PSA Livius 2000-2
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PSA Livius 2000-2
Gabrieli-Gymnasium Eichstätt 2000/01, Leistungskurs Latein 13 I 6. Dezember 2000 2. Schulaufgabe aus dem Lateinischen A. Übersetzung Die Schändung der Lucretia Sextus Tarquinius, der Sohn des letzten römischen Königs Tarquinius Superbus, hatte bei einer Einladung die Frau des Römers Collatinus, die sittsame Lucretia kennengelernt. Dass sie verheiratet war, störte ihn wenig: Sextum Tarquinium mala libido Lucretiae stuprandae capit; cum forma tum castitas incitat (1). (...) Paucis interiectis diebus Sextus Tarquinius inscio Collatino Collatiam (2) venit. Cum – exceptus benigne ab ignaris (3) – post cenam in hospitale cubiculum deductus esset, amore ardens, postquam sopiti omnes videbantur, stricto gladio ad dormientem Lucretiam venit sinistraque manu mulieris pectore oppresso „Tace, Lucretia,“ inquit; „Sextus Tarquinius sum; ferrum in manu est; moriere (4), si emiseris vocem.“ Cum pavida mulier nullam opem, prope mortem imminentem videret, tum Tarquinius fateri (5) amorem, orare, miscere precibus minas, versare in omnes partes muliebrem animum. Ubi obstinatam videbat et ne mortis quidem metu inclinari (6), addit ad metum dedecus: cum mortua iugulatum servum nudum positurum ait, ut in sordido adulterio necata dicatur (7). Quo terrore vicit obstinatam pudicitiam libido. Lucretia erträgt die Schande nicht: Vor ihren Verwandten klärt sie das Geschehene auf und ersticht sich. Die Verwandten, darunter Brutus, schwören, das Mädchen durch die Vertreibung der Tarquinier aus Rom zu rächen. ______________________________________ 1) cum ... tum: = et ... et 2) Collatia: Landsitz des Collatinus und der Lucretia in der Nähe von Rom 3) ignarus: gemeint sind Lucretia und ihrer Sklaven und Dienerinnen; Collatinus selbst ist nicht anwesend 4) moriere = mori-e-ris 5) fateri, orare ...: historische Infinitive 6) ubi ... inclinari: ordne: ubi videbat (eam) obstinatam (esse) et ne mortis quidem metu inclinari 7) ut ... dicatur: ordne: ut ea in sordido adulterio necata esse dicatur. Die Schändung der Lucretia auf einem Wandteppich der Renaissance. B. Zusatzteil Anforderungsbereich I 1. (4 BE) Nennen Sie vier römische Könige! Anforderungsbereich II 2. Geben Sie bei den folgenden Sätzen bezüglich der fettgedruckten Worte oder Wortgruppen jeweils an, welche rhetorischen Stilmittel vorliegen, und geben Sie von zwei ausgesuchten Sätzen eine angemessene Übersetzung! a) b) c) d) Errare mehercule malo cum Platone quam cum istis vera sentire. Plato reliquit perfectissimam disciplinam, Peripateticos et Academicos, nominibus differentes, re congruentes. Si gladium quis apud te sana mente deposuerit, repetat insanus, reddere peccatum sit, officium non reddere. Non est incertum, quantum possit exercitatio et temperantia etiam in senectute conservare pristini roboris. (6 BE) 3. Erläutern Sie kurz inhaltlich den folgenden Textausschnitt und erklären Sie dabei, inwiefern die Anerkennung dieses Textes als sozialer Fortschritt aufgefasst werden konnte! (1) Si in ius vocat, ito. Ni it, antestamino: igitur em capito. (2) Si calvitur pedemve struit, manum endo iacito. (3) Si morbus aevitasve vitium escit, iumentum dato. Si nolet, arceram ne sternito. (4) Adsiduo vindex adsiduus esto. Proletario iam civi, quis volet, vindex esto. (6) Rem ubi pacunt, orato. (7) Ni pacunt, in comitio aut in foro ante meridiem caussam coiciunto. Com peroranto, ambo praesentes. (8) Post meridiem praesenti litem addicito. (9) Si ambo praesentes, solis occasus suprema tempestas esto. (6 BE) Anforderungsbereich III 4. Sklaven erledigten in der Antike oft die Arbeiten, für die wir heute Maschinen einsetzen können. Die wirtschaftliche Bedeutung der Sklaverei war so groß, dass es in der Antike nicht zu ernsthaften Versuchen gekommen ist, die Sklaverei abzuschaffen. Erläutern Sie vor diesem Hintergrund, wie die Stellung innerhalb der Wertschöpfungskette Leben und Lebensperspektiven des antiken Sklaven bestimmten und wodurch diese für uns unakzeptable Situation doch hier und da gelindert wurde! (8 BE) ____________________________________________________________________ Stoff: Livius, Paralleltexte Arbeitszeit: 90 Minuten (60 : 30) 119 lateinische Wörter Bewertung Übersetzung : Zusatzteil = 2 : 1 Deus et scientia tibi adsint!!! ©RH2000 Gabrieli-Gymnasium Eichstätt 2000/01, Leistungskurs Latein 13 I 6. Dezember 2000 2. Schulaufgabe aus dem Lateinischen A. Übersetzung Die Schändung der Lucretia Sextus Tarquinius, der Sohn des letzten römischen Königs Tarquinius Superbus, hatte bei einer Einladung die Frau des Römers Collatinus, die sittsame Lucretia kennengelernt. Dass sie verheiratet war, störte ihn wenig: Sextum Tarquinium mala libido Lucretiae stuprandae capit; cum forma tum castitas incitat (1). (...) Paucis interiectis diebus Sextus Tarquinius inscio Collatino Collatiam (2) venit. Cum – exceptus benigne ab ignaris (3) – post cenam in hospitale cubiculum deductus esset, amore ardens, postquam sopiti omnes videbantur, stricto gladio ad dormientem Lucretiam venit sinistraque manu mulieris pectore oppresso „Tace, Lucretia,“ inquit; „Sextus Tarquinius sum; ferrum in manu est; moriere (4), si emiseris vocem.“ Cum pavida mulier nullam opem, prope mortem imminentem videret, tum Tarquinius fateri (5) amorem, orare, miscere precibus minas, versare in omnes partes muliebrem animum. Ubi obstinatam videbat et ne mortis quidem metu inclinari (6), addit ad metum dedecus: cum mortua iugulatum servum nudum positurum ait, ut in sordido adulterio necata dicatur (7). Quo terrore vicit obstinatam pudicitiam libido. Lucretia erträgt die Schande nicht: Vor ihren Verwandten klärt sie das Geschehene auf und ersticht sich. Die Verwandten, darunter Brutus, schwören, das Mädchen durch die Vertreibung der Tarquinier aus Rom zu rächen. Den Sextus Tarquinius ergriff eine böse Begierde, Lucretia zu vergewaltigen; sowohl ihre Schönheit als auch ihre Keuschheit reizte ihn. Nach Verlauf weniger Tage kam Sextus Tarquinius ohne Wissen des Collatinus nach Collatia. Als er – gütig empfangen von den Nichtsahnenden – nach dem Abendessen ins Gastzimmer geleitet worden war, brannte er vor Liebesbegehren. Nachdem alle eingeschlummert schienen, zückte er sein Schwert und ging dann zur schlafenden Lucretia, drückte mit seiner linken Hand die Brust der Frau und sprach dann: „Schweig, Lucretia, ich bin Sextus Tarquinius; eine Waffe ist in meiner Hand; die wirst sterben, wenn du einen Laut von dir gibst.“ Als die erschreckte Frau keine Hilfe, aber den drohenden Tod nahe sah, da gestand Tarquinius seine Liebesqualen, flehte sie an, mischte Drohungen in seine Bitten und quälte das weibliche Herz in alle Richtungen. Sobald er sah, dass sie unerschütterlich war und nicht einmal durch die Furcht vor dem Tode ins Wanken geriet, fügte er zur Furcht Schande: er sagte, dass er zusammen mit der Toten einen getöteten Sklaven nackt hinlegen werde, damit gesagt werde, sie sei bei einem schmutzigen Ehebruch getötet worden. Durch diesen Schrecken siegte Begierde über unerschütterliche Sittsamkeit. B. Zusatzteil Anforderungsbereich I 1. Nennen Sie vier römische Könige! (4 BE) Romulus, Numa Pompilius, Tullus Hostilius, Ancus Marcius, Tarquinius Priscus, Servius Tullius, Tarquinius Superbus Anforderungsbereich II 2. Geben Sie bei den folgenden Sätzen bezüglich der fettgedruckten Worte oder Wortgruppen jeweils an, welche rhetorischen Stilmittel vorliegen, und geben Sie von zwei ausgesuchten Sätzen eine angemessene Übersetzung! a) Errare mehercule malo cum Platone quam cum istis vera sentire. b) Plato reliquit perfectissimam disciplinam, Peripateticos et Academicos, nominibus differentes, re congruentes. c) Si gladium quis apud te sana mente deposuerit, repetat insanus, reddere peccatum sit, officium non reddere. d) Non est incertum, quantum possit exercitatio et temperantia etiam in senectute conservare pristini roboris. (6 BE) a) Antithese mit Chiasmus b) Antithese, Parallelismus c) zwei Antithesen, zwei Chiasmen d) Hyperbaton mit partitivem Genitiv 3. Erläutern Sie kurz inhaltlich den folgenden Textausschnitt und erklären Sie dabei, inwiefern die Anerkennung dieses Textes als sozialer Fortschritt aufgefasst werden konnte! (1) Si in ius vocat, ito. Ni it, antestamino: igitur em capito. (2) Si calvitur pedemve struit, manum endo iacito. (3) Si morbus aevitasve vitium escit, iumentum dato. Si nolet, arceram ne sternito. (4) Adsiduo vindex adsiduus esto. Proletario iam civi, quis volet, vindex esto. (6) Rem ubi pacunt, orato. (7) Ni pacunt, in comitio aut in foro ante meridiem caussam coiciunto. Com peroranto, ambo praesentes. (8) Post meridiem praesenti litem addicito. (9) Si ambo praesentes, solis occasus suprema tempestas esto. (6 BE) Ein Beklagter muss dem Kläger vor Gericht folgen (bei Weigerung Zeugenanrufung, Handauflegung) (!). Bei Gebrechlichkeit des Beklagten muss der Kläger einen Wagen stellen, doch keinen luxuriösen (!) Bürgen dürfen nicht von niedrigerem Stande sein, um das Proletariat zu schützen (!). Prozesse sollen öffentlich und schnell geführt werden, auch ein Vergleich ist möglich (!). Der soziale Fortschritt dieser Bestimmungen zum Prozessrecht besteht darin, dass hiermit die Klagemöglichkeit garantiert wird, wodurch die sozial Schwächeren rechtlich aufgewertet werden (!). Zuvor konnten sich die Mächtigeren meist den Klagen entziehen, da die Rechtsprechung ja in ihren Händen lag (!). Anforderungsbereich III 4. Sklaven erledigten in der Antike oft die Arbeiten, für die wir heute Maschinen einsetzen können. Die wirtschaftliche Bedeutung der Sklaverei war so groß, dass es in der Antike nicht zu ernsthaften Versuchen gekommen ist, die Sklaverei abzuschaffen. Erläutern Sie vor diesem Hintergrund, wie die Stellung innerhalb der Wertschöpfungskette Leben und Lebensperspektiven des antiken Sklaven bestimmten und wodurch diese für uns unakzeptable Situation doch hier und da gelindert wurde! (8 BE) Sklaven waren Kriegsgefangene und deren Nachkommen, d. h. sie waren von unterschiedlichster Herkunft und beruflicher Qualifikation, hatten aber einen stark geminderten Rechtsstatus (!). Die Qualifikation (z. B. Sprachkenntnisse) bestimmte ihren Marktwert und Lebensweg: In der Landwirtschaft wurde die bloße körperliche Arbeitskraft ausgenutzt (vgl. Cato) (!). Auch in Bergwerken und beim Straßenbau konnten die mit der Peitsche dirigierten Arbeitssklaven oft nur ein mittleres Alter erreichen (!). Die Haussklaven, die sich durch Schönheit oder bestimmte Qualifikationen auszeichneten, hatten ein besseres Leben, mussten aber oft auch entwürdigende Tätigkeiten (vgl. Seneca) ausführen (!). Aussicht auf Freilassung bestand praktisch nur bei Vorliegen profitabler Qualifikationen (!). Ein guter Koch oder Handwerker konnte auf Grund seiner Leistung eigenes Geld für seine Freilassung ansparen – auf diese Weise profitierte auch sein Herr von der höheren Anstrengungsbereitschaft (!). Berühmt ist das Beispiel Tiros, dessen hohe Qualifikation ihm die Freundschaft Ciceros und die Freilassung einbrachte (!). Stoa und Christentum bahnten den Weg für eine anständigere Behandlung der Sklaven, die auch in Gesetzen (2. Jh. n. Chr.) ihren Niederschlag fand (!). Stoff: Livius, Paralleltexte Arbeitszeit: 90 Minuten (60 : 30) 119 lateinische Wörter Bewertung Übersetzung : Zusatzteil = 2 : 1 Deus et scientia tibi adsint!!! ©RH2000 Ergebnis Übersetzung Punkte erreicht von 0-1,5 Fehler 15 0 Schülern 2-3 14 1 3,5-4,5 13 4 5-6 12 2 6,5-7,5 11 2 8-9 10 1 9,5-10,5 9 3 11-12 8 1 12,5-13,5 7 0 14-15 6 0 15,5-16,5 5 0 17-18 4 0 18,5-19,5 3 1 20-21 2 1 21,5-22,5 1 0 23 0 0 Durchschnitt 10,12 Zusatzteil Punkte erreicht von 24 BE 15 2 Schülern 23-22 14 4 21,5-20,5 13 3 20-19,5 12 2 19-18 11 2 17,5-16,5 10 2 16-15,5 9 0 15-14 8 1 13,5-12,5 7 0 12-11,5 6 0 11-10 5 0 9,5-8,5 4 0 8-7,5 3 0 7-6 2 0 5,5-4,5 1 0 4-0 0 0 Durchschnitt 12,43 Endpunkte erreicht von 15 0 Schülern 14 2 13 3 12 5 11 0 10 2 9 2 8 0 7 0 6 0 5 2 4 0 3 0 2 0 1 0 0 0 Durchschnitt 10,9 Deus et scientia tibi adsint!!! ©RH1998 Vorbereitung auf die 2. Schulaufgabe im LK Latein 13 Datum: Form: Mittwoch, 6. Dezember 2000, 8.00-9.30 Uhr (90 min.) Übersetzung eines Originaltexts (Livius, ab urbe condita, oder juristischer Text), 100-130 Wörter Zusatzteil: Einordnen und Kommentieren einer bekannten Textstelle, geschichtlicher Hintergrund, Grundwissen zum röm. Recht, Sklaverei Bewertung: Übersetzung : Zusatzteil = 2 : 1 Stoff: Livius: Coriolan, Servius Tullius, Personenrecht (Gaius), Zwölftafelgesetz, Lex Aquilia de damno, Cato Res Romanae: Recht (S. 35ff.), Sklaverei (S. 26f.) Maier Kapitel 20 (Stilfiguren) Interpret.: Gute inhaltliche Kenntnis der gelesenen Stellen und der angegebenen Informationstexte ist Grundlage für die freie Beantwortung von Fragen aus dem Bereich der röm. Geschichte und des röm. Rechts! Wortschatz: Ein zugelassenes Lexikon (Stowasser, Pons, Heinichen, Langenscheidt großes SchulWB) ist mitzubringen Hinweise zur Vorbereitung: - den übersetzten Text sorgfältig wiederholen: hieran lernen Sie am besten die Sprache des jeweiligen Autors - vervollständigen Sie dabei ggfs. Ihre Aufzeichnungen (unbekannte Formen und Konstruktionen); die Intensität der Sprach- und Textreflexion entscheidet über Ihren Erfolg - unmittelbar vor der Schulaufgabe noch einmal möglichst viel Text wiederholen, um eine große Umwälzung des Grammatikstoffes zu erreichen - noch ein Tip: Gerade bei der Lateinwiederholung ist Teamwork die beste Arbeitsform! Vorbereitung auf die 2. Schulaufgabe im LK Latein 13 Datum: Form: Mittwoch, 6. Dezember 2000, 8.00-9.30 Uhr (90 min.) Übersetzung eines Originaltexts (Livius, ab urbe condita, oder juristischer Text), 100-130 Wörter Zusatzteil: Einordnen und Kommentieren einer bekannten Textstelle, geschichtlicher Hintergrund, Grundwissen zum röm. Recht, Sklaverei Bewertung: Übersetzung : Zusatzteil = 2 : 1 Stoff: Livius: Coriolan, Servius Tullius, Personenrecht (Gaius), Zwölftafelgesetz, Lex Aquilia de damno, Cato Res Romanae: Recht (S. 35ff.), Sklaverei (S. 26f.) Maier Kapitel 20 (Stilfiguren) Interpret.: Gute inhaltliche Kenntnis der gelesenen Stellen und der angegebenen Informationstexte ist Grundlage für die freie Beantwortung von Fragen aus dem Bereich der röm. Geschichte und des röm. Rechts! Wortschatz: Ein zugelassenes Lexikon (Stowasser, Pons, Heinichen, Langenscheidt großes SchulWB) ist mitzubringen Hinweise zur Vorbereitung: - den übersetzten Text sorgfältig wiederholen: hieran lernen Sie am besten die Sprache des jeweiligen Autors - vervollständigen Sie dabei ggfs. Ihre Aufzeichnungen (unbekannte Formen und Konstruktionen); die Intensität der Sprach- und Textreflexion entscheidet über Ihren Erfolg - unmittelbar vor der Schulaufgabe noch einmal möglichst viel Text wiederholen, um eine große Umwälzung des Grammatikstoffes zu erreichen - noch ein Tip: Gerade bei der Lateinwiederholung ist Teamwork die beste Arbeitsform!