Nobelpreisträger zeichnet Kippenberg aus
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Nobelpreisträger zeichnet Kippenberg aus
Nobelpreisträger zeichnet Kippenberg aus Von Andreas Becker, Weser Kurier vom 10. Oktober 2011 Schwachhausen. Den Preis gab es aus den Händen des Nobelpreisträgers Erwin Neher, die Laudatio hielt der berühmte Hamburger Klimaforscher Mojib Latif: Das KippenbergGymnasium hat beim Wettbewerb "Schule trifft Wissenschaft" den zweiten Platz belegt. Für ihre Arbeiten zum Thema "Aspekte des Klimawandels - Bremen 2050" wurden die Schule und das Zentrum für Marine Umweltwissenschaften (MARUM) der Bremer Uni jetzt in Berlin ausgezeichnet. Das Preisgeld beträgt 20000 Euro. Insgesamt beteiligten sich 60 Schulen aus ganz Deutschland am Wettbewerb der Robert-Bosch-Stiftung. Das Bremer Projekt entstand als Ergebnis der engen Zusammenarbeit zwischen dem Kippenberg-Gymnasium und dem MARUM. "Das Schullabor der Uni nutzen wir schon seit 2002", sagt Holger Gudjons, Lehrer für Mathematik und Physik. Die intensive Kooperation mit dem MARUM sei jedoch erst 2007 entstanden. Damals beschäftigte sich ein Mathe-Leistungskurs mit einer Projektarbeit zum Thema Klimawandel. Die Ergebnisse finden sich als eine von zwei Säulen im Wettbewerbsbeitrag der Schule wieder. "Die Idee dahinter ist, dass die Schüler dieses Datum noch miterleben können. Das Thema ist also nah bei den Menschen", sagt Gudjons. Sechs Monate lang arbeiteten die Schüler unter intensiver Betreuung von Jürgen Petzold und Michael Schulz vom MARUM. In acht Arbeitsgruppen beschäftigten sie sich mit unterschiedlichen Aspekten des Klimawandels. "Die Schüler waren bei der Umsetzung der Themen sehr fantasievoll", sagt Gudjons. Baumscheiben als Datenspeicher So stellte die Schülerinnengruppe ihre Arbeitsergebnisse zur Frage "Was erzählt eine Baumscheibe aus dem Bürgerpark?" in Form einer Wissenschaftsfernsehsendung dar. Andere Gruppen erarbeiteten mit Originaldaten des Deutschen Wetterdienstes und Informationen aus Eisbohrkernen und Satellitenbildern einen Blick in die Zukunft und produzierten eine Radiosendung. Abschließend wurden die Ergebnisse interpretiert und kritisch hinterfragt. So lernten die Schüler viel über die Möglichkeiten und Grenzen moderner Forschung. Ganz nebenbei erleichtert der frühe Kontakt zu Wissenschaftlern und Forschungseinrichtungen den Übergang von der Schule zur Universität. "Das wichtigste Ziel des Projekts ist es, Schüler für wissenschaftliches Arbeiten zu interessieren", sagt Martina Pätzold, Leiterin des MARUMSchullabors. "Dabei sollen sie insbesondere für die Bedeutung des Klimawandels sensibilisiert werden." Die Schüler wählen eigenständig Fragestellungen zum Klimawandel aus. Lehrer und Forscher leiten sie an, um sie an die Methodik des wissenschaftlichen Arbeitens heranzuführen. Zweite Säule des Beitrags für den Wettbewerb war der Wahlpflichtbereich Naturwissenschaften für die Klassen acht und neun. Unter dem Oberthema "Leben auf der Erde" beleuchteten die Schülerinnen und Schüler verschiedene Aspekte aus Sicht der Biologie, Physik und Chemie. Das Angebot besteht seit 2005. Aufgebaut wurde es von den Lehrern Helga Hillmann, Ingo Schlöpke und Holger Gudjons. Im Unterricht beschäftigten sich die Schüler etwa mit lebensfeindlichen Wüsten, mit dem Treibhauseffekt und dem Ozonloch. Auch einige Exkursionen und praktische Arbeiten standen auf dem Plan. "Das waren Themen, die sonst im Unterricht nicht behandelt wurden. Deshalb war das besonders spannend", erzählt Enno Gerhard (14) aus Grolland. "Die Arbeit hat viel Spaß gemacht." "Von jeder Arbeitsgruppe, die an dem Beitrag geforscht hat, gibt es einen schriftlichen Bericht, der für die Schule weiter genutzt werden kann - zum Beispiel bei Projekten für Jugend forscht", sagt Holger Gudjons. Und schließlich kann sich das Kippenberg-Gymnasium noch über die 20000 Euro Preisgeld freuen. Wie die Summe genau verwendet werden soll, darüber wird bis nach den Herbstferien entschieden. "Wir wollen konkrete Projekte fördern und gezielt eine bessere technische Ausrüstung anschaffen", sagt Gudjons. Dabei soll es eine enge Absprache mit dem MARUM geben. Die Kooperation mit dem Forschungsinstitut könnte sich künftig noch intensivieren. Gudjons zufolge soll sie auf gesellschaftswissenschaftliche Themen ausgeweitet werden. "Dieser Bereich kann gut mit der Umweltforschung verknüpft werden", sagt der Lehrer. Bis zum Sommer 2012 sollen dazu konkrete Pläne vorliegen.