James Cameron (Regie): AVATAR – Aufbruch nach Pandora
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James Cameron (Regie): AVATAR – Aufbruch nach Pandora
James Cameron (Regie): AVATAR – Aufbruch nach Pandora. Kinofilm: USA 2009 Originalsprache Englisch, Länge der Kinofassung: 161 Minuten, Special Edition: 171 Minuten, Extended Collector's Cut: 178 Minuten, Altersfreigabe der FSK ab 12 Jahre. Regie: James Cameron, Drehbuch: James-Cameron-Produktion: James Cameron, Jon Landau Musik: James Horner, Kamera: Mauro Fiore, Schnitt: John Refoua, Stephen E. Rivkin, James Cameron. Die Zitate, „Jesus hätte heute Filme gedreht“ und „Das Wort ist Film geworden“ so die evangelische Kulturbeauftragten Petra Bahr, erweitern die Möglichkeit der Filmrezensionen um neue Dimensionen. Theologische Reflexionen beziehen so überlieferte Geschichte in aktuelles Verstehen ein. So dürfen wir annehmen, dass James Cameron ein Bildwunder in Szene setzt, was an die Träume Jesu in den Geschichten des Neuen Testamentes erinnert: Die Träume von einer menschlichen Welt und vom Weg dorthin, bzw. den Hindernissen auf dem Weg. Der Zuschauer wird in eine Handlung eingeführt, in der sich eine Welt auf „Haben wollen“, „Anhaften“ und „Ablehnen“ einer seinsbetonten Lebensweise konzentriert, denen die „ungebildeten Wilden“ gegenüberstehen. Erzählte Bildergeschichten zeigen, welche geistigen Einstellungen zu welchen konkreten Handlungen und zu welchen Ergebnissen führen. Ist man mit Formulierungen des Buddhismus vertraut, fallen die Zusammenhänge von Gier, Hass und Unwissenheit nicht nur auf, sie zeigen in logischer Reihenfolge, wohin die späteren Verhaltensweisen den vorausgehenden folgen. Gier führt auch in Zukunft in den Krieg. Traditionsgeschichtlich lassen die Filmemacher mehrere Stränge zusammenfließen. Cameron knüpft erstens geschichtlich an unterschiedliche Traditionen an. Zweitens, greift der Regisseur auf Darsteller zurück, die in ihrer Film-Rolle ihre eigenen Tradition mitbringen: Eytukan, politischer Häuptling der Navi, wird vom Schauspieler Wes Study dargestellt. Wes Study ist indianischen Ursprungs und nicht nur in „Avatar“ überzeugender Darsteller einer untergegangenen Spezies. Faszinierende Filmgeschichte greift auch hier auf Erlöservorstellungen zurück. Christliche Tradition und/oder die Interpretation verschiedener Märchen fordern immer und unumgehbar den Helden, wie das u. a. in den MatrixEpisoden, in Herr der Ringe oder in der Truman-Show der Fall ist. Für alle Filmemacher scheint der Held ein Held der Gegenwart zu sein, nicht mehr nur verborgen in beschreibenden Überlieferungen, sondern mit einem aktuellen „Sitz im Leben“. Christologisch formuliert: Der Erlöser ist eine jetzt lebende Figur, die sich auf ein selbstbestimmtes Leben einlässt. Begeisterung dafür, ist beim Publikum Anno Domini 2009 spürbar. Allerdings geraten auch sehr aufwändige filmische Zwischen-Rufe in konsumorientierter Zeit ebenso schnell in Vergessenheit, vielleicht abgesehen von Gemeindegründungen im Internet, wie Kultregisseur Francis Ford Coppola einmal beklagte. Einen Soldaten, einen Krüppel – einsatzmäßig nicht vorbereitet – lässt Cameron zum Avatar werden. Übung und praktische Meditations- Erfahrungen gehören für die Filmemacher dazu: Sich spüren – im Körper gegenwärtig – dies als Geschenk empfundener Moment. So wird die Umwelt lernend erfahren, die Mitmenschen zu sehen. Das „Ich sehe Dich“, entspricht dem indischen Gruß „Namasté“ = „Ich grüße das Göttliche in dir“: „Ich sehe dich“ jetzt, es ist dieser Augenblick, der mich selbst zugleich im anderen und in der Gegenwart beachtet. So entsteht Wertschätzung. Ein Avatar fällt nicht vom Himmel. Aber er will genau dort hinein, er ist jedoch erst einmal in die irdische Geschichte hinein gekommen. Ihn prägt jedoch Mut und Begeisterung, die durch Alltags- und Gegenwartsübungen in unterschiedlichen Situationen untermauert werden. Die Predigt in der Predigt lässt Cameron, Sigourney Weaver, im Film die Forscherin Dr. Grace Augustin, halten. Sie selbst überzeugte die Navi in der einen, der Seins-Welt – und zugleich Menschen in der anderen Welt, die auf Haben aufgebaut ist. Ihre Predigt ist zugleich Bekenntnis der Filmemacher, denn sie hält sie vor dem Publikum im Raumschiff der Himmelsmenschen. Zur Gegenrede kommt es nicht. Die entscheidenden Personen wissen, dass zu viel auf dem Spiel steht. „Unobtainium“ das gesuchte Edelmetall und Grund der Invasion, lässt sich in keiner anderen Sprache als in harten Dollars umrechnen. Das erleben erstmalig die Navi durch Raketen. Diese Sprache der Himmelsmenschen war ihnen bisher nicht vertraut. Und sogar sie empfinden Mitgefühl beim Anblick, der vor Feuer und Zerstörung fliehenden Navi. „Muss Geschichte immer so weitergehen, oder findet sich jemand, der es vermag, die Dynamik des Kreisels anzuhalten?“, hat sich der Zuschauer gefragt. Neutestamentliche Themen von Glaube und Hoffnung werden erfolgreich nachgefragt. Mit einer Sehnsucht fängt alles an, auch wenn der Film Avatar für die Macher zusätzlich sehr umsatzintensiv und entsprechend irdischen Gewinn bringend ausgewirkt hat. Gerhard Kracht Rz-Avatar-Film, 10.03.11