Erfahrungsbericht, WS 2014/15 am University College Cork, Irland

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Erfahrungsbericht, WS 2014/15 am University College Cork, Irland
Erfahrungsbericht, WS 2014/15 am University College Cork, Irland
Entscheidungsprozess und Vorbereitungen
Die Idee, im Rahmen meines Bachelorstudiums ein Semester im Ausland verbringen zu
wollen, kam bei mir recht spontan im fünften Semester – also kurz vor Abschluss meines
Studiums – auf. Viele meiner Kommilitonen entschlossen sich, nach Abschluss des sechsten
Semesters noch ein Semester an den eigentlichen Bachelor „anzuhängen“ und dieses im
Ausland zu verbringen, wodurch ich mich inspirieren ließ. Da ich meinen Entschluss, auch
ein Erasmus-Semester verbringen zu wollen, schließlich bereits nach Ablauf der offiziellen
Bewerbungsfrist fasste, hatte ich nur noch die Möglichkeit, mich auf Restplätze zu bewerben,
die bis dato nicht vergeben waren. Trotz eingeschränkter Auswahl war es mir wichtig, in
einem Land zu studieren, dessen Landessprache Englisch ist, was die Auswahl an
Hochschulen schnell eingrenzte. So bewarb ich mich über die wirtschaftswissenschaftliche
Fakultät für einen Erasmus-Studienplatz am University College Cork (UCC) in Irland und
erhielt bereits kurze Zeit nach meiner Bewerbung eine positive Rückmeldung aus dem
Internationalen Büro der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät, dass ich auch als
Psychologie-Studentin nach Cork gehen darf.
Unterkunft
Bereits von Jena aus entschied ich mich bezüglich meiner Unterkunft für die sichere Variante
Wohnheim. Letztlich wohnte ich während meiner Zeit in Cork im Studentenwohnheim
„Copley Court“. Ich habe mich vor allem für dieses Wohnheim entschieden, da es mit 1640
Euro für das ganze Semester eines der billigsten Unterkünfte war. Jedoch ist an dieser Stelle
auch zu erwähnen, dass die Auswahl an Wohnheimzimmern für einen einsemestrigen
Aufenthalt deutlich eingeschränkt ist. Copley Court liegt zentral in unmittelbarer Nähe zum
Stadtzentrum, wobei die Nähe zum Stadtzentrum aber leider einen 30-minütigen Fußweg zum
UCC nach sich zieht. Ich entschloss mich deshalb, bereits zu Beginn meines Aufenthaltes ein
Fahrrad zu erwerben, wodurch ich es innerhalb von 10 Minuten zum Campus schaffte. Mit
dem Erwerb eines Fahrrades in Cork war jedoch ein kleines Problem verbunden: Nämlich die
Tatsache, dass Fahrradfahrer für Iren offenbar eher ungewohnte Zeitgenossen sind. Da es in
Cork nicht viele Fahrradfahrer gibt, scheinen die Iren, wenn sie beispielsweise eine Straße
überqueren, auch nicht mit einem Fahrradfahrer auf der Straße zu rechnen, was unzählige
Beinahe-Unfälle meinerseits zur Folge hatte.
Im Copley Court wohnten zum Großteil Erasmusstudenten. Meine Wohnung teilte ich mir mit
zwei niederländischen und spanischen Studentinnen.
Negative Aspekte am Copley Court waren meiner Meinung nach die extrem schlechte
Internetverbindung und die regelmäßigen, überraschenden Feueralarme zu jeder denkbaren
Tages- und Nachtzeit. Während der fast vier Monate, die ich in Cork verbrachte, erlebte ich
weit über 10 Feueralarme mit, die jedoch nie einen ernsthaften Hintergrund hatten. Obwohl
ich auch im Copley Court mit einigen Problemen zu kämpfen hatte, würde ich mich im
Nachhinein wieder dazu entscheiden, ein Wohnheimzimmer von zuhause aus zu buchen, da
ich bei einigen, auch engeren Freunden, die vor Ort auf Wohnungssuche waren, miterlebt
habe, dass dies einige Wochen, ja sogar bis zu zwei Monate in Anspruch nehmen kann und es
auch viele „schwarze Schafe“ unter den Vermietern gibt.
Studium
Dass das UCC keine Partneruniversität für Studienfach Psychologie war, stellte aus meiner
Sicht anfänglich kein großes Problem dar, da ich letztendlich nach Abschluss meines sechsten
Semesters
nach
Cork
ging
und
deshalb
nicht
auf
das
Erbringen
bestimmter
Prüfungsleistungen angewiesen war. Jedoch war dies, in Cork angekommen, schließlich doch
noch mit einigen Hürden verbunden. Zunächst einmal stellte sich nach meiner
„Immatrikulation“ in Cork heraus, dass zwar im Vertrag zwischen der Uni Jena und dem
UCC für Wirtschaftswissenschaftler keine Sprachvoraussetzungen bestehen, möchte man
jedoch am UCC Psychologie studieren, muss man offiziell mindestens über das
Englischsprachniveau B2 verfügen. Da ich das Fach Englisch in meiner Schulzeit nach der
11. Klasse abgewählt hatte, verfügte ich über diesen Sprachnachweis nicht. Nach
längerfristigem Emailverkehr mit der zuständigen Dame des International Office in Cork
wurde mir dann die Information erteilt, mit den einzelnen Professoren über meine Teilnahme
an den jeweiligen Vorlesungen zu sprechen. In Cork angekommen und dies befolgend
konnten mir die einzelnen Professoren jedoch nicht weiterhelfen, sodass ich weiterhin an
unterschiedliche andere Personen verwiesen wurde, die jedoch mein Anliegen auch nicht
wirklich bearbeiten konnten. Nach unzähligen Emails und Gesprächen konnte schließlich in
Woche drei nach Semesterbeginn endlich mein endgültiger Stundenplan fest.
Neben diesen Zuständigkeitsproblemen hatte ich noch weitere Male mit der offenbar ein
wenig chaotischen/unstrukturierten Arbeitsweise am UCC zu kämpfen. Allerdings muss man
an dieser Stelle auch erwähnen, dass am UCC genau mit diesem vergangenen Semester eine
neue Semesterorganisation eingeführt wurde, d.h. das Semester in Cork begann im Vergleich
zu den vorangegangenen Jahren einige Wochen früher (bereits Anfang September) und endete
mit den Abschlussklausuren Ende Dezember. Diese Klausuren nach Ende des Semesters, die
es in den vorangegangenen Jahren nur einmal im Jahr gab, waren somit auch einen Neuerung,
an die sich die gesamte Universität erst gewöhnen musste. So wurden beispielsweise
Essaythemen erst auf Nachfrage von Studentenseite ca. drei Wochen vor Abgabetermin
bekannt gegeben.
Letztendlich belegte ich zwei Psychologie-, zwei Sozialwissenschafts- und eine
Soziologievorlesung sowie einen non-credit Englischkurs, der weitere vier Stunden pro
Woche in Anspruch nahm. In drei dieser Module musste ich als Prüfungsleistung einen 3.000Wort-Essay verfassen, in drei Modulen schrieb ich eine Klausur. Aufgrund der relativen
Kürze des Semesters war ich mit dem Verfassen dieser drei Essays gut beschäftigt, sodass ich
den Studienaufwand während des Semesters für mich als deutlich höher als in Jena
einschätzen würde. Gegen Ende des Semesters habe ich mich sogar dazu entschieden, den
Besuch einiger Vorlesungen ausfallen zu lassen um die „gewonnene“ Zeit für das Verfassen
der Essays zu nutzen.
Alltag und Freizeit
Durch die vielen Einführungsveranstaltungen und ein umfangreiches Kennenlernprogramm
während der ersten Tage in Cork fand man sehr schnell Anschluss zu anderen Studierenden.
Darüber hinaus gibt es am UCC unzählige Clubs und Societies, bei denen wirklich kaum ein
Sport oder eine Aktivität unberücksichtigt bleibt, sodass wirklich für jeden, der sich im
Rahmen der Universität engagieren wollte, auch etwas dabei war. Darüber hinaus ist es
StudentInnen des UCC möglich, kostenfrei im Fitnessstudio „Mardyke Arena“ zu trainieren,
das auch mit einem Schwimmbad, einer Sauna und einem Dampfbad ausgestattet ist, wo man
sich nach einem harten Training entspannen kann.
Natürlich ist Irland auch landschaftlich sehr sehenswert. Ich nutzte viele meiner
Wochenenden, um ein wenig in Irland herumzureisen und habe so vor allem die Westküste
Irlands (Galway, Connemara, Cliffs of Moher, Ring of Kerry) sehr gut kennenlernen können.
Mit dem Bus kann man all diese Orte relativ preisgünstig erreichen. Jedoch gilt es an dieser
Stelle zu erwähnen, dass Irland allgemein sehr teuer ist. Sowohl die Lebensmittel als auch ein
Bier im Pub liegen deutlich über den Jenaer Preisen: So bezahlt man für ein Pint schon mal
um die sechs Euro. Dennoch ist die Atmosphäre in den typischen irischen Pubs durchgehend
super – vor allem wenn Live-Musik gespielt wird.
Auch die Preise bei Lidl, was im
Stadtzentrum die günstigste Alternative war um Lebensmittel einzukaufen, lagen deutlich
über den Preisen in Deutschland, sodass ein Semester in Irland insgesamt doch einen
erheblichen finanziellen Aufwand darstellt.