein ist das zu EAP homologe agCP3252, das von agCG57180 kodiert wird. Der Vergleich des zu EAP homologen agCP3252 auf Proteinebene ist in Abbildung 48 dargestellt. EAP agCP3252 ~~MS K H I C T R MS L R N GGH V R WA F D L GS WR P WA F D L A GWR P T L P QL S QA V A S L A DL L L A T S S I QP E E R A R L CI QP E E K L T L 38 40 EAP agCP3252 MK F H F I D D F L QR F V F R D D F N S S L I GR L F MR A S L I GR L MMR K Y V S T CS GL P R F V QL A T D L A S A E V K F A R DV Y DE I K F E R DS 78 80 EAP agCP3252 R GK P Y WV K GE K GK P F L K N . . D Y D GP P L S F N . . E GV A V D F N V S H QGS L V L L V S H QGR Y A V L A GI A GE . . . . A GMA T K R L E A 114 116 EAP agCP3252 . . S S D P D F GI T T T T S P T P K I GT D V MK I E Y N GV D V MK I E Y G GGK P L S E F F G GGK P L D E F F R L MK S K F S A E E L MT R N F S D D E 152 156 EAP agCP3252 WS Y I GR P H H D WR Y I . R GR D D E R E QV K A F MR A S A QL E A F MR H WC L K E A Y V K N WC L K E S Y V K E L GV GI T V D L N V GV GI T V D L 192 195 EAP agCP3252 QK I S F S V D T T R K I S F R I QT . R S L E T DV S P L . E V L AR DR V V I GT S L R CH D Q CD T T L R V N S E P MD N WH F E E H P MGN WR F E E S 232 233 EAP agCP3252 L L QE D Y CA A I L I D R D H CV A V A F R N CL P QE R S L E N V P A E QD GK F K F L QV E E L S GN CF E V I D L L V K S E DS E . F R T L V E HHR P 271 273 EAP agCP3252 . L E E V I S Y CQ L L A I D E N Y CE K AL L K P Y K R S GI I S K E Y K K S ~290 K 294 Abbildung 48: Sequenzvergleich zwischen EAP und agCP3252 aus Anopheles gambiae Schwarz unterlegte Aminosäuren sind in beiden Proteinen identisch. Die konservierten Regionen der PPT sind mit I und II gekennzeichnet. 85 Ergebnisse Genau wie bei EAP sind auch in agCP3252 die Aminosäure-Motive GXD (I) und WXXKE(A/S)XXK, die für PPT charakteristisch sind, konserviert. Das zugehörige Gen agCG57180 ist 1106bp lang und damit nur 2bp länger, als das EAP Gen. Die ersten 60bp der mRNA werden nicht translatiert. Die 3’-untranslatierte Region ist 162bp lang. Der Homologievergleich deutet darauf hin, dass in Anopheles gambiae ein vergleichbares System existiert. Die hohe Homologie lässt vermuten, dass die von agCP14835 und agCP3252 katalysierten Reaktionen mit denen von Ebony und EAP identisch sind. Vor allem die identische Sequenz der acht möglicherweise für die Spezifität verantwortlichen Aminosäuren lässt vermuten, dass agCP14835 ebenfalls die β-Alanylierung von biogenen Aminen katalysiert. 86 Diskussion 4. Diskussion 4.1 Ebony wird in Gliazellen der optischen Loben exprimiert Der visuelle Phänotyp der ebony Mutante wurde lange diskutiert. Da es als gesichert anzusehen ist, dass Histamin als Neurotransmitter in der visuellen Signaltransduktion von Drosophila fungiert (Hardie, 1987; Stuart, 1999), blieb lange die Frage offen, wie eine putative β-Alanyldopamin Synthetase Einfluss auf diesen Signalweg haben kann. Hinzu kommt, dass Dopamin in der Lamina nicht nachgewiesen werden konnte. (Nässel et al., 1988a) Es blieb unklar, ob Ebony direkt an der visuellen Signaltransduktion beteiligt ist oder aber der visuelle Defekt durch einen Nebeneffekt, z.B. erhöhte Dopamin-Konzentrationen hervorgerufen wird. Erste Hinweise auf eine direkte Beteiligung des Ebony Proteins an der visuellen Signaltransduktion lieferte der Nachweis eines β-Galaktosidase Fusionskonstruktes in den optischen Loben von Drosophila melanogaster (Hovemann et al., 1998). Zur direkten Bestimmung der Ebony exprimierenden Zellen in den optischen Loben wurde hier ein Antiserum aus Kaninchen gegen den carboxyterminalen Teil der Ebony Sequenz eingesetzt. Der Vergleich der wildtypischen Färbung mit der Färbung der Null-Mutante eAFA verdeutlicht die hohe Spezifität des Antiserums, da in Kopfschnitten der Mutante keine Zellen angefärbt wurden. Somit konnte das Antiserum auch verwendet werden, um die Expression des Ebony Proteins in anderen Entwicklungsstadien zu untersuchen. Durch Konfokalmikroskopie und Doppelfärbungsexperimente konnte gezeigt werden, dass ebony in den epithelialen Gliazellen der Lamina und den Neuropil Gliazellen der Medulla exprimiert wird. Die Morphologie und Lage der Ebony positiven Zellen im Lobula-Komplex lässt ebenfalls auf Neuropil Gliazellen schließen. Die Tatsache, dass Ebony in Gliazellen der optischen Loben exprimiert wird und der visuelle Phänotyp der Mutante lassen sich schlecht mit einer putativen β-Alanyldopamin Synthetase Funktion des Proteins vereinbaren. Daher erschien es notwendig, die Substratspezifität und den Reaktionsmechanismus von Ebony genauer zu untersuchen, um zu klären, ob eventuell auch Histamin für die Verknüpfung mit β-Alanin akzeptiert wird. 87 Diskussion 4.2 Ebony verwendet einen zu NRPS analogen Mechanismus, um biogene Amine mit β-Alanin zu verknüpfen Um die Substratspezifität und den Reaktionsmechanismus von Ebony zu untersuchen, wurde das Protein aus Bakterien und S2-Zellen aufgereinigt. Beide Expressionssysteme lieferten genug aktives Protein, um es in vitro zu untersuchen. Es stellte sich heraus, dass sich die hohe Homologie von Ebony zu NRPS (Hovemann et al., 1998) in einem analogen Reaktionsmechanismus widerspiegelt. Ebony ähnelt in seinem Aufbau einem Startmodul der NRPS. Diese besitzen A- und T-Domäne, jedoch keine Kondensationsdomänen. Es konnte gezeigt werden, dass Ebony β-Alanin in Abhängigkeit von zweiwertigen Kationen und ATP spezifisch adenyliert. Dabei ist diese Reaktion losgelöst von der Funktionalität der TDomäne. Sowohl die Ser611-Ala-Mutante als auch das apo-Protein aus der Zellkultur zeigen die Adenylierungsreaktion. Die hohe Spezifität von Ebony ist im Vergleich zu den NRPS ungewöhnlich. Die Module der NRPS adenylieren in der Regel substratähnliche Substanzen mit geringerer Aktivität (de Ferra et al., 1997; Doekel und Marahiel, 2000). Ähnliches konnte für Ebony nicht gefunden werden, obwohl verschiedene substratähnliche Substanzen getestet wurden. In Analogie zu den NRPS wird auch bei Ebony das Adenylat auf den Co-Faktor Ppant, der an das konservierte Serin der T-Domäne gebunden ist, übertragen und dort kovalent gebunden. Die Notwendigkeit der Beladung mit Ppant konnte sowohl mit dem apo-Protein aus der Zellkultur, als auch mit der Ser-611-Ala-Mutante gezeigt werden. Das apo-Protein ist trotz stattfindender Adenylierungsreaktion nicht in der Lage, β-Alanin kovalent zu binden. Erst die in vitro Beladung mit Ppant durch die PPT Sfp ermöglichte die Bindung von radioaktiver Aminosäure. Die Akzeptanz von Ebony durch Sfp (und in vivo durch Gsp) bestätigt, dass sich die hohe Homologie zu den NRPS in der Primärsequenz auch eine homologe Sekundärstruktur bedingt. Genau wie das apo-Protein zeigt auch die Ser611-Ala-Mutante keine Beladung mit β-Alanin, obwohl die Adenylierungsreaktion stattfindet. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit des konservierten Serins für die Funktionalität der T-Domäne und bekräftigt die Ergebnisse von in vivo Experimenten (Kemme, 2001). Dort zeigten Konstrukte mit mutiertem Serin im Gegensatz zu wildtypischen Konstrukten keine Rettung des ebony Cuticula-Phänotyps. Somit kann das Ser611 in transgenen Tieren eindeutig als notwendig für die Funktion des Ebony Proteins angesehen werden. Angesichts der Position des Serins in einer Aminosäuresequenz, die hohe Homologie zu der Thiolierungsdomäne von NRPS zeigt, 88 Diskussion ist es damit auch wahrscheinlich, dass es für die Beladung von Ebony mit dem Co-Faktor Ppant notwendig ist. Die Konjugation der in der T-Domäne gebundenen Aminosäure mit einem Substrat, wird bei den NRPS durch die K-Domänen katalysiert. Die Te-Domäne des letzten Moduls bewirkt die Abspaltung des Peptids. Ebony besitzt weder eine zu C- noch zu Te-Domänen homologe Region. Der sich an die T-Domäne anschließende carboxyterminale Rest von knapp 200 Aminosäuren zeigt keinerlei Homologie zu NRPS. Es wurde vermutet, dass er die Konjugation von β-Alanin mit Dopamin und die Freisetzung des Produktes katalysiert (Hovemann et al., 1998). In dieser Arbeit konnte zum ersten Mal direkt gezeigt werden, dass Ebony die Bildung von β-Alanyldopamin katalysiert. Es stellte sich zudem heraus, dass dieser Reaktionsschritt weniger spezifisch ist, als die Aktivierung des β-Alanins. Nicht nur Dopamin wurde als Akzeptor des β-Alanins identifiziert, sondern unter anderem auch die physiologisch relevanten Amine Histamin, Octopamin, Serotonin und Tyramin. Strukturelle Bedeutung für die Auswahl als Reaktionspartner scheint dabei das Vorhandensein eines Ethylamin- bzw. Hydroxyethylamin-Restes zu sein. Carboxylgruppen wirken sich negativ auf die Produktbildung aus. Der negative Einfluss scheint jedoch mit zunehmendem Abstand zur Aminogruppe leicht abzunehmen. Die vorliegende Arbeit zeigt, dass Ebony tatsächlich einen zu NRPS analogen Mechanismus verwendet, um β-Alanin zu aktivieren. Bei NRPS werden jeweils zwei aktivierte Aminosäuren, die in den T-Domänen benachbarter Module gebunden sind, über die dazwischen liegende K-Domäne miteinander verknüpft. Es wird angenommen, dass dabei ein konserviertes Histidin die Aminogruppe der einen Aminosäure deprotoniert, um so den nukleophilen Angriff und die Bildung der Peptidbindung zu ermöglichen (Stachelhaus et al., 1998). Dem Ebony Protein fehlt eine zur K-Domäne homologe Region, so dass nur vermutet werden kann, dass der Rest, der keine Homologien zu NRPS zeigt, für die Bereitstellung des Amins und die Bildung der Peptidbindung verantwortlich ist. Zur Bestätigung ist eine genauere Untersuchung der Struktur des Ebony Proteins nötig, um eventuell an der Reaktion beteiligte Aminosäuren zu identifizieren. Eventuell könnte auch die Fusion des carboxyterminalen Restes mit einem Modul aus NRPS Aufschluss über die Funktion geben. Wenn die Homologie zwischen Ebony und NRPS ausreichend hoch ist, sollten dann auch andere Aminosäuren mit den von Ebony akzeptierten Aminen verknüpft werden. Dass Ebony einen zu NRPS analogen Mechanismus verwendet, um β-Alanin für die Verknüpfung mit einem Amin zu aktivieren, wird durch das Auffinden einer aktiven PPT aus 89 Diskussion Drosophila melanogaster im Rahmen dieser Arbeit bekräftigt. Durch Homologievergleich von Sfp und Gsp mit Sequenzen aus dem Drosophila Genom Projekt konnte EAP identifiziert werden, das in vitro apo-Ebony aus der Zellkultur mit Ppant belädt. Der Vergleich der Messwerte für EAP und Sfp zeigt, dass EAP ebenfalls in Abhängigkeit von CoA Ebony mit Ppant belädt. Obwohl EAP auch im Kopf der Fliege vorkommen muss, da der identifizierte cDNA Klon aus Kopf-RNA hergestellt wurde, bleibt zu klären, ob es sich bei EAP tatsächlich um die spezifische PPT von Ebony handelt. Untersuchungen von Sfp und Gsp mit spezifischeren PPT führten zu der Vermutung, dass die Länge der Sequenz zwischen der αHelix 5 und dem β-Faltblatt 7 der PPT für die Spezifität verantwortlich ist. Je kürzer diese Sequenz ist, umso spezifischer erkennt die entsprechende PPT ihr Substrat (Reuter et al., 1999). Interessanterweise ist die zu diesem Bereich homologe Sequenz von EAP, die etwa 10 Aminosäuren vor dem PPT-Motiv II beginnt und bei Sfp und Gsp ca. 65 Aminosäuren lang ist, in EAP noch mal 10 Aminosäuren länger. Das könnte bedeuten, dass auch EAP eine geringe Substratspezifität aufweist und somit nicht zwingend spezifisch für Ebony ist. Es bleibt die Frage offen, ob es sich um die PPT handelt, die in vivo Ebony mit Ppant belädt. Eine Mutagenese von EAP sollte, wenn es sich um das richtige Protein handelt, einen ebony Phänotyp hervorrufen, sofern diese Mutation nicht letal ist. Die Lage im Neurexin Gen Nrx erschwert ebenfalls eine Mutagenese, da eine Beeinträchtigung von Nrx Letalität zur Folge hat. Eine weitere Möglichkeit wäre der Versuch, die Translation durch RNA-Inhibierung zu stören. Dabei wäre die Verwendung eines Ebony Enhancers zur Expression der EAP antisense RNA sinnvoll und sollte in einem Ebony Phänotyp resultieren, wenn EAP tatsächlich die PPT ist, die Ebony mit Ppant belädt. Um zumindest eine Co-Expression von Ebony und EAP nachzuweisen, könnte auch ein Antikörper gegen EAP für Doppelfärbungsexperimente mit dem Ebony Antiserum generiert werden. Die Identifizierung von EAP komplettiert die funktionelle in vitro Untersuchung des Ebony Proteins. Zum ersten Mal konnte ein zu NRPS homologer Mechanismus für höhere Eukaryonten nachgewiesen werden. Gleichzeitig wurde der direkte biochemische Beweis geführt, dass Ebony in vitro nicht nur β-Alanyldopamin, sondern β-Alanylkonjugate aller in Drosophila relevanten biogenen Amine synthetisieren kann. Dies ermöglicht völlig neue Erklärungsansätze für das breite Spektrum an Defekten, die die ebony Mutante aufweist. Dabei ist zu beachten, dass bisher in vivo nur β-Alanyldopamin (Wright, 1987) und βAlanylhistamin (Borycz et al., 2002) nachgewiesen wurden. 90 Diskussion 4.3 Die Funktion von Ebony beim Aufbau der Cuticula β-Alanyldopamin gilt als einer der Hauptbausteine der Cuticula und wird zur Sklerotisierung verwendet (Hopkins et al., 1982; Sugumaran, 1988). Es wurde schon lange vermutet, dass Ebony die Synthese von β-Alanyldopamin katalysiert und somit die Sklerotisierung gegenüber der Melanisierung durch Dopamin begünstigt (Wright, 1987), da β-Alanyldopamin in Null-Mutanten nicht nachweisbar ist, während die Konzentrationen an β-Alanin und Dopamin erhöht vorliegen. Diese Vermutung wurde kürzlich durch den Nachweis des Ebony Proteins in den Epidermalzellen der adulten Fliege unterstützt (Wittkopp et al., 2002). Diese Zellen sekretieren die Bausteine der Cuticula ungefähr 48 Stunden nach der Verpuppung (Bodenstein, 1950; Mitchell und Petersen, 1983). Zusammen mit dem Ergebnis dieser Arbeit, dass Ebony tatsächlich in vitro β-Alanyldopamin aus β-Alanin und Dopamin synthetisiert, ist es als gesichert anzusehen, dass Ebony auch in vivo diese Funktion ausübt. Die deutlich stärkere Pigmentierung der Cuticula der Null-Mutante dürfte somit durch einen Überschuss an Dopamin hervorgerufen werden. Im Gegensatz zu β-Alanyldopamin lagert sich Dopamin nach der Oxidation zum Indol um, welches nach erneuter Oxidation zum Pigment Melanin polymerisiert (Sugumaran, 1988). Durch die Konjugation mit β-Alanin wird dieser Prozess verlangsamt und die Quervernetzung mit Strukturproteinen oder Chitin bevorzugt, was zur Sklerotisierung führt (Aso et al., 1984; Sugumaran, 1988). Dieser Reaktionsweg ist in der ebony Mutante gestört, was zur stärkeren Melanisierung durch überschüssiges Dopamin führt. Dass die Mutante trotzdem eine sklerotisierte Cuticula besitzt, liegt an den zusätzlichen Stoffwechselwegen, die ebenfalls Bausteine für die Sklerotisierung liefern. So konnte für Drosophila die Präsenz einer Dopamin N-Acetyltransferase gezeigt werden (Maranda und Hodgetts, 1977). Das Produkt N-Acetyldopamin dient ebenfalls als Vorstufe zur Sklerotisierung (Wright, 1987). Somit ist trotz der ebony Mutation das Aushärten der Cuticula gesichert. Interessant ist, dass Ebony in allen Epidermalzellen gefunden wurde. Dies führte zu der Vermutung, dass in Bereichen stärkerer Pigmentierung der Ebony Antagonist Tan coexprimiert werden muss, um durch Umkehrung der von Ebony katalysierten Reaktion das Gleichgewicht von der Sklerotisierung in Richtung Melanisierung zu verschieben (Wittkopp et al., 2002). 91 Diskussion 4.4 Die Funktion von Ebony in den optischen Loben In der vorliegenden Arbeit konnte Ebony mit Hilfe eines Antiserums (Ryseck, 1987) nicht nur direkt in den optischen Loben nachgewiesen, sondern auch die ebony exprimierenden Zellen durch Doppelfärbungsexperimente und Konfokalmikroskopie als Gliazellen identifiziert werden. Es konnte außerdem gezeigt werden, dass das Ebony Protein in vitro in der Lage ist, β-Alanin und Histamin zu β-Alanylhistamin zu verknüpfen. Hinweise, dass diese Reaktion auch in vivo von Ebony katalysiert werden könnte, liefert die Arbeit von Borycz, in der die Synthese von β-Alanylhistamin im Kopf von wildtypischen Drosophila nachgewiesen wurde. Außerdem zeigte sich, dass in der ebony Mutante und erstaunlicherweise auch in der tan Mutante der Histamingehalt reduziert ist (Borycz et al., 2002). Es ist daher anzunehmen, dass Ebony neben dem Cuticula Aufbau auch am Histamin Metabolismus im Auge der Fliege beteiligt ist. Die de novo Synthese von Histamin verläuft in den Photorezeptorzellen äußerst langsam (Morgan et al., 1999), so dass eine effiziente Signaltransduktion von einer effektiven Rückgewinnung des Neurotransmitters abhängig ist. Dass ein solcher Aufnahmeprozess von Histamin in die Photorezeptorzellen existiert, konnte bereits gezeigt werden (Stuart et al., 1996; Melzig et al., 1998). Interessanterweise konnte für den Rankenfußkrebs Balanus nubilus gezeigt werden, dass sich radioaktiv markiertes Histamin bei Lichteinstrahlung im Photorezeptor, bei Dunkelheit jedoch in den benachbarten Gliazellen konzentriert (Stuart et al., 1996). Im gleichen Experiment konnten keine metabolischen Produkte des radioaktiven Histamins nachgewiesen werden. Die verwendete Dünnschichtchromatographie lässt aber bei dem gewählten Laufmittel keine Trennung von β-Alanylhistamin und Histamin zu (Arnould und Frentz, 1975). Somit war es in diesem Experiment nicht möglich, zwischen Histamin und β-Alanylhistamin zu unterscheiden. Vieles deutet darauf hin, dass auch bei Drosophila die umliegenden Gliazellen aktiv am schnellen Entfernen des Neurotransmitters aus dem synaptischen Spalt beteiligt sind. Die epithelialen Gliazellen, die mit ihren Zellkörpern die Cartridges der Lamina umgeben, haben stark gefaltete Membranen, die eine erhebliche Oberflächenvergrößerung bewirken (Saint Marie und Carlson, 1983; Meinertzhagen und O'Neil, 1991). Somit sind diese Zellen nicht nur optimal positioniert, sondern besitzen auch gute strukturellen Möglichkeiten, Neurotransmitter effektiv aufzunehmen. Die MedullaNeuropil Gliazellen besitzen lange Fortsätze, die ähnlich wie bei den Astrozyten der Vertebraten, ins Neuropil hineinziehen. Von den Astrozyten ist bekannt, dass sie an der 92 Diskussion Aufnahme und dem Recycling von Neurotransmitter beteiligt sind (Deitmer, 2001) und es ist wahrscheinlich, dass dies auch für die Medulla-Neuropil Gliazellen gilt. In dieser Arbeit konnte gezeigt werden, dass Ebony sowohl in den epithelialen Gliazellen als auch den Medulla-Neuropil Gliazellen exprimiert wird. Somit wird aufgenommenes Histamin höchstwahrscheinlich zu β-Alanylhistamin umgewandelt und in dieser Form in den Gliazellen gespeichert. Dazu muss β-Alanin in ausreichender Menge in den Gliazellen zur Verfügung gestellt werden. Dies könnte durch das vom black Locus kodierte Protein geschehen, das Homologien zu Glutamat-Decarboxylasen zeigt und Aspartat zu β-Alanin decarboxyliert. Seine Expression konnte in den Gliazellen der Lamina gezeigt werden (Phillips et al., 1993; Phillips et al., 2001). Die β-Alanylierung könnte mehreren Zwecken dienen. Von Astrozyten ist bekannt, dass sie den Neurotransmitter Glutamat zu Glutamin umwandeln, bevor sie ihn in die Neurone zurück transportieren (Deitmer, 2001). β-Alanylhistamin hat eine deutlich geringere physiologische Aktivität als Histamin (Arnould und Frentz, 1977), so dass es sich um eine inaktive Transportform des Neurotransmitters handeln könnte. Auch eine Schutzfunktion ist denkbar, die den Abbau des Histamins über z.B. N-Acetylhistamin oder γGlutamylhistamin (Elias und Evans, 1983; Battelle und Hart, 2002) verhindert. Tatsächlich wird in der black Mutante, die kein β-Alanin herstellen kann, verstärkt eine Substanz gebildet, bei der es sich vermutlich um γ-Glutamylhistamin handelt und aus der kein oder nur sehr langsam Histamin zurückgewonnen wird (Borycz et al., 2002). Da für β-Alanylhistamin eine schnelle Hydrolyse nachgewiesen werden konnte, ist anzunehmen, dass es eine Speicherform des Histamins darstellt, die eine schnelle Rückgewinnung des Histamins ermöglicht. Die Hydrolyse wird vermutlich durch das vom Gen tan kodierte Protein katalysiert, das nicht nur in der Cuticula (Wright, 1987), sondern auch im visuellen System (Borycz et al., 2002) ein Antagonist von Ebony zu sein scheint. Bisher konnten die Tan exprimierenden Zellen in den optischen Loben nicht genau bestimmt werden. Mosaik-Analysen lassen aber auf eine Aktivität in den optischen Loben schließen (Hotta und Benzer, 1970), zumal tan Mutanten auch einen visuellen Defekt aufweisen (Hotta und Benzer, 1969). Dass Tan die Hydrolyse von β-Alanylhistamin katalysiert, würde auch den geringen Histamingehalt im Kopf der Mutante erklären, da Histamin nicht aus β-Alanylhistamin zurückgewonnen werden kann. Dies steht auch in gutem Einklang zu der im Vergleich mit Wildtyp Fliegen deutlich höheren β-Alanylhistamin-Konzentration, die in tan Fliegen gemessen wurde (Borycz et al., 2002). Der Histamingehalt in ebony Mutanten ist nicht so stark reduziert wie in den tan Fliegen, beträgt jedoch ebenfalls weniger als 50% des wildtypischen Wertes. Dies könnte daran liegen, 93 Diskussion dass das Histamin ohne β-Alanylierung entweder zu anderen Substanzen metabolisiert wird oder aber aus dem Kopf diffundiert, da es nur als β-Alanylhistamin effektiv gespeichert werden kann. Die Beobachtung, dass in ebony Mutanten Histamin stärker im synaptischen Spalt konzentriert ist (I. Meinertzhagen, Dalhousie Universität, Kanada), weist ebenfalls auf eine gestörte Aufnahme oder Speicherung des Histamins hin. Wie könnte die Regeneration von Histamin durch Ebony und Tan in den optischen Loben erfolgen? Eine Möglichkeit wäre, dass Tan ebenfalls in den Gliazellen lokalisiert ist, was bedeuten würde, dass beide Proteine in Abhängigkeit von der neuronalen Aktivität reguliert werden müssten. Bei Dunkelheit sollte Ebony die β-Alanylierung katalysieren, um Histamin in den Gliazellen zu halten, bei neuronaler Aktivität müsste dann Histamin durch Tan aus βAlanylhistamin freigesetzt und zu den Neuronen transportiert werden. Dies würde eine reziproke Regulierung von Ebony und Tan in Abhängigkeit der neuronalen Aktivität erfordern. Denkbar ist auch, dass Tan im Gegensatz zu Ebony in den Photorezeptorzellen exprimiert wird. Dann sollte das β-Alanylhistamin bei neuronaler Aktivität von den Gliazellen zu den Neuronen transportiert werden, wo es dann von Tan zur Regeneration des Histamins verwendet wird. Dieses Modell ist vergleichbar mit der Regeneration von Glutamat bei den Vertebraten. Neuronal ausgeschüttetes Glutamat kann dort in den Astrozyten zu Glutamin umgewandelt und nach Transport in die Neurone regeneriert werden. Dieser Transport ist mit der neuronalen Aktivität verknüpft, d.h. der Rücktransport des Glutamins findet nur statt, wenn das Neuron aktiv ist (Deitmer, 2001). Um zu bestimmen, welche Mechanismen in Drosophila tatsächlich angewandt werden ist es notwendig, die zellulare Position des Antagonisten Tan zu bestimmen und die beteiligten Transporter samt ihrer Kontrollmechanismen aufzudecken. 4.5 Mögliche weitere Funktionen von Ebony Neben Dopamin und Histamin konnten in der vorliegenden Arbeit weitere biogene Amine als in vitro Substrate von Ebony identifiziert werden. Es bleibt zu klären, welche Reaktionen tatsächlich in vivo katalysiert stattfinden, da es bisher keine Daten über β-Alanylderivate von Octopamin, Serotonin oder Tyramin gibt. Die in dieser Arbeit durchgeführte Expressionsstudie zeigt, dass Ebony in allen Entwicklungsstadien von Drosophila exprimiert wird. Dies ist äußerst interessant, da in einer Studie zum Catecholamin-Metabolismus weder in Embryonen, noch in Larven des dritten Stadiums β-Alanyldopamin nachgewiesen werden 94 Diskussion konnte (Wright, 1987). Es ist denkbar, dass die gebildete Menge an β-Alanyldopamin unter der Nachweisgrenze der angewandten Messmethode gelegen hat, da vor allem in den Embryonen nur sehr wenige Zellen Ebony zu exprimieren scheinen. Im Larvengehirn könnte die kreisförmige Anordnung der Ebony exprimierenden Zellen in den Hemisphären und die bilaterale Verteilung im Ventralganglion aber auch auf eine Verbindung zu den serotonergen Interneuronen hindeuten. Diese sind in einem vergleichbaren Muster angeordnet und die Positionen ändern sich im Verlauf der drei Larvenstadien nicht (Monastirioti, 1999), was auch für die Ebony exprimierenden Zellen im larvalen Gehirn gilt. Weitere Neurone im Larvengehirn verwenden Dopamin oder Octopamin als Neurotransmitter. Die dopaminergen und octopaminergen Neurone liegen jedoch in linearer Form in der Mittellinie des Ventralganglions vor, was eine Assoziation mit den Ebony exprimierenden Zellen unwahrscheinlich macht. Zudem findet man in den Hemisphären keine octopaminergen Zellen (Monastirioti, 1999). Eine Verbindung zu den dopaminergen und octopaminergen Neuronen kann somit nicht ausgeschlossen werden, eine Verbindung zu den serotonergen Zellen erscheint aber am wahrscheinlichsten. Auf Grund der hohen Ebony positiven Zellzahl, die die Anzahl an serotonergen Neurone weit übersteigt, kann nicht ausgeschlossen werden, dass es sich nicht um Neurone, sondern eventuell ebenfalls um Gliazellen handelt. Dies würde einen zu den optischen Loben der adulten Fliege vergleichbaren Stoffwechselweg für den Neurotransmitter-Metabolismus nahe legen. Dies muss jedoch durch den Nachweis der entsprechenden β-Alanin-Konjugate und die Bestimmung der Ebony exprimierenden Zellen bestätigt werden. 4.6 Untersuchungen zum Enhancer von ebony Die Untersuchungen der Ebony-Expression im Verlauf der Entwicklung und in der adulten Fliege zeigen, dass Ebony sowohl in verschiedenen Entwicklungsstadien, als auch in verschiedenen Geweben exprimiert wird. Dies deutet auf eine komplexe Genregulierung hin. Zur gezielten Untersuchung der Ebony Aktivität in vivo wäre es wünschenswert, spezifisch, z.B. in Cuticula oder optischen Loben, durch reverse Genetik Störungen einzuführen und deren Auswirkungen zu untersuchen. Dazu ist eine detaillierte Kenntnis der Steuerungssequenzen für die zellspezifische Expression von Ebony von großer Bedeutung. Diese Kenntnis würde auch die Untersuchung einzelner Phänotypen von Ebony unabhängig voneinander ermöglichen, z.B. könnte der Cuticula Phänotyp gerettet und gleichzeitig 95 Diskussion spezifische Defekte des ZNS aufgedeckt werden. Damit wäre eine direkte Zuordnung der Anomalien des Ebony Phänotyps zum Expressionsort möglich. Um die Steuerungssequenzen von Ebony zu identifizieren, wurde die Enhancer-Aktivität verschiedener genomischer Fragmente aus dem 5’ Bereich von ebony bestimmt. Alle Konstrukte zeigten ausschließlich in der Cuticula Reporter-Aktivität. Dieses Ergebnis ist unerwartet, denn das 11,1kb Konstrukt überspannt den gesamten genomischen Bereich, der auch die Expression des Fusionsproteins in der Linie 120 kontrolliert (Hovemann et al., 1998). Zudem wurde gezeigt, dass der Bereich 4,6kb vor dem Gen ausreicht, um sowohl den Cuticula als auch den visuellen Ebony Phänotyp zu retten (Hovemann et al., 1998). Eine 3’Regulierung der Ebony-Expression scheidet aus, da auch in dem Fusionskonstrukt nach der Fusionsstelle keine wildtypische Sequenz mehr vorliegt. Das bedeutet, dass alle regulierenden Elemente im 5’-Bereich 4,6kb vor Exon 1 bis zur ersten BglII-Restriktionsstelle in Exon 3 liegen müssen. Dieser Bereich wird von dem in dieser Arbeit hergestellten 11,1kb EnhancerKonstrukt abgedeckt. Der einzige Unterschied zum Fusionskonstrukt besteht darin, dass das als Reporter verwendete Gal4 nicht mit dem Leserahmen von ebony fusioniert wurde, sondern unter der Kontrolle eines hsp70-Promotors steht, der nur durch Einfluss eines Enhancers aktiviert werden kann. Offensichtlich reicht das nicht aus, um Gal4 in den optischen Loben zu exprimieren. Ein störender Einfluss des kurzen ebony Leserahmens auf die Gal4-Expression ist unwahrscheinlich, da in der Cuticula deutliche Aktivität gemessen werden konnte. Dabei ist es auszuschließen, dass es sich bei der Cuticula Aktivität um Positionseffekte, d.h. unspezifische Aktivität bedingt durch den Insertionsort des P-Elements handelt. Zum einen zeigen alle unabhängigen Transformanden eines Konstruktes vergleichbare Ergebnisse, was die Intensität und den Ort der Färbung angeht. Zum anderen konnte für das 9,9kb-Konstrukt gezeigt werden, dass es in Verbindung mit einem UAS-ebony Konstrukt den Cuticula Phänotyp der Null-Mutante rettet (Kemme, 2001). Bei einer unspezifischen Expression in der Cuticula hätte man eine Störung des Pigmentierungsmusters erhalten, so wie es für die ectopische Expression von Ebony gezeigt werden konnte (Wittkopp et al., 2002). Möglich ist auch, dass bei der Klonierung regulatorische Elemente verloren gingen oder gestört wurden. Bei der Größe der Konstrukte ist eine vollständige Sequenzierung nicht praktikabel, daher wurden nur die Ligationsstellen sequenziert, um die Orientierung und die Identität der Fragmente zu kontrollieren. Es ist allerdings unwahrscheinlich, dass durch StandardTechniken Mutationen eingefügt wurden. Das PCR-Fragment, das im mittleren Konstrukt eingesetzt wurde, könnte Fehler aufweisen, da bei der Neusynthese des Doppelstranges gelegentlich falsche Nukleotide durch die Taq-Polymerase eingebaut werden. Die PCR wurde 96 Diskussion jedoch mit einem Mix durchgeführt, in dem neben der Taq-Polymerase die Pwo-Polymerase, die Korrekturen einführen kann, eingesetzt wird. Daraus resultiert eine sehr geringe Fehlerrate, die es unwahrscheinlich macht, dass in dem PCR-Fragment falsche Basen eingesetzt wurden. Außerdem wurde das PCR-Fragment im 11,1kb-Konstrukt durch ein genomisches Fragment ersetzt, ohne dass sich an der Enhancer-Spezifität etwas änderte. Es ist denkbar, dass für ebony komplexe Regulationsmechanismen bestehen, die eine Fusion des Reporters mit dem Leserahmen notwendig machen. Das Gen der Dopa-Decarboxylase (DDC) zeigt eine mit ebony vergleichbare zeitliche und Gewebe spezifische Regulierung (Dewhurst et al., 1972; McCaman et al., 1972; Scholnick et al., 1986). Es wurden mehrere Faktoren gefunden, die auf diese Regulation Einfluss haben. Zum einen ist die Produktion des Proteins von dem Hormon Ekdyson abhängig (Eveleth et al., 1986; Wright, 1987). Zum anderen existieren abhängig vom Expressionsort, zwei Splice-Varianten. Im ZNS wird ausschließlich ein 2,3kb großes Transkript gebildet, während das Transkript der an der Cuticula-Bildung beteiligten Isoform nur 2,0kb groß ist. Das Protein im ZNS ist dadurch am N-Terminus um 35 Aminosäuren länger als die epidermale Variante (Eveleth et al., 1986). Scholnick (Scholnick et al., 1986) konnte zeigen, dass die neuronale Expression der DDC durch Elemente im 5’-Bereich der mRNA gesteuert wird. Dies wurde von Bray und Hirsh bestätigt, die fünf regulatorische Elemente identifizieren konnten, die für die wildtypische Expression der DDC essentiell sind (Bray und Hirsh, 1986). Eine ähnlich komplexe Regulierung ist für ebony wahrscheinlich und es sind weitere Untersuchungen nötig, um den oder die regulierenden Mechanismen des ebony Gens vollständig zu charakterisieren. Zum Beispiel könnte man die Aktivität des Fusionskonstruktes durch Deletionen modifizieren, um regulatorische Elemente zu identifizieren. Eine andere Möglichkeit ist die Fusion von Ebony mit Gal4 in Analogie zum β-Galaktosidase-Fusionskonstrukt. Dies müsste in der vollen Aktivität des Ebony Enhancers resultieren. Auf Grund des Zeitaufwands, der für die Herstellung von transgenen Tieren anfällt, wurden diese Experimente im Rahmen dieser Arbeit nicht weiter verfolgt. In der Cuticula wurde bei allen transgenen Fliegen Reporter-Aktivität gefunden. Sie können für die Rettung des Cuticula Phänotyps eingesetzt werden und ermöglichen somit die unabhängig Untersuchung der Funktion von Ebony, z.B. in den optischen Loben. Außerdem können sie für Störungen des Cuticula Aufbaus verwendet werden, um weitere Informationen über die beteiligten Prozesse zu liefern. 97 Zusammenfassung 5. Zusammenfassung Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Funktion des Ebony Proteins in der Fliege Drosophila melanogaster, wobei besonders der visuelle Phänotyp von Interesse ist. Eine umfassende Studie der Stadien und Gewebe spezifischen Expression zeigt, dass das Protein in allen Entwicklungsstadien der Fliege gebildet wird. Dabei konnte Ebony vor allem in Larven, älteren Puppen und adulten Fliegen im ZNS nachgewiesen werden. In den optischen Loben konnte die Expression eindeutig Gliazellen der Lamina und der Medulla zugeordnet werden. Dies warf die Frage nach der Spezifität von Ebony auf, da die Lamina nicht dopaminerg ist und Histamin anerkanntermaßen als Neurotransmitter fungiert. Um zu untersuchen, ob Ebony neben Dopamin auch andere biogenen Amine akzeptiert, wurde das Protein aufgereinigt und charakterisiert. Nach Etablierung geeigneter Expressionssysteme konnte das Ebony-Protein zum ersten Mal in aufgereinigter Form in vitro untersucht werden. Es zeigte sich, dass ein bisher für höhere Eukaryonten unbekannter Mechanismus zur Aktivierung einer Aminosäure eingesetzt wird, der mit dem Mechanismus von NRPS aus Mikroorganismen vergleichbar ist. Dieser Mechanismus konnte durch die Charakterisierung einer Drosophila PPT bekräftigt werden. Das Protein EAP ist in der Lage, die bakterielle PPT Sfp in vitro gleichwertig zu ersetzen und Ebony mit Ppant zu beladen. Die Homologie von Ebony zu NRPS zeigt einige weitere interessante Möglichkeiten auf. Die Module der NRPS bieten die Möglichkeit, durch gezielte Fusionierung Peptide mit medizinisch relevanter Wirkung zu synthetisieren. Das βAlanin spezifische Modul könnte eine wertvolle Bereicherung des „Pools“ an schon vorhandenen Modulen sein, da kein Modul mit Spezifität für β-Alanin bekannt ist. Auch der hintere Teil, der keine Homologie zu Peptidsynthetasen zeigt, könnte mit Modulen von NRPS fusioniert werden, um die Übertragung des gebildeten Peptids auf ein biogenes Amin zu katalysieren. Durch die geringe Spezifität bei der Auswahl von Konjugationspartnern für das gebundene βAlanin ist das Ebony Protein nicht nur in der Lage β-Alanyldopamin und β-Alanylhistamin herzustellen, sondern auch β-Alanylderivate der anderen relevanten Neurotransmitter Serotonin, Tyramin und Octopamin. Dies wirft ein neues Licht auf das breite Spektrum der ebony Phänotypen, da die Erklärungen hierfür nicht mehr nur im Dopamin und β-Alanin Stoffwechsel gesucht werden müssen. So deuten die hier präsentierten Ergebnisse zur 98 Zusammenfassung Expression von Ebony in den optischen Loben kombiniert mit der in vitro gezeigten Synthese von β-Alanylhistamin auf einen neuartigen Mechanismus in der Metabolisierung von Histamin hin und es ist möglich, dass Ebony eine größere Rolle im Neurotransmitter Metabolismus von Drosophila melanogaster spielt. Das Auffinden zweier zu Ebony und EAP homologer Proteine in Anopheles gambiae im Rahmen dieser Arbeit legt nahe, dass es sich bei der von Ebony katalysierten Reaktion um ein bei Invertebraten verbreitetes Werkzeug zur Neurotransmitter Inaktivierung handelt. Bestätigt wird diese Vermutung durch das Auffinden von β-Alanyldopamin und β-Alanylnorepinephrin in der Mittelmeer Fruchtfliege Ceratitis capitata (Perez et al., 2002) sowie β-Alanylhistamin in der Strandkrabbe Carcinus maenas (Arnould und Frentz, 1975) und der Fleischfliege Sarcophaga bullata (Borycz et al., 2002). 99 Anhang 6. Anhang 6.1 Abbildungsverzeichnis Abbildung1: ERG-Aufnahmen von Wildtyp und der ebony Mutante ......................................... 2 Abbildung 2: Das ebony-Gen..................................................................................................... 3 Abbildung 3: Homologie zwischen Ebony und Peptidsynthetasen ............................................ 4 Abbildung 4: Von der A-Domäne katalysierte reversible Adenylierung des Substrats ............. 6 Abbildung 5: Bindung des Substrats in der T-Domäne.............................................................. 6 Abbildung 6: Bildung der Peptidbindung .................................................................................. 7 Abbildung 7: Die verschiedenen möglichen Domänen eines Moduls........................................ 7 Abbildung 8: Die Umwandlung von apo-NRPS zu holo-NRPS durch PPT............................... 8 Abbildung 9: Mögliche Synthese und Modifikation von Phenol- und Catecholaminen ............ 9 Abbildung 10: Das visuelle System von Drosophila melanogaster ......................................... 11 Abbildung 11: Organisation der neuronalen Zellen der Lamina ............................................ 13 Abbildung 12: Gliazellen der Lamina und Projektionsmodell der Rezeptorneurone R1-R6 in die Lamina Cartridges ............................................................................................................. 14 Abbildung 13: Signaltransduktion im Rhabdomer der Photorzeptorzelle ............................... 16 Abbildung 14: Lokalisation des Ebony-Proteins ..................................................................... 46 Abbildung 15: Ebony-Expression in Abdominal-Segmenten des Embryos.............................. 47 Abbildung 16: Ebony-Expression in Larven des 2. und 3. Larvenstadiums ............................ 49 Abbildung 17: Ebony-Expression in der Puppe von Drosophila melanogaster ...................... 50 Abbildung 18: Ebony-Expression in den optischen Loben der adulten Fliege........................ 51 Abbildung 19: Doppelfärbung von Wildtyp und Mutante mit Anti-Ebony Serum und AntiELAV Antikörper ...................................................................................................................... 53 Abbildung 20: Co-Lokalisation von Ebony und β-Galaktosidase in der Glia-Marker-Linie 366.............................................................................................................................................. 53 Abbildung 21: Übersicht über die drei klonierten und transformierten Klone........................ 55 Abbildung 22: Enhancer kontrollierte β-Galaktosidase Aktivität der drei verschiedenen Konstrukte ................................................................................................................................ 58 Abbildung 23: Der Ebony-Transfektionsvektor für die S2-Zellkultur...................................... 60 Abbildung 25: Elutions-Diagramm der FPLC des Zellkultur-Proteins................................... 61 100 Anhang Abbildung 26: SDS-PAGE und Western Blot ausgewählter Fraktionen der Aufreinigung..... 62 Abbildung 27: Die bakteriellen Expressionskonstrukte ........................................................... 63 Abbildung 28: Western-Blot Analyse der Koloniereihe mit Anti-Penta-His............................ 64 Abbildung 29: Zeitreihe und IPTG-Konzentrationsreihe......................................................... 65 Abbildung 30: Elutions-Diagramm der FPLC des bakteriellen Proteins................................ 66 Abbildung 32: Substratspezifität der Adenylierungsdomäne des wildtypischen und mutierten Proteins .................................................................................................................................... 68 Abbildung 33: Bestimmung des Km-Werts................................................................................ 69 Abbildung 34: Abhängigkeit der Adenylierungsreaktion von zweiwertigen Metallionen........ 70 Abbildung 35: Beladung des Zellkultur-Proteins mit [3H]-CoA.............................................. 71 Abbildung 36: Beladung der Ebony-Proteine mit β-Alanin..................................................... 72 Abbildung 37: Abnahme der präzipitierbaren Radioaktivität bei Zugabe von biogenen Aminen .................................................................................................................................................. 74 Abbildung 38: Test verschiedener Aminosäuren auf Akzeptanz als 2.Substrat ....................... 75 Abbildung 39: Zunehmende Entladung des Proteins mit Erhöhung des Abstandes zwischen Carboxyl- und Aminogruppe.................................................................................................... 76 Abbildung 40: Einfluss der Ringstruktur auf die Produktbildung ........................................... 77 Abbildung 41: Verknüpfung von β-Alanin mit primären Aminen unterschiedlicher Länge .... 77 Abbildung 42: Sequenzvergleich der putativen Drosophila PPT mit Sfp aus Bacillus subtilis und Gsp aus Bacillus brevis ..................................................................................................... 79 Abbildung 43: Position des putativen PPT Gens CG32099 .................................................... 80 Abbildung 46: Vergleich zwischen Sfp und der putativen Drosophila PPT ............................ 81 Abbildung 47: Vergleich von Ebony und dem Anopheles gambiae Homologen agCP14835 . 83 Abbildung 48: Sequenzvergleich zwischen EAP und agCP3252 aus Anopheles gambiae ...... 85 101 Anhang 6.2 Literaturverzeichnis Acharya, J. 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H 751 D CTTTGGAATC GGCACAGATG TCATGAAGAT CGAGTACAAT GGTGGCAAGC R 701 Q F M K D L G .. G 651 F GGAAGCCTGG TACTTCTAGC GGGCATTGCA GGAGAGAGCA GTGATCCCGA . F 601 A AAGGGGAGGA CTACGATGGG CCACCTCTCA GCTTCAATGT CTCCCATCAG W 551 S K F V E .. L 501 L M L E . F 451 W GGCCGAAGTG AAGTTCGCCC GGGATGTGAG GGGTAAACCT TACTGGGTGA G 401 R GGTCGTCTTT TCATGCGAAA ATATGTGAGC ACGTGCAGCG GATTGCCGTC .. G 351 Q L R . A 301 T CTCGGCTTAT GAAGTTCCAC TTTATCGATG ACTTTCTGTC CTCGCTAATT G 251 C ACTACCTCAA CTGAGCCAGG CGGTGGCCTC AATTCAACCG GAGGAACGAG .. R 201 I AAACACATCT GCACCCGCTG GGCCTTTGAC CTGGGCAGCT GGAGGCCCAC L 151 S D Q P M D N W H F E E H L L Q E CCACGACCAA CCCATGGACA ATTGGCATTT CGAGGAGCAT TTACTGCAGG 113 Anhang .. D 801 Y C A A I A F R N C L P Q E R AGGACTACTG TGCGGCCATT GCATTCCGGA ATTGCTTGCC ACAGGAGCGT G 851 K F K F L Q V E E L L V K S E D · GGAAAGTTCA AGTTTCTGCA AGTTGAGGAA CTTCTCGTGA AGAGTGAAGA . S 901 E L E E V I S Y C Q K A L L K P TTCGGAACTT GAGGAAGTGA TCAGCTACTG CCAAAAGGCT CTTCTTAAGC .. Y K R S 951 CCTACAAGCG ATCATGATGT ATAGGAACTA TAAGGAATCT AAGCCAAGCA 1001 AACGTAGCTC CTAAAAATAG CGTTATCCCT AGAATAAACA TGCATTTATA 1051 TTTTCTCAAA AAAAAAAAAA AAAAAAAAAA AAAAAAAAAA AAAAAAAAAA 1101 AAAA 6.6 Hygromycin Titratrionskurve 7 (x10 ) 25 20 Zellen / ml 15 10 5 0 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Tage 0 200 300 400 500 600 800 µg/ml Hygromycin B 114 Anhang 6.7 Lebenslauf Name: Arnd Richardt Geburtstag und Ort: 07.10.1972, Marburg an der Lahn Familienstand: ledig Schulausbildung Juni 1979 Grundschule Bömberg, Iserlohn Juni 1983 Juni 1983 Juni Märkisches Gymnasium, Iserlohn Abschluss: Abitur 1992 Wehrdienst Juli 1992 Grundwehrdienst in der Fernspähkompanie 100, Braunschweig Juli 1993 Hochschulausbildung WS 1993 Bis Studium der Biochemie an der Fakultät für Chemie der RuhrUniversität Bochum SS 1998 Abschluss: Diplom Nov. 1997 Diplomarbeit mit dem Thema: “Untersuchung der Expression von FU12 in Drosophila melanogaster durch Epitope-Tagging“ bis Aug. 1998 an der Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität Bochum, Lehrstuhl Molekulare Neurobiochemie, AG Molekulare Zellbiochemie, Prof. Dr. Hovemann 115 Anhang Sept. 1998 Besuch der Summerschool „A new approach to insect olfaction”, Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie, Seewiesen Seit Nov. Promotion im Fach Chemie Thema: „Untersuchungen zur ebony Mutation der Taufliege 1998 Drosophila melanogaster“ an der Fakultät für Chemie der Ruhr- Universität Bochum, Lehrstuhl Biochemie II, AG Molekulare Zellbiochemie, Prof. Dr. Hovemann Weitere Tätigkeiten Seit Als Apr. 1999 Nov. 1998 Apr. 1999 Okt. 1997 Dez Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Wissenschaftliche Hilfskraft und Studentische Hilfskraft der AG Molekulare Zellbiochemie (Prof. Dr. Hovemann) betraut mir der Betreuung von Praktikanten des 1997 biochemischen Vertiefungspraktikums I , des Praktikums „Biochemie für Biologen“ und des Biochemie F-Praktikums. Seit Okt. Betreuung und Wartung der Computer und des Netzwerkes der 1997 AG Molekulare Zellbiochemie 116 Anhang Veröffentlichungen Richardt, A., et al.; "Ebony protein in the Drosophila nervous system: Optic neuropile expression in glial cells"; J Comp Neurol (2002); 452 (1) Richardt, A. et al; ”Ebony: a novel nonribosomal peptide synthetase for β-alanine conjugation with biogenic amines in Drosophila”; Eingereicht bei: Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America Abstracts Richardt, A. ; Ryback, J.; Störtkuhl, K.F., Meinertzhagen, I.A.; Hovemann, B.T. “The Ebony-protein in the Drosophila nervous system: optic neuropile expression in glial cells” Proceedings of the 4th Meeting of the German Neuroscience Society 2001; Volume II:503 28th Göttingen Neurobiology Conference, Göttingen, Deutschland, Juni 2001 Kemme, T. ; Richardt, A. ; Hovemann, B. T. “Functional Analysis of the Ebony-Protein of Drosophila” Proceedings of the 4th Meeting of the German Neuroscience Society 2001; Volume II:502 28th Göttingen Neurobiology Conference, Göttingen, Deutschland, Juni 2001 Richardt, A., Stoertkuhl, K.F., Ryseck, R.P., Hovemann, B.T. “The Drosophila ebony gene encodes a peptide synthetase and reveals expression in the optic neuropile of the fly“ "Abstracts. Sixteenth European Drosophila Research Conference, Zurich, 1999." Europ.Dros.Res.Conf. 16 :116 Zürich, Schweiz, Sept. 1999 Richardt, A., Stoertkuhl, K.F., Ryseck, R.P., Hovemann, B.T. “The Drosophila ebony gene encodes a peptide synthetase and reveals expression in the optic neuropile of the fly“ “Abstracts of papers presented at the 1999 meeting on neurobiology of Drosophila” Heberlein, Keshishian, 1999:171 Cold Spring Harbor, Okt. 1999 Richardt, A. ; Sehlmeyer, F. ; Hovemann, B.T. “Drosophila Sn-1-Acylglycerol-3-Phosphate (Lysophopsphatidate) Acyltransferase, LPA-AT mutant is affected in odor perception” “Proceedings of the 26th Göttinger Neurobiology Conference 1998”, Vol. II:390 Göttingen, Deutschland, Apr. 1998 117