klicken - crTECH

Transcription

klicken - crTECH
Ein Beitrag von Peter Blattner erscheint im AAA Audio Magazin
Silent Drive – Die Evolution der Tellermatte
In Anlehnung an den ausführlichen Tellermatten-Test von Berthold Müller im Heft
Winter 2014/15 sei hier ein neues Produkt vorgestellt, hinter dessen aufwändiger
Entwicklung der innovative Chef der Firma crtech, Christian Rohrer steht.
Die neue Tellerauflage hat mit bisher bekannten Ausführungen nichts gemein,
ausser dass sie auch rund ist und 30 cm Durchmesser aufweist.
Ihre Eigenschaften basieren auf technisch-physikalischen Überlegungen und in
völliger Absenz jeglicher Voodoo-Elemente, es ist also nicht Glauben angesagt,
sondern Hören!
Welche Grundüberlegung steht nun hinter der Entwicklung der Silent Drive?
Das Abtasten der Rille provoziert gemäss dem dritten Newton`schen Axiom
„actio = reactio“ eine Ausweichbewegung der Vinylscheibe, sowohl in horizontaler,
wie auch in vertikaler Richtung. Die horizontale Ausweichbewegung kann auf Grund
der Grösse von Widerstand und Masse vernachlässigt werden, hingegen führt das
Nachgeben des Vinyls in der vertikalen Ebene zu einer suboptimalen Abtastung.
Damit diese verbessert werden kann, muss also ein möglichst lückenloses Aufliegen
und eine haftschlüssige Verbundenheit mit dem Teller angestrebt werden.
Aufbau und Anwendung
Die ca. 2 mm dicke Matte besteht aus einer
doppelschichtigen Kunststoff-Folie, unterteilt
in sechs Kammern, die zwischen den Schichten mit einer umweltfreundlichen, wasserähnlichen Flüssigkeit befüllt sind. Zur Tellerauflage
gehört ein 370 g schwerer Puck, der bezüglich
Gewicht und Füllmaterial genau abgestimmt ist.
Für die korrekte Anwendung wird mittels beiliegender Kunststoff-Unterlagsscheiben die Höhe
an der Tellerachse so ausgeglichen, dass die
mit dem Puck beschwerte Schallplatte genau
auf Tellerniveau zu liegen kommt. Dadurch
kommt es zu einem durch die Platte selbst gesteuerten, konkaven Aufliegen und durch die
nicht kompressible Flüssigkeit entsteht eine
nicht gedämpfte, gänzlich angekoppelte Verbindung zum Plattenteller. Damit wird die angestrebte, verbesserte Abtastfähigkeit erreicht.
Höhenausgleich für das korrekte Aufliegen von Matte und Vinyl
Schon das Öffnen und Auspacken wecken Erwartungen…
…für den bevorstehenden Hörtest
Der mit Naturstein befüllte Puck
Hörtest
Plattenspieler: PTP Solid 12
Musik: Friday Night In San Francisco
Tonarm:
Schick
Dire Straits - Brothers In Arms
Tonzellen:
Ortofon Synergy
T. Yamamoto Trio – Midnight Sugar
Ortofon Anniversary 95
S. Phillips - Steel Rail Blues
RCA LSC-2435 Sibelius Viol. C.
Mercury SR 90313 Ravel / Ibert
Als Referenz für den Hörtest habe ich die Oyaide Metallmatte verwendet, dem Sieger
beim eingangs erwähnten Test von Berthold Müller und Kollegen, keine einfache
Ausgangslage also für die Silent Drive. Diese wird von crtech in zwei Versionen
angeboten, die sich durch klangliche Wirkungsentfaltung und Preis deutlich
voneinander unterscheiden.
Die Silent Drive 20 spielt klanglich auf Höhe der Oyaide, jedoch ohne deren leicht
metallische Klangverfärbung aufzuweisen, welche sich vor allem bei klassischer
Musik störend auswirken kann.
Klanglich weit absetzen tut sich die aufwändiger produzierte und noch besser
abgestimmte Silent Drive 40.
Auf in`s Hörvergnügen…
Die klar aufgeteilte räumliche Staffelung der drei Ausnahme-Gitarristen in „Friday
Night In San Francisco“, dazu noch die Raumakustik jener Musik-Bar habe ich vorher
so noch nie hören können. Dasselbe spielt sich ab beim Tsuyoshi Yamamoto Trio in
„Midnight Sugar“, wo sich anhand der klar räumlich gestaffelten SchlagzeugKomponenten heraushören lässt, dass der Drummer Linkshänder ist.
Bei der Musik von Ibert und Ravel auf Mercury 90313, wohl einer der 5-10
audiophilsten, je produzierten Scheiben, kommt die enorme Dynamik noch brachialer
herüber als mit Oyaide und Co..
Zusammenfassung der klanglichen Auswirkungen
- keine Klangverfärbungen
- ausgeprägte räumliche Staffelung von Stimmen und Instrumenten
- Erweiterung der Klangbühne in die Tiefe und teilweise auch in die Höhe
- In einem völlig neuen Mass wird auch die bei der Aufnahme vorherrschende
Raumakustik oder allenfalls Live-Atmosphäre zur Geltung gebracht, was den
Musikgenuss einen grossen Schritt näher zum Live-Erlebnis bringt.
- Mit Erstaunen habe ich, auch anhand weiterer Tests, zur Kenntnis genommen,
dass Plattenspieler und Tonzellen, die nicht im Höchstpreissegment liegen, noch
stärker als teure Spitzenprodukte von den Klangverbesserungen profitieren, was
die Silent Drive Matte auch für Anlagenbesitzer mit kleinerem Budget als sehr
geeignet erscheinen lässt.
Schlussbemerkungen
Einen Nachteil sehe ich in der Silent Drive allerdings auch: Sie deklassiert jegliche
teuren Spitzen-CD-Player. Aber was soll`s…wir sind ja Analog-Liebhaber!
Noch eine Warnung: Wer diese Tellermatte ausprobiert, wird fortan nicht mehr ohne
sie Musik hören wollen.