Bett - Fachgebiet Management im Gesundheitswesen
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Bett - Fachgebiet Management im Gesundheitswesen
Einführung in das Management im Gesundheitswesen Krankenhäuser in Deutschland (& geschichtlicher Kontext) Reinhard Busse, Prof. Dr. med. MPH FFPH FG Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin (WHO Collaborating Centre for Health Systems Research and Management) & European Observatory on Health Systems and Policies 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen Health care in Europe before the 19th century • Hospitals – Places of sanctuary – Patients “patiently waiting for death” • Surgeons – Part-time barbers – Judged by speed of completing amputations • Physicians – Masters of “watchful waiting” – Judicious application of herbal remedies • Nurses – Sisters of mercy 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 2 Heutige Herausforderungen im Krankenhausmarkt • demographischer Wandel • medizinisch-technischer Fortschritt • Wandel des Krankheitsspektrums und Wertewandel • … • starker Veränderungsdruck auf Krankenhäuser • auf allen Ebenen ergeben sich enge Schnittstellen mit Fragen des Qualitäts- und des Kostenmanagements • Krankenhausmanagement muss diese Prozesse aktiv mitgestalten fraglich ist, welche Gestaltungsräume (insbesondere Chancen) die gesetzlichen und strukturellen Rahmenbedingungen eröffnen 04.11.2013 3 The hospital of the past Accidents & Emergency Outpatients Radiology Medical Medical Medical Medical Surgery Surgery Theatres ICU Geriatrics Paediatrics Maternity Source: Edwards & McKee ?2002? 04.11.2013 Pathology Einführung in das Management im Gesundheitswesen Geriatrics 4 The hospital of the future? Primary Care Imaging Pathology Medical Major trauma Assessment Minor Injury Imaging Pathology Children Diagnostics Ambulatory care Paediatrics Specialist Imaging Imaging Pathology Theatres Intermediate care & rehab Medium High Dependency Maternity Theatres Imaging ICU Source: Edwards & McKee ?2002? 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 5 Der Krankenhausmarkt in Deutschland • 35,5% der gesamten GKV-Leistungsausgaben sind 2011 in für Krankenhausversorgung entstanden (zum Vergleich: 17,2% für Arzneimittel und 16,4% für die ambulante Versorgung) • Beschäftigung (2010): ca. 1,1 Mio. Menschen in Krankenhäusern (insg. ca. 1,9 Mio. Menschen in stationären und teilstationären Einrichtungen) • 2.045 Krankenhäuser mit >500.000 aufgestellten Betten (6,1 Betten/ 1000 Einwohner) • ca. 18 Mio. Krankenhausfälle pro Jahr (ca. 22/ 100 Einw.), bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 7,7 Tagen (2011) Daten des Gesundheitswesens 2012: www.bmg.bund.de und Statistisches Bundesamt (2012): www.destatis.de 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 6 Gesetzliche Grundlagen im stationären Sektor I • Sozialgesetzbuch V (SGB V) • Krankenhausfinanzierungsgesetz (KHG) (seit 1972; dient der wirtschaftlichen Sicherung der Krankenhäuser und, regelt die Investitionsförderung aber auch Grundsätze der Vergütung) • Fallpauschalengesetz (FPG; 2002) mit Krankenhausentgeltgesetz (KHEntgG, seit 2003/04; regelt die Vergütung der vollstationären und teilstationären Leistungen der zugelassenen Krankenhäuser) • Bundespflegesatzverordnung (BPflV) war bis vor kurzem nur noch für psychiatrische Krankenhäuser relevant (aber auch dies hat sich seit 2013 geändert) 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 7 Gesetzliche Grundlagen im stationären Sektor II • Legaldefinition der Krankenhäuser nach SGB V: „Einrichtungen, die 1. der Krankenhausbehandlung oder Geburtshilfe dienen, 2. fachlich-medizinisch unter ständiger ärztlicher Leitung stehen, über ausreichende, ihrem Versorgungsauftrag entsprechende diagnostische und therapeutische Möglichkeiten verfügen und nach wissenschaftlich anerkannten Methoden arbeiten, 3. mit Hilfe von jederzeit verfügbarem ärztlichem, Pflege-, Funktions- und medizinischtechnischem Personal darauf eingerichtet sind, vorwiegend durch ärztliche und pflegerische Hilfeleistung Krankheiten der Patienten zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhüten, Krankheitsbeschwerden zu lindern oder Geburtshilfe zu leisten, und in denen 4. die Patienten untergebracht und verpflegt werden können.“ ( 107 Abs. 1 SGB V) • Abgrenzung von Vorsorge und Reha–Einrichtungen ( 107 Abs. 2 SGB V) wichtig, da insbesondere Unterschiede hinsichtlich Finanzierung und Vergütung 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 8 Allgemeine vs. sonstige Krankenhäuser • Allgemeine Krankenhäuser verfügen über Betten in vollstationären Fachabteilungen, wobei die Betten nicht für ausschließlich psychiatrische und neurologische Patienten vorgehalten werden. • Sonstige Krankenhäuser sind solche, die ausschließlich über psychiatrische oder psychiatrische und neurologische Betten verfügen sowie reine Tages oder Nachtkliniken, in denen ausschließlich teilstationär behandelt wird. 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 9 Öffentliche, freigemeinnützige und private Krankenhäuser • Das Statistische Bundesamt unterscheidet folgende Arten von Krankenhausträgern (es gibt keine gesetzliche Definition der Krankenhausträger): – öffentliche Einrichtungen, die von Gebietskörperschaften (Bund, Land, Bezirk, Kreis, Gemeinde) oder von Zusammenschlüssen solcher Körperschaften betrieben oder unterhalten werden, – freigemeinnützige Einrichtungen, die von Trägern der kirchlichen und freien Wohlfahrtspflege, Kirchengemeinden, Stiftungen oder Vereinen unterhalten werden, – private Einrichtungen, die als gewerbliche Unternehmen einer Konzession nach 30 Gewerbeordnung bedürfen. • „wirtschaftliche Sicherung“ erfolgt nach 1 Abs. 2 KHG trägerunabhängig 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 10 KHs nach GKV-Status & Trägerschaft (& innerhalb der öffentl. KHs) 2 Logiken: Öffentlich (48,6%) FreigemeinPrivat nützig (34,5%) (16,9%) Hochschulkliniken (9,5% der Betten) Plankrankenhäuser (88,4% der Betten) Vertragskrankenhäuser (1,4% der Betten) Ohne Vertrag mit GKV (0,7% der Betten) - privatrechtlich (27,6%) - öffentlich-rechtlich (21,0%) --- unselbständig (7,7%) --- selbständig (13,3%) Anteile im Jahr 2010 Quelle: Statistisches Bundesamt. 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 11 Entwicklung der Betten & Bettenanteile nach Trägern öffentlich freigemeinnützig privat gesamt Betten (Anzahl in 1000) % aller Betten Betten (Anzahl in 1000) % aller Betten Betten (Anzahl in 1000) % aller Betten Betten (Anzahl in 1000) 1991 367 61,4 207 34,6 24 4,0 598 2000 284 54,2 201 38,4 39 7,4 524 2004 256 52,2 180 36,7 54 11,0 490 2010 223 48,3 164 35,5 75 16,2 462 2012 218 47,5 162 35,2 79 17,2 458 Veränderung (1991 zu 2012) -41% -22% +229% -23% >4x seit 1990; 2x seit 2002 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 12 Krankenhausplanung als Steuerungsinstrument • Sicherstellungsauftrag wird auf der Länderebene konkret umgesetzt: – Jedes Bundesland ist nach dem KHG verpflichtet, einen Krankenhausplan aufzustellen (schließt Hochschulkliniken nicht ein). – Die näheren Details der Planung und Finanzierung bzw. der Krankenhauspläne werden in den individuellen Landeskrankenhausgesetzen geregelt. – Gegenstand der Krankenhausplanung sind die baulichen und apparativen Vorhaltungen und nicht die konkreten Leistungen. – Grundlage für die Planung ist i.d.R. das „Bett“ – Einteilung in Versorgungs- und Leistungsstufen (häufig: Grund-, Regel-, Schwerpunkt- und Maximalversorgung) 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen Umsetzung der Krankenhausplanung I • Im Krankenhausplan werden die bedarfsnotwendigen Krankenhäuser bestimmt: – Orientierung an Zahl und Art der Krankenhausbetten – analytische Bettenermittlung nach Bevölkerungszahl, Verweildauer, Krankenhaushäufigkeit und Bettenauslastungsgrad • Problem: der künftige Bedarf kann von staatlicher Seite her nicht adäquat bestimmt werden • sehr unterschiedliche Detailtiefe der Krankenhausplanung 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 14 Umsetzung der Krankenhausplanung II • Der sog. Feststellungsbescheid ist ein Versorgungsauftrag bzw. quasi ein Versorgungsvertrag mit den Krankenkassen: – enthält eine Auflistung der Fachgebiete – die zu betreibende Bettenzahl – die Großgeräteausstattung – Teilnahme an der Not- und Unfallversorgung „Staatliche Angebotsplanung“, da grundsätzlich nur die Leistungen abgerechnet werden können, die im Rahmen des Versorgungsauftrags erbracht wurden (Ausnahme Notfälle!) 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 15 Krankenhausbetten: Anzahl nach Bundesland Bundesland Baden-Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg-Vorpommern Niedersachsen Nordrhein-Westfalen Rheinland-Pfalz Saarland Sachsen Sachsen-Anhalt Schleswig-Holstein Thüringen Deutschland 04.11.2013 Allgemeine und psychiatrische Betten pro 1000 Einwohner (Bundesdurchschnitt = 1,0) 2012 1991 5,4 (0,86) 7,0 (0,84) 6,1 (0,98) 7,6 (0,92) 6,0 (0,96) 11,6 (1,40) 6,2 (1,00) 9,0 (1,08) 7,9 (1,26) 10,7 (1,28) 7,0 (1,13) 9,2 (1,10) 6,0 (0,97) 7,5 (0,91) 6,5 (1,04) 8,4 (1,01) 5,4 (0,87) 7,5 (0,90) 6,9 (1,10) 9,2 (1,10) 6,4 (1,02) 7,7 (0,92) 6,5 (1,04) 8,8 (1,06) 6,5 (1,04) 9,1 (1,09) 7,2 (1,15) 9,0 (1,08) 5,7 (0,91) 6,9 (0,83) 7,5 (1,20) 8,8 (1,06) 6,2 (1,00) 8,3 (1,00) Einführung in das Management im Gesundheitswesen Veränderung 1991–2012 -23% -20% -48% -31% -26% -24% -20% -23% -36% -25% -17% -26% -29% -20% -17% -15% -25% Krankenhausinvestitionen (€ pro Bett) 2009 5 816 6 588 5 594 7 310 3 591 8 702 7 401 6 800 6 957 4 137 4 761 3 383 3 570 4 843 5 995 7 792 5 655 16 Krankenhaussektor Deutschland: Acute care in hospital beds per 100000 trotz Bettenabbaus deutlich über EU-Schnitt 700 50% 600 Austria Belgium Denmark France Germany Italy Netherlands Norway Spain Sweden Switzerland United Kingdom EU members before May 2004 60% 500 400 300 200 1993 2003 2013 Akute 100 Einwohner Acute Krankenhausfälle/ care hospital discharges per 100 28 26 24 22 +15% Austria Belgium Denmark France Germany Italy Netherlands Norway Spain Sweden Switzerland EU members before May 2004 20 18 16 -2% 14 -32% 12 10 8 1993 2003 2013 Verweildauer in akuten Average length of stay, acuteKrankenhäusern care hospitals only 13 11 Austria Belgium Denmark France Germany Italy Netherlands Norway Spain Sweden Switzerland EU members before May 2004 9 -3,2 7 -1,8 5 -2,4 3 1993 2003 2013 Ein durchschnittliches Krankenhaus in Deutschland … • versorgt eine Bevölkerung von 40.000 Personen • hat 250 Betten, von denen im Schnitt 200 belegt sind • beschäftigt 500 Personen (400 VZÄ 2,0/ belegtes Bett), davon 70 Ärzte (65 VZÄ 0,3/ bel. Bett) und 250 Krankenschwestern/-pfleger (190 VZÄ 1,0/ bel. Bett) • versorgt knapp 9000 stationäre Fälle, d.h. 36/ Bett und Jahr ( bei 7,7 Tagen Verweildauer ist jedes Bett 280 Tage belegt) • erzielt einen jährlichen Umsatz von €30 Mio. €120.000/ Bett oder €3.000/ Fall (zzgl. € 1,5 Mio. = 5% Investitionsmittel) 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen 20 Wie sieht das ganz konkret in einem Jahr aus? (am Beispiel einer Stadt mit 160.000 Einwohnern, z.B. Potsdam) Deutschland 3,5 Krankenhäuser mit je 260 Betten = 900 Betten 34.000 Patienten a 7,5 Tage = 250.000 Bettentage 38 Patienten/ Bett, 1,6 Tage/ Einwohner 1 Krankenhaus mit 500 Betten = 500 Betten 18.000 Patienten a 5,6 Tage = 100.000 Bettentage 36 Patienten/ Bett, 0,6 Tage/ Einwohner Niederlande Norwegen 0,7 Krankenhaus mit 540 Betten = 380 Betten 28.000 Patienten a 4,5 Tage = 130.000 Bettentage 74 Patienten/ Bett, 0,8 Tage/ Einwohner 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen Noch mehr Interesse an Gesundheit? facebook.com/mig.tuberlin twitter.com/tubhealth 04.11.2013 Einführung in das Management im Gesundheitswesen