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Der französische Hafen Calais profitiert von
seiner Brückenfunktion
13.04.2015
Rund 30 Mio. Passagiere im Jahr / Projekte in Tourismus und Logistik / Von Marcus Knupp
Paris (gtai) - Der wichtigste Weg vom europäischen Festland auf die britischen Inseln führt über die nordfranzö­
sische Hafenstadt Calais. Von hier fahren die meisten Fähren und hier beginnt auch der Kanaltunnel für den Ei­
senbahnverkehr. Diese strategisch günstige Lage will sich Calais in Zukunft noch stärker zunutze machen. Meh­
rere Großprojekte sollen die Stadt für Reisende attraktiver für einen Zwischenstopp machen und neue Güter­
ströme anziehen. (Kontaktadressen)
Die circa 74.000 Einwohner zählende Stadt Calais an der Kanalküste ist einer der wichtigsten Verkehrsknoten im
Norden Frankreichs. Im Durchschnitt werden im Hafen pro Tag 40 Fähren nach England abgefertigt, durch den
Kanaltunnel rauscht alle paar Minuten ein Zug mit Passagieren, Fracht oder Lastwagen. Mehrere Eisenbahnstre­
cken verbinden die Hafenstadt mit dem Hinterland. Autobahnen verlaufen parallel zur Küste (A16) und in die
Region der nordfranzösischen Metropole Lille (A26).
Die Verkehrsströme durch Calais sind beachtlich. Über 30 Mio. Passagiere haben die Stadt 2014 auf dem Weg
von und nach England passiert. Sie entfallen etwa zu gleichen Teilen auf den Fährverkehr, den Transport im
Fahrzeug durch den Kanaltunnel und den Eisenbahn-Hochgeschwindigkeitsverkehr. Calais ist durch den Ausbau
der Schnellzugstrecken zum Kanaltunnel sehr gut zu erreichen. Von Paris aus dauert die Fahrt im TGV etwa 1,5
Stunden, von Brüssel eine Stunde und von London aus 55 Minuten. Die Deutsche Bahn plant ab 2017 einen ICEVerkehr von Deutschland über Brüssel und Calais nach London einzurichten.
Der gesamte Frachtverkehr über den Hafen Calais umfasste 2014 rund 43 Mio. t. Die Zahl der per Schiff trans­
portierten Lkw lag 2014 bei 1,8 Mio., mit speziellen Zügen fuhren weitere 1,4 Mio. durch den Kanaltunnel. Zwi­
schen die Pendelzüge des Betreibers Eurotunnel und die Hochgeschwindigkeits-Passagierzüge fädelten sich
2014 noch 2.900 Güterzüge anderer Gesellschaften.
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DER FRANZÖSISCHE HAFEN CALAIS PROFITIERT VON SEINER BRÜCKENFUNKTION
Passagier- und Frachtverkehr über Calais
Verkehrsart
2013
2014
Fracht (t)
41.179.310
43.273.341
Lkw oder Auflieger
1.658.299
1.821.246
Passagiere
10.371.657
10.734.047
Pkw und Busse
1.891.824
1.880.768
Lkw
1.362.849
1.440.214
Darin: Fracht (Mio. t)
17,7
18,7
Güterzüge
2.547
2.900
Darin: Fracht (Mio. t)
1,36
1,65
Pkw
2.481.167
2.572.263
Busse
64.507
63.059
Passagiere in Fahrzeugen (Mio.)
10,3
10,6
Passagiere im Zug
10.132.691
10.397.894
Hafen
Eurotunnel
Quellen: Port de Calais, Eurotunnel
Allerdings hat nur ein geringer Teil dieser Ströme mit der Stadt Calais selbst Kontakt. Die 10 Mio. Zugfahrgäste
fahren in der Regel ohne Halt durch. Das Be- und Entladen der Autozüge und Fähren findet im Eurotunnel-Ter­
minal beziehungsweise im Hafen statt. Zwar schaffen auch diese Operationen Arbeitsplätze, die Arbeitslosen­
quote liegt nach dem Niedergang der lokalen Textilindustrie jedoch mit circa 13% deutlich über dem nationalen
Durchschnitt.
Zwischenstopp erwünscht
Calais versucht nun mit mehreren Großprojekten seine Attraktivität für verschiedene Gruppen von Reisenden zu
steigern, um diese zu einem zumindest kurzen Aufenthalt zu bewegen. Wichtigste Vorhaben sind ein Vergnü­
gungspark, ein Kongresszentrum und eine Ferienanlage mit Golfplatz und Wellness-Einrichtungen. Die Stadt
selbst verfügt zwar durch ihre Lage am Meer und nahe Strände über gute geographische Bedingungen, wurde
jedoch im zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört, so dass sie mit nüchterner Nachkriegsarchitektur wenig tou­
ristisches Flair zu bieten hat.
Vor allem an Familien mit Kindern und Jugendlichen richtet sich der geplante Themenpark Heroic Land, der ab
2018 auf 40 Hektar 32 verschiedene Freizeitangebote bieten soll. Die Gestaltung orientiert sich an Themen aus
der Literatur, Comics, Kino und Videospielen. So sollen etwa Motive aus Romanen von Jules Verne oder aus der
Fantasy-Erzählung Der Herr der Ringe aufgegriffen werden. Es soll eine Science-Fiction Zone und eine MangaCity geben. Zum Gesamtkomplex wird neben einem 9 ha großen Parkplatz auch eine Einkaufszone und ein Ho­
tel mit 250 Zimmern gehören. Die Investitionen betragen 350 Mio. Euro, der Baubeginn ist für 2016 vorgesehen.
In dem Park sollen rund 1.000 Beschäftige Arbeit finden.
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Auf die gute Erreichbarkeit setzt das Vorhaben eines Kongress- und Veranstaltungszentrums, das ebenfalls bis
2018 gegenüber dem Hafen von Calais entstehen soll. Planung, Bau und Betrieb wurden im Rahmen eines öf­
fentlich-privaten Beteiligungsmodells (PPP) an das Unternehmen Rabot Dutilleul vergeben, der Baubeginn ist
auch hier für 2016 vorgesehen. Die Kosten werden auf 44 Mio. Euro geschätzt. Auf einer Nutzfläche von 9.070
qm werden ein großer Veranstaltungssaal mit 3.500 Plätzen, ein kleinerer mit 650 Plätzen sowie acht weitere
Sitzungssäle entstehen. Hinzu kommen 1.650 qm Ausstellungsflächen, ein Hotel, ein Restaurant und eine Tiefga­
rage mit 326 Stellplätzen.
Mit deutlicherem Bezug zur Küste und mit Blick auf Reisende von jenseits des Ärmelkanals ist im Nachbarort
Sangatte auf 160 ha die Golf- und Wellness-Anlage Porte des Deux-Caps geplant. Federführend ist hier Euro Im­
mo GET, die Immobiliengesellschaft des Tunnelbetreibers Eurotunnel. Eine Besonderheit stellt die angestrebte
Kombination von permanenten Wohnungen, Zweitwohnsitzen und touristischen Unterkünften dar. Zu 180
Wohnungen kommen 90 Einzelhäuser und 240 Ferienwohnungen. Sie sollen in einem 40 ha umfassenden nach
Nachhaltigkeitskriterien gestalteten Eco-Village Platz finden. Ein Golfkurs mit einer Fläche von 120 ha und einer
18-Loch- sowie einer 9-Loch-Anlage wird sich landseitig anschließen, während zum Strand hin ein Hotelkomplex
mit Wellness-Einrichtungen entsteht.
Neue Wege der Intermodalität
Im Bereich Güterverkehr stehen umfangreiche Erweiterungen der Umschlagskapazität an, die sich vor allem auf
zwei Projekten stützen. Der Hafen selbst wird bis 2021 durch Bau einer 3000 m langen neuen Abschlussmole auf
etwa die doppelte Fläche vergrößert. Dadurch wird zum einen Platz geschaffen für neue Generationen von Fäh­
ren, die aufgrund von Größe und Tiefgang entsprechend ausgebaute Hafenanlagen benötigen. Das zusätzliche
Hafenbecken hat eine Größe von 110 ha. Zum anderen wird es landseitig rund 50 ha mehr Fläche für drei neue
Verladeeinrichtungen, Rangier- und Wartebereiche geben. Neben den Anlagen für Passagiere, Pkw und Lkw
wird auch ein neuer Eisenbahnanschluss für den Hafen gebaut. Von hier aus will die SNCF Geodis-Tochter VIIA
einen kombinierten Verkehr nach Boulou nahe Perpignan an der spanischen Grenze einrichten.
Das gesamte Investitionsvolumen beträgt 660 Mio. Euro. Bauträger des Calais Port 2015 genannten Projekts ist
eine spezielle Projektgesellschaft, an der die Caisse des Dépots und die Firma Meridiam Infrastructures die größ­
ten Anteile tragen. Eigentümer der Häfen von Calais und Boulogne-sur-Mer ist die Region Nord-Pas-de-Calais.
Die Bauzeit ist auf die Jahre 2015 bis 2020 angesetzt. Gedacht ist ferner daran, Calais als Anlegestelle für Kreuz­
fahrtschiffe zu vermarkten, deren Passagiere dann nicht nur die lokalen Attraktionen besuchen, sondern durch
die schnelle Zugverbindung auch einen Abstecher nach Paris machen könnten.
Mit Calais Premier schließlich entsteht direkt am Autobahnkreuz Calais ein 160 ha großes Logistikzentrum. In ei­
ner ersten Phase werden mit Investitionen von 50 Mio. Euro vier spezielle Logistik-Gebäude errichtet. Im Zen­
trum steht dabei eine Verladeanlage für den kombinierten Verkehr nach dem System des deutschen Unterneh­
mens CargoBeamer, die hierzu mit der Lyoner Firma DCB ein gemeinsames Unternehmen CargoBeamer France
gegründet hat. Bei dem System stellen Lastwagen ihre Auflieger in Waggonaufsätzen ab, die dann automati­
siert auf die Bahn verladen werden können. So können auch nicht kranbare Sattelauflieger befördert werden.
Der Verladevorgang nimmt zudem nur wenig Zeit in Anspruch.
Von Calais aus sollen zwei Routen durch Belgien, Deutschland und Polen sowie Frankreich, die Schweiz und Itali­
en Verbindungen zwischen Mittel- und Osteuropa sowie Südeuropa herstellen und damit den Verkehr mit den
britischen Inseln erleichtern. Zu Calais Premier gehören außerdem zwei Gebäude zum Cross-Docking mit 32.000
qm und Lagerhallen von ebenfalls 32.000 qm. Ergänzend werden Bürogebäude gebaut.
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Kontaktadressen
Nähere Informationen zu den Projekten erteilt die Wirtschaftsfördergesellschaft:
Calais Promotion
9, rue Paul Bart, 62100 Calais
Tel.: 0033/(0)3 21 34 66 83 ; Fax : -(0)3 21 97 67 92
E-Mail: [email protected] ; Internet: http://www.calaispromotion.com 
Hafen von Calais
Internet: http://www.calais-port.fr 
Eurotunnel
Internet: http://www.eurotunnelgroup.com 
Rabot Dutilleul
Internet: http://www.rabotdutilleul.com 
DCB International
Internet: http://www.dcbinternational.com 
Cargobeamer
Internet: http://www.cargobeamer.com 
VIIA
Internet: http://www.viia.com 
(S.K.)
Karl-Heinz Dahm | ©
GTAI
KONTAKT
Karl-Heinz Dahm
 +49 (0)228 24 993-274
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