Die potentiellen Kosten des Kosovo

Transcription

Die potentiellen Kosten des Kosovo
Economics
Aktuelle Themen
12. Mai 1999
Nr. 118
Deutschland • Europa • International
Die potentiellen Kosten des Kosovo-Konflikts
Mit der Fortdauer der Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien rücken nach den politischen nun auch verstärkt die wirtschaftlichen Konsequenzen in den Vordergrund.
Aus den Kampfhandlungen ergeben sich eine Reihe von Kosten für die Nato-Staaten. Allein die Militäraktion der ersten sechs Wochen dürfte die Nato zwischen
USD 2 und 3 ½ Mrd. gekostet haben. Die Kosten der humanitären Hilfe für die
Flüchtlinge aus dem Kosovo nehmen sich im Vergleich dazu als sehr gering aus.
Der Wiederaufbau auf dem Balkan wird die militärischen und humanitären Kosten
um ein vielfaches übersteigen. Die EU-Kommission hat die Wiederaufbaukosten
mittelfristig auf USD 30 Mrd. geschätzt. Auf das Wachstum in Westeuropa hat der
Konflikt sowohl wachstumsdämpfende als auch wachstumsfördernde Auswirkungen. Obwohl die öffentlichen Defizite in Europa als Folge des Krieges zunächst in
diesem und im nächsten Jahr tendenziell höher ausfallen werden, ist dennoch
nicht zu erwarten, daß sie an die obere Grenze des Maastricht-Kriteriums stoßen
werden.
Hans-Jürgen Meltzer, +49 69 910-31727 ([email protected])
Jens-Uwe Wächter, +49 69 910-31726 ([email protected])
Zinswende in Großbritannien: Anstieg
der Zinsen auf 6% in 2000
Nachdem der geldpolitische Ausschuß der Bank von England (MPC) auf seiner
Sitzung vom 6. Mai das Zinsniveau unverändert ließ, hat sich die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß die Leitzinsen nicht weiter gesenkt werden und in diesem Sommer der Tiefpunkt im laufenden Zinszyklus erreicht wird. Dazu trägt bei, daß sich
die Zinssenkung um 225 Basispunkte seit Oktober 1998 nach Ansicht des MPC
erst Ende 1999 und im Jahr 2000 in vollem Umfang auf die Konjunktur auswirken
wird. Ein weiterer Grund für die absehbare Zurückhaltung der Bank von England,
die Zinsen weiter zu senken ist, daß sie eine “Übersteuerung” vermeiden will, der
dann durch übermäßige Zinsanhebung begegnet werden müßte. Hinzu kommt,
daß die Verbraucher auf Veränderungen der kurzfristigen Zinsen zunehmend sensibler reagieren. Auch die Schwierigkeit, die Wirkung von Zinsänderungen auf den
Wechselkurs des Pfundes präzise vorherzusagen, dürfte zum vorsichtigen Agieren des Ausschusses beitragen. Da im Verlauf d.J. mit einer allmählichen Erholung
des Wachstums und im Jahr 2000 mit einer Beschleunigung gerechnet wird, ist
zu Beginn des nächsten Jahres ein erster Zinsschritt und im Jahresverlauf ein
Anstieg der Zinsen auf 6 % zu erwarten.
Steven Bell, +44 171 545-2288 ([email protected])
Deutsche Bank Research
Frankfurt am Main
Deutschland
E-mail: [email protected]
Fax: +49 69 910-31877
Editoren:
Bernhard Gräf
+49 69 910-31738
[email protected]
Hans-Jürgen Meltzer
+49 69 910-31727
[email protected]
Publikationsassistenz:
Sabine Loetto
+49 69 910-31734
[email protected]
Aktuelle Themen
2
Economics
Aktuelle Themen
Die potentiellen Kosten des
Kosovo-Konflikts
Sechs Wochen nach Beginn des Kosovo-Krieges halten die Nato-Luftangriffe auf Jugoslawien mit unverminderter Intensität an. Nach dem
Stillstand des ersten Monats haben sich die diplomatischen Aktivitäten jedoch wieder intensiviert. Vor allem die “Shuttle-Diplomatie” des
russischen Kosovo-Beauftragten Tschernomyrdin hat Bewegung in die
Verhandlungen um eine baldige Beilegung des Konflikts gebracht. Obwohl die grundsätzlichen Positionen Jugoslawiens und der Nato nach
wie vor als völlig unvereinbar angesehen werden, hatten sich zuletzt
die Chancen für eine kurzzeitige Feuerpause seitens der Nato erhöht.
In der Außenministerkonferenz der G8 ist es schließlich gelungen, eine
gemeinsame Erklärung zur politischen Lösung des Konflikts zu verabschieden, über die China im Weltsicherheitsrat unterrichtet werden
sollte. Die Hoffnung auf eine schnelle Beendigung der Angriffe, die nach
der Konferenz aufgekeimt war, scheint aber durch die Bombardierung
der chinesischen Botschaft in Belgrad wieder zunichte gemacht worden zu sein. Je länger die Kampfhandlungen andauern, desto mehr
rücken die wirtschaftlichen Konsequenzen der militärischen Intervention auf dem Balkan in den Vordergrund. Im Westen wird aber auch schon
für die Zeit nach dem Krieg geplant.
Diplomatische Bemühungen machen
Fortschritte
Um die makroökonomischen Auswirkungen des Kosovo-Konflikts abschätzen zu können, unterscheiden wir mehrere Kostenarten, die auf
die internationale Staatengemeinschaft zukommen. Dies sind Kosten
1. für die militärischen Aktionen der Nato,
2. für die Versorgung der Flüchtlinge,
3. für die Stationierung von Truppen zur Sicherung eines Friedensabkommens,
4. durch die Unterbrechung normaler wirtschaftlicher Beziehungen in
der Krisenregion und entsprechende Rückwirkungen auf Westeuropa,
Kosten für Nato sind vielfacher Art
5. durch die mögliche Aufstockung nationaler Verteidigungshaushalte
zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft der Nato-Streitkräfte,
6. für den Wiederaufbau auf dem gesamten Balkan.
Im folgenden werden die einzelnen Kostenarten genauer analysiert.
Kosten der Militäraktion
Das Center for Strategic and Budgetary Assessment schätzt die Kosten des Luftkrieges nach 43 Tagen für die USA auf ca. USD 1 – 1,3
Mrd. Das entspricht Kosten von etwa USD 20 - 30 Mio. pro Tag. Für die
kommenden Wochen erwartet das Institut einen Anstieg der täglichen
Kosten auf USD 30 - 50 Mio. Bei diesen Schätzungen ist davon ausgegangen worden, daß 2/3 aller Einsätze von den USA geflogen werden.
Wir schätzen jedoch, daß der gesamte Beitrag der USA darüber liegt.
Tatsächlich dürften die bisherigen Kosten für die Nato-Militäraktion im
Zeitraum der ersten sechs Wochen zwischen USD 2 und 3,5 Mrd. liegen (wobei die Obergrenze durch eine Studie der Bundeswehr markiert wird). Das US-Repräsentantenhaus hat ein Notprogramm von etwas über USD 13 Mrd. zur Deckung der Kriegskosten bis Ende September verabschiedet. Präsident Clinton wird diesem Programm aller
Voraussicht nach zustimmen.
Economics
Luftkrieg kostet Nato in den ersten
sechs Wochen der Militäraktion
USD 2 - 3,5 Mrd. ...
3
Aktuelle Themen
Die europäischen Kosten sind ebenfalls beachtlich. Der erwähnten
Studie der Bundeswehr zufolge belaufen sich die Kosten des militärischen Einsatzes der Bundeswehr für den ersten Monat auf DEM 450
Mio. In dieser vorsichtigen Schätzung sind auch Kosten für humanitäre
Hilfe der Bundeswehr enthalten. Wenn man vom Anteil der eingesetzten Maschinen auf den Anteil der Bundeswehr an der Zahl der Einsätze schließt, dürften etwa 5% der bisherigen Gesamtkosten von der
Bundesrepublik getragen worden sein. Im Bundeshaushalt sind bisher
DEM 300 Mio. für die humanitäre Hilfe für Opfer der Kosovo-Krise und
DEM 441 Mio. für militärische Einsätze der Bundeswehr eingestellt
worden.
Käme es zur Entsendung von Bodentruppen, würden die Kosten für
die Nato noch wesentlich höher. Das Budget Office des US-Kongresses schätzt die zusätzlichen, monatlichen Kosten für die Entsendung
von 27.000 Mann, wenn diese nicht in Kampfhandlungen verwickelt
werden, auf USD 200 Mio. Im Fall von Kampfhandlungen würden die
Kosten auf USD 300 Mio. pro Monat ansteigen. Militärexperten schätzen, daß eine sechsstellige Zahl von Soldaten aufgeboten werden
müßte, um Jugoslawien und den Kosovo zu befrieden. Die Aufmarschzeit der Streitkräfte wird auf vier bis fünf Monate geschätzt. Die Kosten allein für den Aufmarsch von 200.000 Mann lägen zwischen USD
6 und 7,5 Mrd. Im Falle von Kampfhandlungen dürften die Kosten weit
höher liegen und damit aus den regulären Haushalten der Nato-Länder
kaum zu bezahlen sein.
... aber Bodentruppen wären ungleich teurer
Kosten der humanitären Aufgaben
Die Kosten der humanitären Hilfe für die Flüchtlinge aus dem Kosovo
nehmen sich im Vergleich zu den Militärausgaben als sehr gering aus.
Bisher hat Deutschland unter den Nato-Partnern mit 10.000 aufgenommenen Flüchtlingen die Hauptlast bei der Evakuierung der Menschen
aus dem Kosovo getragen, und es ist von Regierungsseite angedeutet
worden, das Kontingent zu verdoppeln.
Bei monatlichen Kosten von rund DEM 1.000 pro Flüchtling belaufen
sich die Kosten für die öffentlichen Haushalte auf rund DEM 10 Mio.
Eine weitaus größere Belastung stellen aber diejenigen Bürgerkriegsflüchtlinge dar, die außerhalb dieses Kontingents nach Deutschland
gelangen. Rechnet man Angaben des Städtetags Baden-Württemberg
auf die gesamte Bundesrepublik hoch, dann leben zur Zeit immer noch
ca. 300.000 Bürgerkriegsflüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien
in Deutschland. Dies bedeutet, ebenfalls hochgerechnet, daß den Sozialhilfeträgern der Stadt- und Landkreise jährlich Aufwendungen von
knapp DEM 1 Mrd. entstehen. Die Mehrbelastungen für die Kreise
dürften sich infolge der Kosovo-Krise jedoch in geringeren Größenordnungen bewegen. Die gesamten Kosten werden aber noch höher ausfallen, wenn Bund und Länder in die Rechnung mit einbezogen werden.
Die Bundesrepublik hat bei den EU-Ländern darauf gedrängt, daß diese sich in verstärktem Maße an der Aufnahme von Flüchtlingen beteiligen. Großbritannien und Italien haben inzwischen zugesagt, ihre Hilfe
auf diesem Gebiet zu intensivieren. Obwohl die britische Regierung
bisher mit der Veröffentlichung von Zahlen sehr zurückhaltend gewesen ist, hat Premierminister Blair nun eine Erhöhung der humanitären
Hilfen auf GBP 40 Mio. angekündigt. Das Verteidigungsministerium
ließ verlautbaren, daß es die Kosten der Militäraktion wahrscheinlich
aus dem regulären Budget (GBP 21 Mrd.) bezahlen könne. Falls dem
nicht so sei, stünden immer noch die “contingency reserves” (ca. GBP
1,5 Mrd. 1999) zur Verfügung. Für Frankreich schätzt man von offizieller
4
Economics
Kosovo Vertriebene
Flüchtlinge auf dem Balkan:
Bosnien 18,500
Montenegro 63,900
747,900
Albanien
426,600
Mazedonien
238,900
Evakuierung von Flüchtlingen
nach Europa:
Aufnehmende Staaten:
Frankreich 2,816
Andere
14,628
34,744
Großbritannien
635
Deutschland
9,974
Türkei 6,691
Quelle: UNHCR (11. M ai 1999)
Aktuelle Themen
Seite her die Kosten der bisherigen Beteiligung an der Militäraktion auf
FRF 350 - 400 Mio.; addiert man die absehbaren Aufwendungen für
humanitäre Hilfe und den Schuldenerlaß für Albanien und Mazedonien
hinzu, so belaufen sich die Kosten für dieses Jahr auf über FRF 1 Mrd.
Die italienische Regierung hat soeben ITL 620 Mrd. freigegeben, wovon ITL 300 Mrd. auf Militärausgaben und ITL 250 Mrd. auf humanitäre Aufgaben entfallen.
Kosten nach Ende des Konflikts
Während diese kurzfristigen Kosten zumindest einigermaßen verläßlich in ihrer Größenordnung eingeschätzt werden können, lassen sich
die langfristigen Kosten zu diesem Zeitpunkt nur sehr rudimentär quantifizieren. Ein wichtiger Bestandteil der Nato-Strategie für die Zeit nach
dem Krieg ist die Stationierung von Soldaten im Kosovo zur Absicherung des Friedens. General Eisele, ehemals ranghöchster Offizier
die UN-Blauhelmmissionen, schätzt, daß zu diesem Zweck etwa 30.000
Soldaten drei bis fünf Jahre dort eingesetzt werden müßten. Damit
beliefen sich die Kosten einer friedenssichernden Mission in diesem
Zeitraum auf USD 8 - 13,5 Mrd.
Mittelfristige Auswirkungen des
Krieges schwer abzuschätzen
Trotz der Unsicherheit bezüglich des Ausmaßes der Zerstörung schätzt
das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche, daß bei
sofortigem Stopp der Kampfhandlungen das BIP Jugoslawiens 1999
um mindestens 20% schrumpfen wird. Albanien, Bosnien-Herzegowina, Bulgarien, Kroatien, Mazedonien, Rumänien und selbst Ungarn
verspüren die Auswirkung des Krieges durch Einschränkung bzw. Abbruch normaler Handelsbeziehungen mit Serbien und erhöhte Transportkosten durch den Wegfall der Transitmöglichkeiten. Zudem werden Griechenland und Italien durch Ausbleiben eines Teils der Tourismuseinnahmen in Mitleidenschaft gezogen.
Mittelfristig werden möglicherweise auf die Nato-Staaten weitere Kosten durch die Aufstockung der Verteidigungshaushalte zur Verbesserung der Einsatzbereitschaft ihrer Streitkräfte zukommen. So schreibt
das deutsche Verteidigungsministerium in seiner “Bestandsaufnahme
Bundeswehr”, daß die zeitgleiche Wahrnehmung verschiedener Aufgaben im In- und Ausland die personellen und materiellen Ressourcen
überdehne und zunehmend das Gefüge der Streitkräfte beeinträchtige. Im Notprogramm des US-Kongresses sind schon Ausgaben dieser
Art in Höhe von knapp USD 7 Mrd. enthalten.
Die Kosten des Wiederaufbaus werden aller Voraussicht nach sämtliche bisher genannten Aufwendungen in ihrer Größenordnung in den
Schatten stellen. Als Maßstab kann Bosnien herangezogen werden,
das seit dem Friedensabkommen von Dayton 1995 etwa USD 5 Mrd.
in Anspruch genommen hat. Die EU-Kommission schätzt die Ausgaben für einen “Marshall-Plan” für den gesamten Balkan auf USD 30
Mrd. Die Höhe dieser Schätzung bewegt sich in einem Rahmen, den
wir für durchaus realistisch halten, insbesondere da sie sich auf einen
Zeitraum von mehreren Jahren bezieht und wahrscheinlich fast alle
Balkanländer umfaßt.
EU-Kommission schätzt Wiederaufbaukosten auf USD 30 Mrd
Ungewisse Lastenverteilung
Auch wenn die bisher genannten Kosten nur als grobe Schätzung betrachtet werden können, stellt sich die Frage, wie dabei die Lastenverteilung aussehen könnte. Der Löwenanteil der Kosten für die sog. “heiße Phase” wird von den USA aufgebracht. Für die Aufteilung der bei
den bisherigen und künftigen Kampfhandlungen entstandenen Kosten
gibt es – nicht zuletzt aus politischen Gründen - keinen verläßlichen
Economics
5
Aktuelle Themen
Verteilungsschlüssel. Der Golfkrieg liefert hierfür keinen geeigneten
Maßstab. Damals waren die USA von der UNO zum Eingreifen ermächtigt worden und hatten nach Beendigung der Kampfhandlungen die GolfAnrainerstaaten und die meisten Nato-Mitgliedsländer an den Kosten
der Aktion (gut USD 100 Mrd.) beteiligt. Sehr wahrscheinlich werden
die USA nach Kriegsende versuchen, die Nato-Partner an den hohen
Kosten zu beteiligen. Nach welchen Kriterien dabei vorgegangen wird,
läßt sich derzeit noch nicht abschätzen. Würde man als Aufteilungsschlüssel das BIP der Nato-Mitgliedsländer als Maßstab wählen, kämen auf Deutschland rein rechnerisch rund 12½% der entstandenen
Kosten zu, auf Westeuropa rund 46%. Inwieweit die bislang entstandenen eigenen Belastungen der beteiligten Länder dann gegengerechnet werden können, wird ebenfalls Gegenstand von politischen Verhandlungen sein.
Über die Aufteilung der Kosten der Nachkriegsphase kann ebenfalls
nur spekuliert werden. Wie hoch die Kosten für den Wiederaufbau sein
werden, insbesondere aber auch die Beantwortung der Frage, wie die
Mittel auf Serbien und die Anrainerstaaten letztlich verteilt werden, wird
ebenfalls primär politisch entschieden werden müssen. Nimmt man
an, daß mittelfristig USD 30 Mrd. aufzubringen sind, so ist wahrscheinlich, daß ein so hoher Betrag nicht nur von den Nato-Mitgliedsländern,
sondern teilweise auch von der Europäischen Entwicklungsbank sowie
von IWF und Weltbank bereitgestellt werden muß. Außerdem bleibt
abzuwarten, wie stark sich die USA an den Wiederaufbaukosten beteiligen werden. Sie dürften darauf hinweisen, daß sie vom Wiederaufbau
wirtschaftlich weniger stark profitieren werden als europäische Unternehmen. Fest steht aber, daß die Wiederaufbau-kosten, aber auch die
Stationierung von Truppen zur Aufrechterhaltung der Sicherheit im Kosovo die europäischen Länder in den nächsten Jahren erheblich belasten werden.
USA werden stärkere Beteiligung der
Nato an den Gesamtkosten anstreben
Wiederaufbau auch von IWF und
Weltbank zu finanzieren
Effekte auf das Wachstum in der EU
Die Frage, ob der Kosovo-Konflikt in den europäischen Nato-Ländern
per saldo das Wachstum eher dämpft oder fördert, hängt von einer
Vielzahl von Annahmen ab. Z.B. spielt hierfür eine Rolle, wie stark die
Europäer durch die Bereitstellung von Flugzeugen, die Stationierung
von Truppen oder auch die Aufnahme von Flüchtlingen in den Konflikt
involviert sind. Zudem hängen etwaige Dämpfungseffekte für das
Wachstum wesentlich von der Dauer des Kosovo-Konflikts ab. Dies
würde vor allem dann gelten, wenn der Einsatz von Bodentruppen beschlossen würde, da dies sehr wahrscheinlich die Konsumentenstimmung wesentlich beeinträchtigen dürfte. Aber auch die politischen Folgen einer solchen Entscheidung wären nicht unproblematisch. In
Deutschland ist es durchaus möglich, daß die Entsendung von Bodentruppen zu weiteren Spannungen in der Regierung, wenn nicht sogar
zum Ende der Koalition führen könnte. Darüber hinaus ist die Frage
nach dem “burden-sharing” zu beantworten. Je größer der Anteil an
den Gesamtkosten des Kriegs, den Europa an die USA überweisen
muß, desto stärker der wachstumsdämpfende Effekt in Europa.
Leicht wachstumsdämpfend wirkt in Europa ferner, daß die europäischen Exporte in die Krisenregion – zumindest, solange die Kampfhandlungen andauern – stark gedrückt werden, selbst wenn der Anteil
der Exporte in die Balkan-Länder (ohne Griechenland und Slowenien)
sehr gering ist. Er beläuft sich im Falle Deutschlands auf rd. 1% und
liegt, abgesehen von Italien, in anderen großen europäischen Ländern
darunter (s. Tabelle). In diesem Jahr dürften die Exportquoten durchweg deutlich sinken, weil die europäischen Exporte in einige der Anrai-
6
Economics
Ein langer Konflikt wird Wachstum
dämpfen
Exporte auf den Balkan* 1997
(in % der gesamten Exporte)
Deutschland
Frankreich
Italien
Großbritannien
Spanien
* Bosnien-Herzegowina, Jugoslawien,
Kroatien, Mazedonien, Rumänien
Quelle: IWF
1.0
0.4
2.0
0.3
0.2
Aktuelle Themen
nerstaaten regelrecht einbrechen dürften, da diese mit Serbien ihren
Hauptabsatzmarkt fast völlig verlieren. Dies dürfte vor allem für Griechenland gelten, dessen Wachstumserwartungen für 1999 (bislang
3,5%) von offizieller Seite, vor allem mit Blick auf den Export, um 0,2 0,5 Prozentpunkte herabgesetzt wurden. Unter den westeuropäischen
Ländern werden derzeit lediglich für Italien etwaige Wachstumseinbußen diskutiert, wobei auf sinkende Tourismuseinnahmen und eine in
letzter Zeit verschlechterte Konsumentenstimmung verwiesen wird.
Würde sich der Konflikt über die Sommermonate hinziehen, müßte
nach Einschätzung unserer italienischen Analysten mit einer Verringerung des Wachstums um 0,1 – 0,2 Prozentpunkte gerechnet werden.
Dagegen wäre der wachstumsdämpfende Effekt bei sofortigem Waffenstillstand praktisch mit “Null” anzusetzen.
Auf der anderen Seite erhöhen die Ausgaben für militärisches Material
und für Truppen, die von europäischen Staaten auf den Balkan entsandt werden, den Staatsverbrauch und damit tendenziell das Wirtschaftswachstum in Europa. Stärker zu Buche schlagen könnte eine
Aufstockung der Vorräte (bei Rohstoffen und auch bei Rüstungsgütern),
einerseits aus Vorsichtsgründen, andererseits zur Sicherung der Verteidigungsbereitschaft. Allein die Möglichkeit des Einsatzes von Bodentruppen im Kosovo dürfte zur Überprüfung und auch zum teilweisen
Ersatz von Verteidigungsmaterial führen.
Exporte der EU in den Balkan kurzfristig deutlich geringer ...
... aber es gibt auch positive Wachstumseffekte
Die Erwartung der UNO-Wirtschaftskommission für Europa, daß das
Wachstum in Westeuropa als Folge des Kriegs in Jugoslawien in diesem Jahr “weiter an Kraft verlieren werde”, erscheint daher keineswegs zwingend. Dabei wird etwa auch außer Acht gelassen, daß der
Wechselkurs des Euro – z.T. als Folge des Kosovo-Konflikts – unter
Druck geraten ist und von dieser Seite her die gesamten europäischen
Exporte gestützt werden. Mit Blick auf die Wiederaufbauphase dürfte
Westeuropa dann von der Wiederherstellung der Infrastruktur in der
Krisenregion sowie von der Lieferung von Maschinen und Ausrüstungen profitieren.
Auswirkungen auf Staatshaushalte
Vor diesem Hintergrund ist wahrscheinlich, daß die öffentlichen Defizite in Europa als Folge des Kosovo-Konflikts zunächst in diesem und
im nächsten Jahr tendenziell höher ausfallen werden. Hierfür spricht
vor allem, daß die Ausgaben für den Staatsverbrauch (militärische Ausrüstungen, Personal) durch den Einsatz im Kosovo steigen werden.
Hinzu kommt, daß in Verbindung mit dem Kosovo-Konflikt erkennbar
wurde, daß – nicht nur in Deutschland - die Verteidigungsetats in den
letzten Jahren zu stark beschnitten wurden. Es ist daher zu vermuten,
daß die Verteidigungsausgaben im Interesse einer angemessenen Verteidigungsbereitschaft künftig stärker wachsen werden als bisher.
Defizitquoten wahrscheinlich nur
wenig höher
Defiziterhöhend wirkt ferner die mögliche Streichung von Schulden
bzw. Umschuldung der direkt oder indirekt in den Konflikt involvierten Ländern. So haben öffentliche und kommerzielle Gläubiger für Bosnien-Herzegowina einen erheblichen Schuldenerlaß beschlossen. Ende
letzten Jahres wurde vom Pariser Club (öffentliche Gläubiger) beschlossen, dem Land rd. 2/3 (d.h. rd. USD 1 Mrd) der fälligen Kapitalbeträge
und Zinsen zu erlassen. Einzelheiten sind noch mit den einzelnen Gläubigerländern auszuhandeln. Während von den unmittelbar beteiligten
Ländern – soweit erkennbar - keine Umschuldungen mit westlichen
Banken anstehen, besteht z.B. im Falle Rumäniens in nächster Zeit
erheblicher Umschuldungsbedarf. Wahrscheinlich werden auch Albanien und Mazedonien nach Beendigung der Kampfhandlungen um weitere finanzielle Unterstützung ersuchen. Insgesamt dürfte es sich da-
Economics
7
Aktuelle Themen
bei jedoch – gemessen an den Budgets der westeuropäischen Länder
- um keine signifikanten Größenordnungen handeln. Wir sehen deshalb insgesamt auch keine Gefahr, daß die öffentlichen Defizite in Euroland an die obere Grenze des Maastricht-Kriteriums (3,0%) stoßen
könnten. Dennoch ist nicht auszuschließen, daß es an den Bondmärkten – sobald über die endgültigen Kosten der Militäraktion und das
Ausmaß der wahrscheinlichen Wiederaufbaukosten spekuliert wird –
zumindest temporär zu anziehenden Renditen kommt.
Hans-Jürgen Meltzer, +49 69 910-31727 ([email protected])
Jens-Uwe Wächter, +49 69 910-31726 ([email protected])
8
Economics
Aktuelle Themen
Zinswende in Großbritannien: Anstieg der Zinsen auf 6% in 2000
Wir rechnen nicht mehr mit einer Senkung der britischen Leitzinsen
von derzeit 5,25% auf 4,5% in diesem Sommer. Allerdings hat sich
u.E. die Wahrscheinlichkeit erhöht, daß in diesem Sommer der Tiefpunkt des Zinszyklus erreicht wird. Auf der Sitzung vom 6. Mai hat der
geldpolitische Ausschuß der Bank von England (MPC) das Zinsniveau
unverändert gelassen. Bis zum Herbst dürfte der Zeitpunkt einer Zinsanhebung in Großbritannien im Mittelpunkt des Marktinteresses stehen. U.E. ist im 1.Q. 2000 der erste Zinsschritt und im Verlauf des Jahres 2000 ein Anstieg der Zinsen auf 6% zu erwarten.
Die Bank von England hat in einem Bericht und einem Buch dargelegt,
wie sich das Zinsniveau ihrer Ansicht nach auf die Konjunktur auswirkt.
Dies ermöglicht eine Einschätzung ihrer Haltung in bezug auf die Frage, wie die Zinsen in Großbritannien die Wachstums- und Inflationsrate beeinflussen. Die Bank von England nimmt in diesen Veröffentlichungen keine radikale Position ein. Es wird jedoch deutlich, daß sich die
Senkung der Zinsen um 225 Bp. seit Oktober 1998 erst Ende 1999 und
im Jahr 2000 in vollem Umfang auswirken wird.
Nach den jüngsten, korrigierten Konjunkturdaten hat sich das BIP-Wachstum in Großbritannien spürbar verlangsamt. Es fiel im 1.Q. 1998 – also
deutlich früher als bisher angenommen – unter die Trendrate, wurde
jedoch entgegen unserer Erwartung nicht negativ. Dabei spielte die
Einführung der Selbstveranlagung eine wichtige Rolle, durch die sich
die Einkommensteuer deutlich erhöhte und das Wachstum der Verbrauchereinkommen praktisch auf Null zurückging. Diese Entwicklung hat
sich bis 1999 fortgesetzt. Infolge der Auswirkungen der Zinssenkung
in Verbindung mit dem anhaltenden Beschäftigungswachstum nimmt
der Druck auf den privaten Konsum jedoch allmählich ab. Das reale
verfügbare Einkommen der Haushalte erhöhte sich 1998 nicht, dürfte
jedoch in diesem Jahr um ca. 2,3% ansteigen. Wir erwarten eine allmähliche Erholung des Wachstums im Jahresverlauf. 1999 dürfte es
0,7% betragen und sich im Jahr 2000 auf 2,0% beschleunigen.
Die Grafiken zeigen, wie sich die jüngste Zinssenkung des geldpolitischen Ausschusses unter der Annahme eines künftig unveränderten
Zinsniveaus auf das BIP und die Inflation auswirken dürfte. Dies deutet
darauf hin, daß der Ausschuß vor allem eine “Übersteuerung” vermeiden will. In einem solchen Falle würden die Zinsen zu weit gesenkt, so
daß sie bei eintretender Reaktion der Wirtschaft übermäßig angehoben werden müßten. U.E. dürfte der MPC daher trotz des unter der
Trendrate liegenden Wachstums und des Rückgangs des Verbraucherpreisanstiegs unter den Zielwert (2,5%) in den nächsten Monaten keine Zinsschritte nach unten mehr vornehmen, da bereits eine Konjunkturerholung eingesetzt haben dürfte. Eine Zinserhöhung wäre erst dann
zu erwarten, wenn das Wachstum im nächsten Jahr über die Trendrate
steigt und sich die Produktionslücke schließt.
Das von der Bank von England verwendete Modell der geldpolitischen
Übertragungsmechanismen dürfte den Einfluß einer Änderung der kurzfristigen Zinsen auf das Verbraucherverhalten eher unterschätzen. Ökonometrische Modelle spiegeln unweigerlich das Durchschnittsverhalten in ihrer Entstehungszeit wider. Während der letzten 20 Jahre hat
sich die Sensibilität der privaten Haushalte gegenüber Zinsschritten stetig verstärkt. Dies beruht auf zwei Faktoren. Zum einen ist per saldo
eine Verschuldung der Haushalte zu variablen Zinssätzen festzustellen.
Das Vorzeichen für den Einkommenseffekt aufgrund von Zinsänderun-
Economics
Aufwärtsrevision unserer Wachstums- und Zinsprognosen
Lockerung um 225 Bp. seit Oktober
1998 dürfte sich laut Modell der Bank
von England erst Ende 1999/ Anfang
2000 in vollem Maße auswirken
Auswirkung fallender Zinsen auf
das reale BIP
1.4
Die Grafik zeigt (unter der A nnahme eines
künftig unveränderten Zinsniveaus) die
A uswirkungen der jüngsten
Leitzinssenkungen auf die Inflatio nsrate
1.2
1.0
0.8
0.6
0.4
Obergrenze
Untergrenze
0.2
0.0
%
98
99
00
-0.2
01
Quelle: eig. Berechnungen, basierend auf den M odellen der
Bank von England
Auswirkung fallender Zinsen auf
die Inflationsrate
Die Grafik zeigt (unter der A nnahme
eines künftig unveränderten
Zinsniveaus) die A uswirkungen der
jüngsten Leitzinssenkungen auf das
reale BIP
1.6
1.4
1.2
1.0
0.8
Obergrenze
0.6
0.4
Untergrenze
0.2
%
98
99
00
0.0
01
Quelle: eig. Berechnungen, basierend auf den M odellen der
Bank von England
9
Aktuelle Themen
gen ist daher negativ geworden. Zum anderen wurde die steuerliche
Absetzbarkeit von Zinszahlungen mehr und mehr eingeschränkt. In einer Entwicklung, die 1974 begann und im nächsten Jahr abgeschlossen sein soll, wurden Steuervergünstigungen für Hypothekenzahlungen schrittweise zunächst beschränkt, dann verringert und schließlich
abgeschafft. Die Besteuerung von Zinseinnahmen läßt sich schwieriger berechnen; sie dürfte sich jedoch in den letzten zehn Jahren kaum
verändert haben.
Daher voraussichtlich kein Zinsschritt, obwohl das Wachstum unter
der Trendrate und die Inflation unter
dem Zielwert liegen
Die Zunahme von festverzinslichen Hypotheken relativiert dieses Ergebnis, ändert es jedoch nicht grundlegend. Bei nahezu allen festverzinslichen Hypotheken in Großbritannien beträgt die Laufzeit fünf Jahre oder darunter; der Löwenanteil der ausstehenden Hypotheken ist
jedoch variabel verzinslich. Infolge des steigenden Anteils festverzinslicher Hypotheken verlängert sich der Übertragungszeitraum geldpolitischer Entscheidungen zwar, ihr Einfluß dürfte sich jedoch nicht spürbar
verringern.
Verschuldung der Haushalte zu
variablen Zinsen
Während der Einfluß der Geldpolitik auf die finanzielle Situation der
Verbraucher zunehmen dürfte, besteht Unsicherheit hinsichtlich der
Auswirkung von Wechselkursänderungen. Der Kurs des GBP war langfristig fester, als in den meisten Prognosen – einschließlich derjenigen
des MPC – erwartet. Dies läßt sich im Nachhinein für die Zeit, in der
das Wachstum in Großbritannien über der Trendrate lag und die Zinsen
stiegen, erklären. Infolge der deutlichen Lockerung der Geldpolitik seit
letztem Herbst sind die Zinsen jedoch sowohl nominal als auch real
gefallen, und es wurde mit einer stärkeren Abschwächung des Wechselkurses gerechnet. Es deutet zwar einiges darauf hin, daß sich das
GBP aufgrund des Beginns der EWU sowie insbesondere der Kursentwicklung des Euro gegenüber dem USD gefestigt hat; dies erleichtert
jedoch die Prognose über den künftigen Kursverlauf nicht. Dabei war
nicht nur die Stärke des GBP überraschend, sondern der Wechselkurs
scheint sich auch in deutlich geringerem Maße auf die Inflation ausgewirkt zu haben, als dies aufgrund von historischen Daten zu erwarten
war. Die Gewinnspannen im Einzelhandel weiten sich bei einer Befestigung des Wechselkurses in der Regel aus, da die Unternehmen ihre
niedrigeren Kosten nur mit einer gewissen Verzögerung weitergeben.
Dieser Effekt scheint vor allem in den letzten Jahren aufgrund des anhaltend festen Wechselkurses aufgetreten zu sein. Nach traditionellen
Modellen müßte die Inflationsrate vor diesem Hintergrund nahe bei
Null liegen.
Während der Markt für Güter und Dienstleistungen relativ inflexibel
erscheint, ist am britischen Arbeitsmarkt beinahe ein “Angebotswunder” festzustellen. Obwohl das Wachstum seit einem Jahr unter der
Trendrate liegt, waren ein anhaltendes Beschäftigungswachstum und
eine Stabilisierung der Arbeitslosenquote auf dem niedrigsten Niveau
seit 1980 zu verzeichnen. Diese Entwicklung erfolgte trotz der Einführung des Mindestlohns und der Arbeitszeitrichtlinie. Der MPC hatte
befürchtet, daß diese Maßnahmen zu höheren Lohnsteigerungen und
geringerer Beschäftigung führen würden. Bei der Flexibilisierung des
Arbeitsmarkts spielte die deutliche Zunahme von Teilzeitstellen eine
Schlüsselrolle. Einiges spricht dafür, daß die Arbeitnehmer mehrere
Teilzeitstellen innehaben, die in offiziellen Statistiken jeweils als separate Stelle aufgeführt werden. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigung stieg
in den 12 Monaten bis Februar 1999 um 2,5% an. Trotz der spürbaren
Engpässe am Arbeitsmarkt sind die Lohnabschlüsse in den letzten
Monaten sogar gesunken. In der letzten Woche wiesen die jüngsten
Daten des britischen Industrieverbandes CBI zu den Lohnabschlüssen
eine Abschwächung des Lohnwachstums im verarbeitenden Gewerbe
10
Economics
Haushalte sind jetzt
Nettoschuldner
20
10
0
-10
-20
-30
-40
-50
Mrd. GBP
-60
87
89
91
93
95
97
99
Quelle: eig. Berechnugen auf Grundlage von
Daten des Of f ice of National St at ist ics
Haushalte sind in hohem Maße
zinssensibel
-1.5
Nettozinseinnahmen der
Haushalte (% des verfügbaren
Einkommens)
-2.0
-2.5
-3.0
-3.5
-4.0
-4.5
%
87
89
91
93
95
97
-5.0
99
Quelle: DB Research
Keine Abschwächung der Verbraucherpreisinflation infolge der Stärke
des GBP
Jedoch sehr flexibler Arbeitsmarkt
Aktuelle Themen
und im Dienstleistungssektor aus. In letzterem verlangsamte sich die
Wachstumsrate von 4,4% gg. Vj. im Dezember auf 3,6% im März. Ein
wichtiger Faktor in unserer Prognose ist, daß diese Entwicklung bei
einer Konjunkturbeschleunigung zum Stillstand kommen dürfte.
Die Veröffentlichung eines Buches über die vom geldpolitischen Ausschuß der Bank von England verwendeten Konjunkturmodelle und einer Studie über die Übertragungsmechanismen stellt einen weiteren
Schritt auf dem Weg zur vollständigen Transparenz der Entscheidungsmechanismen dar. Zwar haben zahlreiche andere Zentralbanken Details der von ihren volkswirtschaftlichen Abteilungen verwendeten Konjunkturmodelle veröffentlicht; es ist jedoch das erste Mal, daß die Zentralbank eines G7-Landes einen derartigen Schritt autorisiert und durchgeführt hat. Die neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses haben beschlossen, die für ihre Entscheidungsfindung genutzten Instrumente detailliert zu beschreiben. Die Entscheidung, einen Zinsschritt
vorzunehmen, geht letztlich auf persönliche Einschätzungen zurück. Der
geldpolitische Ausschuß hat Kommentatoren und Analysten jedoch so
viele Details wie möglich über den Entscheidungsprozeß zugänglich
gemacht.
Veröffentlichung der Modelle ebenfalls positiver Schritt seitens der
Bank von England
Steven Bell, +44 171 545-2288 ([email protected])
Economics
11
Aktueller Länderbericht
ISSN Print: 0947-8078 / Internet: 1435-0750
in English: Country Brief
Die Reihe “Aktueller Länderbericht” deckt Schwellenländer und Entwicklungsländer ab. Die Publikation gibt in unregelmäßiger Folge eine gestraffte Darstellung und Analyse der jeweiligen Volkswirtschaft eines Landes. Wirtschaftliche Entscheidungen werden kommentiert und Entwicklungstendenzen aufgezeigt. Gegebenenfalls werden politische Ereignisse in ihrer wirtschaftlichen Auswirkung beurteilt. Ergänzt wird der Text durch eine statistische Übersicht mit den wichtigsten binnen- und außenwirtschaftlichen Daten. In dieser Reihe erscheinen jährlich ca. 40 Berichte.
Zuletzt sind in dieser Reihe erschienen:
Thema
Erschienen am
Lateinamerika
Durchhaltevermögen
13. April 1999
Balkan
Balkan - Quo vadis?
5. März 1999
Osteuropa
Weiter in Richtung EU
Asien
Asiens langer Weg aus der Krise
Baltikum
Die russische Krise meistern
22. Dezember 1998
2. November 1998
27. Oktober 1998
einzelne Länderberichte:
Aserbaidschan
Erdölboom in weiter Ferne?
8. April 1999
Iran
Trotz Umschuldung gefährdet
31. März 1999
Estland
Neue Regierung, alte Probleme
25. März 1999
Ukraine
Kann der Rückschlag begrenzt werden?
23. März 1999
Kasachstan
Die Luft wird dünner
22. März 1999
Indien
Die sich langsam bewegende Elefantenwirtschaft
15. März 1999
Saudi Arabien
Vor großen Herausforderungen
Ägypten
Wirtschaftspolitik droht klare Linie zu verlieren
4. März 1999
5. Januar 1999
Bestelladresse:
Deutsche Bank Research
Marketing
60272 Frankfurt am Main
Fax: +49 69 910-31833
E-mail: [email protected]
Internet: http://www.dbresearch.com
© 1999. Deutsche Bank AG, DB Research, D-60272 Frankfurt am Main, Bundesrepublik Deutschland (Selbstverlag). Alle Rechte vorbehalten. Bei Zitaten wird um
Quellenangabe „Deutsche Bank Research“gebeten.
Die in dieser Veröffentlichung enthaltenen Informationen beruhen auf öffentlich zugänglichen Quellen, die wir für zuverlässig halten. Eine Garantie für die
Richtigkeit oder Vollständigkeit der Angaben können wir nicht übernehmen, und keine Aussage in diesem Bericht ist als solche Garantie zu verstehen. Alle
Meinungsaussagen geben die aktuelle Einschätzung des Verfassers/der Verfasser wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Deutsche Bank
AG oder ihrer assoziierten Unternehmen dar. Die in dieser Publikation zum Ausdruck gebrachten Meinungen können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.
Weder die Deutsche Bank AG noch ihre assoziierten Unternehmen übernehmen irgendeine Art von Haftung für die Verwendung dieser Publikation oder deren
Inhalt. Die Deutsche Bank Securities Inc. hat unter Anwendung der gültigen Vorschriften die Verantwortung für die Verteilung dieses Berichts in den Vereinigten
Staaten übernommen. Die Deutsche Bank AG London und Morgan Grenfell & Co., Limited, die beide der Securities and Futures Authority unterstehen, haben
unter Anwendung der gültigen Vorschriften die Verantwortung für die Verteilung dieses Berichts im Vereinigten Königreich übernommen.
Druck: HST Offsetdruck GmbH, Dieburg.
Print: ISSN 1430-7421 / Internet: ISSN 1435-0734