Beijing - Medizinische Universität Innsbruck

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Beijing - Medizinische Universität Innsbruck
Erfahrungsbericht TCM-Famulatur Beijing
Im August 2012 bekam ich die Chance am EURASIA-PACIFIC-Austauschprogramm mit der
Beijing University of Chinese Medicine teilzunehmen. In etwas mehr als 4 Wochen
versuchten uns mehrere wirklich engagierte Lehrende die Basics der Traditionellen
Chinesischen Medizin beizubringen sowie uns einen Einblick in die chinesische Kultur zu
vermitteln.
Nach einem 10-stündigen Flug kamen wir 2 Tage vor Kursbeginn frühmorgens in Beijing an,
wo wir von 2 chinesischen Studentinnen herzlich begrüßt und ins Hotel gebracht wurden.
Gemeinsam mit einer Mitstudentin bezog ich ein Doppelzimmer. Anschließend war uns eine
der Studentinnen noch beim Besorgen von Prepaid-SIM-Karten für die Handys behilflich und
wir begannen ein bisschen die Nachbarschaft zu erkunden. Den nächsten Tag nutzten wir
fürs weitere Orientieren und etwas Sightseeing bis wir abends im Hotel unseren ersten
Mitstudenten begegneten. Insgesamt waren wir zu 16. Neben den Studenten der
österreichischen Universitäten nahmen auch 2 Amerikaner und 1 Deutscher am Programm
teil.
TCM:
Am 1. Kurstag trafen wir unsere restlichen Kollegen aus Graz, Wien und dem Rest der Welt
und es gab eine kurze Einführung in den Stundenplan. 5 Stunden Unterricht täglich - 2,5
Stunden vormittags, 2,5 Stunden nachmittags. Eigentlich war das ganze Programm mehr
eine Summerschool als eine Famulatur.
Beim gemeinsamen Mittagessen lernten wir einige unserer Lehrer kennen und wir bekamen
auch schon einige chinesische Spezialitäten zu probieren, die für den europäischen
Gaumen eher ungewohnt waren und daher nicht jedermanns Sache waren. Auch im
Umgang mit Stäbchen tat sich der ein oder andere noch etwas schwer. Nachmittags durften
wir uns dann unter Anleitung des Dekans selbst in Kalligraphie versuchen. Pinsel und Papier
schenkte er uns dann zum Weiterüben.
Die folgenden 3 Wochen vermittelte uns dann Dr. Wang, unsere Hauptansprechpartnerin in
fast allen Lebenslagen, die Geschichte der TCM, die Basics des Qi und der Meridiane.
Zwischendurch verbrachten wir einige Vormittage in der TCM-Klinik, wo wir den Ärzten beim
Akupunktieren über die Schulter schauen und bei der Tuina-Massage selbst Hand anlegen
durften. Außerdem hatten wir einige sehr praxisorientierte Einheiten über Ohrakupunktur.
Diese Nachmittage endeten jeweils mit vollgeklebten Ohren und vielen Gesprächen, ob man
schon etwas spürt.
In den letzten beiden Wochen gab es viele Lektionen in Martial Arts - vor allem Taiji und
Qigong. Auch eine Stunde Kung-Fu war mit dabei. Die Taiji-Stunden wurden von einer TaijiMeisterin und einer ihrer Schülerinnen abgehalten - in Chinesisch-Englischem Hin- und HerÜbersetzen, was etwas anstrengend war. Taiji hätte meiner Meinung nach etwas weniger
ausführlich ausfallen dürfen.
Mit im Programm in diesen Wochen waren aber auch einige Praxisstunden in Tuina,
Akupunktur, Moxibustion und Schröpfen. Beim Setzen der ersten Nadeln an uns selbst oder
unseren Nachbarn hatten wir neben zittrigen Händen auch ziemlich viel Spaß und einige
Erfolgserlebnisse. Einen Tag lang befassten wir uns auch mit Evidence Based Medicine in
der TCM - für mich einer der interessantesten Tage überhaupt. Ein Professor von der
University of Maryland erörterte mit uns viele Studien und deren Aussagekraft - ein sehr
aufschlussreicher Teil des Programms.
An 3 Donnerstagen stand Sightseeing am Stundenplan - von der Universität gesponsert!
Einlesen musste man sich für die Sehenswürdigkeiten in Beijing (Verbotene Stadt,
Himmelstempel) selbst, da wir von den Studentinnen begleitet wurden, die teilweise selbst
noch nicht dort waren. Für den Ausflug zur Chinesischen Mauer und zum Sommerpalast
bekamen wir einen englischsprachigen Guide, die uns viel über die Sehenswürdigkeiten
sowie die chinesische Geschichte vermittelte.
Außeruniversitäres:
Essen:
Man konnte alle Speisen in der Universitäts-Mensa einnehmen. Mittags und abends
konnte man sich etwas vom Buffet aussuchen und mit seiner Prepaid-Karte
bezahlen. Das Essen dort war sehr billig (2-6 RMB) und schmeckte meist auch recht
gut. Zum Frühstück gab es auch ein kleines Buffet - Reissuppe, Hirsesuppe,
gekochte Eier, Teigstangen - mochte nicht jeder und war den meisten auch zu früh.
Mein Favorit zu allen Tageszeiten war übrigens die Obstfrau - eine ältere Dame, die
am Unigelände Obst zu sehr günstigen Preisen verkauft und einem nebenher
versucht, die Zahlen auf chinesisch beizubringen. Leider verschwand sie mit Öffnung
des Uni-Supermarktes 2 Wochen vor chinesischem Unibeginn in den Kopierraum.
Zu besonderen Anlässen (oder auch wenn wir keine Lust auf Mensa hatten) gingen
wir in das Dumpling-Restaurant um die Ecke oder in das Restaurant im 3. Stock am
Campus. (Die chinesischen Studenten wissen, was gemeint ist, wenn man danach
fragt.)
Gesellschaftliches:
Alle Österreicher waren im gleichen Hotel untergebracht - wo wir abends auch meist
zusammensaßen und uns unterhielten, gemeinsam Filme ansahen und eine gute
Zeit hatten. Ausgehen in China ist anders – die Chinesen gehen früher los und
bevorzugen eher Karaokeparties. Aber es gibt auch eine große Auswahl an Clubs
und Bars in Peking.
Praktisches:
Visum: Der Einfachheit halber haben wir ein Touristenvisum genommen - was auch
vollends ausreichte.
Flug: früh buchen & Preise gut vergleichen. Mit etwas Glück buchten wir Anfang
März einen Flug um 550 Euro hin- und retour ohne Umsteigen mit Hainan Airlines.
Leider dürfte das ein einmaliges Angebot gewesen sein, da die Verbindung ZürichBeijing bei Hainan neu eingeführt wurde. Wir haben aber auch einige Flüge in der
selben Preiskategorie mit 1x Umsteigen und jeweils 3-4h Aufenthalt gesehen.
Versicherung: Ich hatte eine Reiseversicherung über die Uniqa. Es bestünde auch
die Möglichkeit, einer Studiums-Auslands-Versicherung, die aber nur gilt, solange
man an der ausländischen Uni ist. Nachdem ich anschließend aber noch fast 4
Wochen durch China gereist bin und die Reiseversicherung ab Hinflug bezahlt
werden muss, wurde es dann die Reiseversicherung.
Internet: gibts im Hotel (Kabel, kein WLAN, kostet extra), 30-min-Gratis-Internet im
McDonalds, oder auch am Handy über die Prepaid-Karte (hatte ich selbst nicht - ist
aber auch für Busverbindungen, google-maps und Übersetzungen praktisch!)
Mitnehmen / Besorgen: Wäscheleine, Mückenspray, wahlweise auch Moskitonetz
(+ Klebehaken), Bild-Wörterbuch (speziell praktisch für Essensfragen), Waschmittel
(flüssig funktioniert besser mit der Hotelwaschmaschine), Prepaid-Metrocard (gilt
auch für den Bus),
Unternehmen: Fahrradfahren in Beijing (+ anderen chinesischen Orten), LamaTempel, Hutongs (!!), Weiterreisen nach Ende des Programms (!!), ev
Wochenendbesuch auf anderem Mauerteil (wir waren mit der Uni auf einem ziemlich
überfüllten Teil - gefiel mir gar nicht. Im Rahmen eines Wochenendausflugs ans
Meer waren wir dann noch auf einem fast leeren Teil - diese Erfahrung möchte ich
nicht missen!), Kochkurs (The Hutong - verhältnismäßig teuer, aber ein toller Abend),
HotPot-Essen (inkl. Nudelshow!)
Verkehr: in Beijing mit Metro + Bus, Taxi ist sehr billig, aber die Taxifahrer können
meist kein Englisch - Zettel mit Notiz (chinesische Zeichen!), wo man hinmöchte, sind
ratsam.
Weiterreisen: Anfangs überlegte ich, ob ich von Beijing aus gleich Richtung LaosKambodscha-Vietnam aufbrechen sollte, da ich keine Ahnung von China hatte und mich
abgesehen von der TCM-Famulatur auch kaum dafür interessiert hatte. Durch ein bisschen
Internet-Recherche wurde ich eines Besseren belehrt und ich entschied mich für Reisen in
China - und mit dieser Entscheidung bin ich rückblickend sehr zufrieden - es hat mir speziell
am Schluss extrem gut gefallen! Ich war die ersten 10 Tage auf den klassischen
Touristenpfaden Beijing-Pingyao-Xi’an-Luoyang-Shanghai unterwegs, anschließend 7 Tage
in der Provinz Guangxi (Yangshuo, Dragon Backbone Rice Terraces) und 7 Tage in der
Provinz Yunnan (Kunming-Lijiang-Zhongdian/Shangri-La) unterwegs. Gerne hätte ich noch
die Provinz Sichuan erkundet - und viele weitere Ecken von Yunnan - leider fehlte die Zeit.
Flüge innerhalb Chinas sind billiger je früher man sie bucht – je nach Entfernung kosten sie
in etwa 70-120 Euro. Zugfahren ist billig und daher sehr gefragt. Tickets sind für die meisten
Züge 10 Tage im Voraus buchbar (Pass mitnehmen!) - bei Nachtzügen sind die Hardsleeper
auf gefragten Strecken teilweise binnen 2 Stunden ausverkauft gewesen - eine Nacht auf
den Hardseat-Plätzen lässt sich aushalten, ist aber nicht angenehm. Stehplätze gibt’s
übrigens auch - haben wir nicht ausprobiert. Auf manchen Strecken sind die LangstreckenBusse schneller als der Zug - Nachfragen lohnt sich.
Für Fragen zur TCM-Famulatur oder auch zum Weiterreisen könnt ihr mich gerne
anschreiben: [email protected]

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