Modernste Aufbereitung liefert bestes Trinkwasser
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Modernste Aufbereitung liefert bestes Trinkwasser
© Siemens AG 2012 Trinkwasser Modernste Aufbereitung liefert bestes Trinkwasser MSR-Technik für Deutschlands größte Nanofiltrationsanlage Im vergangenen Jahr ging in einem kommunalen Wasserwerk eine Nanofiltrationsanlage in Betrieb, die in Deutschland ihresgleichen sucht. Die Anlage filtert unerwünschte Stoffe aus dem Trinkwasser und stellt eine Wasserversorgung auf höchstem Niveau sicher. Druckmesstechnik, Leitfähigkeitsmessungen und moderne Prozessleittechnik helfen den Stadtwerken Dinslaken GmbH, die Anlage optimal zu überwachen und zu steuern. Im Frühjahr 2010 wurde die größte Nanofiltrationsanlage Deutschlands eines kommunalen Wasserwerks offiziell in Betrieb genommen. Sie soll die Stadt Dinslaken in Zukunft mit Trinkwasser von hoher Qualität versorgen (Bild 1). Der Bau der Anlage wurde nötig, weil bedingt durch den Kohlebergbau im Wassergewinnungsgebiet in den nächsten Jahren Änderungen der Strömungsverhältnisse im Grundwasserspiegel zu erwarten sind. Bild 1: Gesamtansicht des Wasserwerkes mit der neuen Nanofiltration im Hintergrund Die Folge: Rheinufer filtrat und eine Reihe organischer Spurenstoffe könnten ins Rohwasser der Förderbrunnen gelangen. Um diese unerwünschten Stoffe aus dem Trinkwasser zu entfernen, haben die Stadtwerke Dinslaken im Wasserwerk Voerde-Löhnen eine Nanofiltrationsanlage auf dem neuesten Stand der Technik installiert. Pro Stunde kann die Anlage 1 100 m³ Wasser aufbereiten. Das druckgetriebene Membranverfahren filtern Ionen und Partikel im Nanometer-Bereich heraus (Bild 2, Bild 3). www.siemens.de/sensoren/umwelt © Siemens AG 2012 Bild 2: Die Nanofiltrationsanlage mit elf Blöcken Ausgeklügeltes Verfahren Momentan wird die Nanofiltrationsanlage im Teillastbetrieb gefahren, d. h. etwas mehr als die Hälfte des Wassers durchströmt die Filteranlage. Zurzeit haben die im Rhein enthaltenen Verunreinigungen die Wassergewinnungsgebiete noch nicht erreicht. Eine Vollaufbereitung erfolgt, sobald Rheinuferfiltrat die Förderbrunnen kontaminiert. Wann dies eintreten wird, lässt sich nicht vorhersagen, da sich über das Vorrücken der Rheinwasserfront keine sichere Aussage treffen lässt. Um einer Gefährdung vorzubeugen, haben die Stadtwerke Vorfeldmessstellen in Rheinnähe eingerichtet, die beim Eindringen von Rheinwasser in den Grundwasserleiter die Betreiber frühzeitig alarmieren. Das gewonnene Permeat ist so rein, dass es viele natürliche mineralische Bestandteile nicht mehr enthält. Bei Vollaufbereitung stellt eine Aufhärtungsanlage mit dolomitischem Filtermaterial die Trinkwasserqualität sicher. Aktuell wird Permeat und Rohwasser über eine Riesleranlage geführt und gelangt so in die beiden Vorratswasserspeicher. Es entsteht Trinkwasser von bester Qualität. Von dort aus wird das Wasser über das nachgeschaltete Trinkwasserpumpwerk in die Transportleitung eingespeist und über eine Druckerhöhungsanlage dem Versorgungsnetz der Stadtwerke Dinslaken zugeführt. Bild 3: Funktionsschema der Nanofiltrationsanlage (Volllastbetrieb). Mit freundlicher Genehmigung Wetzel + Partner Ingenieurgesellschaft mbH Sicher ist sicher Die Stadtwerke entschieden sich, die vorhandene Prozessleittechnik für das gesamte Wasserwerk auf der Basis des Prozessleitsystems SIMATIC PCS 7 (Version 7) zu modernisieren und zu erweitern. Das redundant ausgelegte Prozessleitsystem stellt eine durchgängige Bedienung und einheitliche Darstellung der Gesamtanlage einschließlich aller Außenanlagen sicher (Bild 4). Über ein modifiziertes, aktives Mosaikschaltbild lassen sich alle vorhandenen Anlagenteile sowie Außenanlagen zusätzlich überwachen. Die installierte Leittechnik wurde so ausgebaut, dass die Zentrale der Wasserwerke Dinslaken einzelne, wichtige Anlagenteile der Außenstellen wie Druckerhöhungsanlagen, Wasserspeicher sowie Reinwasserpumpen über Ethernet-Kommunikation bedienen und beobachten kann. Die besondere Herausforderung dabei: Alle Arbeiten wurden bei laufendem Betrieb durchgeführt, da die Wasserversorgung weiterhin gewährleistet bleiben musste. Für die Planung von Verfahrenstechnik, Maschinentechnik und Elektrotechnik zur Modernisierung des Wasserwerks zeichnete das Unternehmen Wetzel + Partner Ingenieurgesellschaft, Moers, verantwortlich. Die verfahrenstechnische Realisierung der Nanofiltrationsanlage erfolgte durch A+H Anlagentechnik, Isselburg. Siemens Industry Solutions erhielt von den Wasserwerken Dinslaken den Auftrag für die Automatisierungs- und Elektrotechnik des Wasserwerkes Voerde-Löhnen inklusive Nanofiltration. Siemens erneuerte auch die komplette Energieversorgung und -verteilung und errichtete eine Netzersatzanlage, um maximale Ausfallsicherheit zu gewährleisten. Zusätzlich wurde eine MittelspannungsSchaltanlage und eine Niederspannungshaupt- und Unterverteilung installiert. 2 Bild 4: Ansicht SIMATIC PCS 7 der Nanofiltrationsanlage Wasserwerk Voerde Löhnen © Siemens AG 2012 Bild 5: Mosaiktafel in der Warte des Wasserwerkes Bild 7: Hach Lange Typ 3411SC kontaktierende ZweipolLeitfähigkeitsmessung Diagnose leicht gemacht Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser Um das Rohwasser durch die Druckrohre in die Filterblöcke der Nanofiltrationsanlage zu pressen, wird ein Betriebsdruck von durchschnittlich 8,2 bar eingestellt. Zu diesem Zweck wurden elf Förderpumpen mit einer Leistung von jeweils 150 kW installiert. Die Nanofiltrationsanlage besteht aus elf gleich aufgebauten Filterblöcken. Jeder Block beinhaltet zwei Filterstufen. Die erste Filterstufe beinhaltet zehn, die zweite Stufe fünf Druckrohre. 60 % des Rohwassers verlassen den Filterblock als gereinigtes Permeat, 40 % als Konzentrat, in dem die gelösten Stoffe enthalten sind. Dieses Konzentrat wird in der zweiten Filterstufe erneut gereinigt. Die Gesamtausbeute beträgt 80 % (siehe Tabelle 1). Feststoffe können die Membranen der Filterblöcke verstopfen oder beschädigen. Zur Entfernung von Sand und Partikeln aus dem Rohwasser sind jedem Nanofiltrationsblock je zwei Vorfilter in Reihe vorgeschaltet. Der erste Filter enthält Filterelement mit 5 µm Maschenweite, der zweite Vorfilter hat eine Maschenweite von 1 µm. Da diese Filter eine Sicherungsfunktion übernehmen, heißen sie auch „Polizeifilter“. Die Filterleistung wird mit SITRANS P300 Relativdruckmessumformern vor und hinter dem ersten Vorfilter und hinter dem zweiten Vorfilter überwacht. Ist eines der beiden Filter verschmutzt, steigt der Differenzdruck stark an. So lässt sich eine Verstopfung der Filter ganz einfach detektieren (Bild 6). Jeder Filterblock ist mit fünf Leitfähigkeitsmessungen von Hach Lange ausgestattet (Bild 7). Die Elektroden sind über einen Anschweißstutzen direkt in der Rohrleitung installiert. Um bestmögliche Genauigkeit zu erzielen, wurden nach dem kontaktierenden Verfahren arbeitende ZweipolElektroden ausgewählt. Für die niedrigeren Leitfähigkeiten (Permeat) kommt ein Sensor aus Edelstahl mit einer Zellkonstante K=0,10 vom Typ 3411SC zum Einsatz. Der Sensor für die höheren Messwerte (Rohwasser und Konzentrat) besteht aus Graphit und hat eine Zellkonstante von K=1,0 (Typ 3412SC). Beide Elektrodentypen sind ab Werk vorkalibriert und in dieser Anwendung nahezu kalibrier- und wartungsfrei. Die Temperaturkompensation erfolgt automatisch über den integrierten Temperaturfühler Pt100. Reinigungsstufe Zulauf Permeat Konzentrat Stufe 1 110 m³ Rohwasser 65 m³ 45 m³ Stufe 2 45 m³ Konzentrat aus der 1. Reinigungsstufe 23 m³ 22 m³ 88 m³, Ausbeute 80 % 22 m³ Gesamt Bild 6: Druckmessumformer SITRANS P300 in der Vorfiltration Tabelle 1 3 © Siemens AG 2012 Bild 8: Der Controller SC1000 zeigt die fünf Leitfähigkeitsmessungen eines Filterblockes direkt vor Ort an Bild 9: Filterblock mit Leitfähigkeits- und Druckmessung Über die Messung der Leitfähigkeit des Rohwassers lässt sich der Zustand des Rohwassers überwachen. Ein typischer Messwert ist 840 µS/cm. Die Messung im PermeatAblauf nach der ersten Filterstufe dient zur Überwachung der Filterleistung der ersten Membran. Üblicherweise liegt die Leitfähigkeit bei etwa 12 µS/cm. Die Leitfähigkeitsmessung dient zur Erkennung eines Membrandurchbruchs, denn dann steigt der Messwert um das zehnfache und mehr an. Über eine Beprobungsstelle lässt sich das defekte Druckrohr dann identifizieren. Messtechnik mit Köpfchen Das Konzentrat aus dem ersten Filter wird in der zweiten Filterstufe weiter aufgereinigt. Diesen Vorgang überwacht eine Leitfähigkeitsmessung im Permeat-Ablauf. Anschließend werden beide Permeate gemischt und ebenfalls gemessen (typischer Leitfähigkeitswert: 15 µS/cm). Das Sammelkonzentrat aus der zweiten Filterstufe (Leitfähigkeit z. B. 3,4 mS/cm) fließt in den Rhein zurück. Über das Display eines SC1000 Controllers können vor Ort alle fünf Leitfähigkeitsmesswerte eines Filterblocks gleichzeitig angezeigt werden (Bild 8). Ein idealer Förderdruck der Filtermembranen ist von großer Bedeutung für die Steuerung des Prozesses. Zu niedriger Druck reduziert die Filterleistung, zu hoher Druck erhöht den Energieverbrauch unnötig. Um hohe Messgenauigkeit zu gewährleisten, kommen für die Druckmessung Relativdruckmessumformer des Typs SITRANS P300 zum Einsatz. Diese zeichnen sich durch eine minimale Kennlinienabweichung (≤ 0,075 %) und eine geringe Langzeitdrift von ≤ 0,25 % in fünf Jahren aus. Zwei SITRANS P300 überwachen den Förderdruck im Zulauf der Stufe 1 und 2 jedes Filterblockes. Denn bei einem Membrandurchbruch steigt neben der Leitfähigkeit auch der Druck hinter den Filtern sprunghaft an. Aus diesem Grund sind im Permeat-Ablauf und im Sammelkonzentrat-Ablauf weitere Druckmessungen installiert. Der Messumformer verfügt über umfangreiche Diagnosefunktionen, die Störungen unmittelbar an das Leitsystem weiterleiten. Ein weiteres Überwachungsziel ist die Erkennung einer Verstopfung oder Verblockung der Membranen durch Messung der Druckdifferenz zwischen den einzelnen Stufen. 4 © Siemens AG 2012 Gelungene Gesamtkomposition In der Nanofiltrationsanlage der Stadtwerke Dinslaken GmbH im Wasserwerk Voerde-Löhnen sorgen bewährte, intelligent eingesetzte Messverfahren wie Druckmessungen von Siemens oder Leitfähigkeitsmessungen von Hach Lange für einen sicheren Betrieb. Bild 10: Hydrostatische Füllstandmessung SITRANS P MPS im Rohwasserbehälter 1 (links) Besteht Bedarf, die Membranen zu reinigen, pumpt das Reinigungspumpwerk Reinigungschemikalien (Lauge und Säure) zirkulierend in die Filterblöcke. Die aus den Membranfiltern ausgespülten Ablagerungen werden zum Schutz der Membranen über ein zwischengeschaltetes Filterelement aus der Reinigungslösung entfernt. Die Überwachung dieses Polizeifilters (Aufbau 5 µm und 1 µm) erfolgt ebenfalls mit dem SITRANS P300. Der Druckmessumformer überwacht auch den Pneumatikdruck, der für die Steuerung der Pneumatikarmaturen erforderlich ist. Den Füllstand in den Rohwasser-, Permeat- und Konzentratbehältern und in den Pumpenschächten messen hydrostatische Druckmessumformer vom Typ SITRANS P MPS. Dieser einfach anzuwendende Druckmessumformer besteht aus einem frontbündig eingebauten Piezowiderstands-Sensor, dessen Gehäuse und Messmembranen aus Edelstahl sind. Bisher läuft die Anlage zur vollen Zufriedenheit des Kunden. Durch den Einsatz moderner Leittechnik ergeben sich viele neue Möglichkeiten: Bei nichtbesetztem Wasserwerk – beispielsweise in den Nachtstunden – werden über die Ethernet-Kommunikation Störungen zentral gemeldet und an das Bereitschaftspersonal übermittelt. Die Mitarbeiter können sich dann über den Bereitschafts-Client von zu Hause aus auf die Anlage schalten und sie bedienen und beobachten. „Die Druck- und Leitfähigkeitsmessungen arbeiten sehr präzise und sind praktisch wartungsfrei. Der bisher störungsfreie Betrieb ist der beste Beweis dafür, dass wir mit der Messtechnik von Siemens die richtige Wahl getroffen haben. Mit dem übergeordneten Leitsystem SIMATIC PCS 7 haben wir die Anlage immer im Blick und können sie von zentraler Stelle aus sehr komfortabel steuern.“ Dirk Bittner, verantwortlicher Wasserwerksmeister im Wasserwerk Voerde Löhnen 5 © Siemens AG 2012 Siemens AG Industry Sector Sensors and Communication Process Instrumentation 76181 KARLSRUHE DEUTSCHLAND Änderungen vorbehalten © 04/2012, Siemens AG Die Informationen in dieser Case Study enthalten Beschreibungen bzw. Leistungsmerkmale, welche im konkreten Anwendungsfall nicht immer in der beschriebenen Form zutreffen bzw. welche sich durch Weiterentwicklung der Produkte ändern können. Die gewünschten Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn sie bei Vertragsschluss ausdrücklich vereinbart werden. Liefermöglichkeiten und technische Änderungen vorbehalten. 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