Wyttenbachfestival - Barbara Balba Weber
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Wyttenbachfestival - Barbara Balba Weber
☛☛☛ VRRUCKT – ein Minifestival Vokale und instrumentale Theaterstücke und szenische Aktionen zum 75. Geburtstag des Berner Komponisten Jürg Wyttenbach ☛ «VRRUCKT – ein Minifestival» ist eine Koproduktion der Dampfzentrale Bern mit der Internationalen Gesellschaft für neue Musik Bern IGNM Programm: Jürg Wyttenbach, Barbara Balba Weber, Christian Pauli Grafik: Anneka Beatty Finanzielle Unterstützung: Stadt und Kanton Bern, Ernst Göhner-Stiftung, Pro Helvetia, Isabelle Zogheb-Stiftung, Migros Genossenschaft, Burgergemeinde, Suisa (angefragt) Medienpartner: «Der Bund» ☛ 12. März 2010, Turbinensaal 14.15: Schrei, Igel, schrei!: Tönstör-Konzert für Familien und Schulklassen ☛ mit Jeannine Hirzel (Sopran) und Diana Lehnert (Flöte/Simme), umrahmt von oral-technoiden Schimpfstationen, von und mit einer 3./4. Klasse und Medienkünstler Tobias Reber, Konzept: Barbara Balba Weber 19.00: Einführung, von Roman Brotbeck, Hochschule der Künste Bern 20.00: Mit wehenden Fahnen: Raphael Urweider (Berndeutsch, Deutsch) und Philipp Schaufelberger (Gitarre) proben Geburtstagsständchen und ähnliches 21.00: Kontraste und Melodramen – Wyttenbach gespielt: 1. Bela Bartòk «Constrasts», über ungarische und rumänische Volksmelodien, für Klarinette, Violine und Klavier 2. Jürg Wyttenbach «Sonatine», über rätoromanische Volkslieder, für Klavier 3. Jürg Wyttenbach «una chica en Nirvana»: Kubanisches für eine singende Klarinettistin 4. Beethoven/Wyttenbach «mit innigster Empfindung»: Sechs zusätzliche Variationen zum dritten Satz der Sonate Po.109, nach dem Artaria-Skizzenbuch rekomponiert von Jürg Wyttenbach 5. Jürg Wyttenbach «… innig beflügelt …»: Sieben kurze Klavierstücke PAUSE 6. Arnold Schönberg «Pierrot Lunaire»: Dreimal sieben Melodramen für Stimme, Flöte, Klarinette, Geige, Cello und Klavier ☛ Lina Akerlund (Mezzosopran), Donna und Ernesto Molinari (Klarinetten), Christoph Bösch (Flöten), Hans Heinz Schneeberger (Geige/Bratsche), David Lauri (Cello), Jürg Wyttenbach (Klavier/Leitung) ☛ 13. März 2010, Kesselhaus / Turbinensaal 20.00: Hinduhans (Live-Hörspiel). Hans Koch, der ein Nachbar und langjähriger Mitmusiker von Dichterstauffer ist, fuhr letztes Jahr für sechs Monate nach Indien. Dichterstauffer hat Hans Koch beauftragt zu bestimmten Themen auf Tonjagd zu gehen. ☛ Michael Stauffer (Text/Musik/Regie), Hans Koch (Musik) 21.00: «wenn der wagen durch die furt furzt, fangen frische fische vögel – eine durchführung» (transgradialinstallative musikperformance) Es war einmal der Jürg ist eine Person mit besonders herausragenden Fähigkeiten oder Eigenschaften, die ihn zu besonders hervorragenden Leistungen, so genannten Heldentaten, treibt. Die Taten bescheren ihm entsprechenden Heldenruhm. Seine heldischen Fähigkeiten sind von körperlicher Art und geistiger. Er steht im Gegensatz zum Schurken oder Feigling. Der Jürg setzt sich uneigennützig für eine Sache ein und ist dabei bereit, Opfer zu bringen und sein eigenes Leben einzusetzen, wobei er eine Vorbildfunktion erfüllt, mutig und willensstark ist. Generell dürfte aber gelten, dass der Heldenruhm eine Frage der Anschauung und nicht der Idee ist, und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. ☛ mit Florian Volkmann (Musik), Samuel Stoll (Musik), Till Wyler von Ballmoos (Musik) und Der Jürg (Protagonist) ☛ 14. März 2010, Turbinensaal 17.00: Arbeitstitel: Der Dichter, Performer und Musiker Jürg Halter wird einen neuen Text vortragen. Mit einem Surprise-Gast. 18.00: Gargantua. Burleske Chansons, instrumentale und vokale Szenen aus François Rabelais’ Romanen ausgewählt, übersetzt und komponiert von Jürg Wyttenbach: 1. Deux Chansons Burlesques für Chor und Instrumente 2. Trois Chansons Violées pour une violoniste chantante 3. Flûte alors! Reflet-Miroir, Grimaces et Engueulade pour une flûtiste et un clarinettiste 4. Rondeau-Tango für eine singende Geigerin und Chor, gefolgt von Epitaph «Elle en mourut, la noble Badebec» für Chor und Instrumente 5. La Guerre des Andouilles / Es geit um d’Wurscht! für zwei Rap-Perkussionisten und Chor 7. Lamentoroso, Badinerie vocale et instrumentale pour une cantatrice et six clarinettistes (mâles) PAUSE 6. Die gefrorenen Schreie / Les paroles gelées: Eine Szene auf einem Schiff zum Eismeer für Chor, Bass- und Kontrabassklarinetten und Wasser-Gongs ☛ Mit Andrea Sutter (Sopran), Noëlle Darbellay (singende Geigerin), Nadja Camichel (Flöte, Piccolo), Donna und Ernesto Molinari (Bass- und Kontrabassklarinetten), Michael Marending (Klarinette, Bassklarinette), Florian Volkmann (Perkussion und Stimme), Chor der Ehemaligen, Gymnasium Neufeld, Bern (Einstudierung: Christoph Marti und Bruno Späti), Studenten der Hochschule der Künste Bern, Musik. Jürg Wyttenbach, Leitung ☛ Jürg Wyttenbach wurde 1935 in Bern geboren. Seine Studien führten ihn von Bern (Komposition bei Sandor Veress) nach Paris. Als Dirigent hat er weit über 100 Werke zeitgenössischer Komponistinnen und Komponisten aufgeführt; die meisten in Ur- oder Erstaufführungen. Er konzertierte u.a. mit der Dresdner Philharmonie, dem Südwestfunk-Orchester, dem Hessischen Rundfunk-Orchester und dem Sinfonieorchester Krakau. Auch leitete Jürg Wyttenbach viele Konzerte mit kleineren, spezialisierten Ensembles für neue Musik wie u.a. dem Ensemble modern, Klangforum Wien, Ensemble recherche, Ensemble der IGNM Basel, Ensemble itinéraire Paris und dem Ensemble Forum Lyon. Er ist regelmässiger Gast beim Festival in Donaueschingen, beim «Festival d’Automne» in Paris, bei «Wien modern», dem «Festival musica» in Strassburg und dem «Warschauer Herbst». Mit der basel sinfonietta arbeitet der Musiker immer wieder zusammen. So war er beispielsweise mit dem Orchester zu Gast am Festival «Archipel» in Genf und am Festival «Octobre en Normandie» in Rouen. Als Komponist schreibt er vor allem Werke, die sich mit Theaterformen auseinandersetzen, u.a. «Exécution ajournée» für Streichquartett, «Lamentoroso» für Sopran und 6 männliche Klarinettisten, «Encore» für eine Schauspielerin und einen Cellisten, «Harlekinade» für eine Schauspielerin, zwei Clowns und Streichquintett, «Divisions» für Klavier und 9 Solostreicher, «De Metalli» aus den Prophezeiungen von Leonardo da Vinci für Bariton und Orchester. Unter seinen vielen CD-Einspielungen vor allem zeitgenössischer Musik, spielte er das Gesamtwerk von Giacinto Scelsi für Chor und Orchester ein (ausgezeichnet mit dem «Grand Prix du Disque» und dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik). 1993 erhielt Jürg Wyttenbach den Kunstpreis der Stadt Basel und im Jahr 2003 den Komponistenpreis des Schweizerischen Tonkünstlervereins. Seit 1967 unterrichtet er eine Konzertklasse für Klavier und die Interpretation zeitgenössischer Musik an der Musikakademie der Stadt Basel, wo der Musiker auch lebt. ☛ Zu «Pierrot Lunaire» von Arnold Schönberg (Aufführung 12. März) Das expressiv-atonale Werk steht am Anfang des modernen Musiktheaters, kurz vor Entwicklung der Zwölftonmusik und ist eines der wichtigsten Referenzstücke für neue Musik des 20. Jahrhunderts. Die Kabarettsängerin Albertine Zehme hatte es bei Schönberg als einen «Zyklus von Melodramen» in Auftrag gegeben. Arnold Schönberg (1874-1951) wählte 21 Gedichte aus einem Zyklus des französischen Dichters Albert Giraud in der deutschen Übersetzung von Otto Erich Hartleben aus und schrieb Pierrot Lunaire in wenigen Tagen von März bis Juni 1912. Die strengen, aber poetischen Versformen der grotesken Gedichte bilden die Grundlage von Schönbergs spannungsgeladener und abwechslungsreicher Musik: Leichte, freie Kompositionen stehen neben schweren, komplexen. «Pierrot Lunaire» erzählt keine fortlaufende Handlung oder Geschichte; jedes Gedicht beschreibt eine kleine Szene, ein bewegtes Bild, eine makabre Anekdote, eine Groteske der Nacht, des Mondes oder des mondsüchtigen Pierrot. Allein Schönbergs Musik und der Sprechgesang der Sängerin verbinden alles zu einer Einheit. ☛ Zu «Gargantua» von Jürg Wyttenbach (Uraufführung 14. März) Rabelais: Französischer Humanist, Arzt, Priester, Diplomat und berühmt-berüchtigter, grossartiger Erzähler von phantastischen, absurden, mythologischen, derb-fröhlichen und sinnlichen Geschichten und Gedichten. Die Romane über die Eskapaden der Riesen «Gargantua» und dessen Sohn «Pantagruel» haben die Literaten bis heute auf der ganzen Welt inspiriert (Sterne, Joyce, Grass, Rushdie, u.a.). Aber auch unzählige Maler und Gastronomen waren von seinen Figuren und Geschichten fasziniert. Die französische Lebensart hat Rabelais bis zu «Asterix und Obelix» entscheidend geprägt. Rabelais war ein Spracherfinder und Experimentator; für ihn gab es keine Tabus. Er «spiesste auf die Spiesser», aber auch die Pfaffen, die Adligen, die Politiker und sonstigen Heuchler und Lüstlinge. – Die solistisch und chorisch vertonten Chansons und kurzen Szenen – auch die Instrumentalisten agieren – werden meist zweisprachig gesungen: entweder nach- oder nebeneinander, oder sich durchdringend.