September 2003

Transcription

September 2003
an.schläge09/2003
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN september
film
RollenSpiele
In ihrem neuen Film „Sex is Comedy“ übt
sich Catherine Breillat in Selbstreflexion
thema
FrauenWelt
Auf dem Weg zu einer fünften WeltfrauenKonferenz sind Rückblicke notwendig
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
FRA U E N GE S UNDHE I T STA G E
Testen Sie kostenlos Ihre Gesundheit!
Gesundheits-Checkpoints • Infos & Beratung Musik & Kabarett • Star-Talk
6. / 7. September 2003, Wiener Rathaus
Öffnungszeiten: Samstag 6.9.: 11:30 bis 18 Uhr und Sonntag 7.9.: 9 bis 18 Uhr
Mit: Claudia Stöckl, Dieter Chmelar, Chris Lohner, Dolores Schmidinger,„Niddl“,
Pat Zapletal, Elke Winkens, Andrea Händler, The Rounder Girls
PEOPLE
Eine Initiative von: Prim. Dr. Elisabeth Pittermann (Stadträtin für Gesundheits- und Spitalswesen), Mag. Renate Brauner (Stadträtin für Integration, Frauenfragen, Konsumentenschutz und Personal), ao. Univ.-Prof Dr.
Beate Wimmer-Puchinger (Frauengesundheitsbeauftragte der Stadt Wien). Organisation: B&K Kommunikation, icos.
EINTRITT FREI • Wiener Rathaus, Eingang Lichtenfelsgasse
I
„Für mich müsste jeder Mensch
dieselben Möglichkeiten und
Chancen haben.“
Die
von
Die
.-17.10.2003, weils von -18
im
seumsquartier/Wien!
lt der
Ute Bock
-Aktionstage
nschen mit
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hinderung erleben...
BOCK auf
Kultur
KEINE RUHIGE NACHT
SOLANGE FLÜCHTLINGE AUF DER
STRASSE STEHEN, WERDEN WIR AUFTRETEN
JOSEF HADER • LOUIE AUSTEN • MARTIN PUNTIGAM
SCHÖNHEITSFEHLER • PRINCE ZEKA • I WOLF-DJ SET
DZIHAN UND KAMIEN • STERMANN & GRISSEMANN
TOTAL CHAOS • WILLI RESETARITS
DAS BALATON COMBO • ROLAND NEUWIRTH
U.V.A.
Ein e Aktion des ÖZIV - Österreichischer Ziv il-Inv alidenv erband
Detailprogram m unter www.oeziv.at oder 01/513 15 35/211
Eine Veranstaltung von
www.bockaufkultur.at
Damit auch Flüchtlinge in
Österreich eine Zukunft haben.
1.-27.9.03
design by indeco.cc
Eintritt: PAY AS YOU WISH
But don’t forget: Jeder Cent, den du
spendest, kommt direkt obdachlosen
AsylwerberInnen zu Gute!
an.schläge
an.spruch
Gewaltige Phantasien
Wenn „linke“ Männer/Medien sexistisch engleisen
gleichbehandlungsgesetz
auf.takt
Eine lästige Pflichtübung?
Die Antirassismus-Richtlinie der EU stößt in Österreich auf taube Ohren
08
interview
„Am Tisch die ganze Welt“
Gundi Dick über die neue Beratungsstelle für Prostituierte, SILA
10
international
Aufbruch in Marokko
thema
politik
Klischees über Marokkanerinnen gehen an der Realität völlig vorbei
14
an.sage
Familiensplitting – gerechter für wen?
Ansichten vom Wiener Katholischen Familienverband und Ingrid Reischl
24
weltfrauenkonferenzen
Einmal um die Frauenwelt – und retour?
Bald zehn Jahre sind seit der letzten UN-Konferenz in Peking vergangen
16
preisträgerin
wissenschaft
„Ich habe mir nie etwas vorschreiben lassen
Gera Lerner erhielt den ersten Wissenschaftspreis der Stadt Salzburg
20
forum.wissenschaft
Keine Angst!
Ein Plädoyer für Computerkurse von und für Frauen
22
arbeit
frauenwerkstatt
Stolz auf Holz
Bei „Team Idee“ können langzeitarbeitslose Frauen Energien sammeln
28
spiritualität
Vielfalt wagen!
In Barcelona fand die Zweite Europäische Frauensynode statt
32
film
Rollenspiele
Die französische Filmemacherin Catherine Breillat zu Gast in Wien
34
interview
„Es war ein absolutes Männerlokal“
Anneliese Weidinger ist seit 1986 Kaffeesiederin am Lerchenfeldergürtel
36
ge.sehen
Schlachtfelder
„Bedbound“ – Eine sehenswerte Österreichpremiere im dietheater
42
theater.finnland
kultur
Wir haben überlegt, diese Stelle leer zu lassen:
„Wegen Hitzeferien geschlossen!“
Aber erstens machten wir keine Ferien und zweitens sind zumindest unsere Redaktionsräume
schön kühl. Außerdem wollen wir es nicht versäumen, auf diese sehr bunte Ausgabe hinzuweisen.
Anlässlich der Überlegungen, eine 5. Weltfrauenkonferenz im Jahr 2005 zu veranstalten, hat Gabi
Horak die Geschichte der UN-Weltfrauenkonferenzen zum Thema gemacht. Karin König vom
Wiener Integrationsfonds versuchte, die Lücken
und Tücken des Entwurfes zum „Gleichbehandlungsgesetzes“ – das eigentlich ein „Antidiskriminierungsgesetz“ hätte werden sollen – darzulegen. Am Cover ist die französische Filmemacherin
Catherine Breillat zu sehen, die schon im Frühjahr in Wien war, um ihren neuesten Film „Sex is
Comedy“ vorzustellen, der demnächst in den
österreichischen Kinos anläuft. Ein Beitrag von
Sandra Altendorfer.
Der Kommentar ist Karin Eckert dieses Mal besonders schwer gefallen, denn es galt ein großes
Ärgernis in Worte zu fassen, das seit einigen Wochen nicht nur unsere Gemüter erregt. Dass die
Wiener Stadtzeitung Falter sich in punkto Frauenberichterstattung keine großartigen Lorbeeren
verdient und geschlechtsneutrale Schreibweise
ein Fremdwort ist, ist keine Neuigkeit. Diverse
Entgleisungen in letzter Zeit haben das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Gemeinsam
mit anderen Frauenmedien/-initiativen wird gerade überlegt, wie darauf angemessen zu reagieren ist. Wir werden unsere Leserinnen natürlich
am laufenden halten, welche Aktionen geplant
werden, denn je mehr Frauen (und Männer) ihren
Unmut kundtun, umso schwieriger wird es der
Falter-Redaktion fallen, diesen Protest weiterhin
zu ignorieren.
Last but not least ein Dankesgesang an unsere
Leserinnen: Die sonst eher anstrengende Aboverwaltung machte in den Sommermonaten plötzlich viel mehr Spaß: Gleich mehrere Abonnentinnen haben relativ großzügig gespendet, was in
der Redaktion jedes Mal auf große Freude stieß.
Dafür wollen wir uns ganz herzlich bedanken
und: Weiter so!
Eure an.schläge-Redaktion
05
Naisteatteri Festivaalit
Ein Rückblick auf das Europäische Frauentheaterfestival in Finnland
47
an.an.schläge
Mit den tollen Perücken von
„perfect props“ waren die
Betrifft: an.schläge 7-8/03
Betrifft:„being critical means being cool“ in an.schläge 7-8/03
Sehr fein!
Vergessen
Liebes an.schläge-Team! Danke! Die
Juli/August-Ausgabe war in vielerlei
Hinsicht eine freudige Ausgabe für
mich! Da war der feine Artikel über
unser Portobella-Catering Service und
Kochbuchs von Verena Fabris. Da war
der fulminate an.spruch von Kerstin
Kellermann. Da war das motivierende
Interview mit Michaela Moser von Karin Eckert. Da war das wache Interview mit Ute Bock von Verena Fabris.
Da war der klärende Artikel von Jale
Akcil. Da war – einfach alles so fein!
Mit lieben Grüßen,
Maggie Jansenberger
Liebes an.schläge-Team! Ihr habt vergessen abzudrucken, dass der Ausgangstext bzw. eine kürzere Fassung des Tagungsberichtes in info_03 Schwerpunkt Gender Studies und Cultural
Studies (herausgegeben vom Projektzentrum für Frauen- und Geschlechterforschung, erscheint im Herbst
2003) von Vida Bakondy, Serena Laker
und Renée Winter verfasst worden ist.
(Serena Laker als Co-Autorin wurde
nicht erwähnt, was nicht korrekt ist).
Danke, alles liebe und wunderbaren
restlichen Sommer. Vida Bakondy & Renée Winter
Betrifft:„Sisters in trouble“ in an.schläge 7-8/03
Betrifft:„Die Priesterin kocht ganzheitlich“ in an.schläge 6/03
Ergänzung
Viel Mut
Liebe Redaktion, liebe Eva Keller,
mit Freude ob der Thematisierung von
Gewalt unter Lesben las ich den Artikel „Sisters in trouble“ und schreibe
mit dem dringenden Bedürfnis, folgendes zu ergänzen: Vor 3 Jahren haben feministisch verortete Lesben in
Wien eine große Veranstaltungsreihe
zu „Gewalt unter Lesben“ organisiert
und als Buch unter dem Titel „Entscheidend – einschneidend. Mit Gewalt in lesbischen und feministischen
Kontexten umgehen“ (Milena-Verlag)
dokumentiert. Eine zentrale Erkenntnis, dich ich weitergeben möchte, war:
Gewalt „passiert“ nicht „nur“ den „Anderen“, sondern Jede ist potenziell Täterin (und viele sind betroffen). Auch
ausgehend von der feministischen
Praxis der Selbstorganisation ist zu sagen, dass daher nicht „nur“ die „zuständigen Stellen“ zu „sensibilisieren“
sind, sondern dass Jede aufgerufen ist,
ihr Agieren zu reflektieren, sich in
ihrem Freundinnenkreis, in ihrem politischen- und Szene-Umfeld zu Gewalt
kritisch zu verhalten. Und: Eingedenk
spezifischer Gewaltdynamiken unter
Lesben und lesbenfeindlicher gesellschaftlicher Strukturen ist auch zu sagen, dass heterosexuelle Frauen aus
Überlegungen zu Gewalt unter Frauen nicht auszunehmen sind. Mit feministischen Grüßen,
Katharina Pewny
Liebe an.schläge! Seit Jahren schon beschäftige ich mich mit der weiblichen
Magie, der Geschichte des „Wicca
tums“ und entwickle mich gemeinsam mit Gleichgesinnten in puncto
Frauenspiritualität. Gar nicht selten
werde ich auch mit VertreterInnen
aus der rechten Szene konfrontiert,
die genau jenes Gedankengut vermitteln, wie es im Artikel thematisiert
wird. Genau aus diesem Grund beglückwünsche ich El Alwadalla zum
Mut, dieses heiße Eisen auch mal anzufassen und aufzugreifen. Denn abseits der weiblichen spirituellen Räume blühen und gedeihen unleugbar
rechtsradikale „Riten“ – dies anzusprechen bzw. anzuschreiben macht
selten Freundinnen. Es gibt natürlich
auch die Frauen, die sich mit weiblicher Spiritualität beschäftigen, und
mit rechtsradikalem Gedankengut
nichts am „spitzen“ Hut haben. Eine
solche Relativierung wäre halt schon
noch angebracht gewesen. Deshalb
Danke für den informativen Beitrag.
an.schläge-Mitarbeiterinnen ein
inoffizielles Highlight bei der
diesjährigen Regenbogenparade
in Wien.
http://www.perfectprops.at
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: [email protected],
[email protected], http://www.anschlaege.at
Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination, Buchhaltung), Verena Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Koordination, Abos), Petra Öllinger/PÖ, Helga Pankratz/ pan
Inserate, PR: Ilona Baumann-Sohajek ([email protected])
Ständige Mitarbeiterinnen: Daniela Fohn/DF, Kerstin
Kellermann/kek , Gabi Obojkovics/Go, Claudia Saller/cs
(Termine), Eva Steinheimer/ESt
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Sandra Altendorfer, Elisabeth
Hirsch, Heidi Kolm/heko, Karin König, Susi Linzer,
Michaela Moser, Sabina Schebrak, Christine Spranger,
Christine Weiser/chw, Azadeh Zohrdi Monsared/AM
an.sage: A. Dobersberger & Renate Moser
neu.land: Jasmina Jankovic’
heim.spiel: Eva Steinheimer
lesben.nest: Ursula Raberger
ge.sehen: Gabi Horak
an.klang: Regina Himmelbauer
Cartoon: Klaudia Wanner
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk
Cover: Magdalena Blaszczuk
Fotos: an.schläge-Archiv, Magdalena Blaszczuk, Michaela
Bruckmüller, Gabi Horak, Sabina Schebrak, Christine
Spranger, Eva Steinheimer, Helene Trauner
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für
Layout: Andrea Gadler
Druck: Reha Druck, Graz
© an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
04 an.schlägeseptember 2003
Susanne
an.schläge werden gefördert von:
FRAUEN
BURO
MAGISTRAT DER STADT WIEN
an.spruch
Karin Eckert
Gewaltige Phantasien
Marie Trintignant ist tot – von ihrem Freund im Streit
zu Tode geprügelt. Er – ein engagierter Globalisierungsgegner, der sich gegen Rechtsextremismus und
Rassismus ins Zeug legt.
Eine Freundin trennte sich kürzlich von ihrem
langjährigen Partner. Am Ende der Beziehung war sie ein psychisches Wrack. Er – ein glühender Antirassist und Kommunist, der die Frauenfrage als Nebenwiderspruch verharmlost.
Während viele „linke“ Männer (zu Recht) gegen Rassismus auf die Barrikaden gehen, weigert sich mancher von ihnen konstant, die eigenen blinden Flecken zu sehen. Sexismus ist kein Thema für sie. Mann steht über diesen Dingen,
Mann ist ohnehin political correct, Mann liebt wahrscheinlich auch noch die Frauen… Unterdrückungsformen zu hierarchisieren hat in der linken männlichen Szene System.
Auch die Wiener Stadtzeitung „Falter“ versteht sich als
gesellschaftskritisch, progressiv und links. Seit Jahren
schreibt sie sich die Finger wund gegen Schwarz-Blau, gegen
Rassismus und Antisemitismus. Frauenthemen hingegen finden nur selten Eingang in die geheiligten Seiten des Falter.
Herr Chefredakteur himself soll so uninteressante, unwichtige Themen wie Gleichberechtigung mit einem Gähnen abschmettern. In diesem sich selbst als kritisch beweihräuchernden Medium hat auch geschlechtsneutrale Schreibweise keine Chance. Trotz oftmaliger Kritik weigert sich die Redaktion, Frauen sprachlich sichtbar zu machen.
Schweigen heißt, sich (mit)schuldig zu machen. Seit einigen Monaten schweigt der Falter nicht nur, er redet. Über
Frauen! Der erste und bislang einzige fixe Platz, wo Frauen
im Falter Thema sind, ist … eine Sexkolumne! Herr Redakteur
W.K. hat die Ehre, sich Woche um Woche seine Gedanken
über Sex von der Seele zu schreiben. Untergriffig, aggressiv
und zunehmend gewaltvoll schwelgt er in sexuellen Phantasien. Männliche Lust ist das dominante Thema, Frauen werden auf ihre Sexualität reduziert, zum Objekt degradiert, das
die Funktion einer Gummipuppe zu erfüllen hat. Bisweilen
empfindet W.K. weibliche Lust auch durchaus als erstrebenswert: damit kann er sich zum einen selbstgefällig auf die
Schulter klopfen. Zum anderen kann weibliche Lust Männer
ja durchaus auch anturnen – sie dient dann halt wieder nur
männlichen Bedürfnissen.
W.K. breitet sich darüber aus, welche Frauen „gut im Bett
sind“ (wider Erwarten sind es nämlich nicht die schönen
Frauen, sondern die unattraktiven. Model-Frauen bringen es
hingegen gar nicht…). Welche Bedürfnisse Frauen haben ist
dabei nicht nur irrelevant, sondern auch unerwünscht, denn:
Männer „hören gerne: 1. Ja. 2. Jaaa!“ und „nicht so gerne 1.
Nein. 2. Nein heißt bei mir nein.“ Frauen sollen gefälligst
Sperma schlucken – egal ob es schmeckt oder nicht – denn
„manchmal geht’s nicht anders“ und „im G’rund g’nommen
g’hört er in den Mund g’nommen“.
Offenbar gefällt sich W.K. in der Rolle des Grand Provocateur. Tabubrüche will er aber nicht durch feministisches Engagement begehen (und er würde damit auffallen!). Er frönt
lieber dem backlash und erheischt Aufsehen durch frauenverachtendes Geschreibsl. Wie mutig! Endlich ein Mann, der
auf political correctness pfeift, und schreibt, was sich viele
insgeheim schon lange denken. Willkommen am Stammtisch
mit Wolf Martin, Jörg Haider und Staberl!
Ein Mann redet, die Redaktion schweigt. Empörte LeserInnenbriefe werden ab und an abgedruckt, Anrufe lapidar
abgewimmelt. (Was wäre, wenn einE AfrikanerIn sich über
rassistische Kommentare beschweren würde?) Der Vorwurf
des Sexismus scheint niemanden zu kratzen. Doch inzwischen reagiert W.K. sogar auf Wünsche, er möge sich nicht
ausschließlich mit männlichen Blow-Job-Phantasien befassen: Er widmet sich in den nächsten Kapiteln dem Cunnilingus, der „nicht ganz unpassend nach einer fleischfressenden
Pflanze klingt“ und dem er gleich mal den bezeichnenden
Namen „Low Job“ verpasst. Und er warnt die KritikerInnen,
dass sie ihren Wunsch „vielleicht noch bereuen werden“. Ist
W.K. schon so selbstredend political correct, steht er schon so
über den Dingen, dass er derartig selbstgefällig mit KritikerInnen umgehen kann?
Die Kolumne läuft weiter. W.K. würde mir wahrscheinlich raten, seine Ergüsse einfach zu überblättern. Aber ich
bin genauso wenig gewillt, vor Rassismen in unserer Gesellschaft den Mund zu verschließen, wie vor frauenverachtendem Macho-Gekritzel. Denkt endlich mal nach, ihr Männer
der „Linken“, hört auf, so zu tun, als wärt ihr nicht Teil dieser
sexistischen Welt, nur weil ihr euch selber so definiert. Kapiert endlich, dass harmloses Witzeln, augenzwinkerndes
Schreiben und uninteressiertes Schweigen bereits gewalttätig sind und den Nährboden für körperliche Gewalt bilden
– egal ob das Opfer nun Cheibane Wague oder Marie Trintignant heißt!
❚
september 2003an.schläge 05
österreichan.riss
studie
Kleines Problem
Für die Allerkleinsten gibt es immer weniger Betreuungsmöglichkeiten,
außer bei Mama (und selten bei Papa). Nach einer Erhebung der Statistik
Austria gibt es lediglich für 9% der Unter-3-Jährigen einen Krippenplatz.
Seit 2001 ist das Angebot sogar um 10% zurückgegangen. Am Besten bedient sind noch die WienerInnen, wo etwa 50% der Kleinkinder eine Einrichtung besuchen. Schlecht schaut es hingegen für Tirol (6,3%) Vorarlberg
(9,2%) und die Steiermark (10,5%) aus. Skandinavien hat mit durchschnittlich 50% Versorgungsdichte wie immer europaweit die Nase vorne. Österreich liegt gemeinsam mit Griechenland, Spanien, Italien und den Niederlanden weit abgeschlagen. Macht richtig Lust aufs Kinder-Kriegen! keck
verhütungsmuseum
Wanted!
schubhaft
„Jahrhundertelang hat sich die Menschheit bemüht, die Fortpflanzung
zu kontrollieren“, so die InitiatorInnen des neu gegründeten „Museums
für Verhütung und Schwangerschaftsabbruch“ in Wien, das kürzlich mit
dem Sammeln von Exponaten begonnen hat. Gesucht werden Wissensbestände, Instrumente, Plakate, Informationsschriften sowie mündliche
Überlieferungen. Wie war das früher? Welche Mittel standen unseren
(Ur-)Großmüttern zur Verfügung? Mit welchen Ängsten hatten sie zu
kämpfen? Wie gingen sie mit ungewollten Schwangerschaften um, als
Abbrüche kriminalisiert und höchst lebensbedrohlich waren? Wer Beiträge zum Aufbau der Sammlung hat, kann sich an die Initiatorinnen wenden. Die unterschiedlichen Erfahrungen helfen so, ein weites Spektrum
auszuloten und ein Stück Kulturgeschichte festzuhalten. Endziel ist der
Aufbau eines Museums, das allen die „Urkraft der Fortpflanzung“ und
die vielen Versuche der HERRschaft darüber vor Augen führen soll. keck
Fragliche Verbesserung
Kontakt: Sonja Krejsa T. 069/178 178 04 oder Brigitte Oettl T. 0699/178 178 03.
e-mail: [email protected]; http://www.verhuetungsmuseum.at
plus.minus
Seit 1. August ist eine offene Station für Frauen in Schubhaft in der Wiener
Rossauer-Kaserne in Betrieb. In einem Trakt, der drei Gemeinschaftszellen
und einen Gemeinschaftsraum umfasst, sind tagsüber die Zellentüren offen. Bis zu 18 Frauen können sich in diesem Bereich uneingeschränkt bewegen. Die Presseaussendung ist ein Lehrstück für beschönigende Rhetorik:„Es muss durch die Haftbedingungen zum Ausdruck kommen, dass
Schubhaft keine Strafhaft ist“, meint Günter Ecker vom Verein Menschenrechte, zuständig für die Schubhaftbetreuung. Durch die verbesserten
„Anhaltebedingungen“ sollen sich die Frauen nicht mehr „weggesperrt“
fühlen, sondern respektiert „angehalten“. Mit dem neuen Konzept soll
„das Problem des Hungerstreiks entschärft“ werden. Erfahrungsgemäß
gingen auch die Selbstverletzungen durch die erhöhte „Betreuung“ zurück. Wie schön für die politisch Verantwortlichen, so können sie die Frage, warum es zu Hungerstreiks und Selbstverletzungen kommt, schnell
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
„Altkärntner“
…so fanden sich BesucherInnen aus Israel
bezeichnet, die der Einladung des Kärntner
Landeshauptmanns in jenes Bundesland
folgten, aus dem sie in den „Wirren des
Zweiten Weltkrieges ausgewandert“ waren. – Trotz der Wirren solcher Geschichtsauffassung lächelten die Gäste höflich in
die Kameras.
06 an.schlägeseptember 2003
platz-tausch
tausk-platz
Wiener Wirtschaftskammer
Grazer Fraueninitiative
Im Herbst 2003 startet an der Fachhochschule
Wirtschaft ein neu eingerichteter Studiengang
für Journalismus. Rechtzeitig wurde die Leitung
des Lehrgangs öffentlich ausgeschrieben. Und
nach Sichtung der Unterlagen und einem Hearing ergab sich eine Reihung der über 40 Bewerberinnen und Bewerber für den Führungsposten
nach Qualifiziertheit, an deren Spitze zwei Frauen standen. Der Geldgeber der Fachhochschule,
die Wiener Wirtschaftskammer, hat Anfang Juni
die Stelle trotzdem mit einem Mann besetzt: Die
Nummer Fünf auf der Liste wurde den Frauen
bei der Besetzung dieses Führungspostens vorgezogen. Ein fatales Signal. (–)
Martha Tausk war Anfang des 20. Jahrhunderts
die erste Landtagsabgeordnete der Steiermark.
Nun hat eine Initiative von Grazerinnen anlässlich der fälligen Neubenennung eines Parks im
Bezirk Geisdorf die Chance genutzt, beim Magistrat der Stadt den Vorschlag auf Benennung in
Martha Tausk-Platz einzubringen. Nur 1,5 Prozent der Grazer Namensdenkmäler sind bislang
weiblich. Namen von Pflanzen, Vögeln und
Männern, darunter beispielsweise auch der Nazidichter Ottokar Kernstock, dominieren bis dato die sichtbaren Oberflächen der Stadt. Die Gemeinderatssitzung, in der über den Vorschlag
abgestimmt wird, steht noch aus. (+)
an.rissösterreich
vergessen. Nachdem das Innenministerium den Vertrag mit Caritas und
Volkshilfe, die bis Februar 2003 für die Betreuung von Schubhäftlingen zuständig waren, nicht verlängert hatte, übernahm der kurzfristig ins Leben
gerufene Verein Menschenrechte diese Aufgabe – sehr zum Wohlgefallen
des Innenministeriums. Der Verein sorgt für reibungslose Abschiebungen
und ist nicht so lästig, wie andere Organisationen, die doch glatt Berufungsanträge gestellt haben… keck
an.ruf
konferenz
frau macht sichtbar
GATS (Allgemeines Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen) ist
im Anrollen, und droht viele zu überrollen – unter anderem Frauen. Globalisierung aus Frauenperspektive zu betrachten ist daher das Ziel einer international prominent besetzten Konferenz:„frau macht sichtbar“ findet
von 11.–14. September 2003 in Graz statt. Im Mittelpunkt stehen Erfahrungsaustausch und die Entwicklung von Handlungsalternativen. Mittels
Referaten, Diskussionen und Workshops nähern sich Expertinnen u.a. aus
Österreich, Deutschland, Indien, Serbien, Brasilien und den USA den komplexen Themen an. Ein Frauenfrühstück am Schlossberg bildet den Abschluss der Konferenz, nach dem die Teilnehmerinnen informiert und voller Visionen Aktionen gegen den globalen Wahnsinn starten können. keck
Infos unter: http://www.attac-austria.org/gruppen/feministattac/feministattac.php;
e-mail: [email protected]. T. 01/54 641-430
Heidi Ambrosch im Gespräch mit Karin Eckert
Feministischer Backlash
Du bist als Frauenvorsitzende der KPÖ abgewählt worden. Was ist passiert?
Die Gegenkandidatin hat sich beim Personalparteitag Mitte Juni
knapp durchgesetzt. Scheinbar ist auch in Teilen der KPÖ der antifeministische backlash wirksam. Zwar gibt es in meiner Wahrnehmung unter den aktiven KPÖ-Frauen eine breite Mehrheit für meine
Positionierungen, doch am Parteitag haben über den Frauenvorsitz
auch Männer – die Mehrheit der Anwesenden – entschieden.
femvital
pumperlg’sund
Die Wiener Frauengesundheitstage FemVital, die am 6. und 7. September
bereits zum vierten Mal stattfinden, bieten Besucherinnen eine runde Mischung aus Unterhaltung und Information. Fürs Hirnschmalz gibt es Diskussionsrunden z.B. zu den Themen Essstörungen, Hormonbehandlung oder
Frauen im Medizinbetrieb. Gesundheits-Checkpoints für kostenlose Untersuchungen, Selbstverteidigung für Frauen und Orientalisches (Schnupper)
Tanzen sprechen hingegen den Körper an. Für das seelische Wohl sorgen
schließlich u.a. das Theaterensemble „Foxfire“, das multikulturell besetzte
„Dschungel-Orchester“, die „Metropol-Schrammel“-Frauen und die Rounder-Girls. Und wen das noch nicht überzeugt hat: Andrea Händler und Dolores Schmidinger bieten Highlights aus ihrem aktuellen Programm. keck
Samstag 6.9.03, 11.30 – 18 Uhr, Sonntag 7.9.03, 9 – 18 Uhr im Wiener Rathaus. Freier Eintritt
Hat sich der Anti-Feminismus in der Partei schon abgezeichnet? Bei den
letzten Wahlen bist du ja auch nur knapp gewählt worden…
Ja, es lag schon am letzten Parteitag ein dogmatisches Thesenpapier
auf, das auf einer vorgeschalteten Frauenversammlung wegen seiner
Gegenpositionen zum gültigen Frauenprogramm heftig kritisiert
worden ist.
Welche Position vertritt die neue Vorsitzende?
Ihre frauenpolitischen Vorstellungen lassen sich zusammenfassen auf
ein Haupt- und Nebenwiderspruchsdenken und auf eine traditionelle
sozialökonomische Arbeit à la mehr Kindergärten, mehr Lohn etc.
Feminismus hält sie für bürgerlich; er lenkt vom Klassenkampf ab –
das ist der Kern unserer Auseinandersetzungen in der Partei.
Wirst du dich weiter in der KPÖ und für Frauen engagieren?
soli-veranstaltung
Bock auf Kultur
Seit Juni läuft die Aktion „Bock auf Bier“ zur Unterstützung von Ute Bock.
Nun geht’s kultig weiter: Von 1. bis 27. September warten zahlreiche
Events in den „Bock-auf-Bier“-Lokalen auf BesucherInnen. Die freiwillige
Spende beim Eintritt geht gänzlich an Ute Bocks Wohnprojekt. Mit Kabarett, Livemusik, DJ’s, Theater und Lesungen ist für jeden Geschmack etwas dabei. Ein (ziemliches) Manko: Frauen sind kaum vertreten. Lediglich
DJane Amina und Bette D legen im Orlando auf und Brigitte Stadler
tanzt Raqs Sharqi. Frau Bock braucht trotzdem Unterstützung… keck
Meine Abwahl hat zu einer Mobilisierung unter den aktiven Frauen
geführt, die jetzt in den Bundesländern wie auch in Wien Versammlungen abhalten. Eine bundesweite Frauenversammlung bleibt abzuwarten. Voraussichtlich werde ich aber von dieser einen entsprechenden Arbeitsauftrag bündnispolitisch erhalten. Ich bleibe somit den
feministischen Bewegungen vorerst mit gewohnter Kraft erhalten, allerdings werden meine budgetären Möglichkeiten eingeschränkt. Ich
mache trotzdem weiter, halt ohne „Titel“, aber wen interessiert der
Titel schon…
Heidi Ambrosch ist ehemalige Frauenvorsitzende der KPÖ
Detailliertes Programm unter http://www.bockaufkultur.at
september 2003an.schläge 07
politikgleichbehandlungsgesetz
Fo t o : A r c h i v
Eine lästige Pflichtübung?
Bis 19. Juli hätte Österreich die „Antirassismus-Richtlinie“ der EU umsetzen müssen. Erst
wenige Tage vorher wurde erstmals ein Entwurf für ein „Gleichbehandlungsgesetz“
veröffentlicht, das die EU-Vorgaben nur unzureichend umsetzt. Von Karin König
Mit dem „Gleichbehandlungsgesetz“ (GIBG) sollen neben der
neuen „Antirassismus-Richtlinie“1 auch die „Rahmenrichtlinie für Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf“2 sowie die
Richtlinie zur Änderung der aus 1976
stammenden GleichbehandlungsRichtlinien zwischen Frauen und Männern im Arbeitsleben3 in österreichisches Recht umgesetzt werden. Eine
kurz gefasste Einschätzung des vorliegenden Umsetzungsversuchs ist kein
leichtes Unterfangen, weshalb hier nur
einige zentrale Punkte dargelegt werden.
Karin König ist zuständig für den
Fachbereich Recht im
Wiener Integrationsfonds
08 an.schlägeseptember 2003
EU-Vorgaben. Mit der Verabschiedung
des Vertrags von Amsterdam, Art. 13 –
in Kraft seit 1. 5. 1999 – wurde die
Bekämpfung von Diskriminierung aus
anderen als geschlechtsbezogenen
Gründen, nämlich „der rassischen oder
ethnischen Herkunft, Religion oder
Glaubensüberzeugung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen
Ausrichtung“ erstmals zur Aufgabe der
EU. So sehr diese Fortschritte von diversen Interessensvertretungen begrüßt wurden, wiesen sie auch auf eine Reihe struktureller Schwachpunkte
hin, die in der österreichischen Umsetzung voll durchschlagen. Folgendes sehen die neuen Richtlinien vor: Ein umfassendes Gleichbehandlungsgebot
für die Arbeitswelt und für den Zugang zu Waren und Dienstleistungen;
eine Definition von unmittelbarer und
mittelbarer Diskriminierung; ein Benachteiligungsverbot der beschwerdeführenden Person; Schutz vor Belästigung; Ersatz des materiellen und im-
materiellen Schadens in Folge von
Diskriminierung; NGOs sollen in die
Bekämpfung von Diskriminierung eingebunden werden; Erleichterungen im
gerichtlichen Verfahren zur Bekämpfung von Diskriminierung (Beweislastumkehr, Vertretungsbefugnis für
NGOs).
Nur die Antirassismus-Richtlinie –
und schon bisher die Frauengleichbehandlungs-Richtlinie – sehen eine oder
mehrere unabhängige Stellen vor, die
sowohl Opfer von Diskriminierung unterstützen, als auch unabhängige Untersuchungen durchführen bzw. beauftragen und Öffentlichkeitsarbeit betreiben sollen.
Alle drei Richtlinien verbieten Diskriminierung für alle Personen in öffentlichen und privaten (Arbeits-)Bereichen, einschließlich öffentlicher Stellen.
gleichbehandlungsgesetzpolitik
Hierarchisierung? Der Geltungsbereich
der Antirassismus-Richtlinie ist jedoch
weiter, da sie neben der Arbeitswelt
auch für den Sozialschutz, einschließlich der sozialen Sicherheit und der
Gesundheitsdienste, die sozialen Vergünstigungen, die Bildung sowie den
Zugang zu und die Versorgung mit
Gütern und Dienstleistungen, die der
Öffentlichkeit zur Verfügung stehen,
gilt. Mit anderen Worten: In diesen Bereichen ist frau nur gegen Diskriminierungen aufgrund der „Rasse“ oder
der ethnischen Herkunft, nicht aber
auf Grund des Geschlechts, der Religion, Weltanschauung, sexuellen Identität, von Behinderung oder Alter geschützt!
Der Geltungsbereich der verschiedenen Richtlinien weist auf ihren größten Schwachpunkt hin: das unterschiedliche Schutzniveau. Weiters sind zentrale Begriffe wie „Rasse“, „ethnische
Herkunft“, „Religion“, „Weltanschauung“ und „sexuelle Ausrichtung“ nicht
definiert und teilweise unglücklich gewählt. Die Antirassismus-Richtlinie
nimmt Unterscheidungen nach Staatsbürgerschaft sowie einwanderungspolitische Maßnahmen ausdrücklich von
ihrem Geltungsbereich aus. So weit,
so verwirrend.
sich bereits zuvor Interessensorganisationen behinderter Menschen – aus ihrer Sicht verständlich und legitim, dem
gemeinsamen Anliegen des Antidiskriminierungs- und Gleichstellungsrechts
abträglich – aus dem Anwendungsbereich des GlBG „herausreklamiert“. Fordern diese doch seit Jahren ein Gleichstellungsgesetz und sehen sich in vieler
Hinsicht mit ihren Bemühungen weiter
fortgeschritten4, als die Standards des
vorliegenden Entwurfs.
Frauengleichstellungsmaßnahmen. Ähnlich
argumentieren ExpertInnen für die
Gleichstellung von Frauen gegen die
einheitliche Umsetzung der Richtlinien
im bestehenden Frauengleichbehandlungsgesetz. Auch sie fürchten einen
Rückschlag für ihre jahrelange mühsame Arbeit. Andererseits weisen sie darauf hin, dass die im September 2002
geänderte FrauengleichbehandlungsRichtlinie die Mitgliedstaaten erstmals
zur Verankerung von Gleichstellungszielen verpflichtet, die durch positive
Maßnahmen, wie z.B. Frauenförderpläne, Förderung der Weiterbildung und
des beruflichen Aufstiegs, erreicht werden sollen. Dies gilt für die neuen Richtlinien nicht. Diese seit Jahren auch für
die Privatwirtschaft geforderten Maßnahmen sehen sie im Entwurf nicht befriedigend umgesetzt. Für eine einheitDiskussion in Österreich. Die dreijährige
Umsetzungsfrist für die neuen Richtlini- liche Umsetzung spräche aus ihrer
Sicht ein anderer Punkt, der im vorlieen war von der österreichischen Regierung weder zu einer breiten öffentlichen genden Entwurf jedoch nicht verwirklicht ist: Über die EU-Richtlinie hinausDiskussion unter Einbeziehung von Exzugehen und Frauen beim Sozialschutz
pertInnen und Interessensorganisatiound Zugang zu Gütern und Dienstleinen genützt worden, noch wurden Vorstungen vor Diskriminierung zu schütarbeiten wie die zum Entwurf eines
Antidiskriminierungsgesetzes des Boltz- zen.
mann Instituts für Menschenrechte berücksichtigt. Das Wirtschafts- und ArUmsetzung. Die Antirassismus- und die
beitsministerium beschloss hingegen,
Rahmen-Richtlinien werden im vorliedas seit 1979 bestehende Gesetz für die genden Entwurf eines „GleichbehandGleichbehandlung von Frauen und Män- lungsgesetzes“ leider auf niedrigstem
nern in der Privatwirtschaft und seine
Niveau umgesetzt, sodass unterschiedInstitutionen, die Gleichbehandlungsliche Gruppen unterschiedlich gekommission sowie die Anwältin für
schützt werden. Der dadurch erweckte
Gleichbehandlungsfragen, um die neuEindruck, dass Diskriminierung nur
en Diskriminierungstatbestände und
punktuell gegenüber bestimmten PerAnwendungsbereiche zu erweitern. Der sonengruppen und in manchen Bereivorliegende Entwurf stellt eine Umsetchen, jedoch nicht grundsätzlich verzung der Richtlinien auf Mindestniveau pönt ist, kann sich im Hinblick auf die
dar und bleibt in manchen Punkten soZukunft des Antidiskriminierungs- und
gar hinter den Richtlinien zurück.
Gleichstellungsrechts sowie den AufMit dem Ergebnis scheint niemand trag der öffentlichen Ächtung von Disso recht zufrieden zu sein. So hatten
kriminierung als fatal erweisen. Der
Bund vergibt damit auch eine hervorragende Chance, eine Vorreiterrolle für
Antidiskriminierung und Gleichstellung
einzunehmen.
Die „Regelungen zur Beweislast“ erfüllen die Anforderungen der Richtlinien nicht ausreichend. Mit der Ausweitung der bestehenden Gleichbehandlungskommission in Form der Einrichtung von drei Senaten und der
Gleichbehandlungsanwaltschaft – bestehend aus der bisherigen Anwältin
für Gleichbehandlungsfragen und zwei
Gleichbehandlungsbeauftragten pro
neuer Richtlinie – enthält der Entwurf
des GlBG zwei Stellen, die nur ungenügend den Anforderungen der Unabhängigkeit genügen.
Das GIBG sieht für die von den EURichtlinien geforderte „Zusammenarbeit der Regierung mit NGOs“ keinen
institutionellen Rahmen vor, vor allem
sind sie nicht in der Gleichbehandlungskommission vertreten. Auch finanzielle Unterstützung für die Beratung von Diskriminierungsopfern und
Informationsarbeit ist im Entwurf nicht
vorgesehen. Die von den Richtlinien geforderte „regierungsunabhängige Stelle“ soll Empfehlungen aussprechen und
unabhängige Untersuchungen durchführen bzw. in Auftrag geben und muss
dazu vor allem über ausreichend Personal und Infrastruktur verfügen. Beides
ist im GIBG nicht erfüllt. Genau diese
Bereiche stellen jedoch Knackpunkte
für die Wirksamkeit des neuen Gesetzes
dar.
1 Richtlinie 2000/43/EG vom
29. Juni 2000 zur Anwendung des
Gleichbehandlungsgrundsatzes
ohne Unterschied der Rasse
oder der ethnischen Herkunft.
2 Richtlinie 2000/78/EG vom
27. 11. 2000 zur Festlegung eines
allgemeinen Rahmens für die
Verwirklichung der Gleichbehandlung in Beschäftigung und Beruf.
3 Richtlinie 2002/73/EG vom
23. 09. 2002 zur Änderung der
Richtlinie 76/207/EWG zur Verwirklichung des Grundsatzes der Gleichbehandlung von Männern und
Frauen hinsichtlich des Zugang
zur Beschäftigung, zur Berufsaus-
Schwer korrigierbar. Trotz allem sind sowohl die EU-Vorgaben als auch das
österreichische Rechtsvorhaben von
großer Bedeutung. So wird das GIBG vor
allem für von rassistischer Diskriminierung betroffene Menschen – und von
mehrfacher Diskriminierung betroffene
Frauen – ein Meilenstein sein, gab es
doch bisher für sie keine (wirksame) zivilrechtliche Grundlage.
Meine langjährige Erfahrung mit
der Vollziehungspraxis zeigt jedoch,
dass ein nicht ausreichend durchdachtes Gesetz, das unübersichtlich und
lückenhaft ist, in der Folge nur schwer
korrigiert werden kann. Die Verantwortlichen müssen sich den Vorwurf
gefallen lassen, dass sie das zukunftsweisende Thema halbherzig angegangen sind.
❚
bildung und zum beruflichen
Aufstieg sowie in Bezug auf
die Arbeitsbedingungen.
4 So gab es u.a. eine interministerielle Arbeitsgruppe, welche das
gesamte Bundesrecht auf
Bestimmungen, die behinderte
Menschen diskriminieren,
durchforstet hat.
Bis zum bis 8. September können
zum GlBG-Entwurf Stellungnahmen
an das Bundesministerium für
Wirtschaft und Arbeit abgegeben
werden.
Weitere Informationen zum
Thema unter http://www.wif.wien.
at/gleichstellung.htm
september 2003an.schläge 09
Fo t o s : G a b i H o ra k
interviewsila
„Am Tisch die ganze Welt“
Im Februar dieses Jahres öffnete SILA, Beratungszentrum für Prostituierte, seine Pforten.
Gabi Horak und Karin Eckert haben Projektleiterin Gundi Dick zum Gespräch gebeten.
an.schläge: Was war die Gründungsmotivation für eine weiteres Prostitutionsprojekt in Österreich?
Gundi Dick: Die Idee kam von
LEFÖ und der Volkshilfe Wien, da
es in Österreich eindeutig ein Manko
gibt. Derzeit sind es vier Stellen in ganz
Österreich und das ist im Verhältnis zu
anderen europäischen Ländern ein sehr
schlechter Schnitt. In Italien gibt es etwa 120 Einrichtungen, in Spanien rund
70, in Holland und Deutschland auch
viel mehr.
Das neue an SILA – im Vergleich zur
Partnerorganisation LEFÖ – ist, dass wir
sowohl Migrantinnen als auch österreichische Prostituierte ansprechen. Wir
bieten Beratung, kulturelle Mediation,
Qualifizierung – gratis Deutsch- und
Computerkurse – und eine Internetplattform. Neben der Verwaltungsebene arbeiten Beraterinnen, Mediatorinnen und Trainerinnen, Konsulentinnen
10 an.schlägeseptember 2003
mit; insgesamt sind das 12 Ganztagsbzw. Teilzeitarbeitsplätze. Das ist ziemlich gegen den Zeitstrom, dass eine
Fraueneinrichtung so groß anfangen
kann. Das war möglich, weil wir im Rahmen der EQUAL–EU Gemeinschaftsinitiative finanziert werden.
Wie erklärst du dir, dass es gerade in
Österreich so wenige Einrichtungen gibt?
Das liegt an der öffentlichen Diskussion. Die ist in Österreich stark moralisierend: Es sollte Prostitution nicht
geben, wozu gibt’s dann eine Beratungsstelle? Seit der Ostöffnung kommen mehr Frauen aus Zentral- und Osteuropa. Die Anzahl der Prostituieren hat
sich tatsächlich erhöht. Das hat die Diskussion auch verändert: „Das sind Illegale und für Illegale braucht man keine
Beratungsstelle, die sollen lieber das
Land verlassen.“
In Österreich ist auch der Organisationsgrad der Prostituierten viel niedri-
ger als etwa in Deutschland, Holland
oder Italien. Dort gibt es Hurenbewegungen, die sich selbst so nennen. In
Italien gibt es seit den 70er Jahren das
Komitee für die Rechte von Prostituierten, das in den stürmischen 70er Jahren
auch einen Streik lanciert hat. Und in
Italien gibt es ein Gesetz (Artikel 18),
dass Prostituierte bzw. Betroffene des
Frauenhandels, die aussteigen und
ihren Zuhälter bekannt geben, Integrationshilfen bekommen. Für Migrantinnen
ist es sehr wichtig, dass sie im Land
bleiben können.
Was in der landläufigen hiesigen
Diskussion übersehen wird: ignorieren,
ablehnen, diskriminieren, einsperren, in
Schubhaft stecken etc. ändert nichts an
dem Faktum, dass es Prostituierte gibt
und viele in einer sehr prekären Situation stehen, dass Frauen sich gezwungen
sehen, aus ihrem Umfeld wegzugehen.
Sie handeln und versuchen zu überle-
silainterview
ben und dafür werden sie kriminalisiert,
wohingegen Kapital ohne Hindernisse
gegen Osten oder sonstwohin ziehen
kann. Genau dieses Kapital und die dazugehörige neoliberale Politik macht
aber die ökonomische Situation von
Frauen so prekär.
Wie tretet ihr in Kontakt mit den
Frauen?
Über Streetwork, das ist das wichtigste. Je direkter der Kontakt ist, desto
besser. Mundpropaganda ist in der Szene das wichtigste Informationsmedium.
Hat sich dein persönlicher Zugang
als Feministin zum Thema Prostitution
durch die Arbeit hier verändert?
Ja, und der wird sich auch noch
weiter verändern. Prostitution ist meiner Meinung nach kein Beruf wie jeder
andere, gleichzeitig oder gerade deshalb finde ich es wichtig, dass er formalisiert und als Erwerbsarbeit anerkannt
wird. Das ist eines unserer Ziele – on the
long run. Prostitution soll entkriminalisiert werden. Allerdings nicht zu verwechseln mit den Verbrechen des Frauenhandels.
Die Diskussion – geführt etwa in
der schwedischen Frauenbewegung –
Prostitution sei Gewalt an Frauen, weil
sie ihren Körper und ihre Seele verkaufen, ist ein nicht sehr zielführender Ansatz: Sie verkaufen eine Dienstleistung.
Die Frauen, die etwa zu SILA kommen
reden von Arbeit und von Dienstleistung.
Natürlich ist die Trennung – wo beginnt Zwang und Gewalt und wo endet
freiwillige Prostitution – schwierig. Die
Motive, warum eine Frau Prostituierte
wird, sind in aller Regel ökonomische.
Das ist vergleichbar mit vielen anderen
Erwerbstätigkeiten. Man könnte auch
fragen: Wie freiwillig geht eine Frau in
die Fabrik? Viele Prostituierte würden
auch gerne was anderes tun. Viele Fabriksarbeiterinnen auch. Manche haben
genug und hören auf, wir konnten einige dabei unterstützen.
Hast du das Gefühl, dass es unter
den Prostituierten eine Vereinzelung gibt,
im Sinne von Konkurrenzdenken?
Es gibt grundsätzlich Konkurrenz,
es gibt aber auch Zusammenhalt. Es
gibt Konkurrenz, aber sie gingen auch
schon als Freundinnen aus unseren
Kursen hinaus. Das Bild, das sich in der
Kurspause in unserem Kommunikationszentrum manchmal zeigt, ist beeindruckend – wie am Tisch die ganze
Welt sitzt: eine Frau aus Südafrika, eine aus der Ukraine, eine aus Rumänien, eine Kolumbianerin und Wienerinnen.
Das ist auch eine Möglichkeit so eines Zentrums. Hier können Selbsthilfegruppen oder Initiativen entstehen.
Ein Schwerpunkt von SILA ist es, den
Ausstieg zu erleichtern.
SILA ist in dem Sinn kein Ausstiegsprojekt. Das verlangt einen eigenen Ansatz, da wären z.B. betriebswirtschaftliche Expertisen notwendig. Vorläufig deponieren wir da und dort, dass
ein Ausstiegsprojekt wichtig wäre.
Wenn die Frauen nämlich aussteigen
wollen, gibt es so wenig Unterstützung
und Hilfe von der Öffentlichkeit. Auf
der einen Seite soll es Prostitution
nicht geben. Die Frauen werden deutlich diskriminiert. Wenn sie aber aussteigen wollen, stehen sie auch im Regen.
Im Herbst soll das Wiener Prostitutionsgesetz novelliert werden. Was hältst
du davon?
Zum Entstehungsprozedere des
Entwurfes ist zu sagen, dass Einrichtungen wie LEFÖ oder neuerdings SILA
nicht dazu befragt wurden. Zweitens
setzt die zuständige Stadträtin Renate
Brauner als Problemlösungsstrategie zu
eindimensional auf weitere und strengere Reglementierungen. Das Gesetz
selbst bezweckt stärkere Kontrollen etwa in Bars durch Razzien. Das bedeutet
angesichts der Situation, dass die wenigsten Prostituierten registriert sind,
ein weiteres Abdrängen. Positiv ist sicherlich die Reduktion der Strafsumme
für Prostituierte.
❚
SILA, Beratungszentrum für
Prostituierte
Oelweingasse 6-8, 1150 Wien,
T. 01/897 55 36,
e-mail: [email protected],
http://www.sila.at
LEFÖ, Lateinamerikanische
emigrierte Frauen in Österreich
Kettenbrückengasse 15/4, 1050 Wien,
T. 01/58 11 88-1, e-mail: [email protected],
http://lefoe.at
Maiz, Autonomes Integrationszentrum für Migrantinnen
Hofgasse 11, 4020 Linz,
T. 0732/77 60 70,
e-mail: [email protected],
http://www.servus.at/maiz
Lena, Internationaler Treffpunkt
und Beratungsstelle für Frauen,
die in der Prostitution arbeiten
und ihre Freundinnen,
Steingasse 25/2, 4020 Linz,
T. 0732/77 55 08,
e-mail: [email protected],
EQUAL, http://www.equal.esf.at
september 2003an.schläge 11
internationalan.riss
guatemala
Gefahr für Rigoberta Menchú
Amnesty International ist in großer Sorge um Rigoberta Menchú und
die MitarbeiterInnen der von ihr gegründeten Menschenrechtsorganisation „Fundación Rigoberta Menchú Tum“(FRMT), die in den letzten
Wochen überfallen und drangsaliert worden waren. Im Juli waren FRMTMitarbeiterInnen über die Existenz einer schwarzen Liste mit den Namen von MenschenrechtlerInnen informiert worden. Am 10. August
wurde Francisco Menchú, der als Wachmann bei der FRMT arbeitete, von
Unbekannten überfallen, mit vorgehaltener Waffe in ein Taxi gedrängt
und dort misshandelt. Zwei Tage zuvor war Rigoberta Menchú von einem Unbekannten in einem offenen Lieferwagen verfolgt worden, als
sie zum FRMT-Büro fuhr. Während der Fahrt versuchte der Verfolger, ihr
Fahrzeug zu rammen. Bereits im vergangenen Jahr war ein Verwaltungsangestellter der FRMT bei einem angeblichen Raubüberfall in Guatemala-Stadt erschossen worden. MenschenrechtlerInnen gehen von einem gezielten Einschüchterungsversuch aus. Rigoberta Menchú erhielt
als erste Indigene und jüngste Preisträgerin 1992 den Friedensnobelpreis für ihren Einsatz für die Anerkennung der Rechte indigener Völker.
Während der Militärdiktatur von 1978 bis 1986, die von unvorstellbaren
Repressionen geprägt war, wurden ihre beiden Eltern und ein Bruder
ermordet. Insgesamt wurden in dieser Zeit 150.000 Personen ermordet,
46.000 „verschwanden“, 300.000 Waisenkinder blieben zurück. Mit
dem Preisgeld errichtete sie die Stiftung FRMT, die sich vor allem für die
Rechte von Indigenen und Frauen einsetzt. keck
jordanien
Abgelehnt
Im Juni wurde in Jordanien ein neues Parlament gewählt. Euphorisch
wurde berichtet, dass zwei Drittel der 110 Abgeordneten UnterstützerInnen von König Abdallah II wären, und sechs Sitze für Frauen reserviert
seien. Von diesem Parlament wurden Anfang August nun zwei interimistische Gesetze endgültig abgeschmettert, die für Frauen zumindest ein
kleiner Lichtblick waren: Konservative Kräfte stimmten gegen das Recht
für Frauen, sich ohne Zustimmung ihres Ehemannes scheiden lassen zu
können, mit der Begründung, dies würde Familien zerstören. Ein weiteres Gesetz, das von Abdallah und Premierminister Ali Abu Ragheb eingebracht worden war, wurde ebenfalls zurückgewiesen. Es hätte strengere
Strafen für Ehrenmorde vorgesehen. keck
irak
Befreit?
Appellbriefe sind unter http://www.amnesty.at/urgentaction/cont/urgent/ua050_03_guatemala.html abrufbar.
iran
Keine Reformen
Der konservative Wächterrat des Iran hat am 12. August drei vom Parlament vorgelegte Reformgesetze abgelehnt: Die Gesetzesvorlage für ein
Anti-Folter-Gesetz, die zum dritten Mal innerhalb eines Jahres abgelehnt wurde, sieht ein Verbot körperlicher und psychischer Folter bei Vernehmungen vor. Der Wächterrat lehnte auch einen Beitritt des Iran zum
UN-Abkommen gegen Frauen-Diskriminierung als „anti-islamisch“ ab.
Das dritte Gesetz sollte die Macht des Wächterrates beschneiden. Wieder eine Niederlage für den iranischen Präsidenten Mohammed
Khatami und die sogenannte „Reform-Bewegung“. keck
12 an.schlägeseptember 2003
In Bagdad und anderen irakischen Städten herrscht ein Klima der Angst.
Ein im Juli veröffentlichter Bericht von Human Rights Watch kritisiert
die irakischen und US-Behörden, nicht für die Sicherheit im öffentlichen
Raum zu sorgen. Die Unsicherheit auf Iraks Straßen führt zum Rückzug
vieler Frauen und Mädchen in die eigenen vier Wände. Sie gehen nicht
mehr zur Schule oder zur Arbeit. Aus Angst vor sexueller Gewalt und
Vergewaltigung wagen sie sich kaum mehr auf die Straße. Die Polizei
zeigt sich recht uninteressiert. Zum Teil wird sogar die Protokollaufnahme verweigert, Anzeigen werden verschlampt, die Gewaltopfer sind mit
Sexismus seitens der Polizeibeamten konfrontiert. Andere Frauen versuchen die Vergewaltigung zu verheimlichen, aus Angst vor Ehrenmord.
Angesichts dessen ist der Rückzug aus der Öffentlichkeit, um sich gar
nicht erst in die Gefahr zu begeben, nur allzu verständlich. Die Männer
wird es kaum stören… keck
Der Vollständige Bericht kann unter http://www.hrw.org/reports/2003/iraq0703/ abgerufen werden
an.rissinternational
kenia
afghanistan
Koloniales Erbe
Viel zu tun
Am 14. August zogen in Nairobi zahlreiche Frauen vor die Britische Botschaft, um auf ein verschwiegenes Kapitel der Geschichte aufmerksam
zu machen. „Briten, diese Kinder gehören zur Hälfte Euch! Übernehmt
Verantwortung!“ skandierten die Frauen. 1895 begann die britische Kolonialzeit in Kenia, die 1963 offiziell beendet wurde. In den darauffolgenden Jahrzehnten waren immer wieder britische Soldaten in Kenia stationiert. In dieser Zeit wurden hunderte Frauen und Mädchen vergewaltigt. Aus Berichten geht hervor, dass die Taten von den Soldaten oft
schon geplant waren, wenn sie wussten, sie würden an Übungen in abgelegenen Gebieten Kenias teilnehmen. Oft wurden die Frauen schwanger und mit ihren Kindern aus ihrer Gemeinschaft verbannt. Die Frauen
und Kinder müssen doppelt leiden: sie wurden nicht nur sexuell missbraucht und aus ihrer Gemeinschaft ausgeschlossen, sondern die Verbrechen an ihnen wurden niemals richtig anerkannt. Großbritannien
solle nicht mehr die Augen vor der eigenen gewaltsamen Geschichte
verschließen, forderten die Frauen bei der Demonstration. In einer Petition verlangen sie finanzielle Unterstützung für ihre Kinder: „Das Stigma,
das wir als Frauen, die von weißen Männern vergewaltigt wurden, ertragen müssen, ist schlimm genug“, heißt es in der Petition. „Für unsere
Kinder ist die Situation aber noch schlimmer.“ Durch ihre Hautfarbe, die
ihre Herkunft offensichtlich macht, würden sie wie Aussätzige behandelt. Derzeit untersucht die Britische Militärpolizei die Vorwürfe. Viel
Vertrauen in eine Aufklärung haben die betroffenen Frauen freilich
nicht. Sie fordern daher eine öffentliche Untersuchung. Bereits im Vorjahr hatte der Anwalt der 650 Frauen Martyn Day bei einem anderen
Fall Erfolg: Er gewann für 233 Minenopfer eine Summe von 7,5 Millionen
Dollar. Beim aktuellen Fall hofft Day auf eine außergerichtliche Einigung, die dreißig Millionen und mehr bringen könnte. Viele betroffene
Frauen haben sich erst gemeldet, als fix war, dass es einen Prozess und
Entschädigungszahlungen geben würde; der soziale Druck und die
Angst vor noch mehr Verlusten ist und war enorm. Spekulationen, dass
die Frauen gar keine Opfer seien, sondern nur ihre Taschen füllen wollen, ließen nicht lange auf sich warten… keck
Die Menschenrechtssituation in Afghanistan scheint sich mit jedem
Tag zu verschlechtern. Ein Bericht von Human Rights Watch spricht von
Überfällen, Vergewaltigungen und Erpressungen, politische AktivistInnen und JournalistInnen erhielten Morddrohungen und würden von
Armee und Polizei eingeschüchtert. Vor allem in ländlichen Gebieten
würden sich viele Frauen nicht aus dem Haus trauen. „Tatsächlich können die meisten afghanischen Mädchen immer noch nicht die Schule
besuchen“, berichtet Brad Adams von Human Rights Watch. Die Aussagen von Opfern und Zeugen belasten vor allem Soldaten und Polizisten, die unter der Aufsicht von ranghohen Beamten und Politikern
stünden.
„Nach dem Sturz der Taliban haben die USA und ihre Koalitionspartner den Warlords zur Macht verholfen“, meint Adams. „Heute begehen diese Warlords die schrecklichsten Menschenrechtsverletzungen.“
Die Gegend außerhalb von Kabul werde vollständig von den Kriegsherren kontrolliert. „Die Vereinigten Staaten und Großbritannien müssen entscheiden, ob sie hinter Präsident Karzai in Kabul oder in Wirklichkeit hinter den Warlords stehen.“
Unterdessen macht eine Frau von sich reden: Masuda Dschalal
möchte bei den nächsten und ersten freien Wahlen des Landes den
Übergangspräsidenten Hamid Karsai herausfordern. Für das Volk habe sich seit dem Sturz des Talibanregimes nichts verbessert, kritisiert
die 40-Jährige. Weder der Wiederaufbau des Landes noch die Entwaffnung der Milizen gehe voran. Die gestützte Regierung gefährde den
Friedensprozess, werde von Kriegsherren beherrscht und sei korrupt.
„Sie sitzen in ihren Büros und warten auf Spender“, kritisiert Dschalal
die Regierung. „Aber was ist mit den Hilfsgeldern passiert?“ Dschalal
leitet wie schon unter der Taliban-Herrschaft Frauenprojekte im Welternährungsprogramm der UNO. Damals wurde sie wegen ihres Engagements eingesperrt. Wenn sie Präsidentin wäre, würden die Milizen
entwaffnet, die Kriegsherren entmachtet und Kriegsverbrecher dem
Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag ausgeliefert werden,
versichert sie. keck
wyber.space
www.africa
Die Afrikanische Frauenorganisation in Wien hat ihre homepage erneuert und mit dem Gästebuch und einem newsletter aufgepeppt:
http://www.african-women.org. Die NGO wurde 1996 gegründet von
Frauen aus Afrika, ist Mitglied des Inter-African Committee und
bemüht sich um enge Zusammenarbeit mit anderen Organisationen
und Regierungsstellen in Österreich. Großes Ziel der „African Women´s Organisation in Vienna“ ist es, das Bewusstsein über die vielfältigen Probleme von Frauen in verschiedenen Gesellschaften zu erhöhen. Besonders auf traditionelle Praktiken, die Frauen und Kindern
Gewalt antun, wird die Aufmerksamkeit gelenkt. Die 1998 gestartete
Kampagne gegen weibliche Genitalverstümmelung (FGM) ist mittlerweile ein Schwerpunkt dieser Arbeit: Informationsmaterial wird gesammelt und bereit gestellt, FGM-Training angeboten. Ein weiterer
Partner-Verein der Afrikanischen Frauenorgansiation kann ebenfalls
mit einer neuen homepage aufwarten: der Verein für Demokratie in
Afrika, der „größte afrikanische Verein in Österreich“, feiert nächstes
Jahr sein 10-jähriges Bestehen und ist zu finden unter
http://www.ada-worldwide.org GaH
september 2003an.schläge 13
Fo t o : A r c h i v
marokkofrauen
Fatima Mernissi war die erste UniProfessorin Marokkos
Aufbruch in Marokko
Reisemagazine, Wochenendbeilagen, Schönheitsratgeber, Modedesigner bis hin zu EdelgastronomInnen haben seit geraumer Zeit die marokkanische Ästhetik entdeckt und
kolportieren über mediterrane Farben, Formen und Gerüche ein Zerrbild eines
arabischen Landes. Von Susi Linzer
Susi Linzer ist Journalistin,
Künstlerin und Managerin für
arabische MusikerInnen.
e–mail: [email protected]
14 an.schlägeseptember 2003
Nur wenige wagen den Blick
hinter die farbenfrohen Fassaden. Die Klischees, derer man
sich in der gegenwärtigen Rezeption der marokkanischen
Ästhetik bedient, zeigen sich vor allem
an der Wahrnehmung der Frauen. Hierin beschränkt man sich kritiklos auf die
Bilder der geheimnisvollen Orientalin
oder der unterdrückten Muslimin. Dabei sind der Dummheit und Verachtung
keinerlei Grenzen gesetzt. Solange der
Absatz stimmt, dürfen Beobachtungen
wie folgende in Österreich unzensiert
erscheinen: „Les Filles, meist heißen sie
Fatima oder Aisha, sind elementarer Bestandteil des Lebens. Sie schaffen eine
Atmosphäre des sinnlichen Luxus, der
nichts mit dem Luxus westlicher Prägung zu tun hat. Eine der Gründe ist
natürlich, daß jedes mediterrane Land
durch das Meer, die Pflanzen, Blumen
und Gerüche die Seele öffnet. Eine Aisha schlurft mit bebendem Popo einfach
ein paar Schritte in den Garten und
kehrt wenige Minuten später mit einem prachtvollen Blumenstrauß in der
Hand zurück.“1
Emanzipierte Frauen. In keinem arabischen
Land sind Frauen so stark am Arbeitsmarkt und im Bildungswesen vertreten
und haben sich während der letzten
Jahrzehnte so stark emanzipiert wie in
Marokko. Und das obwohl das Familienrecht des Landes zu den konservativsten
der islamischen Welt gehört. Es gibt
mehr als dreißig Frauenverbände, die
sich alle für die Rechte der Frauen einsetzen. Der Erfolg lässt sich mittlerweile
in Zahlen messen: 35 Prozent der Lehrstühle an den marokkanischen Universitäten sind von Frauen besetzt
frauenmarokko
(in Deutschland sind es gerade fünf Prozent). Dreißig Prozent beträgt der Frauenanteil am urbanen Arbeitsmarkt. Am
Land bilden die Frauen die Mehrheit der
ArbeiterInnenschaft. An den Oberschulen sind vierzig Prozent der Lernenden
Mädchen. Dass Frauen nach und nach in
die oberen Etagen der Wirtschaft und
Wissenschaft vordringen, ist in einem islamischen Land einzigartig, noch dazu,
wo gerade in Marokko eine starke Traditionsverbundenheit herrscht. Das Land
ist eines der ärmsten Länder der Welt.
Die Arbeitslosenrate beträgt 21 Prozent,
achtzig Prozent der Dörfer sind ohne
fließendes Wasser und ohne Strom. 68
Prozent der Bevölkerung, vor allem Frauen, sind AnalphabetInnen
Ausständige Reformen. Die Unterdrückung
der Frauen betrifft den privaten Bereich.
Nach dem Ehe-, Scheidungs- und Erbrecht sowie nach dem marokkanischen
Personenstandrecht „moudawana“, das
auf einer extrem frauenfeindlichen Lesart der „shari’a“ (islamisches Recht) beruht, hat der Ehemann Verfügungsgewalt über seine Frau. Ohne seine Erlaubnis dürfen wichtige Entscheidungen
nicht getroffen werden. Scheidungen
von Seiten der Frauen sind kaum möglich. Männer hingegen haben immer
noch das Recht, ihre Frau ohne Hinzuziehung einer juristischen Person zu verstoßen. Ein Hauptkritikpunkt ist die Polygamie: Ein marokkanischer Mann darf
bis zu vier Frauen heiraten.
Große Hoffnungen wurden in den
jungen König Mohammed VI gesetzt,
der seit 1999 im Amt ist. Frauenrechte
waren das erste, was er bei seiner Antrittsrede zur Sprache brachte. Bisher ist
jedoch keines der großen Reformvorhaben verwirklicht. Die Reformbestrebungen (Aufhebung der Polygamie, Übertragung der Entscheidungsgewalt vom
Ehemann auf einen Richter, Anhebung
des gesetzlichen Mindestalters zur Heirat von 15 auf 18 Jahre) wurden mittlerweile von den islamischen Fundamentalisten, die am traditionellen Familienrecht festhalten, zunichte gemacht.
Dass Mohammed VI den Spagat
zwischen Tradition und Moderne dennoch sehr tapfer hält, bewies er mit der
Wahl seiner Braut: Salma Bennani ist Informatikerin in einem großen Unternehmen. Als „erste Frau“ im Land hat sie als
aktive Berufstätige Signalwirkung.
Koloniale Überheblichkeit. Mit diesem Artikel soll weder die Unterdrückung der
Frauen durch den Islam gerechtfertigt,
noch das europäische Feindbild der arabischen Welt weiter geschürt werden.
Wie die Autorin Leila Ahmed2 aufzeigt,
wurde die Thematisierung der Frauenrolle in islamischen Gesellschaften in
den letzten Jahrzehnten zu einem
„Werkzeug für den kolonialherrschaftlichen Angriff“ missbraucht. Die im Westen geführte Diskussion um die zweifelsohne verbesserungswürdigen Frauenrechte in den islamischen Ländern
diente über Jahrzehnte als Vorwand, eine kulturelle Überlegenheit der westlichen Welt zu rechtfertigen. Dass die
Unterdrückung der Frauen in Europa
zwar andere Erscheinungsformen, aber
mitunter ähnliche Auswirkungen hat,
wird gerne verschwiegen. Die Gründe,
weshalb die Frauen sich in den letzten
Jahrzehnten in Marokko so erfolgreich
in der Berufswelt etablieren konnten,
liegen auch darin, dass in der marokkanischen Geschichte Frauen und Männer
zumindest bisweilen gleichberechtigt
sind. Eine Frau hat von der Verfassung
her die gleichen Rechte wie ein Mann.
Politik ist keine ausschließlich männliche Angelegenheit. Entgegen der Meinung vieler Fundamentalisten stellen
der Islam und die Frauenrechte keinen
allgemeinen Widerspruch dar.
Feministische Interpretationen. Dass der Koran auch feministisch interpretierbar
ist, ist u.a. die Errungenschaft einer außergewöhnlichen Marokkanerin: Fatima
Mernissi. Die 1940 in einem der letzten
Harems in Fès Geborene gehört zu jener Frauengeneration, die das seltene
Glück einer höheren Ausbildung genießen durfte: Nach ihrem Studium in Rabat promovierte sie in den USA. Heute
ist sie Professorin für Soziologie, Beraterin der UNESCO für den Bereich „Frauen
und Islam“, Autorin und Leiterin zahlreicher Projekte. Seit den 1970er Jahren
hat sie als erste Professorin Marokkos
bahnbrechende Publikationen über die
Situation marokkanischer Arbeiterinnen sowie über Frauen im Islam veröffentlicht und damit viele Tabus gebrochen. Ihrer Meinung nach ist „keine Diskussion über Demokratie denkbar, die
sich nicht auf die Frau bezieht“. Heute
sind ihre Bücher in neun Sprachen
übersetzt und gelten als Basiswerke in
der feministischen Neuinterpretation
des Koran. Auf ihre Initiative hin wurden
in den letzten Jahren zahlreiche Bildungsprogramme für Frauen durchgeführt3, die alle zum Ziel haben, den zu
einem erschreckend hohen Prozentsatz
noch immer analphabetischen Frauen
in Marokko lesen und schreiben zu lehren. Mernissis Strategie lautet: „Sprecht!
Schreibt! Drückt euch aus, denn der moderne Schleier ist das Schweigen!“
Amazonenhaft leitet sie Schreibworkshops, macht Ausstellungen, publiziert,
hält Vorträge in Marokko wie in Amerika und Europa. Die Schritte sind mühsam aber effizient. In den letzten Jahren
hat Mernissi in Marokko ein Netzwerk
von Verlegerinnen, Lehrerinnen, Wissenschaftlerinnen und Künstlerinnen aufgebaut, die ihre Ideen und Projekte sowohl ins Landesinnere als auch über
Marokko hinaus weitertragen. In der Begegnung mit der deutschen Fotografin
Ruth Ward liegt der Keim der sogenannten „Hanan-Bridge“, einer Vereinigung
von marokkanischen und deutschen
Künstlerinnen, die sich zum Ziel gesetzt
haben, über den Kultursprung hinweg
kreativen Austausch zu betreiben. „Hanan ist das arabische Wort für eine besondere Form der Liebe, die Liebe des
Fremden und des Anderen, für eine Liebe, die über Grenzen geht.“ Unter diesem Motto werden Ausstellungen, Lesungen, Tagungen organisiert und Begegnungsmöglichkeiten von marokkanischen mit europäischen Frauen
geschaffen. Das Zauberwort heißt „Dialog“, denn nichts ist so wichtig wie der
vorurteilsfreie Austausch von Ideen
und Gedanken. Gemeinsam mit Susan
Sontag wird Fatema Mernissi heuer im
Herbst der Prinz-von-Asturien-Preis
verliehen, eine hohe Auszeichnung, die
ebenfalls Signalwirkung hat. Wenn das
spanische Königshaus eine marokkanische Soziologin würdigt, die sich so
sehr für Frauenrechte und Demokratisierung in der arabischen Welt einsetzt,
ist auch das eine zukunftsweisende
Geste. Während bei uns Marokko als
sinnenbetörendes Märchenland verkitscht wird, geht vom Land selbst eine
weibliche Bewegkraft aus, die abseits
von Parlamenten und Gremien mehr
bewirkt als Gesetzespolitik jemals vermag: eine respektvolle Annäherung
zwischen demokratischen und islamischen Werten.
❚
1 Christine Kaufmann, 2000
2 Leila Ahmed:Women and Gender
in Islam. Historical Roots of
Modern Debate.
3 z.B. „Caravane Civique“
september 2003an.schläge 15
Fo t o : M i c h a e l a B r u c k m ü l l e r
themaweltfrauenkonferenz
16 an.schlägeseptember 2003
weltfrauenkonferenzthema
Einmal um die
Frauenwelt – und retour?
Bald zehn Jahre sind seit der letzten UN-Weltfrauenkonferenz in Peking vergangen und die
Rufe nach einer Fortsetzung werden lauter. Gabi Horak über den Rahmen für eine
fünfte Weltfrauenkonferenz.
Im aufgeregten und enthusiastischen Getümmel der 4. Weltfrauenkonferenz in Peking fanden Frauen zu seltenen selbstbewussten Worten. „Wir wollen
nicht nur unser Stück vom Kuchen, sondern wir wollen auch seine Form und
seinen Geschmack bestimmen!“ verkündete die asiatische Aktivistin Ela
Bhatt. Endlich Wege aus den Diskriminierungsstrukturen finden, die Frauen
seit jeher den Umgang mit der Kuchenform verweigerten, war die erste und
wichtigste Motivation der großen internationalen UN-Treffen.
Als die Vereinten Nationen den Beschluss fassten, das Jahr 1975 zum Internationalen Jahr der Frau zu erklären,
war dies einerseits ein längst überfälliges Symbol der Unterstützung für die
mehr oder weniger autonomen Frauenbewegungen weltweit. Andererseits
war allen Beteiligten klar, dass es nicht
bei dieser kurzfristigen Thematisierung
von Frauenagenden bleiben konnte. Die
erste Weltfrauenkonferenz wurde geplant und als Austragungsort Mexico
City gewählt, eine Stadt des „Südens“ –
was für künftige Problemschwerpunkte
aber auch Konflikte bezeichnend sein
sollte. Immer wieder wurden lange Diskussionen geführt über die unterschiedlichen Problemaspekte von Frauen im „reichen Norden“ und jenen im
ärmeren „Süden“, was schon mit dem
notwendigen Konsens bei der Verwendung von einzelnen Begriffen begann.
Frauenjahrzehnt. Aus der Weltfrauenkonferenz in Mexiko 1975 ging der „Weltaktionsplan“ hervor, ein erster umfassender Zielkatalog der Vereinten Nationen
(UN) zur Förderung der Frau. Die folgenden zehn Jahre wurde zum „Frauenjahrzehnt der Vereinten Nationen“ erklärt.
Und es wurde eine Tradition begründet:
In regelmäßigen 5-Jahres-Abständen
fanden Weltfrauenkonferenzen statt,
um Fortschritte durch die Aktionspläne
zu überprüfen und neue Ziele zu formulieren. 1980 trafen sich die Delegationen in Kopenhagen, 1985 war Nairobi
Gastgeberin der 3. Weltfrauenkonferenz.
Nairobi stellte auch einen Wendepunkt im internationalen Frauendiskurs
dar, wie die Journalistin und oftmalige
Teilnehmerin an Frauenkonferenzen
Christa Wichterich erläutert. Standen
die Konferenzen in Mexico und Kopenhagen „eher im Zeichen von Konflikt,
Verständnislosigkeit und einer NordSüd-Polarisierung“1, dominierte in
Nairobi das Herausfiltern von Gemeinsamkeiten.
dert. Mithilfe einer großen, kontinuierlichen Informationskampagne sollten
„alle diskriminierenden Vorstellungen,
Haltungen und Praktiken“ bis 2000 abgeschafft werden. Viele Länder scheinen
im neuen Jahrtausend weiter weg von
dieser Utopie, als frau sich in Nairobi
vorstellen wollte.
UN-Strukturen. Schon in der Präambel der
UN-Charta ist der Grundsatz der „gleichen Rechte von Männern und Frauen“
verankert. Ein Meilenstein war die Annahme der „Konvention über die Beseitigung jeder Form von Diskriminierung
der Frau“ (CEDAW) durch 139 Staaten
im Jahr 1979. Länder wie die USA, Indien
und ein Großteil der islamischen Staaten verweigerten jedoch die Ratifizierung. CEDAW enthält eine Fülle konkreWunsch und Wirklichkeit. Die Erfahrungen, ter Maßnahmen zur Überwindung von
28 Jahre nach Mexiko, machen deutlich, Frauendiskriminierung in allen Bereichen des öffentlichen und privaten Ledass bereits erreichte Fortschritte auf
bens und ist das einzige völkerrechtlich
dem Weg zur Gleichheit zwischen
Mann und Frau schnell wieder zunichte verbindliche UN-Dokument zu Frauenbelangen.
gemacht werden können, wenn nicht
Die Weltfrauenkonferenz ist eine
kontinuierlich und auf höchster Ebene
UN-Konferenz auf höchster Ebene, an
daran gearbeitet wird, den backlash in
Grenzen zu halten. Brita Neuhold stellte der VertreterInnen aller UN-Mitgliedsstaaten als voll stimmberechtigte Mit1995 im Rahmen der österreichischen
glieder teilnehmen können, ebenso wie
Vorbereitungen für die 4. Konferenz in
Peking fest: „Die Tatsache, daß zwischen VertreterInnen von verschiedenen UN1985 und 1995 aus Einsparungsgründen Institutionen, zwischenstaatlichen Organisationen und VertreterInnen von
keine weitere Weltfrauenkonferenz
stattfand, hat – zumindest im Westen – NGOs. Parallel zu den offiziellen Weltfrauenkonferenzen („Regierungsfozu einem deutlichen Nachlassen des
Schwunges der Frauenbewegungen ge- rum“) fanden stets auch Konferenzen
der NGOs, Fraueninitiativen und -aktiviführt.“ 2
Ein Blick in die „Zukunftsstrategien stinnen („NGO-Forum“) statt. Hier wurden besonders sensible Themengebiete
von Nairobi“, dem Abschlusspapier der
Konferenz von 1985, macht den Graben diskutiert, die im Regierungsforum zu
kurz kamen. Nicht selten waren es in erzwischen Anspruch und Wirklichkeit
deutlich: „Bis zum Jahr 2000 sollten alle ster Linie Netzwerke und Strategien, die
Regierungen eine angemessene, umfas- im NGO-Forum entwickelt wurden, die
in weiterer Folge die internationale
sende und kohärente Frauenpolitik betreiben“, wurde hier optimistisch gefor- Richtung im Kampf um Gleichberechti-
WIDE-Österreich („Women in
Development Europe“), Berggasse 7,
1090 Wien, T. 01/317 40 31,
e-mail: [email protected],
http://www.oneworld.at/wide
WIDE-Diskussionsforum zur
Abhaltung einer 5. UNWeltfrauenkonferenz:
http://www.eurosur.org/wide/
UN/WCW.htm
september 2003an.schläge 17
themaweltfrauenkonferenz
Durchsetzung der uneingeschränkten
Menschenrechte für Frauen und
Mädchen, Schutz vor Gewalt, gleicher
Zugang zu wirtschaftlichen Ressourcen
sowie verbesserter Zugang zu Bildung
und Gesundheitsvorsorge.
Aus heutiger Sicht konnten vor allem Erfolge im Bereich der sexuellen
Rechte von Frauen und auf dem Gebiet
der Bekämpfung von Gewalt gegen
Frauen erzielt werden. „Weiters festgePeking. Die vierte und bisher letzte UNWeltfrauenkonferenz fand von 4. bis 15. halten wurde die Kampfansage gegen
den Frauenhandel, der leider trotzdem
September 1995 in Peking statt. Mit
50.000 TeilnehmerInnen war sie die bis- der international am schnellsten wachher größte Konferenz der Vereinten Na- sende ,Wirtschaftszweig´ ist“, resümiert
tionen und stieß dementsprechend auf Gertrude Eigelsreiter-Jashari von WIDEgroßes Medieninteresse. Die Aufbruch- Österreich.
stimmung war geprägt von einer Atmosphäre der Zusammenarbeit zwiVerpflichtungen. Damit diese Weltfrauenschen dem Regierungsforum und dem
konferenz keine Konferenz der AbsichtNGO-Forum, wobei sich feministische
serklärungen bleibe, wurde sie auf InSichtweisen zur Freude vieler Aktivistin- itiative der australischen Delegation zur
nen oft durchsetzen konnten.
„Konferenz der Verpflichtungen“ erklärt.
„Das Forum beherbergte einen ReEtwa die Hälfte der Staaten folgten diegenbogen von Frauenpolitik und Femisem Vorschlag und übernahm mehr
nismen“, beschreibt Christa Wichterich oder weniger spezifische Verpflichtundie Vielfältigkeit von Peking – doch das
gen. Die österreichische Delegation unbrachte auch Nachteile mit sich. Dem
ter der Leitung der damaligen Frauen„Charme der Harmonie“ erlegen, traten ministerin Helga Konrad versprach etunterschwellige Konflikte wie Rassiswa, sexuelle Gewalt gegen Frauen als
mus in der Frauenbewegung oder Diffe- Asylgrund zu verankern, partnerschaftrenzen mit Migrantinnen weit in den
liche Hausarbeit zu forcieren und frauHintergrund. Visitenkarten wurden aus- enspezifische Entwicklungsarbeit zu
getauscht, persönliche Kontakte intenbetreiben. „In der Entwicklungszusamsiviert, doch Wichterich gibt zu bedenmenarbeit lassen Gelder explizit für
ken:„Der Gefahr, daß die Inhalte beim
Frauenprojekte auf sich warten, die
Knüpfen der Netze verloren gehen und
Asyldiskussion steckt in den Kinderdie Kontaktpflege zum Selbstzweck
schuhen“, mussten NGO-Vertreterinnen
wird, hätten koordiniertes politisches
jedoch fünf Jahre später feststellen. EinVorwärtsdenken und Entwürfe zukünf- zig das neue Wegweiserecht von Getiger Handlungsstratgien entgegenwir- walttätern und ein zusätzlicher Gleichken können – genau dies kam jedoch
stellungsparagraph in der Verfassung
auf dem Forum zu kurz.“
entsprechen den Verpflichtungen, die
Das Abschlussdokument von PeÖsterreich in Peking eingegangen war.
king ging als „Aktionsplattform von BeiZur 2000 abgehaltenen „Peking
jing“ („Platform of Action“) in die (Frau- Follow Up“-Konferenz in New York enten)Geschichte ein, denn es bedeutete
sandte die für Frauenfragen zuständige
trotz aller Kritikpunkte einen „echten
Ministerin Elisabeth Sickl ausschließlich
Durchbruch im Bereich der Frauen- und BeamtInnen – keine Politikerin gehörte
Geschlechterpolitik“, weiß Brita Neuder Delegation an. Die kritische Distanz,
hold. Die Vorbereitungen und Verhand- die österreichische NGO-Vertreterinnen
lungen für das Dokument begannen
zur Regierungsdelegation einnahmen,
bereits 1993. Neben globalen Rahmenentsprach dem Misstrauen gegenüber
bedingungen und zentralen Problembe- der „Frauen zurück an den Herd“-Politik
reichen enthält es konkrete Maßnahder Wenderegierung.
men, die den Regierungen als „normative guidance“ angeboten wurden.
Backlash. Bald zehn Jahre sind seit Peking
Schwerpunkte sind etwa die weltweite vergangen und NGOs warnen davor,
Fo t o s : A r c h i v
gung bestimmten. Mit dem sprunghaften Anstieg der Teilnehmerinnenzahlen
bei den NGO-Foren (Mexico: 6.000, Peking: 30.000) wuchs auch der Einfluss
der hier diskutierten Konzepte. „Wir
sind das Herzstück der globalen Zivilgesellschaft“, vermeldete eine ugandische
Teilnehmerin am NGO-Forum in Peking
euphorisch.
Aufbruchstimmung herrschte
bei der 4. und letzten
Weltfrauenkonferenz in
Peking 1995.
18 an.schlägeseptember 2003
weltfrauenkonferenzthema
dass sich seither durch die internationalen politischen und wirtschaftlichen
Entwicklungen die Situation von Frauen
vor allem in der „Dritten Welt“ zusehends verschlechtert hat und weiter
wird. Das GATS (Generel Agreement on
Trade in Services) etwa werde besonders die Armut der Frauen erhöhen, wie
Beispiele aus Ländern wie Bolivien oder
Argentinien zeigen, wo die Privatisierung lebenswichtiger Grundlagen wie
Wasserversorgung katastrophale Folgen hatte. „Frauen sind die großen Verliererinnen des Globalisierungsprozesses“, warnten die Frauen von WIDE im
Rahmen ihrer Jahreskonferenz im Sommer dieses Jahres. Auch die Verschiebung der Machtstrukturen als direkte
Folge der Terroranschläge vom 11. September 2001 hätte dazu geführt, dass
Menschenrechte mehr und mehr entkräftet werden. „Internationale Sicherheitsmaßnahmen“ hätten einen neuen
Begriff von „nationaler Sicherheit“
großflächig etabliert, der die Erfüllung
bzw. Erhaltung von Menschenrechten
ausklammert.
Der frauenpolitische backlash ist
auch an der Politik der ÖVP/FPÖ-Regierung in Österreich ablesbar. Die UNKonvention von 1982, wonach die Regierung sich zu Maßnahmen zur vollen
Gleichstellung von Frauen verpflichtet
und das Aufholen von Benachteiligungen aktiv zu fördern hat, steht immerhin im Verfassungsrang. Die Abschaffung des Büros der Frauenministerin,
das Auslaufen frauenspezifischer Arbeitsmarktprogramme und sinkende
Geldmittel für Kinderbetreuungseinrichtungen würden diesen Verpflichtungen jedoch widersprechen, stellten
NGO-Vetreterinnen fest.
„Die Politik drängt Frauen erneut in
die Armut“, bestätigte Maria Rösslhumer vom Verein autonome österreichische Frauenhäuser in einer Pressekonferenz im Mai dieses Jahres die Tendenz
in Österreich. Das Problem sei, „dass es
an der faktischen Gleichstellung mangelt“, ergänzte die Juristin Martina Thomasberger.
5. Weltfrauenkonferenz. Angesichts der Zunahme an Frauenfeindlichkeit und
Frauenarmut fordert WIDE, ein internationales Netzwerk von Vertreterinnen
aus entwicklungspolitischen NGOs, ge-
die rund um Weltfrauenkonferenzen
entstanden sind, sind zwar bis zu einem gewissen Grad verbindlich, doch
es fehlt die Einklagbarkeit: „Langfristig
wäre es sicher ein Ziel, das angestrebt
werden muss, diese internationalen
Konventionen einklagbar zu machen.“
Dass dies prinzipiell möglich ist, zeigt
das CEDAW-Zusatzprotokoll, das im
Jahr 2000 gültig wurde und die Individualklagbarkeit der in der CEDAW-Konvention festgelegten Rechte ermöglicht.
In einem eigens eingerichteten Diskussionsforum sammelt WIDE Stimmen für und gegen eine UN-Konferenz
auf höchster Ebene.
Viele Aktivistinnen schrecken vor
dem Zeit- und Energie-Aufwand einer
großen Konferenz zurück und geben zu
bedenken, dass noch nicht einmal die
meisten der in Peking gefassten Beschlüsse implementiert seien. Es wird
befürchtet, dass gerade der weltweite
Rückschritt in den Emanzipationsbestrebungen und im Bewusstsein für die
Notwendigkeit struktureller Gleichbehandlungsmaßnahmen ein großes Risiko darstellt, wenn etwa versucht wird
zum Abschluss der Versammlung einen
Konsens für einen Maßnahmenkatalog
zu erreichen. Schon im Vorfeld der Frauenkonferenz in New York warnte etwa
UNO-Menschenrechtskommissarin
Mary Robinson vor Versuchen einiger
Länder, hinter den Zielen von Peking
zurück zu bleiben. Die Angst, lang erkämpfte Errungenschaften zu verlieren
ist groß.
Andere Aktivistinnen betonen die
Möglichkeit, Frauenthemen durch eine
Weltfrauenkonferenz massiv in der Medien-Öffentlichkeit unterzubringen,
Neuer Schwung. Ulrike Lunacek, Grüne
ebenso in den Agenden von RegierunSprecherin für Außen- und Entwicklungspolitik, äußert sich eher skeptisch gen und internationalen Organisationen. Zusammen feiern, Kraft aus gelebüber Form und Inhalte einer neuen
ter Solidarität schöpfen und ZukunftsWeltfrauenkonferenz: „Konferenzen in
strategien mit neuen Generationen
der Form, wie sie früher statt fanden,
erachte ich derzeit nicht sinnvoll, denn von Frauen/Aktivistinnen entwickeln
gehört ebenfalls zu den positiven
Strategien auf dem Papier haben wir
bereits in Massen.“ Eine internationale Aspekten einer 5. Weltfrauenkonferenz.
Brita Neuhold: „Ein großes internatioKonferenz wäre nur dann sinnvoll,
nales Ereignis ist jedenfalls nötig, um
wenn dabei die Erfolge und Misserfolden Schwung des Empowerment von
ge bisheriger Aktionsprogramme analysiert würden und daraus Konsequen- Frauen, der seit 1975 ständig gewachzen gezogen würden. „Das passiert auf sen ist, aufrechtzuerhalten und die bereits drohende Lähmung zu durchbreNGO-Ebene schon oft, aber nicht auf
❚
Regierungsebene.“ Diverse Programme, chen.“
meinsam mit vielen anderen Frauen
und NGO-Vertreterinnen die Abhaltung
einer 5. Weltfrauenkonferenz im Jahr
2005.
„Es herrschen noch konträre Auffassungen darüber, in welcher Form die
5. Weltfrauenkonferenz 2005 abgehalten werden soll“, erzählt Gertrude Eigelsreiter-Jashari. Die Situation für Frauenthemen sei „weltweit momentan
sehr schwierig“, was jedoch ein aktives
Vorantreiben des Prozesses, den die
Weltfrauenkonferenzen ins Rollen gebracht haben, nicht weniger notwendig
mache. Bei der „Peking+5“ UN-Sondergeneralversammlung 2000 in New York
wurde beschlossen, dass im Jahr 2005
eine weitere Veranstaltung folgen solle,
die sich mit der Umsetzung der Aktionsplattform von Peking befasst und
neue Herausforderungen in Angriff
nimmt. „Obwohl sich die Regierungen
also eindeutig festgelegt haben, ist bis
jetzt kein Schritt zur Realisierung dieses
Vorhabens erfolgt“, beklagt WIDE-Koordinatorin Brita Neuhold. Deshalb beteiligen sich österreichische Frauen-NGOs
daran, die Diskussion über eine 5. Weltfrauenkonferenz in Gang zu bringen.
Besonders die finnische Regierung
macht sich für eine Konferenz im Jahr
2005 stark, mittlerweile haben regionale NGOs auch ein Komitee gebildet, das
die Anstrengungen der Regierung verstärken soll.
Bis zum österreichischen Frauenministerium ist die Debatte um eine
neue Frauenkonferenz noch nicht
durchgedrungen. „An uns wurde bisher
nichts herangetragen“, lautet die lapidare Auskunft des Büros.
1 Christa Wichterich:Wir sind
das Wunder, durch das wir
überleben. Die 4. Weltfrauenkonferenz in Peking.
Heinrich-Böll-Stiftung 1996
2 Brita Neuhold:„Keep on Movin
Forward!“ Hintergründe, Verlauf
und Perspektiven der 4. UNWeltfrauenkonferenz in Beijing.
ÖFSE Edition 3, 1995, S. 29
september 2003an.schläge 19
Fo t o : C h r i s t i n e S p ra n g e r
preisgerda lerner
Gerda Lerner bei einem
Gespräch in Salzburg
„Ich habe mir nie
etwas vorschreiben lassen“
Gerda Lerner erhielt den ersten Wissenschaftspreis der Stadt Salzburg. Christine
Spranger über eine Frau, die neue wissenschaftliche Maßstäbe gesetzt hat.
„Das Patriarchat als ein System
sozialer Beziehungen ist ein Produkt der historischen Entwicklung und kann also auch durch
historische Prozesse beendet
werden.“ (Gerda Lerner, „Die Entstehung
des Patriarchats“)
Die Historikerin Gerda Lerner erhielt im August den vom Kulturfonds
der Stadt Salzburg erstmals vergebenen
Internationalen Preis für Wissenschaft
und Forschung für ihre Pionierleistung
auf dem Gebiet der Frauengeschichtsund Genderforschung. Leben und Werk
zeichnete als Laudatorin Gabriella
Hauch einfühlsam, persönlich und intensiv in ihrer Bedeutung nach: „Gerda
Lerner fürchtet den großen Wurf nicht.“
Drei Millionen Euro Stammkapital
aus dem Salzburger Stadtbudget brachten für dieses Jahr rund 90.000 Euro
Zinsertrag. Diese Summe stand dem
neu organisierten Kulturfonds der Landeshauptstadt Salzburg für die Förderung von Kulturprojekten zur Verfügung. Der internationale Preis für Kunst
und Kultur ging an den Salzburger Pianisten und zeitfluss-Mitinitiator Markus Hinterhäuser. Außerdem gab es
20 an.schlägejuni 2003
weitere Förderpreise, Projektförderungen und Stipendien zur Realisierung
von Vorhaben im Ausland.
Gerda Lerner, emeritierte Professorin der Universität von Winsconsin in
Madison, ist erste Präsidentin der Organisation amerikanischer GeschichtswissenschafterInnen, Autorin von zwölf
Büchern und Trägerin von 13 Ehrendoktoraten. Ihre Bücher sind in hoher Auflage in mehreren Sprachen erschienen,
darunter die beiden Hauptwerke „Die
Entstehung des Patriarchats“ (1991) und
„Die Entstehung des feministischen Bewusstseins“ (1995).
Ihre politisch-wissenschaftliche Position bringt sie in dem letztes Jahr im
Ulrike Helmer Verlag erschienenen Sammelband „Zukunft braucht Vergangenheit. Warum Geschichte uns angeht“
pointiert zum Ausdruck. Meisterlich verknüpft sie eigene Lebenserfahrung und
wissenschaftliche Arbeit zu einer fesselnden und anschaulichen Lektüre und
es ist eine feministische Antwort auf
das postulierte, aber nicht eingetroffene
postmoderne „Ende der Geschichte“.
Lerner wurde 1920 in Wien als
Kind einer gut situierten jüdischen Fa-
milie geboren, emigrierte 1939 in die
USA. Die Historikerin leitete in den vergangenen Jahrzehnten Pionierarbeit
bei der Erforschung von Frauengeschichte. Bereits 1972 gründete sie das
weltweit erste Magisterstudium der
Frauengeschichte an der University of
Wisconsin-Madison. Die Universität
Wien verlieh ihr gemeinsam mit dem
Holocaust-Forscher Raul Hilberg das
Ehrendoktorat. Im Sommersemester
1995 war Lerner Gastprofessorin am
Institut für Geschichte an der Universität Salzburg. „Ich habe mir nie etwas
vorschreiben lassen. Die Erforschung
der Frauengeschichte war und ist unersetzlich für die Befreiung der Frauen“, so Lerner.
Zentrales Thema ihrer Arbeiten ist
das „Anders sein“ unabhängig davon,
ob die Unterscheidungskategorie
„Rasse“, „Klasse“ oder „Geschlecht“
heißt; denn die grundlegenden Muster von Diskriminierung funktionieren immer gleich. „Nicht der Unterschied ist das Problem. Das Problem
ist die Dominanz, die sich zu ihrer
Rechtfertigung auf konstruierte Unterschiede beruft.“
❚
an.risswissenschaft
forschungsstelle
FrauenDatenReport
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in der HansBöckler-Stiftung in Düsseldorf sucht ab 1. Oktober 2003 eine Wirtschaftsoder Sozialwissenschaftlerin für das Projekt „FrauenDatenReport 2005“.
Die Stelle ist auf 18 Monate befristet und die Aufgaben umfassen das
Recherchieren und Aufbereiten von geschlechtsspezifischen Daten zu
Demografie, Erwerbstätigkeit, Sozialer Sicherung und Partizipation. Frau
sollte ein abgeschlossenes Studium der Wirtschaftswissenschaft, Soziologie oder Politik haben sowie gute Kenntnisse der einschlägigen Ergebnisse der Frauenforschung, insbesondere zur Entwicklung der Frauenerwerbstätigkeit. Das Stellenangebot richtet sich vor allem an Frauen, denn
die Stiftung will den Anteil von Frauen erhöhen. GaH
steigt. Den Auftakt zum Projekt bildet eine Podiumsdiskussion am 15.
Oktober in Salzburg: „Geschlechterdemokratie an den Universitäten:
Utopie & Wirklichkeit“. Der erste kostenlose Lehrgang „Erfolgsstrategien und Karriereperspektiven für Wissenschafterinnen“ beginnt am
30. Oktober und dauert zwei Semester (insgesamt 16 Seminartage).
Anmeldeschluss ist der 15. September, Anmeldeformulare sind auf der
homepage zu finden. GaH
Projektkoordination Linz: Maria Buchmayr, T. 0732/24 68-1237, e-mail: [email protected]
Projektleitung Salzburg: Julia Neissl,T. 0662/80 44-2521, e-mail: [email protected], http://www.frauen.jku.at/karrierelinks
Bewerbungsunterlagen mit Lebenslauf, Lichtbild und Zeugnissen an: Hans-Böckler-Stiftung, Personalabteilung,
Hans-Böckler-Straße 39, D-40476 Düsseldorf, http://www.boeckler.de
tagung
gender@future
stipendien
Im Oktober findet in Rostock eine Tagung zum Thema „Geschlechterverhältnisse im Informationszeitalter“ statt. Veranstalterinnen sind das Instiut für Soziologie und Demografie der Universität Rostock und des
Kompetenzzentrums „Frauen für Naturwissenschaft und Technik“ der
Hochschulen Mecklenburg- Vorpommerns. Ein Schwerpunkt der Tagung
sind Identitätskonstruktionen im Informationszeitalter, zum Beispiel die
Konstruktion von Geschlechtsidentitäten im virtuellen Raum. Weiters
wird es um die Transformation in der Arbeitswelt gehen, etwa flexible
Arbeit oder Frauen in der IT-Industrie, sowie Digitale Medien und neue
Bildungswege. Im vierten Schwerpunkt werden virtuelle Frauen-Räume
unter die Lupe genommen. Die Teilnahmegebühr beträgt 15,- Euro (Studierende 10,- Euro). AM
8.-10. Oktober 2003:„Geschlechterverhältnisse im Informationszeitalter“, Anmeldung bei Heike Kahlert,
Allgemeine Soziologie-Makrosoziologie, Uni Rostock, Fax: 0049/381/ 498-4364, e-mail: [email protected]
weitere Infos: http://www.kompetenzzentrum-mv.de., http://www.soziologie.uni-rostock.de/gender@future
unikarrieren
karriere_links
Doktorandinnen gesucht
Fo t o : Pe z H e j d u k
Am 30. September endet die Einreichfrist für zwei DoktorandInnenprogramme, mithilfe derer Forscherinnen sich ausschließlich auf die Abfassung ihrer Dissertation konzentrieren können. Das DOC-Programm wird
vom Wissenschaftsministerium finanziert und richtet sich an NachwuchsforscherInnen aller Disziplinen. Ziel ist die Hebung der Qualität österreichischer Doktorarbeiten sowie die Erhöhung des Frauenanteils. Für
die Mindestdauer des jeweiligen Doktoratsstudiums werden 21.900,Euro brutto pro Jahr bereit gestellt. DOC-FFORTE richtet sich im Rahmen
des von Wissenschaftsministerium und ESF (Europäischer Sozialfonds)
finanzierten Maßnahmenpaketes „Frauen in Forschung und Technologie“ speziell an junge Wissenschafterinnen aus den Bereichen Technik,
Naturwissenschaft und Medizin. Ziel ist die Steigerung des Zweitabschlusses von Frauen in diesen Disziplinen und in weiterer Folge eine
erhöhte Präsenz von Frauen in leitenden Positionen in technisch-naturwissenschaftlichen Berufen. Das Stipendium wird für maximal 24 Monate vergeben und beträgt ebenfalls 21.900,- Euro brutto im Jahr. Beide
Stipendien werden im Jänner 2004 vergeben. GaH
http://www.bmbwk.gv.at
Erstmals kooperieren zwei österreichische Universitäten bei einem Projekt zur Förderung von Studentinnen und Wissenschafterinnen unter
der Prämisse des gender mainstreamings. Das Zentrum für Frauen- und
Geschlechterforschung der Universität Salzburg und die Stabstelle Frauenförderung der Univeristät Linz starten im Herbst ein dreijähriges Projekt zur Nachwuchsförderung für Studentinnen sowie für die Laufbahnplanung von Wissenschafterinnen. „karriere_links“ hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige und längerfristige Strukturveränderungen herbei zu
führen, wodurch schrittweise die Unterrepräsentation von Frauen vor
allem in den oberen Rängen der Hochschulhierarchie abgebaut werden
soll. Zahlreiche Informationsveranstaltungen, Workshops, Gender-Trainings und Lehrgänge richten sich an Studierende, Wissenschafterinnen
und Entscheidungsträgerinnen. Anfängertutorien werden in erster Linie
für Studienanfängerinnen der naturwissenschaftlichen und technischen Studien angeboten, wo der Frauenanteil besonders langsam
preisträgerin
Ruth Wodak
Der Willy und Helga Verkauf-Verlon-Preis für antifaschistische Literatur
in Österreich wird seit 1991 jedes Jahr für wissenschaftliche und publizistische Leistungen vergeben. Preisträgerinnen bisher waren unter anderem Maria Sporrer, Brigitte Bailer und Marianne Enigl. Dieses Jahr konnte Sprachwissenschafterin Ruth Wodak die Jury mit ihrer umfangreichen
Forschung auf den Gebieten der Soziolinguistik, Faschismus- und Vorurteilsforschung überzeugen. Bereits 1996 erhielt sie den WittgensteinPreis für Spitzenforschung und 2001 den Wissenschafts-Preis der Stadt
Wien. GaH
september 2003an.schläge 21
wissenschaftforum
Fo t o : A r c h i v
Keine Angst!
Warum haben Frauen so oft Hemmungen im Umgang mit DEM Computer und wie können
geschlechtsspezifische Barrieren abgebaut werden? Ein Plädoyer für Computerkurse von
Frauen für Frauen von Elisabeth Hirsch
Elisabeth Hirsch schrieb ihre
Diplomarbeit zum Thema:„Frauen
und Computer-Bildung in der
Informationsgesellschaft.
Informations- und Kommunikationstechnologie als Herausforderung
frauenspezifischer Bildungsarbeit.“
Mag.a Elisabeth Hirsch, IFF/IFZ,
Interuniversitäres Forschungszentrum für Technik, Arbeit und Kultur;
Graz, Österreich, http://www.ifz.tugraz.at; e-mail: [email protected]
22 an.schlägeseptember 2003
Die ungleichen Chancen von
Frauen und Männern im Berufsleben, vor allem im technischen Bereich, sind seit Jahren
Thema geschlechterkritischer
Forschung. Von den neuen Informations- und Kommunikationstechnologien versprach man sich anfangs eine
Verbesserung der Situation, die jedoch
nicht eingetreten ist. Geschlechtsspezifische Vorurteile und Barrieren schei-
nen sich auch hier bereits wieder gefestigt zu haben. Warum entscheiden
sich so wenig Frauen für einen technischen Beruf? Werden existierende Barrieren im Technik-Zugang durch das
neue Medium Computer aufgebrochen?
Stand der Dinge. Der Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien bietet vielfältige Karrieremöglichkei-
ten, die von Frauen bislang nur unzureichend genützt wurden. Weibliche Fachkräfte sind in dieser Branche mit 4,1 Prozent eklatant unterrepräsentiert, der
Frauenanteil in den Ausbildungen beträgt lediglich 20 Prozent. Frauen sind
zwar als Computeranwenderinnen
stark vertreten, in den Bereichen Entwicklung, Planung und Programmierung jedoch kaum. Dafür gibt es eine
Vielzahl von Gründen, wie Erziehung,
forumwissenschaft
Qualifikationen vermitteln, sondern
auch eine kritische Auseinandersetzung mit den sozialen Folgen Neuer
Technologien fördern.
terscheiden sich zwar hinsichtlich Bedürfnissen und Erfahrungen von Männern, sind aber in sich keineswegs eine
homogene Gruppe. In den Kursen werden Intuition, Vorstellungskraft und
Gefühlswelt genutzt, das Lernen ist erOrganisation. Will eine Bildungseinrichfahrungsbezogen und Problemlötung einen Kurs für Frauen anbieten,
sungsstrategien werden gemeinsam
muss sie sich zuerst selber einmal mit
erarbeitet. Die Methoden bauen auf Erdem Thema Bildung für Frauen bzw.
Frauenförderung beschäftigen und ein fahrungen und Zielen der Teilnehmerinnen auf, kommunikative Elemente
entsprechendes Bewusstsein entwickeln. In der Folge muss das Angebot werden eingebaut. Es wird von dem
Lebenslanges Lernen. Das Lernen stellt für auf eine klar definierte Zielgruppe und ausgegangen, „was wir schon können“,
und nicht von dem, „was wir noch nicht
deren fachliches Niveau abgestimmt
Erwachsene eine große Herausforderung dar, vor allem dann, wenn sie lan- werden: Spricht das Informationsmate- können“, was der oft geringeren
rial Frauen an? Werden geschlechterge- Selbsteinschätzung von Frauen hinge Zeit nicht mehr institutionell „gerechte Formulierungen verwendet? Zei- sichtlich ihrer Fähigkeiten entgegenlernt“ haben. Oftmals müssen eingefahrene Gewohnheiten verändert wer- gen Text und Bilder ein ausgewogenes kommt. Die Verbindung von Theorie
und Praxis wird betont und selbständiVerhältnis von Frauen und Männern
den, um neues Wissen erfolgreich
ges Arbeiten gefördert.
und werden Geschlechterstereotype
aufnehmen und verarbeiten zu könEin integrativer Bildungsansatz
vermieden? Werden Frauen ermutigt,
nen. Lernen wird für Erwachsene zum
vereinbart Berufs- und PersönlichkeitsKurse zu belegen? Werden die KursgeErfolg, wenn sie ein Ziel vor Augen habühren einkommensabhängig verrech- bildung und stärkt durch den Einbezug
ben, wenn ein Thema an ihrer Lebensvon Hand, Herz und Hirn das Selbstbenet? Auch die Erreichbarkeit des Kursrealität, an ihrem Bewusstsein bzw. an
ihren Vorstellungen anknüpft, wenn sie ortes mit öffentlichen Verkehrsmitteln wusstsein der Teilnehmerinnen. Diese
in kleinen Gruppen ungezwungen dis- sollte gewährleistet sein, da Frauen sel- werden ermutigt, Fragen zu stellen,
tener über ein Auto verfügen. Die Kurs- wodurch eine angst- und stressfreie
kutieren können, wenn sie ernst geLernatmosphäre entstehen kann.1
zeiten müssen mit Kinderbetreuungsnommen werden und ihr Selbstwertgefühl gestärkt wird. Aufgrund der un- pflichten vereinbar sein, modulare Angleichen Lebenssituationen von Frauen gebote bzw. Kursabende in größeren
Der Gewinn des Konzeptes. Stereotypes
und Männern werden unterschiedliche Abständen kommen vor allem dem
Rollenverhalten – z.B. wenn Frauen sich
Anforderungen an Institutionen der Er- Zeitbudget von Frauen mit Familie ent- bei technischen Angelegenheiten autowachsenenbildung gestellt. Denn Frau- gegen.
matisch an Männer wenden – kann zuDie Kursunterlagen sollen auf
en machen in einigen, für die Persönmindest in diesem Rahmen abgelegt
Frauen zugeschnitten sein, Beispiele
lichkeitsentwicklung zentralen Bereiund anschließend neu überdacht weraus weiblichen Lebenszusammenhän- den. Die Teilnehmerinnen befinden sich
chen, unterschiedliche Erfahrungen
und bringen daher andere Lernbedürf- gen enthalten und sich durch interakti- in den Seminaren in keiner unmittelbave Bestandteile, geschlechtergerechte
nisse, Vorkenntnisse und Berufserfahren Geschlechterkonkurrenz und könrungen mit als Männer. Die daraus ent- Formulierung und Fachvokabular mit
nen sich daher besser auf die Lerninverständlichen Erklärungen auszeichstehenden spezifischen Bedürfnisse,
halte konzentrieren. Individuelle Komnen, was nicht Übersimplifizierung
Interessen und Voraussetzungen werpetenzen können optimal gefördert
den oftmals von den Weiterbildungsin- heißt.
werden, da das Interesse der Frauen an
Geschlechtssensible Sprache verstitutionen nicht wahrgenommen bzw.
Informatik selbstverständlicher akzepmittelt Frauen Wertschätzung, macht
nicht berücksichtigt.
tiert wird. Die Angst, „dumme“ Fragen
Frauen sichtbar (es gibt auch Program- zu stellen, ist geringer, wenn Frauen
unter sich sind. Und schließlich können
Computer-Bildung. Um Lernprozesse erfol- miererinnen, Systemadministratoringreich zu unterstützen, muss gerade in nen, Netzwerktechnikerinnen) und un- die Teilnehmerinnen in den Trainerinnen weibliche Identifikationsfiguren
technischen Bereichen der geschlechts- terstützt sie dadurch in ihrer Annäheund Mentorinnen finden.
spezifische Zugang berücksichtigt wer- rung an den Computer
Erfahrungsgemäß werden Männer
den. Zu den unterschiedlichen Lebenin gemischtgeschlechtlichen Lernsituaserfahrungen kommt noch ein eher ge- Methodik und Didaktik. Methoden, die
tionen in ihren Interessen bevorzugt
ringes Vertrauen der Frauen in ihre
sich bewährt haben, nehmen die Lesowie in ihrem (dominanten) Verhalten
Technikkompetenz hinzu. Wo gibt es al- benssituationen von Frauen zum Ausbestärkt, was zu einer Behinderung von
so Veränderungsbedarf und welche
gangspunkt: weibliche LebenszusamFrauen führt. Karin Derichs-Kunstmann2
Faktoren sollten neben der fachlichen
menhänge und Berufsbiographien
Komponente in die Gestaltung von
werden analysiert und die Lerninhalte
postuliert daher: „Frauen brauchen anComputerkursen einbezogen werden?
knüpfen an deren Erfahrungen an.
dere Lernbedingungen – Frauen wollen
Eine umfassende Computer-Bildung
Trotzdem dürfen nicht alle Frauen in ei- Anderes lernen – Frauen wollen anders
soll nicht nur beruflich verwertbare
nen Topf geworfen werden. Frauen un- lernen“
❚
Techniksozialisation, Computerzugang,
unterschiedliche Lern- und Problemlösungsstile, Computerkultur, geschlechterstereotype Berufswahl. Auch bei Einstiegskursen im PC-Bereich ist der Anteil der Teilnehmerinnen sehr gering.
Die Hemmschwelle gegenüber technischen Geräten und Lerninhalten ist bei
Frauen um vieles höher als bei Männern und vermindert ihren Lerngewinn
in traditionellen Computerkursen.
powered by:
http://www.oeh.ac.at/fem
1 Kriterien für „frauenfreundliches
Lehren und Lernen“ zusammengefasst nach Maria GutknechtGmeiner, http://www.checklistweiterbildung.at/gender.asp und
Gisela Pravda: Zum anderen Lernen
von Frauen. Rezeption der
amerikanischen Forschung.
In: Gieseke, Wiltrud (Hg.): Handbuch
zur Frauenbildung.
Opladen: Leske + Budrich, 2001
2 Derichs-Kunstmann, Karin;
Müthing, Brigitte (Hg.): Frauen
lernen anders. Theorie und Praxis
der Weiterbildung für Frauen.
Bielefeld: Kleine Verlag, 1993
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september 2003an.schläge 23
an.sage
Familiensplitting – gerechter für wen?
Auf die Forderung des Wiener Katholischen Familienverbandes nach Familiensplitting
bei der Besteuerung antwortet Ingrid Reischl, Leiterin des Grundlagenbereiches in der
Gewerkschaft der Privatangestellten.
Standpunkte und
Kommentare müssen nicht
mit der Redaktionsmeinung
übereinstimmen.
A. Dobersberger
Ingrid Reischl
Unser Steuersystem orientiert sich am Prinzip der „wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit“. Das bedeutet: Je mehr Geld – nach Abdeckung der privaten Grundbedürfnisse – übrig bleibt, desto
mehr Solidarität mit der Allgemeinheit kann man leisten, desto mehr
Steuern kann man bezahlen. Dieser Grundsatz ist unumstritten. Aber
wie sieht die Praxis aus? Derzeit müssen Familien mit genau gleichem
Brutto-Einkommen ganz unterschiedlich hohe Steuern bezahlen: Von
einer Familie mit zwei Einkommen zu je 1.100 Euro (miteinander 2.200
Euro) kassiert der Staat 1.405,52 Euro Lohnsteuer im Jahr. Setzt sich dasselbe Einkommen aus zwei Löhnen von 1.500 Euro und 700 Euro (Teilzeit) zusammen, fällt die Steuer gleich um 592,46 Euro höher aus. Verdient ein Elternteil 2.200 Euro alleine, wird statt 1.402,52 Euro eine
Steuer von 4.045,76 Euro berechnet, was eine Mehrbelastung von
2.643,24 Euro (!) bedeutet. Der Alleinverdiener-Absetzbetrag ist dabei
schon berücksichtigt. Familien mit gleichem Brutto-Einkommen werden also unterschiedlich besteuert, nur weil sie ihr Erwerbseinkommen
anders untereinander aufteilen. Der Staat mischt sich damit unzulässig
in die private Lebensgestaltung ein. Er beurteilt, welches Familienmodell belohnt und welches bestraft wird. Solche Eingriffe ins Privatleben
ließen sich mit einem wahlweisen SteuerSplitting vermeiden, wie es etwa im rot-grünen Deutschland praktiziert wird. Beim Splitting wird das
Einkommen beider Partner zusammengerechnet und zu gleichen Teilen
aufgeteilt. Von diesen beiden Einkommen wird dann – getrennt – die
Steuer ermittelt. Vom Splitting würden nicht nur Alleinverdiener-Familien, sondern auch alle Doppelverdiener-Paare profitieren, deren Einkommen unterschiedlich hoch sind. Das würde besonders bei Teilzeitarbeit helfen. Denn was nützt ein „Recht auf Teilzeit“ für Eltern, wenn
man sich Teilzeitarbeit gar nicht leisten kann? Das Partner-Splitting wäre ein Modell, das nicht die private Lebensgestaltung bevormundet,
sondern der Vielfalt an Lebensentwürfen moderner Familien gerecht
wird. Ob jemand viel oder wenig Geld hat, steht nämlich nicht alleine auf
dem Lohnzettel, sondern hängt auch davon ab, wie viele Gehälter zur Verfügung stehen. Das Steuersystem in Österreich sieht aber die Familie
nicht als Einheit. Es folgt der Auffassung, dass jedes Familienmitglied für
sich alleine wirtschaftet. Ein System, das von lauter beziehungslosen
Einsiedlern ausgeht, ist aber nicht nur total wirklichkeitsfremd, sondern
entlastet meist die Falschen. So würde eine Entlastung z.B. aller Einkommen bis 2.000 Euro nach dem jetzigen System bewirken, dass Doppelverdiener-Familien bis zu insgesamt 4.000 Euro entlastet werden, Familien mit nur einem Einkommen mit 2.100 Euro – also beinahe der Hälfte –
hingegen als „zu reich“ durch die Finger schauen.
❚
In Österreich gibt es seit 1972 das Prinzip der Individualbesteuerung. Dabei werden die Einkommen der Ehepartner genauso wie
die Einkommen zweier lediger Personen, also jedes für sich, besteuert. In einigen Ländern, so etwa in Deutschland oder in den USA,
gibt es unterschiedliche Formen der Haushaltsbesteuerung. Da diese
Steuermodelle nur die Lebensform „Ehe“ begünstigen, entsprechen sie
nicht mehr den Anforderungen der gesellschaftlichen Realität.
Neue Lebensformen wie etwa Patchworkfamilien, Lebensgemeinschaften oder Singelhaushalte nehmen stetig zu. Es ist nicht einzusehen, warum gerade das Steuerrecht eine einzige, überkommen scheinende Lebensform privilegieren soll. Ein wesentlicher Grund für die Forderung nach Familiensplittingmodellen dürfte auch darin liegen, dass
die konservative Vorstellung des (männlichen) Alleinverdieners und Familienerhalters und der nicht berufstätigen Ehefrau manifestiert wird.
Die Aufnahme einer Berufstätigkeit der Frau würde, da das Einkommen
zu dem des Mannes gezählt wird, sofort einem hohen Steuersatz unterworfen und damit relativ unattraktiv. Kaum Augenmerk wird der Verteilungswirkung solch einer Maßnahme geschenkt. Um die Verteilungswirkung eines Splittingmodells aufzuzeigen haben einige Kollegen und ich
ein konkretes Modell gerechnet. Dabei wird das Brutto-Familieneinkommen durch die Anzahl der Familienmitglieder (auch Kinder) geteilt. Auf
die so entstehende Bemessungsrundlage kommt der derzeitige Tarif zur
Anwendung, die sich daraus ergebende Lohnsteuer wird nun wieder
durch die Anzahl der Familienmitglieder multipliziert. Bei einer Familie
mit zwei Kindern und zwei Einkommen vergrößert sich der Steuervorteil
mit zunehmenden Einkommen; ab einem monatlichen Familieneinkommen von ca. 4.500 Euro wird es dann lukrativ. Enorme finanzielle Verluste hätten Alleinerzieherinnen selbst mit zwei Kindern. Nutznießer des
Splittings wären sehr gut verdienende Alleinverdienerhaushalte mit
nicht-berufstätigen Ehefrauen und Kindern. Die Kosten einer solchen
Steuerreform würden ca. 7,5 Mrd Euro betragen, was schlicht unfinanzierbar ist bzw. massive Kürzungen in anderen Bereichen nachziehen
würde. Alleinerzieherinnen würden weiter in die Armut gedrängt, Bestverdiener mit nicht-berufstätigen Ehefrauen hätten maximale Vorteile.
Ehen würde gegenüber einer Lebensgemeinschaft steuerlich privilegiert, also ein Modell, das die derzeitige „Frauen zurück an den Herd“
und „such dir einen reichen Ehemann als Vorsorge“-Politik optimal unterstützen würde. Da halte ich es lieber mit dem Verfassungsgerichtshof
aus dem Jahr 1992: „Die Aufgabenverteilung in der Familie unterliege
weitgehend der Gestaltung beider Partner und sei damit als Sache privater Lebensgestaltung oder persönlichen Risikos zu sehen“.
❚
24 an.schlägeseptember 2003
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an.rissarbeit
Skateboard-Halle in Wien bis zur Studie über die Schulbank als Erziehungsapparat im 19. Jahrhundert. Neben dem Entwurf und der Umsetzung von Bauvorhaben werden in der Architektur konzeptionelle, strategische und theoretische Aufgabenstellungen in Zukunft immer mehr
an Bedeutung gewinnen. AM
„archdiploma 2003“, 30.09.-11.10.2003 im „Project Space“ der Kunsthalle Wien am Karlsplatz, 1040 Wien
Podiumsdiskussion: „ArchitektIn sein in Europa“ am 6.10., 19.00 Uhr http://arch.tuwien.ac.at
preisverleihung
Amazone 2003
architektur
archdiploma 2003
Bereits zum achten Mal wird im Oktober der Amazone-Preis verliehen. Die
Auszeichnung geht an einen Betrieb, der Mädchen in ihrer (Lehr)Ausbildung in einem handwerklich-technischen Bereich vorbildhaft fördert.
Der Preis bringt dem SiegerInnen-Betrieb eine breit angelegte kräftige
Werbung durch Öffentlichkeitsarbeit sowie eine „Amazone“-Skulptur. Der
Preis wurde initiiert von der Mädchenberatungsstelle „Sprungbrett“. Seit
nunmehr 16 Jahren ist der Verein im Bereich Beratung und Berufsorientierung von Mädchen und jungen Frauen tätig und versteht sich als Drehscheibe zwischen den weiblichen Lehrstellensuchenden, Schulen und Betrieben. Das wesentliche Kriterium für die Vergabe der Amazone ist die
Förderung des Ausbildungsangebotes für Mädchen im gewerblich-technischen Bereich. Ausschlaggebend für die Preisvergabe sind jedenfalls die
Qualität von Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen sowie das Arbeitsklima insbesondere aus der Sicht der Mädchen und Frauen. Die Bewerbungsfrist für die Amazone 2003 endet am 6. September, die Verleihung findet
Anfang Oktober im Festsaal des Wiener Rathauses statt. AM
Kontakt: Verein Sprungbrett, Pilgerimgasse 22-24, 1150 Wien, Susanne Gugrel, T. 01/789 45 45-23,
Im Rahmen der Ausstellung „archdiploma 2003“ stellt die Architekturfakultät der Technischen Universität Wien dreißig Architektur-Entwürfe
und erstmals acht theorische Diplomarbeiten der Studienjahre 2001 bis
2003 vor. Die Werkschau wird in Katalogform dokumentiert und von einem umfassenden Veranstaltungsprogramm begleitet, unter anderem
einer Podiumsdiskussion zum Thema „ArchitektIn sein in Europa“. Ziel
des in diesem Jahr zum dritten Mal realisierten Ausstellungsprojektes
ist, den AbsolventInnen zu einem optimalen Berufsstart zu verhelfen
und die Ergebnisse des in kreativer wie technischer Hinsicht anspruchsvollen Architekturstudiums an der TU Wien einem breiteren Publikum
vorzustellen. Zwei Fachjurys wählten aus insgesamt 160 Arbeiten jene
Exponate, die im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden. Bei der Vernissage werden die fünf besten Abschlussarbeiten prämiert; eine weitere
Diplomarbeit wird mit dem „archidiploma 2003-Preis der Kunsthalle
Wien“ ausgezeichnet. Während der Ausstellungszeit können die BesucherInnen per Stimmzettel ihr Lieblingsprojekt wählen. Dem Projekt mit
den meisten Stimmen wird im Rahmen der Finissage am 11. Oktober
der „Publikumspreis“verliehen. Mit der erstmals veranstalteten „archdiploma“ im Jahr 2000 setzte die Architekturfakultät der TU Wien einen
bildungs- und kulturpolitischen Meilenstein. Dekan Klaus Semsroth
erläutert die Idee der Werkschau: „Da Architektur jeden von uns täglich unmittelbar betrifft, halte ich es für wichtig, interessierten BesucherInnen die Möglichkeit zu bieten, sich über das hohe Ausbildungsniveau an unserer Fakultät zu informieren. Überdies wollen wir mit der
archdiploma Studien-AbgängerInnen beim Start ins Berufsleben unterstützen. Ein spezifischer Aspekt der archdiploma 2003 ist die Diskussion des im Wandel begriffenen Berufsbildes von ArchitektInnen.“ Das
Spektrum der gezeigten Diplomarbeiten ist groß. Die Bandbreite reicht
vom „Großen ägyptischen Museum“ in Kairo über eine schwimmende
e-mail [email protected], http:www.sprungbrett.or.at
studie
Das neue Proletariat
Mehr als 1 Million Menschen sind in Österreich atypisch beschäftigt –
großteils unfreiwillig, wie eine Studie der Arbeiterkammer (AK) und des
Gewerkschaftsbundes (ÖGB) nun feststellte. Rasant war der Zuwachs v.a.
bei den Freien DienstnehmerInnen und Neuen Selbständigen, die besonders durch mangelhafte Absicherung hervorstechen: sie haben keinen
Anspruch auf Kranken- und Arbeitslosengeld. Die Schwankungen bei Arbeitszeit und Einkommen sind enorm, in Relation zu Unselbständigen
bekommen sie auch weniger für ihre Leistung bezahlt. 77% der Freien
DienstnehmerInnen und 62% der Neuen Selbständigen sind jünger als
35 Jahre, 68% davon sind Frauen. Die typischen Berufsfelder weiten sich
immer mehr aus, immer mehr Unternehmen beschränken ihre regulären
Anstellungen auf eine kleine Gruppe und ersparen sich Sozialversicherungskosten, indem der Rest der Belegschaft atypisch beschäftigt wird.
ÖGB und AK fordern nun einen vollen Schutz des Arbeits- und Sozialrechts,
eine verpflichtende Arbeitslosenversicherung (die Regierung denkt gerade
mal eine freiwillige an), eine verbindliche Gehaltsuntergrenze, Krankengeld und die Ausweitung des Gleichbehandlungsgesetzes für atypisch
Beschäftigte. Derzeit kann eine Freie Dienstnehmerin bei sexueller Gewalt
am Arbeitsplatz keine Schadensersatzforderungen stellen. keck
Die Studie ist unter http://oegb.or.at oder http://www.akwien.at abrufbar.
Spezielle Beratung für Freie DienstnehmerInnen und Neue Selbständige:
e-mail: [email protected], T. 01/534 44-404; Persönliche Beratung nur nach Voranmeldung
september 2003an.schläge 27
Fo t o s : G a b i H o ra k
arbeittischlerinnen
Stolz auf Holz
In der Frauenwerkstatt von „Team Idee“ werden langzeitarbeitslose Frauen behutsam
in den Arbeitsalltag zurück geführt. Eine Reportage von Gabi Obojkovics
1 Betreuung durch Sozialarbeiterin
Formvollendung und Funktionalität bilden im Entrée zur Frauenwerkstatt ein Ensemble, das
einzeln erwerbbar ist. Für Frauen, die die Dinge gerne rundum
begreifen, stehen im Team Idee-Shop
kunsthandwerkliche Produkte und ergotherapeutische Accessoires zur Auswahl.
WS Team Idee-SÖB GmbH ist ein
sozialökonomischer Betrieb, mit professionell geführten Werkstätten, mit
dem Ziel, Langzeitarbeitslosen den
Wiedereinstieg in die Berufswelt zu erleichtern. Er umfasst neben der Frauenwerkstätte die für Männer und Frauen offenen Arbeitsbereiche Schlosserei, Malerei/ Anstrich, Bodenlegen und
Tischlerei. Gefördert wird das Projekt
aus Mitteln vom Arbeitsmarktservice
(AMS), dem Europäischen Sozialfonds
(esf) sowie der Stadt Wien.
Voraussetzung für die Mitarbeit in
der Tischlerei sind das vollendete 19. Lebensjahr sowie die Bereitschaft, die eigene Situation aktiv zu verbessern. Einschlägige Arbeitserfahrung ist nicht Bedingung, aber ein Gespür für den Werkstoff
Holz sollte frau schon mitbringen. Es besteht auch die Möglichkeit, eine Facharbeiterin-Kurzausbildung zu absolvieren.
innerhalb der Arbeitszeit:
z.B. Hilfe beim Schreiben von
Bewerbungen etc.
28 an.schlägeseptember 2003
Frauenwerkstatt. Die Tischlerei ist die einzige Werkstatt, die es auch in einer
„women only“-Ausgabe gibt. Derzeit
sind sechs Frauen beschäftigt. Die
Tischlerinnen der ersten Stunde haben
die Räumlichkeiten eigenhändig umgebaut. Neben den praktischen wurden
auch die ästhetischen Anforderungen
erfüllt: alles so schön rund dort. Der
Wachs- und Ölfilm streichelt die Netzhaut. Die geräumige Küche mit dem
einladend ausladenden Tisch im Zentrum vermittelt den Eindruck, dass die
hier Beschäftigten nicht nur als Arbeitskräfte, sondern auch als genussfähige Menschen wahrgenommen
werden, die sich zusammensetzen, um
Kraftstoff für den Werkstoff zu sammeln.
Der Hauptwerkstoff ist Massivholz. Der Nachfrage wegen werde
allerdings auch mit Spanplatten gearbeitet, bedauert die Vorarbeiterin
Mirjam Marakitsch. Normalerweise
wird Vollzeit gewerkt, in Ausnahmefällen ist Teilzeitarbeit aber durchaus
möglich. Marakitsch legt großen Wert
darauf, auf die Bedürfnisse der Frauen
einzugehen.Den Mitarbeiterinnen stehen daher drei SozialarbeiterInnen zur
Seite, die sie je nach Bedarf mit Einzelgesprächen und Gruppensitzungen,
die innerhalb der Arbeitszeit stattfinden, durch das gesamte Arbeitsjahr
begleiten.
Die Sozialarbeiterinnen beraten
und unterstützen, wenn dies erforderlich ist, auch beim Aufbau eines sozialen Umfeldes.
Einstieg ins Arbeitsleben. Viele Frauen haben mit psychosozialen Problemen zu
kämpfen; mit sozialem Druck, Schulden,
Gewalt oder fehlenden Kinderbetreuungsplätzen.
Die Frauenwerkstätte ist ein Transitarbeitsplatz, der nach einem Jahr
geräumt werden muss – was viele bedauern. Drei Monate vor und nach
dem Austritt gibt es die Möglichkeit,
ein outplacement1 für den Jobeinstieg
in Anspruch zu nehmen. Der Markt ist
eng – den Frauen stehen in dieser
Richtung oftmals nur die Bereiche Einrichtungsberatung, Requisite, Bühnenbau oder Grafik offen, oder sie werden
im sozialen Bereich tätig. In den Bundesländern haben die Frauen bessere
Chancen, den Wiedereinstieg zu schaffen. Team Idee selbst darf wegen der
AMS-Förderbarkeit nur Wienerinnen
aufnehmen. Wenn es eine sozialarbeiterische Begründung gibt, mehr Zeit
für Vermittelbarkeit und für verschiedene Stabilisierungsprozesse aufzubringen, dann ist eine Verlängerung
von maximal sechs Monaten möglich.
Zudem gibt es Unterstützung bei Kur-
tischlerinnenarbeit
sen im Rahmen einer beruflichen Weiterbildung.
Der Betrieb stellt Biomöbel nach individuellem Entwurf her (Einbauten,
Betten, Küchen, Badezimmer) führt gelegentlich Einrichtungs- und Möbelberatung sowie kleinere Restaurierungen
durch. Von der fachlichen Planung bis
zur kreativen Gestaltung kann alles verfügt bzw. verfugt werden. Die geselligen Meisterinnen wissen wie. Auch die
xylophile Laiin erkennt den Unterschied: Augen-Weiden müssen nicht
angepriesen werden, um zu verlocken.
Eigenständigkeit. Im Spezialbereich Ergotherapie werden Therapiematerialien
und -spiele zum Training der Grob- und
Feinmotorik, neurologisches Übungsmaterial, motopädagogisches und sensorisches Trainings- und Fördermaterial
erzeugt. Daneben werden Alltagshilfen
für Menschen mit Behinderungen hergestellt und auch Sonderanfertigungen
produziert.
Bei der Mitarbeit an Montagen
können Frauen ihre körperlichen wie
geistigen Grenzen ausloten. Diese Arbeit erfordert Hochleistung. Nach der
oft mühevollen Fertigstellung ist das
Hochgefühl entsprechend intensiv.
Als einziger Betrieb fährt Team Idee
bei Wohnungsadaptierungen mit ErgotherapeutInnen in die Wohnungen.
Das Prinzip der Rücksichtnahme
gilt auch für die Bedürfnisse von Mitarbeiterinnen mit Kind: so beginnt Regina, die ihren Sohn zur Schule bringen
muss, erst um acht Uhr statt um sieben. Die Südtirolerin hat an der Universität für Angewandte Kunst studiert, im
Theater und in Ateliers gearbeitet. Da-
neben entwarf und baute sie mehrere
Hochbetten in Eigenregie. Eine Autodidaktin in Sachen Holz, der eigenständige Arbeit sehr wichtig ist. Im Team entstehen Ideen, die auf hölzerne Füße gestellt werden. In Zusammenarbeit mit
ErgotherapeutInnen hat Regina etwa
ein Figurenpuzzle entworfen und bis
zum letzten Schliff selbst ausgeführt,
inklusive Bemalung und Lackierung. Sie
arbeitet 35 Stunden als Tischlerhelferin.
Die Arbeit im Team empfindet Regina
als reine Freude. Keine Frau müsse unter Druck arbeiten; denn es gäbe natürlich Fristen, aber Qualität sei wichtiger
als exakt in der Zeit zu bleiben. In der
Ruhe liegt die Kraft für feingeschliffene
Schmuck-, nein (doch!) Möbelstücke.
Für Mirjam Marakitsch gilt es allerdings eher, die Arbeit in das Leben
der Frauen zu integrieren, als die Frauen in die Arbeitswelt. Das ergebe sich
meist von selbst, wenn Arbeit gelebt
wird. Nur dann sei die Möglichkeit zur
Identifikation gegeben. Deshalb achtet
sie darauf, dass die im Betrieb verbrachte Zeit als lehrreich und positiv
erlebt wird, denn es wäre schade, bis
zu vierzig Stunden in der Woche als
fremdbestimmt und vergeudet anzusehen.
Während sie den Frauen Anleitungen zur Bearbeitung der Werkstücke
gibt, versucht sie, bestehende Hierarchien bewusst in den Arbeitsprozess zu integrieren. „Viele Frauen haben gerade
mit Hierarchien ein Problem und brauchen intensive Anleitung, sonst hätten
Abrunden und stabilisieren. Die Frauen finden Ruhe in der Arbeit, da Holz ein sehr sie am Arbeitsmarkt keine Chance.“
Die Werkstatt stellt einen Ort der
angenehmer Werkstoff ist, eine große
Begegnung dar: Frauen aus unterHerausforderung bietet und gleichzeitig hohe Konzentration erfordert. Durch schiedlichsten sozialen Zusammenhängen werden mit sich öffnenden Perdie Erfolgserlebnisse während der Arbeit etabliert sich wie von selbst, gleich- spektiven, neuen Ansichten und Mögsam step by step, ein gestärktes Selbst- lichkeiten konfrontiert. Daraus erwächst eine Akzeptanz für die vielen
wertgefühl. Mit dem Hobel am Werkbunten Seiten des (Arbeits-)Lebens, die
stück formt sich auch die innere Strukden handelnd sich Wandelnden auch
tur, denn Holzarbeit ist Meditation. In
außerhalb dieses Rahmens hilft, mit
diesem Gewerbe gilt in der Tat: speed
Komplexität zurecht zu kommen. Denn
kills.
Denn obwohl Menschen wie Möbel wo gehobelt wird, da fallen Späne und
Ecken und Kanten brauchen, heißt Voll- wo, wenn nicht an der Werkbank könnte dieses Prinzip besser erfahren und
endung immer auch Abrundung. Sich
im Weichen gleichen bedeutet hier, sich angewandt werden?
Viele der ehemaligen Mitarbeiteinmitten von warmem Holz zuhause zu
fühlen. Baumfrauen sägen nicht am ei- rinnen blieben in Kontakt mit der Werkstatt und kommen dann und wann zu
genen Stamm; dieser Arbeitsplatz ist
Besuch, um wieder Holzstaub zu riefür die meisten Mitarbeiterinnen auch
chen, das Parfum der Holzarbeiterinein Stabilisator. Und natürlich ein Tor
nen.
❚
zur Arbeitswelt.
Vorarbeiterin Mirjam Marakitsch
beim Abmessen des
Werkstoffes.
september 2003an.schläge 29
kulturan.riss
ausstellung II
„Der fünfte Tag“
Die Galerie Atrium ed Arte zeigt neue Bilder der österreichischen Künstlerin Brigitta Malche. Die neuen Arbeiten sind Teil ihres Genesis- Zyklus, an
dem Malche bereits seit 2001 arbeitet. Besonders wichtig sind ihr dabei
zwei Aspekte: Zum Einem das Materielle, in den realen Versteinerungen
von organischem Leben, welche als Fosil Erinnerungen an die Uhrzeit mobilisiern, und zum Anderen das Denkbild der jüdischen Mystik aus Zahl
und Buchstabe:„Der fünfte Schöpfungstag ist in der Genesis der Tag, an
dem Gott das Leben über dem Wasser und Leben im Wasser schuf.“
Interessierte haben vom 18. September bis zum 25. Oktober Gelegenheit,
in Malches Bilder einzutauchen und dem Genesis- Zyklus zu folgen. heko
„Der fünfte Tag“, 19.9.-25.10.2003, Galerie Artrium ed Arte, Lerchenfelderstraße 31, 1070 Wien, T. 01/522 87 38,
e-mail: [email protected], http://www.artrium-ed-arte.at, Öffnungszeiten: Di-Fr 14-18.30, Sa 11-14.00
workshop
Hinter der Wand
ausstellung I
Kunst im Ort
Ein Kunstprojekt von und mit Frauen im (halb)öffentlichen Raum belebt
vom 19. September bis 19. Oktober St. Johann in Tirol.„Das einverLEIBte
KORSETT“ bietet künstlerische Antworten auf die leitende Frage:„In unserer vom Schönheitswahn geprägten Gesellschaft, in der für Frauen ein
neuer Silikonbusen schon zur Alltäglichkeit geworden ist wie Urlaub in
der Diätklinik ode Bulimie, ist da überhaupt noch Platz für die Frau/das
Mädchen mit weiblichen Rundungen, natürlichen Alterserscheinungen,
menschlichen Unregelmäßigkeiten?“ Ein Beitrag kommt von Anna Jermolaewa, die im Fenster der Tiroler Sparkasse am Hauptplatz in St. Johann ihr
Video „Kurvenreich“ zeigt: Ein kleiner, roter Spielzeugporsche erkundet einen nackten Frauenkörper; das Machosymbol Rennwagen wird zum Kinderspielzeug degradiert. Die 4-teilige Plakatserie „Brustkrebs“ von Katharina Mouratidi porträtiert Frauen nach Brustamputationen und thematisiert damit die gesellschaftlich tief verankerte Vorstellung, dass sich Weiblichkeit nur über die Brust der Frau definiert. Ein Schlüsselwerk der feministischen Kunst wird im Speisesaal der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Weitau präsentiert: Das 1973 entstanden Video „Hyperbulie“
von Valie Export. Auch das Begleitprogramm der Kunstreihe kann sich sehen lassen. So werden Führungen und Kunstgespräche angeboten, Filme
in der Alten Gerberei gezeigt und am 3. Oktober hält Claudia von Werlhof,
Frauenforscherin an der Uni Innsbruck, einen Vortrag:„Vom süßen Leib zur
Körpermaschine. Über die ,Schönheit´ der Frauen“. GaH
Der Verein Frauenhetz – Feministische Bildung, Beratung und Kultur
veranstaltet vom 19.-21. September einen ganz besonderen Workshop.
Auf Basis des Romans „Die Wand“ von Marlen Haushofer kann frau sich
mit den eigenen Wänden konfrontieren. Im Zentrum von Haushofers
Roman steht eine Frau, die eines morgens erwacht und durch eine unsichtbare aber undurchdringbare Wand abgeschnitten ist von der „wirklichen“ Welt. Sie scheint isoliert, aber vielleicht ist diese Wand nur eine
Vorstellung, eine Spiegelung – ihre eigene Welt die Realität? Geleitet
wird der Workshop von der Berliner Soziologin und Schauspielerin
Gerburg Treusch-Dieter. Voraussetzung für die Teilnahme ist die Kenntnis des Romans. Die szenische Arbeit wird auf der gemeinsamen Diskussion der Vorlage basieren. Ein Unkostenbeitrag von 40,- (ermäßigt
20,-) Euro auf das Frauenhetz-Konto wird erbeten. GaH
„Die Wand“, 19.-21.9.2003, jeweils 11-18.00, women only
Information und Anmeldung: Frauenhetz, Hetzgasse 42/1, 1030 Wien, T. 01/715 98 88,
e-mail: [email protected], http://www.frauenhetz.at
UKB an PSK: 920 22 807, BLZ: 600 000
spurensuche
10 Jahre Multikulturell
„Das einverLEIBte KORSETT“, 19.9.-19.10.2003 in St. Johann in Tirol
Der Innsbrucker Verein Multikulturell feiert sein 10-jähriges Bestehen und
begibt sich aus diesem Anlass auf „Spurensuche“. Noch bis Dezember
2003 finden neun verschiedene Projekte statt, die persönliche Geschichten
von MigrantInnen erzählen. Konzerte, Lesungen, verschiedene Workshops,
Ausstellungen und vieles mehr werden im Rahmen dieser außergewöhnlichen „Spurensuche“ stattfinden. Besonders positiv wurde die Schreibwerkstatt, die bereits im März abgehalten wurde, von den TeilnehmerInnen
aufgenommen. Sie sollte MigrantInnen dabei helfen, ihre Gefühle und
Meinungen in einer Sprache, die nicht ihre Muttersprache ist, aber immer
mehr ihre Erstsprache wird, besser ausdrücken zu können. Am Ende der
langen „Spurensuche“ steht ein Filmprojekt, das von fünf jugendlichen
Migrantinnen auf die Beine gestellt wird. In ihrem Film wollen sie die Spuren der Migrationsgeschichte ihrer eigenen Eltern/Großeltern suchen. heko
Infos: Melle Strele, e-mail: [email protected]
Verein Multikulturell, Mentlgasse 7, 6020 Innsbruck, T. 0512/938 110, e-mail: [email protected], http://www.migration.cc
30 an.schlägeseptember 2003
an.risskultur
ausstellung III
Outer Limits
heim.spiel
Das Thema Sport steht im Mittelpunkt der neuen Malerein von Ingrid
Proeller, die noch bis 10. Oktober in einer Ausstellung in der Wiener Nordbahnstraße zu sehen sind. Das Cover des Ausstellungsfolders zeigt die
Hüfte der erfolgreichsten Athletin in der WM-Geschichte, Gail Devers,
die nicht nur durch ihre sportlichen Leistungen zu Berühmtheit gelang,
sondern auch als Life-Style-Ikone des Sports galt. Wurde diese an einem
Ich-Kunst-Konzept orientierte Ästhetik früher nur KünstlerInnen und ExzentrikerInnen zugestanden, hielt sie seit Ende der 1970er Jahre auch
Einzug in den Sport, erzählt der Text zum Bild von F.E.Rakuschan: „Ingrid Proeller interressiert am Sport sowohl die Korrespondenzen zwischen Kunst- und Sportbetrieb, als auch sein Leitbild als generelles Kulturmuster.“ Ablesbar ist dieses Phänomen unter anderem an den extrem medialisierten Sportereignissen. Ein weiteres Bild in der Ausstellung zeigt eine American-Football-Szene, die als Schlachtenbild thematisiert wird. „Was uns die Bilder globaler Telemediensysteme heute zumeist vergessen lassen, das zeigen uns ihre künstlerischen Dekonstruktionen.“ GaH
Ingrid Proeller: Outer Limits, bis 10.10.2003, Nordbahnstraße 52-54/13, 1020 Wien
Eva Steinheimer
Nur weg von hier!
Fo t o : S t e i n h e i m e r p r i v a t
nachruf
„Königin der Salsa“
Die bekannte und beliebte Sängerin Celia Cruz ist an den Folgen ihres
Krebsleidens gestorben. Laut ihrer Sprecherin lag sie bereits vor ihrem
Tod in Koma. Cruz schaffte es in den 1950er Jahren, in der – bis dahin von
Männern dominierten – Salsa Erfolge zu feiern. Berühmt wurde sie mit
der Gruppe „La Sonora Matancera“, mit der sie 15 Jahre lang auf der Bühne stand. Cruz, die auch gerne als „Königin der Salsa“ bezeichnet wird,
war vor allem durch ihr unglaubliches Showtalent aber auch aufgrund
ihrer grellen Kostüme aufgefallen. Legendär wurde ihr kreischender Ausruf „Azúcar“ (Zucker), den sie während ihrer Konzerte immer wieder unter tosendem Beifall von sich gab. Im Laufe ihrer Kariere nahm die Grammy-Preisträgerin mehr als siebzig Alben auf. In ihrer Heimat Kuba wurde
die Nachricht ihres Todes in den Rundfunknachrichten nicht bekannt
gegeben. Cruz hatte sich 1960 – nachdem Fidel Castro die Macht übernommen hatte – mit ihrer Gruppe in die USA abgesetzt. Unter den kubanischen MusikerInnen löste die Todesnachricht tiefe Trauer aus. Die Gemeinschaft der kubanischen Exilierten in den USA würdigte Cruz als
„Symbol der Exil-Opposition gegen Castro“. heko
Sommer in Wien. Die alte Leier: es ist heiß und fad. Lenni findet die Hitze und Schwüle zum Quengeln, was ihn aber nicht davon abhält, pausenlos in Bewegung zu bleiben. Gegen das Windelanziehen wehrt er
sich vehement. Versteh ich gut, d´rum darf er auch öfter mal ohne Windel krabbeln, unsere Teppiche sind sowieso nicht mehr ganz neu. Viel
ärger finden Lenni und ich, dass im Sommer immer so gar nichts los ist.
Viele unserer FreundInnen sind auf Urlaub oder auf Heimurlaub in den
Bundesländern. Dabei steht Lenni total auf Abwechslung. Unsere zwei
Zimmer sind ihm schon keine Herausforderung mehr – zumindest nicht
bis er wieder etwas größer und mobiler ist und überall dort hin klettern
kann, wo wir die interessanten Erwachsenendinge vor ihm verstecken:
Nagelscheren, Waschpulver, Bücher mit dünnen Blättern, Schokolade
und dergleichen. Also nichts wie raus und die einzigen in Wien verbliebenen Bekannten im Garten besuchen. Doch das bedeutet den üblichen Wahnsinn nur diesmal bei 32 Grad im Schatten (ich weiß, ich wiederhole mich; ich glaub ja auch manchmal ich bin in einer Zeitschleife
gefangen): kaputte Rolltreppen, grantige Leute, überfüllte, stinkende
Busse, Am-Zebrastreifen-übers-Ferserl-Fahrer. Meine Laune wird
schlechter. Lennis auch. Also vielleicht eine Stärkung in der neuen Lieblingsbäckerei, so eine kleine, eigenständige, wo es nicht das übliche
Ströck-Mann-Anker-Sortiment gibt. Doch leider: vier Wochen wegen
Urlaubs geschlossen. Das ganze Viertel ist wie ausgestorben. Im Garten
bei den Bekannten ist es dann zumindest für Lenni sehr abwechslungsreich: er kann Gras ausrupfen und versuchen, Blätter vom nächsten
Busch zu essen. Etwas störend findet er nur dieses andere Baby, das ihn
etwa so zärtlich an den Haaren packt wie Lenni unsere Katze. Dann ist
der Nachmittag auch schon um. Ein paar Tage müssen wir uns noch alleine unterhalten, dann fahren wir auch weg. Und wenn wir wieder
kommen, kommt hoffentlich der Herbst und unser gewohntes Stadtleben – inklusive Kipferl von der Lieblingsbäckerei.
Offizielle website: http://www.celiacruzonline.com
september 2003an.schläge 31
Fo t o : M i c h a e l a M o s e r
europäischefrauensynode
Vielfalt wagen!
Über 700 Frauen aus der ganzen Welt bekräftigten bei der Zweiten Europäischen Frauensynode, die vom 5. bis 10. August in Barcelona abgehalten wurde, ihre Entschlossenheit,
die Realität von Frauen in unterschiedlichen religiösen Organisationen
zu verändern. Von Michaela Moser
Die feministisch und religiös interessierten Frauen aus 36 verschiedenen Ländern waren in
die katalanische Hauptstadt gereist, um sich mit den Herausforderungen eines religiös und kulturell
vielfältigen Europas zu beschäftigen.
Unter dem Motto „Vielfalt wagen“ setzten sie sich in Referaten, über sechzig
Workshops und Interessensgruppen vor
allem mit den Möglichkeiten eines konstruktiven Umgangs mit Unterschieden
auseinander.
Die dringliche Notwendigkeit dieser Auseinandersetzung wurde gleich
im Eröffnungsreferat der katalanischen
32 an.schlägeseptember 2003
Theologin Teresa Forcades betont. Forcades problematisierte dabei auch die
Identitätspolitik von Minderheiten. Die
Politik der Anerkennung, die viele unterdrückte Gruppen betrieben, sei ein Problem, manchmal sogar eine Falle, da sie
oft dazu führe, sich in kleinen Zirkeln
einzuschließen, und Beziehungen über
Unterschiede hinweg verunmögliche.
Forcades unterstrich die Notwendigkeit
eines „offenen und fließenden Verständnisses der je eigenen Wahrnehmung von Realität, die Bereitschaft, sich
herausfordern zu lassen und den Willen, auch etwaige persönliche Veränderungen zu riskieren.“ Dialog könne nicht
erst dann beginnen, wenn Grenzen
(an)erkannt werden, vielmehr sei es
notwendig einzusehen, „dass die eigene
Identität niemals fertig und abgeschlossen ist, sondern sich immer weiter formt, sobald man sich auf den Weg
macht und neue Menschen trifft. Identität ist nichts, was du abschotten oder
verteidigen kannst, sondern etwas, das
du brauchst, um dich auf andere Menschen einlassen zu können“.
Weiße Vorherrschaft. Die kollektive Verantwortung für Folgen und Bekämpfung
von institutionellem Rassismus standen im Zentrum der Diskussionen des
frauensynodeeuropäische
zweiten Synodentags. Die weiße deutsche Theologin Eske Wollrad forderte
dabei zu genaueren Analysen auf, denn
„Vielfalt ist kein Wert an sich“. Wer Ungerechtigkeit bekämpfen wolle, müsse
sich mit unterschiedlichen Zugängen
zu Macht beschäftigen. Wollrad verwies
dabei auf die Gewalt weißer Vorherrschaft und darauf, dass in Schulen immer noch rassistische Lieder wie die „10
kleinen Negerlein“ weitergegeben werden. Sie appellierte an die Frauen, sich
gegen den „Weißen Terror“ einzusetzen
und in erster Linie „Wut zu teilen, darüber wie sehr dieser Weiße Terror unsere
Wahrnehmung verzerrt und unsere
Träume einzäunt“.
Die schwarze Pfarrerin Rose Hudson berichtetet von rassistischen Alltagserfahrungen Schwarzer Frauen in
Europa und von ihrer Arbeit als anglikanische Priesterin in London. Hudson kritisierte die oft selektive Wahrnehmung
von Vielfalt. So fände die Wahl eines
schwulen Bischofs weltweite Aufmerksamkeit, während Diskussionen über
ethnische Minderheiten in Kirchen und
Gesellschaft keineswegs am Programm
stünden. Dies, obwohl vielerorts und
immer wieder Rassismus den Tod
Schwarzer Menschen verursache, was
Resultat eines „kollektiven Versagens,
das aus Ignoranz, Gedankenlosigkeit
und rassistischen Vorurteilen bestehe“
sei.
Rabeah Müller und Miyesse Ildem für
Einblicke in Realitäten von Frauen anderer Religionen.
An spirituellen Angeboten herrschte auf der Synode reichlich Vielfalt: von
den Messen der exkommunizierten katholischen Priesterinnen, die mittlerweile bereits Bischofsrang für sich beanspruchen, über östliche Meditationsübungen und feministische Rituale bis
hin zur jüdischen Feier des Sabbatabschlusses, bot sich ein wohl unvergleichlicher Überblick über die unterschiedlichen Formen von Frauen, ihre
Spiritualität zu feiern.
das sind Dinge, die im Konzept Weiberwirtschaft eigentlich verwirklicht sind.
Wir gehen davon aus, dass das Patriarchat als Herrschaftsform eigentlich zu
Ende geht. Und dass dann ganz neue
Fragen, die am Boden unserer Existenz
angesiedelt sind, wieder virulent werden. Daran arbeiten wir. Z.B. die Frage,
welche Tätigkeiten eigentlich notwendig sind für ein gutes Leben und wie
diese in einem ökonomischen Diskurs
gefasst werden können.“
Spiritualität und Politik. In einer am letzten
Tag verabschiedeten Resolution unterstrichen die Teilnehmerinnen der Synode schließlich das „Begehren von
Politik und Ökonomie. Sichtbare WeiterFrauen, sich selbst und die Welt zu beentwicklungen im Anschluss an die Erste Frauensynode zeigten sich vor allem wegen“ und bekräftigten ihren Willen,
an der Durchsetzung von Alternativen
in der Auseinandersetzung mit politischen und ökonomischen Fragen. Nach- zu herrschenden Machtstrukturen und
neuen politischen Parametern zu arbeidem die bulgarische Juristin Genoveva
Tisheva vor allem auf die dramatischen ten. Wie u.a. Eveline Goodman-Thau beFolgen des ökonomischen Umbaus und tont hatte, sei es dabei notwendig, dass
die Frauenbewegung neben sozialen
der Privatisierung hinwies, ermutigte
ihre Landsfrau Tania Marincheshka zum und politischen Fragen verstärkt religiöse Themen in den gesellschaftlichen
„Neudefinieren von Politik und Ökonomie“. Die Menschenrechtsexpertin Ma- Diskurs einbringe bzw. diesen auch auf
dieser Ebene entscheidend mit- und
rincheshka, die an der Universität von
neu bestimme. Goodman-Thau erinnerSofia lehrt, bekräftigte die Definition
te dabei an die ursprüngliche Intention
von Politik als „Prozess, in dem Menschen mit unterschiedlichen Interessen von Frauensynoden, die religiösen und
feministisch interessierten Frauen aller
zu gemeinsamen Entscheidungen finreligiösen und spirituellenTraditionen
den“. Derzeit herrsche Verwirrung und
ein unabhängiges Forum für die geChaos, umso mehr gelte es, „eine neue
meinsame Weiterentwicklung gesellSprache dafür zu finden, was im Moschaftsverändernder Konzepte und
ment passiert“. Anstatt jene InstitutioMulti-Kulti Romantik. Eine romantische
Strategien bieten möchten und Wissen
Vorstellung von Diversität käme bei Mi- nen zu stärken, „die einst im Interesse
grantinnen in Europa ohnehin nicht auf, sozialen Zusammenhalts errichtet wur- und Fähigkeiten von unterschiedlichen
ergänzte die in Österreich lebende Bra- den, nun jedoch ganz offensichtlich Ver- Frauen bündeln wollen.
Wichtiger als die Resolution der
änderungen erschweren“, sei es besser,
silianerin Luzenir Caixeta. „Wir wissen,
Frauensynode ist daher der in den Bevon der Realität des eigenen Alltags
dass wir nichts geschenkt bekommen
gegnungen erlebte Reichtum an Erfahausgehend Politik und Ökonomie neu
und uns den Raum, den wir brauchen,
rungen, Ideen und Strategien, mit dem
selbst erobern müssen. Unser Interesse zu denken.
die Frauen nach fünf dichten SynodenIn Abgrenzung zur kulturpessimigilt symmetrischen Beziehungen zwistischen Annahme einer zunehmenden tagen nach Hause gefahren sind.
schen Migrantinnen und MehrheitsDass die 700 Synodenfrauen und
österreicherinnen und der Auseinander- „Ego-Gesellschaft“ plädierte Marinchesviele hunderte Frauen, die sich darüber
setzung mit Privilegien – guter Wille al- hka für die Stärkung eines „altruistischen Individualismus“, der es ermögli- hinaus der Frauensynodenbewegung
lein genügt nicht.“
zugehörig fühlen auch weiterhin „mitBesondere Herausforderungen für che, gleichermaßen an sich selbst zu
einander auf dem Weg“ bleiben werdenken und sich für andere einzusetreligiöse Feministinnen liegen dabei
den, wie es der Begriff Synode in seiner
zen.
gerade in der interreligiösen Zusamursprünglichen Bedeutung vermittelt,
Die Schweizerin Ina Praetorius, die
menarbeit. Zwar war die Frauensynode
einen Workshop zur Weiterentwicklung ist nicht zu bezweifeln. Weitere Frauvon Feministinnen mit christlichem
ensynoden sind auf regionaler Ebene
des feministisch-ökonomischen KonBackground dominiert, doch sorgten
zepts „Weiberwirtschaft“ abhielt, unter- (z.B. im Herbst dieses Jahres in der
zumindest ein Referat und liturgische
Schweiz) geplant, die nächste Europäistützte die Aussagen Marincheshkas.
Impulse der Rabbinerin Eveline Goodman-Thau, sowie Workshops der musli- „Es geht darum, wirklich neue Konzepte sche Frauensynode soll 2008 stattfin❚
von Weltbeschreibung zu erfinden und den.
misch-feministischen Theologinnen
http://www.synodalia.net
Zur Frauensynodenbewegung
in Österreich: http://www.feministischetheologie.at
september 2003an.schläge 33
Fo t o : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
filmcatherine breillat
Rollenspiele
Die französische Filmemacherin Catherine Breillat stellte im Frühjahr ihren neuen Film in
Wien vor, der nun in die Kinos kommt. Zum Gespräch getroffen hat sie Sandra
Altendorfer
Wer die Arbeiten der Regisseurin Catherine Breillat kennt, für
den ist es nicht verwunderlich,
dass sich auch ihr neuester Film
mit der scheinbar unerschöpflichen Thematik „Sex und Macht“ auseinandersetzt. Gleichzeitig ist „Sex Is
Comedy“ aber auch ein selbstreflexiver
Film übers Filmemachen.
Wenngleich Catherine Breillat mit
ihrer ersten Novelle „L’home facile“ in
34 an.schlägeseptember 2003
ihrer Heimat schon mit 17 Jahren für
Schlagzeilen sorgte – aufgrund der gewagten Handlung und der expliziten
Sprache wurde sie als für Minderjährige
ungeeignet erachtet –, so wurde Breillat
im deutschsprachigen Raum erst mit
ihrem skandalumwitterten Film „Romance“ (2000) bekannt. Weil sie ungestellte Sexszenen ins (französische)
Mainstream-Kino einführte, wurde der
Film unter dem Vorwurf der Pornografie
auf die rote Liste gesetzt. Im Gegensatz
zu Australien durfte „Romance“ in
Frankreich und Amerika letztlich doch
zumindest in sogenannten Pornokinos
vorgeführt werden.
Schön und brutal. Seit der Publikation ihres ersten Buches verfolgte die 55-jährige Französin gleichzeitig drei verschiedene Karrieren: Sie arbeitet als Schriftstellerin, Regisseurin und Drehbuchau-
catherine breillatfilm
torin. Breillat veröffentlichte bisher sieben Bücher und acht Filme. Als Basis
für ihre Geschichten verwendet sie ihr
eigenes Leben und die nähere Umgebung. Immer erzählt sie von der Liebe
und deren Kehrseite, der Grausamkeit
und der Macht des Begehrens. Dabei
bricht sie mit der Erwartungshaltung
und den Sehgewohnheiten des Publikums: Um die ZuschauerInnen im Kino
aus der Lethargie des passiven Rezipierens herauszuholen, wählt sie stets
eine sehr explizite Darstellungsweise,
selbst auf die Gefahr hin, als pornografisch bezeichnet zu werden. Mit ihrer
unprätenziösen, direkten Art der Inszenierung, ihre ProtagonistInnen auf sehr
physische Weise filmend, will sie beide Seiten der Sexualität offenlegen: deren Schönheit und deren Brutalität.
Sie konfrontiert damit sowohl die ZuseherInnen vor der Leinwand als auch
die eigenen DarstellerInnen vor der
Kamera.
stätigt: „Ja, es stimmt schon, dass ich so
bin, aber ich hatte überhaupt kein Interesse daran, autobiografische Dinge in
dem Film zu verarbeiten. Ich habe die
Schauspielerin auch gebeten, mich
nicht zu kopieren. Aber es ist zu einer
Verschmelzung der Charaktere gekommen. Da wir den Film gemeinsam gemacht haben, hat sie angefangen, mir
ähnlich zu schauen. Selbst mein Sohn
hat die Schauspielerin für mich gehalten, als er die ersten Fotos zum Film gesehen hat. Im wirklichen Leben sehen
wir uns aber überhaupt nicht ähnlich.
Diese Ähnlichkeit ist während des
Drehs entstanden – auch dadurch, dass
sich eine Regisseurin in ihre SchauspielerInnen hineinversetzt und sie für sich
vereinnahmt.“
Geschlechtertausch. Die Enthüllung wenig
vorhersehbarer technischer und emotionaler Probleme am Filmset, die häufig hinter einem ausgeklügelten szenischen Konzept stecken, die Beziehung
zwischen Regisseurin und DarstellerInMarionettenspielerin. In „Sex Is Comedy“
nen, ist ein Thema in „Sex Is Comedy“.
(2002) richtet die Regisseurin die KaCatherine Breillat will dies auch als Krimera auf sich selbst. Sie arbeitet die
tik an den üblichen making-of-DokuErfahrungen auf, die sie mit den Darmentationen verstanden wissen, die
stellerInnen bei den Dreharbeiten zu
nur vorgeben, das Geschehen am Drehihren Filmen machte. Vor allem das
Geschehen am Set während ihres letz- ort zu zeigen.
Das zweite Thema des Filmes ist
ten Filmes dient ihr als Grundlage. In
die Positionierung von Frau und Mann
„Fat Girl“ stand die Entjungferung einer 15-Jährigen, dargestellt von Roxane im gesellschaftlichen und filmischen
Mesquida, im Mittelpunkt. Um die the- Diskurs, der Kampf der Geschlechter. In
Breillats neuem Film kommt es zu einer
matische Verknüpfung zu unterstreidoppelten Umkehrung der Geschlechchen, engagierte Breillat auch für
terrollen: Auf der einen Seite steht die
ihren neuesten Film die selbe HauptHauptdarstellerin Jeanne, die Regisseudarstellerin.
Im Zentrum der Handlung von „Sex rin, die eine sehr dominante Frau ist. Sie
Is Comedy“ steht eine Bettszene, die die tritt aus der konventionellen weiblichen
Regisseurin Jeanne alias Anne Parillaud Position heraus. Das Bild, das Breillat
von ihr zeichnet, entspricht nicht den
so authentisch wie möglich abdrehen
dualistischen patriarchalischen Rollenmöchte. Das Problem dabei ist, dass
klischees, die sich in männlicher Aktivisich die beiden SchauspielerInnen (Roxane Mesquida, Gregoire Colin) hassen, tät und weiblicher Passivität ausdrücken. Jeanne delegiert „ihre“ Männer,
das Filmprojekt wegen der allzu offensichtlichen Aversion zu scheitern droht. bestimmt das Geschehen und führt
Die Regisseurin aber ist eine sehr starke (auch über den Kamerablick) die ZuschauerInnen durch die Handlung. Die
und bestimmende Persönlichkeit. Wie
Männer am Set haben das zu befolgen,
eine Marionettenspielerin zieht sie gewas sie sagt und wünscht. Ihr Hauptschickt die Fäden, betört abwechselnd
ihre beiden ProtagonistInnen und bleibt darsteller wird im Gegensatz dazu als
übersensibler, leicht hysterischer und
so Frau der Lage.
Ähnlichkeiten mit der realen Regis- eitler Pfau gezeichnet.
Eine nochmalige Umkehrung der
seurin Catherine Breillat sind nicht ganz
Geschlechterrollen findet sich im „Film
zufällig, wie sie selbst im Interview be-
im Film“: Der männliche Darsteller
übernimmt den aktiven Part, bestimmt
das Geschehen, die Frau lässt sich –
nach anfänglichem Zögern und Sinnen
über ihr Image – verführen. Da der Film
aber als fiktives Medium, als Produkt
der Fantasie entlarvt wird, ist die
Zurückweisung von Mann und Frau in
ihre „traditionellen“ Rollen gleichfalls
virtuell.
Keine Politik. Catherine Breillat trifft in
ihren Arbeiten keine fixen Zuweisungen
geschlechtsspezifischer Attribute oder
Rollen. Sie spielt mit ihnen. „Beide Situationen können in der Realität vorkommen. Und man kann auch zwischen beiden Rollen wechseln.“
Ihr unkonventioneller Umgang
mit Sexualität ist oft Gegenstand von
Kritik. Häufig werden ihre Filme als
pornografisch postuliert. Auch und
insbesondere von Frauen. Die Regisseurin aber distanziert sich von feministischen Ansprüchen an ihre Arbeit:
„Porno heißt Frau. Ich habe ein Buch
geschrieben mit dem Titel Pornogratie
– ein Wortspiel mit dem griechischen
Demokratie: Demokratie sozusagen als
Machtspiel der Männer unter Ausschluss der Frauen, mit Ausnahme der
Kurtisanen, die keine Prostituierten
waren. Dadurch war die Macht der
Frauen immer durch die Verführung
gegeben. Im Leben bin ich Feministin,
wenn ich am Dreh bin, bin ich Cineastin. Wollte ich Feministin in meinem
Beruf sein, würde ich in die Politik gehen. Aber es kann von mir niemand
verlangen, dass ich politisch korrekt
bin, während ich drehe. Ich finde, es
sollte ein Recht der Frauen sein, dass
sie nicht feministisch sein müssen,
wenn sie Filme machen. Kino ist Kino.
Wenn ich Kino mache, dann nicht, um
politische Ideen zu propagieren, sondern um Kunst zu machen.“
Dass es an der Zeit ist – sowohl für
Frauen als auch Männer – sich vom Joch
der falschen MoralistInnen, der Unterdrückung von Gefühl und Sexualität zu
befreien, transportiert Catherine Breillat auch in ihrem neuesten Film. „Emotionen sind weder schmutzig noch
obszön“, stellt Jeanne fest. In dieser
Aussage verschmelzen die fiktive und
die reale Regisseurin zur gefühlvollen
und menschlichen Einheit.
❚
„Sex Is Comedy“ kommt demnächst
in die österreichischen Kinos,
Informationen unter
http://www.filmladen.at
september 2003an.schläge 35
Fo t o : H e l e n e Tra u n e r
interviewanneliese weidinger
„Es war ein absolutes Männerlokal“
Anneliese Weidinger ist seit 1986 die Kaffeesiederin des „Weidinger“ am Lerchenfeldergürtel Nummer eins. Von Kerstin Kellermann
Cafe Weidinger,
16., Lerchenfeldergürtel 1,
U6 Burggasse/Stadthalle,
Kühler Gastgarten!
36 an.schlägeseptember 2003
an.schläge:Was versteht man eigentlich unter Wiener Kaffeehauskultur?
Anneliese Weidinger: Absolute
Zufriedenheit, Kommunikation
und freier Wille, Lärm und Stille – das
sind meine Assoziationen zum Wiener
Kaffeehaus. Der Wiener oder die Wienerin sucht die Kultur im Kaffeehaus, um
sich ohne finanzielle Überforderung zu
präsentieren. Das Kaffeehaus kann man
sich leisten. Es hat sogar für große
KünstlerInnen eine Publikumswirkung.
Im Kaffeehaus entsteht Literatur durch
das Ambiente – es ist aber nicht so einfach für einen Literaten oder eine Literatin in einem pulsierenden und lebendigen Kaffeehausbetrieb, das quasi neben
ihm arbeitet, Vorträge zu halten. Wir
hatten im Garten schon Lesungen mit
über siebzig Leuten. Mit großem Erfolg.
Aber ein sensibler Mensch kann da Probleme bekommen. LiteratInnen werden
hier inspiriert. Auch jetzt noch. Das Kaffeehaus an und für sich ist schon Kultur
– darunter verstehe ich, dass die Menschen einen Platz finden, um sich auszuruhen, zu plaudern, dass der Ober im
Anzug ein Glas serviert, dass man nicht
selbst zum Schank gehen muss oder
brutal den Kaffee in einem Plastikbecher kriegt. Musik, Literatur, Malerei ist
Kultur, aber im Kaffeehaus ist das der
Ober im Smoking, das Service, die Ruhe,
der Lärm und die Stille. Ein Kaffeehaus
ist ein Konglomerat aller möglichen
Menschen aller politischen Überzeugungen oder Religionen. Da kann man
keine politischen Sanktionen setzen,
nicht zwischen ÖVPlern oder SPÖlern
sortieren – auch in einem Theater kann
man nicht bestimmen, wer in welches
Theater gehört. Ernst Fuchs hatte seine
erste Ausstellung im Weidinger, er war
Stammgast bei uns und hier zeigte er
seinem Vater seine Bilder. Vor dem Krieg
gab es im Weidinger freitags und samstags Konzertcafe mit einer Kapelle,
Turn-, Spar- und Musikvereine trafen
sich hier. Der Austria Red Star Platz war
in der Nähe, berühmte Trainer saßen bei
uns.
Welche Form der Kaffeehauskultur
vertreten Sie?
anneliese weidingerinterview
Wir wollen immer ein „letztes“ Wiener Kaffeehaus bleiben, das die Tradition praktiziert. Denn die finanziellen
Schwierigkeiten sind so groß, dass man
ohne Menü schwer über die Runden
kommt. Mit dem Schnitzel und dem
Gurkensalat ist es aber dann kein richtiges Kaffeehaus mehr. Das echte Kaffeehaus ist eigentlich schon gestorben, das
kann sich finanziell nicht tragen. Kaffee
wurde ursprünglich nur in Kaffeehäusern ausgeschenkt. Die Sperrstunde
ging weit über die eines Wirtshauses
hinaus, nämlich bis vier Uhr früh, beim
Wirten nur bis zwölf Uhr. Früher ging
man in das Wirtshaus speisen und
anschließend in das Kaffeehaus. Heutzutage kriegst du schon beim Friseur einen Kaffee. Das Café Weidinger gibt es
schon seit 150 Jahren, seit dem das
Haus steht. Mein Mann war das erste
Mal mit vier Jahren da, jetzt ist er achtzig. Die alten Pläne weisen noch das Eisloch im Keller auf, von dort wurde Eis
zum Kühlen ausgeliefert. Um 1800 lebten im Dorf Neulerchenfeld circa 5.300
Menschen und von 156 Häusern hatten
103 eine Schankberechtigung. Daher
auch die ironische Bezeichnung „des
Heiligen Römischen Reiches größtes
Wirtshaus“.
Wie hat es Sie in das Weidinger verschlagen?
Ich bin seit 37 Jahren hier – glücklich und zufrieden verheiratet. Ich bin
aber laut meines Diploms Industriedesignerin. Ich entwarf sakrale Geräte und
Schmuck, aber auch einige Metallstücke, die in die Industrieproduktion
gingen. Das Studium begann ich eigentlich aus Trotz gegen meinen Vormund. Auf der Kunstakademie gab es
damals viele Frauen, Professorinnen
aber nur auf der Mode. Nach dem Studium arbeitete ich in Dänemark für eine Firma, doch dann kam mein Mann
dazwischen. Er stand so im öffentlichen
Leben und schleppte mich hocherfreut
immer mit. Ich nahm dann noch an
Wettbewerben teil, aber das wurde
schwierig, denn ich war gewöhnt gut
zu sein und das ging dann nicht mehr.
Mit dem Feuer schmieden ging nicht
mehr – die Kinder fingen an zu zündeln
(lacht).
Wie war die Umstellung vom Industriedesign zum Kaffeehaus?
Schrecklich (lacht), doch die Liebe
versetzt Berge. Anfangs habe ich noch
nicht hier gearbeitet, ich traute mich
nicht einmal, hier zu frühstücken. Es war
so ein absolutes Männerlokal. In einem
Kaffeehaus in der Innenstadt gab es
1967 vielleicht Frauen, aber hier draußen war nur ein Prozent weibliche Besatzung. Das hat sich Gott sei Dank
geändert. Unsere Kellner sind traditionell Männer, hinter der Schank steht eine Frau. Wegen der Lage am Gürtel achten wir auf das. Vor einem Mann hat
man doch mehr Respekt, zu einer Frau
sagt man schnell etwas. Das ist zu gefährlich bei unserer Lage. Wir stellen
auch keine Spielautomaten auf, obwohl
das mehr Geld bringen würde, aber das
ist nicht moralisch. Man kann Billard
spielen oder kegeln, an einem Schachturnier teilnehmen oder Karten spielen.
Ich habe mich absolut in der Rolle der
Wirtin gefunden. Mein Standpunkt ist,
dass die Arbeit einen wichtigen Teil des
Lebens ausmacht, mit dem man sich
identifizieren können muss. Wir sind
auch eine Gemeinschaft, die sich respektiert. Arbeit sollte immer lebenswert und nicht nur Mittel zum Zweck
sein.
Das Weidinger fällt auf, weil die Preise recht menschenfreundlich sind und es
den besten Glühwein der Stadt gibt…
Wir sind und bleiben ein Vorstadtcafé. Es gibt niemanden, der nur einmal
kommt, die Leute kommen oft – die
können nicht 45 Schilling für eine Melange zahlen. Der Kaffee ist im Ankauf
sehr teuer, aber wir sind stolz darauf, einen guten Kaffee zu haben. Der Lieferant ist der gleiche geblieben. Mehlspeisen, Suppen – wir machen alles selber,
schneiden und putzen. Im Glühwein
gibt es keinen Tropfen Wasser. Die Schokolade ist reine Schokolade.
Was für Wünsche haben Sie für Ihr
Kaffeehaus?
Das Rathaus, der summer stage
oder das Alte AKH ziehen das Publikum
ab. Mehr Leute wie Leute gibt es eben
nicht. Ich persönlich würde mir viele
Bridgespielerinnen wünschen, um meine Freundin mehr zu sehen. Ich habe
schon einige Turniere für sie veranstaltet. Ich würde mir auch wünschen, dass
man nicht alte Häuser abreißt und dann
eine Baulücke stehen lässt. Die Kellner
hatten so auf die neue Zentralbibliothek
am Urban Loritz Platz gehofft, die hat
uns aber noch nichts gebracht. Parkplätze gibt es auch keine.
❚
lesben.nest
Ursula Raberger
Geh! Es ist vorbei!
Dass manch eine Frau, hat sie etwas über den Durst getrunken, zu anzüglichen Äußerungen oder gar – Göttin bewahre –
zu körperlicher Aggression neigt, ist leider eine traurige Tatsache, mit der sich Kim und ihre Freundinnen nie wirklich beschäftigten, da so etwas im schönen Kreise der Sisters nicht
vorkam. Eine unnötige, jedoch nicht aus der Welt zu schaffende Liaison von N. mit … nennen wir sie Miss Unwichtig …
brachte das Fass des schwesterlichen Zusammenhalts zum
Überlaufen. Beschwichtigungsversuche seitens Kim, Cori und
Co brachten wenig. N. schien dieser Frau verfallen. „So geht
das nicht weiter,“ war der O-Ton, den die unglücklich Hintergangene, durch Streitereien geschwächte, aber doch verliebte N. sich tagtäglich anhören musste. „Es is’ endgültig, glaubt
mir. Ich bin von ihr los…“ Hundert mal gehört – niemals ernst
genommen. Damit musste N. leben. Bis zu dem Tag, an dem
die Villa und das Orlando zum gemeinsamen Straßenfest
ausriefen und die Massen in Strömen herbei eilten. „Des isch
genau desch, wos sie jetzt braucht. A chlev’re Oblenchkung“,
posaunte Klein-Cori mit stolzgeschwellter Brust hervor, sich
nicht bewusst, dass alles anders kommen würde. Zuerst war
auch alles angenehm entspannt, soweit man das Gedränge
als unangenehme Nebenerscheinung einer netten Veranstaltung betrachtete. Ulrike Lunacek verzauberte mit ihren Kochkünsten, im Hintergrund lief chillige (Kochsendungs-)Musik,
alle unterhielten sich famos, bis – ja – bis SIE auf der Bildfläche erschien und sich ihren Weg durch die Menge direkt
auf N. zu bahnte. Kim verschüttete ihren Radler auf Coris Hose, Cori schrie schrill auf und da war es auch schon passiert:
die beiden unterhielten sich. „Das nimmt kein gutes Ende“,
hörte man da etwa Kim sagen. Der zu erwartende Streit fand
– von vielen beobachtet – mitten in einer Lokalität statt und
endete – zum Erschrecken aller – mit einer Ohrfeige, die N.
endlich veranlasste, Abstand von Menschen zu nehmen, die
in ihrer eigentlich Absicht nicht nur seelischen, als dann auch
körperlichen Schmerz bereiten. DU hast etwas Besseres verdient, meine Liebe.
september 2003an.schläge 37
an.klang
Die Traumfee kommt!
Kinder, die nicht schlafen wollen, lassen Eltern bisweilen verzweifeln.
Anregungen zum Nicht–aus–der–Haut–fahren liefert Regina Himmelbauer
mit Wiegenliedern aus der ganzen Welt.
„Brazilian Lullaby“
„Mama’s Lullaby“
Montserrat Figueras: „Ninna
Nanna“
Helma Sanders-Brahms: „1001
Nacht“
38 an.schlägeseptember 2003
Der Sommer neigt sich dem Ende zu, bald kommt der Rückzug
in die kuschelige Höhle. Und
dazu gibt’s natürlich passende
Musik: Wie tut es doch der Seele gut, in den Schlaf gewogen zu werden… Hier an dieser Stelle die schönsten
Wiegenlieder.
Ellipsis arts/Q-rious Music
(http://www.qrious.de) gibt schon seit
Jahren eine hübsche, abwechslungsreiche Sammlung von Lullabys – nicht
nur für Kinder! – heraus. Es sind dies
nicht nur Volkslieder, sondern auch
Neukompositionen. Und was es da alles gibt! Auf der CD „Brazilian Lullaby“
(CD 4250) gibt’s z.B. ein witziges
Zählen von Schneewittchens sieben
Zwergen. Oder man lässt sich zu feinen Rumba-Rhythmen schmunzelnd
in den Schlaf wiegen. Glücklich, wer
sich nur den müden Vater, der damit
sein Kind zum Schlafen kriegen will,
vorstellen und nicht wirklich anschauen muss… Aber es gibt natürlich auch
zärtliche mütterliche Lieder, poetische
indianische Gesänge…
Ganz anders die „Celtic Lullaby“
(elli 4212): Da darf kein Instrument fehlen, das zur irischen Folklore gehört
(Harfe, Tinwhistle,…). Dennoch ist auch
hier niemals die Gefahr, in Kitsch abzugleiten. Die ruhigen Klänge haben
sogar meinen lebhaften Sohn dazu gebracht, sich auf den Boden zu legen
und ruhig zuzuhören! Ebenfalls em-
pfehlenswert ist „Mama’s Lullaby“ (elli 291 2; es gibt auch „Papa’s Lullaby“):
Es sind Wiegenlieder aus aller Welt, gesungen von Frauen. Auch hier gibt es
viele farbige Instrumentierungen zu
hören. So klingt das italienische Volkslied zu spieluhrartigen Keyboardklängen, die sich dann zu sphärischen
Klangflächen ausbreiten – musikalisch
eigentlich viel zu aufregend, als dass
frau einschlafen könnte!
Bei allen CDs ist der Text sowohl in
Originalsprache als auch Übersetzung
abgedruckt, zu jedem Lied gibt es auch
eine kurze Einleitung. Und last but not
least: die hübschen, farbenfrohen Cover… Jetzt braucht’s nur noch ein gemütliches Plätzchen zum Niederlegen…
Ganz anders, mit weniger verspielter Leichtigkeit, dafür einem zarten Hauch von leiser Wehmut, interpretiert Montserrat Figueras, die
Grande Dame der Alten Musik, Wiegenlieder aus 500 Jahren. Auf der CD
„Ninna Nanna“ (AliaVox AV9826/Extraplatte) singt sie mit warmer Stimme voller Schlichtheit zärtliche Lieder
aus ganz Europa: Traditionelle sephardische Gesänge finden sich genauso
wie englische Lautenlieder, Schlaflieder russischer KomponistInnen oder
zwei berührende Neukompositionen
von Arvo Pärt, u.a. ein Wiegenlied Mariens; Wunderbar auch die verschlungenen vokalen Schleifer bei einem
arabischen Gesang… Wie bei diesem
Label üblich, gibt es ein ausführliches
Begleitheft, mit Übersetzung der Texte in acht Sprachen!
Noch für die, die in den länger werdenden Nächten lieber Geschichten
hören: Schah-Razade erzählt um ihr Leben – 1001 Nacht braucht sie dazu, bis sie
sicher sein kann, dem Fallbeil zu entrinnen. Ein Märchen der Liebe, so vermeinen es Kinder zu hören. Aber dann die ersten sexuellen Erfahrungen – ein böses
Erwachen. So zumindest empfand es die
Filmemacherin Helma Sanders-Brahms.
Der abgegriffenen Geschichte ihren erotischen Reiz wiederzugeben, ohne aber
in klischeehafte Verklärungen zu verfallen, nahm sie sich für ihre erste Hörspielproduktion vor. Es sind keineswegs Kindergeschichten. Scheherazade ist hier die
Heldin, die sich dem Frauen mordenden
Schah anbietet, um dieser Barbarei ein
Ende zu setzen.„…mit dem Todesmut, der
zur Dichterin gehört, denn alle Dichtung
ist Überleben, beginnt (sie) zu erzählen –
und wandelt von Erzählung zu Erzählung den Barbaren in einen immer zivilisierteren Herrscher.“ In dieser Hörspielproduktion sind nur die ersten drei Nächte zu hören – aber was für Geschichten!
Welche Stimmen! Welche Klänge! Zum
süchtig Werden nach den hoffentlich
noch folgenden 998 Nächten… (Helma
Sanders-Brahms:Tausendundeine Nacht.
1. bis 3. Nacht, 3 CDs. SprecherInnen u.a.:
Eva Mattes. Der hörverlag, ISBN 3-89584995-2)
❚
lese.zeichen
Blicke zurück
Weil die Auswahl an historischen Romanen und
Erzählungen so groß ist, stellen wir an dieser Stelle gleich
drei davon vor.
Zähe Reisende
Abgründe
Und die werden sehr unkonventionell
beglichen.
Mit Spitzenhäubchen, langem Rock erweckt(e) Ida Pfeiffer keineswegs den
Eindruck einer Frau, die sich im 19. Jahrhundert fünfmal auf den Weg macht,
die Welt zu erkunden, oft für viele Jahre. 1842, Ida Pfeiffer ist bereits 44 Jahre,
bricht sie zu ihrer ersten Reise ins Heilige Land auf. Sie schickt ihre Tagebücher
in unregelmäßigen Abständen nach
Wien, für den Fall, dass ihr selbst etwas
zustößt. Eine Angst, die keineswegs unbegründet ist. So beschließt die Reiselustige beispielsweise auf Sumatra „bis
zu den freien, wilden Battakern, unter
die Kannibalen zu gehen“. Weniger gefährlich sind ihre Besuche in den Harems. Deren Schilderungen gehören
„zum Standardrepertoire und den Texten reisender Europäerinnen“, so die
Herausgeberin der Pfeiffer’schen Lebensgeschichte, Gabriele Habinger. Das
Buch über die zähe und disziplinierte
Reisende, die 1858 in Wien an den Folgen einer schweren Malariaerkrankung
starb, erschien erstmals 1997. Und ist
nach wie vor eine ausgezeichnete Ergänzung zu den fünf Reiseberichten
der zähen Biedermeierdame.
Als die in Moskau geborene Elsa Triolet
23 Jahre alt war, flüchtete sie vor der
Russischen Revolution nach Westeuropa. Schon in ihrer Kindheit sprach die
Tochter eines jüdischen Anwalts und
einer Rigadeutschen mehrere Sprachen und kam mit unterschiedlichen
Kulturen und Lebensstilen in Kontakt.
Die beiden vorliegenden Novellen entstanden 1941 bzw. 1942 und thematisieren die Zeit der deutschen Besatzung im Frankreich des Zweiten Weltkrieges. Elsa Triolet versteht es geschickt, ungewöhnliche Erzählfäden
und deren Verwirrungen mit ebenso
unerwarteten Auflösungen zu versehen. Im Mittelpunkt stehen Frauen, deren Fassade aufreizend langsam im
Laufe der Geschichte bröckelt, um
dann umso tiefere Abgründe offenzulegen. „Die Frau im Nerz“ ist allein und
ohne Geld in Paris, ihren Geliebten
glaubt sie tot. Als ihr ein abstoßender
Fremder den Mantel abkaufen will,
entspinnt sich ein Konflikt von ungeahnter Tragik. Die Novelle „Die Betrogenen“ beginnt heiter wie ein Ausflug
aufs Land. Charlotte verlässt ihre enge
Wohnung in Paris, um ein befreundetes Paar zu besuchen. Die friedliche,
fast verwunschene Stille auf dem Land
kann jedoch nicht darüber hinweg
täuschen, dass einige Rechnungen aus
der Vergangenheit noch offen sind.
Christine Weiser
Petra Öllinger
Gabriele Habinger: Eine Wiener Biedermeierdame erobert
die Welt
Die Lebensgeschichte der Ida Pfeiffer (1797-1858).
Promedia 1997 (3. Auflage), Euro 11,90 (Ö)
Elsa Triolet: Die Frau im Nerz/Die Betrogenen
Zwei Romane. Wagenbach 2003, 15,00 Euro (Ö)
Kriminalistische Zeitreise
Hamburg und London 1770 haben was
zu bieten: einen toten Faktor in einer
Druckerei, eine verschwundene Münzsammlung und ein mit einem Kopfkissen ersticktes Mädchen. Drei Fakten, die
auf den ersten Blick nichts miteinander
zu tun haben. Jedoch laufen die Handlungsstränge zusammen in der englischen Hauptstadt. Kräftig mitgemischt
wird wieder von der Komödiantin Rosina. Diese macht sich in dem mittlerweile fünften Roman von Petra Oelker von
ihrer Heimatstadt Hamburg auf zu einer englischen Episode. Zeitweise fühlt
frau sich versetzt in die Klatschkolumnen diverser Zeitschriften. Wer hat mit
wem und warum? Obwohl manches in
die Handlung eingeflochtene Wissen
aufgesetzt wirkt, hält die Spürnasen-Leserin die über vierhundert Seiten durch,
denn schließlich will sie ja wissen:
„Who’s dunit?“.
Petra Öllinger
Petra Oelker: Die englische Episode
Ein historischer Kriminalroman. Rowohlt TB 2003, Euro 9,20 (Ö)
september 2003an.schläge 39
lese.zeichen
Frigga Haug, international bekannte
Sozialwissenschafterin, war im Juni
auf Einladung des Frauenreferats der
ÖH in Wien zu Gast und stellte ihr
neues Buch vor. Darin geht sie der Frage nach, warum Menschen die ihnen
angeborene Fähigkeit zu lernen verlernen! Anhand literarischer Beispiele
von Bert Brecht und Virginia Woolf
zeigt Haug, wieviel Fruchtbares über
das Lernen bei diesen AutorInnen bereits zu finden ist: „Was wir bei Virginia
Woolf lernen, ist Fragen zu stellen“, so
die Autorin bei ihrer Lesung. Weitere
Grundlage des Werkes sind Lerntagebücher von Studierenden und erinnerte Lerngeschichten, die in zwanzig Jahren in unterschiedlichsten Zusammenhängen entstanden sind. Lernerfahrungen aus dem Alltag von einer Vielzahl von Personen werden anhand ihrer Erinnerungsgeschichten analysiert.
Die Frauen kommen dadurch selbst zu
Wort, schreiben über ihre ganz persönlichen Erfahrungen, die dann Frigga
Haug analysiert und auswertet. Die
Aufzeichnungen werden nach geschlechtstypischen Selbstwahrnehmungen untersucht, Selbstblockaden
bzw. Selbstbewegungen entschlüsselt.
Diese Methode der Erinnerungsarbeit
hat Frigga Haug als wissenschaftliche
Methode zur geschlechtsspezifischen
Analysearbeit entwickelt und wird in
vielen Projekten international angewendet. In „Lernverhältnisse“ geht
Haug auf die Problematik des Assoziierens von Lernen mit Schule im Gegensatz zum lebenslangen Lernen ein. Auf
die Fragen, wieso Lernen so oft widerständig ist, anderseits oft ungewollt
gelernt wird, finden sich in diesem
Buch neue Antworten. In Frigga Haugs
Werk zeigen sich Perspektiven und Horizonte zum Lernen, die auf neue Zusammenhänge und Schlüsse verwei-
Birgit Wolf
Frigga Haug: Lernverhältnisse
Selbstbewegungen und Selbstblockierungen.
Argument 2003, eur 20,50 (Ö)
Ideologieschwanger
Dienende Hascherln, entsexualisierte
Heldinnen oder übersexualisierte
Monsterfrauen – das sind im wesentlichen die Frauentypen, die in Science
Fiction-Filmen präsentiert werden.
Alexandra Rainer analysiert in ihrem
Buch „Monsterfrauen“, wie sich Weiblichkeitsideale im Laufe der Zeit verändert haben und sie stellt diese Wandlungen in politisch-historische Kontexte, wie die 1960er Jahre, die zweite
Frauenbewegung oder der Golfkrieg.
Science Fiction transportiert Ideologie
– wo sonst können Filmemacher unter
dem Deckmantel der Utopie derart unverblümt ihre Phantasien ausleben?
Mithilfe psychoanalytischer Ansätze
untersucht Rainer sehr detailliert Filme wie Star Trek, Aliens, Species, Independence Day, Xena und andere. Kein
Detail ist unschuldig und zufällig; erst
genaues Hinsehen und -hören entlarvt
die subtilen oder auch offenen Sexismen von Kirk, Picard, Data und Konsorten. Wenn Frauen in diesen Filmen
stark sein dürfen, dann zahlen sie entweder den Preis der Entsexualisierung,
oder sie legen sowieso von vornherein
mütterliche Züge an den Tag, kümmern sich liebevoll um ihre Crew, bevor
k
Frauenzimm
sie sich irgendwann verlieben, Kinder
kriegen und damit ihre Macht abgeben. Frauen, die männliche Attitüden
an den Tag legen, sind hingegen gefährliche, kastrierende übersexualisierte Monster. Diese Frauenfiguren werden von den Filmemachern lediglich
dazu benutzt, um sie früher oder später entmachten zu können: der „Phallus“ wird ihnen wieder entrissen, sie
werden letztendlich auf die Rolle verwiesen, die ihnen zukommt: die der
schwachen Frau, die ihre Anmaßung,
machtvoll sein zu wollen, mit dem Tod
bezahlt. Auch wenn psychoanalytische
Ansätze nicht jederfraus Sache sind –
das Buch bietet spannende Denkanstöße, die auch für andere Filmgenres
dienlich sein können. Nie wieder werde ich unschuldig im Kino sitzen… versprochen!
Karin Eckert
Alexandra Rainer: Monsterfrauen
Weiblichkeit im Hollywood-Scienecefictionfilm.
Turia & Kant 2003, eur 22,- (Ö)
Die andere Simone
Die Philosophie von Simone de Beauvoir fand im deutschsprachigen Raum
bisher kaum Beachtung; diese Lücke
möchte Susanne Moser mit ihrer detailierten Einführung schließen. Dabei
orientiert sie sich vor allem an Originaltexten von de Beauvoir, unter anderem Tagebucheintragungen. Eine
Hauptthese Susanne Mosers ist, dass
Beauvoirs Werk als „Drehpunkt zwischen Moderne und Postmoderne“ angesehen werden kann. Und die Kritik
von Differenzfeministinnen, die Philosophin werte das Frausein ab, kann
Moser anhand vieler Beispiele entkräf-
k
k
k
k
sen. Dies zeigt sich auch in ihrem Verständnis von Lernen: „Zu lernen, ein
Mensch zu werden, sich also die
menschlichen Wesenskräfte anzueignen, dies, so denke ich, untersuche ich,
wenn ich Lernen studiere.“
k
k
k
Erinnerungsgeschichten
1 0 7 0 W i e n , Z i e g l e r g a s s e 2 8 • Te l . 0 1 / 5 2 2 4 8 9 2 • Fa x 0 1 / 5 2 2 6 3 2 0 • f r a u e n z i m m e r @ a o n . a t • w w w. f r a u e n z i m m e r. a t
40 an.schlägeseptember 2003
lese.zeichen
ten: Weiblichkeit wird sehr wohl positiv definiert. Das Konzept der Freiheit
bildet die „Grundlage des gesamten
philosophischen Werks von Simone de
Beauvoir“, das Möglichkeiten zur Realisierung weiblicher Lebensentwürfe
einfordert. Nicht vorenthalten werden auch Widersprüche, in die sich de
Beauvoir in ihrem Hauptwerk „Das andere Geschlecht“ verstrickt. Gleichzeitig weist Susanne Moser darauf hin,
dass das Werk als wichtiger Beitrag zur
aktuellen Debatte über Transsexualität
gelesen werden kann. So wie hier haben wir Simone de Beauvoir noch nie
erfahren.
Bunte richtig erkannt hat: „Der Unterschied zwischen Utopie und Realität
ist der politische Wille.“
neu.land
Gabi Horak
Britta Zangen (Hg): Feministische Utopien
Eine Tagung. Brücken und Sulzer 2002, eur 9,80 (Ö)
Es geht auch anders…
Kürzungen ohne Ende, Abschlankung,
Zurücknahme mühsam erworbener
Rechte – diese massiven UmverteilunGabi Horak
gen von unten nach oben werden rhetorisch so geschickt vermittelt, dass es
Susanne Moser: Freiheit und Anerkennung
oft schwierig ist, zwischen Wahrheit
bei Simone de Beauvoir
und politischem Un-Willen zu unterEdition Diskord 2002, eur 16,50 (Ö)
scheiden.
Mit dem Sammelband „Sozialstaat“ liegt nun ein Werkzeug vor, mit
dem das Argumentieren leichter fällt.
Warum wird der Sozialstaat so
attackiert? Die „ökonomische NotJeder, was sie braucht
wendigkeit“ wird als politische Phrase
Im April 2002 veranstaltete die Femini- entlarvt, die real nur bedingt haltbar
ist. Reformbedarf besteht durchaus,
stische Partei DIE FRAUEN in Düsselstellen die AutorInnen fest, aber Andorf eine Tagung zu „Feministischen
passungen an neue ArbeitsbedingunUtopien“. Die vielfältigen Beiträge
gen und supranationale Strukturen
wurden in diesem Band gesammelt.
müssen in eine andere Richtung geDie Zukunftsutopien reichen von polihen. Statt den Sozialstaat durch einen
tischen Netzwerken über die Rolle der
karitativen Fürsorgestaat zu ersetzen,
Frauen in einer technisierten Gesellschaft, neue Wohn-Welten und Weibli- wie er in Großbritannien bereits für
viele schmerzhaft spürbar ist und wie
che Gegen-Kulturen bis zu gesamtgesellschaftlichen Utopien, in denen das er auch uns ins Haus steht, gehen die
Überlegungen der AutorInnen eher in
„Private“ und weibliche Lebensläufe
zum Standard erhoben werden. Dabei Richtung bedarfsorientierter Grundsicherung. Diese würde vor allem jenen
wird durchwegs auf den Blick in die
zugute kommen, die im bisherigen
Vergangenheit aufgebaut: Was hat es
Sozialstaatssystem zu wenig berück(ansatzweise) schon gegeben? Wo
sichtigt wurden: Frauen, Immigrankann frau ansetzen? „Frauen haben
schon immer Theorien entwickelt, wie tInnen und Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen. Das Buch gliedert
die Welt anders aussehen könnte“,
sich in vier Abschnitte, in denen eustellt etwa Beate Gonitzki fest. Forderungen wie die Abschaffung des Über- ropäische Trends, österreichische Entwicklungen (vor allem seit Schwarzhangs an Männern in Parlamenten
Blau), das Sozialstaatsvolksbegehren
oder „Jede bekommt so viel, wie sie
und Reformperspektiven diskutiert
braucht“ (Christine Baur) klingen
werden. Das rechte Buch in rechten
reichlich gewagt – aber eine Utopie
Zeiten!
darf das!
Alles in allem liefert der Band eini- Karin Eckert
ge interessante Denkansätze, die nicht
alle neu sind, aber in dieser kompriSieglinde Rosenberger, Emmerich Tálos (Hg.): Sozialstaat
mierten Form zumindest spannend
Probleme, Herausforderungen, Perspektiven.
nachzulesen sind. Und, wie Monika
Mandelbaum 2003, 14,- eur (Ö)
J a s m i n a J a n k o v i c’
Rettender Traum
War schon fast auf dem Weg. Wollte nicht mehr in diesem
Land leben. Dreizehn Jahre. Genug. In dieser Zeit zerfielen
ganze Länder, entstanden neue Staaten, woanders wurden
Regierungen wie schmutzige Socken gewechselt, Menschen streikten, rebellierten… Und hier? Mit schwarzer
Haut stirbst du nach wie vor; in den Schulen singen die Kinder fröhlich „Negeraufstand ist auf Kuba“, im Gasthaus
kannst du dir „Negerschweiß“ zum Trinken bestellen… Und
was tut sich sonst? Die uns Regierenden versprechen uns
das Blaue vom Himmel, mit Abfangjägern übersät, eine
wunderschöne Zukunft, von reformierten Steuern gesteuert, einen gemütlichen Ruhestand, für den man und frau
selber vorsorgen soll… Die Koffer hatte ich schon gepackt.
Plötzlich war ich müde und schlief ein. Dann kam Daniil
Charms in meinen Traum und erzählte mir folgende Geschichte:
„Aus dem Hemdkragen eines Dummkopfs ragte ein Hals,
und auf dem Hals saß ein Kopf. Der Kopf war einmal kurzgeschoren gewesen. Jetzt wuchsen die Haare darauf als
Bürste. Der Dummkopf sprach über etwas und sprach sehr
lange. Niemand hörte ihm zu. Alle dachten: ,Wann hört er
endlich auf und geht?’ Aber der Dummkopf sprach, ohne
etwas zu bemerken, sprach weiter und lachte noch laut.
Schließlich hielt es Elbov nicht länger aus, er trat auf den
Dummkopf zu und sagte kurz und scharf: ,Verschwinde,
aber sofort!’ Der Dummkopf schaute in die Runde, ohne
zu begreifen, was los war. Elbov haute dem Dummkopf
eine aufs Ohr. Der Dummkopf flog aus dem Sessel und landete auf dem Fußboden. Elbov gab ihm einen Tritt, und der
Dummkopf flog zur Tür hinaus und segelte die Treppe
hinunter.
Im Leben geht es genauso: ein Dummkopf, wie er im Buche
steht, und will auch noch reden. Denen muss man in die
Fresse hauen. Jawohl, in die Fresse!
Wohin ich auch blicke, überall diese idiotische Häftlingsvisage. Am besten mit dem Stiefel rein in diese Fresse.“ (Zitiert
nach: Daniil Charms, Alle Fälle. Herausgegeben und übersetzt von Peter Urban. Haffmans Verlag, Zürich 1995, S. 165)
september 2003an.schläge 41
ge.sehen
Schlachtfelder
Mit dem Zwei-Personen-Stück „Bedbound“ im dietheater Künstlerhaus gelingt das Hinübergleiten in trübere Herbsttage ganz bestimmt. Gabi Horak war bei den Proben.
„Bedbound“ im dietheater
Künstlerhaus, Karlsplatz 5, 1010 Wien
31.8.-13.9.2003, 20.00
42 an.schlägeseptember 2003
Wie ein Schiffsrumpf über den
ein riesiges Segel gespannt ist,
erstreckt sich die Bühne unter
dem Publikum in der Galerie,
eingeleitet durch Unterwassergeräusche. Doch nicht die Weite der
Meere wird hier thematisiert, sondern
die Eingeengtheit eines einzigen Raumes in dem ein überdimensionales Bett
zwei Menschen und ihre Phantasien zu
erdrücken scheint.
Mit der österreichischen Erstaufführung „Bedbound“ von Enda Walsh
wird das dietheater Künstlerhaus im
September vom Wiener Theater Turbine
bespielt, unter der Regie von Nicolas Dabelstein. Das Prinzip Guckkasten-Bühne
wird auf den Kopf gestellt – oder vielmehr unter die Füße. Der Blick gleitet in
einen sich nach unten hin enger werdenden Raum ab, während die DarstellerInnen immer wieder verzweifelt nach
oben blicken.
Zwei Menschen, eine Tochter und
ihr Vater, ringen 90 Minuten lang um
die Erfüllung ihrer Lebensträume und
scheitern dabei schon an den vier Wänden, die ihren Raum begrenzen. Die
perfekte Welt aus dem Groschenroman
erweist sich als schlechte Vorlage für
die Realität, trotzdem klammert sich
die Tochter daran, denn in den Geschichten über Schönheit und Liebe – „Als sie
sich küssten, war alles vergessen, was
vorher war … Glück“ – lebt die Stimme
ihrer toten Mutter weiter. Die Wände
scheinen immer näher zu kommen, so
bleibt ihr nur das Träumen, das „Bett
der Zeit“.
„Ich schweige und arbeite“, donnert der Vater in den Raum. Er träumt
den Traum großer Männer: von Macht
und Ansehen, dem Besitz einer Möbelhauskette. Eingemauert in seiner Vergangenheit, muss die Tochter seine Illusion mitleben, beteiligt sich an seinem
Traum, indem sie in alle Rollen schlüpft,
die er nicht spielen will. Nur so kann sie
den leeren Raum über ihrem Bett füllen
und akzeptierter Teil seines gespielten
Lebens werden.
„Warum sprechen wir nie miteinander?“ fragt die Tochter. „Ich hab´s versucht“, antwortet der Vater. Denn nur
wenn sie ihre Rollen spielen, treten sie
in Dialog. Der Rest sind Monologe, ein
Schreien und Schimpfen, das die Luft
erschüttert.
Das Stück lebt über weite Strecken
von der beeindruckenden Körperlichkeit
der DarstellerInnen, Heidelinde Pfaffenbichler und Erwin Leder.Während die
Tochter von der Hüfte ab gelähmt das
Bett bespielt, trommelt der Vater immer
wieder an den Schiffsrumpf – die Wände,
die er selbst aufgezogen hat. Für die Körperarbeit verantwortlich ist Johanna
Kienzl, Tänzerin beim Annemarie Papp
Tanztheater Wien und „youngster of art“Preisträgerin der Stadt St. Pölten. Das
Verwirbeln von Schauspiel, Figurentheater, Tanz und Musik ist erklärtes Ziel des
2002 gegründeten Theaters Turbine, das
sich bei der Auswahl seiner Projekte auf
den Konflikt zwischen Indiviuum und
Gesellschaft konzentriert.„Bedbound“
war auf jeden Fall ein Glücksgriff.
Das Glück, das Vater und Tochter
suchen, ist außer in ihren Phantasien zu
keiner Zeit greifbar. Das hölzerne Gefängnis, das der Vater seiner Tochter
auferzwungen hat, hat er für sich freiwillig gewählt. Wenn sie schließlich gemeinsam im Groschenroman lesen, verlassen sie das Bett nicht, aber es gelingt
ihnen zumindest, einen Moment lang
nebeneinander zu liegen und das Fehlen von Worten, die sonst die unerträgliche Stille stopfen, als Erholung zu begreifen.
Was das Publikum mit nachhause
nimmt, ist das Bild vom Bett als Schlachtfeld.
❚
an.künden
musik.tanz
13.9., 20.00, Wien
Theater am Spittelberg Sommerbühne: WienerSalsa. die Antwort Lateinamerikas auf den Wiener Walzer
Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,
Karten T. 526 13 85, Infos unter
http://www.theateramspittelberg.at
17.-19.9., 20.30, Wien
Barbara Kraus: Well/come to the club
of pleasure – eine ShapeShifterStory
Tanzquartier Wien/Halle G, 1.,
Museumsplatz 1, T. 581 35 91,
http://www.tqw.at
19.9., 20.00, Wien
„World Wide Dance“. Traditionelle
Tänze aus Kuba, Indien, Bolivien.
Szene Wien, 11., Hauffgasse 26, Karten
T. 749 33 41, http://www.hallamasch.com
28.9., 19.00, Wien
Ulla Meinecke
Szene Wien, 11., Hauffgasse 26, Karten
T. 749 33 41
film
bis 28.9., Wien
Kinowelt Asien
Augarten und Metro Kino, T. 0664/575 09 65,
http://www.filmarchiv.at
ab 8.8., Österreich
Bollywood Hollywood. CDN 2002,
R: Deepa Mehta
in den österr. Kinos
ab 5.9., Österreich
Die Journalistin. USA 2003,
mit Cate Blachett
in den österr. Kinos
ab 5.9., Österreich
Twinni. A 2003, R: Ulrike Schweiger
in den österr. Kinos
t h e a te r . ka b a r e t t
bis 13.9., 20.00, Wien
Bedbound. von Enda Walsh
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
Karten T. 587 05 04
8.-20.9., 20.00, Wien
The Guys. Von Anne Nelson
fremd und vertraut
Die Galerie am Gut Gasteil in Niederösterreich präsentiert im Rahmen des Jahresthemas „fremd und vertraut“
zwei Wiener Künstlerinnen. Leena Naumanen spürt in Wandbildern und Skulpturen ihrer Heimat Finnland nach,
wobei sie sehr alte Holzteile mit neuen Partikeln zu interessanten Kompositionen verwebt. Saskja Seidl zeigt
gemalte Tagebuchaufzeichnungen, die mithilfe unterschiedlicher Materialien mit Form und Farbe spielen.
bis 12.10.2003, Galerie Gut Gasteil, 2640 Prigglitz, Sa, So und Feiertag 10.-18.00, http://www.gutgasteil.at
Theater Drachengasse, 1., Fleischmarkt 22,
T. 512 13 54
10., 11.9., 20.00, Wien
Frauenspektakel mit Christa Urbanek
und 14 weiteren Künstlerinnen
Spektakel, 5., Hamburger Straße 14,
T. 587 06 53
10.-13.9., 20.00, Wien
TAPE. ein Stück EntFremdung
dietheater Konzerthaus, 1., Karlsplatz 5,
Karten T. 587 05 04
15., 16.9., 10.00, Wien
Christa Urbanek: Remasuri.
R: Claus Tieber
Spektakel, 5., Hamburger Str. 14, T. 587 06 53
16.9., 18-21.00, Salzburg-Aigen
Des derf doch wohl nicht wahr sein.
Frauenkabarett zum Einüben
Bildungszentrum St. Virgil, 5026,
Ernst-Grein-Straße 14, T. 0662/65 901 513,
http://www.virgil.at
16.-27.9., 20.00, Wien
Das Begehren als Wille zur Falle.
Rauschen 1-14, geschärft.
Eine MIki Malör Produktion
30.-2.10., 20.00, Wien
rausch n / lAUT / lauschen
dietheater Konzerthaus, 1., Karlsplatz 5,
Karten T. 587 05 04
s e m i n a r . w o rk s h o p
6.9., 15-18.00., Salzburg-Aigen
Betrifft: Alleinerziehende.
Was uns gut tut
Bildungszentrum St. Virgil, 5026, ErnstGrein-Straße 14, T. 0662/65 901 513,
http://www.virgil.at,
Anm. bis Mi vor Veranstaltung.
Kostenlose Kinderbetreuung
12.-14.9., Wien
Frauengeschichte(n) und
Litera-T(o)uren. Schreibworkshop mit
Irmgard Neubauer und Anni Bürkl
Ort: Institut Frauensache, 15.,
Reindorfgasse 29, Anm. bis 5.9.:
T. 0699/12 65 44 21,
e-mail: [email protected], eur 99,-
20.9., 18.00, Wien
Christa Urbanek: Remasuri.
R: Claus Tieber
ab 25.9., 19.30, Wien
Frauen im Gespräch. Gespräche und
praktische Übungen sollen helfen, den
Wunschvorstellungen vom eigenen
Leben etwas näher zu kommen.
Mit Dorit Zapletal
Städtische Bücherei, 6., Gumpendorfer
Straße 59-61, T. 587 28 30, Eintritt frei!
Volkshochschule Landstraße, 3.,
Hainburger Straße 29, T. 715 08 00, eur 60,-
dietheater Konzerthaus, 1., Karlsplatz 5,
Karten T. 587 05 04
a u s s te l l u n g
Dauerausstellung, Wien
chic – Damenmode des
20. Jahrhunderts
Hermesvilla, 13., Lainzer Tiergarten,
Di-So 10-18.00, T. 505 87 47-0
Dauerausstellung, Wien
Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,
Mo-Fr 8.30-19.30
bis 13.9., 20.00, Wien
Bettina Franzel: continents in mind
Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,
Karten T. 526 13 85, Infos unter
http://www.theateramspittelberg.at
bis 27.9., Wien
30 Jahre GAV – Grazer Autorinnen
Autoren Versammlung
Dokumentationsstelle für neuere
österreichische Literatur, 7., Seidengasse 13,
T. 526 20 44-41,
http://www.literaturhaus.at, Eintritt frei!
bis 28.9., Wien
Hutsalon Susi & Milchfrau Roas.
Wiener Verkaufskultur fotografiert
von Petra Rainer
Historisches Musium, Atrium, 4., Karlsplatz,
T. 505 87 47-0, http://www.museum.
vienna.at, Di-So 9-18.00
bis 10.10., Wien
Ingrid Proeller: Outer Limits. Malerei
ab 20.9., Graz
Christine Prantauer
2. Nordbahnstraße 52-54/13
Neue Galerie, 8010, Sackstr. 16, Infos und
Karten: T. 0316/81 60 70,
e-mail: [email protected]
bis 12.10., Prigglitz
„fremd und vertraut“: Leena
Naumanen (Texturen) und
Saskja Seidl (Malerei)
Galerie Gut Gasteil, 2640 Prigglitz,
T. 02662/45 633, http://www.gutgasteil.at,
Sa, So und Feiertag 10-18.00
bis 31.12., Graz
„PLAKATIV!“. Eine virtuelle Ausstellung
www.doku.at/plakativ
Stadteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,
Info: [email protected]
5.9.-1.10., Wien
Dietlinde Petz: Stadt-, Landschaftsund Blumenimpressionen. Aquarelle
Schloss Pötzleinsdorf, 18., Geymüllergasse 1,
T.+Fax 470 30 70, Vernissage am 4.9., 19.30
18.9.-25.10., Wien
Brigitte Malche: Der fünfte Tag
Galerie Atrium ed Arte, 7.,
Lerchenfelderstr. 31, T. 522 87 38
19.9., 19.00, Linz
„untermalt“ – Bilder von Claudia Hofer
mit Musik von Lisa S. Deen
autonomes FRAUEN zentrum, 4020,
Humboldstraße 43, T. 0732/60 22 00,
http://www.frauenzentrum.at
23.5.-21.9., Wien
Attack! Kunst und Krieg in den
Zeiten der Medien
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,
T. 521 89/33
26.9.-15.11., Graz
Balkan Konsulat proudly presents:
Sarajevo
rotor, 8020, Belgierg. 8, T.+Fax 0316/68 83 06,
nfos und Karten: T. 0316/81 60 70,
e-mail: [email protected]
30.7.-27.10., Wien
Tanja Lecomte
Kunsthalle Wien, 7., Museumsplatz 1,
T. 521 89/33
lesung
5.-14.9., 19.00, Wien
Im Weißen Adlerweißland. Texte aus
„Naturgemäß I“ von Marianne Fritz
Kohlenhalle auf dem Gelände des
ehemaligen Aspangbahnhofs, 3.,
Aspangstraße 4, T. 0699/11 68 56 16,
http://www.fritzpunkt.at
september 2003an.schläge 43
an.künden
19.9., 19.00, Wien
„Monsterfrauen“ – Buchpräsentation
von und mit Alexandra Rainer
Großes Refektorium der Michaelerkirche,
1., Habsburgergasse 12
19.9., 20.30, Wien
Rund um die Burg. Lesung mit Bettina
Baláka und Alfred Kolleritsch
Zelt vor dem Burgtheater,
Info: Literaturhaus T. 526 20 44-41,
http://www.literaturhaus.at, Eintritt frei!
23.9., 19.00, Wien
Aktivistinnen und Literatur. Lesungen
u.a. von Marie-Thérèse Kerschbaumer,
Ilse Kilic, Ruth Aspöck, Petra Ganglbauer und Heidi Pataki
Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur, 7., Seidengasse 13,
T. 526 20 44-41,
http://www.literaturhaus.at, Eintritt frei!
Beweglich bis ins hohe Alter
Frauengesundheitszentrum, 8010, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98, eur 38,- für
10 Einheiten, jeden Mo und Fr 9.15-10.30
Frauencafé
FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15.
Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00, T. 0512/58 08 39
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen
sistaDance-Toptraining
Beweglich bis ins hohe Alter
4., Rienößlgasse 4. Jeden Do
Anm.: Notruf für vergewaltigte Frauen
und Mädchen, T. 523 222.
Jeden Mi 18.00 Uhr
Widerstandslesung. Künstlerische
Beiträge (lesen, spielen, singen,
feuerschlucken etc.) willkommen:
http://www.awadalla.at/el/
kalender.at
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98,
eur 38,- für 10 Einheiten,
jeden Mo und Fr 9.15-10.30
HOSI Lesbengruppe
Dienstag
Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04.
Jeden Mi ab 19.00 Uhr
Hotline für gynäkologische Fragen.
Mit Christine Lang
Open House – Für Frauen, die Kontakt
zu anderen Frauen suchen
F.E.M., T. 01/601 91/52 03.
Jeden Di 14-15.00 Uhr
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,
T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr
Team for girls: Gruppe für weibliche
Lehrlinge
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Brustkrebs
Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimg. 22-24/Stg.
1/Top 1, T. 789 45 45. Jeden Di 18-21.00 Uhr
Therapeutische Gruppe für Frauen
mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen. Mit Bettina Reinisch
Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/
Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40.
Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr
Botschaft der besorgten BürgerInnen, 1.,
Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17-19.00 Uhr
Treffpunkt Internetcafe. surfen –
mailen – chatten und dazwischen
plaudern. Mit Sylvia Körbler
Frauenberatung, 3910 Zwettl,
Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3. Do
16-19.00, T. 02822/522 71-0
Bridge
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Angststörungen
Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,
Fax DW 5, UKB eur 4,-, 15-18.00
25.9., 19.00, Wien
Anna Mitgutsch liest aus ihrem neuen
Buch „Familienfest“, anschließend
vertiefende Lektüreanleitung von
Konstanze Fliedl
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr;
eur 21,-/Abend
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30;
eur 3,6/Abend
Ungehalten – gehalten. Schwimmkurs für Frauen. Mit Theresia BlatnekWondraczek
Geheimer Garten für Mädchen
und Frauen
Literarisches Quartier, Alte Schmiede, 1.,
Schönlaterngasse 9, T. 512 44 46 74,
http://www.alte-schmiede.at
Reichsapfelgasse, 15., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,
http://www.zeitraum.co.at,
jeden Di und Fr, 16.00-19.00, bis 31.10.
Venus im Bade: Sauna, Whirlpool,
Schwimmbecken und Tepedarium.
Exklusiv für Frauen
Anm. Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,
Fax DW 5, 19-20.00
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.
Jeden 3. Mi 20-01.00, eur 11,-,
Anm.: T. 988 98 120 oder
[email protected]
Die Tür – Frauencafe
a k t i v i t ä te n
1.9., 19.00, Linz
politisches Cafe zum Thema „Ich und
meine Mutter“. Bild von der Mutter
mitbringen. Mit: Elisabeth Rosenmayr
autonomes FRAUEN zentrum, 4020,
Humboldstraße 43, T. 0732/60 22 00,
http://www.frauenzentrum.at
f i x te r m i n
Montag
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da noch nicht so
sicher sind
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29/
7, T. 89 58 440. Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr;
eur 21,-/Abend
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.
Mit Sylvia Möstl
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,
2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00 Uhr
Frauencafé der Frauengruppe ABRAXA
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,
[email protected].
Jeden Di 14-18.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen
AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43.
T. 0732/60 22 00/60.
Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr
Yoga für Frauen
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,
T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at, Di 17.45-19.00
Uhr (Beginn am 15.10.)
Internet-Cafe für Frauen und
Mädchen. Auch Anfängerinnen.
Kinderbetreuung
feminist ATTAC Stammtisch
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,
T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr
Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe für Mütter von Kindern mit
Essstörungen.
Mit Christine Saiko-Jogan
Morgengruppe „Carpe diem“. Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe. Mit Renate Frotzler-Dittrich
Anm.: Frauen beraten Frauen, 6., Lehárg. 9/
2/17, T. 587 67 50. Jeden Mo 9-10.30 Uhr;
eur 11,-. Einstieg jederzeit möglich!
Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch für lesbische (Co-)Mütter
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 1. Mo, 19.30,
eur 3,6/Abend
Elterngruppe. Für Eltern homosexueller Töchter und Söhne
HOSI Linz, 4020, Schubertstraße 36,
T. 0732/60 98 98/1.
Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr
Frauen-Lokal-Abend der HOSI-Lesben
Linz
Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30.
Jeden Mo ab 18.00 Uhr
Frauencafé
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200.
Jeden Mo 18-22.00 Uhr
Politisches Café
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200.
Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr
Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv
begegnen
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.
Jeden 2. Mo 18-20.00 Uhr
44 an.schlägeseptember 2003
Stadteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,
Info: [email protected], jeder letzter Di
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98.
Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr
Selbsthilfegruppe: „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
und Frauen in Trennungssituationen
Kontaktstelle für Alleinerziehende, 1.,
Stephansplatz 6/V/30, jeden 1.+3.
MIttwoch im Monat 18.00-20.00,
UKB: eur 1,50, Anm.: Frauen beraten Frauen,
T. 587 67 50
Frauencafe im Dadlerpark
Dadlerpark, 15., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,
http://www.zeitraum.co.at, bis 31. 10.
7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2,
02682/66 124; 7210 Mattersburg,
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670.
Jeden Do 10-12.00 Uhr
Regenbogen Stammtisch
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,
Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14,
e-mail: [email protected], ab 20.00
Selbsthilfegruppe für Angehörige
von Frauen, die von sexualisierter
Gewalt betroffen sind
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr
Schreibwerkstatt für Frauen.
Mit Fini Zirkovich
Gynäkologische Ordination und
„zweite“ Meinung.
Mit Marianne Stögerer
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2. Jeden Mi 19.00 Uhr.
Anm.: T. 02626/677 10
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.
Jeden Do 14-16.30
Frauenselbsthilfe nach Krebs
Freitag
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48. Info: Elisabeth Holzer,
T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr
Intenet-Café von Frauen für Frauen
Selbsthilfegruppe für Frauen nach
einer Scheidung/Trennung
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43, T.
0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr
Donnerstag
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer
Straße 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00
Uhr, jeder letzte Fr speziell für Mädchen!
Offenes Treffen feministischer Migrantinnen
Cafe Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden ersten Freitag im Monat
Frauendisco
Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24.
Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr
Samstag
Club Anderwelt
6., Theobaldgasse 10.
Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr
Sonntag
Frauenbadefreuden
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.
Jeden 3. So 16.00-20.00, eur 12,50
(Bad + Kosmetik, Anm.: T. 988 98 214 oder
[email protected]
Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln „á la Sonja“ und Spezialistinnen für Hand, Fuß, Düfte und Massage
Anm.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,
T. 988 98 214. Jeden 3. So 16-20.00 Uhr
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
13., St. Veitgasse 25. Jeden So 19.30 Uhr.
Info: T. 0676/78 79 144
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
E.K.H., 10., Jeden 1. So
Labrys Lounge. Frauencafe,
21.9 Themenabend: „Welcome back.
Summer´s almos gone“
Cafe Barcelona, 8010 Graz, Reitschulg. 20,
e-mail: [email protected], jeden So ab 18.00
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz, Schillerstr. 2
T. 05574/ 45 538, [email protected].
Jeden 1. So ab 11.00 Uhr
nach Vereinbarung
Arbeitsgruppe für Frauen mit
sexuellen Missbrauchserfahrungen
in der Kindheit
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstetteng. 5/
7. Info: T. 0676/717 29 67,
e-mail: arbeitsgruppe @gmx.at
Arbeitsgruppe für Frauen mit
sexuellen Missbrauchserfahrungen
in der Kindheit
Resis.danse-Tanzabend
Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24/
Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45/14.
Jeden Do 16-19.00 Uhr
Geheimer Garten für Mädchen und
Frauen
Verein Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7. Info: T. 0676/717 29 67
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
HOSI, 2., Novarag. 40. Jeden Fr 21.00 Uhr
Telefonische Verhütungsberatung –
kompetent, anonym, kostenlos
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11.
Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr
Frauengesundheitszentrum Graz,
T. 0664/99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr.
Infos auch unter
http://www.fgz.co.at/links.htm
Kostenloser Deutschkurs für
Migrantinnen. Mit Irmtrud Pohl
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr
22., Rennbahnweg 27. Jeden Fr 19.00 Uhr.
Info: T. 0676/78 79 144
Mittwoch
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung
Therapeutisches Malen.
Mit Karin Herber
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 81 50.
Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr
Anm: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr
Dein Körper, deine Verbündete. Gruppe für Frauen, „einfach zum Wohlfühlen“. Mit Andrea Scheutz
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
Anm.: Frauen beraten Frauen, 1.,
Seitenstettengasse 5/7, T. 587 67 50.
Jeden Fr 18-20.00 Uhr; eur 18,-/Abend.
Vorgespräch erforderlich!
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr,
eur 21,-/Abend
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24.
T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr
Comgirls. Kostenlos chatten, mailen
und surfen für Mädchen
Reichsapfelgasse, 15., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,
http://www.zeitraum.co.at, jeden Di und
Fr, 16.00-19.00, bis 31.10.
Come in. Offene Gruppe für Lesben
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen – der Abend für Lesben und
Freundinnen
Feministische Schreibwerkstatt
1., Seitenstettengasse 5/1. Stock/Tür 4.
Jeden Do 12.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
Treffen feministischer Migrantinnen
Cafe Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden ersten Freitag im Monat
Treffpunkt für junge Lesben bis 25
FrauenART – offenes Atelier für Frauen.
Lustvolles Experimentieren steht im
Vordergrund, keine künstl. Vorkenntnisse nötig
Amerlinghaus, 7., Stiftgase 8.
Jeden Do 19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36, T. 0732/
60 98 98. Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Essstörungen. Mit Olivia Wollinger
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Jeden 1. Mi.abend. Info & Anm.: Anna
Rakos, T. 478 63 88, eur 15,- pro Abend
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend
Schubert-Stüberl, 4600 Wels, Schubertstr. 13.
Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr
Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39
Coaching und Supervision für berufstätige Frauen. Mit Susanne Schmölzer
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Psychologische, juristische, Arbeitsund Sozialberatung für Frauen
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0316/71 60 22, Mo-Fr 9-14.30
Einzelberatung für Angehörige von
Mädchen und Frauen mit Essstörungen. Mit Susanne Schmölzer
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 7,-
Einzelberatung für Frauen in
Krisensituationen
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!
Tel. Beratung jeweils Di 10-12.00 u. Do
14-16.00 unter T. 476 15/57 75 sowie
per e-mail: [email protected]
an.künden
Einzelberatung für Raucherinnen.
Mit Doris Gartner
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 7,-
Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen. Mit Renate Gänszle
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Help – schnelle Hilfe für junge Leute
bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe und
Sexualität
F.E.M., T. 476 15/57 72
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Mediation: professionelle Konfliktregelung bei Konflikten im Privatoder Berufsleben
Anm.: die.mediatorinnen. [email protected], T. 0699/19 46 62 22
Medizinische Sprechstunde für Mädchen und Frauen mit Essstörungen
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Schwanger – was nun?
Beratungshotline
F.E.M., T. 476 15/57 71
Sexualberatung.
Mit Renate Türk-Lindmaier
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 10,-
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“
Mit Martina Nöster
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 72
Eisschlecken
Women first: Selbstbestimmung für
behinderte Frauen
Die 14-jährige Jana zieht 1980 nach der Scheidung ihrer Eltern zur Oma aufs Land, wo ihre pubertierende Suche
nach Orientierung auf eine konservative Dorfgemeinschaft trifft. Und weil es so schön verboten ist, möchte Jana
als erstes Mädchen in Österreich Ministrantin werden. Auf dem Weg zum Erwachsenwerden macht Jana auch Bekanntschaft mit dem feschen Florian. Denn Glück bedeutet, jemanden zu finden, der einem die richtige Seite vom
Twinni überlässt… Ulrike Schweiger, deren Filme bei zahlreichen Festivals gezeigt und ausgezeichnet wurden,
beweist mit ihrem neuesten Regieprojekt einmal mehr Humor.
Your line. Für Mädchen, die gerade
eine Lehre machen und darüber
reden wollen
Sprungbrett, T. 789 45 45/12.
Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge
für Frauen. Auch muttersprachliche
Beratung
ab 5.9.2003 in den österreichischen Kinos
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,
Raugasse 16, T. 02622/825 96.
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und
Essstörungen
Frauenberatung
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,
T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalgasse 5,
T. 03352/338 55; 7540 Güssing,
Hauptstraße 26, T. 03322/430 01
Psychologische, juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Die Tür – Frauenservicestelle, 7210
Mattersburg, Brunnenpl. 3/2,
T. 02626/62 670; 7000 Eisenstadt,
Joachimstr. 11/2 02682/66 124
Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren, Brustveränderungen,
Myomen, u.a.m.
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanng. 48, T. 0316/83 79 98, kostenlos
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.
Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr
Mit Jugendlichen über Sexualität
reden. Mit Eva Rzehak
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98
Mit kleinen Kindern über Sexualität
reden. Mit Eva Rzehak
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98
Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch. Einmalige, kurzfristige Unterstützung in einer schwierigen Lebenssituation. Mit Christine Saiko-Jogan
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;
eur 22,50
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;
Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00,
Do 15-19.00 Uhr
Sexualpädagogisches
Beratungstelefon
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;
Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr
und nach Vereinbarung
Verhütung für Frauen. Mit M. Vucsak
Anm.: Frauengesundheitszentrum,
8010 Graz, Brockmanng. 48,T. 0316/ 83 79 98,
eur 5,-
Alles was Recht ist. Rechtsfolgen bei
Scheidung etc.
Anm.: Frauen beraten Frauen, 6.,
Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50
r a d i o . f i x te r m i n
Jeder 1. Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum – die persischsprachige Frauensendung
Radio Orange 94,0 MHz (Telekabel Wien 92,7)
Klaudia Wanner
Info: Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1,
T. 714 39 39
september 2003an.schläge 45
an.künden
aus.blick
an.schläge
im oktober
politik
Asylgesetz neu
Während die Pensionsreform viele in Aufregung versetzt hat, passierte ein nicht minder aufregenswertes Asylgesetz in aller Ruhe den MinisterInnenrat.
international
Niederlande
In einem nordeuropäischen Land, wo es mit der
Emanzipation der Frau nicht schlecht bestellt ist,
bringt eine dritte feministische Welle neue Inhalte.
Im Gully der Gesellschaft
Arbeitslosigkeit: Zwei Frauen im Gully der Gesellschaft – ein Kampf auf engstem
Raum beginnt. Um die Aufrechterhaltung gewohnter Rituale, um das Recht auf exzessive Körperpflege, beruflichen Erfolg und hippe Liebesabenteuer. Unter dem
wachsenden Druck werden Fassaden brüchig, dringt das Bewusstsein von Arbeitslosigkeit, Beziehungsangst und dem Gefühl des körperlichen Ungenügens allmählich durch die Ritzen… Petra Nickel und Tanja Lalics spielen und führen Regie, die
künstlerische Begleitung kommt von Miki Malör.
10., 11., 12. und 13.9.2003, dietheater Konzerthaus, 3., Lothringer 20, T. 01/587 05 04
Di 18-19.00
ta mera – an Orten wie diesen.
Von Frauen für Frauen. Von Lesben
für Lesben
Jeden 2. Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Das Radio des
Unabhängigen Frauenforums
26.9., 19.30, Wien
Eröffnungsfest des Theaters am
Alsergrund. Mit u.a. Hilde Fehr
Radio Orange 94,0 MHz
Radio Orange 94,0 MHz
Jeden 1. u. 3. Fr 16.30-17.30
SPACEfemFM. Frauenradio
Theater am Alsergrund, 9., Löblichg. 5-7,
T. 310 46 33, http://www.alsergrund.com
Mi 18-19.00
Abwechselnd: orangina –
Fanzine zu Mädchennetzwerken
in der Subkultur /
bauch.bein.po – Die Sendung
für die ganze Frau
Radio Orange 94,0 MHz
Mi 20.05-20.20
Das Frauenzimmer. Die Plattform für
eine frauenspezifische Information
Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz
Do 18-19.00
HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/
La manifesta (2. Do)/Görls linkup
(3. Do)/Lourdes (4. Do)
Radio Orange 94,0 MHz
Fr 19.00-19.15
hot news for the sisters
Radio Orange 94,0 MHz
46 an.schlägeseptember 2003
Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)
Fr 18.00-19.00
Abwechselnd: Dyketime – Radiomagazin für Lesben/frauenforum
RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)
tanz.fest
5.9., 19.00, Wien
8 Jahre Augustin
diverses
6.-7.9., Wien
femVital Frauengesundheitstage
1., Wiener Rathaus
20.9., 15.00-16.30, Graz
Frauenstadtspaziergang:
Kunst und Kultur 2
Treffpunkt Sparkassenplatz 1, Eingang
zum Stefaniensaal, Infos T. 0664/56 10 474
Szene Wien, 11., Hauffgasse 26, Karten
T. 749 33 41
18.9., 15-18.00, Wien
„Shake Baby Shake“ – das Wiener
Babyclubbing
Redaktionsschluss
WUK-Museum, 9., Währinger Straße 59,
T. 40 121 44, http://www.wuk.at,
eur 6,- (Kinder frei)
[email protected]
Termine 10/03: 11.09.03
forum.wissenschaft
Black Empowerment
Im Kampf gegen die Sklaverei in Amerika haben
Black Women Activists auch auf die sexistische
Diskriminierung Schwarzer Frauen hingewiesen.
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen
Winter
Zentralbuchhandlung
Ebbe & Flut
Südwind
Frauenzimmer
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Kulturver. Waschaecht
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theaterfinnland
Fo t o s : S a b i n a S c h e b r a k
Naisteatteri Festivaalit
In Finnland ging von 5. bis 8. Juni 2003 das Europäische Frauentheaterfestival
über die Bühne. Sabina Schebrak war dabei.
„Wir wollten einfach einmal andere Gesichter sehen“, sagt Anne
Järvinen. Kein Wunder bei einem
Leben in der nordfinnischen
Kleinstadt Tornio, am nördlichen
Ende des Bottnischen Meerbusens, direkt
an der schwedischen Grenze und hundert Kilometer unter dem Polarkreis. Flaches Land, hellgrüne Birken, bunte Holzhäuser am Wasser, helle Nächte.Wir sind
am nördlichsten Zipfel Europas gelandet,
dort wo die Sonne im Sommer kaum unter und im Winter kaum über den Horizont geht und wo die Rentiere auf der
Straße spazieren.
1998 reichte es den vier Damen (Katariina Saalo, Maria Terttu Huatari, Tuija
Aittamaa, Merja Ruuth) vom örtlichen
Theaterkollektiv „Teatterihdistyselamyseykot“, und sie beschlossen, ihr Leben
am Ende der (Theater)Welt mit neuen
Gesichtern und Produktionen aufzufrischen. Ein halbes Jahr später, im Juni
1999, ging bereits das erste Frauentheaterfestival mit Produktionen aus acht europäischen Ländern über die Bühne und
sollte von nun an regelmäßig im Zweijahresrhythmus in Tornio und Haparanta, den mehr oder weniger zusammengewachsenen Kleinstädten zu beiden
Seiten der finnisch-schwedischen Grenze, stattfinden.
Mit einigem Erfolg. Dieses Jahr waren bereits 23 Produktionen aus sechs
Ländern zu sehen: Finnland, Schweden,
Norwegen, Österreich,Tschechien und
Türkei, wobei Österreich mit sieben teilnehmenden Gruppen1 eindeutiger Spitzenreiter neben Finnland war. Die Qualität des Gezeigten war unterschiedlich
wie bei jedem Festival: Sprechtheater war
ebenso vertreten wie Tanzsolos, schräge
Performances oder stark vom Körpertheater beeinflusste Arbeiten. Ähnlich ambivalent war das organisatorische Umfeld.
Durchaus vorhandene logistische
Schwierigkeiten wurden durch die – teilweise ziemlich raue – Herzlichkeit und
das Improvisationstalent der Organisatorinnen ausgeglichen. Überraschend für
kleine Provinzstädte ist die Dichte an Veranstaltungsorten, die von großen Theatersälen in Kulturhäusern oder Schulen
bis zur ehemaligen Bahnstation reichen.
Wir sind in Europa, und doch in einer
völlig anderen Kultur: Für viele der nichtskandinavischen TeilnehmerInnen ist es
eine langsame Annäherung an das
Fremde. Zuerst der Schock über die Kälte
und die „ostig“ wirkende Ästhetik der
Ortszentren (später erfahren wir, dass
dies das Resultat des Wütens der deutschen Wehrmacht ist, die beim Abzug alles niederbrannte), bitter enttäuscht die
romantischen Vorstellungen vom finnischen Sommer. Und dann doch wieder
Finnland, so wie wir es uns vorgestellt
haben: Überall Wasser, weizenblonde
Kinder auf schrillgrünem Rasen, der rotglühende Sonnenball über dem Horizont
um Mitternacht. Runde Wikingergöttinnen servieren uns Rentiergeschnetzeltes
mit gefrorenen Preiselbeeren.
Der Leiter des österreichischen Kulturforums hat kurzerhand einen Österreich-Schwerpunkt ausgerufen und lädt
zu Riesling und Lapin Kulta2 ins Museum
Moderner Kunst. Der Vizebürgermeister
hält eine Rede voll unfreiwilliger Situationskomik:„Mich haben sie vom Kartoffelsetzen geholt. In Finnland – I am sorry
to say – haben wir viele starke Frauen, eine Präsidentin, Regierungschefin3, Direktorin der Nationalbank. Ich hoffe nur,
dass auch für uns Männer noch etwas
übrigbleibt…“
Apropos Frauen: Nicht nur die höchsten Ämter des Landes, sondern auch die
Kultur in Tornio wie in Haparanta ist fest
in weiblicher Hand. Nichts desto trotz ist
das Festival eine Low Budget Produktion,
die bis dato vom Idealismus und der
Selbstausbeutung der Beteiligten lebt.
Und das meiste des ohnehin schmalen
Budgets, erzählt Hauptorganisatorin Katariina Salo, kommt vorerst aus Sozial-
und nicht etwa aus Kulturtöpfen. Umso
beachtlicher, was sie und ihr Team hier
auf die Beine gestellt haben. Auch am
Programm ist ablesbar, wie sehr sich die
nach wie vor schwierigen ökonomischen
Produktionsbedingungen auf die unabhängige künstlerische Arbeit niederschlagen: Es überwiegen Ein- bis Zweipersonenstücke ohne großen technischen Aufwand, egal ob es sich um ältere
oder junge Akteurinnen handelt. Gewisse Unterschiede zwischen Nord und Süd
sind eben doch kleiner als angenommen.
Und hat das nun mit den Frauen oder
mit dem freien Theater an sich zu tun?
Für die nächste Ausgabe 2005 wünschen sich die Organisatorinnen jedenfalls eine dem Projekt angemessene Finanzierung – und die Teilnehmerinnen
mehr Professionalität in der Abwicklung
neben einer Vertiefung der inhaltlichkünstlerischen Auseinandersetzung.„Für
mich war es eine wichtige Erfahrung,
dieses Land in seiner Eigentümlichkeit
und Widersprüchlichkeit kennenzulernen, eine Gelegenheit, Vorurteile abzubauen und Kontakt zu den Menschen
und ihrer Kultur zu bekommen. Und mit
der eigenen Arroganz muss jede selbst
zurechtkommen“, bringt es Corinne
Eckenstein von Theater Foxfire aus Wien
auf den Punkt.
Der mit 2.000,- Euro dotierte Preis
des Festivals ging an Janina Berman vom
Abo Svenska Teatern für den berührend
und eindringlich gespielten Zweistundenmonolog „Rose“. Anerkennungspreise
gab es für immerhin zwei österreichische Produktionen:„Love.Machine“ der
Wiener Performancegruppe Nio und „Solome“ des Salzburger Toihaus Theaters.
Dorit Ehlers grandios-clowneske Aufarbeitung der Qualen einer jungen Schauspielerin vor dem Porträt von Lou Andreas Salome wäre meine persönliche Favoritin für den Hauptpreis gewesen und
sei an dieser Stelle sämtlichen PrinzipalInnen wärmstens ans Herz gelegt.
❚
1 Nio, Kunstverein am Donnerstag,
Theater Yby, Eva Jankovsky,
Toihaus, Theater Foxfire,
Laroque Dance Company
2 Das beste finnische Bier, wird auch
in Tornio gebraut.
3 Diese ist kurz nach unserer
Rückkehr zurückgetreten.
februar 2003an.schläge 47
an.schläge
Nr. 09/03, september 2003/17. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M

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