Gut geschult ist halb gezogen

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▼ Mittels aufgeschweißter Bits und eines speziellen Zuggeräts werden die Beschädigungen der Außenhaut herausgezogen.
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KAROSSERIE-INSTANDSETZUNG
Gut geschult ist halb
gezogen
● Interview mit Siegbert Müller, Geschäftsführer der Carbon GmbH
Beim Ausbeulen und Richten bleibt
eine hohe Wertschöpfung im Betrieb.
Mit dem schnellen Teiletausch dagegen gibt der K&L-Betrieb Möglichkeiten aus der Hand, die Werkstatt
auszulasten.
KONRAD WENZ
Laut Siegbert Müller
Die Karosserie- und Unfallinstandsetzung ist immer wieder
neuen Einflüssen ausgesetzt.
Dafür verantwortlich sind beispielsweise neue Technologien,
die in die Fahrzeuge einfließen.
Dazu kommen der Kostendruck
der Versicherer und die Tatsache,
dass die schweren Unfälle abnehmen und die Reparaturtiefe
reduziert wird.
Die K&L-Unternehmen müssen
sich auf die Trends und Entwicklungen des Marktes einstellen,
indem sie sich auf ihre Kernkompetenz konzentrieren. Deshalb
sollten sie das Ausbeulen und
Richten von Karosserieteilen in
den Fokus nehmen, anstatt den
vermeintlich einfachen Weg zu
gehen und lediglich die Teile zu
tauschen. „In deutschen Werkstätten greifen die Monteure viel
zu schnell zum Austauschteil“,
ärgert sich Siegbert Müller, Geschäftsführer der Carbon GmbH.
Oft würde die Instandsetzung
eines Unfallschadens mit der
fachgerechten Instandsetzung
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FACHMANN
9-2010
fordert der Einsatz des
Reparatursystems
FOTOS: CARBON GMBH
der Fahrzeugaußenhaut deutlich
günstiger. Das komme sowohl
bei den Kunden als auch bei den
Versicherungen gut an.
So funktioniert Miracle
Das Miracle-Ausbeulsystem von
Carbon können Werkstätten für
fast alle anfallenden Arbeiten
der Außenhaut-Instandsetzung
einsetzen. Vom kleinen Parkrempler bis zu großflächigen
Schäden von Seitenwand und
Schweller sind so kostengünstige Reparaturen möglich. Und so
funktioniert es:
Die Rückverformung des Bleches
erfolgt mittels angeschweißter
oder aufgeklebter Bits. Über diese wird durch eine spezielle Vorrichtung gleichzeitig Zug und
Druck auf das Blech ausgeübt –
das sogenannte Walken.
Indem der Karosseriebauer die
Außenhaut so gezielt und sanft
rückverformt, kann er die Über-
„Miracle“ spezielles
streckung des
Blechs, die beim klassischen Ausbeulen mit
Hammer und Gegenhalter entsteht, weitestgehend verhindern. Die Einschweißbits werden
nicht direkt in den Zuganker eingehängt, sondern über eine Verbindungsstange gefasst. So bestimmt nicht die Breite des
Zugankers die Anzahl der Bits,
sondern die Größe und Art der
Beschädigung.
Über 70 Prozent aller Schäden
können laut Unternehmensangaben so mit deutlich verringertem Zeit- und Materialaufwand
repariert werden. Ferner würden
im Gegensatz zum Teilersatz
aufwendige Demontagearbeiten
entfallen. „Darüber hinaus ist
die Miracle-Reparaturmethode
auch schonender, denn Fahrzeugstruktur und Korrosionsschutz bleiben weitestgehend
erhalten“, resümiert Müller. ●
Know-how.
● REDAKTION: Herr
Müller, Sie preisen
Miracle als ganzheitliches System an. Was
sind seine Bestandteile?
SIEGBERT MÜLLER: Wir
verstehen Miracle als
ein vollständiges
Reparaturkonzept für
die KarosserieAußenhaut-Instandsetzung. Dazu gehört ein
kompletter Werkstattarbeitsplatz, der mit zwölf Miracle-Komponenten,
umfangreichem Zubehör sowie der Airo-PowerDruckluftpresse ausgestattet ist. Feste Bestandteile des
Konzepts sind zudem die Schulung vor Ort im Betrieb
und ein umfangreiches Marketingpaket.
● Warum legen Sie so viel Wert auf die Schulung? Ist
Miracle so kompliziert?
Miracle bietet für beinahe jeden Schaden die passende
Lösung. Nur mit dem entsprechenden Know-how kann
der Betrieb das ganze Potenzial des Systems ausschöpfen. Die Erfahrung der letzten zehn Jahre und die
Zusammenarbeit mit den Herstellern zeigen:
Schulungen sind unbedingt notwendig und für uns ein
fester Bestandteil des Miracle-Konzepts.
● Sie bieten ein spezielles Alu-Repair-System an.
Was ist die Besonderheit daran?
Es gibt weltweit kein System, das in der Lage ist,
Aluminiumbits in verschiedenen Legierungen mit einer
reinen Oberflächenschweißung mit hoher Festigkeit
sowie Prozesssicherheit zu setzen. Das Reparatursystem, das wir in zweijähriger Zusammenarbeit mit dem
Marktführer bei Alukarosserien, der Audi AG,
entwickelt haben, setzt einen neuen Standard in der
Aluminium-Außenhaut-Instandsetzung. Mit Alu-Repair,
den Miracle-Komponenten und der Klebetechnik
lassen sich auch solche Schäden profitabel instand
setzen, bei denen bislang ein Teilersatz obligatorisch
war. Das System ist bereits von Volkswagen, Audi und
Mercedes-Benz freigegeben.
● Und was hat es mit der neuen Klebetechnik auf sich?
Die Erfahrung der letzten Jahre hat deutlich gezeigt,
dass es bei der Rückverformung großer Schäden und
bei runden Konturen sehr wichtig ist, großflächig zu
ziehen. Unsere speziellen Pads sind aus weichem
Kunststoff gefertigt und damit genau auf die MiracleZugkomponenten abgestimmt. Mit der Klebetechnik
lassen sich bereits im ersten Zug oft über 90 Prozent
der Deformation beseitigen. Dadurch reduzieren sich
die Fläche für das Finish und der Aufwand für
Lackvorbereitung und Lackierung drastisch.
● Wo liegen die technischen Grenzen einer
Instandsetzung mit dem Miracle-System?
Mit Miracle lassen sich beinahe alle Schäden an der
Außenhaut schnell richten, insbesondere an Seitenwand, Schweller, Heckteil und Dach. Sobald die
Fahrzeugstruktur betroffen ist, kommen wir mit
Miracle nicht weiter. Die Grenzen sehen wir zum einen
eher auf der wirtschaftlichen Seite – manchmal ist ein
Teilersatz bei Anbauteilen für den Betrieb einfach
profitabler – zum anderen liegen die Grenzen oftmals
beim Anwender in der Karosseriewerkstatt. Auch
deswegen legen wir großen Wert auf die Schulung,
die fortwährende Betreuung und Aufbauschulungen.
● Was bedeutet „Reparieren vor Austauschen“ für die
Werkstätten, deren Teile-Umsatz dadurch zurückgeht?
Der Angst vor rückläufigem Teile-Umsatz begegnen
wir häufig. Betriebswirtschaftlich betrachtet erzielt die
Werkstatt aber mit Miracle insgesamt eine höhere
Wertschöpfung, mehr Gewinn und eine bessere
Auslastung im K&L-Bereich. Viele Betriebe sehen
Miracle zu Recht als Mittel zur langfristigen Existenzsicherung. Wer sich dem Trend zum Schadenmanagement der Versicherer und dem Wunsch der Kunden
nach einer bedarfsgerechten Reparatur verschließt, hat
sicherlich schon bald deutlich größere Probleme als
nur seinen Teile-Umsatz. Miracle und unser Marketingpaket eröffnen den Kfz-Betrieben neue Chancen und
Potenziale. Damit können sich die Werkstätten bei
Versicherern, Sachverständigen und Endkunden besser
positionieren. Dies bestätigen unsere Partnerbetriebe
immer wieder.
DIE FRAGEN STELLTE KONRAD WENZ
9-2010
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