Rezeption der Literaturnobelpreisvergabe an

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Rezeption der Literaturnobelpreisvergabe an
Die Rezeption der Literaturnobelpreisvergabe
an Elfriede Jelinek 2004 in Deutschland1
Gerlinde Steininger, Universität Wien
1. Einleitung
Am 7. Oktober 2004 verkündete die Schwedische Akademie die Vergabe des
Literaturnobelpreises an die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek „für den
musikalischen Fluß von Stimmen und Gegenstimmen in Romanen und Dramen, die mit
einzigartiger sprachlicher Leidenschaft die Absurdität und zwingende Macht der sozialen
Klischees enthüllen.“2 Die Vergabe löste weltweit heftige positive wie negative Reaktionen
aus und, wie Pia Janke in dem von ihr herausgegebenen Buch Literaturnobelpreis Elfriede
Jelinek schreibt, kulminierten „[d]ie Polarisierungen, die es in Zusammenhang mit Jelinek seit
Jahrzehnten gegeben hatte, […] durch die Zuerkennung des wichtigsten Literaturpreises an
sie in einem medialen Hype.“3 Dieser Hype hielt drei Monate bis zur persönlichen Übergabe
des Literaturnobelpreises an Jelinek in der schwedischen Botschaft in Wien am 17. Dezember
an und flaute dann plötzlich wieder ab.4
Die internationale Rezeption habe laut Janke eine „hochgradige Emotionalität“5 gezeigt und
sich weniger mit dem Werk Jelinks als mehr mit ihrer Person, ihrer politischen Haltung und
ihrem Schreibort Österreich auseinander gesetzt.6 Während in Österreich die jahrzehntelang
als ‚Nestbeschmutzerin‘ verunglimpfte Autorin7 euphorisch gefeiert wurde, schlug die
Rezeption in Deutschland um.8 Obwohl Jelineks literarische Tätigkeit von Beginn an mit
Preisen
ausgezeichnet
worden
war
und
sie
alle
wichtigen
Literaturpreise
des
9
deutschsprachigen Raumes bereits erhalten hatte, wurde ihr zum Beispiel von Iris Radisch
1
Formal überarbeitete Fassung (2013) einer Proseminararbeit gleichen Titels, verfasst an der Universität Wien
am Institut für Germanistik im SS 2010 unter der Leitung von Daniela Strigl.
2
http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2004/press-d.html am 19.7.2010.
3
Pia Janke: „Vorwort“. In: Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek. Hrsg. v. Pia Janke unter Mitarb. v. Peter Clar,
Ute Huber, Stefanie Kaplan u.a. Wien: Praesens 2005 (= Diskurse. Kontexte. Impulse. Publikationen des
Elfriede Jelinek-Forschungszentrums. Bd. 1). S. 7-14. Hier S. 7.
4
Vgl. ebenda.
5
Ebd. S. 9.
6
Vgl. ebd. S. 8.
7
Siehe vor allem: Pia Janke: Die Nestbeschmutzerin. Jelinek & Österreich. Salzburg, Wien: Jung und Jung
2002.
8
Vgl. siehe Anm. 3. S. 9.
9
Vgl. http://www.univie.ac.at/jelinetz/index.php?title=Elfriede_Jelinek_-_Preise_und_Auszeichnungen
am
4.8.2010.
die Würde des Literaturnobelpreises abgesprochen10 oder von Marcel Reich-Ranicki
mangelndes Talent bescheinigt.11
Die Aufgabe dieser Arbeit ist, auf der Grundlage von Jankes Materialsammlung in
Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek die Rezeption in Deutschland genauer zu untersuchen.
Herrschen Meinungen wie die von Radisch und Reich-Ranicki vor oder entsteht dieser
Eindruck nur aufgrund der Bekanntheit der beiden? Zeigt sich eine einheitliche Beurteilung in
der deutschen Literaturkritik oder finden sich Unterschiede? Neben der Beantwortung dieser
Fragen werden ausgehend von den dominierenden Inhalten der Artikel beziehungsweise den
Fragen, die sich im Lauf der Lektüre derselben aufdrängen, einige – aber bei weitem nicht alle
– Aspekte der Darstellung Jelineks und ihres Werks in der Literaturkritik erörtert. Um die
andere Seite nicht auszuschließen, wird abschließend Jelineks Reaktion auf diese Kritiken
kurz dargestellt.
2. Anmerkungen zur Auswahl der Artikel
Aufgrund des umfangreichen Materials, das vom Jelinek-Forschungszentrum gesammelt
wurde,
beschränkt
sich
die
Untersuchung
auf
Artikel
in
Tageszeitungen
und
Wochenzeitungen/-magazinen, die in den ersten Tagen nach der Bekanntgabe der Verleihung
des Nobelpreises veröffentlicht wurden. Ausgehend von der kommentierten Bibliographie in
Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek12 wurden die für diese Arbeit relevanten Artikel
ausgewählt. Primäres Kriterium war eine gewisse Länge, da eine bloße Kurzmeldung nicht
ausreichend verwertbare Informationen enthält, und zudem wurden jene Artikel, die sich
kaum mit der Schriftstellerin oder der Nobelpreisvergabe auseinandersetzen beziehungsweise
reine Kommentare sind, ausgeschlossen. Von Janke erfasste Interviews wurden nur
herangezogen, wenn sie Kommentare Jelineks zur Rezeption enthielten.
Zur Untersuchung kamen durch die oben genannten Einschränkungen insgesamt 46 Artikel13
aus 17 Tageszeitungen14 und acht Wochenzeitungen/-magazinen.15 Darunter befinden sich
10
Vgl. Iris Radisch: „Die Heilige der Schlachthöfe“. In: Die Zeit (14.10.2004).
Vgl. Marcel Reich-Ranicki: „‘Die missbrauchte Frau‘“. In: Der Spiegel (11.10.2004). S. 180.
12
Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek. S. 35-49 (Allgemeine Beiträge – Deutschland) und S. 140-144
(Reaktionen – Kommentare – Deutschland).
13
Siehe Literaturverzeichnis. Die für diese Arbeit verwendeten Artikel wurden der Verfasserin vom JelinekForschungszentrum der Universität Wien zur Verfügung gestellt. Da die kopierten Artikel überwiegend sowie
die Angaben in Jankes Buch generell mangelnde bibliographische Informationen (vor allem fehlende
Seitenzahlen und Ausgabennummern bei Wochenschriften) aufweisen, wurde – falls rekonstruierbar – die
fehlende Information in der Bibliographie ergänzt. Allerdings können aufgrund der fehlenden Seitenzahlen bei
Zitierungen aus längeren Artikeln diese nicht immer konkret angegeben werden.
14
Abendzeitung, Berliner Morgenpost, Berliner Zeitung, Bild, Frankfurter Rundschau, Frankfurter Allgemeine
Zeitung, Hamburger Abendblatt, Hamburger Morgenpost, Handelsblatt, Neues Deutschland, Nürnberger
Nachrichten, Stuttgarter Zeitung, Süddeutsche Zeitung, Der Tagesspiegel, die tageszeitung, tz, Welt.
2
11
sowohl Boulevardblätter als auch durchschnittliche bis anspruchsvolle oder meinungsbildende
Zeitungen/Zeitschriften von regionaler und überregionaler Verbreitung.
Die politischen Ausrichtungen der Zeitungen/Zeitschriften, die nicht immer erkennbar oder
vorhanden sind, bilden einen großen Teil des möglichen Spektrums ab. Zu beachten ist dies,
weil Jelinek aufgrund ihrer langjährigen KPÖ-Mitgliedschaft (1974-1991) und ihrer
gesellschaftskritischen und antifaschistischen Texte und Äußerungen vor allem in Österreich
von politischer Seite angegriffen worden ist. So stellt sich die Frage, ob die politische
Ausrichtung einer deutschen Zeitung/Zeitschrift Auswirkung auf die Ablehnung oder
Anerkennung von Jelinek und/oder ihres literarischen Werkes hat.
3. Pro oder contra?
Die Polarisierungen, die Jelinek und ihr Werk auslösen, wurden bereits in der Einleitung
angesprochen. Jeder, der sich näher mit der Autorin beschäftigt, wird sich dessen bewusst,
weshalb die offensichtliche Nichtthematisierung in den untersuchten Artikeln umso mehr
überrascht. Bianca Geist glaubt in ihrem unreflektierten Artikel diesen Sachverhalt ganz
einfach erklären zu können: „Manche lieben sie. Die meisten hassen sie. Weil sie obszön
schreibt.“16 Tim Schleider führt die Polarisierungen einerseits auf Jelineks Themen (Gewalt,
Sex und Macht) zurück, weil diese generell die Meinungen spalten, und andererseits würden
Werke wie Die Klavierspielerin (1983) mit ihrer „ironisch-lakonischen Oberfläche“ oft
abstoßend wirken, weshalb es wichtig für das Verständnis sei, die unter der Oberfläche
wirkende moralische Traurigkeit zu erkennen.17 Für Rose-Maria Gropp liegt der Grund darin,
dass sich Jelinek die männliche Sprache antrainiert habe, dabei aber „stets als Frau spricht“,18
und Hans-Joachim Neubauer sieht ihn in ihrem Anschreiben gegen „brave Realisten“ und die
„Popliteratur“.19 Eckhard Fuhr indessen schreibt, schon durch die Grundsatzdebatte, die
Jelineks Literatur auslöst, wachse ihr Bedeutung zu.20
Dass Jelinek und ihr Werk provozieren, wird von vielen erwähnt und ist für Henry Nutt in
seinem Artikel „Ikone der Provokation“ 21 sogar titelgebend. Womit sie provoziert und in der
Folge polarisiert, ergibt eine lange Liste: sie selbst als Person, die sich inszeniert, sich
politisch engagiert und psychische Probleme hat; ihre Schreibweise; ihre unkonventionell
15
Bunte, Focus, Junge Freiheit, Neue Revue, Rheinischer Merkur, Spiegel, Stern, Die Zeit.
Bianca Geist: „Ausgerechnet Elfriede Jelinek. Nobelpreis für ein Herz voll Hass“. In: Neue Revue 43
(19.10.2004). S. 30f. Hier S. 30.
17
Vgl. Tim Schleider: „Gewalt, Sex und Macht“. In: Stuttgarter Zeitung (8.10.2004).
18
Rose-Maria Gropp: „Dunkles Herz Europas“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (8.10.2004).
19
Hans-Joachim Neubauer: „Preisen und hassen: Elfriede Jelinek“. In: Rheinischer Merkur (14.10.2004).
20
Vgl. Eckhard Fuhr: „Mürzzuschlag“. In: Welt (9.10.2004).
21
Harry Nutt: „Ikone der Provokation“. In: Frankfurter Rundschau (8.10.2004).
3
16
angelegten Theaterstücke; ihre Negativität und „Ästhetik der Hässlichkeit“;22 ihre Darstellung
von Sexualität, Gewalt und Macht; ihre Kritik an Österreich und dessen Verhältnis zur
faschistischen Vergangenheit; ihre Kritik des Rechtsradikalismus; ihre Gesellschafts- und
Kulturkritik; ihre Kritik an patriarchalischen Machtstrukturen; ihr Feminismus23 und so
weiter.
Die Artikel geben jedoch nur spärliche Antworten auf die Frage nach der Funktion dieser
Provokation in Jelineks Schaffen. Kerstin Schneider sieht den Skandal und die Provokation
als Handwerkszeug Jelineks.24 Peter Michalzik spricht von „eine[r] Literatur aus der Lust an
der Provokation“,25 deren Ziel es sei, ohne jeglichen Filter falsches Bewusstsein sowie
gesellschaftliche Widersprüche aufzudecken.26 Jelinek wolle den Skandal, behauptet Thomas
Steinfeld und kritisiert die Schwedische Akademie, die das Skandalöse mit ästhetischer
Fortschrittlichkeit gleichsetze; diese Verbindung hätte es in der klassischen Moderne gegeben,
aber heutzutage sei der Skandal längst zur Konvention geworden.27 Klaus Nüchtern
schließlich sieht Jelinek ständig „die Rolle der Provokateurin, die ihr von der Öffentlichkeit
zugeschrieben wird“, aufgreifen und „durch den Fleischwolf ihrer Textproduktion“28 drehen.
Mehrere AutorInnen der untersuchten Artikel scheinen selbst Opfer der Polarisierung und
Provokation geworden zu sein. Von den 46 Artikeln sind 15 eindeutig pro Jelinek und ihr
literarisches Schaffen, neun contra und 22 unentschieden. Ein Großteil der ablehnenden
Artikel ist polemisch bis untergriffig,29 während nur zwei euphorisch über sie schreiben.30
Von den unentschiedenen Artikeln, in denen nicht explizit eine Meinung geäußert wird, lässt
sich bei mehr als der Hälfte ein neutral-sachlicher Inhalt feststellen, während nur acht einen
eher negativen oder diffamierenden Inhalt31 aufweisen. Hinsichtlich der politischen
22
Ina Hartwig: „Die Klavierspielerin lächelt“. In: Frankfurter Rundschau (8.10.2004).
Selbst dieser Punkt spaltet die Kritik nochmals: Viele sehen Jelinek als radikale Feministin an, was abgelehnt
oder angenommen wird, während manche eine solche Zuordnung scheuen oder in Frage stellen. Aber außer der
Erwähnung der Differenz zum ‚üblichen‘ Feminismus setzt sich fast niemand näher damit auseinander. Tiefer in
diese Materie taucht eigentlich nur A. Altmann ein, der schreibt, Jelinek zeige in ihren Werken auch, „dass nicht
der Mann an sich böse ist, sondern die brutalen patriarchalischen Strukturen nur das Symptom einer brutalen
Gesellschaftsordnung sind“ (A. Altmann: „Der Triumph der Mahnerin“. In: tz (8.10.2004)).
24
Vgl. Kerstin Schneider: „Kassandra, Dame, Nestbeschmutzerin“. In: Handelsblatt (8./9./10.10.2004).
25
Peter Michalzik: „Arbeit für und gegen uns“. In: Frankfurter Rundschau (8.10.2004).
26
Vgl. ebenda.
27
Vgl. Thomas Steinfeld: „Schwarze Kolloratur“. In: Süddeutsche Zeitung (8.10.2004).
28
Klaus Nüchtern: „Das Racheengerl“. In: Berliner Zeitung (8.10.2004).
29
Geist: „Ausgerechnet Elfriede Jelinek“; Ellen Kositza: „Allein gegen alles“. In: Junge Freiheit (15.10.2004);
Tilman Krause: „Nun kuschen sie wieder“. In: Welt (12.10.2004); Matthias Matussek: „Alle Macht den
Wortequirlen!“. In: Spiegel 42 (11.10.2004). S. 178f. u. S. 181f; Radisch: „Die Heilige der Schlachthöfe“;
Gerhard Stadelmaier: „Bambis Tollwut“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (8.10.2004).
30
Gropp: „Dunkles Herz Europas“; Ulrich Weinzierl: „Verzweifelte Wortspielerin“. In: Welt (8.10.2004). S. 27.
31
Gemeint sind solche Inhalte, die implizit auf eine Ablehnung des Autors oder der Autorin hinweisen und/oder
die eine Unkenntnis von Jelineks Werk zeigen, wie der übermäßige Hinweis auf die psychischen Probleme der
Autorin, eine autobiographische Lesart Der Klavierspielerin, die alleinige oder vorrangige Erwähnung von Die
4
23
Ausrichtungen der Zeitungen/Zeitschriften lässt sich feststellen, dass diese auf das pro oder
contra der AutorInnen wenig Einfluss haben. Dies zeigt sich schon dadurch, dass jene
Zeitungen, die mehrere Artikel zu diesem Thema enthalten, wie die Frankfurter Allgemeine
Zeitung, die Welt, die Frankfurter Rundschau und die Süddeutsche Zeitung, sowohl pro,
contra als auch unentschieden abbilden. Eine ähnliche Pluralität findet sich in den
Boulevardblättern sowie in Zeitungen/Zeitschriften mit zwei Artikeln, wobei der Spiegel hier
eindeutig mit dem polemischen Artikel Matusseks und dem ambivalenten Artikel ReichRanickis32 herausfällt.
Man ist sich generell einig, dass die Verleihung des Literaturnobelpreises an Jelinek eine
Überraschung war, das einzig Erwartete sei die Nominierung einer Frau gewesen. In vielen
Artikel wird die Nobelpreisbegründung der Schwedischen Akademie wiedergegeben, womit
sich die AutorInnen manchmal einer eigenen Meinung oder Analyse enthalten. Für Paul von
Becker ist die Wahl eine „Sensation“,33 für Tim Schleider „[e]ine hervorragende Wahl“34 und
für Hans-Dieter Schütt gar eine „[g]elungene Rache an Österreich.“35 Armgard Seegers sieht
sie als „gut und richtig“36 an, Ina Hartwig erscheint sie „so unerwartet wie mutig und
angemessen“ und als ein „[s]päter Ruhm der Avantgarde.“37 Einige der AutorInnen kritisieren
die Schwedische Akademie, Ellen Kositza zum Beispiel spricht von „Farce“38 und FINIS von
„mörderischen Proporzzwängen“,39 für Matthias Matussek ist es eine „ziemlich kuriose
Entscheidung“40 und Iris Radisch sieht es als „Schock“ und als eine unkonventionelle Ehrung
für eine „kleine, schlecht ausgestattete Avantgardebühne“41 an.
4. Kritik des Oeuvres
In der Nobelpreisbegründung wird konkret auf Jelineks Romane und Dramen hingewiesen.42
Erst in der biobibliographischen Notiz werden die weiteren Genres von Jelineks Oeuvre
angesprochen. Die Kritik folgt hier der Vorgabe: Die meisten Artikel, insgesamt weniger als
die Hälfte, erwähnen Dramen und Romane Jelineks, nur in sechs wird versucht, das
Klavierspielerin und/oder Lust oder zum Beispiel auch der Hinweis auf ihre Nestbeschmutzerin-Position in
Österreich ohne weitere Klärung derselben.
32
Jelinek habe wenig Talent, ihre Romane seien oberflächlich, aber ihre Gesellschaftskritik sei lobenswert (Vgl.
Reich-Ranicki: „‘Die missbrauchte Frau‘“).
33
Paul von Becker: „Die Opfertäterin“. In: Der Tagesspiegel (8.10.2004).
34
Schleider: „Gewalt, Sex und Macht“.
35
Hans-Dieter Schütt: „Jetzt jubeln Schleefs Chöre“. In: Neues Deutschland (8.10.2004).
36
Armgard Seegers: „Jelinek hat, was man früher Ethos nannte“. In: Hamburger Abendblatt (8.10.2004).
37
Hartwig: „Die Klavierspielerin lächelt“.
38
Kositza: „Allein gegen alles“.
39
FINIS: „Das Letzte“. In: Die Zeit 43 (14.10.2004). S. 49.
40
Matussek: „Alle Macht den Wortequirlen!“ S. 179.
41
Radisch: „Die Heilige der Schlachthöfe“.
42
Vgl. http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2004/press-d.html am 19.7.2010.
5
Gesamtoeuvre zumindest durch Gattungsnennungen abzudecken. Weitere sechs konzentrieren
sich nur auf die Romane und sieben nur auf die Theaterstücke.
Insgesamt gesehen wird Die Klavierspielerin (1983) am öftesten erwähnt, wobei die Hinweise
auf die Verfilmung von Michael Haneke (2001) sowie auf eine autobiographische Lesart
selten fehlen. Danach folgt in der Rangliste Lust (1989), das gerne verwendet wird, um
einerseits die ‚Obszönität‘ der Jelinekschen Schreibweise43 oder ihre Darstellung des
Geschlechtsaktes als unterdrückender Gewaltakt zu konstatieren.44 Dem folgt, noch weit vor
den anderen, Ein Sportstück, das von Einar Schleef 1998 am Wiener Burgtheater uraufgeführt
wurde und die Verbindung von Sport und Krieg thematisiert.
Demnach lässt sich feststellen, dass Jelineks Gesamtwerk für die Kritik nicht zur Debatte
steht, wobei hier möglicherweise die Nobelpreisbegründung Vorarbeit geleistet haben könnte.
Ihr Werk als Ganzes, ihre Tätigkeit in verschiedenen Gattungen und mehreren Medien scheint
die Autorin nicht auszuzeichnen. Selbst Jelineks Homepage, die seit 1998 online ist und die
sie als Veröffentlichungsmedium nutzt,45 was auch das Nobelpreiskomitee zur Kenntnis
nimmt – „auf ihrer Homepage ständig bereit ist, brennendheiße Themen zu kommentieren“46
–, wurde nur von einem einzelnen Kritiker, nämlich von Paul Sahner bemerkt.47
5. Kritik der Schreibweise
Jelineks Schreibstil wird in den untersuchten Artikeln wenig Raum gegeben. Oft fehlt eine
genauere Analyse und es herrschen Schlagwörter vor, die Jelineks spezifische Schreibweise
kaum fassen können. In den negativen Kritiken liest man zum Beispiel von „im vorgestanzten
Sprachmüll
wühlenden
Kalauer“,
„irrlichternden
Sprachmusikalität“
„durchideologisierte[n] Schrottplatz der Gemeinplätze und Gewaltanwendungen.“
und
48
Ihre
Texte seien „hermetisch und abwechslungsarm“, es würden darin „[s]elbstbezogene
Bandwurmsätze […] neben dümmlichen Kalauern“ dominieren und die Sprache sei der
„‚Dreckhaufen‘ aus dem sie reichlich schöpft.“49 Matussek schreibt in seiner ausführlichen
aber nichtssagenden und unwissenschaftlichen Kritik von „ästhetischen Schocks“,
43
Siehe zum Beispiel: Kositza: „Allein gegen alles“; Ulla Bohn: „Literatur Nobelpreis für die obszöne Frau
Jelinek“. In: Bild (8.10.2004); Birgit Lahann: „Die wüste Moralistin“. In: Stern 43 (15.10.2004). S. 229-231.
Hier S. 229; Radisch: „Die Heilige der Schlachthöfe“.
44
Siehe zum Beispiel: Reich-Ranicki: „‘Die missbrauchte Frau‘“; Krause: „Nun kuschen sie wieder“; Andres
Müry: „Die Geißel Österreichs“. In: Focus 42 (11.10.2004).
45
http://www.elfriedejelinek.com.
46
http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2004/bio-bibl-d.html am 4.8.2010.
47
Vgl. Paul Sahner: „Mit Wut & Zorn in den Olymp“. In: Bunte (14.10.2004).
48
Radisch: „Die Heilige der Schlachthöfe“.
49
Kositza: „Allein gegen alles“.
6
„pornografischen Edelschocker“ oder „Jelineks Toiletten-Drama“.50 Laut Nutt habe sie in
ihrer „radikale[n] Ästhetik […] keine Zeile zu Papier gebracht […], auf die der Begriff
Gefälligkeit anzuwenden wäre.“51
Jelinek sei eine „sprachgewaltige Autorin“,52 eine „radikale[] Sprachfantastin“53 und eine
„kongeniale Sprachartistin“,54 ihre Texte seien allerdings schwierig, hermeneutisch, sperrig
und künstlich.55 Nur wenige der AutorInnen versuchen Vorbilder ihres Stils auszumachen. So
stünde
sie
laut
Nüchtern
„in
der
sprachskeptischen
Tradition
österreichischer
Nachkriegsavantgarde“56 während Steinfeld sie als „ein spätes, schwächeres Glied in der
langen Literaturgeschichte an österreichischen Missvergnügen, Polemiken, Schmähreden und
Zerrspiegelvorhalten“,57 wie sie Karl Kraus und Helmut Qualtinger vertreten, einordnet. In
ihrem Sprachwitz ähnle sie Franz Kafka, Johann Nestroy und Ingeborg Bachmann58 und in
der Verlegung der Gewalt in die Sprache selbst sei sie mit Arno Schmidt vergleichbar.59
Hartwig stellt sie in die Tradition eines Marquis de Sade, während sie als Vorbilder neben
Bachmann Robert Walser, Peter Handke und Thomas Bernhard identifiziert.60 Letzterer wird
in vielen Artikeln erwähnt, aber weniger in Bezug auf das Werk als mehr auf seine ähnliche
provokative Rolle in und seine problematische Beziehung mit Österreich.
Häufig wird die Musikalität61 und Virtuosität62 von Jelineks Sprache angesprochen, wobei der
Hinweis auf ihre musikalische Ausbildung nicht immer beigefügt wird und man nach einer
Erwähnung zum Beispiel ihrer Libretti oder frühen Kompositionen auf eigene Gedichte
vergeblich sucht. Der für Jelinek so wichtige Franz Schubert und seine Winterreise (1827)
werden gar nur von Weinzierl genannt.63
Einigkeit im Feuilleton herrscht bezüglich Jelineks kritischer Spracharbeit, die auch in der
Nobelpreisbegründung angesprochen wird. Wie diese Spracharbeit im Detail aussieht, wird in
verschiedensten Variationen beschrieben. In den Nürnberger Nachrichten liest man von der
50
Matussek: „Alle Macht den Wortequirlen!“ S. 182.
Nutt: „Ikone der Provokation“.
52
Schleider: „Gewalt, Sex und Macht“.
53
Lahann: „Die wüste Moralistin“. S. 229.
54
Seegers: „Jelinek hat, was man früher Ethos nannte“.
55
Vgl. zum Beispiel: Altmann: „Der Triumph der Mahnerin“; Neubauer: „Preisen und hassen“; Schneider:
„Kassandra, Dame, Nestbeschmutzerin“; Seegers: „Jelinek hat, was man früher Ethos nannte“; Inge Treichel:
„Den ganzen Schrecken mit Humor nehmen“. In: Hamburger Morgenpost (8.10.2004).
56
Nüchtern: „Das Racheengerl“.
57
Steinfeld: „Schwarze Kolloratur“.
58
Vgl. Gropp: „Dunkles Herz Europas“.
59
Vgl. Becker: „Die Opfertäterin“.
60
Vgl. Hartwig: „Die Klavierspielerin lächelt“.
61
Vgl. zum Beispiel: Altmann: „Der Triumph der Mahnerin“; Gropp: „Dunkles Herz Europas“; Hartwig: „Die
Klavierspielerin lächelt“; igl: „Beschimpft und gefeiert“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (8.10.2004).
62
Vgl. zum Beispiel: Seegers: „Jelinek hat, was man früher Ethos nannte“; Steinfeld: „Schwarze Kolloratur“.
63
Vgl. Weinzierl: „Verzweifelte Wortspielerin“.
7
51
„einzigartige[n], analytische[n] Gabe der Entlarvung durch Phrasen, Sprach- und damit
Denkklischees.“64 Man finde bei ihr die „Kritik an einer vorgefertigten Sprache, an der
Fremdbestimmung durch die Klischees der Bewusstseins- und Unterhaltungsindustrie.“65 Sie
unterlaufe „jegliche Souveränität der Rede“,66 verstehe es, „mit Sprache zu jonglieren, von
Sprichwörtern über Werbeslogans bis Heidegger-Zitaten alles miteinander zu verknüpfen“,67
und erfinde „Wendungen, Sätze, ja eine poetische Grammatik der schaurigen, kältesten Gier,
in der eben noch jeder vermeintliche harmloseste Hügel, jede Muschel, jede Spitze, Spritze
und jeder Stab mehrdeutig wird und der Subtext sich mit dem Haupttext in eins verdichtet.“68
Über Entwicklungen oder Veränderungen in ihren Prosatexten oder ihrem Stil liest man
nichts, nur einmal heißt es, dass sie mit Die Kinder der Toten (1995) die Romanform
gesprengt habe.69 Ähnlich ist dies bei ihren Theatertexten, die Entwicklung vom Rollentheater
hin zu den ‚Textflächen‘ – das am häufigsten gebrauchte Schlagwort – ihrer Stücke ab
Wolken.Heim. (1988) wird nur selten erwähnt.70 Die fehlende Handlung dieser Theaterstücke
sowie die Notwendigkeit eines Regietheaters – „Erst die Spielvögte lenken, leiten und
kanalisieren den Wortfluß, stauen ihn oder planschen in ihm herum.“71 – stoßen bei einigen
Kritikern auf direkte Ablehnung.72 Für Tilman Krause gehört Jelinek zu den „Propheten des
Unheils“, ihr Ausdruck sei „holzhammerhaft[]“, sie „demaskiert und entmythologisiert.“73
Und für Gerhard Stadelmaier ist „dies alles, dramatisch besehen, ein Riesenscharrn – aber
einer mit Sprachbitterschlagsahne drauf.“74
Von den KritikerInnen, die sich mit Jelineks Theatertexten auseinandersetzen, sticht
besonders Bernd Sucher mit seiner ausführlichen Analyse heraus, er geht auf ihre
Entwicklung ein und vergleicht Jelinek mit Samuel Beckett.75 Als besten ihrer
„Sprachflächen-Texte“, die er mehr als ihre frühen ‚konventionellen‘ Stücke schätzt, sieht er
Wolken.Heim., „eine[] Collage aus Prosatexten“, in dem das „deutsche Wir, das in diesem
Monolog spricht, […] ein Wir [ist], das von vielen gebildet wird.“76 Während es scheint, als
64
N.N.: „Intellektuelle von radikaler Eleganz“. In: Nürnberger Nachrichten (8.10.2004).
Altmann: „Der Triumph der Mahnerin“.
66
Nüchtern: „Das Racheengerl“.
67
Volker Corsten: „Die große Depressive“. In: Welt am Sonntag (10.10.2004).
68
Becker: „Die Opfertäterin“.
69
Vgl. N.N.: „Intellektuelle von radikaler Eleganz“.
70
Vgl. zum Beispiel: C. Bernd Sucher: „Textflächenfrau“. In: Süddeutsche Zeitung (8.10.2004); Weinzierl:
„Verzweifelte Wortspielerin“.
71
Stadelmaier: „Bambis Tollwut“.
72
Vgl. zum Beispiel: Krause: „Nun kuschen sie wieder“; Matussek: „Alle Macht den Wortequirlen!“ S. 182;
Stadelmaier: „Bambis Tollwut“.
73
Krause: „Nun kuschen sie wieder“.
74
Siehe Anm. 71.
75
Vgl. Sucher: „Textflächenfrau“.
76
Ebenda.
8
65
spräche dieses Wir einen Monolog, sei es doch „ein Dialog, den intelligente Theatermacher
entdecken“, und es seien die „Brüche in den Sprachebenen“, die das „Zwiegespräch“77
erzeugen. Ihre Stücke entsprächen generell in ihrem Aufbau Musikstücken, sie seien
„Kompositionen ohne Musik, aber mit Dissonanzen, mit Harmonien, mit Leitmotiven und
strahlenden Akkorden.“78 Diese zwingen die RezipientInnen sich „mit den toten Texten, derer
sie sich bedient, auseinander zu setzen und sie in dem neuen Kontext zu bedenken.“79
6. Der Kontext Österreich
In der biobibliographischen Notiz der Schwedischen Akademie heißt es: „Jelinek hat mit
leidenschaftlicher Wut Österreich gegeisselt [sic], das sie in dem phantasmagorischen Roman
Die Kinder der Toten (1995) als Totenreich darstellt.“80
Nicht die Schreibweise, nicht die verschiedenen Themen sind es, die die KritikerInnen am
meisten beschäftigen, sondern eindeutig Österreich:81 Jelineks Verhältnis zu Österreich, die
Österreichkritik in ihrem Werk, wobei hier besonders der Burgtheater-Skandal von 1985
erwähnt
wird,
der
ihr
die
Nestbeschmutzerin-Rolle
eingebracht
hat,
ihre
Auseinandersetzungen mit der Haider-FPÖ und deren Plakataktion von 1995 („Lieben Sie
Scholten, Jelinek, Häupl, Peymann, Pasterk … oder Kunst und Kultur?“82) und die
Feindschaft mit der Kronen Zeitung.
Hinweise darauf gibt es schon in zahlreichen Titeln oder Untertiteln der Artikel: „In
herzlichem Hass“,83 „Preisen und hassen: Elfriede Jelinek“,84 „Die Geißel Österreichs“,85
„Kassandra, Dame, Nestbeschmutzerin“,86 „Nestbeschmutzerin: Österreichs Haßliebe zu
Elfriede Jelinek“,87 „Elfriede Jelineks Nobelpreis: Gelungene Rache an Österreich.“88
Jelineks Äußerung, dass sie den Literaturnobelpreis „nicht als Blume im Knopfloch für
77
Sucher: „Textflächenfrau“.
Ebenda.
79
Ebd.
80
http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2004/bio-bibl-d.html am 4.8.2010.
81
Nur fünf schließen das komplett aus: HB / hast / mos / hps: „Literaturnobelpreis geht an Elfriede Jelinek“. In:
Handelsblatt (8./9./10.10.2004). S. 1; FINIS: „Das Letzte“; N.N.: „Intellektuelle von radikaler Eleganz“; ReichRanicki: „‘Die missbrauchte Frau‘“; Stadelmaier: „Bambis Tollwut“.
82
Verena Mayer u. Roland Koberg: Elfriede Jelinek. Ein Porträt. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 2006. S. 291.
83
Ralf Leonhard: „In herzlichem Hass“. In: die tageszeitung (8.10.2004).
84
Neubauer: „Preisen und hassen“.
85
Müry: „Die Geißel Österreichs“.
86
Schneider: „Kassandra, Dame, Nestbeschmutzerin“.
87
Eva Menasse: „Kassandras Feuer“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung (8.10.2004).
88
Schütt: „Jetzt jubeln Schleefs Chöre“.
9
78
Österreich“89 sehe, wird von vielen zitiert und ist sogar zweimal titelgebend: „Keine Blume
im Knopfloch Austrias“90 und „Blume im Knopfloch?“91
Einige der AutorInnen sprechen von der Beziehung zwischen Österreich und Jelinek als
„Hassliebe“,92 mehrere diagnostizieren einen „Österreichhass“93 der Autorin, für Matthias
Matussek hat Jelinek die „Österreich-Hass-Planstelle“,94 die früher Thomas Bernhard gehörte,
eingenommen und er stellt die rhetorische Frage „Wer hasst Österreich nicht?!“95 Iris Radisch
stellt sie schließlich in eine lange Tradition der „österreichischen Menschenhasser.“96
Nur in zwei Artikeln wird eine solche Beurteilung in Frage gestellt. So ist Maike Schiller der
Meinung, in Jelinek personifiziere „sich Österreichs schlechtes Gewissen“, weswegen sie
nicht geliebt, „[a]ber ernst genommen“ werde, „[w]enn auch oft in einer Verkleidung aus
Arroganz und Spott.“97 Ulrich Weinzierl spricht gar von Liebe, die Jelinek dazu gebracht
habe, gegen den „schlampige[n] Umgang der Österreicher mit der NS-Vergangenheit“ und
„das gemütliche Klischee […], die schon von Karl Kraus verdammte Mentalität des ‚Mir san
Mir‘ und die Devise ‚Fremde raus. Touristen rein‘, anzukämpfen.“98 Die Autorin brauche
Österreich „als Projektionsfläche, als Zielscheibe, als Reibebaum, als Weltmodell im
kleinsten Maßstab.“99
Durchaus nicht selten erhält man als LeserIn dieser Artikel den Eindruck einer Häme
gegenüber Österreich (wobei Österreich zumeist verallgemeinert betrachtet wird), manchmal
wird eigens betont, dass Jelinek zuerst in Deutschland anerkannt worden sei.100
Einher mit dem Kontext Österreich geht die Einschätzung Jelineks als gesellschaftskritische
und politisch engagierte Autorin, was nicht unwesentlich für die Verleihung des
Literaturnobelpreises gewesen sein soll101 und bereits in der Nobelpreisbegründung anklingt.
Alleine Ina Hartwig bezeichnet es als „eine Wahl ohne weltpolitischen Hintergedanken“, als
89
Altmann: „Der Triumph der Mahnerin“.
Maike Schiller: „Keine Blume im Knopfloch Austrias“. In: Hamburger Abendblatt (8.10.2004).
91
Hatzius Martin: „Blume im Knopfloch?“ In: Neues Deutschland (8.10.2004).
92
Corsten: „Die große Depressive“; Gert Gliewe: „Elfriede Jelinek: Mehr Verzweiflung als Freude“. In:
Abendzeitung (8.10.2004); Menasse: „Kassandras Feuer“; Schleider: „Gewalt, Sex und Macht“.
93
Hartwig: „Die Klavierspielerin lächelt“; igl: „Beschimpft und gefeiert“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung
(8.10.2004); Krause: „Nun kuschen sie wieder“; Müry: „Die Geißel Österreichs“.
94
Matussek: „Alle Macht den Wortequirlen!“ S. 181.
95
Ebenda. S. 179.
96
Radisch: „Die Heilige der Schlachthöfe“.
97
Siehe Anm. 90.
98
Weinzierl: „Verzweifelte Wortspielerin“.
99
Ebenda.
100
Vgl. zum Beispiel: Gliewe: „Elfriede Jelinek“; Schleider: „Gewalt, Sex und Macht“.
101
Vgl. zum Beispiel: Becker: „Die Opfertäterin“; Tilman Krause: „Späte Anerkennung“. In: Welt (9.10.2004);
Matussek: „Alle Macht den Wortequirlen!“ S. 179; Müry: „Die Geißel Österreichs“; N.N.: „Intellektuelle von
radikaler Eleganz“; Nutt: „Ikone der Provokation“; Steinfeld: „Schwarze Kolloratur“; Birgit Warnhold:
„Kritisches Europa“. In: Berliner Morgenpost (8.10.2004).
10
90
einen „Triumpf des poetischen über das politische Prinzip.“102 Für Ulrich Weinzierl liegt ihre
große Leistung darin, dass sie „den Anspruch der Poesie an ideologische Forderungen des
Tages“ nie verraten habe und „je stärker sie sich engagierte, desto ausgeklügelter, raffinierter
wurden ihre ästhetischen Mittel.“103
7. Jelineks Reaktionen auf die Kritiken
Jelinek stand, wie bereits mehrmals erwähnt, schon vor der Vergabe des Nobelpreises im
Schussfeld der Kritik, besonders der österreichischen, was Pia Janke in dem von ihr
herausgegebenen Buch Die Nestbeschmutzerin ausführlich festgehalten hat. In Deutschland
gab es bereits anlässlich der Verleihung des wichtigen Georg-Büchner-Preises 1998 negative
Stimmen.104
Die Schriftstellerin merkt in einem Interview an, dass sie durch die lange Geschichte der
Medienkritiken und -skandale gelernt habe, sich zu schützen, das heißt auf den Konsum
bestimmter Zeitungen/Zeitschriften wie des Spiegel oder Die Zeit zu verzichten.105 Diese
Methode funktioniere allerdings nur bedingt, „denn in Zitaten werden sie mir ja ein paar Tage
später doch um die Ohren gehauen. Dann erschrecke ich immer.“106
Während Ulrich Weinzierl die Negativität einiger deutscher KritikerInnen Jelinek und ihrem
Werk gegenüber mit einer möglichen narzisstischen (und männlichen) Gekränktheit zu
erklären versucht, will die Autorin selbst eine solche nicht unterstellen.107 Ihr am häufigsten
erwähntes Argument für die problematische Rezeption ist, dass die Deutschen ihren Witz und
ihre Ironie nicht verstehen und alles zu ernst nehmen würden.108 Das erscheint jedoch
hinsichtlich der untersuchten Artikel als unzulässige Verallgemeinerung, da einige ihren
Humor durchaus ansprechen.109 Weitere Argumente sind, dass es viele Vorurteile gegen ihre
Werke gäbe – was sich in dieser Arbeit wiederum bestätigt – und „immer irgendein
102
Hartwig: „Die Klavierspielerin lächelt“.
Weinzierl: „Verzweifelte Wortspielerin“.
104
Vgl. Ulrich Weinzierl: „‘Sprachschöpfung ist eine Art Lustkotzen‘“. In: Welt (8.12.2004). S. 34.
105
Vgl. Heinz Sichrovsky: „Das Bilanz-Interview. Jelinek über Platzangst, Hasstiraden, den Vatikan und ihr
Stück über die Folter im Irak“. In: News 45 (4.11.2004). S. 20 u. S. 161-165. Hier S. 165.
106
Dagmar Kaindl u. S. Schmid: „Literatur ist weiblich“. In: News (22.12.2004). Zitiert nach:
Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek. S. 213.
107
Vgl. Weinzierl: „‘Sprachschöpfung ist eine Art Lustkotzen‘“.
108
Siehe zum Beispiel: André Müller: „‘Ich bin nicht die Liebesmüllabfuhr‘“. In: Profil 49 (29.11.2004). S. 131137. Hier S. 134; Wolfgang Huber-Lang: „‘Ich habe das Gefühl mich gibt es gar nicht‘“. In: Kleine Zeitung
(2.12.2004). S. 2f. Hier S. 2; N.N.:„‘Für die Versöhnung mit Österreich ist es zu spät‘“. In: News 42
(14.10.2004). S. 137f. Hier S. 137.
109
Vgl. zum Beispiel: Corsten: „Die große Depressive“; Gliewe: „Elfriede Jelinek“; Gropp: „Dunkles Herz
Europas“; Seegers: „Jelinek hat, was man früher Ethos nannte“; Steinfeld: „Schwarze Kolloratur“; Weinzierl:
„Verzweifelte Wortspielerin“.
11
103
politischer Blödsinn“110 von ihr rezipiert werde. Eine Teilschuld sieht Jelinek bei sich selbst,
denn sie habe zu oft und meist zu vordergründig über ihre eigenen Arbeiten gesprochen.111
In den untersuchten Artikeln zeigt sich, dass häufig Zitate der Autorin verwendet werden,
zum Teil ohne Kommentar aber oft werden sie gegen sie oder für sie verwendet. Es ist vor
allem die erste Reaktion Jelineks auf die Nobelpreisvergabe, die ständig zitiert wird und die
beim Leser/der Leserin den Eindruck hinterlässt beziehungsweise hinterlassen soll, dass
Jelinek den Literaturnobelpreis mit einem gewissen Widerwillen entgegennimmt. Im
folgenden Zitat der ersten Reaktion wurden jene Teile grau markiert, die in den Artikeln meist
weggelassen werden:
Natürlich freue ich mich auch, da hat es keinen Sinn zu heucheln, aber ich verspüre
eigentlich mehr Verzweiflung als Freude. Ich eigne mich nicht dafür, als Person an die
Öffentlichkeit gezerrt zu werden. Da fühle ich mich bedroht […]. Wenn man den Preis
als Frau bekommt, dann kriegt man ihn auch als Frau, und kann sich nicht
uneingeschränkt freuen. Wenn Peter Handke, der den Preis viel mehr verdienen würde als
ich, den Preis erhalten würde, dann bekommt er ihn eben nur als Peter Handke. […] Ich
wünsche mir nicht, dass der Preis für Österreich eine Bedeutung hat. Ich bin zu dieser
Regierung auf völliger Distanz. […] Ich habe böse Ahnungen, dass der Nobelpreis eine
Belastung bedeuten wird, denn man wird zur öffentlichen Person.112
Des Weiteren sind es Jelineks Aussagen über Österreich, die fortwährend als Ausgangspunkt
für die Thematisierung ihrer (literarischen) Beziehung zu ihrem Heimatland verwendet
werden. Dahingegen kommen Äußerungen über ihr Werk kaum vor.
Ein weiteres Argument Jelineks für die fehlgeschlagene Rezeption in Deutschland ist das des
„Irrglaube[ns] an einen platten Erzähl-Realismus“,113 dem dort viele anhängen würden, und
des
Unverständnisses
gegenüber
ihrer
sprachkritischen
und
-dekonstruierenden
Schreibweise.114 Diese Kritik Jelineks ist vor allem gegen Iris Radischs negativen und
untergriffigen Artikel in Die Zeit gerichtet. Von Marcel Reich-Ranickis ambivalentem Artikel
im Spiegel fühlt sich Jelinek gedemütigt und spricht von „Verachtung“.115
Jelinek meint zudem, die Rezeption sei so festgefahren, dass sie sich nicht mehr ändern
werde.116 „Ich kriege die vernichtenden Kritiken und dann die großen Literaturpreise. Wie das
sein kann, hat mir noch niemand erklären können.“117 Allerdings spricht sie davon, dass sich
„in diesen Produkten ja auch nur allgemeine gesellschaftliche Mechanismen wider[spiegeln]“,
110
Huber-Lang: „‘Ich habe das Gefühl mich gibt es gar nicht‘“. S. 2.
Vgl. N.N.: „‘Für die Versöhnung mit Österreich ist es zu spät‘“. S. 137.
112
N.N.: „Elfriede Jelineks erste Reaktion“. In: Süddeutsche Zeitung (8.10.2004).
113
Sigrid Löffler: „Herrin der Unholde und der Gespenster“. In: Literaturen 12 (2004). S. 7-15. Hier S. 12.
114
Vgl. Müller: „‘Ich bin nicht die Liebesmüllabfuhr‘“. S. 134.
115
Ebenda. S. 131.
116
Vgl. siehe Anm. 111. S. 2.
117
Ebenda.
111
12
die sie ständig beschreibe, und daher könne sie sich „nicht darüber beklagen, wenn mir
bestätigt wird, dass ich Recht habe.“118
8. Zusammenfassung
Im dieser Arbeit wurde gezeigt, dass die Rezeption in Deutschland breit gefächert war.
Überwiegend wurde die Vergabe des Literaturnobelpreises an Elfriede Jelinek 2004 mit
positiver oder neutraler Stimme aufgenommen. Dennoch gab es auch etliche Negativkritiken,
die zum Teil von wichtigen KritikerInnen stammen, in weit verbreiteten Zeitschriften
veröffentlicht wurden und von denen manche durch ihre extreme Polemik und Unsachlichkeit
auffallen. Wie generell in der Rezeption Jelineks scheint die Kritik ein Opfer der
Polarisierungen geworden zu sein; nur wenige versuchten, einer solchen überhaupt auf den
Grund zu gehen.
Bezüglich ihres Oeuvres dominierten eindeutig die Romane und Theaterstücke, während ihre
Tätigkeit in anderen Gattungen und Medien kaum wahrgenommen wurde. Ausführliche
Analysen zu Jelineks Schreibweise sucht man vergeblich, oft herrschten ungenügende
Schlagwörter vor. Es ist eher der Stil ihrer Theatertexte, der zu genaueren Untersuchungen
geführt hat.
Als wichtigstes Thema für die deutsche Kritik hat sich der Kontext Österreich herausgestellt.
Jelineks Verhältnis zu Österreich, ihre österreichspezifischen Themen und die Anfeindungen
durch österreichische Medien oder politische Parteien wurden in fast allen Artikeln erwähnt,
wobei man nicht selten das Gefühl erhält, als sei der/die Kritiker/in schadenfroh darüber, dass
eine in ‚Österreich‘ geschmähte Autorin (wohl ist die Meinung der Kronen Zeitung und der
FPÖ nicht gleichsetzbar mit Österreich) den Literaturnobelpreis erhalten hat.
118
Sichrovsky: „Das Bilanz-Interview“. S. 165.
13
Literaturverzeichnis
Analysierte Artikel
ALTMANN, A.: „Der Triumph der Mahnerin“. In: tz (8.10.2004).
BECKER, Paul von: „Die Opfertäterin“. In: Der Tagesspiegel (8.10.2004).
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STADELMAIER, Gerhard: „Bambis Tollwut“. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung
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STEINFELD, Thomas: „Schwarze Kolloratur“. In: Süddeutsche Zeitung (8.10.2004).
SCHÜTT, Hans-Dieter: „Jetzt jubeln Schleefs Chöre“. In: Neues Deutschland (8.10.2004).
SUCHER, C. Bernd: „Textflächenfrau“. In: Süddeutsche Zeitung (8.10.2004).
15
TREICHEL, Inge: „Den ganzen Schrecken mit Humor nehmen“. In: Hamburger Morgenpost
(8.10.2004).
WARNHOLD, Birgit: „Kritisches Europa“. In: Berliner Morgenpost (8.10.2004).
WEINZIERL, Ulrich: „Verzweifelte Wortspielerin“. In: Welt (8.10.2004). S. 27.119
Interviews und weitere hinzugezogene Artikel
HUBER-LANG, Wolfgang: „‘Ich habe das Gefühl mich gibt es gar nicht‘“. In: Kleine Zeitung
(2.12.2004). S. 2f.
LÖFFLER, Sigrid: „Herrin der Unholde und der Gespenster“. In: Literaturen 12 (2004). S. 715.
MÜLLER, André: „‘Ich bin nicht die Liebesmüllabfuhr‘“. In: Profil 49 (29.11.2004). S. 131137.
N.N.: „Elfriede Jelineks erste Reaktion“. In: Süddeutsche Zeitung (8.10.2004).
N.N.: „‘Für die Versöhnung mit Österreich ist es zu spät‘“. In: News 42 (14.10.2004). S. 137f.
SICHROVSKY, Heinz: „Das Bilanz-Interview. Jelinek über Platzangst, Hasstiraden, den
Vatikan und ihr Stück über die Folter im Irak“. In: News 45 (4.11.2004). S. 20 u. S. 161-165.
WEINZIERL, Ulrich: „‘Sprachschöpfung ist eine Art Lustkotzen‘“. In: Welt (8.12.2004). S.
34.
Sekundärliteratur
JANKE, Pia: „Vorwort“. In: Literaturnobelpreis Elfriede Jelinek. Hrsg. v. Pia Janke unter
Mitarb. v. Peter Clar, Ute Huber, Stefanie Kaplan u.a. Wien: Praesens 2005 (= Diskurse.
Kontexte. Impulse. Publikationen des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums. Bd. 1). S. 7-14.
MAYER, Verena u. Roland Koberg: Elfriede Jelinek. Ein Porträt. Reinbek bei Hamburg:
Rowohlt 2006.
Internetquellen
Homepage Elfriede Jelinek
http://www.elfriedejelinek.com/
[zuletzt eingesehen am: 4.8.2010]
Offizielle Homepage Nobelpreis
http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2004/bio-bibl-d.html
http://nobelprize.org/nobel_prizes/literature/laureates/2004/press-d.html
[zuletzt eingesehen am: 4.8.2010]
119
Derselbe fast wörtlich wiedergegebene Artikel findet sich ohne Verfasserangabe mit dem Titel „Die
Wortspielerin“ in der Berliner Morgenpost (8.10.2004).
16
JeliNetz des Elfriede Jelinek-Forschungszentrums
http://www.univie.ac.at/jelinetz/index.php?title=Elfriede_Jelinek__Preise_und_Auszeichnungen
[zuletzt eingesehen am: 4.8.2010]
17