Sensor Systems - Automation Technology
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Radar-Füllstandmessung und Strahlungssicherheit Sicherheit von RadarFüllstandmessumformern Ian Van Zyl, R&D Manager, Radar-Technologie Wie sicher sind Radar-Füllstandmessumformer? Die von diesen Geräten ausgehende Strahlung wird oft bezüglicher ihrer Sicherheit für den menschlichen Körper in Frage gestellt. Diese Frage soll in diesem Artikel für mikrowellengestützte Füllstandmessumformer im Allgemeinen und für die ebenfalls davon betroffenen Messumformer von Siemens im Besonderen behandelt werden. Mikrowellen-Radarinstrumente finden häufig Einsatz in der Industrie, um Füllstände in Lagertanks oder Silos zu messen. Die Radar-Füllstandmessumformer werden oben auf Silos oder Behältern eingebaut und richten Mikrowellen-Energie auf die Materialoberfläche, von der die Energie zum Gerät zurückgeworfen wird. Durch Messung der Laufzeit der Mikrowellen-Energie zur Oberfläche und wieder zurück kann der Messumformer die im Behälter vorhandene Materialmenge berechnen. Für die Füllstandmessung mit Radar können verschiedene Technologien zum Einsatz gelangen, darunter Pulsradar und FMCW- (Frequency Modulated Continuous Wave) Radar. Diese Technologien im Einzelnen zu beschreiben würde den Rahmen dieses Artikels sprengen; es genügt zu wissen, dass Radar-Füllstandmessumformer durch eine sehr niedrige Ausgangsleistung sowie niedrige Arbeitszyklen charakterisiert werden, was eine noch geringere Durchschnittsleistung ergibt. Sicherheit von RadarFüllstandmessumformern Wenn es auch nicht an Literatur und Normen fehlt, die sich mit dem Thema Strahlungssicherheit im Allgemeinen befassen, so sind spezielle Texte zur Sicherheit von Radar-Füllstandmessumformern eher selten. Die Verfasser Brumbi [9] und Devine [10], die jeweils im Auftrag zwei anderer Hersteller von Radar-Füllstandmessgeräten schreiben, setzen sich beide mit dieser Frage auseinander und betonen die Tatsache, dass derartige Messumformer keinerlei Gefahr für Benutzer darstellen. Auswirkungen der Mikrowellenstrahlung Um zu untersuchen, wie sich Radarstrahlung auf den menschlichen Körper auswirkt, müssen die Strahlungen mit einer Normengruppe verglichen werden. Die meisten Länder habe Gesetze für annehmbare Werte der Strahlenbelastung erlassen und die Unterschiede von einem Land zum anderen sind minimal. Zur Veranschaulichung nimmt dieser Artikel auf die kanadische Gesetzgebung und Normen Bezug. Richtlinien des Arbeitsministeriums Ontario sagen Folgendes aus: „Die hauptsächliche Auswirkung einer Belastung durch HF/MW-Felder ist die Erwärmung von Körpergewebe, da die Energie dieser Felder vom Körper absorbiert wird.“ [2] Dies liegt an der Tatsache, dass Mikrowellenstrahlung nicht ionisierend ist; die größte Wirkung besteht daher in der Erhitzung des Körpergewebes, welche Schäden verursachen kann. Diese erwärmende Wirkung heißt, dass es auf die „mittlere Leistung“ ankommt, und nicht auf die „Spitzenleistung“. Radar-Füllstandmessumformer erzeugen nicht kontinuierlich Leis- Sensor Systems Answers for Industry. 1 Trends in Instrumentation Übersicht über zutreffende Grenzwerte des Safety Code 6 Frequenz 6 GHz 25 GHz SAR (Glieder gemittelt über 10 g Gewebe) 4 W/kg 4 W/kg SAR (Auge) 0.2 W/kg 0.2 W/kg Elektrische Feldstärke 61.4 V/m 61.4 V/m Leistungsdichte 10 W/m2 10 W/m2 Mittelungszeit für die Belastung 6 Minuten 24,6 Minuten Tabelle 1 Zusammenfassung zutreffender Grenzwerte des Safety Code 6 für 6 und 25 GHz Frequenzen. Siemens Radar-Füllstandmessumformer umfassen 6 GHz bis 25 GHz Ausführungen. tung, sondern in Arbeitszyklen zwischen 20-50% (FMCW-Radar) bis hin zu niedrigen Werten von 0,075% (Pulsradar). Wenn die Strahlenbelastung auf eine Bedienperson nicht kontinuierlich ist, dann spielt die mittlere Belastung über einen bestimmten Zeitraum eine Rolle. Dem FCC OET Bulletin 56 zufolge werden: „in den NCRP und ANSI/IEEE-Belastungskriterien und den meisten anderen Normen ‚zeitlich gemittelte’ Grenzwerte für die Belastung festgelegt. Das bedeutet, dass die empfohlenen Grenzwerte für kurze Zeiträume überschritten werden dürfen, solange die mittlere Belastung (über den festgelegten angemessenen Zeitraum) den Grenzwert nicht überschreitet." [5] Health Canada Safety Code 6 Zahlreiche Richtlinien und Normen befassen sich mit der Sicherheit von Mikrowellen, darunter beispielsweise der Health Canada Safety Code 6 [1], das FCC Bulletin OET 65 [6] sowie der IEEE Standard C95.1 [3]. In der Regel stimmen die Normen in den Grenzwerten für die Strahlenbelastung, die sie aufstellen, überein. In diesem Artikel werden die Grenzwerte des Health Canada Safety Code 6 herangezogen. Die grundlegenden Grenzwerte des Safety Code 6, die nicht überschritten werden dürfen, werden in Form der spezifischen Absorptionsrate (SAR) angegeben. Der SAR-Wert ist ein Maß für die Geschwindigkeit, mit der die von den Funkfrequenzen herrührende elektromagnetische Energie vom Körper aufgenommen wird. Er wird in Watt pro Kilogramm angegeben. Er entspricht der Energieabsorptionsrate pro Masseneinheit im Körper. Da die verschiedenen Organe mehr oder weniger anfällig 2 für Mikrowellenstrahlen sind, legt Safety Code 6 Grenzwerte für den Kopf, den Nacken und Rumpf, sowie für die Gliedmaßen und die Augen fest. Aufgrund der begrenzten Durchblutung wird das Auge als besonders empfindlich für eine Strahlenbelastung angesehen. Die Norm empfiehlt daher, dass die Belastung des Auges immer berechnet werden muss, auch wenn eine direkte Bestrahlung des Auges für diese Art von Instrument kein plausibles Szenarium darstellt. Eine direkte Messung des SAR-Werts ist nur unter Laborbedingungen realisierbar. Seine Berechnung ist schwierig, auch wenn ihre Durchführung durch Heranziehen vereinfachter Annahmen des ungünstigsten Falles möglich ist. Aufgrund der Schwierigkeit, den SAR-Wert direkt zu messen, legt der Safety Code 6 auch maximale Grenzwerte bezüglich der elektrischen und magnetischen Feldstärke und Leistungsdichte fest. Diese Grenzwerte werden von den SAR-Werten abgeleitet. Tabelle 1 fasst die in Safety Code 6 angegebenen Grenzwerte bei Frequenzen zusammen, die üblicherweise von Radar-Füllstandmessumformern verwendet werden. Der SAR-Wert wird berechnet, indem die Absorption durch ein bestimmtes Volumen an Gewebe berücksichtigt wird, 10 g für Glieder und das ganze Auge. Ein Gewebestück von 10 g hat die ungefähren Maße eines Würfels mit einer 21,5 mm langen Seite, während das Auge eines Erwachsenen im Durchschnitt einen Durchmesser von etwa 25 mm aufweist. Diese Werte sind klein in Bezug auf die Antenne eines Radar-Füllstandmessumformers (mit einem typischen Durchschnitt von 40 bis 200 mm) und deshalb wird nicht die ganze Energie, die von einem Messumformer ausgeht, durch das Gewebevolumen aufgenommen. Da es aber sehr komplex ist zu berechnen, wie viel ausgestrahlte Energie von dem maßgebenden Volumen (besonders im Nahfeld) aufgenommen wird, wird zur Vereinfachung der ungünstigste Fall angenommen, in dem die gesamte, vom Gerät ausgehende Energie vom maßgebenden Volumen aufgenommen wird. Die von Radar-Füllstandmessumformern ausgehende Energie ist in der Regel so gering, dass selbst diese Annahme des ungünstigsten Falles einen berechneten SAR-Wert ergibt, der weit unter den zulässigen Grenzwerten liegt. Die Berechnung des SAR-Wertes erfolgt durch Teilung der mittleren Leistung in Watt durch die Masse des maßgebenden Volumens in kg: Pmittl. SARGlieder = ____ 0.01 Pmittl. SARAuge = _______ 0.0075 für die Glieder. für das Auge. Für die Berechnung der Leistungsdichte bieten sich zwei Szenarien an: eine Belastung im Nahfeld direkt an der Antenne oder eine Belastung im Fernfeld. Bei der Nahfeldberechnung entspricht die Leistungsdichte der vom Messumformer ausgehenden Leistung, geteilt durch die Antennenapertur. Aufgrund der Ungleichmäßigkeit des Feldes im Nahfeld erfordert Safety Code 6, dass bei dieser Berechnung ein Zusatzfaktor von 4 angewandt wird. Daraus ergibt sich die folgende Berechnung der Leistungsdichte an der Hornantennenapertur mit Kreisblende: Pmittl. PD = 4 ____ r2 Für die Fernfeldberechnung wird die ausgehende Leistung und die Antennenverstärkung berücksichtigt; daraus kann die Leistungsdichte in einer Entfernung berechnet werden. Pmittl. · G PD = _______ 4d2 Diese Gleichung kann umgeordnet werden, um den Mindestabstand zu be- Radar-Füllstandmessung und Strahlungssicherheit Ergebnisse für Siemens Radar-Füllstandmessumformer Produkt Einheiten SITRANS LR200 SITRANS LR250 SITRANS LR260 SITRANS LR460 Frequenz GHz 6 25 25 25 Spitzenleistung dBm 1.5 5 6 -5 Arbeitszyklus % 0.075 0.075 0.075 35 Mittlere Leistung µm 1.1 2.4 3 110 Höchste Antennenverstärkung dBi 20.3 22.3 22.3 22.3 Kleinste Antennenapertur mm 95.3 36.4 49 74.5 SAR-Grenzwert Glieder mW/kg 4000 4000 4000 4000 SAR Glieder mW/kg 0.24 0.79 0.11 0.01 SAR-Grenzwert Auge mW/kg 200 200 200 200 SAR Auge mW/kg 0.1 0.3 0.4 14.8 Grenzwert Leistungsdichte W/m2 10 10 10 10 Leistungsdichte, Nahfeld W/m2 0.001 0.009 0.006 0.102 Leistungsdichte bei 1 m W/m 0.00003 0.000032 0.00004 0.0015 Räumlich gemittelte Leistungsdichte mW/m2 0.002 0.005 0.007 0.253 2 Tabelle 2 Vergleich von Siemens Radar-Füllstandmessumformern mit Strahlenbelastung. rechnen, an dem die Belastung unter den Grenzwert fällt: dmin = Pmittl. · G _______ 4PD Wenn aber die Leistungsdichte an der Antennenapertur bereits unter dem Grenzwert liegt, wird diese Berechnung hinfällig. Gemäß Safety Code 6 muss die Leistungsdichte darüberhinaus mit einer Reihe Sensoren über einen Flächeninhalt von 0,35 m x 1,25 m gemessen wird. Dies soll eine Fläche darstellen, die grob dem menschlichen Körper entspricht [4]. Die niedrige Leistung von Radar-Füllstandmessumformern erschwert diese Messung, aber auch hier kann vereinfachend der ungünstigste Fall angenommen werden, in dem die gesamte ausgehende Leistung über die betrachtete Fläche verteilt wird. Daraus ergibt sich die Gleichung zur Berechnung der räumlich gemittelten Leistungsdichte: Pmittl. PD = ___________ 0.35 · 1.25 Siemens AG Industry Sector Sensors and Communications 1954 Technology Drive PETERBOROUGH, ON CANADA, K9J 7B1 www.siemens.com/level Die Anwendung der Gleichungen in diesem Abschnitt führt zu den Ergebnissen in Tabelle 2 für mehrere Siemens Messumformer. Beachten Sie, dass jeweils der ungünstigste Fall berücksichtigt wurde. Im Beispiel des Messumformers SITRANS LR250 wurde die kleinste Antenne (1,5“) in Betracht gezogen, was für Berechnungen der Leistungsdichte im Nahfeld den ungünstigsten Fall darstellt. Dagegen wird bei der Berechnung der Leistungsdichte im Fernfeld die Antenne mit der höchsten Verstärkung (4“ Horn) erwägt, was für diese Berechnung wiederum dem ungünstigsten Fall entspricht. Aus der Prüfung dieser Ergebnisse wird ersichtlich, dass die Ausgangsleistung aller Siemens Radar-Füllstandmessumformer weit unter den Grenzwerten des Safety Code 6 liegt. Auch ein Vergleich mit anderen Geräten, die Strahlungen abgeben, fällt gut aus. So liegt beispielsweise der SAR-Wert für ein typisches GSM-Mobiltelefon auf 10 g Gewebe gemittelt im Bereich von 1 W/kg [7], während der SITRANS LR250 Pulsradar einen entsprechenden Wert von 0,00079 W/kg auf- Änderungen vorbehalten Nur als PDF-Datei verfügbar © Siemens AG 2009 weist. Mikrowellenherde im Haushalt dürfen eine Leistungsdichte von 50 W/m2 abgeben, auch wenn neuere Geräte in der Regel etwa 2 W/m2 [8] abgeben. Der vergleichbare Wert des SITRANS LR250 an der Antennensendefläche liegt bei 0,009 W/m2. Schlussfolgerung Das Durcharbeiten der Methoden des Health Canada Safety Code 6 zeigt, dass die Strahlenbelastung, die von Siemens Radar-Füllstandmessumformern ausgeht, weit unter den zulässigen Grenzwerten der Norm liegt. Die Werte sind sogar um ganze Größenordnungen geringer als die von Konsumgütern wie Mobiltelefonen oder Mikrowellenherden. Sie brauchen daher keinerlei gesundheitliche Bedenken beim Benutzer aufwerfen. Referenzen 1. Limits of Human Exposure to Radiofrequency Electromagnetic Fields in the Frequency Range from 3 kHz to 300 GHz. Health Canada Safety Code 6. Health Canada. Kanada, 1999. 2. Radiofrequency and Microwave Radiation in the Workplace. Mitteilungsblatt. Strahlenschutzdienst der Arbeitsschutzabteilung, Arbeitsministerium, Ontario, 1994. 3. IEEE Standard for Safety Levels with Respect to Human Exposure to Radio Frequency Electromagnetic Fields, 3kHz to 300 GHz. IEEE Standard C95.1-2005. IEEE, New York, 2005. 4. IEEE Recommended Practice for Measurements and Computations of Radio Frequency Electromagnetic Fields With Respect to Human Exposure to Such Fields, 100 kHz – 300 GHz. IEEE Standard C95.3-2002. IEEE, New York, 2002. 5. Questions and Answers about Biological Effects and Potential Hazards of Radiofrequency Electromagnetic Fields. OET Bulletin 56, vierte Ausgabe. Washington, 1999. 6. Evaluating Compliance with FCC Guidelines for Human Exposure to Radiofrequency Electromagnetic Fields. OET Bulletin 65 Edition 97-01. Federal Communications Commission. Washington, 1997. 7. “Cell phone radiation levels”. CNET, Juni 2009. http://reviews.cnet.com/cell-phone-radiationlevels/ 8. “Microwave Ovens and their Hazards”. Kanadisches Zentrum für Arbeitsschutz. November 2004. http://www.ccohs.ca/oshanswers/phys_ agents/microwave_ovens.html 9. Dr.-Ing Detlef Brumbi. Grundlagen der Radartechnik zur Füllstandmessung. Krohne Messtechnik GmbH & Co. KG. Duisburg, 1999. 10.Peter Devine. Radar Level Measurement – the user’s guide. Vega Controls. 2000. Die Informationen in dieser Broschüre enthalten lediglich allgemeine Beschreibungen bzw. Leistungsmerkmale, welche im konkreten Anwendungsfall nicht immer in der beschriebenen Form zutreffen bzw. welche sich durch Weiterentwicklung der Produkte ändern können. Die gewünschten Leistungsmerkmale sind nur dann verbindlich, wenn sie bei Vertragsschluss ausdrücklich vereinbart werden. Alle Erzeugnisbezeichnungen können Marken oder Erzeugnisnamen der Siemens AG oder anderer, zuliefernder Unternehmen sein, deren Benutzung durch Dritte für deren Zwecke die Rechte der Inhaber verletzen. 3