Predigt zum Ostermontag Mk.16,1-8

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Predigt zum Ostermontag Mk.16,1-8
Mk. 16,1-8: Predigt für den deutsch-englischen Gottesdienst am Ostermontag
2015
„Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Gib
mir in dieser schnellen Zeit irgendwas, das bleibt. Gib mir irgendwas, das bleibt.“
Haben Sie diesen Songtext erkannt?
Diese Worte stammen von der deutschen Rockband Silbermornd.
Ein großer Hit vor etwa 5 Jahren.
Ein Song, der aus einer Krise kommt.
Ein Song, der in starker Weise Sehnsucht ausdrückt.
Sehnsucht nach etwas, das bleibt, beständig ist und nicht mehr vergeht.
Eine verständliche Sehnsucht in einer Welt, die vom Tod begrenzt und eingeschränkt
ist und dabei noch so schnelllebig ist.
Als Christen HABEN wir etwas, das bleibt.
Wir haben die Botschaft der Auferstehung.
„Jesus ist auferstanden“ – das ist die wunderbare Antwort auf diese Sehnsucht nach
etwas, das wirklich bleibt.
Aber ist diese Auferstehung von Jesus überhaupt real?
Ist sie nicht einfach nur Wunschdenken?
Etwas, das sich jemand vor 2000 Jahren ausgedacht hat, um den Menschen
Hoffnung zu geben?
Die größte Lüge der Menschheitsgeschichte?
So denken viele.
Laut einer Umfrage glauben 79% aller Deutschen ab 14 Jahren nicht an die
körperliche Auferstehung von Jesus.
Der antike Philosoph Celsus schrieb bereits im Jahr 180 nach Christus folgenden
Satz:
„Christen sind primitiv glaubende Leute. Kein Vernunftmensch hält es unter ihnen
aus.“
Hat etwa dieser Celsus Recht?
Naja, es gab allerdings schon auch viele kluge Köpfe, die gläubige Christen waren:
Nicht nur große Theologen wie Augustinus, Luther oder Thomas von Aquin.
Auch ein Blaise Pascal, ein Isaak Newton, Sören Kierkegaard, Max Planck.
Sie und viele andere glaubten an die Auferstehung Jesu.
So bescheuert können der christliche Glaube und der Auferstehungsglaube also nun
auch wieder nicht sein.
Ich möchte im 1. Teil der Predigt Antwort geben auf die Kritiker der Auferstehung. Im
2. Teil dann möchte ich über die Bedeutung der Auferstehung für uns sprechen.
„Gib mir ein kleines bisschen Sicherheit in einer Welt, in der nichts sicher scheint. Gib
mir in dieser schnellen Zeit irgendwas, das bleibt. Gib mir irgendwas, das bleibt.“
Ich hoffe, Ihnen in dieser Predigt auch etwas Bleibendes an die Hand zu geben.
Erinnern wir uns an unsern Predigttext, die Erzählung vom leeren Grab.
3 Frauen wollten dem toten Jesus hier einen letzten Liebesdienst erweisen.
3 Frauen ohne Perspektive. Ihnen bleibt nur der Totenkult.
Aber Jesus war nicht mehr da. Das Grab ist leer.
Das, liebe Freunde, ist noch kein Beweis für die Auferstehung.
Aber es ist die Grundbedingung dafür.
Hätte Jesus noch tot im Grab gelegen, hätte kein Mensch von seiner Auferstehung
jemals reden können.
Aber er lag dort definitiv nicht mehr drin.
Also, das Grab war leer, und wir können dabei von einer historischen Tatsache
sprechen.
Denn das haben selbst die Gegner, die Führer der Juden damals, nie bestritten.
Sie haben dann nur behauptet, seine Anhänger hätten die Leiche gestohlen oder wo
anders hin verräumt.
Aber: Ist das überhaupt plausibel zu denken, die Jünger hätten irgendwie
rumgetrickst oder halt bloß Wahnvorstellungen gehabt?
Zu den Wahnvorstellungen: Es mag ja Menschen mit Halluzinationen geben. Aber ich
kann mir keine ganze Gruppe vorstellen, in der alle die gleiche Wahnvorstellung
hatten.
Das geht nicht.
Und auch eine absichtliche Trickserei halte ich nicht für logisch. Denn diese Jünger
sind fast alle später wegen ihres Glaubens zu Tode gekommen.
Manche erst nach Jahrzehnten.
Stellen Sie sich das mal vor: Ein Leben auf einer vorsätzlichen Lüge zu gründen und
das über Jahrzehnte durchzuhalten unter Todesgefahr!
Vielleicht wären ein oder 2 einzelne so verrückt. Aber doch nicht so viele! Das ist
nicht logisch.
Apropos „viele“.
Der stärkste Auslöser für den Glauben an die Auferstehung sind die Erscheinungen
des auferstandenen Jesus gewesen.
Das erst hat die Leute damals umgehauen.
Und es waren nicht nur die 12 Jünger und ein paar Frauen, denen Jesus erschienen
ist.
Da war auch der Christenverfolger Paulus dabei.
Einmal redet dieser Paulus später sogar von 500 Brüdern, die Jesus auf einmal
gesehen haben.
Und die lebten zum Teil noch (nach 20 Jahren), als Paulus das den Korinthern in
einem echten abgeschickten Brief geschrieben hat.
Es passt auch absolut, dass all diese Leute immer überrascht waren und erstaunt.
Wie in unserer Geschichte die Frauen vom leeren Grab.
Niemand im Umfeld von Jesus hatte mit dieser wunderbaren Wende von Ostern
gerechnet.
Nichts deutet auf eine gezielte Planung hin.
Sie dachten alle, nach dem Tod am Kreuz ist alles aus.
Ein Haufen von Frustrierten und Enttäuschten.
Und sie waren dann total überrascht, „von den Socken“, tief erschrocken und
betroffen.
Alles deutet darauf hin, dass Jesus tatsächlich als Auferstandener seinen Leuten
über ein paar Wochen lang erschienen ist.
Das allein hat sie erst motiviert und angetrieben, ihr Leben weiterhin mit Jesus zu
leben.
Das allein brachte sie dazu, alle diese verrückten Dinge zu tun, die später zur
Gründung der weltweiten Kirche führten.
Es gibt keine plausiblere Erklärung für all diese Entwicklungen, als dass Jesus
wirklich körperlich auferstanden ist.
Freilich: Wir tun uns freilich damit schwer, auf etwas zu vertrauen, was nur einmal,
einzigartig geschehen ist und so nicht wiederholbar ist.
Und doch: Es passt im Grunde alles gut zusammen: Die historische Tatsache vom
leeren Grab, die Berichte der Erscheinungen, die Auswirkungen und das Entstehen
der Kirche.
Und nicht zuletzt auch die Erfahrungen von Millionen Christen seitdem, nämlich dass
dieser Jesus putzmunter und in ihrem Leben erfahrbar ist.
So, damit bin ich, wie versprochen, auf einige kritischen Gegenargumente gegen die
leibliche Auferstehung eingegangen.
Jetzt zu dem, was diese Auferstehung von Jesus für uns heute BEDEUTET.
Dass dadurch ein für allemal ein Pflock in die Welt gerammt ist, auf dem steht:
„Hier GIBT`S was, das bleibt!“.
Hallo liebe Band Silbermond: Hier wird eure Sehnsucht gestillt!
Aber was genau IST das, was hier bleibt?
Lassen Sie mich dazu die Auferstehung Jesu anschauen im Hinblick auf die 3
Ebenen der Zeit, also im Hinblick auf Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft.
1. Im Hinblick auf die Vergangenheit:
In der Auferstehung Jesu BESTÄTIGT der ewige Gott, dass das ganze Leben und
Leiden und Sterben von Jesus VORHER eine erlösende Kraft hat für uns.
Jesus ist nicht als ein Gescheiterter gestorben.
Sondern er hat Gottes Plan erfüllt.
Er übernahm, er trug unsere Schuld, unsere Schwachheit, alles, was in unserm
Leben ungut ist und uns von Gott und vom wahren Leben trennt.
Kaputte Beziehungen, falsche Worte, falsche Taten, all dieses ganze schwierige
Zeugs…
Wir können unsere Vergangenheit nicht ändern.
Wir können, was uns belastet, nicht ungeschehen machen.
Und vor Gott würde es uns für immer zugrunde richten.
Das alles trug Jesus jetzt hin aufs Kreuz für uns, an unserer Stelle, damit der Weg zu
Gott für uns wieder frei ist.
Und mit seiner Auferstehung sagt Gott quasi: „Das gilt!“
„Diese Erlösung gilt!“
„Ich unterschreibe sie.“
An Ostern wurde also Gottes Versöhnung mit uns bestätigt.
Und die Macht des Bösen hat ihre endgültig zerstörerische Macht verloren.
Ist das nicht wunderbar?
Wer sich jetzt an Jesus hängt, an diese Versöhnung, dem steht das Leben wieder
offen – immer,
der ist mit Gott wieder gut,
bei dem wird das Leben gut - immer.
Das ist also das erste, was uns durch Ostern bleibt: Ich bin mit Gott versöhnt und im
Reinen!
2. Die Auferstehung Jesu im Hinblick auf unsere Gegenwart:
Der auferstandene Jesus IST und BLEIBT lebendig.
Das heißt: In jedem Moment ist er da, bei mir, in mir, um mich.
Liebe Freunde, das ist so, egal, was wir grade denken oder meinen oder glauben.
Auch wenn wir sehr an Gott oder an der Auferstehung von Jesus zweifeln.
Selbst wenn wir von Gott gar nichts mehr wissen wollen.
In sämtlichen Schwankungen des Lebens, in guten oder in schlechten Zeiten.
Ich bin frisch verliebt und der Himmel ist voller Geigen.
In Mathe krieg ich ´ne eins raus. Ich feiere einen tollen Sieg.
Ich bin traurig, vielleicht habe ich grade meinen Job verloren, ich muss eine
Scheidung verkraften…
In der Schule gehen mir die Lehrer oder die andern in der Klasse auf die Nerven.
In welcher Situation ich auch immer bin – Jesus ist da.
Mit seiner Liebe zu mir.
Und er möchte mir immer wieder neu begegnen.
Er wartet auf mein Gebet.
Dass ich danke sage.
Dass ich endlich meine Probleme anvertraue und mit ihm bespreche.
Auch das ist etwas, was uns durch Ostern bleibt:
ER ist da, lebendig, er, mein Herr, und er ist für mich da. Und das bleibt so.
Okay, fehlt noch der dritte Aspekt der Auferstehung: Im Hinblick auf die Zukunft:
Der Auferstandene lebt EWIG – und mit ihm alle, die zu ihm gehören.
Wir rutschen sozusagen mit ihm mit, durch den Tod ins Leben.
Das ist die dritte tolle Botschaft von Ostern.
Die dritte Antwort, die ich der Band Silbermond geben will auf ihre Frage: „Was
bleibt?“
Nichts kann und muss uns mehr von Gott und dem Leben und der Liebe trennen –
für ewig. Nicht einmal der Tod.
Und das möchte ich heute in unserer Zeit ganz laut sagen.
Denn die Menschen heute in Europa leben weitgehend ohne Zukunftshoffnung.
„Dieses Leben ist alles, was du hast und kriegen kannst.“
Einen übergeordneten Sinn fürs Leben lehnen die meisten Menschen heute ab.
Der Soziologe Peter Gross sagt: „Wir haben die Ewigkeit verloren.“
„Die individuelle Lebenszeit muss genügen, unsere Träume vom Jenseits hier im
Diesseits zu erfüllen.“
Selbst in der Kirche ticken viele Christen so.
Ich finde das sowas von falsch und geradezu tragisch.
Denn seit der Auferstehung von Jesus tragen wir ein gewaltiges Potenzial an
Hoffnung mit uns herum.
Wir wissen, dass wir auf ein Happy End zugehen.
Immer. Und in jedem Fall.
Eine Anhängerin von einem New-Age-Guru sagte mal: „Ich glaube nicht an den
Himmel. Ich glaube, das Leben ist ein nie endender Zyklus von Geburt und Tod.“
Ich denke mir: Was für ein Horror!
Wer nicht glaubt, dass es einmal ein besseres Leben gibt als dieses hier auf dieser
Erde, muss irgendwann verzweifeln.
Und ich bin überzeugt: Viele unserer Süchte und Depressionen haben da ihre
Wurzel.
Wir aber HABEN eine viel bessere Hoffnung.
Wir sollten uns viel mehr prägen und bestimmen lassen von der Zukunftshoffnung,
die an Ostern begann.
Die Auferstehung Jesu sollten wir nicht nur als Richtigkeit abnicken.
Sie will uns bewegen, motivieren,
sie will Bedeutung haben für uns,
sie will uns Freude geben und Zuversicht an jedem Tag.
Sören Kierkegaard hat gesagt: „Es darf alles gut werden und es wird alles gut, weil
Jesus auferstanden ist.“
Und jemand anders meinte: „Ich tanze im Hagel und singe mir die Freude aus dem
Leib darüber, dass meine Zukunft gewiss ist.“
Eine solche Hoffnung wünsche ich Ihnen ins Herz:
WIR dürfen bleiben – für immer, weil Jesus Christus auferstanden ist.
Tja, ich fasse die österliche Botschaft von heute zusammen und fordere uns auf:
Lasst uns leben 1. als mit Gott Versöhnte und im Reinen,
2. mit dem allseits und allerorten lebendigen Jesus und
3. mit großer Zukunftshoffnung im Herzen.
Österlich eben.
Amen.