Mit Weihnachtskonten gegen den ungezügelten Kaufrausch

Obwohl das Weihnachtskonto mit
einer geringen Verzinsung und strik-
wohl konkrete Pläne zur Maximierung
ihres langfristigen Nutzens machen,
Kate Bendrlck, Doktorandin am Lehrstuhl von
ten Regeln bezüglich der Auszahlung
diese jedoch nur bedingt einhalten
Prof. Dr. Urs Fischbacher an der Universität Konstanz
im Vergleich zu einem normalen Konto eher unattraktiv daherkommt, setzt
es dem Kunden doch eine bindende
können. Immer wieder ergeben sich
Konfliktsituationen, in denen Menschen kurzfristigen Glücksmomenten
TWI-AKTUELL
Mit Weihnachtskonten gegen
den ungezügelten Kaufrausch
«Erwachsen ist man, wenn Weihnachten keinen finanziellen Nettogewinn
mehr darstellt, sondern einen finanziellen Nettoverlust», so einer meiner
Kollegen vor Kurzem. Die meisten
Menschen akzeptieren dieses Phänomen in weihnachtlicher Vorfreude und stehen prompt vor der Frage:
Obergrenze bezüglich seiner Ausga-
verfallen und den eigentlichen Plan
ben vor dem Fest. Während ein Kre-
aus dem Auge verlieren. Weihnachts-
Kunden völlig unattraktiv sind. Denn
diese Konten bieten keine oder nur eine
ditkarteninhaber im Kaufrausch frei-
konten sind also eine verbindliche Ab-
zügig seine Ersparnisse verschleudert,
sehr geringe Verzinsung auf die eingezahlten Beträge an. Warum also gibt es
in den USA Weihnachtskonten?
wird der Inhaber eines Weihnachtskontos keinerlei Möglichkeit haben,
das eigens für Weihnachten Ersparte
mahnung mit sich selbst.
Was die Weihnachtskonten in meiner
Kein leerer Geldbeutel
auf dem Weihnachtskonto kann nur
vorzeitig zu verschleudern. Das Geld
Heimat betrifft, sind deren glorreiche
Tage vorbei. Automatische Transaktio-
nen der Einlage auf separate Konten
haben das Sparen vereinfacht. Zudem
ist die Finanzierung der Weihnachts-
Die Einführung der Christmas Club
für einen Zweck verwendet werden:
Wie können die zusätzlichen Ausgaben rund um das Weihnachtsfest finanziert werden? - In den USA, mei-
Accounts in den 20er-Jahren ging mit
der Anwerbung von Kunden aus der
für die Weihnachtseinkäufe.
neuen Mittelschicht einher. Weih-
dender Abmachungen eines Individu-
facht worden. Weihnachtskonten sind
aber nicht komplett von der Bildfläche
ner Heimat, gibt es Banken, die spezielle Konten für das Weihnachtsfest
anbieten, sogenannte Christmas Club
Accounts. Die Idee dahinter: Inhaber
eines solchen Kontos können wöchentlich oder auch monatlich kleinere Geldbeträge auf das Konto einzahlen. Rückt
das Weihnachtsfest näher, erhalten die
Kontoinhaber den angesammelten Betrag ausbezahlt, um die Weihnachtsein-
nachtskonten lockten mit einfacher
ums mit sich selbst stellte die ökono-"
mische Standardtheorie zunächst vor
verschwunden. Grosse Kaufhausketten haben inzwischen Weihnachtsc1ub-
käufe zu finanzieren. Das ungewöhnliche an diesen Weihnachtskonten ist,
dass sie aus finanzieller Sicht für die
Struktur und wenigen Anforderungen
bezüglich der Höhe der Einlagen eine
Vielzahl von Anlegern. Da sich im
Laufe der Zeit Anforderungen bezüglich Einlagehöhen generell ver-
Die Idee einer Notwendigkeit bin-
geschenke durch Kreditkarten verein-
ein Rätsel: Geld ist Geld, und ein Kon-
karten eingeführt, die nach demselben
sument wird es genau dann ausgeben,
wenn er den grössten Nutzen aus der
entsprechenden Ausgabe zieht. Die
Prinzip funktionieren. Dies zeigt, dass
Weihnachtskonten nutzen. Der auf
zu hinterfragen. Zentraler Forschungs-
den ersten Blick banale Grund: Weihnachtskonten wirkten als eine Garantie. an Weihnachten nicht mit leerem
gegenstand ist es, zu ergründen wie,
aber auch warum Menschen Schutz
vor dem eigenen Verhalten suchen. Es
auch die Problematik der Selbstdisziplin im alltäglichen Leben nicht verschwunden ist. Solange Weihnachtskonten in der Schweiz und Deutschland
nicht vorhanden sind, bleibt natürlich
die Möglichkeit, das Geld in einer Spardose zu verwahren und den Schlüssel
für 364 Tage der eigenen Schwieger-
Geldbeutel dazustehen.
stellt sich heraus, dass Menschen sehr
mutter anzuvertrauen.
stellt sich die Frage. wes-
Verhaltensökonomik hat dazu beige-
halb es immer noch Kunden gibt, die
tragen, diese grundlegende Annahme
minderte~.