Pressemitteilung

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Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für
Ultraschall in der Medizin
Natürliche Geburt nach Kaiserschnitt
Ultraschall hilft, Chance einer erfolgreichen vaginalen
Geburt zu bemessen und Risiken zu senken
Bonn – Ein Kaiserschnitt erhöht das Risiko für die Frau, dass bei der
Geburt eines weiteren Kindes die Gebärmutter reißt. Viele
(DEGUM)
Pressestelle
Anna Julia Voormann
Julia Hommrich
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Telefon: 0711/ 89 31-423
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Geburtshelfer raten deshalb bei einer erneuten Schwangerschaft
wieder zu einem Kaiserschnitt. Wünscht sich eine Frau dennoch eine
natürliche Geburt, kann eine Ultraschalluntersuchung bei der
Entscheidung helfen. Darauf deutet eine aktuelle Studie hin. Indem
der Arzt die Kaiserschnittnarbe per Vaginal-Ultraschall untersucht,
kann er genauer einschätzen, ob eine Frau natürlich entbinden könnte
oder nicht. Dies teilt die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der
Medizin (DEGUM) mit.
„Ein Riss der Gebärmutter ist zwar insgesamt selten, allerdings ist die
„Uterusruptur“ eine zu Recht gefürchtete Komplikation, die die Gesundheit
von Mutter und Kind bedroht“, erklärt DEGUM-Experte Professor Dr.
Ulrich Gembruch, Leiter der Abteilung für Geburtshilfe und
Pränatalmedizin am Universitätsklinikum Bonn. Ohne Voroperation und
Narbe reißt die Gebärmutter während der Geburt extrem selten: Dies
kommt bei 0,5 bis 2 von 10 000 Geburten vor. Ein vorhergehender
Kaiserschnitt steigert die Häufigkeit auf 75 von 10 000 Geburten. „Wenn
die Geburt eingeleitet werden muss und Wehen verstärkende Medikamente
zum Einsatz kommen, steigt das Risiko nochmals auf 1 bis 4 Prozent“, so
Gembruch.
„Aufgabe des Arztes ist es, eine Mutter, die sich eine natürliche Geburt
wünscht, über die Risiken zu informieren“, erklärt der Experte. „Die
Entscheidung liegt bei den Eltern“. Eine bisher selten genutzte
Möglichkeit, das individuelle Risiko abzuschätzen, ist die VaginalSonografie. Bei dieser Untersuchung, die auch im Rahmen der
Schwangerschaftsvorsorge erfolgt, wird ein kleiner Schallkopf vorsichtig
in die Scheide eingeführt. Durch die Nähe zur Gebärmutter kann der
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untersuchende Arzt bei den meisten Schwangeren die vom Kaiserschnitt
herrührende Narbe sehen.
Wissenschaftler aus England und Belgien berichten nun in einer OnlineVorabveröffentlichung im Fachmagazin „Ultrasound in Obstetrics &
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Gynecology“, dass der Arzt an der Stärke der Muskelschicht im Bereich
der Narbe bereits zwischen der 19ten und 22sten Schwangerschaftswoche
erkennen kann, ob die Gebärmutter den Belastungen einer natürlichen
Geburt standhalten kann. „Damit wird eine recht gute Risikoabschätzung
möglich“, erklärt Gembruch. „Wenn die Muskelwand stark genug ist und
im Verlauf der Schwangerschaft nicht wesentlich abnimmt, kann selbst bei
einer größeren Narbe eine vaginale Entbindung versucht werden“, so der
Experte.
Für ihre Arbeit zogen die Wissenschaftler Daten von 131 Frauen heran, die
im Vorfeld ein Mal per Kaiserschnitt entbunden hatten. Von ihnen konnten
74 erfolgreich vaginal entbinden. Die übrigen Frauen bekamen ihr Kind
letztlich per Kaiserschnitt: Die Gründe hierfür waren in über 80 Prozent
der Fälle entweder ein Geburtsstillstand, eine Geburt, die sich zu lange –
über 18 Stunden – hinzog, oder eine bedrohliche Situation für das Kind.
Bei zwei der Frauen riss während der Entbindung die Gebärmutter.
„Beiden Frauen wäre heute aufgrund der Befunde in der VaginalSonografie von einer vaginalen Entbindung abgeraten worden“, sagt
Professor Gembruch.
Natürlich gelte es, bei der Beratung auch andere individuelle
Begebenheiten zu berücksichtigen. „Frühere Studien haben gezeigt, dass
neben einer bereits erfolgten vaginalen Geburt die Gründe für den
Kaiserschnitt und der zeitliche Abstand zu diesem die wichtigsten Faktoren
sind, anhand derer die Chancen für das Gelingen einer vaginalen Geburt
bemessen werden können“, erklärt Gembruch. Nach einem geplanten
Kaiserschnitt, etwa aufgrund einer Beckenendlage des Kindes, stehen die
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Chancen demnach deutlich besser, als wenn der Kaiserschnitt nach einem Pressestelle
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Geburtsstillstand vorgenommen wurde. Außerdem sinkt das Risiko mit
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der Zeit, die seit dem Kaiserschnitt vergangen ist. Mehrere Kaiserschnitte Postfach 30 11 20
wiederum erhöhen es.
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Frauenärzte können die Ultraschalluntersuchung der Kaiserschnittnarbe
unter anderem im Rahmen der Schwangerschaftsvorsorge zwischen der
19ten und 22sten Schwangerschaftswoche durchführen. „Die Ergebnisse
und damit die Sicherheit der Vorhersage sind in hohem Maße von der
Einhaltung standardisierter Untersuchungsbedingungen und der Erfahrung
der Ärzte abhängig“, betont DEGUM-Vorstandsmitglied Professor Dr.
Annegret Geipel. Über eine Suchmaschine auf der Homepage der DEGUM
finden Schwangere qualifizierte, DEGUM-zertifizierte Frauenärzte in ihrer
Nähe: www.degum.de.
Literatur:
Predicting successful vaginal birth after cesarean section using a model
based on cesarean scar features examined using transvaginal sonography.
Naji O., Wynants L., Smith A., Abdallah Y., Stalder C., Sayasneh A.,
McIndoe A., Ghaem-Maghami S., Van Huffel S., Van Calster B.,
Timmerman D., Bourne T.: Ultrasound in Obstetrics & Gynecology 2013
Im Internet:
Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)
www.degum.de
Die Deutsche Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM)bietet ein
Forum für den wissenschaftlichen und praktischen Erfahrungsaustausch auf dem
Gebiet des medizinischen Ultraschalls. Sie vereint mehr als 9000 Ärzte
verschiedener Fachgebiete, medizinische Assistenten, Naturwissenschaftler und
Techniker. Ultraschalldiagnostik ist heute das am häufigsten eingesetzte
bildgebende Verfahren in der Medizin. Ultraschallanwendern bescheinigt die
DEGUM eine entsprechende Qualifikation mit einem Zertifikat der Stufen 1 bis 3.
Der Arbeitskreis Notfallsonografie wurde 2010 gegründet, um neue
Ultraschalltechniken in die klinische Akutmedizin einzubeziehen.