Menschenrechte - Landesberufsschule Dipl. Ing. Zuegg

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Menschenrechte - Landesberufsschule Dipl. Ing. Zuegg
Thomas Martiner
Me ns che nre chte
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Inhaltsverzeichnis
Vorwort....................................................................................................
3
I. Verletzung der Menschenrechte...............................................................
4
Kein Recht auf Würde..............................................................................
Das Geschäft mit dem Embryo................................................................
Kein Recht auf Bildung............................................................................
Wenn der Schulbesuch zum Problem wird..............................................
Kinderarbeit............................................................................................
Warum die Streichhölzer so billig sind...................................................
Aber werfen Sie uns nicht auf die Straße................................................
Arbeit statt Schule...................................................................................
Befreiung von Teppichkindern................................................................
Kinderarbeit in Bergwerken...................................................................
Kinder im Krieg......................................................................................
Kindersoldaten........................................................................................
Mädchen – Frauenhandel.......................................................................
Kinderprostitution...................................................................................
Mutter hat AIDS......................................................................................
Simbabwe................................................................................................
Die Situation afghanischer Frauen.........................................................
Sklaverei..................................................................................................
Folter.......................................................................................................
Todesstrafe..............................................................................................
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II. Vorkämpfer für Menschenrechte...........................................................
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William Wallace......................................................................................
Galileo Galilei.........................................................................................
Pedro Claver...........................................................................................
Andreas Hofer.........................................................................................
Catharina Lanz.......................................................................................
Abraham Lincoln.....................................................................................
Henri Dunant..........................................................................................
Geschwister Scholl..................................................................................
Clemens August Graf von Galen...........................................................
Mahatma Gandhi....................................................................................
Albert Schweitzer....................................................................................
Martin L. King........................................................................................
Che Guevara...........................................................................................
Mutter Theresa........................................................................................
Diana F. Spencer....................................................................................
Nelson Mandela .....................................................................................
Desmond Tutu ........................................................................................
Rigoberta Menchù...................................................................................
Michail Gorbatschow .............................................................................
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Kein Recht auf Würde
„Alle Men sch en sin d fr ei u n d gleich a n Wü r de u n d Rech t en gebor en . Sie sin d m it
Ver n u n ft u n d Gewissen bega bt u n d sollen ein a n der im Geist e der Br ü der lich keit
begegn en .“ So begin n t die „Allgem ein e E r k lä r u n g der Men sch en r ech t e“ der UNO
vom 10.12.1948 .
E r fa h r u n g m it der Ber u h igu n gszelle
Zwei J u gen dlich e h a t t en ein e Ra u fer ei, da ra u fh in ka m en 9 Bea m t e, die ein en von
beiden in s Gefä n gn is br a ch t en . Dor t sper r t en sie ih n in ein e Zelle, wo er
beoba ch t et wu r de. Ih m wu r de die In t im sph ä r e gen om m en . In ih m st a u t en
Aggr ession en , er wu r de depr essiv u n d wollt e sich u m br in gen , soda ss sie ih n in
ein e Ber u h igu n gszelle st eckt en . Diese Zelle besa ß n ich t s Men sch lich es. Au ßer
ka h len Wä n den wa r n ich t s da r in vor zu fin den .
Der J u gen dlich e ist der An sich t , da ss
m a n diese Zelle ver biet en sollt e, da sie
Men sch en n och a ggr essiver m a ch t a ls
sie sch on sin d.
Desh a lb sin d die Men sch en r ech t e von der UNO er klä r t wor den , u n t er a n der em
da s Rech t a u f Wü r de, die a ber n ich t jedem Men sch en ga r a n t ier t wer den .
Qu elle: Koch ,H elm u t / Sch a r f,Lu ise / Wu n der lich , H ein ke, Die F ra u en von der
P la za de Ma yo, Ver la g Signa l, Ba den – Ba den 1984
Cla u dia St eu r er
Dor is P r a m st r a h ler
-5-
Selima lebt seit vielen Jahren mit ihrer Familie in Kalkutta.
Sie ist im siebten Monat schwanger. Ihr Mann hat die
Arbeit verloren und kann jetzt nicht mehr für die Familie
sorgen. Selima leidet furchtbar darunter.
Eines Tages, als sie zum Brunnen geht, um Wasser zu
holen, kommt Mumtaz, eine narbige Frau, der man dunkle
Geschäfte nachsagt zu ihr. Sie ladet Selima zu sich nach
Hause ein.
Selima staunt, als sie die ganzen Süssigkeiten im Haus
sieht. Mumtaz fordert Selima auf, sich zu bedienen.
Währenddessen zeigt Mumtaz auf Selimas Bauch und
sagt:,, Wenn du bereit bist, mir das zu verkaufen, dann kann ich dir ein gutes Geschäft
vorschlagen.´´
,,Verkaufen soll ich mein Kind?´´, meint Selima entgeistert. ,,Was heißt hier schon Kind?
2000 Rupien erhälst du dafür, und deine 4 Kinder sind jeden Tag satt und werden dich mit
ihren Hungergeschrei nicht mehr nerven.´´
Selima lässt sich nach langem Zweifel überreden.
Sie landet durch Mumtaz in einer elenden Bruchbude. Hinter einem Vorhang steht der
Operationstisch, wo sie mit einen in Äther getränkten Wattebausch betäubt wurde. Sofort
schwindet ihr Bewusstsein und das letzte was sie denkt, ist:,, Heute Abend werden sich meine
Kinder satt essen.´´ Vorher hat ihr Mumtaz noch die ersten 30 Rupien in den Sari gesteckt.
Im Hintergrund schaut der Lieferant ungeduldig auf die Uhr. In vier Stunden startet die
Maschine, mit der das Gefäß nach New York gebracht wird.
Im Operationssaal läuft wegen der Eile alles schief. Nach 20 Minuten liegt der kleine Körper
bereits in dem Behälter mit antiseptischer Flüssigkeit. Es ist ein Junge. Sekunden später
kommt es zur Katastrophe. Selima wacht nicht mehr auf, sie verblutet.
Der Lieferant hat sich mit seiner Ware bereits aus dem Staub gemacht, der Arzt ebenso.
Mumtaz holt noch die 30 Rupien aus dem blutdurchtränkten Sari.
Nun steht plötzlich ein Angestellter der Klinik im Raum. Für ihn hat der ausgeblutete Körper
auf dem Tisch einen ungeheuren Wert, denn er weiß eine gute Adresse, wo man für das
Skelett von nicht identifizierten Leichen viel Geld bekommt.
Selima ist wie vom Erdboden verschwunden, ihre Familie hinterbleibt verzweifelt und
unwissend.
Mumtaz versucht die Frauen zum Abtreiben zu überreden und steckt jedes Mal eine hohe
Provision ein.
Pharmazeutische Labors und Genetikinstitute
kaufen, vor allem in Amerika und in der
Schweiz, für viel Geld Embryos für
wissenschaftliche Zwecke oder für die
Produktion von Verjüngungspräparaten der
Schönheitsindustrie.
Quelle: BAZ, 14/2001, Seite 7
Claudia Steurer
Doris Pramstrahler
-6-
Kein Rech t a u f Bildu n g
U n d sie t r ä u m en von der Sch u le
Beset wa r a u f dem Weg n a ch H a u se, da s eigen t lich n ich t s a n der es wa r a ls ein e
H ü t t e a u s H olz, Leh m u n d Mü ll. Beset u n d ih r e Mu t t er h a t t en diese selbst
geba u t . E s r egn et e u n d der st eile H a n g wa r ein H in der n is fü r ih r e n a ck t en
F ü ße. Beset m u sst e m it ih r en n eu n J a h r en sch on a r beit en wie ein E r wa ch sen e.
Ih r Va t er wa r im Bü r ger kr ieg gest or ben . Ih r k lein er Br u der gin g m it vier
J a h r en sch on a r beit en . Der N a ch ba r ju n ge n a h m ih n m it zu m Dosen su ch en .
Diese wu r den da n n a u sgeklopft u n d bei der Wieder ver wen du n gsfa br ik
a bgegeben . Da s er a r beit et e Geld spa r t e Mu lu fü r die Sch u le. Mu lu wollt e
spä t er Ar zt wer den , u n d a ll den en h elfen , die sich kein e H ilfe leist en k on n t en .
N iem a n d sollt e m eh r st er ben , so wie sein e klein e Sch west er , die kein e H ilfe
bekom m en k on n t e. Mu t t er da ch t e, Beset wü r de spä t er ba ld h eir a t en , desh a lb
sei ih r e Au sbildu n g n ich t wich t ig.
F ü r u n s ist die Sch u le Selbst ver st ä n dlich k eit , fü r die Kin der der dr it t en Welt
ist es ein u n er r eich ba r er Lu xu s.
U n gefä h r jeder fü n ft e Men sch a u f der E r de k a n n n ich t lesen u n d n ich t
sch r eiben (Afr ika , Asien , La t ein a m er ika , P a k ist a n ). F ü r u n s fa st u n vor st ellba r .
Wieso? Weil wir die P flich t /Möglich k eit h a ben , es zu ler n en . Beson der s
bet r offen sin d Mä dch en u n d F r a u en . Sie m ü ssen den H a u sh a lt fü h r en , es ist
n ich t wich t ig, da ss sie lesen u n d sch r eiben k ön n en . H a u pt sa ch e sie sin d ein e
gu t e H a u sfr a u , E h efr a u u n d Mu t t er .
Ih n en wir d da s Rech t a u f Bildu n g vor en t h a lt en , weil sie kein Geld h a ben , sie
m ü ssen a r beit en u m zu ü ber leben . Die Mä dch en wer den fr ü h ver h eir a t et ,
soda ss sie k ein e Bildu n g br a u ch en . Die Sch u len sin d m eist zu weit en t fer n t .
Oft m a ls feh lt es a u ch den Leh r er n a n gu t er Au sbildu n g. Der U n t er r ich t wir d
sch lech t u n d la n gweilig gest a lt et , die Kin der ver lier en da s In t er esse.
Qu elle: Kom pa ss, 03/2000
Cla u dia St eu r er
Dor is P r a m st r a h ler
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In Indien wurden ein Rehabilitationszentrum und zwei Grundschulen
eröffnet. Dazu gehören Aufklärungskampagnen, die Einrichtung von
Rehabilitationszentren für ehemalige KinderarbeiterInnen, die
Förderung der Bildung durch Einrichtung von Schulen und
handwerkliche Ausbildung. Partnerorganisationen kämpfen mit
Wandzeichnungen, Plakaten, sowie in öffentlichen Veranstaltungen
gegen Kinderarbeit. In zwölf Schulzentren lernen Mädchen und Jungs
Lieder, Reime lesen, schreiben und rechnen.
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Die Fabriken in Medellin der
großen
Industriestadt
im
Nordwesten
Kolumbiens,
brauchen Kohle. In Angelopolis
„ Stadt der Engel“ befindet sich
das große Kohlerevier, wo
Hunderte, sogar Tausende von
Kindern, schon ab 6 Jahren ( ausgenommen Mädchen) sich buchstäblich in den Bergwerken
zu Tode schuften. Wo die Erwachsenen nicht mehr hineinkommen, in den Flözen (= enge
Gänge) , müssen die Kleinsten hineinkriechen um dort Kohleschichten abzubauen. Für die
Grubenbesitzer zählt bloß der Gewinn und das billigste „Arbeitsmaterial“.
Wenn die Arbeiter versuchen sich zu organisieren, die Intelligentesten versuchen
Gewerkschaften zu bilden, Rechte einzufordern, werden sie beseitigt. Morde, die nie
aufgeklärt werden.
Die arbeitenden Kinder sterben jung, entweder durch Unfälle in den Bergwerken oder durch
die Spätfolgen.
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(Die Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit.)
Es ist noch stockdunkel, als sich Vater Jaime mit seinen drei Söhnen: dem elfjährigen
Orlando, dem achtjährigen Pedro und dem erst
sechsjährigen Felipe auf den Weg ins Bergwerk macht. Sie
eilen am Friedhof vorbei, drei neue Namen stehen an der
Mauer.
Wer werden die nächsten sein?
Der Vater verabschiedet sich vor den Kinderflözen und
geht ins „Santa Rita-Bergwerk“, aber nicht ohne Orlando
aufgetragen zu haben, besonders auf Felipe acht zu geben.
Orlando zündet seine Grubenlampe an und sie gehen
gebückt 30 m in den Berg hinein, durch die Flöze müssen
sie dann auf allen vieren abwärts kriechen. Es ist
beklemmend eng und die Luft steht stickig und feucht. Da
ist auch schon der vierzehnjährige Hernan , der die
gefährliche Arbeit des Hauers macht. Niemand bemerkt,
dass sich die Risse in der Decke vergrößern. Die drei
Brüder fassen die schweren, nassen Kohlebrocken in den
Sack, ganz voll muss er sein, auch wenn Orlando glaubt,
ihm brechen alle Knochen. Da auf einmal dröhnt und grollt
- 24 -
der ganze Berg, zentnerschwere Kohlebrocken lösen sich und krachen in
den Hohlraum. Das Einstürzen des Berges ist auch in Vater Jaime`s
Stollen zu spüren, sobald sie ihren Ausgang freigelegt haben, eilen sie zur
Grube. Zwei Kinder werden fortgetragen, Orlando steht wie erstarrt.
Vergeblich ruft der Vater immer wieder: „ Felipe, so komm doch heraus!“
Quelle: Kompass, Februar 2000, S. 38 f
Stefanie Gasser
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Kein Recht auf Bildung
„Schlafen, bloß einmal richtig ausschlafen!“
Das ist alles was Innocent zu denken vermag. Innocent ist ein Junge von 12 Jahren. Er lebt
seit 2 Jahren mit seinen Brüdern Samuel und Tomas und seiner schwerkranken Mutter in
einem Bezirk, genannt „Township“, in Bulawayo, der Hauptstadt des Mabatelandes im
westlichen Simbabwe. Sie wohnen in einem roten, kleinen Ziegelhäuschen mit
Wellblechdach. Dieses Haus wurde von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt, aber
dafür sollte Miete bezahlt werden. Auf Grund dessen begab sich der Familienvater auf die
Suche nach Arbeit ins benachbarte Südafrika. Er ist jedoch nie wieder zurückgekehrt. Ob er
irgendwo krank liegt, oder ob er überhaupt noch lebt, weiß die Familie nicht.
Gerne erinnert sich Innocent an früher als er
noch mit seiner Familie in einem Dorf lebte.
Denn damals war er noch zu klein um zu
verstehen, wie schwer sie es damals schon
hatten. Mutter musste täglich 5 Stunden
gehen, bloß um für die ganze Familie Wasser
in 18 Liter Kanistern heranzuschleppen, und
Vater musste mit Mühe versuchen, die paar
knochendürren Ziegen vor dem Hungertod zu
bewahren.
Dies alles war für den kleinen Jungen einfach selbstverständlich. Er denkt an den Spaß, den er
mit den anderen Kindern hatte, wenn wiedereinmal ein Mopanebaum gefällt wurde. Dann
wurden nämlich eifrig die „Amacimbi-Raupen“ gesammelt, die auf diesen Bäumen leben.
Diese wurden dann gekocht oder schmackhaft geröstet. Es war für alle ein Leckerbissen und
eine willkommene Abwechslung zum eintönigen Maisbrei. Dann wurde Brüderchen Samuel
geboren, und seine Mutter wurde ernstlich krank. Deshalb zogen sie nach Bulawayo, um sie
im Krankenhaus versorgen zu können. Durch die Vermittlung einer Krankenschwester
erhielten sie das kleine, rote Ziegelhäuschen im Township, wo sie jetzt noch leben.
Jeden Morgen beginnt für Innocent der Alltag, und für ihn bringt er dieselben 1000 kleinen
Handgriffe. Er wäscht sich an der Außenmauer bei einem Wasserhahn, füllt Wasser in seine
Aluminiumkanne, und stellt sie auf den kleinen Kerosinkocher. Dann bereitet er das
Frühstück vor. Die Mutter trinkt bloß ein bisschen Tee. Dann macht sich Tomas auf den
Schulweg. Währenddessen zieht Innocent Samuel an und füttert ihn.
Dadurch, dass seine Mutter schwerkrank ist, ist sie auf seine Hilfe angewiesen. Er kann sie
nicht allein lassen. Er macht täglich die Wäsche und eilt zwischendurch immer wieder ans
Krankenbett der Mutter.
Doch die Frauen der nahen Pfarrei helfen ihm, so gut es geht. Sie stellen ihm Krankenwäsche
zur Verfügung, bringen gefüllte Kerosinbehälter, und manchmal auch etwas zum Essen.
Innocent weiß abends oft nicht, was er zum Essen zubereiten soll, da sich die Brüder oft
schon um das letzte Stück Brot balgen.
Was Innocent aber nicht weiß, das ist die Tatsache, dass die Frauen der Gemeinde nur deshalb
immer Hilfe bringen können, weil im fernen Südtirol eine kleine „Eine Welt Gruppe“ dies
möglich macht.
„Damit morgen nicht 3 Straßenkinder mehr die Unterwelt afrikanischer
Großstädte bevölkern.“
- 34 -
!
DAS STEINHAUS AFRIKAS
Der Name Simbabwe bedeutet Steinhaus und soll an die alte Kultur erinnern. Es
gibt Ruinen der um 1100 erbauten Tempelanlagen, welche heute von Touristen
noch häufig besucht werden.
Simbabwe hat ca. 11.376.676 Einwohner und eine Fläche von 390.000 qkm.
Simbabwe liegt im Südosten von Afrika. Der Binnenstaat Simbabwe ist geprägt
von einer wunderschönen Landschaft, jedoch ist nicht zu übersehen, dass auch
hier die Wüste Kalahari immer weiter vordringt.
Simbabwe wurde seit dem Ende des 19. Jh. von den Briten ausgebeutet. Für die
aufblühende Industrie kamen den Herrschern die reichen Bodenschätze (Gold,
Silber, Platin usw.) gerade recht, die großen Farmen lieferten Tabak,
Baumwolle, Zuckerrohr, Tee, Mais und Südfrüchte. Die Engländer ließen ein
ausgebeutetes, armes Land zurück. Das fruchtbarste Land ist auch heute noch in
den Händen der Weißen.
Die Aidsrate beträgt zur Zeit schon über 10% und der Großteil der Bevölkerung
ist weder kranken- noch altersversichert. So wird die Armut zum Elend, und es
gibt immer mehr Waisen, um die sich niemand kümmern kann.
Quelle: Kompass, September 2000
Pardeller Mirjam
- 35 -
Die Situation Afghanischer Frauen
1992 gerät Afghanistan nach ca. 20 Jahren nicht enden wollendem Krieg in die Hände
der Fundamentalisten.
Islamischer Fundamentalismus sieht allgemein Frauen als Untermenschen an, die nur
für die Sklaverei, im Handel und für die Fortpflanzung dienen.
Die Taliban kontrollieren 90% von Afghanistan einschließlich der Hauptstadt Kabul.
Mit der Machtübernahme der islamischen Fundamentalisten im Jahre 1992 wurden die
Frauenrechte auf volle Beteiligung am sozialen, ökonomischen, kulturellen und
politischen Leben des Landes drastisch gekürzt und vollkommen regiert durch die
Taliban.
Die Taliban stellen bis vor kurzem heute die vorherrschende politische Macht in
Afghanistan dar.
Seit ihrer Machtübernahme werden Frauen folgende Rechte vollständig abgesprochen:
o Das Recht auf Bildung- alle Mädchenschulen wurden geschlossen
o Das Recht auf Arbeit- alle Frauen wurden gezwungen in ihren Häusern zu
bleiben; den Arbeitgebern wurde unter Anordnung schwerer Strafen untersagt,
Frauen zu beschäftigen.
o Das Recht auf Reisen- keine Frau kann allein und ohne die vorgeschriebene
Begleitung durch einen männlichen Angehörigen ihrer engsten Familie ihr
Haus verlassen.
o Das Recht auf Gesundheit- keine Frau kann einen männlichen Arzt aufsuchen;
Familienplanung ist verboten; Frauen können nicht operiert werden, wenn ein
Mitglied des Chirurgieteams männlich ist.
o Das Recht auf Rechtsbeistand- eine Zeugenaussage einer Frau gilt die Hälfte
der Aussage eines Mannes; eine Frau kann nicht direkt einen Antrag an das
Gericht stellen, sondern nur durch einen vorgeschriebenen männlichen
Familienangehörigen aus dem engsten Familienkreis
o Das Recht auf Erholung- alle Erholungs- und Sportmöglichkeiten für Frauen
wurden verboten, Sängerinnen dürfen nicht singen, da ihre weiblichen
Stimmen die Männer verderben, etc.
o Das Recht auf Menschsein- sie können ihre Gesichter nicht in der
Öffentlichkeit vor Fremden zeigen, sie können keine farbenfrohe Kleider
tragen, kein Make-up benutzen, sie können sich nicht außerhalb ihres Hauses
aufhalten, ohne von Kopf bis Fuß in einen formlosen Sack, Burka genannt,
eingehüllt zu sein, sie können keine Schuhe mit Geräusch verursachenden
Absätzen tragen (sogar das klappernde Geräusch ihrer Schritte verdirbt die
Männer), sie können nicht in privaten Fahrzeugen mit männlichen Passagieren
reisen, sie haben nicht die Erlaubnis, ihre Stimme zu erheben, wenn sie in der
Öffentlichkeit sprechen, sie dürfen nicht laut lachen, da dies Männer in
Verderben lockt.
- 36 -
Das Schlagen von Frauen aus disziplinarischen Gründen bei geringsten Anlässen (z.B.
das Zeigen von Fußgelenken beim Gehen, das Erheben der Stimme beim Sprechen,
das Geräusch ihres Lachens erreicht das Ohr fremder Männer, das Klicken ihrer
Absätze beim Gehen...) ist ein alltägliches Phänomen in Afghanistan unter der
Herrschaft der Taliban
Mit den öffentlichen Auspeitschungen, welche oft mit dem Tod oder der Behinderung
der Opfer enden, haben die Taliban die zivile Bevölkerung eingeschüchtert und zur
Unterordnung gezwungen
Sexualverbrechen gegen Frauen, Gruppenvergewaltigung, Lustmorde, Entführungen
junger Frauen, Erpressung von Familien mit heiratsfähigen Töchtern waren Alltag der
Herrschaft der vortalibanischen Fundamentalisten. Die Taliban verabscheuten am
Anfang diese Gewalttaten, aber die Berichte über ihre Untaten werden mit jedem Tag
länger
Taliban behandeln Frauen schlechter als Tiere. In der Tat haben die Taliban die
Haltung von Vögeln und Tieren in Käfigen als illegal erklärt, aber sie sperren Frauen
in die vier Wände ihrer Häuser ein
In den Augen der Taliban haben Frauen keine andere Bedeutung, als dass sie mit der
Erledigung der täglichen Hausarbeit beschäftigt sind
Obwohl die Anzahl der Verschleppungen und Morde an Frauen sinkt, je mehr Gebiete
unter die Kontrolle der Taliban geraten, morden die mittelalterlich anmutenden
Verbote der Taliban den Geist des afghanischen Volkes, indem sie es um seine
menschliche Existenz bringen
AKTUELLE SITUATION
Nach den vier Wochen andauernden US- Luftangriffen sind die Taliban, die 5 Jahre
lang Kabul terrorisierten, unter Mitnahme von mehreren Millionen Dollar aus
Wechselstuben, fluchtartig aus der Stadt abgerückt.
Mit Hupkonzerten und Fahrradgeklingel feiert der männliche Teil der Bevölkerung
Kabuls den Abzug der Taliban
Frauen sind nur vereinzelt auf den Straßen zu sehen
Kabul ist in den Händen der Nord- Allianz: in der Nacht kam es zu blutigen
Lynchmorden, Plünderungen und Racheakten an Kämpfern der Taliban
Nach der Eroberung der nordafghanischen Stadt Masar- i- Scharif durch die NordAllianz legen die Einwohner die strengen Regeln der radikal- islamischen Taliban
schnell ab. Männer, denen es bisher verboten war, ihre Bärte zu rasieren, warteten in
- 37 -
Schlangen vor Barbier- Geschäften. Die Bärte hatten sie sich zuvor aus Furcht der
Taliban- Milizen wachsen lassen.
In den Straßen zeigen sich die Frauen ohne den ganzen Körper bedeckende Burka.
Aus Geschäften klinge wieder Musik. Anstelle der Regionalpolizei der Taliban
patrouillieren Soldaten der Nordallianz durch die Straßen der Stadt.
Geschäfte haben den Verkauf von Musikkassetten und CDs wieder aufgenommen.
Noch ist der Krieg nicht zu Ende: noch immer kontrollieren die Extremisten rund die
Hälfte des afghanischen Territoriums.
Für einen weiteren Vormarsch nach Süden fehlen der Nord- Allianz Truppen Benzin
und Munition. Zudem leben im Süden Afghanistans vor allem Paschtunen, aus denen
die Taliban ihre Anhänger rekrutieren. Die Nord- Allianz hingegen stützt sich auf die
Tadschiken, Hazara und Usbeken in den nördlichen Provinzen des Landes.
Der ungleiche Bund zwischen der Nord- Allianz und den USA ist durch den Fall
Kabuls brüchig geworden: die Amerikaner hatten die Nordafghanen gebeten, Kabul
vorerst noch nicht einzunehmen.
Auspeitschungen, körperliche Verstümmelungen und Verbote nur gegen Frauen- auch
die Nord- Allianz richtet sich nach islamischen Rechtsgrundsätzen. NordallianzAußenminister Abdullah hält die eigene Interpretation der Scharia aber für
einfühlsamer und aufgeklärter als bei den Taliban.
„ Wenn jemand Geld stiehlt, werden wir ihn einmal verwarnen, auch ein zweites Mal.
Aber beim dritten Mal werden wir ihm die Hand abhacken“, erklärt Mullah Sahaid
Asmahail von der Nordallianz
Die erste Verorderung nach Übernahme von Chwadscha Bahauddin, der
provisorischen Hauptstadt der Nordallianz seit Beginn der amerikanischen
Luftangriffe, richtete sich gegen Frauen: Öffentliches Singen ist ihnen seitdem
verboten. Auch Musik überhaupt wurde verboten, da sie die Gläubigen von religiösen
Gedanken ablenken könnte. Dieses Musikverbot wird im Gebiet der Nordallianz kaum
noch beachtet.
Das islamische Recht wird bei der Nordallianz weniger hart umgesetzt als unter der
Taliban- Herrschaft. Mörder werden im Gebiet der Nordallianz für einige Jahre ins
Gefängnis gesteckt. Auch die Behandlung der Frauen ist humaner. Zwar tragen alle
Frauen außerhalb ihres Hauses die traditionelle Burka, aber sie werden nicht aus dem
Arbeitsleben ausgeschlossen wie bei den Taliban.
Allerdings variiert die Umsetzung des islamischen Rechts auch innerhalb des Gebietes
der Nordallianz – je nach Gutdünken des jeweiligen Kommandeurs. So herrscht z.B.
im Pandschir- Tal ein striktes Alkohol- und Tabakverbot.
Quellen:
STERN, SPIEGEL, www.afghanische-frauen.de
Nadine Malfertheiner
- 38 -
Wir haben nicht vergessen,
dass das Gesetz nie dasselbe ist
für Weiße und für Schwarze,
dass es nachsichtig ist mit den einen,
grausam und unmenschlich mit den anderen.
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Trauer, ich beklage die Trauer Haitis
Trauer, ich besinge die Trauer Haitis
Geleibtes Haiti, nun, wo deine Kinder tot
Und alle andern nackt sind
Wer wird Trauer tragen zu deinen Ehren
Aytitoma, dein Blut ist in der Minderheit
Das Land stirbt
Wer wird Trauer tragen
Geblendetes Haiti
Im Stich gelassenes Haiti
Untotes Haiti
Wer wird diese Trauer tragen
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Ich rufe dich, auf dass du mich rufest
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„Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden in
dieser Welt. Die Schmach der Vernichtung lässt sich nicht
austilgen. Das zum Teil schon mit dem ersten Schlag, in
vollem Umfang aber schließlich in der Tortur eingestürzte
Weltvertrauen wird nicht wiedergewonnen.“
Philosoph und Schriftsteller Jean Amery
- 45 -
„Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher
oder erniedrigender Behandlung oder Strafe unterworfen
werden.“
Der Artikel 5 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ vom
10. Dezember 1948 der Vereinten Nationen.
In vielen Ländern gehört Folter zur Normalität. In diesen Ländern
muss jeder Gefangene, vor allem aber jede(r) politische Gefangene
damit rechnen, in Polizeistationen, Gefängnisse oder vom Militär
gefoltert zu werden. Oft wird die Folter nicht nur vereinzelt, sondern
systematisch eingesetzt, und nicht selten existieren sogar Gesetze, die
gestatten, Menschen ohne Anklage und ohne Kontakt zu Familie,
Freunde oder einem Anwalt wochenlang festzuhalten. Dazu kommen
dann mitunter physische und psychische Misshandlungen, die
grausamste Ausmaße annehmen und sogar zum Tod führen können.
In der Türkei starben 1994 beispielsweise 29 Menschen an den Folgen
der Folter.
Quelle:www.google.de
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Geschichte der Folter
Griechenland und Rom
Die Methode der Folter ist alt. So wurden im alten Athen immer
wieder Sklaven unter Folter verhört, während freien Bürgern die
Tortur erspart blieb. Die Folter diente jedoch auch bei diesen
gelegentlich zur Bestrafung. In der Römischen Republik konnten dem
Gesetz nach nur Sklaven gefoltert werden. Im Römischen Reich wurde
die Folter dann häufig auch bei Freien angewandt, um Beweise für
das Verbrechen der laesa maiestas (ein Verbrechen gegen den Staat)
zu erzwingen.
Mittelalter
Bis zum 13. Jahrhundert war die Folter nicht ausdrücklich durch das
Kirchenrecht verboten. Dann jedoch begann man, das Gesetz über
den Hochverrat auf die Häresie als crimen laesae maestatis Divinae
(Verbrechen der Verletzung der göttlichen Hoheit) anzuwenden. Im
Zuge der Inquisition erließ Papst Innozenz IV., durch das römische
Reich beeinflusst, ein Dekret(1252), das den Gerichtsbeamten
gestattete, der Häresie Angeklagte zu foltern. Die Folterung dienten
dazu, aus ihren Geständnisse entweder gegen sich selbst oder gegen
andere herauszupressen. Werkzeuge hierbei waren Daumenschrauben
und spanische Stiefel, mit denen Finger und Waden gequetscht werden
konnten, der mit spitze Nägel bestückte Folterstuhl sowie Winde und
Rad.
Während des Mittelalters trug der Einfluss der römisch-katholischen
Kirche dazu bei, dass Folterungen auch zum Instrument staatlicher
Gerichte wurden. Die italienischen Stadtverwaltungen übernahmen
die Folter früh, andere europäische Länder zogen nach, als
Frankreich im 13. Jahrhundert ihren Gebrauch legalisierte.
Schließlich gehörte die Folter zum Rechtssystem jedes europäischen
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Landes mit Ausnahme von Schweden. Im 15. Jahrhundert kam die
Folter vor allem in Hexenprozessen große Bedeutung zu.
Abschaffung der Folter in Europa
Die Gräuel der Inquisition führten in Europa letztlich zur Abschaffung
der Folter. Bereits im 14. und 15. Jahrhundert waren in Italien
Gesetze zu ihrer Einschränkung erlassen worden. Hinzu kam, dass
durch das im Zuge der Aufklärung geänderte Rechtssystem, das das
Geständnis nicht mehr zum zentralen Entscheidungsmoment erklärte
und den Zeugen- bzw. Indizienprozess etablierte, die Folter an
Bedeutung verlor. Ein päpstlicher Erlass von 1816 verbot den Einsatz
von Folter in den römisch-katholischen Ländern.
Quelle:www.google.de
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Folterinstrumente
Folterinstrumente gehören zu den Sachzeugen der alten
Kriminalgerichtsbarkeit. Ihre wissenschaftliche Erforschung fällt in
das Fachgebiet der Rechtsarchäologie. Gesammelt und ausgestellt
werden sie in den historischen und kulturgeschichtlichen Museen, in
denen sie häufig zu den spektakulären Objekten gehören, die in
besonderer Weise das Besucherinteresse auf sich ziehen.
Das Richtschwert
Der Käfig
Beim Köpfen mit dem Richtschwert wurde kein
Richtblock benutzt, sondern der Hinzurichtende
kniete oder sass und der Nachrichter schlug meist
von hinten den Kopf ab. Dies ist keine einfache Art
der Hinrichtung und erforderte viel Geschick und
Übung vom Henker. Oft schlug dieser daneben, traf
die Schulter oder der Kopf löste sich nicht beim
ersten Mal. Hinrichtungen mit mehr als 10 Schlägen
sind keine Seltenheit.
Auf vielen Abbildungen von mittelalterlichen
Städten sind solche und ähnliche Käfige vor den
Toren abgebildet. In ihnen wurden die Verbrecher
meist nackt eingesperrt, um sie dort sterben zu
lassen. Entweder verdurstete man, oder man starb
im Winter am Frost oder im Sommer an der Hitze.
Die Überreste wurden nach dem Tod zur
Abschreckung anderer noch lange im Käfig
gelassen.
Quelle:www.yahoo.de
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Tibet
Nach einer Reihe von Demonstrationen für die Unabhängigkeit
Tibets beschloss die chinesische Regierung 1987 eine „Politik der
gnadenlosen Unterdrückung aller Aufständischen“ und verhängt
1989 das Kriegsrecht.
Diese Politik wurde inzwischen noch verstärkt und ist
hauptsächlich gegen Tibeter gerichtet, welche die Unabhängigkeit
Tibets fordern. Es gibt Hunderte von politischen Gefangenen, die
meisten davon sind buddhistische Mönche und Nonnen. Sie werden
ohne Anklage inhaftiert oder nach „Prozessen“ zu langjährigen
Strafen verurteilt. Dies gilt auch für Minderjährige. Folter ist weit
verbreitet.
Gründe für die Verhaftung
Die meisten der inhaftierten Tibeterinnen werden wegen Verbreitung
„konterrevolutionären“ Materials verhaftet oder gefangengehalten;
als solches wird weitläufig alles interpretiert, das die Einheit Chinas
bedroht. Aktivitäten wie“ Flugblätter drucken, subversive
Organisationen bilden, spionieren oder Informationen an den Feind
weitergeben, im Gespräch mit Ausländern die Partei kritisieren, zu
reaktionären Liedern anstacheln, die tibetische Flagge hissen und
demonstrieren“, das alles sind Tatbestände, die zur Verhaftung
führen.
Eine Teilnahme an Protestaktionen führt fast immer zur sofortigen
Festnahme. Diese politischen Verhaftungen stehen im Widerspruch
zum fundamentalen Recht auf Freiheit der Rede und verletzen die
Artikel 9, 10, 18, 19 und 20 der Allgemeinen Erklärung der
Menschenrechte.
China bemüht sich besonders, die Ausübung der Religionen zu
unterdrücken. Die chinesische Besatzungsmacht verfolgt
buddhistische Mönche und Nonnen, weil sie eine andere
Weltanschauung vertreten. In dem repressiven Regime zielen
aufgezwungene Umerziehungsmaßnahmen und
Indoktrinierungssitzungen speziell für die Gläubigen darauf ab, ihre
tibetisch-nationale oder religiöse Überzeugung in kommunistisches,
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china-freundliches Denken umzuwandeln. Wer sich nicht anpasst,
wird aus seinem Kloster ausgeschlossen und darf auch nicht in andere
Klöster eintreten.
Gründe für die wachsende Unzufriedenheit der Tibeter dürfen die
massive Umsiedelung von Chinesen und die Unterdrückung der
Religion sein.
Verhaftung
Schon zu Beginn der Verhaftungsprozedur wendet China Gewalt
gegen Tibeterinnen an. Weibliche Gefangene werden zunächst völlig
entkleidet und durchsucht und dann brutal verhört. Während des
Verhörs kommt es vor, dass sie mit Stöcken oder elektrischen
Viehtreiberstöcken misshandelt oder von Hunden angegriffen werden.
Diese Tortur wird solange weitergeführt, bis die Tibeterinnen ihre
Teilnahme an einer Demonstration zugeben und die Namen anderer
Organisatorinnen und Sympathisantinnen verraten. Sie werden
gezwungen, die tibetische Unabhängigkeit zu leugnen und ihre
patriotischen Gefühle für China zu erklären. Noch quälender ist es für
sie, wenn sie gezwungen werden, ihren spirituellen Lehrern,
besonders dem Dalai Lama, abzuschwören.
Mit Elektroschocks werden sie solange gequält, bis sie die
gewünschten Informationen verraten.
Gefängnisse
Die Lebensbedingungen in Gefängnissen sind allgemein schädlich für
die Gesundheit und das Wohlbefinden der Inhaftierten. Die beiden
berüchtigsten Gefängnisse sind Drapchi und Gutsa. Die
Gefängniszellen sind normalerweise kleine kahle Räume mit einem
kleinen Fenster, ohne elektrischen Licht oder Heizung selbst in den
kalten Wintermonaten. Den Gefangenen wird ein Eimer als Toilette
gegeben, den sie jedoch nur einmal am Tag ausleeren dürfen. Das ist
der einzige Anlass, zu dem sie die enge Zelle verlassen dürfen.
Das Alter der zur Zeit inhaftierten Tibeterinnen reicht vom 14jährigen
Mädchen bis zur alten Frau von 75 Jahren.
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Folter
Im allgemeinen werden alle inhaftierten Tibeterinnen gefoltert und
misshandelt, obwohl China die UNO-Konvention gegen Folter
ratifiziert hat. Der Gebrauch von Viehtreiberstöcken und Elektroden,
lange Perioden der Einzelhaft, Isolationshaft mit
Kommunikationsverbot, Schläge und Fesselungen sind die üblichen
Methoden, die angewendet werden, um Gefangene zu quälen.
Ngawang Jhampa, eine Nonne, wurde wegen Teilnahme an einer
Protestaktion 1989 inhaftiert und erzählt von ihrem Gefängnisleben:
„Ich wurde mit Stühlen, Stöcken und elektrischen Viehstöcken
geschlagen. Letztere wurden mir in den Mund gesteckt und
herumgedreht. Währenddessen wurde mir viel Blut entnommen, so
dass der Körper sehr schnell geschwächt wurde. Die Wärter
schlugen mir mit diesen Stöcken auch auf den Kopf und traten mir
in den Bauch... Neun Tage ließ man mich ohne Essen in meiner
Zelle liegen. Als Folge der Schläge wurde ich sehr schwer krank.
Eine große Schwellung bildete sich in meinem Bauch und ich hatte
schwere Kopfverletzungen... Nach zwei Jahren kontinuierlicher
Schläge, Unterernährung und gewaltsamen Blutentnahmen war
mein Körper zu Tode geschwächt. Ich vermute, dass die
chinesischen Behörden vermeiden wollten, dass ich im Gefängnis
stürbe, so haben sie mich entlassen. Ich zitterte ständig vor
Erschöpfung und Nervenzerrüttung und konnte in den ersten beiden
Monaten im Krankenhaus nicht laufen.“
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Auch hört man immer wieder von den unterschiedlichsten
Foltermethoden. Aber was man sich nur schwer konkret
vorstellen kann sind die Langzeitfolgen: seelisch, körperlich,
psychosozial. Und das ist das eigentliche Problem. Denn das
Leben geht – wenn man es trotz Folter retten konnte – weiter,
oftmals kaum weniger qualvoll wie während der Foltertortur.
Denn das Ziel der „modernen“ Folter ist nicht nur das
Erzwingen von Geständnissen, sondern auch die Zerstörung
der Persönlichkeit, die Vernichtung der Identität. Denn
dadurch verliert man jegliche Fähigkeit zum Widerstand.
Quelle: Microsoft Encarta 97 Enzyklopädie
Julia Bernmeister
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Die Geschichte der Todesstrafe ist in Wahrheit die Geschichte ihrer Abschaffung.
Jahrtausende lang war der Tod die schwerste Strafe. Zunächst diente die Hinrichtung der
Abrechnung, der privaten Rache, ausgeübt von der Familie des Opfers oder von Menschen,
die der Meinung, waren man habe ihnen Schaden zugefügt. Sie wurden in unterschiedlichster
Art und Weise durchgeführt, häufig im Verein mit Folter.
Häufig waren diese Hinrichtungen ungerecht und grausam. Man wandte das >>
Vergeltungsrecht<< an, so wie es im Alten Testament stand“: Dann musst du geben Leben
um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand.“ (2. Buch Moses XXI, 23-24)
Je nach Zeit und Kultur unterscheiden sich die Vergehen, die mit dem Tod bestraft werden:
Raub, Mord, Ehebruch, Prostitution, Hexerei, Gotteslästerung, Entführung, u.s.w.
In der Antike bilden sich erste Staatsformen heraus, die sich das Recht vorbehalten für
Gerechtigkeit zu sorgen. Im Mittelalter herrschen in Europa teilweise unübersichtliche
Rechtsverhältnisse. Häufig werden Todesurteile vollstreckt für „Verbrechen“, die heute unter
die Meinungsfreiheit fallen.
Am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit fallen zahllose Frauen dem Hexenwahn zum Opfer
und werden nach einem so genannten Hexenprozess der „heiligen Inquisition“ und oft unter
unerträglichen Folterqualen auf dem Scheiterhaufen verbrannt.
1791 schafft die Französische Revolution die Folter ab, die der Hinrichtung vorausgeht, und
wählt die Guillotine als Tötungsinstrument, damit die Verurteilten weniger leiden.
Im Laufe des 19. Jahrhundert wird immer seltener auf die Todesstrafe zugegriffen. Die
Gerichte berücksichtigen „mildernde Umstände“, d.h. sie versuchten zu verstehen, warum ein
Verbrechen begangen wurde, und mildern je nach den Umständen eventuell das Strafmaß.
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Venezuela: 1863
Costa Rica:1877
Ecuador: 1906
Uruguay: 1907
Kolumbien: 1910
BR Deutschland: 1949
Österreich: 1968
Großbritanien: 1969
A
Schweiz:1992
Angola:1992
Italien:1994
Südafrica:1995
Polen:1996
Bulgarien:1999
Schweden: 1972
Portugal:1976
Dänemark: 1978
Spanien: 1978
Norwegen: 1979
Frankreich: 1981
Kambodscha: 1989
Ungarn: 1990
3
7
Warum sollte die Todesstrafe abgeschafft werde?
Die Todesstrafe ist ein legaler Mord, angeordnet vom Staat. Sie kann das illegale Verbrechen
weder aufwiegen, noch ungeschehen oder wieder gut machen. Es ist unvertretbar, dass ein
Staat sich das Recht nimmt, Menschen zu töten.
Gerichte sind nicht unfehlbar
•
•
•
Die Todesstrafe kann nicht rückgängig gemacht werden. Die Gefahr einen
Unschuldigen hinzurichten ist unbestreitbar.
Obwohl die Todesstrafe seit Jahrhunderten angewandt wird, gibt es keinerlei Beweise
dafür, dass die Todesstrafe das einzige, oder überhaupt ein Mittel wäre, die
Gesellschaft vor Verbrechern zu schützen.
In Wirklichkeit steht der Ruf nach der Todesstrafe im Widerspruch zum
Gerechtigkeitsideal.
Es ist unmöglich ein System zu errichten, das die Todesstrafe in gerechter Weise
anwenden könnte.
Die Todesstrafe wirkt nicht abschreckend.
Sämtliche Statistiken zeigen, dass die Abschaffung der Todesstrafe nicht zu einem
Anstieg der Kriminalität führt. Gewisse Untersuchungen lassen sogar vermuten, dass
die Hinrichtungen zeitweise dazu führen können, dass mehr Morde verübt werden.
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Die Todesstrafe als Mittel der politischen Unterdrückung.
Weil eine Hinrichtung nicht rückgängig gemacht werden kann, übt die Todesstrafe
eine überaus anziehende Wirkung auf bestimmte Staaten aus, die sie dazu benutzen,
Menschen zu unterdrücken. Ist sie als Schutz vor Verbrechen wirkungslos, so wird sie
erst recht verabscheuungswürdig, wenn sie dazu dient politische Gegner zu
vernichten.
Die Todesstrafe und die weltweite Abschaffung bis zum 31. Dezember 1998
Länder, die, die Todesstrafe vollständig für alle Verbrechen abgeschafft haben: 67
Länder, die, die Todesstrafe in Friedenszeiten für alle Verbrechen abgeschafft haben:
14
Sie sehen die Todesstrafe bei außergewöhnlichen Verbrechen vor wie die, die im
Militärstrafgesetzbuch vorgesehen sind, oder für Verbrechen, die unter
außergewöhnlichen Umständen begangen wurden, beispielsweise in Kriegszeiten.
Länder, in denen die Todesstrafe in der Praxis aber nicht gesetzlich abgeschafft wurde:
24
Ihre Gesetzgebung sieht die Todesstrafe für Verbrechen in Friedenszeiten vor, aber sie
können als Länder angesehen werden, die, die Todesstrafe praktisch abgeschaffen
haben, weil sie seit mehr als zehn Jahren keine Hinrichtung durchgeführt haben oder
weil sie auf internationaler Ebene beschlossen haben, keinerlei Hinrichtung
durchzuführen.
Gesamtzahl der Länder, die, die Todesstrafe in der Praxis oder per Gesetz abgeschafft
haben: 105
Gesamtzahl der Länder, in denen die Todesstrafe noch nicht abgeschafft wurde: 88
Fünfzig Bundesstaaten, fünfzig Gesetzgeber
Politisch sind die USA ein bundesstaatliches System, das fünfzig Staaten umfasst. Je
nachdem, in welchem Bundesstaat ein Mensch verurteilt wird, kann er für ein und
dasselbe Verbrechen völlig unterschiedlich bestraft werden.
Der Oberste Bundesgerichtshof der Vereinigten Staaten mit Sitz in Washington D.C.,
der sogenannte Supreme Court, besteht aus neun Richtern, die auf Lebenszeit bestellt
werden. Sie sollten sich zu allen Fragen äußern, die, die amerikanische Gesellschaft
betreffen, wie Abtreibung, Todesstrafe, Finanzierung und Wahlen u.s.w. Sie müssen
aber auch darauf achten, dass die Gesetze aller US-Bundesstaaten mit der Verfassung
übereinstimmen.
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Hinrichtungen in den USA in den letzten zehn Jahren
1990
1991
1992
1993
1994
1995
1996
1997
1998
1999 (bis 30.11)
23
14
31
38
31
56
45
74
68
89
Davon zur Tatzeit
Jugendliche
1
0
1
4
0
0
0
0
3
1
Gesamtzahl der Hinrichtungen seit 1976: 589
>> Am 16. Juni 1944 wurde George Junius Stinney in South Carolina hingerichtet. Er war
vierzehn Jahre alt. Damit war er der jüngste Mensch, der in diesem Jahrhundert in den
Vereinigten Staaten hingerichtet wurde.
Insgesamt wurden im 20. Jahrhundert ungefähr 200 Jugendliche in den USA hingerichtet,
seit 1990 waren es zehn. Heute gibt es amerikanische Politiker und Staatsanwälte, die
verlangen, dass die Todesstrafe wieder auf Straftäter angewendet wird, die vierzehn Jahre
oder sogar noch jünger sind. Die letzte Hinrichtung eines zur Tatzeit noch minderjährigen
Straftäters erfolgte im März 1999 in Oklahoma. <<
Karen K. Bagge
Amnesty International
Oktober 1997
- 58 -
Jahrelang Einzelhaft
In den amerikanischen Gefängnissen werden die zum Tode Verurteilten in gesonderten
Zellen zusammengelegt, ihre Bewachung ist besonders streng. Sie sind länger isoliert und zur
Untätigkeit verdammt.
Die Grausamkeit der Todesstrafe beschränkt sich nicht nur auf die Hinrichtung selbst,
sondern ab dem Moment, in dem das Urteil gesprochen wird, lebt der Gefangene in der
Erwartung seines Todes.
Zahlreiche Zeugenaussagen bestätigen, dass die drohende Hinrichtung eine der grausamsten
Arten der Folter ist.
Wer wird zum Tode verurteilt?
Diese schreckliche und nicht rückgängig zu machende Strafe wird in den allermeisten Fällen
über die schwächsten Mitglieder der Gesellschaft verhängt: Arme, psychisch Kranke,
Menschen nicht weißer Hautfarbe und Anhängige von religiösen oder ethnischen
Minderheiten.
Die Todesstrafe trifft die Benachteiligten der Gesellschaft in ungleich härterer Weise als die
anderen. Die meisten Urteile werden gegen Menschen ausgesprochen, die sich auf der
untersten Stufe der Sozialen Leiter befinden, kaum Möglichkeiten haben, sich zu verteidigen.
Sie wären nicht zum Tode verurteilt worden, wenn sie in der Lage gewesen wären, das
Rechtssystem wirksam zu nutzen.
• Die Giftspritze
• Der elektrische Stuhl
• Die Gaskammer
• Der Galgen
• Das Erschießungskommando
Dass Vertreter medizinischer Berufe an den Hinrichtungen beteiligt sind, ist ein Verstoß
gegen die ethnischen Grundsätze der Medizin. Mit dem Arztgelöbnis, das auf dem >> Eid
des Hippokrates<< beruht, geloben Ärzte, dass sie das Leben erhalten und schützen und
nicht vernichten werden.
In den Vereinigten Staaten wie auch in zahlreichen andere Ländern sind
Gewaltverbrechen ein schwer wiegendes Problem. Die blutigen Taten haben tragische und
dauerhafte Folgen für die Familien und Freunde der Opfer. Niemand, der auf der Seite der
Opfer von Menschenrechtsverletzungen steht, kann es darum gehen, diese Verbrechen zu
entschuldigen, oder zu verharmlosen. Doch die Todesstrafe verweigert den Betroffenen
bewusst das Recht auf Leben, das Recht, keiner >> grausamen, unmenschlichen oder
entwürdigenden << Behandlung ausgesetzt zu werden- also grundlegende Rechte, die
allen Menschen zustehen, egal, wer sie sind und was sie getan haben.
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Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte, die am 10. Dezember 1948 von der
Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde, sagt:
Artikel 3: Jeder Mensch hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Artikel 5: Niemand darf der Folter oder grausamer, unmenschlicher Behandlung oder
Strafe unterworfen werden.
Die Hautfarbe von Täter und Opfer spielt bei der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten
eine unübersehbare Rolle.
Zahlreiche Statistiken und Untersuchungen der letzten Jahre sprechen eine deutliche
Sprache:
•
•
•
•
Das Risiko, zum Tode verurteilt zu werden, ist für Angeklagte mit schwarzer
Hautfarbe bei ansonsten vergleichbaren Tatumständen fast viermal höher als für
Angeklagte mit weißer Hautfarbe.
Das weitaus höchste Risiko, zum Tode verurteilt zu werden, haben schwarze
Angeklagte, die einen Weißen ermordet haben.
98 Prozent aller Oberstaatsanwälte in Gerichtsbezirken, in denen die Todesstrafe,
verhängt wird, sind Weiße.
Schwarze Geschworene werden von den fast ausschließlich weißen Anklägern
mehr als doppelt so häufig abgelehnt wie weiße Geschworene.
In Georgia wird der Rassismus der Todesstrafe an zwei Umständen deutlich:
•
•
Die schwarzen Geschworenen werden regelmäßig von Staatsanwalt abgelehnt und
zwar einmal bei der Zusammensetzung der Geschworenen, und dann bei den
Anträgen, wenn das Opfer weiß und der Täter schwarz ist.
Bis zum heutigen Tage wurde in Georgia noch nie ein Weißer für den Mord an einem
Schwarzen hingerichtet.
Dienstag, den 9. Februar 1993, 8 Uhr 15
Samuel Hawkings auf dem qualvollen Gang zu seinem sechsten Hinrichtungstermin.
>>Für den Gang ins Todeshaus sind meine Hände und Füssen gefesselt: Der
Gefängnisdirektor und ein anderer Mann gehen an der Spitze des Zuges, sie sind schwer
bewaffnet. Die Wächter im Wagen tragen die gleichen Waffen... <<
21 Uhr 55: Das Telefon klingelt. Das Oberste Gericht hat eine Entscheidung getroffen. In
diesem Moment ist die Spannung unbeschreiblich. Wir sind wie gelähmt. Sam sagt:
>> Das Oberste Gericht hat einen Aufschub gewährt... ich liebe euch! <<
Sam wird wieder in den Todesstrakt zurückgebracht, erschöpft:
>>Das war eine grausame, schmerzhafte Prüfung... das ist schlimme Folter, großer
unerträglicher Stress, eine riesige psychische und körperliche Anspannung.
Man hat mich in eine leere Zelle gebracht, keine Matratze, nichts. Aber um ein Uhr nachts
hat man mir eine Matratze, Laken, ein Kopfkissen und Decken gebracht, nein, nein, ich
konnte überhaupt nicht schlafen, ich war leer ausgelaugt. <<
- 60 -
Dominique Mâlon
>> La Chronique d’ Anesty<< (französische Monatszeitschrifft von Amnesty
International) Juni 1993
Samuel Hawkings hat den Todestrakt von Ellis One Unit verlassen. Er wurde am 21.
Februar 1995 in Huntsville mit einer Giftspritze hingerichtet.
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
!
Verstehen Sie, was mit ihnen geschehen wird?
Haben sie Fragen?
Was möchten Sie bei ihrer letzten Mahlzeit essen?
Möchten Sie noch etwas sagen bevor Sie sterben?
Was sollen wir mit Ihrer Leiche machen?
Wem vererben Sie ihren Besitz?
Wem vererben Sie ihr Geld?
Wer wird bei Ihrer Hinrichtung dabei sein?
Wissen Sie, was wir von ihnen erwarten?
Fühlen sie sich wohl?
Wenn nicht, was können wir tun?
Falls Sie keinen Aufschub erhalten, mit wem möchten Sie telefonieren?
Welche Farbe soll die Kleidung haben, mit der Sie sterben werden?
- 61 -
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Info: Death Penalty Information Centre
1320 18th St. NW, 5th Fl.
Washington, DC 20036
USA
E-mail: [email protected]
Internet: http://www.essential.org/dpic
Thomas Martiner
- 62 -
- 63 -
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William Wallace:
* ca.1270 Elderslie
+ 23. August 1305 London
William Wallace war der zweite Sohn des Grundbesitzers Malcolm
Wallace. In Elderslie stehen noch Überreste eines Hauses, wo
William Wallace geboren sein soll. Andere sagen, er wurde in
Ayrshire geboren, in dem Ort wo er seine Jugend verbrachte.
- 64 -
Das kleine Königreich Schottland, mit kaum 400.000 Einwohner bildete
für England einen andauernden Unruheherd mit zahllosen Kleinkriegen.
Nach der Eroberung von Wales wandte König Eduard nun sein
Augenmerk dem letzten unabhängig gebliebenen Teil, dem Königreich
Schottland, zu.
Die schottischen Könige waren zwar bereit über einige Grenzgebiete zu
verhandeln, aber nicht über das Königreich, dessen Unabhängigkeit von
schottischer Seite immer wieder betont wurde.
Im Jahre 1290 schien sich eine Lösung anzubahnen, die ganz im
englischen Interesse lag:
1286 war interessanterweise Alexander III. von Schottland verstorben.
Seine Enkelin Margaret (auch Margarethe von Norwegen genannt) wurde
als Königin von Schottland anerkannt. König Eduard I. gelang es nun, ein
Heiratsprojekt zwischen Thronfolger Eduard II. und Margaret zu
vereinbaren, das dem englischen Königtum die Aussicht eröffnete,
künftig auch das nördliche Nachbarreich mitzuregieren, wobei allerdings
Schottland im Rahmen dieser Personalunion eine weitgehende
Eigenständigkeit behalten sollte.
Wenn auch die englischen Hoffnungen noch im gleichen Jahr durch den
plötzlichen Tod von Margaret hinfällig wurden, so bot sich für König Eduard
dennoch eine Möglichkeit, in die schottischen Verhältnisse einzugreifen; denn
nach dem Tode Margarets meldeten mehrere Bewerber Ansprüche auf die
Nachfolge in der Königsherrschaft an, so dass sich König Eduard dazu
entschloss, als Lehnsherr und Overlord Schottlands den Thronstreit zu
entscheiden, wobei er sich auch die Möglichkeit vorbehielt, das Königreich als
an die englische Krone heimgefallenes Lehen zu betrachten.
Der schottische Adel scheint die in dieser Form problematischen
lehensherrlichen Ansprüche Eduards, wenn auch widerstrebend, anerkannt zu
haben. Unter den Thronanwärtern kamen vor allem zwei, Robert (VI.) Bruce
und John Balliol, in Frage, die wegen ihrer Verwandtschaft zum Könighaus
jeweils über einen gewissen Anhang im Lande verfügten. Nach langen
Beratungen und der Einholung juristischer Gutachten entschied sich der
Gerichtshof unter dem Vorsitz Eduards für John Balliol als König, eine
Entscheidung, die im Lande durchaus respektiert wurde. Auf Widerspruch
stieß Eduard erst, als er versuchte, über die Person des neuen Königs den
englischen Einfluß in Schottland auszubauen. Auch hier ging Eduard ganz
den Weg legalistischer Machtpolitik. Gestützt auf die englische
Lehnherrschaft, die er für ganz Schottland in Anspruch nahm, forderte er von
den Schotten, ihm im Krieg die üblichen Ritterdienste zu leisten. So wurde
John Balliol unter dem Druck des schottischen Adels in Frankreichs Arme
getrieben. Balliols Auftrag wurde am 25.10.1295 zu Paris mit Phillip dem
Schönen von Frankreich ein Militärbündnis abgeschlossen.
- 65 -
Braveheaert
In '
Der Vertrag'verpflichtete Balliol, besonders dann mit ganzer Macht
verwüstend in England einzufallen, wenn Eduard das Land verlassen oder
von Truppen entblößen sollte. Eben diese Gefahr veranlasste den
englischen König, sich zunächst gegen die Schotten zu wenden. So fiel
Eduard im Frühsommer 1296 mit Heeresmacht in Schottland ein, brach in
einem schnellen Feldzug jeden Widerstand und nahm bereits Anfang Juli
die Kapitulation König Johns entgegen, der in einer demütigenden
Zeremonie seinen Treubruch öffentlich bekannte und zugunsten Eduards
auf seine Königswürde verzichtete.
Der Triumph König Eduards, der Ende August 1296 auf dem Parlament
von Berwick offiziell die Königsherrschaft von Schottland antrat, schien
vollkommen zu sein. Als äußeres Zeichen der Unterwerfung des Landes
unter die englische Herrschaft wurde der erbeutete heilige Königsstein
von Scone, auf dem nach einem alten Herkommen die schottischen
Könige gekrönt wurden, in die Westminsterabtei gebracht, und alles
schien darauf hinzudeuten, dass Schottland das gleiche Schicksal
beschieden sein sollte wie der Nachbarherrschaft Wales.
Dass es nicht dazu kam, lag vor allem wohl daran, dass Eduard noch in
andere Konflikte verstrickt wurde, die ihm wenigstens zeitweise die
Hände banden.
Es folgten 10 Jahre des Aufruhrs, in denen zunächst
hauptsächlich William Wallace, ein schottischer
Laird (sein Vater, Sir Malcolm Wallace war ein
kleiner Gutsbesitzer) den Engländern erfolgreich
Widerstand leistete. Wallaces Aufruf richtete sich
vor allem an die Bürger und Bauern und teilweise
auch gegen die eigenen anglo-normannischen
Barone, so dass er mehr von seinesgleichen als von
den großen Baronen unterstützt, die Engländer in
die Flucht schlug. Sporadisch waren schon
Aufstände aufgetreten, als im Mai 1297 Wallace
und ca. 30 weitere Männer Lanarck abbrannten und den englischen
Sheriff töteten. Wallace organisierte daraufhin ein Heer von Bürgern und
kleinen Gutsbesitzern und griff die englischen Garnisonen zwischen den
Flüssen Forth und Tay an. Am 11. September 1297 rückte eine englische
Armee unter John de Warenne, Earl of Surrey, gegen die Schotten vor
und konfrontierte sie am Forth nahe bei Stirling. Zwar waren Wallaces
Männer den Engländern zahlenmäßig weit unterlegen, jedoch musste das
- 66 -
englische Heer eine schmale Brücke über den Forth überqueren, bevor sie
die schottischen Positionen erreichen konnten. Die Schotten griffen die
Engländer an, als diese beim Überqueren des Flusses waren und erzielten
so einen überwältigenden Sieg. Wallace und seine Leute nahmen Stirling
Castle ein und für eine zeitlang war Schottland nahezu ohne englische
Besatzer. Im Oktober des Jahres fielen die Schotten in Nordengland ein
und plünderten die Grafschaften Northcumberland und Cumberland.
Bei seiner Rückkehr nach Schottland, Dezember 1297, wurde William
Wallace zum Ritter geschlagen und übernahm die Reichsverweserschaft
für den gefangenen König John Balliol. Trotzdem gaben viele des
schottischen Adels ihre Unterstützung nur widerwillig.
Eduard I., kehrte 1298 nach England zurück und fiel in Schottland ein.
Die Schotten wurden in der Schlacht von Falkirk geschlagen.
Obwohl es Eduard I.
nicht gelang, Schottland
vor seiner Rückkehr
nach England restlos zu
befrieden, war Wallaces
militärischer
Ruf
ruiniert. Er gab seine
Funktion
der
Reichsverweserschaft auf. Vom Herbst 1299 bis zum August 1305 ist
nichts genaues über Wallaces Verbleib bekannt. Am 05. August wurde er,
vom Adel verraten, in der Nähe von Glasgow gefangen genommen. In
London wurde er dann als Verräter verurteilt, wobei er immer wieder
betonte, dem englischen König nie die Treue geschworen zu haben.
Wallace wurde in einem politischen Schauprozess
hingerichtet: gehängt, die Eingeweide herausgerissen, geköpft
und gevierteilt.
König Eduard ging 1305 daran , die Schottische Regierung neu zu ordnen,
doch bereits ein halbes Jahr später fand der Unabhängigkeitskampf der
Schotten einen neuen politischen Führer in Gestalt des jungen Robert
(VIII.) Bruce, eines Enkels des Thronanwärters von 1292, der, seine
Landsleute zum Kampf gegen die Engländer aufrief. Bruce reiste nach
Scone und ließ sich dort 1306 vom Bischof von Glasgow zum König von
Schottland krönen.
König Eduard I. reagierte mit grausamen Vergeltungsmaßnahmen
gegenüber den Verwandten und Anhängern Robert the Bruce und schickte
- 67 -
sich an, wieder mit Heeresmacht in Schottland einzufallen. Hierzu kam es
nicht mehr, da er auf dem Weg starb, ohne sein großes Ziel, die
Unterwerfung Schottlands, erreicht zu haben.
Nach dem Tode Eduards I. mehrten sich die Erfolge der Schotten gegen
dessen schwachen Nachfolger Eduard II., bis schließlich durch die
entscheidende Niederlage der Engländer bei Bannockburn 1314.
1328 erkannte England im Vertrag zu Nottingham Robert I. als
unabhängigen König Schottlands an.
Bereits einige Jahre zuvor, in der berühmten Erklärung von Arbroath (1320) kleideten
acht Earls und fast alle führenden Magnaten Schottlands den Anspruch auf
Unabhängigkeit in die denkwürdigen Worte:
"So lange noch Hunderte von uns am Leben sein werden, sind
wir gewillt, uns niemals unter die Herrschaft Englands zu
beugen. Es ist nicht für Ruhm, Reichtümer oder Ehre, das wir
kämpfen; es ist allein für die Freiheit, die kein ehrenhafter Mann
aufgibt, so lange er noch am Leben ist!"
Quellen:Geschichts-Web.de
www.braveheart.de/wallace
Stefanie Gasser
- 68 -
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In Europa geschahen vor etwa 500 Jahren erstaunliche
Dinge.
Viele Erfindungen und Entdeckungen veränderten das
Leben der Menschen in jener Zeit, als das Mittelalter zu
Ende ging und die Neuzeit begann.
Jeder, der lesen konnte, erfuhr aus den ersten
gedruckten Büchern Neuigkeiten, die man vorher nicht
für möglich gehalten hatte.
So glaubte man bis zu dieser Zeit, dass die Erde eine
Scheibe wäre.
Nach dem Weltbild der Menschen im Mittelalter sollte die
Erde eine Scheibe sein – wie ein Teller – und der große
Ozean war die Grenze.
Mitten auf der Scheibe, so stellte man sich vor, lag
Jerusalem, und irgendwo im Osten vermutete man das
Paradies.
- 69 -
Die Leute glaubten, dass sich über dieser Scheibe
bewegliche Schalen aus Kristall, die sogenannten
„Sphären" befinden würden.
An diesen Schalen wären Mond, die Sonne und die
Planeten befestigt. Das ganze sollte durch ein
kompliziertes Räderwerk, das sämtliche Planeten
bewegen würde, nach dem Willen Gottes gesteuert
werden.
Der italienische Astronom Galileo Galilei, der von 1564
bis 1642 lebte, richtete als erster ein Fernrohr zum
Himmel. Dieses Fernrohr wurde durch Zufall von einem
holländischen Brillenmacher namens Lipperhey um 1608
erfunden.
Mit einem solchen Fernrohr , mit dem er die Sterne und
den Himmel genau beobachtete, kam Galilei zu der
Behauptung, dass die Erde eine Kugel sei und um die
Sonne kreise. Diese Theorie vertrat schon einmal ca.50
Jahre früher der berühmte Astronom Kopernikus.
- 70 -
Die Entdeckungen Galileis stifteten viel Aufregung und
die oberen Kirchenmänner ( Bischöfe) machten dem
Entdecker einen Prozess.
Galilei wurde gezwungen, seine Theorien über Himmel,
Erde und Planeten zu widerrufen und seine Bücher
wurden als Teufelswerk verbrannt.
Es gab aber trotzdem in jener Zeit andere berühmte
Wissenschafter, die Galileis Entdeckungen bestätigten.
Tycho Brahe in Dänemark und Johannes Kepler in
Deutschland hatten dieselbe Ansicht wie Galilei.
Die Entdeckungen ließen sich trotz der Versuche der
Kirche, die Ideen vor der Menschheit geheimzuhalten,
nicht vor den Leuten verbergen.
Ein neues Zeitalter begann.
- 71 -
Jetzt machten sich Seefahrer auf, die Erde zu umsegeln,
was früher nicht vorstellbar war.
Schließlich glaubte man ja vor den Entdeckungen
Galileis, das Meer wäre die Grenze zum Himmel; die
Seefahrer hatten Angst, von der Erdscheibe zu fallen,
wenn sie zu weit hinaussegelten.
Neue Kontinente wurden gefunden, neue Völker
entdeckt – ein anderes Weltbild geschaffen.
Quelle: www.kidsnet.at
Doris Pramstrahler
- 72 -
-
+
(Heiliger, Jesuit, Missionär)
Pedro Claver wurde im Jahre 1580
in Verdü bei Cervera in Nordspanien
geboren. Er stammte aus einer
einfachen
und
frommen
Bauernfamilie. Mit 13 Jahren (1593)
verlor er seine Mutter und wusste,
was es bedeutet, auf fremden Schutz
angewiesen zu sein.
Sein Onkel, ein Domherr von
Solsona,
gab
ihm
die
erste
Ausbildung; dann besuchte er ein
Jesuiten Kolleg in Barcelona. Am 07.
August 1602 trat er in das Noviziat
der Jesuiten ein. Drei Jahre später (mit 25 Jahren) wurde er zum
Philosophiestudium nach Mallorca geschickt. Dort im Kolleg von Palma
begegnete ihm ein Mann, der ihn für alle Zeiten prägen sollte; der
heiligmäßige Alonso Rodriguez, ein Jesuitenbruder, er war Pförtner des
Kollegs. Dieser prägte die Atmosphäre des ganzen Hauses. Er war ein
gesuchter Ratgeber in allen Belangen. Dieser Mann zeigt Pedro die
Bedeutung des schlichten Dienstes. Bei ihm lernte er, wie bloße Seelsorge
nicht nur einzelne Menschen, sondern ganze Landstriche umkrempeln kann.
Von jeder Provinz Spaniens muss jedes Jahr der Generalobere des
Jesuitenordens einen Jesuiten nach Lateinamerika senden. Dieser Jesuit
war Pedro Claver.
Im April 1610 schiffte er von Sevilla nach Kolumbien ein. Auf dem Schiff
betätigte er sich als Krankenpfleger. Als er in der Hafenstadt Cartagena
ankam, zog er weiter nach Bogata. Er arbeitete dort in einem Kollege und
beendete seine Studien.
Im Jahre 1616, mit 36 Jahren wurde er zum Priester geweiht. Er wurde
nach Cartagena geschickt, um P. Alonso de Sandoral bei der Negerseelsorge
zu helfen.
Seit einigen Jahrzehnten hatten die Spaniern Sklaven von Afrika nach
Lateinamerika gebracht, für die harte Feldarbeit. Die Schwarzen wurden wie
Tiere gefangen, aus den Familien herausgerissen und wie Vieh auf dem
Sklavenmarkt verkauft. Niemand kümmerte sich um sie. Für die Europäer
war es das Einfachste ihnen die vollmenschliche Würde abzunehmen.
- 73 -
Clavers Wunsch war es, dass die Neger überhaupt als Menschen anerkannt
würden. Er kümmerte sich seelsorglich um die Schwarzen. Sobald im Hafen
ein Sklaventransporter einlief, eilten sie (Pedro + Alonso) hinab, um vor den
menschenverachtenden Spaniern dort zu sein. Sie erwirkten sich das Recht,
die Schiffe zu betreten, um sich den Schwarzen menschlich zuzuwenden. Sie
zeigten Ihnen, dass sie auch unter den Weißen Freunde hatten. Als Pedro
das erstemal so ein Sklavenschiff betrat, sah er: alle unterm
Deckzusammengepfercht, völlig verängstigt, viele waren unterwegs
gestorben, sanitäre Einrichtungen gab es keine.
Sie begannen sich um die Kranken zu kümmern.
Gegen den Widerstand der Sklaven- und Händlerjäger erwirkten sich die
beiden Priester mit Hilfe kirchlicher Autoritäten das
Recht, sich medizinisch und religiös um die
Elenden zu kümmern.
Nicht alle waren Pedros Meinung, viele dachte:
„Nicht genug damit, dass uns dieser Priester die
Neger von der Arbeit abhält mit seinem angeblichen
‚Unterricht’, nicht genug, dass er uns die Sklaven
verwöhnt und verweichlicht mit seinem Verhalten
ihnen gegenüber und dem, was er medizinische
Hilfe nennt; nein, er redet ihnen ein, sie seien
vollwertige Menschen. Uns nervt er schon seit
Monaten damit, dass wir die Nigger als Menschen
zu behandeln hätten. Seht ihr denn in euren
Schreibstuben nicht, was das bedeutet?“, „Neger
sind Tiere“(Böhler, Dieter: Pedro Claver - Auch Neger
haben eine Seele)
1662 ging P. Sandoral nach Peru. Pedro aber blieb in Cartagena. Seine
Oberen erlaubten ihm ein besonderes Gelübde abzulegen, zum SKLAVEN
DER SKLAVEN. Bei den Behörden in Cartagena setzte er einen Erlaß durch,
nachdem kein Sklave verkauft werden durfte, bevor er nicht hinreichend im
Christentum unterrichtet war. Er beschäftigte sich ständig mit ihnen und
hielt in ihnen das Bewusstsein ihrer menschlichen Würde aufrecht. Er hatte
am Anfang viele Hindernisse zu überwinden, auch bei den Schwarzen selbst,
aber sie merkten bald, dass er sie als Brüder betrachtete. Er nahm die
Schwarzen in seiner Gemeinde auf, unter dem Schutz des Christentums
mussten die Sklaven von der Sonntagsarbeit befreit und auch sonst für
Religionsunterricht freigestellt werden.
Pedro verhinderte, dass die Afrikaner einfach zu Tieren degradiert werden
konnten. In seiner Gemeinde schlossen sie sich zusammen und fanden über
alle Stammesgrenzen hinweg zu einer kulturellen Identität.
Die Absicht der Sklavenhalter, den Negern durch Aberkennung der
Menschenwürde auch alle Menschenrechte auf Dauer zu entziehen, war
fehlgeschlagen.
- 74 -
Die Sklaverei in Südamerika hatte gerade erst begonnen, da rüttete er schon
an ihren Fundamenten. Aber die Auseinandersetzungen dauerten bis ins 19.
Jh., bis die Negersklaverei in Lateinamerika endgültig abgeschafft wurde.
Pedro Claver starb am 08. September 1654 im Alger von 74 Jahren nach
mehrjähriger Krankheit. Über 100.000 Schwarze klagten: „Unser Vater ist
tot.“. Sie trauerten um den Mann, der als erster in Amerika für Ihre
Menschenrechte eingetreten war. Unglaublich dass eine einzige Person im
16. Jh. soviel erreichen konnte.
Heute erinnert uns die Kirche an San Pedro Claver.
Quellen:
www.amazona.de
Patrizia Leopardi
- 75 -
- 76 -
$
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Andreas Hofer wird am 22.11.1767 als jüngster Sohn von vier Kindern am Sandhof nahe bei
St. Leonhard im Passeiertal in Südtirol geboren. Er ist der einzige Sohn in der Familie. Seine
Mutter, Maria Hofer geb. Aigentler, stirbt Weihnachten 1770 überraschend. Sein Vater Josef
Hofer heiratet darauf Anna Frick. Vier Jahre später stirbt auch Hofers Vater. Andreas und seine
drei Schwestern werden nun Vollwaisen. Die älteste der Schwestern, Anna Hofer, heiratet kurz
darauf Josef Griener, der fortan das Gasthofgewerbe übernimmt. Andreas Stiefmutter Anna
Frick kümmert sich um die Landwirtschaft. Sie schenkt Andreas keine Zuneigung, jedoch
genießt er eine , für die damaligen Verhältnisse gute Ausbildung im Lesen, Schreiben und
Rechnen an der erst kürzlich von Maria Theresia gegründeten Volksschule. Er scheint sehr
wissbegierig und aufnahmebereit zu sein. Schon in seiner frühen Jugend macht Andreas Hofer
eine Reise als Pferde- und Weinhändler bis nach Welschtirol, wo er auch die italienische
Sprache erlernt. Er ist ein außerordentlich talentierter Wein- und Pferdehändler, dient sich zum
Gehilfen empor und wird vorzeitig volljährig gesprochen. So kann er mit 22 Jahren den
herabgewirtschafteten Sandhof übernehmen.
Einer seiner Handelsfreunde ist Matthias Ladurner vom Plonerhof in Algund. Die Ladurner
sind ein sehr angesehenes Bauerngeschlecht im mittleren Etschtal, ihr Familienwappen bürgt
für Wohlstand und Solidität. Wenn Andreas Hofer am Plonerhof wieder einmal Viehgeschäfte
abschließt, trägt Matthias Schwester Anna die „Marende“ auf: Speck, Brot und Wein. Anna ist
noch ledig, hat keine Flausen mehr im Kopf, da sie auch schon zwei Jahre älter ist als Andreas,
und sie ist eine anstellige Person. Das ist genau die richtige Frau an Hofers Seite, mit der er es
packen könnte, den Hof wieder aufzubauen.
Am 21.7.1789 wird geheiratet. Mit dem Sandhof geht es binnen kurzer Zeit wieder bergauf.
Hofer erweitert das Gastgewerbe und die Landwirtschaft um einen Branntwein- und
Pferdehandel mit Saumpferden. So kann er den Sandhof vor dem Ruin retten. Von nun an wird
Andreas Hofer „Der Sandwirt“ genannt.
Doch auch Rückschläge bleiben nicht aus. Das erste Kind, das Anna zur Welt bringt, stirbt
nach wenigen Tagen an Kindbettfieber. Anna stirbt beinahe selbst. Erst nach fünf Jahren
kommt es erneut zu Nachwuchs, und zwar Sohn Johann. Sechs Geschwister folgen, alles
Mädchen. Vier davon bleiben am Leben.
- 77 -
Am 22.7.1790 nimmt der Sandwirt am Landtag zu Innsbruck teil, und zwar als gewählter
Abgeordneter des Passeiertals. Er ist 24 Jahre alt. Andreas Hofer kämpft im Jahre 1796/97 als
Führer der Passeirer Schützenkompanie gegen die Französischen Heere am 1. Koalitionskrieg.
Er genießt von da an das Vertrauen des österreichischen Kaiserhauses, insbesondere von
Erzherzog Johann, den Bruder des Kaisers. Die beiden kennen sich schon seit Jahren; Hofer hat
ihn beispielsweise 1804 am Sandhof bewirtet.
1805 wird Tirol von den Bayern besetzt. In Tirol werden verschiedene Bräuche, vor allem
kirchliche, verboten. Bei Todesfällen darf keine Sterbeglocke mehr geläutet werden, die
Wetterglocke muss schweigen, ja sogar die Christmette zu Weihnachten wird verboten. Zwei
junge Mädchen werden ausgepeitscht, da sie verbotswidrig beim Umgang die Glocken läuten.
Mit ohnmächtiger Wut erlebt das Volk diese Übergriffe. So versammelt sich im November
1807 ein Bauernkonvent bei Peter Mayr, dem Wirt an der Mahr bei Brixen, um sich wegen des
Kulturkampfes zu beraten. Sie schicken darauf einen Brief an den König von Bayern, er möge
dem schändlichen Treiben Einhalt gebieten. Da es aber trotz Versprechungen nie besser wird,
erhebt sich am 8.4.1809 das ganze Land zum Volksaufstand.
Andreas Hofer zieht mit 500 Passeiern, Burggräflern und Vinschgauern über den Jaufenpass
nach Sterzing und nimmt dort zusammen mit den Landstürmen die bayrische Besatzung von
Innsbruck gefangen. Am 12.4.1809 findet die 1. Berg-Isel-Schlacht statt, welche die Tiroler
gewinnen. Darauf wird die alte Tiroler Verfassung wiederhergestellt.
Napoleon dringt jedoch mit seinen Truppen immer weiter vor, Dörfer werden von Franzosen
geplündert und
niedergebrannt. So entschließen Hofer, Speckbacher und Haspinger
weiterzukämpfen. In der 2. Berg-Isel-Schlacht am 25. Mai wird von den Tirolern zwar noch
kein Sieg errungen, jedoch werden am 29. Mai die bayrischen Truppen von Andreas Hofer und
seinen Truppen angegriffen. Daraufhin wird Andreas Hofer als Oberkommandant von Südtirol
ernennt.
Kaiser Franz erlässt am 29.5.1809 im Siegestaumel das feierliche Versprechen, dass Tirol nun
endgültig zu Österreich gehöre. Nach dem Waffenstillstandsabkommen von Znaim am
12.7.1809 wird Tirol allerdings wieder Bayern zugeschlagen. Tirol soll im Auftrag von
Napoleon endgültig geschlagen und vernichtet werden, die Rädelsführer gefangengenommen
werden. Das war für die Tiroler Grund genug für eine 3. Erhebung Tirols. Die im Tal
- 78 -
einziehenden bayrischen, sächsischen und französischen Truppen werden durch die Tiroler
von den Höhen angegriffen. In der 3. Berg - Isel - Schlacht am 13. August müssen die Bayern
und Franzosen zurückziehen, da sie zu viele Mann verloren haben. Darauf zieht Hofer in die
Innsbrucker Hofburg und übernimmt die Regierungsgeschäfte, wobei ihm sein Vertrauter, ein
Grazer Student, Kajetan Sweth, hilft. Die Landesregierung setzt sich vorwiegend aus
Südtirolern zusammen. Jedoch ist die Lage im Land Tirol verzweifelt. Politisch ist Tirol völlig
isoliert, die Wirtschaft liegt nieder, es besteht keine Verwaltung mehr. Tirol kommt entgegen
den Versprechungen des Kaisers wieder unter bayrische Oberhoheit.Napoleon beschließt Tirol
endgültig und vernichtend zu schlagen. In der 4. Berg-Isel-Schlacht am 1.11.1809 werden die
Tiroler geschlagen. Hofer erklärt sich bereit zum Frieden, was er jedoch neun Tage darauf
widerruft, nachdem ihn Haspinger und andere fanatische Tiroler Patrioten dazu genötigt haben.
Hofer flieht am 26.11.1809 mit seinem Begleiter Kajetan Sweth und seiner Familie auf die
Pfandleralm im Passeiertal. Auf die zwei wird ein Kopfgeld von 1500 Gulden ausgesetzt. Ein
Rettungsversuch von der österreichischen Regierung kommt jedoch zu spät. Durch den Verrat
von seinem Landsmann Franz Raffl, genannt auch „Judas von Tirol“, werden die Franzosen auf
Hofer aufmerksam. In der Nacht vom 27. auf den 28. Jänner 1810 erreicht ein von den
Franzosen befehligter Spähtrupp von rund 100 italienischen Soldaten die Pfandleralm. Hofer,
seine Familie und Sweth werden gefangengenommen und mit Stricken gefesselt, bei bitterer
Kälte ins Tal abgeführt. Erst in St. Martin werden Kleidung und Schuhwerk für Hofers Frau
und Sohn herangeschafft. Dem 5 Jahre alten Sohn sind aber schon die Füße erfroren. Andreas
Hofer wird nach Bozen zum Verhör gebracht- er sieht die Seinen nie wieder. Drei Wochen
darauf werden Hofer und Sweth nach Mantua überstellt und im Kerker festgehalten. Hofer
erklärt Kajetan Sweth: „Werde ich auch zum Tode verurteilt (...), so sterbe ich gern, denn es ist
besser, ich gebe mein Leben für das ganze Land, als wenn noch andere um meinetwillen für
Tirol sterben müssten.“
Kajetan Sweth wird kurz darauf auf die Insel Elba verbannt.
Andreas Hofer wird von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. Am 20.2.1810 wird er in
der Festung von Mantua von einer Gewehrsalve des Hinrichtungskommandos erschossen.
Seinen letzten Brief schreibt Hofer an seinen Freund Vinzenz von Pühler:
„Liebster Her Prüder, der götliche willen ist es gewös´n, das ich habe mießn hier in mandua
mein zeitliches mit dem Ebigen verwöxeln, aber gott seie dankh um seine gödliche gnad, mir ist
es so leicht forgekhomen, das wan ich zu waß anderen ausgefiehrtwurd. (Er meinte damit
seinen Gang zur Hinrichtung)... Ade mein schnede Welt, so leicht komt mir das sterben vor, das
mir nit die Augen naß werden. Dein in leben geliebter andere Hofer.“
- 79 -
Alljährlich wird er am 20. Februar als Vaterlandsheld und am Herz-Jesu-Sonntag als
unerschütterlicher Glaubensbekenner als Pate dieses Festes gefeiert.
Das Andreas Hofer- Museum im Passeiertal
Quellen: Internet: www.lsg.musin.de
www.andreashofer.de
www.st.martin.it
Bücher: Karl Wieninger: “Südtiroler Gestalten“
Dietmar Grieser: “Im Rosengarten“
Video: “1809 - Die Freiheit des Adlers“
Pardeller Mirjam
- 80 -
CATHERINA LANZ
Wer ist dieses Mädchen? Sie wird auch „Das Mädchen von Spinges“ genannt.
Sie kam aus St. Vigil im Gadertal , neben der Kirche war das Haus vom
„Trogher“, in dem Catherina geboren war.
Der Vater hieß Mattia Lonz (Catherina Lanz schreibt sich in Wirklichkeit
Lonz, denn die Vorfahren
schrieben sich Lonz und nicht
Lanz). Die Mutter hieß Maria de
Trebo.
Sie hatten schon 8 Kinder und
dann kam noch Catherina, das
Prachtstück. Sie war am 20.
September 1771 geboren, um 11
Uhr in der Nacht. Ihr
Sternzeichen war Jungfrau.
Mit 14 Jahren ist sie von zu Hause
weggegangen, weil ihre Familie in Not
war, wie andere Familien in dieser
Zeit; sie hatten ganz wenig zu essen.
Deswegen musste Catherina weggehen,
aber es war auch ein Vorteil; sie
konnte Deutsch lernen. Sie ging nach
Spinges arbeiten (über Mühlbach), sie
war bei einem Bauern, der auch
Messner war; sie wohnten neben der
Kirche. Sie fühlte sich sehr wohl bei dieser Familie, sie fühlte sich da wie eine
Tochter. Sie war ein sehr schönes Kind und alle hatten sie sehr gern.
- 81 -
Mit 26 Jahren kämpfte sie gegen die französischen Soldaten. Diese marschierten
im Jahr 1797 gegen Sterzing und Brenner und zogen auch in Richtung
Pustertal. Die Bevölkerung von Spinges glaubte, dass die Soldaten nicht nach
Spinges kommen würden. Aber am ersten April war es so weit; die Soldaten
stürmten herauf mit Gewehren und anderen Waffen. Die Leute von Spinges
waren schon vorbereitet, sie hatten Heugabeln, Sensen und andere Geräte bei der
Hand. Catherina war auch da, um den Leuten von Spinges zu helfen, sie war
eine von ihnen. Sie hielt eine Heugabel in der Hand und stand auf der
Kirchmauer. Vor ihr waren drei Soldaten, die in die Kirche eindringen wollten,
aber Catherina war sehr mutig und stach sie nieder. Die Soldaten verzogen sich
und die Kirche war gerettet. Von da an wurde Catherina auch „DAS
MÄDCHEN VON SPINGES“ genannt, weil sie den Leuten von Spinges
geholfen hatte und somit eine Retterin war. Man kann nicht sagen, ob sie die
einzige Frau war, die da gekämpft hatte.
„Meda Trinele“ – auch so genannt – ging
später nach Col de S. Lizia (Fodom) und nach
Andraz als Köchin. Sie starb am 8. Juni 1845
im Alter von 83 Jahren. Sie wurde mit
militärischen Ehren beerdigt. Weil in Andraz
kein Friedhof war, wurde im Jahre 1912 für
Catherina Lonz eine Statue aus Bronze
errichtet. Auch in St. Vigil wurde im Jahre
1917 zur Erinnerung an sie ein Denkmal
erstellt.
- 82 -
Ein Gedicht für Catherina Lonz auf Ladinisch und Deutsch:
Catherina Lonz
(La jona de Spines)
(Das Mädchen von Spinges)
Jona ladina, fia d´nosta tera,
a te va nosc respet y amur ,
tö t´as tigni te tëmp de vera
nosc bun inom in gran onur.
Ladinisches Mädchen, Tochter unserer Erde,
an dich geht unsere Anerkennung und Liebe.
Du hast in der Zeit, als Krieg war,
unserem Namen Ehre verliehen.
Nemisc potënc y sënza cör
Mancia tera a nos vijina,
jënt sprigorada sciampa y mör,
i füc dla vera tla nöt slumina.
Starke Feinde, ohne Herz,
waren eine Gefahr für unser Land und unsere Nachbarn,
Menschen, die erschrocken flüchteten und starben,
das Feuer des Krieges leuchtete in der Nacht.
L´scrai dla vera vëgn sö tla munt,
döt pê pordü tl funz dla val,
mo sëgn s´impëia sön tüa frunt
la santa flama che da l´signal.
Das Krachen des Krieges kam auf die Berge,
alles schien verloren im Tal,
aber jetzt leuchtete auf deiner Stirn
die Heilige Flamme, die dir das Signal gab.
Frëm sta to pé sön mür d´curtina,
toch tëgn les mans l´erma de lëgn!
Chësta espresciun da eroina
Por l´paisc é n gran sëgn.
Entschlossen standest du an der Kirchenmauer,
kräftig hieltest du in deinen Händen eine Heugabel aus Holz,
dieser Ausdruck eines heldenhaften Mädchens,
für das Dorf ein großes Zeichen.
Cuntra i nemisc potënc y rî
S´mët döta la popolaziun,
y con l´aiüt de Chëlbeldî
bati i soldas d´ Napoleun.
Gegen die starken, bösen Feinde
kämpfte das ganze Volk
und mit der Hilfe Gottes
kämpfte es gegen Napoleons Soldaten.
Con tüa fermëza y ardimënt
Âst de na gran desmostraziun,
daide âst´con to comportamënt
a salvè patria y religiun.
Mit deiner Entschlossenheit und Tapferkeit
hast du ein großes Zeugnis gegeben,
geholfen hast du mit deinem Verhalten
Religion und Heimatland zu retten.
Passada este ala storia
Col bel inom d´ “jona de Spines“,
con chësc est´ince tla memoria
dla jënt de tües teres ladines.
In die Geschichte bist du eingegangen und berühmt geworden
unter dem Namen „Mädchen von Spinges“.
So bist du den Leuten deiner ladinischen Heimat
in Erinnerung geblieben.
Pio Baldissera
Quellen: Catherina Lanz, L´eroina di Spinges, 1997
Calender Ladin 1997
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Abolitionisten (englisch abolition: Abschaffung), Reformer im 18. Und 19. Jahrhundert, die sich für die Abschaffung der Sklaverei
einsetzten, besonders in den englischsprachigen Ländern; sie waren die Wegbereiter für die Aufhebung der Sklaverei in der ganzen Welt.
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Henri Dunant
Gründer des „Roten Kreuzes“
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0787/0109:
UNBESCHWERTE KINDHEIT UND JUGEND
Vor 92 Jahren (1910) starb der legendäre Begründer des Roten Kreuzes, der
Schweizer Henri Dunant. Ein Mann, der schon zu Lebzeiten zur Legende wurde, und
dessen Lebenswerk in unserer Zeit mehr denn je beansprucht wird. Jean Henri
Dunant erblickte am 8. Mai 1828 in Genf das Licht der Welt. Er stammte aus zwei
angesehenen Genferfamilien, den Calladons und den Dunants. Die reiche Familie
Dunant lebte in der Genfer Altstadt am Südufer des Lac Léman. Von den fünf
Kindern hatte Henri die beste Schulbildung. Einundzwanzig Jahre alt war Dunant, als
er im Genfer Besitztum seiner Eltern, La Monnaie, 1849 erstmals in der
"Donnerstagsvereinigung" junge Menschen für biblisches Studium und soziale Hilfen
um sich versammelte. Aus der Donnerstagsvereinigung entstand 1852 die
"Christliche Vereinigung junger Männer". In seinem Glauben fest verankert, blickte
Dunant immer stärker über die Grenzen seiner Vaterstadt Genf hinaus.
FRIEDENSEINSATZ IN NORDAFRIKA
Dunant arbeitete als Bankangestellter, bis ihn sein Beruf nach Nordafrika führte, das
damals von französischen Truppen besetzt war. Dort gründete er 1858 eine
Getreidemühlen-Aktiengesellschaft. In seinem Buch »La Régence de Tunis«, (1858)
verurteilte er die Praktiken des Sklavenhandels. Die Geschäftsreise nach Nordafrika
verstärkte in ihm den Willen, sich einzusetzen für den Frieden und die Gerechtigkeit,
denn dort erkannte er das Elend. 1859 reiste Henri Dunant geschäftlich in die
Lombardei. Am 24. Juni 1859 war er zunächst weniger mit menschenfreundlichen als
vielmehr mit geschäftlichen Absichten nach Solferino gekommen. Hier wollte er dem
französischen Oberbefehlshaber MacMahon oder - wenn möglich - dem Kaiser der
Franzosen eine Denkschrift übergeben. Ihr Titel: "Memorandum über die Finanz- und
Industriegesellschaft der Mühlen von Mons-Djémila in Algerien, Kapital eine Million,
von J. Henri Dunant, Präsident der Gesellschaft."
HUMANITÄRER EINSATZ IN SOLFERINO
Zu dem geplanten Treffen mit Kaiser Napoleon III. kam es nicht. Anstatt eine Audienz
beim Kaiser zu bekommen, wurde er Zeuge eines furchtbaren Gemetzels, in der
Schlacht von Solferino zwischen Österreichern, Franzosen und italienischen
Freiheitskämpfen. Wer kämpfte in Solferino gegen wen? Die Österreicher unter
Kaiser Franz Joseph I. wollten von den Italienern und den mit ihnen verbündeten
Franzosen unter Napoleon III. die Lombardei zurückgewinnen. Bei dem kleinen Dorf
Solferino standen sich nach langen Eilmärschen 170.000 Österreicher und 150.000
Franzosen und Italiener gegenüber. Die Front war etwa 20 Kilometer lang. Sie zog
sich südlich des Gardasees hin. Das Dorf Solferino lag fast in der Mitte der
aufeinanderprallenden Armeen.
- 89 -
Zuerst waren die Truppen fast feldmarschmäßig gegeneinander angerückt: Aber
dann gerieten sie im Nahkampf in einen Blutrausch, die Kroaten im österreichischen
Truppenkontingent und die Marokkaner im französischen. Die Österreicher verloren
die Schlacht. Aber bei den Toten und Verwundeten ließ sich nicht mehr ausmachen,
wer zu den Siegern, wer zu den Besiegten gehörte. Zahl der Toten: 40.000. Zahl der
Verwundeten: 85.000. Nach der Schlacht begann eine nochmalige Katastrophe: das
Leiden der Verwundeten, die stunden- und tagelang ohne Sanitäter, ohne ärztliche
Versorgung blieben.
DER ERBITTERTE KAMPF DIE NOT DER VERWUNDETEN ZU LINDERN
Henri Dunant versuchte mit den verstörten Bewohnern von Solferino und der
Umgebung die Not der Verwundeten zu lindern. Er überwand seine Abscheu vor dem
geronnenen Blut, vor den unbeschreiblichen Wunden, vor den Schreien der
Gequälten und half bis zum eigenen Zusammenbruch. Für den Mann aus Genf traten
schlagartig sämtliche Geschäftsinteressen in den Hintergrund. Er versuchte, den
Verletzten soviel wie möglich zu helfen, aber er merkte schnell, dass es zu viele
waren. In Folge versorgte er Verwundete, spendete Trost, schrieb letzte Wünsche
auf, wurde schließlich zum Organisator der immer zahlreicher werdenden, freiwilligen
Helfer. Er drang bis zum Marschall Mac Mahon vor und forderte die Freilassung der
gefangenen österreichischen Ärzte für die Verwundetenpflege, worauf dann
Napoleon ohne Bedingungen seinem Wunsch folgte. Schließlich wurden die Häuser
und Kirchen in Lazarette umgewandelt, wo zahlreiche einheimische Frauen die
Verwundeten behandelten und pflegten, so gut wie es die primitiven Mittel damals
zuließen. Das "tutti fratelli" - "alle sind Brüder" - wurde zum erlösenden Wort. Es war
die Geburtsstunde der Idee des Roten Kreuzes. Trotzdem starben viele Verletzte,
und Henri Dunant begann sich Gedanken darüber zu machen, wie man in solchen
Fällen helfen könnte.
Doch dann musste sich Dunant in seiner Geburtsstadt und in Paris wieder seinen
Geschäften zuwenden, die nicht ohne Risiko waren. Er hatte seit einigen Jahren
Getreidemühlen am Oberlauf des Qued Saf-Saf in Algier errichtet und einige
Ländereien gekauft. Er hoffte auf Konzessionen und raschen Gewinn.
- 90 -
„ERINNERUNGEN AN SOLFERINO“
Aber Solferino ging ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er unterbrach seine
Verhandlungen und schrieb seine "Erinnerungen an Solferino", drei Jahre nach der
furchtbaren Schlacht. Er schilderte minuziös das Gesehene, zog Konsequenzen und
ließ sein Buch in einen Appell an die Staatsmänner ausklingen. Er beschrieb darin
seine Erfahrungen und versuchte damit, die Bevölkerung aufzurütteln, ihr ins
Gewissen zu reden. Dunant forderte mit diesem Buch die Gründung von nationalen
Hilfsvereinen in jedem Land mit Freiwilligen, die im Krieg Verwundete jeder Religion,
jeder Partei und jedes Staates pflegen sollten. Ein internationales Abkommen zum
Schutz der Kriegsopfer war ihm ein weiteres Anliegen. Immer neue Zustimmungen
aus ganz Europa zu dem Buch erreichten Dunant und seine Kollegen.
DAS „FÜNFERKOMITEE“ ARBEITET MEMORANDUM AUS
Für die Verbreitung ihres Vorhabens erschien dem "Fünferkomitee", bestehend aus
Dunant, Moynier, General Dufour und zwei Ärzten, die Teilnahme an dem Berliner
Wohlfahrtskongress die Gelegenheit. Da dieser Kongress abgesagt wurde, wurde ein
Memorandum des Fünferkomitees an wichtige Persönlichkeiten des In- und
Auslandes versandt, in dem zu einem internationalen Kongress nach Genf zur
Erörterung der in dem Erinnerungsbuch an Solferino aufgeworfenen Fragen
eingeladen wurde. Der Konferenzbeginn wurde auf den 26. Oktober 1863 festgelegt.
Mit Dr. Basting verfasste er in mühevoller Nachtarbeit eine neue Denkschrift des
Fünfer-Komitees, wozu er alleine keine Vollmacht hatte. Als Dunant wieder nach
Genf heimgekehrt war, stieß er auf kühle Ablehnung statt Glückwünsche. Als die
Genfer Konferenz eröffnet wurde, waren 36 Vertreter aus 16 Ländern anwesend. Der
Konferenzbeschluss von 1863 war zugleich der Gründungsakt des Roten Kreuzes.
- 91 -
DIE „GENFER KONVENTION“ UND IHRE POSITIVEN FOLGEN
Am 22. August 1864 unterzeichnen im Rathaus zu Genf die Delegierten von 16
Staaten die "Konvention, die Linderung des Loses der im Krieg verwundeten
Militärpersonen betreffend". Zu den Unterzeichnern gehörten außer den
europäischen Großmächten Italien, England, Frankreich und Preußen auch die USA.
Henri Dunant hätte sich mit diesem Erfolg zufrieden geben können. Aber er reiste
rastlos durch Europa, wollte seine Idee vertiefen und durch persönliche Aussprachen
mit Königen, Präsidenten und Ministern lebendig erhalten.
KRITIK AN DUNANTS „HUMANISIERUNG DES KRIEGES“
1866 begann Bismarck mit seinem Verbündeten Italien den "Bruderkrieg" gegen
Österreich und den Deutschen Bund. Die Frauen und Männer unter dem Zeichen der
Organisation des Roten Kreuzes wurden erstmalig respektiert und die Genfer
Konvention wurde beachtet. Während Henri Dunants Ideen sich weiter ausbreiteten,
geriet seine Person plötzlich ins Zwielicht. Seine geschäftlichen Unternehmungen
endeten in einem Fiasko. Das algerische Projekt - in das Dunant nicht nur sein
eigenes Kapital, sondern auch hohe geliehene Geldsummen investiert hatte zerplatzte wie eine Seifenblase.
HENRI DUNANT GERÄT IN VERGESSENHEIT UND VERARMT
Henri Dunant selbst geriet in Vergessenheit. 1867 wurde er - nach dem Bankrott
seiner algerischen Firmen - vom Genfer Handelsgericht als Betrüger hingestellt und
sogar aus dem Roten Kreuz ausgeschlossen. Der sich im Exil befindende Napoleon
III. nahm ihm für einige Jahre die dringendsten materiellen Sorgen ab. Im Jahre 1873
musste Dunant von seinem Freund und Gönner Napoleon III. Abschied nehmen, der
im Alter von 65 Jahren nach einer Operation verstarb. Er verließ Genf, versuchte sich
im Ausland für Verwundete und Kriegsgefangene einzusetzen und lebte in den
nächsten 30 Jahren fast völlig mittellos. Er reiste jahrelang in Europa umher und ließ
sich schließlich 1887 als armer und kranker Mann in Heiden (Schweiz) nieder. Ein
Journalist spürte ihn dort im Bezirksspital auf und machte die Öffentlichkeit nochmals
auf ihn aufmerksam.
Der Millionenschuldner Henri Dunant musste den Ausschuss des Internationalen
Roten Kreuzes verlassen. Der moralische und existentielle Schock ließen ihn ins
Nichts stürzen.
- 92 -
Erst 1887 übersiedelte Dunant nach Heiden über, Kanton Appenzell, wo er im
Bezirkskrankenhaus die letzten 22 Jahre seines Lebens nach einem kurzen
Zwischenaufenthalt in Trogen verbrachte. Während dieser Zeit wurde Dunant immer
mehr vergessen, bis ein Journalist wieder die guten Taten Dunants in Erinnerung rief.
Man erinnerte sich wieder an seine Verdienste um den Frieden. Er war der erste
Mensch, der eine der größten Ehrungen der Welt bekam. Er erhielt im Jahre 1901
den Friedensnobelpreis. Nicht nur neuer Ruhm und neue Ehrungen, sondern auch
große geldliche Zuwendungen waren für ihn die Folgen seiner Wiederentdeckung.
Aber an seiner bescheidenen Lebensweise änderte sich nichts.
Im Juli 1910 verfertigte Dunant sein Testament. Schon im Sommer zeigten sich erste
Schwächezustände. Acht Tage vor seinem Tode kündigte ein erster Schwächeanfall
das bevorstehende Ende an. Am Sonntag, dem 30. Oktober 1910, ging es dann zu
Ende. Sein langjähriger Freund und Helfer erwies dem Toten den letzten Dienst und
schloss ihm die Augen.
Quelle: http://www.dhm.de/lemo/html/biographien/Dunant Henri
Verena Steiner
- 93 -
Die Geschwister Scholl
Die Geschwister Scholl gehörten zu den wenigen im Dritten Reich, die den Mut aufbrachten,
gegen eine scheinbar unangreifbare Macht, den Nationalsozialismus, den Kampf
aufzunehmen.
Hans Scholl
Sophie Scholl
Sophie und Hans verbrachten ihre Kindheit im Städtchen Forchtenberg, wo ihr Vater Robert
Scholl Bürgermeister war. 1930 zogen sie nach Ludwigsburg, wo sie aber nur zwei Jahre
blieben. 1932 zog die Familie nach Ulm. Dies wurde die letzte richtige Heimatstadt von Hans
und Sophie.
Im Januar 1933 wurde Hitler Reichskanzler Deutschlands. Er wurde von vielen als die letzte
Hoffnung des Landes betrachtet, aber Robert Scholl fand seinen Aufstieg zur Macht
bedrohlich.
Im Frühjahr 1933 enttäuschten Hans und Sophie ihren Vater: sie traten der Hitlerjugend bzw.
dem Bund deutscher Mädchen bei. Diese Organisationen waren militärisch aufgebaut und
stärkten die Jugendlichen zur Kriegsbereitschaft.
Hans war aktiv in der HJ, aber Sophie fand die Aktivitäten ziemlich unvernünftig, außerdem
konnte sie nicht verstehen, warum ihre jüdischen Freundinnen nicht dabei sein durften.
Bald kehrten sie sich jedoch vom streng militärisch ausgerichteten und zur Kriegsbereitschaft
fast zwingenden Nationalsozialismus ab. Hans kam schwer enttäuscht vom Reichsparteitag
1936 aus Nürnberg zurück und wendete sich der verbotenen Jugendorganisation „Deutsche
Jungenschaft“ zu. Deren Mitglieder interessierten sich für fremde Kulturen, Literatur und
Natur. Die Nazis erlaubten neben der HJ und ihren Schwesterorganisationen keine andere
selbstständige Jugendorganisationen.
Im Herbst 1937 führte die Gestapo eine Razzia in ganz Deutschland durch, um die
Jugendorganisationen zu zerstören. Vier von den fünf Schollkindern wurden dabei
festgenommen. Sie wurden im Schneesturm auf offenem Karren nach Stuttgart transportiert.
Sophie wurde ziemlich schnell wieder freigelassen, Hans jedoch musste fast fünf Wochen im
Gefängnis sitzen.
Nach diesem Vorfall trennten sie sich endgültig vom Nationalsozialismus.
Im September 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Einige Monate später machte Sophie ihr
Abitur. Sie durfte nicht gleich mit ihrem Studium an Biologie und Philosophie beginnen, da
wegen des Krieges viele Arbeitskräfte gebraucht wurden und sie den Kriegshilfsdienst
ableisten musste. Insgesamt 12 Monate lang. In der Zwischenzeit begann Hans mit seinem
Medizinstudium in München.
An Sophies letztem Geburtstag, dem 9. Mai 1942, reiste sie nach München um mit ihrem
Studium zu beginnen. Sie traf Hans noch am gleichen Tag, dieser stellte ihr auch gleich seine
Freunde vor, Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber. Sie alle
- 94 -
studierten Medizin und waren Gleichgesinnte. Jeder einzelne von ihnen lehnte die
Unterdrückung, die Verhaftungen, die KZs und vor allem den Krieg ab. Sie wollten
verteidigen, was ihnen heilig war: Freiheit, Nächstenliebe, Vernunft, Denken, Freude am
Dasein und Glaube an Gott.
Sechs Wochen nach Sophies Ankunft wurden an der Universität die ersten antinazistischen
Flugblätter verteilt. Sophie war begeistert: endlich hatte es jemand gewagt. Als sie die
Flugblätter durchlas, kam ihr der Text bekannt vor. Sie hatte einige Punkte in einem Buch
ihres Bruders gelesen, wo sie dick unterstrichen waren. So begriff sie, dass Hans etwas mit
diesen Flugblättern zu tun hatte. Sophie beteiligte sich nun auch an der geheimen
Organisation: Die Weiße Rose
Kurze Zeit danach tauchten in Münchner Briefkästen noch drei weitere Flugblätter auf. Sie
alle waren betitelt wie das erste:“ Flugblätter der Weißen Rose“.
Einige Wochen vor dem Semester Ende wurde den Medizinstudenten mitgeteilt, dass sie nach
Russland an die Ostfront geschickt würden.
München war jetzt für Sophie einsam und fremd. Sie reiste nach Hause, das auch leerer war
als sonst: ihr jüngster Bruder Werner war ebenfalls in Russland und ihr Vater war zu einer
Haftstrafe von vier Monaten verurteilt worden, weil er seiner Sekretärin gesagt hatte, dass
Deutschland den Krieg schon verloren habe und dass die Russen bald in Berliner
Verwaltungsgebäuden saßen.
Zu Hause hörte Sophie etwas Schreckliches, als sie eine Freundin ihrer Mutter traf. Diese
arbeitete in einer Heilanstalt für geistig gestörte Kinder und erzählte, dass die SS schon seit
einigen Monaten Kinder, die als hoffnungslose Fälle galten, geholt hatte, um sie zu vergasen.
Auch Hans wurde während seines Russlandaufenthaltes mit den Grausamkeiten des
Nazistaates konfrontiert. Er hörte von der Knechtung der Menschen und über die
Massenhinrichtung, wo Tausende unschuldige Menschen umgebracht wurden.
Hans und die anderen Jungen kamen im Oktober 1942 nach München zurück. Trotz der
riesigen Ausnutzung der Sklavenarbeitskraft litt Deutschland an großem Arbeitskräftemangel.
Alle Studenten und Studentinnen, die nicht an der Front waren, wurden zur
Rüstungsindustriearbeit befohlen. Sophie kam deswegen erst im Oktober in München an.
Alle Mitglieder der Weißen Rose waren jetzt überzeugter als vorher über die Notwendigkeit
des Widerstandes. Die Flugblätter der Weißen Rose wurden nun auch in andere große Städte
Süddeutschlands z.B. Freiburg, Stuttgart und Karlsruhe geschmuggelt und verteilt. In ihnen
geht es um die Lügen der Propaganda, den Massenmord an polnischen Juden, die Mitschuld
jedes Einzelnen, später um die Unmöglichkeit den Krieg zu gewinnen. Sie riefen zu passivem
Widerstand und Sabotage auf.
Der große Wendepunkt des Zweiten Weltkrieges war die Schlacht um Stalingrad im Jahr
1943. Die deutschen Truppen wurden geschlagen und sie kapitulierten. 400.000 deutsche
Soldaten starben oder wurden festgenommen.
An einem Abend nach Stalingrad wartete Sophie auf Hans in ihrer gemeinsamen Wohnung.
Als er kam, meinte er, morgen werde sie eine Überraschung sehen, wenn sie durch die
Ludwigsstraße ginge. Am nächsten Morgen machte Sophie einen Umweg durch die
Ludwigsstraße. Sie sah immer wieder die in großen schwarzen Buchstaben geschriebene
Parole „Nieder mit Hitler!“ An die Universität war in gleichen Buchstaben „Freiheit!“
geschrieben worden.
In der Nacht zwischen dem 17. und 18. Februar 1943 hatte Sophie einen Traum, in dem Hans
und sie von der Gestapo festgenommen wurden. Trotzdem fassten sie am Morgen den
Entschluss, Flugblätter an der Universität auszuteilen. Während der Vorlesungen teilten sie
Flugblätter vor den Hörsaaltüren aus und warfen die Reste von dem obersten Stockwerk
hinunter in den Hof der Universität. Sie glaubten, dass niemand sie sah, doch sie hatten
Unrecht. Der Hausmeister der Universität , Jakob Schmid, war wachsam, ergriff sie und
übergab sie der Gestapo.
- 95 -
Am folgenden Tag wurde auch Christoph Probst festgenommen, weil die Gestapo bei Hans
einen von Christoph stammenden Brief fand. Christoph Probst war von den Mitgliedern der
Gruppe der einzige, der Kinder hatte. Als er festgenommen wurde, hatte seine Frau gerade ihr
drittes Kind bekommen. Er durfte sein jüngstes nicht mehr sehen.
Alle drei wurden zum Münchner Hauptquartier der Münchner Gestapo gefahren. Dort wurden
sie vier Tage und Nächte verhört. Nach der Verhaftung von Christoph Probst bekannten sich
Hans und Sophie zu den Widerstandsaktionen der Weißen Rose. Die Geschwister versuchten,
Christoph Probst zu entlasten, und nahmen alle Schuld auf sich.
Das Gerichtsverfahren gegen die Scholls und Christoph Probst fand am 22. Februar 1943
statt. Die Eltern von Hans und Sophie erfuhren von der Festnahme ihrer Kinder am 19.
Februar. Am Tag der Gerichtssitzung reisten sie nach München, um daran teilzunehmen. Das
ging aber nicht: nur eingeladene Personen wurden eingelassen. Die Einladung zu diesem
Gerichtsverfahren war für Nazis eine Ehre. Doch den Scholls gelang es, sich in den Saal zu
schleichen. Dort versuchte Herr Scholl, für seine Kinder zu sprechen. Die Scholls wurden
aber hinausgeworfen, und sie wurden nicht mehr hineingelassen, auch nicht, als das Urteil
verkündet wurde.
Das Urteil war wie erwartet: alle drei wurden wegen Hochverrates zum Tode verurteilt.
Danach bekamen sie Gelegenheit zu einem letzten Wort. Sophie schwieg. Christoph Probst
flehte um Gnade wegen seiner Kinder. Hans versuchte ihn zu unterstützen, wurde aber
unterbrochen:“ Wenn sie für sich selbst nichts vorzubringen haben, schweigen sie gefälligst.“
Nach dem Gerichtsverfahren wurden alle drei in das große Vollstreckungsgefängnis München
überführt. Dort durften die Eltern von Hans und Sophie ihre Kinder zum letzten mal treffen.
Hans, der ihnen zuerst zugeführt wurde, trug Sträflingskleidung. Er dankte seinen Eltern für
die Jahre, die er mit ihnen verbringen durfte. Er bat sie, Grüße an seine Freunde zu
überbringen. Als er das gesagt hatte, hatte er Schwierigkeiten, seine Tränen zurückzuhalten.
Er wendete sich ab. Der Vater schloss ihn mit den Worten in die Arme :“Ihr werdet in die
Geschichte eingehen, es gibt noch eine Gerechtigkeit.“ Dann wurde Hans weggebracht.
Sophie trug ihr eigenes Kleid, lächelte die ganze Zeit und nahm gern die Süßigkeiten, die
Hans abgelehnt hatte. Ihr größter Kummer war gewesen, ob die Mutter den Tod gleich zweier
Kinder ertragen würde. Als sie ihre Mutter jetzt so tapfer sah, beruhigte sie sich. „Nun wirst
du also gar nie mehr zur Türe hereinkommen“ sagte die Mutter. Das letzte von beiden Seiten
war: “ Gelt, Sophie, Jesus “-„ Ja, aber du auch “. Dann wurde auch Sophie in ihre Zelle
weggeführt. Christoph Probst durfte seine Familie nicht mehr treffen. Er sprach aber mit
einem Pfarrer und ließ sich im Angesicht des Todes katholisch taufen.
Die Todesstrafen wurden noch am selben Tag durch das Fallbeil vollstreckt. Als erste wurde
Sophie hingerichtet. Sie starb ruhig, ohne mit der Wimper zu zucken. Dann Christoph Probst
und Hans, der, ehe er sein Haupt auf den Block legte, laut rief, so dass es durch das große
Gefängnis hallte: “ Es lebe die Freiheit!“ Ein paar Tage später wurden sie fast heimlich auf
dem Perlacher Friedhof beerdigt. Am Beerdigungstag wurde mehrfach an die Hauswände in
München geschrieben „Ihr Geist lebt weiter!“.
Kurt Huber, Willi Graf und Alexander Schmorell wurden am 19. April 1943 zum Tode
verurteilt. Die Weiße Rose war verwelkt.
Der Wirkungskreis der Weißen Rose ging über München hinaus. In Süddeutschland wurden
80, in Hamburg 50 Menschen, die mit der Weißen Rose in Verbindung gebracht wurden,
festgenommen und zu Gefängnisstrafen bis zu fünf Jahren verurteilt. In Hamburg fanden
weitere acht Menschen den Tod.
Das 6. Flugblatt wurde nach England geschmuggelt, dort kopiert und von britischen Bombern
über Deutschland abgeworfen.
- 96 -
Im dritten reich waren die Mitglieder der Weißen Rose Landesverräter. Heute sind sie
Nationalhelden. Vor der Ludwig-Maximilians-Universität in München z.B. gibt es den
Geschwister- Scholl- Platz.
Justizpalast in München
Willi Graf
Kurt Huber
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Flugblatt VI
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Mohandes Karamchand Gandhi wurde am 02. Oktober
1869 in Probander als letzter von 4 Kindern geboren.
Seine Familie gehörte der Bayan- Kaste an, einem Stand
der Unternehmer und Kaufleute. Gandhis Vater
Karamchand war ein hoher Beamter des Staates
Probander. Seine Mutter Putlibai war sehr religiös, was
sich darin äußerte, dass sie nie Mahlzeiten ohne die
täglichen Gebete aß. Mahatma war ein schüchterner,
ruhiger, gehorsamer, ängstlicher Junge. Er hatte kaum Freunde, da er Angst
hatte, ausgelacht zu werden. Gandhi wurde zweimal verlobt, ohne davon
gewusst zu haben, weil er noch ein Kind war. Doch die beiden Mädchen starben.
Als er sieben war, wurde er nochmal verlobt, doch seine Verlobte wurde ihm
entzogen. Erst später, als er 13 war, heiratete er die gleichaltrige Kasturbei dann
doch. Er war ein normaler, mittelmäßiger Schüler, der ohne Aufsehen seine
Schule beendete.
Im September 1888, Gandhi war gerade Vater geworden, ging er nach London
und studierte dort Jura. 1891 bestand er sein Examen und kehrte nach Indien
zurück.
1893 ging er nach Südafrika um dort in einer indischen Firma zu arbeiten. Hier
kam Gandhi zum ersten Mal mit Rassendiskriminierung in Berührung.
Er fuhr im erste- Klasse Abteil und ein weißer Südafrikaner kam herein und
meinte, er solle das Abteil verlassen, da er nicht mit einem Inder im Abteil sitzen
wolle. Gandhi ist nicht gegangen und als der Kontrolleur kam, hat er ihm sein
Ticket gezeigt und gesagt, dass er in London studiert hatte. Der Schaffner
meinte, er solle das Abteil verlassen, andernfalls würde er beim nächsten Halt
hinausgeworfen. Nachdem er mit dem Kopf zuerst aus dem Zug geschubst wurde
und alleine auf dem Bahnsteig lag, stand er vor der Wahl. Er hatte sich zu
entscheiden, ob er diese Unterdrückung dulden will und einfach wieder zurück
nach Indien geht, oder ob er gegen Unterdrückung und Fremdenhass ankämpft.
Er hat sich für das letztere entschieden und außerdem zwei Regeln für sich
selbst gemacht, nach denen er sein ganzes Leben lang leben sollte. Erstens, dass
er nie wieder dulden will unterdrückt zu werden und zweitens, dass er in seinen
Kämpfen niemals Gewalt anwenden wird, selbst wenn andere Gewalt gegen ihn
anwenden.
- 105 -
Er entwickelte ein Konzept des Satyagraha (Ausdruck für passiven
Wiederstand)
Gandhi blieb 21 Jahre in Südafrika. Wegen seines passiven Wiederstandes
wurde er mehrmals gefangen genommen. Nach zehn Jahren in Südafrika
beschließt er allem Materiellen zu entsagen. Er fängt an, alle Arbeiten selbst zu
tun, sich die Haare zu schneiden. Die letzte Loslösung ist
für ihn die Annahme des Bahmacharya- Standes im Alter
von 37 Jahren. Brahmacharya bedeutet absolute sexuelle
Abstinenz und darüber hinaus die Kontrolle aller Sinne und
die Unterdrückung von Emotionen wie Ärger, Hass und
Wut, die Zurückhaltung im Reden und beim Essen. Ebenso
auch die hingebungsvolle und selbstlose NächstenliebeHilfe.
1906, im September, wehrten sich die Inder unter Führung von Gandhi gegen
die geplante Registrierung aller in Südafrika lebenden Inder. Im August 1909
verbrennen mehr als 2000 Inder ihre Registrierkarten.
Am 09. 01. 1915 kehrte er in ein von den Engländern immer noch besetztes
Indien zurück. Ein Jahr später bekam er seinen berühmten Beinamen
„Mahatma“ (Große Seele) verliehen.
1919 rief Mahatma das Volk zum passiven Wiederstand auf. Als es zu
gewaltsamen Ausschreitungen kam, beendete er die Aktion, doch die britischen
Soldaten sorgten für ein Blutbad: 400 Inder starben in Amiritsar in der Provinz
Punjab. Er und seine Mitstreiter antworteten mit zivilem Ungehorsam und mit
einem 2- jährigen Boykott britischer Waren und Institutionen, sowie einem
Verzicht auf Beteiligung an Verwaltungsaufgaben. Ein Jahr später, 1920
übernahm Gandhi die Führung des INC (Indien
National Congress) bis 1934. In dieser Zeit warb er
für das häusliche Spinnen als Nebenverdienst für die
Bauern und gleichzeitig wurde damit die englische
Textilindustrie boykottiert. Diese SatyagrahaKampagne erregte viel Aufsehen, deshalb ist heute
noch auf der indischen Flagge ein Spinnrad.
Am 10. März 1922 wurde Gandhi zu 6 Jahren Haft verurteilt, die aber 1924,
wegen seines schlechten Gesundheitszustandes abgebrochen wurde. In dieser
Zeit teilte sich die INC, gegen seinen Willen, in einen hinduistischen und einen
muslimischen Flügel. Mahatma konnte den Streit nur mühsam schlichten, u.a.
durch ein 21-tägiges Fasten.
- 106 -
Am 11. März 1930 begann Gandhi einen 24-tägigen sogenannten Salzmarsch
gegen die Salzsteuer und das britische Salzmonopol. In 24
Tagen liefen er und seine Anhänger 385 km bis zum
Küstenort Dandi. Dort erklärte er dem Volk, das sich am
Strand versammelt hatte, wie man auf einfache Weise
kostenlos Salz gewinnen kann.
Daraufhin wurde das englische Salz boykottiert und der
illegale Handel mit dem indischen „Strandsalz“ blühte auf.
Während dieser Aktion wurden viele von Gandhis
Anhängern und auch er selbst festgenommen. Ein Jahr später
durfte das indische Salz legal verkauft werde.
1931 erreichte er die Teilname an den „Round-Table-Konferenzen“ in London,
von der er sich vergeblich eine Lösung der Konflikte erhoffte. Als er wieder
nach Indien zurückkehrte, wurde er verhaftet. Die Zeit im Gefängnis nutzte er,
um in einen Hungerstreik gegen die Wahlgesetze zu treten. Während seiner Haft
starb seine Frau. Er selbst erkrankte schwer an Malaria; wegen dieser
Erkrankung wurde er 1944 entlassen..
Im Oktober 1934 gab er den Vorstand des INC für fünf Jahre ab, nahm ihn also
1941 wieder auf. Ein Jahr später forderte Gandhi energisch die Unabhängigkeit
von England.
Am 15.08. 1947 ging endlich sein größter Traum in Erfüllung. Indien wurde
unabhängig, aber leider nur in Form von zwei getrennten Staaten: dem
muslimischen Pakistan und dem hinduistischen Indien, daraufhin versuchte er zu
schlichten; als dieser Versuch erfolglos abgebrochen wurde, begann Gandhi zu
fasten. Sein Gesundheitszustand wurde immer bedenklicher.
Schon nach wenigen Tagen erreicht der Plan seine Wirkung. Eine einzelne
Person erweist sich hier durch das Riskieren des eigenen Lebens stärker als eine
ganze Armee.
Am 30. Jänner 1948 wurde er dann mit 79 Jahren von einem fanatischen Hindu
auf einer Gebetsversammlung in Neu- Delhi mit 3 Schüssen ermordet. Er stirbt
mit den Worten „He Ram“- „Gott“. Vorher sagte er seinen Anhängern, dass er
nur dann ein echter Mahatma gewesen sei, wenn er im Bewusstsein der
Gegenwart Gottes und nicht eines natürlichen Todes sterbe.
Die ganze Welt war durch seinen Tod schockiert und über 1 Mio. Inder,
Moslems, Hindus und Sikhs waren bei der rituellen Feuerverbrennung dabei.
Am 30. Jänner 1997, also 49 Jahre nach seinem Tod, wurde auf Beschluss des
obersten Gerichts von Indien ein letzter Rest der Asche, die seit 1950 in einem
Grabmal aufbewahrt wurde, in den Ganges gestreut.
- 107 -
Gandhi führte ein Leben, das ganz im Zeichen des
Gebetes, des Fastens, der Askese und der
Meditation stand. Da er materiellen Besitz
ablehnte, trug er den Lendenschurz und ernährte
sich einfach streng vegetarisch.
Er war ein bemerkenswerter Mensch, Beispiel für
Kraft der Religion im indischen Alltag und in der
Politik.
Quelle: www.hausarbeiten.de
Wild Isabella
- 108 -
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Theologe, Philosoph, Arzt und Organist, Baumeister
Geboren 1875, gestorben 1965
1. Lebenslauf
1875
1893
1898
1899
1900
1902
1903
1905
14. Jänner Geburt in Kayersberg im Oberelsass
Anfang Juli Umzug der Familie Schweitzer nach Günsbach im
Münstertal
Beginn des Studiums der Theologie und der Philosophie, dazu
Musiktheorie
1. theologisches Examen, studiert Musikunterricht bei Charles Marie
Widor in Paris für 6 Monate
Doktor der Philosophie in Berlin, Predigtamt in der St.-Nicolai-Kirche.
Organistendienst „WERK über Johann Sebastian Bach“
Doktor der Theologie
Professor der Theologie in Straßburg
Direktor des Stifts St. Thomas in Strassburg
Entschluss, Urwaldarzt in Zentralafrika zu werden.
Beginn des Medizinstudiums (1905 – 1912), neben seinem
Medizinstudium ist er äußert aktiv in seinen 3 Hauptgebieten
Theologie, Philosophie und Musik und veröffentlicht mehrere Bücher
- 109 -
1911
1912
1913
1915
1918
1920
1924
1925
1927
1928
1949
1953
1954
1965
Er macht sein medizinisches Staatsexamen
Heirat mit Helene Breslau
Doktor der Medizin; Ausreise nach Lambarene,
Errichtung und Leitung des Urwaldspitals Lambarene gemeinsam mit
seiner Frau (Krankenschwester)
Er findet den Ausdruck „Ehrfurcht vor dem Leben“
Ehepaar Schweitzer als „feindliche Ausländer“ interniert in Lambarene.
Rückkehr über die Schweiz in Elsass (Straßburg)
Internationale Orgelkonzerte und Vorträge zur Geldsammlung für
Lambarene und Familienunterhalt
Zweite Ausreise nach Afrika. Wiederaufbau des Urwaldspitals. Frau
und Tochter bleiben in der Heimat zurück
Wegen Platzmangel entschließt sich Schweitzer ein neues Spital zu
bauen.
Verlegung des Spitals von Andende an den heutigen Standort.
Goethe-Preis der Stadt Frankfurt am Main, Europaaufenthalte zu
Konzert- und Vortragsreisen.
Reise nach Amerika zusammen mit seiner Frau, wo er eine Gedenkrede
zum 200. Geburtstag von Goethe hält;
Achte Ausreise nach Lambarene mit Frau
Friedens-Nobelpreis für das Jahr 1952
Übergabe des Nobelpreises in Oslo – seine Rede über „Das Problem
des Friedens in der heutigen Welt“ - er wird Mitglied der
amerikanischen „Academy of Art and Sciences“
90. Geburtstag in Lambarene (14. Jänner)
4. September: Tod in Lambarene
!
- 110 -
2. Sein Entschluss, nach Afrika zu gehen
Der Name Albert Schweitzer hat auch noch 25 Jahre nach dem Tod einen hohen
Bekanntheitsgrad. Nicht nur als „Urwalddoktor“ in Lambarene und kompromissloser
Verfechter einer Menschen, Tiere und Pflanzen umschließenden „Ehrfurcht vor dem
Leben“ ist er in Erinnerung, sondern auch als Theologe, als Philosoph, als
Orgelinterpret und Bachbiograph, als Friedensnobelpreisträger (1952) und als
Friedenskämpfer
(1957/58
Programmatische
Rundfunkappelle
gegen
Atomwaffenversuche).
Der Hochschullehrer und Direktor des Theologischen
Studienstiftes zu St. Thomas in Straßburg liest den Aufruf der
Pariser Missionsgesellschaft zur Unterstützung ihrer Arbeit in
Zentralafrika. Er beschließt, diesem „Ruf“ zu folgen und durch
ein Medizinstudium dafür die fachlichen Voraussetzungen zu
schaffen.
„Arzt wollte ich werden, um ohne irgendein Reden wirken zu
können. Jahrelang hatte ich mich in Worten ausgegeben. Mit
Freudigkeit hatte ich im Beruf des theologischen Lehrers und
Predigers gestanden. Das neue Tun aber konnte ich mir nicht als
ein Reden von der Religion der Liebe, sondern nur als ein
reines Verwirklichen derselben vorstellen“.
3. Der Arzt von Lambaréné
Sein Lebensweg war ein langer, weiter Weg,
der zu vielen armen und kranken Menschen
führte.
Schon im zarten Knabenalter hatte das einsame
Glöckchen ihn zu der kleinen Dorfkirche im
oberelsässischen Günsbach geleitet, in der sein Vater
das würdige Amt eines Dorfpfarrers bekleidete. Die
Kirche allein war es aber im Grunde anfänglich
nicht, die ihn magisch fesselte. Nein, die schöne
Orgel der Kirche war es gewesen, die ihn sofort
begeistert hatte – und im späteren Leben Triumphe
feiern ließ.
Nach der Zeit der Reifung sollte traditionsgemäß wie bei seinen Vorvätern – die Theologie das
- 111 -
Wort behalten. Schon als 30jähriger Pfarrer hatte er bereits in Theologie und sogar in
Philosophie promoviert, um anschließend eine Professur für Theologie in Straßburg zu
erlangen.
Es war das aufkommende neue Jahrhundert, in Afrika, im schwarzen Afrika – so hört
man – mangele es an medizinischer Versorgung außerordentlich. Die Namen: Kongo,
Ogowe, Lambaréné und eine Vielzahl schwerwiegender Mangel- und Tropenkrankheiten tauchen vor seinem geistigen Auge nur mehr auf. Seine von Theologie und
Philosophie geprägte Weltanschauung, die die „Ehrfurcht vor dem Leben“ als oberstes
Gebot ansieht, setzte sich nunmehr mit dem Entschluss auch noch Arzt zu werden,
schrankenlos durch. Erneut musste er als Student seinen Platz in den Hörsälen der
Universitäten von Straßburg und Berlin einnehmen, bis er auch in dieser Fakultät zum
Doktor der Medizin promovieren konnte.
Die Verwirklichung seiner Lebensaufgabe, die mit der großartigen Idee der Errichtung
eines Urwaldhospitals im äquatorialafrikanischen Lambaréné seinen Höhepunkt finden
sollte, stand ihm noch bevor.
Mit der Tochter eines Straßburger Historikers, Helene Breslau, ging er - vermählt mit
ihr – in den Teil der Welt, in dem man gewöhnlich diesen „Schrecknissen“ am ehesten
zu begegnen glaubt: In den Urwald, nach Lambaréné. Das Übel des gesamten
Gedankens war und blieb die medizinische Unterversorgung der Region des Landes
Gabun und die damit verbundenen finanziellen Aufwendungen, die anfänglich
unlösbar erscheinen mussten. Aus kargen Erlösen von Buchveröffentlichungen,
Vorträgen, Orgelkonzerten, sowie privaten und öffentlichen Zuwendungen, konnten
erste Maßnahmen zur Errichtung eines Tropenspitals mit Leprastation in Angriff
genommen werden.
Trotz der enormen Leistungen, die sich in fortschreitenden Verbesserungen im Leben
des Spitals offenbarten, nahm er zugleich auch seine Wirksamkeit im europäischen
Kulturleben durch Orgelkonzerte, Vorträge und Reden wahr. Diese Erfolge zeichneten
sich in den großen Ehrungen, wie dem Goethe-Preis, den Ehrendoktorwürden
zahlreicher Universitäten, dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels (1951) und
dem Friedensnobelpreis im Jahre 1952 aus.
Seine eigenständige, aus wahrer Theologie und wahrem Denken geborene Ethik wurde
von allen friedfertigen Menschen verstanden. Die große, ja wichtige Selbsterkenntnis
des Menschen wurde durch die erweiterte Bewusstwerdung der Daseinsfrage:
„Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will“,
zur generalisierten These seiner prinzipiellen Ethik menschlichen Denkens und
Handelns.
Im Hinblick auf seine global zu begreifende, verpflichtende Ethik, setzte er sich auch
tatkräftig und mutig gegen die Gefahren eines Atomkrieges und die der Zerstörung der
Umwelt sowie für die erst später aufkommenden Bestrebungen des Umweltschutzes
unseres Planeten ein, um kommenden Generationen im humanistischen Denken und
Fühlen zum Sieg des Geistes zu verhelfen.
- 112 -
4.Ehrfurcht vor dem Leben
Der Erste Weltkrieg setzte Albert Schweitzers verheißungsvoller Tätigkeit in
Lambarene plötzlich ein Ende. Da das Elsass damals zu Deutschland gehörte, galt
Schweitzer in der französischen Kolonie Gabun als feindlicher Ausländer. Zuerst
durfte er unter Bewachung seiner Arbeit weiter nachgehen. Später wurde ihm jede
Tätigkeit verboten. Die damit unerwartet erhaltene freie Zeit bot ihm Gelegenheit,
über ein Problem nachzudenken, das ihn schon früher beschäftigt hatte. Die
Anerkennung des unmenschlichen Tuns, das der Krieg bedeutet, machte deutlich, dass
die Menschen darauf verzichteten, sich in erster Linie für das richtige Verhalten des
einzelnen und für echte menschliche Gemeinschaft einzusetzen. (=KULTUR)
Im Bewusstsein, dass es nicht weiterführt, über den Niedergang der Kultur zu klagen,
suchte Schweitzer nach neuen Wegen, die einen Aufbau der Kultur ermöglichen.
Dabei wurde ihm klar, dass Kultur aufs engste mit der Lebensauffassung
zusammenhängt. Nur wer Ja sagt zum Leben und zur Welt, in der er lebt, ist auch
fähig, Kultur zu schaffen. Die Bejahung des Lebens und der Welt aber beschließt
ethisches, d. h. richtiges, verantwortliches Handeln in sich. Ethik ist das Streben nach
dem Ideal des Guten.
Nun begann ich nach den Erkenntnissen und Überzeugungen
Schweitzer zitiert:
zu suchen, auf die der Wille zur Kultur und das Vermögen, sie
zu verwirklichen, zurückgehen. Ich erkannte, dass die
Katastrophe der Kultur auf eine Katastrophe der
Weltanschauung zurückging.
Vergeblich suchte Albert Schweitzer während Monaten eine Antwort auf die Frage,
wie der Mensch dazu kommen kann, sich selbst und die Welt zu bejahen. Da musste er
im September 1915 eine längere Fahrt auf dem Fluss unternehmen. Am Abend des
dritten Tages stand urplötzlich der Ausdruck „Ehrfurcht vor dem Leben“ vor ihm.
Wer über die Welt und sich selber nachdenkt, merkt, dass alles, was ihn umgibt,
Pflanzen, Tiere, Mitmenschen, genau gleich am Leben hängt wie er selber. Wer das
begriffen hat, muss ihnen allen in Liebe begegnen. Aus Achtung vor Gott, der jedem
Wesen das Leben schenkt, damit es seine Aufgabe erfüllen kann, gilt es, jedem
Achtung entgegenzubringen und ihm zu seiner Erfüllung zu verhelfen.
„Was ist Ehrfurcht vor dem Leben, und wie entsteht sie in uns? Die
unmittelbarste Tatsache des Bewusstseins des Menschen lautet: ‚Ich bin Leben,
das leben will, inmitten von Leben, das Leben will.‘ Als Wille zum Leben
inmitten von Willen zum Leben erfasst sich der Mensch in jedem Augenblick, in
dem er über sich selbst und über die Welt um sich herum nachdenkt.“ „Zugleich
erlebt der denkend gewordene Mensch die Nötigung, allem Willen zum Leben die
gleiche Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzubringen wie dem eigenen. Er erlebt
das andere Leben in dem seinen. Als gut gilt ihm: Leben erhalten, Leben fördern,
entwickelbares Leben auf seinen höchsten Wert bringen; als böse: Leben
vernichten, Leben schädigen, entwickelbares Leben niederhalten.“ „Ethisch ist
der Mensch, wenn ihm das Leben als solches, das der Pflanze und des Tieres wie
das des Menschen, heilig ist und er sich dem Leben, das in Not ist, helfend
hingibt“ „Die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben begreift also alles in sich, was
als Liebe, Hingabe, Mitleiden, Mitfreude und Mitstreben, bezeichnet werden
kann.“
- 113 -
5. Zitate von Albert Schweitzer
•
Es ist besser, hohe Grundsätze zu haben, die man
befolgt, als noch höhere, die man außer acht lässt.
•
Wir leben in einem gefährlichen Zeitalter. Der Mensch
beherrscht die Natur, bevor er gelernt hat, sich selbst zu
beherrschen.
•
Das Verhängnis unserer Kultur ist, dass sie sich materiell
viel stärker entwickelt hat als geistig.
•
Wer sich vornimmt, Gutes zu wirken, darf nicht erwarten,
dass die Menschen ihm deswegen Steine aus dem Weg
räumen, sondern muss auf das Schicksalhafte gefasst sein,
dass sie ihm welche draufrollen.
•
Keine Zukunft vermag gutzumachen, was du in der Gegenwart versäumst.
•
Niemand wird alt, weil er eine bestimmte Anzahl von Jahren gelebt hat.
Menschen werden alt, wenn sie ihre Ideale verraten.
•
Die Liebe stirbt meist an den kleinen Fehlern, die man am Anfang so
entzückend findet.
•
Der moderne Mensch wird in einem Tätigkeitstaumel gehalten, damit er nicht
zum Nachdenken über den Sinn seines Lebens und der Welt kommt.
•
Ethik ist ins Grenzenlose erweiterte Verantwortung gegenüber allem, was lebt.
•
Wir müssen aus dem Schlafe erwachen und unsere Verantwortung sehen.
- 114 -
Was Albert Einstein und Albert Schweitzer
gemeinsam haben!!!
Albert Einstein und Albert Schweitzer (1875 – 1965) haben zu einander eine
Seelenverwandtschaft empfunden und hatten viele Gemeinsamkeiten.
Im Laufe ihres Lebens erhielten beide weltweit zahlreiche Auszeichnungen, Preise und
Ehrenpromotionen. Unter anderen erhielten sie den Nobelpreis (Einstein: 1921 den
Nobelpreis für Physik; Schweitzer: 1952 den Friedensnobelpreis).
Albert Einstein und Albert Schweitzer strebten unaufhörlich nach Wahrheit, Frieden,
Freiheit und Menschlichkeit. Sie setzten sich für verfolgte und bedrohte Menschen ein
und erhoben immer wieder lautstark ihre Stimme gegen den Wahnsinn des
Wettrüstens und gegen die Atomkriegsgefahr.
1953 sagte Einstein über Schweitzer:
„Er ist nach meiner Meinung der einzige Mensch in der westlichen Welt, der eine mit
Gandhi vergleichbare übernationale moralische Wirkung auf diese Generation gehabt
hat. Wie bei Gandhi beruht die Stärke dieser Wirkung überwiegend in dem Beispiel, das
er durch sein praktisches Lebenswerk gegeben hat.“
Verschiedenes zu Albert Einstein:
Aus einem Brief von Schweitzer an Einstein, 1951:
„Lieber Freund.
Lassen Sie mich Sie so nennen, denn es entspricht
den Gedanken, die ich für Sie hege, und dem, was
wir an Hoffen und Sorgen für die Zukunft der
Menschheit
miteinander
gemeinsam haben.“
Aus einem Brief von Einstein an
Schweitzer, 1954:
„Lieber und verehrter Albert Schweitzer! ...Man sieht, dass Ihr stilles
Vorbild eine tiefgehende Wirkung auslöst. Darüber dürfen wir uns
alle freuen.“!
Albert Schweitzer, 1959
Quellen: www.home.t-online.de; www.schweitzer.org; www.uni-giessen.de;
www.zit.at; www.einstein-website.de
-
E
- 115 -
„I have a dream“
Das Leben des MARTIN LUTHER KING JR.
Getrennte Trinkwasserbrunnen für Schwarze und Weiße. „Logen“ für Farbige im Kino.
Sitzplätze im hinteren Teil des Busses. Es mussten Soldaten gerufen werden, um kleine
Kinder zu schützen, die in die Schule wollten. Es mag schwer zu glauben sein, dass dies die
Lebensbedingungen in Amerika vor weniger als 40 Jahren waren, der Zeit in der Martin
Luther King Jr. aufwuchs. Martin Luther King war schwarz und hatte deshalb unter diesen
Bedingungen zu leiden. Sein Lebensziel war die Bedingungen zu verbessern und eine
Gleichheit aller Bürger vor dem Gesetz zu erreichen.
Martin Luther King Jr. wurde am 15. Januar 1929, als Sohn des Baptistenpfarrers Martin
Luther King und der Lehrerin Alberta King, in Atlanta, Georgia geboren. Nach Grundschule
und High School tritt er mit 15 Jahren in das Morehouse College ein. 1948 beginnt er sein
Theologie- und Philosophie Studium in Chester und Boston. Er beginnt bereits die Methoden
Gandhis zu studieren. Noch während seines Studiums heiratet er am 18. Juni 1953 Coretta
Scott. 1954 wird am 17. Mai offiziell die Rassentrennung an öffentlichen Schulen
abgeschafft. Im selben Jahr zieht er mit seiner Frau nach Montgomery, Alabama, wo er
Pfarrer wird. 1955 erhält er den Doktortitel und seine erste Tochter Yoki wird geboren. Am 5.
Dezember wird King zum Präsidenten der Montgomery Improvement Association gewählt.
1956 wird ein Bombenanschlag auf Kings Haus verübt.
In diesem Jahr zeigt ein zum zweiten Mal durchgeführter Busstreik Erfolg und der oberste
Gerichtshof erklärt die Rassentrennung in öffentlichen Verkehrsmitteln von Montgomery für
verfassungswidrig. Im Januar 1957 gründen schwarze Priester die „Southern Christian
Leadership Conference“, deren Vorsitzender Martin Luther King Jr. wird. In diesem Jahr hält
er über 200 Reden und nimmt an vielen Demonstrationen teil, unter anderem am
Gebetsmarsch zum Lincoln Memorial am 17. Mai. Im September gibt es Schulunruhen in
Little Rock. Am 23. Oktober 1957 bringt Coretta King ihr zweites Kind zur Welt. Es erhält
den Namen seines Vaters, nämlich Martin Luther King III. 1958 veröffentlicht King sein
erstes Buch; es heißt „Stride Towards Freedom“ und handelt vom Busboykott in
Montgomery. Während er für sein Buch wirbt, sticht am 20. September eine afrikanische
Amerikanerin in Harlem auf ihn ein. 1959 ist King für vier Wochen in Indien um die
Methoden seines Vorbildes Gandhi zu studieren. 1960 ziehen die Kings zurück nach
Boyhood. Martin Luther King übernimmt die Kirche seines Vaters. Im Februar gibt es erste
„Sit –ins“ in Greensboro, North Carolina. Am 19. Oktober wird King erneut verhaftet, kommt
aber gegen Kaution wieder frei. 1961 erzwingen Schwarze und Weiße die Aufhebung der
Rassentrennung in zwischenstaatlichen Verkehrsbetrieben. King ruft zum Boykott der
öffentlichen Einrichtungen der Rassentrennung auf. 1962 trifft King den Präsidenten der
Vereinigten Staaten John F. Kennedy um von ihm Unterstützung für die Bürgerrechte zu
bekommen. Im selben Jahr wird sein Sohn Dexter geboren. Im April 1962 startet die
Birmingham Kampagne, er wird dafür verhaftet. Im Juni erscheint sein zweites Buch
„Strenght to Love“. Am 28. August nehmen 250000 Bürger am „March on Washington“ teil.
Am Lincoln Memorial hält King dann seine berühmte Rede „I have a dream“. 1963 wird sein
viertes Kind Bunny geboren. 1964 wird das Bürgerrechtsgesetz verabschiedet, das jede Art
von Trennung Schwarzer und Weißer als ungesetzlich erklärt. Im selben Jahr erscheint sein
drittes Buch „Why we can`t wait“. Im Sommer gibt es Rassenunruhen in Harlem, New Jersey
- 116 -
und Pennsylvania. Im September trifft Martin Luther King Willy Brandt und Papst Paul VI.
King erhält am 10. Dezember 1964 den Friedensnobelpreis. 1965 lässt sich King für die Wahl
registrieren und wird angegriffen. King demonstriert gegen die Diskriminierung bei der
Registrierung der Wähler. Am 9. Februar trifft er sich mit dem Präsidenten und anderen
politischen Führern um über das Wahlrecht afrikanischer Amerikaner zu sprechen. Vom 16. –
21. März marschieren 3200 Mensche von Selma nach Montgomery. Als sie am 21. März dort
ankommen, werden sie von der Polizei brutal zusammengeschlagen. Dieser Tag ging als
blutiger Sonntag in die Geschichte ein. Als Folge von ihm wurde noch im selben Jahr das
Wahlrecht für alle eingeführt. 1966 spricht King sich öffentlich gegen die Einmischung der
Amerikaner in Vietnam aus und beginnt eine Antigettokampagne. 1967 erscheint sein viertes
und letztes Buch „Where do we go from here“. Es gibt weitere Rassenunruhen. King ruft zum
„Marsch der Armen“ nach Washington auf. Am 3. April1968 hält King seine letzte Rede. Er
wird am 4. April von James Earl Ray in Memphis, Tennessee erschossen. Am 20. Januar 1986
wurde der erste Martin Luther King Gedenkstag durchgeführt.
WICHTIGE EREIGNISSE WÄHREND DER ZEIT VON
MARTIN LUTHER KING
Der Busboykott in Montgomery (1955)
Rosa Parks, eine 43 Jahre alte Schneiderin, wurde in Montgomery, Alabama, dafür verhaftet,
dass sie sich geweigert hat ihren Sitzplatz im vorderen Teil eines Busses einem Weißen zu
überlassen. Durch den Einsatz Martin Luther Kings entschied der Supreme Court, dass
Rassentrennung in den Bussen gegen die Verfassung verstößt.
Aufhebung der Rassentrennung in Little Rock (1957)
Schwarze Schüler wurden von Soldaten und einer Meute von 1000 Einwohnern gehindert die
Schulen zu betreten, obwohl die Rassentrennung aufgehoben werden sollte. Präsident
Eisenhower machte dem Treiben ein Ende, indem er 1000 Fallschirmspringer und 10000
Soldaten nach Little Rock schickte um die Kinder zu beschützen.
Erste Sit - Ins (1960)
Ein schwarzer Collegeschüler und drei Klassenkameraden erhielten bei der Essensausgabe
kein Essen. Sie kehrten allerdings jeden Tag zurück und blieben solange sitzen, bis sie bedient
würden. Wurden es aber nicht. Als ein Artikel der New York Times die öffentliche
Aufmerksamkeit auf den Protest der Schüler lenkte, schlossen sich schwarze und weiße
Schüler an.
Die „Freedom Rides“ (1961)
Eine Gruppe Schwarzer und Weißer mit Bussen fuhren durch das ganze Land um gegen die
Rassentrennung der Busterminals gewaltlos zu protestieren und wurden an vielen Haltestellen
brutal empfangen. Trotz allem hatten ihre Proteste Erfolg, Die Rassentrennung in den
zwischenstaatlichen Bussen wurde aufgehoben.
Mississippi-Unruhen (1963)
Zwei Studenten wurden bei den Einschreibungen an der Universität getötet.
Die Birmingham - Proteste
Da in den 60er Jahren in der Stadt Birmingham die Rassentrennung am härtesten durchgesetzt
wurde, führte Martin Luther King und zwei weitere Geistliche einen Protestmarsch durch. Die
drei Priester wurden verhaftet.
- 117 -
Der „March on Washington“- Die Bürgerrechtsbewegung an ihrem Höhepunkt (1963)
Zwei Bürgerrechtler organisierten die Bürgerrechtsbewegung, an denen 250000
Bürgerrechtler, die Washington besetzten, teilnahmen. King nannte sie später als „die größte
Manifestation der Freiheit in der Geschichte unserer Nation“.
Von Selma nach Montgomery- der blutige Sonntag (1965)
Empört über die Tötung eines Demonstranten durch einen Polizisten, entschlossen sich die
Schwarzen von Marion, Alabama, einen Marsch zu veranstalten. Die Brutalität der Polizei
sollte durch Kings Hilfe gestoppt werden. Mit Tränengas und Schlagsstöcken wurden die
Demonstranten in ein schwarzes Wohnviertel gejagt, wo die Polizisten sowohl die
Demonstranten als auch unbeteiligte Anwohner weiterhin schlugen. Der blutige Sonntag
erhielt nationale Aufmerksamkeit und zahlreiche Märsche wurden daraufhin als Antwort
organisiert. Präsident Johnson hielt im Kongress eine flammende Rede und im gleichen Jahr
noch wurde der „Voting Rights Act“, in dem allen die Wahlrechte zugesichert wurden,
gewissermaßen als Ergebnis des blutigen Sonntags verabschiedet.
MARTIN LUTHER KINGS REDE „I HAVE A DREAM“
Die Rede, die Martin Luther King am 28.August 1963 am
Lincoln Memorial in Washington, D.C. vor über 250000
Menschen hielt, war der Höhepunkt eines Protestmarsches zur
Durchsetzung effektiver Gesetze, um den Schwarzen
Chancengleichheit und die Wahrung ihrer Bürgerrechte zu
garantieren.
„Ich habe einen Traum, dass eines Tages die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer
Sklavenbesitzer in der Lage sein werden zusammen an einem Tisch der Freundschaft zu
sitzen.
Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einem Land leben, in
dem sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter gerichtet werden.
Ich habe heute einen Traum.
Ich habe einen Traum, dass eines Tages schwarze Jungen und Mädchen in der Lage sein
werden weißen Jungen und Mädchen die Hände zu reichen und als Brüder und Schwestern
zusammen zu leben.
Ich habe heute einen Traum.
Lasst den Ruf der Freiheit ertönen. Lasst ihn ertönen aus jedem Dorf und jedem Kaff, lasst
ihn ertönen aus jedem Staat und jeder Stadt. Wir werden in der Lage sein den Tag
herbeizuführen, an dem alle Kinder Gottes, Schwarze und Weiße, Juden und Nazis,
Protestanten und Katholiken sich die Hände reichen und die Worte des alten Negerliedes
„Endlich Frei! Endlich Frei: Danke allmächtiger Gott, wir sind endlich Frei!“ singen.
Quelle: www.martinlutherking.de
Nadine Malfertheiner
- 118 -
- 119 -
A la memoria de E.C.Guevara un hombre que vive en mi carazon y en el corazon
de millares de gente, un mito gue nunca va a morir si nosotros pensamos en el
In Andenken an Che, den Mann, den ich von ganzem Herzen
verehre. Als Mythos in unseren Herzen lebt er weiter.
Ernesto Guevara wurde als erstes von fünf Kindern des Ehepaares Celia de la Serna und
Ernesto Guevara Lynch am 14.6.1928 in Rosario/Argentinien geboren. Die Eltern, beide
- 120 -
Aristokraten, ließen ihren Kindern alle nur möglichen Freiheiten, waren Antifaschisten und
auch sonst sehr aufgeschlossen.
Die einzige Einkommensquelle der Familie waren die Erträge aus dem Mate-Anbau [Mate
= eine Art Tee] des Vaters, der nur im feuchtkalten Gebiet um Rosario möglich war. Doch
nachdem der kleine Ernesto am 2. Mai des Jahres 1930 einen Anfall der Atemwege bekam
und Asthma diagnostiziert wurde, beschloss die Familie nach Alta Garcia in die trockenere
Provinz Córdoba zu ziehen.
Dort glänzte Ernesto trotz oder wegen seines Leidens als guter Sportler. Auch wird er in
Schulzeugnissen von damals als kleiner Rebell dargestellt, was von den Eltern, besonders von
der Mutter, sicher gerne gesehen wurde. Da es zu dieser Zeit in Alta Garcia kein Gymnasium
gab, war der Vater gezwungen Tete (wie Ernesto damals von allen genannt wurde) auf das
Collegio Nacional Dean Funes in Córdoba zuschicken. Bereits mit achtzehn Jahren bestand
Ernesto 1946 die Reifeprüfung und schrieb sich an der Universität Buenos Aires zuerst in
Ingenieurswissenschaften und später in Medizin ein. Bis heute ist nicht geklärt, was
letztendlich die Beweggründe für die Wahl seines Studienfaches waren. Wahrscheinlich ist,
dass Ernesto seine eigene Krankheit erforschen und möglicherweise heilen wollte. Ein
anderer
Grund
mochte
das
Krebsleiden
der
Mutter
gewesen
sein.
- 121 -
.
Trotzdem schienen für Ernesto ausgedehnte Reisen, von denen er viele mit Alberto
Granados unternahm, wichtiger als das Studium zu sein. Die größte dieser Reisen umfasste
insgesamt ca. 3000 Kilometer. Während dieser anderthalb Jahre betätigten sich beide mal als
Tellerwäscher, mal als Gepäckträger und zuletzt auch als Lepraärzte an der renommierten
Lepraforschungsstelle
in
San
Pablo/Kolumbien.
Nach der Rückkehr im Oktober 1952 wandte sich Ernesto seinem Studium zu und begann
sich auf die Schlussexamen vorzubereiten. Nach seiner Promotion zum Dr. med. im März
1953 brach Ernesto zu seiner dritten, letzten und zugleich auch entscheidenden Wanderfahrt
auf.
Auf dieser Reise, bei der Ernesto von seinem Freund Carlos Ferrer begleitet wurde, kam er
zum ersten mal mit revolutionärer Realität in Berührung (so geschehen z.B. in Guatemala). Es
ist möglich, dass sich genau zu dieser Zeit Ernestos Wandlung zum revolutionären
Kommunisten
vollzog.
Nach zwei Jahren unermüdlichen Reisens wurde Che Mitte 1954 in Mexico City sesshaft, wo
er Bücher auf Teilzahlung verkaufte, um sich, seine Frau Hilda Gadea Acosta, die er in
Guatemala kennen gelernt hatte und seine neugeborene Tochter über Wasser zu halten (und in
aller Ruhe klassisch-marxistische Schriften lesen zu können).
Im Juli des nächsten Jahres fand die wohl wichtigste Begegnung in Che Guevaras Leben
statt. Er traf im Haus einer Bekannten den cubanischen Rechtsanwalt und Oppositionellen
Fidel Castro. Nach einem wohl interessanten und die ganze Nacht dauernden Gespräch
entschied sich Che, am geplanten Cuba-Unternehmen teilzunehmen. Nun fehlte Che nur noch
die erforderliche militärische Ausbildung, die er (und die anderen Guerrilleros) nun vom
ehemaligen
cubanischen
Oberst
Alberto
Bayo
erhielt.
Einige Monate später, nämlich am 25. November 1956, verließ das Schiff mit dem Namen
"Granma" um zwei Uhr nachts mit 83 Männern, Waffen und Ausrüstung den mexicanischen
Hafen Tuxpan. Allerdings schien das Unternehmen unter keinem guten Stern zu stehen, denn
- 122 -
die überladene Yacht musste, anders als geplant, den Westteil der Insel ansteuern und wurde
dabei von einem Wachschiff entdeckt.
So begann eine Zeit, in der sich die Guerrilleros ohne Proviant (den sie bei der überstürzten
Landung verloren hatten) in der kargen Landschaft der Sierra Maestra durchschlagen
mussten, wohl wissend, dass sie ständig von den Batista-Truppen gesucht wurden. Bereits
nach fünfzehn Tagen, am 17. Januar 1957, gelang es den Guerrilleros einen kleinen
Militärposten in La Plata zu erobern. Obwohl diese Eroberung militärisch kaum von
Bedeutung war, trug sie eine ganze Menge zur Motivation der Rebellen bei, und rief darüber
hinaus die Aufmerksamkeit all derer wach, die an den Absichten und Möglichkeiten der
Guerrilleros
zweifelten.
Auf diesen Sieg folgten noch etliche andere, die zu einer immer stärker werdenden
Demoralisierung der Batista-Soldaten führten. Eine Schar von knapp 80 Rebellen, die
imstande war, einer von den USA ausgerüsteten und hochtechnisierten Armee über Monate
hinweg die Stirn zu bieten, führte auch bei der Landbevölkerung zur verstärkten Solidarität
mit den Guerrilleros.
Aufgrund dessen vergrößerte sich die Zahl der Rebellen von anfangs 83 auf etwa 150 am
Ende der Gefechte. So gestärkt weitete sich der Einfluss der Guerrilleros auch auf Dörfer
außerhalb der Sierra Maestra. Ein Propagandasender wurde aufgebaut, ebenso eine
Waffenschmiede und eine Druckerei für die spätere Zeitung "El Cuba Libre".
Unter solchen Bedingungen war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Rebellen den Sieg
errungen hatten. Unter der Führung Ches wurden die letzten Kämpfe in Las Villas und Santa
Clara am 31. Dezember 1958 ausgetragen. Auf dem triumphalen Einzug am nächsten Tag
nahm die Welt zum ersten Mal Notiz vom Commandanten Che Guevara.
Dem politischen Erfolg Ches folgte sein privater. Ein halbes Jahr nach Ende der
Kriegshandlungen heiratete er seine zweite Frau, die Cubanerin Aleida March de la Fore.
Darüber hinaus wurde Che am 9. Februar 1959 wegen seiner zahlreichen Verdienste im
- 123 -
Kampf
für
Cuba
zum
"geborenen
Cubaner"
erklärt.
Ab dem 7. Oktober 1959 führte Che die industrielle Abteilung der INRA (Nationalinstitut für
Agrarreform). Zwei Monate später übernahm er die Leitung der Nationalbank Cubas. Weiter
sieben Monate später, am 23. Februar 1961 nahm Che sein höchstes Amt, die Leitung des
Industrieministeriums, wahr. Zu diesem Zeitpunkt befand sich der 32-jährige Che auf dem
Gipfel
seiner
politischen
Macht.
Diese Position nahm er wahr, um Cuba politisch auf den linken Kurs zu bringen. Denn im
Gegensatz zu Fidel Castro wusste Che genau, wohin er das Land führen wollte - nämlich zum
Sozialismus. Er war zum Beispiel maßgeblich an der Gründung der Einheitspartei Cubas, der
PCC
(Cubanische
Kommunistische
Partei),
beteiligt.
Cubas Politik zielte zur dieser Zeit darauf ab, den USA zu beweisen, dass Cuba nun ein
unabhängiger Staat war, der sich niemals wieder vom "Koloss des Nordens" bevormunden
lassen würde. Dieser Politik mussten Che, Fidel und unzählige mutige Cubaner dann im April
1961 Taten folgen lassen, denn als eine Gruppe von Exilcubanern, unterstützt von der CIA, in
der Schweinebucht (Playa Girón) landete und versuchte, eine Konterrevolutionären Focus und
eine "befreite Zone" zu errichten. Die Cubaner siegten gegen das unrechtmäßige Eingreifen
der Yankees, Che und Fidel zeigten abermals, dass sie legitime Führer der Revolution waren,
die notfalls Seite an Seite mit ihren Soldaten kämpften.
Wie bereits erwähnt, hatte Che in den Jahren 1959 bis 1965 mehrere wichtige politische
Ämter inne. Sein wichtigster politischer Auftritt war jedoch die Rede auf der UNOVollversammlung
am
11.
Dezember
1964.
Als Che Anfang 1965 von einer Reise durch acht afrikanische Staaten zurückkehrte, trat er
nach einem über vier Stunden gehenden Gespräch mit Castro aus (bis heute) ungeklärten
Gründen von allen seinen Ämtern zurück, verzichtete auf die cubanische Staatsbürgerschaft
und verschwand für mehrere Monate. Fidel Castro verlas am 3. Oktober einen Brief, in dem
sich Che von Castro und dem cubanischen Volk verabschiedete. Dieser Brief wies einige
Formulierungen auf, die Ches Natur widersprachen, so dass heute davon ausgegangen wird,
dass der komplette Wortlaut nicht von Che selbst stammt.
- 124 -
Nach Ches Verschwinden versuchte die CIA mit Hilfe der Medien den Eindruck zu
erwecken, es hätte zwischen Fidel und Che einen Bruch gegeben, weil Che prochinesisch und
Fidel prosowjetisch wäre - natürlich ist das falsch. Che entschied einfach, dass er mehr mit
der Waffe in der Hand als hinter dem Schreibtisch zum Wohle der Menschen beitragen
konnte.
Er tauchte nach den Ereignissen des Frühlings zum ersten Mal im Juni 1965 im Kongo wieder
auf, wo er den revolutionären Kampf organisierte und durchführte. Nach dem frühen
Scheitern der kongolesischen Revolution kehrte Che im März 1966 nach Cuba zurück, wo er
bereits die Guerrilla in Bolivien vorbereitete, und traf dann am 3. November desselben Jahres
in La Paz/Bolivien ein.
.
Mit der Unterstützung Castros hatte er 43 Guerrilleros um sich versammelt, teils Veteranen
des Cuba-Kampfes, aber auch Neulinge wie die Ostdeutsche Tamara Bunke ("Tania"; die
einzige Frau in der Gruppe). Im Basislager in Ñancahuazú wollte Che aus den Neulingen
Soldaten machen. Es fehlte nur noch die Zusage der bolivianischen Kommunisten über ihre
Unterstützung. Am 31. Dezember traf Che den Kommunistenführer Mario Monje in La Paz,
das Ergebnis dieses Gespräches war jedoch mehr als enttäuschend. Da sich Che weigerte,
unter dem Oberbefehl der kommunistischen Partei zu kämpfen, verweigerte diese ihre
Teilnahme
am
Kampf
und
sogar
jedwede
Hilfe.
Dass die Truppe nun vollkommen auf sich gestellt war, machte den Guerrilleros anfangs
nichts aus. Bereits am 23. März trafen sie, viel früher als geplant, zum ersten Mal auf
Regierungstruppen. Das Gefecht verlief ohne große Verluste der Guerrilleros, allerdings
wurde die bolivianische Führung dadurch allzu schnell auf die Revolutionäre aufmerksam.
Außerdem ertranken zwei Guerrilleros, ein anderer, der Proviant besorgen sollte, verschwand
mit 250 Tausend US-Dollar. Dies alles demoralisierte die Guerrilleros zusehends, die
- 125 -
Truppenstärke schrumpfte bis zum Mai 1967 auf 24 Mann. Che selbst, der hohe Ansprüche an
die Truppe stellte, bekam immer mehr Asthmaanfälle, und da er zu diesem Zeitpunkt keine
Medikamente mehr besaß, bedeutete ein Anfall z.B. bei Märschen eine Verzögerung von
einem Tag.
Viele weitere Pannen und auch Pech führten schließlich zum jähen Ende der
Kampfhandlungen. Das letzte Gefecht, bei dem nur noch zehn Guerrilleros kämpften, fand am
7. und 8. Oktober 1967 in der Schlucht Quebrada del Yuro nahe der Stadt Higueras, statt.
Wahrscheinlich wurde die Truppe von einem Bauern an die Militär-Patrouille verraten, die
die Schlucht sofort hermetisch abriegelte. Nach einem nicht sehr langen Schusswechsel, bei
dem Che verwundet wurde, wurde er, nachdem er seine Identität preisgab,
gefangengenommen.
Noch in der selben Nacht wurde Che nach Higueras gebracht, in Schulgebäude eingesperrt
und von Agenten der CIA verhört. Per Telegramm kam einige Stunden später der Befehl Che
zu erschießen.
Um die Mittagszeit des 9. Oktober 1967 wurde dann Ernesto Guevara de la Serna, genannt
Che, auf US-amerikanischen Befehl von einem jungen bolivianischen Ranger namens Mario
Téran, ermordet.
Sein Leichnam konnte nie exhumiert und obduziert werden, da ihn die bolivianischen
Behörden an einem unbekannten Ort verscharrten, aus Angst, sein Grab könne zu einem
Wallfahrtsort werden.
Erst Mitte 1997, dreißig Jahre nach seinem Tod, wurden die Gebeine unter der Startbahn des
Flugplatzes in Vallegrande gefunden und am 8. Oktober feierlich in einem eigens für Che
eingerichteten Mausoleum in Santa Clara beigesetzt.
- 126 -
"Wenn die Zeit gekommen ist, werde ich bereit sein, mein Leben für die Befreiung eines
Lateinamerikanischen Landes zu geben, ohne dafür von jemandem etwas zu verlangen, ohne
etwas zu fordern, ohne jemanden auszubeuten."
Mit diesem einen Satz sagte Che mehr über sich, als es je ein Biograph in einem 1000Seiten-Wälzer zu machen vermag. Dass diese Zeilen nicht geheuchelt und gelogen sind,
davon konnten wir uns oft genug überzeugen, und wissen es jetzt, 33 Jahre nach seinem
frühen Tod, genauer denn je.
Und dabei war Che nicht immer politisch interessiert und radikal in seinen Ansichten. Als
Jugendlichen haben ihn Reisen, Literatur und Sport mehr interessiert als Studentenproteste.
Allerdings wusste Che schon damals die Bedeutung von Worten wie '
Protest' oder
'
Demonstration'für sich zu definieren. Als einmal ein Freund, ein Student Namens Alberto
Granadas bei einer Demonstration verhaftet wurde und aus dem Gefängnis zu weiteren
Demonstrationen aufrief, soll der 15-jährige Ernesto gesagt haben: "Auf die Straße gehen um
mich von der Polizei niederknüppeln zu lassen? Ich beteilige mich nur, wenn mir jemand
einen Revolver in die Hand drückt."
- 127 -
Erst nach dem abgeschlossenen Medizinstudium begann Che sich richtig für Politik zu
interessieren. Auf seinen vielen Reisen sah er alle Facetten Lateinamerikas - unendlich viel
Leid, Indios, die seit Jahrhunderten unterdrückt wurden, Menschen, die ihre ganze
Arbeitskraft an die "United Fruit Company" verkauften, einen Konzern der gleichbedeutend
war für den US-Amerikanischen Imperialismus und Ausbeutung, ganze Völker, die vom
Koloss im Norden förmlich erdrückt wurden.
Mit der Revolution kam Che zum ersten Mal 1954 in Guatemala in Berührung. Der dort
rechtmäßig gewählte Präsident Jacobo Arbenz Guzman, der einen demokratischen
Reformkurs einschlug, musste scheitern, als eine von der CIA finanzierte Söldnertruppe in
Guatemala einfiel und die gewaltlose Revolution zum Stillstand brachte. Che erinnerte sich
später: "...als ich noch Medizin studierte, zählten die meisten Auffassungen, die ich heute
[1960, Anm. d. Verf.] als Revolutionär habe, noch nicht zu meinen Idealen. Ich wollte damals
einfach Erfolg haben. Ich träumte ein berühmter medizinischer Forscher zu werden, und auch
davon, unermüdlich zu arbeiten, um etwas zu entdecken, das wohl der Menschheit nutzen
könnte, mir persönlich jedoch zu glänzendem Erfolg verhelfen sollte."
- 128 -
Offenbar hatte Che dann entschieden, nicht den Weg des Arztes, sondern den des
Revolutionärs einzuschlagen. Unter anderem hatte er bereits damals eine Reihe klassischmarxistischer Werke gelesen, die mitunter massiven Einfluss auf ihn hatten. Ches Wandlung
zum revolutionären Marxisten vollzog sich dabei sicherlich bei seinen Aufenthalten in
Guatemala und später in Mexico. Dort kam er mit der Revolution in Berührung, dort traf er
zum erstenmal Exilcubaner und begann sich für deren Vorhaben zu interessieren.
Die nächste Etappe in Ches politischer Reife war das Zusammentreffen mit dem
cubanischen Anwalt Fidel Castro. In ihm und der Cuba-Sache fand Che die Möglichkeit seine
Ideale zu verwirklichen und seine revolutionären Ideen in Taten umzusetzen.
Nach dem schließlich geglückten Befreiungskampf in Cuba begann die Guerrilla mit
Säuberungsaktionen an ehemaligen Beamten der Batista-Regierung. Dabei wurden die Feinde
der Revolution auf Verdacht ohne Verurteilung exekutiert. Nicht wenige dieser
Erschießungen soll Che persönlich vorgenommen haben, was vor allem für die YankeePropaganda ein Grund war, Che als '
kaltblütigen Mörder'entlarven zu wollen.
Ungefähr zu dieser Zeit war er dabei seine Erfahrungen und Theorien zu Papier zu bringen.
Eines der Ergebnisse dieser Bemühungen ist das 1960 erschienene '
La guerra de guerillas'
[Der Guerrillakrieg]. Ausgangspunkt der Doktrin, die Che darin formulierte, war:
"Die Möglichkeit des Triumphs der lateinamerikanischen Volksmassen ist klar vorgezeichnet
durch den Weg des Guerrilla-Kampfes, gestützt auf die Bauernarmee, das Bündnis der
Arbeiter mit den Landbewohnern, die Niederlage des (regulären) Heeres in einer frontalen
Begegnung, die Einnahme der Stadt vom Land her und der Auflösung der Feindtruppen als
erste Etappe der vollständigen Zerreißung des Vorbaues der ehemaligen Kolonialgewalt."
- 129 -
Che versuchte darin nachzuweisen, dass die folgenden drei Lehren, die sich im Cuba-Kampf
als wirksam erwiesen, sich auch in allen anderen Staaten anwenden lassen:
1. Die Kräfte des Volkes können einen Krieg gegen das (Regierungs-) Heer
gewinnen.
2. Nicht immer braucht man darauf zu warten, dass alle Revolutionsbedingungen
gegeben sind.
Der Aufstandsherd kann sie selbst schaffen.
3. Im unterentwickelten Lateinamerika muss grundsätzlich das Land Schauplatz
der bewaffneten Auseinandersetzung sein.
Was Che hier beschreibt, ist lediglich als Vorphase des Befreiungskampfes gedacht. Die
Entwicklung sollte sich dabei nach dem cubanischen Vorbild richten: eine kleine Schar von
Kämpfern beginnt den Kampf abseits der Bevölkerung in einem abgelegenen und schwer
zugänglichen Gebiet. Die Soldaten des regulären Heeres, die selber aus den unteren Schichten
der Bevölkerung stammen, beginnen überzulaufen, was wiederum zu einem Schneeballeffekt
führt. Dies alles verbunden mit Sabotage, Streiks, Demonstrationen und anderen
Kampfformen in den Städten soll zum endgültigen Sieg gegen die unrechtmäßige Regierung
führen.
Obwohl er nach diesem Muster begonnen wurde, ist der revolutionäre Kampf im Kongo
kläglich gescheitert. An der Planung ist das Unternehmen jedoch nicht gescheitert, Cuba
schickte 125 Guerrilleros, die UdSSR lieferte die Waffen und das gesamte Unternehmen
wurde von Fidel Castro mitinjiziert. Und doch scheiterte der Kampf im Kongo, Ches Theorien
wurden zum ersten Mal durch die Realität in Frage gestellt.
- 130 -
Im '
Guerrillakrieg'schrieb Che "Nur eines gestattet die Geschichte nicht: Die Theoretiker und
Akteure der Politik des Proletariats dürfen sich nicht verrechnen."
Angesichts des gescheiterten Kongo-Unternehmens hätte Che die Exklusivität seiner
Guerrilla-Doktrin auf Cuba erkennen müssen. Interessanterweise hat er dies aber jedoch nicht
erkannt oder nicht beachtet. Denn anstatt seine Doktrin flexibel zu modifizieren, sie an
bolivianische Verhältnisse anzupassen, führte Che den revolutionären Kampf mit den
gleichen Mitteln und Methoden in Bolivien weiter.
Ein wichtiger Grund für das Scheitern des Bolivien-Unternehmens ist sicherlich der
nationale Aspekt. Es verletzte das Nationalgefühl vieler Bolivianer, die nicht einsehen wollten
oder konnten, dass Cubaner unter argentinischer Führung ihnen die Freiheit schenken wollten
und zu diesem Zweck gegen die Regierung kämpften. Auch verweigerten die bolivianischen
Kommunisten den Revolutionären ihre Hilfe. Und Hilfe hatten die Revolutionäre, wie man
dem "Bolivianischen Tagebuch" entnehmen kann, gebraucht, doch auch die
Landbevölkerung, die für den Guerrillakrieg so wichtigen Bauern verwehrten den
Revolutionären aus Angst ihre Hilfe.
Scheitern? Keineswegs. Obwohl das Unternehmen Bolivien vorerst scheiterte, starb Che
aufrecht und mit offenen Augen, denn er wusste, dass nur eine Schlacht und nicht der Krieg
verloren war. Er wusste, dass nach ihm andere kommen würden, um für die geknechteten
Völker dieser Welt zu kämpfen.
Menschen kann man töten - Ideale sind unsterblich.
Quelle: cheguevarasite.de
Thomas Martiner
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