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Министерство образования и науки Российской Федерации Санкт-Петербургский государственный архитектурно-строительный университет Факультет экономики и управления Кафедра иностранных языков НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК ЗАДАНИЕ № 8 для внеаудиторного чтения студентам I и II курсов «СЕМЬ ЧУДЕС ДРЕВНЕГО МИРА» Санкт-Петербург 2011 1 VORWORT УДК 811.112.2:378.147(075.8) Рецензент доцент Л. А. Андреева (СПбГАСУ) Немецкий язык: задание № 8 для внеаудиторного чтения студентов I и II курсов «Семь чудес древнего мира» / сост. В. В. Грекова; СПбГАСУ. – СПб., 2011. – 40 с. Предназначено для внеаудиторного чтения студентам I–II курсов специальностей 270300 – архитектура, 270302 – дизайн архитектурной среды и 270303 – реставрация и реконструкция архитектурного наследия. Задание является переработанным и дополненным изданием работы Ю. В. Ютландова «Семь чудес света». Санкт-Петербургский государственный архитектурно-строительный университет, 2011 2 Wir leben im Zeitalter der wissenschaftlich- technischen Revolution. Sie ist das Ergebnis der Entwicklung der Produktivkräfte der menschlichen Gesellschaft. Sie ist die bedeutsamste revolutionäre Umwälzung aller Produktivkräfte in der gegenwärtigen Epoche. Mit dem Begriff der wissenschaftlich – technischen Revolution werden qualitativ neue Erscheinungen in gesellschaftlichen Leben und vor allem in der materiellen Produktion bezeichnet, diese sind mit dem lawinenartigen Prozess von neuen wissenschaftlichen Entdeckungen und technischen Erfindungen verbunden, die ihrerseits dynamische Veränderungen in der sozialen Struktur und Lebensweise der Völker herbeiführen. In den letzten 30-40 Jahren sind auf vielen Gebieten der Wissenschaft und Technik hervorragende Leistungen vollbracht worden. Auf dem Gebiete der Physik sind die Kernphysiktheorien, die Theorien von Elementarteilchen, die der Festkörper und Halbleiter u.a. entstanden. In der Mathematik sind mathematische Logik, die Kybernetik – allgemeine Informationslehre, die Theorie der Spiele ausgearbeitet worden. Im engen Zusammenhang mit der weiteren Entwicklung der Wissenschaft und unter deren Einfluß vollziehen sich revolutionäre Umwälzungen auf dem Gebiete der Technik und Technologie. In der Energiewirtschaft sind z.B. viele Atomkraftwerke, Flutkraftwerke und geothermale Kraftwerke gebaut worden. In der Industrie werden z.B. die Werkzeugmaschinen mit Programmsteuerung, Hochofen mit Höchstleistungen, Industrieroboter u.a. verwendet. Im Verkehrswesen werden Flugzeuge mit Strahltriebwerk, Schiffe mit Atomantrieb, Tragflächenschiffe, Luftkissenschiffe, Einschienenbahn angewendet. Im Bauwesen hat sich weitgehende Industrialisierung der Bauprozesse durchgesetzt. Großblockbauweise und Plattenbauweise sind weit verbreitet. Im Straßenbau werden ganze Baumaschinenkomplexe eingesetzt. Die Möglichkeiten der wissenschaftlich-technischen Revolution sind in unserer Zeit bei weitem nicht ausgeschöpft. Wenn man heute von dem Wundern der Technik spricht, so darf man nicht außer acht lassen, welchen schwierigen Weg die Menschheit zurückgelegt hat. Dies war der Weg einer beständigen schöpferischen Arbeit, 3 der Weg von der primitiven Steinaxt bis zu den komplizierten Geräten, der kosmischen Rakete. Seitdem der Urmensch es gelernt hatte, die erste Steinwerkzeuge herzustellen und das Feuer zu gewinnen, war man immer bestrebt, die Natur besser kennenzulernen und sich die Naturkräfte in den Dienst zu stellen. Allmählich lernte der Mensch das Kupfer und später das Eisen zu gewinnen, das, was ein bedeutender Fortschritt in der Entwicklung der Menschheit war. Schon im 3. und 2. Jahrtausend vor unserer Zeit waren die Wissenschaften und technisches Können im alten Ägypten, Mesopotamien sowie auch in Griechenland hochentwickelt. Der Orient war die Wiege der Mathematik und Geometrie. Das fruchtbare aber wasserarme Land wie in Mesopotamien so auch in Ägypten musste bewässert werden. Für die Bewässerung wurden hier Kanäle, Dämme und Staubecken gebaut. Für die Berechnung solcher Anlagen waren mathematische Kenntnisse notwendig. Mit Hilfe der Geometrie konnte die Fläche des Dreiecks, des Trapezes und anderer Figuren berechnet werden. Zu jener Zeit wurden auch die Grundlagen der Wissenschaften wie Botanik, Chemie, Physik u.a. geschaffen. Die alten Griechen blieben aber in der Entwicklung der Wissenschaften etwa zurück. Erst um aus IV. Jahrhundert v.u.Z. wurden von altgriechischen Gelehrten viele bedeutende Entdeckungen gemacht. So war man schon in der Lage, die Größe der Erdkugel, des Mondes, und ihre Entfernung von der Sonne zu berechnen. Die Mathematik entwickelte sich im engen Zusammenhang mit den praktischen Anforderungen des Lebens. So heißt es z.B. in einem antiken Werk: “Die Geometrie bringt den Architekten viel Nutzen... Sie lehrt uns mit Lineal und Zirkel zu arbeiten, um mit ihrer Hilfe den Grundriß eines Gebäudes zu entwerfen. Die Optik lehrt uns, im Gebäude das Licht richtig zu verteilen. Die Ariphmetik gibt die Möglichkeit, den Kostenaufwand zu ermitteln.” Auf dem Gebiete der antiken Mathematik wurden viele hervorragende Erfolge erzielt. So wurden z.B. im 3. Jahrhundert v.u.Z. von Euklid die Grundlagen der Elementar-geometrie geschaffen, deren einige Grundsätze bis jetzt auch noch ihre Geltung haben. Durch den weiteren technischen Fortschritt war man in der Lage, komplizierte Bewässerungsanlagen, Brücken und Tunnel zu bauen. Ein hervorragendes Bauwerk jener Zeiten war die Wasserleitung auf der Insel Samos. Die antiken Meister bauten bereits damals Maschinen, die mit Wasser angetrieben wurden. Besonders hervorragend waren die Leistungen der ägyptischen und griechischen Meister auf dem Gebiete des Bauwesens. Viele antike Bauwerke sind bis heute noch nicht übertroffen. Bei den alten Griechen und anderen Völkern galt die Zahl sieben als heilig und als Sinnbild von höchster Vollendung und Vollkommenheit. Sie war die Zahl Apollos, des Beschützers der Künste. Zu Göttern Ehren erhielten die sieben Himmelskörper (Sonne, Mond und die fünf Planeten Merkur, Saturn, Mars, Jupiter und die Venus) ihre Namen. In Altbabylon wurde zu Ehren der sieben Hauptgötter der siebenstufige Tempel errichtet. Wertvolle Beschreibungen von den Sieben Weltwundern gibt der römische Schriftsteller Plinius in seinem Werk “Naturgeschichte”. Die meisten antiken Historiker zählen zu den Sieben Weltwundern die ägyptischen Pyramiden, die “hängenden” Gärten von Babylon, den Artemistempel in Ephesos, die Zeusstatue in Olympia, das Mausoleum in Halikarnassos, den Koloß von Rhodos und den Leuchtturn auf der Insel Pharos. Einige Schriftsteller zählten zu den Weltwundern auch den Pergamonaltar. In manchen Schriften werden anstelle der “hängenden Gärten” die Festungsmauern von Babylon als Weltwunder genannt. Bei einigen Schriftstellern gilt als Weltwunder nicht der Leuchtturm von Pharos, sondern die Bibliothek von Alexandria. Bis zu unserer Zeit sind von den Sieben Weltwundern nur die Pyramiden Ägyptens erhalten geblieben. Alle anderen sind zerstört. Es hat die Gelehrten viel Mühe gekostet, diese verschwundenen Bauwerke zu finden und ihre Bauweise zu ermitteln. Alle von den antiken Schriftstellern hinterlassenen Beschreibungen wurden sorgfältig studiert. Auch die archäologischen Ausgrabungen lieferten ein wertvolles Material. Dies alles gibt uns eine Vorstellung vom hohen Können der alten Baumeister, die in längst vergangenen Zeiten hervorragende Bau- und Kunstwerke geschaffen haben. 4 5 Texterläuterungen herbeiführen – здесь: вызывать, приводить к das maximale Profitstreben – стремление получения максимальной прибыли Zu den Sieben Weltwundern gehören die Pyramiden von Ägypten. In der Nähe der ehemaligen Hauptstadt des alten Ägyptens, Memphis, befanden sich die Grabstätten der altägyptischen Könige, der Pharaonen. Die Grabstätten wurden in Form von großen Pyramiden gebaut. Ihre kolossale Größe sollte von der Macht der Pharaonen künden. Durch Ausgrabungen wurde sogar eine ganze “Totenstadt” freigelegt, die das Königsgrabmal umgab und die sich auf 30 km längs des Nilufers erstreckte. Vor dem Bau der Pyramiden ließen sich die Herrscher Ägyptens in den Mastabas beisetzen. Wenige Generationen später führte der Pharao Djoser dem Pyramidenbau ein. Die Stufenpyramide Djosers bei Sakkara ist das älteste Beispiel monumentaler Steinbaukunst Ägyptens. In Imhotep fand er seinen Architekten, den ersten, der in der Weltgeschichte durch den Pyramidenbau namentlich bekannt ist. Außerdem war Imhotep ein hervorragender Mathematiker und Arzt. Sein Name steht auf dem Sockel einer Pharaonenstatue im Totentempel geschrieben. Die aus dem weißen Kalkstein erbaute Pyramide Djosers war 61 Meter hoch. Das Grabmal des Cheops, der im 18. Jahrhundert v.u.Z. lebte, ist mit seiner ursprünglichen Höhe von 147 Metern die größte der Pyramiden. Der altgriechische Historiker Herodot, der im 5. Jahrhundert v.u.Z. Ägypten besucht hat, schreibt eingehend über diesen Monumentalbau. Nach Herodot haben etwa 100 000 Menschen auf dem Bau der Cheopspyramide gearbeitet. Gegenwärtig schätzen die Wissenschaftler die Zahl der Bauarbeiter auf etwa 40 000 Menschen. Die Cheopspyramide nimmt ein Gelände ein, das der Fläche des Roten Platzes in Moskau etwa gleich ist. Die Seitenlänge der Pyramide beträgt etwa 233 Meter. Die Isaaks-Kathedrale von Sankt-Petersburg konnte innerhalb der Pyramide Platz finden, denn ihre Höhe beträgt 137 Meter. Die Pyramide ist aus 2 300 000 Kalksteinblöcken errichtet, die man in den Steinbrüchen am rechten Nilufer gewonnen hatte. An Ort und Stelle wurden diese Blöcke auf primitivste Art mit den einfachsten Werkzeugen aus Holz, Stein und Kupfer bearbeitet und geschliffen. Weder Bronze noch Eisen waren damals bekannt. In der Cheopspyramide wurden etwa 2 000 000 Kubikmeter Blöcke, von denen jeder etwa 1,1 Kubikmeter Größe und 2,5 Tonnen Gewicht hatte, verarbeitet. Als Material verwendete man Muschelkalkstein, nur die äußere Bekleidung bestand aus feinem, weißem Kalkstein. Hauptbauzeit waren die Monate der Überschwemmung, während der das Baumaterial am bequemsten herangeschaffen werden konnte. Zur Baustelle wurden die geschliffenen Steinblöcke auf Zugschlitten und Kähnen aus Holz befördert. Alle Transport – und Bauarbeiten wurden von Hand verrichtet, denn die Muskelkraft war damals das einzige Antriebsmittel. 6 7 der Beschleuniger – ускоритель hervorragende Leistungen vollbringen – добиваться выдающихся достижений breite Anwendung finden – найти широкое применение im engen Zusammenhang – в тесной связи с weitgehend – здесь: широкий sind bei weitem noch nicht ausgeschöpft – еще далеко не исчерпаны den Weg zurücklegen – пройти путь die Naturkräfte sich in den Dienst stellen – подчинить себе силы природы Memphis – Мемфис - древняя столица Египта Geltung haben – здесь: иметь силу, быть действительным Samos – остров в Эгейском море Plinius – Плиний, древнегреческий писатель der Artemistempel – храм Артемиды в Эфесе die Zeusstatue – статуя Зевса das Mausoleum in Halikarnassos – мавзолей в Галикарнасе der Pergamonaltar – алтарь Зевса в древнем городе Малой Азии – Пергаме Pharos – Фарос – остров вблизи Александрии das Können – умение, мастерство Fragen zum Text 1. Was für Leistungen wurden auf dem Gebiete der Wissenschaft vollbracht? 2. Welche Errungenschaften wurden auf dem Gebiete der Technik und Technologie erzielt? 3. Was hat sich im Bauwesen durchgesetzt? 4. Wo war die Mathematik im 3. und 2. Jahrtausend hochentwickelt? 5. Wie benutzte man mathematische Kenntnisse im alten Orient? 6. Wo waren die Leistungen der antiken Meister besonders hervorragend? 7. Was für Bauwerke galten als Sieben Weltwunder? 8. Welches Bauwerk des Altertums ist bis zu unserer Zeit erhalten geblieben? DIE PYRAMIDEN VON ÄGYPTEN Bei der Errichtung der Pyramiden wurde jeder Steinblock auf der aus Sand und Stein geschütteten schiefen Ebene mit Hilfe von Papyrusseilen und Hebeln aus Holz hinaufgehoben und ohne Mörtel auf den anderen versetzt. Nachdem alle Steinblöcke versetzt waren, wurden die Verblendplatten aus weißem poliertem Kalkstein hinaufbefördert und von oben nach unten verlegt. Die Spitze der Pyramide, der Schlußstein, war vergoldet. Zur Pyramide gehörten einige Vorbauten und zwar, auf der Ostseite gelegen, ein Totentempel mit Kapellen, Höfen und Säulenhallen, zu dem ein überdeckter Aufweg führte, der von einem Taltempel ausging. Der Bau der Pyramiden kostete viele Menschenleben. Viele hielten schwere Arbeit nicht aus oder kamen bei den Bauarbeiten durch Unfälle ums Leben. Alle drei Monate mußten die Arbeitskräfte erneuert werden. Die Pyramiden des alten Ägyptens sind großartige Baudenkmäler der vergangenen Epochen. Wir bewundern bis heute diese kolossalen Monumentalbauten und die großartigen Bauleistungen der alten Ägypter. Die drei Pyramiden von Giseh sollen jetzt restauriert werden. Die etwa 2650 vor unserer Zeit errichtete Cheopspyramide wird als erste restauriert. Untersuchungen ägyptischer Archeologen ergaben, daß die Cheopspyramide solche Verwitterungserscheinungen aufweist, daß der Einsturz des Pharaograbes zu befürchten ist. Die Restaurierungsarbeiten sollten noch im Jahre 1980 an der Südseite der Pyramide beginnen. Texterläuterungen freilegen – открывать Mastabas – древнеегипетские каменные склепы das Gelände einnehmen – занимать территорию an Ort und Stelle – на месте auf primitivste Art – самым примитивным образом geschüttete schiefe Ebene – здесь: наклонная насыпь ums Leben kommen – погибать ist... zu befürchten – вызывает опасения Fragen zum Text 1. Wo wurden die ägyptischen Pyramiden gebaut? 2. Was wurde durch Ausgrabungen freigelegt? 3. Wozu wurden die Pyramiden gebaut? 4. Wer war Imhotep? 8 5. Wie heißt die größte Pyramide Ägyptens? 6. Wie wurden die Steinblöcke bearbeitet? 7. Wie wurden die Steinblöcke zur Baustelle befördert? 8. Wie wurden die Blöcke hinaufgehoben? DIE «HÄNGENDEN GÄRTEN» VON BABYLON Der altgriechische Historiker Herodot auch der “Vater der Geschichtschreibung” genannt, der seinerzeit Babylon besucht hat, gibt eine ausführliche Beschreibung der Hauptstadt des Babylonischen Reiches. Babylon ist jetzt eine Ruinenstadt in Irak, die am Fluss Euphrat südlich von Bagdad liegt. Ursprünglich war Babylon eine sumerische Stadt an der Kreuzung der Handelswege zwischen Kleinasien, Syrien, dem Persischen Golf, Iran und Transkaukasien. Einst die Hauptstadt Altbabyloniens, war Babylon ein bedeutendes kulturelles Zentrum Vorderasiens. Die Reihen von drei- und viergeschossigen Häusern bildeten breite und gerade Straßen. Diese schöne Stadt wurde durch die assyrischen Kriegshorden vielmals zerstört und ausgeplündert. Die Stadt war gut befestigt, hatte starke Festungsmauern, dennoch gelang es den Assyrern, die Babylonier zu besiegen. Die berühmten Festungsmauern mit ihren Türmen, viele Tempel, die Paläste des Königs und der Würdenträger, die Häuser der Bevölkerung, die Werkstätten der Handwerker, alles wurde zerstört und vernichtet. Erst im 5. Jahrhundert v.u.Z. wurde Babylon wiederaufgebaut. Zuerst mußte das Gelände zwischen Euphrat und Tigris entwässert werden. Dann wurden die Kanäle wiederhergestellt. Die besten Baumeister waren dabei, die Straßen Babylons mit Tempeln, Palästen und Wohnhäusern neu zu bebauen. Aus den Ruinen war wieder eine schöne prächtige Stadt enstanden. Ihre Hochblüte erlebte aber die Stadt unter dem König Nebukadnezar. (VI.Jh.v.u.Z.) Die von den Alten bewunderte Mauer hatte die Gesamtlänge von 18 km. Die Anlage ist heute noch imponierend, wenn man bedenkt, daß sie eine Dicke von 30 Metern hatte, die etwa der Breite einer Großstadtstraße entsprach. Sie bestand eigentlich aus drei Mauern, einer inneren von 7 Metern Dicke aus Lehmziegeln und einer äußeren von 7,8 Metern Dicke aus gebrannten Ziegeln und davor lag noch eine 3,3 m dicke Gräbenmauer. Der 12 Meter breite Streifen zwischen Hauptmauern war noch durch viele Türme verstärkt. So entstand die Schutzanlage um die Stadt von solcher Breite, daß ganze 9 Kolonnen der Krieger in voller Ausrüstung aneinander vorbeiziehen konnten. In den Mauern gab es acht Stadttore. Tiefe Gräben schützten die Stadt gegen die Angriffe der Feinde. Die breite Hauptstraße, die Prozessionsstraße, führte zu einem riesigen Doppeltor, dem Ischtartor, das als der Haupteingang zur inneren Stadt galt. Zwei Torgebäude waren zu durchschreiten, jedes war mit zwei Türmen versehen. Die Wände der Tore waren von unten bis oben mit Reihen aus Reliefsbildern von Tieren geschmückt. Die Reliefs bestanden aus gebrannten Formziegeln, zum Teil auch aus farbig glasierten Steinen. Nebukadnezar baute den Weg zu diesem Tor und das Tor selbst mit einem überwältigenden Prunk aus. Hier wurden die Abordnungen der fremden Staaten hindurchgeführt, die um eine Audienz beim König bitten wollten. Hier durchschritt die große Prozession die Doppelmauer, wenn sie von der Feier des Neujahrsfestes kam und ihren Einzug in die Stadt hielt. Mit roten und weißen Platten gepflastert, führte die Straße zwischen den sieben Metern hohen Festungsmauern zum Doppeltor. Diese Festungsmauern waren von innen mit Reliefs aus farbig glasierten Platten geschmückt. Auf den beiden Seiten der Mauern schreiten den Ankommenden die Löwen entgegen. Hinter dem Tor erhob sich der Palast des Königs mit Wachtürmen und einer Schutzmauer. Hinter dem Königspalast waren Handels- und Wohnviertel der Stadt. Dann waren starke weiße Mauern mit Schutztürmen zu sehen, die das Hauptheiligtum Babylons umgaben. Im Innenhof stand ein hervorragendes Bauwerk, der Stufentempel von Babel, auf Befehl des Königs Nebukadnezar gebaut. Dieser Stufentempel (Zikkurat) war 90 Meter hoch. Die Stufen des Tempels waren verschiedenfarbig. Auf der letzten Stufe stand der Hochtempeldas Heiligtum des obersten Gottes Marduk. Wie Nebukadnezar selbst in einer Inschrift berichtet, war dieser Tempel mit hellblauen glasierten Platten verkleidet. Der Fuß des Stufenturmes war aus Lehmziegeln, die Umfassung aus gebrannten Ziegeln hergestellt. Einige Treppen führten frontal oder seitlich zum Hochtempel hinauf. Im alten Babylon gab es insgesamt 53 Tempel. Der Marduktempel ist der höchste davon. In den Straßen von Babylon herrschte immer reges Leben. Man konnte hier Ägypter, Syrier, Phönizier u.s.w. sehen. Sprachengewirr herrschte in den Straßen von Babylon. Die Handwerker verkauften ihre Waren, hier wurden viele Handelsgeschäfte getätigt. Der Reichtum und die Pracht des alten Babylon, reiche Tempel und Paläste, die berühmten Festungsmauern, der von vielen Legenden umwobene Turm von Babel und andere Bauten, dies alles zog viele Reisende nach Babylon an. Am interessantesten waren die “hängenden Gärten” von Babylon. Solche Gärten gab es niergendswo sonst, darum galten sie im Altertum als eines der Sieben Weltwunder. Von allen Bauten der befestigten Hauptstadt zogen der Königspalast und die “hängenden Gärten” eine besondere Aufmerksamkeit auf sich. Der Haupthof des Palastes vermittelte den Vertretern fremder Völker einen überwältigenden Eindruck. Von Norden her betraten sie den Hof und hatten vor sich eine breite von drei Toren durchbrochene, reich geschmückte Wand, die mit buntglasierten Platten verkleidet war. Durch das mittlere Tor wurden sie in den riesigen, 17 Meter breiten und 52 Meter langen Prunksaal geführt und in einer Nische der Wand, dem Eingang gegenüber, thronte der Herrscher. Die “hängenden Gärten”, die fälschlich mit der Königin Semiramis in Verbindung gebracht wurden, blieben nach Beschreibung griechischer und römischer Schriftsteller für viele Jahrhunderte ein rätselhaftes Wunder. Keiner wußte, wie sie waren und wo sie waren. In der neueren Zeit entdeckten die Ausgräber in der Nordostecke des Stadtschlosses einen einzigartigen Bau mit vierzehn zusammenhängenden Tonnengewölben. Sie zogen alle Angaben der antiken Schriftsteller heran, die über die “hängenden Gärten” Babylons berichten. Man verglich sie mit der entdeckten Anlage und kam zur Annahme, daß diese Gewölbe einst mit Quadern und Ziegeln und darüber mit Bleiplatten bedeckt waren. Sie konnten nun so eine dicke Erdschicht tragen, daß sie selbst Bäumen Platz boten. Unter der Gartenanlage aber in den Gewölben, die mit ihrer ständig bewässerten Erddecke einen Schutz gegen die Sommerhitze bildete, vermutete man die Amtsräume in der heißen Jahreszeit. “Was die “hängenden Gärten” in die Sieben Weltwunder einreihte”, meint einer der Forscher, war eben die Anlage eines Gartens auf der Decke eines benutzbaren Hauses”. Unabhängig davon, wem dieser Bau zugeschrieben wurde, eines steht jedoch fest: diese Gartenanlage ist ein beredtes Zeugnis von hohen Bauleistungen der Erbauer Babylons der damaligen Epoche. Wie die antiken Schriftsteller berichten, waren diese Gärten märchenhaft schön. Die Erbauer mußten über große Erfahrungen und tiefe Kenntnisse in der Mathematik verfügen, um die Gewölbe und Säulen richtig berechnen zu können, die die Bäume und die Erde tragen sollten. Rund tausend Jahre hatte das assyrische Reich die Geschichte der Welt vom Zwischenstromland bis Ägypten bestimmt. Sein Erbe, das neubabylonische Reich bestand nicht einmal hundert Jahre. Von 539 bis 331 10 11 war danach Babylon in der Hand der persischen Könige. 331 folgte ihnen Alexander von Makedonien. Er trug sich mit großen Bauplänen für die Stadt. Er wollte sogar den großen Turm neu errichten, der inzwischen vernachlässigt und baufällig geworden war. Aber seine Pläne wurden nie ausgeführt. Ein früherer Tod im großen Palast von Babylon setzte dem Streben des jugendlichen Welteroberers das Ende. Allmählich verödete und verfiel danach die größte Stadt der Welt. Heute ist sie ein Ruinenfeld, auf dem sich ein Paar Araberdörfer befinden. Zur Entwicklung der Weltkultur hat aber Babylon Unvergängliches geleistet. Die Babylonier schufen den Mondkalender, nach dem wir die Zeit rechnen; sie schufen die Einteilung des Himmels nach dem Tierkreis; sie erkannten die Planeten, führten das Zwölfmonatsystem ein u.s.w. Die Paläste sind verfallen, die Tempel und Türme sind Ruinen. Ganze Völker sind verschwunden, aber was und wie sie gedacht haben, das ist geblieben. Der Turm von Babel, die “hängenden Gärten” – all die Befestigungsanlagen, Paläste und Tempel der einstigen Residenz König Nebukadnezars sollen künftig in alter Pracht wiedererstehen. Diesen Beschluß faßte die irakische Regierung. Die irakischen Archäologen und Bauingenieure haben schon das Projekt für die Aufbauarbeiten ausgearbeitet. Für die Bauzeit sind zehn Jahre eingeplant, für die Anfangskosten sind zwölf Millionen Dinar veranschlagt. Texterläuterungen Herodot – Геродот Euphrat – река Евфрат Eine sumerische Stadt – город Шумерского царства в Месопотамии Kleinasien – Малая Азия Persischer Golf – Персидский залив Transkaukasien – Закавказье Vorderasien – Ближний Восток der Würdenträger – сановник Tigris – река Тигр Hochblüte erleben – достигать наивысшего расцвета Nebukadnezar – царь Навуходоносор Wenn man bedenkt – если подумать die Gräbenmauer – крепостная стена со рвом 12 in voller Ausrüstung – в полном снаряжении das Ischtartor – парадные ворота, построенные в честь богини Иштар waren zu durchschreiten – нужно было пройти mit einem überwältigenden Prunk – с потрясающей роскошью die Abordnungen – здесь: посланцы Einzug halten – здесь: проходить Der Wachturm – сторожевая башня Die Umfassung – здесь: ограждающая стена fürwahr – поистине Phönizier – финикийцы Handelsgeschäfte tätigen – заключать торговые сделки Der von vielen Legenden umwobene Turm von Babel – овеянная многими легендами Вавилонская башня einen überwältigenden Eindruck vermitteln – оставлять, производить неизгладимое впечатление von drei Toren durchbrochene, reich geschmückte Wand – богато украшенная стена с тремя воротами der Prunksaal – роскошный зал rätselhaftes Wunder – загадочное чудо der Ausgräber – археолог zur Annahme kommen – предполагать … daß sie selbst Bäumen Platz boten… – что даже деревьям хватило места ein beredtes Zeugnis – яркое, красноречивое доказательство, свидетельство einreihen – здесь: причислять verfügen – здесь: располагать Zwischenstromland – Междуречье trug sich – намеревался осуществить war vernachlässigt – был в запустении Unvergängliches leisten – внести большой вклад sind veranschlagt – выделены по смете Fragen zum Text 1. Wo lag die Hauptstadt Altbabyloniens? 2. Was schrieb Herodot über Babylon? 3. Von wem wurde die Stadt vielmals zerstört? 13 Ephesos war im Altertum eine bedeutende antike Handelsstadt Kleinasiens. Aber berühmt war diese Stadt vor allem durch den Tempel der Artemis, die von den alten Griechen als Göttin der Jagd verehrt wurde. Der Artemistempel, eines der Sieben Weltwunder, gehört zu den bedeutendsten Leistungen der altgriechischen Baukunst. Im Leben der Griechen spielten die Tempel eine große Rolle. Sie dienten nicht nur zu den Kultzwecken, sondern auch als Schatzkammer oder sogar als eine „Sparkasse”. Im Tempel wurden Staatsgelder, besonders wertvolle Statuen und Gemälde, das Eigentum der reichen Bürger der Stadt, aufbewahrt. Der Tempel bedeutete bei den Griechen nicht nur die Schönheit und Kunst, sondern er sollte von der Macht, dem Reichtum und Ruhm der Stadt künden. Es ist deswegen kein Wunder, daß sich die griechische Architektur hauptsächlich als die Baukunst der Tempel entwickelte. Die griechischen Wohnhäuser waren einfache, schlichte Bauten. Die Tempel sollten dagegen reich und prunkvoll ausgestattet sein. Gegenüber den in den riesigen Dimensionen gebauten Tempeln von Ägypten oder Babylon zeichnen die griechischen Tempel bei meist geringen Größe durch harmonische Proportionen und monumentale Wirkung aus. Die Haupttypen von Tempelanlagen waren damals Perypteros- und Dipterostempel. Beim Perypterostempel ist die Säulenreihe um den ganzen Baukern herumgeführt. Später wurden im Tempelbau zwei Säulenreihen eingeführt (Dipterostempel). Dadurch entstand ein langgestreckter Galerieraum, der gegen Sonne und Regen Schutz bildete. Der griechische Tempel wurde gewöhnlich auf seiner stufenförmigen Grundmauer errichtet. Auf den Grundmauern standen die Säulen, die die Decke und das Giebeldach trugen. Für das Giebeldach wurden entweder Dachziegel oder Marmorplatten verwendet. Die Säule ist eine Rundstütze, die in der Regel aus Basis, Schaft und Kapitell bestand. In der griechischen Baukunst haben sich drei Arten von Saulenordnungen- dorische, ionische und korinthische herausgebildet. Der Artemistempel war von kolossalen Ausmaßen. Seine Länge betrug 133 Meter, er war 60 Meter breit. Nach den Angaben des altrömischen Schrifstellers Plinius stützten 127 Säulen jede 12 Meter hoch das Bauwerk. Mit dem Aufbau des Tempels war der bekannte griechische Architekt Hersiphron beauftragt. Den Tempel errichtete man aus weißem Marmor, der in den naheliegenden Steinbrüchen gewonnen wurde. Da es in der Umgegend von Ephesos oft Erdbeben gab, beschloß man, den Bau des Tempels auf sumpfigem Boden zu errichten. Man glaubte, daß die Erschütterungen von Erdboden darauf nicht so groß sind und das sie dem Bauwerk keinen beträchtlichen Schade anrichten konnten. Eine tiefe Baugrube wurde für den Tempelbau ausgehoben, dann mit Holzkohlen und Wolle gefüllt. Darauf wurden die Fundamentteile versetzt und die stufenförmige Grundmauer errichtet. Ein besonders schwieriges Problem war der Transport von schweren Marmorblöcken und Säulen auf diesem sumpfigen Boden. Man schleppte sie mit Hilfe von komplizierten Vorrichtungen 12 Kilometer weit. Der Bau des Tempels in Ephesos dauerte viele Jahre lang. Nach dem Tode Hersiphrons wurde der Bau des Tempels von seinem Sohn Methagenes, der ebenfalls ein hervorragender Baumeister war, fortgesetzt. Da die Ausmaße des Tempels alle bisherigen Bauwerke übertrafen, mußten neue Bauweisen und Bautechniken verwendet werden. Während des Bauens haben die beiden Baumeister Aufzeichnungen gemacht und neue Verfahren beschrieben. Der römische Baumeister Vitruv (1. Jh.v.u.Z.) beschreibt die Entstehungsgeschichte vieler Bauwerke und die Bautechnik des Altertums. An die antiken Baumeister wurden hohe Anforderungen gestellt. Der Architekt mußte gut zeichnen können, er mußte die Geometrie, die Geschichte und Musik kennen, er mußte eine gewisse Vorstellung von der Medizin, der Jurisprudenz und Astronomie haben d.h. er mußte ein gut gebildeter Mensch sein. Methagenes gelang es aber auch nicht, den Bau des Tempels bis zu Ende zu führen, er wurde von anderen Erbauern beendet. Wie die alten Überlieferungen besagen, dauerte der Bau des Tempels etwa 120 Jahre lang. An dem Bau nahmen fast alle Staaten Kleinasiens teil. Wie die Inschriften an den Säulen berichten, hat z.B. der lydische König Krösus für den Artemistempel den „Stadtvätern” von Ephesos Säulen mit Figurenreliefs geschenkt. Zu Ehren der Artemis, der Göttin der Fruchtbarkeit, schickte er nach Ephesos auch die goldenen Kleinfiguren von Kühen. 14 15 4. Wann wurde die Stadt wieder aufgebaut? 5. Wann erlebte Babylon seine Hochblüten? 6. Durch welche Bauwerke war Babylon weltbekannt geworden? 7. Erzählen Sie über die “hängenden Gärten” von Babylon? 8. Welchen Beitrag hatte Babylon zur Entwicklung der Weltkultur geleistet? 9. Was für einen Beschluß faßte die irakische Regierung? DER ARTEMISTEMPEL IN EPHESOS Das 7. und 6. Jahrhundert v.u.Z. erlebte die Wissenschaft, die bildende und Baukunst in Kleinasien ihre Hochblüte und der Artemistempel ist ein beredtes Zeugnis dafür. Leider stand der Tempel nur 100 Jahre lang. 356 v.u.Z. zündete der Grieche Herostratos ihn aus Ruhmsucht an, so daß der Tempel durch den Brand einen großen Schaden erlitt. Das Dach des Tempels war eingestürzt, die Wände waren abgebrannt. Die Bewohner von Ephesos beschlossen, den Tempel in seiner früheren Pracht und Schönheit wieder aufzubauen. Viele Einwohner anderer kleinasiatischen Städte erklärten sich bereit, am Wiederaufbau des Tempels mitzuhelfen. Als im Jahre 333 v.u.Z. Alexander von Makedonien vor den Toren der Stadt stand, waren die Aufbauarbeiten in vollem Gange. Alexander von Makedonien erklärte sich bereit, die Baukosten des Tempels zu übernehmen, forderte aber, dass sein Name auf eine Tafel im Tempel eingetragen wird. Die Einwohner der Stadt lehnten diese Hilfe ab. Der Tempel wurde auf den früheren Grundmauern errichtet und mit einer doppelten Säulenreihe versehen, er sollte außerdem noch höher werden. Er hatte die Form des ionischen Dipterostempels beibehalten. Man vermutete auch, dass bei dem Wiederaufbau des Tempels auch korinthische Säulen verwendet wurden. Die Innenwände wurden mit Marmorplatten verwendet. In der Haupthalle (Cella) stand die 15 m hohe Statue der Göttin Artemis. Nach dem Wiederaufbau war der Artemistempel mit Gemälden und Skulpturen der bekannten antiken Künstler geschmückt. Der Altar wurde mit Reliefs des berühmten griechischen Bildhauers Praxtiteles versehen. Der Artemistempel war nicht nur eines der hervorragendsten Bauwerke, sondern auch eines der bekanntesten Museen der Antike. Der ist aber nicht erhalten geblieben. 263 wurde er von den Goten ausgeplündert. Viel Schaden haben die christlichen Fanatiker dem Tempel zugefügt. Zu Zeiten der Byzanz nutzte man viele Marmorplatten des Tempels für andere Bauten aus. Der sumpfige Boden, der den Tempel vor Erdbeben schützen sollte, verschlang die Trümmer des Tempels. Der durch die Fluten des Flusses angeschwemmte Schlamm bedeckte das Gelände, wo einst der berühmte Tempel gestanden hatte. 1426 wurde Ephesos von den Türken erobert. Als die Archeologen vor etwa hundert Jahren nach der früheren Stand suchten, fanden sie kleines türkisches Dorf. Die ersten Spuren vom Artemistempel, die Marmorplatten, die als Trauf Pflasterung dienten, haben die englischen Ausgräber im 6 Meter tiefen Sumpfboden gefunden. Schon bei den ersten Ausgrabungen fand man mit Reliefs geschmückte Säulen. Sie werden jetzt in London im Britischen Museum aufbewahrt. Bei den weiteren Ausgrabungen wurde eine ganze Stadt freigelegt. In dieser Stadt gab es breite und gerade Strassen. Man fand auch eine Wasserleitung. In Zentrum der Stadt fand man einen Marktplatz mit Säulengängen. Man entdeckte auch ein Stadion für 25000 Zuschauer und öffentliche Bäder (Thermen). Ein besonderes Interesse erweckte aber der dreigeschossige Bau der Stadtbibliothek, die an der Fassade mit den Skulpturen der Wissenschaft, der Fortuna u.a. geschmückt war. In den Wandnischen der Haupthalle wurden Pergamente und Papyrusrollen aufbewahrt. Leider ist von dem antiken Tempel nur wenig gefunden worden. Die Statue der Artemis ist nicht erhalten geblieben. Doch ist man jetzt imstande, nach den Angaben der Ausgrabungen, den Artemistempel zu rekonstruieren. Ein Dichter aus dem 1. Jahrhundert bezeichnete diesen Tempel als das schönste Bauwerk der Sieben Weltwunder. 16 17 Texterläuterungen Ephesos – город Эфес в Малой Азии der Artemistempel – Храм Артемиды zu den Kultzwecken dienen – служить культовым целям schlicht – скромный monumentale Wirkung – здесь: монументальность Plinius – Плиний, римский писатель и историк Hersiphron – Херсифрон, греческий архитектор beträchtlichen Schaden anrichten – причинять значительный ущерб Metagenes – Метаген, сын Херсифрона Aufzeichnungen machen – делать записи, заметки Vitruv – Витрувий, римский архитектор, инженер, историк I века до н. э. wie die alten Überlieferungen besagen – как свидетельствуют древние сказания der lydische König Krösus – лидийский царь Крёз Herostratos – Герострат aus Ruhmsucht – в поисках славы sich bereit erklären – заявить о своей готовности die Baukosten übernehmen – взять на себя расходы по строительству Praxiteles – Пракситель, знаменитый скульптор IV до н. э. Die Insel Pharos erwähnt der altgriechische Dichter Homer in seinem Heldenepos „Odyssee” und schreibt, daß sie eine Tagesreise von Ägypten entfernt ist. Zurzeit Alexander Makedoniens (332 v.u.Z.) wird im Nildelta die Stadt Alexandria, die spätere Hauptstadt des hellenistischen Ägyptens gegründet. Alexandria war in regelmäßige Stadtviertel unterteilt, die durch breite gepflasterte Straßen voneinander getrennt wurden. Die zwei größten Straßen waren 30 Meter breit, sie kreuzten sich im rechten Winkel. In ihrer Gesamtlänge waren sie von Marmorsäulen umsäumt, die den Schutz gegen die Sonnenhitze bildeten. Das Stadtviertel, mit Königspalast, prächtigen Tempeln und Grabstätten sowie auch öffentlichen Gebäuden war das reichste. Ein Palast war schöner als der andere. Die Könige waren bemüht, durch Prunkbau und Reichtümer ihre Vorgänger zu übertreffen. Die Paläste waren durch schöne Gärten und Parkanlagen verbunden. Hier befand sich auch die Grabstätte Alexanders von Makedonien. Er war in Babylon gestorben, seine sterblichen Überreste wurden nach Alexandria übergeführt und hier beigesetzt. Ptolemäus, der Nachfolger Alexanders, ließ ihn in einem goldenen Sarkophag bestatten und ein prächtiges Grabmal bauen. Zur Zeit des Königs Ptolemäus wurde Alexandria zum wirtschaftlichen und geistigen Mittelpunkt der hellenistischen Welt. Hier befand sich die berühmteste Bibliothek des Altertums, die über 500000 Papyrusrollen zählte. Hier wurden unvergängliche Schätze, die Manuskripte der großen griechischen Tragiker Sophokles, Äschylos und Euripides aufbewahrt. Die Bibliothek stand immer unter der Leitung bekannter Gelehrter oder Dichter. Der Vorsteher der Bibliothek, der bekannte Gelehrte Eratosthenes beschäftigte sich mit Astronomie, Geodäsie, Mathematik, Philosophie und Literaturgeschichte. Er führte auch astronomische Messungen und Berechnungen durch. Er bestimmte z.B. angenähert die Länge des Meridians der Erde. Besonders große Fortschritte wurden auf dem Gebiete der Mathematik und Mechanik erzielt. In Alexandria lebte der bedeutende Mathematiker Euklid. Er gilt als „Vater” der Geometrie. Sein Axiomensystem ist heute noch die Grundlage der elementaren Mathematik und blieb über 2000 Jahre unverändert. Der geniale Astronom Aristarch von Samos hat 1700 von Kopernikus festgestellt, daß unsere Erde eine Kugel ist, die sich um ihre eigene Achse und um die Sonne dreht. Der hervorragende griechische Erfinder Heron von Alexandria hatte eine Anlage gebaut, welche ihrer Wirkungsweise (Arbeitsweise) nach der späteren Dampfmaschine ähnlich war. Die Gelehrte von Alexandria haben viele Entdeckungen und Erfindungen gemacht, die meisten davon haben aber keine praktische Anwendung gefunden, doch wurden sie von Zeitgenossen als Wunder bestaunt. Eines von diesen Wundern war auch der Leuchtturm auf der Insel Pharos (Leuchtturm von Alexandria). Da es in den Küstengewässern viele Sandbänke gab, war hier die Schiffahrt besonders gefährlich. Damit die Schiffe diese gefährlichen Stellen schadenlos passieren konnten, beschloss man im östlichen Teil der Insel einen Leuchtturm zu bauen. Zuerst wurde die Insel durch einen drei Viertel km langen Schüttdamm mit dem Festland verbunden. 280 v.u.z. war der Leuchtturm fertig. Er war 120 Meter hoch und bestand aus drei Teilen. 18 19 viel Schaden zufügen – причинять большой ущерб das Byzanz – Византия der durch die Fluten des Flusses angeschwemmte Schlame нанесенный, намытый потоками реки – шлам, Fragen zum Text 1. Wodurch war die Stadt Ephesos berühmt? 2. Warum sollten die Tempel reich und prunkvoll sein? 3. Was zeichnet die griechischen Tempel aus? 4. Welche Haupttypen von Tempeln waren damals? 5. Was ist eine Säule? 6. Welche Säulenordnungen haben damals herausgebildet? 7. Erzählen Sie kurz über die Ausmaße des Artemistempels? 8. Aus welchem Baustoff wurde der Artemistempel errichtet? 9. Wie lange dauerte der Bau des Tempels? 10. Wann erlebte die Baukunst in Kleinasien ihre Hochblüte? 11. Wie wurde der Tempel zerstört? 12. Ist er wiederhergestellt worden? 13. Was wurde durch Ausgrabungen festgestellt? l4. Ist man imstande, den Tempel zu rekonstruieren? DER LEUCHTTURM AUF DER INSEL PHAROS BEI ALEXANDRIA Der untere Teil war im Grundriß ein Quadrat mit einer Seitenlänge von 30,5 m und wurde aus großen Platten aus Kalksandstein errichtet. Der zweite Teil stellte einen achteckigen Turm dar, der mit Marmorplatten verkleidet war. Der letzte Teil war im Grundriß ein runder Dachaufbau mit der Kuppel, von einer riesigen Poseidonstatue gekrönt. Diese Kuppel wurde von mächtigen Granitsäulen getragen. Hier oben brannte das Leuchtfeuer, das durch ein System von Spiegeln verstärkt wurde und dadurch von weitem zu sehen war. Gleichzeitig war der Leuchtturm eine Festung. In dieser Festung war eine Bewachungstruppe stationiert. Für den Fall einer Belagerung war im unterirdischen Teil eine große Zisterne mit Wasser vorgesehen. Der Leuchtturm diente auch als guter Beobachtungspunkt. Der achteckige Teil des Leuchtturmes war mit vielen Bronzestatuen geschmückt. Die Beschauer erzählten vom Leuchtturm viele wunderbare Dinge. Einige von Bronzestatuen waren so eingerichtet, daß sie als Wetterfahne dienten und die Windrichtung anzeigten. Eine der Statuen drehte sich im Laufe des Tages in der Richtung der Sonne, die andere diente als Uhr, schlug jede Stunde. Es ist kaum glaublich, aber etwas Wahre muß auch daran gewesen sein, wenn man bedenkt, daß viele interessante Geräte und Maschinen von dem bekannten griechischen Mechaniker Heron von Alexandria gebaut wurden. Es steht außer Zweifel, daß der Leuchtturm auf der Insel Pharos das erste und einzige Bauwerk dieser Art im alten Griechenland war. Bis dahin kannte die antike Welt solche Bauwerke nicht. Der Leuchtturm von Alexandria schien damals allen, die ihn sahen, ein Wundern zu sein. Vom Leuchtturm bot sich ein herrlicher Ausblick auf die planmäßig bebaute Stadt Alexandria. Auffallend war die ungewöhnliche Breite der Straßen. Besonders breit war die Hauptstraße, die parallel zum Meer verlief und in der schöne Paläste und repräsentative öffentliche Gebäude waren. Wie der Geograph Strabo schreibt, war der große Hafen durch einen Damm geschützt. Er war so tief, daß die größten Schiffe hier vor Anker gehen konnten. Kein anderer Hafen konnte solch einen Leuchtturm wie die Insel Pharos aufweisen. Um diesen Hafen mit all seinen Einrichtungen zu unterhalten, waren viele Mittel erforderlich. Starke Seewinde, feuchte Seeluft zernagten dieses Bauwerk. Der Leuchtturm hat bis zum 15. Jahrhundert gestanden. Im 15. Jahrhundert betrug die Höhe des Turmes nur noch 30 Meter d.h. ein Viertel seiner ursprünglichen Höhe. Die Reste des hohen Postaments sind bis heute erhalten geblieben. Leider sind sie für die Architekten und Archeologen nicht zugänglich, weil sie in den Festungsmauern vermauert wurden. Das Wort „Pharos“ wurde im Altertum zum Sammelbegriff. Man bezeichnete damit Leuchttürme. Wenn man an die Bautechnik jener Jahrhunderte zurückdenkt, so wundert man sich über das Wissen und Können der Gelehrten von Alexandria, über die Ingenieurkunst der Antike. Das russische Wort „фары” ist auf das griechische „Pharos” zurückzuführen. 20 21 Texterläuterungen Pharos – остров Фарос около Александрии die Odyssee – поэма „Одиссея“ eine Tagesreise entfernt – на расстоянии одного дня пути in ihrer Gesamtlänge – по всей своей длине seine sterblichen Überreste wurden übergeführt – его прах был доставлен Ptolemäus – Птолемей Papyrusrollen – свитки из папируса Sophokles – Софокл Äschilos – Эсхил Euripides – Эврипид der Vorsteher der Bibliothek – хранитель библиотеки Eratosthenes – Эратосфен Heron – Херон Александрийский, выдающийся изобретатель античности sie wurden als Wunder bestaunt – им восхищались как чудом für den Fall der Belagerung – на случай осады es steht außer Zweifel – вне сомнения Strabo – греческий географ Страбон vor Anker gehen – стать на якорь zernagen – здесь: разрушать stationieren – размещать Fragen zum Text 1. Wann wurde die Stadt Alexandria gegründet? 2. Wie wurde diese Stadt bebaut? 3. Welche Bedeutung hatte die Stadt zur Zeit des Königs Ptolemäus? 4. Wo wurden die Manuskripte der griechischen Tragiker aufbewahrt? 5. Womit beschäftigte sich der Gelehrte Eratosthenes? 6. Wer gilt als “Vater” der Geometrie? 7. Was hat der Astronom Aristarch von Samos hergestellt? 8. Was hat der griechische Erfinder Heron gebaut? 9. Warum mußte ein Leuchtturm gebaut werden? 10. Aus wieviel Teilen bestand der Leuchtturm? 11. Wodurch wurde das Leuchtfeuer verstärkt? 12. Was bedeutete das griechische Wort “Pharos”? DAS MAUSOLEUM VON HALIKARNASSOS Halikarnassos war die Hauptstadt des kleinen Karischen Königsreiches an der Küste Kleinasiens und galt bei den Griechen als eine der reichsten und schönsten Städte. Der Ruhm von Halikarnassos reichte weit über die Grenzen der Stadt hinaus. Aus Halikarnassos stammte der bekannte altgriechische Philosoph und Historiker Herodot. Hier verlebte er seine Jugendjahre. Hier kämpfte er gegen die Herrscherdespotie. Prächtige Tempelbauten aus weißem Marmor, der Königspalast, das Theater, die vielen schönen Gartenanlagen prägten das Stadtbild. Halikarnassos war auch eine große Handels- und Hafenstadt. Viele fremde Handelsschiffe kamen nach Halikarnassos und legten an der Ufermauer an. Im Hafen und auf dem zentralen Markplatz herrschte immer reges Leben. Viele Fremde wollten den riesigen Tempel des Kriegsgottes Ares sehen, dessen Statue aus Marmor und Holz hergestellt wurde. Viel bewundert war auch bei den Fremden der Tempel der Aphrodite, der Göttin der Schönheit. Am bekanntesten war in Halikarnassos aber das prächtige Grabmal des Königs Mausolos, das zu den Sieben Weltwundern der Antike gehörte. Die antiken Schriftsteller Plinius, Strabo und Vitruv beschrieben dieses hervorragende Bauwerk. Mit dem Bau der Grabstätte wurde noch zu Lebzeiten des Königs Mausolos begonnen. Die Grabstätte sollte als Grabkammer und Tempel dienen. Die besten Architekten Phyteos und Satyros nahmen an diesem Bau teil. Nach Phyteos und Satyros sollte das Mausoleum im Grundriß ein großes rechteckiges Bauwerk darstellen. Seine Länge mußte 77 Meter betragen. Der Bau sollte 66 Meter breit und 46 Meter hoch sein. Die Tempelanlage bestand aus drei Teilen: der Grabkammer, der Kolonnade und der Stufenpyramide. Der untere Teil des Bauwerkes, die Grabkammer, stellte ein stufenförmiges Postament dar, das mit weißen Marmorplatten verkleidet war. Oben wurde die Grabkammer von allen vier Seiten mit einem Figuren- und Ornamentfries aus Marmor geschmückt. Darauf erhob sich eine Kolonnade. 22 Der durch diese Kolonnade gebildete Raum war für die Opfergaben und Weihgeschenke vorgesehen. Das Dach wurde in Form einer Stufenpyramide ausgebildet. Das ganze Bauwerk wurde von einer Quadriga d.h. vom Streitwagen mit Viergespann gekrönt. Unten am Postament standen Löwenstatuen und Standbilder von Reitern. Die Decken der unteren und oberen Räume wurden von den 15 Säulen unterstützt. Beim Bau des Mausoleums haben die Architekten alle drei Säulenordnungen benutzt. Im unteren Raum verwendete man mächtige dorische Säulen. Im oberen Raum gebrauchte man korinthische Säulen. Für die Kolonnade wurden ionische Säulen benutzt. Das Mausoleum wurde in der breitesten Straße von Halikarnassos errichtet. Diese Straße zog sich den Hafen entlang und verband das östliche und westliche Tor der Stadt. Als schönstes Bauwerk sollte das Mausoleum im Zentrum der Stadt eine Dominante bilden. Von früh bis spät arbeiteten die Bauleute, meist Sklaven, auf der Baustelle. Während die einen die Baugrube ausschachteten, beförderten die anderen zur Baustelle das Holz für die Baugerüste: Kalk, Lehm, Sand und andere Baustoffe. Alle Bauarbeiten wurden von Hand ausgeführt. Bei felsigem Grund wurde mit Spitzhaken und Brechstangen gearbeitet. Das war eine schwierige Arbeit. Noch schwieriger war es, die Steine zu transportieren. Die Steine wurden von den Sklaven in den Steinbrüchen gewonnen. Die Sklaven mussten oft in den unterirdischen Stollen arbeiten. Steine und große Marmorblöcke mussten bearbeitet und poliert werden. Die Oberfläche von Marmorplatten wurde mit Schleifstein und Sand poliert und mit Sacha bedeckt. Einzelne Marmorplatten wurden mit Ornamenten geschmückt. Das Fundament wurde aus mächtigen Steinquaderplatten errichtet, denn diese müßten große Lasten- das Gebäude selbst, das Pyramidenartige Dach und viele Säulen tragen. Das Mausoleum war noch nicht fertig, als der König starb. Seine Gattin, die Königin Artemisia, ließ Phyteos eine Riesenstatue in Marmor machen. Diese Statue ist erhalten geblieben und wird jetzt im Britischen Museum aufbewahrt. Der König Mausolos war ein grausamer, listiger und ruhmsüchtiger Tyrann. Dem Bildhauer Phyteos ist es gelungen, im Gesichtsausdruck des Königs, Charakterzüge festzuhalten. Neben der Skulptur des Königs sollte die Skulptur der Königin stehen. Sie wurde vom berühmten Bildhauer Skopas hergestellt. Von dieser Statue ist nur der Kopf erhalten geblieben. Der Bau der Grabstätte wurde erst zu Lebzeiten des Enkels von Mausolos beendet. 23 Das Mausoleum hatte bis ins 15. Jahrhundert u.Z.,d.h. 1800 Jahre lang gestanden. Während der Perserkriege wurde Halikarnassos stark zerstört und ausgeplündert. Eines der Sieben Weltwunder, das Mausoleum von Halikarnassos, blieb aber verschont. Erst im 15. Jahrhundert u.Z. haben die Kreuzritter das berühmte Bauwerk total zerstört und auf den Ruinen eine finstere Festung gebaut. Ganze Statuen und viele Platten mit kunstvollen Reliefs wurden in den Festungmauern vermauert. Nachdem die Türken die Kreuzritter verjagt hatten, bauten sie hier eine Festung. Die Gelehrten, die etwa um die Mitte des 19. Jahrhunderts u.Z. die Gebiete Kleinasiens bereisten und erforschten, bemerkten, daß in den Festungsmauern viele Platten mit antiken Reliefs vermauert waren. Nach den langwierigen Verhandlungen bekam der englische Gesandte in der Türkei die Erlaubnis, diese Platten aus den Festungsmauern zu entfernen. Als die Platten nach London gebracht und ans Britische Museum übergeben waren, stellte man fest, daß es Bruchstücke von bekannten Figuren- und Ornamentsfries vom Grabmal des Königs Mausolos waren. Der bekannte Gelehrte Charles Newton, ein Angestellter des Britischen Museums, fuhr nach Kleinasien und untersuchte das Gelände, auf dem einst das Mausoleum gestanden hatte. Newton unternahm hier auch die Ausgrabungen. Später gelang es, anhand der gefundenen Bruchstücke die Statue des Königs Mausolos zu rekonstruieren. Die Statue war drei Meter hoch. Das Mausoleum war also gefunden. Sorgfältig untersuchten die Wissenschaftler alle Bruchstücke von einzelnen Bauteilen und Skulpturresten, alle Schriften antiker Gelehrter, in denen das Grabmal von Mausolos und seine Herstellungsart erwähnt wurden. Die Wissenschaftler und Architekten versuchten es, anhand der gefundenen Materialien das Mausoleum zu rekonstruieren. Unter den Fachleuten gab es keine einheitliche Meinung, wie das Grabmal eigentlich aussehen sollte. Man meinte, daß das Mausoleum ein Tempel mit dem pyramidenartigen Dach war, auf dem der Kampfwagen mit Viergespann stand. Allem Anschein nach sollte das Mausoleum aus zwei Pyramiden und einem Tempel mit Kolonnade bestehen. Die untere Stufenpyramide bildete den Kern des Bauwerkes und diente als Unterbau für den Tempel mit Kolonnade; die obere dagegen diente als Dach des ganzen Bauwerkes und wurde von einer Quadriga gekrönt. Der Kampfwagen war aber ohne Lenker. 24 In Griechenland war es üblich, an den Grabstätten leere Wagen aufzustellen; eine leere Quadriga sollte vom Tode des Lenkers zeugen. In den Trümmern hat man auch Teile der Statue der Königin gefunden. Man vermutet, daß die Statuen von Mausolos und seiner Gattin auf dem unteren Teil des stufenförmigen Unterbaus des Tempels standen. In den Trümmern entdeckte man auch die Reste von anderen Statuen. Man nimmt an, daß zwischen den Kolonnen auch eine Reihe von Statuen gestanden hat. Aus jenen Zeiten stammt das Wort „Mausoleum“. Dieses Wort bezeichnete nur die Grabstätte des Königs Mausolos. Heute ist das Wort Mausoleum allgemein die Bezeichnung für monumentale Grabbauten. Das bedeutendste Mausoleum der neueren Zeit ist das Leninmausoleum in Moskau. Texterläuterungen Halikarnassos – Галикарнас das karische Königreich – Карийское царство weit über die Grenzen der Stadt hinaus – далеко за пределами города das Stadtbild prägen – определять облик города viel bewundert bei den Fremden war – здесь: приезжие восхищались …herrschte immer reges Leben… – царило оживление Mausolos – царь Мавзол (335 г. до н. э.) Phyteos – Пифий, архитектор Satyros – Сатир, архитектор Opfergaben und Viergespan – жертвоприношения и дары богам Artemisia – царица Артемисия Skopas – Скопас, скульптор in Gesichtsausdruck diese Charakterzüge festhalten – отразить в выражении лица эти черты характера der Kampfwagen mit Viergespann – боевая колесница, запряженная четверкой лошадей Allem Anschein nach – по всей видимости mit Quadriga krönen – увенчивать колесницей Fragen zum Text 1. Als was galt Halikarnassos bei den alten Griechen? 2. Wer stammte aus Halikarnassos? 3. Was prägte das Stadtbild von Halikarnassos? 4. Welches Gebäude galt in Halikarnassos als eines der Weltwunder? 25 Die Wörter “Koloß” “und kolossal” sind uns allen gut bekannt. Sie stammen vom Griechischen ab. Mit dem Wort “Koloß” bezeichneten die alten Griechen ein Riesenstandbild. Kolossale Statuen sahen die Griechen zuerst in Ägypten. Über die Ägyptischen Kolosse schreibt der griechische Historiker Herodot. Viele Kolosse haben später auch die Griechen selbst errichtet. Einer der ältesten Kolosse war z.B. die 13 Meter hohe Statue des Apollo(s) in Südgriechenland. Der bekannte Koloß war aber eine riesengroße Statue des Sonnengottes Helios auf der Insel Rhodos. Rhodos ist eine Insel im Ägäischen Meer, die von der kleinasiatischen Küste 18 km entfernt liegt. Zu Beginn des 4. Jahrhunderts v.u.Z. war Rhodos der stärkste und reichste Handelsstadt unter den griechischen Staaten. Handel und Schifffahrt waren hier besonders hochentwickelt. Dieser Staat trieb einen intensiven Handel mit vielen Nachbarländern. Viele Handelsschiffe von Rhodos bereisten auch fremde Meere. In Rhodos gab es einen großen Hafen. Der Handel brachte viele Einnahmen, die die Staatskasse reichlich füllten. Der Name der Insel Rhodos hängt mit der Farbe der roten Rose zusammen. Rhodos bedeutet also die rosenfarbige, besonnte, leuchtende Insel. Als Beschützer der Insel galt bei den Rhodosaern der Sonnengott Helios. Auf dieser Insel wurde der Gott Helios in einem Tempel am Hafen verehrt. In diesem Heiligtum befand sich das Viergespann des Gottes, gestaltet vom Bildhauer Lysipp. Auf der Insel pflegte man Helios jedes Jahr ein seltsames Opfer zu bringen. Man stürzte ein Viergespann, eine Quadriga, ins Meer. Pferd und Wagen, die man in Rhodos ins Meer stürzte, versinnbildlichten, was der Sonnengott täglich tut: Am Abend fährt er mit seinen Viergespann ins Meer d.h. in die Unterwelt und am Morgen kommt er verjüngt zurück. Während des damit verbundenen Festes fanden Wagenrennen sowie andere sportliche und musikalische Veranstaltungen statt. Lange Zeit gelang es diesem reichen Handelsstadt, dem Zugriff seiner mächtigen Nachbaren auszuweichen, doch haben die Eroberer ihre Hand nach der reichen Insel ausgestreckt. Der Makedonische König Demetrios wollte diesen reichen Inselstaat unterwerfen. Er schickte zur Küste eine mächtige Flotte. Bei der Belagerung der Festung verwendete man erstmalig eine “Mauerbrechermaschine”. Über diese “Maschine” berichtete der römische Baumeister und Ingenieur Vitruv. Sie stellte einen hohen Turm dar. Nach seinen Angaben sollte der Turm etwa 40 Meter hoch und 15 Meter breit sein. Im unteren Teil der “Maschine” befand sich ein Mauerbrecher, mit dessen Hilfe die Belagerer die Festungsmauern durchbrachen. Im oberen Teil der “Maschine” standen die Steinschleuderer, die die Verteidiger mit Steinen bewarfen. Man konnte außerdem die “Maschine” nahe an die Festungsmauer heranschieben und auf die Mauern eine Brücke herablassen. Die Bewohner von Rhodos hatten solche “Maschinen” niemals gesehen, und trotzdem verteidigten sie mutig ihre Festung. Wenn am Tage die Festungsmauer an einer Stelle durchbrochen war, so wurde dieser Durchbruch in der Nacht wieder fest zugemauert. Ein Jahr lang belagerte der König Demetrios diese Festung. Doch konnte sie von seinen Truppen nicht eingenommen werden. Seine Truppen mußten abziehen und der Belagerungszustand wurde aufgehoben. Zu Ehren dieses Sieges beschlossen die Bewohner von Rhodos, dem Sonnengott Helios, dem Beschützer der Insel, eine Bronzestatue zu errichten. Die Statuen von Helios standen in vielen Tempeln von Rhodos. Zur Blütezeilt der Monumentalplastik arbeiteten viele bekannte griechische Bildhauer meist in Bronze. Die Statue von Helios sollte der bekannte und erfahrene Bildhauer Chares, der Schüler des berühmten Lysipp herstellen. Chares hat an dieser Statue zwölf Jahre lang gearbeitet. Sie war 35 Meter hoch. Diese Statue stand aber nur 56 Jahre. Ein Erdbeben um 227 v.u.Z. legte sie in Trümmer. Die Insel Rhodos wurde vom Erdbeben stark 26 27 5. Was stellte das Bauwerk im Grundriß dar? 6. Aus welchen Teilen bestand die Tempelanlage? 7. Wie wurde die Grabkammer ausgeschmückt? 8. Womit wurde das Dach gekrönt? 9. Welche Säulenordnungen haben die Architekten beim Bau des Mausoleums benutzt? 10. Woraus wurde das Fundament errichtet? 11. Wann wurde der Bau des Mausoleums beendet? 12. Wie wurden die Steinblöcke bearbeitet? 13. Ist die Statue des Königs Mausolos erhalten geblieben? 14. Wie lange hat das Mausoleum gestanden? 15. Wann wurden die Platten mit den Reliefs aus den Festungsmauern entfernt? 16. Wo befinden sie sich jetzt? 17. Was bedeutet das Wort Mausoleum? 18. Wo befindet sich das bedeutendste Mausoleum der neueren Zeit? KOLOß VON RHODOS betroffen. Viele Häuser waren eingestürzt. Die Werften waren zerstört. Viele Menschen kamen ums Leben. Wie die Legende erzählt, wurden die gewaltigen Bruchstücke 656 v.u.Z.– von einem sarazenischen Piraten nach Syrien gebracht und dort als neunhundert Kamellasten verteilt. Das klingt genauso unwahrscheinlich wie die Behauptung, die Heliosstatue habe mit gespreizten Beinen direkt über der Hafeneinfahrt auf den beiden Molen gestanden. Aus einigen Funden läßt sich rekonstruieren wie der Koloß tatsächlich ausgesehen hat. Chares hat Helios als einen schlanken Jüngling mit einem Strahlenkranz um den Kopf dargestellt. Anscheinend stützte sich Helios mit dem linken Unterarm auf einen Baumstumpf, der durch den Mantel des Gottes fast verdeckt war. Helios hatte den rechten Arm erhoben und die Hand berührte leicht den Kopf- eine Geste, die als Ruhehaltung galt. Die Herrscher von vielen Staaten, die am Handel mit Rhodos interessiert waren, haben Rhodos eine große Hilfe erwiesen. Für die Wiederherstellung des Kolosses stellte der ägyptische König Ptolemäus den Rhodosaern viele Mittel zur Verfügung. Er schickte nach Rhodos viele erfahrene Baumeister, gab viel Kupfer, aber alles war umsonst. Es gelang nicht, die Statue emporzuheben und in aller früheren Pracht wiederherzustellen. Erfolglos blieben auch spätere Versuche. Die Statue blieb auf der Erde liegen. Der römische Schriftsteller Plinius schrieb, daß die auf der Erde liegende Statue immer noch die Bewunderung vieler Menschen hervorrief. Die Trümmer der Statue blieben in der Erde mehr als 1000 Jahre liegen. Der griechische Geograph Strabo meinte, daß der Koloß von Rhodos eines der Sieben Weltwunder galt. Bei den Ausgrabungen hat man auf der Insel Rhodos die Reste eines Reliefs aus dem 2.Jahrhundert v.u.Z. gefunden. Die Wissenschaftler waren der Meinung, daß dieses Relief eine Kopie des Kolosses war. Bei der Herstellung einer Plastik verfügen jetzt die Bildhauer über fertige Formeln aus der Festigkeitslehre und über die modernen Herstellungstechniken. Chares konnte sich nur auf seine eigenen Erfahrungen stützen. Dieser Koloß verlangte einen großen Kostenaufwand, schwere körperliche Arbeit und einen scharfen Erfindungsgeist. Diese prächtige Bronzestatue ist ein wahres Wunderwerk der antiken Kunst. Texterläuterungen Rhodos – Родос – oстров в южной Греции intensiven Handel treiben – вести интенсивную торговлю viele Einnahmen bringen – приносить много доходов Lysipp – Люсипп, придворный скульптор Александра Македонского die Unterwelt – подземный мир, “ад” dem Zugriff der mächtigen Nachbaren ausweichen – избегать столкновений со своими могущественными соседями der Steinschleuderer – пращник den Belagerungszustand aufheben – снять осаду Chares – Харес, скульптор in Trümmer legen – разрушить wurde… stark betroffen – здесь: сильно пострадал ums Leben kommen – погибать sarazenisch – сарацинский от слова сарацин, которым древние греки называли арабов zur Verfügung stellen – предоставлять в распоряжение 28 29 Fragen zum Text 1. Was bedeutet das Wort “Koloß”? 2. Wo liegt die Insel Rhodos? 3. Was wissen Sie über die Insel Rhodos aus dem 4. Jahrhundert v.u.Z.? 4. Wer versuchte die Insel Rhodos zu unterwerfen? 5. Was verwendete man bei der Belagerung der Stadt? 6. Gelang es dem König Demetrios die Insel zu nehmen? 7. Wer sollte die Statue des Sonnengottes Helios herstellen? 8. Wie lange hat daran Chares gearbeitet? 9. Ist diese Statue erhalten geblieben? 10. Welche Meinung äußerte der Geograph Strabo? DIE ZEUSSTATUE IN OLYMPIA In einer der größten und reichsten Städte des alten Griechenlands Olympia, wo es viele Tempel zu Ehren der griechischen Götter gab, wurde der Oberste der Götter, der Zeus, besonders verehrt. Hier in Olympia wurden zu Ehren des Zeus die kultischen Olympischen Spiele abgehalten. Diese griechischen Festspiele mit sportlichen und musikalischen Wettkämpfen wurden alle vier Jahre ausgetragen. Von Olympia aus kamen besondere Boten in alle griechischen Städte, um den Beginn der Festspiele anzukündigen. Wenn es in Griechenland zwischen den Stadtstaaten einen Krieg gab, so wurde für die Zeitdauer der Olympischen Spiele die Waffenruhe verkündet und Friede geschlossen. Zehn olympische Richter wurden gewählt, die für die Veranstaltung der Spiele verantwortlich waren. Sie achteten darauf, daß alle Regeln der Olympischen Spiele streng eingehalten wurden. Zu den Festspielen wurden nur reiche, freie vollberechtigte Bürger zugelassen. Die Teilnahme an den Olympischen Spielen und das Zuschauen war den Frauen streng untersagt, dafür drohte ihnen die Todesstrafe. Die Wettspiele wurden von Ende Juni bis Anfang Juli veranstaltet. Die besten Athleten sollten ein Jahr vor dem Beginn der Wettkämpfe nach Olympia kommen und sich bei den olympischen Richtern melden. Die Teilnehmer der Spiele kamen nach Olympia rechtzeitig, um sich unter der Leitung der erfahrenen Lehrer vor dem Beginn der Wettkämpfe zu trainieren. Diejenigen, die an den Spielen zum ersten Mal teilnahmen, sollten nach Olympia ein Jahr früher kommen. Die Stadt Olympia lag an einem Fluß, an dessen Ufer es viele Olivenhaine gab, im Grün der Olivenhaine hoben sich besonders schön die antiken Bauwerke ab. Die Bürger, die nach Olympia kamen, übernachteten gewöhnlich in den Zelten, die entweder am Ufer des Flusses oder in der Nähe des Stadions aufgeschlagen wurden. Die Wettspiele dauerten in der Regel fünf Tage lang und begannen mit der feierlichen Prozession zum Zeustempel. Dann wurden auf dem Riesenstadion, das über 40000 Zuschauer faßte, viele Wettkämpfe ausgetragen. Am ersten Tag fand das Wettlaufen statt. Am zweiten Tag folgte der Ringkampf. Am dritten und am vierten Tage wurden die Wettkämpfe im Fünfkampf durchgeführt. Am interessantesten waren am fünften Tag aber die Wagenrennen. Die Krieger der zweirädrigen Streitwagen mit Viergespann kämpften hier um den Sieg. Die Wagenlenker mußten sehr geschickt und erfahren sein, um in diesem harten Kampf den Sieg davonzutragen. Als Sieger galt hier nicht der Wagenlenker, sondern der Besitzer von Pferden und Streitwagen. Nach dem Abschluß der Sportwettkämpfe wurden die Sieger mit Kränzen aus Olivenzweigen geehrt. Wenn jemand in den Wettkämpfen dreimal siegte, so durfte er seine Statue im “heiligen” Hain aufstellen lassen. Gewöhnlich wurden diese Statuen von den bekanntesten griechischen Bildhauern geschaffen und sind echte Kunstwerke. Einige Statuen der Siegen der Olympischen Spiele sind bis in unsere Zeit hinein erhalten geblieben. Am letzten Tag der Festspiele kamen die Sieger, in prächtige Gewänder gekleidet, in einem feierlichen Festzug zum Zeustempel, an dessen Statue die Niederlegung von Olivenkränzen stattfand. Der Zeustempel und die Zeusstatue waren der Stolz aller Griechen. Die berühmte Zeusstatue gehört zu den Sieben Weltwundern des Altertums. Der Tempel wurde vom Architekten Libon erbaut. Seine Seitenlänge betrug 64 Meter. 34 strenge dorische Säulen waren um den Baukern des Tempels herumgeführt. Der Bau mit dorischer Säulenordnung wirkte einfach und erhaben. In der Innenhalle stand die Statue des Zeus. Der oberste der Götter saß auf dem Thron, der mit Gold- und Elfenbeinreliefs geschmückt war. Die Zeusstatue war 17 Meter hoch. Sie wurde von griechischen Meistern aus Holz kunstvoll geschnitzt und mit Gold- und Elfenbeinplatten besetzt. In einer Hand hielt er die Kleinfigur der Siegesgöttin Nike, in der anderen hatte er den Zepter mit dem Adler, dem Vogel des Gottes. Die Zeusstatue wurde vom Bildhauer Phidias geschaffen. In 5. Jahrhundert u.Z. wurde sie auf Befehl des byzanthinischen Kaisers Theodosius nach Konstantinopel gebracht. Der Tempel und die Zeusstatue sind nicht erhalten geblieben. Der Tempel wurde durch ein Erdbeben, die Zeusstatue durch einen Brand im kaiserlichen Palast zerstört. Durch die zahlreichen Ausgrabungen ist es möglich geworden, den Tempel und die Zeusstatue zu rekonstruieren. Noch jetzt findet man auch die Überreste des einst berühmten Tempels. Die Traditionen der Olympischen Spiele wurden 1894(1896) auf Initiative des französischen Sportpädagogen Coubertain, des späteren Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees im Geiste der Völkerverständigung und des Friedens wieder ins Leben gerufen. Sie werden alle vier Jahre mit wechselndem Austragungsort abgehalten. Die Grundregeln von Olympischen Spielen sowie der Eid der Sportler wurden auch von Coubertain zusammengestellt und verfaßt. Coubertain betonte immer wieder die Bedeutung des Sportes in der Festigung der Freundschaft unter den Völkern. Coubertain ist 1937 gestorben und wurde in Lausanne beigesetzt. 30 31 Laut seinem Vermächtnis wurde sein Herz in einer Urne in einer Marmorsäule in Olympia (Griechenland) eingemauert. Es gibt auch Olympische Flagge: fünf ineinandergreifende, die fünf Erdteile symbolisierende farbige Ringe (blau, gelb, schwarz, grün und rot) auf weißen Grund. Die Fackel der Olympiade wird nach Tradition im alten Olympia entzündet und von dort aus zur neuen Stätte der neuen Wettspiele gebracht. Während der Parade schreiten als erste immer die griechischen Sportler. Die Flamme in einer offenen Schale ist das Kennzeichen der Olympischen Spiele. 1974 wurde Moskau von Internationalen Olympischen Komitee zur Gastgeberstadt der XXII. Olympischen Sommerspiele gewählt. Erstmalig in der Geschichte der Olympischen Bewegung fanden sie in der Hauptstadt eines sozialistischen Staates Moskau statt. Für die Entwicklung von Körperkultur und Sport sind im Rußland alle Voraussetzungen geschaffen. Unsere Sportler haben viele hervorragende Spitzenleistungen erzielt. Sie haben bei den sieben Olympiaden (1952-1976) 683 Medaillen gewonnen. Fragen zum Text 1. Wo fanden die Olympischen Spiele zum ersten Mal statt? 2. Wo befindet sich Olympia? 3. Wofür waren die zehn Richter verantwortlich? 4. Wie lange dauerten die Wettspiele? 5. Welche Wettkämpfe waren am interessantesten? 6. Wie wurden die Sieger der Olympischen Spiele geehrt? 7. Beschreiben sie den Zeustempel! 8. Sind der Zeustempel und die Zeusstatue erhalten geblieben? 9. Wann und von wem wurden die Traditionen der Olympischen Spiele wieder ins Leben gerufen? 10. Wo fanden die XXII. Olympischen Sommerspiele statt? DER PERGAMONALTAR Texterläuterungen abhalten – здесь: проводить, устраивать austragen – проводить Waffenruhe verkünden – провозглашать перемирие einhalten – соблюдать sich abheben – выделяться der Ringkampf – борьба die Wagenrennen – состязание воинов на боевых колесницах der Krieger der zweirädrigen Streitwagen mir Viergespann – воин двухколесной боевой колесницы, запряженной четверкой лошадей den Sieg davontragen – победить, одержать победу bis in unsere Zeit hinein – вплоть до нашего времени in prächtige Gewänder gekleidet – одетые в пышные одежды Coubertain – Кубертен die Völkerverständigung – взаимопонимание народов ins Leben rufen – здесь: возродить ineinander greifen – здесь: переплетаться von dort aus – оттуда In der jahrhundertealten Geschichte des Bauens gab es viele andere hervorragende Bauwerke und Monumentalskulpturen, die auch zu den Weltwundern gezählt werden. Eines davon ist z.B. der Zeusaltar im antiken Pergamon. Bergama, das antike Pergamon, liegt im nordwestlichen Teil Kleinasiens, etwa 28 Kilometer von der Küste entfernt, im heutigen Staatsgebiet der Türkei. In der griechischen Geschichte trat das pergamenische Reich erst dann hervor, nachdem Alexander von Makedonien in seinen Eroberungszügen das persische Reich zerschlagen hatte. Die geschichtliche Epoche zwischen der Eroberung eines großen Teils der damals bekannten Welt durch die griechischen Truppen Alexanders am Ende des 4. Jahrhunderts und der Unterwerfung der griechischen Welt durch den Sklavenhalterstaat Rom bezeichnet man als die Epoche des Hellenismus. Etwa um die Mitte des 3. Jahrhunderts v.u.Z. erreichte Pergamon seine Höchstblüte. Um diese Zeit wurde die Stadt mit großartigen Bauten und Kunstdenkmälern geschmückt. Die Repräsentationsbauten der Königsstadt erhoben sich an den Hängen eines Burghügels, dessen Südabhang sich in mehreren Terrassen in die Unterstadt senkte. Am Südfuße das Hügels lag die von Säulenhallen und Läden umgebene Agora, das Zentrum des öffentlichen Lebens der Stadt. Nördlich davon erhob sich auf einer trapezförmigen Terrasse der Zeusaltar. Nach einer Zwischenterrasse folgte das Hauptheiligtum des Staates, das der siegbringenden Athene gewidmet war. 32 33 Der Athene - Tempel-ein einfacher Periptertempel mit dorischer Ordnung- lag im westlichen Teil des Stadtinneren, der an drei Seiten hufeisenförmig von Säulenhallen umgeben war. Säulenhallen hatten in Pergamon eine besonders prächtige Ausstattung; sie waren doppelgeschossig; im unteren Stock standen dorische, im oberen ionische Säulen. Hinter ihnen war die berühmte Bibliothek von Pergamon, die an Bedeutung nur der Bibliothek von Alexandria nachstand. Am Rande des steilen Ostabhanges des Hügels erstreckten sich die Herrscherpaläste. Der Zeusaltar befand sich zwischen der Agora und dem Athene-Tempel und war anläßlich eines Sieges über die keltischen Stämme errichtet. Der Altar stand inmitten des von Säulenhallen umgebenen Zentralhofes und hatte beinahe einen quadratischen Grundriß. In der untersten Stufe maß er 36 x 34 Meter. Wie alle griechischen Tempel war dieses Bauwerk durch einen rings umlaufenden vierstufigen Unterbau gekennzeichnet, der sich in der imposanten Freitreppe fortsetzte, die zum eigentlichen Altarhof führte. Auf dem Unterbau stand ein Sockel, an dem der Große Figurenfries angebracht war. Dieser Sockel stellte eine Art massives Untergeschoß dar, über dem sich die prächtige ionische Säulenhalle aufbaut, deren Dach an den Ecken einige Skulpturen schmücken. Durch die Säulenhalle gelangte man in das Innere des Hofes, dessen vier Seiten ebenfalls von Säulenhallen eingefaßt wurden. Mitten im Hof stand der eigentliche Opferaltar. An der Rückwand der Hallen war auch ein Fries angebracht. Hier wird in zahlreichen Szenen die Geschichte der pergamenischen Herrscher erzählt. Der Große Fries bestand aus 120 Marmorplatten, die 2,30 Meter hoch waren. Er hatte die Gesamtlänge von 120 Metern. Das Thema des großen Frieses ist die Darstellung des Kampfes der olympischen Götter mit den Giganten. Er symbolisiert den siegreichen Kampf der Pergamener gegen die keltischen Stämme. Unter der Führung von Zeus haben die olympischen Götter die Giganten besiegt. Zu den künstlerisch bedeutendsten Leistungen des Großen Frieses gehört die Zeusplatte. Die mächtige Figur des Zeus bestimmt das ganze Geschehen. An der Ausarbeitung des großen Frieses haben zahlreiche unbekannte Meister gearbeitet. Der Große Fries ist ein Prunkstück hellenistischer Reliefskunst. Mit dem Untergang des pergamenischen Reiches gerieten auch seine Bauwerke allmählich in Vergessenheit. Der Pergamonaltar wurde in spätund nachantiker Zeit allmählich vergessen. Seine Blöcke wurden zur Errichtung einer Festungsmauer gegen den Angriff der Araber verwendet. Später benutzten die Türken den Burg von Pergamon als Festung, doch auch diese verfiel. Die Entdeckung des Meisterwerkes griechischer Bau- und Bildkunst wird dem deutschen Straßenbauingenieur Carl Humann verdankt. Humann hatte Mitte der 60 er Jahre des vorigen Jahrhunderts auf einem Berg in unmittelbarer Nähe des türkischen Städtchens Bergama Reste antiker Marmorskulpturen gefunden. Unter Leitung von Humann erfolgte eine Reihe von Ausgrabungen. Bis 1886 wurden neben anderen Bauten der große Zeusaltar vor allem aber die Platten des Großen Frieses gefunden. Es gelang, die Funde für die Berliner Antikensammlung zu erwerben. Nach sorgfältiger wissenschaftlicher Bearbeitung wurden die Funde 1902 in Berlin in dem zu ihrer Schaustellung errichteten Pergamon-Museum der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im II. Weltkrieg wurde das Pergamon-Museum durch englischamerikanischen Bomber schwer beschädigt. Die Friesplatten des Pergamonaltars, die in einem Bunker versteckt waren, wurden neben anderen kostbaren Schätzen der Kunst von den Soldaten der Sowjetarmee gerettet. Die Platten des Frieses wurden nach Leningrad übergeführt, dort sorgfältig bewahrt und 1958 der Regierung der Deutschen Demokratischen Republik übergeben. 34 35 Texterläuterungen der Pergamonaltar – Пергамский алтарь, алтарь Зевса в Пергаме Bergama – город Бергамо в Малой Азии das pergamenische Reich – Пергамское царство der Sklavenhalterstaat – рабовладельческое государство der Hellenismus – эллинизм, историческая эпоха с времен царствования Александра Македонского до захвата Римом Малой Азии die Agora – агора, центр общественной жизни греческого города Athene – богиня Афина, у греков богиня победы, ремесел и искусств hufeisenförmig – в виде подковы nachstehen – уступать in Vergessenheit – предавать забвению Carl Humann – Карл Хуманн, немецкий инженер-дорожник Fragen zum Text 1. Wo liegt Bergama? 2. Wodurch war diese Stadt im Altertum bekannt? 3. Wann erreichte Pergamon seine Höchstblüte? 4. Wo befand sich der Zeusaltar? 5. Welchen Grundriß hatte der Zeusaltar? 6. Was war an dem Sockel des Unterbaus angebracht? 7. Aus wieviel Platten bestand der Große Fries? 8. Was ist das Thema des Großen Frieses? 9. Wem wird die Entdeckung des Großen Frieses verdankt? 10. Wann wurden die Funde des Pergamonaltars zugänglich gemacht? 11. Wer rettete den Pergamonaltar im II. Weltkrieg? DAS KOLOSSEUM Zu den Welwundern zählen manche Forscher auch das Kolosseum, das Amphitheater, das hervorragende Bauwerk aus der Zeit der römischen Sklavenhalterherrschaft. Das Amphitheater ist als eine Art Zusammenfügung zweier Theater entstanden. Sein Grundriß stellt eine Ellypse dar. Diese Form wählte man, weil sie den praktischen Bedürfnissen am besten entsprechen konnte. Von allen Plätzen aus mußte das Geschehen in der Arena- meist Tierhetzen und Gladiatorenkämpfe-gleich gut verfolgt werden. Diese so entstandene Form hat sich über die Jahrtausende gut bewährt und lebt noch heute in unseren modernen Sportstadien weiter fort. Die Außenwände des Kolosseums, des unter Kaiser Vespasian begonnenen und unter seinem Sohn Titus vollendeten Amphitheaters zeigen eine höchst übersichtliche, monumentale Gliederung. Die Wand ist durch horizontale Gesimse in übereinanderliegende Stockwerke unterleilt. Diese bestehen aus rundbogigen Arkaden, die von den Pfeilern unterbrochen werden, vor denen Halbsäulen liegen. Im unteren Stockwerk haben die Halbsäulen dorische Kapitelle, im mittleren ionische und im dritten korinthische. Wie das Pantheon ist auch das Kolosseum nicht nur ein Meisterwerk des Architekten sondern auch im gleichen Maße ein Wunderwerk der Ingenieurkunst. Ohne die Verwendung von Bogen- und Gewölbekonstruktionen war dieser Bau niemals möglich gewesen. Er bot nahezu siebzigtausend Zuschauern Platz. Ein unter den Sitzreihen und hinter 36 den Außenmauern verborgenes kompliziertes System von überwölbten Gängen und Treppen ermöglichte schnelles Betreten und Verlassen der Zuschauerränge. Der Bau hatte die Höhe des zwölfstöckigen modernen Wohnhauses und zeugt von einer bewundernswerten technischen Vollkommenheit. Sie erlaubte, daß die Fläche bei Darstellungen von Seeschlachten unter Wasser gesetzt werden konnte. Ein riesenhafter Baldachin überdachte das Amphitheater bei Regen und schützte die Zuschauer auch vor der heißen Sonne. In zweiunddreißig Aufzügen konnten die Gladiatoren und wilden Tiere, deren Käfige sich unter der Bühne befanden, nach oben transportiert werden. Dieses kolossale Bauwerk wurde zum größten Baulieferanten der Renaissence. Man verwandelte das Kolosseum zu einem riesigen Steinbruch. Aus diesem Steinbruch entstanden nun aus der Kulturund Kunstgeschichte Roms nicht mehr wegzudenkende Bauwerke. Aus den Steinen des Kolosseums wurden in Rom viele Paläste errichtet. Die Steine des Kolosseums benutzte man auch für die Hafenanlagen. Sogar der Petersdom: entstand durch die Zerstörung des großen Zeugnisses der Antike. Als Rom im 13. und 16. Jahrhundert oft von Erdbeben heimgesucht wurde, errichtete man die umliegenden Wohnviertel ebenfalls neu mit den billigen Steinen des Kolosseums. Heute ist das Kolosseum nur noch eine einzigartige gewaltige Ruine. Über den Zustand des Kolosseums zerbrechen sich schon seit langer Zeit eine Reihe von Wissenschaftlern, Bauspezialisten und Kunstfreunde die Köpfe. Zur Rettung dieses Baus und anderer Baudenkmäler wurde bisher nur wenig getan. Alle Pläne der Restaurierung dieses Bauwerkes scheiterten immer wieder. In der Staatskasse Italiens finden sich keine Gelder, um dieses wertvolle Baudenkmal zu retten. Die heutige Regierung Italiens ist nicht in der Lage, zur Erhaltung der antiken Baudenkmäler Gelder auszugeben. Texterläuterungen Vespasian – император Веспасиан unter Vespasian – в царствование Веспасиана Titus – Тит, сын Веспасиана das Pantheon – Пантеон, исторический памятник архитектуры Platz bieten – здесь: вмещать der Zuschauerrang – места зрителей 37 unter Wasser setzen – заполнить водой der Petersdom – собор св. Петра в Риме sich den Kopf zerbrechen – ломать голову над чем-либо scheitern – терпеть провал in der Lage sein – быть в состоянии Fragen zum Text 1. Wird auch das Kolosseum zu den Weltwundern gezählt? 2. Was stellt das Kolosseum im Grundriß dar? 3. Was wurde im Kolosseum veranstaltet? 4. Wie sind die Wände des Kolosseums unterteilt? 5. Woraus bestehen die Stockwerke? 6. Wie sind die Halbsäulen gestaltet? 7. Welche Baukonstruktionen wurden im Kolosseum verwendet? 8. Wieviel Zuschauer faßte das Kolosseum? 9. Wie hoch war das Kolosseum? 10. Als was diente das Kolosseum in den späteren Zeiten? 11. Kann die Regierung Italiens dieses wertvolle Baudenkmal retten? 38 INHALTSVERZEICHNIS VORWORT ............................................................................................................... 3 DIE PYRAMIDEN VON ÄGYPTEN ....................................................................... 6 DIE «HÄNGENDEN GÄRTEN» VON BABYLON ................................................ 9 DER ARTEMISTEMPEL IN EPHESOS ................................................................ 14 DER LEUCHTTURM AUF DER INSEL PHAROS BEI ALEXANDRIA ............. 18 DAS MAUSOLEUM VON HALIKARNASSOS ................................................... 22 KOLOß VON RHODOS ......................................................................................... 26 DIE ZEUSSTATUE IN OLYMPIA ......................................................................... 29 DER PERGAMONALTAR ..................................................................................... 33 DAS KOLOSSEUM ............................................................................................... 36 39 НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК Задание № 8 для внеаудиторного чтения студентам I–II курсов «Семь чудес древнего мира» Составитель Грекова Валентина Викторовна Компьютерная верстка И. А. Яблоковой Подписано к печати 25.05.11. Формат 60×80 1/16. Бум. офсетная. Усл. печ. л. 3,2. Тираж 200 экз. Заказ 48. «С» 24. Санкт-Петербургский государственный архитектурно-строительный университет. 190005, Санкт-Петербург, 2-я Красноармейская ул., д. Отпечатано на ризографе. 190005, Санкт-Петербург, 2-я Красноармейская ул., д. 5. 40