Echter Hausschwamm

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Echter Hausschwamm
FACHBEREICHE
BLICK IN DIE BRANCHE
Holz- und Brandschutz
Bild 3: Austreten des Injektionsgutes nahe einer Schnittstelle.
Es schreibt für Sie:
Von handwerksrechtlicher Seite
Um das Gerät nutzen zu
können, bedarf es eines individuellen Nutzungsvertrages
inclusive turnusmäßiger Wartung.
Die Beobachtungen in der
Praxis und die erzielten Eindringtiefen beim Woodcare und
WoodpeckerTM haben ergeben,
dass durch oberflächliches Arbeiten ein erheblicher Qualitätsverlust zu verzeichnen ist.
Kurze Injektionszeiten, Mängel
in der Abdichtung, fehlende
Depotwirkung im Bohrkanal und
sofortiger Druckverlust nach
Bohrerentnahme führen neben
der Injektion über Packern zu
geringeren Eindringtiefen.
Bild 4: Oelnachweis quer zur
Faser.
Bild 5: Oelnachweis längs zur
Faser.
Echter Hausschwamm
nicht der Meisterbrief, sondern
die Bereitschaft, mit der Zeit
zu gehen, neue Märkte zu erschließen und sich den ständig ändernden Anforderungen
des Wettbewerbes auf hohem
Qualitätsniveau zu stellen, wird
in Zukunft den erfolgreichen
Handwerker ausweisen.
Wie heißt es so schön:
„Nichts bleibt für die Ewigkeit“
und dieser historischen Tatsache wird sich in naher Zukunft
auch die deutsche Handwerksordnung beugen müssen, wie
sehr sie auch von der interessierten Lobby verteidigt werden wird. Für den Holz- und
Bautenschützer wird dies eine
Befreiung von vielen ungerechtfertigten Ausgrenzungen
bedeuten. Er wird dann ohne
Reglementierung seine Dienstleistungen in einem Bereich
anbieten dürfen, dessen Tätigkeitsfeld er beherrscht und in
dem er zum Teil weit besser
qualifiziert ist, als das noch den
marktbeherrschende Vollhandwerk.
Ab dann unterliegt die Entscheidung, wem er sein Vertrauen schenkt, dem freien Ermessen des Kunden. Auch dieser
wird sich umstellen müssen.
Nicht mehr geschützt durch
eine vermeintlich verbraucherorientierte Handwerksordnung
wird dieser zwangsläufig nach
neuen Sicherheiten suchen, um
sich gegen unnötige Kosten
und Folgeschäden abzusichern.
Eine dieser Sicherheiten wird
nach wie vor der Meistertitel
sein. Als neue Sicherheiten
werden nun jedoch der Nachweis von Zertifikaten oder die
Mitgliedschaft in einem Fachverband deutlich an Bedeutung
zunehmen. Vor allem dann,
wenn der Fachverband glaubhaft mit der Aussage in die
Öffentlichkeit treten kann:
„DHBV-Mitgliedsfirmen sind
geschulte und qualifizierte
Fachunternehmen, die Ihr Vertrauen verdienen.“
Dies ist keine Vision, sondern eine absehbare Entwicklung, die schon eingesetzt hat
und der sich der Verband daher mit ganzer Kraft stellt.
– ANZEIGE –
(lat. Serpula lacrymans)
Bild 1: Von links nach rechts: Stränge, lappiges Myzel, Wattemyzel
des Echten Hausschwamms mit Wassertropfen.
Der Schaderreger Nr. 1 unter den Holzzerstörern ist
der Echte Hausschwamm.
Seine erfolgreiche Bekämpfung erfordert den
Einsatz entsprechend geschulter Fachkräfte.
Dipl.-Ing. Ekkehard Flohr gibt
im Rahmen seiner Serie über
holzzerstörende Pilze einen
Überblick über den Pilz, der
sich im Laufe der Jahrhunderte
vortrefflich an menschliche Behausungen angepasst hat.
Erscheinungsform
Einen Befall durch den Echten Hausschwamm (nachfolgend
EHS genannt) zeichnet sich in
aller Regel durch üppiges My-
Bild 2: Fruchtkörper mit Zuwachsrand und gefalteter
Fruchtschicht.
zelwachstum aus. Die Erscheinungsformen des Myzels sind
sehr vielschichtig. Es kann weißes watteartiges, strangförmig
feines bis bleistiftdickes beziehungsweise lappig schmutzigbis silbergraues Myzel gebildet
werden. Auf diesem können sich
Wassertropfen befinden (Bild 1).
Am Untergrund anhaftendes
Myzel ist stets leicht ablösbar.
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Myzelstränge sind feucht biegsam und im trockenen Zustand
brechen sie hörbar.
Die oftmals flach anliegenden, bis über 100 Zentimeter
ausgedehnten Fruchtkörper besitzen eine faltige Struktur, sind
rot- bis rostbraun gefärbt und
bilden im Wachstum einen weißen, 1 bis 4 Zentimeter breiten Zuwachsrand (Bild 2).
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Dr. Friedrich Remes
Weitere Fragen an:
Dr.Friedrich Remes
DHBV e.V.
Hans-Willy-Mertens-Str. 2
50858 Köln
Telefon: 0 22 34 – 4 84 55
Telefax: 0 22 34 – 9 43 14
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FACHBEREICHE
Von handwerksrechtlicher Seite
Holz- und Brandschutz
DHBV-Mitgliedsfirmen verdienen Vertrauen
Die Handwerkskammern
entdecken den Holz- und
Bautenschützer. Laut unterschiedlicher Schätzungen gibt es in Deutschland
bis zu etwa 25.000 Holzund Bautenschutzbetriebe. Diese Zahl mag das
Vollhandwerk erschrekken, handelt es sich doch
für sie um selbst ernannte und daher nicht selten
unqualifizierte Dienstleistungsanbieter, die den
Wettbewerb ruinös verschärfen.
Tatsächlich spricht dieser
rasante Anstieg von Betriebsgründungen im handwerksähnlichen Gewerbe eine deutliche
Sprache, nämlich die, welch
hohe Barriere nach wie vor der
Große Befähigungsnachweis –
sprich Meisterbrief – für die
Neugründung von Handwerksunternehmen im Vollhandwerk
besitzt.
Handwerksordnung
steht in Frage
Diese Regelung der Berufszulassung und damit auch -ausgrenzung weist in Deutschland
eine lange Tradition auf. Der
Ursprung der handwerklichen
Regulierung geht auf das
Zunftwesen des Mittelalters
zurück und hat sich bis heute zahlreichen Deregulierungsanstößen gegenüber als äußerst
resistent erwiesen. Doch nun
mit dem Zusammenwachsen der
europäischen Märkte sieht sich
das Handwerk mit einer Situation konfrontiert, welche ein
längerfristiges Überleben der
derzeitigen Handwerksordnung
mehr als in Frage stellt. So wird
die hohe Regulierungsintensität des deutschen Handwerks
von kaum einem anderen Staat
der Europäischen Union erreicht. Nur in Österreich und
Luxemburg werden die Berufszulassungen vergleichsweise
restriktiv gehandhabt. In den
anderen Ländern der europäischen Union wird der Marktzugang überhaupt nicht reguliert (Großbritannien) oder es
gelten einfache Zulassungsvorschriften für bestimmte Handwerke (zum Beispiel Niederlande). Dies hat zur Folge, daß ein
europäischer Handwerker ohne
Befähigungsnachweis auf dem
deutschen Markt Dienstleistungen anbieten darf, die seinem
deutschen Kollegen bei gleicher
Qualifikation untersagt sind.
Darüber hinaus können sich
Handwerker aus EG-Ländern in
die deutsche Handwerksrolle
unter Anlage A als Vollhandwerk
eintragen lassen, obwohl sie
keinen Meistertitel besitzen. Sie
müssen lediglich nachweisen,
daß sie die betreffende Tätigkeit in einem anderen Mitgliedsstaat mehrere Jahre als
selbständiger Unternehmer oder
Betriebsleiter ausgeübt haben.
Das Ergebnis dieser Gesetzeslage ist eine Inländerdiskriminierung, die angesichts der
geplanten Osterweiterung der
Europäischen Union in den
kommenden Jahren noch deutlicher zu Tage treten und daher so nicht aufrecht zu erhalten sein wird.
So steht für das Gros unserer europäischen Nachbarn
außer Frage, daß die Regulierung des Handwerks, wie sie in
Deutschland gehandhabt wird,
einen massiven Eingriff in die
individuellen Freiheitsrechte
darstellt und als Modell auf das
eigene Land kaum übertragbar
ist. Durch Marktzutrittsschranken werden Handwerker ohne
Meisterbrief daran gehindert,
selbständig ein Gewerbe auszuüben oder eine qualitative
Ausweitung ihrer bestehenden
betrieblichen Handwerkstätig-
„Einmal in der Vergangenheit
erworbenes Wissen verliert
damit zunehmend an Relevanz
gegenüber einer kontinuierlichen Fort- und Weiterbildung.“
keit vorzunehmen. Das Ergebnis ist die Verhinderung neuer Arbeitsplätze, mit der Begründung, nur so die notwendige Qualitätssicherung im
Sinne des Verbraucherschutzes
gewährleisten zu können.
Mit der Zeit gehen
Doch ist der Große Befähigungsnachweis tatsächlich eine
Garantie für die fachliche Qualifikation eines Handwerksbetriebes? Heute stellen moder-
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ne Techniken und verbesserte
Schutzsysteme laufend neue
Anforderungen an den Ausführenden einer Bauleistung. Einmal in der Vergangenheit erworbenes Wissen verliert damit
zunehmend an Relevanz gegenüber einer kontinuierlichen
Fort- und Weiterbildung. Also
Bild 3: Wassertropfen an Fruchtkörper
Auch an den Fruchtkörpern
können Wassertropfen in Erscheinung treten (Bild 3). Daher erklärt sich der latainische.
Begriff „lacrymans“, was so viel
wie „der Tränende“ heißt. Im Alter können die Fruchtkörper eine
dunkelbraune bis schwarze Farbe
aufweisen und bei flüchtiger Betrachtung mit dem Braunen Keller- oder Warzenschwamm verwechselt werden.
An senkrechten Bauteilen
bildet der EHS konsolartige
Fruchtkörper. Die ausgestoßenen Sporen überziehen alle
Gegenstände in der Umgebung
eines Fruchtkörpers mit einer
rostbraunen Staubschicht (Bilder 4 und 5).
Befallenes Holz weist einen
meist großformatigen Würfel-
Bild 4: Sporen des Echten Hausschwammes auf Gegenständen in einem Keller.
bruch in Verbindung mit einer
Braunverfärbung (Braun- oder
Destruktionsfäule genannt) auf
(Bilder 6 und 7).
Vorkommen
Der EHS konnte sich im Laufe der Jahrhunderte an die von
Menschen errichteten Bauwerke
anpassen. Dort findet er ein für
sich günstiges alkalisches Milieu, Schutz vor extremen Klimaschwankungen und ausreichend Nährsubstrat. Aus diesen
Gründen ist er in der Natur
kaum noch anzutreffen.
Es können alle zellulosehaltigen Gebäudeteile durch den
EHS erfasst werden. Fast alle
Laub- und Nadelholzarten werden mit unterschiedlicher Intensität zerstört.
Der EHS benötigt zum Auskeimen eine „Initialfeuchte“
um 30 Prozent. Hat er sich
dann entwickelt, kann er trokkenes Holz befallen, indem er
es selbst befeuchtet.
Das Myzel ist sehr lichtempfindlich und meidet Zugluft.
Daher breitet es sich in abgeschlossenen Hohlräumen zum
Beispiel hinter Verkleidungen,
in Holzbalkendecken, unter Dielen, ungenutzte Kellerräume und
so weiter aus. Weite Strecken
können so unerkannt überwachsen werden. Dabei baut er an
zellulosehaltigen Bauteilen diese
Bestandteile ab und anorganische Bauteile werden über- beziehungsweise durchwachsen.
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Bild 5: Sporen des Echten Hausschwammes am Spinnennetz.
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Holz- und Brandschutz
Es schreibt für Sie:
Aus verfahrenstechnischer Sicht
Bedeutung und
Bekämpfung
Bild 8: Darstellung der Druckinjektion im Ziegelmauerwerk mit
Schraub- und Einwegpackern. Das Bohrraster ist aus zueinander
versetzten Bohrreihen anzuordnen. Der Bohrkanal soll vorzugsweise
in Stein beginnen und hat mindestens eine Mörtelfuge zu
durchstoßen.
Bild 9: Anordnung der Bohrlöcher bei einer drucklosen Mauerwerksbehandlung. Der Bohrkanal soll vorzugsweise in der Fuge beginnen und hat mindestens zwei Lagerfugen zu durchstoßen.
Bild 6: Großer Würfelbruch (Braunfäule) mit Myzelstrang des
Echten Hausschwammes.
Ohne Zweifel ist der EHS
Schaderreger Nummer 1. Von
altersher bis heute – in der Bibel und den heute gültigen
Landesbauordnung beschäftigt
man sich mit dem EHS. Leider
gibt es bis heute kaum statistische Unterlagen über Ausbreitung und Schadensvolumen.
Die wirtschaftliche Bedeutung dieses Pilzes ist nicht nur
in der eigentlichen Zerstörung
zu suchen. Eine ganz erhebliche Rolle spielt dabei auch die
„Sanierung der Sanierung“.
Ignoranz, Unwissenheit,
Schlamperei und Unterschätzung des Schaderregers bewirken oftmals 2 bis 3 Jahre nach
der Sanierung einen erneuten
Baubeginn.
Grundvoraussetzung für
eine fachgerechte Bekämpfung
des EHS ist neben einer sachkundigen Schadensbeschreibung und Planung der Einsatz
entsprechend geschulter Fachfirmen. Diese Fachfirmen (und
nur diese!) sind in der Lage,
entsprechend des deutschen
Regelwerkes (DIN, WTA-Merkblatt, VOB, LBO und so weiter)
den Schwamm im Gebäude wirk-
sam und dauerhaft zu bekämpfen.
Befallenes Holz ist in der
Regel 1 Meter nach dem letzten sichtbaren Befall abzuschneiden und das myzeldurchwachsene Mauerwerk inclusive
Sicherheitsbereich von 1,5 Metern zu behandeln. Die Mauerwerksbehandlung erfolgt im
Druckinjektions- beziehungsweise Bohrlochtränkverfahren
(Bilder 8 und 9). zuzüglich einer
Oberflächenbehandlung. Myzeldurchwachsene Schüttstoffe
und lose Teile sind auszubauen und zu entsorgen. Tangierende Maßnahmen, wie Beseitigung der Feuchte-Ursache
und Holzschutzmaßnahmen
sind untrennbare Bestandteile einer Behandlung.
Sonderbehandlungen im
Rahmen der Schwammbekämpfung können speziell an denkmalgeschützten Gebäuden ausgeführt werden. Diese bleiben
jedoch individuelle und im
Einzelfall zu entscheidende
Maßnahmen.
Bild 7: Kernfäule, verursacht durch den Echten
Hausschwamm.
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Diplom-Volkswirt
Werner Roßkopf
Bauteile nicht beeinträchtigt.
Dies Gewähr leistet speziell bei
denkmalgeschützten Gebäuden
zerstörungsfreie Sanierungsmöglichkeiten. Das Schaumverfahren stellt somit eine wirksame Alternative für die
gewerbliche Verarbeitung von
wasserlöslichen Bekämpfungsmitteln dar.
Objektbezogene
Auswahl durch
den Fachmann
Fasst man die hier skizzierten Trends im Holzschutz
zusammen, so wird eines deutlich: Bei den vielfältigen Möglichkeiten, die neue, selektiv
wirkende Mittel und Verfahren
bieten, wird in Zukunft in hohem Maße der qualifizierte
Fachmann gefragt und gefordert sein, wenn es um die
objektbezogene Auswahl der
optimalen Schutz- und Bekämpfungsmaßnahmen geht.
„Vor einem breiten Einsatz
alternativer Methoden
stehen allerdings noch
umfangreiche Forschungsund Entwicklungsarbeiten.“
köpfe, Mauerwerkshohlräume
und Ähnliches besser erreicht
werden können. Die erforderliche Schutzmittelmenge kann
dabei in einem einzigen Arbeitsgang aufgebracht werden
- und dies bei etwa verdoppelter Eindringtiefe der Wirkstoffe.
Der Arbeitsaufwand ist gegenüber dem Spritzen um etwa 40
Prozent verringert, und es treten fast keine Schutzmittelverluste auf. Und schließlich
werden die unter den zu behandelnden Flächen liegenden
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Freier Bau-Fachjournalist
seit 1998 Mitglied im Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit
Holzschutz bei der Deutschen
Bauchemie e.V. in Frankfurt
am Main.
Weitere Fragen an:
Werner Roßkopf
Dr. Hans-Hoffmann-Str. 7
67157 Wachenheim
Telefon: 0 63 22 - 6 56 13
Telefax: 0 63 22 - 80 20
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