Operation der Krampfadern
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Operation der Krampfadern
Operation der Krampfadern Allgemeines Krampfadern sind eine Erkrankung der Venen, jener Blutgefässe, die das Blut aus der Peripherie zum Herzen zurück transportieren. Unterschieden wird zwischen dem oberflächlichen (unter der Haut liegenden) und dem tiefen Venensystem. Zwischen diesen beiden Systemen finden sich kurzstreckige Verbindungsvenen (sogenannte Perforansvenen). Unter Krampfadern versteht man eine Ausweitung und Schlängelung der oberflächlichen Venen, mit einbezogen dabei häufig die Verbindungsvenen in das tiefe System. Anatomie Die Anatomie des oberflächlichen Venensystems ist prinzipiell einfach. Unterschieden werden: − die grosse Leit- oder Stammvene (Vena saphena magna): Sie verläuft über den Innenknöchel entlang der Innenseite von Unterschenkel, Knie und Oberschenkel bis zur Leiste, hier mündet sie in das tiefe Venensystem. − die kleine Leit- oder Stammvene (Vena saphena parva): Sie verläuft über den Aussenknöchel entlang der Aussen- und Rückseite des Unterschenkels bis zur Kniekehle, hier oder knapp oberhalb davon mündet sie ebenfalls in das tiefe Venensystem. Die Stammvenen haben zahlreiche Nebenäste, sie sind zum Teil miteinander verbunden. Die Venenwand weist auf der Innenseite Klappen auf, die bei gesunden Verhältnissen dicht schliessen und einen Rückfluss des Blutes von zentral nach peripher verhindern. Ursache Die Ursache der Krampfadern ist weitgehend unklar, im weitesten Sinne dürfte eine – vererbte – Wandschwäche die Neigung zur Krampfaderbildung erklären. Sicher spielen zudem einige Faktoren eine begünstigende Rolle: stehende und sitzende Arbeitsweise (überkreuzte Beine!), Übergewicht, Bewegungsmangel, Schwangerschaft, Geschlecht (Hormone). Komplikationen Die Ausweitung der Venen führt zu undichten Venenklappen, der Blutfluss zum Herzen wird verlangsamt, Blut kann in die falsche Richtung strömen (zum Beispiel bei den Perforansvenen), der Venendruck steigt und begünstigt so die weitere Zunahme der Krampfaderbildung wie auch das Auftreten von Komplikationen: − Flüssigkeit tritt aus den Venen ins Gewebe, Folge sind Spannungsgefühl, schwere Beine, vorallem abendliche Wasseransammlungen im Gewebe (Knöchel), in einer späteren Phase Ernährungsstörungen der Haut und – im schlimmsten Fall – schliesslich das offene Bein (Ulcus). − Die Strömungsverlangsamung erhöht die Gefahr der Erhöhung von oberflächlichen (sogenannte Venenentzündungen), aber auch der gefährlicheren tiefen Thrombosen. − Die Venenwände werden brüchig, sie können reissen und zu - ausnahmsweise beträchtlichen - Blutungen führen. Operation In Anbetracht der zuvor erwähnten Komplikationen ist die Operation nicht nur ein „kosmetischer Luxuseingriff“, sondern häufig medizinisch begründet und sinnvoll. Abklärungen vor der Operation Um möglichst individuell und zielgerichtet operieren zu können, muss vor der Operation eine eingehende Abklärung durch den Spezialisten durchgeführt werden, heute vorzugsweise mit dem sicheren und schonungsvollen Venen-Duplex (Ultraschall; keine Röntgenstrahlen). Dabei wird abgeklärt: − ob das tiefe Venensystem frei durchgängig ist (eine unabdingbare Voraussetzung für die Operation), − ob die Mündungsklappen der Stammvenen in das tiefe Venensystem undicht schliessen, − wie weit die Stammvenen erweitert und somit insuffizient sind oder − ob klappenundichte Verbindungsvenen vorhanden sind. Erst danach kann der genaue operative Fahrplan erstellt werden. Seite 1 von 3 Was / Wie wird operiert Bei der Krampfaderoperation werden folgende Teilschritte unterschieden: − Crossektomie: Absetzen der Einmündung der grossen und kleinen Stammvene am Übergang in das tiefe Venensystem (in der Leiste bzw. in der Kniekehle) − Stripping der Stammvenen: Hierzu wird ein Katheter in die Stammvene eingeführt, nach Aufsetzen eines Stripperkopfes kann ein Teil oder sofern notwendig die ganze Vene über einen wenige Zentimeter grossen Schnitt heraus gezogen werden. − Unterbindung der klappenundichten Perforansvenen, in seltenen Fällen endoskopisch − Entfernung der Seitenastkrampfadern: meist reichen wenige Millimeter grosse Schnittchen, mit dem Häkchen werden die Venen aufgesucht, vor die Haut verlagert und mit Klemmen sorgfältig heraus gezogen Nicht operiert werden können die kleinen, netzartigen „Äderchen“ (Besenreiser). Die Operation erfolgt – um den Blutverlust zu minimalisieren – in Blutsperre (Manschette am Oberschenkel). Grössere Hautschnitte werden mit Nähten, kleinere mit Klebeverbänden (Steri-Strip) verschlossen. In der Regel wird in die grösseren Wunden in der Leiste oder Kniekehle eine Wunddrainage eingelegt, am Ende der Operation wird das Bein satt bandagiert. Narkose Der Eingriff kann in Vollnarkose oder Regionalanästhesie (Teilnarkose) durchgeführt werden. Vor der Operation bespricht der Anästhesiearzt mit dem Patienten die Vor- und Nachteile des jeweiligen Anästhesieverfahrens und berücksichtigt selbstverständlich mögliche Wünsche. Die Zeit nach der Operation: Nachbehandlung Bereits am Operationstag muss der Patient ein erstes Mal aufstehen und einige Schritte gehen mit Begleitung. Mögliche Komplikationen Allgemeine Komplikationen, die nach jeder Operation auftreten können, sind zwar sehr selten, müssen aber erwähnt werden: − übermässiger Blutverlust − Wundinfektion − Verletzung von benachbarten Strukturen (Nerven, Gefässe) − Thrombose − Embolie Eingriffspezifische bzw. lokale Komplikationen: − umschriebene Blutergüsse: sie sind zwar lästig, bilden sich aber über Tage/Wochen fast immer von selbst zurück − nervale Reizzustände (Dysästhesien): besonders in der Nähe der Stammvenen verlaufen Hautnerven, beim Strippen können sie verletzt werden, was zu umschriebenen Gefühlsstörungen führen kann − störende Narben − erneute Krampfaderbildung Der erste Verbandwechsel (Wunde in der Leiste) erfolgt am Tag nach der Operation, das Drain (Schlauch zum Absaugen von Wundwasser/Blut) wird dann entfernt. Zum ersten Mal ausgebunden wird das operierte Bein am 2. (oder 3. Tag) nach der Operation, ab diesem Zeitpunkt darf der Patient duschen. Die Fäden werden in der Regel 12 bis 14 Tage nach der Operation vom Hausarzt entfernt, die Steri-Strip werden mit Vorteil noch eine Woche länger belassen. Während der ersten 10 Tage nach dem Eingriff sollte das Bein konsequent (Tag und Nacht) bandagiert werden, entsprechende Instruktionen erhält der Patient vom Pflegepersonal. Nach dem 10. Tag wird die Bandage durch einen Kompressionsstrumpf (Klasse II) ersetzt, in der Regel ist ein Unterschenkel-Kompressionsstrumpf ausreichend. Denselben sollte der Patient während 4 bis 6 Wochen tagsüber tragen: dadurch wird ein besseres kosmetisches Resultat erreicht, die Gefahr einer erneuten Krampfaderbildung kleiner. Die Kompressionsstrümpfe werden vor der Operation fachmännisch angepasst (ausgemessen). Der Patient erhält sie per Post direkt nach Hause. Seite 2 von 3 Häufige Fragen Wie lange muss ich im Spital bleiben? In der Regel ist eine Entlassung 1- 3 Tage nach der Operation möglich (längerer Aufenthalt vorallem bei beidseitiger Operation). Wann darf ich duschen / baden? Duschen ist nach dem ersten grossen Verbandwechsel (Abnahme der Bandage) in der Regel am 2. Tag nach der Operation gestattet, das Baden sollte solange unterbleiben, bis die Hautfäden und die Wundkleber entfernt sind. Wie lange soll ich die Strümpfe tragen? In der Regel bis 6 Wochen nach der Operation, bei schwerer Schwellungsneigung für eine längere Zeitspanne empfehlenswert. Können Krampfadern wieder kommen, kann nochmals operiert werden? Leider ja; Sie können dem allerdings vorbeugen, in dem Sie die Regel „Liegen und Laufen ist besser als Stehen und Sitzen“ möglichst konsequent beachten. Selbstverständlich können neue Krampfadern wieder operiert werden. Was kann gegen die kleinen Krampfäderchen (Besenreiser) gemacht werden, die nach der Operation immer noch sichtbar sind? Kleinste Krampfäderchen können nach der Operation verödet oder auch zum Teil mit Laser behandelt werden. Ab wann darf ich Sport betreiben? Prinzipiell ab sofort bzw. sobald Sie es seitens der Wunden ertragen; in der Regel dürfte dies ca. 2 Wochen nach Operation der Fall sein. Wie kommt nun das Blut zum Herzen? Vermehrt über das tiefe Venensystem, zudem haben Sie auch im Unterhautgewebe noch zahlreiche weitere Venen. Seite 3 von 3