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Tagespflegeeinrichtungen St. Clemens in Fürstenberg St. Nikolaus in Büren 3.8 Standard Basale Stimulation Caritasverband im Dekanat Büren e.V. Definition Basale Stimulation ist ein Angebot der Begegnung an den Menschen mit dem Ziel, dass der Angesprochene sich selber spürt, seine Grenzen wahrnimmt. Basale Stimulation ist eine pflegerische Möglichkeit Menschen mit Aktivitäts- und Wahrnehmungsstörungen Angebote für ihre Wahrnehmungs- und Entwicklungsfähigkeit zu machen. Durch die Basale Stimulation finden wir neue Zugangswege zu den Betroffenen. Hauptschwerpunkte sind die Bedeutung von Wahrnehmung, Bewegung und Kommunikation. Die Basale Stimulation ist eine Grundeinstellung den Menschen gegenüber, die den Mensch mit seinen Bedürfnissen in den Mittelpunkt unseres Handelns stellt. Durch die Basale Stimulation haben wir die Möglichkeit aktiv mitzuwirken und den Menschen ganz gezielt Angebote für ihre persönliche Wahrnehmungs-, Entwicklungs- und Kommunikationsfähigkeit zu machen. Gezielte, individuell abgestimmte Angebote geben den Betroffenen Orientierung, Sicherheit und Wohlbefinden. Wenn alle Sinne im Gleichklang stimuliert werden entsteht Wohlbefinden. Wir Hören, Riechen, Schmecken, Sehen und Fühlen. Wir nehmen uns selbst und vor allem unser Gegenüber wahr. Unsere Haut registriert Wärme, Kälte, Druck und Schmerz. Berührungen wecken überdies eine ganze Vielfalt und Tiefe von Gefühlen. Geschichtliche Entwicklung Die Basale Stimulation ist ein Konzept, das primär für die Früh- und Wahrnehmungsförderung bei geistig und körperlich behinderten Menschen von Prof. Andreas Fröhlich ab 1975 im Rahmen eines Schulversuchs entwickelt, veröffentlicht und als Begriff markenrechtlich geschützt worden ist. Mit Hilfe des Konzeptes erhielten schwerst- und mehrfach behinderte Kinder Möglichkeiten einer Persönlichkeitsförderung. Prof. Andreas Fröhlich unterstützte besonders die Kinder im Bereich der Mimik etc. Reaktionen zu zeigen und damit Kontakte zwischen dem Kind und dem Therapeuten/ Pflegenden herzustellen. Dieses Konzept wurde von Frau Christel Bienstein in die Pflege übertragen. Bei beatmeten, desorientierten, somnolenten Patienten wurde die basale Stimulation in den Pflegealltag integriert. Die positiven Erfahrungen führten zu einer Weiterentwicklung. Ziele der Basalen Stimulation • • • • Anregung und Förderung der Sinneswahrnehmung Verbesserung der Körperorientierung Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit Bewegungsförderung Erstellt durch Datum Seite 1 von 5 Überarbeitet durch S. Erdmann 09.2012 QZ C:\Users\Essers\Desktop\3.8 Standard Basale Stimulation.docx Revisionsstand und Datum 1 09.2013 Freigabe S. Schneppe Tagespflegeeinrichtungen St. Clemens in Fürstenberg St. Nikolaus in Büren 3.8 Standard Basale Stimulation Caritasverband im Dekanat Büren e.V. Zielgruppen • • • • • • • • Behinderte Menschen Sterbende Menschen Bewusstlose, sedierte und beatmete Menschen Menschen mit Schädel-, Hirntrauma Menschen mit apallischen Syndrom Hemiplegie Stark in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Menschen Menschen mit Unruhezuständen Grundelemente der Basalen Stimulation Die Basale Stimulation in der Pflege nimmt Beziehung zu den Betroffenen über somatische, vestibuläre und vibratorische Anregung auf. Hinzu können dann orale – auditive – taktil / haptische – olfaktorische und visuelle Angebote kommen, die dem Betroffenen helfen, ein elementares Körperselbstbild, eine elementare Raum – Zeit – Orientierung aufzubauen und eine Beziehung zu seiner Umwelt aufzunehmen. In den verschiedenen Wahrnehmungsbereichen gibt es vielfältige Stimulationsmöglichkeiten, die es dem Menschen ermöglichen sich selber wieder besser zu spüren. Beispiele: Somatische Stimulation • In der somatischen Stimulation gibt es die Möglichkeit bei der Ganzkörperwäsche durch beruhigende oder belebende Waschungen, durch Aromapflege und eincremen, die Wahrnehmung des Körpers ganz entscheidend zu verbessern. Das Körpergefühl wird gestärkt und somit auch die Sicherheit und das Wohlbefinden im eigenen Körper ganz entscheidend gefördert Atemstimulierende Einreibung • Die atemstimulierende Einreibung ist eine hervorragende Möglichkeit einen Menschen zur Ruhe und auch zum tiefen Atmen zu stimulieren und ihm die eigene Atmung wieder bewusster zu machen. Sie ist auch sehr gut zur Einschlafförderung bei innerer Unruhe geeignet Vestibüle Stimulation • Durch entsprechende Veränderungen der Körperposition (Lagerung, Stehen, Wippen, Sitzen) kann der Betroffene sich und seine Umwelt besser wahrnehmen. Durch die veränderte Position kann der Raum bewusster wahrgenommen und eingeordnet werden. Durch die Bewegung dabei wird das Gleichgewichtsorgan gefördert Visuelle Umgestaltung • Durch die visuelle Umgestaltung seiner Umgebung bekommt der Betroffene positive Anreize. Das Umfeld wird entsprechend gestaltet und es wird ein Sinnzusammenhang der entsprechenden Stimulation hergestellt Erstellt durch Datum Seite 2 von 5 Überarbeitet durch S. Erdmann 09.2012 QZ C:\Users\Essers\Desktop\3.8 Standard Basale Stimulation.docx Revisionsstand und Datum 1 09.2013 Freigabe S. Schneppe Tagespflegeeinrichtungen St. Clemens in Fürstenberg St. Nikolaus in Büren 3.8 Standard Basale Stimulation Caritasverband im Dekanat Büren e.V. Auditive Reize • Durch auditive Reize werden Erinnerungen mobilisiert, der Kontaktaufbau wird ermöglicht und der Hörsinn wird stimuliert Vibrationen • • • Durch Vibrationen bekommt der Betroffene Informationen über sein Körperinneres, das Gefühl für den eigenen Körper wird gefördert. Knochen und Gelenke werden wahrgenommen Vibrationen können entspannen und Verkrampfungen lösen Die vibratorische Stimulation wird durch technische Geräte (elektrische Zahnbürste, Rasierapparat, Massagegerät usw.) erzeugt Berührung • Über Berührung kann nonverbal kommuniziert werden Orale Stimulation • Die orale Stimulation erfolgt über das anbieten von Lieblingsspeisen über den Mund, eine Anregung des Gehirns soll erreicht werden Olfaktorische Stimulation • Die olfaktorische Stimulation erfolgt durch die Anwendung von bekannten und beliebten Düften und Gerüchen. Hier soll über die Duftnerven eine Anregung des Gehirns erreicht werden Haptische Stimulation • Die haptische Stimulation erfolgt durch Betasten und Greifen, hier soll die Umwelt erfahrbar gemacht werden Es gibt 9 Basale Bereiche, die im Zentrum eines schwer beeinträchtigten Menschen stehen (aus Sicht des Betroffenen) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. Sicherheit geben und Vertrauen aufbauen Beziehung aufnehmen und Begegnung gestalten Außenwelt erfahren Sich spüren Leben erhalten Rhythmus entwickeln Autonomie und Verantwortung leben Genesungs- und Entwicklungsmöglichkeiten geben Leben gestalten Daraus entwickeln sich dann die jeweiligen Prioritäten. Wichtig ist hier für alle am Pflegeprozess Beteiligten, herauszufinden, in welchem Bereich der Betroffene Hilfe und eine spezielle Unterstützung benötigt. Erstellt durch Datum Seite 3 von 5 Überarbeitet durch S. Erdmann 09.2012 QZ C:\Users\Essers\Desktop\3.8 Standard Basale Stimulation.docx Revisionsstand und Datum 1 09.2013 Freigabe S. Schneppe Tagespflegeeinrichtungen St. Clemens in Fürstenberg St. Nikolaus in Büren 3.8 Standard Basale Stimulation Caritasverband im Dekanat Büren e.V. Die Bedeutung von Berührungen Wir berühren Menschen täglich unzählige Male, vor allem in der Pflege, Betreuung und Therapie. Beim Waschen, einreiben, Anziehen, Spazieren gehen, …….. Wir berühren mit Händen, mit Handschuhen, mit Wasser, mit Salben, ……… Wir berühren mit und ohne Vorwarnungen, spontan, gewollt oder unbeabsichtigt. Berührungen gehören zum pflegerischen Alltag und sind häufig zur Routine geworden. Sie können fest, eindeutig, klar, verletzend, verstoßend, abwehrend, verweigernd, aber auch liebevoll, behutsam, empfangend, heilend, liebkosend und belebend sein. Viele Berührungen sind jedoch schnell, routiniert und zweckmäßig. In der Pflege werden Menschen häufig berührt, damit etwas an oder mit ihnen gemacht werden kann. Weil in diesem Fall die Berührung ein Mittel zum Zweck ist, wird über die Wirkung der Berührung oft nicht nachgedacht. Berührungen lösen jedoch in dem Berührten ganz unterschiedliche Gefühle aus, z.B. entspannt, beruhigt, angenommen und beachtet. Berührungen können jedoch auch verwirren, verspannen, ablehnen und wegstoßen. Je nach Bereich, Druck, Berührungsfläche, Berührungsqualität entstehen bei dem Betroffenen entsprechende Gefühle. Aus der Berührung wird die Beziehung spürbar • Berührung ist eine biologische Notwendigkeit • Ohne Berührung verkümmern Körper und Seele • Berührung sagt etwas über die emotionale Beziehung des Berührenden aus, über seine Achtung und sein Menschenbild dem Betroffenen gegenüber • Nur eine als angenehm empfundene Berührung veranlasst, sich ihr zuzuwenden • Es ist schwierig für jemanden gut zu berühren, wenn er selbst nicht berührt werden will Berührungen sind Signale. In Bezug auf die Stimulation sind sie Informationen für den Betroffenen über seinen Körper und als solche müssen sie eindeutig sein. (Bienstein / Fröhlich) Beispiele zum guten Berühren: • Die Art der Berührung muss eindeutig sein • Vermeidung von allen oberflächlichen, streifenden, punktuellen, abgehackten und zerstreuten Berührungen • Überhastete Arbeitsweisen vermeiden • Die Berührung ruhig, mit flächig aufgelegter Hand beginnen und enden • Vorübergehend mit konstanten Druck arbeiten • Bei stark wahrnehmungsbeeinträchtigten Menschen möglichst nach allgemeiner Absprache mit allen am Pflegeprozess Beteiligten eine Initialberührung einführen, Erstellt durch Datum Seite 4 von 5 Überarbeitet durch S. Erdmann 09.2012 QZ C:\Users\Essers\Desktop\3.8 Standard Basale Stimulation.docx Revisionsstand und Datum 1 09.2013 Freigabe S. Schneppe Tagespflegeeinrichtungen St. Clemens in Fürstenberg St. Nikolaus in Büren 3.8 Standard Basale Stimulation • Caritasverband im Dekanat Büren e.V. d.h. zum Beginn und Ende einer Maßnahme immer die gleiche Berührung durchführen, ein Ritual entsteht und fördert das Wohlbefinden Berührungen müssen immer angesagt werden, dieses erfolgt verbal oder auch nonverbal Berühren und Bewegen sind Fähigkeiten eines jeden Menschen. Jeder ist dazu in der Lage. Wird diese Fähigkeit aber kultiviert wird es zur Kunst und gleichzeitig verbunden mit dem Wissen und Erkenntnis zu professionellem Handeln (nach A. Montague) Quellen: Basale Stimulation in der Pflege (Bienstein / Fröhlich) Ute Zagermann, Basale Stimulation in der Pflege Pflegetechniken von A-Z, Olaf Kirschnik, 4. Auflage, Thieme Verlag Erstellt durch Datum Seite 5 von 5 Überarbeitet durch S. Erdmann 09.2012 QZ C:\Users\Essers\Desktop\3.8 Standard Basale Stimulation.docx Revisionsstand und Datum 1 09.2013 Freigabe S. Schneppe