Geschlechtsspezifische Kommunikation - Schleswig

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Geschlechtsspezifische Kommunikation - Schleswig
Geschlechtsspezifische Kommunikation
- Ein Leitfaden für Führungskräfte -
Barbara Berckhan
10.12.1998
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Inhalt
Einleitung
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1. Ziel des Leitfadens
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2. Geschlechtsspezifische Kommunikation
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2.1 Körpersprache
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2.2 Zuhören
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2.3 Wünsche, Forderungen und Meinungen
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2.4 Selbstdarstellung
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2.5 Diskussionen, Sitzungen und Besprechungen
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2.6 Konflikte, Streit
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3. Der Umgang mit der geschlechtsspezifischen
Kommunikation im Arbeitsalltag
Literatur
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19
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Einleitung
Im Personalentwicklungskonzept der Landesregierung Schleswig-Holstein
wird bei den Grundsätzen zur Zusammenarbeit und Führung auch die Frauenförderung als Ziel klar benannt. Hier heißt es: Von den Führungskräften wird
deshalb verlangt, ...“daß sie Kenntnisse über unterschiedliche Kommunikations- und Verhaltensstrukturen von Männern und Frauen haben und dieses
Wissen in Form einer differenzierten Personalführung umsetzen.“ 1
Die Benachteiligung von Frauen wird im beruflichen Alltag auch über Sprache
vermittelt. So führt die Unkenntnis der unterschiedlichen Kommunikationsund Verhaltensstrukturen von Frauen und Männern zu einer fehlerhaften Einschätzung der Fachlichkeit und Leistung von Frauen. Ihr Verhalten wird meistens nur durch das Raster der dominierenden, eher männlichen Kommunikationsweise beurteilt.
Wissenschaftlerinnen wie Deborah Tannen ist es zu verdanken, daß diese geschlechtsspezifischen Kommunikationsmuster heutzutage ohne Vorwurf oder
Schuldzuschreibungen betrachtet werden können. Weder Frauen noch Männer
sind in irgendeiner Form weniger kompetent im Hinblick auf ihr Sprechverhalten. Es gibt lediglich zwei verschiedene Kommunikationsweisen, die im beruflichen Alltag aufeinandertreffen. Der Begriff der Kommunikation umfaßt das
verbale und non-verbale Verhalten. Also das gesprochene Wort wie auch den
Ausdruck der Körpersprache. Die Kenntnis dieser geschlechtsspezifischen
Verhaltensmuster ermöglicht es allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, besonders aber auch Führungskräften, Benachteiligungen von Frauen abzubauen
und somit zur Chancengleichheit von Frauen und Männer beizutragen.
Interessierte Leserinnen und Leser finden in diesem Leitfaden Fußnoten mit
Literaturhinweisen zu den verschiedenen Aspekten und am Schluß eine Liste
mit Literaturempfehlungen.
1
Staatskanzlei, Projektgruppe Personalentwicklung: Ressortübergreifendes
Personalentwicklungskonzept der Landesregierung Schleswig-Holstein vom 26.1.1998,
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1. Ziel des Leitfadens
Der Leitfaden behandelt die wichtigsten Aspekte der geschlechtsspezifischen
Verhaltensweisen im Rahmen beruflicher Gespräche. Damit soll die Wahrnehmung der Leserinnen und Leser für diese unterschiedlichen Kommunikationsmuster geschärft werden. Ziel ist dabei, den eigenen Blickwinkel zu erweitern und die Wahrnehmung für diese geschlechtsspezifischen Verhaltensmuster zu schärfen.
Der Leitfaden ist eine Art Dolmetscher, der die geschlechtsspezifische Kommunikation übersetzt und verständlich macht. Er skizziert die häufigsten
Kommunikationsprobleme, die sich aus diesen Verhaltensmustern ergeben. Er
will dazu beitragen, daß eine mögliche Fehleinschätzung der Leistung und
Fachlichkeit von Frauen, die sich aus den geschlechtsspezifischen Sprech- und
Verhaltensstilen ergeben könnte, vermieden wird.
2. Geschlechtsspezifische Kommunikation
Mit geschlechtsspezifischer Kommunikation werden typische Verhaltensweisen von Männer und Frauen beschrieben. Dabei werden immer nur Tendenzen
und Mehrheiten beschrieben. Oder anders ausgedrückt: Nicht restlos alle Frauen verhalten sich nach einer weiblichen Kommunikationsweise und nicht ausnahmslos alle Männer kommunizieren nach einem männlichen Muster. Tatsächlich werden die jeweiligen Verhaltensweisen im Alltag von Frauen und
Männern mehr oder weniger eingesetzt. Dabei gibt es Männer und Frauen, die
den jeweiligen geschlechtsspezifischen Sprechstil sehr häufig anwenden, andere, die ihn nur in schwierigen Situationen benutzen oder wenn sie mit bestimmten Menschen reden. Dennoch treten diese geschlechtsspezifischen
Kommunikationsformen sehr viel häufiger auf, als die Betreffenden oft selbst
wahrnehmen.
Das eher weibliche Sprechverhalten wird in der Forschung und in der Fachliteratur als bindungsorientiert gekennzeichnet und das eher männliche GeGrundsätze für Zusammenarbeit und Führung, Seite 12
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sprächsverhalten wird als status- und kompetenzanzeigende Kommunikation
bezeichnet. Diese beiden Kommunikationsformen beschreibt die LinguistikProfessorin Deborah Tannen so:
„Männer sind in Gesprächen eher auf Statusrangeleien konzentriert: Versucht der andere, mich zu übertrumpfen oder mich herabzusetzen? Versucht
er, eine überlegene Position einzunehmen, indem er mir Anweisungen gibt?
Frauen sind häufig stärker auf das Aushandeln von Bindung eingestimmt:
Versucht der andere, mir näherzukommen, oder will er sich distanzieren?
Weil immer beide Elemente vorhanden sind, setzen Männer und Frauen
leicht ganz verschiedene Schwerpunkte in ein und demselben Gespräch.“ 2
Hier nun eine grobe Beschreibung dieser beiden Kommunikationsmuster.
Die bindungsorientierte, eher weibliche Kommunikation:
Neben der jeweiligen Sache, um die es im Gespräch geht, steht hier die Beziehung zum Gegenüber im Vordergrund. Das Hauptaugenmerk gilt der Gestaltung einer möglichst symmetrischen Beziehung, also einer Beziehung in der
keiner überlegen oder unterlegen ist. Um das zu erreichen, wird bei dieser
Kommunikationsform in der Regel alles vermieden, was die Beziehung verschlechtern oder gefährden könnte.
Die status- und kompetenzanzeigende, eher männliche Kommunikation:
Neben dem jeweiligen Sachthema steht die Frage nach der Über- und Unterlegenheit des Gegenüber im Vordergrund. Gespräche und Diskussionen werden
im Rahmen dieses Verhaltensmusters als eine Möglichkeit betrachtet, die persönliche Kompetenz zu zeigen und den eigenen Status zu erhöhen.
Beide Kommunikationsformen stehen sich im Alltag nicht gleichberechtigt
gegenüber, sondern das status- und kompetenzanzeigende, eher männliche
Verhaltensmuster dominiert zur Zeit noch den gesamten wirtschaftlichen und
öffentlichen Bereich. Dazu gehören Verwaltungen, Firmen, die Politik sowie
die geschäftlichen Transaktionen. Das hat zur Folge, daß die Beurteilung von
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Arbeitsleistungen bei allen Arbeitskräften, Frauen wie auch Männern, nach
den Kriterien der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation erfolgt.
Dadurch sind in der Vergangenheit gerade Frauen benachteiligt worden, da sie
meistens die bindungsorientierten Verhaltensmuster verwenden. Diese wurden
aber bisher kaum bewußt wahrgenommen und deshalb auch nicht als eine eigene Gesprächskompetenz gewürdigt.
Die bindungsorientierte Kommunikation wird zwar vorwiegend von Frauen
genutzt, ist aber kein ausschließlich weibliches Verhalten. Tatsächlich bedienen sich auch Männer der bindungsorientierten Verhaltensweisen. Einige gebrauchen diese Kommunikation - meist ohne es zu wissen - in der Familie, im
Umgang mit ihren Kindern. Am häufigsten zeigt sich dieses bindungsorientierte Sprechverhalten in Berufsfeldern, in denen Männer direkt mit der Versorgung hilfsbedürftiger Menschen befaßt sind, also in der Kranken- und Altenpflege, in Kindergärten und in der psychologischen Beratung. Überall dort
nutzen auch Männer die bindungsorientierte Kommunikation. Allerdings ist
der Anteil von Männern in diesen sozialen, pflegenden Berufen eher gering.
Ebenso haben diese Berufe ein niedriges Einkommen, so daß die bindungsorientierte Kommunikation bisher im Hinblick auf die Bezahlung und das Prestige kaum Anerkennung gefunden hat. Bereits in den Leitungs- und Managementgremien dieser sozialen Einrichtungen dominiert wieder der status- und
kompetenzanzeigende Sprechstil. Umgekehrt verwenden auch Frauen in höheren Leitungspositionen die eher männliche, status- und kompetenzanzeigende
Kommunikation. Aber auch hier ist der Frauenanteil immer noch gering.
Dadurch wird deutlich, daß der jeweilige Sprechstil nicht auf einer biologischen Veranlagung beruht. Tatsächlich eignen sich Männer und Frauen diese
geschlechtsspezifischen Kommunikationsformen im Laufe ihrer Sozialisation
an. Sie werden erlernt.
Da es durchaus möglich ist, daß Männer und Frauen jeweils beide Kommunikationsmuster anwenden können, werden diese beiden Muster im Leitfaden
nicht ‘männlich’ oder ‘weiblich’ genannt, sondern nach dem gekennzeichnet,
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Tannen 1993, S. 35
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was sie jeweils fördern oder beachten. Die Kommunikation, die Frauen am
häufigsten verwenden, wird hier als bindungsorientiert bezeichnet und die, die
Männer sehr häufig verwenden, wird hier status- und kompetenzanzeigend
genannt. Die genaueren Ausprägungen dieser beiden Kommunikationsmuster
und ihre Auswirkungen am Arbeitsplatz werden im folgenden genauer betrachtet.
2.1 Körpersprache
Noch bevor das erste Wort gesprochen wird, ist bereits die Körpersprache im
Einsatz. Obwohl sie von den Beteiligten meist nicht bewußt wahrgenommen
wird, dient sie doch dazu, daß wir uns ein Bild von unserem Gegenüber machen. Durch die Beobachtung der Körperhaltung und der Gestik versuchen
wir, den Gesprächspartner oder die Gesprächspartnerin einzuschätzen.
Die status- und kompetenzanzeigende Kommunikation
Dort, wo Status und Überlegenheit im Vordergrund stehen, wird auch der eigene Körper zur Demonstration von Überlegenheit eingesetzt. Auffällig ist
dabei, daß Männer im Vergleich zu Frauen mehr Raum beanspruchen. Männer
sitzen häufig breitbeiniger als Frauen, strecken Arme und Beine von sich weg.
Zur typisch männlichen Sitzhaltung gehört auch das Aufstemmen einer Hand
auf den Oberschenkel oder auf die Armlehne, so daß der gebeugte Ellenbogen
im Raum mehr Platz beansprucht. Oder ein Bein wird mit den Fußgelenk so
über das andere gelegt, daß das aufgelegte Bein in den Raum hineinragt, die
Schuhsohle zeigt zur Seite, das aufgelegte Schienbein bildet eine Barriere nach
vorn.
Männer machen während des Sprechens mehr Gesten, mit denen sie ihre Dominanz ausdrücken. Dazu gehören der ausgestreckte Zeigefinger, der auf den
Gesprächspartner deutet, oder die ausladenden Armbewegungen.3
3
vergl. Wex 1980, Mühlen Achs 1993
8
Im Rahmen der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation ist das
Anschauen des Gegenübers nur dann wichtig, wenn die andere Person einen
deutlich überlegenen Status hat. So halten Untergebene Blickkontakt zu der
Führungskraft, die gerade etwas erklärt. Aber männliche Vorgesetzte, die der
statusorientierten Kommunikation folgen, schauen ihre Untergebenen über
lange Strecken nicht an, während diese Person spricht. Ansonsten werden Dialoge oft mit minimalen Blickkontakt geführt. Nicht selten schauen sich zwei
Männer, die nebeneinander stehen oder sitzen, überhaupt nicht an, während sie
miteinander reden.
Die bindungsorientierte Kommunikation:
Zum bindungsorientierten Verhaltensmuster gehört der Blickkontakt. Mit ihm
wird die Beziehung zum Gegenüber hergestellt. Den anderen nicht anzuschauen, widerspricht dem Wunsch nach Verbundenheit. Männer, die während des
Gespräches keinen oder nur wenig Blickkontakt halten, werden von Frauen
meistens negativ beurteilt. Im Rahmen der bindungsorientierten Kommunikation ist dieses Verhalten eine Unhöflichkeit, wenn nicht sogar ein Beziehungsabbruch.
Frauen setzen ihre Körpersprache häufig so ein, daß sie kleiner oder schmaler
wirken, als sie sind. Zur typischen weiblichen Sitzhaltung gehören eng übereinandergeschlagene Beine und Arme, die dicht am Körper gehalten werden. Oft
wird beim Sitzen nur ein Teil der Stuhlfläche eingenommen. So sitzen Frauen
öfter als Männer vorn auf der Stuhlkante. Bei der bindungsorientierten Kommunikation wird es vermieden, Überlegenheit oder Macht zu demonstrieren,
denn das würde dem Herstellen von möglichst symmetrischen Beziehungen
zuwiderlaufen. Deshalb wird hier auf raumgreifende Gesten und Haltungen
weitestgehend verzichtet.
Früher und zum Teil heute noch, war es für Frauen wichtig, gemocht zu werden und einen netten Eindruck zu machen. Dafür wurde neben der Kleidung
auch eine Körpersprache eingesetzt, die vor allem freundlich und nicht bedrohlich wirkt. Dazu gehört das charmante Lächeln, der zur Seite gelegte Kopf
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beim Zuhören, die Augen, die von unten nach oben zum Gegenüber hochschauen. Aus der Sicht der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation signalisiert diese Haltung und Gestik zwar Weiblichkeit, aber zugleich auch
mangelnden Status und fehlende Autorität. Bereits hier kann es zur ersten
Fehleinschätzung der Kompetenz von Frauen kommen. Denn diese weibliche
Körpersprache ist auch bei Frauen sichtbar, die sehr wohl kompetent sind und
oft sogar einen hohen Status innehaben.
2.2 Zuhören
Zuhören ist der Schlüssel zu einem effektiven Dialog. Ohne wirkliches Zuhören reden die Beteiligten aneinander vorbei und drehen sich mit ihren Äußerungen im Kreis.
Die bindungsorientierte Kommunikation:
Während eines Gespräches signalisieren Frauen häufig die Verbundenheit mit
dem Gesprächspartner, indem Sie nicken oder indem sie „mmh“ oder „ja“ sagen. Während des Zuhörens zeigen diese Verbundenheitssignale, daß das Gegenüber mit seiner Rede ankommt. Es bedeutet aber nicht, daß die zuhörende
Frau dem Gesagten auch zustimmt. Tatsächlich zeigen Frauen diese Zuhörsignale, wie Nicken oder „mmh“ auch dann, wenn sie eine vollkommen andere
Meinung haben als ihr Gegenüber.4 Für viele Männer ist dieses Verhalten irritierend. Da sich die status- und kompetenzanzeigende Kommunikation viel
weniger um die Verbundenheit kümmert, werden die Zuhörsignale anders gedeutet. Hier bedeuten das Kopfnicken und Worte wie „mmh“ und „ja“ eindeutig Zustimmung zu dem, was gesagt wurde. Viele Männer fühlen sich dadurch
zum Weiterreden ermuntert und reagieren überrascht, wenn die Gesprächspartnerin nach dem Zuhören eine völlig entgegengesetzte Meinung vertritt.
Die status- und kompetenzanzeigende Kommunikation:
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Bei der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation wird das Kopfnicken als Zustimmung oder sogar als Unterordnung gedeutet. Daher werden
hier deutlich weniger bis keine Zuhörsignale gezeigt. Die Person, die spricht,
erhält vom Zuhörenden weniger ermunterndes Feedback. Viele zuhörende
Männer senden auch im Gespräch mit Frauen keine oder nur sehr wenige Zuhörsignale aus und oft halten sie auch keinen Blickkontakt zu der sprechenden
Frau. Frauen deuten dieses Verhalten als fehlende Beziehung und meistens
vermuten sie, daß ihnen der Mann nicht wirklich zuhört.
Dazu die Linguistin Deborah Tannen:
„In früheren Arbeiten habe ich darauf hingewiesen, daß Frauen oft den Eindruck haben, daß Männer ihnen nicht zuhören, obwohl sie es tun. Das liegt
daran, daß Männer ihr Interesse anders zeigen als Frauen. Wie die Anthropologen Maltz und Borker darlegen, neigen Frauen eher dazu, Fragen zu
stellen. Sie zeigen auch mehr bestätigende Reaktionen - lassen immer wieder kleine Wörter wie mhm, aha, ja einfließen, wenn sie jemandem zuhören, und sorgen so für ein fortlaufendes Feedback. Und sie reagieren positiver und begeisterter, indem sie zum Beispiel zustimmen und lachen. Mit
diesem ganzen Verhalten leisten sie Zuhörarbeit. Es ist auch eine Form der
Beziehungssprache, weil Gemeinsamkeiten unterstrichen werden und der
andere zum Weitererzählen ermutigt wird. Die entsprechenden Strategien
der Männer - sie zeigen insgesamt weniger Reaktionen, neigen mehr zu Behauptungen als zu Fragen und ziehen eher etwas in Zweifel, als daß sie Zustimmung äußern - kann man als Wettkampftaktik auffassen, die eher dem
Ziel dient, selbst zu Wort zu kommen, statt anderen zuzuhören.“ 5
Langes Zuhören ist im Rahmen der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation problematisch, weil es auch als Zeichen der Unterordnung gedeutet wird. So achten Männer mehr als Frauen darauf, daß sie nach einer gewissen Zeit des Zuhörens, wieder zu Wort kommen.
4
5
vergl. Holmes 1996
Tannen 1993, S 152 f
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2.3 Wünsche, Forderungen und Meinungen
Ein großer Teil der Gespräche am Arbeitsplatz dreht sich um den Austausch
von Meinungen, Vorschlägen und Ideen. Hier ist es wichtig, daß die Beteiligten sich so ausdrücken können, daß ihre Aussagen auch beim anderen ankommen und verstanden werden.
Die bindungsorientierte Kommunikation:
Bei der bindungsorientierten Kommunikation werden die eigenen Wünsche,
Ideen und Meinungen eher vage und indirekt formuliert.6 Hier ein Beispiel,
das dies verdeutlicht: Eine Mitarbeiterin wünscht sich eine schnellere Abwicklung einer Aufgabe. Sie formuliert ihren Wunsch vage: „Vielleicht könnten
wir die ganze Sache irgendwie schneller abwickeln.“ Die Sprecherin benutzt
die Worte „vielleicht“ und „irgendwie“. Mit solchen abschwächenden Formulierungen soll vermieden werden, daß sich andere Menschen unter Druck gesetzt fühlen und deshalb den Wunsch ablehnen. Oft werden For-derungen auch
in Fragen gekleidet, z.B. so: „Könnten wir das nicht etwas schneller abwickeln?“ Obwohl die betreffende Frau eindeutig etwas will, läßt sie durch die
Formulierung einer Frage ihrem Gegenüber die Freiheit zu wählen. Sehr häufig wird auch die eigene Person ins Spiel gebracht und der Wunsch als subjektive Meinung darstellt. Dabei werden die Worte „ich denke...“, „ich glaube...“,
„ich finde...“ verwendet. Das klingt dann so: „Ich finde, wir könnten das etwas
schneller abwickeln.“ Damit wird deutlich, daß es sich um eine persönliche
Meinung handelt. Mit allen Formulierungen wird eine direkte Konfrontation
vermieden.
Aus der Perspektive der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation
klingen diese vagen, subjektiven Aussagen eher unsicher und wankelmütig.
6
vergl. Kuhn 1996
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Besonders Meinungsäußerungen, die als Frage verkleidet sind, werden innerhalb der Statusorientierung einfach nur als Frage verstanden: Wer fragt, gibt
zu, etwas nicht zu wissen, und zeigt, daß er Hilfe braucht. Deshalb fangen
Männer häufig an, auf diese Fragen hin, Ratschläge zu erteilen und oder einen
kleinen Vortrag zu halten. Die betreffende Frau, die ja mit der Frage ihre Meinung äußern wollte, hat nun den Eindruck, sie werde mit „Worten erschlagen“,
während der betreffende Gesprächspartner aus seiner Sichtweise heraus nur
das Richtige tut: Er antwortet jemandem, der (scheinbar) nicht weiter weiß.
Allein diese Verschiedenheit in der Kommunikation hat in der Vergangenheit
oft dazu geführt, daß es aus dem Blickwinkel der Statusorientierung so aussah,
als bräuchten Frauen mehr Hilfe und Anleitung als Männer.
Die status- und kompetenzanzeigende Kommunikation:
Meinungen und Wünsche werden innerhalb der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation so vorgebracht, daß sie im Durchsetzungskampf gewinnen können. Dabei werden Worte wie „vielleicht“, „irgendwie“, „eigentlich“ sehr viel seltener benutzt als bei der bindungsorientierten Kommunikation. Die meisten Männer drücken ihre Wünsche und Meinungen sehr direkt
und oft auch zwingend aus, z. B. so: „Das muß schneller abgewickelt werden.“
Dabei wird mit den Worten „muß“, „sollte“, „darf nicht“ eine hohe Dringlichkeit erzeugt. Oft wird die eigene Person, also die Subjektivität der jeweiligen
Ansicht, weggelassen. Männer sagen sehr viel seltener als Frauen „ich denke..“, „ich meine...“, „ich glaube....“. Sie stellen ihre persönlichen Wünsche
und Ansichten oft als objektive Tatsache hin, etwa so: „Das sollte beschleunigt
werden.“ Oder: „So geht das nicht weiter. Hier muß die Abwicklung beschleunigt werden.“ Da die persönliche Meinung wie ein nüchterner Sachverhalt
klingt, steigt die Chance, daß sie nicht angefochten wird und der Betreffende
sich damit durchsetzen kann. Innerhalb der Statusorientierung können vage
Formulierungen und Fragen wie ein Eingeständnis mangelnder Kompetenz
wirken. Wer so abgeschwächt spricht, braucht nach Ansicht der Statusorientie-
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rung vor allem eine klare Richtschnur, ist also führungsbedürftig. Deshalb
kann es vorkommen, daß Frauen sich in Gesprächen mit Männer nicht ernst
genommen fühlen. Statt daß ihre Wünsche und Meinungen Gehör finden und
aufgenommen werden, müssen sie sich Vorträge und Ratschläge anhören. So
kann die statusorientierte Kommunikation auf Frauen schnell wie eine Mauer
wirken, an der ihre Meinungen und Ansichten abprallen.
2.4 Selbstdarstellung
Dort, wo Menschen zusammenarbeiten, reden sie auch über ihre Leistungen.
So entsteht im Laufe der Zeit eine Art persönliches Image, das eine Person
nach außen von sich darstellt. Nicht selten trägt genau dieses Image dazu bei,
wie ihre Arbeitsleistungen aufgenommen und bewertet werden.
Die bindungsorientierte Kommunikation:
Auffällig ist, daß Frauen in Gesprächen viel häufiger als Männer ihre eigenen
Unzulänglichkeiten und Schwächen ansprechen. Aus dem Blickwinkel der
bindungsorientierten Kommunikation schafft die Darstellung eigener Probleme und Schwächen eine gewisse Nähe zum Gegenüber. Die Beziehung soll
dadurch auf eine vertrautere, intimere Ebene gebracht werden. Mit solchen
Äußerungen geht oft die Erwartung einher, daß der Gesprächspartner oder die
Gesprächspartnerin nun auch diese vertrautere Ebene ansteuert. Im Rahmen
der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation wird dieses Verhalten
in der Regel nicht erwidert. Hier werden Gespräche genutzt, um Sachinformationen auszutauschen und möglichst auch die eigene Kompetenz zu zeigen.
Wenn Frauen über ihre persönlichen Probleme und Schwächen reden, bieten
ihnen Männer häufig Hilfe an oder berichten darüber, wie sie selbst das Problem lösen würden. Damit reagieren Männer auf dieses Näheangebot, indem sie
ihre Kompetenz darstellen. Im Rahmen der status- und kompetenzanzeigenden
Kommunikation kann diese offene Darstellung eigener Probleme wie ein Eingeständnis von Inkompetenz wirken.
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„Frauen schrecken davor zurück, ihre Leistungen öffentlich zur Schau zu stellen, weil sie glauben, dann weniger liebenswert zu sein; doch durch die Statusbrille betrachtet, erscheinen Frauen unsicher und selbstzweiflerisch und
werden systematisch unterschätzt.“
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Das ist mit ein wichtiger Grund, warum
Frauen in der Vergangenheit trotz sehr guter Arbeitsleistungen geringere Aufstiegsmöglichkeiten hatten. Frauen rücken ihre Leistungen nicht in das „kompetenzanzeigende Licht“, sondern sie zeigen viel von ihren Problemen und
Schwächen - zumindest nach den Regeln der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation. Damit geraten sie überall dort ins Hintertreffen, wo
Image und Selbstdarstellung der Beschäftigten entscheidend dazu beitragen,
eine Leitungsposition zu besetzen.
Die status- und kompentenzanzeigende Kommunikation:
Aus der Sicht des status- und kompetenzanzeigenden Sprechverhaltens ist die
aktive positive Selbstdarstellung normal, ja sogar notwendig. So ist es auch
nicht verwunderlich, daß es den meisten Männern sehr viel leichter fällt, sich
mit ihren Leistungen und Kompetenzen in Gesprächen darzustellen. Aus der
Sicht des bindungsorientierten Gesprächsverhaltens kann diese positive
Selbstdarstellung wie ein Angriff auf die Beziehung gewertet werden: Statt auf
Gemeinsamkeit und Gleichheit zu setzen (also eine symmetrische Beziehung
anzustreben) wird mit dieser positiven Selbstdarstellung Überlegenheit signalisiert. Aus dem Blickwinkel der Bindungsorientierung verurteilen viele Frauen
diese Form der positiven Selbstdarstellung als „Angeberei“ oder „Bluff“.
Während Frauen oft gut über ihre Probleme sprechen können, fällt das vielen
Männern schwer. Aus der Sicht der statusorientierten Kommunikation wäre
das ein Eingeständnis von mangelnder Kompetenz und somit ein Zeichen von
Unterlegenheit. Wenn hier Probleme angesprochen werden, dann häufig ohne
individuellen Bezug. Der Betreffende beschreibt das Problem, ohne sich als
Person mit ins Spiel zu bringen. Also statt zu sagen: „Ich hatte Schwierigkei-
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Tannen 1993, S. 247
15
ten mit....“ heißt es dann unpersönlicher: „Es gab Schwierigkeiten mit...“ oder
„Es traten Schwierigkeiten mit... auf.“
2.5 Diskussionen, Sitzungen und Besprechungen
Sitzungen und Besprechungen dienen neben dem Informationsaustausch auch
dazu, Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen. Dort, wo mehr Projekt- und
Teamarbeit eingeführt wird, gewinnt auch die Gestaltung und Leitung von Besprechungen eine immer größere Bedeutung.
Die status- und kompetenzanzeigende Kommunikation:
In Sitzungen und Besprechungen erhalten die Wortbeiträge von Männern häufig die größere Aufmerksamkeit. Männer werden mit dem, was sie sagen stärker beachtet und zwar von anderen Männern und von Frauen. Leider passiert
es immer noch, daß die Ideen und Lösungsvorschläge einer Frau überhört
werden und erst dann ernsthaft diskutiert werden, wenn ein Mann sie ausgesprochen hat.8 Dieser „Männerbonus“ in Diskussionen wird noch verstärkt
durch die Art und Weise, wie Meinungen und Ideen innerhalb der Statusorientierung dargestellt werden, nämlich als zwingende Tatsache, so daß sie unanfechtbar erscheinen.
Im Rahmen dieser Kommunikation werden Meinungsverschiedenheiten direkt
und kontrovers ausgetragen. Dabei kann es schon mal passieren, daß der Rednerin oder dem Redner ins Wort gefallen wird, so daß die betreffende Person
nicht ausreden kann. Das wird als ein Durchsetzungsproblem betrachtet. Falls
die Sitzungs- oder Besprechungsleitung hier nicht eingreift, gewinnt die Person das Rederecht, die sich behaupten kann. Dort wo bisher die status- und
kompetenzanzeigende Kommunikation vorherrschte, wurde den fachlichen
und kreativen Beiträgen von Frauen in der Regel zu wenig Beachtung geschenkt.
Die bindungsorientierte Kommunikation:
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Frauen werden in gemischtgeschlechtlichen Diskussionen und Besprechungen
mit ihren Wortbeiträgen nicht nur weniger beachtet als Männer, sie können
sich auch häufig schlechter gegen Unterbrechungen ihrer Redebeiträge wehren. Sie empfinden das Unterbrochenwerden häufig als Unhöflichkeit und
mangelnden Respekt. Wird eine Besprechung oder Sitzung sehr stark vom status- und kompetenzanzeigenden Sprechverhalten bestimmt, kommt es also zu
einem aggressiven Tonfall und häufigem Ins-Wort-fallen, dann ziehen sich
viele Frauen aus der Diskussion zurück. Hinzu kommt, daß Frauen ihre Wortbeiträge in Gruppen sehr oft zurückhaltend und manchmal sogar entschuldigend vorbringen. Etwa so: „Möglicherweise verstehe ich nicht viel davon, aber
könnten wir nicht .....?“ Oder so: „Es ist ja im Grunde schon alles gesagt worden, aber ich möchte doch noch einmal...“ Im Rahmen des bindungsorientierten Sprechverhaltens bemühen sich Frauen dabei um ein nicht-dominierendes
Verhalten. Aber durch die Brille der status- und kompetenzanzeigenden
Kommunikation wirken die hervorgebrachten Ansichten und Ideen wenig
überzeugend.
2.6 Konflikte, Streit
Konflikte sind am Arbeitsplatz nicht ungewöhnlich. Werden sie erkannt und
gelöst, können sie einen wichtigen, innovativen Beitrag zur Entwicklung eines
Projektes oder eines Teams darstellen. Wichtig ist dabei, daß die Beteiligten
eine konstruktive Konfliktkultur entwickeln. Dazu gehört das offene und
rechtzeitige Ansprechen von Unstimmigkeiten, wie auch die Klärung in Gesprächen, ohne persönliche Angriffe und Verletzungen.
Die bindungsorientierte Kommunikation:
Da die bindungsorientierte Kommunikation den Erhalt der Beziehung an die
erste Stelle setzt, neigen Frauen dazu, eine direkte Konfrontationen so lange
wie möglich zu vermeiden. Konkret kann das dazu führen, daß das Unbehagen
8
vergl. Wagner 1984, Tannen 1993, Holmes 1996
17
oder die Unstimmigkeiten nur verschlüsselt, also indirekt angedeutet werden.
Zu den indirekten Formen, einen Konflikt auszutragen, gehört z.B. das Sichbei-anderen-beklagen, Vorwürfe machen, nichts mehr sagen und den Kontakt
vermeiden.9 Oft wird Kritik oder eine Bitte um Veränderung nur durch eine
Frage angedeutet, wie z.B. diese Bemerkung einer Frau zum Beginn einer Sitzung: „Warum muß ich eigentlich immer die Protokollführung übernehmen?“
Innerhalb der bindungsorientierten Kommunikation wird diese Frage durchaus
als Unmutsäußerung verstanden. Frauen verstehen meistens, daß die andere
Frau etwas ändern möchte. Im Rahmen der status- und kompetenzanzeigenden
Kommunikation werden diese indirekten Andeutungen oft nur als schlichte
Frage verstanden: Diese Frau will wissen, warum sie immer das Protokoll
führt. Auf ihre Frage bekommt sie einfach eine Antwort: Weil sie das so gut
kann oder weil niemand anderer das will. Es kann sein, daß die betreffende
Frau jetzt sehr ärgerlich wird, da sie davon ausgeht, daß ihre (indirekte) Bitte
um Veränderung jetzt direkt und absichtlich übergangen worden ist. In den
Augen der bindungsorientierten Kommunikation ist dieses Nicht-Eingehen auf
eine indirekte Bitte oder Kritik, eine Ablehnung und daher eine Kampfansage:
Hier will jemand absichtlich der Bitte nicht nachkommen. Über die nun folgende heftige Reaktion der betreffenden Frau wundern sich Männer häufig. In
deren Augen hat die betreffende Frau keine Bitte geäußert, sondern nur eine
Frage gestellt und darauf hat sie eine Antwort bekommen.
Die status- und kompetenzanzeigende Kommunikation:
Um den eigenen Status zu sichern und eventuell sogar noch zu erhöhen, gehen
Männer schneller als Frauen auf Konfrontationskurs.10 So sind Auseinandersetzungen und argumentative Kämpfe im Rahmen der statusorientierten
Kommunikation normal und werden für notwendig erachtet.
Da Frauen die gleiche Szene oft durch die Brille der bindungsorientierten
Kommunikation betrachten, sieht es für sie so aus, als würde hier übertrieben
9
vergl. Boxer 1996
vergl. Tannen 1993, Holmes 1996
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hart gekämpft und dadurch die Beziehung unnötig verschlechtert. Tatsächlich
sind die Vertreter der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation weniger daran interessiert, die Beziehung zu erhalten, als vielmehr ihre Stärke zu
zeigen und zu gewinnen. Der Erhalt der Beziehung steht dabei erst an zweiter
Stelle. Bei Konflikten wird daher auch schneller mit harten Mitteln gekämpft.
Es kann laut werden, die Meinungsäußerungen fallen drastisch aus. Viele
Frauen sind in solchen ‘heißen’ Wortgefechten eher zurückhaltend, weil sie
diese direkte, aggressive Form des Streitens - zumindest im öffentlichen Raum
(am Arbeitsplatz oder im Geschäftsleben) - nicht richtig beherrschen und aufgrund ihrer Bindungsorientierung auch oft verurteilen. Sie wollen so nicht
streiten.
Da Frauen mehr zu indirekten Methoden der Konfliktaustragung neigen, wirken ihre Strategien durch die Brille der statusorientierten Kommunikation betrachtet eher kraftlos und wenig wirkungsvoll. Es sieht so aus, als könnten die
Frauen den harten, rauhen Wind der (scheinbar) notwendigen Auseinandersetzungen nicht vertragen. Im Rahmen der status- und kompetenzanzeigenden
Kommunikation wird das häufig als eine Durchsetzungsschwäche gewertet.
Das ist einer der Gründe, warum Frauen in der Vergangenheit bei gleicher oder sogar höherer fachlicher Qualifikation viel seltener als ihre männlichen
Mitbewerber für eine Führungsposition ausgewählt wurden. Dabei wurde die
wesentliche Stärke der bindungsorientierten Kommunikation bei den Frauen,
nämlich Interessen auszugleichen, zu schlichten und gute Beziehungen aufzubauen, in der Regel vollkommen ignoriert.
3. Der Umgang mit der geschlechtsspezifischen Kommunikation im
Arbeitsalltag
Beide Kommunikationsmuster haben ihre jeweiligen Stärken und Schwächen.
Problematisch wird es, wenn diese Muster nicht bewußt wahrgenommen werden und dadurch unterschwellig zu Mißverständnissen und Konflikten beitragen. Die Aufgabe der Zukunft wird sein, daß Frauen und Männer ihre Art zu
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sprechen bewußter erkennen. Dabei sollten die Chancen und Möglichkeiten,
die in beiden Kommunikationsmustern stecken, kreativ genutzt werden.
Dazu Deborah Tannen: „Nur wenn wir den Gesprächsstil des anderen und die
uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten verstehen, können wir anfangen,
unser Potential zu nutzen, und dem Gefängnis einer monolithischen Gesprächsnorm entkommen.“11
Um künftig die Leistungen und das Verhalten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gerechter zu beurteilen, ist es wichtig, daß sich gerade Führungskräfte darüber bewußt werden, durch welche „Brille“ sie andere Menschen beurteilen, also welches Kommunikationsverhalten ihre Sichtweise prägt. Im Rahmen von Frauenförderung ist es notwendig, daß das Sprechverhalten von
Frauen nicht länger automatisch aus dem Blickwinkel der dominierenden status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation bewertet wird. Diese Kommunikation bewertet das Verhalten nach den Gesichtspunkten von Status und
Dominanz. Frauen mit ihrer bindungsorientierten Kommunikation wirken nach
den Kriterien der status- und kompetenzanzeigenden Kommunikation unterlegen, und zwar auch dann, wenn sie fachlich und leistungsmäßig ebenbürtig
oder sogar besser sind.
Im Rahmen der Personalentwicklung und der Fortbildung für Führungskräfte
ist es wichtig, daß künftig der Blick für beide Kommunikationsmuster erweitert wird, um Ungerechtigkeiten bei der Leistungsbewertung und -beurteilung
zu vermeiden. Dort, wo mehr Teamarbeit angestrebt und das dialogorientierte
Führungsverhalten gefördert wird, rücken auch die Stärken des bindungsorientierten Verhaltens mehr in den Vordergrund.
Mit dem bewußten Erkennen beider Kommunikationsmuster wachsen die
Chancen, die Sichtweisen und Verhaltensmuster des jeweils anderen Geschlechts besser verstehen zu können. Und mehr Verständnis für einander
führt dazu, daß Benachteiligungen abgebaut und unnötige Konflikte vermieden werden. So haben alle Beteiligten mehr Ressourcen zur Verfügung, um die
anstehenden Arbeitsaufgaben zu bewältigen.
20
Literatur
Boxer, Diana: Jammern, meckern, nörgeln: „Jörckeln“ als weibliches Reden.
In: Trömel-Plötz, Senta (Hrsg.) : Frauengespräche: Sprache der Verständigung. Frankfurt am Main 1996, S. 257 - 278
Daniel, Christiane: Frauen in Führungspositionen in Europa. München 1996
Eckes, Thomas: Geschlechterstereotype. Frau und Mann aus
sozialpsychologischer Sicht. Zentrum für interdiziplinäre
Frauenforschung der Christian- Albrecht-Universität zu Kiel. Band 5,
Pfaffenweiler 1997
Helgersen, Sally: Frauen führen anders. Vorteile eines neuen Führungsstils.
Frankfurt am Main 1991
Holmes, Janet: Die unterstützende Sprechweise und interaktionelle Reife von
Frauen, In: Trömel-Plötz, Senta (Hrsg.) : Frauengespräche: Sprache der
Ver- ständigung. Frankfurt am Main 1996 S. 63 - 86
Kuhn, Elisabeth: Kooperation großgeschrieben: Weiblicher Managementstil
an einer deutschen Universität. In: Trömel-Plötz, Senta (Hrsg.) :
Frauengespräche: Sprache der Verständigung. Frankfurt am Main 1996
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Lunneborg, Patricia: Frauen arbeiten anders.Frankfurt/New York 1994
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