Parabeln › Moderne Kurzprosa
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Parabeln › Moderne Kurzprosa
Sie erhalten eine Gratis - Lernspirale aus dem Heft › Parabeln ›M oderne Kurzprosa Deutsch Sekundarstufe 8. – 10. Klasse (Best.-Nr. 09187) Viel Spaß beim ausprobieren wünscht Ihnen Ihr Team von Klippert Medien! Das komplette Programm finden Sie übrigens unter www.klippert-medien.de Das komplette Programm finden Sie übrigens unter www.klippert-medien.de Moderne Kurzprosa 35 LS 01.M1 01 Gute Geschichten A1 Wie muss Literatur, wie müssen Geschichten für dich sein, damit du sie gut findest? Kreuze dazu die Aussagen in der Tabelle entsprechend deiner persönlichen Meinung an. Beachte: +3 bedeutet: trifft auf mich genau zu; -3 heißt: trifft auf mich überhaupt nicht zu. Gute Geschichten müssen … a … fesselnd und spannend sein. b … witzig sein und zum Lachen animieren. c … aktuell sein und in unsere Zeit passen. d … leicht verständlich sein. e … etwas mit meinem Leben zu tun haben. f … zum Nachdenken anstiften. f … mich überraschen und überrumpeln. g … kritisch sein. +3 +2 +1 -1 -2 -3 … Markus Kuhnigk: Parabeln/Moderne Kurzprosa © Klippert-Medien – AAP Lehrerfachverlage GmbH, Donauwörth … A2 Besprecht eure Einschätzungen mit einem Partner. Erkennt ihr Gemeinsamkeiten? Gibt es Unterschiede? Wenn eure Meinung von der des Partners abweicht, erläutert möglichst genau, wie ihr zu eurer abweichenden Einschätzung kommt. A3 Überlegt, ob es noch weitere Kriterien dafür gibt, dass Geschichten von Lesern als gut empfunden werden. Tragt entsprechende Ergänzungen in die Leerzeilen der obigen Tabelle ein. Diskutiert anschließend, welche drei Kriterien für die Qualität von Geschichten (Literatur) eurer Meinung nach am wichtigsten sind. Notiert diese Kriterien in Stichwortform jeweils auf einem Moderationkärtchen oder einem Blatt Papier und besprecht, wie ihr eure Auswahl begründen wollt. Gute Literatur muss cool sein. Klippert Zeitgemäß bei Klett unterrichten Achtung! Achte darauf, dass du dich beim Schreiben eines Textes der Textvorlage in Sprache und Erzählstil anpasst. Andernfalls entsteht ein unschöner Bruch zwischen dem vorgegebenen Text und deiner Fortsetzung. Moderne Kurzprosa 36 A1 Bei der folgenden Geschichte, die der Autor die „beste Geschichte meines Lebens“ nennt, fehlt der Schluss. Lies die Geschichte und vervollständige sie durch einen dir passend erscheinenden Schluss. Versuche dabei, den Kriterien an eine gute Geschichte gerecht zu werden. Beste Geschichte meines Lebens 5 Beste Geschichte meines Lebens. Anderthalb Maschinenseiten vielleicht. Autor vergessen; in der Zeitung gelesen. Zwei Schwerkranke im selben Zimmer. Einer an der Türe liegend, einer am Fenster. Nur der am Fenster kann hinaussehen. Der andere keinen größeren Wunsch, als das Fensterbett zu erhalten. Der am Fenster leidet darunter. Um den anderen zu entschädigen, erzählt er ihm täglich stundenlang, was draußen zu sehen ist, was draußen passiert. Eines Nachts bekommt er einen Erstickungsanfall. Der an der Tür könnte die Schwester rufen. Unterlässt es; denkt an das Bett. Am Morgen ist der andere tot; erstickt. Sein Fensterbett wird geräumt; der bisher an der Tür lag, erhält es. Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen … A2 Lest euch eure Fortsetzungen der Geschichten vor und vergleicht sie miteinander. Welche haltet ihr für besonders gelungen? Welche eurer Geschichten entspricht am ehesten den Kriterien eurer Gruppe für eine gute Geschichte. Diskutiert unterschiedliche Meinungen. Klippert Zeitgemäß bei Klett unterrichten Markus Kuhnigk: Parabeln/Moderne Kurzprosa © Klippert-Medien – AAP Lehrerfachverlage GmbH, Donauwörth LS 01.M2 LS 01 Moderne Kurzprosa Lerneinheit 2: Moderne Kurzprosa 34 LS 01 Eine Geschichte fortsetzen Zeitrichtwert Lernaktivitäten Material 1 PL 5’ L gibt einen Überblick über den bevorstehenden Ablauf der Stunde. 2 EA 5’ S kreuzen entsprechend ihrer persönlichen Meinung Aussagen zu Gütemerkmalen von Literatur an. M1.A1 3 PA 5’ S besprechen ihre Einschätzungen mit einem Partner. M1.A2 4 GA 15’ S einigen sich auf drei Qualitätsmerkmale von Literatur und notieren diese auf Moderationskarten. M1.A3 5 PL 10’ S präsentieren die Gruppenarbeitsergebnisse, indem sie ihre Moderationskärtchen anpinnen und erläutern. 6 EA 15’ S schreiben einen Schluss zum vorgegebenen Text. M2.A1 7 GA 15’ S vergleichen und besprechen ihre Schreibprodukte. M2.A2 8 EA 5’ S lesen die vorgegebene Geschichte mit dem vom Autor tatsächlich vorgesehenen Schluss. M3.A1 9 GA 15’ S stellen Vermutungen zu Schnurres Einschätzung seines Textes als beste Geschichte seines Lebens an und machen sich Notizen zu ihren Überlegungen. M3.A2 10 HA Kartenspiel zum Auslosen, Moderationskarten, Pinnadeln, ggfs. Moderationstafel Persönliche Reinschrift der Ergebnisse der GA. Erläuterungen zur Lernspirale Ziel der Stunde ist es, dass die Schüler ihre bisherigen Erfahrungen mit Literatur reflektieren. Zugleich sollen sie im Gespräch mit anderen auf Qualitätsmerkmale von Literatur aufmerksam werden, die ihnen bisher fremd gewesen sind. Die vorgesehene Konfrontation mit Schnurres „Beste[r] Geschichte [s] eines Lebens“ veranlasst die Schüler dazu, auf einer noch grundsätzlicheren Ebene über das Wesen von Literatur nachzudenken. Auf diese Weise werden sie für die bevorstehende Begegnung mit moderner Kurzprosa sensibilisiert. Zum Ablauf im Einzelnen: Im 1. Arbeitsschritt erläutert der Lehrer das Vorgehen für die folgende Doppelstunde. Im 2. Arbeitsschritt dokumentieren die Schüler ihre eigenen Einschätzungen zu den Merkmalen von guten Geschichten durch Ankreuzen, ohne durch andere beeinflusst zu werden. Im 3. Arbeitsschritt haben sie die Gelegenheit zu einem ersten Austausch. Der Partner dafür kann der Banknachbar oder ein zugeloster Mitschüler sein. Für den 4. Arbeitsschritt werden Zufallsgruppen gebildet. Eine Einigung auf jeweils nur drei Qualitätsmerkmale von Literatur könnte den Schülern schwer fallen, befördert aber die Intensität der Diskussion. Vom Gruppenergebnis abweichende Meinungen sind zu akzeptieren und können even- Klippert Zeitgemäß bei Klett unterrichten – eigene Gesprächsbeiträge verständlich gestalten – einen eigenen Standpunkt einnehmen und begründen – über eigene und andere Standpunkte sachlich, begründet und nachvollziehbar diskutieren – Gesprächsbeiträge anderer verfolgen – Arbeitsergebnisse mediengestützt präsentieren – Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Texten erklären – sich mit anderen über die Deutung von Texten verständigen – Texte kreativ ergänzen, umschreiben tuell von den betreffenden Schülern in der nächsten Unterrichtsphase thematisiert werden. Die Präsentation im 5. Arbeitsschritt erfolgt nach dem Prinzip „touch – turn – talk“. Dazu sollte man zwei bis drei Gruppen auslosen. Sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich, steht es dem Lehrer frei, noch mehr Gruppen zu Wort kommen zu lassen. Um die Arbeitsergebnisse der Schüler in der Breite zu würdigen, können auch alle Moderationskärtchen angepinnt werden. Denkbar ist auch, die Moderationskärtchen an einer Stelle im Klassenraum anzubringen, wo sie über längere Zeit hängen bleiben können. Das bietet die Möglichkeit, während der gesamten Unterrichtseinheit darauf zurückgreifen zu können. Nachdem die Schüler im 6. Arbeitsschritt einen eigenen Schluss geschrieben und sich im darauffolgenden 7. Arbeitsschritt darüber in der Gruppe ausgetauscht haben, ist es denkbar, eine Plenumsphase einzufügen, in der besonders exponierte Schülerergebnisse präsentiert werden. Selbstständige Lerngruppen dagegen bleiben auch für den 8. und 9. Arbeitsschritt im Gruppenverband. Die Hausaufgabe dient der individuellen Nachbereitung der Gruppenarbeit und ist Arbeitsgrundlage für ein literarischers Gespräch zur Deutung von Schnurres Geschichte, das unter Leitung des Lehrers in der darauffolgenden Stunde stattfinden sollte. Markus Kuhnigk: Parabeln/Moderne Kurzprosa © Klippert-Medien – AAP Lehrerfachverlage GmbH, Donauwörth Merkposten Kompetenzen LS 01.M3 Moderne Kurzprosa 37 A1 Lies die Geschichte in ihrer eigentlichen Fassung. Kannst du nachvollziehen, warum sie Schnurre für die beste Geschichte seines Lebens hält? WOLFDIETRICH SCHNURRE Beste Geschichte meines Lebens Beste Geschichte meines Lebens. Anderthalb Maschinenseiten vielleicht. Autor vergessen; in der Zeitung gelesen. Zwei Schwerkranke im selben Zimmer. Einer an der Türe liegend, einer am Fenster. Nur der am Fenster kann hinaussehen. Der andere keinen größeren Wunsch, als das Fensterbett zu erhalten. Der am Fenster leidet darunter. Um den anderen zu ent5 schädigen, erzählt er ihm täglich stundenlang, was draußen zu sehen ist, was draußen passiert. Eines Nachts bekommt er einen Erstickungsanfall. Der an der Tür könnte die Schwester rufen. Unterlässt es; denkt an das Bett. Am Morgen ist der andere tot; erstickt. Sein Fensterbett wird geräumt; der bisher an der Tür lag, erhält es. Sein Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Gierig, erwartungsvoll wendet er das Gesicht zum Fenster. Nichts; nur 10 eine Mauer. Info Wolfdietrich Schnurre wurde 1920 in Frankfurt/ Main geboren und starb 1989 in Kiel. Er ist einer der wichtigsten Vertreter der deutschen Nachkriegsliteratur und schrieb neben Gedichten, Fabeln und Romanen auch Hörspiele und Kinderbücher. Vor allem aber gilt er als Meister der Kurzgeschichte. Markus Kuhnigk: Parabeln/Moderne Kurzprosa © Klippert-Medien – AAP Lehrerfachverlage GmbH, Donauwörth Schlaglicht Hugo von Hoffmannsthal schreibt: Was die Leute im Kino suchen, ist der Ersatz für die Träume. Sie wollen ihre Phantasie mit Bildern füllen, die gleichsam aus dem Innern des Schauenden gebildet sind und ihm an die Nieren gehen. Denn solche Bilder bleibt ihnen das Leben schuldig. Hintergrund A2 Stellt Vermutungen an, warum Schnurre die Geschichte in der vorliegenden Fassung für die beste Geschichte seines Lebens gehalten haben könnte. Macht euch Notizen zu euren wichtigsten Überlegungen. Prüft folgende These: Schnurres Geschichte kann gelesen werden als eine Geschichte über das Erzählen von Geschichten und die Tätigkeit des Schriftstellers. Schnurre schrieb einmal, dass der Dichter ein Lügner sei. Er gebe Fantasieprodukte für Wirklichkeit aus. Schon der griechische Philosoph Platon hat die Dichter für Lügner gehalten. Allerdings nahm er auch an, dass alles, was wir sehen, nicht die ganze Wirklichkeit ist. Wer die Wahrheit wissen will, muss nach Platon mehr sehen als das, was seine Augen ihm zeigen. Klippert Zeitgemäß bei Klett unterrichten