site acceptance test - dc-ce RZ

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site acceptance test - dc-ce RZ
SITE ACCEPTANCE TEST
Grundlagen, Beschreibung und Empfehlungen
Bei einer Modernisierung der Infrastruktur eines Rechenzentrums oder dem kompletten Rechenzentrumsneubau stellt sich bei der Komplexität und der Vielzahl der verschiedenen technischen
Systeme jeder Betreiber die Frage, ob denn die gesamte Technik entsprechend der Planung und gemäß den gestellten Anforderungen auch funktioniert. Insbesondere geht es hierbei häufig um die
Verbindungen zwischen der Leittechnik o. ä. eingesetzten Systemen und den restlichen Gewerken.
In der Regel entscheiden sich die ausführenden Unternehmen vor der Abnahme der Leistungen
aus zeitlichen und finanziellen Gründen für eine konventionelle Inbetriebnahme ihrer erstellten
Anlagentechnik. Gegebenenfalls wird die Anlage zusätzlich bei sogenannten Lasttests auf das Erreichen der geplanten maximalen Leistung geprüft, wobei auch häufig Betriebskennwerte zum
Nachweis der Funktion aufgezeichnet werden. Auch vertraglich vereinbarte Probebetriebsphasen
vor der Übergabe einer technischen Anlage werden zunehmend vorgenommen, um die Funktionsfähigkeit der Anlage über einen längeren Zeitraum zu testen.
Nachteilig dabei ist, dass bei den meisten Tests im Rahmen einer üblichen Inbetriebnahme Anlagenbestandteile lediglich im Einzelnen auf Ihre Funktion und nicht im Verbund mit der Gesamtanlage und den Auswirkungen auf diese im Fehlerfall geprüft werden. Eine Fehlerbeständigkeit der
Gesamtanlage kann oft nicht nachgewiesen werden.
Eine zuverlässigere Aussage über die Funktion der technischen Anlagen kann mit der Durchführung
eines Site Acceptance Tests (SAT) erzielt werden. Dabei wird im Gegensatz zur konventionellen
Inbetriebnahme nach vorangegangener Analyse und Untersuchung der technischen Anlage auf
Fehlerbeständigkeit eine gewerkeübergreifende umfangreiche Prüfmatrix erstellt, in der alle möglichen Fehlerszenarien sowie das Zusammenspiel mehrerer, voneinander unabhängig auftretender
Fehler eingearbeitet und berücksichtigt werden.
Für die effektive Planung, Prüfprotokollerstellung und Durchführung eines SAT erhalten alle Anlagekomponenten und Bauteile standardisierte und eindeutige Bezeichnungen, welche gemäß dem
Anlagenkennzeichnungssystem gegebenenfalls bereits vorhanden, ergänzt oder, falls diese nicht
eineindeutig sind, generell neu erstellt werden müssen.
In den Prüfprotokollen werden neben der eingetretenen Reaktion der Anlage auf den verursachten
Fehler ebenfalls die prognostizierte Reaktion und die Auswirkungen auf die Gesamtanlage aufgeführt und im Rahmen des Tests überprüft. Auch eine weitere Aufteilung des Ausgangstests in untergeordnete Tests mit verschiedenen Auswirkungen kann je nach Anlagenkonfiguration zweckmäßig und hilfreich sein. Neben der Übergabe der Protokolle besteht ebenfalls die Möglichkeit, eine
Analyse der durchgeführten Tests vorzunehmen und diese in Form eines Berichtes mit Vorschlägen
zu Abhilfemaßnahmen zu übergeben.
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Setzt man diese theoretische Herangehensweise in die Praxis um, so wird bei einem SAT für nahezu
jedes mögliche Fehlerszenario ein separater Test mit fortlaufender Nummerierung und eigenem
Prüfprotokoll ausgearbeitet. Dabei werden immer die Funktion der Gesamtanlage und die Auswirkungen des fingierten bzw. provozierten Fehlers in die Betrachtung mit einbezogen.
Je nach Anlagengröße und Umfang bzw. Detailreichtum und Detaillierungsgrad der Tests steht
dem Betreiber eines Rechenzentrums nach der Durchführung eines SAT eine aussagekräftige Gesamtanalyse seiner installierten Anlagentechnik zur Verfügung. So werden nicht selten bis dahin
unerkannte, gegebenenfalls doch vorhandene Fehler und Schwachstellen erkannt und können zur
Risikominimierung behoben werden.
Betrachtet man die Durchführung eines SAT erfahrungsgemäß in der Praxis, so können anhand von
zwei Beispielen die Komplexität und die Wichtigkeit dieser Maßnahme verdeutlicht sowie auftretende Probleme und Erschwernisse dargestellt werden.
Im ersten Beispiel wurde die Funktionsstörung einer Motorabsperrklappe in der Kühlanlage simuliert und diese im Normalbetrieb geschlossen, wie es analog bei einer Störung der Regelungs- und
Elektrotechnik in diesem Fall vorkommen kann. Ein Druckwächter der Leckageüberwachung befand
sich auf der Saugseite der nachgeschalteten Umwälzpumpe und löste durch den Druckabfall Leckagealarm aus, der zur Umschaltung auf die Redundanzmaschine führte, bevor die Umschaltung der
Kältemaschinen aufgrund der fehlenden Kühlmittelströmung erfolgte.
Die Funktion der Anlage wurde in diesem Fall durch die Umschaltung zwar sichergestellt, jedoch
war die Anzeige der Fehlermeldung auf der Gebäudeleittechnik als Leckagealarm falsch und irreführend. Von diesem Steuerungsablauf waren alle Beteiligten überrascht, da bis zu diesem Zeitpunkt keine Redundanzumschaltung in dieser Art erfolgte. Das mühselige Aufsuchen einer Leckage
in der gedämmten Glykolrohrleitung, wie es bei der Alarmmeldung auf der Gebäudeleitttechnik
die Folge wäre, konnte glücklicher Weise entfallen und die Alarmmeldung in Zukunft durch die
Auswertung der Endlagenschalter der Absperrklappe präzisiert werden.
In einem weiteren Fallbeispiel erschwerten fehlende Wärmelasten in dem Rechenzentrum und den
zugehörigen Technikräumen die Durchführung eines SAT erheblich, da ungewolltes Regelverhalten
fernab jeglicher Planung und Auslegung zu instationären Betriebsweisen der Gesamtanlage führte
und keine dem Normalbetrieb entsprechenden Funktionen geprüft werden konnten. Daher ist für
die Durchführung eines SAT die Kombination mit einem Lasttest durch Lastbänke bei fehlenden
Wärmelasten im Rechenzentrum zur Erlangung repräsentativer Betriebsweisen eine Voraussetzung,
die bei der Ausschreibung und Terminierung berücksichtigt werden muss.
Auch bei der Protokollierung durch die ausführenden Unternehmen kommt es immer wieder zu
Problemen, da verschiedene, an der Durchführung des SAT beteiligte Personen, infolge der Individualität unterschiedliche Auffassungen und Beurteilungen der Anlagenreaktion bei gleichen
Fehlerszenarien besaßen.
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Auch die unterschiedliche Form der Protokollierung und des Verständnisses der teilweise anspruchsvollen Darstellung der Szenarien machte bei diesem Beispiel die Auswertung und Zusammenfassung der Testergebnisse schwierig. Daher ist in Abstimmungsgesprächen aller Beteiligten vor dem
SAT die einheitliche Vorgehensweise zur Protokollierung und die Zielstellungen der ausgearbeiteten Szenarien zu erläutern und festzulegen.
Durch das Vorhandensein und die Kombination vieler technischer Anlagen, die für ein betriebssicheres Rechenzentrum der heutigen Zeit in die Infrastruktur integriert werden, ist zu Gunsten der
Ausfallsicherheit die Durchführung eines SAT als Erweiterung der konventionellen Inbetriebnahme
zu empfehlen.
Eventuell unentdeckte Planungsfehler, unerkannte werkseitig erzeugte Produktmängel bei den
verbauten Komponenten, Fehler innerhalb der Gebäudeautomation und Unzulänglichkeiten bei
der Dokumentation der Anlagentechnik und ihrer Bestandteile werden in der Regel bei der Durchführung eines SAT erkannt und neben der gesteigerten Betriebssicherheit wird durch die Sicherstellung der korrekten Funktionsweise der Anlagenkomponenten vor Beginn der Betriebszeit deren
Lebensdauer erhöht.
Durch die rechtliche Relevanz der Abnahme, der häufig nur eine konventionelle Inbetriebnahme mit
einem Probebetrieb unter Teillast vorausgeht, ist mit der Vereinbarung eines SAT für beide Seiten,
Auftraggeber und Ausführenden, von Vorteil, da die erfolgreiche und protokollierte Durchführung
einen sehr guten Nachweis der Funktionsfähigkeit und Mängelfreiheit der Leistung bietet. Daher
ist zu empfehlen, die Durchführung eines SAT als Vertragsbestandteil bzw. als Leistungsposition in
der Ausschreibung der Gewerke aufzuführen und die objektive Überwachung und Auswertung an
einen Dritten zu beauftragen.
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