Predigt am 24. August 2014

Transcription

Predigt am 24. August 2014
Predigt am 24. August 2014
10. Sonntag nach Trinitatis
Predigttext: Daniel 6,24b
Liebe Gemeinde,
bevor wir wieder mit Daniel in die Löwengrube hinabsteigen, sollten wir uns anschauen, wer
dieser Mann ist, den der persische König Darius in den sicheren Tod schickte.
Eigentlich stammte Daniel aus Israel, war einer aus dem auserwählten Volk Gottes. Doch die
Zeit der großen Könige war längst vorbei und die Freiheit des Volkes Israel ging mit der Eroberung Jerusalems durch den babylonischen König Nebukadnezar jäh zu Ende. Unter denen, die den langen Weg in die Verbannung antreten mussten, war auch Daniel aus dem
Stamme Juda. Dort in der Fremde suchte der König junge Leute auch unter den verschleppten Israeliten für den Dienst an seinem Hof, die keine Gebrechen hatten, die schön, begabt,
weise, klug und verständig waren. Daniel war einer von ihnen. Er ordnete nicht nur an, sie in
der Landessprache zu unterrichten, sondern schrieb auch vor, was sie essen sollten. Daniel
jedoch konnte aufgrund seiner Religion diese Speisen nicht zu sich nehmen. So schloss er
mit dem Chefkoch einen Deal. Er sagte: „Ich esse mit meinen Freunden nur das, was unser
Gott uns zu essen erlaubt hat und du schaust, was passiert.“
Und nach kurzer Zeit konnte der Chefkoch sehen, dass die jungen Leute aus Israel besser
aussahen, als alle anderen. So hielt schon der junge Daniel sich an das, was Gott gesagt hatte
und war gehorsam.
Liebe Gemeinde,
gehorsam zu sein lernt man nicht im Alter. Wer seine Kinder nicht zum Gehorsam erzieht,
dem Tanzen sie auf der Nase herum. Gehorsam hat zutiefst etwas mit hören zu tun. Hinhören
auf das was ein anderer mir sagt und erklärt, nicht meinen, alles alleine machen oder können
zu müssen, zu sollen. Gehorsam hat etwas damit zu tun, dass ich akzeptiere, dass ein anderer
mehr kann, mehr weiß, mehr Lebenserfahrung hat. Gehorsam ist ein Ausdruck von Respekt.
Und dieses Wort sollte man wörtlich nehmen: respicere heißt zurückblicken. Bevor ich meinen eigenen Weg gehe, sollte ich zurück blicken. Blickst du in deinem Leben zurück, oder
machst du immer das was du willst, ohne Rücksicht und damit ohne Respekt? Christen blicken zurück, zurück auf ihren Gott, wollen hören, lassen sich etwas sagen, schauen auf das,
was Gott ihnen schenkt.
Damals schenke Gott Daniel und seinen Freunden Einsicht und Verstand für jede Art von
Schrift und Weisheit. Daniel schenke er die Gabe der Prophetie und Auslegung von Träumen.
Was hat Gott dir geschenkt? Was ist deine Gabe? Was kannst du ganz besonders gut? Ich
könnte auch fragen, wo liegen deine Stärken? Auch das ist etwas was in der Erziehung immer wieder wichtig werden wird, was kann ein Mensch besonders gut, was lohnt sich zu fördern und was nicht. Der Satz, du bist ja zu rein gar nichts zu gebrauchen, ist nicht nur für
den, der ihn hört ein Schlag ins Gesicht, sondern ist ein Armutszeugnis für den Glauben,
Quelle: www.kirche-brueggen-elmpt.de
dass Gott mit jedem Menschen Geschichte schreiben will.
Mit Daniel schrieb Gott Geschichte und er kündigte sie den Königen Nebukadnezar und seinem Nachfolger Belsazar an. Wenn Sie mögen, dann lesen Sie die spannenden Kapitel 2-5
im gleichnamigen Buch Daniel im Alten Testament einmal nach. Er löste das sprichwörtlich
gewordene Menetekel. Einen Schriftzug, den der König auf der Wand zu lesen bekam. Daniel legte ihm das Wort aus. Gott hat dein Königreich gezählt und beendet, Er hat auch dich
gewogen und für zu leicht befunden und dein Reich wird geteilt und den Medern und Persern übergeben. In der Nacht nach der Auslegung wurde Belsazar getötet, sein Reich geteilt
und die Meder und Perser kamen an die Macht. Der Name des neuen Königs fiel am Anfang
meiner Predigt, Darius wurde König im Land. Darius setzte zu Beginn seiner Regentschaft
nicht nur 120 Statthalter, sondern auch drei Fürsten ein, denen die Statthalter Rechenschaft
abzulegen hatten. Einer von ihnen war Daniel. Der inzwischen alte und lebenserfahrene
Mann, so heißt es in der Bibel, übertraf alle Fürsten und Statthalter, denn es war ein überragender Geist in ihm.
Liebe Gemeinde,
da steht nicht, er hatte einen überragenden Geist, da steht, es war ein überragender Geist in
ihm.
Daniel war nicht von Hause aus eine Intelligenzbestie, kein Genie von Hause aus, in Daniel
war Gottes Geist zu Hause, Gott wohnte in ihm, hatte ihn in Besitz genommen. Wes Geistes
Kind bist du? Wer wohnt in dir? Was hat Besitz ergriffen von deinem Verstand und von deiner Seele? Die Taufkinder bekommen heute von Gott ein einzigartiges Geschenk. Gott
schenkt ihnen den Heiligen Geist. Dieser will sie leiten und begleiten, sie zu überragenden
Menschen machen. Dieser Geist eröffnet ihnen eine Wirklichkeit, die sich nicht erlernen
lässt. Dieser Geist schließt eine Tür auf, die ohne ihn verschlossen bleibt. Dieser Geist zeigt
dir, wo Gott wohnt, er zeigt dir, wo jemand auf dich wartet, er zeigt dir, wo du willkommen
bist, er zeigt dir, Gottes Welt und sagt dir, hallo mein Kind, alles was mein ist, das ist auch
dein.
Daniel wurde zum Liebling des neuen Darius und er wollte diesen Mann über alle anderen
setzen. Und nun kommt auf, was immer aufkommt: Neid. So schmiedeten die anderen beiden Fürsten und 120 Statthalter einen Plan, wie sie sich Daniel entledigen konnten. Da sie
ihm keine dienstlichen Nachlässigkeiten oder Fehltritte nachweisen konnten, ersannen sie
folgende List, nachzulesen in Daniel 6,6-10:
Sie sagten sich: »Wir haben nichts gegen Daniel in der Hand, es sei denn, wir finden in
seinem Glauben etwas Anstößiges!« Sie eilten zum König und begrüßten ihn: »Lang lebe
König Darius! Wir kommen von einer gemeinsamen Beratung aller obersten Beamten,
Verwalter, Statthalter und deren Stellvertreter. Wir schlagen dir vor, dass du folgende Anordnung erlässt und alles tust, um sie durchzusetzen: Wer in den kommenden dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen richtet außer an dich, o König, soll in
die Löwengrube geworfen werden. Damit das Verbot nach dem Gesetz der Meder und
Perser von keinem widerrufen werden kann, sollte es in einer Urkunde festgehalten werden.« Da ließ Darius den Erlass niederschreiben, und das Verbot trat in Kraft.
Das mag dem König Darius geschmeichelt haben. 30 Tage nur er im Zentrum, 30 Tage dreht
sich alles um ihn, 30 Tage allmächtig sein.
Bis heute ist dieses die größte Gefahr, der wir Menschen ausgesetzt sind. Heuchelei macht
empfänglich für Größenwahn. Doch wer vergisst, dass es einen gibt, der bereits auf dem
Thron sitzt, wer vergisst zu beten, ich glaube an Gott, den Allmächtigen, wer sich selbst auf
den Chefsessel setzt oder setzen lässt, der gefährdet in seinem Anflug von Eitelkeit Menschenleben. Und diese Gefahr besteht nicht nur für Könige, die über ein Imperium herrschen, diese Gefahr besteht auch für Väter und Mütter, die in ihren vier Wänden herrschen.
Wer seine Kinder in dem Glauben lässt, Papa kann alles, wer seinen Kindern vorgaukelt,
Mama hat für alles eine Lösung, der wird schnell erfahren, wie schnell die eigene Hybris,
der eigene Hochmut zu Fall kommt.
Darius stolperte über seinen eigenen Erlass, denn dieser sah keine Ausnahme vor.
Liebe Gemeinde,
dieses unterscheidet den Allmächtigen Gott von allen Götterattrappen dieser Welt. Gott hat
die Freiheit sich selbst zu korrigieren. Seine Allmacht ist nie getrennt von seiner Liebe. Um
das zu schaffen, muss man eben Gott sein, Mensch, bedenke, wer du bist.
Darius hatte nicht weit genug gedacht. In der Bibel lesen wir:
Als Daniel von dem Edikt erfuhr, ging er in sein Haus. Das obere Stockwerk hatte Fenster
in Richtung Jerusalem, die offen standen. Hier kniete er nieder, betete zu seinem Gott und
dankte ihm, wie er es auch sonst dreimal am Tag tat. Plötzlich stürmten seine Feinde herein und ertappten ihn dabei, wie er Gott anflehte. Sofort gingen sie zum König und fragten: »Hast du nicht ausdrücklich befohlen, jeden den Löwen zum Fraß vorzuwerfen, der
in den kommenden dreißig Tagen eine Bitte an irgendeinen Gott oder Menschen richtet
außer an dich, o König?« »Ja«, antwortete Darius, »und nach dem Gesetz der Meder und
Perser kann keiner diesen Erlass widerrufen.« Da erzählten sie: »Daniel, einer der Verbannten aus Judäa, macht sich überhaupt nichts aus deinem Verbot. Er setzt sich darüber
hinweg, obwohl du selbst es erlassen hast! Dreimal am Tag betet er zu seinem Gott!« Als
der König das hörte, war er bestürzt. Den ganzen Tag dachte er darüber nach, wie er Daniel retten könnte, aber bis zum Sonnenuntergang hatte er immer noch keine Lösung gefunden. Da kamen die Männer wieder zum König gelaufen und erinnerten ihn noch einmal daran, dass nach dem Gesetz der Meder und Perser kein königlicher Erlass abgeändert werden dürfe. Darius befahl schließlich, Daniel zu verhaften und in die Löwengrube
zu werfen. Er sagte zu Daniel: »Dein Gott, dem du so treu dienst, möge dich retten!« Dann wurde ein Stein auf die Öffnung der Grube gewälzt. Der König versiegelte
ihn mit seinem Siegelring, und die führenden Männer taten dasselbe, damit niemand
mehr Daniel herausholen konnte.
Liebe Gemeinde,
nun sind wir in der Löwengrube angekommen. Und unter uns, da sitzt jeder in seinem Leben
einmal irgendwann. Da wird irgendwo im Leben der Ausgang verschlossen und du sitzt alleine mitten unter Raubtieren, die durchaus menschliche Gesichter haben können. Und dann?
Dann brauchst du Hilfe. Doch wenn alle menschlichen Hilfsmöglichkeiten ausgeschlossen
oder ausgeschöpft sind, was dann? Dann kommt es darauf an. Dann muss Gott retten. Dann
muss Glaube greifen. Dann muss der Mensch vertrauen in den treuen Gott, dem er treu vertraut hat.
Liebe Gemeinde,
ich würde ihnen gerne erzählen, was Daniel gemacht hat in der Löwengrube. Doch die Bibel
schweigt. Wir wissen nicht, ob der alte Daniel geweint hat, ob er mit weit aufgerissenen Augen in die Mäuler der Bestien geschaut hat, ob er vor Angst fast vergangen ist, ob er gebetet
hat, laut oder leise, flehentlich oder fluchend. Wir wissen es nicht. Es bleibt sein Geheimnis.
Es geht nicht um Daniel, weil es kein Patentrezept in diesen Lebenskrisen gibt. Es geht nur
um das, was Gott nun an ihm getan hat.
Am nächsten Morgen direkt bei Sonnenaufgang lässt der übermüdete Darius, weil er vor
Sorge die ganze Nacht nicht schlafen konnte, die Grube öffnen, ruft angstvoll nach Daniel
und will wissen, ob Daniels Gott ihn vor den Löwen hat retten können. Und Daniel lebt.
„Gott hat seinen Engel gesandt und der hat den Löwen das Maul zugehalten!“ erklärt er dem
König und keiner lacht. Und in der Bibel heißt es:
Und sie zogen Daniel aus der Löwengrube heraus und man spürte keinen Schaden an ihm,
denn er hatte seinem Gott vertraut.
Liebe Gemeinde,
meine Erfahrung ist, wer unaufgeregt und nüchtern davon erzählt, wie er von Gott bewahrt
worden ist, wird nicht ausgelacht. Im Gegenteil, er trifft bei den Menschen auf eine Sehnsucht, die ihnen das Lachen im Halse stecken lässt. Wer unaufgeregt und nüchtern den Kindern von den Erfahrungen weitergibt, wer die biblischen Geschichte mit eigenen Leben und
Erlebten füllt, wird sie lehren Gott zu vertrauen, wird ihnen zu einem Engel, zu einem Boten,
der den Bestien dieser Welt die Schnauzen zuhält.
Du kannst für einen anderen Menschen solch ein Engel sein. Du kannst andere daran hindern
über den dir anvertrauten Menschen herzufallen. Du kannst ihn schützen vor übler Nachrede,
Verleumdung und Lügen. Und wenn du selbst in Not gerät, dann lädt die alte Geschichte und
der alte Daniel dich ein, deinem Gott zu vertrauen.
Er wird auch dir seinen Engel senden.
Amen