Skulptur der Frührenaissance in Italien
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Skulptur der Frührenaissance in Italien
Italien 15. Jahrhundert Skulptur der Frührenaissance in Italien Der Wettbewerb für die zweite Bronzetür (Nordportal) für das Baptisterium: Jeder der sieben Bewerber musste die Darstellung der Opferung Isaaks in einem Vierpassrahmen (nach dem Muster der ersten Tür von Andrea Pisano) von gleicher Größe und Gestalt einreichen. Nur die Exemplare von Ghiberti und Brunelleschi blieben erhalten. Inwieweit Ghibertis Sieg auf politische, technische oder künstlerische Erwägungen zurückging, bleibt ungewiss. Brunelleschis Figuren wurden getrennt gegossen und mit Nieten auf den Grund angebracht. Er benötigtet 38 % mehr Metall, was die Kosten für die teure Bronze sehr in die Höhe getrieben hätte. Mit den beiden Reliefs beginnt die Frührenaissance in der Skulptur! • Die Opferung Issaks von Filippo Brunelleschi 1401-02, vergoldet, 45 x 38 cm. Fortschrittlich im Vergleich zum gotischen Konservatismus Ghibertis. Wirklichkeitsbezogen und innere Dramatik: - Der gequälte Gesichtsausdruck und der heftig gewundene Körper Isaaks. - Herabstürzender Engel, um die Hand Abrahams zurückzuhalten. - Knechts rechts unten beugt sich weit vor zum Wasserschöpfen. - Linker Knecht in Haltung des antiken Dornausziehers Konventionell wiedergegebene Landschaft und gewand Abrahams. Lorenzo Ghiberti 1378 – 1455 in Florenz Aufgewachsen bei seinem Stiefvater, dem Goldschmied Bartoluccio, möglicherweise Ausbildung als Maler. 1402 Teilnahme am Wettbewerb für die zweite Bronzetür des Baptisteriums. 1404 – 1424 Arbeit an der Bronzetür => bedeutendste Florentiner Bronzegießerei. Btonzefiguren für Orsanmichele: Johannes der Täufer (1412 – 16), Matthäus (1419-22) und Stephanus (1425 – 28). 1427 Zwei Bronzereliefs für das Taufbecken vom Baptisterium in Siena. Bis 1452 Dritte Bronzetür, die sogenannte Paradiespforte. • Die Opferung Isaaks Technisch besser als Brunelleschis Relief und die Komposition wirkt harmonischer, aber es fehlt die dramatische Wucht, da Ghiberti eher dem höfischen Charakter des Internationalen Stils verhaftet bleibt. Klassische Elemente: - Knechte - Akanhtusranke am Altar - Isaak - Engel taucht in schräger Verkürzung aus dem Himmel heraus. Relief in mehreren Ebenen: Vorderste Figuren fast vollplastisch, während Felsen hinter Abraham allmählich in den Hintergrund versinken zu scheinen. -1- Italien 15. Jahrhundert • Johannes der Täufer 1412 – 1416, 2, 55m, Bronze, für Orsanmichele. Orsanmichele: 1336 errichtet als Kornbörse mit einem Marienoratorium, Nischen der Außenwände waren den Florentiner Zünften zugedacht für Statuen derer jeweiligen Schutzheiligen. 1406 waren die meisten Nischen noch leer, so dass der Stadtrat per Gesetz die säumigen Zünfte verpflichtete, binnen 10 Jahre für eine entsprechende Ausstattung zu sorgen. Johannes war die größte bis dahin gegossene Bronzefigur in Florenz, aber ihr fehlt etwas der monumentale Ausdruck, wirkt wie eine vergrößerte Statuette. => vgl. die zeitgleich entstanden Bronzereliefs für die Baptisteriumstür. Körperlichkeit stark zurückgenommen, Gewand dominierend: feingeschwungene Linien des faltenreichen Gewandes, feines Gekräusel der Locken und des Fellgewandes nehmen eher Eleganz des Internationalen Stils auf, als die wiederentdeckte Anitke. • Sog. Paradiestür des Florentiner Baptisteriums 1430-37, vergoldete Bronze, Höhe 5, 21, Breite 3,01m, Ostportal. Inschrift: „LAURENTII CIONIS DE GHIBERTIS MIRA ARTE FABRICATUM“ Statt 28 Relief der beiden vorangegangenen Türen nur 10 Felder in Quadraten statt Vielpassrahmen. Ghiberti genoss so hohes Ansehen, dass er die Tür ganz ohne Vorgaben, ganz nach eigenem Ermessen gestalten konnte. Jedes Relief erscheint als illusionistsches Tafelbild. Das Auge des Betrachters wird vom Vordergrund zum Hintergrund gelenkt, in fortlaufender räumlicher Abstufung, die er durch Verringerung der Reliefhöhe proportional zur Entfernung der Gegenstände erreichte. Da nur noch 10 Felder zur Verfügung standen, mussten mehrere Episoden auf ein Bildfeld vereinigt werden. Jedes Feld ist einem Hauptthema gewidmet. (siehe Schema) „einzigartige Verbindung von mittelalterlicher Typologie (und) humanistischer Gelehrsamkeit“ Jakob und Esau Vergoldete Bronze, 79,5 x 79,5 Verschieden Handlungsepisoden wurden meisterhaft in eine Gesamtkomposition verwoben. Nach 1435 entstanden, da die Komposition genau der Linearperspektive folgt wie sie Alberti in seinem Traktat über die Malerei 1435 dargestellt hatte. Bewunderung Ghibertis für die antike Skulptur zeigt sich vor allem in Kleidung und Haltung der weiblichen Figuren. Nach seiner Romreise im Jahre 1430 hatte sich Ghiberti die antike Formensprache vollkommen angeeignet. Nanni di Banco Um 1375 bis 1421 in Florenz. 1405 Aufnahme in die Steinmetzzunft 1407 – 09 gemeinsam mit seinem Vater Antonio di Banco Arbeit an den Archivolten der Porta della Mandorala des Florentiner Doms. 1408 Jesaias für Dompfeiler 1408 – 13 Sitzender Lukas für Domfassade Gleichzeitig: Statuen für Orsanmichele: Philipp, Eligius, Santi Quatro Coronati; 1414 – 1421 Himmelfahrt Mariens für Porta della Mandorla. -2- Italien • 15. Jahrhundert Sog. Santi Quattro Coronati (Vergleich mit Ghibertis Johannes) Um 1410 /15, für Orsanmichele, Marmor, Höhe der Figuren 1,85m. Die vier Heiligen waren christliche Bildhauer, die unter Diokletian den Märtyrertod erlitten hatten.. Dementsprechend sind sie Schutzpatrone der Zunft der Steinmetze, zu denn auch die Architekten und Bildhauer zählen. Die beiden rechten Figuren wurden aus einem Marmorblock geschaffen und wurden vermutlich als Erstes gefertigt, während die ganz linke Figur die Letzte war. Gleichzeitig mit Ghibertis Johannes der Täufer, aber zeigen ganz eigenen Stil. Nanni kommt aus der Tradition des Marmorbildhauers der lokalen Dombauhütte war nicht von der verfeinerten Ornamentik des Internationalen Stils beeinflusst! Dafür hatte er Sinn für monumentale Größenverhältnisse und er hatte sich mit römischer Skulptur auseinandergesetzt. Die beiden mittleren Coronati tragen ihre Gewänder quer über den Körper geschlungen, was ihr Volumen noch betont. => deutlicher Einfluss antiker Statuen. Köpfe nach Vorbild römischer Porträts des 3. Jh. Figuren als Einzelfiguren konzipiert, aber im so im Halbkreis angeordnet, dass sie durch Blickrichtung und Gesten in Kontakt zueinander stehen. • Himmelfahrt und Gürtelspende Mariens 1414 – 21, Marmor, 4,07 x 3,87 m, Dom, Porta della Mandorla Vermutlich in den letzten drei Lebensjahren geschaffen, obwohl er den Auftrag bereits im Jahr 1414 erhielt. Gürtel, den Maria dem ungläubigen Thomas aus dem Himmel zugeworfen haben soll, ist die wichtigste Reliquie des Doms in Prato, in der Nähe von Florenz. Neues Interesse für die menschliche Bewegung: Während sich Maria mit ihrem Oberkörper sich dem ungläubigen Thomas zuwendet, dreht sich ihr Unterkörper zur anderen Seite. Fliegende Engel mit kraftvollen Leiber, wirbelnde, windgeblähte Gewänder. Lucca della Robbia Geboren 1399/1400 in Florenz, gestorben ebendort 1482. Künstlerische Herkunft fraglich, möglicherweise Mitarbeit an der Porta della Mandorla. 1431 Mitarbeit an der Sängerkanzel im Florentiner Dom, bereits bekannter Meister. 1437 – 39 Fünf Marmortafeln für den Campanile. 1441 – 43 Marmortabernakel (Peretola) 1454 – 57 Grabmal des Bischofs Federighi in S. Trinita Bekannt für seine glasierten Terrakotta-Skulpturen: 1442 – 45 Auerstehungslünette für den Dom gilt als sein erstes Werk in dieser Technik 1446 – 51 Lünette mit Christi Himmelfahrt 1448 – 51 Zwei leuchtertragende Engel 1450 Lünette für S. Domenico in Perugia 1461 – 66 Decke der Kapelle des Kardinals von Portugal in S. Miniato in Florenz. Seine Werkstatt übergab Lucca della Robbia seinem Neffen Andrea della Robbia. • Auferstehung Christi. (PKG, S 303 ) Terrakotta, glasiert. H. 2 m. Br. 2,60 m, Florenz, S. Maria del Fiore, 1442-45. - Die Figuren der Über dem Eingang zur nördlichen Sakristei angebrachten Lünette sind weiß auf blauem -3- Italien 15. Jahrhundert Grund ausgeführt. Weitere Farben erscheinen in äußerst sparsamer Verwendung nur um Details in den Augen, den Haaren und Flügeln anzugeben. Vergoldung findet sich auf der Glasur im Nimbus Christi und bei den von ihm ausgehenden Lichtstrahlen. Lucas Absicht gleichzeitig der Grund für den unmittelbaren Erfolg seiner neuen Technik - war es. zu einem weit niedrigeren Preis mit der Marmorskulptur wetteifern zu können, die man zu jener Zeit ganz ähnlich farbig fasste, besonders wenn sie für Innenräume bestimmt war. • Porträt einer Dame Florenz, Bargello, 1465, Terrakotta, glasiert, Durchmesser 54 cm. • Andrea della Robbia: Madonna der Steinmetzen Florenz, Bargello, 1475 – 80, Terrakotta glasiert.tg • Sängerkanzel des Florentiner Doms Marmor, Reliefhöhe 97cm, 1431 – 34. Rechteckiger Balkon von ca. 5m Länge, der auf 5 Konsolen ruht. Front war mit acht fast quadratischen sowie zwei hochrechteckigen Reliefs geschmückt. Ursprünglich über der Tür der nördlichen Sakristei, 1688 abgerissen, aber plastischer Schmuck blieb erhalten. Reliefs illustrieren Psalm 150. Starke Anlehnung an antike Vorbilder, vgl. Ara Pacis der Augustuszeit. Singende Jünglinge ohne Flügel, aber stehen auf Wolken, so dass man sie als Engel erkennen kann. Unterschiedliche Gesichter lassen Interesse der Zeit an Physiognomien erkennen. Jacopo della Quercia Geboren zwischen 1370-80, gestorben 1438 in Siena 1401/02 erster Nachweis als Künstler: Teilnahme am Wettbewerb für die Florentiner Baptisteriumstür. 1406 Madonna mit Kind (Ferrara), Grabmal der Ilaria del Carretto. 1419 Vollendung der Fonte Gaia in Siena 1416- 22 Trenta-Altar in S. Frediano, Lucca 1428 -30 1417 Vertrag zur Mitarbeit am Taufbecken in Siena: Bronzerelief (Zaccharias im Tempel), Marmortabernakel über dem Becken. Ab 1425 Hauptportal von S. Petronio in Bologna, sein Hauptwerk, blieb unvollendet. • Grabfigur der Ilaria del Carretto Um 1406, Marmor, Figur 2,08m lang, Lucca, S. Michele in Foro, nicht die Originalaufstellung, vermutlich fehlt der Baldachin. Erstes von Jacopo della Quercia erhaltenes Werk. Gemahlin des Signore von Lucca, Paolo Guinigi, war im Kindbett gestorben. Herleitung der Liegefigur von einem nordischen Prototyp => verfeinerter gotischer Linienstil, aber Körpergefühl der klassischen Antike. Sakrophagwände von gedrungen Putten, die Girlanden tragen, verziert => vgl. römische Sarkophage, vielleicht später hinzugefügt, was bei der langsamen Arbeitsweise Jacopos durchaus vorkommen kann. • Fonte Gaia in Siena -4- Italien 15. Jahrhundert 1409 – 19, Marmor, Reste der Originale im Palazzo Pubblico großer öffentlicher Brunnen aus Marmor auf der Piazza del Campo in Form eines rechteckigen Beckens, das von einer niedriger Brüstung und schrägabfallenden Seiten eingefasst wurde. Programm: Brüstung mit Reliefs der Madonna mit Kind, 8 Tugenden, Erschaffung Adams und Vertreibung aus dem Paradies, flankiert von zwei Vollplastiken, welche die Mutter und die Pflegemutter von Romulus und Remus darstellen, Rea Silvia und Acca Larentia. Verbindung von einem christlichen Programm mit dem mythischen Ursprung der Stadt Siena. - Acca Larentia: am besten erhalten Diese Figur und die Figur der Rea gehören zu den frühsten freistehenden weiblichen Aktfiguren seit der Antike. • Hauptportal von S. Petronio in Bologna 1428-33, Marmor Obwohl Jacopo della Quercia aus Siena stammte, war er doch immer von der florentinischen Kunst beeinflusst. So ließ er sich hier von der Prota della Mandoral des Florentiner Dom inspirieren. Im Tympanon: Christi Himmelfahrt nicht ausgeführt. Im Gewände: 10 Szenen des AT (Maße 88 x 70 cm) Figuren nehmen die gesamte Höhe der Bildfelder ein, während der Schauplatz nur angedeutet wird. Klassischer Figurenstil, neue Auffassung des Verhältnisses Gott – Mensch! - Erschaffung Adams Ein ehrfurchtgebietender Gottvater steht einem antikisch-heldenhaften Adam gegenüber, der mehr wie Prometheus wirkt. Die Qualität und Aussage dieser Arbeit wurde erst von Michelangelo 60 Jahre später erkannt! Donatello (Donato di Niccolo di Betto Bardi) Um 1386 bis 1466 in Florenz Lernte vermutlich als Steinmetz in der Dombauhütte. 1404 bis 1407 arbeitete in der Werkstatt Ghibertis. 1406 bis 1439 Marmorskulpturen für den Dom: Evangelist Johannes (1408 – 15), fünf Propheten für den Campanile (1416 – 35), Sängerkanzel (1433 – 39) 1411 bis 1423 Nischenfiguren für Orsanmichele: Markus (um 1411 – 15), Georg (um 1415/16), Hl. Ludwig von Toulouse (1423, sein erstes bekanntes Bronzewerk) 1423 bis 1429 Beteiligung am Taufbecken für das Baptisterium in Siena: 1 Bronzerelief und 5 Statuetten (Glaube, Hoffnung und drei Engel) 1430 bis 33 in Rom => Bronze-David 1433 bis 43 Ausschmückung der Alten Sakristei von San Lorenzo mit zwei Bronzetüren und zehn Reliefs in bemalten Stuck. Ab 1443 in Padua: Reiterdenkmal des Gattamelata, Bronzekruzifix (1444 – 47), Hochaltar für S. Antonio (1446 – 50) 1450 bis 53 Existenzkrise des Künstlers => expressives Spätwerk um 1450 – 53 Hl Johannes aus Holz in der Frari Kirche in Venedig Etwas später: Maria Magdalena (Florenz, Baptisterium) -5- Italien 15. Jahrhundert 1457 bis 1461 Arbeiten hauptsächlich für Siena: Johannes der Täufer (1457), Judith und Holofernes (Florenz, Piazza della Signoria) • Der hl. Georg Um 1415 /17, ohne Sockel 2,09m, Marmor, für Orsanmichele, heute Bargello. Vasari: außerordentlich lebendig und stolz, Kühnheit und Tapferkeit eines Kriegers zeigt sich in dem Haupt. Einheit von körperlicher und geistiger Anspannung • Sockelrelief: Der hl. Georg tötet den Drachen Marmor, 0,39 x 1,20m Erstes bekanntes Beispiel für das „abgeflachte Relief“, eine von Donatello entwickelte Technik, die unbegrenzte Raumtiefe durch eine mit äußerster Feinheit abgestufte Meißelung erreicht. = „rilievo schiacciato“, feinste Abstufungen der Reliefoberfläche, unter Einbeziehung der Lichteffekte des Materials! Bildfeld als unbegrenzter atmosphärischer Raum aufgefasst. • Siena Taufbrunnen Relief mit dem Fest des Herodes, 1427 • Prophet, sog. Zuccone 1423-25, Marmor, 1,95m hoch, Dommuseum, ursprünglich für Nordnische des Campanile. Signiert: „OPUS DONATELLI“, 1464 aus ästhetischen Gründen in eine Westnische gegenüber dem Baptisterium versetzt, im Tausch gegen gotische Statue. Spitzname „Zuccone“ = Kürbis für Glatzkopf Antikisierendes Gewand erinnert an eine Toga, Kopf erinnert an die naturalistischen Porträts der spätrömischen Zeit. Der Prophet wird dargestellt als alttestamentarisches Pendant der römischen Volkstribunen, die über Recht und Sitten wachten. Anekdote nach Vasari: Donatello soll während der Arbeit der Stautue zugerufen haben: “Rede! Rede! Oder die Pest soll dich holen!“ • David 1430/33, Bronze, 1,58m, Bargello (Umstrittene Datierung: Stilistisch diese frühe Datierung, nach Quellen erst 1453) Fand als erste freistehende Aktfigur in Bronze der Neuzeit allgemeine Bewunderung, wurde sogar von Michelangelo frei kopiert. Statue steht auf einer runden Plinthe, die von einem Kranz umflochten ist. Stiefel scheinen ein typisch etruskisches Merkmal zu sein, während der Kopf an römische Bildnisse des Antinoos erinnert. Körper zeigt gründliches Studiums eines Modells. Neuartige Nacktheit als Hinweis auf Tugendhelden! • Verkündigung Um 1433/35, Kalkstein, 2,18m x 1,68 m, Florenz, S. Croce. Donatello erreicht hier die stärkste Annäherung an das klassische griechische Schönheitsideal. Hauptaugenmerk liegt auf der zarten gefühlsmäßigen Verbindung zwischen Maria und dem Engel. Rahmen mit vielen neuen Motiven, die sich von römischen Graburnen und Altären herleiten. Kurz nach seiner Romreise hergestellt. -6- Italien 15. Jahrhundert Das Eselswunder von Rimini (PKG 262) Beweinung Christi (PKG 263) • Reiterdenkmal des Gattamelata 1447, Bronze, Statue ca 3,40m, Höhe des Sockels 7,80m, Padua, Piazza del Santo. Signiert: “OPUS DONATELLI FLO” Donatello seit 1443 in Padua, sicherlich wegen dieses Auftrages. Reiterstauten von Condottieri aus Stein und Holz gab es seit dem 14. Jh. als Bestandteil von Grabmälern. Zum ersten Mal wieder ein „Denkmal des persönlichen Ruhmes“, welches nicht einem Herrscher gewidmet war. Inwieweit Porträt lässt sich nicht mehr ermitteln, aber er erinnert an einen römischen Heerführer, siehe z.B. die reich verzierte Rüstung und das Haupt soll die „virtu“ ausdrücken, jene Tugend, die in der Renaissance als besonders erstrebenswert galt. • Judith und Holofernes 1457 – 58, Bronze, Höhe 2, 36m (mit Sockel), seit 1495 Piazza della Signoria, vor der Vertreibung der Medicis in ihrem Palast, 1506 bis 1914 in der Loggia dei Lanzi, 1919 wieder vor dem Palazzo Vecchio Signiert: “OPUS DONATELLI FLO” Entstanden nach seinem Aufenthalt in Padua, aber genaues Datum und Auftraggeber sind umstritten. Vermutlich als bekrönende Skulptur eines Brunnens gedacht. Urkunden und der Zusatz FLO für Florenz legen nahe, dass die Skulptur höchstwahrscheinlich für Siena bestimmt war, aber dann von den Medicis erworben wurde. Letztes Bronzestandbild Donatellos in kühner Technik gefertigt: - Das Gewand wurde mit echtem Tuch modelliert. - die künstlerische Konzeption ist so angelegt, dass der Betrachter um die Figur herumgehen muss, um sie ganz erfassen zu können. - Judith als Sanctmonia-Continentia-Humilitas triumphierend über Luxuria-Superbia. • Maria Magdalena 1454/55, Holz, farbig gefasst, höhe 1,88m, Florenz Baptisterium. Umstrittene Datierung: teilweise nach 1460. Kontrast aus bräunlichem Inkarnat und golden schimmerndem Haar. Extremstes Beispiel für Donatellos Spätstil. Herbe, ausgemergelte Figur, voller religiöser Inbrunst. Nach Donatello Andrea del Verocchio (Andrea de’Cioni) 1435 Geboren in Florenz, 1488 gestorben in Venedig. Vor allem Bildhauer, aber auch Maler. Lehrer Leonardo da Vincis, hätte besser mit Michelangelo harmoniert. Vor allem baudekorative und kleinformatige Skulpturen, außer „Christus mit dem ungläubigem Thomas“ für Orsanmichele. 1486 Venedig: Reiterstandbild des Condottiere Bartolomeo Colleoni. • Christus mit dem ungläubigem Thomas -7- Italien 15. Jahrhundert 1447 –83, Bronze, Höhe der Christusfigur 2,30 m, für Orsanmichele. Die Schwierigkeit zwei Figuren in eine Nische einzupassen, die ursprünglich nur für eine Statue vorgesehen war, löste Verrocchio durch einen Genistreich: Nur Christus steht in der Nische, während Thomas von außen an ihn herantritt. Dadurch ergibt sich auch eine aktive Beziehung zwischen den Figuren.. Anderer Gewandstil als Donatello, es lassen sich sogar Parallelen zur deutschen Spätgotik ziehen, aber die reichen und tiefen Falten berücksichtigen immer den Körper darunter. • Reiterdenkmal des Bartolomeo Colleoni 1480 – 88, Bronze, 3,96 m, Venedig, Campo SS. Giovanni e Paolo. Signiert: “ALEXANDER LEOPARDUS VENETUS FECIT OPUS” Der berühmteste Feldherr seiner Zeit starb 1475 und hinterließ Venedig eine große Summe Geld unter der Bedingung, dass ihm zu Ehren ein Reiterstandbild vor San Marco aufgestellt werden sollte. Statt den Markusplatz wählten die Venezianer nach fünf Jahren Kopfzerbrechen aber den kleineren Platz Campo SS. Giovanni e Paolo vor der Scuol di San Marco und kamen so seinem Wunsch nach. 1480 erhielt Verrocchio den Auftrag, der 1481 ein Modell in Teilstücken schickte und 1483 oder 1486 selbst nach Vendig reiste. Die Statue war bei seinem Tod zum Guss bereit, dieser wurde von einem Alessandro Leopardi ausgeführt. Im Gegensatz zu Donatellos Gattamelata trägt Colleoni eine zeitgenössische Rüstung und reitet ein kleineres, leichteres Pferd. Herrischer Ausdruck durch gespannte Körperhaltung, in den Steigbügeln stehend, eine Schulter vorgeschoben, sowohl den Betrachter als auch sein Pferd vollkommen beherrschend. Colleoni war bekannt für seine Kühnheit und Unerschrockenheit, die in dieser Statue vollkommen verkörpert wird. Sein Wappen weist auf überzogenen Männlichkeitswahn hin: drei Hoden. • Bildnisbüste einer Dame Florenz, Bargello, Höhe 61 cm, 1475/80 Die Büste befand sich vermutlich in der Sammlung der Medici. Man weiß, dass Verrocchio ein Bildnis der Geliebten Lorenzos, der Lucrezia Donati, geschaffen hat, man weiß aber nicht ob als Büste oder Malerei. Da die Büste dem Bildnis der Ginevra dei Benci (Washington) von Leonardo ähnelt, wurde sie auch Leonardo da Vinci zugeschrieben. Auch Studien der Hände für die Ginevra erinnern an diese Büste. These: Büste diente Leonardo als Ausgangsmodell für ein weibliches Halbfigurenporträt, dass er schließlich in der Mona Lisa vervollkommnete. Antonio Rossellino 1427-1479/80 Florenz Ausbildung vermutlich in der Werkstatt seines älteren Bruders Bernardo Rossellino. (siehe Architektur: Palazzo Rucellai, Pienza) 1456 Büste des Giovanni Chellini als erstes signiertes Werk 1461 erste urkundlich belegte Auftrag für das Grabmal des Kardinals von Portugal 1464 nach Bernardos Tod Ausführung des Auftrags für das Lazzari Grabmal in Pistoia 1468 Büste des M. Palmieri 1473 Drei Reliefs für die Kanzel im Dom von Prato 1476 Mitarbeit am Grabmal des L. Roverella in S. Giorgio in Ferrara -8- Italien 15. Jahrhundert Weitere Werke: Hl. Sebastian in Empoli, Maria mit Kind am Nori-Grabmal in S. Croce in Florenz, Relief mit Geburt Christi in S. Anna dei Lombardi in Neapel. • Giovanni Chellini London, Victoria und Albert Museum, Marmor, 51cm hoch Inschrift: „MAG(ISTE)R IOHANNES MAG(IST)RI ANTONII DE S(ANC)TO MINATE DOCTOR ARTIUM ET MEDICINE MCCCCLVI OPUS ANTONII“ Die Büste zeigt den betagten Arzt Giovanni Chellini. Mit Hilfe eines Gesichtsabgusses bemühte sich der Künstler sowohl die physiognomischen Einzelheiten des Porträtierten als auch seine Persönlichkeit herauszuarbeiten. Auftraggeber dieser Büste unklar. 1456 hatte Chellini seinen Neffen zum Universalerben eingesetzt, der ihm auch sein Grabmal stiftete, so dass dieser auch als Auftraggeber der Büste in Frage kommt. Die Inschrift erinnert dann an das Jahr seiner Erbschaftszusage. • Grabmal des Kardinals von Portugal In San Miniato al Monte, die Nische ist 5, 65m hoch und 3, 70m breit, 1461 – 66. Jakob, Kardinal Portugals und Mitglied des portugiesischen Königshaus, starb 1459. Anbau einer Grabkapelle unter Beteiligung zahlreicher Künstler, unter anderem auch Antonio Rossellino, der seinen Bruder Berdardo für die Ausführung der Skulpturen einstellte. Der Entwurf stammte aber von Antonio. Es ist das erste Grabmal der Frührenaissance! Geplant als integriertes Bestandteil der gesamten Architektur und nicht als Einzelstück. Die trauernden Putten sind möglicherweise von trauernden Genien römischer Sarkophage inspiriert, ihre lebhaften Gebärden verleihen ihnen aber genrehafte Züge. Neu: Schwebende Engel, welche einen Kranz mit einem Madonnenmedaillon tragen, wodurch der Eindruck einer Vision entsteht. Antonio del Pollaiuolo Biographie siehe unter Malerei • Herkules und Antäus Florenz, Bargello, mit Sockel 45cm hoch. 1495 im Inventar der Medici-Sammlung aufgeführt. Vgl. kleines Tafelbild in den Uffizien. Bronzestatuetten nach antiken Vorbildern für den verfeinerten Geschmack von Kennern ausgeführt. Für die Herkules-Antäus-Gruppe ist aber kein antikes Vorbild bekannt. Ausgreifende Gliedmaßen fordern den Betrachter auf, die Statuette von allen Seiten zu betrachten. Ausdruck äußerster physischer und emotionaler Spannung. Niccoló dell’ Arca Um 1430 in Bari geboren, gestorben1494 in Bologna Nach Wanderjahren, die ihn wohl nach Florenz, Venedig und vielleicht nach Frankreich führte, ließ er sich in Bologna nieder: Seit 1469 Bekrönung der Arca di San Domenico in S. Domenico Maggiore. 1478 Madonna di Piazza am Palazzo degli Anziani 1474.75 Büste des hl Dominikus für S. Domenico Maggiore Im Escorial befindet sich eine signierte Statue des Johannes. -9- Italien 15. Jahrhundert Stil: norditalienische, florentinische und burgundische Elemente. • Beweinungsgruppe Bologna, S. Maria della Vita, lebensgroß, Terrakotta, 1462-63. Sechs Trauernde umgeben den toten Christus, Joseph von Arimathia fehlt. Schwierige Einordnung in das Werk des Noccoló, Forscher tendieren zum Ende seines Schaffens, während neu entdeckte Dokumente für eine frühe Entstehungszeit sprechen. Dramatische Darstellung des Schmerzens nur noch vergleichbar mit Donatellos expressivem Alterswerk, hier allerdings ohne antike Anknüpfungspunkte. Gewänder eher spätmittelalterlich-naturalistisch aufgefasst, kleben am Körper und wehen hinter den Figuren her. Ungestüme Bewegtheit wird erst im Barock wieder erreicht. - 10 -