Ein Blick hinweg über die Grenzen
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Ein Blick hinweg über die Grenzen
AutomatenMARKT | April 2000 | Märkte Was tut sich in den Nachbarländern? Ein Blick hinweg über die Grenzen Hans H. Rosenzweig berichtet hier für unsere Leser über Entwicklungen in der europäischen Automatenbranche sowie in Übersee. Game over bei Atari: Name verschwindet Wie aus dem Hause Midway zu hören ist, wird in Kürze der Name Atari vom Markt verschwinden. Midway hatte vor einigen Jahren Atari von Warner Communications übernommen, die Entwicklung und Fabrikation in San José/Kalifornien aber weiterhin aufrecht erhalten. In Kürze wird nun diese traditionsreiche Firma den Namen „Midway West“ erhalten. Die meisten Aktivitäten werden nach Chicago verlegt. Das erste Atari-Spiel, das nun unter dem Namen Midway auf den Markt kommt, ist ein Golfspiel mit dem Namen Skins. Midway hat außerdem vor kurzem in Chicago eine neue Ausgabe des legendären Cruis'nFahrspiels gezeigt: Cruis'n Exotica heißt das Fahrspiel. Es Hans H. Rosenzweig wird auf der neuen Zeus Hardware-Plattform produziert. Durch die Namensänderung heißt es nun nach 30 Jahren Atari „Game Over“ für diese berühmte Marke, die als erste überhaupt ein Videospiel auf den Markt brachte. Spanische Firma auf dem Weg nach England Der spanische Münzautomaten-Riese CIRSA hat nun nach einigen Versuchen in den vergangenen Jahren zu einem neuen Angriff auf den englischen Markt angesetzt: Man hat sich mit Bob Deith zusammengetan. Bob Deith bringt in diese „Ehe“ einige Firmen, die ehemals zu Sega gehörten. Gemeinsam will man versuchen, den englischen Markt vor allem für spanische Geldspielgeräte zu erobern. Patentverletzung: WMS Industries verklagt IGT WMS Industries, eine Schwesterfirma von Midway, ist vor allem durch ihr Casinogeschäft, aber auch aufgrund ihrer Flipperproduktion bekannt. Dieses Unternehmen hat vor kurzem eine Klage gegen IGT wegen Verstoßes gegen das Anti-Trust-Gesetz eingereicht. Die Klage wurde von WMS etwa einen Monat nach dem Zeitpunkt eingereicht, an dem IGT WMS aufgefordert hatte, 27 Millionen USDollar wegen einer Patentverletzung an IGT zu zahlen. Schwimmende Hummer im Kran-Automaten Wie eine englische Fachzeitschrift berichtet, sind in Japan im Moment KranAutomaten ein großer Erfolg. Dabei geht es allerdings nicht um Puppen, Teddybären oder Uhren, sondern um lebende Hummer. Das Gerät ist aufgebaut wie ein typischer Kran-Automat, hat aber anstelle des Warenangebots einen Wassertank, in dem bis zu zwanzig Hummer schwimmen. Inwieweit dieses Gerät mit Tierschutzbestimmungen kollidiert, mag im Moment dahingestellt bleiben. In Japan ist natürlich vieles möglich, das es in der westlichen Welt kaum geben wird. Diese Kräne, bei denen man Hummer fischen kann, sollen pro Tag bis zu 1 500 Mark einbringen. Der Einwurf beträgt etwa fünf Mark und die Schwierigkeit, einen Hummer zu fangen, ist über die Wassertemperatur einstellbar. Bei 15 Grad warmem Wasser sind die Hummer außerordentlich aktiv und kaum zu fangen, bei acht Grad Wassertemperatur sind sie aber lethargisch und können leicht gefangen werden. Hierzu kann man nur sagen: andere Länder, andere Sitten… Sega Europe speckt seine Unternehmen ab Vor 18 Monaten kam Nobuo Nakanishi, CEO von Sega Europe, für anderthalb Jahre nach Europa, um das etwas desolate Sega-Unternehmen in Europa zu sanieren. Man trennte sich von fast allen Firmen, sei es die Aufstellung oder der Handel. In Zukunft wird unter der Leitung von Collin Mallory der Verkauf von Sega-Videospielen in Europa abgewickelt. Ausgenommen von dem Verkauf verschiedener Firmen ist JPM. Der englische Hersteller von Geldspielgeräten ist das einzige Unternehmen, das im europäischen Sega-Imperium Geld verdiente. Von dieser Firma will sich Sega auf keinen Fall trennen. Bingo-Tische für England im Zulassungsverfahren Bingo-Tische, wie sie ursprünglich einmal von Bally Manufacturing gefertigt wurden, sollen sich beim englischen Gaming Board in der Zulassung befinden. Wie ein Repräsentant des Gaming Boards auf der ATEI mitteilte, kann das von Seeben in Belgien gefertigte Gerät durchaus den englischen Gesetzen entsprechen. Voraussetzung dafür ist, dass einige Änderungen durchgeführt werden. Diese Mitteilung, die auch von einem Vertreter der Firma Seeben, Jan van de Velde, während der Messe in London gemacht wurde, muss eigentlich alle Welt überraschen. In den 50er- und 60er-Jahren wurde der Bingotisch als das gefährlichste Glücksspiel aller Zeiten verdammt. In vielen Ländern, vor allem auch in einigen US-Staaten, wurden sogar Flipper verboten, weil sie dem Bingo sehr ähnlich waren. Der Reiz des Bingos liegt natürlich darin, dass man zwar mit einem kleinen Einsatz beginnen, aber mit jeder Kugel den Einsatz erhöhen kann. Auch in Großbritannien wurden Bingos in den 60er-Jahren verboten und gleichzeitig auch die Flipper in den Gaming Act (Spielgesetzgebung) mit aufgenommen, und zwar als Glücksspiel. Man befürchtete, dass die Verwechslungsgefahr zwischen Bingo und Flipper zu groß sei. Vorsichtshalber hat man dann gleich beide Gerätetypen im Glücksspielgesetz verankert. Es liegt noch keine Information vor, unter welchen Bedingungen das englische Gaming Board die Bingos zulassen wird. Wenn aber die Genehmigung letztlich erteilt wird, ist dies für viele Länder ein interessanter Aspekt, denn ohne Zweifel ist Bingo eines der aufregendsten Spiele, die jemals gebaut wurden. Wenn man eine gesetzliche Grundlage dafür findet, damit ohne Tricks und Spezialeinrichtungen am Bingo gespielt werden kann, dürfte dies für viele Länder eine Alternative zum Geldspiel sein. Das englische Gaming Board ist nicht unbedingt für Großzügigkeit bekannt. Wenn dort aber eine Zulassung erteilt wird, können sich viele andere Staaten Hoffnungen machen, dass auch sie möglicherweise an dieser Zulassung partizipieren. Videospiele haben keinen gefährlichen Einfluss In einem kürzlich in Australien veröffentlichten Gutachten wird ganz klar gesagt, dass Videospiele keinen gefährlichen Einfluss auf junge Spieler ausüben. Die Ergebnisse eines fünfjährigen Untersuchungsprojekts bestätigen, dass Videospiele weder aggressives Verhalten hervorrufen noch abhängig machen oder Grund für familiäre, gesundheitliche und schulische Probleme sind. In der Beliebtheitsskala stehen Kampfspiele an erster Stelle, gefolgt von Renn- und Abenteuerspielen. Die Untersuchung hat außerdem ergeben, dass die Spieler sich absolut nicht mit den Computerfiguren identifizieren. Es gehe ihnen einzig und allein um den Reiz der Geschicklichkeit und um Konzentration, heißt es in dem Gutachten.