wirtschaft | 33

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wirtschaft | 33
WIRTSCHAFT | 33
NEUE AM SONNTAG
3. AUGUST 2014
BÖRSENGESPRÄCHE
GÜNTHER WEBER,
VERANLAGUNGSSPEZIALIST
IN DER SPARKASSE
Tierische Stimmung
B
Bei immer mehr Airlines wird auf
Frühbucher-Rabatte gesetzt. Günstige
last-minute-Tickets zu ergattern wird
immer schwieriger.
DPA
bereits 2012 das Ende von Lastminute-Angeboten ein, denn es
gebe keinen festen Zeitpunkt
mehr, wann Buchungen am
günstigsten sind.
Frühbucherwelle
Die
Erholungssuchenden
stellen sich darauf ein; so registrierte TUI zu Weihnachten
2013 eine viel stärkere Frühbucherwelle für den Sommerurlaub 2014 als in den Jahren
davor. Bei Alltours waren bereits im März 60 Prozent des
Sommerangebots ausverkauft.
„Ein Drittel der Reisenden
bucht sehr früh, ein Drittel
unter dem Jahr und das letzte Drittel kurzfristig, das heißt,
vier bis zwölf Wochen vor dem
Urlaubstermin“, erklärt Kathrin
Limpel, Sprecherin von TUI
Österreich.
Das heißt nicht, dass es die
günstigen Restplätze nicht nach
wie vor gibt. Aber sie zu bekommen, ist schwieriger geworden,
da – siehe oben – viele Destinationen ausgebucht sind. „Wer
auf die Schnelle nächste Woche
wegfliegen will, muss sehr flexibel sein“, sagt Limpel. Für Familien ist das schwierig; Schnäppchenjäger haben es nicht leicht.
Im europäischen Fluggeschäft scheint Ryanair im Moment das Maß der Dinge zu
sein. Insgesamt kommen die
Billig-Anbieter schon auf einen
Marktanteil von knapp 50 Prozent. Lufthansa und Air FranceKLM gaben zuletzt Gewinnwarnungen heraus, sagten den Iren
aber einmal mehr den Kampf
an. Die Franzosen wollen durch
Zukäufe zu den führenden Billiganbietern in Europa aufsteigen. Für September kündigt
die Air France, die schon die
Billig-Tochter Hop betreibt, einen konkreten Plan an – während Lufthansa erklärt, ab dem
Frühjahr 2015 unter der Marke
Eurowings günstigere Flüge in
Europa anzubieten.
Auch die zur Lufthansa gehörende Austrian Airlines arbeitet, wie berichtet, an einem neuen Tarifmodell inklusive billiger
Tickets – „Flight only“.
HANNES GAISCH
ullen und Bären: Ohne
sie kommen weder Börsenberichte im Fernsehen
noch Wirtschaftszeitungen
aus. Bronzeskulpturen zieren die Plätze vor der New
York Stock Exchange und
der Frankfurter Börse. Aber
was hat es mit den Tieren
wirklich auf sich?
Gelegentlich gleicht
der zwischenmenschliche
Umgang an dem geregelten
Handelsplatz Börse einem
Tierkampf in freier Wildbahn. Das kann sich auch der
Laie gut vorstellen. So war
schon 1886 in der „New York
Times“ über das Geschehen
an der Wall Street zu lesen:
„Die Börse war Schauplatz
eines Kampfes, wie er dort
nie zuvor stattgefunden hat.
Bullen und Bären standen
sich voll verzweifelten Mutes gegenüber. Die Bären waren stärker.“ Das Sprachbild
vom Bulle und Bären begleitet die Börse schon lange.
So bezeichnen die kräftigen
Tierchen gegenläufige Stimmungen, die Anlegerinnen
und Anleger zum Jubeln
oder Grübeln bringen: Der
Bulle schleudert den Kurs
mit seinen Hörnern nach
oben, der Bär schlägt ihn mit
seinen Tatzen nach unten.
Wie die Tiere tatsächlich aufs Börsenparkett
kamen, weiß heute niemand
so genau. Die gängigste
Erklärung, die sich vom
Verhalten der Tiere ableitet,
ist nur eine von vielen. Eine
andere geht auf die Londoner Börse des siebzehnten
Jahrhunderts zurück, wo
Spekulanten in der Hoffnung auf Kursstürze Aktien
abstießen, die sie nicht
besaßen. Sie verkauften
also gleichsam das Fell
des Bären, bevor sie ihn
erlegt hatten. So handelten
jene, die auf fallende Kurse
setzten, sich den Bären-Titel
ein. Der Bulle gesellte sich
als Gegenstück dazu, da zu
jener Zeit am Themse-Ufer
zur Volksbelustigung Schaukämpfe zwischen Bullen und
Bären ausgetragen wurden.
Und dann gibt es noch die
Krimkrieg-Variante: Sir John
Bull führte im neunzehnten
Jahrhundert die siegreichen
britischen Truppen an. „Run
with the Bull“ bedeutete, auf
der Siegerseite – jener der
Engländer – zu kämpfen. Der
Bär stand hingegen als russisches Symbol.
Die Redewendung hat
sich im Deutschen, Italienischen und Englischen
gehalten. Die Börsennachrichten berichten heute mit
den englischen Vokabeln
bullish oder bearish über die
aktuelle Stimmung am Parkett. Sprachbewusst, wie die
Französinnen und Franzosen
eben sind, sprechen sie bei
steigenden Kursen von einer
Hausse, bei fallenden von
einer Baisse. Aktuell freut
sich die tendenziell unterbewertete Wiener Börse über
eine Bullen-Stimmung. Im
ersten Quartal 2014 kehrten
die Aktienwerte auf das
Niveau von 2011 zurück, was
eindeutig das Interesse an
österreichischen Aktien widerspiegelt.

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