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Gerhard Jäger Folie 1 Sprache zwischen Logik und Mathematik Kognitionswissenschaftlicher Hintergrund • Modellierung des linguistischen Berechnungssystems“ als Deduktion – Slogan: Kogni” ” tion ist Berechnung“ Technischer Hintergrund • Übertragung beweistheoretischer Techniken aus der Logik bzw. Informatik in die Computerlinguistik • Multi-lingualer“ Ansatz; lexikalisch getriebene Sprachverarbeitung; Elimination sprach” spezifischer Grammatikkomponenten Universität Potsdam 19. 4. 2000 Gerhard Jäger Folie 2 Zentrale Fragen • Was sind die Konstanten des grammatischen Schließens? ; Uniformität der Form-Bedeutungs-Beziehung für natürliche Sprache allgemein • Wie kann die Konzeption von grammatischen Konstanten mit der Verschiedenheit natürlicher Sprachen vereinbart werden? ; strukturelle Variation in der Realisierung der Form-Bedeutungs-Beziehung Universität Potsdam 19. 4. 2000 Gerhard Jäger Folie 3 Schlüsselbegriff: Parsing-as-deduction“ ” Frage: Ist die Wortsequenz w1 · · · wn ein wohlgeformter Ausdruck von Typ B?“ ” Beweisansatz: Angenommen die Wortart (aufgefasst als logische Formel) von wi ist Ai . Ist die ” Konklusion B aus den Annnahmen A1 , . . . , An ableitbar?“ Fragen: w1 .. . ··· wn ... A1 ··· An | {z Γ } ` B • Was ist die grammatische Formelsprache (d.h. die Konstanten des grammatischen Schließens)? • Was sind die Schlussregeln des grammatischen Inferenzsystems? ◦ Logische Komponente ◦ Strukturelle Komponente Universität Potsdam 19. 4. 2000 Gerhard Jäger Folie 4 Beweis“ als Bedeutung“ ” ” w1 .. . ··· wn .. . x1 : A1 ··· xn : An | {z Γ } ` t:B Die Grammatik-Logik als Programmiersprache: lies den Beweis der Ableitung A1 , . . . , An ` B als Instruktion“ für die Konstruktion einer Bedeutung t mit x1 , . . . , xn als lexikalischen Prämissen ” Fragen • Wie korrespondieren die Regeln der grammatischen Beweisführung mit den semantischen Konstruktionsschritten? • Welche Interaktion zwischen ◦ der lexikalischen Bedeutung der Hypothesen wi und ◦ der dynamischen“ Bedeutung, die im Beweisprozess aufgebaut wird? ” Universität Potsdam 19. 4. 2000 Gerhard Jäger Folie 5 Konvergenzen • Lineare Logik (Girard 1987) ; Aufspaltung“ logischer Konstanten: ” logischer Kern + strukturelle Komponente ◦ Logik der Produktion und Konsumption von endlichen Ressourcen ◦ Konnektoren für explizite Kontrolle über die Häufigkeit der logischen Materialien • Kategorialgrammatik (Lambek 1958, 1961) ; links- und rechtsgerichtete Implikation ◦ Logik der strukturierten grammatischen Ressourcen ◦ Logische Konstanten für Kontrolle über den strukturellen Gebrauch des grammatischen Materials Universität Potsdam 19. 4. 2000 Gerhard Jäger Folie 6 Logische Konnektoren und strukturelle Regeln Klassische/Intuitionistische Logik: Strukturelle Regeln • Kontraktion (C): freies Klonen“ von Prämissen ” • Monotonie (W): Wegwerfen von Annahmen Γ⇒B Γ, A ⇒ B W Γ, A, A ⇒ B Γ, A ⇒ B C Logische Regeln: Welche Variante der Konjunktion ist besser? • Kontext-sensitive Variante“: ” Γ⇒B Γ⇒A Γ⇒A∧B • Kontext-freie“ Variante: ” Γ⇒A Γ, Ai ⇒ C ∧R ∆⇒B Γ, A1 ∧ A2 ⇒ C ∧R 0 ∧L, i ∈ {1, 2} Γ, A, B ⇒ C ∧L0 Γ, ∆ ⇒ A ∧ B Γ, A ∧ B ⇒ C • Mit Monotonie und Kontraktion sind beide Varianten auseinander ableitbar Universität Potsdam 19. 4. 2000 Gerhard Jäger Folie 7 Lineare Logik: Aufspaltung“ von Konnektoren ” Kontraktion und Monotonie sind keine generellen Regeln der Linearen Logik, daher zwei lineare Konjunktionen: • kontext-frei“; multiplikativer Tensor: Ressourcenkomposition ” Γ⇒A ∆⇒B Γ, A, B ⇒ C ⊗R ⊗L Γ, ∆ ⇒ A ⊗ B Γ, A ⊗ B ⇒ C • kontext-sensitive“; additive Konjunktion: ” Γ, Ai ⇒ C Γ⇒A Γ⇒B uL, i ∈ {1, 2} uR Γ, A1 u A2 ⇒ C Γ⇒AuB Universität Potsdam 19. 4. 2000 Gerhard Jäger Folie 8 Rückgewinnung verlorener Expressivität • Kontraktion/Monotonie werden in kontrollierter Form eingeführt: logische Konstante !“ ( Bang“, Modaloperator): ” ” ◦ Logische Regeln: Γ, A ⇒ B !Γ ⇒ A !L !R Γ, !A ⇒ B !Γ ⇒!A ◦ strukturelle Regeln: Γ⇒B Γ, !A, !A ⇒ B !W !C Γ, !A ⇒ B Γ, !A ⇒ B • Kommunikation zwischen den Spaltprodukt“-Konnektoren ⊗ und u via !“: ” ” !A⊗!B ⇔!(A u B) Universität Potsdam 19. 4. 2000 Gerhard Jäger Folie 9 Grammatik als Ressourcenlogik Lokale Abhängigkeiten. grammatische Unvollständigkeit“, vgl. ” Zu wenig! *the Mad Hatter offered the Mad Hatter offered Alice a cup of tea Zu viel! *the Cheshire Cat grinned Alice a cup of tea the Cheshire Cat grinned Nicht-lokale Abhängigkeiten. Bewegung“ über beliebig lange Distanzen ” the tarts which the Hatter offered the March Hare the tarts which Alice thought the Hatter offered the March Hare the tarts which the Dormouse said Alice thought Universität Potsdam 19. 4. 2000