Allgemeine Neurosenlehre Tiefenpsychologische Diagnostik

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Allgemeine Neurosenlehre Tiefenpsychologische Diagnostik
Psychosomatische Medizin und
Psychotherapie
Allgemeine Neurosenlehre und
tiefenpsychologische Diagnostik
(ausgewählte Folien zur Vorlesung)
[email protected]
Psychoanalyse
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Theorie seelischer Vorgänge
Methode zur Erforschung unbewusster
Konflikte
Behandlungspraxis
Tiefenpsychologie
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Menschliches Verhalten und Erleben wird
wesentlich von unbewussten seelischen
Vorgängen bestimmt.
Die Wirksamkeit des Unbewussten wird
untersucht und therapeutisch beeinflusst
Verhaltenstherapie
Auf Lerntheorien basierend
Diagnostik der Störungsbedingungen
Mehr handlungsorientiert
Zur Definition der Neurose
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Eine Neurose ist eine biografisch
begründbare seelische Krankheit, der keine
organische Erkrankung zu Grunde liegt.
Nach psychoanalytischem Verständnis sind
Neurosen unzureichende Verarbeitungsversuche unbewusster und in ihrer Genese
infantiler Konflikte oder frühkindlicher
Traumatisierungen.
Die häufigsten Neurosen
in den Begriffen des ICD-10
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Angstneurose
ICD-10: Generalisierte Angststörung
Konversionsneurose
ICD-10: Dissoziative Störungen
Phobien
ICD-10: Phobische Störungen
Zwangsneurose
ICD-10: Zwangsstörung
Neurotische Depression
ICD-10: Dysthymia, depressive Episode
Viele theoretische Perspektiven zur
Entwicklung des Menschen, u.a.
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Sigmund Freuds Psychoanalyse, Instanzenmodell
Jean Piagets Stufenmodell
Lev Vygotskys Sozialer Kontextualismus
Kulturelle Entwicklungstheorie von Michael Cole
Ökologische Systemtheorie von Urie Bronfenbrenner
Albert Banduras Theorie des Sozialen Lernens
Informationsverarbeitungs-Gerüst, wie es in der
kognitiven Psychologie verwendet wird
Theoretische Perspektiven
Triebtheorie
Triebe als primäres und
sekundäres Motivationssystem. Störungen der
Triebentwicklung
Ich-Psychologie
Entwicklung des Ichs,
Funktionen des Ichs, Abwehr
und strukturelle Ich-Störungen
Selbstspsychologie
Gesunde und pathologische
Entwicklungen des
Selbstkonzepts und des
Selbstgefühls
Objektbeziehungtheorie
Zentrale Bedeutung der
Interaktionen (von Anfang an)
auf die gesamte Entwicklung
des Menschen
Trieb
Quelle
Drang
Ziel
Objekt
Phasen der Triebentwicklung
nach Freud
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Orale Phase
Anale Phase
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Phallische oder ödipale
Phase
Phase der Triebruhe
oder Latenz
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Etwa 1. Lebensjahr
Etwa 2. bis 3.
Lebensjahr
Etwa 4. Bis 5.
Lebensjahr
6. Lebensjahr bis
Pubertät
Orale Phase
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Reizüberflutung (z.B. Gewalt)
Reizdeprivation (z.B. Vernachlässigung)
Wechsel von beidem
Orale Phase
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Erleben von Lust und Unlust
Gefühl von Urvertrauen
Entwicklung des Selbstgefühls und
Selbstvertrauens
Orale Phase
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Erleben zwischenmenschlicher Beziehungen
Erleben von Befriedigung und Frustration
Taktiles Erleben
Differenzierung von Bedürfnissen und
Sinneswahrnehmungen
Resignation
Todesangst
Anale Phase
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Autonomieentwicklung („nein“ – „ich“)
Beherrschung der Umwelt
Beherrschung von Körperfunktionen
Erleben von Macht
Ödipale Phase
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Die „3. Person“ gewinnt zunehmend an
Bedeutung
Erwachende sexuelle Gefühle
Liebe zum gegengeschlechtlichen Elternteil
Loyalitätskonflikte
Angst, Schuldgefühle
Freuds Strukturmodell
Drei-Instanzen-Modell
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Über-Ich (Gewissen, soz. Normen)
Ich (Realitätsprinzip, Kontrolle)
Es (Triebe, Lustprinzip, Unbewusstes)
Freuds Strukturmodell
Es, Ich und Über-Ich
Suizidale Entwicklungsstadien
(Pöldinger, Götze u.a.)
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Stadium 1: An Suizid als Mittel zur Bewältigung von
Lebensproblemen wird gedacht.
Stadium 2: Ambivalenz zwischen lebenserhaltenden und lebensvernichtenden Kräften.
Stadium 3: Entschluss zum Suizid, die Ambivalenz
kommt zur Ruhe.
Stadium 4: Präsuizidale Pause. Die Verzweiflung
verschwindet, die präsuizidale Pause schafft die
Vorauss. für ein zielstrebiges suizidales Handeln.
Stadium 5: Durchführung des geplanten Suizids.
Präsuizidales Syndrom
(Ringel, 1969)
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Zunehmende Einengung
Gehemmte und gegen die eigene Person
gerichtete Aggressivität
Suizidphantasien
Typus Melancholicus (Tellenbach)
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Stark ausgeprägtes Festgelegtsein auf
Ordnung und Ordentlichkeit
Sowohl im Arbeitsleben als auch in
zwischenmenschlichen Beziehungen
Hoher Anspruch an die eigene Leistung
Zwanghafte Züge, jedoch keine zwanghafte
Persönlichkeitsstörung
Streitigkeit und Schuld möglichst vermieden
Typus Melancholicus als
Abwehrstruktur (v.Zerssen)
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1.Tendenz zur Entmutigung (von der
Kindheit an)
2.Selbstwertgefühl durch Leistung oder
geordnetes Aufgehen stabilisieren →
ausgeglichene Gemütsverfassung
3.„Subjektives Scheitern der
Selbstverwirklichung“→ Zusammenbruch →
depressive Episode
Konzepte der Ich-Psychologie
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Verlässliche, kontinuierliche Unterstützung des
Kindes.
Unterstützung bei der Regulierung seiner
Triebimpulse und Affekte.
Gemeinsames Fokussieren der Aufmerksamkeit auf
bestimmte Situationen.
Verbalisierende Verarbeitung von Erlebtem, auch
von Affekten.
Resultat: Die Entwicklung guter, stabiler IchFunktionen.
Wichtige Ich-Funktionen in der
Psychoanalyse
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Realitätssinn und Realitätseinschätzung
Emotionale Selbst- und Fremdwahrnehmung
Regulation von Trieb und Affekten
Impulskontrolle
Kontrolle über die motorischen Funktionen
Denken, Konzentration, Aufmerksamkeit
Sekundärprozesshaftes Denken
Innen-Außen-Differenzierung
Nähe-Distanz-Regulierung
Autonomie
Frustrationstoleranz
Phantasiefähigkeit
Abwehr
Desintegration des Ichs
bei Schizophrenen
Ich-Vitalität
z Ich-Aktivität
z Ich-Konsistenz
z Ich-Demarkation
z Ich-Identität
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(Das Erleben des eigenen Seins)
Objektbeziehungstheorien
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Objektsuche von Anfang an ein wichtiges
Motivationssystem.
Erlebte Affekte helfen bei der Klassifikation
der Erfahrungen.
Internalisierungsprozesse sind zentral für die
Ausbildung psychischer Strukturen und
konstituieren das unverwechselbare Subjekt.
Persönlichkeit
Summe psychophysischer
Eigenschaften einer Person, die ihr
individuelles Verhalten und Erleben
bestimmen.
Häufige pathogene Konfliktmuster
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Autonomie – Abhängigkeit
Herrschen – Beherrscht werden
Versorgt werden – Autarkie
Selbsteinschätzung – Objekteinschätzung
Egoistischen Tendenzen – Schuldgefühle
Konflikt um ödipale Versuchung
Identitätskonflikte
Abwehrmechanismen
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Verdrängung - Erlebnis wird unbewusst,
unerlebbar
Verleugnung – „Vogel-Strauß-Politik“
Projektion - eig. Motive beim anderen
wahrnehmen
Reaktionsbildung - Mobilisierung des Gegenteils
Rationalisierung - z.B. Lebenslügen
Affektisolierung - Affekte bleiben ausgespart
Regression - auf eine frühere Entwicklungsstufe
Weitere Abwehrmechanismen
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Wendung gegen die eigene Person
Identifikation mit dem Aggressor
Identifikation - z.B. mit einer starken Person
Ungeschehenmachen - Schaden beheben
Verschiebung - des Affektes auf andere
Person
Vermeidung - von allem, was Angst macht
Projektive Identifikation - manipulative
Verlagerung unerträglicher Selbstaspekte in
andere
Hirnforscher und Psychoanalytiker
sind sich einig …
1. dass die Umwelt einen prägenden
Einfluss auf die psychischen und
organischen Strukturen des Individuums
hat, in der Kindheit stärker als im
Erwachsenenalter.
Hirnforscher und Psychoanalytiker
sind sich einig …
2. dass Erfahrungen, zwischenmenschliche
Beziehungen und Interaktionen in der
Kindheit lebenslang das Verhalten und
Erleben des Menschen bestimmen.
Hirnforscher und Psychoanalytiker
sind sich einig …
3. dass Denken, Wahrnehmung,
Urteilsbildung und Wille größtenteils
unbewussten und vorbewussten Prozessen
unterliegen.
Psychodynamik
(als Grundlage der tiefenpsychologisch fundierten und
analytischen Psychotherapie)
Zusammenspiel von
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Entwicklungsbedingungen
Beziehungsmustern
Konfliktkonstellationen
Aktuellen Auslösern
Abwehrvorgängen
Strukturellen Bedingungen
Psychoanalytische und tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
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Klassisch: Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten
Den biografischen, aktuellen Konflikthintergrund
erhellen
Psychodynamische Aspekte der Auslösung der
psychischen Erkrankung
Diagnostik komorbider psychopathologischer
Störungen
Verarbeitung traumatischer Erfahrungen
Stabilisierende supportive Therapie-Elemente bei
strukturellen Störungen