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Eine ausgewiesene Expertin auf diesem Gebiet ist unsere Interviewpartnerin Vivianne Otto, den meisten als Dozentin der Pathobiologie- und Drug-Failure-Vorlesung bekannt. Im Gespräch erzählt sie von ihrer Zeit als Studentin der Pharmazie, als Apothekerin und als Forscherin. Ausserdem äussert sie sich über die Prüfung des eidgenössischen Apothekerdiploms, die sie als Standortverantwortliche der ETH Zürich bestens kennt. In der nächsten Ausgabe werdet ihr einen ausführlichen Bericht zu den Ergebnissen des diesjährigen Examens lesen können. Ein wichtiges Thema, dessen Dimensionen aber vielen unbewusst sind, beleuchtet Oli in seinem Artikel über Doping im Breitensport. Besonders Steroide und therapeutische Proteine wie das human growth hormone werden von vielen Hobbyolympioniken eingesetzt, um ihren Idolen leistungsmässig näher zu kommen. Über die Gesundheitsschäden infolge gravierender Nebenwirkungen oder kontaminierter Medikamente denken viele kaum nach – obwohl sich nicht wenige davon abbringen liessen, würden sie fachmännisch, beispielsweise in der Apotheke ihres Vertrauens, darüber informiert. Schliesslich findet ihr auch einen Text von Yoran Beldengrün, dem Organisator des Pharmameetings 2012 am 12. November, in diesem Heft. Dieses Zusammentreffen aller Pharmaziestudierenden der Schweiz findet dieses Jahr an der ETH Zürich statt. Neben spannenden Vorträgen und Diskussionen über Alternativ- und Schulmedizin werden auch Spiel und Spass nicht zu kurz kommen. Abgeschlossen wird der ereignisreiche Tag mit einem exquisiten Nachtessen und einer Party für alle, die sich danach noch bewegen können. Anmelden könnt ihr euch unter www.pharmameeting.ethz.ch. Damit das Tonikum in Zukunft nicht zu einem Newsletter mit den Prüfungsstatistiken verkommt, benötigen wir dringend neue ReporterInnen. Meldet euch doch unter [email protected] oder direkt bei mir [email protected]. Enjoy! Simon Matoori, Chefredaktor des Tonikums TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 Interview mit Frau PD Vivianne Otto Vivianne Otto studierte Pharmazie an der ETH Zürich und arbeitete anschliessend als Apothekerin zuerst in der Offizin und später in der Kantonsapotheke Zürich. Sie doktorierte am Institut für Klinische Chemie am Universitätsspital Zürich und absolvierte einen Postdoc im Zentrum für Glykobiologie am Oklahoma University Health Sciences Center. 2003 kehrte sie zurück an die ETH, wo sie habilitierte und seit 2005 verschiedene Fächer im Studiengang Pharmazeutische Wissenschaften unterrichtet. Zudem ist sie Senior Scientist in der Gruppe für Pharmacogenomics, Spezialistin für pharmazeutische Informationen am Informationszentrum Chemie Biologie Pharmazie und schreibt Zeitungsartikel zu wissenschaftlichen Themen. Darüber hinaus ist sie seit 2009 wieder teilzeit als Apothekerin tätig und Standortverantwortliche für die ETH Zürich für die eidgenössische Apothekerprüfung. Wenn Sie Ihre Studienzeit mit dem heutigen Studium vergleichen, wo sehen Sie die grössten Unterschiede? Wo die Verbesserungen und wo die Verschlechterungen? In meiner Studienzeit war das Praktikum (Assistenzjahr) in der Mitte und das fand ich wirklich gut. Wir gingen ausgerüstet mit naturwissenschaftlichen Kenntnissen aus zwei Basisjahren in die Apotheke und wurden da ins kalte Wasser geworfen. Aber als wir dann nachher Medizinische Chemie und Galenik hatten, hatten wir bereits einen praktischen Bezug dazu. Ich hatte alle diese Medikamente schon einmal in der Hand gehalten und ich hatte auch bereits viele Arzneimittel in Rezeptur und Defektur hergestellt. Ich denke, es erleichterte das Lernen in den Fachsemestern, weil man schon etwas vor Augen hatte und sich z.B. noch an einen Patienten erinnerte, der einen Betablocker oder ein Zytostaticum einnehmen musste. 5 6 Ausgabe 9 11/2011 Was jetzt sicher besser ist, ist die vermehrte Ausrichtung auf aktuelle Wissenschaft. Damals konnte es sich ein Professor noch leisten, einfach jedes Jahr die genau gleiche Vorlesung wie im Jahr davor zu halten. Ich erinnere mich, dass ich mich ärgerte, weil Roaccutan im Skript noch eine Rochenummer hatte, obwohl es damals schon mehrere Jahre im Handel war. Zudem sind die Dozenten auch nicht evaluiert worden. Wir hätten damals auch niemals bei einem Professor reklamiert und es gab auch noch keine E-Mail, die man Ihm einfach mal so auf den Tisch hätte flattern lassen können. In diesem Bereich hat eine enorme Verbesserung stattgefunden. TONIKUM im Aufbau mit Frau Wunderli als Assistenzprofessorin. Das waren unsere Kernfächer. Ihr habt also schon viel mehr Verschiedenes heute. Insgesamt war es damals vielleicht stärker auf die praktische Pharmazie bezogen, aber viel weniger modernisiert und viel weniger breit. Neben Ihren Tätigkeiten an der ETH arbeiten Sie auch wieder als Apothekerin. Weshalb haben Sie wieder angefangen als Apothekerin zu arbeiten? Zunächst habe ich in einer für mich schwierigen beruflichen Situation nach Verdienstmöglichkeiten gesucht. Dann hat es mir aber bald wieder Freude gemacht, dass ich wieder ausserhalb des Elfenbeinturms die «Wir hatten Laborprüfungen, Leute von der Strasse richtige Horrorprüfungen.» erlebe, „das blutige Leben“. Das stellt für mich auch einen Praxisbezug her, zu Ähnlich wie in den USA besteht dem was ich unterrichte. Das finde jetzt ein Dialog und Studierende ich wichtig. können auch einfach mal ins Büro eines Professors hineinspazieren Und jetzt da ich zusätzlich Standoder nach der Vorlesung auf ihn ortverantwortliche bin für die eidzugehen. genössischen Prüfungen in Zürich, macht es noch zusätzlich Sinn, Ein weiterer Punkt ist die Breite dass ich auch wieder einen perdes Studiums. Wir hatten Phytosönlichen Bezug zur Welt der Ofpharmazie, Galenik, Pharmakofizin habe. logie und Medizinische Chemie, die aber einfach darin bestanden Sie sind die einzige Dozentin, die hat, dass Arzneistoffe vorgestellt auch noch als Apothekerin arbeiwurden und Analyse und Synthetet. Oftmals hat man als Student se besprochen wurden. Die Biodas Gefühl viele Dinge lernen zu pharmazie befand sich gerade TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 müssen, die man als Apothekerin nie brauchen wird. Was denken Sie dazu? Studium sehr viel weniger wirklich selbständige Arbeit im Labor verantwortlich und korrekt erledigen müssen. Wir hatten Laborprüfungen, richtige Horrorprüfungen, in denen jeder einzelne etwas abliefern musste, was benotet wurde. Das weiss man nie. Nach dem Staatsexamen wollte ich nur noch weg, ins „richtige Leben“, eine Rolle übernehmen, die jemandem etEs ist zudem leider eine Tendenz, was bringt und eine Funktion hat. dass in vielen Apotheken immer Aber es hat mir sehr schnell nicht weniger Rezeptur gemacht wird. mehr gefallen in der Offizin. Hier Es besteht da die Meinung, dass an der ETH ist man in einem intersich Eigenherstellung finanziell nationalen Umfeld und man kann nicht lohnt. Ich bin aber dezidiert Probleme mit Kollegen diskutieren. der Meinung, dass die Herstellung Eine Apotheke hingegen ist verin der Apotheke enorm wichtig ist. gleichsweise eine sehr kleine Welt. Ich war froh über die naturwissenschaftlichen Grund«Nach dem Staatsexamen lagen, die es mir dann erwollte ich nur noch weg, laubten, in der Forschung zu arbeiten. Aber dann ins „richtige Leben“.» war ich auch wieder froh über meine Ausbildung als Heutzutage wird als Lösung vieler Apothekerin, da das ein Beruf ist, Probleme der Pharmakotherapie auf den ich wieder zurückgreifen die „personalized medicine“ angekonnte, als der Forschungsweg führt. Unter diesem Aspekt muss abbrach. doch die ApothekerIn in der Lage sein, z.B. Kinderdosierungen und Sie sind Standortverantwortliche tiefere Dosierungen für ältere Pafür die eidgenössische Prüfung tienten herzustellen! Ich denke, hier in Zürich. Vielen Studierendadurch können sich die Apotheden im Assistenzjahr bereitet die ker auch gegenüber den Ärzten Galenik-Prüfung Magenschmerprofilieren. Galenik ist wirklich eine zen, bei der anscheinend viele pharmazeutische Kernkompetenz Studierende schlecht abschneiund wahrscheinlich müssten die den. Wo sehen Sie das Problem? Studierenden und auch die ausbilWird sich da jetzt etwas ändern? denden Apotheker dazu animiert werden, dass diese wieder verJa, es wird sich wohl etwas änmehrt geübt wird. dern müssen. Ich denke es ist ein doppeltes Problem. Das eine Problem ist, dass die Studierenden im 7 8 Ausgabe 9 11/2011 Wo sehen sie konkret Angriffspunkte für Veränderungen. Ist es nur der betreuende Apotheker oder muss auch die ETH das wieder vermehrt fördern? Das sind Diskussionen, die wir führen müssen, wenn dann die definitiven Prüfungsresultate dieses Jahres da sind. Auch wenn es ein Problem ist, das nicht erst jetzt auftritt. Es tritt jedoch jetzt in aller Deutlichkeit zu Tage, weil bei der neuen eidgenössischen Prüfung das Prüfungsresultat in Galenik nicht mehr kompensiert werden kann mit dem einer anderen Prüfung. Das wird sich dann wohl auch in den Zahlen der erfolgreichen Abschlüsse widerspiegeln. Sie sind eine richtige Allrounderin: Sie unterrichten, Sie schreiben, Sie sind als Apothekerin tätig, Sie haben organisatorische Aufgaben. Gibt es denn auch etwas, das sie überhaupt nicht können? Gab es vielleicht ein Fach, das Ihnen gar nicht lag als Studentin? Schulisch hatte ich eigentlich nie Probleme. Es gibt natürlich verschiedene Sachen, in denen ich nicht gut bin: Ich bin ungeduldig, nicht sehr diplomatisch und ich will zu viel kontrollieren. In der Forschung wollte ich immer das perfekte Experiment machen und es gab dann kaum mehr Raum für TONIKUM Fehler. Dabei kann man aus Fehlern viel lernen und auch Neues entdecken! Etwas, was ich übrigens auch gar ich nicht gut kann, ist tanzen. Mein Gefühl für Rhythmen ist absolut unterentwickelt und lausig. Ist es für Sie zurzeit kein Thema, wieder aktiv in die Forschung einzusteigen? Ich habe bei Herrn Detmar jetzt die schöne Chance eine Doktorandin und einen Doktoranden mitzubetreuen und bei ihren Projekten mitzudenken. Das mache ich enorm gerne. Ich möchte mich mehr und mehr in diese Projekte vertiefen, die ja auch ein bisschen an das anknüpfen, was ich früher gemacht habe. Auch die Erarbeitung von Inhalten für das Buch, das ich mit R.D. Cummings (Koryphäe auf dem Gebiet der Glykobiologie) schreibe, ist eine Art der wissenschaftlichen Tätigkeit. Es geht dabei um klassische Arbeiten, die die Grundlage der heutigen Glykobiologie bilden. Wenn man sich solche Inhalte erarbeitet aufgrund von frühen Arbeiten und versucht, die Geschichte hinter diesen Entdeckungen aufzuspüren, dann ist das auch eine Form von Forschung. Und eine, die mich heute mehr reizt, als mich noch mal zwölf Jahre z.B. mit ICAM-1 (intercellular adhesion molecule-1, meine ehemaliges „favorite protein“) zu befassen. TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 Ihr Forschungsgebiet ist ja die Glykobiologie. Wo sehen Sie denn das Zukunftspotential der Glykobiologie. In welchen Bereichen wird sie wichtig sein in Zukunft? Heute ist sie pharmazeutisch wichtig im Bereich der therapeutischen Glykoproteine, von denen schon eine ganze Menge im Handel ist, z.B. EPO, Antikörper und Hormone. Man spricht aber auch über veränderte Glykosylierung im Zusammenhang mit Krebserkrankungen. Da gibt es schon lange Bestrebungen für Impfstoffe. Die waren bisher aber nicht er«Ich unterrichte folgreich, gerne.» da es nicht so einfach ist, eine effiziente Immunantwort gegen Zuckerstrukturen hervorzurufen. Die Glykobiologie ist ein Gebiet, welches expandiert und wo sehr aktiv geforscht wird. Ich glaube, die Gykosylierung ist auch ein Schlüssel zum Verständnis von komplexen physiologischen Prozessen und deren Regulation. Wir wissen, dass Glykosylierung entscheidend an Zell-Zell Kommunikation beteiligt ist und das ist natürlich ein enorm grosses Feld. Um zurückzukommen auf die therapeutischen Proteine: Mal ganz provokativ gefragt, ist die Glykosylierung Fluch oder Segen? Da es ja auch Probleme mit deren Immunogenität gibt. Wenn man in diesem Zusammenhang von Fluch spricht, bezieht sich das wohl auf die Komplexität der Glykosylierung, die mit unseren wissenschaftlichen Methoden immer noch nur beschränkt erfassbar und kontrollierbar ist. Es bezieht sich auch auf die Schwierigkeit, Immunogenität therapeutischer Glykoproteine vorauszusagen. Gleichzeitig übt diese Komplexität aber auch eine grosse Faszination aus. Und wenn sich durch leichte Veränderungen der Gykosylierung in einem Molekül dessen therapeutische Wirkung optimieren lässt, dann ist sehr das doch ein Werkzeug, das man als Segen betrachten muss! Während Ihrer Vorlesungen haben Sie ja viel Kontakt zu den Studierenden. Was finden sie gut und wo würden Sie sich Verbesserungen wünschen? Ich unterrichte sehr gerne. Ich habe auch gerne geforscht, aber unterrichten tue ich noch lieber und das liegt auch an den Studierenden. Es ist etwas, was mir das Gefühl gibt, ich mache etwas Sinnvolles. Das Gefühl einem jungen, intelligenten Menschen vielleicht etwas auf den Weg mitgeben zu können oder jemanden zu unterstützen auf seinem Weg, in seinem 9 10 Ausgabe 9 11/2011 Denken und wenn möglich auch in seinem kritischen Denken. Das ist enorm befriedigend. Ich habe es auch gern, wenn Studierende nach vorne kommen und mit mir diskutieren. Ich lerne auch von ihnen. Auch diese Essays vom Wahlfach zu lesen, macht mir oft viel Freude. Da entdecke ich sowohl wissenschaftliche, als auch journalistische Talente. Letztes Jahr gab es einen Text, da musste ich laut lachen, weil der Text so gut war. Inhaltlich gut und saugut geschrieben. Ich habe auch den Vergleich zu Tschechien, wo ich jeden Herbst eine Woche in Prag unterrichte. Da sehe ich auch Unterschiede. In Tschechien hat es, denke ich, mehr Studierende aus sehr einfachen Verhältnissen, welche eine wahnsinnige Lust und auch den Willen haben viel zu lernen und einen mit Fragen löchern. Bei unseren Studierenden habe ich manchmal das Gefühl, man habe eine gewisse Sattheit und die Erwartungshaltung, dass die Dozierenden auch sehr viel liefern müssen und wenn es dann nicht gut herauskommt an der Prüfung, dann heisst es: „Das haben Sie aber nicht gesagt. Das war nicht klar.“ Aber es wurde nicht nachgefragt. Manchmal vermisse ich das Feuer und auch die Eigenverantwortung für die Inhalte, die man lernen will. ase & mag TONIKUM TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 11 Questionnaire Dieser Fragebogen wurde dem durch Marcel Proust berühmt gewordenen Questionnaire de Proust nachempfunden, der in jüngster Vergangenheit von Bernard Pivot und James Lipton weiterentwickelt worden ist. Er soll uns eine im normalen Interview unzugängliche Seite des Befragten näher bringen. Welches Wort mögen Sie? Welches ist Ihr Lieblingsmedikament? Farbe Wahrscheinlich Aspirin Welches Wort mögen Sie nicht? Stress Welches Geräusch mögen Sie? Wasserrauschen. Also nicht in Leitungen, sondern von einem Bach oder dem Meer. Welches Medikament mögen Sie nicht? Statine Was mochten Sie am Kind-Sein? Welches Geräusch mögen Sie nicht? Ich hatte als Kind eine Zeit, in der ich nicht wusste, dass man an mich irgendwelche Erwartungen stellt. Diese Narrenfreiheit war schön. Bässe von Musik, die durch Wände dröhnen. Was mögen Sie am ErwachsenSein? Welches ist Ihr Lieblingsmonosaccharid? Die Freiheit, seinen eigenen Weg einzuschlagen. Glukose, die kann man vergären zu Ethanol. Ich trinke nämlich gerne Wein. Was werden Sie am PensioniertSein mögen? Welches Monosaccharid mögen Sie nicht? Hmm, I have never met a carbohydrate I didn’t like! Die freie Zeitgestaltung. Und was ich nicht schätzen werde ist das Altsein! Falls Gott existiert, was würden Sie ihn gerne sagen hören, wenn Sie am Himmelstor erscheinen? Dass ich mein Leben gelebt habe. 12 Ausgabe 9 11/2011 TONIKUM New Round of Influenza A virus After a hot summer, once again autumn is back with its low temperatures, humidity and a periodic guest which we know all too well: the seasonal flu. From a scientific point of view, something is different this year. For those of you who happened to take a look at the August issue of Science magazine, a remarkable article might have caught your attention. A Neutralizing Antibody Selected from Plasma Cells That Binds Group 1 and Group 2 Influenza A Hemagglutinins, published by Dr. Davide Corti et al. from the Institute for Research in Biomedicine (IRB) in Bellinzona, may open the door to the production of a vaccine against this virus. Through a single-cell culture method for screening a large number of plasma cells, the research group of Dr. D. Corti directed by Dr. Antonio Lanzavecchia isolated a neutralizing monoclonal antibody which recognized the hemagglutinin (HA) glycoprotein of all 16 subtypes and neutralized both group 1 and group 2 influenza A virus. Some general facts about flu The seasonal flu is often mortal in the elderly and in immuno-compromised patients; therefore it is a primary health concern. There are two subtypes of influenza virus which are epidemic in humans, H1N1 and H3N2. The two main mechanisms which a pandemic influenza may originate from are the direct transmission from animal to man (which was the case of the Spanish flu in 1918 which resulted in the death of 50100 million people) and TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 the re-assortment of avian influenza subtypes with human influenza subtypes. The nucleocapsid of the virus contains a single strand of RNA, an RNA polymerase and viral glycoproteins: neuraminidase (NA) and hemagglutinin (HA). The classification of subtypes of influenza viruses is based on 9 types of neuraminidase and 16 types of hemagglutinin. The second glycoprotein is the study subject of the research team led by Dr. D. Corti. Selection of the antibody The research team selected the monoclonal antibody FI6 which is able to bind to the hemagglutinin group 1 and 2 in vivo. FI6 is a combination of the heavy variable region VH3-30*18 and the light variable region kappa VK4-1*01, with a long heavy chain complementary-determining region 3 (HCDR3) and a large amount of somatic mutations in both VH and VK genes. Another clonally related antibody (FI370) was found during studies conducted in November 2009. In addition to this antibody a FI6GL version was produced. This version was clonally related to the antibody FI370 and an antibody which contains all the mutations shared by FI6 and FI370 representing the evolutionary branching point (FI6/370-BP). 13 FI6 neutralized group 1 and 2, FI6 and FI370-GL bound HA and neutralized viruses of group 1 but not those of group 2, whereas FI6/370BP bound group 1 and with low efficiency group 2 HAs. This information led to the optimization of the antibody FI6 variant which lacks unnecessary somatic mutations in the framework regions. A variant called FI6v3 showed binding and in vivo neutralizing properties comparable to those of FI6.1 Therapeutic efficacy of FI6 and FI6v3 in vivo The efficacy of FI6 was tested in vivo in mice lethally infected with A/Puerto Rico/8/34 (H1N1) virus. It was shown that FI6 and FI6v3 were completely protective if administered at 4mg/kg and partially protective at 2mg/kg. FI6v3 also demonstrated its efficacy when injected at 15 mg/kg one or two days after infection. As reported in the article of Dr. D. Corti, FI6 is identified as the first example of a neutralizing monoclonal antibody for potential use against all influenza A viruses. At the moment we can only hope that the clinical trials yield positive results and that we will see a vaccine on the market soon; perhaps the virus has only a few more Ausgabe 9 11/2011 14 TONIKUM rounds to play. More information on the structure and the mechanism of action of the antibody can be found in the paper itself. The entire editorial team hopes that you are cautious in the autumn and wishes you a healthy season far away from any cold(s). sgh WHO Tweets (@WHOnews) Decrease in the number of #malaria deaths from 985,000 in 2000 to 781,000 in 2009 #endmalaria (17.10.) #Malaria can decrease GDP by as much as 1.3% in countries with high disease rates #endmalaria (17.10.) Source A neutralizing antibody selected from plasma cells that binds to group 1 and group 2 influenza A hemagglutinins, D. Corti et al., Science, 333 850 (2011) Skript Medicinal Chemistry, J.Hall ETH, March 2011; “Drugs-Influenza” This Day in Music, October 13th: Why don‘t you all ffff-fade away (13.10., by @TheWho) People affected by guineaworm disease are often unable to attend school, to farm or to do other work (5.10.) @MatthewsMichele Happy 88th birthday to your granny! And safe driving - no tweeting while driving, please.. ;-) (1.10.) TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 Sicherheit Wer im Labor arbeitet, dem passieren Fehler, welche allerdings meistens keine schlimmen Auswirkungen haben. Der eher laxe Umgang von Studierenden mit Säuren ist zur Genüge an diversen Laborkitteln dokumentiert. Sollte jemand das Studium ohne Säurelöcher absolvieren, dann kann man davon ausgehen, dass er Teamwork anders definiert (Toll, ein anderer machts). Nun zu den oft verwirrenden Bestimmungen im Labor. Man sammelt chlorierte und nicht chlorierte Lösungsmittel getrennt, um Entsorgungskosten zu sparen. Das heisst jetzt aber nicht, dass Kochsalzlösung (NaCl) in den chlorierten Abfall gehört. Ansonsten besässen wir auf der Erde eine Sonderdeponie im Umfang von 1,338 Mrd. km³. Sondern in den chlorierten Abfall gehören eben nur chlorierte Lösungsmittel. Noch besser ist es, wenn man Salpetersäure bei den Lösungsmitteln entsorgt. Für die Chemiker unter euch: Und? Wer hat es erraten? Ja! Da kann Nitroglycerin entstehen. Dies kann dazu führen, dass erfahrene LabormitarbeiterInnen an den Lösungsmittelbehältern nur auf Zehenspitzen vorbeigehen. Auch 15 die unscheinbare Verwechslung von NaCl mit NaF kann das Resultat eines Versuches in gefärlicher Weise beeinflussen. So kann Flussäure entstehen, welche in der Lage ist, Glasbehälter aufzulösen. Aber das absolut Beste, was ich im Studium mitbekommen habe, ist ein Kommentar im Biologiepraktikum des 4. Semesters: „ Muss man bei den 1000 μl - Pipetten vor dem Pipettieren die Schutzkappe entfernen?“ (Der Kommentar wurde aus dem Erinnerungsvermögen des Journalisten rekonstruiert und kann gewissen Variationen unterlegen sein). Wenn ihr einen Assistenten die Decke hinaufgehen sehen wollt, probiert es doch einmal im Praktikum aus. Zum grössten Teil kann man die Sicherheit im Labor mit gesundem Menschenverstand gut aufrecht erhalten. An der ETH Zürich werden Unfälle vielseitig erfasst und die Sicherheit laufend erhöht. Die Erfassung der Unfälle geschieht über drei verschiedene Kanäle: Die Personalabteilung erfasst Unfälle an der gesamten ETH, welche in Arbeitsausfällen münden. Kleinere Unfälle werden über die Betriebssanität und die Alarmzentrale erfasst. Trotz dieser Absicherungen liegt die Dunkelziffer doch noch in einem hohen Bereich. skl 16 Ausgabe 9 11/2011 Prüfungsstatistiken Basisprüfung Obligatorische Fächer 2. Jahr TONIKUM TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 Obligatorische Fächer 3. Jahr MIPS Fächer 17 18 Ausgabe 9 11/2011 TONIKUM Pharming - Drugs in your Cornflakes Als „Pharming“ bezeichnet man die Expression therapeutischer Proteine in transgenen Nutzpflanzen, der Begriff selbst ist eine Kombination aus farming und Pharma. Ursprünglich galt diese Herstellungsweise für Biologicals als Lösung des Kostenproblems bei deren Produktion – zahlreiche Hindernisse wie Umweltrisiken und Biosicherheit dämpften die Euphorie jedoch beträchtlich. Nach der Desillusionierung gelingen nun erste Versuche, dem Pharming mit kreativen Ansätzen eine neue Blüte zu bescheren. „Rüebli sind gesund!“ – diese alte Weisheit könnte bald eine neue Bedeutung für Patienten mit der Gaucher-Krankheit erhalten: das Enzym Glucocerebrosidase, dessen Mangel genetisch bedingt ist und Leber- sowie Knochenprobleme verursacht, kann neuerdings in transgenen Karottenzellkulturen hergestellt werden. Das so gewonnene rekombinante Enzym Taliglucerase alfa besticht durch tiefere Herstellungskosten und eine höhere Halbwertszeit als die heute eingesetzte Glucocerebrosidase, die alle zwei Wochen injiziert werden muss und zu Therapiekosten von 200 000 U.S.-Dollar pro Jahr führt. Taliglucerase alfa von Protalix Biotherapeutics wird seine Marktzulassung voraussichtlich am 1. Mai 2012 erhalten, nachdem es die Phase III der klinischen Studien Ende 2009 erfolgreich abgeschlossen hat. Mit der Zulassung wird es das erste pflanzenbasiert hergestellte Biological, das von der FDA für eine pharmazeutische Anwendung genehmigt wurde. Essbare Impfstoffe Das Interesse an plant-made pharmaceuticals (PMPs) wurde 1989 geweckt geweckt, als ein Paper in Nature erschien, das zeigte, wie w monoklonale Antikö Antikörper in Tabakpflanzen produziert werden können. Diese „plantibodies“ „pla hatzwei Vorteile: sie ten zw waren bedeutend ware günstiger (ein Kilogramm kostete 100 U.S.-Dollar statt 3 Millieinfacher onen) und zudem zu TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 aufzureinigen, da keine tierischen Pathogene zu entfernen waren. Die Erfolgsstory ging weiter, als 1995 eine Forschungsgruppe aus Texas unter Leitung von Charles Arnzten ein Paper in Science veröffentlichte, das von einem „essbaren“ Impfstoff berichtete. Dabei handelte es sich um genetisch modifizierte Kartoffeln, die ein immunogen wirkendes Choleraprotein produzierten und dadurch einen Impfeffekt auszulösen vermochten. Nachdem die immunisierende Wirkung in Mäusen, die von den Kartoffeln gefressen hatten, gezeigt wurde, plante man, den Impfstoff in Entwicklungsländern einzusetzen, da er in dieser Form nicht gekühlt werden muss. Einen anderen Weg ging die Firma Large Scale Biology Corp. in den Neunzigern, die das Ziel verfolgte, einen Impfstoff gegen Lymphome herzustellen. Hierzu wurden Tabakpflanzen mit einer Flüssigkeit eingesprüht, die Tabakmosaikviren mit dem entsprechenden Gen enthielt. Die temporär transgenen Blätter produzierten in nur 14 Tagen brauchbare Mengen an Antigenen. In Mäusen funktionierte er gut, sodass man annahm, dass man einem Patienten einen Impfstoff gegen seinen Lymphomtypen in wenigen Wochen liefern kann. Ausserdem hoffte man, dass die Methode eher akzeptiert werden würde, weil die Pflanzen nur so lange transgen sind, bis sie ihre Blätter abgeworfen haben. All die- 19 se Erfolge führten dazu, dass Mitte der Neunziger 180 Firmen an Pharmingprojekten forschten. Bald jedoch ergaben sich die ersten Probleme. Die Ausbeute an Proteinen reichte oftmals nicht aus, zudem erwies sich die Aufreinigung als schwierig. Bei den essbaren Impfstoffen bremsten starke inter-individuelle Unterschiede in der Antigenmenge der Pflanzen die Entwicklung. Im Übrigen war das Interesse der grossen Pharmafirmen an Pharmingansätzen eher verhalten, da sie einerseits die regulatorischen Hürden bei der Food and Drug Administration (FDA) scheuten, die für die Zulassung der neuen Produktionsweise zu nehmen wären; andererseits kümmerten sie sich nicht besonders um die Produktionskosten, weil diese verglichen mit den klinischen Studien vernachlässigbar sind. Kontamination nichttransgener Ernten Eine besonders starke Abschreckung war jedoch das PR-Desaster der Firma Prodi-Gene Inc. Sie liess ein Feld in Nebraska mit transgenem Mais, der einen Impfstoff für Schweine exprimierte, bepflanzen. Problematisch wurde dies, als unter den Sojabohnenpflanzen, mit denen das Feld danach bestellt wurde, Überreste der transgenen Maispflanzen gefunden wurden. Das U.S. Department of Agriculture (USDA) stellte eine Busse von 250 20 Ausgabe 9 11/2011 000 U.S.-Dollar aus und zwang ProdiGene dazu, 3 Millionen für das Aufkaufen und Vernichten der verseuchten Sojabohnen zu bezahlen. Zum einen verschärfte das USDA daraufhin die Auflagen für Feldversuche, zum andern wuchs der Widerstand von Aktivisten und Bauern gegen den Gedanken an „drugs in your cornflakes“, besonders in bzw. aus ihrer Region. Dies führte beispielsweise dazu, dass die Firma Ventria Bioscience ihren gentechnisch veränderten Reis, der aufgrund zweier zusätzlicher Proteine aus der Muttermilch gegen Durchfall wirksam sein sollte, nicht wie zuerst geplant in Kalifornien oder Missouri, sondern in Kansas pflanzen liess, da dort traditionell kein Reisanbau betrieben wird. Durch die physikalische Isolation konnte das Risiko der Transformation nicht-transgener Pflanzen vermindert werden. Dem Problem der Verbreitung durch Samen während Ernte, Transport und Weiterverarbeitung entgegnete man durch spezielle Farmmaschinen und eine Anlage zur Prozessierung und Lagerung, die nur für den genetisch modifizierten Reis benutzt wurde. Viele Ökologen und Pflanzenwissenschaftler standen dem Pharming von Beginn an skeptisch gegenüber. Zur Problematik der versehentlichen Vermischung von transgenen und nicht-transgenen Pflanzen kommt diejenige der Biosicherheit hinzu. Mitglieder eines TONIKUM Ökosystems können nämlich durch den exogenen Wirkstoff gefährdet sein. So besteht bei Feldern unter freiem Himmel das Risiko, dass Tiere oder Menschen ungewollt grössere Mengen wirkstoffenthaltender Nutzpflanzen, die ja ursprünglich auf möglichst guten Geschmack und Nährstoffreichtum «Viele Ökologen standen dem Pharming von Beginn an skeptisch gegenüber.» gezüchtet wurden, verspeisen. Aufgrund der vielen Risiken sahen viele Firmen davon ab, Nutzpflanzen zur Produktion von Pharmazeutika zu verwenden. Monsanto stellte die Forschung an PMPs sogar vollständig ein. In den grossen Pharmafirmen konzentrierte man sich auf Bakterien, Pilze und Säugerzellkulturen zur Expression von Biologicals. Doch auch die geläufigen Expressionssysteme sind nicht unproblematisch. Prokaryoten eignen sich beispielsweise nicht für die Herstellung komplexer therapeutischer Proteine, Pilze zeigen Differenzen in post-translationalen Modifikationen (PTM) und Säugerzellkulturen führen zu hohen Kosten, Schwierigkeiten im scale-up sowie potentiellen Kontaminationen durch humanpathogene Viren und Prionen. Pflanzliche Vektoren TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 21 bieten dagegen hohe Ausbeuten, während Protalix wie eingangs tiefe Kosten und die Möglichkeit, erwähnt auf Pflanzenzellsuspensiden Output bei steigender Nachonen setzt und sich von der transfrage oder zu geringer Ausbeute genen Technologie mit ganzen leicht zu erhöhen, weil sich der Pflanzen betont distanziert. Eine „Bioreaktor“, also das Feld, prinzineue Methode zur Expressionsverpiell problemlos vergrössern lässt. besserung wurde zudem von Icon Ausserdem lassen sich in Pflanzen Genetics entwickelt. Sie benützt fast alle PTM der Säugerzellen in Bakterien, um transgenbeladene die rekombinanten Proteine einfühViren in Tabakpflanzen zu bringen. ren, wie beispielsweise GlykosyDazu werden die Pflanzen in eine lierungen, proteolytische SpaltunLösung getunkt, die Agrobacterium gen und Oligomerisierungen, die mit Tabakmosaikvirus-DNA entfür Bioaktivität, Pharmakokinetik, hält, welche das gewünschte Gen Stabilität und Löslichkeit von Biobeinhaltet. Das Bakterienbad, gelogicals essentiell sind. Unglücklifolgt von ein paar Sekunden Vakucherweise können sich diese vom um, bringt viel mehr Viren ins BlattMenschen derart unterscheiden, gewebe als das blosse Ansprühen dass die Proteine, falls sie injiziert der Blätter mit virenenthaltender werden, vom Immunsystem als Flüssigkeit. Mit dieser so genann„fremd“ erkannt werden und unerten „Magnifection“ steigert sich wünschte Immunreaktionen auslöMenge der produzierten Biologisen können. Knock-out-Ansätze, cals auf das Hundertfache, sodass bei denen die Enzyme, welche die weniger Nutzpflanzen benötigt entsprechenden werden und eine immunogenen kommerzielle «Der „Bioreaktor“, Modifikationen indoor-Produkalso das Feld, lässt sich tion realisierbar einführen, gentechnisch aus wird. Zusätzlich prinzipiell problemlos den Pflanzen verkürzt sich die vergrössern.» entfernt werden, Entwicklungswerden aber bezeit im Vergleich reits erfolgreich angewendet. zur vollständig transgenen Pflanze von ein bis zwei Jahren auf ein paar Wochen, was die Technik Revival dank Kreativität auch für die Impfstoffherstellung Die zahlreichen Nachteile und interessant macht. Erste Tests mit Rückschläge zwangen die Firmen Grippe- und Anthraximpfungen dazu, neue Wege zu gehen. So sind im Tierversuch erfolgreich, benützt SemBioSys Genetics Inc. weitere gegen Malaria und die die eher unkontroverse FärberdisSchlafkrankheit sind in Planung. tel (Carthamus tinctorius L.) für die rekombinante Insulinproduktion, TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 22 Was für ein Schicksal blüht dem Pharming? Zweifellos haben PRDesaster und praktische Probleme die Euphorie der Neunziger empfindlich gedämpft. Intelligente Strategien zur Eindämmung der Transgenausbreitung sowie neue, effizientere Technologien führten aber dazu, dass der Trend wiederum in Richtung grossflächiger Herstellung von therapeutischen Proteinen geht. Momentan versucht man, mit eher unproblematischen Projekten wie Impfstoffen für Entwicklungsländer eine Marktzulassung zu erlangen und Bedenken bezüglich Sicherheit und Umweltrisiken abzubauen. Gelingt dies, wird darauf wohl eine Vielzahl weiterer in Pflanzen exprimierter Biologicals folgen. Ob die Rüebli dann in Zukunft immer noch so gesund sind, wird sich weisen. ssm Quellen: Kaiser, J. Science 320, 473-475 Stewart, C.N., Jr. Nat. Biotechnol. 26, 1222-1223 www.protalix.com/ (25.9.2011) WHO Tweets (@WHOnews) Health-care costs for noncommunicable diseases can quickly drain household resources, driving families into poverty #ClosetheGap #SDOH (20.10) In low-income countries, average life expectancy is 57. In high-income countries? 80 #ClosetheGap #SDOH (19.10.) TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 23 Doping im Breitensport Doping im Spitzensport ist ein bekanntes Problem. Doping im Breitensport dagegen wird weitgehend tot geschwiegen. Doch was Profisportler vormachen, ahmen tausende Freizeitsportler nach. Worüber unterhalten sich ambitionierte Radfahrer in öffentlichen Internet-Foren? Nein, nicht bloss über den neuesten Stand der Fahrradtechnik und schöne Trainingsstrecken... Anfrage von Speedy „Hier scheinen ja einige zu sein, die sich mit der Materie auskennen. Ich wollte mal eine Idee vorstellen: Im Januar/Februar Hier liegt der Schwerpunkt bei relativ hohen Umfängen im Grundlagenausdauer und Kraftausdauertraining. Zusätzlich etwas Schnellkraft (Sprints zw. 6-20 Sekunden): e10d 250mg Sustanon i.m. ed 10mg Winnie (oral) / allerdings nur an den Trainingstagen, dann immer morgens Das Ganze über ca. 6 Wochen. Danach absetzen. Macht es Sinn die Zeit danach mit Primobolan zu verlängern, oder lieber länger Testo/Sustanon? Um vielleicht noch etwas Fett zu verlieren eventl. ECA Stack, das mach ich vom Gewicht abhängig. Meist verliere ich schon durch das Testo deutlich an Fett. Von T3 habe bisher immer die Finger gelassen. Ich hatte zuviel Respekt vor den NW, bzw. kenn mich da auch nicht richtig aus. Bringt es wesentlich mehr? Wie hoch sind die NW in der Dosierung die Ausdauersport in Frage kommt? Anschliessend wollte ich vielleicht mal einen Block mit Oral Turinabol testen (hatte ich bisher keine Quelle für, jetzt aber). Reicht das only, oder besser auch mit Testo? Wieviel Pause sollte man machen, oder überhaubt keine Pause? EPO und HGH habe ich bisher keine zuverlässige Quelle/ bzw. viel zu teuer. Wieviel mehr bringt es wirklich?“ Erwiderung von Racer „Erstmal WELCOME on Board! Der Reihe nach: Sustanon ist ja ein Testo-Mix, von daher eine nicht so hohe HWZ wie Enanthat oder Cypionat. Wenn Du nur e10d injizierst, würde ich eher Enanthat oder Cypionat (mein persönlicher Favorit) nehmen, da Du sonst höheren Schwankungen unterliegst. Wie wären denn 125-200mg e5d? 10mg Winnis ed - Puhh, schwierig zu sagen. Warum Winnis? Wenn Du Kraft möchtest, keine gute Wahl. Ausserdem trocknet es die Sehnen aus und ich denke, dass 24 TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 kann man als Radsportler (insbesondere bei Sprints) überhaupt nicht gut gebrauchen. Stichwort Verletzungsrisiko? Ich würde eher das testo höher dosieren und solche Scherze wie Winnis oder Turinabol etc. weglassen. Wenn Du NICHT getestet wirst, wären 100150mg Deca e5d dazu eine Alternative. Kann man auch in einer Spritze mit dem Testo aufziehen. Wenn Du getestet wirst, BLOSS NICHT machen. Warum nur 6 Wochen? Finde ich persönlich zu kurz. Wie wäre es mit 8 Wochen langes TestoEsther, dann für zwei Wochen auf Propionat und damit langsam ausschleichen. Ist nicht so effektiv wie absetzen mit Clomid, aber die Nachweisbarkeit davon ist zu hoch. Dann lieber Testo-Prop oder noch bessser Suspension nehmen und bis zu 10mg ed runter gehen. Der Körper kommt auch so wieder auf die Beine, zumal die Dosierung vorher ja eher moderat war. Oral Turinabol halte ich persönlich GAR NIX von. Dann nimm lieber wie schon gesagt Testo. Du wirst nichts finden, was in einer solchen Dosierung so gut verträglich ist, so wenig NWs hat, so kurz nachzuweisen ist und dabei so viel Kraft bringt. Zu EPO und HGH: HGH bringt gut was in Verbindung mit T3 oder auch Insulin. T3 ist für mich die letzte Eskalationsstufe beim ab- nehmen. Funktioniert natürlich super, ist aber auch am gefährlichsten. ECA Stack (ein richtiger, keine deutschen Produkte mit PseudoKram drin) tuts schon wie Hölle und beim Körper eines Radfahrers erst recht. Ich nehme da immer Yellow Cabs von D&E, gibt aber auch gute andere Sachen. Und das EPO es tut, ist ja wohl unbestritten. Sonst würde es doch nicht jeder nehmen, der ernsthaft etwas reissen möchte im Radsport, oder? Ist leider so, aber ich denke es gibt nur sehr sehr sehr wenige, die es nicht nutzen in der Weltspitze. Vielleicht auch keinen. So, ist etwas viel geworden, hoffe Dir geholfen zu haben.“ Im Klartext Bei den genannten Präparaten handelt es sich in erster Linie um muskelaufbauende Anabolika (Sustanon, Winstrol, Promobolan, Oral-Turinabol, Propionat, Cypionat, Enanthat, Deca). Mit OralTurinabol wurden DDR Athleten in grossem Stil gedopt. T3 bezeichnet das Schilddrüsenhormon Trijodthyronin, welches den Stoffwechsel beschleunigt. EPO ist das Nierenhormon Erythropoetin, welches an der Bildung der roten Blutkörperchen beteiligt ist. HGH steht für human growth hormone, ein Wachstumshormon. ECA-Stack ist ein Kombinationspräparat aus Ephedrin, Koffein und Aspirin, das in Fitnesskreisen als Fatburner eingesetzt wird. Clomid schliess- TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 lich enthält einen selektiven Östrogen Rezeptor Modulator, der missbräuchlich dazu verwendet wird, nach Absetzen von Anabolika die körpereigene Testosteronproduktion in den Hoden wieder anzukurbeln. Gespräche wie den obigen Chat zwischen den zwei Radfahrern gibt es unter Breitensportlern zu tausenden. Exemplarisch sieht man hier, wie leichtsinnig viele verschiedene – teils wegen starker Nebenwirkungen offiziell vom Markt zurückgezogene – Präparate ausprobiert werden und die dabei gemachten Erfahrungen untereinander ausgetauscht werden. Typisch ist auch das fehlende oder ausgeblendete Bewusstsein gesundheitlicher Risiken, insbesondere über mögliche Langzeitfolgen. Epidemiologie Wie häufig ist Doping im Breitensport? Da es im Breitensport praktisch keine Dopingkontrollen und nur wenige Studien zum Thema gibt, ist die Zahl schwierig abzuschätzen. Eine Studie der Universität Lübeck schätzt die Zahl von 25 Breitensportlern, die Anabolika oder andere Substanzen missbrauchen, bundesweit auf 200‘000. Eine Umfrage in Fitnessstudios im Grossraum Hamburg kommt zum Schluss, dass jeder vierte männliche Freizeitsportler, der in einem kommerziellen Fitnessstudio trainiert, leistungssteigernde Medikamente einnimmt. Bei den Frauen sollen es 14 Prozent sein. Der Sportmediziner Wilfried Kindermann von der Universität Saarbrücken schliesslich schätzt: „Etwa jeder fünfte Breitensportler ist gedopt.“ Es gibt keinen Grund anzunehmen, dass die entsprechenden Zahlen in der Schweiz stark von jenen in Deutschland abweichen. Am häufigsten werden im Amateursport Anabolika, Wachstumshormone und Schmerzmittel missbraucht. Besonders betroffen ist dabei die Bodybuilderszene. „Es gibt immer mehr Jugendliche, die schon mit 14, manchmal sogar mit zwölf Jahren Pillen schlucken und sich Spritzen setzen, um dickere Arme zu bekommen“, sagt der Ex-Bodybuilder und Gründer einer Anti-Doping Initiative, Jörg Börjesson. Börjesson berichtet, er Ausgabe 9 11/2011 26 habe sich Jahre nach seinem Anabolikakonsum 400 Gramm Brustdrüsengewebe operativ entfernen lassen müssen und habe heute nicht nur Schmerzen im Bereich der Operationsnarben, sondern auch Magen-Darm-Beschwerden und Bandscheibenschäden. Nebenwirkungen Mit welchen Nebenwirkungen ist bei Hormonmissbrauch zu rechnen? Da Anabolika bei Missbrauch oft massiv überdosiert werden, kommt es zu dramatischen Nebenwirkungen und Spätschäden. Im kardiovaskulären System zu Myokardinfarkt, Arrhythmien, plötzlichem Herztod und Thrombose. In der Leber zu Leberzysten. Bei Männern zu beeinträchtigter Spermatogenese, Hodenschwund bis zur Infertilität, Erektionsstörungen, Glatzenbildung und Gynäkomastie (Vergrösserung der Brustdrüse). Bei Frauen zu Menstruationsunregelmässigkeiten, Infertilität, ovarialer Zystenbildung, Klitorisvergrösserung, Brustverkleinerung, Vertiefung der Stimme und Haarausfall. Aufgrund von Überbeanspruchung kommt es häufiger zu Sehnenrissen. Obwohl die meisten Nebenwirkungen nach dem Absetzen als reversibel angesehen werden, ist zu vermuten, dass gewisse Probleme über Jahre anhalten und es nicht immer zur völligen Rückbildung der Veränderungen kommt. Bei jungen Anabolikakonsumenten ist zusätzlich auf eine Beschleunigung der Knochenreifung (vorzeiti- TONIKUM ger Epiphysenverschluss) zu achten, die zu einer Reduzierung der Endgrösse führen kann. Das Wachstumshormon Somatotropin (HGH – human growth hormone) beeinflusst die Aktivität und den Stoffwechsel nahezu aller Körperzellen (auch von Tumorzellen). Eine unphysiologisch hohe Somatotropinkonzentration führt zu Akromegalie, einer Vergrösserung von Händen, Füssen, Kinn und Unterkiefer, Ohren, Nase und Augenbrauenwülste sowie der Geschlechtsteile. Die Körperproportionen wirken durch dieses Wachstum insgesamt unharmonisch und vergröbert. Ausserdem vergrössern sich die inneren Organe und der Haarwuchs wird angeregt. Aufgrund verstärkter Wasserretention können periphere Ödeme entstehen. Die Stimulantien werden umgangssprachlich als Aufputschmittel bezeichnet und bilden eine grosse Gruppe mit vielen verschiedenen Substanzklassen. Substanzen dieser Klasse, so z.B. Strychnin oder Coffein, zählen zu den ältesten Dopingmitteln. Strychnin greift an Glycin Neurotransmittern im Rückenmark an, unterbindet dort die hemmende Wirkung des Glycins und führt bereits in geringen Dosen zu Krämpfen und Tod durch Atemnot. In sehr geringen Dosen wurde es früher als Analeptikum eingesetzt. Coffein stand bis 2004 ebenfalls auf der Dopingliste, TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 wurde aufgrund seiner ubiquitären Verbreitung allerdings wieder gestrichen. Weiterhin verboten sind Cocain, Amphetamin, Methamphetamin und Ecstasy sowie verwandte Designerdrogen. Sie stimulieren den Sympathikus und steigern somit die Leistungsbereitschaft, verringern die Müdigkeit und unterdrücken Hungergefühle. Die Gefahr bei Stimulantien im Leistungssport besteht darin, dass mit ihnen erreichte Leistungssteigerungen das totale Ausschöpfen der Leistungsreserven bis zum körperlichen Zusammenbruch bewirken können. Im Breitensport steht dagegen eher die Gefahr einer psychischen Abhängigkeit im Vordergrund. Beschaffung Die Beschaffung der Substanzen ist ein Kinderspiel. Mögliche Quellen reichen vom Internet über Bodybuilding Studios und Arztpraxen/ Apotheken bis zu Dealern auf dem Schulhof oder im Sportverein. Es wird geschätzt, dass in Deutschland auf dem Schwarzmarkt mit Doping jährlich 100 Millionen Euro umgesetzt werden. Woher bekommen die Dealer ihre Präparate? Häufig werden Substanzen von Pharmafirmen in Europa legal ins Ausland exportiert und dort von Amateurbodybuildern im Rahmen von Urlaubsaufenthalten oder von organisierten Banden erworben und wieder zurück nach Europa geschafft. Viele Pharmafir- 27 men wissen ganz genau, dass ein Teil ihrer Präparate missbraucht wird. Eine Studie aus dem Jahr 1998 zeigt beispielsweise, dass in Italien EPO das am fünfthäufigsten verkaufte Medikament ist. Die Menge reicht für 40‘000 Patienten – aber es gibt in Italien offiziell nur 3000 Patienten. Der Rest verschwindet auf dem Schwarzmarkt. In den USA wiederum sind 60 Prozent der verkauften Wachstumshormone illegal hergestellt und werden von Sportlern konsumiert. Problematisch ist dabei natürlich, dass auf dem Schwarzmarkt gehandelte Präparate keiner Qualitätskontrolle unterliegen. Man kauft die Katze im Sack. Ein besonders makaberes Beispiel ist HGH aus Osteuropa, das aus Hirnanhangsdrüsen von Leichen gewonnen wird. Der Vorteil für die Sportler: Es ist im Gegensatz zum gentechnisch hergestellten HGH analytisch nicht als Doping nachweisbar. Der Nachteil: Die Gefahr der Erkrankung an HIV, Hepatitis, Creutzfeldt-Jakob und anderen Krankheiten ist gross. Nicht bloss grosse Pharmaunternehmen, auch Ärzte und Apotheker stehen nicht gut da. Eine Umfrage unter steroidmissbrauchenden Bodybuildern in Deutschland hat gezeigt, dass in rund einem Fünftel der Fälle Anabolika ärztlich verschrieben wurden. Bei einem weiteren Fünftel stammen die Mittel aus einer Apotheke. Dr. 28 TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 Gérald Gremion, Sportmediziner, sagte in einem Interview aus: „In der Schweiz bestellen gewisse Apotheken EPO direkt bei Firmen vor allem in Deutschland, den Niederlanden und osteuropäischen Ländern. Die Ampullen werden dann unter dem Ladentisch verkauft und bringen zwei- bis dreimal mehr Profit als die legal verkauf- ker äusserten keine Bedenken, die waren froh, dass sie leicht den Umsatz erhöhen konnten. Ich hatte trotzdem immer grosse Mühe, eine Apotheke zu betreten. Es brauchte dazu mehrere Anläufe und der Puls war dabei höher als im Training. Wenn im Laden andere Leute standen, kaufte ich einfach Lutschtabletten, ging wieder und versuchte es später wieder. Es war eine Tortur. Aber ich wollte EPO nicht einfach über eine Relaisstation beziehen. Ich hatte einfach zu grosse Angst - vor unsauberen Substanzen und dass irgendwann was auffliegen würde.“ ten.“ Diese Praxis wird durch die Aussage von Rolf Järmann, einem ehemaligen Radprofi, untermauert: „EPO musste ich mir selber besorgen. Obwohl das heikel war, kam ich in der Schweiz relativ einfach an EPO. Ich ging immer in Apotheken, bestritt also den offiziellen Weg. Mit einem ärztlichen Rezept konnte ich EPO in jeder Apotheke beziehen. Die Apotheker sind nicht blöd, die wussten genau, wofür ich das brauchen würde. Beim ersten Mal dachte ich zwar, der Mann hinter der Ladentheke würde mich nicht kennen. Doch bereits bei meinem zweiten Besuch sprachen wir übers Velofahren. Die Apothe- Prävention Wie können Apotheken dazu beitragen, den Dopingmissbrauch zu verringern? Bei Stammkunden heisst es Augen offen halten: Eine rasche Zunahme von Muskelmasse bei gleichzeitiger Reduktion des Fettanteils, Auftreten von Akromegalie, zunehmende Aggressivität, Schlaflosigkeit, hoher Verbrauch an Nahrungssupplementen und die Nachfrage nach leistungsfördernden Medikamenten gehören zu den Hinweisen auf Doping. Ausserdem ist es wichtig, bei Abgabe entsprechender Präparate eine sorgfältige Beratung durch- TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 zuführen. 60 bis 80 Prozent der Konsumenten würden sich nach eigenen Angaben vom Doping abhalten lassen, wenn die möglichen Gesundheitsfolgen vermittelt würden. „Männer auf Impotenz mit Hodenatrophie und verminderter Spermienproduktion als mögliche Folge von Doping hinzuweisen, hat oft eine abschreckende Wirkung“, so Christoph Raschka von der Universität Frankfurt. ost 29 Quellen: Ralf Meutgens, Doping im Radsport, Delius Klasing Verlag, 2007 Rudhard K. Müller, Doping, C.H. Beck, 2004 http://www.aerzteblatt.de/ http://www.faz.net/ http://www.spiegel.de/ http://www.cycling4fans.de/ Bilder: http://cdn2.cagepotato.com/wp-content/uploads/steroids-1.jpg h t t p : / / f a r m 4 . s t a t i c . f l i c k r. c o m / 3291/3028867773_f46aa8e786.jpg Impressum TONIKUM Postfach 170, 8093 Zürich www.apv.ethz.ch [email protected] Redaktion Titelblatt Simon Matoori (ssm), Chefredaktor Katja Estermann Rea Signorell (rsi), Vize-Redaktorin Sara Ghidossi (sgh), Reporterin Anregungen, Wünsche & Kritik Stephan Limbach (skl), Reporter gerne an Karina Messmer (ase), Reporterin [email protected] Oliver Stähli (ost), Reporter Druck Muriel Grämer (mgm), Lektorin PrintShop Werd Marisa Schenkel (mas), Lektorin Auflage: 400 Stück Marco Grob (mag), Layouter Ausgaben: 4 pro Jahr TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 30 Swiss Pharmameeting 2011 Seit Jahren schreien die über 1250 Schweizer Pharmastudenten nach einem solchen Event und bald ist es tatsächlich so weit. Das grösste nationale Treffen aller Schweizer Pharmastudenten in der Geschichte wartet am 12. November 2011 in Zürich auf euch. Das Swiss Pharmameeting 2011! Pharmastudenten aus 7 verschiedenen Schweizer Universitäten werden in Zürich einen unvergesslichen Tag ganz nach dem Motto des Events verbringen: Meet Pharma- Meet Friends- Meet Zürich. Meet Pharma Der Tag wird mit einem auch für Nicht-Pharmastudenten zugänglichen Symposium im Auditorium Maximum der ETH beginnen. Es trägt den Titel „School Medicine vs. Alternative Medicine – It’s your Choice! “ Dieses Symposium wird das brandaktuelle und kontroverse Thema der Gegenüberstellung der zwei Medizinarten diskutieren. Nebst Vorträgen zum Vergleich von schul- und komplementärmedizinischen Kopfschmerztherapiemethoden, wird es auch eine wissenschaftliche Podiumsdiskussion mit illustren und namhaften Gästen geben. Ein gesundheitspolitisches Streitgespräch mit Politikern und Krankenkassenvertretern wird das Symposium abrunden. Meet Zürich Die Zürich City Games warten auf euch. Macht euch gefasst auf eine City Tour, wie ihr sie noch nie erlebt habt. Spassfaktor garantiert. Meet Friends Wenn ihr bis jetzt noch an euren besten ETH-Kollegen geklebt habt, wird sich das am Abend leicht ändern. Wolltet ihr nicht schon immer ein Dinner mit einer hübschen Genferin oder eine Party mit einem attraktiven Berner haben? Hugo Stamm, Sektenexperte und Redaktor beim Tagesanzeiger, wird während des Dinners erzählen, wie Wunderheiler und Schamanen ihrerseits Leuten Heilung versprechen. Warum nicht mit dem intelligenten Basler und der charmanten Fribourgeoise darüber diskutieren und anschliessend mit dem humorvollen Lausanner und der Neuchâtelerin mit dem sexy Hüftschwung bis in die Morgenstunden abtanzen. Wie ihr seht, bietet das Swiss Pharmameeting 2011 alles, was das Herz eines Pharmastudenten begehrt und wird umso besser, wenn auch ihr dabei seid. Meet you at the Swiss Pharmameeting 2011 in Zürich! Yoran Beldengrün, Chairman Swiss Pharmameeting TONIKUM Ausgabe 9 11/2011 31 Wir sind eine dynamische und schnell wachsende Gruppe mit rund 27 Apotheken, Drogerien und assoziierten Partnerschaften in der Deutschschweiz. Unsere Kunden stehen im Mittelpunkt und werden von engagierten Mitarbeitenden mit Freude und Kompetenz betreut und beraten. Bei uns sind Sie am Puls des Geschehens. Jungen Akademikern bietet die Topwell-Apotheken AG interessante Möglichkeiten, ins Berufsleben einzusteigen. Wir bieten Ihnen die Chance, Ihre Kompetenzen in einem vitalen Umfeld voll zu entfalten und weiterzuentwickeln. Interessiert? Herr Markus Wetter, Personalleiter, erteilt Ihnen gerne weitere Auskünfte. Topwell-Apotheken AG | Markus Wetter Lagerhausstrasse 11 | 8401 Winterthur Tel. 052 268 80 88 | Fax 052 268 80 81 [email protected] | www.topwell.ch