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Министерство образования и науки
Российской Федерации
Санкт-Петербургский государственный
архитектурно-строительный университет
Факультет экономики и управления
Кафедра иностранных языков
НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК
ЗАДАНИЕ № 8
для внеаудиторного чтения студентам I и II курсов
«СЕМЬ ЧУДЕС ДРЕВНЕГО МИРА»
Санкт-Петербург
2011
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VORWORT
УДК 811.112.2:378.147(075.8)
Рецензент доцент Л. А. Андреева (СПбГАСУ)
Немецкий язык: задание № 8 для внеаудиторного чтения студентов I и II курсов «Семь чудес древнего мира» / сост. В. В. Грекова;
СПбГАСУ. – СПб., 2011. – 40 с.
Предназначено для внеаудиторного чтения студентам I–II курсов специальностей 270300 – архитектура, 270302 – дизайн архитектурной среды и 270303 –
реставрация и реконструкция архитектурного наследия. Задание является переработанным и дополненным изданием работы Ю. В. Ютландова «Семь чудес
света».
 Санкт-Петербургский государственный
архитектурно-строительный университет, 2011
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Wir leben im Zeitalter der wissenschaftlich- technischen Revolution.
Sie ist das Ergebnis der Entwicklung der Produktivkräfte der menschlichen
Gesellschaft. Sie ist die bedeutsamste revolutionäre Umwälzung aller
Produktivkräfte in der gegenwärtigen Epoche.
Mit dem Begriff der wissenschaftlich – technischen Revolution werden
qualitativ neue Erscheinungen in gesellschaftlichen Leben und vor allem in
der materiellen Produktion bezeichnet, diese sind mit dem lawinenartigen
Prozess von neuen wissenschaftlichen Entdeckungen und technischen
Erfindungen verbunden, die ihrerseits dynamische Veränderungen in der
sozialen Struktur und Lebensweise der Völker herbeiführen.
In den letzten 30-40 Jahren sind auf vielen Gebieten der Wissenschaft
und Technik hervorragende Leistungen vollbracht worden.
Auf dem Gebiete der Physik sind die Kernphysiktheorien, die Theorien
von Elementarteilchen, die der Festkörper und Halbleiter u.a. entstanden.
In der Mathematik sind mathematische Logik, die Kybernetik –
allgemeine Informationslehre, die Theorie der Spiele ausgearbeitet worden.
Im engen Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der
Wissenschaft und unter deren Einfluß vollziehen sich revolutionäre
Umwälzungen auf dem Gebiete der Technik und Technologie.
In der Energiewirtschaft sind z.B. viele Atomkraftwerke, Flutkraftwerke
und geothermale Kraftwerke gebaut worden.
In der Industrie werden z.B. die Werkzeugmaschinen mit
Programmsteuerung, Hochofen mit Höchstleistungen, Industrieroboter u.a.
verwendet.
Im Verkehrswesen werden Flugzeuge mit Strahltriebwerk, Schiffe mit
Atomantrieb, Tragflächenschiffe, Luftkissenschiffe, Einschienenbahn
angewendet.
Im Bauwesen hat sich weitgehende Industrialisierung der Bauprozesse
durchgesetzt. Großblockbauweise und Plattenbauweise sind weit verbreitet.
Im Straßenbau werden ganze Baumaschinenkomplexe eingesetzt.
Die Möglichkeiten der wissenschaftlich-technischen Revolution sind
in unserer Zeit bei weitem nicht ausgeschöpft.
Wenn man heute von dem Wundern der Technik spricht, so darf man
nicht außer acht lassen, welchen schwierigen Weg die Menschheit
zurückgelegt hat. Dies war der Weg einer beständigen schöpferischen Arbeit,
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der Weg von der primitiven Steinaxt bis zu den komplizierten Geräten, der
kosmischen Rakete.
Seitdem der Urmensch es gelernt hatte, die erste Steinwerkzeuge
herzustellen und das Feuer zu gewinnen, war man immer bestrebt, die Natur
besser kennenzulernen und sich die Naturkräfte in den Dienst zu stellen.
Allmählich lernte der Mensch das Kupfer und später das Eisen zu
gewinnen, das, was ein bedeutender Fortschritt in der Entwicklung der
Menschheit war.
Schon im 3. und 2. Jahrtausend vor unserer Zeit waren die
Wissenschaften und technisches Können im alten Ägypten, Mesopotamien
sowie auch in Griechenland hochentwickelt. Der Orient war die Wiege der
Mathematik und Geometrie.
Das fruchtbare aber wasserarme Land wie in Mesopotamien so auch in
Ägypten musste bewässert werden.
Für die Bewässerung wurden hier Kanäle, Dämme und Staubecken
gebaut. Für die Berechnung solcher Anlagen waren mathematische Kenntnisse
notwendig. Mit Hilfe der Geometrie konnte die Fläche des Dreiecks, des
Trapezes und anderer Figuren berechnet werden. Zu jener Zeit wurden auch
die Grundlagen der Wissenschaften wie Botanik, Chemie, Physik u.a.
geschaffen.
Die alten Griechen blieben aber in der Entwicklung der Wissenschaften
etwa zurück.
Erst um aus IV. Jahrhundert v.u.Z. wurden von altgriechischen Gelehrten
viele bedeutende Entdeckungen gemacht. So war man schon in der Lage, die
Größe der Erdkugel, des Mondes, und ihre Entfernung von der Sonne zu
berechnen. Die Mathematik entwickelte sich im engen Zusammenhang mit
den praktischen Anforderungen des Lebens.
So heißt es z.B. in einem antiken Werk: “Die Geometrie bringt den
Architekten viel Nutzen... Sie lehrt uns mit Lineal und Zirkel zu arbeiten, um
mit ihrer Hilfe den Grundriß eines Gebäudes zu entwerfen. Die Optik lehrt
uns, im Gebäude das Licht richtig zu verteilen. Die Ariphmetik gibt die
Möglichkeit, den Kostenaufwand zu ermitteln.”
Auf dem Gebiete der antiken Mathematik wurden viele hervorragende
Erfolge erzielt. So wurden z.B. im 3. Jahrhundert v.u.Z. von Euklid die
Grundlagen der Elementar-geometrie geschaffen, deren einige Grundsätze
bis jetzt auch noch ihre Geltung haben.
Durch den weiteren technischen Fortschritt war man in der Lage,
komplizierte Bewässerungsanlagen, Brücken und Tunnel zu bauen.
Ein hervorragendes Bauwerk jener Zeiten war die Wasserleitung auf
der Insel Samos. Die antiken Meister bauten bereits damals Maschinen, die
mit Wasser angetrieben wurden.
Besonders hervorragend waren die Leistungen der ägyptischen und
griechischen Meister auf dem Gebiete des Bauwesens. Viele antike Bauwerke
sind bis heute noch nicht übertroffen.
Bei den alten Griechen und anderen Völkern galt die Zahl sieben als
heilig und als Sinnbild von höchster Vollendung und Vollkommenheit.
Sie war die Zahl Apollos, des Beschützers der Künste.
Zu Göttern Ehren erhielten die sieben Himmelskörper (Sonne, Mond
und die fünf Planeten Merkur, Saturn, Mars, Jupiter und die Venus) ihre
Namen. In Altbabylon wurde zu Ehren der sieben Hauptgötter der
siebenstufige Tempel errichtet.
Wertvolle Beschreibungen von den Sieben Weltwundern gibt der
römische Schriftsteller Plinius in seinem Werk “Naturgeschichte”.
Die meisten antiken Historiker zählen zu den Sieben Weltwundern die
ägyptischen Pyramiden, die “hängenden” Gärten von Babylon, den
Artemistempel in Ephesos, die Zeusstatue in Olympia, das Mausoleum in
Halikarnassos, den Koloß von Rhodos und den Leuchtturn auf der Insel
Pharos.
Einige Schriftsteller zählten zu den Weltwundern auch den
Pergamonaltar. In manchen Schriften werden anstelle der “hängenden Gärten”
die Festungsmauern von Babylon als Weltwunder genannt. Bei einigen
Schriftstellern gilt als Weltwunder nicht der Leuchtturm von Pharos, sondern
die Bibliothek von Alexandria.
Bis zu unserer Zeit sind von den Sieben Weltwundern nur die Pyramiden
Ägyptens erhalten geblieben. Alle anderen sind zerstört.
Es hat die Gelehrten viel Mühe gekostet, diese verschwundenen Bauwerke
zu finden und ihre Bauweise zu ermitteln. Alle von den antiken Schriftstellern
hinterlassenen Beschreibungen wurden sorgfältig studiert. Auch die
archäologischen Ausgrabungen lieferten ein wertvolles Material. Dies alles gibt
uns eine Vorstellung vom hohen Können der alten Baumeister, die in längst
vergangenen Zeiten hervorragende Bau- und Kunstwerke geschaffen haben.
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Texterläuterungen
herbeiführen – здесь: вызывать, приводить к
das maximale Profitstreben – стремление получения максимальной
прибыли
Zu den Sieben Weltwundern gehören die Pyramiden von Ägypten.
In der Nähe der ehemaligen Hauptstadt des alten Ägyptens, Memphis,
befanden sich die Grabstätten der altägyptischen Könige, der Pharaonen. Die
Grabstätten wurden in Form von großen Pyramiden gebaut. Ihre kolossale
Größe sollte von der Macht der Pharaonen künden.
Durch Ausgrabungen wurde sogar eine ganze “Totenstadt” freigelegt,
die das Königsgrabmal umgab und die sich auf 30 km längs des Nilufers
erstreckte.
Vor dem Bau der Pyramiden ließen sich die Herrscher Ägyptens in den
Mastabas beisetzen. Wenige Generationen später führte der Pharao Djoser
dem Pyramidenbau ein. Die Stufenpyramide Djosers bei Sakkara ist das älteste
Beispiel monumentaler Steinbaukunst Ägyptens.
In Imhotep fand er seinen Architekten, den ersten, der in der
Weltgeschichte durch den Pyramidenbau namentlich bekannt ist. Außerdem
war Imhotep ein hervorragender Mathematiker und Arzt. Sein Name steht
auf dem Sockel einer Pharaonenstatue im Totentempel geschrieben. Die aus
dem weißen Kalkstein erbaute Pyramide Djosers war 61 Meter hoch.
Das Grabmal des Cheops, der im 18. Jahrhundert v.u.Z. lebte, ist mit
seiner ursprünglichen Höhe von 147 Metern die größte der Pyramiden. Der
altgriechische Historiker Herodot, der im 5. Jahrhundert v.u.Z. Ägypten
besucht hat, schreibt eingehend über diesen Monumentalbau. Nach Herodot
haben etwa 100 000 Menschen auf dem Bau der Cheopspyramide gearbeitet.
Gegenwärtig schätzen die Wissenschaftler die Zahl der Bauarbeiter auf
etwa 40 000 Menschen. Die Cheopspyramide nimmt ein Gelände ein, das der
Fläche des Roten Platzes in Moskau etwa gleich ist. Die Seitenlänge der
Pyramide beträgt etwa 233 Meter. Die Isaaks-Kathedrale von Sankt-Petersburg
konnte innerhalb der Pyramide Platz finden, denn ihre Höhe beträgt 137 Meter.
Die Pyramide ist aus 2 300 000 Kalksteinblöcken errichtet, die man in den
Steinbrüchen am rechten Nilufer gewonnen hatte. An Ort und Stelle wurden
diese Blöcke auf primitivste Art mit den einfachsten Werkzeugen aus Holz,
Stein und Kupfer bearbeitet und geschliffen. Weder Bronze noch Eisen waren
damals bekannt. In der Cheopspyramide wurden etwa 2 000 000 Kubikmeter
Blöcke, von denen jeder etwa 1,1 Kubikmeter Größe und 2,5 Tonnen Gewicht
hatte, verarbeitet. Als Material verwendete man Muschelkalkstein, nur die
äußere Bekleidung bestand aus feinem, weißem Kalkstein. Hauptbauzeit
waren die Monate der Überschwemmung, während der das Baumaterial am
bequemsten herangeschaffen werden konnte. Zur Baustelle wurden die
geschliffenen Steinblöcke auf Zugschlitten und Kähnen aus Holz befördert.
Alle Transport – und Bauarbeiten wurden von Hand verrichtet, denn
die Muskelkraft war damals das einzige Antriebsmittel.
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der Beschleuniger – ускоритель
hervorragende Leistungen vollbringen
– добиваться выдающихся
достижений
breite Anwendung finden – найти широкое применение
im engen Zusammenhang – в тесной связи с
weitgehend – здесь: широкий
sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft – еще далеко не исчерпаны
den Weg zurücklegen – пройти путь
die Naturkräfte sich in den Dienst stellen – подчинить себе силы природы
Memphis – Мемфис - древняя столица Египта
Geltung haben – здесь: иметь силу, быть действительным
Samos – остров в Эгейском море
Plinius – Плиний, древнегреческий писатель
der Artemistempel – храм Артемиды в Эфесе
die Zeusstatue – статуя Зевса
das Mausoleum in Halikarnassos – мавзолей в Галикарнасе
der Pergamonaltar –
алтарь Зевса в древнем городе Малой Азии –
Пергаме
Pharos – Фарос – остров вблизи Александрии
das Können – умение, мастерство
Fragen zum Text
1. Was für Leistungen wurden auf dem Gebiete der Wissenschaft vollbracht?
2. Welche Errungenschaften wurden auf dem Gebiete der Technik und
Technologie erzielt?
3. Was hat sich im Bauwesen durchgesetzt?
4. Wo war die Mathematik im 3. und 2. Jahrtausend hochentwickelt?
5. Wie benutzte man mathematische Kenntnisse im alten Orient?
6. Wo waren die Leistungen der antiken Meister besonders hervorragend?
7. Was für Bauwerke galten als Sieben Weltwunder?
8. Welches Bauwerk des Altertums ist bis zu unserer Zeit erhalten geblieben?
DIE PYRAMIDEN VON ÄGYPTEN
Bei der Errichtung der Pyramiden wurde jeder Steinblock auf der aus
Sand und Stein geschütteten schiefen Ebene mit Hilfe von Papyrusseilen und
Hebeln aus Holz hinaufgehoben und ohne Mörtel auf den anderen versetzt.
Nachdem alle Steinblöcke versetzt waren, wurden die Verblendplatten
aus weißem poliertem Kalkstein hinaufbefördert und von oben nach unten
verlegt. Die Spitze der Pyramide, der Schlußstein, war vergoldet. Zur Pyramide
gehörten einige Vorbauten und zwar, auf der Ostseite gelegen, ein Totentempel
mit Kapellen, Höfen und Säulenhallen, zu dem ein überdeckter Aufweg führte,
der von einem Taltempel ausging.
Der Bau der Pyramiden kostete viele Menschenleben.
Viele hielten schwere Arbeit nicht aus oder kamen bei den Bauarbeiten
durch Unfälle ums Leben. Alle drei Monate mußten die Arbeitskräfte erneuert
werden. Die Pyramiden des alten Ägyptens sind großartige Baudenkmäler
der vergangenen Epochen. Wir bewundern bis heute diese kolossalen
Monumentalbauten und die großartigen Bauleistungen der alten Ägypter.
Die drei Pyramiden von Giseh sollen jetzt restauriert werden. Die etwa
2650 vor unserer Zeit errichtete Cheopspyramide wird als erste restauriert.
Untersuchungen ägyptischer Archeologen ergaben, daß die Cheopspyramide
solche Verwitterungserscheinungen aufweist, daß der Einsturz des
Pharaograbes zu befürchten ist. Die Restaurierungsarbeiten sollten noch im
Jahre 1980 an der Südseite der Pyramide beginnen.
Texterläuterungen
freilegen – открывать
Mastabas –
древнеегипетские каменные склепы
das Gelände einnehmen – занимать территорию
an Ort und Stelle – на месте
auf primitivste Art – самым примитивным образом
geschüttete schiefe Ebene – здесь: наклонная насыпь
ums Leben kommen – погибать
ist... zu befürchten – вызывает опасения
Fragen zum Text
1. Wo wurden die ägyptischen Pyramiden gebaut?
2. Was wurde durch Ausgrabungen freigelegt?
3. Wozu wurden die Pyramiden gebaut?
4. Wer war Imhotep?
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5. Wie heißt die größte Pyramide Ägyptens?
6. Wie wurden die Steinblöcke bearbeitet?
7. Wie wurden die Steinblöcke zur Baustelle befördert?
8. Wie wurden die Blöcke hinaufgehoben?
DIE «HÄNGENDEN GÄRTEN» VON BABYLON
Der altgriechische Historiker Herodot auch der “Vater der
Geschichtschreibung” genannt, der seinerzeit Babylon besucht hat, gibt eine
ausführliche Beschreibung der Hauptstadt des Babylonischen Reiches.
Babylon ist jetzt eine Ruinenstadt in Irak, die am Fluss Euphrat südlich
von Bagdad liegt. Ursprünglich war Babylon eine sumerische Stadt an der
Kreuzung der Handelswege zwischen Kleinasien, Syrien, dem Persischen
Golf, Iran und Transkaukasien. Einst die Hauptstadt Altbabyloniens, war
Babylon ein bedeutendes kulturelles Zentrum Vorderasiens. Die Reihen von
drei- und viergeschossigen Häusern bildeten breite und gerade Straßen.
Diese schöne Stadt wurde durch die assyrischen Kriegshorden vielmals
zerstört und ausgeplündert. Die Stadt war gut befestigt, hatte starke
Festungsmauern, dennoch gelang es den Assyrern, die Babylonier zu besiegen.
Die berühmten Festungsmauern mit ihren Türmen, viele Tempel, die Paläste
des Königs und der Würdenträger, die Häuser der Bevölkerung, die
Werkstätten der Handwerker, alles wurde zerstört und vernichtet.
Erst im 5. Jahrhundert v.u.Z. wurde Babylon wiederaufgebaut. Zuerst
mußte das Gelände zwischen Euphrat und Tigris entwässert werden. Dann
wurden die Kanäle wiederhergestellt. Die besten Baumeister waren dabei,
die Straßen Babylons mit Tempeln, Palästen und Wohnhäusern neu zu
bebauen. Aus den Ruinen war wieder eine schöne prächtige Stadt enstanden.
Ihre Hochblüte erlebte aber die Stadt unter dem König Nebukadnezar.
(VI.Jh.v.u.Z.)
Die von den Alten bewunderte Mauer hatte die Gesamtlänge von 18
km. Die Anlage ist heute noch imponierend, wenn man bedenkt, daß sie eine
Dicke von 30 Metern hatte, die etwa der Breite einer Großstadtstraße entsprach.
Sie bestand eigentlich aus drei Mauern, einer inneren von 7 Metern Dicke
aus Lehmziegeln und einer äußeren von 7,8 Metern Dicke aus gebrannten
Ziegeln und davor lag noch eine 3,3 m dicke Gräbenmauer. Der 12 Meter
breite Streifen zwischen Hauptmauern war noch durch viele Türme verstärkt.
So entstand die Schutzanlage um die Stadt von solcher Breite, daß ganze
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Kolonnen der Krieger in voller Ausrüstung aneinander vorbeiziehen konnten.
In den Mauern gab es acht Stadttore. Tiefe Gräben schützten die Stadt gegen
die Angriffe der Feinde.
Die breite Hauptstraße, die Prozessionsstraße, führte zu einem riesigen
Doppeltor, dem Ischtartor, das als der Haupteingang zur inneren Stadt galt.
Zwei Torgebäude waren zu durchschreiten, jedes war mit zwei Türmen
versehen. Die Wände der Tore waren von unten bis oben mit Reihen aus
Reliefsbildern von Tieren geschmückt. Die Reliefs bestanden aus gebrannten
Formziegeln, zum Teil auch aus farbig glasierten Steinen.
Nebukadnezar baute den Weg zu diesem Tor und das Tor selbst mit
einem überwältigenden Prunk aus. Hier wurden die Abordnungen der fremden
Staaten hindurchgeführt, die um eine Audienz beim König bitten wollten.
Hier durchschritt die große Prozession die Doppelmauer, wenn sie von der
Feier des Neujahrsfestes kam und ihren Einzug in die Stadt hielt. Mit roten
und weißen Platten gepflastert, führte die Straße zwischen den sieben Metern
hohen Festungsmauern zum Doppeltor. Diese Festungsmauern waren von
innen mit Reliefs aus farbig glasierten Platten geschmückt. Auf den beiden
Seiten der Mauern schreiten den Ankommenden die Löwen entgegen. Hinter
dem Tor erhob sich der Palast des Königs mit Wachtürmen und einer
Schutzmauer. Hinter dem Königspalast waren Handels- und Wohnviertel der
Stadt. Dann waren starke weiße Mauern mit Schutztürmen zu sehen, die das
Hauptheiligtum Babylons umgaben. Im Innenhof stand ein hervorragendes
Bauwerk, der Stufentempel von Babel, auf Befehl des Königs Nebukadnezar
gebaut. Dieser Stufentempel (Zikkurat) war 90 Meter hoch. Die Stufen des
Tempels waren verschiedenfarbig. Auf der letzten Stufe stand der Hochtempeldas Heiligtum des obersten Gottes Marduk. Wie Nebukadnezar selbst in einer
Inschrift berichtet, war dieser Tempel mit hellblauen glasierten Platten
verkleidet. Der Fuß des Stufenturmes war aus Lehmziegeln, die Umfassung
aus gebrannten Ziegeln hergestellt. Einige Treppen führten frontal oder seitlich
zum Hochtempel hinauf.
Im alten Babylon gab es insgesamt 53 Tempel. Der Marduktempel ist
der höchste davon.
In den Straßen von Babylon herrschte immer reges Leben. Man konnte
hier Ägypter, Syrier, Phönizier u.s.w. sehen. Sprachengewirr herrschte in den
Straßen von Babylon. Die Handwerker verkauften ihre Waren, hier wurden
viele Handelsgeschäfte getätigt.
Der Reichtum und die Pracht des alten Babylon, reiche Tempel und
Paläste, die berühmten Festungsmauern, der von vielen Legenden umwobene
Turm von Babel und andere Bauten, dies alles zog viele Reisende nach
Babylon an. Am interessantesten waren die “hängenden Gärten” von Babylon.
Solche Gärten gab es niergendswo sonst, darum galten sie im Altertum als
eines der Sieben Weltwunder. Von allen Bauten der befestigten Hauptstadt
zogen der Königspalast und die “hängenden Gärten” eine besondere
Aufmerksamkeit auf sich. Der Haupthof des Palastes vermittelte den Vertretern
fremder Völker einen überwältigenden Eindruck.
Von Norden her betraten sie den Hof und hatten vor sich eine breite von
drei Toren durchbrochene, reich geschmückte Wand, die mit buntglasierten
Platten verkleidet war. Durch das mittlere Tor wurden sie in den riesigen,
17 Meter breiten und 52 Meter langen Prunksaal geführt und in einer Nische
der Wand, dem Eingang gegenüber, thronte der Herrscher.
Die “hängenden Gärten”, die fälschlich mit der Königin Semiramis in
Verbindung gebracht wurden, blieben nach Beschreibung griechischer und
römischer Schriftsteller für viele Jahrhunderte ein rätselhaftes Wunder. Keiner
wußte, wie sie waren und wo sie waren. In der neueren Zeit entdeckten die
Ausgräber in der Nordostecke des Stadtschlosses einen einzigartigen Bau
mit vierzehn zusammenhängenden Tonnengewölben. Sie zogen alle Angaben
der antiken Schriftsteller heran, die über die “hängenden Gärten” Babylons
berichten. Man verglich sie mit der entdeckten Anlage und kam zur Annahme,
daß diese Gewölbe einst mit Quadern und Ziegeln und darüber mit Bleiplatten
bedeckt waren. Sie konnten nun so eine dicke Erdschicht tragen, daß sie selbst
Bäumen Platz boten. Unter der Gartenanlage aber in den Gewölben, die mit
ihrer ständig bewässerten Erddecke einen Schutz gegen die Sommerhitze
bildete, vermutete man die Amtsräume in der heißen Jahreszeit. “Was die
“hängenden Gärten” in die Sieben Weltwunder einreihte”, meint einer der
Forscher, war eben die Anlage eines Gartens auf der Decke eines benutzbaren
Hauses”. Unabhängig davon, wem dieser Bau zugeschrieben wurde, eines
steht jedoch fest: diese Gartenanlage ist ein beredtes Zeugnis von hohen
Bauleistungen der Erbauer Babylons der damaligen Epoche. Wie die antiken
Schriftsteller berichten, waren diese Gärten märchenhaft schön. Die Erbauer
mußten über große Erfahrungen und tiefe Kenntnisse in der Mathematik
verfügen, um die Gewölbe und Säulen richtig berechnen zu können, die die
Bäume und die Erde tragen sollten.
Rund tausend Jahre hatte das assyrische Reich die Geschichte der Welt
vom Zwischenstromland bis Ägypten bestimmt. Sein Erbe, das
neubabylonische Reich bestand nicht einmal hundert Jahre. Von 539 bis 331
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war danach Babylon in der Hand der persischen Könige. 331 folgte ihnen
Alexander von Makedonien. Er trug sich mit großen Bauplänen für die Stadt.
Er wollte sogar den großen Turm neu errichten, der inzwischen vernachlässigt
und baufällig geworden war. Aber seine Pläne wurden nie ausgeführt. Ein
früherer Tod im großen Palast von Babylon setzte dem Streben des
jugendlichen Welteroberers das Ende.
Allmählich verödete und verfiel danach die größte Stadt der Welt. Heute
ist sie ein Ruinenfeld, auf dem sich ein Paar Araberdörfer befinden.
Zur Entwicklung der Weltkultur hat aber Babylon Unvergängliches
geleistet. Die Babylonier schufen den Mondkalender, nach dem wir die Zeit
rechnen; sie schufen die Einteilung des Himmels nach dem Tierkreis; sie
erkannten die Planeten, führten das Zwölfmonatsystem ein u.s.w.
Die Paläste sind verfallen, die Tempel und Türme sind Ruinen. Ganze
Völker sind verschwunden, aber was und wie sie gedacht haben, das ist
geblieben.
Der Turm von Babel, die “hängenden Gärten” – all die
Befestigungsanlagen, Paläste und Tempel der einstigen Residenz König
Nebukadnezars sollen künftig in alter Pracht wiedererstehen. Diesen Beschluß
faßte die irakische Regierung. Die irakischen Archäologen und Bauingenieure
haben schon das Projekt für die Aufbauarbeiten ausgearbeitet. Für die Bauzeit
sind zehn Jahre eingeplant, für die Anfangskosten sind zwölf Millionen Dinar
veranschlagt.
Texterläuterungen
Herodot – Геродот
Euphrat – река Евфрат
Eine sumerische Stadt – город Шумерского царства в Месопотамии
Kleinasien – Малая Азия
Persischer Golf – Персидский залив
Transkaukasien – Закавказье
Vorderasien – Ближний Восток
der Würdenträger – сановник
Tigris – река Тигр
Hochblüte erleben – достигать наивысшего расцвета
Nebukadnezar – царь Навуходоносор
Wenn man bedenkt – если подумать
die Gräbenmauer – крепостная стена со рвом
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in voller Ausrüstung – в полном снаряжении
das Ischtartor – парадные ворота, построенные в честь богини Иштар
waren zu durchschreiten – нужно было пройти
mit einem überwältigenden Prunk – с потрясающей роскошью
die Abordnungen – здесь: посланцы
Einzug halten – здесь: проходить
Der Wachturm – сторожевая башня
Die Umfassung – здесь: ограждающая стена
fürwahr – поистине
Phönizier – финикийцы
Handelsgeschäfte tätigen – заключать торговые сделки
Der von vielen Legenden umwobene Turm von Babel – овеянная многими
легендами Вавилонская башня
einen überwältigenden Eindruck vermitteln – оставлять, производить
неизгладимое впечатление
von drei Toren durchbrochene, reich geschmückte Wand
–
богато
украшенная стена с тремя воротами
der Prunksaal – роскошный зал
rätselhaftes Wunder – загадочное чудо
der Ausgräber – археолог
zur Annahme kommen – предполагать
… daß sie selbst Bäumen Platz boten… – что даже деревьям хватило
места
ein beredtes Zeugnis
–
яркое, красноречивое доказательство,
свидетельство
einreihen – здесь: причислять
verfügen – здесь: располагать
Zwischenstromland – Междуречье
trug sich – намеревался осуществить
war vernachlässigt – был в запустении
Unvergängliches leisten – внести большой вклад
sind veranschlagt – выделены по смете
Fragen zum Text
1. Wo lag die Hauptstadt Altbabyloniens?
2. Was schrieb Herodot über Babylon?
3. Von wem wurde die Stadt vielmals zerstört?
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Ephesos war im Altertum eine bedeutende antike Handelsstadt
Kleinasiens. Aber berühmt war diese Stadt vor allem durch den Tempel der
Artemis, die von den alten Griechen als Göttin der Jagd verehrt wurde.
Der Artemistempel, eines der Sieben Weltwunder, gehört zu den
bedeutendsten Leistungen der altgriechischen Baukunst.
Im Leben der Griechen spielten die Tempel eine große Rolle. Sie dienten
nicht nur zu den Kultzwecken, sondern auch als Schatzkammer oder sogar
als eine „Sparkasse”. Im Tempel wurden Staatsgelder, besonders wertvolle
Statuen und Gemälde, das Eigentum der reichen Bürger der Stadt, aufbewahrt.
Der Tempel bedeutete bei den Griechen nicht nur die Schönheit und Kunst,
sondern er sollte von der Macht, dem Reichtum und Ruhm der Stadt künden.
Es ist deswegen kein Wunder, daß sich die griechische Architektur
hauptsächlich als die Baukunst der Tempel entwickelte.
Die griechischen Wohnhäuser waren einfache, schlichte Bauten. Die
Tempel sollten dagegen reich und prunkvoll ausgestattet sein. Gegenüber
den in den riesigen Dimensionen gebauten Tempeln von Ägypten oder
Babylon zeichnen die griechischen Tempel bei meist geringen Größe durch
harmonische Proportionen und monumentale Wirkung aus. Die Haupttypen
von Tempelanlagen waren damals Perypteros- und Dipterostempel. Beim
Perypterostempel ist die Säulenreihe um den ganzen Baukern herumgeführt.
Später wurden im Tempelbau zwei Säulenreihen eingeführt (Dipterostempel).
Dadurch entstand ein langgestreckter Galerieraum, der gegen Sonne und
Regen Schutz bildete. Der griechische Tempel wurde gewöhnlich auf seiner
stufenförmigen Grundmauer errichtet. Auf den Grundmauern standen die
Säulen, die die Decke und das Giebeldach trugen. Für das Giebeldach wurden
entweder Dachziegel oder Marmorplatten verwendet.
Die Säule ist eine Rundstütze, die in der Regel aus Basis, Schaft und
Kapitell bestand. In der griechischen Baukunst haben sich drei Arten von
Saulenordnungen- dorische, ionische und korinthische herausgebildet.
Der Artemistempel war von kolossalen Ausmaßen. Seine Länge betrug
133 Meter, er war 60 Meter breit. Nach den Angaben des altrömischen
Schrifstellers Plinius stützten 127 Säulen jede 12 Meter hoch das Bauwerk.
Mit dem Aufbau des Tempels war der bekannte griechische Architekt
Hersiphron beauftragt. Den Tempel errichtete man aus weißem Marmor, der
in den naheliegenden Steinbrüchen gewonnen wurde.
Da es in der Umgegend von Ephesos oft Erdbeben gab, beschloß man,
den Bau des Tempels auf sumpfigem Boden zu errichten. Man glaubte, daß
die Erschütterungen von Erdboden darauf nicht so groß sind und das sie dem
Bauwerk keinen beträchtlichen Schade anrichten konnten. Eine tiefe Baugrube
wurde für den Tempelbau ausgehoben, dann mit Holzkohlen und Wolle gefüllt.
Darauf wurden die Fundamentteile versetzt und die stufenförmige Grundmauer
errichtet. Ein besonders schwieriges Problem war der Transport von schweren
Marmorblöcken und Säulen auf diesem sumpfigen Boden. Man schleppte sie
mit Hilfe von komplizierten Vorrichtungen 12 Kilometer weit. Der Bau des
Tempels in Ephesos dauerte viele Jahre lang. Nach dem Tode Hersiphrons
wurde der Bau des Tempels von seinem Sohn Methagenes, der ebenfalls ein
hervorragender Baumeister war, fortgesetzt. Da die Ausmaße des Tempels
alle bisherigen Bauwerke übertrafen, mußten neue Bauweisen und
Bautechniken verwendet werden. Während des Bauens haben die beiden
Baumeister Aufzeichnungen gemacht und neue Verfahren beschrieben.
Der römische Baumeister Vitruv (1. Jh.v.u.Z.) beschreibt die
Entstehungsgeschichte vieler Bauwerke und die Bautechnik des Altertums.
An die antiken Baumeister wurden hohe Anforderungen gestellt. Der Architekt
mußte gut zeichnen können, er mußte die Geometrie, die Geschichte und
Musik kennen, er mußte eine gewisse Vorstellung von der Medizin,
der Jurisprudenz und Astronomie haben d.h. er mußte ein gut gebildeter
Mensch sein.
Methagenes gelang es aber auch nicht, den Bau des Tempels bis zu
Ende zu führen, er wurde von anderen Erbauern beendet.
Wie die alten Überlieferungen besagen, dauerte der Bau des Tempels
etwa 120 Jahre lang. An dem Bau nahmen fast alle Staaten Kleinasiens teil.
Wie die Inschriften an den Säulen berichten, hat z.B. der lydische König
Krösus für den Artemistempel den „Stadtvätern” von Ephesos Säulen mit
Figurenreliefs geschenkt. Zu Ehren der Artemis, der Göttin der Fruchtbarkeit,
schickte er nach Ephesos auch die goldenen Kleinfiguren von Kühen.
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4. Wann wurde die Stadt wieder aufgebaut?
5. Wann erlebte Babylon seine Hochblüten?
6. Durch welche Bauwerke war Babylon weltbekannt geworden?
7. Erzählen Sie über die “hängenden Gärten” von Babylon?
8. Welchen Beitrag hatte Babylon zur Entwicklung der Weltkultur geleistet?
9. Was für einen Beschluß faßte die irakische Regierung?
DER ARTEMISTEMPEL IN EPHESOS
Das 7. und 6. Jahrhundert v.u.Z. erlebte die Wissenschaft, die bildende
und Baukunst in Kleinasien ihre Hochblüte und der Artemistempel ist ein
beredtes Zeugnis dafür.
Leider stand der Tempel nur 100 Jahre lang.
356 v.u.Z. zündete der Grieche Herostratos ihn aus Ruhmsucht an, so
daß der Tempel durch den Brand einen großen Schaden erlitt. Das Dach des
Tempels war eingestürzt, die Wände waren abgebrannt.
Die Bewohner von Ephesos beschlossen, den Tempel in seiner früheren
Pracht und Schönheit wieder aufzubauen.
Viele Einwohner anderer kleinasiatischen Städte erklärten sich bereit,
am Wiederaufbau des Tempels mitzuhelfen.
Als im Jahre 333 v.u.Z. Alexander von Makedonien vor den Toren der
Stadt stand, waren die Aufbauarbeiten in vollem Gange. Alexander von
Makedonien erklärte sich bereit, die Baukosten des Tempels zu übernehmen,
forderte aber, dass sein Name auf eine Tafel im Tempel eingetragen wird. Die
Einwohner der Stadt lehnten diese Hilfe ab.
Der Tempel wurde auf den früheren Grundmauern errichtet und mit
einer doppelten Säulenreihe versehen, er sollte außerdem noch höher werden.
Er hatte die Form des ionischen Dipterostempels beibehalten. Man vermutete
auch, dass bei dem Wiederaufbau des Tempels auch korinthische Säulen
verwendet wurden. Die Innenwände wurden mit Marmorplatten verwendet.
In der Haupthalle (Cella) stand die 15 m hohe Statue der Göttin Artemis.
Nach dem Wiederaufbau war der Artemistempel mit Gemälden und
Skulpturen der bekannten antiken Künstler geschmückt. Der Altar wurde mit
Reliefs des berühmten griechischen Bildhauers Praxtiteles versehen. Der
Artemistempel war nicht nur eines der hervorragendsten Bauwerke, sondern
auch eines der bekanntesten Museen der Antike. Der ist aber nicht erhalten
geblieben. 263 wurde er von den Goten ausgeplündert. Viel Schaden haben
die christlichen Fanatiker dem Tempel zugefügt. Zu Zeiten der Byzanz nutzte
man viele Marmorplatten des Tempels für andere Bauten aus. Der sumpfige
Boden, der den Tempel vor Erdbeben schützen sollte, verschlang die Trümmer
des Tempels. Der durch die Fluten des Flusses angeschwemmte Schlamm
bedeckte das Gelände, wo einst der berühmte Tempel gestanden hatte.
1426 wurde Ephesos von den Türken erobert.
Als die Archeologen vor etwa hundert Jahren nach der früheren Stand
suchten, fanden sie kleines türkisches Dorf.
Die ersten Spuren vom Artemistempel, die Marmorplatten, die als Trauf
Pflasterung dienten, haben die englischen Ausgräber im 6 Meter tiefen
Sumpfboden gefunden. Schon bei den ersten Ausgrabungen fand man mit
Reliefs geschmückte Säulen. Sie werden jetzt in London im Britischen
Museum aufbewahrt. Bei den weiteren Ausgrabungen wurde eine ganze Stadt
freigelegt. In dieser Stadt gab es breite und gerade Strassen. Man fand auch
eine Wasserleitung. In Zentrum der Stadt fand man einen Marktplatz mit
Säulengängen. Man entdeckte auch ein Stadion für 25000 Zuschauer und
öffentliche Bäder (Thermen). Ein besonderes Interesse erweckte aber der
dreigeschossige Bau der Stadtbibliothek, die an der Fassade mit den
Skulpturen der Wissenschaft, der Fortuna u.a. geschmückt war. In den
Wandnischen der Haupthalle wurden Pergamente und Papyrusrollen
aufbewahrt.
Leider ist von dem antiken Tempel nur wenig gefunden worden. Die
Statue der Artemis ist nicht erhalten geblieben. Doch ist man jetzt imstande,
nach den Angaben der Ausgrabungen, den Artemistempel zu rekonstruieren.
Ein Dichter aus dem 1. Jahrhundert bezeichnete diesen Tempel als das
schönste Bauwerk der Sieben Weltwunder.
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Texterläuterungen
Ephesos – город Эфес в Малой Азии
der Artemistempel – Храм Артемиды
zu den Kultzwecken dienen – служить культовым целям
schlicht – скромный
monumentale Wirkung – здесь: монументальность
Plinius – Плиний, римский писатель и историк
Hersiphron – Херсифрон, греческий архитектор
beträchtlichen Schaden anrichten – причинять значительный ущерб
Metagenes – Метаген, сын Херсифрона
Aufzeichnungen machen – делать записи, заметки
Vitruv – Витрувий, римский архитектор, инженер, историк I века до н. э.
wie die alten Überlieferungen besagen – как свидетельствуют древние
сказания
der lydische König Krösus – лидийский царь Крёз
Herostratos – Герострат
aus Ruhmsucht – в поисках славы
sich bereit erklären
– заявить о своей готовности
die Baukosten übernehmen – взять на себя расходы по строительству
Praxiteles – Пракситель, знаменитый скульптор IV до н. э.
Die Insel Pharos erwähnt der altgriechische Dichter Homer in seinem
Heldenepos „Odyssee” und schreibt, daß sie eine Tagesreise von Ägypten
entfernt ist.
Zurzeit Alexander Makedoniens (332 v.u.Z.) wird im Nildelta die Stadt
Alexandria, die spätere Hauptstadt des hellenistischen Ägyptens gegründet.
Alexandria war in regelmäßige Stadtviertel unterteilt, die durch breite
gepflasterte Straßen voneinander getrennt wurden. Die zwei größten Straßen
waren 30 Meter breit, sie kreuzten sich im rechten Winkel. In ihrer
Gesamtlänge waren sie von Marmorsäulen umsäumt, die den Schutz gegen
die Sonnenhitze bildeten. Das Stadtviertel, mit Königspalast, prächtigen
Tempeln und Grabstätten sowie auch öffentlichen Gebäuden war das reichste.
Ein Palast war schöner als der andere. Die Könige waren bemüht, durch
Prunkbau und Reichtümer ihre Vorgänger zu übertreffen. Die Paläste waren
durch schöne Gärten und Parkanlagen verbunden. Hier befand sich auch die
Grabstätte Alexanders von Makedonien. Er war in Babylon gestorben, seine
sterblichen Überreste wurden nach Alexandria übergeführt und hier beigesetzt.
Ptolemäus, der Nachfolger Alexanders, ließ ihn in einem goldenen Sarkophag
bestatten und ein prächtiges Grabmal bauen.
Zur Zeit des Königs Ptolemäus wurde Alexandria zum wirtschaftlichen
und geistigen Mittelpunkt der hellenistischen Welt. Hier befand sich die
berühmteste Bibliothek des Altertums, die über 500000 Papyrusrollen zählte.
Hier wurden unvergängliche Schätze, die Manuskripte der großen griechischen
Tragiker Sophokles, Äschylos und Euripides aufbewahrt.
Die Bibliothek stand immer unter der Leitung bekannter Gelehrter oder
Dichter. Der Vorsteher der Bibliothek, der bekannte Gelehrte Eratosthenes
beschäftigte sich mit Astronomie, Geodäsie, Mathematik, Philosophie und
Literaturgeschichte. Er führte auch astronomische Messungen und
Berechnungen durch. Er bestimmte z.B. angenähert die Länge des Meridians
der Erde. Besonders große Fortschritte wurden auf dem Gebiete der
Mathematik und Mechanik erzielt. In Alexandria lebte der bedeutende
Mathematiker Euklid. Er gilt als „Vater” der Geometrie. Sein Axiomensystem
ist heute noch die Grundlage der elementaren Mathematik und blieb über
2000 Jahre unverändert.
Der geniale Astronom Aristarch von Samos hat 1700 von Kopernikus
festgestellt, daß unsere Erde eine Kugel ist, die sich um ihre eigene Achse
und um die Sonne dreht.
Der hervorragende griechische Erfinder Heron von Alexandria hatte
eine Anlage gebaut, welche ihrer Wirkungsweise (Arbeitsweise) nach der
späteren Dampfmaschine ähnlich war.
Die Gelehrte von Alexandria haben viele Entdeckungen und Erfindungen
gemacht, die meisten davon haben aber keine praktische Anwendung
gefunden, doch wurden sie von Zeitgenossen als Wunder bestaunt.
Eines von diesen Wundern war auch der Leuchtturm auf der Insel Pharos
(Leuchtturm von Alexandria).
Da es in den Küstengewässern viele Sandbänke gab, war hier die
Schiffahrt besonders gefährlich. Damit die Schiffe diese gefährlichen Stellen
schadenlos passieren konnten, beschloss man im östlichen Teil der Insel einen
Leuchtturm zu bauen. Zuerst wurde die Insel durch einen drei Viertel km
langen Schüttdamm mit dem Festland verbunden. 280 v.u.z. war der
Leuchtturm fertig. Er war 120 Meter hoch und bestand aus drei Teilen.
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viel Schaden zufügen – причинять большой ущерб
das Byzanz – Византия
der durch die Fluten des Flusses angeschwemmte Schlame
нанесенный, намытый потоками реки
–
шлам,
Fragen zum Text
1. Wodurch war die Stadt Ephesos berühmt?
2. Warum sollten die Tempel reich und prunkvoll sein?
3. Was zeichnet die griechischen Tempel aus?
4. Welche Haupttypen von Tempeln waren damals?
5. Was ist eine Säule?
6. Welche Säulenordnungen haben damals herausgebildet?
7. Erzählen Sie kurz über die Ausmaße des Artemistempels?
8. Aus welchem Baustoff wurde der Artemistempel errichtet?
9. Wie lange dauerte der Bau des Tempels?
10. Wann erlebte die Baukunst in Kleinasien ihre Hochblüte?
11. Wie wurde der Tempel zerstört?
12. Ist er wiederhergestellt worden?
13. Was wurde durch Ausgrabungen festgestellt?
l4. Ist man imstande, den Tempel zu rekonstruieren?
DER LEUCHTTURM AUF DER INSEL PHAROS BEI
ALEXANDRIA
Der untere Teil war im Grundriß ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 30,5 m
und wurde aus großen Platten aus Kalksandstein errichtet. Der zweite Teil
stellte einen achteckigen Turm dar, der mit Marmorplatten verkleidet war.
Der letzte Teil war im Grundriß ein runder Dachaufbau mit der Kuppel, von
einer riesigen Poseidonstatue gekrönt. Diese Kuppel wurde von mächtigen
Granitsäulen getragen. Hier oben brannte das Leuchtfeuer, das durch ein
System von Spiegeln verstärkt wurde und dadurch von weitem zu sehen war.
Gleichzeitig war der Leuchtturm eine Festung. In dieser Festung war
eine Bewachungstruppe stationiert. Für den Fall einer Belagerung war im
unterirdischen Teil eine große Zisterne mit Wasser vorgesehen. Der Leuchtturm
diente auch als guter Beobachtungspunkt. Der achteckige Teil des
Leuchtturmes war mit vielen Bronzestatuen geschmückt. Die Beschauer
erzählten vom Leuchtturm viele wunderbare Dinge. Einige von Bronzestatuen
waren so eingerichtet, daß sie als Wetterfahne dienten und die Windrichtung
anzeigten. Eine der Statuen drehte sich im Laufe des Tages in der Richtung
der Sonne, die andere diente als Uhr, schlug jede Stunde. Es ist kaum glaublich,
aber etwas Wahre muß auch daran gewesen sein, wenn man bedenkt, daß
viele interessante Geräte und Maschinen von dem bekannten griechischen
Mechaniker Heron von Alexandria gebaut wurden.
Es steht außer Zweifel, daß der Leuchtturm auf der Insel Pharos das
erste und einzige Bauwerk dieser Art im alten Griechenland war. Bis dahin
kannte die antike Welt solche Bauwerke nicht. Der Leuchtturm von Alexandria
schien damals allen, die ihn sahen, ein Wundern zu sein. Vom Leuchtturm
bot sich ein herrlicher Ausblick auf die planmäßig bebaute Stadt Alexandria.
Auffallend war die ungewöhnliche Breite der Straßen. Besonders breit war
die Hauptstraße, die parallel zum Meer verlief und in der schöne Paläste und
repräsentative öffentliche Gebäude waren. Wie der Geograph Strabo schreibt,
war der große Hafen durch einen Damm geschützt. Er war so tief, daß die
größten Schiffe hier vor Anker gehen konnten. Kein anderer Hafen konnte
solch einen Leuchtturm wie die Insel Pharos aufweisen. Um diesen Hafen
mit all seinen Einrichtungen zu unterhalten, waren viele Mittel erforderlich.
Starke Seewinde, feuchte Seeluft zernagten dieses Bauwerk. Der Leuchtturm
hat bis zum 15. Jahrhundert gestanden. Im 15. Jahrhundert betrug die Höhe
des Turmes nur noch 30 Meter d.h. ein Viertel seiner ursprünglichen Höhe.
Die Reste des hohen Postaments sind bis heute erhalten geblieben. Leider
sind sie für die Architekten und Archeologen nicht zugänglich, weil sie in
den Festungsmauern vermauert wurden.
Das Wort „Pharos“ wurde im Altertum zum Sammelbegriff. Man
bezeichnete damit Leuchttürme. Wenn man an die Bautechnik jener
Jahrhunderte zurückdenkt, so wundert man sich über das Wissen und Können
der Gelehrten von Alexandria, über die Ingenieurkunst der Antike. Das
russische Wort „фары” ist auf das griechische „Pharos” zurückzuführen.
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Texterläuterungen
Pharos – остров Фарос около Александрии
die Odyssee – поэма „Одиссея“
eine Tagesreise entfernt – на расстоянии одного дня пути
in ihrer Gesamtlänge – по всей своей длине
seine sterblichen Überreste wurden übergeführt – его прах был доставлен
Ptolemäus – Птолемей
Papyrusrollen
– свитки из папируса
Sophokles – Софокл
Äschilos – Эсхил
Euripides – Эврипид
der Vorsteher der Bibliothek – хранитель библиотеки
Eratosthenes – Эратосфен
Heron – Херон Александрийский, выдающийся изобретатель античности
sie wurden als Wunder bestaunt – им восхищались как чудом
für den Fall der Belagerung – на случай осады
es steht außer Zweifel – вне сомнения
Strabo – греческий географ Страбон
vor Anker gehen – стать на якорь
zernagen – здесь: разрушать
stationieren – размещать
Fragen zum Text
1. Wann wurde die Stadt Alexandria gegründet?
2. Wie wurde diese Stadt bebaut?
3. Welche Bedeutung hatte die Stadt zur Zeit des Königs Ptolemäus?
4. Wo wurden die Manuskripte der griechischen Tragiker aufbewahrt?
5. Womit beschäftigte sich der Gelehrte Eratosthenes?
6. Wer gilt als “Vater” der Geometrie?
7. Was hat der Astronom Aristarch von Samos hergestellt?
8. Was hat der griechische Erfinder Heron gebaut?
9. Warum mußte ein Leuchtturm gebaut werden?
10. Aus wieviel Teilen bestand der Leuchtturm?
11. Wodurch wurde das Leuchtfeuer verstärkt?
12. Was bedeutete das griechische Wort “Pharos”?
DAS MAUSOLEUM VON HALIKARNASSOS
Halikarnassos war die Hauptstadt des kleinen Karischen Königsreiches
an der Küste Kleinasiens und galt bei den Griechen als eine der reichsten und
schönsten Städte.
Der Ruhm von Halikarnassos reichte weit über die Grenzen der Stadt
hinaus. Aus Halikarnassos stammte der bekannte altgriechische Philosoph
und Historiker Herodot. Hier verlebte er seine Jugendjahre. Hier kämpfte er
gegen die Herrscherdespotie.
Prächtige Tempelbauten aus weißem Marmor, der Königspalast, das
Theater, die vielen schönen Gartenanlagen prägten das Stadtbild.
Halikarnassos war auch eine große Handels- und Hafenstadt. Viele fremde
Handelsschiffe kamen nach Halikarnassos und legten an der Ufermauer an.
Im Hafen und auf dem zentralen Markplatz herrschte immer reges Leben.
Viele Fremde wollten den riesigen Tempel des Kriegsgottes Ares sehen,
dessen Statue aus Marmor und Holz hergestellt wurde. Viel bewundert war
auch bei den Fremden der Tempel der Aphrodite, der Göttin der Schönheit.
Am bekanntesten war in Halikarnassos aber das prächtige Grabmal des
Königs Mausolos, das zu den Sieben Weltwundern der Antike gehörte.
Die antiken Schriftsteller Plinius, Strabo und Vitruv beschrieben dieses
hervorragende Bauwerk.
Mit dem Bau der Grabstätte wurde noch zu Lebzeiten des Königs
Mausolos begonnen. Die Grabstätte sollte als Grabkammer und Tempel dienen.
Die besten Architekten Phyteos und Satyros nahmen an diesem Bau teil. Nach
Phyteos und Satyros sollte das Mausoleum im Grundriß ein großes
rechteckiges Bauwerk darstellen. Seine Länge mußte 77 Meter betragen. Der
Bau sollte 66 Meter breit und 46 Meter hoch sein. Die Tempelanlage bestand
aus drei Teilen: der Grabkammer, der Kolonnade und der Stufenpyramide.
Der untere Teil des Bauwerkes, die Grabkammer, stellte ein
stufenförmiges Postament dar, das mit weißen Marmorplatten verkleidet war.
Oben wurde die Grabkammer von allen vier Seiten mit einem Figuren- und
Ornamentfries aus Marmor geschmückt. Darauf erhob sich eine Kolonnade.
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Der durch diese Kolonnade gebildete Raum war für die Opfergaben und
Weihgeschenke vorgesehen. Das Dach wurde in Form einer Stufenpyramide
ausgebildet. Das ganze Bauwerk wurde von einer Quadriga d.h. vom
Streitwagen mit Viergespann gekrönt. Unten am Postament standen
Löwenstatuen und Standbilder von Reitern. Die Decken der unteren und
oberen Räume wurden von den 15 Säulen unterstützt.
Beim Bau des Mausoleums haben die Architekten alle drei
Säulenordnungen benutzt. Im unteren Raum verwendete man mächtige
dorische Säulen. Im oberen Raum gebrauchte man korinthische Säulen. Für
die Kolonnade wurden ionische Säulen benutzt. Das Mausoleum wurde in
der breitesten Straße von Halikarnassos errichtet. Diese Straße zog sich den
Hafen entlang und verband das östliche und westliche Tor der Stadt. Als
schönstes Bauwerk sollte das Mausoleum im Zentrum der Stadt eine
Dominante bilden.
Von früh bis spät arbeiteten die Bauleute, meist Sklaven, auf der
Baustelle. Während die einen die Baugrube ausschachteten, beförderten die
anderen zur Baustelle das Holz für die Baugerüste: Kalk, Lehm, Sand und
andere Baustoffe. Alle Bauarbeiten wurden von Hand ausgeführt. Bei felsigem
Grund wurde mit Spitzhaken und Brechstangen gearbeitet. Das war eine
schwierige Arbeit. Noch schwieriger war es, die Steine zu transportieren. Die
Steine wurden von den Sklaven in den Steinbrüchen gewonnen.
Die Sklaven mussten oft in den unterirdischen Stollen arbeiten. Steine
und große Marmorblöcke mussten bearbeitet und poliert werden. Die
Oberfläche von Marmorplatten wurde mit Schleifstein und Sand poliert und
mit Sacha bedeckt. Einzelne Marmorplatten wurden mit Ornamenten
geschmückt. Das Fundament wurde aus mächtigen Steinquaderplatten
errichtet, denn diese müßten große Lasten- das Gebäude selbst, das
Pyramidenartige Dach und viele Säulen tragen.
Das Mausoleum war noch nicht fertig, als der König starb. Seine Gattin,
die Königin Artemisia, ließ Phyteos eine Riesenstatue in Marmor machen.
Diese Statue ist erhalten geblieben und wird jetzt im Britischen Museum
aufbewahrt. Der König Mausolos war ein grausamer, listiger und
ruhmsüchtiger Tyrann. Dem Bildhauer Phyteos ist es gelungen, im
Gesichtsausdruck des Königs, Charakterzüge festzuhalten. Neben der Skulptur
des Königs sollte die Skulptur der Königin stehen. Sie wurde vom berühmten
Bildhauer Skopas hergestellt. Von dieser Statue ist nur der Kopf erhalten
geblieben. Der Bau der Grabstätte wurde erst zu Lebzeiten des Enkels von
Mausolos beendet.
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Das Mausoleum hatte bis ins 15. Jahrhundert u.Z.,d.h. 1800 Jahre lang
gestanden.
Während der Perserkriege wurde Halikarnassos stark zerstört und
ausgeplündert. Eines der Sieben Weltwunder, das Mausoleum von
Halikarnassos, blieb aber verschont. Erst im 15. Jahrhundert u.Z. haben die
Kreuzritter das berühmte Bauwerk total zerstört und auf den Ruinen eine
finstere Festung gebaut. Ganze Statuen und viele Platten mit kunstvollen
Reliefs wurden in den Festungmauern vermauert. Nachdem die Türken die
Kreuzritter verjagt hatten, bauten sie hier eine Festung.
Die Gelehrten, die etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts u.Z. die
Gebiete Kleinasiens bereisten und erforschten, bemerkten, daß in den
Festungsmauern viele Platten mit antiken Reliefs vermauert waren. Nach den
langwierigen Verhandlungen bekam der englische Gesandte in der Türkei
die Erlaubnis, diese Platten aus den Festungsmauern zu entfernen. Als die
Platten nach London gebracht und ans Britische Museum übergeben waren,
stellte man fest, daß es Bruchstücke von bekannten Figuren- und
Ornamentsfries vom Grabmal des Königs Mausolos waren. Der bekannte
Gelehrte Charles Newton, ein Angestellter des Britischen Museums, fuhr nach
Kleinasien und untersuchte das Gelände, auf dem einst das Mausoleum
gestanden hatte. Newton unternahm hier auch die Ausgrabungen. Später
gelang es, anhand der gefundenen Bruchstücke die Statue des Königs
Mausolos zu rekonstruieren. Die Statue war drei Meter hoch. Das Mausoleum
war also gefunden. Sorgfältig untersuchten die Wissenschaftler alle
Bruchstücke von einzelnen Bauteilen und Skulpturresten, alle Schriften antiker
Gelehrter, in denen das Grabmal von Mausolos und seine Herstellungsart
erwähnt wurden.
Die Wissenschaftler und Architekten versuchten es, anhand der
gefundenen Materialien das Mausoleum zu rekonstruieren.
Unter den Fachleuten gab es keine einheitliche Meinung, wie das
Grabmal eigentlich aussehen sollte.
Man meinte, daß das Mausoleum ein Tempel mit dem pyramidenartigen
Dach war, auf dem der Kampfwagen mit Viergespann stand.
Allem Anschein nach sollte das Mausoleum aus zwei Pyramiden und
einem Tempel mit Kolonnade bestehen. Die untere Stufenpyramide bildete
den Kern des Bauwerkes und diente als Unterbau für den Tempel mit
Kolonnade; die obere dagegen diente als Dach des ganzen Bauwerkes und
wurde von einer Quadriga gekrönt. Der Kampfwagen war aber ohne Lenker.
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In Griechenland war es üblich, an den Grabstätten leere Wagen aufzustellen;
eine leere Quadriga sollte vom Tode des Lenkers zeugen.
In den Trümmern hat man auch Teile der Statue der Königin gefunden.
Man vermutet, daß die Statuen von Mausolos und seiner Gattin auf dem
unteren Teil des stufenförmigen Unterbaus des Tempels standen. In den
Trümmern entdeckte man auch die Reste von anderen Statuen. Man nimmt
an, daß zwischen den Kolonnen auch eine Reihe von Statuen gestanden hat.
Aus jenen Zeiten stammt das Wort „Mausoleum“. Dieses Wort
bezeichnete nur die Grabstätte des Königs Mausolos. Heute ist das Wort
Mausoleum allgemein die Bezeichnung für monumentale Grabbauten. Das
bedeutendste Mausoleum der neueren Zeit ist das Leninmausoleum in Moskau.
Texterläuterungen
Halikarnassos – Галикарнас
das karische Königreich – Карийское царство
weit über die Grenzen der Stadt hinaus – далеко за пределами города
das Stadtbild prägen – определять облик города
viel bewundert bei den Fremden war – здесь: приезжие восхищались
…herrschte immer reges Leben… – царило оживление
Mausolos – царь Мавзол (335 г. до н. э.)
Phyteos – Пифий, архитектор
Satyros – Сатир, архитектор
Opfergaben und Viergespan – жертвоприношения и дары богам
Artemisia – царица Артемисия
Skopas – Скопас, скульптор
in Gesichtsausdruck diese Charakterzüge festhalten – отразить в выражении лица эти черты характера
der Kampfwagen mit Viergespann – боевая колесница, запряженная
четверкой лошадей
Allem Anschein nach – по всей видимости
mit Quadriga krönen – увенчивать колесницей
Fragen zum Text
1. Als was galt Halikarnassos bei den alten Griechen?
2. Wer stammte aus Halikarnassos?
3. Was prägte das Stadtbild von Halikarnassos?
4. Welches Gebäude galt in Halikarnassos als eines der Weltwunder?
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Die Wörter “Koloß” “und kolossal” sind uns allen gut bekannt. Sie
stammen vom Griechischen ab. Mit dem Wort “Koloß” bezeichneten die alten
Griechen ein Riesenstandbild.
Kolossale Statuen sahen die Griechen zuerst in Ägypten. Über die
Ägyptischen Kolosse schreibt der griechische Historiker Herodot.
Viele Kolosse haben später auch die Griechen selbst errichtet. Einer der
ältesten Kolosse war z.B. die 13 Meter hohe Statue des Apollo(s) in
Südgriechenland. Der bekannte Koloß war aber eine riesengroße Statue des
Sonnengottes Helios auf der Insel Rhodos.
Rhodos ist eine Insel im Ägäischen Meer, die von der kleinasiatischen
Küste 18 km entfernt liegt. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts v.u.Z. war Rhodos
der stärkste und reichste Handelsstadt unter den griechischen Staaten. Handel
und Schifffahrt waren hier besonders hochentwickelt. Dieser Staat trieb einen
intensiven Handel mit vielen Nachbarländern. Viele Handelsschiffe von
Rhodos bereisten auch fremde Meere. In Rhodos gab es einen großen Hafen.
Der Handel brachte viele Einnahmen, die die Staatskasse reichlich füllten.
Der Name der Insel Rhodos hängt mit der Farbe der roten Rose zusammen.
Rhodos bedeutet also die rosenfarbige, besonnte, leuchtende Insel. Als
Beschützer der Insel galt bei den Rhodosaern der Sonnengott Helios. Auf
dieser Insel wurde der Gott Helios in einem Tempel am Hafen verehrt. In
diesem Heiligtum befand sich das Viergespann des Gottes, gestaltet vom
Bildhauer Lysipp. Auf der Insel pflegte man Helios jedes Jahr ein seltsames
Opfer zu bringen. Man stürzte ein Viergespann, eine Quadriga, ins Meer.
Pferd und Wagen, die man in Rhodos ins Meer stürzte, versinnbildlichten,
was der Sonnengott täglich tut: Am Abend fährt er mit seinen Viergespann
ins Meer d.h. in die Unterwelt und am Morgen kommt er verjüngt zurück.
Während des damit verbundenen Festes fanden Wagenrennen sowie andere
sportliche und musikalische Veranstaltungen statt.
Lange Zeit gelang es diesem reichen Handelsstadt, dem Zugriff seiner
mächtigen Nachbaren auszuweichen, doch haben die Eroberer ihre Hand nach
der reichen Insel ausgestreckt. Der Makedonische König Demetrios wollte
diesen reichen Inselstaat unterwerfen. Er schickte zur Küste eine mächtige
Flotte. Bei der Belagerung der Festung verwendete man erstmalig eine
“Mauerbrechermaschine”. Über diese “Maschine” berichtete der römische
Baumeister und Ingenieur Vitruv. Sie stellte einen hohen Turm dar. Nach
seinen Angaben sollte der Turm etwa 40 Meter hoch und 15 Meter breit sein.
Im unteren Teil der “Maschine” befand sich ein Mauerbrecher, mit dessen
Hilfe die Belagerer die Festungsmauern durchbrachen. Im oberen Teil der
“Maschine” standen die Steinschleuderer, die die Verteidiger mit Steinen
bewarfen. Man konnte außerdem die “Maschine” nahe an die Festungsmauer
heranschieben und auf die Mauern eine Brücke herablassen. Die Bewohner
von Rhodos hatten solche “Maschinen” niemals gesehen, und trotzdem
verteidigten sie mutig ihre Festung. Wenn am Tage die Festungsmauer an
einer Stelle durchbrochen war, so wurde dieser Durchbruch in der Nacht wieder
fest zugemauert. Ein Jahr lang belagerte der König Demetrios diese Festung.
Doch konnte sie von seinen Truppen nicht eingenommen werden. Seine
Truppen mußten abziehen und der Belagerungszustand wurde aufgehoben.
Zu Ehren dieses Sieges beschlossen die Bewohner von Rhodos, dem
Sonnengott Helios, dem Beschützer der Insel, eine Bronzestatue zu errichten.
Die Statuen von Helios standen in vielen Tempeln von Rhodos.
Zur Blütezeilt der Monumentalplastik arbeiteten viele bekannte
griechische Bildhauer meist in Bronze. Die Statue von Helios sollte der
bekannte und erfahrene Bildhauer Chares, der Schüler des berühmten Lysipp
herstellen. Chares hat an dieser Statue zwölf Jahre lang gearbeitet. Sie war
35 Meter hoch. Diese Statue stand aber nur 56 Jahre. Ein Erdbeben um
227 v.u.Z. legte sie in Trümmer. Die Insel Rhodos wurde vom Erdbeben stark
26
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5. Was stellte das Bauwerk im Grundriß dar?
6. Aus welchen Teilen bestand die Tempelanlage?
7. Wie wurde die Grabkammer ausgeschmückt?
8. Womit wurde das Dach gekrönt?
9. Welche Säulenordnungen haben die Architekten beim Bau des Mausoleums
benutzt?
10. Woraus wurde das Fundament errichtet?
11. Wann wurde der Bau des Mausoleums beendet?
12. Wie wurden die Steinblöcke bearbeitet?
13. Ist die Statue des Königs Mausolos erhalten geblieben?
14. Wie lange hat das Mausoleum gestanden?
15. Wann wurden die Platten mit den Reliefs aus den Festungsmauern entfernt?
16. Wo befinden sie sich jetzt?
17. Was bedeutet das Wort Mausoleum?
18. Wo befindet sich das bedeutendste Mausoleum der neueren Zeit?
KOLOß VON RHODOS
betroffen. Viele Häuser waren eingestürzt. Die Werften waren zerstört. Viele
Menschen kamen ums Leben.
Wie die Legende erzählt, wurden die gewaltigen Bruchstücke 656 v.u.Z.–
von einem sarazenischen Piraten nach Syrien gebracht und dort als
neunhundert Kamellasten verteilt. Das klingt genauso unwahrscheinlich wie
die Behauptung, die Heliosstatue habe mit gespreizten Beinen direkt über
der Hafeneinfahrt auf den beiden Molen gestanden. Aus einigen Funden läßt
sich rekonstruieren wie der Koloß tatsächlich ausgesehen hat. Chares hat
Helios als einen schlanken Jüngling mit einem Strahlenkranz um den Kopf
dargestellt. Anscheinend stützte sich Helios mit dem linken Unterarm auf
einen Baumstumpf, der durch den Mantel des Gottes fast verdeckt war. Helios
hatte den rechten Arm erhoben und die Hand berührte leicht den Kopf- eine
Geste, die als Ruhehaltung galt.
Die Herrscher von vielen Staaten, die am Handel mit Rhodos interessiert
waren, haben Rhodos eine große Hilfe erwiesen.
Für die Wiederherstellung des Kolosses stellte der ägyptische König
Ptolemäus den Rhodosaern viele Mittel zur Verfügung. Er schickte nach
Rhodos viele erfahrene Baumeister, gab viel Kupfer, aber alles war umsonst.
Es gelang nicht, die Statue emporzuheben und in aller früheren Pracht
wiederherzustellen. Erfolglos blieben auch spätere Versuche. Die Statue blieb
auf der Erde liegen.
Der römische Schriftsteller Plinius schrieb, daß die auf der Erde liegende
Statue immer noch die Bewunderung vieler Menschen hervorrief.
Die Trümmer der Statue blieben in der Erde mehr als 1000 Jahre liegen.
Der griechische Geograph Strabo meinte, daß der Koloß von Rhodos
eines der Sieben Weltwunder galt. Bei den Ausgrabungen hat man auf der
Insel Rhodos die Reste eines Reliefs aus dem 2.Jahrhundert v.u.Z. gefunden.
Die Wissenschaftler waren der Meinung, daß dieses Relief eine Kopie des
Kolosses war.
Bei der Herstellung einer Plastik verfügen jetzt die Bildhauer über fertige
Formeln aus der Festigkeitslehre und über die modernen
Herstellungstechniken.
Chares konnte sich nur auf seine eigenen Erfahrungen stützen. Dieser
Koloß verlangte einen großen Kostenaufwand, schwere körperliche Arbeit
und einen scharfen Erfindungsgeist. Diese prächtige Bronzestatue ist ein
wahres Wunderwerk der antiken Kunst.
Texterläuterungen
Rhodos – Родос – oстров в южной Греции
intensiven Handel treiben – вести интенсивную торговлю
viele Einnahmen bringen – приносить много доходов
Lysipp – Люсипп, придворный скульптор Александра Македонского
die Unterwelt – подземный мир, “ад”
dem Zugriff der mächtigen Nachbaren ausweichen
–
избегать
столкновений со своими могущественными соседями
der Steinschleuderer – пращник
den Belagerungszustand aufheben – снять осаду
Chares – Харес, скульптор
in Trümmer legen – разрушить
wurde… stark betroffen – здесь: сильно пострадал
ums Leben kommen – погибать
sarazenisch – сарацинский от слова сарацин, которым древние греки
называли арабов
zur Verfügung stellen – предоставлять в распоряжение
28
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Fragen zum Text
1. Was bedeutet das Wort “Koloß”?
2. Wo liegt die Insel Rhodos?
3. Was wissen Sie über die Insel Rhodos aus dem 4. Jahrhundert v.u.Z.?
4. Wer versuchte die Insel Rhodos zu unterwerfen?
5. Was verwendete man bei der Belagerung der Stadt?
6. Gelang es dem König Demetrios die Insel zu nehmen?
7. Wer sollte die Statue des Sonnengottes Helios herstellen?
8. Wie lange hat daran Chares gearbeitet?
9. Ist diese Statue erhalten geblieben?
10. Welche Meinung äußerte der Geograph Strabo?
DIE ZEUSSTATUE IN OLYMPIA
In einer der größten und reichsten Städte des alten Griechenlands
Olympia, wo es viele Tempel zu Ehren der griechischen Götter gab, wurde
der Oberste der Götter, der Zeus, besonders verehrt. Hier in Olympia wurden
zu Ehren des Zeus die kultischen Olympischen Spiele abgehalten. Diese
griechischen Festspiele mit sportlichen und musikalischen Wettkämpfen
wurden alle vier Jahre ausgetragen.
Von Olympia aus kamen besondere Boten in alle griechischen Städte,
um den Beginn der Festspiele anzukündigen. Wenn es in Griechenland
zwischen den Stadtstaaten einen Krieg gab, so wurde für die Zeitdauer der
Olympischen Spiele die Waffenruhe verkündet und Friede geschlossen.
Zehn olympische Richter wurden gewählt, die für die Veranstaltung der
Spiele verantwortlich waren. Sie achteten darauf, daß alle Regeln der
Olympischen Spiele streng eingehalten wurden. Zu den Festspielen wurden
nur reiche, freie vollberechtigte Bürger zugelassen.
Die Teilnahme an den Olympischen Spielen und das Zuschauen war
den Frauen streng untersagt, dafür drohte ihnen die Todesstrafe. Die Wettspiele
wurden von Ende Juni bis Anfang Juli veranstaltet. Die besten Athleten sollten
ein Jahr vor dem Beginn der Wettkämpfe nach Olympia kommen und sich
bei den olympischen Richtern melden. Die Teilnehmer der Spiele kamen nach
Olympia rechtzeitig, um sich unter der Leitung der erfahrenen Lehrer vor
dem Beginn der Wettkämpfe zu trainieren. Diejenigen, die an den Spielen
zum ersten Mal teilnahmen, sollten nach Olympia ein Jahr früher kommen.
Die Stadt Olympia lag an einem Fluß, an dessen Ufer es viele Olivenhaine
gab, im Grün der Olivenhaine hoben sich besonders schön die antiken
Bauwerke ab.
Die Bürger, die nach Olympia kamen, übernachteten gewöhnlich in den
Zelten, die entweder am Ufer des Flusses oder in der Nähe des Stadions
aufgeschlagen wurden.
Die Wettspiele dauerten in der Regel fünf Tage lang und begannen mit
der feierlichen Prozession zum Zeustempel.
Dann wurden auf dem Riesenstadion, das über 40000 Zuschauer faßte,
viele Wettkämpfe ausgetragen.
Am ersten Tag fand das Wettlaufen statt. Am zweiten Tag folgte der
Ringkampf. Am dritten und am vierten Tage wurden die Wettkämpfe im
Fünfkampf durchgeführt.
Am interessantesten waren am fünften Tag aber die Wagenrennen.
Die Krieger der zweirädrigen Streitwagen mit Viergespann kämpften
hier um den Sieg. Die Wagenlenker mußten sehr geschickt und erfahren sein,
um in diesem harten Kampf den Sieg davonzutragen.
Als Sieger galt hier nicht der Wagenlenker, sondern der Besitzer von
Pferden und Streitwagen.
Nach dem Abschluß der Sportwettkämpfe wurden die Sieger mit Kränzen
aus Olivenzweigen geehrt. Wenn jemand in den Wettkämpfen dreimal siegte,
so durfte er seine Statue im “heiligen” Hain aufstellen lassen. Gewöhnlich
wurden diese Statuen von den bekanntesten griechischen Bildhauern
geschaffen und sind echte Kunstwerke. Einige Statuen der Siegen der
Olympischen Spiele sind bis in unsere Zeit hinein erhalten geblieben.
Am letzten Tag der Festspiele kamen die Sieger, in prächtige Gewänder
gekleidet, in einem feierlichen Festzug zum Zeustempel, an dessen Statue
die Niederlegung von Olivenkränzen stattfand.
Der Zeustempel und die Zeusstatue waren der Stolz aller Griechen. Die
berühmte Zeusstatue gehört zu den Sieben Weltwundern des Altertums. Der
Tempel wurde vom Architekten Libon erbaut. Seine Seitenlänge betrug 64
Meter. 34 strenge dorische Säulen waren um den Baukern des Tempels
herumgeführt. Der Bau mit dorischer Säulenordnung wirkte einfach und
erhaben.
In der Innenhalle stand die Statue des Zeus. Der oberste der Götter saß
auf dem Thron, der mit Gold- und Elfenbeinreliefs geschmückt war. Die
Zeusstatue war 17 Meter hoch. Sie wurde von griechischen Meistern aus
Holz kunstvoll geschnitzt und mit Gold- und Elfenbeinplatten besetzt. In einer
Hand hielt er die Kleinfigur der Siegesgöttin Nike, in der anderen hatte er
den Zepter mit dem Adler, dem Vogel des Gottes. Die Zeusstatue wurde vom
Bildhauer Phidias geschaffen.
In 5. Jahrhundert u.Z. wurde sie auf Befehl des byzanthinischen Kaisers
Theodosius nach Konstantinopel gebracht.
Der Tempel und die Zeusstatue sind nicht erhalten geblieben. Der Tempel
wurde durch ein Erdbeben, die Zeusstatue durch einen Brand im kaiserlichen
Palast zerstört.
Durch die zahlreichen Ausgrabungen ist es möglich geworden, den
Tempel und die Zeusstatue zu rekonstruieren.
Noch jetzt findet man auch die Überreste des einst berühmten Tempels.
Die Traditionen der Olympischen Spiele wurden 1894(1896) auf
Initiative des französischen Sportpädagogen Coubertain, des späteren
Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees im Geiste der
Völkerverständigung und des Friedens wieder ins Leben gerufen. Sie werden
alle vier Jahre mit wechselndem Austragungsort abgehalten. Die Grundregeln
von Olympischen Spielen sowie der Eid der Sportler wurden auch von
Coubertain zusammengestellt und verfaßt. Coubertain betonte immer wieder
die Bedeutung des Sportes in der Festigung der Freundschaft unter den
Völkern. Coubertain ist 1937 gestorben und wurde in Lausanne beigesetzt.
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Laut seinem Vermächtnis wurde sein Herz in einer Urne in einer Marmorsäule
in Olympia (Griechenland) eingemauert. Es gibt auch Olympische Flagge:
fünf ineinandergreifende, die fünf Erdteile symbolisierende farbige Ringe
(blau, gelb, schwarz, grün und rot) auf weißen Grund.
Die Fackel der Olympiade wird nach Tradition im alten Olympia
entzündet und von dort aus zur neuen Stätte der neuen Wettspiele gebracht.
Während der Parade schreiten als erste immer die griechischen Sportler.
Die Flamme in einer offenen Schale ist das Kennzeichen der
Olympischen Spiele.
1974 wurde Moskau von Internationalen Olympischen Komitee zur
Gastgeberstadt der XXII. Olympischen Sommerspiele gewählt. Erstmalig in
der Geschichte der Olympischen Bewegung fanden sie in der Hauptstadt eines
sozialistischen Staates Moskau statt. Für die Entwicklung von Körperkultur
und Sport sind im Rußland alle Voraussetzungen geschaffen. Unsere Sportler
haben viele hervorragende Spitzenleistungen erzielt. Sie haben bei den sieben
Olympiaden (1952-1976) 683 Medaillen gewonnen.
Fragen zum Text
1. Wo fanden die Olympischen Spiele zum ersten Mal statt?
2. Wo befindet sich Olympia?
3. Wofür waren die zehn Richter verantwortlich?
4. Wie lange dauerten die Wettspiele?
5. Welche Wettkämpfe waren am interessantesten?
6. Wie wurden die Sieger der Olympischen Spiele geehrt?
7. Beschreiben sie den Zeustempel!
8. Sind der Zeustempel und die Zeusstatue erhalten geblieben?
9. Wann und von wem wurden die Traditionen der Olympischen Spiele wieder
ins Leben gerufen?
10. Wo fanden die XXII. Olympischen Sommerspiele statt?
DER PERGAMONALTAR
Texterläuterungen
abhalten – здесь: проводить, устраивать
austragen – проводить
Waffenruhe verkünden – провозглашать перемирие
einhalten – соблюдать
sich abheben – выделяться
der Ringkampf – борьба
die Wagenrennen – состязание воинов на боевых колесницах
der Krieger der zweirädrigen Streitwagen mir Viergespann
–
воин
двухколесной боевой колесницы, запряженной четверкой лошадей
den Sieg davontragen – победить, одержать победу
bis in unsere Zeit hinein – вплоть до нашего времени
in prächtige Gewänder gekleidet – одетые в пышные одежды
Coubertain – Кубертен
die Völkerverständigung – взаимопонимание народов
ins Leben rufen – здесь: возродить
ineinander greifen – здесь: переплетаться
von dort aus – оттуда
In der jahrhundertealten Geschichte des Bauens gab es viele andere
hervorragende Bauwerke und Monumentalskulpturen, die auch zu den
Weltwundern gezählt werden.
Eines davon ist z.B. der Zeusaltar im antiken Pergamon.
Bergama, das antike Pergamon, liegt im nordwestlichen Teil Kleinasiens,
etwa 28 Kilometer von der Küste entfernt, im heutigen Staatsgebiet der Türkei.
In der griechischen Geschichte trat das pergamenische Reich erst dann
hervor, nachdem Alexander von Makedonien in seinen Eroberungszügen das
persische Reich zerschlagen hatte.
Die geschichtliche Epoche zwischen der Eroberung eines großen Teils
der damals bekannten Welt durch die griechischen Truppen Alexanders am
Ende des 4. Jahrhunderts und der Unterwerfung der griechischen Welt durch
den Sklavenhalterstaat Rom bezeichnet man als die Epoche des Hellenismus.
Etwa um die Mitte des 3. Jahrhunderts v.u.Z. erreichte Pergamon seine
Höchstblüte. Um diese Zeit wurde die Stadt mit großartigen Bauten und
Kunstdenkmälern geschmückt. Die Repräsentationsbauten der Königsstadt
erhoben sich an den Hängen eines Burghügels, dessen Südabhang sich in
mehreren Terrassen in die Unterstadt senkte. Am Südfuße das Hügels lag die
von Säulenhallen und Läden umgebene Agora, das Zentrum des öffentlichen
Lebens der Stadt. Nördlich davon erhob sich auf einer trapezförmigen Terrasse
der Zeusaltar. Nach einer Zwischenterrasse folgte das Hauptheiligtum des
Staates, das der siegbringenden Athene gewidmet war.
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Der Athene - Tempel-ein einfacher Periptertempel mit dorischer
Ordnung- lag im westlichen Teil des Stadtinneren, der an drei Seiten
hufeisenförmig von Säulenhallen umgeben war. Säulenhallen hatten in
Pergamon eine besonders prächtige Ausstattung; sie waren doppelgeschossig;
im unteren Stock standen dorische, im oberen ionische Säulen. Hinter ihnen
war die berühmte Bibliothek von Pergamon, die an Bedeutung nur der
Bibliothek von Alexandria nachstand. Am Rande des steilen Ostabhanges
des Hügels erstreckten sich die Herrscherpaläste. Der Zeusaltar befand sich
zwischen der Agora und dem Athene-Tempel und war anläßlich eines Sieges
über die keltischen Stämme errichtet. Der Altar stand inmitten des von
Säulenhallen umgebenen Zentralhofes und hatte beinahe einen quadratischen
Grundriß. In der untersten Stufe maß er 36 x 34 Meter. Wie alle griechischen
Tempel war dieses Bauwerk durch einen rings umlaufenden vierstufigen
Unterbau gekennzeichnet, der sich in der imposanten Freitreppe fortsetzte,
die zum eigentlichen Altarhof führte. Auf dem Unterbau stand ein Sockel, an
dem der Große Figurenfries angebracht war. Dieser Sockel stellte eine Art
massives Untergeschoß dar, über dem sich die prächtige ionische Säulenhalle
aufbaut, deren Dach an den Ecken einige Skulpturen schmücken. Durch die
Säulenhalle gelangte man in das Innere des Hofes, dessen vier Seiten ebenfalls
von Säulenhallen eingefaßt wurden. Mitten im Hof stand der eigentliche
Opferaltar. An der Rückwand der Hallen war auch ein Fries angebracht. Hier
wird in zahlreichen Szenen die Geschichte der pergamenischen Herrscher
erzählt.
Der Große Fries bestand aus 120 Marmorplatten, die 2,30 Meter hoch
waren. Er hatte die Gesamtlänge von 120 Metern.
Das Thema des großen Frieses ist die Darstellung des Kampfes der
olympischen Götter mit den Giganten. Er symbolisiert den siegreichen Kampf
der Pergamener gegen die keltischen Stämme.
Unter der Führung von Zeus haben die olympischen Götter die Giganten
besiegt. Zu den künstlerisch bedeutendsten Leistungen des Großen Frieses
gehört die Zeusplatte. Die mächtige Figur des Zeus bestimmt das ganze
Geschehen. An der Ausarbeitung des großen Frieses haben zahlreiche
unbekannte Meister gearbeitet. Der Große Fries ist ein Prunkstück
hellenistischer Reliefskunst.
Mit dem Untergang des pergamenischen Reiches gerieten auch seine
Bauwerke allmählich in Vergessenheit. Der Pergamonaltar wurde in spätund nachantiker Zeit allmählich vergessen. Seine Blöcke wurden zur
Errichtung einer Festungsmauer gegen den Angriff der Araber verwendet.
Später benutzten die Türken den Burg von Pergamon als Festung, doch auch
diese verfiel. Die Entdeckung des Meisterwerkes griechischer Bau- und
Bildkunst wird dem deutschen Straßenbauingenieur Carl Humann verdankt.
Humann hatte Mitte der 60 er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf einem Berg
in unmittelbarer Nähe des türkischen Städtchens Bergama Reste antiker
Marmorskulpturen gefunden. Unter Leitung von Humann erfolgte eine Reihe
von Ausgrabungen. Bis 1886 wurden neben anderen Bauten der große
Zeusaltar vor allem aber die Platten des Großen Frieses gefunden.
Es gelang, die Funde für die Berliner Antikensammlung zu erwerben.
Nach sorgfältiger wissenschaftlicher Bearbeitung wurden die Funde 1902 in
Berlin in dem zu ihrer Schaustellung errichteten Pergamon-Museum der
Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im II. Weltkrieg wurde das Pergamon-Museum durch
englischamerikanischen Bomber schwer beschädigt. Die Friesplatten des
Pergamonaltars, die in einem Bunker versteckt waren, wurden neben anderen
kostbaren Schätzen der Kunst von den Soldaten der Sowjetarmee gerettet.
Die Platten des Frieses wurden nach Leningrad übergeführt, dort sorgfältig
bewahrt und 1958 der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik
übergeben.
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Texterläuterungen
der Pergamonaltar – Пергамский алтарь, алтарь Зевса в Пергаме
Bergama – город Бергамо в Малой Азии
das pergamenische Reich – Пергамское царство
der Sklavenhalterstaat – рабовладельческое государство
der Hellenismus – эллинизм, историческая эпоха с времен царствования
Александра Македонского до захвата Римом Малой Азии
die Agora – агора, центр общественной жизни греческого города
Athene – богиня Афина, у греков богиня победы, ремесел и искусств
hufeisenförmig – в виде подковы
nachstehen – уступать
in Vergessenheit – предавать забвению
Carl Humann – Карл Хуманн, немецкий инженер-дорожник
Fragen zum Text
1. Wo liegt Bergama?
2. Wodurch war diese Stadt im Altertum bekannt?
3. Wann erreichte Pergamon seine Höchstblüte?
4. Wo befand sich der Zeusaltar?
5. Welchen Grundriß hatte der Zeusaltar?
6. Was war an dem Sockel des Unterbaus angebracht?
7. Aus wieviel Platten bestand der Große Fries?
8. Was ist das Thema des Großen Frieses?
9. Wem wird die Entdeckung des Großen Frieses verdankt?
10. Wann wurden die Funde des Pergamonaltars zugänglich gemacht?
11. Wer rettete den Pergamonaltar im II. Weltkrieg?
DAS KOLOSSEUM
Zu den Welwundern zählen manche Forscher auch das Kolosseum, das
Amphitheater, das hervorragende Bauwerk aus der Zeit der römischen
Sklavenhalterherrschaft.
Das Amphitheater ist als eine Art Zusammenfügung zweier Theater
entstanden. Sein Grundriß stellt eine Ellypse dar. Diese Form wählte man,
weil sie den praktischen Bedürfnissen am besten entsprechen konnte. Von
allen Plätzen aus mußte das Geschehen in der Arena- meist Tierhetzen und
Gladiatorenkämpfe-gleich gut verfolgt werden. Diese so entstandene Form
hat sich über die Jahrtausende gut bewährt und lebt noch heute in unseren
modernen Sportstadien weiter fort.
Die Außenwände des Kolosseums, des unter Kaiser Vespasian
begonnenen und unter seinem Sohn Titus vollendeten Amphitheaters zeigen
eine höchst übersichtliche, monumentale Gliederung. Die Wand ist durch
horizontale Gesimse in übereinanderliegende Stockwerke unterleilt. Diese
bestehen aus rundbogigen Arkaden, die von den Pfeilern unterbrochen werden,
vor denen Halbsäulen liegen. Im unteren Stockwerk haben die Halbsäulen
dorische Kapitelle, im mittleren ionische und im dritten korinthische.
Wie das Pantheon ist auch das Kolosseum nicht nur ein Meisterwerk
des Architekten sondern auch im gleichen Maße ein Wunderwerk
der Ingenieurkunst. Ohne die Verwendung von Bogen- und
Gewölbekonstruktionen war dieser Bau niemals möglich gewesen. Er bot
nahezu siebzigtausend Zuschauern Platz. Ein unter den Sitzreihen und hinter
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den Außenmauern verborgenes kompliziertes System von überwölbten
Gängen und Treppen ermöglichte schnelles Betreten und Verlassen der
Zuschauerränge. Der Bau hatte die Höhe des zwölfstöckigen modernen
Wohnhauses und zeugt von einer bewundernswerten technischen
Vollkommenheit. Sie erlaubte, daß die Fläche bei Darstellungen von
Seeschlachten unter Wasser gesetzt werden konnte. Ein riesenhafter Baldachin
überdachte das Amphitheater bei Regen und schützte die Zuschauer auch vor
der heißen Sonne. In zweiunddreißig Aufzügen konnten die Gladiatoren und
wilden Tiere, deren Käfige sich unter der Bühne befanden, nach oben
transportiert werden. Dieses kolossale Bauwerk wurde zum größten
Baulieferanten der Renaissence. Man verwandelte das Kolosseum zu einem
riesigen Steinbruch. Aus diesem Steinbruch entstanden nun aus der Kulturund Kunstgeschichte Roms nicht mehr wegzudenkende Bauwerke. Aus den
Steinen des Kolosseums wurden in Rom viele Paläste errichtet. Die Steine
des Kolosseums benutzte man auch für die Hafenanlagen. Sogar der
Petersdom: entstand durch die Zerstörung des großen Zeugnisses der Antike.
Als Rom im 13. und 16. Jahrhundert oft von Erdbeben heimgesucht wurde,
errichtete man die umliegenden Wohnviertel ebenfalls neu mit den billigen
Steinen des Kolosseums.
Heute ist das Kolosseum nur noch eine einzigartige gewaltige Ruine.
Über den Zustand des Kolosseums zerbrechen sich schon seit langer Zeit
eine Reihe von Wissenschaftlern, Bauspezialisten und Kunstfreunde die
Köpfe. Zur Rettung dieses Baus und anderer Baudenkmäler wurde bisher
nur wenig getan. Alle Pläne der Restaurierung dieses Bauwerkes scheiterten
immer wieder.
In der Staatskasse Italiens finden sich keine Gelder, um dieses wertvolle
Baudenkmal zu retten. Die heutige Regierung Italiens ist nicht in der Lage,
zur Erhaltung der antiken Baudenkmäler Gelder auszugeben.
Texterläuterungen
Vespasian – император Веспасиан
unter Vespasian – в царствование Веспасиана
Titus – Тит, сын Веспасиана
das Pantheon – Пантеон, исторический памятник архитектуры
Platz bieten – здесь: вмещать
der Zuschauerrang – места зрителей
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unter Wasser setzen – заполнить водой
der Petersdom – собор св. Петра в Риме
sich den Kopf zerbrechen – ломать голову над чем-либо
scheitern – терпеть провал
in der Lage sein – быть в состоянии
Fragen zum Text
1. Wird auch das Kolosseum zu den Weltwundern gezählt?
2. Was stellt das Kolosseum im Grundriß dar?
3. Was wurde im Kolosseum veranstaltet?
4. Wie sind die Wände des Kolosseums unterteilt?
5. Woraus bestehen die Stockwerke?
6. Wie sind die Halbsäulen gestaltet?
7. Welche Baukonstruktionen wurden im Kolosseum verwendet?
8. Wieviel Zuschauer faßte das Kolosseum?
9. Wie hoch war das Kolosseum?
10. Als was diente das Kolosseum in den späteren Zeiten?
11. Kann die Regierung Italiens dieses wertvolle Baudenkmal retten?
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INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT ............................................................................................................... 3
DIE PYRAMIDEN VON ÄGYPTEN ....................................................................... 6
DIE «HÄNGENDEN GÄRTEN» VON BABYLON ................................................ 9
DER ARTEMISTEMPEL IN EPHESOS ................................................................ 14
DER LEUCHTTURM AUF DER INSEL PHAROS BEI ALEXANDRIA ............. 18
DAS MAUSOLEUM VON HALIKARNASSOS ................................................... 22
KOLOß VON RHODOS ......................................................................................... 26
DIE ZEUSSTATUE IN OLYMPIA ......................................................................... 29
DER PERGAMONALTAR ..................................................................................... 33
DAS KOLOSSEUM ............................................................................................... 36
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НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК
Задание № 8
для внеаудиторного чтения студентам I–II курсов
«Семь чудес древнего мира»
Составитель Грекова Валентина Викторовна
Компьютерная верстка И. А. Яблоковой
Подписано к печати 25.05.11. Формат 60×80 1/16. Бум. офсетная.
Усл. печ. л. 3,2. Тираж 200 экз. Заказ 48. «С» 24.
Санкт-Петербургский государственный архитектурно-строительный университет.
190005, Санкт-Петербург, 2-я Красноармейская ул., д.
Отпечатано на ризографе. 190005, Санкт-Петербург, 2-я Красноармейская ул., д. 5.
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