Diplomarbeit „Sportwetten, Aktienhandel und

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Diplomarbeit „Sportwetten, Aktienhandel und
Fakultät Wirtschafts- und Sozialwissenschaften
Department Wirtschaftswissenschaften
Institut für Recht der Wirtschaft
Arbeitsbereich Zivilrecht
Prof. Dr. Michael Adams
Diplomarbeit
Zur Erlangung des akademischen Grades eines
Diplom-Kaufmanns (Dipl.-Kfm.)
„Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball”
Eingereicht von:
Matthias Albrecht
Matr.-Nr.: 5233864
Studiengang: BWL
Vogt-Groth-Weg 43
22609 Hamburg
Prüfer:
Prof. Dr. Michael Adams
Abgabedatum: 25. Juli 2008
Bearbeitungszeit: 6 Monate
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis………………………………………………………………. I
Abkürzungsverzeichnis………………………………………………………… IV
Abbildungsverzeichnis…………………………………………………………. VI
Tabellenverzeichnis…………………………………………………………….. VII
1
Einleitung……………………………………………………………………. 1
2
Grundlagen………………………………………………………………….. 3
2.1 Professionalisierungsbegriff im Fußball………………………………….3
2.2 Entwicklungen des europäischen Profifußballs…………………………. 5
2.2.1
Einnahmen- und Ausgabenstruktur von Fußballunternehmen…… 5
2.2.1.1 Einnahmen………………………………………………......... 5
2.2.1.2 Ausgaben……………………………………………………... 10
2.2.2
Wirtschaftsfaktor Fußball………………………………………… 13
2.3 Sportlicher Erfolg im Fußball……………………………………………. 15
2.3.1
Definition…………………………………………………………. 15
2.3.2
Erfolgsdeterminanten …………………………………………….. 17
2.4 Grundlegende Produkteigenschaften des Fußballs………………………. 18
3
Manipulation………………………………………………………………… 21
3.1 Definition und Begriffsabgrenzung……………………………………… 21
3.2 Manipulationsentscheidung……………………………………………… 22
3.2.1
Individuelle Nutzenmaximierung………………………………….22
3.2.2
Determinanten der Nutzen und Kosten……………………………22
3.3 Manipulation im Fußball………………………………………………… 24
3.3.1
Fußballspezifische Manipulationen im historischen Kontext……..24
3.3.1.1 Bundesligaskandal 1970/1971………………………………... 25
3.3.1.2 Tapie und Olympique Marseille 1992/1993………………….. 26
3.3.1.3 Fußball - Wettskandal der Bundesliga 2004/2005…………….26
3.3.1.4 Manipulationsskandal von Juventus Turin 2004/2005……….. 28
I
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
4
3.3.2
Prinzipal-Agent Beziehungen im Fußball………………………... 28
3.3.3
Formen der Manipulation………………………………………… 30
3.3.4
Kosten von Manipulation………………………………………… 33
3.3.5
Probleme der empirischen Messung ……………………………... 36
Sportwett- und Aktionärsinteressen als finanzielle Anreize der
Manipulation im Profifußball……………………………………................. 38
4.1 Interessengruppen……………………………………………………....... 38
4.2 Sportwetten im Fußball………………………………………………….. 39
4.2.1
Definition und Einordnung der Sportwette………………………..39
4.2.2
Fußballereignisse als öffentliches Gut…………………………… 40
4.2.3
Entwicklung des Marktes für Sportwetten……………………….. 41
4.2.4
Vertrieb von Sportwetten über das Internet………………............. 43
4.2.5
Wettarten im Fußball…………………………………................... 44
4.2.5.1 Fußballtoto……………………………………………………. 44
4.2.5.2 Oddsetwetten…………………………………………………. 45
4.2.6
Wettbezogene Manipulation im Fußball………………..……....... 47
4.3 Aktienhandel im Fußball……………………………………………….... 49
4.3.1
Rechtsformen von Fußballunternehmen………………………….. 49
4.3.1.1 Bundesligaclubs als eingetragene Vereine……………............ 49
4.3.1.2 Kapitalgesellschaften im deutschen Profifußball…………….. 50
4.3.1.3 Rechtsformen europäischer Fußballunternehmen……………. 52
4.3.1.4 Going Public von Fußballunternehmen………………………. 52
4.3.2
Gewinn vs. Nutzenmaximierung……………………………......... 53
4.3.3
Gründe für Umwandlungen in Kapitalgesellschaften……………. 55
4.3.4
Motive für Beteiligungen an Fußballunternehmen……………….. 56
4.3.5
Einfluss auf den Unternehmenswert……………………………… 59
4.3.5.1 Sportlicher Erfolg…………………………………………...... 59
4.3.5.2 Weitere Einflussfaktoren……………………………………... 60
4.3.6
Aktionärsbedingte Anreize zur Manipulation im Fußball………... 61
II
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
5
Anreizsenkende Maßnahmen………………………………………………. 63
5.1 Aktuelle Instrumente zur Senkung von Manipulationen………………… 63
5.1.1
Frühwarnsysteme und Videobeweis……………………………… 63
5.1.2
Kritische Betrachtung…………………………………………….. 64
5.2 Maßnahmen bei Sportwetten……………………………………………. 66
5.2.1
Begrenzung der Höchsteinsätze………………………………….. 66
5.2.2
Regulierung der Wettarten………………………………………... 68
5.2.3
Kritische Betrachtung…………………………………………….. 70
5.3 Maßnahmen zur Senkung aktionärsmotivierter Manipulation………….. 71
5.3.1
Vergleich des nordamerikanischen und europäischen
Ligensystems ……………………………………………………... 71
6
5.3.2
Glättungs- und Umverteilungsmechanismen……………………... 74
5.3.3
Kritische Betrachtung…………………………………………….. 76
Schlussbetrachtung………………………………………………………….. 77
Literaturverzeichnis …………………………………………………………….. VIII
Ehrenwörtliche Erklärung……………………………………………………… XXII
III
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Abkürzungsverzeichnis
AG
Aktiengesellschaft
AGB
Allgemeine Geschäftsbedingungen
BGB
Bürgerliches Gesetzbuch
bzw.
beziehungsweise
ca.
circa
CAGR
Compound Annual Growth Rate
DFB
Deutscher Fußball Bund
DFL
Deutsche Fußball Liga GmbH
DM
Deutsche Mark
ebd.
ebenda
eG
eingetragene Genossenschaft
EM
Europameisterschaft
ESSA
European Sports Security Association
€
Euro
EU
Europäische Union
e.V.
eingetragener Verein
f.
folgende
ff.
fortfolgende
FIFA
Fédération Internationale de Football Association
GBGC
Global Betting and Gaming Consultants
GmbH
Gesellschaft mit begrenzter Haftung
GmbH & Co. KGaA Kommanditgesellschaft mit beschränkter Haftung auf Aktien
- GmbH als Komplementär
Hrsg.
Herausgeber
HWWI
Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut
insb.
insbesondere
IOC
International Olympic Committee
IPO
Initial Public Offering
ISA
Internationale Service Agentur
Jg.
Jahrgang
KGaA
Kommanditgesellschaft auf Aktien
IV
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
LOS
Lizenzordnung Spieler
Ltd.
Private Limited Companies
Mio.
Millionen
MLB
Major League Baseball
Mrd.
Milliarden
NBA
National Basketball Association
NFL
National Football League
NHL
National Hockey League
Plc.
Public Limited Companies
S.
Seite
SA
Sociedad Anónima
SAD
Sociedad Anónima Deportiva
SpA
Società per Azioni
TV
Television
u.a.
und andere
UEFA
Union of European Football Associations
vgl.
vergleiche
WADA
World Anti-Doping Agency
WM
Weltmeisterschaft
www
World Wide Web
z.B.
zum Beispiel
V
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Durchschnittliche Zuschauerzahlen in den „Big Five Leagues“
2000/2001 – 2005/2006……………………………………………6
Abbildung 2: Lohn- und Gehaltskosten in den europäischen „Big Five Leagues“
2000/2001 – 2005/2006…………………………………………... 11
Abbildung 3: Umsätze der europäischen „Big Five Leagues“
2000/20001 – 2005/2006…………………………………………..14
Abbildung 4: Interessengruppen im Fußball…………………………………….. 35
VI
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1:
Verhältnis von Personalaufwand zum Umsatz der
„Big Five Leagues“ 2000/2001 – 2005/2006……………………... 10
Tabelle 2:
CAGR der „Big Five Leagues“ 1995/1996 - 2000/2001 und
2000/2001 – 2005/2006…………………………………………... 15
Tabelle 3:
Fußballkapitalgesellschaften in der ersten und zweiten
Bundesliga………………………………………………………… 51
Tabelle 4:
Potentielle Investoren von Fußballunternehmen…………………..57
Tabelle 5:
Ausgewählte Merkmale US-amerikanischer und europäischer
Sportligen…..................................................................................... 71
VII
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
1 Einleitung
Der europäische Profifußball hat sich in den letzten Jahren zu einem bedeutenden
Wirtschaftsfaktor entwickelt. Das Geschäft mit dem Fußball ist mit fortschreitender
Kommerzialisierung ein Milliardengeschäft, und in jeder Saison berichten europäische
Fußballunternehmen von neuen Umsatzrekorden.1 Erstmals hat mit Real Madrid ein
europäischer Fußballclub in der Saison 2006/2007 einen Umsatz von mehr als 300 Mio.
Euro erzielt.2
Die Clubs agieren zunehmend wie professionell geführte Wirtschaftsunternehmen und
zusätzlich zu sportlichen Faktoren spielt der wirtschaftliche Erfolg eine immer
wichtigere Rolle. Neben den Fußballclubs profitieren auch andere Wirtschaftsbranchen
von diesem „Fußballboom“. Genannt sei hier der Markt für Sportwetten, der ähnlich
hohe Wachstumsraten aufweisen kann wie der Fußballmarkt.3
Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung ist die steigende Nachfrage nach dem
„Produkt“ Fußball. Der Fußball steht in Deutschland, wie auch in ganz Europa, im
Zentrum des Sportinteresses. Allein in Deutschland besuchen Hunderttausende die
Stadien an den Spieltagen und Fußballübertragungen im Fernsehen zählen zu den
Sendungen mit den höchsten Einschaltquoten. Die Frage, warum der Fußball so
attraktiv für viele Zuschauer zu sein scheint, lässt sich mit folgendem Zitat beantworten:
"Die Leute gehen zum Fußball, weil sie nicht wissen wie es ausgeht."4 Entscheidendes
Merkmal für die Anziehungskraft des Fußballs ist die Unsicherheit, oftmals auch als
Zufall oder Glück bezeichnet, die über den sportlichen Ausgang entscheidet. Die
Wahrscheinlichkeit ein Fußballspiel bzw. eine Meisterschaft zu gewinnen, kann zwar
mit dem Einsatz finanzieller Mittel erhöht werden, eine absolute Sicherheit gibt es dafür
jedoch nicht.
Eine Gefahr besteht für die Integrität des Fußballs dann, wenn die Integrität und
Offenheit des Spielausgangs nicht mehr gewährleistet werden kann. Der Verlust von
Glaubwürdigkeit ist für den Fußball und alle Beteiligten mit erheblichen negativen
1
Im Rahmen dieser Arbeit werden die Begriffe Fußballunternehmen, -club und -verein Synonym für
Organisationen verwendet, die eine Rechtsform in Gestalt eines Vereins oder einer Kapitalgesellschaft
aufweisen.
2
Vgl. Deloitte (2008), S. 5.
3
Vgl. Dietl, Franck (2006), S. 53.
4
Zitat von Sepp Herberger, Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft von 1936-1942 und von
1950-1964. Vgl. Bausenwein (1995), S. 421.
1
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
finanziellen
Auswirkungen
verbunden.
Daher
sind
bestimmte
Formen
von
Manipulationen, die Einfluss auf Ereignisse im Fußball nehmen, zu vermeiden.
Manipulationsfälle in der Vergangenheit zeigen, dass so genanntes „match-fixing“ im
Sport allgegenwärtig ist. In Deutschland sorgte der Fall „Hoyzer“ 2005 für Aufsehen, in
dem Fußballspiele durch Bestechung von Schiedsrichtern und Spielern manipuliert und
bewettet wurden.5 Juventus Turin, Spitzenclub der italienischen Serie A, wurde mit der
Aberkennung der Meisterschaften der Saisons 2004/2005 und 2005/2006 sowie dem
Zwangsabstieg in die Serie B bestraft, nachdem offenkundig wurde, dass der damalige
Sportdirektor Luciano Moggi Spiele der laufenden Meisterschaft beeinflusst hatte.6
Ursache für Manipulationen im Sport sind häufig finanzielle Anreize. Mit dem
Profifußball kann immer mehr Geld verdient werden. Damit steigt auch die Motivation,
auf den Fußball Einfluss zu nehmen.
Im Rahmen dieser Arbeit wird der Fokus auf zwei Gruppen gesetzt, die ein Interesse
haben könnten, zu manipulieren. Zum einen sind dies Wettakteure, die unter
Zuhilfenahme von Manipulationen versuchen, Gewinne aus Sportwetten zu erzielen.
Der Fall „Hoyzer“ und andere zeigen, dass sich dadurch Millionen verdienen lassen.7
Zum anderen können die Eigentümer von Fußballunternehmen in Form von Aktionären
Anreize haben, Einfluss auf Ereignisse im Fußball zu nehmen. Da der sportliche Erfolg
einer Mannschaft mit dem wirtschaftlichen Erfolg korreliert, könnte ihre Intention sein,
Spiele zu manipulieren, um den Erfolg der eigenen Mannschaft zu steigern und damit
als Konsequenz eine Verbesserung ihrer finanziellen Situation zu erreichen.
Im Rahmen dieser Arbeit soll aufgezeigt werden, warum Manipulationen im Fußball zu
vermeiden sind und aus welchen Gründen von den oben genannten Gruppen eine
zunehmende Gefahr ausgeht, Ereignisse im Fußball zu beeinflussen. Des Weiteren
sollen spezifische Maßnahmen diskutiert werden, mit denen die negativen Folgen von
Manipulationen im Fußball reduziert werden könnten.
Die Arbeit gliedert sich wie folgt: Im zweiten Kapitel wird zunächst die zunehmende
ökonomische Bedeutung des europäischen Fußballs erörtert. Ebenso werden spezifische
Charakteristika des Fußballs und notwendige Produkteigenschaften aufgezeigt. Kapitel
3 beschäftigt sich mit dem Komplex der Manipulation und versucht diesen weit
5
Vgl. Matz, Laux (2005).
Vgl. Piller (2006), S. 20.
7
Vgl. Wulzinger (2007), S. 200 ff.
6
2
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
gefassten Begriff für die Arbeit abzugrenzen und auf den Fußball zu übertragen. Die
Determinanten, von denen Individuen eine Manipulationsentscheidung abhängig
machen, werden dargestellt. Schließlich werden in diesem Abschnitt auch damit
verbundene Problematiken aufgezeigt. Der Markt für Sportwetten, der eng mit dem
Fußball verbunden ist, wird in Kapitel 4 betrachtet. Herausgestellt wird die Entwicklung
der letzten Jahre und warum von Sportwetten Manipulationsgefahren ausgehen. Ebenso
wird im vierten Teil der Arbeit erläutert, aus welchem Grund die Rechtsform einer
Kapitalgesellschaft zunehmend für professionelle Fußballunternehmen von Bedeutung
ist und als Konsequenz Anreize entstehen, Einfluss auf den Fußball nehmen zu wollen.
In Kapitel 5 werden Ansätze formuliert, mit denen das Ausmaß an Manipulationen im
Fußball unter Umständen reduziert werden könnte. Abschließend kommt es in der
Schlussbetrachtung zu einer Zusammenfassung der wesentlichen Ergebnisse.
2 Grundlagen
2.1
Professionalisierungsbegriff im Fußball
Die im Rahmen dieser Arbeit getroffenen Überlegungen beziehen sich ausschließlich
auf den Bereich des Profifußballs. Im Folgenden wird der Begriff näher erläutert und
gegenüber dem Nicht-professionellen Fußball abgegrenzt.
Dem lateinischen Ursprung nach umfasst der Begriff „professio“ alle geistigen und
körperlichen Berufe, zu denen man sich öffentlich bekennt. Im Fokus des Profifußballs
stehen
neben
den
internationalen
und
nationalen
Verbänden
sowie
den
Fußballunternehmen schwerpunktmäßig die Spieler einer Mannschaft.8 Ob ein
Fußballspieler als Profi einzuordnen ist, hängt von verschiedenen Kriterien ab.
Hauptmerkmal ist die Einkommenshöhe. Hinzu kommen als Einordnungskriterien der
Grad der Ausbildung und qualitativen Ausübung des Fußballs und das soziale Prestige.9
Der Fußballweltverband, die Fédération Internationale de Football Association (FIFA)
definiert im Reglement bezüglich Spielerstatus und Transfer von Spielern einen
Berufsspieler bzw. einen Profi als einen Spieler, „der über einen schriftlichen Vertrag
mit einem Verein verfügt und für seine fußballerische Tätigkeit mehr Geld erhält, als
zur Deckung seiner Auslagen tatsächlich notwendig ist. Alle übrigen Fußballer sind
8
9
Vgl. Fischer (1986), S. 6.
Vgl. Erning (2000), S. 26 f.
3
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Amateure.“10 In diesem Zusammenhang sind Profifußballer Arbeitnehmer, die über
einen gültigen Arbeitsvertrag im Arbeitsverhältnis zu einem Fußballunternehmen
stehen. Im deutschen Ligenbetrieb, der ersten, zweiten und zukünftig auch dritten
Bundesliga,
ist
ein
Arbeitsvertrag
zur
Spielteilnahme
Voraussetzung.
Laut
Lizenzordnung Spieler (LOS) erhalten Spieler nur dann eine für die Zulassung zum
Spielbetrieb notwendige Lizenz, wenn diese einen Arbeitsvertrag mit einem
Fußballunternehmen abgeschlossen haben.11
Im
Vergleich
zu
anderen
Wirtschaftsbranchen
werden
im
Profifußball
überdurchschnittlich hohe Gehälter gezahlt. Die häufig in den Medien genannten
Spielergehälter verdienen zumeist jedoch nur die sogenannten „Stars“ und hinsichtlich
der Gehälter gibt es im Profifußball zum Teil erhebliche Einkommensunterschiede.12
Durch Ausübung ihres Sports erhalten Profifußballer ein ergebnisunabhängiges
Grundgehalt. Dieses erhält ein Spieler unabhängig von der sportlichen Leistung und
etwaigen Verletzungen. Hinzu kommen erfolgsorientierte Zahlungen in Form von
Punkt-, Tor-, Auflauf- oder individuelle Zusatzprämien.13
Vom Profifußball abzugrenzen, ist der Amateurfußball. Dieser wird aus reinem
Selbstzweck betrieben und vom Amateur ohne materielle Beweggründe praktiziert.
Soziale Aspekte, wie z.B. die Teilnahme am Gemeinschaftsleben, Freude an der
Ausübung sowie die eigene Gesundheit und Fitness stehen für den Amateursportler im
Vordergrund. Die Grenzen zwischen Profi- und Amateurfußball sind insofern fließend,
als das Amateure durchaus in einem begrenzten Rahmen im Ligabetrieb der ersten und
zweiten Bundesliga teilnehmen dürfen. Die Mehrheit der Spieler der beiden höchsten
deutschen Spielklassen sind jedoch Profifußballer bzw. Lizenzspieler.
Weltweit wird in professionellen Ligen Fußball gespielt. Aufgrund des medialen
Interesses und der ökonomischen Bedeutung befindet sich vor allem der europäische
Fußball im Mittelpunkt. Hier sind es wiederum die „Big Five Leagues“, die
hervorzuheben sind. Dazu gehören die höchsten Spielklassen Englands, Frankreichs,
Italiens, Spaniens und Deutschlands. Diese fünf Ligen erwirtschaften annähernd die
Hälfte aller auf dem europäischen Fußballmarkt erzielten Umsätze in der Saison
10
Vgl. FIFA (2008a), S. 8.
Vgl. DFB (2007), S. 4.
12
Vgl. Schewe, Gaede, Haarmann (2001), S. 8.
13
Vgl. Fehlauer (2007), S. 63.
11
4
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
2005/2006.14 In vielen Ländern existieren neben den jeweils höchsten Spielklassen noch
weitere Ligen bzw. Divisionen, die in der Hierarchie unterhalb anzusiedeln sind. Diese
werden ebenfalls dem Profifußball zugerechnet.15 In Deutschland gehören zu den
professionellen Ligen die erste und zweite Bundesliga, sowie ab der Spielzeit
2008/2009 die vom Deutschen Fußball Bund (DFB) im Rahmen einer Strukturreform
eingeführte dritte Bundesliga.16
2.2
Entwicklungen des europäischen Profifußballs
2.2.1
Einnahmen- und Ausgabenstruktur von Fußballunternehmen
2.2.1.1 Einnahmen
Das eigentliche nutzenstiftende Produkt von Fußballunternehmen ist die Teilnahme an
einem Meisterschaftsrennen im Rahmen eines Ligenwettbewerbs. Dieses setzt sich aus
einer Serie von Spielen zusammen, die über eine Saison hinweg ausgetragen werden,
um eine Rangfolge der teilnehmenden Mannschaften zu ermitteln. Ergänzend haben
Fußballunternehmen bei entsprechender Platzierung oder erfolgreicher Qualifikation
die Möglichkeit, an nationalen und internationalen Wettbewerben teilzunehmen, wie
z.B. dem DFB-Pokal in Deutschland auf nationaler bzw. dem UEFA-Cup oder der
Championsleague auf internationaler Ebene. Ein Großteil der Einnahmen von
Fußballunternehmen wird aus der regelmäßigen Teilnahme am Ligabetrieb erzielt. Mit
der Teilnahme an weiteren Wettbewerben können jedoch, in Abhängigkeit vom
sportlichen Erfolg, hohe Zusatzeinnahmen verbunden sein.17
Für Fußballunternehmen sind folgende Einnahmen von besonderer ökonomischer
Relevanz und stellen somit die Haupteinnahmequellen dar:
•
Spieltagseinnahmen
•
Vermarktung von medialen Übertragungsrechten
•
Sponsoring bzw. Werbung
•
Merchandising
Lange Zeit waren die direkten Spieltagseinnahmen bzw. die Erlöse aus den Verkäufen
von Eintrittkarten die wichtigste Einnahmequelle von Fußballunternehmen. Neben dem
klassischen
Verkauf
von
Eintrittkarten
für
Steh-
und
Sitzplätze
bieten
14
Vgl. Deloitte (2007), S. 7.
Vgl. Parlasca (1993), S. 50.
16
Vgl. DFB (2008a).
17
Vgl. Korthals (2006), S.7.
15
5
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Fußballunternehmen mit Business Seats, VIP-Logen, Vereinsmuseen, Hotels, Einkaufsund Gastronomiemöglichkeiten in und um den Stadien eine Vielzahl weiterer
Leistungen, mit denen weitere Einnahmen generiert werden können.18
Die Spieltagseinnahmen divergieren zwischen den Fußballunternehmen. Grund hierfür
sind die unterschiedlich hohen Stadionkapazitäten. Während in der ersten Bundesliga
z.B. Borussia Dortmund bei Heimspielen im Signal Iduna Park die Möglichkeit hat, vor
bis zu ca. 80.000 Zuschauern zu spielen, kann Bayer 04 Leverkusen in der BayArena
maximal ca. 22.000 Karten für ein Heimspiel absetzen.19
Abbildung 1 zeigt die Entwicklung der durchschnittlichen Zuschauerzahlen in den
Stadien der „Big Five Leagues“:
Quelle: Deloitte (2007), S. 12.
18
19
Vgl. Keller (2006), S. 11.
Vgl. DFL (2008), S. 158.
6
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
In der Bundesliga besuchten in der Saison 2005/2006 im Durchschnitt 40.600
Zuschauer ein Bundesligaspiel. Im Vergleich der „Big Five Leagues“ hat sich
Deutschland damit am positivsten entwickelt. Begründet werden kann dies mit dem
Zustand der Stadien, die für die Austragung der WM 2006 ausgebaut, modernisiert und
in einigen Städten auch neu gebaut wurden. Während sich in den Ligen die
Zuschauerzahlen in den Stadien positiv bzw. konstant entwickelten, kam es in der
italienischen Liga zu einem besonders starken Zuschauerrückgang. Ursachen dafür sind
baufällige
Stadien,
Sicherheitsprobleme,
zunehmende
Gewalt
und
Manipulationsskandale im italienischen Fußball.20
Eine Steigerung der Einnahmen ist aufgrund einer natürlichen Beschränkung der
Stadionkapazitäten nicht unbegrenzt möglich. Zu erwarten ist daher, dass in Zukunft im
Segment Spieltagseinnahmen von einer (weiteren) Stagnation auszugehen ist.21
Die zunehmende ökonomische Bedeutung des europäischen Profifußballs wird auch
durch
die
Entwicklung
der
Einnahmen
aus
der
Vermarktung
medialer
Übertragungsrechte geprägt. Hierzu zählen vor allem die Fernseh- und Rundfunkrechte.
Mit technischem Fortschritt gewinnt aber auch die Verwertung weiterer medialer
Rechte, z.B. das Internet, zunehmend an Bedeutung. Die Übertragung im Fernsehen
oder über andere Medien ermöglicht es, Fußballinteressierten auch außerhalb eines
Stadions das Produkt Fußball in Echtzeit oder zeitversetzt zu konsumieren.22
Üblich ist, die Übertragungsrechte einer Liga entweder zentral vom nationalen
Fußballverband
oder
über
Sportrechteagenturen
bzw.
dezentral
von
Fußballunternehmen individuell vermarkten zu lassen. Im deutschen Profifußball
werden die medialen Übertragungsrechte zentral von der Deutschen Fußball Liga
GmbH
(DFL)
vermarktet.
Begründet
wird
dies
mit
der
Bildung
eines
Umverteilungssystems, mit dem die Ausgeglichenheit der Ligen gewährleistet werden
soll. Unter wettbewerbspolitischen Gesichtspunkten wird die Zentralvermarktung
jedoch kritisch beurteilt. Anfangs wurden die Einnahmen gleichmäßig unter
Solidaritätsgesichtspunkten zwischen den Fußballunternehmen verteilt. Seit der Saison
2000/2001 erfolgt die Verteilung in Abhängigkeit der sportlichen Leistung. Kriterium
ist die Tabellenposition zum Saisonende.
20
Vgl. Deloitte (2007), S. 13.
Vgl. Fehlauer (2007), S. 30.
22
Vgl. Welling (2004), S. 276.
21
7
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Bei Teilnahmen an weiteren nationalen und internationalen Wettbewerben erhalten
Fußballunternehmen noch weitere Einnahmen aus medialen Übertragungsrechten. Die
Übertragungsrechte des DFB-Pokals werden von der DFL vermarktet und in
Abhängigkeit der Sendezeit an die teilnehmenden Mannschaften verteilt. Für die
Championsleague übernimmt die Union of European Football Associations (UEFA) die
ebenfalls zentrale Vermarktung.23 Beim UEFA-Cup hingegen müssen seit 1997 die
Fußballunternehmen ihre Spiele selbst vermarkten.
Seit den neunziger Jahren sind die Einnahmen aus der Vermarktung medialer
Übertragungsrechte um ein Vielfaches gestiegen. In Relation zu den Gesamteinnahmen
sind diese für Fußballunternehmen zunehmend von Bedeutung. Durch Liberalisierung
der Fernsehmärkte wurde privaten Anbietern der Zutritt zum Fernsehmarkt ermöglicht.
Die damit geschaffene Konkurrenzsituation führte zu einem Wettbewerb um die
Verwertung der Übertragungsrechte und in Konsequenz zu kontinuierlichen
Preissteigerungen in den letzten Jahren. Zu einer weiteren Steigerung der Einnahmen
führte zudem 1991 die Einführung des Pay-TV.24
In
Deutschland
sind
die
Einnahmen
aus
der
Vermarktung
von
medialen
Übertragungsrechten vergleichsweise niedrig. Die Bundesliga konnte 2005/06 „nur“
325 Mio. Euro aus dem Verkauf der TV-Rechte erzielen. Dem gegenüber stehen die
Einnahmen der englischen Premier League von 839 Mio. Euro, der italienischen Serie
A mit 873 Mio. Euro, der spanischen Primera División mit 406 Mio. Euro und der
französische Ligue 1 mit 524 Mio. Euro in der gleichen Saison.25 Im Bereich der
Vermarktung medialer Übertragungsrechte wird auch in Zukunft ein weiteres
Wachstum der Einnahmen zu erwarten sein.
Sponsoring bzw. Werbung ist für Fußballunternehmen eine weitere wichtige
Einnahmequelle. Keine andere Sportart in Europa steht so im Blickpunkt der
Öffentlichkeit und weist eine so mediale Präsenz auf wie der Profifußball. Daher ist der
Markt für Fußball eine ideale Plattform für Unternehmen anderer Wirtschaftsbranchen,
ihren Bekanntheitsgrad bzw. den einer Marke oder eines Produkts zu steigern oder
einen Imagegewinn zu erreichen. Sponsoren unterstützen Fußballunternehmen oder eine
Liga mit materiellen oder finanziellen Zuwendungen. Im Gegenzug erhalten
23
Vgl. Fritz (2006), 29 ff.
Vgl. Fehlauer (2007), S. 31.
25
Diese Zahlen beinhalten die gesamten Einnahmen aus TV- und Rundfunkverträgen sowie aus weiteren
nationalen und internationalen Wettbewerben. Vgl. Deloitte (2007), S. 10.
24
8
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Unternehmen das Recht, als Haupt- bzw. Trikotsponsor, Nebensponsor oder Ausrüster
aufzutreten, um so ihre Werbebotschaft zu kommunizieren. Klassische Formen des
Sponsoring
sind
das
Trikot-
und
Bandensponsoring,
Videotafelsponsoring,
Werbedurchsagen, sowie das Auto-, Stadionnamen- und Finanzdienstleistungssponsoring.26
Die Einnahmen aus Sponsoring divergieren jedoch zwischen Fußballunternehmen wie
auch zwischen einzelnen Ligen zum Teil sehr stark. Die Beträge, die Unternehmen für
Sponsoringmaßnahmen zu zahlen bereit sind, hängen von der Bekanntheit, dem Image
und auch dem sportlichen Erfolg von Fußballunternehmen ab. So hat der
„Branchenprimus“ der Bundesliga, der FC Bayern München, mit dem Trikotsponsoring
der Deutschen Telekom in der Saison 2006/2007 die Möglichkeit, im Optimum bis zu
20 Mio. Euro an Sponsoringgeldern einzunehmen. Energie Cottbus, ein sportlich
mittelklassiger Club, erzielt mit dem Trikotsponsoring der Mitteldeutschen Energie AG
gerade ca. 2,5 Mio. Euro.27
Eine weitere positive Einnahmenentwicklung ist in diesem Bereich nicht zu erwarten.
Ergeben sich in Zukunft keine neuen Einnahmepotentiale im Sponsoringbereich, ist von
einem „Sättigungseffekt“ auszugehen.28
Weitere Einnahmen entstehen Fußballunternehmen auch aus dem Merchandising, dem
Verkauf von Fanartikeln. Neben der Generierung von Einnahmen ist Ziel die Bindung
des Fans an den Fußballclub. Beim Merchandising werden Markenzeichen, wie z.B. das
Wappen eines Fußballunternehmens auf mittlerweile umfangreiche Fankollektionen
übertragen. Dazu zählen vor allem Textilien (Trikots, Schals etc.) und Gegenstände des
täglichen Bedarfs (Regenschirme, Tassen etc.). Fußballunternehmen übernehmen nur
den Vertrieb von Fanartikeln. Produziert werden diese von Unternehmen, die auch den
Vertrieb übernehmen oder durch Lizenzerwerb gegen eine Gebühr Produkte
selbstständig vermarkten können.
Determiniert werden die Merchandisingeinnahmen durch die Fanbasis bzw. die Anzahl
der Fans. Diese ist wiederum abhängig vom sportlichen Erfolg, der Sympathie und
Bekanntheit von Fußballunternehmen.29
26
Vgl. Fehlauer (2007), S. 35.
Vgl. Salamon (2006), S. 22.
28
Vgl. Ernst & Young (2004), S. 15.
29
Vgl. Fritz (2006), S. 32.
27
9
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Neben den vier genannten Haupteinnahmequellen gibt es für Fußballunternehmen noch
weitere Möglichkeiten, Einnahmen zu erzielen. Zu den sonstigen Einnahmen zählen
•
Transfererlöse,
•
Mitgliedsbeiträge,
•
Einnahmen aus Vermietung und Verpachtung
•
sowie Beteiligungen an weiteren Geschäftsfeldern, wie z.B. Sportartikelherstellern,
Reise-, Internet- oder Finanzdienstleistungsunternehmen.30
2.2.1.2 Ausgaben
Wesentlicher Faktor für die Erstellung des Produkts Fußball ist das Humankapital von
Fußballspielern. Die Aufwendungen für das Personal in Form von Löhnen und
Gehältern stellen für professionelle Fußballunternehmen den größten Ausgabeposten
dar. Neben den Spielergehältern fallen häufig auch erhebliche Personalkosten für den
Trainerstab und die leitenden Manager an.
Der relative Anteil der Personalkosten am Gesamtumsatz in den „Big Five Leagues“
schwankt zum Teil beträchtlich. Es lässt sich jedoch konstatieren, dass in den letzten
Jahren in Relation zum Umsatz die Ausgaben für Spielergehälter (bis auf England)
gesunken sind.
Tabelle 1: Verhältnis von Personalaufwand zum Umsatz der "Big Five
Leagues" 2000/2001 - 2005/2006
Land
England
Italien
Spanien
Deutschland
Frankreich
Quelle: Deloitte (2007), S. 14.
00/01
60%
75%
73%
54%
64%
01/02
62%
90%
72%
53%
69%
Saison
02/03
61%
76%
72%
50%
68%
03/04
61%
73%
64%
52%
69%
04/05 05/06
59% 62%
62% 58%
64% 64%
44% 48%
63% 59%
Absolut betrachtet sind in Deutschland, wie auch im Profifußball weltweit, die
Spielergehälter seit Gründung der Bundesliga im Jahr 1963 von einem monatlich
festgeschriebenen Höchstgehalt von 1.200 DM auf ein Vielfaches angestiegen. Bereits
30
Vgl. Fehlauer (2007), S. 44.
10
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
1970 wurden in Deutschland Gehälter von mehr als 500.000 DM pro Saison gezahlt.31
Rekordverdiener im Profifußball ist der Franzose Zinedine Zidane, der während seiner
aktiven Spielerkarriere beim spanischen Real Madrid geschätzte 17,6 Mio. Euro im Jahr
verdiente.32 Gehälter dieser Größenordnung sind zwar nicht die Regel, zeigen aber
welche Summen im professionellen Fußball verdient werden können.
In den letzten Jahren sind die Ausgaben für Spielergehälter in den europäischen Ligen
bis auf wenige Ausnahmen konstant gestiegen. Abbildung 2 veranschaulicht die
Entwicklung der Aufwendungen für Personalausgaben in den „Big Five Leagues“ in
den letzten Spielzeiten:
Quelle: Deloitte (2007), S. 14.
31
32
Vgl. Fehlauer (2007), S. 45 ff.
Vgl. Süddeutsche Zeitung (2006).
11
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Aufgabe des Trainerstabs und des sportlichen Managements ist die Zusammenstellung
einer Fußballmannschaft für die Teilnahme am sportlichen Wettbewerb. Bei der
Verpflichtung von Fußballprofis, die den Spielerkader qualitativ und quantitativ
verstärken sollen, müssen Fußballunternehmen häufig Transferzahlungen bzw.
„Handgelder“ leisten. Diese Aufwendungen sind somit ein weiterer bedeutender
Ausgabenfaktor. Transferzahlungen oder Ablösesummen sind dann zu leisten, wenn
Spieler verpflichtet werden, die bei einem anderen Club unter Vertrag stehen. Beim
Wechsel von Spielern, die nicht bei einem Fußballunternehmen unter Vertrag stehen,
werden oftmals die sogenannten „Handgelder“ fällig. Dabei handelt es sich um eine
Zahlung in Form einer Prämie an den wechselbereiten Spieler, der verpflichtet werden
soll. Spieler mit auslaufenden Verträgen können einen erheblichen Teil des Betrages,
den ein Fußballunternehmen an Transferzahlungen einspart, in Form eines
„Handgeldes“ selber vereinnahmen.33
Das „Bosman-Urteil“ im Jahr 1995 brachte den Arbeitsmarkt für Profifußballer in
Einklang mit geltendem Recht der Europäischen Union (EU) und führte zu einer
umfassenden Liberalisierung.34 Spieler aus anderen Staaten der EU dürfen seither nicht
mehr aufgrund von „Ausländerbeschränkungen“ zugunsten einheimischer Spieler
diskriminiert werden. Außerdem können Spieler nun innerhalb der EU nach Auslaufen
ihrer Verträge den Verein wechseln, ohne dass Fußballunternehmen, bei dem ein
Spieler vorher unter Vertrag war, einen Anspruch auf eine Transferzahlung haben. Als
Folge dessen hat sich die Verhandlungsposition der Fußballprofis gegenüber ihren
bisherigen und zukünftigen potentiellen Clubs verbessert. Im Wettbewerb um qualitativ
hochwertige Fußballer werden seit dem „Bosman Urteil“ hohe Transfersummen
gezahlt.35 Rekordtransfer war der Wechsel von Zinedine Zidane zur Saison 2001/2002
von Juventus Turin zu Real Madrid für 73,5 Mio. Euro. In Deutschland zahlte Bayern
München mit der Verpflichtung von Franck Ribéry 2007 die bisher höchste
Ablösesumme von 25 Mio. Euro an Olympique Marseille.36 Infolge steigender
Transferzahlungen setzen Fußballunternehmen in den letzten Jahren vermehrt auf die
eigene Ausbildung von Nachwuchsspielern.
33
Vgl. Klimmer (2003), S. 22.
Vgl. Busche (2004), S. 87 ff.
35
Vgl. Fehlauer (2007), S. 48 ff.
36
Vgl. Transfermarkt (2008).
34
12
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Weitere Ausgaben entstehen den Fußballunternehmen insbesondere im Rahmen der
regelmäßigen Teilnahme am Spielbetrieb. Darunter sind Betriebskosten, eine etwaige
Miete für die Nutzung des Stadions einzuordnen, sofern sich das Stadion nicht im
Eigentum des Fußballunternehmens befindet und schließlich diverse Organisations-,
Durchführungs- und Verwaltungskosten, wie z.B. Steuern, Versicherungen und
Reisekosten.37
2.2.2
Wirtschaftsfaktor Fußball
Der europäische Profifußball ist mittlerweile ein Markt von erheblicher ökonomischer
Bedeutung. Die WM 2006 in Deutschland war ein herausragendes Großereignis. Mit
geschätzten 33 Mrd. erreichten Fernsehzuschauern war die WM bis dato das populärste
TV-Ereignis überhaupt.38 Die EM 2008 in Österreich und der Schweiz verspricht
ebenfalls die Aufmerksamkeit von Milliarden fußballinteressierter Menschen auf sich
zu ziehen. Dieser enormen Nachfrage der Fußballinteressierten ist es zu verdanken, dass
sich der Markt für Fußball in der Vergangenheit wirtschaftlich derartig positiv
entwickeln konnte. Neben Großereignissen, wie der WM und der EM, ist es jedoch
insbesondere der „alltägliche“ Ligabetrieb, der von wirtschaftlicher Bedeutung ist.
Europäische Spitzenvereine wie z.B. Real Madrid (351 Mio. €), Manchester United
(315 Mio. €), FC Barcelona (290 Mio. €) oder der FC Bayern München (223 Mio. €)
erzielen mittlerweile Umsätze im dreistelligen Millionenbereich.39 In Anlehnung an die
Definition der Europäischen Kommission für kleine und mittlere Unternehmen sind
eine Vielzahl von Fußballunternehmen anhand ihrer Kennzahlen mittlerweile kleineren
und mittleren Unternehmen zuzuordnen.40
In der Saison 2005/2006 erwirtschaftete der gesamte europäische Fußballmarkt einen
Gesamtumsatz von 12,6 Mrd. Euro. Im Vergleich zur Vorsaison entspricht dies einem
Wachstum von einer Milliarde Euro. Die wirtschaftlich dominanten „Big Five“ Ligen
generierten davon einen Umsatz von 6,7 Mrd. Euro. Der Umsatz der fünf Ligen stellt
somit insgesamt 53 Prozent des europäischen Fußballmarktes dar.41
37
Vgl. Klimmer (2003), S. 21 f.
Vgl. Kurscheidt (2004), S. 19.
39
Vgl. Deloitte (2008), S. 6 ff.
40
Vgl. Europäische Kommission (2006).
41
Vgl. Deloitte (2007) S. 7 ff.
38
13
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
In Abbildung 3 wird die Entwicklung der Umsätze in den „Big Five Leagues“
veranschaulicht:
Quelle: Deloitte (2007), S. 8.
Die deutschen Fußballunternehmen der ersten und zweiten Bundesliga gehen auch in
Zukunft von einer zunehmenden Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Situation aus.
Jedoch wird angenommen, dass es vielmehr zu einer Stabilisierung und Konsolidierung
auf dem erreichten Niveau kommt. Nur ein Teil der Clubs rechnet mit weiteren leichten
Verbesserungen. Andere Fußballunternehmen gehen von keinen nennenswerten
Veränderungen der wirtschaftlichen Lage aus.42
Eine Betrachtung der jährlichen Wachstumsraten der Umsätze der „Big Five Leagues“
bestätigen die Annahmen der Bundesligisten. Tabelle 2 zeigt die Wachstumsraten
zwischen 1995/1996 und 2000/2001 sowie zwischen 2000/2001 und 2005/2006.
Während die Umsätze in der ersten Periode noch mit Wachstumsraten von 16% - 22%
42
Vgl. Ernst & Young (2007), S. 8.
14
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
stiegen, nahm das Wachstum im zweiten Zeitabschnitt ab, woraufhin die Umsätze in
den „Big Five Leagues“ nur noch um 4% - 11% wuchsen.43
Tabelle 2: CAGR der "Big Five Leagues“ 1995/1996 - 2000/2001 und
2000/2001 -2005/2006
Saison
England Italien
1995/96 - 2000/01
22%
21%
2000/01 - 2005/06
8%
4%
Quelle: Deloitte (2007), S. 8.
Land
Deutschland
18%
6%
Spanien
16%
11%
Frankreich
18%
7%
Zur Beurteilung der wirtschaftlichen Lage der Fußballunternehmen ist der Umsatz
jedoch nicht der alleinige Indikator. Bei Betrachtung der in 2.2.1 dargestellten
Einnahmen- und Ausgabenstruktur wird deutlich, dass Fußballunternehmen auf der
einen Seite ihre Einnahmen aus der Vermarktung medialer Übertragungsrechte,
steigender Zuschauerzahlen und wachsender Merchandisingerträge steigern konnten.
Auf
der
anderen
Seite
belasten
Verbindlichkeiten
eine
Vielzahl
von
Fußballunternehmen und einhergehend mit den Einnahmen sind auch die Personal- und
Transferausgaben deutlich gestiegen. Aus der Konsequenz steigender Einnahmen und
Ausgaben ergeben sich für viele Clubs finanzielle Herausforderungen.44
Eine Reihe traditioneller Clubs mussten in den vergangenen Jahren Konkurs anmelden
oder konnten nur mit finanzieller Unterstützung durch Spenden und anderen
Zuwendungen weiterhin am Ligabetrieb teilnehmen. Genannt seien hier beispielhaft der
AC Florenz, AC Parma, Borussia Dortmund, Bohemians Prag, FC Lugano, FC Sevilla,
Lausanne Sports und Servette Genf.45
2.3
Sportlicher Erfolg im Fußball
2.3.1
Definition
Fußballunternehmen beteiligen sich an einem sportlichen Wettbewerb. Im Fußball
erfolgt dies im Rahmen eines Meisterschaftsrennens innerhalb einer Liga über einen
festgelegten Zeitraum. Die Meisterschaft ermöglicht am Ende einer Saison die
Erstellung eines Rankings der teilnehmenden Mannschaften und wird unter
43
Vgl. Deloitte (2007), S. 8 f.
Vgl. Klimmer (2003), S. 23.
45
Vgl. Dietl, Franck (2008), S. 13.
44
15
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
standardisierten Bedingungen in Form vordefinierter Regeln durchgeführt. Es ist
offensichtlich, dass kein Fußballunternehmen isoliert das „Metaprodukt“ Meisterschaft
erstellen kann. Dieser Sachverhalt, auch als Kooperenz oder assoziative Konkurrenz
bezeichnet,
unterscheidet
den
Wettbewerb
im
Fußball
von
anderen
Wirtschaftsbranchen. Während auf „normalen“ Märkten Unternehmen üblicherweise
miteinander konkurrieren und nicht aufeinander angewiesen sind, wird im Fußball das
Produkt Meisterschaft in Zusammenarbeit mit anderen Fußballclubs erstellt. Die
sportliche Leistung einer Mannschaft wird in Relation zu den Leistungen anderer
Teilnehmer gesetzt und ermöglicht eine Aussage über den sportlichen Erfolg eines
Fußballunternehmens.46 Sportlicher Erfolg im Fußball lässt sich zeitlich differenzieren.
Unterschieden werden kann zwischen kurzfristigem, mittelfristigem und langfristigem
Erfolg.
Bei Beurteilung des kurzfristigen sportlichen Erfolges ist der Fokus auf ein einzelnes
Spiel gerichtet. Kriterium zur Messung des sportlichen Erfolgs ist das Ergebnis bzw. der
Ausgang des Spiels. Dabei ist ein Sieg als sportlicher Erfolg zu bezeichnen. Ein
Unentschieden kann als sportlicher Erfolg, Misserfolg oder neutrales Ergebnis bewertet
werden.
Abhängig
ist
dies
von
der
individuellen
Zielsetzung
eines
Fußballunternehmens. Die Niederlage einer Mannschaft in einem Spiel entspricht einem
Misserfolg.
Der mittelfristige sportliche Erfolg wird anhand der Platzierung am Ende einer Saison
bzw. mit dem Abschneiden eines Wettbewerbes gemessen. Unterschieden wird
zwischen
dem
regulären
Ligenbetrieb
und
nationalen
bzw.
internationalen
Wettbewerben (DFB-Pokal, UEFA-Cup, Championsleague), die in der Regel als K.O. Systeme konzipiert sind.
Die Bilanz kurz- und mittelfristiger Erfolge über einen längeren Zeitraum wird in
Abhängigkeit von der Zielsetzung eines Fußballunternehmens als Maßstab zur
Bewertung des langfristigen sportlichen Erfolges zugrunde gelegt. Unter der
Zielsetzung ist z.B. der Gewinn einer Meisterschaft oder eines nationalen oder
internationalen Wettbewerbs, die Qualifikation für nationale oder internationale
Wettbewerbe, der Aufstieg in die nächsthöhere Liga oder die Vermeidung eines
Abstiegs zu verstehen.47
46
47
Vgl. Frick (2005), S. 252 f.
Vgl. Klimmer (2003) S. 5 ff.
16
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
2.3.2
Erfolgsdeterminanten
Weit verbreitet ist die These, dass sportlicher Erfolg käuflich sei. Im „Fußballalltag“ ist
jedoch zu beobachten, dass nicht immer die finanzstärksten Fußballunternehmen den
attraktivsten und erfolgreichsten Fußball spielen.48 Wenn dem so wäre, würde dies
bedeuten, dass in der Bundesliga der FC Bayern München in jeder Saison erneut die
Meisterschaft gewinnen würde. Die Ausgänge von Spielen bzw. Meisterschaften
könnten dann schon im Vorwege sicher prognostiziert werden. Der FC Bayern
München gewinnt im Vergleich zu seinen Konkurrenten zwar einen Großteil seiner
Spiele und damit in Konsequenz am Ende einer Saison die Meisterschaft, jedoch gibt es
immer wieder weitere Mannschaften, die in der Lage sind, einen Ligawettbewerb für
sich zu entscheiden.49
Empirische Untersuchungen zeigen, dass der sportliche Erfolg mit der Finanzkraft von
Fußballunternehmen in einem gewissen Maße korreliert. In den Studien wurde
nachgewiesen, dass mit höheren Personal- und Transferausgaben die sportlichen
Erfolge zunehmen. Investieren Fußballunternehmen im Vergleich zu Konkurrenten
einen großen Anteil ihres Budgets in einen qualitativ hochwertigen Spielerkader, steigt
damit die Häufigkeit von sportlichen Erfolgen. Der Zusammenhang zwischen
finanziellem Einsatz und sportlichem Erfolg ist jedoch nicht linear. So nimmt die
Wahrscheinlichkeit, sportlich erfolgreich zu sein, mit steigenden Ausgaben zu, jedoch
mit einem abnehmenden Grenznutzen.50 Daher wird angenommen, dass neben der
Finanzkraft noch weitere Faktoren existieren, die einen Einfluss auf den sportlichen
Erfolg von Fußballunternehmen ausüben.
Von wesentlicher Bedeutung ist hier die Determinante des Zufalls, die über den
Ausgang eines Spiels und damit den sportlichen Erfolg von Fußballunternehmen
entscheiden kann. In diesem Zusammenhang umfasst der Begriff Zufall all jene
Umstände, die vor einem sportlichen Ereignis unbekannt und damit nicht
prognostizierbar sind. Dadurch ist es nicht möglich, den Zufall zu quantifizieren und
den Ausgang sportlicher Ereignisse sicher vorherzusagen. Die Existenz von
Wettmärkten festigt diese Behauptung. Auf diesen werden in der Zukunft liegende
Ereignisse, wie z.B. Fußballspiele, bewettet.51
48
Vgl. Korthals (2005), S. 150.
Vgl. Bundesliga (2008).
50
Vgl. Swieter (2002), S. 66 ff.
51
Vgl. Quitzau (2003), S. 147 ff.
49
17
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Der Faktor Zufall setzt sich aus mindestens zwei Komponenten zusammen: Dem Glück
und der Tagesform. Alle Ereignisse, die ein Spiel zugunsten einer Mannschaft
beeinflussen und nicht auf der eigenen Leistung beruhen, können unter dem Oberbegriff
von Glück subsumiert werden. Hier sind unter anderem Fehlentscheidungen von
Schiedsrichtern, Spielerverletzungen oder witterungsbedingte Einflüsse einzuordnen.
Das Glück ist theoretisch zwischen Mannschaften gleich verteilt. Ex-post betrachtet
wird deutlich, dass Fußballunternehmen in einem Spiel bzw. einer Saison jedoch häufig
mehr vom Glück profitieren als andere Mannschaften.52 Ein Schiedsrichter kann mit
seinen Entscheidungen ein Spiel zum Vor- oder Nachteil einer Mannschaft immanent
beeinflussen. So geschehen beispielsweise bei der Weltmeisterschaft 1966 in England,
als im Finale zwischen England und Deutschland ein umstrittenes Tor zugunsten der
Engländer gegeben wurde und damit eventuell ausschlaggebend für den Sieg der
Engländer war.53
Neben dem Glück ist die Tagesform eine weitere Komponente, die dem Zufall
zuzuordnen ist. Die Tagesform ist abhängig von verschiedenen Faktoren. Unter der
Tagesform wird die Standardabweichung von der durchschnittlichen Spielerqualität
bzw. von einem geschätzten Qualitätspotential verstanden. Differenziert wird zwischen
der Tagesform einzelner Spieler und der einer Mannschaft insgesamt.54
2.4
Grundlegende Produkteigenschaften des Fußballs
Das
mit
Abstand
höchste
Zuschauer-
und
Medieninteresse
unter
den
Mannschaftssportarten erreicht in Europa der Fußball. Die Milliardenbeträge, die in und
um den Markt für Fußball herum umgesetzt werden, stehen in direktem Zusammenhang
mit der Nachfrage nach dem Produkt Fußball. Im Mittelpunkt der Nachfrage befindet
sich der Konsument. Dies sind Fußballinteressierte aller sozialen Schichten und
Altersgruppen, insbesondere die Fans, die sich mit einem Fußballunternehmen
identifizieren. Die Nachfrage nach Eintrittskarten, Übertragungen im Fernsehen oder
der
Kauf
von
Merchandisingprodukten
ist
schließlich
die
messbare
Konsumentscheidung für das Produkt Fußball.55
52
Vgl. Quitzau (2003), S. 147 ff.
Vgl. Welt Online (2008).
54
Vgl. Quitzau (2003), S. 148 f.
55
Vgl. Hübl, Swieter (2002) S. 18 f.
53
18
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Für
die
Konsumbereitschaft
der
Fußballinteressierten
werden
folgende
Produkteigenschaften als notwendig erachtet:
•
Vergleichbarkeit der sportlichen Leistung
•
Aussagekraft des Meisterschaftsrennens
•
Integrität des Wettbewerbs
•
Unsicherheit über den Ausgang
Die Vergleichbarkeit der sportlichen Leistung wird durch die Erstellung eines
Wettkampfmodus ermöglicht. Spiele einzelner Fußballunternehmen in einer Liga
können so in einem übergeordneten Kontext gebracht werden. Erstellt wird die
Vergleichsbasis über die Festlegung einheitlicher Regeln sowie einer Spielplanung, die
jedem Fußballunternehmen ein gleichwertiges Spielpensum zuweist. Dabei sollte darauf
geachtet werden, die Spielregeln im Zeitverlauf möglichst wenig zu ändern. Auf diese
Weise kann die Leistung der Fußballunternehmen auch in einen historischen Bezug
gebracht werden.
Neben der Vergleichbarkeit der sportlichen Leistung ist die Aussagekraft des
Meisterschaftsrennens eine weitere Produkteigenschaft des Fußballs. Die Nachfrage
nach einem Meisterschaftswettbewerb in einer Liga ist besonders dann signifikant,
wenn diese in ihrer Sportart als Monopolliga auftreten kann. Das bedeutet, die Liga ist
innerhalb bestimmter Landesgrenzen oder Leistungsklassen alleiniger Anbieter einer
Sportart. Die Existenz weiterer Ligen würde die Aussagefähigkeit der Meisterschaft
einer Liga abschwächen. Vorstellbar wären zum Beispiel weitere Ligen in Deutschland,
die, ebenfalls mit professionellen Fußballunternehmen besetzt, einen deutschen
Meisterschaftstitel ausspielen. Die Frage, wer der „wahre“ Meister ist, bleibt in diesem
Fall unbeantwortet.56
Die Integrität des Wettbewerbs ist eine weitere unabdingbare Produkteigenschaft des
Fußballs.57 Die Glaubwürdigkeit eines sportlichen Wettkampfes nimmt ab, wenn Spiele
nicht ernsthaft ausgetragenen oder im Vorweg der Ergebnisausgang abgesprochen bzw.
„gekauft“ wird. Derartige Manipulationen sind zu vermeiden. Werden diese aufgedeckt,
ist mit einem erheblichen Rückgang der Nachfrage zu rechnen. Betroffen sind nicht nur
56
57
Vgl. Franck (1995), S. 126.
Integrität lässt sich aus dem lateinischen integritas ableiten und bedeutet so viel wie „unversehrt“,
„intakt“ oder „vollständig“.
19
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
die direkt beteiligten Mannschaften, sondern eine Liga und unter Umständen die
Sportart insgesamt sowie mit ihr in Verbindung stehende Wirtschaftsbranchen.58
Schließlich wird der Unsicherheit über den Ausgang im Sport eine zentrale Bedeutung
beigemessen, die Auswirkungen auf die Nachfrage des Produkts Fußball haben kann.
Kern dieser Ungewissheit ist die von Hoffnung und Bangen begleitete Spannung der
Zuschauer.59 Daraus ist zu schließen, dass Konsumenten einen unsicheren Wettkampf
einem prognostizierbaren Ausgang bevorzugen. Ein perfekt ausgeglichener Wettkampf
ist gekennzeichnet durch eine gleich hohe Eintrittswahrscheinlichkeit der Ereignisse. In
einem perfekt unausgeglichenen Wettkampf steht der Gewinner eines Wettbewerbes de
facto mit der Wahrscheinlichkeit 1 fest. Die Tatsache, dass der Sieger eines Spiels bzw.
der Gewinner einer Meisterschaft schon vor Spielbeginn feststeht, dürfte zu einem
erheblichen Rückgang der Nachfrage führen. Die sogenannte „Unsicherheitshypothese“
geht noch weiter und unterstellt, dass ein Anstieg des Faktors Unsicherheit bzw. ein
Anstieg der Ausgeglichenheit einhergeht mit einer Erhöhung der Nachfrage.60 Das
Optimum ist genau dann erreicht, wenn die Fußballunternehmen einer Liga über genau
dieselbe Spielstärke verfügen. Die „Unsicherheitshypothese“ ist nicht unumstritten.
Empirische Beobachtungen zeigen, dass ein hohes Zuschauerinteresse auch vorhanden
sein kann, wenn eine auf hohem Niveau spielende Mannschaft auf eine sportlich
Schwächere trifft. Sollte die These jedoch zustimmen, dann ist es das Ziel der
Ligaorganisation, möglichst eine Angleichung der Spielstärke zu erreichen.61
58
Vgl. Franck (1995), S. 126.
Vgl. Bausenwein (1995), S. 421.
60
Vgl. Fritz (2006), S. 53.
61
Vgl. Hübl, Swieter (2002), S. 21.
59
20
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
3
Manipulation
3.1
Definition und Begriffsabgrenzung
Unter einer Manipulation ist allgemein die Beeinflussung anderer Personen zu ihrem
eigenen persönlichen Vorteil zu verstehen. Dabei werden häufig Einflussmethoden
verwendet, die für andere nicht bzw. nur schwer durchschaubar sind. Die Beteiligten
haben häufig ein Interesse, dass die Manipulation unentdeckt bleibt.62
Dies geschieht oftmals in Verbindung eines vertrags- oder normwidrigen Verhaltens
eines Agenten gegenüber seinem Prinzipal, der durch eine dritte Partei Geld- oder
Sachleistungen erhält und sich damit einen Nutzenvorteil verschafft. Daher wird
Manipulation häufig mit dem Terminus Korruption in Verbindung gebracht.
Tatbestände der Bestechung oder Vorteilsgewährung sind klassischerweise der der
Korruption zuzuordnen.63
Das Spektrum der Handlungsweisen unter denen sich Manipulationen zusammenfassen
lassen, ist weit gespannt. Bei vielen Formen der Beeinflussung ist es problematisch zu
entscheiden, ob diese unter dem Oberbegriff der Manipulationen einzustufen sind.
Nachfolgend
sollen
Manipulationen
als
Handlungen
der
„unerwünschten“
Einflussnahme verstanden werden, die gegen rechtliche oder moralische Normen
verstoßen und häufig in bestehende Prinzipal-Agent Beziehungen eingreifen. Ein
klassisches Beispiel ist ein Eingriff bei der Auftragsvergabe der öffentlichen Hand an
private Unternehmen. Um den Zuschlag für einen gewinnbringenden Auftrag zu
erhalten, besticht der Unternehmer den Beamten mit einem Geldbetrag. Der Beamte
(Agent), eigentlich an vorgegebene Verhaltensregeln seines Arbeitgebers, dem Staat
(Prinzipal), gebunden, nimmt das Geld an und vergibt den Auftrag an den bestechenden
Unternehmer.64 Diese Arten von Manipulationen, sind mit einer negativen Wertung
behaftet, da sie für Dritte häufig mit direkten oder indirekten Kosten verbunden sind.65
62
Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (2000), S. 2047 f.
Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon (2000), S. 1831.
64
Vgl. Frank (2004), S. 185.
65
Die Argumentation, dass Manipulationen per Saldo wohlfahrtsfördernd sein können, soll in dieser
Arbeit nicht berücksichtigt werden. Vgl. Maennig (2004), S. 263.
63
21
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
3.2
Manipulationsentscheidung
3.2.1
Individuelle Nutzenmaximierung
Im Rahmen der rationalen Entscheidungstheorie („Rational Choice Approach“)
versuchen Individuen ihren eigenen Nutzen zu maximieren. Die Entscheidung, ob eine
Handlung ausgeführt oder unterlassen wird, ist abhängig von verschiedenen Faktoren.
Diese können sowohl einen Nutzen als auch Kosten in verschiedenen Ausprägungen
verursachen. Für unterschiedliche Alternativen werden dem möglichen Nutzen
potentielle Kosten gegenübergestellt. Ein Vorhaben wird dann realisiert, wenn aus der
Gegenüberstellung von Nutzen und Kosten ein positiver Nettonutzen resultiert. Der
Nutzen besteht meist aus monetären Anreizen. Es sind aber auch moralische oder
soziale Motive, die den Nutzen von Individuen kennzeichnen.66 Das Ergebnis des
Kosten-Nutzen Vergleichs ist ein zu erwartender Nutzenwert, da die Handlungen in der
Zukunft liegen und die sich daraus ergebenden potentiellen Konsequenzen mit
Unsicherheit behaftet sind.
Folgt man der in Abschnitt 3.1 definierten Begriffserklärung von Manipulationen,
können diese mit einer kriminellen Handlung verglichen werden. Die ökonomische
Analyse der Kriminalität befasst sich unter anderem damit, in Abhängigkeit von Nutzen
und Kosten zu untersuchen, unter welchen Vorraussetzungen Individuen ein Verbrechen
begehen bzw. unterlassen.67
3.2.2
Determinanten der Nutzen und Kosten
Ökonomische Modelle zur Analyse krimineller Handlungen gehen vor allem auf die
Arbeit „Crime and Punishment“ von Gary Becker zurück. In dieser werden die
Determinanten, durch die Individuen bei der Entscheidung ein Verbrechen zu begehen
oder zu unterlassen beeinflusst werden, formal in einem Modell beschrieben.68 In
Erweiterung des Modells lässt sich das Entscheidungsverhalten von Individuen
bezüglich einer Manipulation wie folgt definieren:
66
Vgl. Renner (2004), S. 293.
Vgl. Becker (1968), S. 176.
68
Vgl. ebenda, S. 169 ff.
67
22
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
bezeichnet den erwarteten Nutzen als Konsequenz einer Manipulation.
steht
für die subjektive Wahrscheinlichkeit, dass eine Einflussnahme aufgedeckt und die
„Täter“ überführt und (rechtzeitig) bestraft werden. Dabei gilt:
. Im
Umkehrschluss bedeutet
die Wahrscheinlichkeit, dass die Manipulation nicht
(rechtzeitig) aufgedeckt wird.
bezeichnet die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen
Manipulation. Nicht jede Manipulation muss per se zum gewünschten Erfolg führen, da
noch weitere Faktoren einwirken. Daher gilt auch hier:
Wahrscheinlichkeit eines Misserfolges dar.
Nutzenfunktion des manipulierenden Individuums.
.
stellt die
beschreibt die jeweilige subjektive
steht für das Vermögen, dass das
Individuum zum Zeitpunkt der Manipulation besitzt. Die Berücksichtigung des
Vermögens hat zur Folge, dass mit jeder zusätzlichen Vermögenseinheit, der
Grenznutzen aus dem Gewinn von Manipulationen abnimmt. Die Variable
bezeichnet den Ertrag aus einer erfolgreichen Manipulation abzüglich der Kosten von
Vorbereitung, Durchführung, z.B. Bestechungsgelder, sowie der Aufwendungen zur
Vermeidung einer Aufdeckung der Handlung.
ist der Gegenwert der für die
Manipulation drohenden Strafe in Geldeinheiten bei Aufdeckung. Neben einer meist
monetären Strafe entsteht den „Tätern“ häufig noch ein Verlust an Reputation,
ausgedrückt durch die Größe
.
ist der Nutzen aus der Manipulation selbst.
Dieser kann prinzipiell einen Nutzen- oder Kostenfaktor bedeuten. Abhängig ist dies
davon, ob Individuen eine Manipulation als reizvoll und stimulierend empfinden oder
infolge hoher Anspannung eher eine innere Unruhe fühlen.69
Ist der aus diesem Modell erwartete (Netto-) Nutzen positiv, wird das (risikoneutrale)
Individuum die Manipulation begehen. Ist der Nutzen negativ, wird die Manipulation
unterlassen. Da bei Manipulationen häufig Dritte in bestehende Prinzipal–Agent
Beziehungen eingreifen, müssen sowohl die Agenten, als auch Dritte einen positiven
Nutzen aus der Einflussnahme erwarten.70
Zusammenfassend sind folgende Determinanten von zentraler Bedeutung, bei der
Entscheidung eine Manipulation zu begehen oder nicht: Zum einen sind dies zu
erwartende Gewinne (Erlöse abzüglich Kosten für die Manipulation) in Relation zum
Anfangsvermögen. Zum anderen sind auch die (subjektiven) Wahrscheinlichkeiten der
69
70
Vgl. Forrest, Simmons (2003), S. 607 f.
Vgl. Maennig (2004), S. 276.
23
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Manipulationsaufdeckung
sowie
die
Höhe
der
zu
erwartenden
Strafe
mit
71
einzubeziehen.
Unter der Prämisse, das Maß an Manipulation zu reduzieren, sind folgende aus dem
Modell abgeleitete Implikationen von Bedeutung:
•
Steigende bzw. sinkende Manipulationsgewinne erhöhen bzw. reduzieren die
Anreize einer Einflussnahme.
•
Die Konsequenz höherer bzw. niedrigerer Wahrscheinlichkeiten bei der Aufdeckung
senkt bzw. erhöht das Ausmaß von Manipulationen.
•
Je höher bzw. niedriger (finanzielle) Strafen angesetzt sind, desto weniger bzw.
mehr wird manipuliert.72
3.3
Manipulation im Fußball
3.3.1
Fußballspezifische Manipulationen im historischen Kontext
Die Manipulation von Sportereignissen ist kein neues Phänomen. Schon seit der Antike
wird versucht, im Sport Ereignisse zum eigenen Vorteil zu manipulieren. Der erste
dokumentierte Fall fand demnach schon im Jahr 388 v. Chr. bei den olympischen
Spielen in Griechenland statt. Der Athlet Eupolos bestach drei seiner Gegner mit
Geldbeträgen und wurde nach erfolgreichen Ergebnisabsprachen Olympiasieger im
Faustkampf. Bis heute gilt Eupolos als Olympiasieger, da nach damaligen Regeln keine
nachträgliche Aberkennung des Titels möglich war.73
Seitdem wird regelmäßig in den verschiedensten Sportarten versucht, Ergebnisse zu
manipulieren. Auch im professionellen Fußball sind Einflussnahmen auf Spielausgänge
allgegenwärtig. Ferner gerieten in den letzten Jahren beispielsweise auch Cricket,
Baseball, Basketball, Sumo oder der Rad- und Pferderennsport ins Zentrum von
Manipulationen.74 Im Folgenden werden Beispiele der Manipulation im Fußball
dargestellt, um die damit verbundene Problematik zu verdeutlichen.
71
Vgl. Becker (1968), S. 176.
Vgl. Forrest, Simmons (2003), S. 608 f.
73
Vgl. Maennig (2004), S. 264.
74
Vgl. ebenda (2004), S. 266 ff.
72
24
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
3.3.1.1 Bundesligaskandal 1970/1971
Nach Ende des offiziellen Spielbetriebs der deutschen Bundesliga wurde bekannt, dass
mehrere Spiele der Saison 1970/1971 durch Ergebnisabsprachen und der Zahlung von
Bestechungsgeldern manipuliert wurden. Bis dato war es der schwerwiegendste
Manipulationsskandal in der Bundesliga. Involviert waren mindestens 52 Spieler, zwei
Trainer sowie sechs Verbandsfunktionäre aus zehn Vereinen. Ziel war es, durch
Manipulationen der Ausgänge von Ligaspielen den Abstieg von Arminia Bielefeld und
Rot-Weiß Oberhausen zu verhindern. Mit dem letzten Spieltag gelang dies auch den
beiden Vereinen. Leidtragender Verein war Rot-Weiß Essen, der stattdessen in die
zweite Liga absteigen musste.75 Infolge der Aufarbeitung wurde Rot-Weiß Essen keine
Wiedergutmachung in Form von Ausgleichszahlungen für wirtschaftliche Verluste oder
ähnliches zugestanden. Die „gekauften“ Spiele wurden von Seiten des DFB nicht
annulliert und werden auch so „regulär“ in den Spielstatistiken des DFB weiterhin
geführt.76 Viele der Beteiligten wurden mit Geldstrafen und zunächst lebenslangen
Spielsperren bestraft, die im nachhinein zu durchschnittlich zwei Jahren innerhalb von
Deutschland, jedoch nicht im Ausland, reduziert wurden.77 Von den beteiligten
Vereinen wurden nur Arminia Bielefeld und Kickers Offenbach mit Strafen belegt.
Kickers Offenbach wurde im Juli 1971 die Lizenz für zwei Jahre entzogen. Im April
1972 wurde Arminia Bielefeld mit einer Geldbuße, Lizenzentzug sowie dem
Zwangsabstieg in die Regionalliga bestraft. In den beiden folgenden Saisons kam es
infolge des Skandals zu einem erheblichen Zuschauerrückgang in die Stadien. Bis zum
gegenwärtigen Zeitpunkt stellt die Saison 1972/1973 mit einem Durchschnitt von
16.387 Zuschauern je Spiel den bisherigern Zuschauernegativrekord. Aufgedeckt wurde
die Spielmanipulation von dem damaligen Vereinspräsidenten von Kickers Offenbach,
Horst-Gregorio Canellas, der auf seinem fünfzigsten Geburtstag der Presse ein Tonband
mitgeschnittener Telefonate vorlegte, in dem die Rede von geplanten Manipulationen
mit Spielern war. Zu diesem Zeitpunkt war die Saison vorbei und es stand fest, dass die
Offenbacher Kickers in die zweite Bundesliga absteigen mussten. Fraglich ist, ob es
überhaupt zur Aufdeckung gekommen wäre, wenn die Mannschaft von Kickers
Offenbach den Abstieg hätte verhindern können.78
75
Vgl. Rauball (1972), S. 14 ff.
Vgl. Planet Wissen (2008).
77
Vgl. Maennig (2004), S. 266.
78
Vgl. ARD Online (2005).
76
25
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
3.3.1.2 Tapie und Olympique Marseille 1992/1993
Olympique Marseille, Teilnehmer der französischen Ligue 1, wurde 1994 in die zweite
Liga herabgestuft, nachdem publik wurde, dass der damalige Präsident des Clubs,
Bernard Tapie, Spieler gegnerischer Vereine bestochen hatte und somit regelwidrig zu
den Erfolgen der Mannschaft beigetragen hatte. 1993 bestach Tapie vor einem Spieltag
drei Spieler des FC Valenciennes mit je ca. 40.000 Euro. Dahinter lag die Absicht, das
Olympique Marseille seine Spieler vor dem Championsleague Finale gegen den AC
Mailand am 20. Mai 1993 schonen konnte, trotzdem aber im Spiel gegen Valenciennes
gewinnen konnte. Der Sieg des Spiels trug zum Gewinn der französischen Meisterschaft
in der Saison bei.79 Außerdem entschieden sie das Championsleague Finale zu eigenen
Gunsten.80 Der FC Valenciennes war dagegen nicht in der Lage mit einem Punkt
Abstand zu einem Nichtabstiegsplatz, den Abstieg in die zweite Liga zu vermeiden.
Nach bekannt werden des Skandals wurde Olympique Marseille die errungene
Meisterschaft wieder aberkannt und der Fall juristisch aufgearbeitet. Tapie selbst wurde
1995 wegen dieser und weiterer Fälle von Bestechung zu einer Freiheitsstrafe von zwei
Jahren Haft verurteilt.81 Bis zur Aufdeckung des Manipulationsskandals erreichte
Olympique Marseille in den Jahren zuvor eine Vielzahl sportlicher Erfolge, wie z.B.
den Gewinn der französischen Meisterschaft 1989, 1990, 1991 und 1992 sowie des
französischen
Pokals
1993
und,
wie
eingangs
erwähnt,
den
Gewinn
der
Championsleague 1993. In den folgenden Jahren des Skandals ging es für den Verein
infolge des Zwangsabstiegs und des Verlustes an Reputation sowohl sportlich als auch
wirtschaftlich bergab und Mitte der 90er Jahre stand Olympique Marseille vor dem
finanziellen Ruin.82
3.3.1.3 Fußball - Wettskandal der Bundesliga 2004/2005
Im Jahr 2004 hat der Unparteiische Robert Hoyzer durch Schiedsrichterentscheidungen
Einfluss auf den Ausgang mehrerer Spielbegegnungen genommen. Dies waren von ihm
geleitete Spiele im Rahmen des DFB – Pokals, der zweiten Bundesliga und der
79
Vgl. Maennig (2004), S. 266.
Im Jahr 2006 wurden Vorwürfe erhoben, dass die Spieler von Olympique Marseille vor dem Finale
leistungssteigernde Mittel im Sinne des Dopings erhielten. Da nach 13 Jahren keine objektive
Aufarbeitung zu erwarten war, verfolgte die UEFA die Vorwürfe nicht weiter und die Untersuchung
wurde eingestellt. Vgl. Oberschelp, Theweleit (2006).
81
Vgl. Maennig (2004), S. 266.
82
Vgl. Wikipedia Online Lexikon (2008a).
80
26
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Regionalliga.83 Hoyzer legte im Januar 2005 ein Geständnis ab, Spiele manipuliert zu
haben. Schon einige Monate zuvor kam es zu Verdachtsmomenten ihm gegenüber,
nachdem bei Hoyzer auffällig viele zweifelsfreie „Fehlentscheidungen“, wie
z.B.
vergebene Platzverweise oder Elfmeterentscheidungen, beobachtet wurden. Das Motiv
für Hoyzer Spiele zu manipulieren, waren ihm angebotene Bestechungsgelder von
einem Personenkreis, der in der Medienberichterstattung als „kroatische Wettmafia“
bezeichnet wurde. Diese „Wettmafia“ schloss Wetten auf den Ausgang von
Fußballspielen ab. Ziel der Bestechung des Schiedsrichters war es, Gewinne aus der
Bewettung von Hoyzer geleiteter Spiele zu generieren. Neben Hoyzer waren zum Teil
auch weitere Spieler und Schiedsrichter beteiligt. Durch Ergebnisabsprachen erhielten
diese einen Wissensvorsprung, ähnlich dem Insiderwissen auf Kapitalmärkten,
gegenüber den Sportwettanbietern. Dabei platzierte der Hauptbeschuldigte Ante Sapina
seine Wetten teilweise selbst oder über Dritte, insbesondere zwei seiner Brüder. Verlief
der Spielverlauf wie besprochen, erhielt Hoyzer einen vorher fest vereinbarten
„Manipulationslohn“.84
Spektakulärster Fall des Wettskandals war das Spiel der ersten DFB – Pokalrunde
zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger SV. Der Hamburger SV war bei
dieser Partie Favorit und die Wettquoten für einen Sieg des SC Paderborns waren
besonders hoch. Das Spiel endete wie mit Sapina abgesprochen wunschgemäß mit 4:2
für den SC Paderborn. Eine Wiederholung des Spiels war nicht möglich, da im Verlauf
des Aufklärungsprozesses schon weitere Runden des DFB – Pokals ausgespielt wurden.
Als Entschädigung erhielt der Hamburger SV eine Entschädigung vom DFB von
500.000 Euro und die Zusage ein Länderspiel auszurichten, das mit weiteren
Einnahmen in Höhe von ca. 1,5 Mio. Euro verbunden war. Auch andere von Hoyzer
geleitete Spiele wurden nicht vom DFB annulliert. Dies hatte verschiedene Ursachen. In
einigen Partien konnten keine Manipulationen festgestellt werden bzw. versuchte
Manipulationen schlugen fehl. Andere Partien dagegen wurden zwar erfolgreich
beeinflusst, konnten jedoch nicht wiederholt werden, da diese bereits in vergangenen
Spielzeiten stattgefunden haben. Im November wurde Hoyzer zu Beihilfe zum Betrug
zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und fünf Monaten verurteilt. Ante Sapina erhielt
eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und elf Monaten wegen Betrugs in zehn Fällen.85
83
Vgl. Heermann (2005), S. 4.
Vgl. Wikipedia Online Lexikon (2008b).
85
Vgl. Koch, C.-A. (2007), S. 8.
84
27
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
3.3.1.4 Manipulationsskandal von Juventus Turin 2004/2005
Luciano Moggi, Generaldirektor des italienischen Serie A Clubs Juventus Turin hat
nachweislich 29 von 38 ausgetragenen Meisterschaftsspielen der Saison 2004/2005 mit
Hilfe von Schiedsrichtern, Spielern und Funktionären manipuliert und Juventus Turin
damit den Gewinn der italienischen Meisterschaft ermöglicht. Aufgedeckt wurden die
Manipulationen 2006 durch die Turiner Staatsanwaltschaft, die Telefonate zwischen
Moggi und Beteiligten abhören ließ.86
Nach Ende der Untersuchungen wurden Juventus Turin die errungenen Meisterschaften
aus den Spielzeiten 2004/2005 und 2005/2006 aberkannt. Zudem musste der Verein in
der Saison 2006/2007 in die italienische zweite Liga, die Serie B, zwangsabsteigen und
wurde für diese Saison vom italienischen Fußballverband mit einem Abzug von neun
Punkten belegt.
Weitere in dem Skandal beteiligte Mannschaften wie der AC Mailand, AC Florenz und
Lazio Rom wurden ebenfalls mit Punktabzügen bestraft.87
Der Skandal hatte für den italienischen Fußball erhebliche finanzielle wirtschaftliche
Auswirkungen zur Folge. Durch den entstandenen Vertrauensverlust in die
Glaubwürdigkeit des italienischen Fußballs sanken die Besucherzahlen in den Stadien.
In der Saison 2006/2007 besuchten nur noch durchschnittlich 19.000 Zuschauer ein
Fußballspiel in der italienischen Serie A.88
3.3.2
Prinzipal–Agent Beziehungen im Fußball
Untersuchungsgegenstand der Prinzipal-Agent Theorie sind die vertraglichen
Beziehungen zwischen einem Prinzipal und einem Agenten. Der Agent wird vom
Prinzipal mit der Durchführung einer Aufgabe beauftragt und schließt mit ihm einen
Vertrag, in dem die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit geregelt werden. Ein
klassisches Beispiel ist das Verhältnis eines Arbeitgebers und seiner Angestellten.89
Wie in anderen Wirtschaftsbranchen gibt es Prinzipal-Agent Beziehungen auch im
Profifußball. Im Bereich des Fußballs existieren derartige Vertragsverhältnisse z.B.
zwischen
Fußballunternehmen
(Prinzipal),
vertreten
durch
Vorstand
oder
86
Vgl. Piller (2006).
Ursprünglich sollte Juventus Turin mit 30 Punkten Abzug bestraft werden. In darauf folgenden
Einspruchsverfahren wurden anfangs 13 und später noch einmal 8 Punkte erlassen. Vgl. Wikipedia
Online Lexikon (2008c).
88
Vgl. Deloitte (2007), S. 16.
89
Vgl. Jost (2001), S. 13.
87
28
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Geschäftsführung, und Spielern und Trainern (Agenten). Ebenso stehen aber auch die
nationalen Fußballverbände (Prinzipal), wie z.B. der DFB, mit in der Liga
teilnehmenden Spielern und Schiedsrichtern (Agenten) in Beziehung.90
Die unter Vertrag stehenden Fußballprofis, Trainer bzw. Schiedsrichter erfüllen unter
normalen Umständen ihre Aufgaben und Pflichten, wie dies mit dem Verein bzw.
Verband im Rahmen einer Vertragsgestaltung vereinbart wurde. Im Allgemeinen
vertreten sie damit die Interessen des Prinzipals. Dies bedeutet beispielsweise, dass ein
Club von einem Spieler erwartet, dass dieser als Teil einer Mannschaft versucht, seine
sportlichen Qualitäten möglichst optimal einzusetzen, um damit zum sportlichen Erfolg
beitragen zu können. Genauso wird von einem Trainer erwartet, dass dieser im Rahmen
seiner Möglichkeiten eine Mannschaft bestmöglich auf einen sportlichen Wettbewerb
vorbereitet und für ein Spiel eine Taktik und Aufstellung einsetzt, mit der eine hohe
Siegwahrscheinlichkeit erreicht werden kann. Schiedsrichter stehen in Form einer
Mitgliedschaft mit dem jeweiligen nationalen Fußballverband in Beziehung. In
Deutschland müssen Schiedsrichter nach der Schiedsrichterordnung Mitglieder in
Vereinen der Mitgliedsverbände des DFB sein.91 Leiten Schiedsrichter im Fußball ein
Spiel, so wird von ihnen erwartet, dass sie sich an die sportlichen Normen und Regeln
halten.
Problematisch
dabei
ist,
dass
die
bisher
genannten
Agenten
einen
Informationsvorsprung gegenüber ihrem Prinzipal haben. Dieser kann nicht objektiv
beurteilen, ob ein Agent im Sinne des abgeschlossenen Vertrags handelt. Man spricht
auch von asymmetrisch verteilten Informationen. Ein Fußballunternehmen kann nicht
beurteilen, ob ein Spieler z.B. unabsichtlich oder aufgrund exogener Einflussfaktoren
eventuell vorsätzlich neben das Tor schießt. Ähnlich verhält es sich bei dem Versuch
einer
Einordnung
der
Leistung
von
Schiedsrichtern.
Eine
umstrittene
Elfmeterentscheidung zum Vor- oder Nachteil einer Mannschaft kann beispielsweise
eine unabsichtliche, theoretisch aber auch eine „geplante“ Fehlentscheidung des
Schiedsrichters sein.
Die asymmetrische Informationsverteilung kann Agenten zu opportunistischem
Verhalten im Sinne der individuellen Nutzenmaximierung verleiten. Zu einem Eingriff
in Prinzipal-Agent Beziehungen kommt es häufig dann, wenn Dritte dem Agenten
90
91
Vgl. Kern (2007), S. 5.
Vgl. DFB (2008b), S. 2.
29
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Anreize in monetärer oder nichtmonetärer Form bieten. Die Möglichkeit, dass der
Agent das Informationsdefizit zu seinem eigenen Vorteil nutzt und nicht mehr im Sinne
vertraglicher Beziehungen handelt, wird auch als moralisches Risiko bzw.
Verhaltensrisiko („moral hazard“) bezeichnet.92
Besonders bei Manipulationen im Fußball kommt es oftmals zu derartigen Eingriffen in
die Beziehung von Prinzipal und Agent.
3.3.3
Formen der Manipulation
Nicht jede Form der Manipulation ist im Fußball grundsätzlich zu vermeiden. Das
Anfeuern einer Mannschaft seitens der Zuschauer im Stadion kann unter Umständen
den Ausgang eines Spiels entscheidend beeinflussen. In diesem Kontext kann diese
Form durchaus als eine wünschenswerte Manipulation verstanden werden, die nicht
explizit zu unterbinden ist, da sie die Attraktivität des Sports und folglich die Nachfrage
des Fußballs steigern kann.93 Im Folgenden soll jedoch weiterhin von dem in 3.1
definierten Manipulationsbegriff ausgegangen werden. Der klassischste Fall einer
solchen Manipulation ist, durch Bestechung von Spielern bzw. Schiedsrichtern Einfluss
auf den Spielausgang nehmen zu wollen. Die in Abschnitt 3.3.1 dargestellten Fälle von
Manipulationen verdeutlichen dies und zeigen auch, dass Einflussnahmen häufig
Konsequenzen auf den sportlichen Erfolg haben.
Beim Fußball, aber auch im Sport allgemein, treten Manipulationen jedoch in
vielfältiger Form auf und sind zum Teil schwer bzw. nicht eindeutig abzugrenzen.
Häufig kommt es im Fußball zu umstrittenen Ereignissen, bei denen nicht zweifelsfrei
erwiesen ist, ob diese im Rahmen des Erlaubten oder dem in 3.1 definierten
Manipulationsbegriff einzuordnen sind. Die Problematik der Abgrenzung soll an
folgendem Beispiel veranschaulicht werden:
Usus im Profifußball ist es, dass Trainer bei Spielen, die nicht mehr für einen
Fußballclub von Relevanz sind, eine sogenannte „B-Elf“ aufstellen. Dies ist z.B. dann
der Fall, wenn sich eine Mannschaft im Ligawettbewerb am letzten Spieltag durch einen
Sieg bzw. eine Niederlage von der Platzierung weder verbessern noch verschlechtern
kann. Die „B-Elf“ setzt sich dabei aus Spielern zusammen, die nicht regelmäßig zum
Einsatz kommen und im Allgemeinen ein niedrigeres Leistungsniveau aufweisen als die
92
93
Vgl. Jost (2001), S. 30.
Vgl. Koch, R. (2006), S. 143 ff.
30
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Stammspieler. Eine besondere Brisanz erhält die Aufstellung einer „B-Elf“ dann, wenn
es für den Gegner in diesem Spiel um einen möglichen Abstieg bzw. Aufstieg geht.
Durch das Einsetzen von sportlich schwächeren Spielern bzw. dem Nicht-Aufstellen
sportlicher Leistungsträger erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der gegnerischen
Mannschaft, das für sie wichtige und mit finanziellen Auswirkungen verbundene Spiel
zu gewinnen. Bei diesem Beispiel kann nicht eindeutig beurteilt werden, ob es sich um
eine unerlaubte Manipulation handelt.94
Einerseits kann angenommen werden, dass Trainer auf diese Weise ihren Ersatz- und
Nachwuchsspielern Spielpraxis ermöglichen möchten. Andererseits könnte jedoch
unterstellt werden, dass direkt oder indirekt Beteiligte des gegnerischen Clubs den
Trainer bestochen haben, eine sportlich schwache Mannschaft aufzustellen, um die
Siegwahrscheinlichkeit der eigenen Mannschaft zu erhöhen.
Fußballverbände versuchen, mit ihren Regelwerken einen Aufschluss darüber zu geben,
welche Formen der Einflussnahme zu unterbinden sind.95 „Undurchsichtigen“ nicht klar
abgrenzbaren Beeinflussungen, wie das obige Beispiel, wird häufig mit einem Fair Play
Gedanken begegnet.
Im Fair Play Kodex der FIFA heißt es dazu: „Ein Sieg ist wertlos, wenn er nicht ehrlich
und fair zustande gekommen ist. Betrügen ist einfach, aber unbefriedigend. Fair zu
spielen, bedingt Mut und Charakterstärke, macht aber Spaß. Fairplay lohnt sich immer,
selbst bei einer Niederlage. Fairplay bringt Anerkennung, Betrügen nur Schande.
Vergiss nie: Fußball ist nur ein Spiel, das ohne Fairness, wie jedes andere Spiel auch,
sinnlos ist.“96
Der DFB geht folgendermaßen in seiner Rechts- und Verfahrensordnung auf die
Problematik ein: „Der Deutsche Fußball-Bund, seine Mitgliedsverbände, ihre
Mitgliedsvereine und Tochtergesellschaften sowie die Spieler, Trainer, Schiedsrichter,
Funktionsträger und Einzelmitglieder bekennen sich zu den Grundsätzen der Integrität,
Loyalität, Solidarität und Fairness und sorgen für die Einhaltung dieser Grundsätze und
für Ordnung und Recht im Fußballsport.“.97 Und folgend: „Wer es, insbesondere als
Spieler, Schiedsrichter, Trainer oder Funktionsträger, unternimmt, auf den Verlauf
und/oder das Ergebnis eines Fußballspiels und/oder den sportlichen Wettbewerb durch
94
Vgl. ZEIT Online (2008).
Die autonome Gestaltung der Grundregegeln und der Organisation des Sports obliegt den Sportverbänden gemäß Art. 9 Abs. 1 Grundgesetz. Vgl. Bannenberg, Rössner (2006), S. 220 f.
96
Vgl. FIFA (2008b).
97
Vgl. DFB (2008c), S. 2.
95
31
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
wissentlich falsche Entscheidungen oder andere unbefugte Beeinflussung einzuwirken
in der Absicht, sich oder einem anderen einen Vorteil zu verschaffen, macht sich der
Spielmanipulation schuldig. Dies gilt nicht für Spieler, die beim Spiel oder im
Zusammenhang mit diesem durch Verletzung einer Fußballregel ausschließlich einen
spielbezogenen sportlichen Vorteil anstreben; …“.98
In Anlehnung dessen lassen sich „unerwünschte“ Manipulationen in die drei Kategorien
der Sabotage, des Dopings und des sogenannten „match-fixing“ einordnen.
Bei der Sabotage wird die sportliche Leistung eines Teilnehmers am sportlichen
Wettbewerb gesenkt. Die Leistung im Sport ist eine wesentliche Determinante für den
sportlichen Erfolg. Wird die Leistung eines Wettbewerbers gemindert, steigt in Relation
die Leistung des Konkurrenten und erhöht damit im direkten Vergleich die
Wahrscheinlichkeit zu gewinnen.99 Bezogen auf den Profifußball könnte dies z.B.
bedeuten, dass sich ein Fußballunternehmen A und ein Spieler, bei einem anderen Club
B unter Vertrag, über einen Wechsel nach Abschluss der laufenden Saison einigen.
Treffen Club A und B in einem Spiel der gegenwärtigen Saison aufeinander und für
Club A ist der Ausgang des Spiels von sportlicher Bedeutung, könnte man dem Spieler
unterstellen, dass dieser nicht seine optimale Leistung in das Spielgeschehen einbringt.
Durch diese Form der Einflussnahme steigt für Club A die Wahrscheinlichkeit das Spiel
für sich zu entscheiden und benachteiligt Club B.
Doping erhöht die sportliche Leistung eines Sportlers bzw. einer Mannschaft und damit
die Wahrscheinlichkeit zu gewinnen. Die World Anti-Doping Agency (WADA)
definiert Doping als den „Gebrauch eines Hilfsmittels (Substanz oder Methode), das
potentiell gesundheitsgefährdend ist und die sportliche Leistung des Athleten
verbessert“.100 Doping ist im Sport aus verschiedenen Gründen zu vermeiden. Steigern
Sportler ihre Leistung mit Dopingmitteln, erhalten diese einen Wettbewerbsvorteil
gegenüber Konkurrenten. Dabei setzen sie sich häufig gesundheitlichen Risiken aus.
Solange für Sportler eine subjektiv ausreichende Wahrscheinlichkeit besteht, dass ihr
Handeln nicht entdeckt und sanktioniert wird, haben diese einen Anreiz zu dopen.
Beim „match-fixing“ wird schon im Vorwege versucht, den Ausgang des sportlichen
Wettkampfes durch Ergebnisabsprachen festzulegen. Involviert sein können dabei alle
direkten oder indirekten Beteiligten, die einen Einfluss auf den sportlichen Ausgang
98
Vgl. DFB (2008c), S. 5.
Vgl. Preston, Szymanski (2003), S. 614 f.
100
Vgl. WADA (2004), S. 10 ff.
99
32
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
ausüben und Dritte, die finanzielle oder anderweitige Interessen an den Ausgängen
sportlicher Ereignisse haben. Hinsichtlich des „match-fixing“ können Absprachen
dahingehend getroffen werden, ob eine Mannschaft ein Spiel gewinnt, verliert oder
unentschieden spielt, sowie über die Höhe des Ergebnisses und spezielle Vorkommnisse
während des Spielverlaufes (Platzverweise, Elfmeter etc.).101
Für die folgenden Ausführungen kommt insbesondere dem „match-fixing“ im Fußball
eine Bedeutung zu, insbesondere dann, wenn Manipulationen von Dritten ausgehen.
3.3.4
Kosten von Manipulation
In den vorherigen Ausführungen wurde gezeigt, dass bestimmte Formen der
Einflussnahme gegen rechtliche und moralische Normen verstoßen und im Fußball zu
vermeiden sind. Manipulationen können direkte und indirekte Auswirkungen auf die im
Fußball beteiligten Akteure und partizipierenden Wirtschaftsbranchen haben. Für viele
sind diese mit Kosten verbunden. Dabei handelt es sich nicht um klassische Kosten im
Sinne der Kosten- und Leistungsrechnung. Vielmehr stellen diese Kosten entgangene
Gewinne dar, die infolge eines veränderten sportlichen Verlaufs nicht realisiert werden
können.102
Denkbar ist, dass zwei Mannschaften im Rahmen des Ligawettbewerbs gegeneinander
spielen. Dabei greifen Dritte in die Prinzipal-Agent Beziehung ein und bieten dem
Schiedsrichter finanzielle Anreize, damit dieser mit seinen Entscheidungen auf dem
Platz einer Mannschaft zum Sieg verhilft. Führen die Entscheidungen des
Schiedsrichters zum gewünschten Manipulationserfolg, wird die nicht manipulierende
Mannschaft
benachteiligt.
Dieses
Fußballunternehmen
ist
der
unmittelbare
„Geschädigte“ der Manipulation. Die Niederlage kann in Abhängigkeit der sportlichen
Bedeutung des Spiels unterschiedlich hohe Kosten in Form entgangener Einnahmen bei
dem Fußballunternehmen verursachen. Dies können z.B. entgangene Preisgelder,
Prämien oder nicht realisierbare Einnahmen als Folge eines Abstiegs oder einer
Nichtteilnahme an einem nationalen oder internationalen Wettbewerb sein.
Neben dem unmittelbar geschädigten Fußballunternehmen wirkt sich eine Manipulation
unter Umständen auch auf weitere in der Liga teilnehmende Clubs aus. Anders als in
Sportarten, in dem der Wettbewerb nicht innerhalb eines Ligensystems entschieden
101
102
Vgl. Preston, Szymanski (2003), S. 617 ff.
Vgl. Maennig (2004), S. 272 f.
33
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
wird und nur zwei Kontrahenten den Sieger untereinander ausspielen, kann sich der
Ausgang eines Fußballspieles auf die Tabellensituation der übrigen Mannschaften
auswirken. Die Manipulation eines Spiels kann dazu führen, dass sich die Platzierung
von Clubs verändert, die durch die Ligaverbundenheit in Beziehung zueinander stehen.
Erhebliche Kosten können den mittelbar beteiligten Unternehmen gegebenenfalls in
gleicher Form entstehen, wie den direkten „Geschädigten“.
Um
die
sportliche
Chancengleichheit
wiederherzustellen
und
mögliche
Benachteiligungen wieder rückgängig zu machen, ist bei aufgedeckten Manipulationen
eine Wiederholung der beeinflussten Begegnungen anzustreben. Die Beispiele in
Abschnitt 3.3.1 zeigen jedoch, dass Manipulationen erst mit zum Teil erheblicher
zeitlicher Verzögerung, wenn überhaupt, an die Öffentlichkeit gelangen. Werden
Manipulationen aufgedeckt, geschieht dies häufig erst nach Abschluss einer Saison
bzw. eines Turniers. Ist ein Wettbewerb schon abgeschlossen, lassen sich etwaige
sportliche und finanzielle negativen Folgen für die benachteiligten nur schwer
kompensieren. In Abschnitt 3.3.1.3 war die Folge der Schiedsrichtermanipulation von
Robert Hoyzer beim DFB-Pokalspiel zwischen dem SC Paderborn und dem Hamburger
SV das frühe Pokalausscheiden der Hamburger. Bei bekannt werden der
Manipulationsvorwürfe war die Ausspielung des DFB-Pokals weit fortgeschritten und
die Möglichkeit einer Wiederholung des Spieles war im Nachhinein nicht mehr
gegeben. Der Einigungsprozess zwischen dem Hamburger SV und dem DFB um einen
finanziellen Ausgleich endete mit einer Kompensation von ca. 2 Mio. Euro. Inwieweit
dieser Betrag den entgangenen Einnahmen durch das bedingte Ausscheiden im DFBPokal entspricht, lässt sich nicht eindeutig feststellen, da keine Aussage darüber
gemacht werden kann, wie erfolgreich der Hamburger SV im weiteren Verlauf der
Ausspielung des DFB-Pokal teilgenommen hätte. Die entgangenen Einnahmen lassen
sich aufgrund der Unwägbarkeiten über den sportlichen Erfolg nicht eindeutig
quantifizieren.103
Manipulationen, die den sportlichen Wettbewerb verzerren, verursachen jedoch nicht
nur bei den am gleichen Wettbewerb teilnehmenden Fußballunternehmen Kosten in
Form entgangener Gewinne.
103
Vgl. Heermann (2005), S. 13 f.
34
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Abbildung 4: Interessengruppen im Fußball
Spieler
Zuschauer
Medien
Trainer
Fußball
Weitere
Wirtschaftszweige
Fußballunternehmen
Sponsoren
Fußballverbände
Quelle: Eigene Darstellung
In und um den Fußball herum gibt es eine Vielzahl verschiedener „Stakeholder“, die ein
Interesse an der Erstellung des Produkts Fußball haben. Abbildung 4 zeigt eine Auswahl
dieser am Fußball direkt oder indirekt beteiligten Interessengruppen.
Der Zuschauer ist im Profifußball das zentrale Element der Wertschöpfungskette. Sie
determinieren durch das Maß ihrer Nachfrage die wirtschaftliche Bedeutung des
Fußballs. Erst mit den Zuschauern als Konsumenten des Fußballs generieren
Fußballunternehmen und partizipierende Wirtschaftsbranchen ihre Einnahmen.104
Die Nachfrage wird durch die in 2.4 aufgezeigten Produkteigenschaften determiniert.
Manipulationen, die den Wettbewerb verzerren, wirken auf die geforderte Integrität im
Fußball. Sinkt die Integrität bzw. die Glaubwürdigkeit, verlieren die Zuschauer das
Vertrauen in den Fußball. Diesbezüglich ist zu berücksichtigen, dass es nicht notwendig
zu einer Manipulation kommen muss, sondern bereits Verdachtsmomente ausreichen
können, die Integrität zu schädigen.105 Integritätsverletzungen führen zu einem
Rückgang der Nachfrage und haben unter Umständen weit reichende Konsequenzen für
Fußballunternehmen und weitere „Stakeholder“ des Fußballs.
Mit abnehmenden Besucherzahlen in den Stadien sinken auch die Zuschauereinnahmen
von Fußballunternehmen. Konsumieren weniger Zuschauer Fußball über das Fernsehen
104
Es kann argumentiert werden, dass mit steigendem Interesse nach dem Produkt Fußball und die damit
einhergehende zunehmende wirtschaftliche Bedeutung, die Anreize zu manipulieren zunehmen.
Vgl. Preston, Szymanski (2003), S. 613 und Büch, Maennig, Schulke (2006), S. 3.
105
Vgl. Quitzau (2003), S. 66.
35
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
und andere Medien, sinkt der Preis der medialen Fernsehübertragungsrechte. In Folge
erlösen Fußballunternehmen weniger Einnahmen aus der Vermarktung ihrer
Übertragungsrechte. Unternehmen anderer Wirtschaftsbranchen, die als Sponsor
auftreten, werden zudem in andere Sportarten als in den mit einem negativen Image
behafteten Fußball investieren.106 Unter Umständen überträgt ein Manipulationsskandal
einer Liga auch negative externe Effekte auf andere Ligen und hat somit Folgen für den
Fußball insgesamt. Deutlich wird, dass Manipulationen bei vielen Beteiligten des
Fußballs Kosten in Form entgangener Gewinne verursachen können. Diese zu
klassifizieren und damit die Kosten zu quantifizieren, fällt jedoch schwer. Neben den
finanziellen Auswirkungen verursachen Manipulationen häufig auch „immaterielle“
Schäden, da der Fußball für eine Gesellschaft immer eine gewisse Vorbildfunktion
verkörpert. Dazu gehört die Vermittlung ethischer Normen und Werte, wie z.B.
Toleranz,
Fairplay,
Gerechtigkeit
und
Teamgeist.
Durch
den
verursachten
Integritätsverlust von Manipulationen besteht die Gefahr, dass die Vorbildfunktion des
Fußballs nicht mehr gewährleistet ist.107
Die in diesem Abschnitt aufgezeigten negativen Auswirkungen führen zu der Annahme,
dass Manipulationen im Fußball zu vermeiden sind.
3.3.5
Probleme der empirischen Messung
Manipulationen im Fußball sind nur selten zu beobachten oder zu messen. Es liegt im
Interesse der Akteure, dass ihre Handlungen, wie auch bei kriminellen Aktivitäten, im
Verborgenen verbleiben. Inwieweit im professionellen Fußball manipuliert wird, lässt
sich daher empirisch nur schwer überprüfen.108 Anhand der in der Vergangenheit
aufgetretenen Fälle lässt sich zwar feststellen, dass Manipulationen im Fußball
existieren. Es ist jedoch nicht möglich, Folgerungen über das Ausmaß zu schließen, da
zum einen nicht jede Manipulation entdeckt wird und zum anderen nicht jede bekannt
gewordene Manipulation als solche eindeutig abgegrenzt werden kann.109
Berichten öffentliche Medien vermehrt über Manipulationen im Fußball, kann daraus
nicht direkt geschlussfolgert werden, dass zunehmend im Fußball manipuliert wird.
106
Vgl. Forrest, Simmons, (2003), S. 607.
Vgl. Fehlauer (2007), S. 71 f.
108
Vgl. Renner (2004), S. 292 f.
109
Vgl. Ricks (1995), S. 162.
107
36
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Ursache einer gestiegenen Berichterstattung könnte in diesem Zusammenhang auch in
einer erhöhten Aufklärungsquote von Manipulationen begründet sein.110
Zwei Problematiken sind von Bedeutung: Zum einen ist es schwer, eine unerwünschte
Manipulation als solche zu klassifizieren. In Abschnitt 3.3.3 wird die Komplexität der
Abgrenzung von Manipulationen deutlich. Zum anderen mangelt es häufig an den
erforderlichen Beweisen, die eine Manipulation belegen. Verschiedene Akteure, wie
z.B. Spieler, Schiedsrichter und weitere Beteiligte, wirken direkt oder indirekt auf das
Spielgeschehen ein und haben Möglichkeiten, durch ihr Verhalten auf Ereignisse im
Fußball Einfluss zu nehmen. Nur selten ist ein Fehlverhalten festzustellen, das den
Bestand einer regelwidrigen Manipulation erfüllt. Aus der reinen Beobachtung des
jeweiligen Akteurs ist ihm keine bzw. nur schwer eine Manipulation zu unterstellen. Ob
ein Spieler absichtlich das Tor bei einem Schuss verfehlt, ein Eigentor erzielt oder ein
Torwart vorsätzlich ein Tor der gegnerischen Mannschaft zulässt, ist nicht
nachzuweisen. Ähnlich verhält es sich bei Schiedsrichtern, die bei ihren Entscheidungen
einen
Ermessensspielraum
ausnutzen
und
Spielsituationen
subjektiv
jeweils
unterschiedlich bewerten, wie z.B. die sportliche Ahndung eines regelwidrigen
Foulspiels.
Hinzu
kommt
noch
die
Wahrscheinlichkeit,
dass
Schiedsrichter
Fehlentscheidungen treffen und Ereignisse auf dem Platz übersehen. Sportlich
schwache
Leistungen
von
Spielern
oder
ein
gewisses
Maß
umstrittener
Schiedsrichterentscheidungen sind demnach im Normbereich und müssen kein Hinweis
auf Manipulationen sein.
In Abschnitt 3.1 war ein charakterisierendes Merkmal einer Manipulation häufig ein
Eingriff Dritter in bestehende Prinzipal-Agent Beziehungen. Dritte bieten dem Agenten
meist finanzielle Anreize, sich entgegen vertraglicher Vereinbarungen zu verhalten.
Neben der Problematik, Manipulationen aus dem Spielgeschehen heraus aufzudecken,
kommt erschwerend hinzu, die Beziehung zwischen Dritten und dem Agenten zu
beobachten und nachzuweisen, da diese alles daran setzen werden, dass ihr Vorhaben
unentdeckt bleibt.
Ein Spieler, der bestochen wird, um Einfluss auf das Ergebnis eines Spiels im Rahmen
einer Manipulation zu nehmen, erhält dafür eine finanzielle „Belohnung“ von Dritten,
die ein Interesse am Ausgang des Spiels haben. Dabei wird kein schriftlicher Vertrag
110
Im Bereich der Wirtschaftskriminalität werden in Deutschland Dunkelziffern von teilweise über 96%
angenommen. Vgl. Maennig (2004), S. 270.
37
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
geschlossen und Geldbeträge werden üblicherweise in bar übergeben. Schriftliche
Belege, die eine Beziehung zwischen dem Spieler und der dritten Partei beweisen, gibt
es somit in der Regel nicht.
Wenn Manipulationen im Fußball aufgedeckt werden, geschieht dies häufig erst in
Verbindung mit aufgeklärten Straftaten des organisierten Verbrechens, wie z.B. der
Geldwäsche, dem Drogenhandel, der Prostitution oder Waffengeschäften.111
4
Sportwett-
und
Aktionärsinteressen
als
finanzielle
Anreize der Manipulation im Profifußball
4.1
Interessengruppen
Abschnitt 3.3.4 hat unter anderem die Stakeholder des Fußballs dargestellt und damit
gezeigt, dass unterschiedliche Interessengruppen am Fußball direkt oder indirekt
beteiligt sind. Im Rahmen dieser Arbeit sind zwei Gruppen von Bedeutung, die mit dem
Fußball finanzielle Interessen verbinden und daher mit dem Fußball in Zusammenhang
stehen.
Zum einen sind dies Akteure, die auf dem Markt für Sportwetten agieren. Diese
bewetten Ereignisse im Fußball mit der Absicht der Gewinnerzielung. Zum anderen
sind es die Eigentümer bzw. die Aktionäre von Fußballclubs, die zunehmend an
Fußballunternehmen beteiligt sind. Investoren stellen finanzielle Mittel zur Verfügung
und erwarten eine angemessene Verzinsung ihres eingesetzten Kapitals. Deutlich wird,
dass bei beiden Interessengruppen finanzielle Motive im Vordergrund stehen.
Die Höhe des wirtschaftlichen Erfolgs von Wettakteuren und Aktionären bemisst sich in
Abhängigkeit des Ausgangs von Ereignissen im Fußball. Beide Interessengruppen
haben dann einen Anreiz im Fußball zu manipulieren, wenn dadurch zusätzliche
Gewinne möglich sind und in Anlehnung an 3.2.2 ein positiver Nettonutzen zu erwarten
ist.112
111
112
Vgl. Wulzinger (2007), S. 200 ff.
Vgl. Forrest, Simmons (2003), S. 607 f.
38
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
4.2
Sportwetten im Fußball
4.2.1
Definition und Einordnung der Sportwette
Das Wesentliche einer Wette ist, dass Personen entgegenstehende Behauptungen
aufstellen. Um ihrer Behauptung Ausdruck zu verleihen, verpflichten diese sich im Fall
der Unrichtigkeit zu einer Leistung demjenigen gegenüber, dessen Behauptung sich als
die Richtige herausgestellt hat. Es geht demnach um einen Meinungsstreit mit der
Wettsumme als Belohnung für den jeweils Rechthabenden. Häufiger Fall bei einer
Wette ist eine Behauptung über das Eintreffen in der Zukunft liegender Ereignisse, die
mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind.113
Bei der Sportwette werden sportliche Ereignisse bewettet. Wettakteure setzen
Geldeinsätze auf das Eintreffen bestimmter zukünftiger Ergebnisse.114 Nicht
zweifelsfrei erwiesen ist, ob Sportwetten, wie häufig angenommen, unter den
Oberbegriff des Glücksspiels einzuordnen sind. Glücksspiele sind per Definition Spiele,
bei denen Gewinn oder Verlust des Einsatzes ausschließlich oder vorwiegend vom
Zufall abhängen. Beispiel für ein reines Glücksspiel ist das Roulette bei den
Casinospielen. Die Teilnehmer haben keine Möglichkeit individuelles Wissen oder
Können einzusetzen, um ihre Gewinnwahrscheinlichkeit zu erhöhen. In Abschnitt 2.3.2
wurde gezeigt, dass eine wesentliche Determinante für den Ausgang eines
Fußballspiels, neben der Qualität der Mannschaft, der Zufall ist. Unter dieser Prämisse
wären Sportwetten als eine Form des Glücksspiels zu qualifizieren.
Angenommen werden könnte jedoch auch, Sportwetten als ein Geschicklichkeitsspiel
zu klassifizieren. Bei Geschicklichkeitsspielen lassen Teilnehmer ihr Wissen oder ihre
Fähigkeiten mit einfließen, um den Ausgang eines Spiels, hier der Wette, zu ihrem
Vorteil entscheiden zu können. Da bei Sportwetten der Wettakteur seine Vorhersage
über den Ausgang eines sportlichen Ereignisses auch in Abhängigkeit ihm zugänglicher
Informationen, wie z.B. bisherige Spielverläufe, Spielerqualitäten oder sonstigen
Kenntnisständen
macht,
weisen
Sportwetten
auch
Charakteristika
von
Geschicklichkeitsspielen auf. Sportwetten sind beispielsweise vergleichbar mit
Entscheidungen, die auf dem Kapitalmarkt getroffen werden, z.B. eine Kauf- oder
Verkaufsentscheidung von Wertpapieren am Kapitalmarkt. Anleger bilden ihren
Erwartungswert über eine zukünftige Kursentwicklung aus den ihnen zur Verfügung
113
114
Vgl. Kreutz (2005), S. 138.
Vgl. Meyers Online Lexikon (2008).
39
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
stehenden Informationen. Bei Sportwetten handelt es sich demnach genau genommen
um eine Mischform von Geschicklichkeits- und Glücksspiel.115
Die deutsche Rechtsprechung geht davon aus, dass Sportwetten als Glücksspiel
einzustufen sind. Merkmal der Sportwette ist, dass der Erfolg allein oder zum größten
Teil vom Zufall bestimmt wird. Laut Staatsvertrag zum Glücksspielwesen in
Deutschland handelt es sich dann um ein Glücksspiel, „wenn im Rahmen eines Spiels
für den Erwerb einer Gewinnchance ein Entgelt verlangt wird und die Entscheidung
über den Gewinn ganz oder überwiegend vom Zufall abhängt. Die Entscheidung über
den Gewinn hängt in jedem Fall vom Zufall ab, wenn dafür der ungewisse Eintritt oder
Ausgang zukünftiger Ereignisse maßgeblich ist. Auch Wetten gegen Entgelt auf den
Eintritt oder Ausgang eines zukünftigen Ereignisses sind Glücksspiele.“116 Neben
Sportwetten fallen auch Automatenspiele, Lotterien, Casinospiele und Gewinnspiele
unter den Oberbegriff des Glücksspiels.117 Wie auch bei anderen Glücksspielen besteht
bei Sportwetten eine Wahrscheinlichkeit, ein Mehrfaches des Einsatzes bei Wetterfolg
zu gewinnen.118
4.2.2
Fußballereignisse als öffentliches Gut
Die Mehrdimensionalität des Profifußballs erschwert es, das Produkt Fußball insgesamt
als ein privates oder öffentliches Gut aufzufassen. Daher müssen Elemente des Fußballs
bei einer Zuordnung differenziert betrachtet werden. Zwei Kriterien entscheiden
darüber, ob Produkte bzw. eine Dienstleistungen als öffentliches oder privates Gut zu
klassifizieren sind.
Erstes Kriterium für öffentliche Güter ist die Nicht-Ausschließbarkeit. Das bedeutet,
dass es nicht möglich ist, Personen von der Nutzung auszuschließen bzw. es aus
ökonomischen effizienzbedingten Gründen nicht sinnvoll ist. Klassisches Beispiel für
öffentliche Güter sind z.B. die innere Sicherheit oder die Verkehrsinfrastruktur. Zweites
Kriterium zur Charakterisierung von öffentlichen Gütern ist die Nicht-Rivalität. Bei der
Nicht-Rivalität bestehen ausreichend Nutzungsmöglichkeiten für die Konsumenten.
Kein Nutzer schränkt andere Konsumenten durch Benutzung des Gutes ein.119
115
Vgl. Kreutz (2005), S. 139 f.
Vgl. Becker, T., Dittmann (2008), S. 158 f.
117
Vgl. Becker, T. (2007), S. 5.
118
Vgl. Tolkemitt (2002), S. 43.
119
Vgl. Vöpel (2006), S. 14.
116
40
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Sind die Bedingungen der Nicht-Ausschließbarkeit und der Nicht-Rivalität erfüllt, dann
handelt es sich um reine öffentliche Güter. Öffentliche Güter in reiner Form sind
dadurch gekennzeichnet, dass keine Eigentumsrechte definiert werden können. Bei
Sportwetten wird auf Ereignisse im Sport gewettet. Sportereignisse im Sport sind per se
als ein öffentliches Gut zu definieren. Jeder, der dies möchte, kann diese „nutzen“, ohne
jemanden beim Konsum zu beeinträchtigen (Nicht-Rivalität). Zudem kann niemand von
der Nutzung bzw. dem Konsum von Sportergebnissen ausgeschlossen werden (NichtAusschließbarkeit). Anders verhält es sich mit dem Besuch eines Fußballspiels im
Stadion. Dieser ist als ein privates Gut einzuordnen. Durch den Kauf einer Eintrittskarte
erwirbt der Zuschauer das Recht, das Stadion an einem Spieltag zu betreten und einen
Sitz- oder Stehplatz zu nutzen. Damit verringert sich die Nutzungsmöglichkeit für
andere potentielle Stadionzuschauer um eine Einheit. Ist eine Person nicht bereit, den
geforderten Preis zu bezahlen, wird dieser vom Konsum ausgeschlossen. Der Zutritt
zum Stadion wird ihm verwehrt.120
Es wird deutlich, dass Fußballunternehmen zwar die bei Sportwetten bewetteten
Ereignisse erstellen, aber nicht die Möglichkeit haben, Eigentumsansprüche zu erheben
und Dritte von der Nutzung auszuschließen.
4.2.3
Entwicklung des Marktes für Sportwetten
Sportwetten haben eine lange Tradition. Schon im alten Rom wurden im Circus
Maximus Wetten auf die potentiellen Sieger sportlicher Wettbewerbe platziert. Im 18.
und 19. Jahrhundert wurden insbesondere Baseball in Nordamerika und Cricket in
England mit Sportwetten in Verbindung gebracht.121 Einige Sportarten verdanken ihre
Aufmerksamkeit gerade der Tatsache, dass diese bewettet werden können. Von
Bedeutung ist hier neben dem in Florida verbreitetem Jai Alai und den in England,
Irland und USA veranstalteten Hunderennen der Pferdesport. Pferderennen sind sicher
auch ein gesellschaftliches Ereignis. Ein Großteil der Zuschauer besucht die
Pferderennbahn jedoch mit der Absicht, auf die Ausgänge der unterschiedlichen
Rennausgänge zu wetten. Vorübergehende Wettverbote in einigen Bundesstaaten der
USA führten am Anfang des letzten Jahrhunderts dazu, dass die Anzahl dort
veranstalteter Pferderennen erheblich abnahm.122 Ein Großteil anderer Sportarten ist
120
Vgl. Erning (2000), S. 59.
Vgl. Forrest (2006), S. 41.
122
Vgl. Forrest, Simmons (2003), S. 598.
121
41
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
nicht in einem solchen Ausmaß abhängig von Sportwetten, kann aber ebenfalls in einem
gewissen Rahmen von Sportwetten profitieren. Ereignisse, die im Fußball bewettet
werden, erhöhen die bemessene Aufmerksamkeit für das Produkt Fußball und können
im Endeffekt zu einer Erhöhung der Nachfrage führen.123
In den letzten Jahren hat sich der Markt für Sportwetten zu einem bedeutenden,
expandierenden und weltweit agierenden Markt entwickelt. Das Bewetten sportlicher
Ereignisse gewinnt zunehmend an gesellschaftlicher Beliebtheit und Akzeptanz. Die mit
Sportwetten generierten Umsätze von Glücksspielunternehmen steigen stetig. Der in
Deutschland bekannteste Anbieter ist bwin, ehemals betandwin. bwin bietet
Wettkunden über verschiedene Plattformen täglich bis zu 12.500 Wetten in mehr als 90
Sportarten an.124 Ein weiteres Angebot neben Sportwetten sind vorwiegend über das
Internet veranstaltete Poker-, Casino- und Geschicklichkeitsspiele sowie sogenannte
Soft-Games. Die Anzahl der bei bwin abgeschlossenen Sportwetten haben sich in den
letzten Jahren um ein Vielfaches erhöht. 2002 wurden bei bwin ca. 12,1 Mio.
Sportwetten abgeschlossen.125 In den folgenden Jahren verlief die Entwicklung
diesbezüglich positiv und im Geschäftsjahr 2007 konnte bwin über 233 Mio.
Wettannahmen verzeichnen. Einhergehend mit der Zunahme abgeschlossener Wetten
haben sich auch Erträge aus Sportwetten entwickelt. Betrugen die Brutto-GamingErträge (Wetteinsatz abzüglich Wettgewinn) für Sportwetten 2002 16,6 Mio. Euro,
stiegen diese auf über 194 Mio. Euro in 2007.126
Weltweit werden jährlich Milliardenumsätze mit dem Anbieten von Sportwetten
erwirtschaftet. Nach Angaben von Global Betting and Gaming Consultants (GBGC)
werden die Brutto-Gaming-Erträge für den Gesamtmarkt in 2008 auf etwa 220 Mrd.
Euro geschätzt. Dabei entfällt der größte Teil mit ca. 210 Mrd. Euro 95,3 % auf die
traditionellen Buchmacher („Offline - Markt“), die Wetten nicht über das Internet
anbieten. Wettanbieter, die über das Internet kommunizieren, können mit 4,7 % ca. 10
Mrd. Euro umsetzen. Wachstumschancen werden jedoch in Zukunft speziell dem
„Online – Markt“ eingeräumt, der auch bisher hohe Wachstumsraten erreichen konnte.
Während GBGC für den „Offline – Markt“ bis 2012 eine CAGR von jährlichen 2,2 %
123
Vgl. Forrest, Simmons (2003), S. 598 f.
Vgl. bwin (2007), S. 31.
125
Vgl. bwin (2006), S. 3.
126
Vgl. bwin (2007), S. 81.
124
42
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
annimmt, wird für über das Internet angebotene Wetten ein Wachstum von 10,3 % pro
Jahr bis 2012 prognostiziert.127
Schwerpunkt bei den Sportwetten ist der professionell ausgeübte Fußball. In
Deutschland entfallen auf den Fußball ca. 80 % aller abgeschlossenen Sportwetten.128
Im Angebot der Glücksspielunternehmen befinden sich Ligaspiele von mehr als 500
Ligen aus ca. 90 Ländern. Hinzu kommen nationale und internationale Turniere wie die
Ausspielung des DFB – Pokals, des UEFA – Cups, der Championsleague, der EM oder
der WM sowie eventuell dazugehörige Qualifikationen.129
4.2.4
Vertrieb von Sportwetten über das Internet
Die Betrachtung des Marktes für Sportwetten hat gezeigt, dass über das Internet
vermehrt Sportwetten abgeschlossen werden. Für Sportwettenanbieter gewinnt diese
Vertriebsform zunehmend an Bedeutung. Das Internet ermöglicht den Wettakteuren,
theoretisch weltweit Wetten anzubieten bzw. abzuschließen.
Mit realen Geldeinsätzen konnten erstmals 1996 Wetten über das Internet abgeschlossen
werden. Der Weg dorthin vollzog sich in drei Stufen. Grundlage war eine 1994 von
Antigua und Barbuda errichtete Freihandelszone. Wettanbieter mit Sitz in diesem Land
konnten
Wetten
amerikanischer
Wettkunden
annehmen
und
damit
das
Glücksspielverbot in den USA umgehen. 1994/1995 entwickelte das Unternehmen
Microgaming eine Glücksspiel-Software, mit der es möglich war, über das Internet und
nicht wie bisher per Telefon zwischen den Beteiligten zu kommunizieren. Schon 1995
gab es Glücksspielunternehmen, die über das Internet Glücksspiele mit fiktiven
Geldeinsätzen anboten. Um auch mit realem Geld wetten zu können, entwickelte das
Unternehmen CryptoLogic 1995 ein Verfahren, mit dem digitale Daten verschlüsselt
wurden und Finanztransaktionen über das Internet möglich waren. Somit waren alle
Voraussetzungen gegeben, Sportwetten über das Internet anbieten zu können.
InterCasino war 1996 der erste Wettanbieter mit Sitz in Antigua, dem schon bald
Nachahmer folgten. Vorzugsweise verlegten die Glücksspielunternehmen dabei ihren
Sitz in Staaten mit einer freizügigen Lizenzvergabe bzw. Gesetzgebung hinsichtlich des
Glücksspiels. Dazu zählen Costa Rica, Antigua und Barbuda, die Niederländischen
127
Vgl. bwin (2007), S. 121 f.
Vgl. ISA (2005).
129
Vgl. bwin (2007), S. 31.
128
43
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Antillen, Gibraltar, England, Malta und Belize.130 Die Zahl der Glücksspielanbieter im
Internet hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Waren es 1999 noch etwa 650
Anbieter, hat sich die Anzahl auf über 2.000 Unternehmen im Jahr 2006 erhöht, die
Sportwetten, Casinospiele und Lotterien im Internet offerieren.131
4.2.5
Wettarten im Fußball
4.2.5.1 Fußballtoto
Erstmals wurde 1921 in England der Ausgang eines Fußballspiels bewettet. In
Deutschland dagegen fanden Fußballwetten erst nach dem zweiten Weltkrieg Einzug.
Da nach Ende des zweiten Weltkrieges keine finanziellen Mittel zur Förderung des
Sports vorhanden waren, wurde das Fußballtoto eingesetzt, um einen Teil der
Einnahmen an die Sportverbände der Länder weiterzuleiten. 1956 gründete sich der
Deutsche Totoblock, der sich 1962 mit dem Deutschen Lottoblock zum Lotto- und
Totoblock zusammenschloss.132
Bis zur Einführung der Oddsetwette war das Fußballtoto lange Zeit die einzige
Sportwette. Unterschieden werden konnte bei der Toto-Sportwette zwischen der
Ergebnis- und der Auswahlwette. Bei der Ergebniswette werden auf Basis von 13
vorgegebenen Fußballspielen die Spielausgänge getippt. Es wird jeweils versucht, einen
Heimsieg, ein Unentschieden oder einen Sieg der Gastmannschaft vorherzusagen.133
Der Auswahlwette liegt ein vom Wettanbieter angebotener Spielplan zugrunde. Aus 45
Fußballspielen werden 6 Partien ausgewählt. Ziel ist es, auf die Spiele zu tippen, die mit
einem Unentschieden enden. 134
Sowohl bei der Ergebniswette als auch bei der Auswahlwette werden die Gewinnquoten
nicht vorher festgelegt, sondern errechnen sich nach dem Totalisatorprinzip. Das
Verfahren wird auch beim Lotto angewandt und dient zur Bestimmung der
Gewinnhöhe. Bei Glücksspielen die nach dem Totalisatorprinzip organisiert sind,
wetten die Teilnehmer nicht gegen den Sportwettenanbieter bzw. gegen einen
Buchmacher sondern untereinander.
Wird in einer Spielrunde insgesamt weniger
eingesetzt, so ist auch die Konsequenz ein relativ niedrigerer Gewinn. Der Veranstalter
130
Vgl. Wood (2007), S. 492 ff.
Vgl. American Gaming Association (2008).
132
Vgl. Kreutz (2005), S. 140 f.
133
Neben der sogenannten Dreizehnerwette gibt es auch Varianten bei der auf eine andere Anzahl von
Spielen getippt werden kann. Vgl. Lotto (2008a).
134
Vgl. Lotto (2008b).
131
44
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
agiert somit nicht als Buchmacher, sondern nur als Vermittler der Totowette. Die
Veranstaltung von Fußballtotowetten ist folglich für den Anbieter mit keinem
finanziellen Risiko behaftet. Für die Vermittlung erhält der Totalisateur die Hälfte der
Spiel- bzw. Wetteinsätze, von dem ein bestimmter Betrag an Abgaben und Steuern an
die Länder abgeführt wird. Die Ausschüttungsquote beträgt demnach nur 50 %. Diese
werden als Gewinne auf einzelne Gewinnklassen mit unterschiedlicher prozentualer
Verteilung ausgeschüttet. Innerhalb der Gewinnklassen wird der Gewinn gleichmäßig
auf die Gewinner verteilt. Die Wettquote ist bei Abschluss der Wette noch nicht
bekannt. Bis zum Start des bewetteten Ereignisses können nur vorläufige Quoten
angegeben werden.135
4.2.5.2 Oddsetwetten
Im Gegensatz zum Fußballtoto stehen bei Oddsetwetten die Wettquoten schon mit
Abgabe der Wette fest. Die Quote kann nachträglich nicht mehr geändert werden. Der
Wettende hat damit schon bei Vertragschluss Kenntnis, welchen Betrag er bei dem
Eintreten seiner Voraussage erhält.136 Offiziell wurde die Oddsetwette nach
skandinavischem Vorbild 1998 in Deutschland eingeführt und ursprünglich vom
Deutschen Lotto- und Totoblock veranstaltet. Heutzutage wird der Begriff im
allgemeinen Sprachgebrauch für Sportwetten mit festen Quoten benutzt und auch von
privaten Veranstaltern von Sportwetten angeboten. Einhergehend mit der Zunahme von
Oddsetwetten sank das Interesse der Bevölkerung für das Fußballtoto. Mittlerweile sind
Wetten mit festen Quoten die häufigste Form der Fußballwette. Nicht nur im Fußball
wird dieser Wetttyp angewendet. Bei fast allen zu bewettenden Einzel- und
Mannschaftssportarten wird nach dem Prinzip einer vom Wettanbieter festgesetzten
Quote gewettet.137 Die Quoten reflektieren die von den Wettanbietern bzw.
Buchmachern erwartete Wahrscheinlichkeit für das jeweilige Ereignis. Dabei wird die
Quote so kalkuliert und dementsprechend angesetzt, dass den Wettanbietern ein
prozentualer Anteil als Gewinn verbleibt.138
135
Vgl. Tolkemitt (2002), S. 32 f.
Die Wettquote beschreibt das Verhältnis zwischen Wetteinsatz und möglichem Gewinn. Beträgt
die Quote beispielsweise für den Sieg einer Mannschaft 1,8, dann bekommt man für eine eingesetzte
Geldeinheit den 1,8-fachen Wert bei Wetterfolg ausgezahlt.
137
Vgl. Kreutz (2005), S. 141 ff.
138
Vgl. Wikipedia Online Lexikon (2008d).
136
45
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Bei Sportwetten mit festen Quoten ist zwischen mehreren Wettarten zu differenzieren:
Die Topwette ist eine Einzelwette, bei der es das Ziel ist, ein bestimmtes Spielereignis
richtig vorauszusagen. Dabei wird z.B. auf den Sieger eines Spiels oder auf ein
konkretes Spielergebnis gewettet. Weiter zählen dazu auch sogenannte Sonderwetten,
deren Varianten in den letzten Jahren zugenommen haben. Auf die Platzierung einer
Mannschaft im Rahmen eines Wettbewerbs oder auf die Anzahl der in einem Spiel
geschossenen Tore kann hier gewettet werden. Hinzu kommt die Möglichkeit, auf
„exotische“ Ereignisse Wetten abzuschließen, die von Wettanbieter zu Wettanbieter
unterschiedlich ausgestaltet sein können. Bewettet werden kann z.B. welcher Spieler ein
Tor erzielt, welche Mannschaft den ersten Einwurf des Spiels ausführt oder wie viele
Foulspiele es geben wird. Neben der Topwette ist die Kombinationswette eine weitere
standardisierte Wettform. Es wird auf mehrere Ereignisse in einer beliebigen
Kombination gewettet. Üblich wird auf den Ausgang mehrerer Spiele gesetzt, indem auf
das genaue Ergebnis oder auf Sieg, Unentschieden oder Niederlage eines Teams je Spiel
getippt wird. Die Gesamtquote errechnet sich durch Multiplikation der einzelnen
Quoten miteinander. Die Kombinationswette ist gewonnen, wenn jedes einzelne
Ereignis richtig vorausgesagt wurde. Je mehr Einzelwetten in die Kombinationswette
einbezogen werden, desto höher sind die Quoten und damit ein potentieller Wettgewinn.
Allerdings sinkt auch die Gewinnwahrscheinlichkeit mit zunehmender Anzahl der
Einzelwetten.
Die dritte Form der Oddsetwette ist die Handicap- oder auch als „point-spread“
bezeichnete Wette. Gewettet wird nicht direkt auf den Sieg einer Mannschaft. Eine
Mannschaft wird mit einem Handicap belegt. Das bedeutet, dass die gegnerische
Mannschaft einen „Vorsprung“ erhält, der zum tatsächlichen Ergebnis miteinbezogen
wird. Das Ergebnis ist dann mit einem Sieg für die mit einem Handicap belegte
Mannschaft zu bewerten, wenn diese trotz des fiktiven Handicaps die Partie zum
eigenen Vorteil entscheiden kann. Handicapwetten werden häufig bei Sportereignissen
abgeschlossen, in denen viele Punkte bzw. Tore erzielt werden können. Wird ein
Fußballspiel bewettet und eine Mannschaft erhält ein Handicap von „+2“, dann gilt das
Spiel für die Mannschaft als gewonnen, wenn diese mit mindestens 3 Toren Differenz
gewinnt.139
139
Vgl. Koch, C.-A. (2007), S. 3 f.
46
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Schließlich ist noch die Live-Wette zu nennen, die in letzter Zeit zunehmend von
Bedeutung ist. Während eines Spiels hat der Wettkunde die Möglichkeit, Wetten in
Echtzeit abzugeben. Dabei werden die Quoten von den Wettanbietern während des
Ereignisses angepasst und verändern sich damit im zeitlichen Verlauf entsprechend.140
4.2.6
Wettbezogene Manipulation im Fußball
Die bisherigen Ausführungen zu Sportwetten haben gezeigt, dass der Markt für
Sportwetten wächst und zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung gewinnt. Trotz
Regulierungen des Glücksspielmarktes einiger Staaten, die von einem Verbot des
Glücksspiels bis zu staatlich vergebenen Genehmigungen reichen, wächst der weltweite
Markt für Sportwetten. Besonders durch das Internet stehen Veranstalter von
Sportwetten
zunehmend
miteinander
im
Wettbewerb.
Von
einem
Konkurrenzwettbewerb der Anbieter profitieren insbesondere die „Konsumenten“.
Während auf Glücksspielmärkten mit einem staatlichen Monopolanbieter nur etwa 60
bis 70 % der Wetteinsätze in Form von Wettgewinnen wieder ausgeschüttet werden,
beträgt auf Märkten mit mehreren Anbietern die Ausschüttung ca. 90 %.141 Die mit
Sportwetten hohen erzielbaren Gewinne können ein Anreiz sein, mittels Manipulationen
Einfluss auf den Fußball zu nehmen. Manipuliert wird mit der Absicht dahingehend,
dass Ereignisse im Fußball genau den Ausgang nehmen, wie es mit einer
abgeschlossenen Wette prognostiziert wurde. In Abhängigkeit von der Wettart, kann
mit einer Manipulation in Form des „match-fixing“ ein bewettetes Ereignis
dahingehend beeinflusst wird, dass dies mit Sicherheit oder mit einer erhöhten
Wahrscheinlichkeit eintritt, um einen Wetterfolg zu erreichen. Die Höhe des aus einer
Wettmanipulation erzielten Gewinns errechnet sich aus der vorher bekannten
Wettquote. Schon mit dem Bewetten eines Fußballereignisses mit einer hohen
Wettquote können so hohe Gewinne erzielt werden.
Manipulationen im Sport verschaffen den wettenden Personen einen Wissensvorteil. In
4.2.1. wurde erwähnt, dass auf in der Zukunft liegende Ereignisse gewettet wird, deren
Ausgang unsicher ist. Dabei versuchen die Wettanbieter die Wettquoten so anzupassen,
dass der Gewinnerwartungswert für jede Wette gleich ist. Die Wettanbieter nutzen für
die Berechnung ihnen zur Verfügung stehende Informationen. Beim Fußball werden
140
141
Vgl. bwin (2008a).
Vgl. Dietl, Franck (2008), S. 54 f.
47
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
zum einen qualitative Faktoren miteinbezogen. Die Spielstärke der beteiligten
Mannschaften, eventuelle Verletzungen bzw. Sperren von Spielern, die Kompetenz der
Trainer oder die gewählte Taktik, können darunter verstanden werden. Zum anderen
werden auch Faktoren berücksichtigt, die Auswirkungen auf ein Spiel haben können,
aber vielmehr psychisch bedingt sind. Dazu zählen Heim- oder Auswärtsspiel,
Siegesserien, die Priorität eines Spiels, Erfahrungswerte und weitere den Wettanbietern
zugängliche Informationen, die ebenfalls ihren Niederschlag in den Quoten finden.
Nicht enthalten ist der Faktor Zufall (vgl. 2.3.2) ebenso wie Manipulationen des
„match-fixing“,
die
den
Sportwettenanbietern
nicht
bekannt
sind.
Derartige
Manipulationen sind mit Insiderinformationen auf Kapitalmärkten vergleichbar und
verschaffen Wettakteuren mit diesem Wissen einen Vorteil.142
Unter der Prämisse von Sportwetten wird versucht, sportliche Ereignisse so zu
manipulieren, dass zuvor bewettete Ereignisse eintreten und in Folge Wettgewinne
erzielt werden können. Die Wetten müssen dabei nicht im Sinne einer Ergebniswette
auf Sieg, Unentschieden oder Niederlage einer Mannschaft getippt werden. Durch die
Zunahme der Wettarten ist es möglich, Ereignisse zu bewetten, deren Manipulation mit
höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich bzw. mit weniger Aufwand zu erreichen ist.
Diese Manipulationen müssen beteiligte Mannschaften nicht zwingend benachteiligen
und haben damit auch keine weit reichenden Konsequenzen zur Folge. Denkbar ist z.B.,
dass dahingehend Einfluss genommen wird, dass ein Spiel mit einer bestimmten
Tordifferenz entschieden wird oder dass spielspezifische Ereignisse eintreten, wie ein
Elfmeter, die Vergabe von Gelben oder Roten Karten, und zu einem Wetterfolg führen.
Manipulationen, die auf Wettinteressen zurückgehen, unterscheiden sich von
Manipulationen
vor
dem
Hintergrund
eigentümerorientierter
Interessen
von
Fußballunternehmen. Diese versuchen, durch gezielte Einflussnahme den sportlichen
Erfolg einer Mannschaft und damit den Wert ihrer Unternehmensbeteiligung zu erhöhen
bzw. finanzielle Verluste zu vermeiden (vgl. 4.3.5).
142
Vgl. Quitzau (2006), S. 202 f.
48
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
4.3
Aktienhandel im Fußball
4.3.1
Rechtsformen von Fußballunternehmen
4.3.1.1 Bundesligaclubs als eingetragene Vereine
Bis zu einer Änderung der Satzung am 24. Oktober 1998 vergab der DFB
Bundesligalizenzen für die erste und zweite Liga nur an Fußballunternehmen mit der
Rechtsform des eingetragenen Vereins (e.V.) nach § 21 BGB. Dabei ist der Verein ein
„auf eine gewisse Dauer angelegter, körperschaftlich organisierter Zusammenschluss
einer Anzahl von Personen, die ein gemeinschaftliches Ziel verfolgen“.
Er tritt mit eigener Rechtspersönlichkeit als juristische Person auf. Notwendig ist die
Formulierung eines Vereinszweckes in der Vereinssatzung. Zweck des Vereins bei
Fußballunternehmen ist die dauerhafte Ausbildung von Spielern und die Austragung
von Fußballspielen im Rahmen des Ligenwettbewerbs und weiterer nationaler und
internationaler Pokalwettbewerbe.143
Das Handeln eines Vereins ist demnach nicht auf einen wirtschaftlichen Geschäftstrieb
ausgerichtet. Von daher sind Fußballunternehmen gemeinnützige Idealvereine.
Eingetragene Vereine mit dem Status der Gemeinnützigkeit können ihr Handeln daher
nicht unter gewinnorientierten Aspekten ausrichten. In der Vergangenheit haben einige
Fußballunternehmen so gewirtschaftet, dass keine Gewinne ausgewiesen wurden. Diese
Philosophie, auch als Strategie der „Nichtgewinnerzielung“ bezeichnet, ließ sich relativ
leicht
umsetzen,
da
Mitglieder
eines
Vereins
keinen
Anspruch
auf
eine
Gewinnausschüttung haben.144
Gemeinnützige Körperschaften sind von diversen Steuerarten befreit. Neben
steuerlichen Vorteilen ergeben sich auch Erleichterungen bei dem Erhalt öffentlicher
Mittel.
Die
dem
gemeinnützigen
Verein
angeschlossenen
wirtschaftlichen
145
Geschäftsbetriebe verfügen über keine Steuervorteile.
Vertreten werden eingetragene Vereine offiziell vom Vereinsvorstand. Dieser umfasst
alle Personen, die mit der Geschäftsführung eines Fußballunternehmens beauftragt sind.
In Verbindung mit der Rechtsform eines eingetragenen Vereins kann grundsätzlich von
einer ehrenamtlichen Tätigkeit des Vorstands ausgegangen werden. Neben den
„offiziellen“ Vorständen üben, in Abhängigkeit von der jeweiligen Vereinssatzung,
noch weitere Personen Funktionen des Vorstands aus. Hierzu zählen beispielsweise
143
Vgl. Erning (2000), S. 195.
Vgl. Lang (2008), S. 151.
145
Vgl. Fehlauer (2007), S. 57.
144
49
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Sportdirektoren, Geschäftsführer und Präsidenten. Diese werden faktisch zum Vorstand
gerechnet.146
4.3.1.2 Kapitalgesellschaften im deutschen Profifußball
Im vorigen Abschnitt wurde die bis dato in der Bundesliga übliche Rechtsform des
gemeinnützigen Idealvereins dargestellt. Mit dem sogenannten „Eckwertepapier“
verabschiedeten die Teilnehmer des DFB Bundestages im Oktober 1998 Änderungen
der Satzung, die Fußballunternehmen die Umwandlung in Kapitalgesellschaft erlaubte
und damit die bisherige Trennung zwischen dem traditionellen Sportsystem und
unternehmerischen Interessen aufhob.
Genau genommen handelt es sich nicht um eine Umwandlung des Vereins in eine
Kapitalgesellschaft. Vielmehr erhalten Fußballunternehmen die Möglichkeit, ihre
Lizenzspielerabteilung
und
andere
wirtschaftliche
Geschäftsbetriebe
in
Kapitalgesellschaften umzuwandeln, um der wirtschaftlichen Entwicklung im
Profifußball Rechnung zu tragen.147 Gleichzeitig
wird durch Ausgliederung der
Profifußballabteilung die Gemeinnützigkeit des „Restvereins“ gewährleistet. Eine
Vielzahl der Bundesligisten hat von dieser Gelegenheit Gebrauch gemacht. Der DFB
überlässt den Fußballunternehmen die Entscheidung, welche Rechtsform gewählt wird.
Der DFB versucht dabei, eine Wettbewerbsverzerrung durch bestimmte Konstellationen
der Eigentumsstrukturen zu unterbinden. Mit Änderungen der Satzung des
Ligaverbandes wurde beschlossen, dass eine Kapitalgesellschaft nur dann eine Lizenz
für die Bundesligen erhalten kann, wenn ein Verein mehrheitlich an der Gesellschaft
beteiligt ist.148 Dies bedeutet, dass der Stammverein, der die Lizenzabteilung in eine
Kapitalgesellschaft ausgliedert, mindesten 50 % der Kapital- und Stimmanteile plus
eine zusätzliche Stimme innehat. Diese notwendige Bedingung ist auch als „50+1“
Regel bekannt.149 Damit soll zum einen vermieden werden, dass Fußballunternehmen
im deutschen Profifußball fremdbestimmt werden. Fraglich ist, ob dadurch deutsche
Fußballunternehmen weniger attraktiv für potentielle Investoren erscheinen. Zum
anderen sollen Verflechtungen und damit verbundene Manipulationen zwischen
Fußballunternehmen verhindert werden. So könnte sich die Situation ergeben, dass ein
146
Vgl. Lang (2008), S. 150 f.
Vgl. Keller (2006), S. 19 f.
148
Vgl. DFL (2007), S. 7.
149
Bei einer KGaA muss Komplementär der Mutterverein sein bzw. eine von der KGaA zu 100 %
beherrschte Tochter die Stellung des Komplementärs haben. Vgl. Erning (2000), S. 214 f.
147
50
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
externer Investor Beteiligungen an mehreren Clubs hält oder Fußballunternehmen
Anteile anderer Clubs erwerben. Es wird befürchtet, dass aus wirtschaftlichen Interessen
Einfluss auf sportliche Ergebnisse in Form des „match-fixing“ ausgeübt wird.150
Die „50+1“ Regel ist bei den Fußballunternehmen nicht unumstritten. Hauptargument
der Kritiker ist, dass durch diese Bedingung Investoren, die sich an Fußballunternehmen
beteiligen möchten, ferngehalten werden. Eine Diskussion um eine Abschaffung bzw.
Änderung dieser Vorgabe wird zur Zeit geführt.151
Tabelle 3 enthält eine Übersicht der am Spielbetrieb der ersten und zweiten Bundesliga
teilnehmenden Kapitalgesellschaften der Saison 2007/2008.
Tabelle 3: Fußballkapitalgesellschaften in der ersten und zweiten Bundesliga
Rechtsform
AG
GmbH
GmbH & Co. KGaA
KGmbH aA
Fußballunternehmen
Eintracht Frankfurt Fußball AG
FC Bayern München AG
Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH
VfL Wolfsburg-Fußball GmbH
Alemannia Aachen GmbH
TSG 1899 Hoffenheim Fußball-Spielbetriebs GmbH
FC Carl Zeiss Jena Fußball Spielbetriebs GmbH
TuS Koblenz GmbH
Borussia VfL 1900 Mönchengladbach GmbH
DSC Arminia Bielefeld GmbH & Co. KGaA
Werder Bremen GmbH & Co KGaA
MSV Duisburg GmbH & Co. KGaA
Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA
Hannover 96 GmbH & Co. KG aA
Fußball-Club Augsburg 1907 GmbH & Co. KGaA
1. FC Köln GmbH & Co. KgaA
TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA
SpVgg Greuther Fürth GmbH & Co. KGaA
Hertha BSC KG mbH aA
Quelle: DFL (2008), S.105 ff.
150
151
Vgl. Erning (2000), S. 205.
Vgl. Kicker (2008).
51
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
4.3.1.3 Rechtsformen europäischer Fußballunternehmen
Während Fußballvereine erst seit 1998 als Kapitalgesellschaften am Ligenbetrieb der
ersten und zweiten Bundesliga teilnehmen dürfen, firmierten die europäischen
Fußballunternehmen, speziell im englischen Fußball, schon viele Jahre früher als
Kapitalgesellschaften.
Die Professionalisierung des Fußballs wurde in England bereits 1885 durch die
damalige Liga, die Football Association (FA), beschlossen. Amateur- und Profifußball
sind in England organisatorisch vollständig voneinander getrennt. Die Premier League
wird von der Football Association Premier League Limited vertreten und ist autonom
gegenüber dem englischen Fußballverband. Die Clubs waren ursprünglich als nicht
rechtsfähige „private social clubs“ organisiert. Bereits 1888 wurden aus diesen
haftungsbeschränkte Kapitalgesellschaften in Form von „limited companies“.152
Es gibt im Wesentlichen zwei Ausprägungen. Dies ist einerseits die „private limited
company“ (Ltd.) und die „public limited company“ (Plc.), vergleichbar mit der
deutschen GmbH bzw. AG.153
In Italien wechselten drei Vereine zwischen 1959 und 1964 ihre Rechtsform in eine
„Società per Azioni “ (SpA), vergleichbar einer AG. Sämtliche italienischen
Unternehmen im Profifußball mussten dieser Rechtsform nach Beschluss des
italienischen Fußballverbandes 1966 folgen. Begründet wurde der Rechtsformwechsel,
wie auch in England, mit Gründen der Haftungsbeschränkung.
Schließlich soll noch kurz auf die Rechtsformgestaltung in Spanien eingegangen
werden. Das in Spanien ausgestaltete Sportrecht ermöglicht dem Staat, anders als in
Deutschland, Einfluss auf den Profifußball zu nehmen. Nach einer Entscheidung 1990
mussten spanische Fußballunternehmen die Rechtsform der „Sociedad Anónima
Deportiva“ (SAD) annehmen. Diese Sonderform einer „Sociedad Anónima“ (SA) ist
spezifiziert für den Profifußball und ähnelt einer deutschen Aktiengesellschaft.154
4.3.1.4 Going Public von Fußballunternehmen
Unter einem Going Public versteht man das erstmalige Angebot von Aktien eines
Unternehmens auf dem organisierten Kapitalmarkt und wird auch als Börsengang oder
152
Vgl. Fehlauer (2007), S. 143 ff.
Vgl. Kern (2007), S. 28.
154
Vgl. Erning (2000), S. 200 f.
153
52
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
„Initial Public Offering“ (IPO) bezeichnet.155 Anteile eines Unternehmens werden an
der Börse gehandelt und einem breiten Publikum zum Kauf angeboten. Deutlich wird
die zunehmende Tendenz, dass Fußballunternehmen den Rechtsformwechsel von einem
Verein in eine Kapitalgesellschaft vollziehen. In weiterer Konsequenz öffnet sich eine
Vielzahl von Clubs dem Kapitalmarkt in Form eines Börsengangs.156
In Deutschland ging am 31. Oktober 2000 mit der Borussia Dortmund GmbH & Co.
KGaA das erste deutsche Fußballunternehmen an die Börse. Kommanditisten dieser
Kapitalgesellschaft sind somit alle Aktionäre. Einzige Komplementärin ist die Borussia
Dortmund Geschäftsführungs-GmbH. Vorteil dieser Konstruktion ist unter anderem,
dass
Kapitalerhöhungen
durchgeführt
werden
können,
ohne
Gefahr
die
Stimmrechtsmehrheit auf ein Niveau zu reduzieren, das nicht mehr den Anforderungen
des DFB genügt (vgl. 4.3.1.2).157 Während Borussia Dortmund das einzige
Fußballunternehmen in Deutschland ist, das bisher den Gang an die Börse vollzogen
hat, ist in anderen Ländern Europas die Notierung von Fußballunternehmen an der
Börse keine Seltenheit.
Tottenham Hotspur war 1983 das erste europäische Fußballunternehmen, das an der
Börse,
der
London
Stock
Exchange,
gelistet
wurde.
Vorzeigeaktie
einer
Fußballkapitalgesellschaft war die von Manchester United. Seit dem Börsengang im
Jahr 1991 hat sich der Wert der Aktie vergleichsweise konstant positiv entwickelt. 2005
wurde die Aktie vom Markt genommen und Eigentümer von Manchester United ist
Malcolm Glazer. Während 2003 europaweit noch 38 Fußballunternehmen an Börsen
notiert waren sind es gegenwärtig noch 27 Clubs, die am Kapitalmarkt gehandelt
werden (Stand: Juni 2008).158
4.3.2
Gewinn vs. Nutzenmaximierung
Die Frage, welches das Primärziel von Fußballunternehmen ist, wird in der Literatur
kontrovers diskutiert. Verbreitet ist einerseits die Meinung, dass Fußballclubs ihre
Unternehmensziele an der Nutzenmaximierung ausrichten. Im Kontext dieser Prämisse
hat das Erreichen von sportlichen Erfolgen oberste Priorität. Andererseits wird auch der
Standpunkt vertreten, dass Fußballunternehmen nach Gewinn strebende Organisationen
155
Vgl. Paul, Sturm (2004), S. 195.
Vgl. Hödl (2002), S. 27.
157
Vgl. Paul, Sturm (2004), S. 209.
158
Vgl. Dow Jones STOXX Football Index (2008).
156
53
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
sind. Unter diesem Gesichtspunkt hat die Gewinnmaximierung Vorrang vor allen
anderen Unternehmenszielen.159 Nicht ohne Grund wird diese Frage kontrovers
diskutiert, da ein Wirkungszusammenhang zwischen dem sportlichem Erfolg einerseits
und dem Gewinn andererseits besteht. Mit dem Erreichen sportlicher Erfolge einer
Mannschaft werden die Einnahmen und unter Umständen auch die Gewinne des
Fußballunternehmens steigen.
Im nordamerikanischen professionellen Mannschaftssport handeln Sportunternehmen,
mit Ausnahme einiger im Eigentum befindlicher „sportsman owner“, unter der Maxime
der Gewinnmaximierung.160 Alle Clubs, die in den dort bedeutendsten Ligen der
National Football League (NFL), National Basketball Association (NBA), Major
League Baseball (MLB) und National Hockey League (NHL) teilnehmen, sind
ausschließlich als Kapitalgesellschaften verfasst, deren Ziel das Erwirtschaften einer
Rendite für die Eigentümer ist.161
Im europäischen Fußball ist diese Zielfunktion aufgrund kultureller und institutioneller
Unterschiede im Vergleich mit dem nordamerikanischen Teamsport nicht ohne weiteres
anzunehmen. In Europa hat sich der Profifußball aus der Tradition des rein sportlichen
Wettkampfes entwickelt, hinter dem nicht die Absicht der Gewinnerzielung stand. In
der Bundesliga war den Fußballunternehmen mit der vorgeschriebenen Rechtsform des
eingetragenen Vereins bis 1998 allein rechtlich eine Gewinnerzielung nicht gestattet.162
Mitte der achtziger Jahre kam es bei vielen europäischen Fußballunternehmen zu einer
Schwächung der Wettbewerbsposition, nachdem diese versuchten, im Sinne der
Nutzenmaximierung (kurzfristig) sportlich erfolgreich zu sein. Um dies zu erreichen,
wurden ohne Beachtung ökonomischer Restriktionen hohe Investitionen in die
Verpflichtung von Spielern vorgenommen. Mittel- und langfristig wirkte sich die
ineffiziente Ressourcennutzung für viele Fußballunternehmen negativ auf die sportliche
und wirtschaftliche Situation aus. Sie waren mit hohen Verbindlichkeiten belastet und
es fehlte an finanziellen Mitteln für Investitionen in die Spielerqualität.163
Im Hinblick auf die zunehmende wirtschaftliche Bedeutung des Profifußballs kann
auch dem europäischen Fußball eine zunehmende Gewinnerzielungsabsicht unterstellt
159
Vgl. Korthals (2005), S. 62.
Als „sportsman owner“ werden Eigentümer bezeichnet für die eine Gewinnerzielung von nachrangiger
Bedeutung ist. Vgl. Vrooman (2000), S. 386.
161
Vgl. Erning (2000), S. 190.
162
Vgl. Fritz (2006), S. 20 f.
163
Vgl. Erning (2000), S. 192.
160
54
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
werden. Die Maximierung des Gewinns muss in der Zielhierarchie nicht ganz oben
stehen und kann in den Fußballunternehmen, in Abhängigkeit von der Rechtsform und
den dadurch beteiligten Interessengruppen, unterschiedlich ausgestaltet sein. Gerade bei
Fußballunternehmen
in
der
Rechtsform
einer
Kapitalgesellschaft
sind
die
gewinnorientierten Interessen der Eigenkapitalgeber von großer Bedeutung.164
4.3.3
Gründe für Umwandlungen in Kapitalgesellschaften
Die Motive eines Fußballunternehmens, sich für eine Änderung der Rechtsform zu
entscheiden, sind identisch mit denen anderer Wirtschaftsunternehmen. Wichtigstes
Argument für eine Gründung bzw. Umwandlung einer Kapitalgesellschaft ist für
Fußballunternehmen die Beschaffung finanzieller Mittel. Besonders durch Basel II sind
Fußballunternehmen mit erschwerten Rahmenbedingungen konfrontiert bezüglich der
Vergabe von Krediten. Es gelten erhöhte Bonitätsauflagen, die zu einer erschwerten
Kreditaufnahme für Unternehmen führen. Infolge der restriktiveren Kreditvergabe von
Bank-
und
Kreditunternehmen
sind
Fußballunternehmen
auf
alternative
Finanzierungsformen angewiesen, wie z.B. einen Börsengang.165
Durch eine Stärkung der Eigenkapitalbasis kann die sportliche Wettbewerbsfähigkeit
gesichert werden. Diese ist Voraussetzung für eine nachhaltige positive Entwicklung.166
Das Eigenkapital steht dabei, im Gegensatz zu Fremdkapital, dem Fußballunternehmen
für unbegrenzte Zeit zur Verfügung und erhöht dadurch die Flexibilität. Ohne
Einschränkungen, wie z.B. durch Kreditlinien, kann das Kapital langfristig für
Vorhaben genutzt werden.167 Verwendet werden die neuen finanziellen Mittel für
verschiedene Zwecke. Ein Teil des Kapitals wird für die Verpflichtung neuer Spieler
sowie für Gehaltszahlungen und für die Förderung der Nachwuchsarbeit, wie z.B. in
vereinseigene Jugendinternate, eingesetzt. Abschnitt 2.2.1.2 hat gezeigt, dass in diesem
Segment die Ausgaben von Fußballunternehmen in den letzten Jahren gestiegen sind.
Auch für den Neubau eines Stadions oder für den Ausbau bzw. die Renovierung eines
vorhandenen Stadions werden die finanziellen Mittel benötigt. Investitionen in ein
Stadion sind häufig mit einem hohen Kapitalbedarf verbunden und stellen
Fußballunternehmen vor eine große Herausforderung. Neben der Verwendung der
164
Vgl. Lang (2008), S. 9.
Vgl. Ernst & Young (2004), S. 9.
166
Vgl. Bandow, Peters (2002), S. 175 ff.
167
Vgl. Keller (2006), S. 114.
165
55
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
finanziellen Mittel für Investitionen in „Steine und Beine“ nutzen verschuldete
Fußballunternehmen den aus einer Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft generierten
Kapitalzufluss für den Abbau von Verbindlichkeiten.
Abgesehen von der oben genannten Verwendung zusätzlicher finanzieller Mittel weisen
Fußballunternehmen noch weitere Motive für die Umwandlung des Vereins in eine
Kapitalgesellschaft auf. Dazu gehören Image- und Marketingvorteile, die z.B. mit einem
Börsengang und der damit verbundenen geforderten Publizität erreicht werden können.
Diese trägt zu einer Steigerung des Bekanntheitsgrades des Fußballunternehmens und
damit zu einer Stärkung des Markennamens bei.168
Schließlich
wird
mit
einer
Umwandlung
noch
eine
Verbesserung
der
Organisationsstruktur erreicht, wobei hier vor allem eine Professionalisierung des
Rechnungswesens und Managements zu erwarten ist. Hauptamtliche Manager treten
anstelle bisher im Verein tätiger ehrenamtlicher Mitarbeiter und ermöglichen dadurch
eine wirtschaftlichere Betrachtungsweise unter dem Aspekt der Gewinnorientierung des
Fußballunternehmens. Fußballunternehmen, die in Form einer Kapitalgesellschaft
fungieren, sind nicht mehr an die Gemeinnützigkeit des eingetragenen Vereins
gebunden und können durch Diversifizierung weitere Geschäftsfelder erschließen und
damit die Abhängigkeit vom sportlichen Erfolg reduzieren.169
Borussia Dortmund beispielsweise engagiert sich neben dem Fußball in sportnahen
Geschäftsfeldern. Dazu gehören unter anderem die Beteiligungen an einem Hersteller
von Sporttextilien, einer Internetagentur, eines medizinischen Leistungs- und
Rehabilitationszentrums und einer Reiseagentur.170
4.3.4
Motive für Beteiligungen an Fußballunternehmen
Durch die Umwandlung in eine Kapitalgesellschaft öffnen sich Fußballunternehmen
dem Kapitalmarkt. Potentielle externe Investoren haben unterschiedliche Interessen,
sich an einem Fußballunternehmen zu beteiligen. Speziell die Aktien börsennotierter
Unternehmen werden einem breiten Publikum zugänglich gemacht.171 Für alle
möglichen Anlegergruppen gilt, dass diese einen Nutzen aus der Beteiligung ziehen.
Aus diesem Grund sind sie bereit, einen finanziellen Betrag zu investieren.
168
Vgl. Süßmilch (2002), S. 59 f.
Vgl. Bandow, Peters (2002), S. 177 f.
170
Vgl. Hockenjos (2002), S. 90 ff.
171
Vgl. Keller (2006), S. 117.
169
56
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Tabelle 4 veranschaulicht die unterschiedlichen Motive für eine Investition in
Fußballunternehmen.
Tabelle 4: Potentielle Investoren von Fußballunternehmen
Potentielle Investoren Art der Wertgenerierung
Finanzinvestoren
Finanzwert
Finanzielle Überschüsse, die innerhalb des
Fußballunternehmens erwirtschaftet werden
Differenziert nach kurzfristiger und
mittel- bis langfristiger Investitionsdauer
Sponsoren
Strategische
Investoren
Strategischer Wert
Finanzielle Überschüsse aus Geschäften
zwischen Kapitalgeber und Dritten
Mäzene
Fußballfans
Nicht-monetärer Wert
Nutzen der Kapitalgeber aufgrund von
Identifikation, Ruhm, Prestige,
Fußballbegeisterung
Quelle: Eigene Darstellung nach Korthals (2005), S. 23 und Lang
(2008), S. 10 f.
Finanzinvestoren verfolgen finanzielle Interessen. Eine Beteiligung ist für sie abhängig
von den zu erwartenden Gewinnen und einer Wertsteigerung der Anlage.172
Bewertungskriterium ist hierfür der Finanzwert einer potentiellen Beteiligung. Innerhalb
dieser Gruppe kann eine Differenzierung nach der Investitionsdauer vorgenommen
werden. Ein Teil der Anleger verfolgt die Strategie einer kurzfristigen Gewinnerzielung,
die bei börsennotierten Fußballunternehmen ausgelöst wird durch Kurssteigerungen der
Aktien. Bei Anstieg des Aktienkurses werden die Kursgewinne durch den sofortigen
Verkauf der Aktien realisiert. Das Kapital von Anlegern mit kurzfristiger
Gewinnerzielungsabsicht steht der Fußballkapitalgesellschaft demnach nicht zwingend
für
ein
langfristiges
Engagement
zur
Verfügung.173
Handlungen
der
Unternehmensleitung werden von diesen Finanzinvestoren dann als negativ beurteilt,
172
173
Vgl. Korthals (2005), S. 22.
Unter „kurzfristig“ wird ein Zeitraum von weniger als zwei Jahren angenommen. Vgl. Lang (2008),
S. 10.
57
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
wenn sie im Anlegezeitraum Kosten verursachen und diese sich erst nachhaltig positiv
in Erträgen auswirken.
Ein anderer Teil der Finanzinvestoren strebt eine längerfristige Beteiligung an. Die
Investitionsentscheidung wird determiniert von einer stabilen Entwicklung des Wertes
von Fußballunternehmen. Maßnahmen der Unternehmensleitung, die langfristig den
Wert der Beteiligung steigern und den Bestand des Unternehmens sichern, haben für
diese Anlegergruppe eine höhere Priorität.174
Zu weiteren potentiellen Investoren gehören strategische Anleger oder Sponsoren.
Finanzielle Überschüsse werden hier nicht unbedingt durch eine Steigerung des Wertes
des Fußballunternehmens erreicht. Vielmehr generieren strategische Investoren
Einnahmen aus Geschäften mit Dritten.175 Sie betrachten die Beteiligung als ein
Kommunikationsinstrument in ihrem „Marketing-Mix“. Ihr Ziel ist eine Erhöhung des
Bekanntheitsgrades ihrer Produkte bzw. Dienstleistungen sowie eine Verbesserung des
Images, um eine Absatzsteigerung zu erreichen. In der Bundesliga sind hier drei
Fußballunternehmen zu nennen, an denen strategische Investoren beteiligt sind: Die
Adidas AG am FC Bayern München, die Volkswagen AG am VFL Wolfsburg und die
Bayer AG an Bayer 04 Leverkusen.176
Schließlich sind als dritte Gruppe noch Mäzene und Fußballfans zu nennen. Finanzielle
Einnahmen aus ihrer Beteiligung sind von nachrangiger Bedeutung. Ein nichtmonetärer
Nutzen
ist
Unternehmensanteile
Identifikation
mit
der
zu
Ausgleich
erwerben.
dem
Zu
für
den
finanziellen
nicht-monetären
Fußballunternehmen,
Aufwand,
Nutzen
Ruhm,
zählen
Prestige
um
z.B.
oder
Fußballbegeisterung.177
Einige Mäzene verlangen für ihr finanzielles Engagement keine Gegenleistung. Für
diese ist eine Beteiligung an einem Fußballunternehmen ggf. nicht notwendig. Häufig
legen Mäzene sogar Wert darauf ungenannt zu bleiben. Beispiele für Mäzene im
Fußball sind Roman Abramowitsch in Verbindung mit Chealsea London in der
englischen Premier League und Dietmar Hopp bei der TSG 1899 Hoffenheim, ab der
Saison 2008/2009 vertreten in der ersten Bundesliga.178
174
Vgl. Lang (2008), S. 10 f.
Vgl. Korthals (2005), S. 22 ff.
176
Vgl. ebenda, S. 64 f.
177
Vgl. ebenda, S. 23 f.
178
Vgl. Meuren (2007).
175
58
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Fans erwerben Anteile eines ihnen verbundenen Fußballunternehmens als Zeichen der
Identifikation oder um, aus ihrer Perspektive betrachtet, „Bedrohungen“ für ihren Club
abzuwenden. Hierunter ist z.B. die Gefährdung der Existenz des Fußballunternehmens
aufgrund finanzieller Probleme oder auch eine drohende Übernahme von Investoren
einzuordnen und eine damit verbundene „Entfremdung“. Die Anhänger organisieren
sich in „Supporters Trusts“, einer kollektiven Beteiligung der Fans, um einen Einfluss
auf Unternehmensentscheidungen ausüben zu können.179 Besonders in England sind
diese Formen der Beteiligung anzutreffen.180
4.3.5
Einfluss auf den Unternehmenswert
4.3.5.1 Sportlicher Erfolg
Bestimmt wird der Wert eines Unternehmens unter anderem von dem zu erwartenden
finanziellen Erfolg. Aus diesem leitet sich die Entwicklung des Aktienkurses bei
börsennotierten Unternehmen ab. Bei Fußballunternehmen ist die sportliche
Performance der Mannschaft im Wettbewerb eine wesentliche Einflussgröße auf den
wirtschaftlichen Erfolg.181
Spielausgänge können für Fußballunternehmen signifikante Auswirkungen auf den
Aktienkurs haben. Besonders die sogenannten „Entscheidungsspiele“ sind darunter zu
fassen. Dazu zählen Spiele, die über eine Meisterschaft, über Auf- und Abstieg,
Qualifikation oder Nicht-Qualifikation oder über das Weiterkommen bzw. Ausscheiden
nationaler und internationaler Wettbewerbe entscheiden. Mit einem Spielausgang sind
demnach
unterschiedliche
sportliche
Folgen
verbunden,
die
zu
finanziellen
Konsequenzen für ein Fußballunternehmen führen.
Der AC Mailand konnte sich in der Saison 2005/2006 mit einem dritten Platz in der
italienischen Meisterschaft die Teilnahme für die Championsleague Qualifikation
sichern. Mit den folgenden siegreichen Begegnungen der Qualifikationsspiele gelang es
dem AC Mailand, an der Championsleague teilzunehmen und im folgendem 2007 die
Championsleague zu gewinnen. Geschätzte 50 Mio. Euro konnte der AC Mailand durch
den Gewinn der Championsleague und den veranstalteten Spielen an zusätzlichen
179
Vgl. Kern (2007), S. 155.
Vgl. Biermann (2008), S. 122 ff.
181
Vgl. Klimmer (2003), S. 70.
180
59
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Einnahmen verbuchen. Diese setzten sich zum größten Teil aus Zahlungen der UEFA,
Zuschauereinnahmen und Erfolgsprämien zusammen.182
Die Ergebnisse von Spielausgängen während des Saisonverlaufs ohne unmittelbare
sportliche und finanzielle Konsequenzen wirken sich dagegen weniger bedeutend auf
den Aktienkurs aus.183
Die Aktien von Fußballunternehmen sind bezogen auf den Kursverlauf hohen
Schwankungen
unterworfen.
Analysten
unterstellen
Fußballaktien
eine
Unberechenbarkeit durch die Abhängigkeit von den sportlichen Erfolgen und machen
diese damit zu einer hochspekulativen Anlageform. Für risikoneutrale Anleger, die ein
Wachstum
ihres
eingesetzten
Kapitals
erwarten,
sind
Beteiligungen
an
Fußballunternehmen aufgrund der hohen Volatilität daher keine Alternative. Eine
interessante Anlagealternative können Fußballaktien für risikofreudige Anleger sein.184
4.3.5.2 Weitere Einflussfaktoren
Neben dem sportlichen Erfolg können auch andere fußballspezifische Ereignisse den
Aktienkurs beeinflussen. Dazu zählen Faktoren, die relevant für die sportliche Qualität
der Mannschaft sind und über die Medien oder Ad Hoc-Meldungen kommuniziert
werden. Zu nennen sind insbesondere Veränderungen im Spielerkader oder im
Trainerstab, die, je nachdem ob ein Ereignis im Hinblick auf die sportliche
Leistungsfähigkeit
positiv,
negativ
oder
unbedeutend
zu
beurteilen
ist,
dementsprechende Auswirkungen haben. Beispiele sind Trainerwechsel oder Zu- oder
Abgänge, Vertragsverlängerungen und Verletzungen von Spielern.185
Die Bewertung eines Fußballunternehmens wird zudem von Faktoren determiniert, die
nicht mit der sportlichen Performance in unmittelbaren Zusammenhang stehen. Dazu
zählen einerseits gesamtmarktbeeinflussende Größen, wie etwa der Kapitalmarktzins,
Branchenbewertung oder politische Entscheidungen, die Fußballunternehmen genauso
wie „konventionelle“ Unternehmen betreffen. Andererseits können auch die
wirtschaftliche
Situation
und
die
Geschäftspolitik
eines
Unternehmens
den
Aktienkursverlauf verändern. Bewertungsgrundlage sind unter anderem Ertragskraft,
Wachstumspotential oder die Informations- und Kommunikationspolitik. Schon
182
Vgl. Elf Freunde (2007).
Vgl. Klimmer (2003), S. 72 f.
184
Vgl. Mohr (2007), S. 19.
185
Vgl. Klimmer (2003), S. 102.
183
60
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Spekulationen über zukünftige Ereignisse, wie z.B. potentielle Übernahmen oder
strategische Partnerschaften mit anderen Unternehmen, können Auswirkungen auf den
Kursverlauf haben.186
4.3.6
Aktionärsbedingte Anreize zur Manipulation im Fußball
In den vorigen Abschnitten wurde aufgezeigt, dass die Rechtsform einer
Kapitalgesellschaft für Fußballunternehmen vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen
Entwicklung in der Vergangenheit zunehmend an Bedeutung gewonnen hat. Um im
sportlichen Wettbewerb konkurrenzfähig zu bleiben, öffnen sich Fußballunternehmen
häufig in der Rechtsform einer Aktiengesellschaft dem Kapitalmarkt zur Beschaffung
finanzieller Mittel.187
Anleger, die in ein Fußballunternehmen investieren, verfolgen in der Regel die Absicht,
eine angemessene Rendite ihres eingesetzten Kapitals zu erzielen. Diese ist abhängig
von der wirtschaftlichen Performance des Fußballunternehmens. Da der sportliche
Erfolg eine wesentliche Determinante für eben jene ist, können eigentümerorientierte
Interessen zur Manipulation des Spielgeschehens im Fußball führen. Aktionäre haben
ein mögliches Interesse, die Ergebnisse dahingehend zu manipulieren, dass die
sportliche Performance erhöht bzw. auf einem konstanten Niveau gehalten wird, um
eine Steigerung des Aktienkurses des Fußballunternehmens zu erreichen bzw. ein
Sinken des Aktienkurses zu verhindern.188
Denkbar ist die Manipulation einer ganzen Serie oder von einzelnen Spielen. Die
Manipulation einer Serie von Spielen ist jedoch mit einem erhöhten Entdeckungsrisiko
sowie einem erhöhten Kostenaufwand verbunden. Daher werden vielmehr einzelne
Spiele manipuliert. Es stehen besonders die Spiele im Fokus, die den Charakter eines
„Entscheidungsspiels“ aufweisen (vgl. 4.3.5.1). Diese sind für Aktionäre in zwei
Kategorien einzuordnen.
Auf der einen Seite gehören dazu Spiele, deren Spielgewinn für Fußballunternehmen
mit zusätzlichen Einnahmen verbunden ist und sich damit positiv auf die wirtschaftliche
Performance und in Konsequenz auf den Aktienkurs auswirkt. Dazu gehört der Gewinn
einer Meisterschaft oder eines nationalen bzw. internationalen Wettbewerbs, die
186
Vgl. Klimmer (2003), S. 71 ff.
Vgl. Sturm, Paul (2004), S. 195.
188
Theoretisch können auch die in 4.3.4 genannten Sponsoren oder strategischen Anleger bzw. Mäzene
und Fans Anreize haben den sportlichen Erfolg zu beeinflussen. Im Rahmen dieser Arbeit wird der
Fokus jedoch auf Finanzinvestoren gerichtet, die finanzielle Interessen verfolgen.
187
61
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Teilnahme an einem Wettbewerb in der Folgesaison oder ein Aufstieg in die
nächsthöhere Liga. Die Niederlage eines solchen Spiels könnte sich in gewissem
Ausmaß im Aktienkurs niederschlagen, dem Fußballunternehmen entstehen jedoch
keine direkten Verluste.
Andererseits sind einem „Entscheidungsspiel“ auch Spiele zuzuordnen, deren
Niederlage für Fußballunternehmen mit entgangenen Einnahmen in der Zukunft
verbunden ist. Hier ist insbesondere der Abstieg einer Mannschaft in eine untere
Spielklasse zu verstehen. Bei einem Abstieg müssen Fußballunternehmen in der unteren
Liga häufig mit erheblich niedrigeren Etats kalkulieren, da es zu Einbrüchen bei den in
2.2.1.1 dargestellten Haupteinnahmequellen kommt und unter anderem in einem
sinkenden Aktienkurs seinen Niederschlag finden wird.189
Der Ausgang von den aufgeführten „Entscheidungsspielen“ kann demnach mit
erheblichen finanziellen Auswirkungen für ein Fußballunternehmen und damit
letztendlich für deren Eigentümer verbunden sein. Es besteht also ein potentielles
Interesse der Aktionäre, den Spielausgang so zu beeinflussen, dass daraus zusätzliche
Einnahmen für das Fußballunternehmen generiert bzw. Verluste in Form entgehender
Einnahmen vermieden werden.
Besonders problematisch ist, dass Fußballunternehmen dazu neigen, sich hohe
sportliche Ziele zu setzten. Darunter ist beispielsweise der Gewinn einer Meisterschaft,
die Teilnahme an internationalen Wettbewerben, der Aufstieg in die nächste Spielklasse
oder der Nicht-Abstieg zu verstehen. Um diese Ziele zu erreichen, investieren Clubs
einen Teil ihres Kapitals in Spieler und weitere, die sportliche Leistung steigernde
Faktoren.190 In einer Liga oder in einem anderen Wettbewerb stehen sich
Fußballunternehmen in Konkurrenz gegenüber, die ähnliche Ziele verfolgen. Dabei
besteht eine Knappheit bezüglich der Plätze, die über eine erreichte oder verfehlte
Zielsetzung entscheiden. So kann in einer Liga nur eine Mannschaft Tabellenerster zum
Saisonabschluss werden und sich den Meisterschaftstitel sichern. Auch kann nur eine
begrenzte Zahl an Mannschaften aufsteigen bzw. nicht absteigen oder sich für nationale
und internationale Wettbewerbe qualifizieren. Ein Teil der Clubs wird daher nicht die
sich gesetzten Ziele realisieren. In Abhängigkeit vom eingesetzten finanziellen Input
können
189
190
nicht
erreichte
sportliche
Ziele
ruinöse
Auswirkungen
für
ein
Vgl. Klimmer (2003), S. 6 f.
Vgl. Dietl, Franck, Lang (2005), S. 19.
62
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Fußballunternehmen und in logischer Konsequenz für deren Eigentümer haben.191 Um
diese zu vermeiden, könnten für Aktionäre Anreize bestehen, mittels Manipulationen
Einfluss auf den Ausgang der oben genannten „Entscheidungsspiele“ zu nehmen, um
sich einen Vorteil gegenüber konkurrierenden Fußballunternehmen zu verschaffen.
5
Anreizsenkende Maßnahmen
5.1
Aktuelle Instrumente zur Senkung von Manipulationen
5.1.1
Frühwarnsysteme und Videobeweis
Manipulationen im Fußball sind zu vermeiden (vgl. 3.3.4). Verschiedene Maßnahmen
wurden in der Vergangenheit entwickelt, um dass Ausmaß an Manipulationen zu
reduzieren, damit die für das Produkt Fußball notwendige Eigenschaft der Integrität
gewahrt wird. Auf zwei Maßnahmen, die Einführung von Frühwarnsystemen für
manipulierte Sportwetten und die vielfach diskutierte Einführung eines Videobeweises,
soll im Folgenden eingegangen werden.
In den letzten Jahren wurden Organisationen gegründet, deren Ziel unter anderem die
Überwachung des Marktes für Sportwetten ist, wie z.B. betradar.com, die European
Sports Security Association (ESSA) und die speziell für den Fußball in Zukunft
bedeutende und von der FIFA gegründete Early Warning System GmbH. Das
Unternehmen Market Monitor AS bietet seit 2001 mit betradar.com ein Produkt an, mit
dem die Anbieter von Sportwetten ihren Informationsbedarf abdecken können. Dazu
zählt beispielsweise die Bereitstellung von Terminen, Start- und Quotenvorschlägen, Ad
Hoc-Informationen, Statistiken und die Überwachung aktueller Wettangebote. Dabei
werden die Quoten alle zwei Minuten mit dem Durchschnitt des Marktangebots
verglichen. Im Fall von Wettauffälligkeiten, z.B. in Form kritischer Abweichungen,
werden die Wettanbieter und betroffenen Institutionen im Fußball informiert.192
betradar.com steht in Beziehung zu 174 Wettanbietern. Darunter sind 50 global
operierende Sportwettenanbieter sowie kleinere, lokal orientierte Buchmacher.193
Die ESSA versucht ebenfalls, mit Datenbanken Wettauffälligkeiten, die auf eine
Manipulation schließen lassen, in Echtzeit zu erkennen. Die ESSA ist ein Verband von
Glücksspielanbietern, die Sportwetten über das Internet anbieten. Entstanden ist die
191
Vgl. Frick (1999), S. 174 f.
Vgl. Betradar (2008).
193
Vgl. Hamburger Abendblatt Online (2005).
192
63
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Organisation nach bekannt werden der „Hoyzer-Affäre“ in 2005 (vgl. 3.3.1.3). Neben
einem Frühwarnsystem versuchen die Unternehmen durch einen selbstverpflichtenden
Verhaltenskodex Insiderwetten und Wettbetrug zu verhindern. Die notwendige
Registrierung von Personen als Voraussetzung der Teilnahme bei den Wettanbietern
und die Möglichkeit, diese von Wetten ausschließen zu können, sind unter anderem
Inhalte dieser Selbstverpflichtung.194
Die FIFA hat mit der Early Warning Systems GmbH im Juli 2007 eine Organisation
gegründet, die mit eigenem Personal, eigener Infrastruktur und in Zusammenarbeit mit
Wettanbietern die Integrität des Fußballs vor dem Hintergrund von Wettmanipulationen
schützen soll. Auch hier liegt der Fokus auf der Beobachtung auffälliger
Wettbewegungen.195
Die Einführung eines Videobeweises, wie in amerikanischen Sportarten üblich, wird für
den Profifußball kontrovers diskutiert. Unter dem Videobeweis wird der Einsatz
technischer Hilfsmittel, insbesondere von Kameras, verstanden, um das Geschehen
sportlicher Ereignisse nachträglich objektiver beurteilen zu können. Gegner des
Videobeweises argumentieren damit, dass mit dem Videobeweis der Spielfluss durch
mehrere
Unterbrechungen
„Entmenschlichung“
des
während
Fußballs
des
Spiels
befürchtet
zu
wird.
sehr
gestört
Befürworter
und
eine
sehen
eine
Notwendigkeit des Videobeweises, um offensichtliche Fehlentscheidungen des
Schiedsrichters noch während eines Spiels korrigieren zu können. Zudem wird nach
Meinung der Befürworter durch den Videobeweis einer Manipulationen im Fußball
seitens des Schiedsrichters begegnet.196 In einem von der DFL erarbeitetem fünf Punkte
umfassenden Maßnahmenkatalog als Konsequenz auf die Wettmanipulation im Fall
Hoyzer wurde 2005 auch die Einführung des Videobeweises gefordert.197
5.1.2
Kritische Betrachtung
Frühwarnsysteme, die den Fokus auf Wettauffälligkeiten, wie beispielsweise
ungewöhnlich hohe Einsätze auf Außenseiterwetten setzen, können ein Instrument sein,
das Ausmaß von Manipulationen im Fußball zu reduzieren. Unklar ist, wie effizient sich
diese in der Praxis erweisen. Problematisch bei dem Einsatz von Frühwarnsystemen ist,
194
Vgl. ESSA (2008).
Vgl. FIFA (2007).
196
Vgl. Fritsch (2008).
197
Vgl. ARD Online (2005).
195
64
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
dass sie nur in der Lage sind, wettbezogene Manipulationen aufzudecken. Bei einer
Manipulation der Spielergebnisse zur Beeinflussung des Aktienkurses greifen diese
Systeme nicht. Zudem benutzen nicht alle Wettanbieter ein Frühwarnsystem. Aus
diesem Grund wird nur ein Ausschnitt des Marktes für Sportwetten beleuchtet. Motiv,
sich
an
einem
derartigen
Frühwarnsystem
zu
beteiligen,
dürfte
für
Glücksspielunternehmen primär die Vermeidung finanzieller Verluste infolge von
Wettmanipulationen sein. Bei Auftreten von Wettauffälligkeiten werden betroffene
Wetten gestrichen und die Institutionen der „betroffenen“ Sportart informiert, die
gegebenenfalls weitere Untersuchungen folgen lassen, die häufig aufgrund mangelnder
Beweise nicht weiter verfolgt werden können.198 Frühwarnsysteme sind damit eher ein
Mittel, die finanziellen Folgen von Wettmanipulationen der Anbieter von Sportwetten
zu reduzieren, als das sie wirkungsvoll den Anreiz zur Manipulation senken. Ein
effizientes Instrument, um Manipulationen insgesamt zu verhindern bzw. erheblich zu
reduzieren, sind Frühwarnsysteme daher (noch) nicht. Es gibt weltweit zu viele
verschiedene Wettanbieter, insbesondere auch im Online-Bereich, die noch eine
Vielzahl von Manipulationen erlauben.
Wie auch Frühwarnsysteme kann ein Videobeweis zu einer Abnahme von Manipulation
führen. Auch hier stellt sich die Frage der Effizienz. Wird der Videobeweis als
Instrument der Manipulationsbekämpfung betrachtet, dann steht überwiegend der
Schiedsrichter im Zentrum der Beobachtung. Doch ob ein Schiedsrichter vorsätzlich
eine Mannschaft bevor- oder benachteiligt, lässt sich unter dem Aspekt des
Ermessungsspielraumes von Schiedsrichtern bei ihren Spielentscheidungen nur schwer
nachweisen. Beispielsweise ist ein gegebener Elfmeter aufgrund eines Foulspiels oft
Gegenstand
der
Kritik
am
Schiedsrichter.
Insbesondere
wenn
sich
diese
Schiedsrichterentscheidung als spielentscheidend herausstellt, und der Elfmeter nicht
für alle Beteiligten nachvollziehbar zu sein scheint, ist ein Manipulationsvorwurf
möglich. Die Situation kann nicht rein objektiv beurteilt werden, subjektive
Empfindungen spielen oft bei Schiedsrichterentscheidungen eine Rolle. Ferner können
unbeabsichtigt Fehlentscheidungen getroffen werden, falls der Schiedsrichter das
Geschehen aus seinem Blickwinkel falsch beurteilt hat (z.B. Abseits, regelwidriges
Verhalten).
198
Aufgrund
des
Ermessensspielraums
bzw.
potentiell
möglichen
Vgl. Wulzinger (2007), S. 201.
65
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Fehlentscheidungen von Schiedsrichtern lassen sich Manipulationen trotz des Einsatzes
von Videomaterial nur schwer erkennen und beweisen.
Für Individuen wirken die beiden Instrumente bei der Manipulationsentscheidung als
ein Faktor, der die zu erwartenden Kosten der Einflussnahme erhöht (vgl. 3.2.2).
Aber aufgrund der Komplexität der Abgrenzung und der Messbarkeit der Manipulation
im Fußball ist eine Aufdeckung der unerlaubten Einflussnahme kaum möglich und
Frühwarnsysteme und Videobeweis stellen keine effektiven Instrumente der
Manipulationsbekämpfung im Fußball dar. Diese haben allenfalls marginale
Auswirkungen auf eine Senkung der Manipulationsrate im Fußball.
Im Folgenden sollen daher, getrennt für Sportwetten und Anteilseigner von
Fußballunternehmen, Ansätze aufgezeigt werden, die zur Reduzierung der finanziellen
Anreize für Manipulationen im Fußball führen können.
5.2
Maßnahmen bei Sportwetten
5.2.1
Begrenzung der Höchsteinsätze
Mit gewonnenen Sportwetten können hohe Gewinne erzielt werden. Bei Oddsetwetten
bestimmt der Wettakteur mit Abgabe der Wette die Höhe seines Einsatzes selbst.
Begrenzt wird der Einsatz bei einem Teil der Wettanbieter durch einen in den
Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) bestimmten Höchsteinsatz und bzw. oder
einem Gewinnlimit. Die Anbieter von Sportwetten schützen sich damit vor unerwartet
hohen finanziellen Verlusten. Im Hintergrund steht jedoch auch die Intention,
Wettbetrug und Spielmanipulationen zu unterbinden.
Höchsteinsätze legen eine Obergrenze für Beträge fest, mit der sportliche Ereignisse
bewettet werden können. Gewinnlimits, bezogen auf eine Sportwette, begrenzen den
maximal erzielbaren Ertrag bei einem Wetterfolg. Dividiert man Gewinnlimit durch die
Wettquote errechnet man den jeweiligen Höchsteinsatz einer Wette. Gewinnlimits
können auch auf einen maximal erzielbaren Gewinn pro Tag oder pro Woche bezogen
werden.199
Die Größenordnungen von Höchsteinsätzen bzw. Gewinnlimits unterscheiden sich
jeweils von Anbieter zu Anbieter und bewegen sich überwiegend im fünf- bis
sechsstelligem Eurobereich. Bei bwin beträgt beispielsweise das Gewinnlimit pro
Spieler und angebotener Wette 10.000 Euro. In einer Woche werden maximal 100.000
199
Vgl. Betpedia (2008).
66
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Euro je Spieler ausgezahlt.200 Bet365.com staffelt einen maximal auszuzahlenden
Höchstgewinn innerhalb von 24 Stunden in Abhängigkeit von der Sportart. Pro
Wettkonto werden bei Fußballwetten zwischen 31.000 Euro und 625.000 Euro
ausgezahlt.201 Auch bei gamebookers.com wird kein fixer Höchsteinsatz genannt.
Dieser berechnet sich jeweils anhand einer individuellen Wettquote. Ein Gewinnlimit
liegt hier bei 175.000 Euro pro Woche.202
Theoretisch besteht demnach bei der Abgabe von Sportwetten ein Höchsteinsatz bzw.
Gewinnlimit für Wettkunden. Trotzdem ist es möglich, diese Gewinnbeschränkung zu
umgehen. Bei wettbezogenen Manipulationen ist häufig zu beobachten, dass der
Gesamteinsatz der Wette auf mehrere Personen bzw. Benutzerkonten aufgeteilt wird.
Zudem werden Wetten auf manipulierte Ereignisse oftmals bei mehreren Anbietern
abgeschlossen. Besonders dann, wenn auf Außenseiter Wetten abgeschlossen werden,
kann aufgrund der hohen Wettquote ein Vielfaches der eingesetzten Geldsumme
gewonnen werden. Trotz der oben genannten derzeitigen Gewinnbegrenzungen durch
Höchsteinsätze und Gewinnlimits der Wettanbieter kann demnach die Gesamtsumme
der Gewinne aus einer Wette auf ein Ereignis erheblich gesteigert werden.
Auf diese Weise können Millionenbeträge mit manipulierten Fußballspielen erzielt
werden. So sollen z.B. Wettbetrüger bei einem Qualifikationsspiel für den UEFA-Cup
zwischen dem estnischen FC TVMK Tallinn und dem finnischen FC Honka Espoo im
Juli 2007 geschätzte 3,4 Mio. Euro verdient haben.203 Im Fall Hoyzer wurde der
insgesamt verursachte Vermögensschaden auf ca. 2 Mio. Euro beziffert.204
Unter der Prämisse eine Reduzierung von wettbezogenen Manipulationen zu erreichen,
sollte der Fokus auf die Höchsteinsätze und Gewinnlimits von Wettanbietern gerichtet
sein. Um die Erträge und damit die Anreize für Manipulationen zu senken, müssten die
Höchsteinsätze bzw. Gewinnlimits in Zukunft im Optimum vom Gesetzesgeber eines
Staates so ausgestaltet sein, dass die erwarteten Kosten größer als die erwarteten Erträge
aus einer Manipulation sind und diese nicht mehr „lohnenswert“ erscheinen. Explizit
bedeutet dies, dass es weiterhin möglich sein wird, über viele Personen bei mehreren
Anbietern von Sportwetten den Gesamteinsatz für eine Wette auf ein manipuliertes
Ereignis zu „splitten“. Jedoch wird der mögliche Höchsteinsatz auf ein so niedriges
200
Vgl. bwin (2008b)
Vgl. Bet365 (2008).
202
Vgl. Gamebookers (2008).
203
Vgl. Wulzinger (2007), S. 201 f.
204
Vgl. Engländer (2007), S. 472.
201
67
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Niveau gesenkt (z.B. 10 Euro), dass die Erträge in Relation zu den Kosten abnehmen.
Kosten entstehen „Tätern“ durch Aufwendungen zur Vermeidung der Aufdeckung einer
Manipulation und für die Durchführung der Manipulation an sich, wie z.B. gezahlte
Bestechungsgelder. Ferner kommen bei wettbezogenen Manipulationen Kosten für das
Abschließen der notwendigen Wette hinzu. Wird der Gesamteinsatz über viele Personen
und Wettanbieter abgeschlossen, erfordert dies, in Abhängigkeit vom Umfang, einen
unter Umständen hohen Organisations- und Verwaltungsaufwand. Zuerst müssen
Personen gesucht werden, die sich bereit erklären, dass in ihrem Namen Wetten gesetzt
werden. Annahmegemäß erwarten diese dafür eine (finanzielle) Gegenleistung.
Schließlich erfolgt das Abschließen der Wetten auf ein manipuliertes Ereignis bei
mehreren Wettanbietern in ihrem Namen.
Im Endergebnis resultiert daraus ab einem bestimmten Höchsteinsatz ein Nettonutzen
aus einer Manipulation von 0 und mit weiterer Absenkung zunehmend ein negativer
Nettonutzen (vgl. 3.2.2). Konsequenz wäre ein reduziertes Ausmaß an Manipulationen,
insbesondere bezüglich des „match-fixing“.
5.2.2
Regulierung der Wettarten
Einhergehend mit dem wachsenden Markt für Sportwetten hat auch das Angebot der
Wettarten in den letzten Jahren zugenommen (siehe auch 4.2.5). Die verschiedenen
Wettarten, die sich im Angebot von Glücksspielanbietern befinden, sind in der Lage,
durch ihre spezifischen Eigenschaften Manipulationen im Sport zu fördern oder zu
senken. Unterschieden werden können die Wettarten diesbezüglich in zwei Kategorien.
Zum einen in die „klassischen“ Sieger-, Ergebnis- und Kombinationswetten und zum
anderen in Sonder-, Handicap- und Livewetten. Bei den erstgenannten Wettarten sind
Wettmanipulation in Relation zu Sonder-, Handicap- und Livewetten mit großem
Aufwand
und
einem
hohen
Risiko
verbunden
und
in
Konsequenz
als
manipulationssenkend einzustufen. Sonder-, Handicap- und Livewetten sind im
Vergleich dazu eher als manipulationsfördernd einzuordnen.205
Bei Sieger- und Ergebniswetten wird auf ein genaues Ergebnis bzw. den Ausgang eines
Spiels (Sieg, Unentschieden, Niederlage) gewettet. Werden vor diesem Hintergrund
sportliche Ereignisse manipuliert, stellt sich für die Wettakteure folgende Problematik:
Ein exakter Spielausgang ist erforderlich, damit die Wette als gewonnen gewertet
205
Vgl. Forrest, Simmons (2003), S. 608 f.
68
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
werden kann. Dies bedeutet einen hohen Aufwand, um den Spielausgang dahingehend
zu beeinflussen. Schiedsrichter und/oder mehrere Spieler müssen in die Manipulation
involviert sein. Trotzdem ist nicht mit absoluter Sicherheit ein Manipulationserfolg
gewährleistet. Hinzu kommt, dass je mehr Personen an einer Manipulation beteiligt
sind, die Wahrscheinlichkeit steigt, das diese entdeckt wird. Noch aufwendiger sind
Manipulationen, wenn damit Gewinne aus Kombinationswetten erzielt werden sollen.
In Abhängigkeit wie viele Begegnungen in der Kombinationswette bewettet werden,
müssen diese auch dahingehend manipuliert werden, dass die prognostizierten
Ergebnisse eintreten. In jedem der bewetteten Spiele müssen Personen bestochen oder
andere Anreize angeboten werden. Schon die nicht erfolgreiche Manipulation eines
Teilergebnisses
bedeutet
einen
gesamten
Misserfolg
der
abgeschlossenen
Kombinationswette.
Anders verhält es sich bei Sonder-, Handicap- und Livewetten. Bei Sonderwetten wird
weniger ein Ergebnis, sondern vielmehr ein spezifisches Ereignis bewettet. Das
Verursachen einer Roten Karte, eines Elfmeters, Foulspieles oder Einwurfs sind
beispielhafte Ereignisse, die bei Sonderwetten im Fußball bewettet werden können.
Bezogen auf Sonderwetten sind Manipulationen mit verhältnismäßig wenig Aufwand
verbunden. Aller Voraussicht nach wird eine am Spiel beteiligte Person ausreichen, um
eine erfolgreiche Einflussnahme und in Folge einen Wetterfolg sicherzustellen.
Aufgedeckte Manipulationen im amerikanischen Basketball stehen häufig in
Zusammenhang mit Handicapwetten. Mehrere Ergebnisse sind zulässig um eine Wette
zu gewinnen, was die Erfolgswahrscheinlichkeit einer Manipulation erhöht. Für Spieler,
die das Spiel beeinflussen, ist eine Manipulation mit weniger moralischen Bedenken
verbunden, da nach wie vor das Spiel zugunsten der gewinnenden Mannschaft
entschieden wird, nur auf die Höhe des Ergebnisses wird Einfluss genommen.206
Schließlich sind noch die Livewetten zu nennen. Bei Livewetten können noch während
eines Spieles Wetten abgeschlossen werden. Die Quoten werden dabei in Echtzeit
angepasst. Je weiter ein Spielverlauf fortgeschritten ist, desto unwahrscheinlicher wird
der Eintritt bestimmter Ereignisse und die Quote dafür steigt. Wird dahingehend
manipuliert, dass bestimmte Ereignisse erst gegen Ende eines Spieles eintreten, können
mit Hilfe von Livewetten noch höhere Wettgewinne erzielt werden.
206
Vgl. Wolfers (2006), S. 279.
69
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Vor dem Hintergrund Manipulationen im Fußball zu senken, wäre nach den vorherigen
Ausführungen ein Verbot manipulationsfördernder Wettarten eine weitere geeignete
Maßnahme.
5.2.3
Die
Kritische Betrachtung
Einführung
eines
Höchsteinsatzes
bzw.
Gewinnlimits
und
ein
Verbot
manipulationsfördernder Wettarten erfordern Eingriffe des Staates in den Markt für
Sportwetten. Glücksspiel und die darunter fallenden Sportwetten zeichnen sich in vielen
Staaten durch ein hohes Maß an staatlicher Regulierung aus. Ziel einer Regulierung ist
unter anderem eine Eindämmung der Glücksspielsucht sowie der Schutz der
Allgemeinheit vor Verschuldung und Kriminalität.207
Ein Verbot der Veranstaltung von Sportwetten stellt eine Marktzutrittbeschränkung für
potentielle Sportwettveranstaltern dar. Der Staat hat damit die Möglichkeiten,
Sportwetten grundsätzlich nicht zuzulassen, als Monopolist selbst Sportwetten zu
veranstalten oder Anbietern mit staatlicher Genehmigung das Veranstalten von
Sportwetten zugestatten. Da Sportwetten oftmals grenzüberschreitende Veranstaltungen
darstellen, ergibt sich eine besondere Problematik. Gerade angesichts neuer verbreiteter
technischer Herausforderungen in Form des Internets werden die Grenzen staatlicher
Eingriffe deutlich. In vielen Staaten ist der rechtliche Rahmen für das Veranstalten von
Sportwetten über das Internet nicht hinreichend definiert.208 Dies ist damit zu
begründen, dass das Medium Internet zum Zeitpunkt der Bildung nationaler
Gesetzgebungen noch nicht existierte.209
Die staatlichen Regulierungen von Höchsteinsätzen bzw. Gewinnlimits und Verboten
von bestimmten Wettarten bei den Sportwetten kommen demnach nur zur Geltung,
wenn sich das Sportwettgeschäft nicht im illegalen Bereich oder außerhalb staatlicher
Grenzen abspielt. Da Sportwetten jedoch ein globales Phänomen darstellen und
weltweit Wetten angeboten und abgeschlossen werden können (vgl. 4.2.4), bleibt es
fraglich, ob sich regulierte Höchsteinsätze bzw. Gewinnlimits und Verbote von
Wettarten durchsetzen lassen.
207
Vgl. Becker, T., Dittmann (2008), S. 115 ff..
Vgl. Bourg, Gouguet (2006), S. 744.
209
Vgl. McMullan, Rege (2007), S. 648 f.
208
70
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
5.3
Maßnahmen zur Senkung aktionärsmotivierter Manipulation
5.3.1
Vergleich des nordamerikanischen und europäischen Ligensystems
Die amerikanischen Major Leagues gelten aufgrund ihres nachhaltigen wirtschaftlichen
Erfolgs als Vorbilder für eine erfolgreiche Organisation des professionellen
Mannschaftssports. Den Major Leagues hinzuzurechen sind die MLB, NHL, NBA und
NFL.210 Die Übertragung von Elementen aus der US-amerikanischen Major League Struktur auf das europäische Ligensystem im Profifußball liefert potentielle Ansätze zur
Senkung aktionärsmotivierter Manipulationen im Fußball. Daher wird in den
nachfolgenden Ausführungen kurz auf die Historie der beiden unterschiedlichen
Systeme eingegangen sowie ausgewählte Merkmale dieser beiden Ligensysteme
einander gegenübergestellt.
Tabelle 5: Ausgewählte Merkmale US-amerikanischer und europäischer Sportligen
Ligasystem
US-amerikanische Ligen
Geschlossenes System
Europäische Sportligen
Offenes System
Kein Auf-/Abstieg
Auf-/Abstieg
Einzelner Ligenwettbewerb
Verschiedene Wettbewerbe
Verteilung
Gleichverteilung der nationalen
der Einnahmen
Übertragungsrechte
Aufteilung der
Zuschauereinnahmen
Leistungsabhängige Aufteilung
der Übertragungsrechte
Geringe (z.B. Pokalwettbewerbe)
bis keine Teilung der Einnahmen
Quelle: In Anlehnung an Hoehn, Szymanski (1999), S. 215.
Die amerikanischen Ligen entstanden als Weiterentwicklung aus den vor allem im
Baseball
verbreiteten
„Barnstorming“
Teams
heraus.
Unternehmer
gründeten
Mannschaften, indem sie eine Anzahl von Spielern verpflichteten. Diese Mannschaft
war in keiner Stadt fest beheimatet, sondern zog in „Zirkusmanier“ durch das Land und
spielte bei verschiedenen Anlässen (z.B. Messen, Volksfesten) einzelne Spiele gegen
andere „Barnstorming“ Teams. Auf diese Weise erzielten die Eigentümer durch den
210
Vgl. Franck (1995), S. 10.
71
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Verkauf von Eintrittskarten ihrer Spiele Gewinne. Die Vereinbarungen, unter denen die
Teams gegeneinander antraten, wurden zwischen den Eigentümern bilateral getroffen.
Ein übergeordnetes Regelwerk, an das sich die Mannschaften orientieren mussten,
existierte nicht. Ziel war es, durch mehrere in Folge gewonnener Spiele eine möglichst
lange Siegesserie vorweisen zu können, um in Konsequenz die Attraktivität der eigenen
Mannschaft und die Zuschauernachfrage zu erhöhen. Die Eigentümer lösten häufig
erfolglose Mannschaften auf und gründeten im Anschluss mit zum Teil neuen Spielern
und unter anderem Namen ein neues Team. Deutlich wird, dass mit dem Spielbetrieb
für die Eigentümer finanzielle Interessen im Vordergrund standen. Die Ära der
„Barnstorming“ Teams endete, als sich zehn Baseballmannschaften 1871 in einer Liga
zusammenschlossen und sich darauf einigten, einen Meisterschaftswettbewerb
untereinander auszutragen.211 Mit langen und komplexen Entwicklungsprozessen haben
die Ligen der einzelnen Mannschaftssportarten in Nordamerika ein institutionelles
Rahmenwerk geschaffen, in dem sich das heutige Geschäft der Major Leagues abspielt.
Hauptmerkmal der Major Leagues ist eine geschlossene Ligaorganisation, die ähnlich
einer Genossenschaft auch als Kartell oder Joint Venture interpretiert werden kann, in
denen Clubs als eine Art von Franchisenehmern auftreten. Neben dem Ligawettbewerb
gibt es keine weiteren nationalen oder internationalen Wettbewerbe, an dem die Clubs
teilnehmen.
Ein Marktzutritt bzw. Marktaustritt durch sportlichen Erfolg (Aufstieg) bzw. Misserfolg
(Abstieg) ist nicht möglich. Die Major Leagues verhalten sich autonom und stehen in
keiner sportlichen Beziehung zu anderen Ligen. Ein Beitritt zur Liga erfordert die
gemeinschaftliche Zustimmung einer Versammlung, die sich aus den Clubs der Liga
konstituiert.
Ein
Mehrheitsbeschluss
ist
notwendig.
Hierbei
sind
besonders
wirtschaftliche Interessen für die Liga und damit indirekt für die beteiligten Clubs von
Bedeutung.212 Erteilen die Clubs ihre Zustimmung für einen Ligabeitritt, kann dieser auf
unterschiedliche Weise erfolgen. Entweder wird ein bestehendes Team übernommen
oder aber die Liga vergrößert sich um zusätzliche Plätze („Expansion Franchise“).
Dafür zahlt der zukünftige Franchisenehmer einen bestimmten Geldbetrag, der unter
den bisher in der Liga teilnehmenden Clubs aufgeteilt wird.213
211
Vgl. Szymanski (2003), S. 1150 f.
Vgl. Hoehn, Szymanski (1999), S. 213 f.
213
Vgl. Drewes (2001), S. 29 f.
212
72
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Ein weiteres Merkmal des nordamerikanischen Ligensystems ist ein hohes Ausmaß
einer Einnahmenteilung, die zentral gesteuert wird. Hierzu zählen die Erlöse aus dem
Merchandising, der zentralen Vermarktung medialer Übertragungsrechte und zu einem
gewissen Anteil auch die Eintrittsgelder der Zuschauer in den Stadien.214 Ziel ist eine
mit der Einnahmenteilung verbundene Steigerung der sportlichen Ausgeglichenheit
einer Liga zu erreichen und damit die Spannung auf den Ausgang eines Spiels bzw.
einer Meisterschaft zu erhöhen (vgl. 2.4). In der NFL, der ökonomisch erfolgreichsten
Liga weltweit, werden ca. 90 % der gesamten Ligaeinnahmen auf die Clubs
gleichmäßig verteilt.215
Dem amerikanischen Ligensystem gegenüber steht das europäische Ligensystem, das
sich weltweit im Fußball kaum unterscheidet. Der Profifußball entwickelte sich
ursprünglich aus dem zum Selbstzweck betriebenen Amateur- und Breitensport. Mit
zunehmender
Nachfrage
Professionalisierung
der
und
in
der
steigenden
Einnahmen
Hierarchie
obersten
kam
es
zu
einer
Ligen
der
jeweiligen
Fußballverbände.216
Die Fußballligen in Europa sind eng an die jeweiligen nationalen Verbände gebunden.
Auf europäischer Ebene sind die nationalen Verbände in der UEFA bzw. weltweit in der
FIFA organisiert.217 Es handelt sich um ein „offenes“ und in der Hierarchie
pyramidenförmig organisiertes Ligensystem. Der Zutritt in eine höhere Liga kann durch
die sportliche Qualifikation in Form eines Aufstiegs erreicht werden. Bei sportlich
schwachen Leistungen droht der Austritt aus einer Liga durch einen Abstieg.218 Im
Mittelpunkt steht der regelmäßige Ligenbetrieb, der am Ende einer Saison den Sieger
einer Meisterschaft ermittelt. Jedoch existieren zusätzliche Wettbewerbe, an denen
Fußballunternehmen teilnehmen können. Eine ausgeprägte Einnahmenverteilung
zwischen den Clubs einer Liga gibt es nicht. Die medialen Übertragungsrechte werden
zwar in Deutschland und teilweise auch in anderen Ländern zentral vermarktet, verteilt
werden
diese
jedoch
in
Abhängigkeit
von
der
sportlichen
Leistung
der
Fußballunternehmen. Eine Teilung der Zuschauereinnahmen gibt es nicht. Erlöse aus
214
Vgl. Hoehn, Szymanski (1999), S. 214 f.
Vgl. Franck (2002), S. 37.
216
Vgl. Franck (1995), S. 10.
217
In England hat sich mit der Premier League die spielhöchste Liga 1992 vom nationalen
Fußballverband gelöst. Vgl. Drewes (2001), S. 7.
218
Vgl. Drewes (2001), S. 7 f.
215
73
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
parallel zum Ligabetrieb stattfindenden Wettbewerben kommen fast ausschließlich nur
den dort teilnehmenden Clubs zugute.219
5.3.2
Glättungs- und Umverteilungsmechanismen
Im europäischen Fußball führt das derzeitige Ligensystem zur Konzentration großer
Preise bzw. Gewinne („Jackpots“) auf die obersten Plätze der Tabelle und zu starken
Erlössprüngen zwischen benachbarten Plätzen. Dieses ist beispielsweise der Fall, wenn
ein UEFA-Pokal Teilnehmer gleich ein Mehrfaches des Nächstplatzierten erhält, dem
die UEFA-Pokal Teilnahme versagt bleibt. Des Weiteren führt der Abstieg eines
Fußballclubs in eine untere Liga zu erheblichen finanziellen Einbußen. Auch hier hätte
eventuell eine Platzierung auf nur einem höheren Tabellenplatz einen Abstieg
verhindert und demzufolge negative finanzielle Konsequenzen vermieden.220
Für Aktionäre eines Fußballunternehmens ist eine gute Tabellenplatzierung bzw. der
Klassenerhalt von großer Bedeutung für die Bewertung ihrer Kapitalanteile. Aufgrund
der zu erwartenden finanziellen Verluste bei einem schlechten Tabellenplatz (z.B.
knappes Verfehlen einer Platzierung, die zur Spielteilnahme an einem internationalen
Turnier berechtigt) bzw. Abstieg in eine untere Liga, sinkt der Aktienkurs des
betreffenden Fußballunternehmens erheblich. Ähnlich bedeutend ist ein Tabellenplatz in
der zweiten Liga, der einen Aufstieg ermöglicht und damit zu einem starken
Kursanstieg der Aktie dieses Fußballunternehmens führen wird. Bei diesen
entscheidenden Tabellenplätzen, die zu gravierenden Kursschwankungen führen, haben
Aktionäre den größten finanziellen Anreiz, Spielverläufe im Fußball zu manipulieren
(vgl. 4.3.6).
Die Ausgestaltung der europäischen Fußballligen lässt zudem Spielraum für
Manipulationen. Befindet sich beispielsweise ein Fußballclub am letzten Spieltag auf
einem sicheren Nicht-Abstiegsplatz, während die gegnerische Mannschaft
um den
Klassenerhalt kämpft, kann ein Verlieren der Mannschaft auf dem „sicheren“
Tabellenplatz Anlass zur Manipulationsspekulation sein. Für sie ist der Spielausgang
bedeutungslos, aber bei dem abstiegsbedrohten Team geht es um die nächste
Spielsaison. Es ist schwer zu erkennen, ob Manipulationen die Mannschaft zum
Verlieren verleitet haben, oder ob sie nur schlecht gespielt haben.221 Aktionäre, die in
219
Vgl. Hoehn, Szymanski (1999), S. 215 f.
Vgl. Franck (2000), S. 23.
221
Vgl. Caruso (2003), S. 2 f.
220
74
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
diesem Fall eine Manipulation beabsichtigen, müssten kaum eine Aufdeckung ihrer
unerlaubten Einflussnahme befürchten und könnten sich so vor einem Werteverlust
ihrer Beteiligung schützen.
Institutionelle Glättungs- und Umverteilungsmechanismen, die im nordamerikanischen
Ligensystem zum Einsatz kommen, ermöglichen aktionärsbedingte Anreize für
Manipulationen im Fußball zu senken. Die Ausgestaltung einer europäischen
Fußballliga als geschlossenes System und eine verstärkte Umverteilung der Einnahmen
zwischen den Fußballunternehmen sind in der Lage, die erheblichen Erlösunterschiede
zwischen den verschiedenen Tabellenplätzen und Ligen zu vermeiden.
In einem geschlossenen Ligensystem ist es nicht möglich, durch sportliche Performance
in eine Liga auf- oder abzusteigen. Fußballunternehmen können in diesem
Zusammenhang keine sogenannten „Jackpots“ mehr mit einem Aufstieg gewinnen bzw.
erhebliche finanzielle Verluste mit einem verbundenen Abstieg erleiden. Die oben
genannten Erlössprünge werden in diesem Sinne neutralisiert. Der Anreiz für Aktionäre,
den sportlichen Ausgang zu manipulieren, entfällt.
Eine ähnliche Wirkung können spezifische Umverteilungsmechanismen entfalten.
Darunter sind nicht die „klassischen“, in den nordamerikanischen Ligensystemen
eingesetzte Umverteilungen der Einnahmen zu verstehen, von der alle Ligateilnehmer
zu gleichen Teilen profitieren (vgl. 5.3.1). Vielmehr sollten diese so konstruiert sein,
dass eine Glättung der Erlössprünge herbeigeführt wird. Eine Möglichkeit wäre
beispielsweise, das Fußballunternehmen, die sich für einen internationalen Wettbewerb
qualifizieren konnten, einen bestimmten Anteil der erzielten Einnahmen aus diesem
Wettbewerb in einen sogenannten „Solidarfond“ einzahlen.222 Fußballunternehmen, die
verhältnismäßig knapp eine Platzierung zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb
verfehlt haben, erhalten dann aus diesem Fond einen finanziellen Ausgleich. Dabei
sollte dem Fußballunternehmen, das nur mit einem Tabellenplatz die Teilnahme zum
internationalen Wettbewerb verfehlt hat, der größte Anteil zugesprochen werden. Dem
in der Tabelle darauf folgenden Unternehmen, der zweitgrößte Anteil und so weiter. Für
die Bundesliga könnte dies in Bezug auf eine UEFA-Pokal Teilnahme folgendermaßen
ausgestaltet sein: Am Ende einer Saison berechtigen die Plätze 1 und 2 zur Teilnahme
an der Championsleague, Platz 3 zur Championsleague Qualifikation und Platz 4 und 5
zum UEFA-Pokal. Belegt eine Mannschaft Platz 6 hat sie die Teilnahmeberechtigung
222
Vgl. Federmair (2004), S. 89.
75
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
für einen internationalen Wettbewerb knapp verpasst und keine Möglichkeit zusätzliche
Einnahmen in dieser Hinsicht zu erzielen. Es besteht demnach ein großer Erlössprung
zwischen Platz 5 und Platz 6. Wie bereits erläutert, besteht bei diesen extremen
Erlössprüngen ein erhöhter Anreiz zur aktionärsbedingten Manipulation. Im Rahmen
einer Glättung der Erlössprünge könnten die an internationalen Wettbewerben
teilnehmenden Mannschaften einen prozentualen Anteil der daraus resultierenden
Einnahmen in einen „Solidarfond“ abführen. Aus diesem erhält das auf Platz 6 stehende
Fußballunternehmen, den relativ größten Anteil. Die in der Tabelle nachfolgenden
Clubs erhalten jeweils einen verhältnismäßig geringeren Anteil. Beschränken könnte
man diese Form der Glättung z.B. auf die Plätze 6-10.
In den Ausführungen wird deutlich, dass sowohl die Einführung eines geschlossenen
Ligensystems als auch Umverteilungen Maßnahmen sein könnten, um auf Erlössprünge
neutralisierend bzw. glättend einzuwirken und somit den Anreiz für aktionärsbedingte
Manipulation zu minimieren.
5.3.3
Kritische Betrachtung
Die Einführung eines geschlossenen Ligensystems sowie Umverteilungsmaßnahmen
liefern Ansätze, aktionärsbedingte Manipulationsanreize durch Einwirkungen auf die
Erlössprünge zu senken. Eine praktische Umsetzung dieser Maßnahmen könnte
allerdings mit Schwierigkeiten verbunden sein. Das nordamerikanische und europäische
Ligensystem unterscheiden sich fundamental. Dies ist vor allem darin zu begründen,
dass sich beide Systeme aus einem jeweiligen anderen historischen Kontext heraus
entwickelt haben (vgl. 5.3.1). Anders als die rein gewinnorientierten partnerschaftlichen
Major Leagues der Clubeigentümer sind europäische Fußballligen nicht nur auf
kommerzielle Interessen fokussiert, sondern bleiben ihren ursprünglichen sportlichen
Werten verpflichtet.223
In der Satzung des DFB heißt es dazu: „Wichtigste Aufgabe des DFB ist die Ausübung
des Fußballsports in Meisterschaftsspielen und Wettbewerben der Spielklassen der
Regional- und Landesverbände und der Lizenzligen. Er trägt die Gesamtverantwortung
für die Einheit des deutschen Fußballs… Seiner besonderen Förderung unterliegt auch
der Freizeit- und Breitensport.“224
223
224
Vgl. Straub (2002), S. 106.
Vgl. DFB (2008d), S. 2.
76
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Eine Abschaffung von Auf- und Abstieg würde in diesem Zusammenhang eine
faktische Trennung von Profi- und Amateurfußball zur Folge und damit Auswirkungen
auf die verfassten Werte im Fußball haben.
Hinzu kommt, dass Auf- und Abstieg sportliche Anreize für Fußballunternehmen liefern
und damit die Wettbewerbsintensität einer Liga steigern. Ein Aufstieg wirkt für
Fußballunternehmen wie ein „Preis“, ein Abstieg kann als eine drohende Sanktion den
Wettbewerb im unteren Tabellenbereich fördern und als Instrument gegen
„Trittbrettfahrer“ aufgefasst werden. Zusätzliche Wettbewerbsanreize erhöhen das
sportliche Niveau und in Folge die Attraktivität im Profifußball. Die Einführung einer
geschlossenen Liga und die damit verbundene Abschaffung von Auf- und Abstieg
wirken dem entgegen und führen zu einer Abnahme der sportlichen Qualität und
Attraktivität einer Liga.225
Das Instrument der Umverteilung (vgl. 5.3.1) wirkt sich ähnlich auf den sportlichen
Wettbewerb aus. Insbesondere aus dem Grund, dass Fußballunternehmen aus der
Teilnahme an weiteren Wettbewerben erhebliche zusätzliche Einnahmen (Erlössprung)
erzielen können, besteht für sie ein erhöhter Anreiz, eine gute sportliche Leistung zu
zeigen. Inwieweit sich ein Eingriff auf die Erlössprünge auf den sportlichen
Wettbewerb einer Liga auswirkt, kann nicht eindeutig festgestellt werden.
Die dargestellten Maßnahmen können das Ausmaß aktionärsbedingter Manipulationen
im Fußball reduzieren. Hinsichtlich weit reichender Konsequenzen für den Fußball
insgesamt ist jedoch eine praktische Umsetzung unter weiteren Gesichtspunkten
sorgfältig abzuwägen.
6
Schlussbetrachtung
Die Ausführungen haben gezeigt, dass sowohl in gesellschaftlicher als auch
wirtschaftlicher Hinsicht die Bedeutung des europäischen Profifußballs in den letzten
Jahren zugenommen hat. „Motor“ dieser Entwicklung sind die Zuschauer, die das
Produkt Fußball konsumieren. Unabdingbare Voraussetzung für die Nachfrage ist die
geforderte Integrität bzw. Glaubwürdigkeit der Sportart. Zu einer Integritätsverletzung
kommt es dann, wenn auf den Fußball in Form von Manipulationen Einfluss genommen
wird. Schon Verdachtsmomente reichen aus, die Integrität und in folgender Konsequenz
225
Vgl. Noll (2003), S. 549 f.
77
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
die Attraktivität des Fußballs zu gefährden. Für die direkt benachteiligten
Fußballunternehmen, aber unter Umständen auch für eine Liga bzw. Sportart und damit
in Verbindung stehende Wirtschaftsbranchen insgesamt, sind Manipulationen meist mit
negativen finanziellen Auswirkungen verbunden. Daher sollten Manipulationen im
Fußball, aber auch in anderen Sportarten, die ein hohes Zuschauerinteresse aufweisen,
vermieden werden.
Der Begriff der Manipulation ist weit gefasst und nur schwer abzugrenzen. Bei der
Einordnung des Manipulationsbegriffs wurde deutlich, dass im Fußball häufig externe
Interessengruppen im Rahmen von Ergebnisabsprachen („match-fixing“) in bestehende
Prinzipal-Agent Beziehungen eingreifen. Klassisches Beispiel ist die Bestechung eines
Agenten (Schiedsrichter, Spieler, Trainer), der die Möglichkeit hat, einen manipulativen
Einfluss auf den Ausgang bzw. Eintritt sportlicher Ereignisse zu nehmen. Die
beschriebenen Manipulationsskandale im Fußball veranschaulichten dies. Anreize zu
manipulieren haben insbesondere die Individuen, die in Abhängigkeit von einem
bestimmten Spielergebnis einen finanziellen Nutzen ziehen. Im Rahmen der Arbeit
wurde der Fokus zum einen auf Akteure gerichtet, die Ereignisse im Fußball mit
Absicht der Gewinnerzielung bewetten. Der Markt für Sportwetten hat sich in den
letzten Jahren mit zum Teil beträchtlichen Wachstumsraten vergrößert, und weltweit
werden sportliche Ereignisse bewettet. Ein Großteil der abgeschlossenen Sportwetten
entfallen dabei auf den Fußball und bei eintretendem Wetterfolg können erhebliche
Geldbeträge gewonnen werden. In diesem Sinne bestehen für Wettakteure finanzielle
Anreize, im Fußball dahingehend zu manipulieren, dass bewettete sportliche Ereignisse
den Ausgang nehmen, wie bei Wettabgabe prognostiziert wurde. Zum anderen wurden
als zweite Interessengruppe die Eigentümer von Fußballunternehmen beleuchtet. Um
der zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung des europäischen Profifußballs Rechnung
zu tragen, werden Fußballunternehmen zunehmend in der Rechtsform einer
Kapitalgesellschaft geführt. Einige Fußballunternehmen öffnen sich dabei dem
Kapitalmarkt in Form eines Börsengangs und Aktionärsinteressen treten zunehmend in
den Vordergrund. Insbesondere wenn Aktionäre einen bestimmten Renditeanspruch aus
ihrer Beteiligung erwarten, bestehen Anreize der Manipulation. Es wurde erläutert, dass
die wirtschaftliche Performance und damit der Aktienkurs eines Fußballunternehmens
zu einem wesentlichen Teil vom sportlichen Erfolg determiniert werden. Die
sogenannten „Entscheidungsspiele“ stehen im Mittelpunkt möglicher Manipulation.
78
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse wurden im letzten Abschnitt der Arbeit
Lösungsmöglichkeiten
aktionärsmotivierten
aufgezeigt,
die
Manipulationen
das
im
Ausmaß
Fußball
von
wettbezogenen
reduzieren
können.
und
Für
Wettmanipulationen bietet sich eine staatlich forcierte Begrenzung der Höchsteinsätze
bzw. Gewinnlimits von Sportwetten an. Die Begrenzung sollte sich auf einem erheblich
niedrigeren Niveau als bisher befinden. Ferner wird die Regulierung von
manipulationsanfälligen Wettarten diskutiert. Hierzu zählen Wettarten, die mit
vergleichsweise
niedrigem
Aufwand,
geringem
Entdeckungsrisiko
und
hoher
Erfolgswahrscheinlichkeit zu manipulieren sind. Zur Senkung aktionärsbedingter
Manipulationen kann eine Adaption einzelner Elemente des nordamerikanischen Major
League Systems auf das europäische Fußballligensystem herangezogen werden. Ziel ist
eine Glättung der zum Teil erheblichen Erlössprünge zwischen unterschiedlichen
Tabellenplatzierungen. Erreicht werden kann dies beispielsweise durch die Einführung
eines geschlossenen Ligensystems als auch durch Umverteilungsmechanismen der
Einnahmen innerhalb einer Fußballliga.
79
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Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
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XXI
Diplomarbeit
Sportwetten, Aktienhandel und Manipulation im Fußball
Erklärung:
„Ich versichere, dass ich die vorstehende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe
angefertigt und mich anderer als der im beigefügten Verzeichnis angegebenen
Hilfsmittel nicht bedient habe. Alle Stellen, die wörtlich oder sinngemäß aus
Veröffentlichungen entnommen wurden, sind als solche kenntlich gemacht. Alle
Quellen, die dem World Wide Web entnommen oder in einer sonstigen digitalen Form
verwendet wurden, sind der Arbeit beigefügt.“
Matthias Albrecht
XXII

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