Schilddrüsenerkrankungen - Sankt Katharinen

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Schilddrüsenerkrankungen - Sankt Katharinen
AmPuls_3_2009:AmPuls 24.09.2009 19:28 Uhr Seite 12
BLICKPUNKT
3/2009
Der Gemeinsame Bundesausschuss
(G­BA) ist das oberste Beschlussgremium
der gemeinsamen Selbstverwaltung der
Ärzte, Zahnärzte, Psychotherapeuten, Kran­
kenhäuser und Krankenkassen in Deutsch­
land. Er bestimmt in Form von Richtlinien den
Leistungskatalog der Gesetzlichen Kranken­
versicherung (GKV) für mehr als 70 Millionen
Versicherte und legt damit fest, welche
Leistungen der medizinischen Versorgung
von der GKV erstattet werden. Darüber hin­
aus beschließt der G­BA Maßnahmen der
Qualitätssicherung für den ambulanten und
stationären Bereich des Gesundheitswesens.
von, medizinische Diagnostik, Behandlun­
gen, Operationen und Pflege von höchster
Qualität zu erbringen – das beweisen auch
unsere Zertifizierungen“ betont die Ge­
schäftsführerin Schwester Oberin M.
Ludgera Stolze – ganz in der Tradition der
Katharinenschwestern, die seit Jahrhun­
derten für eine fürsorgliche Krankenpflege
und medizinische Behandlung in zahlrei­
chen Einrichtungen der Welt stehen. Fach­
übergreifende Schwerpunkte im Sankt Ka­
tharinen­Krankenhaus sind die Stroke Unit,
das Endoprothesezentrum, das Zentrum
für Altersmedizin, das Prostatazentrum,
das Wirbelsäulenzentrum, die interdiszipli­
näre Intensivmedizin sowie die interdiszi­
plinäre Aufnahme­ und Überwachungssta­
tion. Das medizinisch­pflegerische Angebot
reicht von Angehörigenberatung bis Zu­
sammenarbeit mit Selbsthilfegruppen,
auch das Serviceangebot für Kranken­
hausaufenthalte mit Wohlfühlqualität ist
groß. Ganz genau ist alles auf www.sankt­
■ Im Blickpunkt
Schilddrüsenerkrankungen
Wenn Müdigkeit, Herzrasen, Gewichtsver­
lust, Schluckbeschwerden oder ein „Kloß­
gefühl im Hals“ auftreten, dann muss man
immer auch an die Schilddrüse denken.
Auf dem Weg zur eindeutigen Diagnostik
tastet der Hausarzt mit den Fingerkuppen
zunächst das Areal am Hals ab (Palpation)
und bestimmt im Rahmen der Laborunter­
suchungen die Schilddrüsen­Hormone
TSH, FT 3, FT 4. Darüber hinaus wird in ei­
ner Sonographie die Schilddrüse per Ultra­
schall untersucht. Sind Knoten sichtbar
oder spürbar, wird zudem ein Schilddrüsen­
Szintigramm erstellt. Das ist eine nuklear­
medizinische Untersuchungsmethode, die
mithilfe schwacher radioaktiver Substan­
zen Schilddrüsengewebe darstellt. Damit
kann man so genannte „kalte Knoten“ von
„heißen Knoten“ unterscheiden. „Kalte Kno­
ten“ sind Gewebsanteile, die sich an der
Hormonbildung nicht mehr beteiligen. Sie
können Vorstufe zu einem bösartigen
Schilddrüsen­Karzinom sein und sollten –
insbesondere wenn sie rasch an Größe zu­
nehmen und zusätzlich Heiserkeit verur­
sachen – entfernt werden. „Heiße Knoten“
sind Gewebsveränderungen, die verstärkt
Jod aufnehmen und unkontrolliert Hormo­
ne ausschütten. Zur Normalisierung der
Schilddrüsen­Überfunktion müssen auch
sie entfernt werden. Bei Verdacht auf ei­
nen bösartigen Tumor muss im betroffenen
Bereich der Schilddrüse unter sonografi­
schen Sichtbedingungen eine Feinnadel­
Punktion durchgeführt werden – zur histo­
logischen Sicherung der Diagnose „Schild­
drüsen­Karzinom“, die allerdings relativ
selten ist. Am häufigsten von allen Schild­
drüsen­Erkrankungen ist eine Drüsen­
schwellung am Hals, die man lateinisch
„Struma“, im Sprachgebrauch „Kropf“
nennt und auf Jodmangel zurückzuführen
ist. Dabei kann es sich um eine gleichmä­
ßige Vergrößerung der Schilddrüse (Stru­
ma diffusa) oder eine knotige Vergröße­
rung (Struma nodosa) handeln. Unter der
Behandlung mit jodhaltigen Lebensmitteln
und/oder Jodid (Tabletten) kann sich eine
Struma auch zurückbilden. In höherem Le­
bensalter neigt sie zur Knotenbildung und
kann bösartig werden. Bei allen Patienten
kann sie die Luftröhre einengen und Schluck­
beschwerden verursachen – dann ist auch
hier eine Operation unausweichlich.
Operative Therapie
Die konventionelle Operations­Methode
geht über einen etwa 5 cm langen Schnitt.
Je nach Diagnose wird nur ein Teil des
Schilddrüsengewebes entfernt oder die
katharinen­ffm.de beschrieben – Willkom­
men beim Qualitätsbericht des Sankt Ka­
tharinen­Krankenhauses, der sich rundum
sehen lassen kann.
„
I
Weitere Informationen: Qualitätsbeauftragte
Dr. Ilse Franz­Mancuso, Telefon 069­4603­1401
ch wünsche dir, dass du
die Dinge geduldig trägst, die
dir auferlegt sind, aber auch
die Erkenntnis, dass Du nicht
alles tragen musst, was ande­
re Dir aufbürden – und dass
man unnützen Ballast abwer­
fen kann. (Verfasser unbekannt)
…ausgewählt von
Schwester M. Bernhilde Huhn
„
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kompletten Schilddrüsenlappen auf einer
oder beiden Seiten. Bei der minimalinvasi­
ven Schilddrüsenresektion ist der Schnitt
nicht länger als 2 cm, die betroffenen Ge­
websanteile werden hier endoskopisch
entfernt. Allerdings ist diese Methode nur
möglich, wenn es sich um kleine und gut­
artige Knoten handelt, die nicht größer als
2 cm sind. Das Wichtigste allerdings bei
der Schilddrüsen­Operation ist die Scho­
nung des unteren Kehlkopfnervs (Rekur­
rens­Nerv), da seine Verletzung zu einer
Stimmbandlähmung führen würde. Daher
wird im Sankt Katharinen­Krankenhaus in
beiden Operationsverfahren das „Neuro­
monitoring“ eingesetzt, ein Spezialgerät,
das eine intraoperative Darstellung der
Stimmbänder ermöglicht und größtmög­
liche Sicherheit bietet, den Kehlkopfnerv
zu erhalten. Beide Operations­Methoden
dauern etwa eine Stunde bei kurzstationä­
rem Krankenhaus­Aufenthalt. In der post­
AmPuls_3_2009:AmPuls 24.09.2009 19:28 Uhr Seite 13
WAS IST EIGENTLICH…
3/2009
operativen Nachsorge ist eine Calzium­
Kontrolle wichtig. Fachärztin für Chirurgie
Dr. Swita Nasim hat sich u.a. auf Schild­
drüsen­Operationen spezialisiert, bei de­
nen es auf „Fingerspitzengefühl“ und Er­
fahrung ankommt und im Zusammenwir­
ken mit nachfolgenden, teils medikamen­
tösen Therapien zur ganzheitlichen Be­
handlung wird. Bei Schilddrüsen­Patien­
ten handelt es sich überwiegend um Frau­
en im Alter zwischen 16 und 55 Jahren. Als
Ursache gilt ernährungsbedingter Jod­
mangel, den die Schilddrüse mit der Bil­
dung von Knoten zu kompensieren sucht.
Dr. Swita Nasim empfiehlt, bereits erste
Veränderungen und Symptome sehr ernst
zu nehmen und mit Internisten und Chirur­
gen frühzeitig in Dialog zu treten.
Schilddrüsenüberfunktion
Eine häufige Schilddrüsen­Erkrankung ist
die Schilddrüsenüberfunktion, die mit Ge­
wichtsabnahme, Nervosität, Schweißaus­
brüchen, Zittern, Herz­Rhythmus­Störun­
gen einher geht. Sie kann zwei Ursachen
haben, die sorgfältig zu diagnostizieren
sind: die Autoimmunerkrankung „Morbus
Basedow“ oder „heiße Knoten“, Gewebs­
veränderungen, die unkontrolliert Hormo­
ne bilden. Bei Morbus Basedow tritt die
Schilddrüsen­Überfunktion kombiniert mit
einer Schilddrüsen­Vergrößerung (Stru­
ma) auf. Hinzu kommen auffällig hervortre­
tende Augäpfel, in der Fachsprache
Exophthalmus genannt. Die medikamentö­
se Therapie geht in der Regel über eine 1­
jährige Behandlung mit einem Schilddrü­
senblocker (Thyreostatica) und nachfol­
gendem „Auslassversuch“, was bei etwa
60 % der Betroffenen zur „Spontanhei­
lung“ und Normalisierung der Schilddrü­
senfunktion führt. Andernfalls und bei ei­
nem Rezidiv empfiehlt sich eine Operation,
in der Schilddrüsengewebe teilweise ent­
fernt wird, um die unkontrollierbare Über­
funktion zu stoppen. Dasselbe muss mit
„heißen Knoten“ oder „warmen Knoten“
geschehen, die mithilfe des Szintigramms
diagnostiziert werden. In ihrer selbststän­
digen und unkontrollierbaren Hormonpro­
duktion sind sie über die Hirnanhangdrüse
nicht mehr zu steuern. Diese „autonomen
Adenome“, wie sie auch genannt werden,
sind meist gutartig, verursachen aber
immerhin die Hälfte aller Schilddrüsen­
überfunktionen. Jüngere Patienten wer­
den in der Regel operiert. Wenn dies für
ältere Patienten eine zu große Belastung
darstellt, wird eine Radiojod­Therapie
empfohlen. Medikamentös ist diese Er­
krankung nicht dauerhaft zu behandeln.
Schilddrüsenunterfunktion
Eine Schilddrüsenunterfunktion kann an­
geboren sein, schon Neugeborene werden
in der U 1 daraufhin untersucht. Meist ist
es jedoch eine Erscheinung der Schild­
drüsen­Autoimmunerkrankung Hashimoto
Thyreoiditis, die am Anfang mit leichten
Zeichen von Überfunktion, später mit er­
heblicher Unterfunktion einhergeht und kli­
nisch oft längere Zeit unbemerkt bleibt.
Hier gilt es, Symptome wie Müdigkeit, An­
triebslosigkeit, niedriger Puls und Blut­
druck, Verstopfung, Kälteempfindlichkeit
und Gewichtszunahme richtig einzuord­
nen. Ist die Erkrankung diagnostiziert, kann
das, was an Schilddrüsenhormonen fehlt,
durch Medikamente wie L­Thyroxin oder
Euthyrox substituiert werden. Hier sind
die Endokrinologen gefragt, die mit einer
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Die Schilddrüse –
klein aber wichtig
Die Schilddrüse ist ein nur 20 bis 30 g
schweres, schmetterlingsförmiges Organ
am Hals. Sie versorgt den Menschen mit
lebenswichtigen Hormonen, die Stoff­
wechsel, Herzkreislauf, Darm, Muskel,
Nerven und Psyche beeinflussen.
Die häufigsten Erkrankungen sind
• Kropf (Struma)
• Überfunktion (Hyperthyreose)
• Unterfunktion (Hypothyreose)
• Autoimmunerkrankung
– Morbus Basedow (mit ÜF)
– Hashimoto Thyreoiditis
• Heiße + kalte Knoten
• Schilddrüsenkarzinom
schrittweisen, sensiblen Anpassung der
Hormongabe die Beschwerden und even­
tuelle Nebenerkrankungen behandeln kön­
nen. Heilbar ist diese Erkrankung nicht.
Bei starken Entgleisungen kann bei Schild­
drüsenüber­ und ­unterfunktionen ein Kran­
kenhaus­Aufenthalt notwendig werden,
das ist aber eher selten. Häufig werden
die klinischen Patienten von Oberarzt Dr.
Gerhard Sell mit anderen, teilweise meh­
reren Erkrankungen ins Sankt Katharinen­
Krankenhaus aufgenommen, bei denen es
dann darauf ankommt, die Schilddrüsen­
problematik mit zu behandeln.
Weitere Informationen: Oberarzt Dr. Gerhard
Sell, Facharzt für Innere Medizin, 069­4603­1233
Dr. Swita Nasim, Fachärztin für Chirurgie,
069­4603­1431 (Sekretariat), Schilddrüsen­Sprech­
stunde Viszeralchirurgie dienstags 8–15 Uhr,
www.forum­schilddruese.de
■ Was ist eigentlich…
…eine ERCP?
ERCP steht für endoskopisch retrograde
Cholangiopankreatikographie und ist eine
Methode, mit der man an den Gallenwegen
und an dem Weg zur Bauchspeicheldrüse
diagnostische und therapeutische Eingriffe
durchführen kann. Dazu führt man ein Ga­
stroskop mit Seitoptik über den Mund bis in
den Zwölffingerdarm zu der Papillenöff­
nung, wo Gallengang und Pankreasgang
gemeinsam in den Ausführungsgang ein­
münden. Entgegen der natürlichen Fluss­
richtung wird während des Eingriffs ein
Kontrastmittel in die Gallenwege injiziert,
das in der Durchleuchtung mit Röntgen­