Parabeln › Moderne Kurzprosa

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Parabeln › Moderne Kurzprosa
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oderne Kurzprosa
Deutsch Sekundarstufe 8. – 10. Klasse
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Ihr Team von Klippert Medien!
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Moderne Kurzprosa
35
LS 01.M1
01 Gute Geschichten
A1
Wie muss Literatur, wie müssen Geschichten für dich sein, damit du sie gut findest?
Kreuze dazu die Aussagen in der Tabelle entsprechend deiner persönlichen Meinung an.
Beachte: +3 bedeutet: trifft auf mich genau zu; -3 heißt: trifft auf mich überhaupt nicht zu.
Gute Geschichten müssen …
a
… fesselnd und spannend sein.
b
… witzig sein und zum Lachen animieren.
c
… aktuell sein und in unsere Zeit passen.
d
… leicht verständlich sein.
e
… etwas mit meinem Leben zu tun haben.
f
… zum Nachdenken anstiften.
f
… mich überraschen und überrumpeln.
g
… kritisch sein.
+3
+2
+1
-1
-2
-3
…
Markus Kuhnigk: Parabeln/Moderne Kurzprosa © Klippert-Medien – AAP Lehrerfachverlage GmbH, Donauwörth
…
A2
Besprecht eure Einschätzungen mit einem Partner. Erkennt ihr Gemeinsamkeiten? Gibt es Unterschiede? Wenn eure Meinung von der des Partners abweicht, erläutert möglichst genau, wie ihr zu
eurer abweichenden Einschätzung kommt.
A3
Überlegt, ob es noch weitere Kriterien dafür gibt, dass Geschichten von Lesern als gut empfunden
werden.
Tragt entsprechende Ergänzungen in die Leerzeilen der obigen Tabelle ein.
Diskutiert anschließend, welche drei Kriterien für die Qualität von Geschichten (Literatur) eurer
Meinung nach am wichtigsten sind. Notiert diese Kriterien in Stichwortform jeweils auf einem
Moderationkärtchen oder einem Blatt Papier und besprecht, wie ihr eure Auswahl begründen wollt.
Gute Literatur muss
cool sein.
Klippert Zeitgemäß
bei Klett unterrichten
Achtung!
Achte darauf, dass
du dich beim
Schreiben eines
Textes der Textvorlage in Sprache und
Erzählstil anpasst.
Andernfalls
entsteht ein
unschöner Bruch
zwischen dem
vorgegebenen Text
und deiner
Fortsetzung.
Moderne Kurzprosa
36
A1
Bei der folgenden Geschichte, die der Autor die „beste Geschichte meines Lebens“ nennt, fehlt der
Schluss. Lies die Geschichte und vervollständige sie durch einen dir passend erscheinenden Schluss.
Versuche dabei, den Kriterien an eine gute Geschichte gerecht zu werden.
Beste Geschichte meines Lebens
5
Beste Geschichte meines Lebens. Anderthalb Maschinenseiten vielleicht. Autor vergessen; in
der Zeitung gelesen. Zwei Schwerkranke im selben Zimmer. Einer an der Türe liegend, einer
am Fenster. Nur der am Fenster kann hinaussehen. Der andere keinen größeren Wunsch, als
das Fensterbett zu erhalten. Der am Fenster leidet darunter. Um den anderen zu entschädigen, erzählt er ihm täglich stundenlang, was draußen zu sehen ist, was draußen
passiert. Eines Nachts bekommt er einen Erstickungsanfall. Der an der Tür könnte die
Schwester rufen. Unterlässt es; denkt an das Bett. Am Morgen ist der andere tot; erstickt.
Sein Fensterbett wird geräumt; der bisher an der Tür lag, erhält es. Sein Wunsch ist in
Erfüllung gegangen …
A2
Lest euch eure Fortsetzungen der Geschichten vor und vergleicht sie miteinander. Welche haltet ihr
für besonders gelungen? Welche eurer Geschichten entspricht am ehesten den Kriterien eurer
Gruppe für eine gute Geschichte.
Diskutiert unterschiedliche Meinungen.
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LS 01.M2
LS 01
Moderne Kurzprosa
Lerneinheit
2: Moderne Kurzprosa
34
LS 01 Eine Geschichte fortsetzen
Zeitrichtwert
Lernaktivitäten
Material
1
PL
5’
L gibt einen Überblick über den bevorstehenden
Ablauf der Stunde.
2
EA
5’
S kreuzen entsprechend ihrer persönlichen Meinung Aussagen zu Gütemerkmalen von Literatur an.
M1.A1
3
PA
5’
S besprechen ihre Einschätzungen mit einem
Partner.
M1.A2
4
GA
15’
S einigen sich auf drei Qualitätsmerkmale von Literatur und notieren diese auf Moderationskarten.
M1.A3
5
PL
10’
S präsentieren die Gruppenarbeitsergebnisse,
indem sie ihre Moderationskärtchen anpinnen und
erläutern.
6
EA
15’
S schreiben einen Schluss zum vorgegebenen Text.
M2.A1
7
GA
15’
S vergleichen und besprechen ihre Schreibprodukte.
M2.A2
8
EA
5’
S lesen die vorgegebene Geschichte mit dem vom
Autor tatsächlich vorgesehenen Schluss.
M3.A1
9
GA
15’
S stellen Vermutungen zu Schnurres Einschätzung
seines Textes als beste Geschichte seines Lebens an
und machen sich Notizen zu ihren Überlegungen.
M3.A2
10
HA
Kartenspiel zum
Auslosen,
Moderationskarten,
Pinnadeln,
ggfs. Moderationstafel
Persönliche Reinschrift der Ergebnisse der GA.
Erläuterungen zur Lernspirale
Ziel der Stunde ist es, dass die Schüler ihre bisherigen Erfahrungen mit Literatur reflektieren. Zugleich sollen sie im Gespräch mit anderen auf Qualitätsmerkmale von Literatur aufmerksam werden,
die ihnen bisher fremd gewesen sind. Die vorgesehene Konfrontation mit Schnurres „Beste[r] Geschichte [s] eines Lebens“ veranlasst die Schüler
dazu, auf einer noch grundsätzlicheren Ebene über
das Wesen von Literatur nachzudenken. Auf diese
Weise werden sie für die bevorstehende Begegnung mit moderner Kurzprosa sensibilisiert.
Zum Ablauf im Einzelnen:
Im 1. Arbeitsschritt erläutert der Lehrer das Vorgehen für die folgende Doppelstunde.
Im 2. Arbeitsschritt dokumentieren die Schüler
ihre eigenen Einschätzungen zu den Merkmalen
von guten Geschichten durch Ankreuzen, ohne
durch andere beeinflusst zu werden.
Im 3. Arbeitsschritt haben sie die Gelegenheit zu
einem ersten Austausch. Der Partner dafür kann der
Banknachbar oder ein zugeloster Mitschüler sein.
Für den 4. Arbeitsschritt werden Zufallsgruppen
gebildet. Eine Einigung auf jeweils nur drei Qualitätsmerkmale von Literatur könnte den Schülern
schwer fallen, befördert aber die Intensität der
Diskussion. Vom Gruppenergebnis abweichende
Meinungen sind zu akzeptieren und können even-
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– eigene Gesprächsbeiträge verständlich gestalten
– einen eigenen Standpunkt einnehmen und begründen
– über eigene und andere Standpunkte sachlich, begründet und
nachvollziehbar diskutieren
– Gesprächsbeiträge anderer
verfolgen
– Arbeitsergebnisse mediengestützt präsentieren
– Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Texten erklären
– sich mit anderen über die Deutung von Texten verständigen
– Texte kreativ ergänzen, umschreiben
tuell von den betreffenden Schülern in der nächsten Unterrichtsphase thematisiert werden.
Die Präsentation im 5. Arbeitsschritt erfolgt nach
dem Prinzip „touch – turn – talk“. Dazu sollte man
zwei bis drei Gruppen auslosen. Sind die Ergebnisse sehr unterschiedlich, steht es dem Lehrer frei,
noch mehr Gruppen zu Wort kommen zu lassen.
Um die Arbeitsergebnisse der Schüler in der Breite
zu würdigen, können auch alle Moderationskärtchen angepinnt werden. Denkbar ist auch, die Moderationskärtchen an einer Stelle im Klassenraum
anzubringen, wo sie über längere Zeit hängen bleiben können. Das bietet die Möglichkeit, während
der gesamten Unterrichtseinheit darauf zurückgreifen zu können.
Nachdem die Schüler im 6. Arbeitsschritt einen eigenen Schluss geschrieben und sich im darauffolgenden 7. Arbeitsschritt darüber in der Gruppe
ausgetauscht haben, ist es denkbar, eine Plenumsphase einzufügen, in der besonders exponierte
Schülerergebnisse präsentiert werden. Selbstständige Lerngruppen dagegen bleiben auch für den
8. und 9. Arbeitsschritt im Gruppenverband.
Die Hausaufgabe dient der individuellen Nachbereitung der Gruppenarbeit und ist Arbeitsgrundlage
für ein literarischers Gespräch zur Deutung von
Schnurres Geschichte, das unter Leitung des Lehrers
in der darauffolgenden Stunde stattfinden sollte.
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Merkposten
Kompetenzen
LS 01.M3
Moderne Kurzprosa
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A1
Lies die Geschichte in ihrer eigentlichen Fassung. Kannst du nachvollziehen, warum sie Schnurre für
die beste Geschichte seines Lebens hält?
WOLFDIETRICH SCHNURRE
Beste Geschichte meines Lebens
Beste Geschichte meines Lebens. Anderthalb Maschinenseiten vielleicht. Autor vergessen; in
der Zeitung gelesen. Zwei Schwerkranke im selben Zimmer. Einer an der Türe liegend, einer
am Fenster. Nur der am Fenster kann hinaussehen. Der andere keinen größeren Wunsch, als
das Fensterbett zu erhalten. Der am Fenster leidet darunter. Um den anderen zu ent5 schädigen, erzählt er ihm täglich stundenlang, was draußen zu sehen ist, was draußen
passiert. Eines Nachts bekommt er einen Erstickungsanfall. Der an der Tür könnte die
Schwester rufen. Unterlässt es; denkt an das Bett. Am Morgen ist der andere tot; erstickt.
Sein Fensterbett wird geräumt; der bisher an der Tür lag, erhält es. Sein Wunsch ist in
Erfüllung gegangen. Gierig, erwartungsvoll wendet er das Gesicht zum Fenster. Nichts; nur
10 eine Mauer.
Info
Wolfdietrich
Schnurre wurde
1920 in Frankfurt/
Main geboren und
starb 1989 in Kiel.
Er ist einer der
wichtigsten
Vertreter der
deutschen Nachkriegsliteratur und
schrieb neben
Gedichten, Fabeln
und Romanen auch
Hörspiele und
Kinderbücher. Vor
allem aber gilt er
als Meister der
Kurzgeschichte.
Markus Kuhnigk: Parabeln/Moderne Kurzprosa © Klippert-Medien – AAP Lehrerfachverlage GmbH, Donauwörth
Schlaglicht
Hugo von Hoffmannsthal schreibt:
Was die Leute im
Kino suchen, ist der
Ersatz für die
Träume. Sie wollen
ihre Phantasie mit
Bildern füllen, die
gleichsam aus dem
Innern des
Schauenden
gebildet sind und
ihm an die Nieren
gehen. Denn solche
Bilder bleibt ihnen
das Leben schuldig.
Hintergrund
A2
Stellt Vermutungen an, warum Schnurre die Geschichte in der vorliegenden Fassung für die beste
Geschichte seines Lebens gehalten haben könnte. Macht euch Notizen zu euren wichtigsten
Überlegungen.
Prüft folgende These:
Schnurres Geschichte kann gelesen werden als eine Geschichte über das Erzählen von Geschichten und
die Tätigkeit des Schriftstellers.
Schnurre schrieb
einmal, dass der
Dichter ein Lügner
sei. Er gebe
Fantasieprodukte
für Wirklichkeit aus.
Schon der griechische Philosoph
Platon hat die
Dichter für Lügner
gehalten. Allerdings nahm er auch
an, dass alles, was
wir sehen, nicht die
ganze Wirklichkeit
ist. Wer die
Wahrheit wissen
will, muss nach
Platon mehr sehen
als das, was seine
Augen ihm zeigen.
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