ZweiTotenach ExplosioninHöxter

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ZweiTotenach ExplosioninHöxter
Computer & Internet
Höxter: Die Bilder
der Katastrophe
Notizen im Netz
sind mehr als
nur Tagebücher
Höxtersche Kreiszeitung
Dienstag, 20. September 2005
Unabhängig – Überparteilich
Nr. 219/38, 195. Jahrgang – 1,00 EUR
ZweiTotenach
ExplosioninHöxter
64 Jahre alter Mann sprengt Haus in die Luft / Innenstadt verwüstet / 36 Verletzte
Lokales: Viele kunterbunte
Drachen und kein Wind
¥ Vörden. Das Wetter
war nicht ganz zur
Freude der Kinder. Sonnenschein, kaum Wolken und nur gelegentlich ein Windhauch verhinderten, dass die
Mädchen und Jungen
ihre selbst gebastelten
Drachen steigen lassen
konnten. Für erste
Wunderschöne Drachen: Doch ein Flaute Flugversuche hatten
vermieste Kindern den Start.
sie mehr erhofft.
¥ Höxter. Die „Höxtertafel“ versorgt inzwischen 120 Kinder und
70 Erwachsene regelmäßig mit Lebensmitteln.
¥ Kreis Höxter. Überall im Kreis Höxter machen sich in diesen
Tagen Viertklässler auf, um von der Natur zu lernen.
Das Wetter im Kreis Höxter
19°
7°
9 Std.
0%
Zuma ist fit für den Hit in Dortmund
¥ Bielefeld. Entwarnung für Arminias Trainer Thomas von Heesen: Sibusiso Zuma meldete sich für das heutige Westfalen-Derby
bei Borussia Dortmund (20 Uhr) gesund zurück. Auch Tobias Rau
(für Roberto Pinto) soll von Beginn an spielen.
¦ Sport
Spannende Abenteuer mit Kapitän Nemo
¥ Bielefeld. Heute erscheint mit Jules Vernes Abenteuerroman „20.000 Meilen unter
dem Meer“ der vorletzte Band der großen
Kinderbibliothek. Abtauchen können die
Leser im doppelten Sinne: Mit Kapitän Nemos Unterseeboot „Nautilus“ in die Weltmeere und in die fantastischen Bilder, die
beim Lesen im Kopf entsteht. Eine ausführliche Buch-Besprechung folgt morgen.
NW-Bibliothek-Hotline: 01803 - 07 08 09 *9 Cent die Minute
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Siemens streicht massiv Stellen
VON HUBERTUS GÄRTNER
UND MATHIAS BRÜGGEMANN
¥ Höxter. Ein 64 Jahre alter
Mann hat gestern in den Morgenstunden ein Wohn- und Geschäftshaus in Höxter in die
Luft gesprengt und damit eine
Katastrophe ausgelöst. Weite
Teile der Innenstadt wurden
verwüstet. Mindestens zwei
Menschen starben durch die
Folgen der Explosion. Nach vorläufigen Erkenntnissen wurden
36 Personen verletzt, einige von
ihnen schwer. Sie wurden in die
umliegenden Krankenhäuser
gebracht und dort behandelt .
Die Polizei geht davon aus,
dass auch der mutmaßliche Täter unter den Trümmern des
von ihm in die Luft gesprengten
Hauses liegt. Bei Redaktionsschluss gestern Abend waren die
Bergungs- und Aufräumarbeiten dort aber noch nicht beendet. Der Gesamtschaden in der
Höxteraner Innenstadt dürfte
mindestens im zweistelligen Millionenbereich liegen.
Zahlreiche wertvolle Gebäude, darunter auch das im
Jahre 1610 erbaute historische
Rathaus, wurden massiv beschädigt und teilweise zerstört. Die
gewaltige Druckwelle ließ in einem Radius von etwa 300 Metern die Scheiben von Geschäfts- und Privathäusern zerspringen. Dächer wurden abgedeckt, Ziegel und Glassplitter flogen umher.
Die nach Aussagen der Paderborner Staatsanwaltschaft vermutlich vorsätzlich herbeigeführte Explosion hatte sich um
9.10 Uhr ereignet. Zwei Zeugen
hatten kurz zuvor beobachtet,
wie einer der Eigentümer des be-
troffenen Hauses von dem Balkon seiner Wohnung aus mehrere mit Benzin gefüllte Flaschen in den Innenhof und an
die Außenwände warf. Noch
während eine der beiden Zeuginnen telefonisch die Polizei alarmierte, kam es zur Detonation.
Offenbar hatte der mutmaßliche Täter Günter H. nicht nur
Molotow-Cocktails geworfen,
sondern in dem Haus zuvor
auch noch die Gasleitungen aufgedreht.
Als Motiv für die Tat vermutet die Paderborner Staatsanwaltschaft einen jahrelangen Familienstreit um das in die Luft gesprengte Haus. Es gehörte Günter H. und dessen in der Nähe
von Frankfurt lebendem Bruder
gemeinsam. Die beiden sollen
sich zahlreiche juristische Auseinandersetzungen geliefert haben.
Weitere Berichte
auf der Seite 3 und im Lokalen
Nach einem Amtsgerichtsbeschlusses stand jetzt die Teilversteigerung des Hauses an. Der
Frührentner Günter H., ein gelernter Elektroinstallateur, soll
Nachbarn und Bekannten zufolge ein Sonderling gewesen
sein und bereits früher damit gedroht haben, das Haus eines Tages in die Luft zu sprengen.
Nach der Explosion waren
etwa 400 Feuerwehrleute, Polizisten und Bundeswehrangehörige zum Tatort geeilt. Angesichts der weiträumigen massiven Zerstörungen fühlten sich
manche Einsatzkräfte wie im
Krieg. Zahlreiche Bürgerinnen
und Bürger standen unter
Schock. Sie wurden von NotfallLöscharbeiten: Feuerwehrleute kämpfen sich durch die Trümmer in Höxter.
seelsorgern betreut.
RingenumdieMacht
SPD und Union beginnen Koalitionspoker / Kirchhof zieht sich aus Politik zurück
¥ Paderborn/München. Rund 10.000 Stellen will Siemens in den
nächsten Jahren abbauen. Allein die IT-Dienstleistungssparte SBS
soll auf 2.440 Stellen verzichten, wie gestern bekannt wurde. Auch ¥ Berlin (dpa/AP/rtr). Deutschder Standort Paderborn wird betroffen sein.
¦ Wirtschaft land steht nach dem knappen
Ausgang der Bundestagswahl
vor einem hochspannenden Koalitionspoker. Unions-Kanzler¥ Schieder. Die Schieder-Gruppe will in diesem und im nächsten kandidatin Angela Merkel
Geschäftsjahr ihre Investitionen auf jeweils 40 Millionen Euro ver- (CDU) und Bundeskanzler Gerdoppeln. Der Schwerpunkt liegt dabei in China. Europas größter hard Schröder (SPD) beharrten
Möbelhersteller wächst derzeit stärker als die Branche. ¦Wirtschaft ungeachtet einer drohenden
Blockade des Parlaments kompromisslos auf ihrem Machtanspruch. Union und SPD boten
¥ Stralsund. Im Prozess um den Unfalltod von vier 18-Jährigen auf Sondierungsgespräche über
der Insel Rügen hat sich der mutmaßliche Unfallverursacher ges- mögliche Koalitionen an – in
tern nicht mehr an seine Fahrt erinnern können. Das Urteil wird für der Führungsrolle sehen sie jeheute erwartet.
¦ Aus aller Welt doch nur sich selbst.
Schieder Möbel verdoppelt Investitionen
Gedächtnislücke nach Rügener Todesfahrt
Kult: Die Buchreihe mit den Fragezeichen
¥ Bielefeld. Drei Heranwachsende, ausgestattet von einem Mäzen mit goldenem
Rolls Royce, lösen in der Gegend von Hollywood aberwitzige Kriminalfälle. Auf dieser
Grundidee basiert die überaus erfolgreiche
„Drei-Fragezeichen“-Reihe, von der seit
1968 zwölf Millionen Bücher und mehr als
30 Millionen Hörspiel-Tonträger verkauft
wurden. Viele ältere Leser zählen sich noch
heute zu den Fans der Geschichten und fiebern jedem neuen Band entgegen. ¦ Kultur
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20038
Eine Veränderung der Mehrheitsverhältnisse im neuen Bundestag – CDU/CSU knapp vor
der SPD – durch die Dresdner
Nachwahl am 2. Oktober halten
Wahlforscher für unwahrscheinlich. In der Union wurden bei
der Ursachenforschung zu dem
unerwartet schwachen Wahlergebnis erste Risse sichtbar. In
der CSU, die eines ihrer
schwächsten Ergebnisse einfuhr, regte sich Unmut über Parteichef Edmund Stoiber und seinen Führungsstil.
Merkel bekräftigte den „klaren Regierungsauftrag“ für
CDU/CSU. Als erstes sollten Gespräche mit der FDP geführt werden. Aber auch mit allen anderen Parteien außer der Linkspartei werde es Sondierungen ge-
ben. „Wenn man Union und
FDP zusammenzählt, ergibt sich
eine Stimmenmehrheit von 1,2
Millionen Stimmen“ gegenüber
Rot-Grün, sagte die CDU-Vorsitzende. Sie wertete die Bundestagswahl mit einem vorläufigen
Endergebnis von 35,2 Prozent
für die Union als Erfolg, der allerdings nicht vollkommen sei.
„Wir haben es geschafft, stärkste
Fraktion zu sein.“ Für ihre uner-
wartete neuerliche Bewerbung
als Fraktionschefin habe sie „einmütige Unterstützung“ von
CDU-Präsidium und -Vorstand
bekommen. Merkel will so zusätzliche Rückendeckung für Koalitionsgespräche erhalten mit
dem Ziel, als erste Frau und Ostdeutsche ins Kanzleramt einzuziehen.
Der SPD-Vorsitzende Franz
Müntefering lud die anderen
Parteien außer der Linkspartei
zu Sondierungsgesprächen über
eine Regierungsbildung ein. Die
Briefe gingen an Merkel, Stoiber, den FDP-Vorsitzenden
Guido Westerwelle sowie die
Grünen-Spitze. Westerwelle
wies das SPD-Ansinnen schroff
zurück.
Schröder äußerte sich zuversichtlich, dass es eine neue Regierung unter seiner Führung trotz
des SPD-Rückstands bei den
Bundestagsmandaten (222 zu
225) geben wird. „Unsere Aufgabe ist es, diesen erklärten Willen unserer gesamten Partei umzusetzen. Und das werden wir
tun.“ Schröder kann sich eine
große Koalition, aber auch eine
Ampelkoalition mit FDP und
Grünen vorstellen.
Der wegen seiner radikalen
Steuerpläne auch in der Union
umstrittene Finanzexperte Paul
Kirchhof zieht sich aus der Politik zurück. „Ich werde mich auf
meine Aufgabe als Professor für
Staatsrecht und Steuerrecht konzentrieren“, kündigte Kirchhof
an. Zugleich wandte sich der ExVerfassungsrichter gegen den
Vorwurf, sein Steuermodell mit
einem einheitlichen Steuersatz
von 25 Prozent sei der Grund für
das unerwartet schlechte Abschneiden der Unionsparteien
gewesen.
¦ Kommentar, Sonderseiten
FOTO: BURCKHARD HOEPTNER
Thierse muss
Amt abgeben
¥ Berlin (AP). Das zweithöchste Amt im Staate wird neu
besetzt: Bundestagspräsident
Wolfgang Thierse (SPD) wird
von einem Abgeordneten der
CDU/CSU-Fraktion abgelöst,
die als stärkste Fraktion das Vorschlagsrecht hat. Gehandelt werden der bisherige Vizepräsident
Norbert Lammert und Ex-Fraktionschef Wolfgang Schäuble.
Schily erneut
Alterspräsident
¥ Berlin (AP). Innenminister
Otto Schily leitet erneut als Alterspräsident die erste Sitzung
des neuen Bundestags. Der
SPD-Abgeordnete ist mit 73 Jahren das älteste Mitglied des Parlaments. Schon 2002 hatte er diese
Funktion ausgeübt. Jüngstes Mitglied ist erneut die Grünen-Abgeordnete Anna Lührmann (22).
NRW schickt
132 Abgeordnete
¥ Düsseldorf (lnw). Aus NRW
ziehen voraussichtlich 132 Abgeordnete in den neuen Bundestag
ein, zwei weniger als bisher. Die
genaue Zahl steht allerdings
noch nicht endgültig fest. Durch
die Nachwahl in Dresden kann
es noch zu Verschiebungen bei
den über die Landesliste ins Parlament einziehenden Abgeordneten kommen.