Materialmappe zur Inszenierung FAUST – Der Tragödie erster Teil
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Materialmappe zur Inszenierung FAUST – Der Tragödie erster Teil
0 Materialmappe zur Inszenierung FAUST – Der Tragödie erster Teil von Johann Wolfgang von Goethe Bearbeitung: Andreas von Studnitz Premiere: 05.07.2007, Wilhelmsburg Wiederaufnahme: 22.09.2007, GROSSES HAUS Regie: Andreas von Studnitz Bühne/Kostüme: Marianne Hollenstein Am farbigen Abglanz haben wir das Leben (Faust) Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 1 Inhalt Einleitung S. 1 Der Autor S. 2 Äußerungen Goethes über seinen FAUST S. 4 Entstehungsgeschichte des FAUST S. 4 Interview mit dem Regisseur der Produktion S. 6 Inhalt der Spielfassung des Theaters Ulm S. 8 Theaterpädagogische Anregungen S. 12 Anhang: Spielmaterial, Rollentexte, Rankl: Über Faust I und Faust 2, Lesehinweise S. 16 Liebe Lehrerinnen und Lehrer, wir glauben, dass das Erlebnis Theater erst dann richtig beginnt, wenn man begreift. Schüler sollten auf den Theaterbesuch vorbereitet werden, damit sie ihn genießen können. Die kleinen Materialsammlungen zu den Inszenierungen am Theater Ulm sollen Ihnen zur Vorbereitung des Theaterbesuchs mit Ihrer Klasse dienen. Neben Hintergrundinformationen zu Autor und Werk enthalten sie Materialien, die für den Zugriff des jeweiligen Regisseurs von Bedeutung sind. Außerdem am Ende einige theaterpädagogische Anregungen, mit denen Sie bestimmte Themenkomplexe der Inszenierung mit ihren Schülern praktisch „anSPIELEN“ können. Sie können sich aus diesen Materialien einzelne Dinge herausgreifen, sie abwandeln oder das gesamte Material verwenden. Viel Freude beim Ausprobieren und dem Theaterbesuch wünscht Ihre Nele Neitzke Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 2 FAUST. DER TRAGÖDIE ERSTER TEIL FAUST I ist eine Tragödie von Johann Wolfgang von Goethe, die 1808 veröffentlicht wurde. Das Werk gilt als eines bedeutendsten und meistzitierten der deutschen Literatur. Das Drama greift die vielfach von anderen Autoren gestaltete Geschichte des historischen DOKTOR FAUSTUS auf und weitet sie im FAUST II zu einer Menschheits-Parabel aus. Der Autor Johann Wolfgang von Goethe, ist als Dichter, Theaterleiter, Naturwissenschaftler, Kunsttheoretiker und Staatsmann der bekannteste Vertreter der Weimarer Klassik. Sein Werk umfasst Gedichte, Dramen und Prosa-Literatur, aber auch naturwissenschaftliche Abhandlungen. Er gilt als bedeutendster deutscher Dichter und ist eine herausragende Persönlichkeit der Weltliteratur. 1749 am 28. August wird Goethe in Frankfurt am Main geboren. Sein Vater widmete sich der Zusammenstellung eines Naturalienkabinetts sowie der Sammlung von Gemälden und brauchte neben diesen Tätigkeiten und der Erziehung seiner Kinder keinen Beruf auszuüben, da er sich den Titel eines Kaiserlichen Rates gekauft hatte und repräsentativen Aufgaben nachgehen konnte. Seine Mutter stammte aus einer alteingesessenen Patrizierfamilie. Außer einer 1750 geborenen Schwester starben alle anderen Geschwister früh. Goethe wurde von seinem Vater und durch Privatlehrer in allen damals üblichen Fächern und mehreren Sprachen (Lateinisch, Griechisch, Französisch, Englisch und Hebräisch) unterrichtet. Eine wesentliche Rolle im streng lutherischen Haushalt der Goethes spielte die religiöse Erziehung der Kinder, wozu die tägliche Bibellektüre und der sonntägliche Gottesdienstbesuch gehörten. 1755 sorgte die Nachricht des Erdbebens von Lissabon für erste Glaubenszweifel, wo sich Gott, indem er die Gerechten mit den Ungerechten gleichem Verderben preisgab, keineswegs väterlich bewiesen hatte. 1765 – 1768 studierte Johann Wolfgang von Goethe das „Juristerei“ in Leipzig, hörte jedoch nebenher mit Vorliebe Poetikvorlesungen und begann, selbst zu Schreiben. In Leipzig besucht er die Kneipe Auerbachs Keller und hört die Sage vom Schwarzmagier Faust. Auerbachs Keller taucht später als einziger konkret existierender Ort in seinem Drama FAUST I auf. 1768 zwang ihn eine Krankheit zurück nach Frankfurt. Nach zweijähriger Genesungszeit verlor der Vater die Geduld, Goethe verließ Frankfurt, um in Straßburg sein Studium zu beenden. 1770, als Goethe 21 Jahre alt war, erschien eine erste, anonyme Sammlung von musikalisierten Liedern. Goethe beginnt, angeregt durch einen Kindsmörderinnen-Prozess, die Arbeit am URFAUST Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 3 1771 war seine Ausbildung abgeschlossen; er kehrte zurück nach Frankfurt und arbeitet einige Monate erfolglos als Jurist. 1771-1773 arbeitete Goethe am GÖTZ VON BERLICHINGEN: sein erster Erfolg, der Goethe mit einem Schlag berühmt machte. Es folgten der Roman Die LEIDEN DES JUNGEN WERTHERS. Der GÖTZ und der WERTHER – so verschieden sie auch sind – markierten den Beginn einer neuen deutschen Literatur. Der ruppige Stil des Götz wurde Mode bei den Dichtern des Sturm und Drang. Goethe aber galt von nun an als Genie, seine beiden ersten bedeutenderen Werke hatten ihm zu Weltruhm verholfen. 1775 wurde Goethe als Berater für Regierungstätigkeit nach Weimar geladen. 1782 wurde er dort in den Adelsstand erhoben. Mit dem Umzug nach Weimar gab er seinem Leben eine völlig neue Wendung: Nicht mehr die stürmische sprachgewaltige Darstellung von Leidenschaften, Landschaften und Wolkenflug, sondern das ruhige Nachdenken über große Zusammenhänge der Schöpfung wurden bestimmend für sein Werk. Nach den Erfolgen in der Jugend konnte Goethe nun mit seinen Werken keine Furore mehr machen. Es gab zwar zwei unautorisierte „Gesamtausgaben“, doch ansonsten hatten ihn Publikum und Verleger abgeschrieben. 1786 zeichnete sich immer deutlicher ab, dass er von seinen Lebensumständen enttäuscht war: er ließ sich von den aktuellen Regierungsgeschäften beurlauben und reiste nach Italien. Nach zwei Jahren bereitete er seine Rückkehr nach Weimar vor. 1788 Vollendung von FAUST – EIN FRAGMENT, das 1790 gedruckt wird 1789 bekam er mit Christiane Vulpius einen Sohn, August, das einzige überlebende von fünf Kindern. 1791 übernahm er die Leitung des Hoftheaters in Weimar. 1793 bereits zog es ihn nach Jena in eine kleine Junggesellenwohnung, denn bei der Universität sollte ein botanischer Garten eingerichtet werden, wo er seine naturkundlichen Forschungen einbringen sollte. In Jena begegnete er Friedrich Schiller, der ihn nachdrücklich ermunterte, wieder an dem lange liegen gebliebenen FAUST zu arbeiten. Goethe vollendete den ersten Teil sowie einige Abschnitte des zweiten Teils. Um die Jahrhundertwende begann jedoch Goethes literarische Tätigkeit zu stagnieren. ab 1806 Vorbereitung einer neuen Gesamtausgabe seiner Werke (bei Cotta in Stuttgart) vor; hierfür schloss er auch endlich den ersten Teil des FAUST ab (1808). 1816 starb seine Frau Christiane nach langer Krankheit. Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 4 1817 wurde er endlich die Leitung des Hoftheaters los, die Schwiegertochter kümmerte sich fortan um sein Wohl. 1823 hielt er (74-jährig!) um die Hand einer 19-jährigen an. Die jedoch wies ihn ab. Er nahm die Arbeit am FAUST II wieder auf, die er 1830 beendete. FAUST II war wieder ein Werk, an dem ihm das (jahrelange) Werden das Wichtigste war, formal ein Bühnenstück, tatsächlich kaum auf der Bühne spielbar, eher ein phantastischer Bilderbogen, vieldeutig wie viele seiner Dichtungen seit der Jahrhundertwende. Er schrieb kaum mehr selbst, meist wurde diktiert. Am 22. März 1832 starb Goethe an den Folgen einer Lungenentzündung in seinem Sessel. Seine berühmten letzten Worte sollen gelautet haben „Mehr Licht!“. Goethe wurde am 26. März in der Fürstengruft bestattet. Äußerungen Goethes über seinen FAUST Gespräch mit Eckermann am 29.01.1827: „Aber doch ist alles (im Faust II) sinnlich und wird, auf dem Theater gedacht, jedem gut in die Augen fallen. Und mehr habe ich nicht gewollt. Wenn es nur so ist, daß die Menge der Zuschauer Freude an der Erscheinung hat; dem Eingeweihten wird zugleich der höhere Sinn nicht entgehen.“ Gespräch mit Eckermann am 6.5.1827: „Die Deutschen sind übrigens wunderliche Leute! – Sie machen sich durch ihre tiefen Gedanken und Ideen, die sie überall suchen und überall hineinlegen, das Leben schwerer als billig. – Ei! so habt doch endlich einmal die Courage, Euch den Eindrücken hinzugeben, Euch ergötzen zu lassen, Euch rühren zu lassen, Euch erheben zu lassen, ja Euch belehren und zu etwas Großem entflammen und ermutigen zu lassen; (...) Da kommen sie und fragen: welche Idee ich in meinem Faust zu verkörpern gesucht? – Als ob ich das selber wüßte und aussprechen könnte. […] Je inkommensurabler und für den Verstand unfaßlicher eine poetische Produktion, desto besser.“ Entstehungsgeschichte des FAUST Die Legenden um Leben, Charakter und Schicksal von Johann Faust waren seit Erscheinen des Volksbuches 1587 ein bekannter und vielfach bearbeiteter literarischer Stoff. URFAUST Goethe begann die Arbeit an seinem Faust um 1770, angeregt von dem Prozess gegen die Kindesmörderin Susanna Margaretha Brandt(deren Hinrichtung Goethe wahrscheinlich miterlebt hat), weshalb in dieser ersten, Urfaust genannten Fassung, die Liebestragödie um Gretchen im Vordergrund steht. Der Urfaust beginnt mit Fausts Monolog im Studierzimmer. Mephisto tritt auf, aber der eigentliche Teufelspakt fehlt. Nach der Szene in Auerbachs Keller nimmt die Gretchentragödie ihren Lauf; die Hexenküche und die Walpurgisnacht fehlen. Diese Fassung wurde erst 1887, nach Vorlage einer Handschrift gedruckt, als man ihr die Bedeutung von Goethes Gesamtwerk und insbesondere des Faust beilegte. FAUST. EIN FRAGMENT. Aus dem Urfaust entwickelte Goethe die Fassung Faust, ein Fragment, die 1788 vollendet war und 1790 gedruckt wurde. Gegenüber Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 5 dem Urfaust ist das Faustfragment um einen Dialog mit Mephisto erweitert, in dem der Teufelspakt jedoch noch unausgesprochen bleibt. Neu hinzugekommen ist die Szene Hexenküche, dafür fehlt Gretchens Ende im Kerker. Neben der Liebestragödie um Gretchen wird die Tragödie des zweifelnden und scheiternden Wissenschaftlers sichtbar. FAUST. EINE TRAGÖDIE. 1797 fügte Goethe dem Fragment die einleitenden Szenen Zueignung, Vorspiel auf dem Theater und Prolog im Himmel hinzu. Die endgültige Fassung der bereits im Urfaust und im Fragment enthaltenen Szenen sowie die Ausführung der Walpurgisnacht erfolgten bis 1806. Das Werk ging als Faust. Eine Tragödie. 1808 in Druck. Aus der Geschichte um ein unglücklich gemachtes Mädchen und einen verzweifelten Wissenschaftler war ein Menschheitsdrama zwischen Himmel und Hölle geworden. Goethe hat von seinem 21. bis 57. Lebensjahr am ersten Teil des Faust gearbeitet. Die drei Fassungen dokumentieren neben der inhaltlichen Erweiterung auch eine bedeutende stilistische Entwicklung. FAUST II. Schon während der Arbeit an Faust I hatte Goethe Entwürfe und Szenen zum Faust II angelegt, obwohl er selbst nicht daran glaubte, dieses Projekt verwirklichen zu können. Uraufführungen 1820 – Uraufführung einzelner Szenen am 24. Mai 1829 – Eine textlich, inhaltlich und vom Handlungsablauf gegenüber dem als unspielbar gehaltenen Originaltext Goethes radikal veränderte, für die Bühne redigirte Fassung in sechs Abtheilungen von Faust I am 19. Januar 1829 in Braunschweig 1829 – Ungekürzte Uraufführung des Originaltextes aus dem Jahr 1808, zu Goethes achtzigstem Geburtstag am Sonnabend, den 29. August 1829: Zum Erstenmal: Faust. Tragödie in acht Abtheilungen von Goethe in Weimar 1875/76 – Uraufführung, inklusive des posthum 1832 veröffentlichten zweiten Teils, im Hoftheater zu Weimar Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 6 Interview mit dem Regisseur der Produktion, aus der Südwest Presse Intendant und Regisseur Andreas von Studnitz über den „Faust“ – Verführung durchs Theater – Heute ist Premiere auf der Wilhelmsburg Faust als endlos Grübelnder? Mephisto nur als das unmoralisch Böse? Das interessiert Andreas von Studnitz wenig. Der Intendant des Theaters Ulm bringt Goethes Drama heute Abend als flottes Spiel auf die Open-Air-Bühne der Wilhelmsburg. Viel Theater auf dem Theater. Ihr „Faust“ bietet Spiel im Spiel und einen musizierenden Mephisto. Wie ist das Konzept entstanden? ANDREAS VON STUDNITZ: Ich saß in Wiesbaden im „Urfaust“, den ein früherer Assistent von mir inszeniert hatte, und überlegte mir, ob ich in Ulm den „Faust“ mache. Mit „Faust“ hat man ein Pfund auf der Waage, aber eben nur, wenn man etwas damit anfangen kann. Ich suchte also einen Ansatz. Da hörte ich Goethes Sprache, durch einen Rap-artigen Sprachrhythmus gekontert. Und ich sah Mephistos Verführungsprinzip plötzlich vor mir als Verführung durch das Theater. Weshalb haben Sie Mephisto mit Christel Mayr besetzt? STUDNITZ: Zum einen verbindet sie Schauspielerei und Musik, ich wollte ein musikalisches Element. Musik verführt ja auch. Als ich dann über das Ensemble nachdachte, war es sofort klar: Christel Mayr. Aber nicht nur wegen ihres Akkordeons. Sondern auch wegen der Möglichkeit, Mephisto als Grenzgänger zwischen den Welten Mann/Frau auf die Bühne zu stellen, weil sie zierlich ist und einen Hauch von Androgynität rüberbringen kann. Mit „Faust“ kann man alles zwischen Himmel und Hölle erzählen – welches Thema reizt Sie besonders? STUDNITZ: Die Auseinandersetzung zwischen Körper und Kopf. Der Kopf hindert uns Menschen daran, einfach den Trieben nachzugeben. Daher gehen wir auch mit Frustrationen komplizierter um. Damit verbindet sich die Frage nach der Schuld, die Frage der Moral – wenn man sich nicht entsprechend der Vernunft verhält. Mephisto steht ja nicht für eine Un-, sondern für eine Amoral, er bewertet nicht. Ein moderner Standpunkt. Zudem interessiert mich eben die Verführung durch das Theater. Ein Beispiel: Wenn Faust versucht, das Gretchen zu retten, dann versucht er es, innerhalb der Geschichte, aus dem Kerker zu holen. Innerhalb unseres Konzepts versucht er dahin zurückzugehen, wo er hergekommen ist, in den Zuschauerraum, doch das Gretchen kann ihm nicht folgen: Es ist keine Figur, kein Mensch. Diese Ebene bereichert das Ganze. Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 7 4600 Verse zählt der „Faust“, ihre Fassung 1500. Die Einführung der Titelfigur ist enorm gerafft. Die Studierzimmerszenen haben Sie zusammengelegt, es fehlen Erdgeist, Selbstmordversuch, Osterspaziergang... STUDNITZ: Ja, aber thematisch wiederholt es sich ja endlos. Es ist immer wieder die Frage, wie heilbringend Vernunft und Wissenschaft sind. Es war mir auch wichtig, rasch zur Gretchentragödie zu kommen. Die ist in Ihrer Fassung keine Episode, sondern zentrale Geschichte. STUDNITZ: Weil sich daran der zentrale Konflikt Fausts spiegelt. Er sieht die Frau, findet die gut und sagt: Die will ich haben. Durchaus ein Macho-Zugriff. Aber wie es so ist: Wenn der Mensch es wert ist, um ihn zu kämpfen, dann ist man ihm eben gleichzeitig ausgeliefert. Das Besondere bei Faust: Er schaut sich in der Situation selbst zu, bei dieser geradezu pubertätshaften Unsicherheit. Er weiß natürlich genau, was für Standpunkte er hat, fragt sich: Bin ich bescheuert? Er versucht, sich Gretchen kleinzureden, und sagt dann: Okay, ich will sie dennoch haben. Er hat sich das Gewissen freigeredet, alle Widersprüche benannt, stürzt sich auf sie – und dann haut er ab. Wie ist vor Ihrem Hauptthema „Körper und Kopf“ die Walpurgisnacht zu sehen? STUDNITZ: Faust begibt sich virtuell in einen Fantasy-Swingerclub, er gerät in den Strudel. Doch direkt nach dem Höhepunkt zieht die Orgie weg, die Hexen ziehen weg, und dann ist bei Faust sofort das Gretchen wieder im Kopf da. Und Mephisto stöhnt: Jetzt haben wir es doch gerade geschafft, diesen ganzen geistigen Ballast abzuwerfen, geht das schon wieder los! Sie haben gekürzt, sprachlich modernisiert, in Auerbachs Keller wird gekalauert... Goethes Verse sind Ihnen kein Heiligtum. STUDNITZ: Ich sitze vor jedem Text wie ein Trüffelschwein und versuche mir vorzustellen, wie das gesprochen wird, wo diese Sätze herkommen. Ich kann mich dem nur schauspielerisch nähern. Natürlich frage ich mich bei jeder Kürzung: Was geht da jetzt inhaltlich flöten? Ich versuche etwas zu eliminieren, wenn ich das Gefühl habe, ein Text befindet sich nur in literarischer Gärung. Also wenn es ausschließlich um Zeilenstruktur und Metrum geht. Auch bei Goethe heißt das für mich: verknappen, raus mit Wiederholungen, mit Wörtern, die nur drin sind, um die Zeile vollzumachen. „Ich armer Tor“, „zwei Seelen“, „des Pudels Kern“ – Sie haben gleich etliche der großen Zitate entfernt. STUDNITZ: Mir ist die Geschichte wichtig. Magdi Aboul-Kheir in: Südwest Presse, 5. Juli 2007 Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 8 Inhalt der Spielfassung des Theaters Ulm Der Regisseur des FAUST I und FAUST II in Ulm, Andreas von Studnitz, hat den Ursprungstext des FAUST radikal gekürzt. Um den Zugang zu erleichtern, lesen Sie im folgenden Inhaltsangaben der Szenen, die in der Ulmer Fassung auftauchen, unter Angabe, wo sie im Originaltext zu finden sind. Figuren Heinrich Faust, ein Gelehrter – Wilhelm Schlotterer Mephisto, der Teufelsfürst – Christl Mayer Margarete, genannt Gretchen, ein junges Mädchen, Fausts Geliebte – Annette Fassnacht Theaterdirektor - Raphael Westermeier Fausts Famulus, Schüler, der bei Faust studieren will – Antonio Lallo Hexe, in Diensten Mephistos – Sibylle Schleicher Marthe, Gretchens Nachbarin – Ulla Willick Valentin, Gretchens Bruder – Antonio Lallo Studenten in Leipzig – Antonio Lallo, Raphael Westermeier, Ulla Willick Walpurgisnachthexen: Statisterie 1. Vorspiel auf dem Theater (33-242) Ein Theaterdirektor, ein Dichter und die Lustige Person streiten über Zweck und Funktion des Theaters. Der Direktor vertritt eine unternehmerische, der Dichter eine aufklärerische, die Lustige Person eine unterhaltende Absicht. Ihr Kompromiss ist das nun folgende Universal-Stück, der Faust: „Wir breiten in dem engen Bretterhaus/Einfach die ganze Schöpfung aus“ 2. Prolog im Himmel (243–353) Drei Engel preisen den Herrn und kündigen ihn an. Mephisto beklagt sich beim Herrn (Gott), dass er den Menschen sich plagen lässt: „Ein wenig besser würd er leben/Hättest du ihm nicht den Schein des Himmelslichts gegeben/Er nennts Vernunft und brauchts allein/Nur tierischer als jedes Tier zu sein“. Die Sprache kommt auf Faust. Mephisto wettet, er könne Faust verführen, vom rechten Weg abzuweichen. Der Herr hält die Wette und sagt voraus, dass Faust ihm auf die Dauer nicht folgen wird: „Ein guter Mensch in seinem dunklen Drange/Ist sich des rechten Weges wohl bewußt.“ Faust, der bislang im Publikum saß, wird von der Welt auf dem Theater angezogen. Er erklimmt die Bühne. 3. Faust-Mephisto-Schüler (Original: 354–2337) Der Gelehrte Heinrich Faust zweifelt am Erkenntniswert der Wissenschaft, die weit davon entfernt ist, zu erklären, was die Welt im Innersten zusammenhält. Er zieht die Summe seiner langjährigen Studien: Und sehe, dass wir nichts wissen können! Um der realwissenschaftlichen Sackgasse zu entkommen, betreibt er Magie nach dem Vorbild des Nostradamus und beschwört den Erdgeist. Faust beschäftigt sich mit dem Anfang des Johannesevangeliums: „Geschrieben steht Im Anfang war das Wort/Man kann das Wort so hoch Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 9 unmöglich schätzen/Doch wie es anders übersetzen“. Um es besser zu erfassen, schlägt er nacheinander die Übersetzungen Sinn, Kraft und Tat vor. Mephisto taucht auf und stellt sich vor als: ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft und als Geist, der stets verneint. Das Gespräch wird unterbrochen: Den Professor spielend hält Mephisto den Störenfried, einen potentiellen Schüler Fausts, eine Rede gegen die Universitätsgelehrsamkeit und gegen die Engstirnigkeit der einzelnen Fakultäten: „Grau, teurer Freund, ist alle Theorie“. Aus Fausts Unzufriedenheit mit seinem irdischen Leben entwickelt sich der sogenannte Teufelspakt: Mephisto verpflichtet sich, Faust im Diesseits zu dienen, ihm alle Wünsche zu erfüllen und tiefste Einsichten zu gewähren; dafür verpflichtet sich Faust, Mephisto im Jenseits zu dienen, also dem Teufel seine Seele zu überantworten, wenn Faust durch Mephistos Dienste endgültige Ruhe und Zufriedenheit erlangt: „Kannst Du mich schmeichelnd je belügen/Dass ich mir selbst gefallen mag/Kannst Du mich mit Genuss betrügen/Das sei mein letzter Tag/Sollt ich zum Augenblicke sagen/Verweile doch Du bist so schön/Dann kannst Du mich in Fesseln schlagen“ 4. Auerbachs Keller (Original: 2073–2337) Vier saufende Gestalten, grölend und singend. Mephisto führt sie Faust zunächst als Beispiel dafür vor, wie leicht sichs leben lässt: „Du siehst Besoffensein/Des kleinen Mannes Sonnenschein“, kann es sich dann aber nicht verkneifen, mit seiner Zauberkunst Schabernack zu treiben. Faust und Mephisto suchen das Weite, die drei Gestalten hinterher. Faust sieht ein schönes junges Mädchen, Gretchen: „O Liebe leih mir Flügel/Und führe mich in ihr Gefild“. Mephisto verspricht, Faust mit ihr zusammen zu führen. 5. Hexenküche (Original: 2338–2604) Mephisto führt Faust in eine Hexenküche, in der ihm ein Zaubertrank verabreicht wird, der ihn verjüngt und ihm jede Frau begehrenswert erscheinen lässt. 6. Straße (Original: 2605–2677) Faust trifft Gretchen auf der Strasse. Gretchen stammt aus einfachen Verhältnissen; sie ist von Fausts Avancen überrascht und wehrt ihn ab. Faust verlangt von Mephisto, das Mädchen zu seiner Geliebten zu machen. Mephistos Einwand, er habe keine Gewalt über Gretchen, da sie unschuldig sei, kontert Faust mit der Drohung, den Pakt zu brechen: „Wenn nicht dies süße junge Blut/Heut Nacht in meinen Armen ruht/Sind wir um Mitternacht geschieden“. 7. Zimmer (Original: 2678–2804) Gretchen, noch in Gedanken, wer der Herr war, der sie ansprach, findet ein Kästchen mit wertvollem Schmuck, das Mephisto in ihrem Zimmer platziert hat. Sie legt den Schmuck an und posiert vor dem Spiegel. Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 10 8. Strasse (Original: 2805–2864) Mephisto berichtet, dass Gretchen den Schmuck ihrer Mutter gezeigt hat, die den verdächtigen Schatz daraufhin ihrem Pfarrer übergab und dass Gretchen sowohl dem Schmuck als auch dem unbekannten Schenker nachträumt. Faust verlangt von ihm umgehend ein neues, noch wertvolleres Geschenk für Gretchen. 9. Marthes Haus (Original: 2865–3072) Gretchen zeigt der Nachbarin Marthe Schwerdtlein den neuen Schmuck und diese rät ihr, ihn zu behalten. Mephisto bringt Frau Marthe die Nachricht, ihr verschollener Mann sei gestorben, und bietet an, mit Faust einen weiteren Zeugen für diesen Sachverhalt zu stellen. Faust sträubt sich zunächst, etwas zu bezeugen, wovon er nichts weiß. Mephisto hält ihm jedoch vor, er habe als Wissenschaftler über Gott, die Welt und den Menschen Aussagen gemacht, von deren Richtigkeit er ebenfalls nichts Genaues gewusst habe. 10. Garten (Original: 3073–3216) Beim Treffen in Marthes Garten hofiert Mephisto ironisch die Hausherrin und hat alle Mühe, die unverhüllten Anträge der soeben erst verwitweten Frau abzuweisen. Gretchen schildert Faust ihr einfaches, aber erfülltes Alltagsleben. Sie weiß nicht, was er an ihr findet, erwidert aber voller Naivität seine Zuneigung. 11. Strasse (Original: 3217–3373) Faust beklagt seine eigene Schwäche, die ihn zur Begierde nach Gretchen treibt, ohne es verhindern zu können. Er sieht Gretchens Frieden dahin und ihr Schicksal voraus: „Wenn es geschehen soll mags gleich geschehen/Mag ihr Geschick auf mich zusammen stürzen/Und sie mit mir zugrunde gehen“ --- Pause --12. Gretchens Stube (Original: 3374-3543) Gretchen, als unerfahrenes, naives, verliebtes Mädchen, ist völlig aus ihrem seelischen Gleichgewicht geraten: „Meine Ruh ist hin/Mein Herz ist schwer/ Ich finde sie nimmer/Und nimmermehr“. Faust kommt dazu und Gretchen fragt nach seinem Verhältnis zu Religion. Faust antwortet Gretchen, er habe die gleichen Gefühle für das Gute, Schöne und Anständige wie sie. Diese Werte müssten aber nicht unbedingt von der Kanzel gepredigt werden, um beherzigt zu werden: „Nenn´s Glück Herz Liebe Gott/Ich habe dafür keinen Namen/Gefühl ist alles Name Schall und Rauch“. Hier erwähnt Gretchen erstmals ihre starke Abneigung gegen Fausts ständigen Begleiter Mephisto, Faust beruhigt sie. Gretchen sagt, wenn sie allein schliefe, ließe sie Faust nachts in ihr Zimmer, was dieser natürlich unbedingt will. Die Lösung hat er schon bereit: Er gibt Gretchen Schlafmittel, mit dem sie ihre Mutter betäuben soll. Gretchen fragt nach etwaigen Nebenwirkungen, aber Faust versichert ihr, das Mittel sei Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 11 unbedenklich. Später stellt sich heraus, dass Gretchens Mutter daran gestorben ist. 13. Strasse (Original: 3544–3586) Beim üblichen Tratsch wird über Gretchen hergezogen, dass sie schwanger ist. Die Damen sind schadenfroh. 14. Kirche (Original: 3586-3619) Gretchen betet und klagt ihr Leid: „Ich wein ich wein ich weine/Das Herz zerbricht in mir“. 15. Straße (3620–3775) Valentin – Gretchens Bruder – stolz auf die unangreifbare Tugend seiner Schwester, hat von ihrem Fehltritt erfahren. Er lauert Faust auf und will ihn töten, wird jedoch von Faust mit Hilfe Mephistos getötet. Im Sterben klagt er Gretchens Zuchtlosigkeit an und prophezeit ihr ein schreckliches Ende als Hure. 16. Kirche (3776–3834) Der Pfarrer predigt Gretchen ihre begangene Sünde und verstößt sie: „Ihr Antlitz wenden ab von dir/Die Heiligen“. 17. Walpurgisnacht (Original: 3836–4398) Mephisto führt Faust in die Walpurgisnacht, Hexen treten auf, eine Orgie entfacht sich, der Theaterdirektor des Vorspiels auf dem Theater greift wieder ein. 18. Kerker (Original: 4398 - 4399) Gretchen hat in ihrer Verzweiflung das neugeborene Kind getötet, ist dafür zum Tode verurteilt worden und erwartet ihre Hinrichtung. Faust fühlt sein schuldhaftes Versagen und macht Mephisto Vorhaltungen, der aber weist ihn darauf hin, dass Faust selbst Gretchen ins Verderben gestürzt habe: „Drang ich mich dir auf, oder du dich mir?“ Faust dringt in den Kerker ein. Gretchen erkennt Faust anfangs nicht und hält ihn sogar für ihren Henker. Faust will sie zur Flucht überreden, doch sie weigert sich. Faust und Mephisto verlassen den Kerker. Gretchen verschwindet. Dann spricht Faust in der Fassung des Theaters Ulm Texte aus der Zueignung am Beginn des Stückes (Original: 1–32) und bezieht sich so wieder auf die Ulmer Inszenierung, die mit dem Theater als anziehendem Illusionsraum spielt: „Am farbigen Abglanz haben wir das Leben“. Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 12 Theaterpädagogische Anregungen Gesprächsanlässe: Was meint ihr, geht die Geschichte am Ende gut aus? Gefällt euch dieses Ende des Stücks? Wie hat euch das Bühnenbild gefallen? Welche Figur hat euch am besten gefallen? Und warum? Welche Figur hat euch nicht so gut gefallen? Und warum? Welche Szene hat Euch am besten gefallen und warum? Welche Szene hat euch nicht gefallen und warum? Spielanlässe Warm-Up Faust sagt... ca. 5-10 Min. Der Pakt zwischen Faust und Mephisto beinhaltet, dass Faust der „Bestimmer“ ist: Was er verlangt, muss Mephisto erfüllen, sonst bricht der Kontrakt. Damit spielt die folgende Aufwärmübung. Die Schüler bewegen sich im Raum und zwar nicht in klassischer Zirkus-Marnier immer im Kreis herum, sondern Kreuz und quer. Der Spielleiter gibt Anweisungen in die Gruppe, z.B. Hüpfen, gehen wie ein Affe usw. Die Schüler folgen den Anweisungen aber nur, wenn der Spielleiter die Anweisung einleitet mit: „Faust sagt...“ Hüpfen, Gehen wie ein Affe usw. Hier sollten nach einfachen Einsteiger-Bewegungen ruhig schweißtreibende Anweisungen gegeben werden. Variante: Der Spielleiter übergibt das Kommando verschiedene Schüler, die Regeln bleiben dieselben. nacheinander an Statuen-Spiel mit geflügelten Worten ca. 15 Min. Wegen seines großen Bekanntheitsgrades und der Bedeutung, die man dem Text und seinem Autor beimisst, ist Goethes Faust die Quelle zahlreicher geflügelter Worte, die bis heute oft zitiert werden, vielfach auch ohne, dass dem Zitierenden ihre Herkunft bewusst ist. Einige dieser Zitate sollen in der folgenden Übung von den Schülern illustriert werden. Die Schüler finden sich in Kleingruppen von 3-4 Teilnehmern zusammen. Einer ist der Baumeister, die anderen sein Rohmaterial. Der Spielleiter zieht eines der Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 13 Zitatkärtchen (im Anhang der Materialsammlung) und jeder Baumeister baut sein Rohmaterial zu einem Standbild, das das Zitat illustriert. Wenn alle Standbilder gebaut sind, bleiben sie so stehen und die Baumeister wandern durch das so entstandene Museum und schauen, was die anderen gebaut haben. Im nächsten Durchgang wechselt der Baumeister und ein anderes Zitat wird illustriert. Variante: Jede Gruppe bekommt eines der Zitatkärtchen und baut ein Standbild dazu. Wenn alle Standbilder fertig sind, löst sich jeweils eine Gruppe für einen Rundgang aus ihrem Standbild. Die Baumeister der anderen Gruppen stehen bei ihren Standbildern und beantworten entstehende Fragen zu ihrem Standbild. Wenn die Gruppe ihren Rundgang beendet hat, begibt sie sich wieder in ihr Standbild und die nächste Gruppe startet mit dem Rundgang. Annäherung an FAUST I – Improvisationsvorlagen Der schöne Augenblick ca. 20-30 Min. Der Pakt zwischen Faust und Mephisto beinhaltet, dass Mephisto Faust einen Augenblick verschaffen muss, in dem Faust restlos glücklich ist. Dann, und nur dann, erhält Mephisto die Seele Fausts nach dessen Ableben. In dieser Improvisationsanregung geht es darum, dass die Schüler sich überlegen, was für ein Augenblick das sein könnte. Die Schüler sollen sich in Kleingruppen zusammentun und diskutieren, was für ein Augenblick ihrer Meinung nach so schön ist, dass er ewig dauern sollte. Wenn die Gruppe sich auf einen Augenblick geeinigt hat, sollen sie sich eine kleine Szene ausdenken, in der ein solcher Augenblick vorkommt. Die so entstehenden Szenen werden dann im Plenum vorgestellt und diskutiert. Tipp: Wenn die Gruppe sich für einen Augenblick entschieden hat, sollte nicht allzu lang über eine mögliche Szene gesprochen werden, sondern möglichst rasch der Übergang zum spielerischen Ausprobieren erfolgen. Anmachen – Leicht gemacht ca. 30 – 45 Min. Ein junger Mann (der jung gewordene Faust) trifft ein unschuldiges Mädchen, Margarethe, und entbrennt in Liebe und Leidenschaft. Diese alltägliche Situation kennen die Schülerinnen und Schüler aus ihrem Privatleben. In dieser Improvisationsanregung geht es darum, eine solche Szene zu vergegenwärtigen. Nach dem Lesen der entsprechenden Zeilen aus der Szene „Straße“ (im Anhang der Materialsammlung) entwickeln sie moderne Varianten des Themas "Mann trifft Frau". Die Schülerinnen und Schüler sollen in kleinen Gruppen zu 2-3 Teilnehmern die Szene „Straße“ völlig neu entwickeln. Schauplätze und Sprache können beliebig verändert werden, nur die beteiligten Rollen (Gretchen und Faust, ggf. Mephisto) sind vorgeschrieben. Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 14 Diese Szenen werden anschließend in der Klasse oder im Kurs vorgespielt. Ggf. können Szenenfotos angefertigt werden. Arbeit mit Rollentexten Wer bin ich? ca. 15 Min. Für diese Übung können die Rollentexte aus dem Anhang verwendet werden oder die Schülern schreiben selbst Rollentexte oder -biographien. Der Lehrer gibt jedem Schüler einen Rollentext, dabei sollte darauf geachtet werden, dass bei der Verteilung alle Figuren gleichmäßig vergeben werden. Bei 23 Schülern wären es z.B. 4 komplette Ensembles und die unabdingbaren drei Figuren (Faust, Mephisto und Gretchen) als ein weiteres Ensemble. Die Schüler bewegen sich durch den Raum und lesen die Rollentexte laut und für sich. Auf Anweisung des Lehrers probieren die Schüler für ihre Figur verschiedene Möglichkeiten des Sprechens, der Bewegung aus, bis sie meinen, eine angemessene gefunden zu haben. So kann Schritt für Schritt eine Figur entwickelt werden. - Welche Körperhaltung hat die Figur (aufrecht, gebückt, angespannt, entspannt...)? - Wie würde die Figur sich hinsetzen? - Welche Bewegungen macht die Figur? - Hat die Figur einen Tick (z.B. immer Haare zurückstreichen, Nägel kauen...)? - Wie setzt die Figur ihre Füße auf? - Wie ist der Gang der Figur? - Welche Sprache benutzt die Figur (Akzent, Lautstärke... – Anhand eines der Zitate unter den Rollentexten)? Beziehungsgeflecht/Soziogramm – Was wollen denn die von mir? ca. 30 Min. a) Wenn alle Schüler eine Figur entwickelt haben, teilen sich die Schüler in Kleingruppen in Ensemblestärke: In jeder Gruppe sind ein Faust, ein Mephisto, ein Gretchen, eine Marthe, ein Valentin. Wenn die Gruppe nicht durch fünf glatt teilbar ist, kann man auch Figuren in den Ensembles weglassen. Faust, Mephisto und Gretchen sollten jedoch in jedem Fall vorkommen. Bei 22 Schülern wären es z.B. 3 komplette Ensembles und diese drei Figuren sowie vier Figuren als zwei weitere Ensembles. Zuerst erzählen die Schüler sich gegenseitig, wer die jeweiligen Figuren sind und zeigen, wie sie sich ihrer Meinung nach bewegen, wie sie gehen und sprechen. In den Kleingruppen entsteht so ein erstes Verständnis für die Struktur der Verhältnisse im Stück. Die reine Gesprächsphase sollte nicht lange dauern, lieber schnell mit dem Ausprobieren anfangen. b) Die Figuren gehen nacheinander auf eine von der Gruppe festgelegte Bühne, und stellen sich mit der Körper-, Bewegungs- und Sprechhaltung in IchForm vor. Am Ende sprechen sie das von ihnen ausgewählte Zitat der Figur aus dem Text. Zu dem Satz soll eine entsprechende Haltung und Position auf der „Bühne“ gefunden werden, in der die Figuren „einfrieren“. Die erste Figur, die die Bühne betritt, sollte in diesem Fall Faust sein. Die folgenden Figuren Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 15 ordnen sich den schon stehenden Figuren zu. Dabei zu beachten: An wen richtet sich das Zitat? c) Eine Bühne und ein Zuschauerraum werden festgelegt. Eine Gruppe beginnt damit, ihr Standbild vor der anderen Gruppe aufzubauen, wieder werden die Haltungen eingenommen, das Zitat wird gesprochen und die Figuren frieren zum Standbild ein. Die andere Gruppe sieht zu. Wenn alle Figuren eines Ensembles auf der Bühne stehen, sollte Raum für „Korrekturen“ sein: Was sehen die Zuschauer? Meinen sie, dass noch etwas verändert werden sollte? Wenn ja: Was? Und Wie? Wie geht es den einzelnen Figuren im Standbild? Sollte noch etwas verändert werden? Dieses Prozedere wird mit allen Ensembles durchgespielt. Zum Ende der Übung haben die Schüler mehrere Standbilder gebaut, in denen sowohl die Beziehungen der Figuren untereinander deutlich wurden, als auch jede Rolle kurz eingeführt wurde. Durch die verschiedenen Ensembles wurden im besten Falle Charakterzüge und Beziehungen der einzelnen Figuren unterschiedlich beleuchtet. Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 16 Anhang 1. Geflügelte Worte aus FAUST I Der Worte sind genug Freude muss Leid und Leid muss gewechselt, die Leute wollen Freude haben. Taten sehn! Es irrt der Mensch, solang er Was man nicht weiß, das eben strebt. brauchte man, und was man weiß, kann man nicht brauchen. Mir geht die Seele auf. Gefühl ist alles, Name ist Schall und Rauch. Grau ist alle Theorie. Schönes Fräulein wagen Mein darf ichs Geleit ihr anzutragen Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 17 2. Straßenszene Faust Schönes Fräulein darf ichs wagen Mein Geleit ihr anzutragen Gretchen Bin weder Fräulein Weder schön Kann auch allein nach Hause gehen Faust Die musst Du mir beschaffen Mephisto Wen Faust Das Mädchen. Es ging grad vorbei. Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 18 3. Rollentexte Heinrich Faust Heinrich Faust, genannt Faust, ist Wissenschaftler auf den Gebieten Philosophie, Jura, Medizin, Theologie. Faust ist frustriert, weil er das Gefühl hat, nicht genug zu wissen, was wichtig ist. Als er Mephisto kennen lernt und der ihm anbietet, ihm jeden Wunsch zu erfüllen, um ihn wieder glücklich zu machen, willigt Faust ein. Mit der Bedingung, dass er dann im Jenseits Mephisto dienen soll, ist er einverstanden, wenn er nur einmal einen Augenblick erleben kann, der ihn umhaut. Das Leben bringt ihm sowieso keinen Spaß mehr. Mephisto führt Faust erst zu einer Hexe, die ihn 30 Jahre jünger macht. Dann sieht Faust ein junges Mädchen, Gretchen. Er will, dass Mephisto ihm Zugang zu ihr verschafft und dass sie mit ihm schläft. Mephisto hilft Faust. Als er mit Gretchen geschlafen hat, trifft er mit Mephisto ihren Bruder Valentin. Mephisto provoziert Valentin und bringt Faust dazu, ihn zu töten. Dann lässt Faust sich von Mephisto zu einer Walpurgisnacht-Party der Hexen bringen und vergisst darüber Gretchen. Als er sich wieder erinnert und erfährt, dass sie im Kerker sitzt, will er sie retten. Zitate: 1. „O glücklich, wer noch hoffen kann, aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen.“ 2. „Ich bin zu alt, um nur zu spielen, zu jung, um ohne Wunsch zu sein.“ 3. „Schönes Fräulein, darf ichs wagen, mein Geleit ihr anzutragen?“ Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 19 Mephisto Mephisto ist ein Teil von der Kraft, die stets das Böse will und damit der Gegenspieler des Herrn. Mephisto wettet mit dem Herrn darum, dass er Faust auf seine Seite ziehen kann. Als Mephisto Faust trifft, verspricht er ihm, ihm vollkommenen Genuss im Leben zu verschaffen, wenn Faust dann nach dem Leben ihm dienen würde. Mephisto will Faust durch eine junge Frau den Genuss verschaffen, um den sie gewettet haben. Darum bringt er ihn zu einer Hexe, die ihn verjüngt. Als Faust sich in Gretchen verguckt, tut Mephisto alles, um sie ihm zu beschaffen. Und es gelingt: Er flirtet mit Gretchens Nachbarin Marthe und organisiert in deren Garten ein Treffen von Faust und Gretchen. Als Gretchens Bruder Valentin von Gretchens Verhältnis mit Faust erfährt, fordert er ihn und Mephisto zum Kampf. In dessen Verlauf tötet Faust Valentin und Mephisto bringt Faust, damit er Gretchen vergisst, zur Walpurgisnachtparty der Hexen. Er will Faust mit Hexen verkuppeln, um ihn auf seine Seite zu ziehen. Mephisto muss jedoch erkennen, dass Faust ihm entgleitet: Faust will Gretchen helfen, die im Kerker gefangen ist, weil sie ihr gemeinsames Kind getötet habe. Zitate: 1. „Ich gebe dir, was du noch nie gesehn.“ 2. „Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.“ 3. „Es lebe, wer sich tapfer hält“ Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 20 Gretchen Margarethe ist ein junges und unschuldiges Mädchen, das von allen nur Gretchen genannt wird. Sie ist streng erzogen worden und lebt mit ihrer Mutter allein. Ihr Bruder Leonhard ist als Soldat nicht in der Stadt. Gretchen hilft ihrer Mutter bei der Arbeit im Haushalt und geht häufig in die Kirche. Sie glaubt an Gott und dass er gut zu den Gerechten ist. Als sie eines Tages aus der Kirche kommt, spricht sie ein etwa 40-jähriger Mann an, der sie nach Hause bringen will. Auch wenn sie sich geschmeichelt fühlt, lehnt sie ab: es würde sich nicht schicken. Als sie am Abend heimkommt, denkt sie trotzdem noch immer an ihn. Als sie schlafen gehen will, findet sie ein Kästchen mit Schmuck. Wer das dort hingelegt haben kann, weiß sie nicht. Als sie der Mutter davon berichtet, fürchtet diese das Schlimmste und bringt das Kästchen zum Pfarrer. Als Gretchen ein neues Kästchen mit noch schönerem Schmuck findet, sagt sie es deshalb nicht der Mutter, sondern bringt es zur Nachbarin Marthe, die ihr rät, den Schmuck zu behalten. In diesem Moment taucht ein Mann, Mephisto, auf, der Marthe vom Tod ihres Mannes berichtet. Und dann erscheint der Mann, der Gretchen heimbringen wollte: Faust. Gretchen und er unterhalten sich, sprechen von Liebe. Faust ist Gretchen trotzdem etwas unheimlich, weil er nicht an Gott glaubt wie sie und diesen komischen Begleiter immer dabei hat. Aber sie ist so verliebt, dass sie darüber hinweg sieht: Gretchen lädt Faust in ihr Zimmer ein und verabreicht ihrer Mutter dafür ein angeblich ungefährliches Schlafmittel von Faust. Dann ist die Mutter tot, Gretchen merkt, dass sie schwanger ist und Faust taucht nicht mehr auf. Auch ihr Bruder Leonhard steht ihr nicht bei, sondern stirbt im Duell mit Faust und verflucht Gretchen im Sterben als Hure. Auch das Kind stirbt und Gretchen wird zum Tode verurteilt. Zitate: 1. „Was so ein Mann nicht alles denken kann.“ 2. „Meine Ruh ist hin.“ 3. „Ich darf nicht, für mich ist nichts zu hoffen.“ Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 21 Marthe Schwerdtlein Marthe Schwerdtlein ist die Nachbarin von Gretchen und ihrer Mutter. Gretchen tut ihr leid, weil deren Mutter sie so sehr bevormundet und ihr kaum Freiheiten lässt. Als Gretchen einen Verehrer hat, spricht sie ihr gut zu und lässt ein Treffen bei sich daheim zu. Während Gretchen und Faust sich näher kommen, verbringt Marthe nur zu gern ihre Zeit mit Fausts charmantem Begleiter Mephisto, zumal der ihr gerade die Nachricht überbracht hat, dass ihr seit langem verschwundener Mann gestorben sei. Zitate: 1. „Komm du nur oft zu mir herüber“ 2. „Sich allein zum Grab zu schleifen, das hat noch keinem wohlgetan 3. „Er scheint ihr gewogen“ Valentin Valentin ist Gretchens Bruder. Er ist Soldat und lebt nicht mehr im Heimatort. Vom Leben seiner Mutter und seiner Schwester bekommt er im Moment nicht allzu viel mit. Er weiß aber, dass alles gut läuft, weil er sich sicher ist, in Gretchen eine brave Schwester zu haben, die der Mutter hilft, wo sie nur kann. Außerdem weiß er, dass Gretchen, anders als die meisten jungen Frauen, tugendhaft, fromm und lieb ist und sich niemals mit einem Mann einlassen würde, bevor er und seine Mutter ihn für gut befinden und sie mit ihm verheiratet ist. Das erzählt er auch immer seinen Freunden, wenn sie wieder berichten, wie viele Frauen sie schon entjungfert haben. Als er jedoch dieses Mal nach Hause kommt, stellt er fest, dass das Gegenteil die momentane Situation ist: alle reden über Gretchen und zeigen mit den Finger auf sie, weil sie mit einem Mann geschlafen hat, schwanger geworden ist und der Mann sich verdrückt hat. Valentin ist entsetzt und komplett enttäuscht von seiner Schwester. Er fordert Faust und Mephisto zum Kampf, dabei stirbt er. Zitate: 1. „Bist du´s, so pack ich dich beim Felle.“ 2. „Ich sagte, dass keine meiner Schwester gleicht, dass keine Gretel das Wasser reicht.“ 3. „Und wenn dich erst ein Dutzend hat, hat dich auch bald die ganze Stadt.“ Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 22 4. Maximilian Rankl: Über Faust I und Faust II Als Goethe im August 1831 mit dem noch fehlenden vierten Akt den zweiten Teil seines Faust abgeschlossen hatte, sagte er zu Eckermann: »Mein ferneres Leben [...] kann ich nunmehr als reines Geschenk ansehen, und es ist jetzt im Grunde ganz einerlei, ob und was ich noch etwa tue.« (Eckermann: Gespräche mit Goethe, 6. Juni 1831). Am endgültigen Text hat er noch buchstäblich bis zum Vorabend seines Todes gefeilt. Wenige Tage nachdem er das Manuskript im März 1832 als definitiv vollendet zusiegelte mit dem Hinweis, es erst nach seinem Tode zu veröffentlichen, starb Goethe. Bedenkt man, daß erste Entwürfe zur Gelehrten- und Gretchen-Tragödie bereits ab 1772 entstanden waren, so kann man mit Fug und Recht sagen, daß die Arbeit am Faust – natürlich oft mit jahrelangen Unterbrechungen – fast sechs Jahrzehnte und mit Sturm und Drang, Klassik und Romantik schon rein zeitlich drei Epochen der deutschen Literaturgeschichte umfaßt. Wenn für die Zeit zwischen etwa 1770 und 1830 in der deutschen Geistesgeschichte die Epochen-Bezeichnung Goethezeit gerechtfertigt ist, so vor allem durch dieses eine epochenübergreifende Lebenswerk. Dem Stoff vom Dr. Faustus war Goethe schon in seiner Frankfurter Kindheit in Form des Puppenspiels begegnet. Es war eine ganz auf gruselige Geister- und Beschwörungsszenen abhebende Bearbeitung des Volksbuchs Historia von D. Johann Fausten, dem weitbeschreyten Zauberer vnnd Schwartzkünstler aus dem Jahr 1587 (einer reformatorischen Kampfschrift gegen Teufelsbündelei, Magie und Aberglaube, gleichzeitig eines der ersten Bestseller seit Erfindung des Buchdrucks). Dieses Volksbuch geht seinerseits auf eine legendäre Figur zurück: auf den angeblich um 1480 in Knittlingen geborenen Faust, der als Arzt, Quacksalber und Zauberer berühmt oder berüchtigt wurde und auf schreckliche Weise ums Leben gekommen sein soll; schon die Zeitgenossen interpretierten seinen mysteriösen Tod auf einen Teufelsbund hin. Der Engländer Christopher Marlowe hatte den Stoff bereits 1593 dramatisch bearbeitet; die Aufklärung dagegen konnte mit der Faust-Gestalt wenig anfangen: Für sie war Faust lediglich ein lächerlicher Scharlatan und Zauberkünstler (was der historischen Warheit sicher nahekommt). Doch schon Lessing stellt die Figur in seinem Faust-Fragment (1759) in ein positiveres Licht und läßt sie am Schluß von Engeln erretten. Daß die Sturm-und-DrangGeneration in ihrem anti-aufklärerischen Impetus und ihrer Vorliebe für den tragischen Ausnahme-Menschen in Faust eine Symbolgestalt für ihre eigenen Bestrebungen nach Befreiung aus den Zwängen religiöser und gesellschaftlicher Normen erblickte, ist kaum verwunderlich. So schrieb Friedrich Müller (»Maler Müller«) 1778 ein unvollendetes Drama Doktor Fausts Leben und Tod dramatisiert; und auch Friedrich Maximilian Klingers Roman Fausts Leben, Taten und Höllenfahrt aus dem Jahr 1791 wurzelt noch in der Sturm-und-Drang-Rezeption der Faust-Figur. Goethes erste Beschäftigung mit diesem Stoff fällt also nicht zufällig in die diese Zeit. Dokumentiert ist diese erste Phase durch den Text des sogenannten »Urfaust«, der erst 1887 in einer Abschrift des Hoffräuleins von Göchhausen Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 23 wiederaufgefunden wurde. Er dürfte zwischen 1772 und 1775 entstanden sein, in einer Zeit, in der Goethe auch die Akten des Prozesses um die 1772 in Frankfurt hingerichtete Kindsmörderin Susanne Brandt studiert hat, deren Schicksal sicher den authentischen Hintergrund für die Gretchen-Handlung abgab. 1790 veröffentlichte Goethe eine Bearbeitung dieses ersten Entwurfs unter dem Titel Faust, ein Fragment. In den Jahren seiner Freundschaft mit Schiller fügte er den »Prolog im Himmel« und die Paktszenen hinzu. Schon um 1800 waren Bruchstücke des II. Teils entstanden, die Goethe zwischen 1825 und 1831 planmäßig ausarbeitete und vollendete. 1827 veröffentlichte er in der »Ausgabe letzter Hand« den Helena-Akt mit dem Untertitel »Klassischromantische Phantasmagorie«, 1828 die Szenen am Kaiserhof. Der endgültige Abschluß des II. Teils erfolgte, wie gesagt, in seinen letzten beiden Lebensjahren. Nach der Lektüre – vor allem des zweiten Teils – befällt den Leser zunächst einmal eine gewisse Ratlosigkeit. Er erwacht aus der Fülle der Gesichte, reibt sich die Augen und fragt sich besorgt: Was ist nun der Sinn des Ganzen? Ist es überhaupt 'ein Ganzes', oder haben wir es mit disparaten Einzelszenen zu tun, die mehr oder weniger mühsam zu einer durchgehenden Handlung verknüpft sind? Wie verhält sich der erste zum zweiten Teil? Was ist zeitabhängig, und welche Aussagen sprechen uns auch heute noch unmittelbar an? Wieviel an geistesgeschichtlichem Wissen bedarf es überhaupt, den Faust zu 'verstehen'? Sicher gibt es wenige Werke der Weltliteratur, über die mehr und Widersprüchlicheres geschrieben worden ist als über den Faust. Bis heute ist sich die Fachwelt bis in Einzelaspekte hinein nicht einig, was nun von alledem zu halten sei. Und doch: Wer sich, unbeeindruckt von dem monströsen Aufwand an Interpretationsmodellen, ganz der Lektüre überläßt, wird feststellen, daß eine Annäherung an dieses Werk nicht unabdingbar an philologische Spezialkenntnisse gebunden ist. Zu allererst ist dabei mit zwei immer wieder behaupteten Vorurteilen aufzuräumen: Erstens, die Figur des Faust verkörpere einen 'genialen' Menschentypus; zweitens: das 'Faustische' sei eine irgendwie 'dem deutschen Wesen' immanente Problematik. Zum Genialen nur soviel: Daß Faust allerlei zu Ende studiert hat, bis er an die Grenzen der menschlichen Erkenntnis stößt, ist dramaturgisch notwendig. Denn einem Oberbuchhalter 'Müller zwo' würde man seine Verzweiflung an der menschlichen Erkenntnisfähigkeit nicht abnehmen, nur weil sich das Weltganze nicht ohne weiteres mit den Kategorien von Soll und Haben begreifen läßt. Es bedarf also einer Figur, die geistig die menschlichen Möglichkeiten bereits ausgeschöpft hat. Anders gewendet: die Begrenztheit der menschlichen Erkenntnis könnte nicht an einer von vornherein durch ihre individuelle Borniertheit eingeschränkten Gestalt demonstriert werden. Die zweite These, Faust verkörpere das deutsche Wesen, erledigt sich von selbst: Wenn Faust irgendwo lokalisiert werden kann, dann in der Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 24 gesamteuropäischen Geistesgeschichte, die geprägt ist von Antike, christlichem Mittelalter und neuzeitlicher Aufklärung. Ob Faust beispielsweise für die Menschen anderer Kulturen eine Bedeutung hat, sei dahingestellt. Jedenfalls ist seine Problematik – wenn nicht allgemein menschlich – so doch allgemein abendländisch-europäisch. Spezifisch für dieses Weltbild ist z. B. die Aufteilung der Welt in Polaritäten. Die »zwei Seelen«, die in Fausts Brust wohnen, und worunter er (»ach«) leidet, bezeichnen zunächst einmal nichts anderes als die in unserem Kulturkreis angenommene Doppelnatur des Menschen als Trieb- und Geistwesen. Schon Albrecht von Haller hatte die Menschennatur als »unselig Mittelding von Engeln und von Vieh« (Gedanken über Vernunft, Aberglauben und Unglauben) bezeichnet. Und wenn Mephisto bei seinem ersten Auftritt als Hund erscheint (wenn auch verniedlicht zum putzigen Pudel), so personifiziert sich in ihm die andere, die triebhafte Natur Fausts, die – so darf man aus dem folgenden schließen – aufgrund seiner einseitig geistigen Tätigkeit bis ins fortgeschrittene Alter zu kurz gekommen ist. Seit dem Auftreten Mephistos jedenfalls fällt dieser Figur des freundlichen Teufels die Rolle des im weitesten Sinne Triebhaften zu. Daß ohne ihn bis zum bitteren – und dann doch noch in transzendentem Wohlgefallen sich auflösenden – Ende des zweiten Teils nichts mehr geht, ist die, man möchte fast sagen: ironisch-moderne, Aussage des ganzen Stücks. Die Verjüngung Fausts jedenfalls – sei sie nun realiter erfolgt oder der Zaubertrank nur als ein libido- und potenzsteigerndes Mittel zu verstehen – führt zunächst dazu, daß er »Helenen in jedem Weibe« sieht. Helena ist hier nur Metapher für den Inbegriff der erotisch reizvollen Frau; daß Helenas »Schönheit« im Faust nie anders gesehen wird – nie und nimmer im Kantschen Sinne des »interesselosen Wohlgefallens« –, zeigt seine durch die Geburt Euphorions bezeugte geschlechtliche Vereinigung mit ihr im zweiten Teil. Doch dazu später. Die sogenannte Gretchen-Tragödie folgt daraus zwangsläufig. Faust projiziert – wie es unromatischer und realistischer nicht geht – seine neugewonnene Libido auf das nächstbeste Mädchen, das er auf der Straße trifft. Das angeblich so unschuldige Kind läßt sich vom Schmuck, den Mephisto herbeischafft, schlicht und einfach kaufen: »Nach Golde drängt, / Am Golde hängt / Doch alles! Ach, wir Armen!«. Sie »sitzt nun unruhvoll, / Weiß weder, was sie will noch soll, / Denkt ans Geschmeide Tag und Nacht, / Noch mehr an den, ders ihr gebracht.« Unschuld im sexualmoralischen Sinne hält sich nur so lange, bis sich eine geeignete Gelegenheit findet, sie aufzugeben. Freilich nennt sie es Liebe, und selbst Faust glaubt an sein »reines« Gefühl (»Ich bin ihr nah, und wär ich noch so fern, / Ich kann sie nie vergessen, nie verlieren«). Daß das arme Gretchen, das sich nicht anders verhält als alle Mädchen in ihrer Situation sich verhalten hätten, dann ihr und Fausts Kind töten muß und dafür zur Rechenschaft gezogen wird, ist der lustfeindlichen bürgerlichchristlichen Moral zuzuschreiben, die das Triebhafte als lebensbestimmendes Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 25 Element nicht zu akzeptieren bereit ist. So ist es nicht die individuelle Schuld Fausts, Gretchen ins Unglück gestoßen zu haben, sondern der Fluch, der nach christlichem Verständnis auf dem Menschengeschlecht seit dem Sündenfall lastet. »Eritis sicut Deus, scientes bonum et malum«, schreibt Mephisto ins Stammbuch des Schülers. Die Erkenntnis des Guten und des Bösen, die mit dem biblischen Sündenfall einhergeht, schlägt sich zu allererst in der Sexualmoral nieder. »Und sie erkannten, daß sie nackt waren«. So hat letztlich Mephistos »Muhme«, die Schlange, eine Polarität herbeigeführt, an der die Menschheit ewig leiden wird: »Zwei Seelen wohnen, ach, in meiner Brust«. Diese schon alttestamentarisch verbürgte und das Christentum und damit die abendländische Moral prägende 'Verteufelung' des Sexuellen ist freilich in keiner Weise einzusehen. Als Gegenentwurf steht hier die antike Kultur, die einen derart schuldbehafteten Eros nicht kannte. Helena im zweiten Teil des Faust wird somit zum Gegenbild Gretchens. Sie hat schon einiges hinter sich: »Du aber hochbegünstigt, sonder Maß und Ziel, / In Lebensreihe sahst nur Liebesbrünstige, / Entzündet rasch zum kühnsten Wagstück jeder Art.« Ausgerechnet Mephisto in der Verkleidung der Phorkyas wirft Helena ihre zahlreichen Liehaber vor. Daß Mephisto in allen dem Bereich der Antike zugeordneten Szenen wenig bis gar nichts vermag, macht deutlich, daß die griechisch-heidnische Vorstellungswelt als integrativer Bestandteil der Fausttragödie ein gleichberechtigtes Alternativkonzept zur christlichen Moral – zu der eben auch der Teufel gehört – bietet. Aus dem bisher Gesagten ergibt sich ganz von selbst: Der erste Teil des Faust ist ohne den zweiten gar nicht denkbar. Ein großer Aufwand wäre schmählich vertan, wenn sich Vor- und Nachteile von Fausts Teufelspakt auf die Verführung eines jungen Mädchens und dessen unseliges Ende beschränken würden. Das wäre ein bürgerliches Trauerspiel, nichts weiter. Daß der Faust zum Menschheitsdrama wird, verdankt er erst dem zweiten Teil, der vor allem in der klassischen Walpurgisnacht und der Helena-Handlung Raum und Zeit transzendiert, aber die Ur-Polarität von Trieb und Geist eben auch um die Polarität von nordisch-christlich und südlich-antik erweitert und differenziert, deren Synthese in der Gestalt des hochfliegenden aber in seiner Maßlosigkeit lebensunfähigen Euphorion letztlich scheitert. (In Euphorion hat Goethe übrigens ein Bild des griechenlandbegeisterten romantischen Dichters Lord Byron gegeben, der als Teilnehmer am hellenischen Freiheitskampf starb). War der Faust des ersten Teils ursprünglich bestimmt vom Streben nach Erkenntnis, also geistigem Durchdringen der Welt, so ist er vom Auftreten Mephistos an bis zum Ende der Helena-Geschichte auf verschiedenen Stufen dem Lebensgenuß ergeben: »Dem Taumel weih’ ich mich, dem schmerzlichsten Genuß, / [...] Mein Busen, der vom Wissensdrang geheilt ist, / Soll keinen Schmerzen künftig sich verschließen« – dessen Eignung zu dauerhaftem Glück er freilich von Anfang an mißtraut: »Kannst du mich mit Genuß betrügen – / Das sei für mich der letzte Tag! /[...] Werd ich zum Augenblicke sagen: / Verweile doch, du bist so schön! / Dann magst du mich in Fesseln schlagen, / Dann will ich gern zugrunde gehn.« Genuß aber ist an Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 26 die Sinne gebunden, damit an die Sinnlichkeit, die den Eros ebenso umfaßt wie die Kunst. Nach der Erfahrung der im christlichen Norden schuldbeladenen Sinnlichkeit führt der Weg Fausts in die Welt der Antike. Hier entfaltet sich ein Kaleidoskop von Trugbildern, deren 'Realitätsgehalt' gar nicht bestimmbar ist, eine »klassich-romantische Phantasmagorie«, wie Goethe selbst den zweiten Akt der Helena-Handlung benennt. Es ist die Welt der Kunst: im doppelten Sinne von künstlich und künstlerisch, damit gleichzeitig die Welt des schönen Scheins, der Ästhetik in ihrem Verzicht auf Erkenntnis der Wahrheit: »Am farbigen Abglanz haben wir die Welt«. Vom geistigen Durchdringenwollen der Welt zu ihrer sinnlichen Erfahrung, von der Metaphysik zur Ästhetik geht also zunächst Fausts Weg, auf dem er – über die Sinne Eindrücke empfangend – notwendigerweise passiv geblieben ist. In einem nächsten Wandlungsschritt wird Faust erstmalig aktiv: Er will die Welt verändern. Die Tat ist es nunmehr – bereits zu Anfang des ersten Teils in seinen Übersetzungsversuchen vorgeahnt – der er sein weiteres Leben widmen will. Daß aus dem Himmelsstürmer und Helenabeschwörer zum Schluß ein Deichbau-Ingenieur wird, mag auf den ersten Blick enttäuschen. Man neigt vielleicht dazu, Goethe einen bürgerlichen Nützlichkeitsoptimismus vorzuwerfen, oder – je nach Standpunkt – erleichtert aufzuatmen: Endlich ist Faust vernünftig geworden. Was man gerade bei der letzten Wandlung gerne übersieht: Die Faustische Tätigkeit, pro forma für das Allgemeinwohl, entspringt zunächst krassem Machtwillen (»Herrschaft gewinn ich, Eigentum! / Die Tat ist alles, nichts der Ruhm«), wird mit unlauteren Mitteln (Unterstützung des korrupten Kaisers) erlangt und läßt sich nur durch menschenverachtende Maßnahmen überhaupt durchführen. Am deutlichsten kommt Fausts unmenschliche Handlungsweise in der Philemon-und-Baucis-Geschichte zum Ausdruck. Wenngleich er auch die teuflische Radikallösung nicht gewollt hat (Abbrennen von Hütte und Kirche und Tod der beiden Alten), so hat er sie doch eingeleitet. Überhaupt hat jetzt Mephisto, der in den antikischen Teilen stark zurücktreten mußte, wieder fest das Szepter in der Hand. Es kann gar keine Rede davon sein, daß Faust nun in irgendeiner Form etwas Positives geleistet hat. Es ist im Grunde ein Abstieg zum übelsten Machtmenschentum; der Faust des letzten Aktes ist einsam wie nie zuvor, und die Blendung durch die allegorische Figur der Sorge spricht für sich: er ist in seinem Wahn wahrhaft verblendet. Erst wenn man sich diese Situation klarmacht, bekommt seine letztliche Rettung »von oben« ihren Sinn: Trotz seines »strebenden Bemühns« ist der Mensch aufgrund seiner Natur nicht fähig, sich zu erlösen. Er ist ein verfluchtes Geschöpf, zur Tugend und Güte gar nicht wirklich fähig außer als Vorwand für seine Gelüste, seien sie sexueller Art oder durch Machtstreben diktiert (was ja auch irgendwie zusammenhängt). Ebenso düster erscheint die Zukunft der Menschheit: In allen Versuchen, mittels Technik und Industrie sich die Natur dienstbar zu machen, hat von vornherein der Teufel seine Finger im Spiel. Die Opfer an Menschen und Menschlichkeit, die das industrielle Zeitalter fordert, Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 27 sind im letzten Akt des Faust bereits vorausgeahnt. So ist die vielzitierte Vision Fausts eben wiederum nur ein Trugbild: »Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn. / Zum Augenblicke dürft’ ich sagen; / Verweile doch, du bist so schön!« Und der Spott Mephistos ist so unberechtigt nicht: »Ihn sättigt keine Lust, ihm gnügt kein Glück, / So buhlt er fort nach wechselnden Gestalten; / Den letzten, schlechten, leeren Augenblick, / Der arme wünscht ihn festzuhalten.« Was im Faust zum Ausdruck kommt, ist ein pessimistisches Menschenbild, zugleich aber ein optimistisches Weltbild. Die Aufklärung hatte seit Rousseau gepredigt, der Mensch sei von Natur aus gut. Wenn er sich böse verhält, sind die Umstände schuld daran. Darüber hinaus glaubte man, der Mensch bedürfe nur der 'Aufklärung', also der Erkenntnis, dann werde er ganz automatisch das Richtige tun: Vernünftig ist gleich gut. Das Menschenbild Goethes, wie es uns in Faust begegnet, ist in allem das Gegenteil. Und trotzdem gibt es eine Hoffnung: die Erlösung durch höhere Mächte. Bei aller geradezu katholisch anmutenden Bildhaftigkeit der letzten Szenen freilich soll man nicht vorschnell auf allzu-christliches Gedankengut schließen. Man könnte sagen: der ganze Aufwand von Engeln bis hin zu dem auf und abschwebenden Pater ecstaticus bietet sich als opulentes Bildmaterial an, um dem ganzen Werk einen angemessen pomphaftopernhaften Schluß zu geben. Daß auf christlich-katholische Symbolik zurückgegriffen wird, hat dabei trotzdem seine innere Berechtigung. Denn die Idee eines durch sich selbst nicht zur »Erlösung« fähigen Menschen ist nun einmal genuin dem katholischen Denken eigen. Die Affinität der Romantik, die ja den Fortschrittsoptimismus der Aufklärung ebenso wenig teilte wie Goethe, zum Katholizismus (man denke nur an die Konversion Clemens Brentanos und anderer) ist ein zeittypisches Phänomen. Daß die ganze katholisierende Schlußszenerie nicht so ganz ernst gemeint sein kann, zeigt die überraschende Wendung, die Fausts Rettung 'technisch' erst möglich macht: Mephisto, der aufpassen soll, daß ihm Fausts Seele nicht entwischt, wird abgelenkt von den erotisch reizvollen Engeln: »So sieh mich doch ein wenig lüstern an! / Auch könntet ihr anständig nackter gehen / Das lange Faltenhemd ist übersittlich – / Sie wenden sich – Von hinten anzusehen – / Die Racker sind doch gar zu appetitlich!« Diese Ablenkung führt dazu, daß die Engel Fausts Seele entführen können: »Die hohe Seele, die sich mir verpfändet, / Die haben sie mir pfiffig weggepascht. [...] / Ein großer Aufwand, schmählich! ist vertan, / Gemein Gelüst, absurde Liebschaft wandelt / Den ausgepichten Teufel an.« So führt das Lustprinzip – symbolisiert in der Gestalt Mephistos – letztlich zu dem, was es ein langes Leben lang verhindern sollte: zur Erlösung des Menschen aus seiner Zwienatur. Ein ironischer Schluß, der die menschliche Existenz auf befreiende Weise nicht ganz ernst nimmt. (Maximilian Rankl: Johann Wolfgang Goethe, Faust I Faust II: Zum Werk. In: Bibliothek Xlibris: J. W. Goethe, CD-ROM. München 1996. Seite 1 - 18) Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected] 28 Lesehinweise zum FAUST I Frei zugängliche Texte im Internet: http://gutenberg.spiegel.de Umfangreiche Biographie Goethes: http://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Wolfgang_von_Goethe Nele NeitzkeTheater UlmHerbert-von-Karajan-Platz 189073 Ulm Tel: 0731-1614411E-Mail: [email protected]