Begrüßung und Festrede zur Verabschiedung der 11. Abiturientia

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Begrüßung und Festrede zur Verabschiedung der 11. Abiturientia
Begrüßung und Festrede
zur Verabschiedung der 11. Abiturientia am 16.03.2006
von Christoph Weigeldt, stellv. Schulleiter am Elisabeth-Gymnasium Halle
Liebe Abiturientinnen, liebe Abiturienten!
Sehr geehrte Eltern und Angehörige!
Sehr geehrter Herr Kuhne, als unser langjähriger Prüfungsvorsitzender!
Liebe Kolleginnen und Kollegen!
Liebe Gäste!
Lieber Herr Quecke, Sie darf ich in dreifacher Funktion begrüßen: Erstens als Vater, also als
Privatmann, eine Funktion, die Sie ans Ende dieser Begrüßung stellt und die Sie dieses Jahr
davor bewahrt hat, die Abiturientia zu verabschieden, zweitens als Stiftungsdirektor der
Edith-Stein-Schulstiftung und drittens als unseren ehemaligen Schulleiter!
Liebe Abiturienten, dieser und der morgige Tag gehören Ihnen. Sie haben mit dem Bestehen
des Abiturs einen wichtigen Lebensabschnitt abgeschlossen. Wir haben allen Grund, Ihnen
zum Abitur ganz herzlich zu gratulieren und Sie haben allen Grund zum Feiern. Wir freuen
uns, dass Sie Ihre Eltern und uns an den Festlichkeiten – zumindest an den offiziellen –
teilhaben lassen.
Mein Dank gilt auch Ihnen, liebe Eltern, die Sie Ihre Kinder über die ganze Schulzeit begleitet
haben und maßgeblich zum Schulerfolg Ihrer Kinder beigetragen haben. Sicherlich ist im
Laufe der Jahre der direkte Einfluss vieler Eltern auf ihre Kinder immer geringer geworden
und gegenläufig proportional dazu sind die Appelle immer häufiger geworden. Dieses
schmälert aber nicht Ihre Beteiligung am Erfolg Ihrer Kinder.
Natürlich möchte ich mich auch bei Ihnen, liebe Eltern, für das Vertrauen bedanken, dass Sie
uns, dem Elisabeth-Gymnasium, über all die Jahre geschenkt haben.
Mein Dank gilt natürlich auch allen Kollegen, dem Sekretariat, dem Hausmeister, der
Bibliothekarin, den Reinigungskräften und der Küche, die Sie, liebe Abiturienten, auch
tagtäglich betreut und erfolgreich bis zum heutigen Tage begleitet haben.
Ich freue mich, dass ich heute Abend alle Klassenlehrer Ihrer alten Jahrgangsstufe 5 begrüßen
kann: Frau Herting als Klassenlehrerin der damaligen 5a; Frau Beringmeier als Klassenlehrerin der 5b; Frau Fuchs, als Klassenlehrerin der 5c – sie ist extra heute Abend aus Bad
Kreuznach zu Ihrer Verabschiedung angereist – und Herrn Neumann als Klassenlehrer der 5d.
Von den 111 Schülern, die 1997 als erster Jahrgang im neuen Schulgebäude eingeschult
worden sind, erhalten heute 74 ihr Abiturzeugnis (66,7%). Die anderen Mitschüler, die heute
ebenso Ihre Abiturzeugnisse erhalten, sind später zu uns gestoßen.
Ich möchte gerne meine Begrüßung mit meiner Rede an Sie verbinden, so dass meine beiden
Programmpunkte an dieser Stelle zusammenfließen. (Im ersten Teil werde ich von meinen
ganz persönlichen Erfahrungen mit Ihnen berichten. Im zweiten Teil möchte ich eine ganz
aktuelle Problematik beleuchten, ehe ich abschließend wieder den Bogen zur Schule und
Ihnen, liebe Abiturienten, schlagen werde. Für knapp zwanzig Minuten möchte ich Sie heute
Abend zum letzten Mal um Ihre Aufmerksamkeit bitten.)
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Nachdem ich Ihnen zugesagt hatte, heute Abend zu Ihnen zu sprechen, habe ich mich mehr
als einmal gefragt, was ich Ihnen denn noch Neues erzählen kann, nachdem Sie mir über die
Jahre bereits so viel im Unterricht zuhören mussten. Seit der 5. Klasse durfte ich zu meiner
Freude durchgehend in Ihrem Jahrgang unterrichten. Ich fing in der Klasse 5 a und c mit
Geographie an, später unterrichte ich in verschiedenen Klassen Biologie, Geographie und
Sport. In der Kursstufe leitete ich einen Biologie-, einen Geographie- und den Ruderkurs.
In der Jahrgangsstufe 10 haben wir in einer Kombination aus Paddeln und Klettern den ersten
Grenzgang gemeinsam bestritten. Viele Bilder dieser Tour durch die sächsische Schweiz sind
unvergesslich in meinem Kopf abgespeichert: das Boofen; das Schluchtenhangeln; die
Höhlentour, wo Ihr Helden mutig Frau Grave vorgeschickt habt; das Kochen über dem Lagerfeuer; die Naturtoilette; das Duschen mit dem Gartenschlauch beim Bauern aber auch die
abendlichen Reflexionsrunden. Insbesondere die sonst eher ruhigen Mädchen entwickelten
bei einigen Aktionen mehr Mumm als die Jungen.
Als Sextaner tollten Sie viel im neu errichteten Garten der Sinne herum, als Abiturienten
planten Sie innerhalb der letzten Projektwoche die Neugestaltung dieses Gartens. Mittlerweile
ist die Neugestaltung abgeschlossen – die neuen Sextaner werden es Ihnen danken.
Leider konnte die farbige Gestaltung einiger Elemente des Schulhofes nicht mehr realisiert
werden. Aber ich hoffe, dass Sie mit ihrem Vorstoß nachfolgende Schülergruppen angeregt
haben, die weitere Schulhofgestaltung in Angriff zu nehmen.
Sie haben auch die Tradition der politischen Podiumsdiskussionen an unserer Schule fortgesetzt. Mit den Diskussionsrunden haben Sie maßgeblich das politische Interesse und
Verständnis Ihrer Mitschüler geweckt und gefördert. Die letzte – organisiert von
nachrückenden Schülern – hat gerade am Montag in Vorbereitung auf die Landtagswahlen
stattgefunden. Sie sehen, dass diese gute Tradition von Ihnen erfolgreich weitergegeben
worden ist.
Nicht verschweigen darf ich, dass einige von Ihnen leider auch regelmäßige Gäste in der
Raucherecke waren – und dies nicht erst seit der 10. Klasse.
Die Pausen sind überhaupt für Sie sehr wichtig gewesen. In Ihrem Abiturlied feiern Sie vor
allen Dingen den „Vertretungsplan“ und die „freien Stunden“. Intuitiv, und das zeichnet Sie
aus, haben Sie die besondere Bedeutung der Pausen erkannt und hoffentlich genutzt, in einer
Zeit, in der – leider auch in der Schule – (Bildungs-) Prozesse in einem atemberaubenden
Tempo ablaufen müssen.1 Sie vermuten jetzt zum Ende Ihrer Schulzeit ganz richtig, dass
letztendlich die Unterrichtsstunden nur das schmückende Beiwerk in der Schule sind, um die
Pausen zu schaffen. Keine Sorgen, es versteht sich aber von selbst, dass die Pausen umso
lohnender sind desto besser die Unterrichtsstunden sind. Für die Schule müssen wir
festhalten, dass wir „dem Lernen [mehr] Zeit geben“2 müssen.
Durch all die gemeinsamen Jahre habe ich viele von Ihnen sehr gut kennen gelernt. Vielleicht
besser als dem einen oder anderen lieb ist. Ihnen wird es sicherlich nicht anders gehen. Auch
Sie haben mich im Laufe der Jahre mit meinen Stärken und Schwächen sehr gut kennen
gelernt. Aber ich habe immer das Gefühl gehabt, dass wir uns gegenseitig mit all unseren
Eigenarten respektieren und achten. Diesen Punkt schätze ich sehr und erachte ihn für eine
ganz wichtige Haltung an unserer Schule.
Mir fällt es schwer, etwas ganz typisch Gemeinsames für Ihren Jahrgang zu entdecken. Dies
ist auch gar nicht erforderlich, zumal eine Reihe von Ihnen durch besondere Begabungen und
weitere durch besonderes Engagement aufgefallen sind.
Nennen möchte ich hervorragende schulische Leistungen: 18 Schüler haben einen Abiturdurchschnitt von 1,5 und besser, zwei sogar einen Schnitt von 1,0. Andere Schüler haben das
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Ziel Abitur nur mit Mühen oder leider gar nicht erreicht. Das heißt aber nicht, dass sie sich
nicht genauso angestrengt hätten. Einige von Ihnen haben durch hervorragende sportliche
Leistungen, musikalische Darbietungen oder Erfolgen im naturwissenschaftlichen Bereich
überzeugt. Auch ist eine ehemalige Schülersprecherin unter Ihnen und eine ganze Gruppe von
Ihnen verkörpert die zweite Leitergeneration der KSJ. Ich denke aber auch an die, die eine
Zeit lang im Ausland eine Schule besucht haben und an die, die sich in ihren Heimatgemeinden oder bei den Schulgottesdiensten engagierten.
Als Thema für Ihre Abiturfeier und Ihre Abiturzeitung haben Sie sich die Fußball-WM
ausgesucht. Aber verzeihen Sie bitte, wenn ich die schönste Nebensache der Welt – das ist
übrigens der Unterschied zwischen Schule und Fußball: beides ist schön, dass eine aber eine
Nebensache – nicht weiter vertiefen möchte, sondern als Biologe stattdessen eine aktuelle
Problematik aufgreife, die uns und die Medien zur Zeit intensiv beschäftigt:
die Gefährdung der Menschen durch die Vogelgrippe
Ich möchte zusammenfassend einige Punkte zur Gefährdung der Menschen durch die
Vogelgrippe erläutern, um dann noch auf eine meines Erachtens nach viel größere
Herausforderung der Menschheit einzugehen, die sich hinter der Vogelgrippe verbirgt.
Die Vogelgrippe ist eine Tierseuche, d.h. eine Tierinfektionskrankheit, die durch einen
Vogelgrippevirus hervorgerufen wird. Sie wird auch als Geflügelpest bezeichnet, wobei
dieser Name irreführend ist, denn es besteht kein Zusammenhang zur der durch Bakterien
hervorgerufenen Pest, die den Menschen vorwiegend im Mittelalter heimgesucht hat.
Erst seit 1997 sind im ostasiatischen Raum Vogelgrippeepidemien durch den Virus H5N1
vermehrt ausgebrochen. Betroffen sind Nutz- und Wildvögel gewesen, vor allem
Hühnervögel sowie Enten und Gänse.
Unter einer Epidemie versteht man eine Erkrankungswelle, die stark gehäuft, aber zeitlich und
örtlich begrenzt vorkommt. Unterschieden werden muss natürlich auch zwischen einer echten
Virusgrippe und einem harmlosen grippalen Infekt, einem Erkältungsinfekt.
Im Mai 1997 stirbt erstmalig ein dreijähriger Junge auf Grund einer Infektion mit diesem
Vogelgrippevirus in Hongkong. Bis zum Jahresende erkranken weitere 17 Menschen, fünf
davon sterben an ihrer Infektion. Gleichzeitig brach die Vogelgrippe in großen Maßen auf
ostasiatischen Geflügelmärkten aus. Um eine Ausbreitung dieser Tierepidemie zu verhindern,
wurden Millionen von Zuchtvögeln getötet. Seit diesem Zeitpunkt brach die Vogelgrippe
immer wieder im ostasiatischen Raum aus und hat sich von dort weiter ausgedehnt: im
Oktober 2005 erreichte sie Europa, im Februar 2006 Deutschland.
Auch sind weitere Menschen von der Vogelgrippe betroffen gewesen und gestorben, aber sie
alle standen nachweislich immer in einem sehr engen Kontakt zu den Tieren. Daher spricht
man zu Recht weiterhin von einer Tierseuche, denn der Virus kann noch nicht von Mensch zu
Mensch übertragen werden.
Überraschend und unverständlich waren die ersten hilflosen Reaktionen von den deutschen
Behörden und der Politik, als die Vogelgrippe erstmalig auf Rügen nachgewiesen worden ist.
Unverständlich daher, weil Rügen als ein Hauptdrehkreuz im Vogelzug prädestiniert gewesen
war für das Auftreten der Vogelgrippe, nachdem sie einmal Europa erreicht hatte. Zudem
haben auch die WHO und die Wissenschaftler bereits seit 1997 massiv vor einer Ausbreitung
der Vogelgrippe und ein Überspringen auf den Menschen gewarnt.
Hier wäre eine engere Zusammenarbeit zwischen Politik und Wissenschaft wünschenswert
und erforderlich gewesen. Wissenschaftliche Erkenntnisse müssen stärker in politische
Entscheidungen einfließen. Zu Recht fordert der Wirtschaftsnobelpreisträger Joseph Stiglitz,
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dass sich Politiker „bei ihren Debatten von wissenschaftlicher Rationalität leiten lassen und
sich an solide Fakten und empirische Befunde halten“3.
Was müsste aber erfolgen, dass der aktuelle Vogelgrippevirus nicht nur die Vogelwelt
sondern auch den Menschen bedroht und eine so genannte Pandemie, also eine globale
Epidemie, ausbrechen könnte?
Der Virus muss sich an menschliche Zellen anpassen, so dass er von Mensch zu Mensch
übertragen werden kann. Diese Anpassung der äußerst wandlungsfähigen Grippeviren kann
auf zwei Wegen erfolgen: Erstens durch zufällige Mutationen der Viren und zweitens durch
Vermischung des Erbguts von Vogelgrippeviren und menschlichen Grippeviren. Dies kann
erfolgen, wenn ein Mensch oder ein Tier gleichzeitig mit beiden Virenstämmen infiziert ist.
Im Voraus kann kein Wissenschaftler sagen, wann und wo sich ein solcher, sehr infektiöser
Virusstamm bilden kann.
Auch wenn es für den Fall einer Grippepandemie schreckliche Szenarien gibt, sind die
Menschen auf Grund von wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen so gut wie
noch nie darauf vorbereitet. Innerhalb von vier Monaten nach Auftreten der ersten Infektionen
soll es möglich sein, einen Impfstoff zur Verfügung zu stellen.
Dies ist im Vergleich dazu beim AIDS-Virus auch nach Jahrzehnten noch nicht möglich.
Aber genauso wie bei AIDS würden bei einer Grippepandemie besonders die armen
Bevölkerungsteile in den Entwicklungsländern am stärksten betroffen sein, da sie nicht
oder kaum vom wissenschaftlichen und medizinischen Fortschritt profitieren. Wie AIDS
kennt auch die Vogelgrippe keine Grenzen, auch sie ist ein Problem aller Menschen
in „Einer Welt“.
Zu Beginn dieser Ausführungen sagte ich, dass sich hinter der Vogelgrippe eine noch viel
größere Herausforderung für die Menschheit verbirgt, obwohl die Wissenschaft nicht daran
zweifelt, dass der Vogelgrippevirus zu irgendeinem Zeitpunkt auf den Menschen
überspringen wird.
Welche Herausforderung ist dies?
Nachweislich sind die meisten für den Menschen bedrohlichen Infektionskrankheiten irgendwann von Tier auf Mensch übergesprungen. In der Fachsprache wird von so genannten
Zoonosen gesprochen, also Tierkrankheiten, die auf den Menschen übertragen werden
können. Als Trend lässt sich festhalten, dass in jüngerer Vergangenheit immer mehr solcher
Zoonosen für den Menschen gefährlich geworden sind. Zu diesen neuen Infektionskrankheiten gehören z. B. das Marburg-Fieber, der größte Ausbruch war in Angola (2004), SARS
(schweres akutes Atemnotsyndrom, 2003), die Vogelgrippe (1997), HIV/AIDS (1983) sowie
die Legionärskrankheit und das Ebola-Fieber (1977). Aber auch BSE, der Rinderwahnsinn,
gehört in diese Reihe. Die entscheidende Frage, die sich nun noch stellt, lautet:
Wieso befallen immer häufiger tierische Krankheitserreger auch den Menschen?
Der britische Zoologe Mark Woolhouse hat auf einem Symposium über Zoonosen im vergangen Monat 10 wichtige Ursachen4 herausgearbeitet, die ich hier kurz aufführen möchte.
1.
Änderung bei Landnutzung und landwirtschaftlichen Techniken (z. B. die
industrielle Tierproduktion)
4
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
Demographische und gesellschaftliche Veränderungen (z. B. die
Bevölkerungsexplosion und die zunehmende Bevölkerungsdichte)
Schlechte Gesundheitsbedingungen (ausgelöst z. B. durch Unterernährung und
AIDS)
Antibiotika, Desinfektion und Immunsuppression in Krankenhäusern (ein Problem
in allen modernen Krankenhäusern)
Natürliche Evolution der Krankheitserreger
Kontamination von Trinkwasser und Nahrungsmittel (mehr als eine Milliarde
Menschen hat z. B. keinen Zugang zu sauberen Trinkwasser)
(der zunehmende) Reiseverkehr
Versagen von Gesundheitsprogrammen
(der zunehmende) Internationale Handel
und der Klimawandel (tropische Infektionskrankheiten breiten sich z. B. durch die
Klimaerwärmung stärker aus)
Neun der zehn Punkten haben eine Gemeinsamkeit: sie sind vom Menschen verursacht.
Die Erreger nutzen also Veränderungen in der menschlichen Ökologie, die durch den
Menschen selbst geschaffen sind. Dies dürfte den wenigsten bewusst sein. Die ursächlichen
Probleme der Vogelgrippe verweisen auf das grundsätzliche Problem unserer modernen
Zivilisation:
der Mensch verändert die Umwelt – also seinen Lebensraum – zu seinem eigenen Nachteil.
Dementsprechend dürfte es auch nicht heißen, die Gefährdung der Menschen durch die
Vogelgrippe, sondern die Gefährdung der Menschen durch den Menschen.
Länger als mit der Vogelgrippe beschäftigen sich Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und
Öffentlichkeit mit dem Klimawandel und seinen Folgen. Hintergrund hierbei ist die weltweite
Energiekrise, die auch immer wieder in der Frage „Pro und Contra Atomenergie“ endet.
Allein diese Frage verdeutlicht, dass es für die Probleme durch die unvermeidbaren, menschlichen Umweltveränderungen keine einfachen Lösungen gibt, zumal die Lösungswege häufig
ideologisch belastet sind. Die Menschen dürfen aber nicht nur die Symptome der Umweltveränderungen bekämpfen, wie also akut die drohende Gefahr durch die Vogelgrippe,
sondern müssen die Ursachen erkennen und entsprechend nachhaltig handeln, um den
Lebensraum Erde zu erhalten.
Und genau dies wird eine der wichtigsten Aufgabe Ihrer Generation sein. Wir als Schule
hatten u. a. die Pflicht, Sie auf diese Aufgabe vorzubereiten. Ich hoffe, dass uns dies im
Ansatz gelungen ist.
Durch einen problemorientierten Unterricht sollten Sie für Problemstellungen vorbereitet
werden, sollten Fakten eingebunden in Zusammenhängen vermitteln werden und so Ihr Blick
für das Ganze geöffnet werden. Wenn mit dem Compassion-Projekt Ihr Verantwortungsgefühl für sich selbst und die Mitmenschen geweckt worden ist, dann können Sie die Aufgaben der Zukunft bewältigen. Dass alle Menschen in „Einer Welt“ leben und damit auch
Verantwortung für Menschen am anderen Ende der Welt haben, ist Ihnen spätestens durch
unser Indienprojekt deutlich geworden.
Sie brauchen jetzt keine Angst zu haben, dass wir denken, Sie müssten und könnten alle
Probleme der Welt lösen. Aber Sie werden sich den Problemen stellen müssen und wie ein
Rädchen in einem Uhrwerk Ihren Beitrag erfolgreich leisten können, wenn Sie bei uns an der
Schule erfahren haben, dass wir alle in Verantwortung vor Gott und seiner Schöpfung leben.
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Liebe Abiturienten, das Abitur ist eine Zäsur im Leben zwischen Kindheit und Erwachsenenwelt und damit komme ich zum Schluss meiner Ausführungen. Die meiste Zeit Ihres
bisherigen Lebens haben Sie in und für die Schule verbracht. Mit der Schule verlassen Sie
endgültig die Kindheit, beginnen mit der Bundeswehr, dem Zivildienst oder dem Studium,
absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr, ziehen in eine eigene Wohnung, verlassen Halle,
verlassen Deutschland, werden selbstständiger und übernehmen die ganze Verantwortung für
sich selbst und für andere. Und zum Glück haben Sie keine Angst vor diesem Schritt, nein Sie
freuen sich sogar darauf. In Ihrem Abiturlied singen Sie:
„… fällt der Abschied uns nicht schwer, / fängt das Leben doch jetzt an! /
Neuen Plänen, neuen Zielen / folgen wir nach dem Abitur.“
Und so können wir uns gemeinsam mit Ihnen über „das neue Leben“ freuen.
Hierfür möchte ich Ihnen noch drei abschließende Wünsche mit auf den Weg geben.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie Ihren fröhlichen Optimismus mit eigenen Zielen und Träumen
bewahren können.
Weiterhin wünsche ich Ihnen, dass Sie die Aufgabe verspüren, die Veränderungen der
Umwelt durch den Menschen besser verstehen zu lernen sowie nachhaltiger gestalten zu
wollen, d.h. letztendlich die Schöpfung zu bewahren,
und als letzten Wunsch, dass Sie Gottes Vertrauen in Ihr Tun spüren.
1
Siehe Fritz Reheis: Zeit für Nachhaltigkeit. In: PÄDAGOGIK 12/2005, S. 35
Siehe Annemarie von der Groeben: Dem Lernen Zeit geben. In: PÄDAGOGIK 12/2005, S. 6 – 9
3
Joseph Stiglitz: Die Schatten der Globalisierung. München 2004. S. 8
4
Richard Friebe: Keime auf dem Sprung. In: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 26.02.2006
2
Quellenverzeichnis
- Christina Berndt: Die unerforschte Gefahr. In: Süddeutsche Zeitung, 02.03.2006
- Barry R. Bloom: Die Globalisierung der Krankheit. In: Spektrum der Wissenschaft 12/2005
- W. Wayt Gibbs, Christine Soares, Achim G. Schneider: Sind wir gegen eine Pandemie gewappnet. In:
Spektrum der Wissenschaft 1/2006
- FTEinf: Gesundheit – Zoonosen - Viren ohne Schranken. In: Magazin über europäische Forschung. 39/2003.
http://europa.eu.int/comm/research/rtdinfo/39/01/print_article_301-de.html, 02.03.2006
- FTEinf: Gesundheit – Zoonosen – Das Prion, sieben Jahre danach. In: Magazin über europäische Forschung.
39/2004. http://europa.eu.int/comm/research/rtdinfo/39/01/print_article_302-de.html, 02.03.2006
- Iris Hilberth: Zoonosen auf dem Vormarsch. In: Wissen.de.
http://www.wissen.de/wde/generator/wissen/services/print,page=3263294.html, 12.03.2006
- Paul Kirchhof: Der mündige Wähler. In: FAZ, 08.02.2006
- Robert Koch-Institut, Paul Ehrlich-Institut, Friedrich-Loeffler-Institut: Gemeinsame Erklärung zum Thema
Geflügelpest (Vogelgrippe) vom 20.01.2006
- Philipp Sarasin: Unsichtbare Feinde. In: Süddeutsche Zeitung, 02.03.2006
- Albert Schäfer: Tag des Gerüchts. In: FAZ, 14.02.2006
- Karin Zinkant: Da kommt noch mehr. In: Zeit online, 20.02.2006.
http://zeus.zeit.de/text/online/2006/08/aaas_vogelgrippe, 11.03.2006
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