Analyse wässriger Zwei-Phasen
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Analyse wässriger Zwei-Phasen
Analyse wässriger Zwei-PhasenSysteme Jörn Pluschke Matrikelnr.: Inhaltsverzeichnis Einleitung 3 Methoden Konzentrationsbestimmung über optische Aktivität 4 Dichtebestimmung mit einem Pyknometer 5 Bestimmung des Brechungsindex n mit einem Refraktometer 6 Bestimmung der Gesamtproteinkonzentration mit dem Biuret-Assay 7 Ergebnisse Analyse der Stammlösungen 8 Analyse von Dextran /PEG -Systemen 11 Einfluss des pH-Wertes 13 Einfluss von Serumalbumin 14 Einfluss von Biomasse 16 Konstruktion der Binodalen mit der „Cloud Point“-Methode 18 Zusammenfassung und Ausblick 20 Literatur 21 Einleitung Die wässrige Zwei-Phasen-Extraktion ist eine weit verbreitete Methode zur präperativen Proteinaufreinigung. Sobald ein System etabliert ist, lässt sich diese Methode leicht und ohne komplexes Equipment durchführen. Es lassen sich mitunter in einem Schritt Zelldebris abtrennen und das Zielprotein aufkonzentrieren. Aufgrund dieser Eigenschaften sind viele Einsatzmöglichkeiten in der Literatur hinreichend beschrieben [1]. So sind häufig Enzyme Ziele dieser Aufreinigungen, aber auch andere Proteine wie Antikörper. Nichtsdestotrotz ist ein großer kommerzieller Erfolg der wässrigen Zwei-Phasen-Extraktion verwährt. Dies liegt hauptsächlich an den häufig noch ungeklärten Phänomenen, die bei der Separation der Proteine auftreten. So werden vielfältige Versuche beschrieben, mit denen das Verständnis der Verteilung im wässrigen Zwei-Phasen-System vergrößert werden soll. Der Einsatz von chemisch modifizierten [2] oder floureszenz-markierten Proteinen [3] wird hierzu herangezogen. Grundlegende Studien zur Proteinseparation wurden häufig angefertigt und mathematische Modelle entwickelt [4], [5]; jedoch sind aufgrund der Vielfalt der möglichen Systeme, sowie der gewünschten Anwendungen eigenen Studien oft unerlässlich. Häufig beschriebene und zu untersuchende Parameter sind der Einfluß von pH-Wert und Salzkonzentrationen [6], [7], das Ansetzen des Systemes aus den einzelnen Komponenten [7], der Biomasse [8] aber auch der Separationsdauer und deren Abhängigkeit von der Phasengrenzfläche[9]. Weiterhin wurden hydrophobe Interaktionen der Proteine [2] und Protein-Polymer-Interaktionen [10] sowie elektrostatische Potentiale und deren Einflüsse[11] untersucht. Auch sind Versuche, denen statistische Versuchsplanungen vorausgehen beschrieben [12]. Ziel dieses Projektes ist zunächst analytische Methoden zu etablieren, mit denen wässrige zwei-Phasen Systeme genau untersucht werden können. Die Einflüsse einzelner Parameter auf zwei verwendete Systeme sollen ermittelt werden. Des Weiteren soll ein empirisches Verfahren zur Aufnahme einer Binodale etabliert werden. 3 Methoden Konzentrationsbestimmung über optische Aktivität Für eine genaue Bestimmung der Konzentration des Dextrans in den einzelnen Phasen der wässrigen zwei Phasen Extraktion, sowie in der Stammlösung, bietet sich die Messung der optischen Aktivität mit einem Polarimeter an Gerade beim Ansetzen von Dextran-Stammlösungen ist gängiges Problem, trotz genauer Einwaage, eine zu geringe Konzentration zu erzielen. Dies ist in einer leicht hygroskopischen Wirkung des Dextrans begründet. Im Allgemeinen kann angenommen werden, dass ca. 10 % Wasser eingelagert werden. Daher muss zum Ansetzen der Dextran-Stammlösung dieser Wasseranteil ausgeglichen werden. Eine genaue Konzentrationsbestimmung über ein Polarimeter ist daher unbedingt nötig. Ein Polarimeter besteht aus einer monochromatischen Lichtquelle, z.B. einer Natriumdampflampe, die Licht in einer Wellenlänge von 459 nm emittiert und deren Licht in einem Nicolschen Prisma polarisiert wird. Das polarisierte Licht tritt durch eine Küvette mit enthaltener Probe hindurch, wobei es bei optisch aktiven Substanzen zur Drehung der Lichtachse kommt. Diese lässt sich mit Hilfe eines zweiten, drehbaren Nicolschen Prismas detektieren und durch die Verbindung zu einer graduierten Skala analysieren. Dabei muss das durch ein Okular beobachtete dreiteilige Sichtfeld über die Drehung des Analysatorprismas auf gleichmäßige Dunkelheit gebracht werden. Auf der Skala kann nun der Drehwinkel φ abgelesen werden. Abb. 1: Schematischer Aufbau und Messprinzip eines Polarimeters [15] 4 Aus dem gemessenen Winkel φ kann die Probenkonzentration [Pv] (in w/v) mit Hilfe der optischen Weglänge l und der spezifischen Rotation des Dextran α bestimmt werden. [Pv ] = φ l⋅α (1) Eine genauere Methode ist die Bestimmung der Konzentration [Pw] als Massenkonzentration über die Dichte ρ, ρ = 0 ,391 ⋅ [Pv ] + 0 ,997 (2) 100 und die Volumenkonzentration [Pv] [Pw ] = [Pv ] (3) ρ berechnet werden. Durch Multiplikation mit dem Verdünnungsfaktor f, wird die Konzentration der Stammlösung aus einer verdünnten Lösung Dextran bestimmt. β( w / w ) = [Pw ] ⋅ f (4) Eine Bestimmung der Dichte, z.B. mit einem Pyknometer, kann ebenfalls für die Berechnung verwendet werden. In diesem Fall würde der experimentell ermittelte Wert der Dichte in Gleichung (3) benutzt [13]. Dichtebestimmung mit einem Pyknometer Das Pyknometer dient zur Darstellung eines präzise wiederholbaren Volumens von Flüssigkeiten. Nach Wägung des leeren und des gefüllten Pyknometers kann die Dichte der Befüllung errechnet werden. ρ= m2 − m0 ⋅ ρ H2O m1 − m0 (5) 5 Hierbei ist m0 das Leergewicht, m1 und m2 das Gewicht des mit Wasser respektive Analyten befüllten Pyknometers. Mit ρ H 2 O ist die Referenzdichte des Wassers bei 20°C gegeben. Für alle Messungen ist die exakte Temperatur wichtig, das heißt alle Flüssigkeiten, sowie das Pyknometer selbst, müssen eine Temperatur von 20 °C haben. Nach der Aufnahme des Leergewichtes wird das Pyknometer mit dem Analyten bis über die Schliffkante befüllt. Anschließend wird der Deckel mit der Kapillare aufgesetzt, durch die das überflüssige Volumen heraustritt. Dieses muss entfernt werden, danach kann das Pyknometer erneut gewogen werden. Abb. 2: Ein Pyknometer mit einem definierten Volumen von 50 cm³ [16] Bestimmung des Brechungsindex n mit einem Refraktometer Mit einem Abbe-Refraktometer wird die Brechzahl n einer Flüssigkeit bestimmt, aus der sich Rückschlüsse über eine lineare Beziehung zur Konzentration des zu untersuchenden Stoffes ziehen lassen. Die Brechzahl beschreibt die Brechung des Lichtes an der Phasengrenze zweier Medien. Je höher die Brechzahl, desto stärker ist die Ablenkung des Lichtes. Eine verstärkte Brechung des Lichtes tritt beim Übergang des Lichtstrahles in „optisch dichteren“ Medien auf. Die Brechzahl von Wasser bei einer Temperatur von 20 °C beträgt 1,33. Der Zusammenhang zwischen Konzentration eines Stoffes in Lösung und der Brechzahl kann mit Hilfe eines Abbe-Refraktometers ermittelt werden. Das nach dem deutschen Physiker benannte optische Messgerät ist aus zwei Kristallprismen, zwischen die ein dünner Flüssigkeitsfilm des Analyten aufgetragen wird, einem Temperiersystem, sowie einer Lichtquelle und, sofern diese nicht monochromatisch ist, einem optischen Filter aufgebaut. 6 Der Analyt wird wie schon beschrieben zwischen die 2 Prismen aufgetragen und durch das Okular wird im Sichtfeld die Phasengrenze auf das Strichkreuz eingestellt. Die Brechzahl kann somit abgelesen werden. Abb. 3: Darstellung eines Abbe-Refraktometers mit dazugehörigem Sichtfeld [17] Bestimmung der Gesamtproteinkonzentration mit dem Biuret-Assay Der Biuret-Assay ist ein einfacher Test zum Nachweis von Gesamtproteinkonzentrationen. Hierbei bilden Verbindungen mit mehreren Peptidbindungen einen Komplex mit zweiwertigem Kupfer. Anschließend wird in einer weiteren Reaktion zweiwertiges Kupfer durch ein alkalisches Reaktionsmedium, dem sogenannten Enhancer, zu einwertigem Kupfer reduziert. Dies resultiert in einem pupurfarbenen Farbumschlag durch den Kupferkomplex. Eine photometrische Bestimmung des Proteingehaltes erfolgt somit bei einem Absorptionsmaximum von 503 nm. Die Messung erfolgt gegen eine Standardkurve mit bovinen Serumalbumin (BSA) in einem Konzentrationsbereich von 5 – 2000 µg∙mL-1. Dieser Test ist relativ unspezifisch und eignet sich für eine große Bandbreite von Proteinen. Als Testkit wurde das Roti-Quant universal (Best. Nr. 0120.2) der Firma Carl-Roth verwendet. 7 Ergebnisse Analyse der Stammlösungen Eine genaue Untersuchung der Stammlösungen für die wässrige Zwei-PhasenExtraktion ist unbedingt nötig, um reproduzierbare Ergebnisse zu erhalten. Sind keine Informationen über das verwendete System bekannt, ist es wichtig definierte Bedingungen zu haben, um das System genau beschreiben zu können. Das Hauptaugenmerk der Analyse ist dabei das Dextran500, aufgrund der Eigenschaft, leicht hygroskopisch zu sein und zusätzlich circa 10 % des eigenen Gewichtes an Wasser einzulagern. Zur Herstellung von 100 g einer 20 %igen (w/w) Stammlösung Dextran500 müssen theoretisch 20 g Dextran eingewogen werden und in 80 g VE-H2O gelöst werden. Die Analyse dieser Stammlösung führte, nach Verwendung der Messung am Polarimeter mit einer 2 dm Messküvette und einer 1:4 Verdünnung, zu einem Drehwinkel von 17,6°. Die spezifische optische Aktivität des Dextrans beträgt 1,99° /(dm∙g/100mL). Daraus ergibt sich eine volumetrische Konzentration von 4,42 g/100 mL. [Pv ] = g φ 17 ,6° = = 4 ,42 ° l ⋅ α 2dm ⋅ 1,99 100 mL (dm ⋅ g / 100 mL) Mit dem Pyknometer konnte eine Dichte von 1,01419 g/mL bestimmt werden. Somit kann die Massenkonzentration über g 4 ,42 100 mL [Pw ] = [Pv ] = g ρ 1,01419 = 4 ,36 g 100g mL berechnet werden. Es ergibt sich eine Massenkonzentration von 4,36 g/100g. Durch Multiplikation mit dem Verdünnungsfaktor f, in diesem Fall betrug dieser 4, wird die absolute Massenkonzentration errechnet. β( w / w) = [Pw ] ⋅ f = 4 ,36 g g ⋅ 4 = 17 ,44 100g 100g 8 In diesem Fall ist die Konzentration der Stammlösung deutlich zu niedrig. Dies ist eine eindeutige Fehlerquelle bei der Verwendung von Dextran-Systemen. Aufgrund dieses Ergebnisses werden Dextran-Stammlösungen schon von vornherein um 10% aufgestockt, das heißt 22 g Dextran500 werden in 100 g VE-H2O gelöst. Die Überprüfung dieses Vorgehens für die Messung einer unverdünnten DextranStammlösung brachte reproduzierbar folgendes Ergebnis: [Pv ] = g φ 88 ,1° = = 22 ,135 ° l ⋅ α 2dm ⋅ 1,99 100 mL (dm ⋅ g / 100 mL) g 100 mL = 20 ,39 g [Pw ] = [Pv ] = g ρ 100g 1,08559 mL 22 ,135 Hierbei zeigt sich eine deutlich verbesserte Genauigkeit für die Herstellung einer 20 %igen Dextran500 Stammlösung. Anhand der oben beschriebenen Stammlösung wurde eine Verdünnungsreihe angefertigt und diese hinsichtlich des Brechungsindex im Refraktometer analysiert. Dabei ist ein linearer Zusammenhang zwischen Konzentration und Brechungsindex zu erkennen. Abb. 4: Darstellung des linearen Zusammenhanges von der Massenkonzentration des Dextran500 und dem Brechunsindex ∆n 9 Im Vergleich zu Dextran-Stammlösungen neigen Polyethylenglykol-Lösungen nicht zu einer Einlagerung von Wasser. Daher müssen die Konzentrationen in den Stammlösungen nicht weiter überprüft werden. Jedoch ist es für die Analytik von wässrigen 2-Phasen-Systemen mit PEG hilfreich, wenn eine Kennlinie für die Konzentrationen und die dazugehörigen Brechungsindices vorliegt. Abb. 5: Darstellung des linearen Zusammenhanges von der Massenkonzentration des PEG1500 und dem Brechunsindex ∆n Anhand der sehr ähnlichen Werte für die Steigung und den Achsenabschnitt lässt sich eine Konzentrationsberechnung für Dextran500 bzw. Polyethylenglykol 1500 aus einer Mischlösung der beiden Komponenten praktisch nicht durchführen. 10 Analyse von Dextran/PEG - Systemen Die Verwendung von Dextran/PEG-Systemen ist weit verbreitet. Dieses ZweiPolymer-System eignet sich hervorragend zur Abtrennung von Zellen und Zelldebris. Das Ziel dieser Analytik war eine möglichst genaue Beschreibung des Dextran500/PEG1500-Systemes, da detaillierte Angaben über die Vermischung der Phasen nicht vorliegen. Diese Angaben sind von großer Wichtigkeit um eine optimale Trennung der Phasen und damit verbunden, eine optimale Verteilung des Zielproteins zu erreichen. Zur Analyse wurden ein 15% PEG1500 / 8% Dextran500 (System 1) und ein 20% PEG1500 / 8% Dextran500 (System 2) herangezogen. Diese Systeme sind jeweils so gewählt, dass die Phasenkomposition ausreichend von der Binodale entfernt ist und sich somit eine gute Phasentrennung ausbildet. Eine stärkere Vermischung der einzelnen Komponenten in den Phasen des 15% PEG1500 / 8% Dextran500 - System ist dabei zu erwarten, was sich unter anderem auch aus der Tie-Line-Länge ablesen lässt. Je kürzer die Tie-Line ist, desto stärker ist die Vermischung der Phasen im System. Die zu untersuchenden Parameter sind zum einen die Dextrankonzentration in Topund Bottom-Phase, bestimmt über die optische Aktivität, sowie die Dichte und zum anderen die Brechungsindices der Phasen. Um ein solches System herzustellen, müssen die Einwaagen der einzelnen Komponenten berechnet werden. Als Stammlösungen lagen 20% Dextran500 und 40% PEG1500 vor. Für die Herstellung eines 50g 15% PEG1500 / 8% Dextran500 - Systems wird zunächst die nötige Masse an Dextran500 berechnet. m Dx 500 = β Dx 500 w ⋅ m System β Dx 500Stammlsg = 8% ⋅ 50g = 20g 20% Dabei ist βDX500w die gewünschte Konzentration im System, βDX500Stammlsg die Massenkonzentration der Stammlösung, mDx500 die Einwaage in Gramm und mSystem die Masse des Gesamtsystems. 11 Anschließend wird die Einwaage des PEG1500 ermittelt. m PEG1500 = β PEG1500 w ⋅ m System β PEG1500Stammlsg = 15% ⋅ 50g = 18 ,75g 40% In der Summe wiegen diese beiden Komponenten 38,75g. Die restlichen 11,25g werden mit 0,1M K2HPO4/KH2PO4 Puffer aufgefüllt. Nach Vermischung der Phasen durch starkes Vortexen des Falcontubes, wird das System bei 20°C für 20 Minuten bei 2500 x g zentrifugiert. Analog ist das Vorgehen für das 20% PEG1500 / 8% Dextran500 – System; die Einwaagen betragen: mDX500 = 20g mPEG1500 = 25g mPuffer = 5g Anschließend wird zunächst die volumetrische Verteilung der Phasen betrachtet. Hier lassen sich schon erste Rückschlüsse ziehen, wie stark die Phasen voneinander getrennt sind. Ist die Bottom-Phase relativ groß, wird eine weniger ausgeprägte Phasentrennung vorliegen und eine stärkere Vermischung mit PEG1500 kann erwartet werden. Im Vergleich kann leicht erkannt werden, dass die Bottom Phase im Sysem 1 ein deutlich größeres Volumen aufweist als Selbige im System 2. Die weitere Analytik, insbesondere die Untersuchung mit dem Polarimeter gibt einen deutlichen Aufschluss über die Verteilung von Dextran im Gesamtsystem. Hierbei ist in der Bottom Phase des System 2 mit 26,48%(w/w) Dextran deutlich niedriger konzentriert als die Bottom Phase des System 1 (32,99%(w/w)). Ein umgekehrtes Verhalten der Dextran-Konzentration ist in der Top-Phase der Systeme zu erkennen, was die stärkere Vermischung im System 1 deutlich macht. Tabelle 1: Phasenzusammensetzungen nach Durchmischung und Zentrifugation eines 15% PEG1500/8% Dextran500-Systems Top Phase 15% PEG 1500/ 8% Dextran 500 Bottom Phase 35 Volumen [mL] 11.7 1.3599 Brechungsindex n 1.3895 0.65° Optischer Drehwinkel 12.05° 1.0304 Dichte 1.11434 0.16 βDextran500 (w/w) [%] 26.48 12 Tabelle 2: Phasenzusammensetzungen nach Durchmischung und Zentrifugation eines 20% PEG1500/8% Dextran500-Systems 20% PEG 1500/ Top Phase Bottom Phase 8% Dextran 500 39 Volumina [mL] 8 1.3679 Brechungsindex n 1.406 0.25° Optischer Drehwinkel 15.65° 1.04 Dichte 1.1919 0.06 βDextran500 (w/w) [%] 32.99 Einfluss des pH-Wertes In diesem Versuch sollte der Einfluss vom pH-Wert auf ein PEG/Dextran-System makroskopisch untersucht werden. Ein Einfluss dieses Parameters ist in PEG/Phosphat- und PEG/Dextran-Systemen in der Literatur hinreichend beschrieben [6], [7]. Wie stark Einfluss des pH-Wertes auf ein PEG/Dextran-System mit jeweils geringeren Molekulargewichten ist, geht dabei nicht hervor. Hierfür wurden zu einem 15% PEG1500 / 8% Dextran500-System Pufferlösungen mit verschiedenen pHWerten von pH 3 bis pH 9 hinzugegeben. Einen makroskopischen Einfluss kann man jedoch dabei nicht erkennen. Wenn die Volumina der einzelnen Phasen ins Verhältnis zum Gesamtvolumen der Systeme gebracht werden, werden die Ergebnisse noch deutlicher. Tabelle 3: Volumetrische Zusammensetzung eines 15% PEG1500/8% Dextran500-Systems mit verschiedenen pH-Werten pH 3 5 7.5 9 Vges [mL] Vtop [mL] Vbottom [mL] 14.25 10.65 3.6 14.5 11 3.5 14.25 10.55 3.7 14.3 11 3.3 Vtop [mL] Vbottom [mL] 0.75 0.25 0.76 0.24 0.74 0.26 0.77 0.23 Hinsichtlich der Stabilität des Systems gegenüber pH-Schwankungen kann man von einem sehr stabilen System sprechen. Eine Änderung des pH-Wertes hat makrospkopisch keine Auswirkungen auf die volumetrische Phasenkomposition. Weitere Versuche bezüglich des Verteilungskoeffizienten für eine Proteinseparation 13 sowie eine genaue Analytik der einzelnen Phasenkompositionen sind hier empfehlenswert. Einfluss von Serumalbumin Die Untersuchung eines wässrigen 2-Phasen-Systems auf den Einfluss einer hochkonzentrierten Proteinlösung ist interessant, weil sich daraus zum einen Informationen über die Verteilung des Proteins in den Phasen ableiten lassen und zum anderen können eventuell auftretende Überladungseffekte untersucht werden. Für die Auftrennung reiner Proteinlösungen werden häufig PEG/Phosphat-Systeme verwendet, deshalb wird die Untersuchung an einem 10% PEG 1500 / 10% PhosphatSystem durchgeführt. Als Protein wurde hierfür Serumalbumin gewählt und in einer maximalen Konzentration von 40 g∙L-1 angesetzt. Die Zusammensetzungen der zu analysierenden 50 g - Systeme waren wie folgt: Tabelle 5: Komposition eines 10% PEG1500/ 10% Phosphat-Systems mit dazugehörigen Einwaagen für die Proteinzugabe System βPEG βPhosphat mPEG [g] mPhosphat [g] mBSA-Lösung [g] mBSA [mg] mPuffer βBSA 1 10 % 10 % 12.5 20 17.5 700 0 0.014 2 10 % 10 % 12.5 20 6.5 260 11 0.0052 3 10 % 10 % 12.5 20 12.5 125 5 0.0025 4 10 % 10 % 12.5 20 7.5 75 10 0.0015 Nach Vermischen der Suspensionen und Zentrifugation für 20 Minuten bei 20 °C und 2500 g zeigte sich bei der Betrachtung der Phasenvolumina kein Unterschied. Alle Systeme wiesen eine Bottom Phase von 31 mL und eine Top Phase von 12 mL auf. 14 Abb.6: Ausbildung einer Interphase an der Phasengrenzfläche; die zugegebene Proteinmenge steigt von links nach rechts an Auffällig war hierbei eine Ausbildung einer Interphase. Dieses Phänomen ist in der Literatur beschrieben und tritt bei hohen Proteinkonzentrationen verstärkt auf [14]. Es bildet sich eine Schicht aus trübem, flockigem Material, dass auf der Phasengrenzfläche erscheint. Dabei präzipitieren Proteine aufgrund von Oberflächenspannungseffekten an der Phasengrenzfläche. Die Interphase kann nur schlecht oder kaum resolubilisiert werden und beeinträchtigt dadurch die Wiederfindung des Zielproteins im System. Die Verteilung des Serumalbumins in den einzelnen Phasen kann über die Konzentrationsbestimmung mit dem Biuret-Assay und die Volumina errechnet werden. Tabelle 6: Berechnete Proteinmassen in den einzelnen Phasen mit dazugehöriger Wiederfindung, sowie Verteilungskoeffizient K und Verteilungsbreite G System 1 2 3 4 mBSA [mg] (Top Phase) 5.34 3.52 2.98 2.59 mBSA [mg] (Bottom Phase) 395.03 162.33 110.10 65.59 mBSA [mg] (Gesamtsystem) 400.37 165.85 113.08 68.18 Recovery [%] 57.20 63.79 90.46 90.90 K 1.35E-02 2.17E-02 2.70E-02 3.94E-02 G 5.24E-03 8.40E-03 1.05E-02 1.53E-02 15 Hierbei zeigt sich, dass mit erhöhter Probenkonzentration die Wiederfindung des Proteins abnimmt. Dies hängt mit großer Sicherheit mit der Ansammlung des Serumalbumins in der Zwischenphase zusammen. Dennoch ist der Verteilungskoeffizient K, sowie die Verteilungsbreite G im System 1 am niedrigsten, was eine stärkere Verteilung in die untere Phase des Systems bedeutet, als den anderen wässrigen 2-Phasensystemen. Dennoch zeigt sich, dass eine Beladung des Systems mit einer hohen Proteinkonzentration kritisch zu betrachten ist. Einfluss von Biomasse In diesem Versuch soll untersucht werden, inwiefern die Biomasse einen Einfluss auf das PEG1500/Dextran500-System hat. Das Hauptaugenmerk soll dabei auf die Anordnung der Biomasse gelegt werden, ob eine Verteilung in die untere Dextranhaltige Phase durch Zentrifugation oder durch Verteilungseffekte statt findet. Auch das Verteilungsverhalten in einem PEG/Phosphat-System wurde untersucht. In der Literatur ist beschrieben, dass Biomasse im System Veränderungen der Binodale, in Form einer Verschiebung in Richtung des Koordinatenursprungs, hervorruft. Dies wäre gleichbedeutend mit einer, im Vergleich zum gleichen System ohne Biomasse, verbesserten Phasentrennung, was mit einer erhöhten Phasengrenzflächenspannung eingeht. Ob Zellen an dieser Phasengrenze nun ausfallen soll unter anderem untersucht werden. Es wurden verschiedene Systeme beider Arten mit je 1000 mg Zellen beladen. Als Ausgangslösung für diesen Versuch diente eine 500 g∙L-1 Hefesuspension die frisch angesetzt wurde. Die verwendeten Systeme waren 15% PEG1500/ 8% Dextran500, 15% PEG1500/ 4% Dextran500, 10% PEG1500/ 10% Phosphat und 10% PEG1500/ 7,5% Phosphat. Tabelle 7: Phasenkompositionen und Einwaagen der Biomasse PEG [%] Dextran [%] m_PEG [g] m_Dextran [g] m_Zellen [mg] 15 8 5.625 6 1000 15 4 5.625 3 1000 PEG [%] PO4 [%] m_PEG [g] m_PO4 [g] m_Zellen [mg] 16 10 10 3.75 6 1000 10 7.5 3.75 4.5 1000 Die Systeme wurden gut vermischt und bei 2500 x g für 15 Minuten zentrifugiert. In PEG1500/Phosphat-Systemen zeigte sich der erwartete Effekt der erhöhten Schwerkraft durch das Zentrifugieren; es bildet sich ein Pellet in der unteren, Phosphat-haltigen, Phase. Die Bottomphase ist jedoch auch deutlich eingetrübt, während die obere Polyethylenglykolreiche Phase gelblich gefärbt ist. Außerdem zeigte sich im 10% PEG/ 10% Phosphat-System eine deutliche Ablagerung von Zellen an der Phasengrenzfläche. Dies hängt, wie schon bei der Proteinzugabe beobachtet, mit der Oberflächenspannung an der Phasengrenzfläche zusammen. Auch hier kann von der Ausbildung einer Interphase gesprochen werden. Bei der Wiederholung dieser Versuche unter gleichen Vorraussetzungen, aber einer Trennung der Phasen im Erdschwerefeld war der Effekt des Eintrübens der Bottomphase und der Bildung einer Zwischenphase noch deutlicher geworden. Es ist anhand der Bilder deutlich erkennbar, dass die Zellen auf der Phasengrenzfläche aufliegen und nur in verringertem Maße in die untere Phase eindringen. a) b) c) Abb. 7: a) 10%PEG/10%Phosphat-System nach Zentrifugation, deutlich erkennbar sind Zellen an der Zwischenphase und im Pellet b) 10%PEG/7,5%Phosphat-System nach Zentrifugation mit Pellet und kaum wahrnehmbarer Zwischenphase c) Vergleich der beiden vorherigen System-kompositionen nach Separation im Erdschwerefeld; deutlich sichtbar ist die geringere Vermischung im 10%PEG/10%Phosphat-System (links) Bei der Analytik der PEG/Dextran-Systeme mit Zentrifugation nach Zellzugabe lies sich keine Aussage über die Beschaffenheit der unteren (Dextran-)Phase machen. 17 Alle Zellen sind dort anzufinden und teilweise ist ein deutlicher Volumenzuwachs ersichtlich gewesen. Die Analytik im Erdschwerefeld lies auch kaum mehr Erkenntnisse zu. Lediglich eine leichte Trübung der Topphase war erkennbar. Konstruktion der Binodalen mit der „Cloud Point“-Methode Um mit einem wässrigen Zwei-Phasen-System arbeiten zu können, benötigt man eine Binodale. Diese Binodale zeigt genau die Punkte an, in denen eine Phasentrennung des Systems zu erwarten ist. Man kann eine Binodale unter Verwendung der „Cloud Point“-Methode konstruieren. Wie der Name andeutet, beruht die Methode auf der Eintrübung der Flüssigkeiten im wässrigen Zwei-Phasen-System, was ein eindeutiges Anzeichen für eine stattfindende Phasentrennung ist. Hierfür wird zunächst ein definiertes Gewicht eines der beiden Komponenten des Zwei-Phasen-Systems aus seiner Stammlösung vorgelegt, zum Beispiel Dextran. Anschließend wird tropfenweise und unter ständigem Vermischen die zweite Phase (z.B. Polyethylenglycol) aus einer Stammlösung in das System gebracht. Sobald sich die Flüssigkeit eintrübt und eine milchige Farbe annimmt, ist der Cloud Point erreicht. Man kann die Trübung unter Verwendung eines Falconröhrchens, anhand der Sichtbarkeit der Skalierung für das Volumen des Röhrchens, gut erkennen. Es wurde auch beobachtet, dass sich die Lösung nach ca. 10 bis 30 Sekunden erst eintrübt. Diese Wartezeit ist durchaus empfehlenswert. Das Gewicht der zugegebenen Komponente muss notiert werden. Nun wird Wasser oder niedrig konzentrierter Puffer (z.B. 50 mM Phosphatpuffer, pH 7,5) unter ständigem Mischen tropfenweise zugegeben bis sich die Lösung wieder geklärt hat. Das Gewicht des zugesetzten Puffers muss ebenfalls notiert werden. Nachfolgend sind diese Schritte zu wiederholen. Besonders die Anfangspunkte der Binodale sind schwierig zu erkennen, da bereits kleine Zugaben der Komponenten eine sofortige Trübung des wässrigen ZweiPhasen-Systems bewirken und große Volumina des Puffers nötig sind um die Lösung wieder zu klären. Dadurch ist die Auflösung in diesen Bereichen sehr schlecht. Hier bietet es sich an, mehrere Versuche mit verschiedenen Anfangskonzentrationen der vorgelegten Komponente zu beginnen; zum Beispiel 20 %, 17,5 %, 15 % und 12,5 % Dextran. 18 Abb. 8: Binodale für ein PEG1500/Dextran, aufgenommen mit der Cloud-Point-Methode Wichtig bei der Konstruktion der Binodalen ist die Temperatur. Geringe Veränderungen um 1 bis 2 °C können den Verlauf der Binodale schon erheblich verändern. Daher sollte unbedingt auf eine möglichst konstante Umgebungstemperatur, auch beim Ansatz der Systeme, geachtet werden. Der Einfluss einer leicht erhöhten Umgebungstemperatur ist in Abb. 8 zu erkennen. Abb. 9: Binodale für ein PEG1500/Phosphat-System, aufgenommen mit der Cloud-Point-Methode 19 Zusammenfassung und Ausblick Die Messmethoden zur genauen Untersuchung eines wässrigen Zwei-PhasenSystems wurden etabliert. Eine schnelle und reproduzierbare Analyse von PEG/Dextran-Systemen sowie der Stammlösungen, insbesondere von Dextran, ist nun möglich. Verschiedene Einflüsse auf die Systeme wurden untersucht, jedoch zunächst nur makroskopisch. Eine genauere Analyse mit den beschriebenen Messmethoden kann fortführend vorgenommen werden. Die Cloud-Point-Methode wurde etabliert und kann nun für verschiedene Systeme verwendet werden. Denkbar ist ein Einsatz verschiedener Polymere, um auch kostengünstigere Systeme im Vergleich zu Dextran basierten Systemen zu verwenden. Es traten jedoch auch einige Probleme auf. Zum Beispiel ist die 25%ige PhosphatStammlösung bei einem pH-Wert von 7,5 sehr instabil gewesen und ist oft auskristallisiert. Der Ansatz einer hochkonzentrierten Salzstammlösung ist in der Literatur nie genau beschrieben, auch nie ob die Massenkonzentration sich auf das Phosphat oder auf die Salzeinwaage als ganzes bezieht. Bei der Verwendung von Dextran kam es zu vielen Problemen mit der hohen Viskosität. Die Analytik, insbesondere mit dem Polarimeter, wurde dadurch erschwert. Weiterführende Untersuchungen sind noch definitiv nötig um eine reproduzierbare Verwendung verschiedener Systeme für ermöglichen. 20 die diversen Anwendungen zu Literatur [1] Rito-Palomares, M – Practical application of aqueous two-phase partitioning to process development for the recovery of biological products; Journal of Chromatography B, 807 (2004) 3-11 [2] Franco, TT; Andrews, AT; Asenjo JA – Use of chemically modified proteins to study the effect of a single protein on partitioning in aqueous two-phase systems: effect of surface hydrophobicity; Biotechnology and Bioengineering, 49 (1996) 300-308 [3] Lebreton, B; Lyddiatt, A – Application of aqueous two-phase partition to the production of homogeneous preparations of fluorescently labelled human serum albumin; Journal of Chromatography B, 743 (2000) 263-269 [4] Baskir, JN; Hatton, TA; Suter, UW – Protein partitioning in two-phase aqueous polymer systems; Biotechnology and Bioengineering, 34 (1989) 541-558 [5] Diamond, AD; Hsu, JT - Fundamental studies of biomolecule partitioning in aqueous two-phase systems; Biotechnology and Bioengineering, 34 (1989) 10001014 [6] Gündüz, U; Korkmaz, K – Bovine serum albumin partitioning in aqueous twophase system: effect of pH and sodium chloride concentration; Journal of Chromatography B, 743 (2000) 255-258 [7] Rito-Palomares, M; Hernandez, M – Influence of system and process parameters on partitioning of cheese whey proteins in aqueous two-phase systems; Journal of Chromatography B, 711 (1998) 81-90 [8] Rito-Palomares, M; Cueto, L – Influence of system and process parameters on partitioning of cheese whey proteins in aqueous two-phase systems; Journal of Chromatography B, 743 (2000) 5-12 [9] Solano-Castillo, C; Rito-Palomares, M – Kinetics of phase separation under different process and design parameters in aqueous two-phase systems; Journal of Chromatography B, 743 (2000) 195-201 [10] Farruggia, B; Nerli, B; Picó, G – Study of the serum albumin-polyethylenglycol interaction to predict the protein partitioning in aqueous two-phase systems; Journal of Chromatography B, 798 (2003) 25-33 [11] Haynes, CA; Carson, H; Blanch HW; Prausnitz, JM – Electrostatic potentioals and protein partitioning in aqueous two-phase systems; AlChE Journal, Vol 37, No. 9 (1991) [12] Gündüz, U – Partitioning of bovine serum albumin in aqueous two-phase systemoptimization of partition coefficient; Journal of Chromatography B, 743 (2000) 259-262 [13] Albertsson, PA – Partition of cell particles and macromolecules, 3rd ed. (Wiley, New York, 1986) [14] Bamberger S – Preparation of phase systems and measurement of their physicochemical properties; Partitioning in aqueous two-phase systems (1985) [15] http://www.creation-science-prophecy.com/amino/polarimeter.gif 21 [16] http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/thumb/8/89/Pyknometer.jpg/180pxPyknometer.jpg [17] http://www.falk-schuch.de/ocprsc/neu-9.gif 22