Definition " Was ist eine Schizophrenie ?" Ursachen einer

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Definition " Was ist eine Schizophrenie ?" Ursachen einer
Definition " Was ist eine Schizophrenie ?"
Unter einer Schizophrenie versteht man eine " Spaltung der Seele ". Viele Menschen
behaupten, dass es sich um eine Spaltung der Persönlichkeit handelt und dass die
schizophrenen Menschen eine "reale Wirklichkeit" und eine "zweite Wirklichkeit"
erleben. Die Schizophrenie gehört zu der Gruppe der endogenen Psychosen ( im
ICD - 10 unter F 20 - 29 zu finden ). Es gibt viele unterschiedliche Symptome, die
unterschiedlich verlaufen. Die Ursachen sind weitesgehend ungeklärt.
Ursachen einer Schizophrenie
Man geht davon aus, dass es mehrere unterschiedliche Faktoren gibt, die eine
Schizophrenie auslösen. Dazu gehören biologische, psychogene und sonstige
Faktoren.
Biologische Faktoren
Die Genetik ( = Vererbung ) spielt eine wichtige Rolle. Die Erbfaktoren haben einen
großen Einfluss, können aber nicht alleine für die Entstehung verantwortlich gemacht
werden, genauso wie eine Schädigung der 3. Hirnkammer oder einer übermäßigen
Produktion von Neurotransmittern ( = des Botenstoffs Dopamin ).
Psychogene Faktoren
Psychogene Einflüsse sind mitverantwortlich für die Entstehung einer Schizophrenie.
Z.B. die individuelle Eigenart des Betroffenen, belastene Lebensereignisse, das
Familienklima und Rollenprobleme können eine Schizophrenie auslösen, sind aber
keine alleinwirkenden , ursächlichen Faktoren. Dokumentationen haben gezeigt,
dass die Krankheit im Krieg nicht häufiger auftritt.
Sonstige Faktoren
Jahreszeitliche Faktoren und der Einfluss der Sozialschicht können eine
Schizophrenie auslösen. Belastende und auch entlastende Lebensereignisse ( " life
events " ) sind auch mitauslösend.
Symptome einer Schizophrenie
Ein Schweizer Psychiater teielte die Symptome in Basis - und Akzessorische ( =
zusätzliche ) Symptome. Diese treten nicht unbedingt alle zusammen auf in manchen
Fällen tretten auch nur einige Merkmale auf. Es gibt drei Basissymptome ( formale
Denkstörung, Störungen der Affektivität, Ich - Störungen ) und drei hauptsächliche
Zusatzsymptome ( Wahn, Halluzinationen, katatone Symptome ).
Formale Denkstörungen
Formale Denkstörungen zeichnen sich dadurch aus, dass das Denken zerfahren und
zusammenhangslos ist. Im Gespräch ist kein roter Faden erkennbar. Auf gestellte
Fragen werden inhaltlich keine dazu passenden Antworten gegeben oder mitten im
Gespräch wird der Gedanke unterbrochen, was der Betroffene z.B. als "
Gedankenabriss " oder " Gedankenentzug " erlebt.
Störungen der Affektivität
Sie zeichnen sich dadurch aus, dass der emotionale Kontakt zu anderen reduziert ist
und Gefühlsäußerungen nicht zu dem gerade gesagten passen. Auch können
mehrere Gefühlszustände nebeneinander bestehen, z.B. kann ein schizophrener
Mensch lieben und hassen zugleich oder es entstehen Gefühlseinbrüche.
Ich – Störungen
Es gibt keine klaren Grenzen zwischen Ich und der Umwelt. Gedanken und Gefühle
können als fremd erlebt werden. Der Schizophrene empfindet dieses als von außen (
!! ) gemacht im Sinne von z.B. Hypnose oder Beeinflussung durch Fremde. Zudem
kann die Person empfinden, dass eigene Gedanken sich ausbreiten, mitgehört oder
entzogen werden. Auch kann er zwei Personen gleichzeitig sein. Er kann sich von
der realen Welt abkapseln bis hin zum Autismus.
Wahn
Wahn kann als Wahneinfall ( ohne Bezug auf äußere Wahrnehmung ) oder als
Wahnwahrnehmung ( mit Bezug auf die äußere Wahrnehmung ) geäußert werden.
Dazu gehören z. B. Beeinträchtigungswahn, Verfolgungswahn, Vergiftungswahn,
Liebeswahn oder Eifersuchtswahn. Die schizophrenen Wahngedanken haben oft
etwas Bizarres oder einen magisch - mystischen Charakter und sind oft uneinfühlbar.
Halluzinationen
Akustische Halluzinationen in Form von Stimmen hören treten häufig auf. Dabei hört
der Erkrankte Stimmen die ihn beschimpfen, ansprechen und ihm Befehle geben (
imperative Stimmen ), sich untereinander über ihn unterhalten ( dialogisierende
Stimmen ) oder sein Verhalten kommentieren ( kommentierende Stimmen ). Auch
können Körper-, Geruchs-, Geschmacks- und optische Halluzinationen auftreten.
Katatone Symptome
Dazu gehören Störungen der Motorik und des Antriebs. Die Pat. zeigen einen
Mangel an Initiative, Interesse und Energie. Diese reichen von einer Starre ( Stupor )
bis zu einer motorischen Unruhe ( Erregungszustand ).
Diagnose
Die Diagnose Schizophrenie wird aufgrund von Symptomen und des Verlaufs
gestellt. Die Diagnose Schizophrenie erfordert mindestens ein eindeutiges Symptom
der Gruppe 1 - 4 oder mindestens zwei Symptome der Gruppe 5 - 8. Diese
Symptome müssen mindestens einen Monat bestanden haben.
Gruppe 1 bis 4
1.
Gedankenlautwerden, - entzug
2.
Kontroll - und Beeinflussungswahn, Wahnwahrnehmungen
3.
Dialogische oder kommentierende Stimmen,
Stimmen aus einem Körperteil
4.
Bizarrer, völlig " unrealistischer Wahn"
Gruppe 5 bis 8
5.
6.
7.
8.
sonstige anhaltende Halluzinationenen jeder Sinnesmodalität begleitet von
Wahn oder überwertigen Ideen
6. Gedankenabriss, Zerfahrenheit, Danebenreden, Neologismen
Wortneuschöpfungen )
katatone Symptome
Symptome wie Apathie ( mangelnde Gefühlsansprechbarkeit ),
Teilnahmslosigkeit, Sprachverarmung, inadäquate Affekte gefolgt von
sozialem Rückzug
Unterformen der Schizophrenie
Es gibt keine strenge Trennung der einzelnen Formen und das Auftreten mehrerer
Unterformen in einem Krankheitsverlauf ist möglich
Hebephrenie ( F 20.1 )
Hebephrenie ist eine im Jugendalter ( 15 bis 20 Jahre ) beginnende Verlaufsform mit
Denkzerfahrenheit, Antriebsverarmung und Gemütsverödung. Die Jugendlichen
ziehen sich dabei von Freunden und Familien zurück und geraten in Wahnsysteme.
Paranoid halluzinatorische Schizophrenie ( F 20.0)
Die paranoide ( wahnbildende ) Schizophrenie ist eine ab dem 35. Lebensjahr
auftretende Form. Es herrschen Wahnideen vor, die häufig das einzig fassbare
Symptom bleiben und zu ganzen Wahnsystemen aufgebaut werden . Es kommen
auch Halluzinationen vor. In diesemr Form bleibt die Persönlichkeit oft erhalten. Der
Wahn wird jedoch nie aufgegeben. Je nach Inhalt unterscheidet man z.B.
Verfolgungs- , Größen-, Eifersuchts- und Liebeswahn. Nicht selten kommt zu einem
schleichenden, oft von der Umgebung kaum bemerkten Persönlichkeitsverfall.
katatone Formen ( F 20.2 )
Katatone ( Spannungsirresein ) Formen beginnen um das 25. Lebensjahr mit akuten
Erregungs- oder Spannungszuständen und verlaufen in Schüben mit fast
symptomfreien Intervallen. Sie hat die besten Heilungsaussichten, weil die Störungen
sich rasch zurückbilden können, doch verschlechtern sich die Aussichten mit jedem
Schub.
Schizophrenia simplex ( F 20.6 )
Diese Form ist selten und nur mit einer großen Unsicherheit zu diagnostizieren.
Dabei handelt es sich um eine symptomare Form, vor allem fehlen Symptome wie
Halluziantionen und Wahn. Menschen mit einer Schizophrenia simplex haben
vorwiegend Antriebsdefizite und einen mangel an Aktivität,Vitalität und Initiative.
Residualtyp
Der Residualtyp tritt nach Ablauf einer oder mehrerer akuter Psychosen auf, das
heißt, es handelt sich um ein chronisches Stadium. Charakteristisch sind Symptome
wie verminderte Aktivität, Affektverflachung, Antriebslosigkeit,
Kommunikationsmangel, sozialer Rückzug und mangelnde Körperpflege.
Verlauf schizophrener Psychosen
Eine Schizophrenie verläuft schubweise. Jeder Schub kann Defekte in Form von
Persönlichkeitsveränderungen und Intelligenzabbau mit sich führen. Diese
Veränderungen ziegen sich meist ab dem 3. Schub. In Ausnahmefällen gibt es
Schübe, die keine Veränderungen verursachen. Hierbei spricht man von einer
schizophrenen Episode. Nach Studien lässt sich beobachten, dass ein akuter
Krankheitsbeginn in 5 - 15 % zu einer Demenz führt, ein schleichender
Krankheitsbeginn bei 10 - 20 % der Betroffenen. Der periodische Verlauf führt in 30 40 % zu einem Intelligenzabbau, in 25 - 35 % zu einer Heilung. In den ersten zwei
Jahren kann man noch auf eine Spontanremission ( Remission = vorübergehendes
Nachlassen chronifizierter Krankheitszeichen, jedoch ohne Erreichung einer
Genesung ) hoffen, nach 5 - jähriger ununterbrochener Krankheitsdauer sind
praktisch keine Remissionen mehr zu erwarten. Die besten Chancen auf Heilung
haben die katatonen Formen, die schlechtesten die hebephrenen, während bei den
paranoiden die Aussichten auf Heilung ihrer Wahnstellungen gering sind. Wenn
Persönlichkeitsveränderungen und Intelligenzabbau ausbleiben, kann der
schizophrene Mensch häufig wieder in sein " altes Leben " integriert werden.
Während einer akuten Erkrankung kann es zu suizidalen Krisen kommen.
Rehabilitation einer Schizophrenie
Medikamentöse Behandlung
Da die Ursache einer Schizophrenie weitgehend unbekannt ist, ist auch eine
allgemeine Behandlung der Krankheit nicht möglich. Oft werden Neuroleptika
eingesetzt, die ganz verschiedenen chemischen Gruppen angehören und nach
Verabreichung eine allgemeine Beruhigung ohne wesentliche Beeinträchtigungen
des Wachbewusstseins bewirken. Bei der Wirkungsweise lassen sich drei
Komponenten unterscheiden :
Beruhigung
Neuroleptika haben eine dämpfende Wirkung, die zur allgemeinen Beruhigung und
zur Unterdrückung von Erregungungs - und Spannungszuständen dient.
Extrapyramidal motorische Wirkung
Die Wirkung zeigt sich v.a. im Auftreten eines symptomatischen " Parkinson Syndroms " mit Tremor, Speichelfluss und Amimie.Treten diese Erscheinungen
lassen sich durch Antiparkinsonmittel bekämpfen. Häufig werden diese
prophylaktisch mit den Neuroleptika verabreicht.
Vegetative Wirkung
Ein Großteil der Neuroleptika führt zu einer Senkung des Blutdrucks,
Pulsveränderungen, Schwitzen, Schwindel, Gewichtszunahme und Magen - Darm Störungen. Auch diese Erscheinungen kann man als Nebenwirkungen einschätzen.
Man kann ihnen durch prophylaktische Verabreichung entsprechender Medikamente
begegnen.
Ergotherapeutische Behandlung
Die ergotherapeutische Behandlung kommt in der Regel in der akuten und in der
Residualphase zur Anwendung. Die ET bietet dem Patienten in der Akutphase ein
wichtiges Handlungsspektrum zur Bewältigung der psychomotorischen
Veränderungen, zur Gestaltung von Ausdrucksmöglichkeiten für das nicht zu
verbalisierende Selbsterleben, zur Verringerung von Denkstörungen durch reale
Außenreize beim konkreten Handeln und zum Erleben von Möglichkeiten zur
Spannungsregulation bei ansonsten vorherrschender Anspannung durch Angst und
Erregung. In der Residualphase begleitet die ET die Patienten bei der Anpassung an
alle Lebensbereiche, die oft vom Patienten Veränderungen und Neuorientierung
verlangen.
Prinzipien zum Umgang mit
schizophrenen Patienten
Übersichtlicher Arbeitsplatz, klare Informationen und Anweisungen, einfache
Beziehung, Feedback auf Konkretes beziehen, eigenes Verhalten und Vorgehen
erklären, klare Regeln und Grenzen, Vereinbarungen treffen, Bedüfnisse und
Wünsche miteinbeziehen, Nähe - und Distanzbedüfnis beachten, eher geschlossene
Aufgaben, weniger gefühlsbetonte Themen, eher strukturgebende Materialien und
Techniken verwenden
Ergotherpeutische Haltung
ET's sind sich bei ihrer Arbeit mit schizophrenen Menschen darüber bewußt, dass
diese in erheblichen Funktionen zur Wahrnehmung ihrer eigenen Person und der
Außenwelt irritiert und oft verunsichert oder wahnhaft eingeschränkt sind. Dabei liegt
keine Beeinträchtigung der Bewußtseinsklarheit und der Intellektualität vor.
Grundlegende Prinzipien in der Haltung sind Reduktion von Komplexität, Vermeidung
von chaotischen und emotional aufgeladenen, konfrontierenden Situationen. Respekt
vor den Bewältigungsstrategien des Patienten und Wertschätzung in Bezug auf
andere Verhaltensweisen erlauben dem Patienten eher in seinem Verhalten zu
variieren und neue Handlungsstrategien auszuprobieren. Wichtig ist, dass die ET mit
dem Patienten das Maß der Stimulierung ausmacht, da sowohl Über- als auch
Unterforderung ungünstig für die Krankheitsentwicklung sind.
Ziel der Behandlung
Das Ziel ist eine Erweiterung der Handlungsfähigkeit zu erreichen.