chronische Mastitis
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chronische Mastitis
Hoher Zellgehalt / chronische Mastitis. Was ist zu tun? 1. Wesen: Chronisch entzündete Euterviertel produzieren weniger und schlechtere Milch als gesunde Viertel. Die schlechte Qualität äussert sich in erhöhtem Gehalt an Zellen (Entzündungszellen), Geschmacksabweichung (salzige Milch) und Fetzen (Fetzen = Entzündungsprodukte). Der hohe Zellgehalt bewirkt in der Schalmtestschale eine Schlierenbildung (positiver Schalmtest). 2. Ursachen: Euterentzündungen werden durch Bakterien verursacht. Verschiedene Faktoren begünstigen ein Anwachsen der Bakterien im Euterviertel. Diese sind: a) Fehler bei der Melkmaschine (technische Mängel, Hygiene) b) Fehler bei der Melktechnik c) mangelnde Stallhygiene d) Fütterungsfehler e) genetisch besonders anfällige Tiere f) Strichkanalverletzungen oder Warzen g) Luftzug und Kälte (eher unbedeutend) Einzelne, stark ansteckende Bakterien rufen ohne das Vorhandensein dieser Faktoren eine Euterentzündung hervor. Diese Infektion kann mit der Melkmaschine von einem Tier (Streuer) auf andere übertragen werden. 3. Vorgehen beim Problem hoher Zellgehalt / chronische Euterentzündungen: a) Tierarzt / Melkberater beiziehen. Dieser untersucht alle Tiere mittels Schalmtest. Von positiven Tieren wird eine Milchprobe entnommen und im Labor untersucht. Dabei wird der Krankheitserreger bestimmt. b) In Absprache mit dem Tierarzt werden die erkrankten Tiere behandelt. Können nicht alle Tiere gemeinsam behandelt werden (Milchverwertung), wird anhand der Laborbefunde eine geeignete Behandlungsreihenfolge bestimmt. c) Nach jedem Melken und auch in der Trockenzeit Zitzentauchen. (Lorasol® enthält 7 ½ mal mehr Jod als Calgodip® und ist preislich günstiger) d) Alle möglichen Krankheitsursachen und Faktoren beheben: Technische Fehler bei der Melkmaschine (mangelhafte Pumpleistung, falsches Vakuum, fehlerhafte Pulsatoren usw) lassen sich anlässlich eines Maschinenservices feststellen und beheben. Eine mangelhafte Hygiene bei der Melkmaschine verbessern (alte, rissige Schläuche, Zitzengummi und andere Gummiteile auswechseln, regelmässige Säurebehandlung, täglich gründliche, heisse Reinigung der Melkmaschine) Melktechnik verbessern (Euter trocken reinigen, ev, mit speziellen getränkten Wegwerftüchlein, trocken anrüsten, sofort nach dem Milcheinschuss Maschine ansetzen, keine anderen Arbeiten verrichten, nicht Trockenmelken) Stallhygiene verbessern (saubere, trockene Läger, saubere Einsteu, z.B Strohhäcksel) Mögliche Fütterungsfehler (zB. Ueber- oder Unterversorgung mit Eiweiss oder Energie) mit dem Tierarzt besprechen und danach beheben. Streuer ausmerzen. Chronisch kranke Tiere sind ein ständiges Risiko für die Stallgenossinnen. Strichkanal nicht belasten. Der Strichkanal ist die wichtigste Barriere für Bakterien. Jedes Eindringen mit einem Gegenstand (Kanüle, Euterinjektor) beschädigt die Strichkanalschutzschicht. Deshalb nie eine Kanüle zweimal verwenden und bei Injektoren/Trockenstellern nur vordere Schutzkappe entfernen. e) Alle Tiere vor dem Trockenstellen mit dem Schalmtest kontrollieren und positive behandeln. Alle Tiere (solange das Bestandesproblem anhält auch schalmtestnegative) mit AntibiotikaEuterschutz trockenstellen. f) Erkrankte und behandelte Tiere (auch nach Ablauf der Milchsperrfrist) am Schluss melken. Alle beschlossenen Massnahmen konsequent durchhalten! Stellen Sie sich darauf ein, dass dieses Problem nicht von heute auf morgen verschwindet! Gerne beraten wir Sie bei Betriebsproblemen. Dr. T. Fritsche