TAXI 37 probe.p65

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TAXI 37 probe.p65
Daft Punk: Musique
Vol I 1993 - 2006
Virgin/EMI
ds. Auch das französische Elektrorockerduo
gibt einen Rückblick
auf sein bisheriges
Oeuvre. Drei neue
Remixe runden das
Ganze ab. Mit Tracks
zwischen House, Rock, Techno, Elektro und Pop eroberten die beiden Pariser seit 1997 die Dancefloors
der ganzen Welt. Diese ganze Welt wartet jetzt natürlich gespannt auf Daft Punks nächste Studioproduktion.
The Quireboys:
Live
Capitol/EMI
ds. EMI entschliesst
sich zur Wiederveröffentlichung des 1990er
Albums Live Around
The World. Die Britische Sleaze-Rockband
mit Jonathan Gray’s
heiserer Stimme als Markenzeichen feierte zu der
Zeit ihre grössten Erfolge, bevor sie von EMI 1992
im Zeichen des aufkommenden Grunge gedropt
wurde. Die Aufnahmen entstanden 1990 in London,
LA, Tokyo und Hamburg. Mit knappen 30 Minuten
Spielzeit leider eine unverschämt kurze Angelegenheit!
Poison:
20 Years Of Rock
Capitol/EMI
ds. Mit einer klassischen Best Of-CD, die
alle ihre grossen Hits
enthält, versuchen die
gealterten „HairsprayRocker“ ihre Karriere
wieder in Schwung zu
bringen und den Glam der Eighties ins jetzige Jahrtausend zu transportieren. Diesen Sommer soll
getourt werden, aber vorerst nur in den USA. Der
Rest der Welt muss zum freudigen Wiederhören den
fröhlichen - teils auch arg sülzigen - Partyrock halt
ab dem vorliegenden Album konsumieren.
Massive Attack:
Collected
Virgin/EMI
ds. Auch jüngere
Gruppen geben BestOf-Alben heraus. Die
TripHop-Miterfinder
aus Bristol bieten ein
aufwändiges Package
an: Zwei CDs, deren
erste die eigentliche Best-Of Kollektion enthält. Auf
der zweiten finden sich rares Material und neue
Songs, dazu ist sie rückseitig als DVD abspielbar
(Dual Disc), mit allen Videoclips der Band. Komplettiert wird das Ganze durch ein dickes Booklet
voll mit Fotos der visuellen Installationen, die schon
immer Teil von Massive Attacks Auftritten waren.
Musikalisch wird ein guter Überblick auf die Entwicklung ihres unverkennbaren Zeitlupenstils gegeben.
Sie sind mit der Zeit düsterer und härter geworden,
passend zu den oft politischen Aussagen ihrer Tracks.
Die Koproduktionen mit Madonna und Sinéad
O’Connor fügen sich perfekt in den Reigen und weisen ebenfalls das bandtypische Profil auf. Ein empfehlenswertes Stück jüngere Musikgeschichte.
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TAXI Nr. 37
Sly & The Family
Stone: Different
Strokes By
Different People
Epic/SonyBMG
ds. Weder ein simples
Best-Of Album noch
einfach eine Wiederveröffentlichung beschert uns Silvester
Stewart aka Sly Stone. Vielmehr bot er eine Reihe
namhafter aktueller KünstlerInnen auf, um seine
Funkhits zeitgemäss zu reinterpretieren. Beteiligt sind
nebst der Family Stone: Chuck D, Buddy Guy, Moby,
Steven Tyler, Maroon 5, Joss Stone, Janet Jackson
und The Roots, um nur die Bekanntesten zu nennen. Die Namen bürgen für hohes Niveau - genau
das wird auf diesem spannenden Album bestätigt.
Morningwood:
Morningwood
Capitol/EMI
ds. Aha - doch noch
eine wirkliche Neuerscheinung! Gleich von
der ersten Sekunde an
wird punkig los gerockt. Die weibliche
Leadstimme irgendwo
zwischen Bangles, B52 und Blondie gibt dem Sound
etwas waviges, auch die Bassläufe und Gitarrenarrangements haben einen gewissen Retro-Touch.
Aus Brooklyn kommen die vier und spielen augenzwinkernd mit allerlei Glam-, Pop- und Rockklischees.
Textlich dreht sich’s meistens um Sex - wen erstaunt’s? Morningwood heisst übersetzt Morgenlatte...
Max Raabe & Das
Palast Orchester:
Komm, lass uns einen kleinen Rumba
tanzen
Warner
mn. Ich liebe es meinen Freundinnen beim
Rumbatanzen zuzuschauen. Max Raabes geniale CD kommt dem entgegen. Zwischen Kitsch und nochmals Kitsch hat das
Orchester 17 Rumbas aus aller Welt, die in den
1920/30er Jahren populär waren, zu neuem Leben
erweckt. Na gut, sind nicht alles stilechte Rumbas,
wie meine Freundinnen natürlich sofort merken
würden. Ein wenig Tango und Swing hat sich da
reingeschmugelt, aber nichtsdestotrotz, eine wunderschöne CD zum Anhören und vor allem zum Tanzen. Als Beitrag zur Fussballhysterie, wurde mit Heino Ferch und Peter Lohmeyer eine flotte Marschmusiklastige Fussballhymne aufgenommen und als
Single beigelegt.
David Gilmour:
On An Island
EMI
ds. Pink Floyd 2006
tönt wie Pink Floyd
1976 - und wenn halt
sonst niemand mehr
dieses Soundsegment
beackert, so tun es
eben dessen Erfinder:
Gilmour und seine Freunde. Dazu gehören neben
Keyboarder Rick Wright Leute wie David Crosby und
Graham Nash, Chris Stainton, Robert Wyatt oder
Phil Manzanera, die alle ihren Teil zu diesem relaxten
Album beitgetragen haben.
Anti-Flag: For
Blood And Empire
RCA/SonyBMG
ds. Moderner Punkrock
aus den USA mit politisch expliziten Lyrics
dürfte auf einem Majorlabel eher eine Seltenheit sein. Erstaunlicherweise trifft genau
das bei Anti-Flag zu. Die Texte werden nicht etwa
verschämt unter den Teppich gekehrt, sie sind samt
erklärenden Kommentaren und weiterführenden
Links im fetten Booklet abgedruckt. Klar, Geld stinkt
nicht und auch Autonome und Linksaktivist-Innen
sind ein kaufendes Publikum, dennoch bin ich positiv überrascht.
The Gathering:
Home
Noise/Sanctuary
mn. Es ist immer wieder schön ein Album
dieses holländischen
Rock-Goth-Quintetts
um Sängerin Anneke
van Giersbergen zu
hören. Es sind wunderschön sphärische Hymnen die einem das Herz zerreissen.
Anoushka Shankar:
Rise
EMI
mn. Gefällt mir sehr.
Unaufdringliche fast
klassisch anmutende
indische Musik der Sitarvirtuosin mit einem
Hauch Moderne, wie
Flöte, Gitarre und Klavier. Melodie und Rhythmus, mal jedes für sich, dann
wieder gemeinsam. Wunderschön.
The Subdudes:
Behind The Levee
EMI
ds. Levee heisst Damm
und die Band kommt
aus New Orleans, ein
irgendwie trotziger Titel also. Die Songs des
1987 gegründeten und
mittlerweile zum Quintett erweiterten Cajun-Vierers strahlen folkige Wärme aus. Schmerz, Humor und Liebe liegen in diesen
Liedern so nahe beieinander wie im richtigen Leben.
Die Grundstimmung auf dem Album ist optimistisch,
mit einem Anflug südstaatlicher Melancholie und erfrischenden Exkursen in Soul- und Funkgefilde. Unaufdringlich und sehr sympathisch.
Kamilean: Contrast
RecRec
mn. Ein kurliges Kerli,
dieser hochtalentierte
Ra’San Jong, der unter dem Namen Kamilean sympathischfriedlich-rhythmische
Musik publiziert. Sein
erstes Solo-Album bewegt sich zwischen Ragga, Tribal, Soul, Rap und Reggae mit einem Schuss Karibischer Fröhlichkeit.
Shakedown:
Spellbound
muve/MV
ds. Elektropop aus der
Schweiz zeigt einmal
mehr internationales
Format. Die Lausanner
Seb K und Mandrax
spielen mit Minimal-,
House-, Coldwave-,
Elektro- und Rockeinflüssen. Sie verweben das alles
zu einem gefälligen, groovenden Klangteppich. Die
Vocals der Sängerinnen Dacia Bridges und Terra Deva
bringen eine weitere Dimension in den Sound. Clubund Airplay-tauglich.
El Presidente:
El Presidente
SonyBMG
ds. Sie kommen aus
Glasgow und stehen
auf Glamrock. Aber
nicht nur: Auf dem Debut werden bunt die
Stile gemixt, mal tönt’s
funky, mal heavy, und
alles immer sehr poppig. Der Ohrwurm „Rocket“ hat
der Band alle Türen geöffnet. Weiter so!
Doro: Warriors
Soul
AFM
ds. OK, Texte der Frau
Pesch waren noch nie
das gelbe vom Ei. Da
reihen sich die platten
Klischees. So ähneln
sich denn alle Songs,
auch musikalisch. Aber
stimmlich ist die „Rockröhre aus Germany“ immer
noch gut drauf, sie bleibt ihrem Stil treu, samt der
obligaten Ballade auf Deutsch.
Pink: I’m not dead
Zomba/MV
mn. Ich finde diese
kraftstrotzende Sängerin, die sich so widerborstig gibt, gut.
Zumindest konserviert
sie nicht das halbnackte MTV-Viva-TusseBild. Zwischen Tanzfläche und Tränendrüse ist auf ihrem neuen Album
alles vertreten. Damit Pink auch wirklich wahrgenommen wird, veröffentlichte sie eine Dual-Disc.
Auf der einen Seite das Album, auf der anderen
Seite die visuelle Umsetzung, also eine DVD. Das
finde ich grandios.
The Streets: The
Hardest Way To
Make An Easy
Living
Pure Groove/Warner
ds. Überwältigende
Präsenz in allen Medien erfährt zur Zeit der
frischgebackene RollsRoyce Besitzer Mike
Skinner aka The Streets. Als Uneingeweihtem entgeht mir allerdings weitgehend, was denn nun an
seinem Wirken so sensationell und speziell sein soll.
Es handelt sich um professionell gemachte Tracks,
deren Texte mit britischem Akzent vorgetragen werden und nicht eigentlich nach Ghetto, geschweige
denn Rap tönen. Vielleicht macht’s genau das aus?
Matthew Dear As
Audion
Fabric
ds. Fabric ist eigentlich
ein Club in London, der
auch ein hausinternes
Label betreibt, wo in
etwa der Sound veröffentlicht wird, der auch
im Club läuft. Klickende Beats und zu den pumpenden Bässen kontrastierende, sanft schwingende Resonanzen dominieren die Minimaltechno- und Elektro-Tracks, die der
texasstämmige Matthew Dear, der in Detroit lebt,
als Audion für Fabric compiliert hat. Spannend!
Theory Of A Dead
Man: Gasoline
Roadrunner/MV
ds. Diese interessante,
bei uns noch wenig bekannte Band aus Kanada setzt auf eine Mischung aus NuMetal,
Stoner-Rock, Grunge,
Folk und Twang. Die
Texte handeln von Familien- und Beziehungsgeschichten, vom Hass auf Hollywood, von Liebe
und Verzweiflung. Die Band klingt sehr ansprechend
authentisch, die grosse Musikalität der Beteiligten
wird in jedem Track deutlich. Produzent Howard
Benson (P.O.D., Papa Roach, Cold) hat ganze Arbeit
geleistet, der fette Sound überzeugt. Wenn es
T.O.A.D. gelingt ihre rockigen Seiten gegenüber den
Balladen im Vordergrund zu halten, sind sie auf einem guten Weg. Ein weltweiter Erfolg mit ihrem
Zweitling wäre ihnen zu wünschen.
Prince: 3121
NPG/Universal
ds. Der Nachfolger
zum MehrfachplatinAlbum „Musicology“ ist
verspielter und weniger aus einem Guss.
Die stilistische Bandbreite ist weiter: Jazz,
Soul, Dancegrooves
und natürlich jede Menge Funk. Immer wieder überzeugt Herr Nelsons Fähigkeit, Songs auf das absolut notwendige Minimum zu reduzieren. Auch auf
diesem Album hat er alle Instrumente selbst eingespielt, mit Ausnahme von heissen Beiträgen der
Saxlegenden Maceo Parker und Candy Dulfer, sowie
einiger Drum-, Bass- und Percussionparts, wo unter
anderen Sheila E. mittut. Bemerkenswert die Vocaleinlagen der Neuentdeckung Támar. Alles in Allem kein „Jahrhundertalbum“, aber doch ein Werk,
das einige zeitlose Songperlen enthält.
Guem: Caméléon
Nocturne/RecRec
mn. Der Perkussionist
Guem, hat sich seiner
Fans erbarmt und wieder eine seelenvolle,
ins Blut gehende CD
eingespielt. Leider
fehlt ein Booklet, sodass überhaupt keine Infos vorhanden sind. Ich
gehe davon aus, dass er alleine spielt. Auszumachen sind Einflüsse aus Asien und dem Orient, aber
auch Lateinamerika. Guems Kunst ist sein kraftvolles Spiel, das nicht nur den Rhythmus, sondern auch
eine Melodie aus dem Instrument hervorholt.
DVD MusikMusikDVD MusikDVD MusikDVD MusikDVD MusikDVD MusikDVD Musi
16 Horsepower ‘Live’
Glitterhouse/RecRec
cw. Der urchigste und düsterste Südstaatenrock kommt derzeit aus dem Hause
‘Glitterhouse Records’ und
insbesondere von der Band
’16 Horsepower’. Diese hat
eine DVD mit raren LiveAuftritten der letzten zehn
Jahre eingespielt. Die Band
um den Chef-Zweifler und Sänger David Eugene
Edwards hat bereits einige Alben veröffentlicht,
deren Musik intensiv und kraftvoll ist, wobei die
Texte trotz ihrer Gotthörigkeit niederschmetternd
und bedrohlich auf einem wirken. Melancholischer
noch als ein Nick Cave oder Leonard Cohen ist diese Musik die perfekte Kulisse für den Weltuntergang - jetzt auch im heimischen TV-Gerät.
Anastacia Live at last
Epic/SonyBMG
mn. Mitschnitt zweier ausverkaufter Konzerte in Berlin und München. Die quirlige Rockröhre Anastacia ist
in Höchstform. Mehrmals
zieht sie sich um und singt
fast all ihre Hits. Natürlich
besteht die Band aus TopMusikern und die Background-TänzerInnen geben ihr bestes. Zum Schluss
dieser tollen Show dankt die Amerikanerin Gott für
was auch immer. Auf der zweiten DVD gehts
Backstage. Interviews, Bilder, Infos und neun ihrer
Hitvideos runden das Bild ab. Für Fans ein umfangreiches und auf jeden Fall lohnendes Super-Paket.
Auch wenn der Sound „nur“ Dolbydigital statt
Surroundmässig aufgenommen wurde.
Arsenal of Megadeth
Capitol/EMI
mn. Der wilde Gitarrist und
Sänger Dave Mustaine (ExMetallica) und seine Megadeth feiern bereits seit 20
Jahren Mega-Erfolge. Dies
dokumentiert diese DoppelDVD. Es ist eine Art chronologische Best of und das
gefällt. 20 Musik-Videos
und Konzertausschnitte (bei denen noch Chris Poland, Dave Elefson, Gar Samuelson, Marty Friedman
und andere mit dabei waren), dazwischen Interviews, ein Blick in den Probenraum und Szenen aus
dem Tourbus, bilden einen Bogen über die musikalische Entwicklung dieser Powermetalband die 2002
vor dem AUS stand und nach längerer Pause wieder die Bühne eroberte.
TAXI Nr. 37
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