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Ukrainische Automobilindustrie im freien
Fall
23.09.2015
Pkw-Produktion nahezu gestoppt / Einfuhren sinken rapide / Von Christian Overhoff
Kiew/Bonn (gtai) - Der ukrainische Automobilmarkt und die lokale Produktion brechen 2015 weg. In Folge der
tiefen Rezession der ukrainischen Wirtschaft fiel die Zahl der neu registrierten Pkw im 1. Halbjahr 2015 um 70%
gegenüber der Vorjahresperiode. Die Lkw-Verkäufe sanken um fast die Hälfte, und der Absatz von Bussen nahm
um gut zwei Drittel ab. Die Produktion von Pkw kam mit einem Rückgang von 90% zum Erliegen. Probleme be­
reiten zudem die ausbleibenden Exporte nach Russland.
Die Zahl der Pkw-Neuzulassungen erreichte in der Ukraine im 1. Halbjahr 2015 insgesamt rund 17.200 Stück - ein
Minus von 70,2% gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum. Wenn die ukrainischen Käufer bei neuen
Pkw zugreifen, tendierten sie bisher überwiegend zu Fahrzeugen der unteren Segmente (Minis, Klein- und Kom­
paktwagen) und somit überwiegend zu Autos mit vergleichsweise überschaubaren Preisen. In der Krise verliert
der Massenmarkt jedoch am stärksten an Bedeutung.
Die Anschaffungskosten der in der Ukraine gekauften Pkw betrugen 2013 im Mittel noch rund 18.100 Euro und
lagen damit laut Fachportal AUTO-Consulting um 4% über dem Vorjahreswert. Die gesamten Ausgaben der Be­
völkerung für neue Fahrzeuge beliefen sich demnach 2013 auf rund 3,9 Mrd. Euro. Für 2014 liegen noch keine ge­
nauen Daten vor, aber die durchschnittlichen Ausgaben für Pkw in Euro sind erstaunlicherweise deutlich höher
ausgefallen. Dies klingt vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise und des Währungsverfalls zunächst paradox.
Doch während Neuwagen für den ukrainischen Normalbürger kaum noch erschwinglich sind, kann sich die
wohlhabende Schicht den Autokauf noch am ehesten leisten. Und diese Klientel fragt hauptsächlich Mittel- und
Oberklassemodelle zu entsprechenden Preisen nach. Im Ergebnis rechnen Analysten mit durchschnittlichen An­
schaffungskosten von über 20.000 Euro für 2014. Dieser Trend dürfte sich noch verstärken, da selbst Kleinwa­
gen für die entsprechende Käuferschicht immer weniger erschwinglich werden. So müssen zum Beispiel Kunden
2015 für Kleinwagen oft schon 200.000 Griwna (UAH; etwa 8.285 Euro; 1 Euro = 24,14 UAH; Wechselkurs vom
27.7.15) auf den Tisch legen, nachdem im Vorjahr neue Automobile noch für 100.000 UAH zu haben waren.
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UKRAINISCHE AUTOMOBILINDUSTRIE IM FREIEN FALL
Meistverkaufte Pkw (Neuzulassungen nach Herstellern) (in 1.000 Stück)
Hers­
2013
2014
teller
Veränder­
Marktant­
1. Halb­
1. Halb­
Veränderung 1.
Marktanteil
ung 2014/13
eil 2014
jahr
jahr
Halbjahr
1. Halbjahr
(%)
(%)
2014
2015
2015/14 (%)
2015 (%)
Toyota
15,4
10,3
-33,1
10,6
5,4
1,7
-68,5
9,9
Geely
16,4
9,4
-42,7
9,7
6,9
0,7
-89,9
4,1
ZAZ
17,7
7,9
-55,4
8,2
5,2
1,0
-80,8
5,8
Hyund­
18,0
5,5
-69,4
5,7
3,2
1,0
-68,8
5,8
12,9
5,4
-58,1
5,6
3,0
0,9
-70,0
5,2
Renault
11,3
5,3
-53,5
5,4
2,8
1,5
-46,4
8,7
Skoda
12,3
5,2
-57,7
5,4
3,1
0,8
-74,2
4,7
Nissan
11,3
4,8
-57,5
4,9
2,7
1,2
-55,6
7,0
Ford
10,7
4,5
-57,9
4,6
2,4
0,8
-66,7
4,7
KIA
13,2
3,8
-71,2
3,9
2,4
0,7
-70,8
4,1
VAZ
9,2
2,5
-72,8
2,6
1,6
0,4
-75,0
2,3
Mitsub­
5,3
2,2
-58,5
2,3
1,2
0,3
-75,0
1,7
3,3
1,7
-48,5
1,8
1,0
0,4
-60,0
2,3
Audi
2,5
1,7
-32,0
1,7
0,9
0,3
-66,7
1,7
Chevr­
4,5
1,5
-66,7
1,5
0,8
0,3
-62,5
1,7
BMW
2,0
1,3
-35,0
1,3
k.A.
0,6
k.A.
3,5
Insges­
213,3
97,0
-54,5
100,0
57,7
17,2
-70,2
100,0
ai
Volksw­
agen
ishi
Merced­
es-Benz
olet
amt
Quellen: Asoziazija awtowyrobnikiw Ukrajiny (Verband der Automobilhersteller der Ukraine), http://
www.ukrautoprom.com.ua , Kiew 2015; Angaben der Hersteller und Berechnungen von Germany Trade & In­
vest
Pkw-Neuzulassungen und -Einfuhren brechen rapide ein
Im Zuge der allgemeinen Rezession musste der ukrainische Automobilmarkt bereits 2014 einen deutlichen Rück­
gang hinnehmen. Die Anzahl der Pkw-Neuzulassungen im Land erreichte rund 97.000 Stück. Dies entspricht ei­
nem Minus von 54,5% gegenüber dem Vorjahr. Der überwiegende Teil der vor Ort verkauften fabrikneuen Auto­
mobile stammt bisher aus dem Ausland. Angaben von Derzhstat zufolge führte die Ukraine 2014 rund 62.615
Pkw mit einem Wert von 1,2 Mrd. US$ ein. Daraus ergibt sich ein deklarierter Durchschnittswert von gut 19.100 $
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je Fahrzeug. Die Pkw-Einfuhr brach im Beobachtungszeitraum in Stück um 63,8% gegenüber der entsprechen­
den Vorjahresperiode ein.
Dieser Einbruch der Fahrzeugeinfuhren ist 2014 auf die allgemeine Wirtschaftskrise und im Besonderen auf die
drastische Abwertung der Landeswährung von rund 50% im Jahr 2014 sowie die bis April 2014 erhobene Ab­
wrackgebühr zurückzuführen. Die ukrainische Regierung hat im Februar 2015 eine zusätzliche Gebühr, eine Ein­
fuhrgebühr von 5% auf Kfz, eingeführt. Sie soll zunächst für ein Jahr gelten. Trotz höherer Zölle und schwacher
Griwna besetzten auch 2014 ausländische Marken wie Toyota (Marktanteil: 10,6%) und Geely (9,7%) noch vor
der ukrainischen ZAZ (8,2%) die Spitzenpositionen im Absatz. Der Verband Ukrawtoprom wirft Geely bei seinem
Vorstoß an die Spitze des Marktes Dumping vor.
Die Ukraine exportierte 2014 insgesamt nur noch 2.144 Pkw, was einem Rückgang von 64% gegenüber dem Vor­
jahr entspricht. Davon wurden 66% allein nach Usbekistan ausgeführt. Das zentralasiatische Land avancierte
damit zum Hauptabnehmer. Russland hingegen - der bisher wichtigste Käufer - nahm mit 489 Pkw nur noch
knapp 23% der Exporte ab. Dies waren rund 90% weniger als 2013. Der Gesamtwert der Pkw-Ausfuhren belief
sich 2014 nur noch auf 19,8 Mio. $. Ein Durchschnittspreis von 9.235 $ je Fahrzeug spiegelt die Dominanz von
Pkw der Segmente Mini, Kleinwagen und Kompakt in der Fertigungspalette der ukrainischen Hersteller wider.
Neben der Konkurrenz durch ausländische Marken bremst seit 2012 eine Abwrackgebühr auf Importfahrzeuge
im bisherigen Hauptexportmarkt Russland die Kfz-Industrie in der Ukraine. Seit September 2012 muss für im­
portierte Fahrzeuge aus der Ukraine - neben dem Zollsatz von 25% - auch eine Abwrackgebühr gezahlt werden.
Experten schätzen, dass diese Gebühr eine Verteuerung von ukrainischen Pkw in Russland um 10 bis 12% zur
Folge hat. Die traditionellen ukrainischen Hersteller trifft dies besonders, da sie im unteren Preissegment anbie­
ten, wo die Käufer besonders preissensibel sind.
Pkw-Hersteller fahren Produktion zurück
Als Reaktion auf die weggebrochenen Absätze im In- und Ausland stoppten die ukrainischen Pkw-Hersteller im
1. Halbjahr 2015 nahezu ihre gesamte Produktion. Einen weit geringeren Grund für Produktionsunterbrechungen
in der ukrainischen Kfz-Industrie bilden die Kampfhandlungen im Osten der Ukraine, wo sich viele Zulieferbe­
treibe befinden. In den Gebieten Luhansk und Donezk sind die Herstellung und der Transport von Teilen für die
Kfz-Industrie teilweise unterbrochen. Selbst die Automobilproduktion von Eurocar in der Westukraine, wo Sko­
da-Modelle montiert werden, leidet stark unter der allgemeinen Krise: So verkauften sich 2014 Skoda-Pkw um
57% (1. Halbjahr 2015: -74,2%) schlechter als im Vorjahreszeitraum. Noch stärker senkte die tschechische Volks­
wagen-Tochter Skoda in der Ukraine die Montage von Skoda-Fahrzeugen im Werk Solomonowo: 2014 und im 1.
Halbjahr 2015 um jeweils 69%.
Eurocar bleibt jedoch verhalten optimistisch und kündigte für 2015 die Einführung gleich zwei neuer Modelle an.
Seit Juni läuft entsprechend die dritte Generation des Skoda Fabia in der Ukraine vom Band. Ab Sommer steht
auch eine neue Generation Skoda Superb als SKD-Bausatzfertigung auf dem Plan.
Andere Hersteller haben ihre bisherigen Projekte verschoben und stoppten ganze Montagelinien. Das ukraini­
sche Montagewerk KrASZ zum Beispiel hat die im Mai 2013 aufgenommene SKD-Bausatzfertigung von PkwMarken Geely (VR China) und Ssangyong (Korea, Rep.) seit August 2014 vorrübergehend eingestellt, wie das
Portal Krementschuk Today meldete. Auch Bogdan hat seine Ausbaupläne für die Pkw-Montage auf Eis gelegt
und die Produktion 2014 um 66% auf 1.999 Stück gekürzt. Seit September 2014 stehen die Bänder praktisch still.
Beide Hersteller setzen stattdessen vermehrt auf Nachfrage aus dem militärischen Bereich nach geländegängi­
gen Lkw und gepanzerten Fahrzeugen.
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Produktion von Pkw in der Ukraine (in 1.000 Stück)
Hersteller/
2013
2014
Marke
Anteil
1. Halb­
1. Halb­
Veränderung 1.
Anteil 1. Halb­
2014 (%)
jahr 2014
jahr 2015
Halbjahr 2015/14
jahr 2015 (%)
(%)
Gesamtauss­
45,8
25,9
100,0
22,6
2,3
-89,8
100,0
.ZAZ
19,3
12,8
49,4
10,6
1,4
-86,8
60,9
.Eurocar
11,5
3,6
13,9
2,6
0,8
-69,2
34,8
.KrASZ
9,0
7,5
29,0
7,3
0,0
0,0
.Bogdan Mo­
6,0
2,0
7,7
2,0
0,0
0,0
toß, darunter:
tors
Quellen: Asoziazija awtowyrobnikiw Ukrajiny (Verband der Automobilhersteller der Ukraine), http://
www.ukrautoprom.com.ua , Kiew 2015; Angaben der Hersteller und Berechnungen von Germany Trade & In­
vest
Der ukrainische Markt für Lkw und Klein-Lkw (Neufahrzeuge) zählte laut Ukrawtoprom im 1. Halbjahr 2015 ins­
gesamt 1.975 Erstzulassungen und somit etwa 47% weniger als in der entsprechenden Vorjahresperiode. Das
Baugewerbe hat im Rahmen der allgemeinen wirtschaftlichen Schwäche mit einer schwächeren Branchenkon­
junktur zu kämpfen und dürfte künftig weniger Impulse geben. Landwirtschaftliche Betriebe gelten demgegen­
über weiter als kaufaktiv.
Produktion von Lkw in der Ukraine (Stückzahlen)
Hersteller/
2013
2014
Marke
Gesamtauss­
Anteil
1. Halb­
1. Halb­
Veränderung 1. Halb­
1. Halbjahr
2014 (%)
jahr 2014
jahr 2015
jahr 2015/14 (%)
2015 (%)
2.212
1.904
100,0
825
644
-21,9
100,0
.AwtoKrAZ
900
1.388
72,9
479
577
20,5
89,6
.ZAZ
747
317
16,6
289
11
-96,2
1,7
.Bogdan Mo­
284
122
6,4
56
6
-89,3
0,9
.BAZ
123
0
0,0
0
1
100,0
0,2
.Tscherkasski
158
61
3,2
1
49
4.800
7,6
0
0
0,0
0
0
toß, davon:
tors
Awtobus
.KrASZ
0,0
Quellen: Asoziazija awtowyrobnikiw Ukrajiny (Verband der Automobilhersteller der Ukraine), http://
www.ukrautoprom.com.ua , Kiew 2015; Angaben der Hersteller und Berechnungen von Germany Trade & In­
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Deutsche Lkw sind in der Ukraine beliebt
Die Exporte der Ukraine von Lkw und Klein-Lkw beliefen sich 2014 auf 784 Einheiten (-6,6%), die laut Derzhstat
in erster Linie nach Ägypten (366) und Russland (271) gingen. Der Lieferwert erreichte 55,0 Mio. $ (-5,2%). Paral­
lel dazu bezog die Ukraine 82.115 Lkw und Transporter (HS-Code 8704) verschiedener Größen aus dem Ausland,
worunter sich überwiegend Gebrauchtfahrzeuge befanden. Deren Dominanz wird anhand eines Durchschnitts­
preises von lediglich rund 4.379 $ je Fahrzeug deutlich (Gesamtwert der Importe: 359,6 Mio. $). Als beliebte Be­
schaffungsquelle für entsprechende Lieferungen dient Deutschland, woher im Berichtszeitraum stückzahlmäßig
knapp die Hälfte aller Einfuhren stammte (46% mengen- und 44% wertmäßig in US$).
Entsprechend hemmt das hohe Angebot an preisgünstiger Gebrauchttechnik den Absatz von neuen Lkw, was
nicht zuletzt auch die heimischen Produzenten zu spüren bekommen. Deren Produktion fiel im 1. Halbjahr 2015
um 21,9% auf 644 Einheiten. Bereits 2014 war ein Rückgang von 13,9% auf 1.904 Stück zu verzeichnen gewesen.
Dies fällt umso mehr ins Gewicht, da bereits 2013 der Ausstoß an Lkw um gut 29% gegenüber 2012 auf 2.212
Stück eingebrochen war. Neben dem schwachen heimischen Markt leidet vor allem der Export. Der Ausfuhr set­
zen die wirtschaftliche Rezession und die Abwrackprämie in Russland schwer zu.
Die ukrainischen Lkw-Produzenten konnten nur teilweise neue Abnehmer finden. Der Hersteller von zumeist
schweren Lkw AwtoKrAZ stellte 2014 zum Beispiel verstärkt gepanzerte Lkw und Geländewagen für die ukraini­
sche Armee her. Rund 80% der gesamten Lkw-Fertigung ging bisher in den Export. AwtoKrAZ orientiert sich laut
Branchenanalysten um und zielt nun auf Märkte des Mittleren Ostens und Afrika.
Wie bei Lkw ist der Markt für Busse aller Art 2014 von einem kräftigen Einbruch gekennzeichnet. Die Neuzulas­
sungen lagen im 1. Halbjahr 2015 bei 230 Bussen oder um 70,6% unter dem entsprechenden Vorjahresniveau
(2014: 1.759 Busse; -44,7%). Beobachter führen die schlechte Entwicklung in erster Linie auf die allgemein krisen­
hafte wirtschaftliche Entwicklung und die leeren Kassen der Kommunen zurück. Der Nachholbedarf bleibt je­
doch enorm. Laut einer Einschätzung der Wirtschaftszeitschrift Biznes dürften zwischen 75 und 80% der knapp
175.400 im Land zum Einsatz kommenden Busse älter als zwölf Jahre sein. Die Modernisierung der Flotte kommt
jedoch nur äußerst schleppend voran. Dazu trägt auch bei, dass vor allem bei Beschaffungen von mittleren und
großen Bussen überwiegend gebrauchte Technik aus Westeuropa zum Zuge kommt.
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Produktion von Omnibussen (einschließlich O-Busse; Stückzahlen)
Hersteller/
2013
2014
Marke
Anteil
1. Halb­
1. Halb­
Veränderung 1.
Anteil 1. Halb­
2014 (%)
jahr 2014
jahr 2015
Halbjahr 2015/14
jahr 2015 (%)
(%)
Gesamtauss­
2.479
906
100,0
453
248
-45,3
100,0
.BAZ
700
110
12,1
36
1
-97,2
0,4
.Tscherkasski
389
347
38,3
143
97
-32,2
39,1
.ZAZ
297
31
3,4
31
23
-25,8
9,3
.Bogdan Mo­
496
64
7,1
7
7
0,0
2,8
316
169
18,7
100
81
-19,0
32,7
281
185
20,4
136
39
-71,3
15,7
toß, davon:
Awtobus *)
tors
.Tschasowojars­
ki RemSawod
.TschernihiwAwtosawod
(ChAZ)
*) bis 2010 gehörte Tscherkasski Awtobus zu Bogdan
Quellen: Asoziazija awtowyrobnikiw Ukrajiny (Verband der Automobilhersteller der Ukraine), http://
www.ukrautoprom.com.ua , Kiew 2015; Angaben der Hersteller und Berechnungen von Germany Trade & In­
vest
Wie bereits im Fall von Pkw leiden die lokalen Hersteller unter einer sehr schwachen Exportnachfrage - vor al­
lem von Seiten russischer Kunden. Der gesamte Export von Bussen aller Art ging 2014 um 63,7% gegenüber dem
Vorjahr auf 194 Stück zurück. Der Gesamtlieferwert für ukrainische Busse erreichte 2014 insgesamt nur noch 8,8
Mio. $ (-64,5%). Im Gegenzug gelangten Angaben von Derzhstat zufolge 1.250 Busse (-57,4%) im Gesamtwert
von 15,4 Mio. $ (-66,8%) aus dem Ausland auf den ukrainischen Markt. Nach der Anzahl betrachtet vereinigten
Deutschland (707) und Russland (134) zusammen zwei Drittel aller Einfuhrlieferungen auf sich. Wie bei Lkw
dient Deutschland auch bei Bussen hauptsächlich als Beschaffungsmarkt für gebrauchte Fahrzeuge. Darauf lässt
ein Durchschnittspreis der dorther stammenden Importe im Berichtszeitraum von gut 8.900 $ je Bus schließen.
Nachfrage nach Trolleybussen steigt
Fahrzeugproduzent Bogdan hat die Serienproduktion eines neuen Busmodells aufgenommen. In seinem Werk in
Luzk wird seit 2013 das Niederflurmodell A 22110 produziert, das mit einer speziellen Einrichtung für den Einstieg
von Rollstuhlfahrern ausgestattet ist. Der neue Bus hat eine Länge von 8 m. Die Karosserie wird vom indischen
Produzenten Ashok Leyland geliefert. Im März 2015 meldete das Unternehmen zudem die erfolgreiche Zusam­
menarbeit mit dem polnischen Fahrzeughersteller Ursus. In diesem Rahmen hat Bogdan zuletzt fünf Trolleybus­
se von 38 geplanten Einheiten des Kooperationsmodells Bogdan-Ursus hergestellt.
Damit liegt das Werk im Trend. Die Nachfrage der ukrainischen Kommunen nach Trolleybussen steigt. Im Ver­
gleich zu 2013 erschienen 2014 auf ukrainischen Straßen 46% mehr neue Trolleybusse (117 gegenüber 80), berich­
tet das Fachportal AUTO-Consulting. Davon wurden 64 Stück in der Ukraine gefertigt und insgesamt 53 aus
Tschechien, Polen, Litauen sowie den Niederlanden bezogen. Der Bedarf bleibt weiterhin sehr groß. Eine Über­
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prüfung Mitte 2015 ergab, dass allein in Kiew 80% des Busfuhrparkes - davon 400 Trolleybusse - der Kommune
veraltet ist. Die zusätzliche Nachfrage lockte 2014 neben Bogdan neue lokale Anbieter auf den Markt. So liefer­
ten erstmals die Hersteller Etalon und Elektrona solche Fahrzeuge aus.
Neuvorhaben in der Kfz-Zulieferindustrie der Ukraine sind nach wie vor rar gesät. Bis Mitte 2015 war kein Pro­
jekt bekannt.
(C.O.)
August 2015
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Verena Saurenbach
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