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Daft Punk: Musique Vol I 1993 - 2006 Virgin/EMI ds. Auch das französische Elektrorockerduo gibt einen Rückblick auf sein bisheriges Oeuvre. Drei neue Remixe runden das Ganze ab. Mit Tracks zwischen House, Rock, Techno, Elektro und Pop eroberten die beiden Pariser seit 1997 die Dancefloors der ganzen Welt. Diese ganze Welt wartet jetzt natürlich gespannt auf Daft Punks nächste Studioproduktion. The Quireboys: Live Capitol/EMI ds. EMI entschliesst sich zur Wiederveröffentlichung des 1990er Albums Live Around The World. Die Britische Sleaze-Rockband mit Jonathan Gray’s heiserer Stimme als Markenzeichen feierte zu der Zeit ihre grössten Erfolge, bevor sie von EMI 1992 im Zeichen des aufkommenden Grunge gedropt wurde. Die Aufnahmen entstanden 1990 in London, LA, Tokyo und Hamburg. Mit knappen 30 Minuten Spielzeit leider eine unverschämt kurze Angelegenheit! Poison: 20 Years Of Rock Capitol/EMI ds. Mit einer klassischen Best Of-CD, die alle ihre grossen Hits enthält, versuchen die gealterten „HairsprayRocker“ ihre Karriere wieder in Schwung zu bringen und den Glam der Eighties ins jetzige Jahrtausend zu transportieren. Diesen Sommer soll getourt werden, aber vorerst nur in den USA. Der Rest der Welt muss zum freudigen Wiederhören den fröhlichen - teils auch arg sülzigen - Partyrock halt ab dem vorliegenden Album konsumieren. Massive Attack: Collected Virgin/EMI ds. Auch jüngere Gruppen geben BestOf-Alben heraus. Die TripHop-Miterfinder aus Bristol bieten ein aufwändiges Package an: Zwei CDs, deren erste die eigentliche Best-Of Kollektion enthält. Auf der zweiten finden sich rares Material und neue Songs, dazu ist sie rückseitig als DVD abspielbar (Dual Disc), mit allen Videoclips der Band. Komplettiert wird das Ganze durch ein dickes Booklet voll mit Fotos der visuellen Installationen, die schon immer Teil von Massive Attacks Auftritten waren. Musikalisch wird ein guter Überblick auf die Entwicklung ihres unverkennbaren Zeitlupenstils gegeben. Sie sind mit der Zeit düsterer und härter geworden, passend zu den oft politischen Aussagen ihrer Tracks. Die Koproduktionen mit Madonna und Sinéad O’Connor fügen sich perfekt in den Reigen und weisen ebenfalls das bandtypische Profil auf. Ein empfehlenswertes Stück jüngere Musikgeschichte. 22 TAXI Nr. 37 Sly & The Family Stone: Different Strokes By Different People Epic/SonyBMG ds. Weder ein simples Best-Of Album noch einfach eine Wiederveröffentlichung beschert uns Silvester Stewart aka Sly Stone. Vielmehr bot er eine Reihe namhafter aktueller KünstlerInnen auf, um seine Funkhits zeitgemäss zu reinterpretieren. Beteiligt sind nebst der Family Stone: Chuck D, Buddy Guy, Moby, Steven Tyler, Maroon 5, Joss Stone, Janet Jackson und The Roots, um nur die Bekanntesten zu nennen. Die Namen bürgen für hohes Niveau - genau das wird auf diesem spannenden Album bestätigt. Morningwood: Morningwood Capitol/EMI ds. Aha - doch noch eine wirkliche Neuerscheinung! Gleich von der ersten Sekunde an wird punkig los gerockt. Die weibliche Leadstimme irgendwo zwischen Bangles, B52 und Blondie gibt dem Sound etwas waviges, auch die Bassläufe und Gitarrenarrangements haben einen gewissen Retro-Touch. Aus Brooklyn kommen die vier und spielen augenzwinkernd mit allerlei Glam-, Pop- und Rockklischees. Textlich dreht sich’s meistens um Sex - wen erstaunt’s? Morningwood heisst übersetzt Morgenlatte... Max Raabe & Das Palast Orchester: Komm, lass uns einen kleinen Rumba tanzen Warner mn. Ich liebe es meinen Freundinnen beim Rumbatanzen zuzuschauen. Max Raabes geniale CD kommt dem entgegen. Zwischen Kitsch und nochmals Kitsch hat das Orchester 17 Rumbas aus aller Welt, die in den 1920/30er Jahren populär waren, zu neuem Leben erweckt. Na gut, sind nicht alles stilechte Rumbas, wie meine Freundinnen natürlich sofort merken würden. Ein wenig Tango und Swing hat sich da reingeschmugelt, aber nichtsdestotrotz, eine wunderschöne CD zum Anhören und vor allem zum Tanzen. Als Beitrag zur Fussballhysterie, wurde mit Heino Ferch und Peter Lohmeyer eine flotte Marschmusiklastige Fussballhymne aufgenommen und als Single beigelegt. David Gilmour: On An Island EMI ds. Pink Floyd 2006 tönt wie Pink Floyd 1976 - und wenn halt sonst niemand mehr dieses Soundsegment beackert, so tun es eben dessen Erfinder: Gilmour und seine Freunde. Dazu gehören neben Keyboarder Rick Wright Leute wie David Crosby und Graham Nash, Chris Stainton, Robert Wyatt oder Phil Manzanera, die alle ihren Teil zu diesem relaxten Album beitgetragen haben. Anti-Flag: For Blood And Empire RCA/SonyBMG ds. Moderner Punkrock aus den USA mit politisch expliziten Lyrics dürfte auf einem Majorlabel eher eine Seltenheit sein. Erstaunlicherweise trifft genau das bei Anti-Flag zu. Die Texte werden nicht etwa verschämt unter den Teppich gekehrt, sie sind samt erklärenden Kommentaren und weiterführenden Links im fetten Booklet abgedruckt. Klar, Geld stinkt nicht und auch Autonome und Linksaktivist-Innen sind ein kaufendes Publikum, dennoch bin ich positiv überrascht. The Gathering: Home Noise/Sanctuary mn. Es ist immer wieder schön ein Album dieses holländischen Rock-Goth-Quintetts um Sängerin Anneke van Giersbergen zu hören. Es sind wunderschön sphärische Hymnen die einem das Herz zerreissen. Anoushka Shankar: Rise EMI mn. Gefällt mir sehr. Unaufdringliche fast klassisch anmutende indische Musik der Sitarvirtuosin mit einem Hauch Moderne, wie Flöte, Gitarre und Klavier. Melodie und Rhythmus, mal jedes für sich, dann wieder gemeinsam. Wunderschön. The Subdudes: Behind The Levee EMI ds. Levee heisst Damm und die Band kommt aus New Orleans, ein irgendwie trotziger Titel also. Die Songs des 1987 gegründeten und mittlerweile zum Quintett erweiterten Cajun-Vierers strahlen folkige Wärme aus. Schmerz, Humor und Liebe liegen in diesen Liedern so nahe beieinander wie im richtigen Leben. Die Grundstimmung auf dem Album ist optimistisch, mit einem Anflug südstaatlicher Melancholie und erfrischenden Exkursen in Soul- und Funkgefilde. Unaufdringlich und sehr sympathisch. Kamilean: Contrast RecRec mn. Ein kurliges Kerli, dieser hochtalentierte Ra’San Jong, der unter dem Namen Kamilean sympathischfriedlich-rhythmische Musik publiziert. Sein erstes Solo-Album bewegt sich zwischen Ragga, Tribal, Soul, Rap und Reggae mit einem Schuss Karibischer Fröhlichkeit. Shakedown: Spellbound muve/MV ds. Elektropop aus der Schweiz zeigt einmal mehr internationales Format. Die Lausanner Seb K und Mandrax spielen mit Minimal-, House-, Coldwave-, Elektro- und Rockeinflüssen. Sie verweben das alles zu einem gefälligen, groovenden Klangteppich. Die Vocals der Sängerinnen Dacia Bridges und Terra Deva bringen eine weitere Dimension in den Sound. Clubund Airplay-tauglich. El Presidente: El Presidente SonyBMG ds. Sie kommen aus Glasgow und stehen auf Glamrock. Aber nicht nur: Auf dem Debut werden bunt die Stile gemixt, mal tönt’s funky, mal heavy, und alles immer sehr poppig. Der Ohrwurm „Rocket“ hat der Band alle Türen geöffnet. Weiter so! Doro: Warriors Soul AFM ds. OK, Texte der Frau Pesch waren noch nie das gelbe vom Ei. Da reihen sich die platten Klischees. So ähneln sich denn alle Songs, auch musikalisch. Aber stimmlich ist die „Rockröhre aus Germany“ immer noch gut drauf, sie bleibt ihrem Stil treu, samt der obligaten Ballade auf Deutsch. Pink: I’m not dead Zomba/MV mn. Ich finde diese kraftstrotzende Sängerin, die sich so widerborstig gibt, gut. Zumindest konserviert sie nicht das halbnackte MTV-Viva-TusseBild. Zwischen Tanzfläche und Tränendrüse ist auf ihrem neuen Album alles vertreten. Damit Pink auch wirklich wahrgenommen wird, veröffentlichte sie eine Dual-Disc. Auf der einen Seite das Album, auf der anderen Seite die visuelle Umsetzung, also eine DVD. Das finde ich grandios. The Streets: The Hardest Way To Make An Easy Living Pure Groove/Warner ds. Überwältigende Präsenz in allen Medien erfährt zur Zeit der frischgebackene RollsRoyce Besitzer Mike Skinner aka The Streets. Als Uneingeweihtem entgeht mir allerdings weitgehend, was denn nun an seinem Wirken so sensationell und speziell sein soll. Es handelt sich um professionell gemachte Tracks, deren Texte mit britischem Akzent vorgetragen werden und nicht eigentlich nach Ghetto, geschweige denn Rap tönen. Vielleicht macht’s genau das aus? Matthew Dear As Audion Fabric ds. Fabric ist eigentlich ein Club in London, der auch ein hausinternes Label betreibt, wo in etwa der Sound veröffentlicht wird, der auch im Club läuft. Klickende Beats und zu den pumpenden Bässen kontrastierende, sanft schwingende Resonanzen dominieren die Minimaltechno- und Elektro-Tracks, die der texasstämmige Matthew Dear, der in Detroit lebt, als Audion für Fabric compiliert hat. Spannend! Theory Of A Dead Man: Gasoline Roadrunner/MV ds. Diese interessante, bei uns noch wenig bekannte Band aus Kanada setzt auf eine Mischung aus NuMetal, Stoner-Rock, Grunge, Folk und Twang. Die Texte handeln von Familien- und Beziehungsgeschichten, vom Hass auf Hollywood, von Liebe und Verzweiflung. Die Band klingt sehr ansprechend authentisch, die grosse Musikalität der Beteiligten wird in jedem Track deutlich. Produzent Howard Benson (P.O.D., Papa Roach, Cold) hat ganze Arbeit geleistet, der fette Sound überzeugt. Wenn es T.O.A.D. gelingt ihre rockigen Seiten gegenüber den Balladen im Vordergrund zu halten, sind sie auf einem guten Weg. Ein weltweiter Erfolg mit ihrem Zweitling wäre ihnen zu wünschen. Prince: 3121 NPG/Universal ds. Der Nachfolger zum MehrfachplatinAlbum „Musicology“ ist verspielter und weniger aus einem Guss. Die stilistische Bandbreite ist weiter: Jazz, Soul, Dancegrooves und natürlich jede Menge Funk. Immer wieder überzeugt Herr Nelsons Fähigkeit, Songs auf das absolut notwendige Minimum zu reduzieren. Auch auf diesem Album hat er alle Instrumente selbst eingespielt, mit Ausnahme von heissen Beiträgen der Saxlegenden Maceo Parker und Candy Dulfer, sowie einiger Drum-, Bass- und Percussionparts, wo unter anderen Sheila E. mittut. Bemerkenswert die Vocaleinlagen der Neuentdeckung Támar. Alles in Allem kein „Jahrhundertalbum“, aber doch ein Werk, das einige zeitlose Songperlen enthält. Guem: Caméléon Nocturne/RecRec mn. Der Perkussionist Guem, hat sich seiner Fans erbarmt und wieder eine seelenvolle, ins Blut gehende CD eingespielt. Leider fehlt ein Booklet, sodass überhaupt keine Infos vorhanden sind. Ich gehe davon aus, dass er alleine spielt. Auszumachen sind Einflüsse aus Asien und dem Orient, aber auch Lateinamerika. Guems Kunst ist sein kraftvolles Spiel, das nicht nur den Rhythmus, sondern auch eine Melodie aus dem Instrument hervorholt. DVD MusikMusikDVD MusikDVD MusikDVD MusikDVD MusikDVD MusikDVD Musi 16 Horsepower ‘Live’ Glitterhouse/RecRec cw. Der urchigste und düsterste Südstaatenrock kommt derzeit aus dem Hause ‘Glitterhouse Records’ und insbesondere von der Band ’16 Horsepower’. Diese hat eine DVD mit raren LiveAuftritten der letzten zehn Jahre eingespielt. Die Band um den Chef-Zweifler und Sänger David Eugene Edwards hat bereits einige Alben veröffentlicht, deren Musik intensiv und kraftvoll ist, wobei die Texte trotz ihrer Gotthörigkeit niederschmetternd und bedrohlich auf einem wirken. Melancholischer noch als ein Nick Cave oder Leonard Cohen ist diese Musik die perfekte Kulisse für den Weltuntergang - jetzt auch im heimischen TV-Gerät. Anastacia Live at last Epic/SonyBMG mn. Mitschnitt zweier ausverkaufter Konzerte in Berlin und München. Die quirlige Rockröhre Anastacia ist in Höchstform. Mehrmals zieht sie sich um und singt fast all ihre Hits. Natürlich besteht die Band aus TopMusikern und die Background-TänzerInnen geben ihr bestes. Zum Schluss dieser tollen Show dankt die Amerikanerin Gott für was auch immer. Auf der zweiten DVD gehts Backstage. Interviews, Bilder, Infos und neun ihrer Hitvideos runden das Bild ab. Für Fans ein umfangreiches und auf jeden Fall lohnendes Super-Paket. Auch wenn der Sound „nur“ Dolbydigital statt Surroundmässig aufgenommen wurde. Arsenal of Megadeth Capitol/EMI mn. Der wilde Gitarrist und Sänger Dave Mustaine (ExMetallica) und seine Megadeth feiern bereits seit 20 Jahren Mega-Erfolge. Dies dokumentiert diese DoppelDVD. Es ist eine Art chronologische Best of und das gefällt. 20 Musik-Videos und Konzertausschnitte (bei denen noch Chris Poland, Dave Elefson, Gar Samuelson, Marty Friedman und andere mit dabei waren), dazwischen Interviews, ein Blick in den Probenraum und Szenen aus dem Tourbus, bilden einen Bogen über die musikalische Entwicklung dieser Powermetalband die 2002 vor dem AUS stand und nach längerer Pause wieder die Bühne eroberte. TAXI Nr. 37 23