Ostern beginnt mit einem Knall Wann feiern die Griechen Ostern
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Ostern beginnt mit einem Knall Wann feiern die Griechen Ostern
In den Tagen vor Ostern backen die Frauen besonders viel frisches Fladenbrot. Im Bergdorf Olympos ka nn niemand das Fest der Auferstehu ng überhören! Wann feiern die Griechen Ostern? er Termin für das griechischorthodoxe Osterfest wird nach dem alten julianischen Kalender berechnet, der sich nach dem Mond richtet. Unser Osterfest wird nach dem gregorianischen Kalender errechnet, der an der Sonne ausgerichtet ist. Deshalb feiern die Griechen Ostern oft später als wir. Etwa alle vier Jahre aber fällt es auf den gleichen Termin; das ist auch heuer der Fall. D Leuchtraketen erhellen den Kirchplatz. Ein junger Bursche schwenkt freudig einen Aluminiumeimer. Unter lautem Beifall wird dieser über einen Berg bereits glimmender Knaller gestülpt. Augenblicke später kracht es und der Eimer erhebt sich in ungeahnte Höhen. Am höchsten Punkt seines Fluges verharrt er für einen kurzen Augenblick und segelt auf seinen StartDie Freude über die Auferstehung platz zurück: tobender Applaus für Christós anésti! äußert sich auf der griechischen Insel Kurz vor Mitternacht ist die Dorf- Eimer und Schützen. Die Männer Karpathos lautstark mit Krachern und kirche gesteckt voll. Alle haben vor dem Kafenion, dem Kaffeehaus, Feuerwerkskörpern. Wenn der Priester weiße Kerzen mitgebracht. Die tiefe halten sich die Ohren zu. Inmitten des Trubels werden Stimme des Popen erfüllt den in dieser Nacht das erste „Christós die Osterkerzen entzündet. Der Raum. Der Gottesdienst ist voller anésti! – Christus ist auferstanden!“ Priester gibt das Licht weiter, es Gesang: Mal singt der Priester anstimmt, legen die Burschen los … allein, dann antworten die Gläubi- wird aus der Kirche hinausgetragen gen. Um Mitternacht wird es ganz und mit nach Hause genommen, dunkel in der Kirche, dann stimmt um das Öllämpchen neben der arsamstag, 23 Uhr: der Pope den Osterruf an: Christós Ikone (Heiligenbild) damit zu entWährend Mädchen, anésti! – Christus ist auferstanden! zünden. Das gelingt nicht immer. Frauen und Männer in Sein Ruf ist noch nicht verhallt, da Ganz Schlaue haben sich deshalb der Kirche Platz nehmen, verteilt sich die männliche Jugend auf den fliegen draußen die ersten Kracher einen Windschutz gebastelt. Der Platz vor der Kirche ist und alle Glocken läuten. Der Lärm Flachdächern der umliegenden nun hell erleuchtet. Freunde und ist ohrenbetäubend. Häuser. Ihre Taschen sind gefüllt Bekannte umarmen einander und Alle sollen es wissen: mit Knallkörpern und Krachern. Wir sind hier in Olympos, einem Berg- Christus ist auferstanden, der Tod wünschen frohe Ostern. Das geht in Griechenland so: Einer sagt: ist überwunden. Ein Grund zur dorf auf Karpathos, einer griechi„Christós anésti!“ – Christus ist Freude. Diese Freude feiern die schen Insel in der Ägäis. Die auferstanden. Der andere bestätigt: Häuser sind hier weiß oder pastell- Griechen ausgelassen und mit kindlichem Übermut. Die Knallerei „Alithós anésti!“ – Er ist wahrhaft farben gestrichen. Sie sehen wie auferstanden! Würfel aus, die sich dicht gedrängt erinnert ein wenig an Silvester. Ostern beginnt mit einem Knall an den Berghang schmiegen. Am Nachmittag sind die letzten Einheimischen, die auswärts leben und arbeiten, im Dorf angekommen. Das Osterfest wollen sie unbedingt mit der Familie feiern, denn es ist das wichtigste und feierlichste Fest in der griechisch-orthodoxen Kirche. K 6W Text: Andrea Sikorski/SP; Fotos: Johann Rameder; privat Zeit für eine Stärkung Jetzt gehen alle nach Hause. Dort wird die „Margiritsa“ aufgetischt – die Ostersuppe, die aus Lammfleisch, den Innereien vom Lamm und Reis gekocht wird. Kinder, die diese Suppe nicht mögen, bekommen ein Stück Fleisch. Dazu gibt es Salat und rote Eier. Wie bei uns freuen sich die Kinder aufs Eierpecken. Wer ein Ei hat, das nicht bricht, ist zu beglückwünschen. Man sagt, er steht in diesem Jahr unter einem besonderen Segen. Der Ostersonntag ist für die Familie reserviert. Die ganze Insel ist ein einziger Picknick-Platz. Großfamilien finden sich zusammen, um ein Lamm oder eine Ziege am Spieß zu braten. Nach der langen Fastenzeit darf man jetzt wieder Fleisch und Eier essen und mit Öl kochen. Da schmeckt alles gleich viel besser! Der Große Donnerstag & der Große Freitag „Sarg Jesu“ mit Bi ldern der Verstorbe nen e Eier Festessen: Lamm und rot o nennen die Griechen den Gründonnerstag und den Karfreitag. An diesen Tagen trauern die Gläubigen mit dem leidenden Christus. Am Großen Donnerstag werden die roten Eier gefärbt, die an das Blut Christi erinnern. Am Abend segnet der Pope die Häuser, vor denen Kerzen oder Öllampen brennen. Das Abendmahl wird um drei Uhr früh gefeiert. Am Morgen des Großen Freitags schmücken die Frauen den sinnbildlichen Sarg Jesu. Wenn er S über und über mit Blumen bedeckt ist, wird er mit den Bildern jener Menschen behängt, die im letzten Jahr in Olympos gestorben sind. Der fertig geschmückte Sarg wird in die Kirche getragen und eine Christusfigur hineingebettet. Dann stimmen die Gläubigen die Totenklage an. Manche Frauen reißen sich sogar das Tuch vom Kopf und raufen sich die Haare. So ein Verhalten wirkt auf uns völlig befremdend, ist aber in Griechenland alte Tradition. Abends wird der Sarg durch den ganzen Ort getragen. W 7